Laplace unter andern erweiterte so auf eine bewund[unleserliches Material][erungs-] würdige Weise die Kenntniß von der Masse des Mondes. Wenn dieser in der Erdnähe ist, so steigt die Fluth bei Brest um 5' höher, als in der Erdferne. Die Sonne und der Mond wirken dahin, daß sie einzelne Theile des Wassers von Mittelpunkte der Erde weiter entfernen, wodurch auf jeder Seite derselben eine Anschwellung erfolgen muß. Die parallele Richtung der Curve kann nur denn entstehen, wenn die Attraction gleich ist. Alle diese Beobachtungen können aber nur bei großen Meeren gemacht werden, denn bei den eingeschlossenen finden andere Verhältnisse statt, weil die Kleinheit der Masse das starke Anschwellen verhindert, indem nicht genug Wasser nachfließen kann, und daher andere Gesetze eintreten. Eben so muß man die Richtung dieser Meere unterschieden, ob sie von Osten nach Westen, oder von Süden nach Norden sich hinzieht. Die Fluth eines solchen Binnenmeeres verhält sich zur Fluth des Oceans, wie der Längendurchmesser des Mondes zum Halbmesser der Erde. Auch die Lage der Meere hat den entschiedensten Einfluß, wie beim Kaspischen Meere, das nicht allein seiner geringen Wassermasse wegen, sondern
Laplace unter andern erweiterte ſo auf eine bewund[unleserliches Material][erungs-] würdige Weiſe die Kenntniß von der Maſſe des Mondes. Wenn dieſer in der Erdnähe iſt, ſo ſteigt die Fluth bei Breſt um 5′ höher, als in der Erdferne. Die Sonne und der Mond wirken dahin, daß ſie einzelne Theile des Waſſers von Mittelpunkte der Erde weiter entfernen, wodurch auf jeder Seite derſelben eine Anſchwellung erfolgen muß. Die parallele Richtung der Curve kann nur denn entſtehen, wenn die Attraction gleich iſt. Alle dieſe Beobachtungen können aber nur bei großen Meeren gemacht werden, denn bei den eingeſchloſſenen finden andere Verhältniſſe ſtatt, weil die Kleinheit der Maſſe das ſtarke Anſchwellen verhindert, indem nicht genug Waſſer nachfließen kann, und daher andere Geſetze eintreten. Eben ſo muß man die Richtung dieſer Meere unterſchieden, ob ſie von Oſten nach Weſten, oder von Süden nach Norden ſich hinzieht. Die Fluth eines ſolchen Binnenmeeres verhält ſich zur Fluth des Oceans, wie der Längendurchmeſſer des Mondes zum Halbmeſſer der Erde. Auch die Lage der Meere hat den entſchiedenſten Einfluß, wie beim Kaspiſchen Meere, das nicht allein ſeiner geringen Waſſermaſſe wegen, ſondern
<TEI><text><body><divtype="session"n="41"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0334"n="328."/><p><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726536 http://d-nb.info/gnd/118726536">Laplace</persName></hi> unter andern erweiterte ſo auf eine bewund<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"/></del><addplace="across"><suppliedreason="covered"resp="#BF">erungs-</supplied></add></subst><lb/>
würdige Weiſe die Kenntniß von der Maſſe des Mondes.<lb/>
Wenn dieſer in der Erdnähe iſt, ſo ſteigt die Fluth bei<lb/>
Breſt um 5′ höher, als in der Erdferne. Die Sonne und<lb/>
der Mond wirken dahin, daß ſie einzelne Theile des Waſſers<lb/>
von Mittelpunkte der Erde weiter entfernen, wodurch auf<lb/>
jeder Seite derſelben eine Anſchwellung erfolgen muß.<lb/>
Die parallele Richtung der Curve kann nur denn entſtehen,<lb/>
wenn die Attraction gleich iſt. Alle dieſe Beobachtungen<lb/>
können aber nur bei großen Meeren gemacht werden, denn<lb/>
bei den eingeſchloſſenen finden andere Verhältniſſe ſtatt,<lb/>
weil die Kleinheit der Maſſe das ſtarke Anſchwellen<lb/>
verhindert, indem nicht genug Waſſer nachfließen kann, und<lb/>
daher andere Geſetze eintreten. Eben ſo muß man die<lb/>
Richtung dieſer Meere unterſchieden, ob ſie von Oſten nach<lb/>
Weſten, oder von Süden nach Norden ſich hinzieht. Die<lb/>
Fluth eines ſolchen Binnenmeeres verhält ſich zur Fluth des<lb/>
Oceans, wie der Längendurchmeſſer des Mondes zum<lb/>
Halbmeſſer der Erde. Auch die Lage der Meere hat den<lb/>
entſchiedenſten Einfluß, wie beim Kaspiſchen Meere, das<lb/>
nicht allein ſeiner geringen Waſſermaſſe wegen, ſondern<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[328./0334]
Laplace unter andern erweiterte ſo auf eine bewunderungs-
würdige Weiſe die Kenntniß von der Maſſe des Mondes.
Wenn dieſer in der Erdnähe iſt, ſo ſteigt die Fluth bei
Breſt um 5′ höher, als in der Erdferne. Die Sonne und
der Mond wirken dahin, daß ſie einzelne Theile des Waſſers
von Mittelpunkte der Erde weiter entfernen, wodurch auf
jeder Seite derſelben eine Anſchwellung erfolgen muß.
Die parallele Richtung der Curve kann nur denn entſtehen,
wenn die Attraction gleich iſt. Alle dieſe Beobachtungen
können aber nur bei großen Meeren gemacht werden, denn
bei den eingeſchloſſenen finden andere Verhältniſſe ſtatt,
weil die Kleinheit der Maſſe das ſtarke Anſchwellen
verhindert, indem nicht genug Waſſer nachfließen kann, und
daher andere Geſetze eintreten. Eben ſo muß man die
Richtung dieſer Meere unterſchieden, ob ſie von Oſten nach
Weſten, oder von Süden nach Norden ſich hinzieht. Die
Fluth eines ſolchen Binnenmeeres verhält ſich zur Fluth des
Oceans, wie der Längendurchmeſſer des Mondes zum
Halbmeſſer der Erde. Auch die Lage der Meere hat den
entſchiedenſten Einfluß, wie beim Kaspiſchen Meere, das
nicht allein ſeiner geringen Waſſermaſſe wegen, ſondern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 328.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/334>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.