je höher wird er anschwellen, und um so leichter seine Ufer überströmen. Man kann auch die Flüsse als Regen- messer (Ombrometer oder Hyetometer) betrachten, da die Höhe ihres Standes die Masse desselben angiebt. Der Nil, wo nur von dem untern Theile die Rede ist, steigt immer zu derselben Höhe von 24', wie der Orinoko bei Angustura, 80 Meilen über seiner Mündung. Wir wissen hierdurch genau daß seit 2000 Jahren die Masse des fallenden Regens sich nicht geändert hat, weil das Steigen und Fallen des Nils sich in dieser Zeit immer gleich blieb. Die Menge des Wassers im Flusse wird nicht allein durch seine Tiefe, sondern auch durch die Arin, und besonders durch die Schnellig- keit seines Laufes bestimmt. Gerard hat zuerst in den Memoires D'Aegypte genaue Messungen über die Ge- schwindigkeit des Nils gegeben, die andere zum Muster dienen können. Die Flüße münden sich entweder in die Meere, oder sie gehen, wie Fränklin sich ausdrückte, in die Luft, d. h. sie verdunsten. Flüsse, vorzüglich die der südlichen Hemisphäre, verlieren immer mehr und mehr an Wasser, je weiter sie fließen, nicht allein durch Ver- dunstung sondern es dringt auch viel Wasser in den lockeren Sand ein. So soll der Orangefluß im südlichen Afrika fast
je höher wird er anſchwellen, und um ſo leichter ſeine Ufer überſtrömen. Man kann auch die Flüſſe als Regen- meſſer (Ombrometer oder Hyetometer) betrachten, da die Höhe ihres Standes die Maſſe deſſelben angiebt. Der Nil, wo nur von dem untern Theile die Rede iſt, ſteigt immer zu derſelben Höhe von 24′, wie der Orinoko bei Anguſtura, 80 Meilen über ſeiner Mündung. Wir wiſſen hierdurch genau daß ſeit 2000 Jahren die Maſſe des fallenden Regens ſich nicht geändert hat, weil das Steigen und Fallen des Nils ſich in dieſer Zeit immer gleich blieb. Die Menge des Waſſers im Fluſſe wird nicht allein durch ſeine Tiefe, ſondern auch durch die Arin, und beſonders durch die Schnellig- keit ſeines Laufes beſtimmt. Geràrd hat zuerſt in den Memoires D’Aegypte genaue Meſſungen über die Ge- ſchwindigkeit des Nils gegeben, die andere zum Muſter dienen können. Die Flüße münden ſich entweder in die Meere, oder ſie gehen, wie Fränklin ſich ausdrückte, in die Luft, d. h. ſie verdunſten. Flüſſe, vorzüglich die der ſüdlichen Hemisphäre, verlieren immer mehr und mehr an Waſſer, je weiter ſie fließen, nicht allein durch Ver- dunſtung ſondern es dringt auch viel Waſſer in den lockeren Sand ein. So ſoll der Orangefluß im ſüdlichen Afrika faſt
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je höher wird er anſchwellen, und um ſo leichter ſeine
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wo nur von dem untern Theile die Rede iſt, ſteigt immer zu
derſelben Höhe von 24′, wie der Orinoko bei Anguſtura, 80
Meilen über ſeiner Mündung. Wir wiſſen hierdurch genau
daß ſeit 2000 Jahren die Maſſe des fallenden Regens ſich
nicht geändert hat, weil das Steigen und Fallen des
Nils ſich in dieſer Zeit immer gleich blieb. Die Menge
des Waſſers im Fluſſe wird nicht allein durch ſeine Tiefe,
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keit ſeines Laufes beſtimmt. Geràrd hat zuerſt in
den Memoires D’Aegypte genaue Meſſungen über die Ge-
ſchwindigkeit des Nils gegeben, die andere zum Muſter
dienen können. Die Flüße münden ſich entweder in die
Meere, oder ſie gehen, wie Fränklin ſich ausdrückte,
in die Luft, d. h. ſie verdunſten. Flüſſe, vorzüglich
die der ſüdlichen Hemisphäre, verlieren immer mehr und mehr
an Waſſer, je weiter ſie fließen, nicht allein durch Ver-
dunſtung ſondern es dringt auch viel Waſſer in den lockeren
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 325.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/331>, abgerufen am 23.11.2024.
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