Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

des atlantischen Oceans hat den wohlthätigsten Einfluß
auf die Existenz jenes, für das Clima von Nord-Europa
so wichtigen, Eis-freien Meerwassers in dem Meridian
von Ostgrönland und Spitzbergen.

Dagegen häufen sich die im Sommer aus der Baffins-
Bay und Barrows-Straße südlich getriebenen Eisberge in
dem großen Mittelmeere an, welches die Geographen mit
dem Namen der Hudsons-Bay bezeichnen. Diese Anhäufung
vermehrt so sehr die Kälte in dem benachbarten Continent,
daß man in der Factorei York und bei der Mündung
des Hayes-Flusses, nach Capitain Franklin's neuesten
handschriftlichen Berichten, in einer Breite mit Nord-Preussen
und Curland, am Ende des Augusts und im Anfange
des September's, beim Brunnengraben, in 4 Fuß Tiefe,
überall Eis findet. Die nördlichsten und südlichsten
Grenzen des festen Polar-Eises, das heißt die Sommer-
und Wintergrenzen, von deren Lage die Temperatur der
nördlichen Continental-Massen abhängt, scheint in den histo-
rischen Zeiten, wie gründliche Untersuchungen endlich gelehrt
haben, wenig verändert worden zu sein. Der schädliche Ein-
fluß, welchen kleine, isolirte, durch Strömungen zuweilen

des atlantiſchen Oceans hat den wohlthätigſten Einfluß
auf die Exiſtenz jenes, für das Clima von Nord-Europa
ſo wichtigen, Eis-freien Meerwaſſers in dem Meridian
von Oſtgrönland und Spitzbergen.

Dagegen häufen ſich die im Sommer aus der Baffins-
Bay und Barrows-Straße ſüdlich getriebenen Eisberge in
dem großen Mittelmeere an, welches die Geographen mit
dem Namen der Hudſons-Bay bezeichnen. Dieſe Anhäufung
vermehrt ſo ſehr die Kälte in dem benachbarten Continent,
daß man in der Factorei York und bei der Mündung
des Hayes-Fluſſes, nach Capitain Franklin’s neueſten
handſchriftlichen Berichten, in einer Breite mit Nord-Preuſſen
und Curland, am Ende des Auguſts und im Anfange
des September’s, beim Brunnengraben, in 4 Fuß Tiefe,
überall Eis findet. Die nördlichſten und ſüdlichſten
Grenzen des feſten Polar-Eiſes, das heißt die Sommer-
und Wintergrenzen, von deren Lage die Temperatur der
nördlichen Continental-Maſſen abhängt, ſcheint in den hiſto-
riſchen Zeiten, wie gründliche Unterſuchungen endlich gelehrt
haben, wenig verändert worden zu ſein. Der ſchädliche Ein-
fluß, welchen kleine, iſolirte, durch Strömungen zuweilen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="38">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0301" n="295."/>
des atlanti&#x017F;chen Oceans hat den wohlthätig&#x017F;ten Einfluß<lb/>
auf die Exi&#x017F;tenz jenes, für das Clima von Nord-Europa<lb/>
&#x017F;o wichtigen, Eis-freien Meerwa&#x017F;&#x017F;ers in dem Meridian<lb/>
von O&#x017F;tgrönland und Spitzbergen.</p><lb/>
                <p>Dagegen häufen &#x017F;ich die im Sommer aus der Baffins-<lb/>
Bay und Barrows-Straße &#x017F;üdlich getriebenen Eisberge in<lb/>
dem großen Mittelmeere an, welches die Geographen mit<lb/>
dem Namen der Hud&#x017F;ons-Bay bezeichnen. Die&#x017F;e Anhäufung<lb/>
vermehrt &#x017F;o &#x017F;ehr die Kälte in dem benachbarten Continent,<lb/>
daß man in der Factorei York und bei der Mündung<lb/>
des Hayes-Flu&#x017F;&#x017F;es, nach Capitain <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534912 http://d-nb.info/gnd/118534912">Franklin</persName>&#x2019;s</hi> neue&#x017F;ten<lb/>
hand&#x017F;chriftlichen Berichten, in einer Breite mit Nord-Preu&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Curland, am Ende des Augu&#x017F;ts und im Anfange<lb/>
des September&#x2019;s, beim Brunnengraben, in 4 Fuß Tiefe,<lb/>
überall Eis findet. Die nördlich&#x017F;ten und &#x017F;üdlich&#x017F;ten<lb/>
Grenzen des fe&#x017F;ten Polar-Ei&#x017F;es, das heißt die Sommer-<lb/>
und Wintergrenzen, von deren Lage die Temperatur der<lb/>
nördlichen Continental-Ma&#x017F;&#x017F;en abhängt, &#x017F;cheint in den hi&#x017F;to-<lb/>
ri&#x017F;chen Zeiten, wie gründliche Unter&#x017F;uchungen endlich gelehrt<lb/>
haben, wenig verändert worden zu &#x017F;ein. Der &#x017F;chädliche Ein-<lb/>
fluß, welchen kleine, i&#x017F;olirte, durch Strömungen zuweilen<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295./0301] des atlantiſchen Oceans hat den wohlthätigſten Einfluß auf die Exiſtenz jenes, für das Clima von Nord-Europa ſo wichtigen, Eis-freien Meerwaſſers in dem Meridian von Oſtgrönland und Spitzbergen. Dagegen häufen ſich die im Sommer aus der Baffins- Bay und Barrows-Straße ſüdlich getriebenen Eisberge in dem großen Mittelmeere an, welches die Geographen mit dem Namen der Hudſons-Bay bezeichnen. Dieſe Anhäufung vermehrt ſo ſehr die Kälte in dem benachbarten Continent, daß man in der Factorei York und bei der Mündung des Hayes-Fluſſes, nach Capitain Franklin’s neueſten handſchriftlichen Berichten, in einer Breite mit Nord-Preuſſen und Curland, am Ende des Auguſts und im Anfange des September’s, beim Brunnengraben, in 4 Fuß Tiefe, überall Eis findet. Die nördlichſten und ſüdlichſten Grenzen des feſten Polar-Eiſes, das heißt die Sommer- und Wintergrenzen, von deren Lage die Temperatur der nördlichen Continental-Maſſen abhängt, ſcheint in den hiſto- riſchen Zeiten, wie gründliche Unterſuchungen endlich gelehrt haben, wenig verändert worden zu ſein. Der ſchädliche Ein- fluß, welchen kleine, iſolirte, durch Strömungen zuweilen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/301
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 295.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/301>, abgerufen am 24.11.2024.