daß unsere Erde für die Bewohner des Mondes eine ziemlich genaue Uhr sein müße, da sie bei ihrer Rotation dem Monde immer in jeder Stunde des Tages eine andere Gestalt zeigen La Place hat die Frage aufgestellt, ob der Mondkörper blos da wäre, um die Erde zu erleuchten. Er hat aber zu gleich dargethan, daß wenn der Mond in derselben Erdent- fernung der Sonne gegenüberstände, und als Planet sich um sie bewegte, wir immer Vollmond haben müßten. Der Mond erregt Ebbe und Fluth im Meere so wohl, wie in der Atmosphäre. Höchst wichtig ist er zur Bestimmung der Längengrade für die Schiffarth. Ebenso ist sein Ein- fluß groß auf unsern astronomischen und mechanischen Kennt- nisse. Die ganze Lehre der Mechanik des Himmels ist aus ihm geschlossen; eine genaue Gestalt unserer Erde ist aus seiner Bahn berechnet, womit die angestellten Messungen ganz übereinstimmen. Die Unveränderlichkeit des Tages, und der sich gleichbleibenden mittleren Temperatur in 3000 Jahren, ist durch ihn erkennt.
Zuvor wir zu den andern Planeten übergehen, wollen wir die Erscheinungen des Zodiakallichts erwähnen. Man hat lange geglaubt, daß es von Cassini zuerst im Jahre 1683 entdeckt sei. Wohl war er der Erste, der in Europa darauf aufmerksam machte, und er behauptet später, daß es stärker geworden sei, als da er es in
daß unſere Erde für die Bewohner des Mondes eine ziemlich genaue Uhr ſein müße, da ſie bei ihrer Rotation dem Monde immer in jeder Stunde des Tages eine andere Geſtalt zeigen La Place hat die Frage aufgeſtellt, ob der Mondkörper blos da wäre, um die Erde zu erleuchten. Er hat aber zu gleich dargethan, daß wenn der Mond in derſelben Erdent- fernung der Sonne gegenüberſtände, und als Planet ſich um ſie bewegte, wir immer Vollmond haben müßten. Der Mond erregt Ebbe und Fluth im Meere ſo wohl, wie in der Atmosphäre. Höchſt wichtig iſt er zur Beſtimmung der Längengrade für die Schiffarth. Ebenſo iſt ſein Ein- fluß groß auf unſern aſtronomiſchen und mechaniſchen Kennt- niſſe. Die ganze Lehre der Mechanik des Himmels iſt aus ihm geſchloſſen; eine genaue Geſtalt unſerer Erde iſt aus ſeiner Bahn berechnet, womit die angeſtellten Meſſungen ganz übereinſtimmen. Die Unveränderlichkeit des Tages, und der ſich gleichbleibenden mittleren Temperatur in 3000 Jahren, iſt durch ihn erkennt.
Zuvor wir zu den andern Planeten übergehen, wollen wir die Erſcheinungen des Zodiakallichts erwähnen. Man hat lange geglaubt, daß es von Casſini zuerſt im Jahre 1683 entdeckt ſei. Wohl war er der Erſte, der in Europa darauf aufmerkſam machte, und er behauptet ſpäter, daß es ſtärker geworden ſei, als da er es in
<TEI><text><body><divtype="session"n="23"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0156"n="150."/>
daß unſere Erde für die Bewohner des Mondes eine ziemlich<lb/>
genaue Uhr ſein müße, da ſie bei ihrer Rotation dem Monde<lb/>
immer in jeder Stunde des Tages eine andere Geſtalt zeigen<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726536 http://d-nb.info/gnd/118726536">La Place</persName></hi> hat die Frage aufgeſtellt, ob der Mondkörper<lb/>
blos da wäre, um die Erde zu erleuchten. Er hat aber zu<lb/>
gleich dargethan, daß wenn der Mond in derſelben Erdent-<lb/>
fernung der Sonne gegenüberſtände, und als Planet ſich<lb/>
um ſie bewegte, wir immer Vollmond haben müßten.<lb/>
Der Mond erregt Ebbe und Fluth im Meere ſo wohl, wie<lb/>
in der Atmosphäre. Höchſt wichtig iſt er zur Beſtimmung<lb/>
der Längengrade für die Schiffarth. Ebenſo iſt ſein Ein-<lb/>
fluß groß auf unſern aſtronomiſchen und mechaniſchen Kennt-<lb/>
niſſe. Die ganze Lehre der Mechanik des Himmels iſt<lb/>
aus ihm geſchloſſen; eine genaue Geſtalt unſerer Erde<lb/>
iſt aus ſeiner Bahn berechnet, womit die angeſtellten<lb/>
Meſſungen ganz übereinſtimmen. Die Unveränderlichkeit<lb/>
des Tages, und der ſich gleichbleibenden mittleren Temperatur<lb/>
in 3000 Jahren, iſt durch ihn erkennt.</p><lb/><p>Zuvor wir zu den andern Planeten übergehen, wollen<lb/>
wir die Erſcheinungen des <hirendition="#u">Zodiakallichts</hi> erwähnen.<lb/>
Man hat lange geglaubt, daß es von <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119408007 http://d-nb.info/gnd/119408007">Casſini</persName></hi> zuerſt im<lb/>
Jahre 1683 entdeckt ſei. Wohl war er der Erſte, der<lb/>
in Europa darauf aufmerkſam machte, und er behauptet<lb/>ſpäter, daß es ſtärker geworden ſei, als da er es in<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[150./0156]
daß unſere Erde für die Bewohner des Mondes eine ziemlich
genaue Uhr ſein müße, da ſie bei ihrer Rotation dem Monde
immer in jeder Stunde des Tages eine andere Geſtalt zeigen
La Place hat die Frage aufgeſtellt, ob der Mondkörper
blos da wäre, um die Erde zu erleuchten. Er hat aber zu
gleich dargethan, daß wenn der Mond in derſelben Erdent-
fernung der Sonne gegenüberſtände, und als Planet ſich
um ſie bewegte, wir immer Vollmond haben müßten.
Der Mond erregt Ebbe und Fluth im Meere ſo wohl, wie
in der Atmosphäre. Höchſt wichtig iſt er zur Beſtimmung
der Längengrade für die Schiffarth. Ebenſo iſt ſein Ein-
fluß groß auf unſern aſtronomiſchen und mechaniſchen Kennt-
niſſe. Die ganze Lehre der Mechanik des Himmels iſt
aus ihm geſchloſſen; eine genaue Geſtalt unſerer Erde
iſt aus ſeiner Bahn berechnet, womit die angeſtellten
Meſſungen ganz übereinſtimmen. Die Unveränderlichkeit
des Tages, und der ſich gleichbleibenden mittleren Temperatur
in 3000 Jahren, iſt durch ihn erkennt.
Zuvor wir zu den andern Planeten übergehen, wollen
wir die Erſcheinungen des Zodiakallichts erwähnen.
Man hat lange geglaubt, daß es von Casſini zuerſt im
Jahre 1683 entdeckt ſei. Wohl war er der Erſte, der
in Europa darauf aufmerkſam machte, und er behauptet
ſpäter, daß es ſtärker geworden ſei, als da er es in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 150.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/156>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.