die Sterne, wenn sie bei Tage culminiren nach Süden, bei Nacht aber nach Norden fortrücken. Das Licht be- wegt sich 10 mal stärker als die Erde, deshalb sehen wir die Sterne nicht an ihrem wahren Standorte, da ihr Licht in 16 Minuten den Durchmesser der Erdbahn durch- läuft, und deshalb, wir sie in einer Diagonale von 16 Minuten sehen.
Ein merkwürdiger Gegenstand ist das Vorrücken der Tag- und Nachtgleiche. Es ist eine Folge der abgeplattete Gestalt der Erde, indem sie bei ihrer Rotation in 25,200 Jahren mit ihrer Axe noch einen kleinen Kreis beschreibt. Wäre die Erde eine Kugel, so würde die Masse auf jeder Seite gleich sein. Da sie aber abge- plattet ist, so ist in der Richtung von 45° nach dem Aequator zu mehr Masse, als nach den Polen hin, da hier der Winkel kleiner, dort grösser ist, und sich unter dem Aequator die Materie ringförmig angehäuft hat. Durch die Lage der Sterne, die das Vorrücken der Tag- und Nachtgleiche verändert, ist sie von Hipparch zuerst beobachtet.
Die Rotation der Erde hindert das Zusammenfallen der Erdbahn mit dem Aequator. Alle übrigen Planeten wirken auch auf die Erdbahn, welche aber nur eine schwache entgegengesetzte Wirkung von 2/10 veranlassen.
die Sterne, wenn ſie bei Tage culminiren nach Süden, bei Nacht aber nach Norden fortrücken. Das Licht be- wegt ſich 10 mal ſtärker als die Erde, deshalb ſehen wir die Sterne nicht an ihrem wahren Standorte, da ihr Licht in 16 Minuten den Durchmeſſer der Erdbahn durch- läuft, und deshalb, wir ſie in einer Diagonale von 16 Minuten ſehen.
Ein merkwürdiger Gegenſtand iſt das Vorrücken der Tag- und Nachtgleiche. Es iſt eine Folge der abgeplattete Geſtalt der Erde, indem ſie bei ihrer Rotation in 25,200 Jahren mit ihrer Axe noch einen kleinen Kreis beſchreibt. Wäre die Erde eine Kugel, ſo würde die Maſſe auf jeder Seite gleich ſein. Da ſie aber abge- plattet iſt, ſo iſt in der Richtung von 45° nach dem Aequator zu mehr Maſſe, als nach den Polen hin, da hier der Winkel kleiner, dort gröſſer iſt, und ſich unter dem Aequator die Materie ringförmig angehäuft hat. Durch die Lage der Sterne, die das Vorrücken der Tag- und Nachtgleiche verändert, iſt ſie von Hipparch zuerſt beobachtet.
Die Rotation der Erde hindert das Zuſammenfallen der Erdbahn mit dem Aequator. Alle übrigen Planeten wirken auch auf die Erdbahn, welche aber nur eine ſchwache entgegengeſetzte Wirkung von 2/10 veranlaſſen.
<TEI><text><body><divtype="session"n="21"><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0145"n="139."/>
die Sterne, wenn ſie bei Tage culminiren nach Süden,<lb/>
bei Nacht aber nach Norden fortrücken. Das Licht be-<lb/>
wegt ſich 10 mal ſtärker als die Erde, deshalb ſehen<lb/>
wir die Sterne nicht an ihrem wahren Standorte, da ihr<lb/>
Licht in 16 Minuten den Durchmeſſer der Erdbahn durch-<lb/>
läuft, und deshalb, wir ſie in einer Diagonale von<lb/>
16 Minuten ſehen.</p><lb/><p>Ein merkwürdiger Gegenſtand iſt das Vorrücken der<lb/>
Tag- und Nachtgleiche. Es iſt eine Folge der abgeplattete<lb/>
Geſtalt der Erde, indem ſie bei ihrer Rotation in<lb/>
25,200 Jahren mit ihrer Axe noch einen kleinen Kreis<lb/>
beſchreibt. Wäre die Erde eine Kugel, ſo würde die<lb/>
Maſſe auf jeder Seite gleich ſein. Da ſie aber abge-<lb/>
plattet iſt, ſo iſt in der Richtung von 45° nach dem<lb/>
Aequator zu mehr Maſſe, als nach den Polen hin, da<lb/>
hier der Winkel kleiner, dort gröſſer iſt, und ſich unter<lb/>
dem Aequator die Materie ringförmig angehäuft hat.<lb/>
Durch die Lage der Sterne, die das Vorrücken der Tag-<lb/>
und Nachtgleiche verändert, iſt ſie von <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100499651 http://d-nb.info/gnd/100499651">Hipparch</persName></hi> zuerſt beobachtet.</p><lb/><p>Die Rotation der Erde hindert das Zuſammenfallen<lb/>
der Erdbahn mit dem Aequator. Alle übrigen Planeten<lb/>
wirken auch auf die Erdbahn, welche aber nur eine<lb/>ſchwache entgegengeſetzte Wirkung von <hirendition="#sup">2</hi>/<hirendition="#sub">10</hi> veranlaſſen.</p></div></div></div><lb/></body></text></TEI>
[139./0145]
die Sterne, wenn ſie bei Tage culminiren nach Süden,
bei Nacht aber nach Norden fortrücken. Das Licht be-
wegt ſich 10 mal ſtärker als die Erde, deshalb ſehen
wir die Sterne nicht an ihrem wahren Standorte, da ihr
Licht in 16 Minuten den Durchmeſſer der Erdbahn durch-
läuft, und deshalb, wir ſie in einer Diagonale von
16 Minuten ſehen.
Ein merkwürdiger Gegenſtand iſt das Vorrücken der
Tag- und Nachtgleiche. Es iſt eine Folge der abgeplattete
Geſtalt der Erde, indem ſie bei ihrer Rotation in
25,200 Jahren mit ihrer Axe noch einen kleinen Kreis
beſchreibt. Wäre die Erde eine Kugel, ſo würde die
Maſſe auf jeder Seite gleich ſein. Da ſie aber abge-
plattet iſt, ſo iſt in der Richtung von 45° nach dem
Aequator zu mehr Maſſe, als nach den Polen hin, da
hier der Winkel kleiner, dort gröſſer iſt, und ſich unter
dem Aequator die Materie ringförmig angehäuft hat.
Durch die Lage der Sterne, die das Vorrücken der Tag-
und Nachtgleiche verändert, iſt ſie von Hipparch zuerſt beobachtet.
Die Rotation der Erde hindert das Zuſammenfallen
der Erdbahn mit dem Aequator. Alle übrigen Planeten
wirken auch auf die Erdbahn, welche aber nur eine
ſchwache entgegengeſetzte Wirkung von 2/10 veranlaſſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 139.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/145>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.