doch die Schnallen dieser Reisenden mit Eis bedeckt; auch be- hauptet man, Wasserschläuche, welche Oudney's Caravane trug, seien in derselben Nacht außerhalb gefroren gewesen. Ebenso sah der Dr. Ehrenberg und der unglückliche Hemprich in der Wüste Dongola, unter 19° Breite, im December des Thermometer bis auf 2°,5 R. herabsinken;Vgl. Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820 - 1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. (1826) S. 111-134. Online verfügbar in: Deutsches Textarchiv, <http://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826>, abgerufen am 04.06.2015. also volle 12° tiefer, als es, noch sorgfältig von mir gesammelten Er- fahrungen, je unter derselben Breite, in Westindien, beobachtet würde. Man ist erstaunt, nicht etwa am äußersten Rande der Tropenzone, sondern mitten in derselben Afrika, in seinen Wüsten, kälter als das vegetations- reiche Amerika zu finden. Die eigentlichen Ursachen dieses sonderbaren Erkältungs-Processes (vielleicht Wärme- strahlung des Bodens durch trockne Luft gegen einen wolkenfreien Himmel, plötzliches Ausdehnen beim Er- gießen feuchter Luftschichten in diese trockne Luft, Herabsinken der oberen Theile der Atmosphäre) sind bis jetzt nicht hinlänglich ergründet worden.
Ein grosser Contrast ist zwischen dem Küstenklima und dem der Continente, der erst durch die Herren von Buch und Wahlenberg genauer untersucht ist. Der
doch die Schnallen dieſer Reiſenden mit Eis bedeckt; auch be- hauptet man, Waſſerſchläuche, welche Oudney’s Caravane trug, ſeien in derſelben Nacht außerhalb gefroren geweſen. Ebenſo ſah der Dr. Ehrenberg und der unglückliche Hemprich in der Wüſte Dongola, unter 19° Breite, im December des Thermometer bis auf 2°,5 R. herabſinken;Vgl. Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820 - 1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. (1826) S. 111-134. Online verfügbar in: Deutsches Textarchiv, <http://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826>, abgerufen am 04.06.2015. alſo volle 12° tiefer, als es, noch ſorgfältig von mir geſammelten Er- fahrungen, je unter derſelben Breite, in Weſtindien, beobachtet würde. Man iſt erſtaunt, nicht etwa am äußerſten Rande der Tropenzone, ſondern mitten in derſelben Afrika, in ſeinen Wüſten, kälter als das vegetations- reiche Amerika zu finden. Die eigentlichen Urſachen dieſes ſonderbaren Erkältungs-Proceſſes (vielleicht Wärme- ſtrahlung des Bodens durch trockne Luft gegen einen wolkenfreien Himmel, plötzliches Ausdehnen beim Er- gießen feuchter Luftſchichten in dieſe trockne Luft, Herabſinken der oberen Theile der Atmosphäre) ſind bis jetzt nicht hinlänglich ergründet worden.
Ein groſſer Contraſt iſt zwiſchen dem Küſtenklima und dem der Continente, der erſt durch die Herren von Buch und Wahlenberg genauer unterſucht iſt. Der
<TEI><text><body><divtype="session"n="48"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0428"n="422."/>
doch die Schnallen dieſer Reiſenden mit Eis bedeckt; auch be-<lb/>
hauptet man, Waſſerſchläuche, welche <hirendition="#aq"><persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-1032293004 http://d-nb.info/gnd/1032293004">Oudney</persName>’s</hi> Caravane<lb/>
trug, ſeien in derſelben Nacht außerhalb gefroren geweſen.<lb/>
Ebenſo ſah der <hirendition="#aq">Dr. <persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118529250 http://d-nb.info/gnd/118529250">Ehrenberg</persName></hi> und der unglückliche <hirendition="#aq"><persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117516376 http://d-nb.info/gnd/117516376">Hemprich</persName></hi><lb/>
in der Wüſte Dongola, unter 19° Breite, im December des<lb/>
Thermometer bis auf 2°,5 R. herabſinken;<noteresp="#CT"type="editorial">Vgl. <bibl>Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820 - 1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. (1826) S. 111-134. Online verfügbar in: Deutsches Textarchiv, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826"><http://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826></ref>, abgerufen am 04.06.2015.</bibl></note> alſo volle 12°<lb/>
tiefer, als es, noch ſorgfältig von mir geſammelten Er-<lb/>
fahrungen, je unter derſelben Breite, in Weſtindien,<lb/>
beobachtet würde. Man iſt erſtaunt, nicht etwa am<lb/>
äußerſten Rande der Tropenzone, ſondern mitten in derſelben<lb/>
Afrika, in ſeinen Wüſten, kälter als das vegetations-<lb/>
reiche Amerika zu finden. Die eigentlichen Urſachen<lb/>
dieſes ſonderbaren Erkältungs-Proceſſes <choice><orig>/</orig><regresp="#BF">(</reg></choice>vielleicht Wärme-<lb/>ſtrahlung des Bodens durch trockne Luft gegen einen<lb/>
wolkenfreien Himmel, plötzliches Ausdehnen beim Er-<lb/>
gießen feuchter Luftſchichten in dieſe trockne Luft,<lb/>
Herabſinken der oberen Theile der Atmosphäre<choice><orig>/</orig><regresp="#BF">)</reg></choice>ſind<lb/>
bis jetzt nicht hinlänglich ergründet worden.</p><lb/><p>Ein groſſer Contraſt iſt zwiſchen dem Küſtenklima<lb/>
und dem der Continente, der erſt durch die Herren von<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">Buch</persName></hi> und <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117560952 http://d-nb.info/gnd/117560952">Wahlenberg</persName></hi> genauer unterſucht iſt. Der<lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[422./0428]
doch die Schnallen dieſer Reiſenden mit Eis bedeckt; auch be-
hauptet man, Waſſerſchläuche, welche Oudney’s Caravane
trug, ſeien in derſelben Nacht außerhalb gefroren geweſen.
Ebenſo ſah der Dr. Ehrenberg und der unglückliche Hemprich
in der Wüſte Dongola, unter 19° Breite, im December des
Thermometer bis auf 2°,5 R. herabſinken; alſo volle 12°
tiefer, als es, noch ſorgfältig von mir geſammelten Er-
fahrungen, je unter derſelben Breite, in Weſtindien,
beobachtet würde. Man iſt erſtaunt, nicht etwa am
äußerſten Rande der Tropenzone, ſondern mitten in derſelben
Afrika, in ſeinen Wüſten, kälter als das vegetations-
reiche Amerika zu finden. Die eigentlichen Urſachen
dieſes ſonderbaren Erkältungs-Proceſſes /vielleicht Wärme-
ſtrahlung des Bodens durch trockne Luft gegen einen
wolkenfreien Himmel, plötzliches Ausdehnen beim Er-
gießen feuchter Luftſchichten in dieſe trockne Luft,
Herabſinken der oberen Theile der Atmosphäre/ ſind
bis jetzt nicht hinlänglich ergründet worden.
Ein groſſer Contraſt iſt zwiſchen dem Küſtenklima
und dem der Continente, der erſt durch die Herren von
Buch und Wahlenberg genauer unterſucht iſt. Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 422.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/428>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.