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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 295. Köln, 11. Mai 1849.

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Provinzen auf den 29. April nach Bamberg zusammenzuberufen. Der Congreß war höchst zahlreich beschickt und unter den gesammten Deputirten gab sich ein enschiedener Eifer für die demokratische Sache kund.

Beschlossen wurde, einen "Aufruf an das fränkische Volk" zu erlassen: seiner "rebellischen, den Volkswillen verhöhnenden Regierung" alle Mittel des Widerstandes entgegenzusetzen. Zu einem aktiven Widerstand, der alle Chancen gehabt hätte, und zu dem viele Tausende von Bewaffneten jeden Augenblick bereit sind, hielt man die Zeit für noch nicht genug vorgerückt. Dagegen wurden noch folgende Beschlüsse gefaßt: Am 1. Mai soll eine große Volksversammlung in Bamberg, am 2. Mai eine gleiche in Nürnberg abgehalten werden.

Auf diese drohenden Auspicien hin wurden denn alsbald die größten Brutalitäten von unserer Polizei und Kasernokratie begonnen. Es wurden plötzlich bei allen fränkischen Regimentern sämmtliche Beurlaubte binnen 24 Stunden einberufen, die Regimenter auf den Kriegsfuß gesetzt, d. h. auf 2700 Mann gebracht, und für jede Stunde marschfertig gehalten. Das 13. Linienregiment hatte schon Ranzen und Bündel geschnürt, um jeden Augenblick gegen (!) Bamberg oder Nürnberg marschiren zu können. In Nürnberg, das schon so ganz vollgepfropft von Militär ist und unter dem schrecklichen Kroatendespotismus schmachtet, sind am 29. April schleunigst zwei Kavallerie-Regimenter und eine reitende Batterie eingerückt, um ja durch ihre "brennenden Lunten und haarscharfen Schwerter" denjenigen Herrn Volksversammlern, welche etwa Lust hätten, etwas unanständig von unserem allergnädigsten Landesvater zu sprechen, gehörig Respekt einzuflößen, oder auch dem Namen nach den Belagerungszustand einzuführen, der ja doch schon längst de facto dort besteht. Sehr ergötzlich ist die Aeußerung eines unserer muckerhaften Blutkroatenoffiziers, die derselbe in Bamberg gegen einen Demokraten heruntergedonnert hat: Sollten diese Demokraten, was sie zwar nicht können (??), doch eine Demonstration versuchen, so hauen wir, wenn auch Alles aufsteht, den ganzen Plunder zusammen, ziehen aus der Stadt und verwandeln Bamberg in 5 Stunden in einen Aschenhaufen!!" Man sieht, der hoffnungsvolle Henkerlehrling macht dem großen Windischgrätz, wenigstens was das Prahlen angeht, viele Ehre, vielleicht nach dem genialen Parlamentsspruch: "Ein jeder (Kroat) solle sich einen kleinen Wrangel dünken!" Die beiden "verhängnißvollen" Tage waren herangerückt. In Bamberg wurde am 1. Mai die angesagte Volksversammlung auf einer ziemlich geräumigen Ebene in der Stadt selbst, abgehalten; die Volksmenge stand Kopf an Kopf. Der Präsident des Volksvereins, Dr. Heinkelmann, eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache über den Zweck der Zusammenkunft, nämlich den Erlaß energischer Adressen an das Parlament, dann an das bairische Ministerium den kräftigen Bescheid, daß die Bevölkerung der Stadt Bamberg und ihrer ganzen Umgebung zur Aufrechthaltung und Durchführung der deutschen Reichsverfassung, wiewohl ohne Erbkaiser, insbesondere aber des Wahlgesetzes entschlossen, mit Gut und Blut dieselbe zu schützen und zu stützen bereit sei. Abg. Prell richtete hierauf die Aufforderung an die Versammlung, mit aller Energie, mit allen nur erlaubten Mitteln für die deutsche Volkssouveränetät einzustehen. Die Adressen wurden angenommen und sofort nach Schluß der Versammlung unterzeichnet. Nicht darf ich unbemerkt lassen, daß sich auch unsere Brüder im Heere, namentlich von der Artillerie und dem 10. Linienregiment an dieser Versammlung zahlreich betheiligten und die Adresse mitunterzeichneten.

In Nürnberg hatte der dortige Oberbürgermeister, Dr. Pinder, noch am Tage vor der Volksversammlung eine Ansprache herumgehen lassen, worin alle Nürnberger gewarnt werden, dem morgigen "hochverrätherischen Treiben der Demagogen, zu welchem schon die staatsgefährlichen und wühlerischen Beschlüsse und Aufrufe des demokratischen Kongresses den Vorläufer gemacht", fern zu bleiben. Am 2. Mai aber eilte Alles in unabsehbaren Reihen auf den "Judenbühl", wo die Versammlung vor sich gehen sollte. Aus der Umgegend war der Zudrang massenhaft. Ganze Korporationen der politischen Vereinen der Umgegend, der Nürnberger Arbeitervereine, die Arbeiter der Maschinen- und Wagenfabrik zogen auf den Versammlungsplatz, den eine unabsehbare, aus mehr denn 20,000 Menschen bestehende Volksmasse deckte. Die Bitte des vorsitzenden Bürgerpräsidenten, Abg. Schmitt, Ruhe und Ordnung zu erhalten, wurde mit einstimmigen Zuruf beantwortet. Beschlossen wurde eine energische Adresse um sofortige Einberufung des Landtages und Anerkennung der Reichsverfassung. Diesen keineswegs befriedigenden Beschluß sollte wieder ein Amendement gut machen von Kargac aus Fürth, die gebieterische Forderung zu stellen, daß das jetzige volksfeindliche Ministerium unverzüglich entlassen werde. Aus einer merklichen Verstimmung, die nach und nach die ungeheure, revolutionärgesinnte und zum Aeußersten entschlossene Versammlung wegen des ermüdenden und doch nichtsnützen Adressenquatsches und der philiströs-langweiligen und kraftlosen Rede zweier Bourgeoisradikalen, die der Vorsitzende unbegreiflicher Weise zugelassen, wurde die Volksmenge herausgerissen, als zwei Redner offen heraussagten, daß es jetzt zu einer gänzlichen Lossagung Franken's von der Krone des altbaierischen Hauses Wittelsbach kommen müsse. Ungeheurer Jubel begleitete diese Worte in der ganzen Riesenversammlung. Endlich wurde angeordnet, auf demselben Platz eine neue große Volksversammlung für ganz Franken auf Sonntag den 13. Mai auszuschreiben, sowie sämmtliche demokratischen Vereine aufzufordern, alsbald ebenfalls Versammlungen zu berufen, um im Nothfall ihr Recht auf die Entscheidung der Waffen stützen zu können. Mit einem Hoch auf die Freiheit des deutschen Volks hatte die Versammlung begonnen, mit einem Hoch auf die Freiheit aller Völker hatte sie geendigt.

Italien.
068

Die gewöhnlichen Nachrichten aus Rom reichen erst bis zum 28., wo die Römer überall die energischsten Vertheidigungsmaßregeln trafen.

Nach den Touloner Depeschen über den Kampf am 30. April und 1. Mai waren es hauptsächlich 800 Franzosen und 221 Polen, welche dem ersten Feldzug Napoleons II. ein so glorreiches Ende bereiteten. Als der General Oudinot zum zweitenmal nach dem mörderischsten Kampf zum Rückzug schlagen ließ, hatten seine Truppen 400 Todte und 600 Verwundete. Auf den Barrikaden in der Stadt las mnn überall mit Riesenbuchstaben die Worte des Art. 5 der französischen Constitution: "Die französische Republik verwendet ihre Waffen nie gegen die Freiheit eines Volkes!"

Nach der "Tribune des Peuples", deren auswärtige Nachrichten sich indeß sehr oft als übertrieben erweisen, sollen die französischen Truppen mit den Römern bereis fraternisirt haben.

*

Livorno war nach den letzten Nachrichten noch immer verbarrikadirt und mehr als je zur Fortsetzung des Kampfes gegen seinen fürstlichen Idioten entschlossen. Im Innern der Stadt haben die Revolutionäre einen Kampf gegen die Reaktion bestanden, und die Verräther, wie es heißt an die Laternen gehängt.

Ungarn.
* Die A. A. Z. schreibt aus Osen, vom 30. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
12 Paris, 8. Mai.

Die Reaktion ist gesprengt! Die Bande, welche die feige Regierung mit dem Pabst, mit Oesterreich, mit Neapel, und folglich mit allen Knäsen und Unterknäsen heimlich eingegangen, sind zerrissen worden, sobald sie an's Tageslicht gekommen. Der Schlag in Rom aber hat dieses heimliche Einverständniß auf die eklatanteste Weise ans Tageslicht gebracht. Diese Biedermännigkeit Barrots, die heimlich so pfiffig zu handeln glaubte, hat Frankreich in eine Lage gesetzt, wodurch es gezwungen ist, allen reaktionären Regierungen ein Ende zu machen. Die Franzosen sind wüthend, daß sie eine Niederlage zu rächen haben, die sie von ihren eigenen Brüdern, von ihren natürlichen Bundesgenossen erhalten haben. Als Barrot-Napoleon sich den Kredit für die Expedition von Civita-Vecchia votiren ließ, da glaubte er die sichere Aussicht zu haben, daß die reaktionäre Partei von Rom, aufgemuntert durch die Anwesenheit eines französischen Corps zur "Beschützung des Pabstes," losschlagen und die Republik stürzen würde. Deshalb zog Oudinot auch sobald von Civita-Vecchia und lauerte nur auf den günstigen Augenblick. Für Barrot und Oudinot waren die honnetten Leute nur in der reaktionären Partei, nur auf derjenigen Seite, die mit dem Pabst und den Oesterreichern hielt. Als aber die honnetten Leute sich nicht zeigten, als es sichtbar ward, daß die römische Republik aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, die Majorität des Volkes für sich hatte, da zog Oudinot in Rom ein, ungeachtet die Kammer ihm geboten, sich nicht in die innere Politik zu mischen. Aber Oudinot hatte geheime Instruktionen; Oudinot ist Legitimist, ist ein Freund Falloux's, und er hatte nur einen Zweck; den Pabst einzusetzen, mit oder ohne Oesterreich. Jedenfalls war Oesterreich der Bundesgenosse Oudinot's und seiner Partei.

Das Ministerium ist geschlagen worden; die Expedition soll jetzt ihrem wahren Zweck zugelenkt werden. Was ist der wahre Zweck? Krieg gegen Oestreich, Krieg gegen Rußland, Krieg gegen Preußen. Die Revolution beginnt wieder von Paris aus. Die Pariser Arbeiter sind wieder aus den Häusern in die Straßen gestiegen von Kriegsbegierde entflammt, die Revolution, die durch die Verbindung mit Außen erstickt worden war, dieses Mal nach Außen hinüberströmen zu lassen. Mort aux princes! hieß es in den Straßen: Tod allen Königen! Tod allen Prinzen! Es drängt die Franzosen, den Ungarn, den Italienern, den Deutschen gegen ihre gekrönten Mordhunde zu Hülfe zu ziehen, und wenn die rothen Hosen ausziehen, dann stolpert der Parademarsch, und vor dem Angriff mit Bajonetten verstummt die Kartätsche.

Mort aux princes! so hieß es, als die Bourgeoiskammer auseinanderging, und in andern Gruppen, in Gruppen der alten Mobilgarden da hieß es: "Mort aux empereurs!" Seitdem der König des schmutzigen Preußenlandes Kaiser werden konnte und Napoleon Kaiser werden mochte und Rußland wirklicher Kaiser ist, da sehen die Franzosen nichts als Kaiser vor sich und die Mobilgardisten, die so schmählich gegen ihre Brüder in Paris gebraucht worden, wie die französischen Soldaten gegen ihre Brüder in Rom: Alle sind jetzt verbrüdert mit den Arbeitern. Mort aux princes!

Paris, 8. Mai. (1 1/4 Uhr Nachts).

Das Ministerium ist vollständig geschlagen. Die Versammlung hat sich mit einer Majorität von 80 Stimmen (328 gegen 248) gegen das Verfahren der italienischen Expedition entschieden. Das Ministerium wird wahrscheinlich unter dem Vorwande der nahen Wahlen nicht abtreten, sondern bloß den Pabstgeneral wechseln. Man nennt bereits Bedeau, oder auch wohl Lamoriciere als den Nachfolger Oudinots.

-- Ueber Toulon und Marseille nichts Neues aus Rom. Der "Democrate du Bar", der in Toulon erscheint, meldet dagegen:

"Ungarn in Toulon! Wir haben plötzlich Ungarn in der Stadt. Ein Detaschement hat sich nämlich aus Piemont, wohin es Radetzki legte, geflüchtet und ist hier eingetroffen. Diese braven Soldaten erklären, daß sie nicht länger unter der östreichischen Fahne dienen wollen. Durch den Telegraphen benachrichtigt, gab das Ministerium aus Paris Befehle, die Deserteure nach Algerien zu schikken und sie der Fremdenlegion einzuverleiben. Allein ihr Offizier protestirte und beantragte die Ertheilung von Marschrouten, um auf dem Land- oder Seewege nach Ungarn zurückzukehren. Eine Entscheidung hierüber ist von Paris noch nicht angekommen."

-- (Proklamation.) An unsere französischen Brüder! Ein blutiger Kampf hat zwischen den Einwohnern Roms und den Söhnen Frankreichs stattgefunden, die unerbittliche Befehle gegen unsere Heimath stießen. Militärisches Ehrgefühl legte ihnen Gehorsam unter die Befehle ihrer Chefs auf, das Gefühl des Patriotismus zwang uns dagegen, unsere Freiheiten und Vaterland zu vertheidigen: wir haben unsere Ehre gewahrt .... Mußte es aber zu solchem Preise geschehen? Die Verantwortlichkeit dieses Blutvergießens kann uns, die wir durch die Bruderliebe (charite) mit Euch verknüpft sind, nicht treffen. Gruß und Brüderschaft.

Paris, 8. Mai 1849.

Im Namen des römischen Volks, der Gesandte der römischen Republik:

(gez.) L. Frapolli.

-- Heute früh rückte das 7. Regiment aus und marschirte nach Nancy. Da Changarnier erfahren, daß viele Arbeiter ihnen das sogenannte Geleit geben wollten, so wechselte er Richtung und Stunde des Abmarsches. Das Regiment ist abmarschirt unter dem zahlreichen Rufe: Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Boichot sitzt im Donjou: sieben andere Soldaten, von denen Einer dem Obersten Hisleforme einen Fußtritt in den Hintern gab, der diesen Offizier, wie wir hören, vermögen soll, seinen Abschied zu nehmen, erwarten ihr Schicksal vom Standgericht. Ueber die Verhaftung Boichots erfahren wir aus bester Quelle Folgendes: Boichot dinirte mit einem sozialistischen Deputirten und einem vertrauten Freunde beim Restaurant. Dieser vertraute Freund war ein Polizeispion, der die ganze Unterhaltung bei Tische in den Tuillerien (Hauptquartier Changarniers) meldete. Changarnier erfuhr auf diese Weise, daß Boichot jedenfalls das Volksvertreter-Mandat annehme und ließ ihn darum am andern Tage arretiren. Was bei dieser Verhaftung vorgefallen, kennt man bereits aus den Journalen. Aehnliche Symptome zeigen sich bei andren Regimentern.

-- Thore's "Braie Republik" ist gestern von der Staatsanwaltschaft confiscirt worden.

-- Quentin, den man aus Doullens gestern zur Nachuntersuchung des Maiprozesses oder wegen eines Fälschungsprozesses, der gegen ihn anheischig gemacht wurde, in sein hiesiges Domizil führte, fand Gelegenheit, seinen Gensdarmen aus einem Dachzimmer des Hauses zu entwischen.

-- (Exekution gegen den Moniteur.) Der Mon[unleserliches Material] [unleserliches Material]hält folgendes Protokoll, des Nicolas Benjamin Caüet, [unleserliches Material] Staatsrath, Cassationshof und Civilgerichtshofe des Seinedepartements, am 7. Mai 1849 bei der Pförtnerin des Moniteur, Rue des Poitiers Nr. 6 aufnahm.

"In Erwägung, daß der Moniteur in seiner Nummer vom 4. Mai einen Artikel enthielt, in welchem Herr Napoleon Bonaparte genannt wurde, in Erwägung, daß Herr Napoleon Bonaparte ein Interesse hat, auf die Behauptungen des Moniteurs zu antworten u. s. w., zwingen wir hiermit den Redakteur des Moniteur, nachfolgende Erwiderung auf Grund des Artikels 11 des Gesetzes vom 25. März 1822 und Art. 17 des Gesetzes vom 9. September 1845 in sein Blatt, unter Vorbehalt aller etwaigen Gegenrechte, aufzunehmen. Kostet 6 Franken 40 Centimen.

(gez.) Caüet.

(Folgt der Brief, den wir neulich bereits mittheilten.)

* Paris, 7. Mai.

Nachtsitzung der National-Versammlung. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung 9 1/4 Uhr.

Marrast: Die Bureaus haben unmittelbar nach der Morgensitzung die mit dem Rapport über die italienische Angelegenheit beauftragte Kommission von 15 Mitgliedern gewählt. Die Kommissionsmitglieder sind ebenfalls sofort zusammengetreten, um die angekündigten Mittheilungen des Ministeriums zu empfangen, und haben Hrn. Goudchaux zu ihrem Präsidenten und Hrn. Chavoix zum Sekretär gewählt. Die Ernennung des Berichterstatters ist noch nicht erfolgt, doch glaubt die Kommission, daß der Bericht um 10 Uhr eingebracht werden könne.

Die Sitzung wird hierauf unter großem Lärm und Tumult auf eine Stunde ausgesetzt. Um 10 3/4 Uhr treten endlich die Kommissionsglieder in den Saal. Es sind Freslon, Grevy, Gouin, Lamoriciere, Dupont de Bussac, Lanjuinais, Royer du 'Loiret, Subervic, Chavoix u. s. w.

Senard, als Berichterstatter: Bürger-Repräsentanten, die Kommission, welche Sie gewählt haben ist ohne Säumen zusammengetreten; sie hat den Ministerpräsidenten, den Minister des Auswärtigen und den Kriegsminister zu sich geladen und von ihnen die Instruktionen des Expeditionsgenerals, so wie alle bis jetzt eingelaufenen Depeschen in Empfang genommen. Gleichzeitig hat die Kommission die Erklärungen eingeholt, welche das Gouvernement der mit Prüfung der Creditbewilligung von 1,200,000 Fr. beauftragten Kommission über die Natur und den Zweck der Expedition gemacht hatte.

Hiernach stellte man uns den nahen Untergang der römischen Republik dar, sei es durch die Waffen der Oestreicher sei es durch die Contrerevolution, welche sich in ihrem eigenen Schooß vorbereiten sollte. Man sagte uns, daß die römische Republik aufgehört haben würde zu existiren, bevor unsere Soldaten den römischen Boden betreten hätten. Man wollte den französischen Einfluß in die Wagschale werfen, man wollte ausdrücklich nur zum Schutz der Freiheit des römischen Volkes interveniren, und es war im Entferntesten nicht die Rede davon, die Gewalt unserer Waffen zur Unterdrückung der Freiheit zu verwenden.

Die Majorität der Kommission ist nun der Ansicht, daß die Wendung, welche man der Expedition gegeben hat, dem Sinne widerspricht, in welcher sie verlangt und bewilligt wurde. Die dem Expeditionsgeneral ertheilten Instruktionen scheinen uns direkt den Erklärungen zu widersprechen, welche das Gouvernement hier von dieser Tribüne gab. (Bewegung.) Ebenso schien uns der Expeditionsgeneral durch den Angriff auf die römische Republik seine Instruktionen überschritten zu haben.

Aus diesen Gründen schlägt Ihnen die Kommission folgende Resolution vor:

"Die National-Versammlung fordert das Gouvernement auf, unverzüglich die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, auf daß die italienische Expedition nicht länger mehr gegen den ihr vorgezeichneten Zweck verstoße."

(Lange, stürmische Bewegung.)

Stimme vom Berg: Dieser Antrag bedeutet nichts!

Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen: Der Rapport der Kommission deutet auf einen Widerspruch zwischen den Instruktionen, welche dem Expeditionskommandanten ertheilt wurden, und denjenigen, welche die National-Versammlung angab, so wie dem von dem Gouvernement angekündigten Zweck der Expedition. Zur Aufklärung des Sachverhältnisses theile ich Ihnen die dem General Oudinot ertheilte Instruktion mit:

"General, ich habe Ihnen angezeigt, daß Sie durch einen Befehl des Präsidenten der Republik mit der Intervention bei dem römischen Gouvernement beauftragt sind, einem Gouvernement, welches wir niemals anerkannt haben. Bei der gegenwärtigen unvermeidlich gewordenen Krise ist es die Pflicht der Regierung, die nöthigen Maßregeln zur Aufrechthaltung des französischen Einflusses in der italienischen Halbinsel zu ergreifen und eine geordnete Regelung der Dinge auf einer den Interessen der Bevölkerung angemessenen Grundlage herbeizuführen. Obwohl sich Ihre Intervention nicht auf die definitiven Unterhandlungen erstreckt, welche dies Resultat herstellen sollen, werden Sie von den bestehenden Autoritäten alle Propositionen in Empfang zu nehmen und mit Ihnen alle von den Verhältnissen gebotenen Anordnungen zu treffen haben; einzig muß in der Form Alles vermieden werden, was einer Anerkennung des in Rom herrschenden Regierungsprinzips ähnlich sehen könnte ..."

Von der Linken: Aber das ist eine Nichtswürdigkeit! Das ist Verrath! (Furchtbarer Tumult.)

Drouyn de Lhuys: "Sie finden hier," heißt es weiter in der Instruktion, "das Modell Ihrer Korrespondenz mit den Autoritäten. Wir haben Grund zu glauben, daß Sie mit Freuden empfangen werden, von den Einen als Befreier, von den Andern als nothwendiger Vermittler gegen die Gefahren einer drohenden Reaktion ..."

Zur Linken: Man hat ihn mit Flintenschüssen empfangen! (Tumult.)

Drouyn de Lhuys:, "Ihr Zug nach Rom wird ohne Zweifel allen honetten Bürgern neuen Muth einflößen ..."

Brives (von der Linken): Diese Sprache ist eine Entehrung Frankreichs! Es ist unmöglich, sie länger mitanzuhören!

Der Minister liest die Schlußphrase der Instruktion, wonach dem "gesunden Ermessen" des Expeditionsgenerals überlassen bleibt, im vorkommenden Fall die Befehle selbst zu ergänzen. Der Grund der Expedition ist nach ihm durch die unzweifelhaften Nachrichten gerechtfertigt, welche das Gouvernement über das Einrücken der Oestreicher und Neapolitaner und die Flucht der fremden Consuln aus Rom erhalten hat.

Dupont (de Bussac), Kommissionsmitglied: Geben Sie Beweise für diese Abgeschmacktheiten! (Lärm.)

Der Minister versichert, daß das Gouvernement positive Gewißheit über diese Vorfälle erhalten habe.

Dupont (de Bussac): Gehen Sie doch beim Abgang der Expedition wußte man noch nichts von dem Einschreiten der Neapolitaner und Oestreicher.

Der Minister vertheidigt hierauf unter immer steigender Aufregung das Verfahren des General Oudinot, welcher nur durch den "Widerstand" (!) der Römer zum "Angriff" (!) gezwungen worden sei.

Senard: Der Minister hat uns durchaus nicht vollständige Aufklärung gegeben. Wissen Sie, welches das Motiv der Expedition war? Der Minister sagt es: "Die Menschen, welche sich der Gewalt bemächtigt haben, scheinen entschlossen, nicht gutwillig zu weichen" (Bewegung auf allen Seiten.) Ich frage Sie, ob die Absicht des Ministeriums hiernach nicht eine gewaltthätige war. (Ja wohl! Ja wohl!)

Drouyn de Lhuys: Nach dem, was der Berichterstatter so eben sagte, appellire ich an die Majorität der Versammlung .. (Tumult: Gehen Sie doch! Wir werden Sie richten!) .. an die Majorität, ob wir dem General Oudinot Aufträge zu Feindseligkeiten gegen die römische Republik gegeben haben? (Geschrei: Ja wohl! Sie haben uns getäuscht!) Di[unleserliches Material]

Provinzen auf den 29. April nach Bamberg zusammenzuberufen. Der Congreß war höchst zahlreich beschickt und unter den gesammten Deputirten gab sich ein enschiedener Eifer für die demokratische Sache kund.

Beschlossen wurde, einen „Aufruf an das fränkische Volk“ zu erlassen: seiner „rebellischen, den Volkswillen verhöhnenden Regierung“ alle Mittel des Widerstandes entgegenzusetzen. Zu einem aktiven Widerstand, der alle Chancen gehabt hätte, und zu dem viele Tausende von Bewaffneten jeden Augenblick bereit sind, hielt man die Zeit für noch nicht genug vorgerückt. Dagegen wurden noch folgende Beschlüsse gefaßt: Am 1. Mai soll eine große Volksversammlung in Bamberg, am 2. Mai eine gleiche in Nürnberg abgehalten werden.

Auf diese drohenden Auspicien hin wurden denn alsbald die größten Brutalitäten von unserer Polizei und Kasernokratie begonnen. Es wurden plötzlich bei allen fränkischen Regimentern sämmtliche Beurlaubte binnen 24 Stunden einberufen, die Regimenter auf den Kriegsfuß gesetzt, d. h. auf 2700 Mann gebracht, und für jede Stunde marschfertig gehalten. Das 13. Linienregiment hatte schon Ranzen und Bündel geschnürt, um jeden Augenblick gegen (!) Bamberg oder Nürnberg marschiren zu können. In Nürnberg, das schon so ganz vollgepfropft von Militär ist und unter dem schrecklichen Kroatendespotismus schmachtet, sind am 29. April schleunigst zwei Kavallerie-Regimenter und eine reitende Batterie eingerückt, um ja durch ihre „brennenden Lunten und haarscharfen Schwerter“ denjenigen Herrn Volksversammlern, welche etwa Lust hätten, etwas unanständig von unserem allergnädigsten Landesvater zu sprechen, gehörig Respekt einzuflößen, oder auch dem Namen nach den Belagerungszustand einzuführen, der ja doch schon längst de facto dort besteht. Sehr ergötzlich ist die Aeußerung eines unserer muckerhaften Blutkroatenoffiziers, die derselbe in Bamberg gegen einen Demokraten heruntergedonnert hat: Sollten diese Demokraten, was sie zwar nicht können (??), doch eine Demonstration versuchen, so hauen wir, wenn auch Alles aufsteht, den ganzen Plunder zusammen, ziehen aus der Stadt und verwandeln Bamberg in 5 Stunden in einen Aschenhaufen!!“ Man sieht, der hoffnungsvolle Henkerlehrling macht dem großen Windischgrätz, wenigstens was das Prahlen angeht, viele Ehre, vielleicht nach dem genialen Parlamentsspruch: „Ein jeder (Kroat) solle sich einen kleinen Wrangel dünken!“ Die beiden „verhängnißvollen“ Tage waren herangerückt. In Bamberg wurde am 1. Mai die angesagte Volksversammlung auf einer ziemlich geräumigen Ebene in der Stadt selbst, abgehalten; die Volksmenge stand Kopf an Kopf. Der Präsident des Volksvereins, Dr. Heinkelmann, eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache über den Zweck der Zusammenkunft, nämlich den Erlaß energischer Adressen an das Parlament, dann an das bairische Ministerium den kräftigen Bescheid, daß die Bevölkerung der Stadt Bamberg und ihrer ganzen Umgebung zur Aufrechthaltung und Durchführung der deutschen Reichsverfassung, wiewohl ohne Erbkaiser, insbesondere aber des Wahlgesetzes entschlossen, mit Gut und Blut dieselbe zu schützen und zu stützen bereit sei. Abg. Prell richtete hierauf die Aufforderung an die Versammlung, mit aller Energie, mit allen nur erlaubten Mitteln für die deutsche Volkssouveränetät einzustehen. Die Adressen wurden angenommen und sofort nach Schluß der Versammlung unterzeichnet. Nicht darf ich unbemerkt lassen, daß sich auch unsere Brüder im Heere, namentlich von der Artillerie und dem 10. Linienregiment an dieser Versammlung zahlreich betheiligten und die Adresse mitunterzeichneten.

In Nürnberg hatte der dortige Oberbürgermeister, Dr. Pinder, noch am Tage vor der Volksversammlung eine Ansprache herumgehen lassen, worin alle Nürnberger gewarnt werden, dem morgigen „hochverrätherischen Treiben der Demagogen, zu welchem schon die staatsgefährlichen und wühlerischen Beschlüsse und Aufrufe des demokratischen Kongresses den Vorläufer gemacht“, fern zu bleiben. Am 2. Mai aber eilte Alles in unabsehbaren Reihen auf den „Judenbühl“, wo die Versammlung vor sich gehen sollte. Aus der Umgegend war der Zudrang massenhaft. Ganze Korporationen der politischen Vereinen der Umgegend, der Nürnberger Arbeitervereine, die Arbeiter der Maschinen- und Wagenfabrik zogen auf den Versammlungsplatz, den eine unabsehbare, aus mehr denn 20,000 Menschen bestehende Volksmasse deckte. Die Bitte des vorsitzenden Bürgerpräsidenten, Abg. Schmitt, Ruhe und Ordnung zu erhalten, wurde mit einstimmigen Zuruf beantwortet. Beschlossen wurde eine energische Adresse um sofortige Einberufung des Landtages und Anerkennung der Reichsverfassung. Diesen keineswegs befriedigenden Beschluß sollte wieder ein Amendement gut machen von Kargac aus Fürth, die gebieterische Forderung zu stellen, daß das jetzige volksfeindliche Ministerium unverzüglich entlassen werde. Aus einer merklichen Verstimmung, die nach und nach die ungeheure, revolutionärgesinnte und zum Aeußersten entschlossene Versammlung wegen des ermüdenden und doch nichtsnützen Adressenquatsches und der philiströs-langweiligen und kraftlosen Rede zweier Bourgeoisradikalen, die der Vorsitzende unbegreiflicher Weise zugelassen, wurde die Volksmenge herausgerissen, als zwei Redner offen heraussagten, daß es jetzt zu einer gänzlichen Lossagung Franken's von der Krone des altbaierischen Hauses Wittelsbach kommen müsse. Ungeheurer Jubel begleitete diese Worte in der ganzen Riesenversammlung. Endlich wurde angeordnet, auf demselben Platz eine neue große Volksversammlung für ganz Franken auf Sonntag den 13. Mai auszuschreiben, sowie sämmtliche demokratischen Vereine aufzufordern, alsbald ebenfalls Versammlungen zu berufen, um im Nothfall ihr Recht auf die Entscheidung der Waffen stützen zu können. Mit einem Hoch auf die Freiheit des deutschen Volks hatte die Versammlung begonnen, mit einem Hoch auf die Freiheit aller Völker hatte sie geendigt.

Italien.
068

Die gewöhnlichen Nachrichten aus Rom reichen erst bis zum 28., wo die Römer überall die energischsten Vertheidigungsmaßregeln trafen.

Nach den Touloner Depeschen über den Kampf am 30. April und 1. Mai waren es hauptsächlich 800 Franzosen und 221 Polen, welche dem ersten Feldzug Napoleons II. ein so glorreiches Ende bereiteten. Als der General Oudinot zum zweitenmal nach dem mörderischsten Kampf zum Rückzug schlagen ließ, hatten seine Truppen 400 Todte und 600 Verwundete. Auf den Barrikaden in der Stadt las mnn überall mit Riesenbuchstaben die Worte des Art. 5 der französischen Constitution: „Die französische Republik verwendet ihre Waffen nie gegen die Freiheit eines Volkes!“

Nach der „Tribune des Peuples“, deren auswärtige Nachrichten sich indeß sehr oft als übertrieben erweisen, sollen die französischen Truppen mit den Römern bereis fraternisirt haben.

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Livorno war nach den letzten Nachrichten noch immer verbarrikadirt und mehr als je zur Fortsetzung des Kampfes gegen seinen fürstlichen Idioten entschlossen. Im Innern der Stadt haben die Revolutionäre einen Kampf gegen die Reaktion bestanden, und die Verräther, wie es heißt an die Laternen gehängt.

Ungarn.
* Die A. A. Z. schreibt aus Osen, vom 30. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
12 Paris, 8. Mai.

Die Reaktion ist gesprengt! Die Bande, welche die feige Regierung mit dem Pabst, mit Oesterreich, mit Neapel, und folglich mit allen Knäsen und Unterknäsen heimlich eingegangen, sind zerrissen worden, sobald sie an's Tageslicht gekommen. Der Schlag in Rom aber hat dieses heimliche Einverständniß auf die eklatanteste Weise ans Tageslicht gebracht. Diese Biedermännigkeit Barrots, die heimlich so pfiffig zu handeln glaubte, hat Frankreich in eine Lage gesetzt, wodurch es gezwungen ist, allen reaktionären Regierungen ein Ende zu machen. Die Franzosen sind wüthend, daß sie eine Niederlage zu rächen haben, die sie von ihren eigenen Brüdern, von ihren natürlichen Bundesgenossen erhalten haben. Als Barrot-Napoleon sich den Kredit für die Expedition von Civita-Vecchia votiren ließ, da glaubte er die sichere Aussicht zu haben, daß die reaktionäre Partei von Rom, aufgemuntert durch die Anwesenheit eines französischen Corps zur „Beschützung des Pabstes,“ losschlagen und die Republik stürzen würde. Deshalb zog Oudinot auch sobald von Civita-Vecchia und lauerte nur auf den günstigen Augenblick. Für Barrot und Oudinot waren die honnetten Leute nur in der reaktionären Partei, nur auf derjenigen Seite, die mit dem Pabst und den Oesterreichern hielt. Als aber die honnetten Leute sich nicht zeigten, als es sichtbar ward, daß die römische Republik aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, die Majorität des Volkes für sich hatte, da zog Oudinot in Rom ein, ungeachtet die Kammer ihm geboten, sich nicht in die innere Politik zu mischen. Aber Oudinot hatte geheime Instruktionen; Oudinot ist Legitimist, ist ein Freund Falloux's, und er hatte nur einen Zweck; den Pabst einzusetzen, mit oder ohne Oesterreich. Jedenfalls war Oesterreich der Bundesgenosse Oudinot's und seiner Partei.

Das Ministerium ist geschlagen worden; die Expedition soll jetzt ihrem wahren Zweck zugelenkt werden. Was ist der wahre Zweck? Krieg gegen Oestreich, Krieg gegen Rußland, Krieg gegen Preußen. Die Revolution beginnt wieder von Paris aus. Die Pariser Arbeiter sind wieder aus den Häusern in die Straßen gestiegen von Kriegsbegierde entflammt, die Revolution, die durch die Verbindung mit Außen erstickt worden war, dieses Mal nach Außen hinüberströmen zu lassen. Mort aux princes! hieß es in den Straßen: Tod allen Königen! Tod allen Prinzen! Es drängt die Franzosen, den Ungarn, den Italienern, den Deutschen gegen ihre gekrönten Mordhunde zu Hülfe zu ziehen, und wenn die rothen Hosen ausziehen, dann stolpert der Parademarsch, und vor dem Angriff mit Bajonetten verstummt die Kartätsche.

Mort aux princes! so hieß es, als die Bourgeoiskammer auseinanderging, und in andern Gruppen, in Gruppen der alten Mobilgarden da hieß es: «Mort aux empereurs!» Seitdem der König des schmutzigen Preußenlandes Kaiser werden konnte und Napoleon Kaiser werden mochte und Rußland wirklicher Kaiser ist, da sehen die Franzosen nichts als Kaiser vor sich und die Mobilgardisten, die so schmählich gegen ihre Brüder in Paris gebraucht worden, wie die französischen Soldaten gegen ihre Brüder in Rom: Alle sind jetzt verbrüdert mit den Arbeitern. Mort aux princes!

Paris, 8. Mai. (1 1/4 Uhr Nachts).

Das Ministerium ist vollständig geschlagen. Die Versammlung hat sich mit einer Majorität von 80 Stimmen (328 gegen 248) gegen das Verfahren der italienischen Expedition entschieden. Das Ministerium wird wahrscheinlich unter dem Vorwande der nahen Wahlen nicht abtreten, sondern bloß den Pabstgeneral wechseln. Man nennt bereits Bedeau, oder auch wohl Lamoriciere als den Nachfolger Oudinots.

— Ueber Toulon und Marseille nichts Neues aus Rom. Der „Democrate du Bar“, der in Toulon erscheint, meldet dagegen:

„Ungarn in Toulon! Wir haben plötzlich Ungarn in der Stadt. Ein Detaschement hat sich nämlich aus Piemont, wohin es Radetzki legte, geflüchtet und ist hier eingetroffen. Diese braven Soldaten erklären, daß sie nicht länger unter der östreichischen Fahne dienen wollen. Durch den Telegraphen benachrichtigt, gab das Ministerium aus Paris Befehle, die Deserteure nach Algerien zu schikken und sie der Fremdenlegion einzuverleiben. Allein ihr Offizier protestirte und beantragte die Ertheilung von Marschrouten, um auf dem Land- oder Seewege nach Ungarn zurückzukehren. Eine Entscheidung hierüber ist von Paris noch nicht angekommen.“

— (Proklamation.) An unsere französischen Brüder! Ein blutiger Kampf hat zwischen den Einwohnern Roms und den Söhnen Frankreichs stattgefunden, die unerbittliche Befehle gegen unsere Heimath stießen. Militärisches Ehrgefühl legte ihnen Gehorsam unter die Befehle ihrer Chefs auf, das Gefühl des Patriotismus zwang uns dagegen, unsere Freiheiten und Vaterland zu vertheidigen: wir haben unsere Ehre gewahrt ‥‥ Mußte es aber zu solchem Preise geschehen? Die Verantwortlichkeit dieses Blutvergießens kann uns, die wir durch die Bruderliebe (charité) mit Euch verknüpft sind, nicht treffen. Gruß und Brüderschaft.

Paris, 8. Mai 1849.

Im Namen des römischen Volks, der Gesandte der römischen Republik:

(gez.) L. Frapolli.

— Heute früh rückte das 7. Regiment aus und marschirte nach Nancy. Da Changarnier erfahren, daß viele Arbeiter ihnen das sogenannte Geleit geben wollten, so wechselte er Richtung und Stunde des Abmarsches. Das Regiment ist abmarschirt unter dem zahlreichen Rufe: Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Boichot sitzt im Donjou: sieben andere Soldaten, von denen Einer dem Obersten Hisleforme einen Fußtritt in den Hintern gab, der diesen Offizier, wie wir hören, vermögen soll, seinen Abschied zu nehmen, erwarten ihr Schicksal vom Standgericht. Ueber die Verhaftung Boichots erfahren wir aus bester Quelle Folgendes: Boichot dinirte mit einem sozialistischen Deputirten und einem vertrauten Freunde beim Restaurant. Dieser vertraute Freund war ein Polizeispion, der die ganze Unterhaltung bei Tische in den Tuillerien (Hauptquartier Changarniers) meldete. Changarnier erfuhr auf diese Weise, daß Boichot jedenfalls das Volksvertreter-Mandat annehme und ließ ihn darum am andern Tage arretiren. Was bei dieser Verhaftung vorgefallen, kennt man bereits aus den Journalen. Aehnliche Symptome zeigen sich bei andren Regimentern.

— Thoré's „Braie Republik“ ist gestern von der Staatsanwaltschaft confiscirt worden.

— Quentin, den man aus Doullens gestern zur Nachuntersuchung des Maiprozesses oder wegen eines Fälschungsprozesses, der gegen ihn anheischig gemacht wurde, in sein hiesiges Domizil führte, fand Gelegenheit, seinen Gensdarmen aus einem Dachzimmer des Hauses zu entwischen.

— (Exekution gegen den Moniteur.) Der Mon[unleserliches Material] [unleserliches Material]hält folgendes Protokoll, des Nicolas Benjamin Caüet, [unleserliches Material] Staatsrath, Cassationshof und Civilgerichtshofe des Seinedepartements, am 7. Mai 1849 bei der Pförtnerin des Moniteur, Rue des Poitiers Nr. 6 aufnahm.

„In Erwägung, daß der Moniteur in seiner Nummer vom 4. Mai einen Artikel enthielt, in welchem Herr Napoleon Bonaparte genannt wurde, in Erwägung, daß Herr Napoleon Bonaparte ein Interesse hat, auf die Behauptungen des Moniteurs zu antworten u. s. w., zwingen wir hiermit den Redakteur des Moniteur, nachfolgende Erwiderung auf Grund des Artikels 11 des Gesetzes vom 25. März 1822 und Art. 17 des Gesetzes vom 9. September 1845 in sein Blatt, unter Vorbehalt aller etwaigen Gegenrechte, aufzunehmen. Kostet 6 Franken 40 Centimen.

(gez.) Caüet.

(Folgt der Brief, den wir neulich bereits mittheilten.)

* Paris, 7. Mai.

Nachtsitzung der National-Versammlung. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung 9 1/4 Uhr.

Marrast: Die Bureaus haben unmittelbar nach der Morgensitzung die mit dem Rapport über die italienische Angelegenheit beauftragte Kommission von 15 Mitgliedern gewählt. Die Kommissionsmitglieder sind ebenfalls sofort zusammengetreten, um die angekündigten Mittheilungen des Ministeriums zu empfangen, und haben Hrn. Goudchaux zu ihrem Präsidenten und Hrn. Chavoix zum Sekretär gewählt. Die Ernennung des Berichterstatters ist noch nicht erfolgt, doch glaubt die Kommission, daß der Bericht um 10 Uhr eingebracht werden könne.

Die Sitzung wird hierauf unter großem Lärm und Tumult auf eine Stunde ausgesetzt. Um 10 3/4 Uhr treten endlich die Kommissionsglieder in den Saal. Es sind Freslon, Grevy, Gouin, Lamoriciere, Dupont de Bussac, Lanjuinais, Royer du 'Loiret, Subervic, Chavoix u. s. w.

Senard, als Berichterstatter: Bürger-Repräsentanten, die Kommission, welche Sie gewählt haben ist ohne Säumen zusammengetreten; sie hat den Ministerpräsidenten, den Minister des Auswärtigen und den Kriegsminister zu sich geladen und von ihnen die Instruktionen des Expeditionsgenerals, so wie alle bis jetzt eingelaufenen Depeschen in Empfang genommen. Gleichzeitig hat die Kommission die Erklärungen eingeholt, welche das Gouvernement der mit Prüfung der Creditbewilligung von 1,200,000 Fr. beauftragten Kommission über die Natur und den Zweck der Expedition gemacht hatte.

Hiernach stellte man uns den nahen Untergang der römischen Republik dar, sei es durch die Waffen der Oestreicher sei es durch die Contrerevolution, welche sich in ihrem eigenen Schooß vorbereiten sollte. Man sagte uns, daß die römische Republik aufgehört haben würde zu existiren, bevor unsere Soldaten den römischen Boden betreten hätten. Man wollte den französischen Einfluß in die Wagschale werfen, man wollte ausdrücklich nur zum Schutz der Freiheit des römischen Volkes interveniren, und es war im Entferntesten nicht die Rede davon, die Gewalt unserer Waffen zur Unterdrückung der Freiheit zu verwenden.

Die Majorität der Kommission ist nun der Ansicht, daß die Wendung, welche man der Expedition gegeben hat, dem Sinne widerspricht, in welcher sie verlangt und bewilligt wurde. Die dem Expeditionsgeneral ertheilten Instruktionen scheinen uns direkt den Erklärungen zu widersprechen, welche das Gouvernement hier von dieser Tribüne gab. (Bewegung.) Ebenso schien uns der Expeditionsgeneral durch den Angriff auf die römische Republik seine Instruktionen überschritten zu haben.

Aus diesen Gründen schlägt Ihnen die Kommission folgende Resolution vor:

„Die National-Versammlung fordert das Gouvernement auf, unverzüglich die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, auf daß die italienische Expedition nicht länger mehr gegen den ihr vorgezeichneten Zweck verstoße.“

(Lange, stürmische Bewegung.)

Stimme vom Berg: Dieser Antrag bedeutet nichts!

Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen: Der Rapport der Kommission deutet auf einen Widerspruch zwischen den Instruktionen, welche dem Expeditionskommandanten ertheilt wurden, und denjenigen, welche die National-Versammlung angab, so wie dem von dem Gouvernement angekündigten Zweck der Expedition. Zur Aufklärung des Sachverhältnisses theile ich Ihnen die dem General Oudinot ertheilte Instruktion mit:

„General, ich habe Ihnen angezeigt, daß Sie durch einen Befehl des Präsidenten der Republik mit der Intervention bei dem römischen Gouvernement beauftragt sind, einem Gouvernement, welches wir niemals anerkannt haben. Bei der gegenwärtigen unvermeidlich gewordenen Krise ist es die Pflicht der Regierung, die nöthigen Maßregeln zur Aufrechthaltung des französischen Einflusses in der italienischen Halbinsel zu ergreifen und eine geordnete Regelung der Dinge auf einer den Interessen der Bevölkerung angemessenen Grundlage herbeizuführen. Obwohl sich Ihre Intervention nicht auf die definitiven Unterhandlungen erstreckt, welche dies Resultat herstellen sollen, werden Sie von den bestehenden Autoritäten alle Propositionen in Empfang zu nehmen und mit Ihnen alle von den Verhältnissen gebotenen Anordnungen zu treffen haben; einzig muß in der Form Alles vermieden werden, was einer Anerkennung des in Rom herrschenden Regierungsprinzips ähnlich sehen könnte …“

Von der Linken: Aber das ist eine Nichtswürdigkeit! Das ist Verrath! (Furchtbarer Tumult.)

Drouyn de Lhuys: „Sie finden hier,“ heißt es weiter in der Instruktion, „das Modell Ihrer Korrespondenz mit den Autoritäten. Wir haben Grund zu glauben, daß Sie mit Freuden empfangen werden, von den Einen als Befreier, von den Andern als nothwendiger Vermittler gegen die Gefahren einer drohenden Reaktion …“

Zur Linken: Man hat ihn mit Flintenschüssen empfangen! (Tumult.)

Drouyn de Lhuys:, „Ihr Zug nach Rom wird ohne Zweifel allen honetten Bürgern neuen Muth einflößen …“

Brives (von der Linken): Diese Sprache ist eine Entehrung Frankreichs! Es ist unmöglich, sie länger mitanzuhören!

Der Minister liest die Schlußphrase der Instruktion, wonach dem „gesunden Ermessen“ des Expeditionsgenerals überlassen bleibt, im vorkommenden Fall die Befehle selbst zu ergänzen. Der Grund der Expedition ist nach ihm durch die unzweifelhaften Nachrichten gerechtfertigt, welche das Gouvernement über das Einrücken der Oestreicher und Neapolitaner und die Flucht der fremden Consuln aus Rom erhalten hat.

Dupont (de Bussac), Kommissionsmitglied: Geben Sie Beweise für diese Abgeschmacktheiten! (Lärm.)

Der Minister versichert, daß das Gouvernement positive Gewißheit über diese Vorfälle erhalten habe.

Dupont (de Bussac): Gehen Sie doch beim Abgang der Expedition wußte man noch nichts von dem Einschreiten der Neapolitaner und Oestreicher.

Der Minister vertheidigt hierauf unter immer steigender Aufregung das Verfahren des General Oudinot, welcher nur durch den „Widerstand“ (!) der Römer zum „Angriff“ (!) gezwungen worden sei.

Senard: Der Minister hat uns durchaus nicht vollständige Aufklärung gegeben. Wissen Sie, welches das Motiv der Expedition war? Der Minister sagt es: „Die Menschen, welche sich der Gewalt bemächtigt haben, scheinen entschlossen, nicht gutwillig zu weichen“ (Bewegung auf allen Seiten.) Ich frage Sie, ob die Absicht des Ministeriums hiernach nicht eine gewaltthätige war. (Ja wohl! Ja wohl!)

Drouyn de Lhuys: Nach dem, was der Berichterstatter so eben sagte, appellire ich an die Majorität der Versammlung ‥ (Tumult: Gehen Sie doch! Wir werden Sie richten!) ‥ an die Majorität, ob wir dem General Oudinot Aufträge zu Feindseligkeiten gegen die römische Republik gegeben haben? (Geschrei: Ja wohl! Sie haben uns getäuscht!) Di[unleserliches Material]

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          <p><pb facs="#f0003" n="1675"/>
Provinzen auf den 29. April nach Bamberg zusammenzuberufen. Der Congreß war höchst zahlreich beschickt und unter den gesammten Deputirten gab sich ein enschiedener Eifer für die demokratische Sache kund.</p>
          <p>Beschlossen wurde, einen &#x201E;Aufruf an das fränkische Volk&#x201C; zu erlassen: seiner &#x201E;rebellischen, den Volkswillen verhöhnenden Regierung&#x201C; alle Mittel des Widerstandes entgegenzusetzen. Zu einem aktiven Widerstand, der alle Chancen gehabt hätte, und zu dem viele Tausende von Bewaffneten jeden Augenblick bereit sind, hielt man die Zeit für noch nicht genug vorgerückt. Dagegen wurden noch folgende Beschlüsse gefaßt: Am 1. Mai soll eine große Volksversammlung in Bamberg, am 2. Mai eine gleiche in Nürnberg abgehalten werden.</p>
          <p>Auf diese drohenden Auspicien hin wurden denn alsbald die größten Brutalitäten von unserer Polizei und Kasernokratie begonnen. Es wurden plötzlich bei allen fränkischen Regimentern sämmtliche Beurlaubte binnen 24 Stunden einberufen, die Regimenter auf den Kriegsfuß gesetzt, d. h. auf 2700 Mann gebracht, und für jede Stunde marschfertig gehalten. Das 13. Linienregiment hatte schon Ranzen und Bündel geschnürt, um jeden Augenblick gegen (!) Bamberg oder Nürnberg marschiren zu können. In Nürnberg, das schon so ganz vollgepfropft von Militär ist und unter dem schrecklichen Kroatendespotismus schmachtet, sind am 29. April schleunigst zwei Kavallerie-Regimenter <hi rendition="#g">und</hi> eine reitende Batterie eingerückt, um ja durch ihre &#x201E;brennenden Lunten und haarscharfen Schwerter&#x201C; denjenigen Herrn Volksversammlern, welche etwa Lust hätten, etwas unanständig von unserem allergnädigsten Landesvater zu sprechen, gehörig Respekt einzuflößen, oder auch dem Namen nach den Belagerungszustand einzuführen, der ja doch schon längst de facto dort besteht. Sehr ergötzlich ist die Aeußerung eines unserer muckerhaften Blutkroatenoffiziers, die derselbe in Bamberg gegen einen Demokraten heruntergedonnert hat: Sollten diese Demokraten, was sie zwar nicht können (??), doch eine Demonstration versuchen, so hauen wir, wenn auch Alles aufsteht, den ganzen Plunder zusammen, ziehen aus der Stadt und verwandeln Bamberg in 5 Stunden in einen Aschenhaufen!!&#x201C; Man sieht, der hoffnungsvolle Henkerlehrling macht dem großen Windischgrätz, wenigstens was das Prahlen angeht, viele Ehre, vielleicht nach dem genialen Parlamentsspruch: &#x201E;Ein jeder (Kroat) solle sich einen kleinen Wrangel dünken!&#x201C; Die beiden &#x201E;verhängnißvollen&#x201C; Tage waren herangerückt. In Bamberg wurde am 1. Mai die angesagte Volksversammlung auf einer ziemlich geräumigen Ebene in der Stadt selbst, abgehalten; die Volksmenge stand Kopf an Kopf. Der Präsident des Volksvereins, Dr. Heinkelmann, eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache über den Zweck der Zusammenkunft, nämlich den Erlaß energischer Adressen an das Parlament, dann an das bairische Ministerium den kräftigen Bescheid, daß die Bevölkerung der Stadt Bamberg und ihrer ganzen Umgebung zur Aufrechthaltung und Durchführung der deutschen Reichsverfassung, wiewohl ohne Erbkaiser, insbesondere aber des Wahlgesetzes entschlossen, mit Gut und Blut dieselbe zu schützen und zu stützen bereit sei. Abg. Prell richtete hierauf die Aufforderung an die Versammlung, mit aller Energie, mit allen nur erlaubten Mitteln für die deutsche Volkssouveränetät einzustehen. Die Adressen wurden angenommen und sofort nach Schluß der Versammlung unterzeichnet. Nicht darf ich unbemerkt lassen, daß sich auch unsere Brüder im Heere, namentlich von der Artillerie und dem 10. Linienregiment an dieser Versammlung zahlreich betheiligten und die Adresse mitunterzeichneten.</p>
          <p>In Nürnberg hatte der dortige Oberbürgermeister, Dr. Pinder, noch am Tage vor der Volksversammlung eine Ansprache herumgehen lassen, worin alle Nürnberger gewarnt werden, dem morgigen &#x201E;hochverrätherischen Treiben der Demagogen, zu welchem schon die staatsgefährlichen und wühlerischen Beschlüsse und Aufrufe des demokratischen Kongresses den Vorläufer gemacht&#x201C;, fern zu bleiben. Am 2. Mai aber eilte Alles in unabsehbaren Reihen auf den &#x201E;Judenbühl&#x201C;, wo die Versammlung vor sich gehen sollte. Aus der Umgegend war der Zudrang massenhaft. Ganze Korporationen der politischen Vereinen der Umgegend, der Nürnberger Arbeitervereine, die Arbeiter der Maschinen- und Wagenfabrik zogen auf den Versammlungsplatz, den eine unabsehbare, aus mehr denn <hi rendition="#g">20,000</hi> Menschen bestehende Volksmasse deckte. Die Bitte des vorsitzenden Bürgerpräsidenten, Abg. Schmitt, Ruhe und Ordnung zu erhalten, wurde mit einstimmigen Zuruf beantwortet. Beschlossen wurde eine energische Adresse um sofortige Einberufung des Landtages und Anerkennung der Reichsverfassung. Diesen keineswegs befriedigenden Beschluß sollte wieder ein Amendement gut machen von Kargac aus Fürth, die gebieterische Forderung zu stellen, daß das jetzige volksfeindliche Ministerium unverzüglich entlassen werde. Aus einer merklichen Verstimmung, die nach und nach die ungeheure, revolutionärgesinnte und zum Aeußersten entschlossene Versammlung wegen des ermüdenden und doch nichtsnützen Adressenquatsches und der philiströs-langweiligen und kraftlosen Rede zweier Bourgeoisradikalen, die der Vorsitzende unbegreiflicher Weise zugelassen, wurde die Volksmenge herausgerissen, als zwei Redner offen heraussagten, daß es jetzt zu einer gänzlichen Lossagung Franken's von der Krone des altbaierischen Hauses Wittelsbach kommen müsse. Ungeheurer Jubel begleitete diese Worte in der ganzen Riesenversammlung. Endlich wurde angeordnet, auf demselben Platz eine neue große Volksversammlung für ganz Franken auf Sonntag den 13. Mai auszuschreiben, sowie sämmtliche demokratischen Vereine aufzufordern, alsbald ebenfalls Versammlungen zu berufen, um im Nothfall ihr Recht auf die Entscheidung der Waffen stützen zu können. Mit einem Hoch auf die Freiheit des deutschen Volks hatte die Versammlung begonnen, mit einem Hoch auf die Freiheit aller Völker hatte sie geendigt.</p>
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        <head>Italien.</head>
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            <bibl>
              <author>068</author>
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          <p>Die gewöhnlichen Nachrichten aus Rom reichen erst bis zum 28., wo die Römer überall die energischsten Vertheidigungsmaßregeln trafen.</p>
          <p>Nach den Touloner Depeschen über den Kampf am 30. April und 1. Mai waren es hauptsächlich 800 Franzosen und 221 Polen, welche dem ersten Feldzug Napoleons II. ein so glorreiches Ende bereiteten. Als der General Oudinot zum zweitenmal nach dem mörderischsten Kampf zum Rückzug schlagen ließ, hatten seine Truppen 400 Todte und 600 Verwundete. Auf den Barrikaden in der Stadt las mnn überall mit Riesenbuchstaben die Worte des Art. 5 der französischen Constitution: &#x201E;Die französische Republik verwendet ihre Waffen nie gegen die Freiheit eines Volkes!&#x201C;</p>
          <p>Nach der &#x201E;Tribune des Peuples&#x201C;, deren auswärtige Nachrichten sich indeß sehr oft als übertrieben erweisen, sollen die französischen Truppen mit den Römern bereis fraternisirt haben.</p>
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            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
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          <p>Livorno war nach den letzten Nachrichten noch immer verbarrikadirt und mehr als je zur Fortsetzung des Kampfes gegen seinen fürstlichen Idioten entschlossen. Im Innern der Stadt haben die Revolutionäre einen Kampf gegen die Reaktion bestanden, und die Verräther, wie es heißt an die Laternen gehängt.</p>
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        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar295_020_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Die A. A. Z. schreibt aus Osen, vom 30. April.</head>
          <gap reason="copyright"/>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 8. Mai.</head>
          <p>Die Reaktion ist gesprengt! Die Bande, welche die feige Regierung mit dem Pabst, mit Oesterreich, mit Neapel, und folglich mit allen Knäsen und Unterknäsen heimlich eingegangen, sind zerrissen worden, sobald sie an's Tageslicht gekommen. Der Schlag in Rom aber hat dieses heimliche Einverständniß auf die eklatanteste Weise ans Tageslicht gebracht. Diese Biedermännigkeit Barrots, die heimlich so pfiffig zu handeln glaubte, hat Frankreich in eine Lage gesetzt, wodurch es gezwungen ist, allen reaktionären Regierungen ein Ende zu machen. Die Franzosen sind wüthend, daß sie eine Niederlage zu rächen haben, die sie von ihren eigenen Brüdern, von ihren natürlichen Bundesgenossen erhalten haben. Als Barrot-Napoleon sich den Kredit für die Expedition von Civita-Vecchia votiren ließ, da glaubte er die sichere Aussicht zu haben, daß die reaktionäre Partei von Rom, aufgemuntert durch die Anwesenheit eines französischen Corps zur &#x201E;Beschützung des Pabstes,&#x201C; losschlagen und die Republik stürzen würde. Deshalb zog Oudinot auch sobald von Civita-Vecchia und lauerte nur auf den günstigen Augenblick. Für Barrot und Oudinot waren die honnetten Leute nur in der reaktionären Partei, nur auf derjenigen Seite, die mit dem Pabst und den Oesterreichern hielt. Als aber die honnetten Leute sich nicht zeigten, als es sichtbar ward, daß die römische Republik aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, die Majorität des Volkes für sich hatte, da zog Oudinot in Rom ein, ungeachtet die Kammer ihm geboten, sich nicht in die innere Politik zu mischen. Aber Oudinot hatte geheime Instruktionen; Oudinot ist Legitimist, ist ein Freund Falloux's, und er hatte nur einen Zweck; den Pabst einzusetzen, mit oder ohne Oesterreich. Jedenfalls war Oesterreich der Bundesgenosse Oudinot's und seiner Partei.</p>
          <p>Das Ministerium ist geschlagen worden; die Expedition soll jetzt ihrem wahren Zweck zugelenkt werden. Was ist der wahre Zweck? Krieg gegen Oestreich, Krieg gegen Rußland, Krieg gegen Preußen. Die Revolution beginnt wieder von Paris aus. Die Pariser Arbeiter sind wieder aus den Häusern in die Straßen gestiegen von Kriegsbegierde entflammt, die Revolution, die durch die Verbindung mit Außen erstickt worden war, dieses Mal nach Außen hinüberströmen zu lassen. Mort aux princes! hieß es in den Straßen: Tod allen Königen! Tod allen Prinzen! Es drängt die Franzosen, den Ungarn, den Italienern, den Deutschen gegen ihre gekrönten Mordhunde zu Hülfe zu ziehen, und wenn die rothen Hosen ausziehen, dann stolpert der Parademarsch, und vor dem Angriff mit Bajonetten verstummt die Kartätsche.</p>
          <p>Mort aux princes! so hieß es, als die Bourgeoiskammer auseinanderging, und in andern Gruppen, in Gruppen der alten Mobilgarden da hieß es: «<hi rendition="#g">Mort aux empereurs!</hi>» Seitdem der König des schmutzigen Preußenlandes Kaiser werden konnte und Napoleon Kaiser werden mochte und Rußland wirklicher Kaiser ist, da sehen die Franzosen nichts als Kaiser vor sich und die Mobilgardisten, die so schmählich gegen ihre Brüder in Paris gebraucht worden, wie die französischen Soldaten gegen ihre Brüder in Rom: Alle sind jetzt verbrüdert mit den Arbeitern. Mort aux princes!</p>
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          <head>Paris, 8. Mai. (1 1/4 Uhr Nachts).</head>
          <p>Das Ministerium ist vollständig geschlagen. Die Versammlung hat sich mit einer Majorität von 80 Stimmen (328 gegen 248) gegen das Verfahren der italienischen Expedition entschieden. Das Ministerium wird wahrscheinlich unter dem Vorwande der nahen Wahlen nicht abtreten, sondern bloß den Pabstgeneral wechseln. Man nennt bereits Bedeau, oder auch wohl Lamoriciere als den Nachfolger Oudinots.</p>
          <p>&#x2014; Ueber Toulon und Marseille nichts Neues aus Rom. Der &#x201E;Democrate du Bar&#x201C;, der in Toulon erscheint, meldet dagegen:</p>
          <p>&#x201E;Ungarn in Toulon! Wir haben plötzlich Ungarn in der Stadt. Ein Detaschement hat sich nämlich aus Piemont, wohin es Radetzki legte, geflüchtet und ist hier eingetroffen. Diese braven Soldaten erklären, daß sie nicht länger unter der östreichischen Fahne dienen wollen. Durch den Telegraphen benachrichtigt, gab das Ministerium aus Paris Befehle, die Deserteure nach Algerien zu schikken und sie der Fremdenlegion einzuverleiben. Allein ihr Offizier protestirte und beantragte die Ertheilung von Marschrouten, um auf dem Land- oder Seewege nach Ungarn zurückzukehren. Eine Entscheidung hierüber ist von Paris noch nicht angekommen.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; (Proklamation.) An unsere französischen Brüder! Ein blutiger Kampf hat zwischen den Einwohnern Roms und den Söhnen Frankreichs stattgefunden, die unerbittliche Befehle gegen unsere Heimath stießen. Militärisches Ehrgefühl legte ihnen Gehorsam unter die Befehle ihrer Chefs auf, das Gefühl des Patriotismus zwang uns dagegen, unsere Freiheiten und Vaterland zu vertheidigen: wir haben unsere Ehre gewahrt &#x2025;&#x2025; Mußte es aber zu solchem Preise geschehen? Die Verantwortlichkeit dieses Blutvergießens kann uns, die wir durch die Bruderliebe (charité) mit Euch verknüpft sind, nicht treffen. Gruß und Brüderschaft.</p>
          <p>Paris, 8. Mai 1849.</p>
          <p>Im Namen des römischen Volks, der Gesandte der römischen Republik:</p>
          <p>(gez.) L. Frapolli.</p>
          <p>&#x2014; Heute früh rückte das 7. Regiment aus und marschirte nach Nancy. Da Changarnier erfahren, daß viele Arbeiter ihnen das sogenannte Geleit geben wollten, so wechselte er Richtung und Stunde des Abmarsches. Das Regiment ist abmarschirt unter dem zahlreichen Rufe: Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Boichot sitzt im Donjou: sieben andere Soldaten, von denen Einer dem Obersten Hisleforme einen Fußtritt in den Hintern gab, der diesen Offizier, wie wir hören, vermögen soll, seinen Abschied zu nehmen, erwarten ihr Schicksal vom Standgericht. Ueber die Verhaftung Boichots erfahren wir aus bester Quelle Folgendes: Boichot dinirte mit einem sozialistischen Deputirten und einem vertrauten Freunde beim Restaurant. Dieser vertraute Freund war ein Polizeispion, der die ganze Unterhaltung bei Tische in den Tuillerien (Hauptquartier Changarniers) meldete. Changarnier erfuhr auf diese Weise, daß Boichot jedenfalls das Volksvertreter-Mandat annehme und ließ ihn darum am andern Tage arretiren. Was bei dieser Verhaftung vorgefallen, kennt man bereits aus den Journalen. Aehnliche Symptome zeigen sich bei andren Regimentern.</p>
          <p>&#x2014; Thoré's &#x201E;Braie Republik&#x201C; ist gestern von der Staatsanwaltschaft confiscirt worden.</p>
          <p>&#x2014; Quentin, den man aus Doullens gestern zur Nachuntersuchung des Maiprozesses oder wegen eines Fälschungsprozesses, der gegen ihn anheischig gemacht wurde, in sein hiesiges Domizil führte, fand Gelegenheit, seinen Gensdarmen aus einem Dachzimmer des Hauses zu entwischen.</p>
          <p>&#x2014; (Exekution gegen den Moniteur.) Der Mon<gap reason="illegible"/>                    <gap reason="illegible"/>hält folgendes Protokoll, des Nicolas Benjamin Caüet, <gap reason="illegible"/> Staatsrath, Cassationshof und Civilgerichtshofe des Seinedepartements, am 7. Mai 1849 bei der Pförtnerin des Moniteur, Rue des Poitiers Nr. 6 aufnahm.</p>
          <p>&#x201E;In Erwägung, daß der Moniteur in seiner Nummer vom 4. Mai einen Artikel enthielt, in welchem Herr Napoleon Bonaparte genannt wurde, in Erwägung, daß Herr Napoleon Bonaparte ein Interesse hat, auf die Behauptungen des Moniteurs zu antworten u. s. w., zwingen wir hiermit den Redakteur des Moniteur, nachfolgende Erwiderung auf Grund des Artikels 11 des Gesetzes vom 25. März 1822 und Art. 17 des Gesetzes vom 9. September 1845 in sein Blatt, unter Vorbehalt aller etwaigen Gegenrechte, aufzunehmen. Kostet 6 Franken 40 Centimen.</p>
          <p>(gez.) Caüet.</p>
          <p>
            <ref type="link">(Folgt der Brief, den wir neulich bereits mittheilten.)</ref>
          </p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 7. Mai.</head>
          <p>Nachtsitzung der National-Versammlung. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung 9 1/4 Uhr.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> Die Bureaus haben unmittelbar nach der Morgensitzung die mit dem Rapport über die italienische Angelegenheit beauftragte Kommission von 15 Mitgliedern gewählt. Die Kommissionsmitglieder sind ebenfalls sofort zusammengetreten, um die angekündigten Mittheilungen des Ministeriums zu empfangen, und haben Hrn. Goudchaux zu ihrem Präsidenten und Hrn. Chavoix zum Sekretär gewählt. Die Ernennung des Berichterstatters ist noch nicht erfolgt, doch glaubt die Kommission, daß der Bericht um 10 Uhr eingebracht werden könne.</p>
          <p>Die Sitzung wird hierauf unter großem Lärm und Tumult auf eine Stunde ausgesetzt. Um 10 3/4 Uhr treten endlich die Kommissionsglieder in den Saal. Es sind Freslon, Grevy, Gouin, Lamoriciere, Dupont de Bussac, Lanjuinais, Royer du 'Loiret, Subervic, Chavoix u. s. w.</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard,</hi> als Berichterstatter: Bürger-Repräsentanten, die Kommission, welche Sie gewählt haben ist ohne Säumen zusammengetreten; sie hat den Ministerpräsidenten, den Minister des Auswärtigen und den Kriegsminister zu sich geladen und von ihnen die Instruktionen des Expeditionsgenerals, so wie alle bis jetzt eingelaufenen Depeschen in Empfang genommen. Gleichzeitig hat die Kommission die Erklärungen eingeholt, welche das Gouvernement der mit Prüfung der Creditbewilligung von 1,200,000 Fr. beauftragten Kommission über die Natur und den Zweck der Expedition gemacht hatte.</p>
          <p>Hiernach stellte man uns den nahen Untergang der römischen Republik dar, sei es durch die Waffen der Oestreicher sei es durch die Contrerevolution, welche sich in ihrem eigenen Schooß vorbereiten sollte. Man sagte uns, daß die römische Republik aufgehört haben würde zu existiren, bevor unsere Soldaten den römischen Boden betreten hätten. Man wollte den französischen Einfluß in die Wagschale werfen, man wollte ausdrücklich nur zum Schutz der Freiheit des römischen Volkes interveniren, und es war im Entferntesten nicht die Rede davon, die Gewalt unserer Waffen zur Unterdrückung der Freiheit zu verwenden.</p>
          <p>Die Majorität der Kommission ist nun der Ansicht, daß die Wendung, welche man der Expedition gegeben hat, dem Sinne widerspricht, in welcher sie verlangt und bewilligt wurde. Die dem Expeditionsgeneral ertheilten Instruktionen scheinen uns direkt den Erklärungen zu widersprechen, welche das Gouvernement hier von dieser Tribüne gab. (Bewegung.) Ebenso schien uns der Expeditionsgeneral durch den Angriff auf die römische Republik seine Instruktionen überschritten zu haben.</p>
          <p>Aus diesen Gründen schlägt Ihnen die Kommission folgende Resolution vor:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die National-Versammlung fordert das Gouvernement auf, unverzüglich die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, auf daß die italienische Expedition nicht länger mehr gegen den ihr vorgezeichneten Zweck verstoße.&#x201C;</p>
          <p>(Lange, stürmische Bewegung.)</p>
          <p>Stimme vom Berg: Dieser Antrag bedeutet nichts!</p>
          <p><hi rendition="#g">Drouyn de Lhuys,</hi> Minister des Auswärtigen: Der Rapport der Kommission deutet auf einen Widerspruch zwischen den Instruktionen, welche dem Expeditionskommandanten ertheilt wurden, und denjenigen, welche die National-Versammlung angab, so wie dem von dem Gouvernement angekündigten Zweck der Expedition. Zur Aufklärung des Sachverhältnisses theile ich Ihnen die dem General Oudinot ertheilte Instruktion mit:</p>
          <p>&#x201E;General, ich habe Ihnen angezeigt, daß Sie durch einen Befehl des Präsidenten der Republik mit der Intervention bei dem römischen Gouvernement beauftragt sind, einem Gouvernement, welches wir niemals anerkannt haben. Bei der gegenwärtigen unvermeidlich gewordenen Krise ist es die Pflicht der Regierung, die nöthigen Maßregeln zur Aufrechthaltung des französischen Einflusses in der italienischen Halbinsel zu ergreifen und eine geordnete Regelung der Dinge auf einer den Interessen der Bevölkerung angemessenen Grundlage herbeizuführen. Obwohl sich Ihre Intervention nicht auf die definitiven Unterhandlungen erstreckt, welche dies Resultat herstellen sollen, werden Sie von den bestehenden Autoritäten alle Propositionen in Empfang zu nehmen und mit Ihnen alle von den Verhältnissen gebotenen Anordnungen zu treffen haben; einzig muß in der Form Alles vermieden werden, was einer Anerkennung des in Rom herrschenden Regierungsprinzips ähnlich sehen könnte &#x2026;&#x201C;</p>
          <p>Von der Linken: Aber das ist eine Nichtswürdigkeit! Das ist Verrath! (Furchtbarer Tumult.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Drouyn de Lhuys</hi>: &#x201E;Sie finden hier,&#x201C; heißt es weiter in der Instruktion, &#x201E;das Modell Ihrer Korrespondenz mit den Autoritäten. Wir haben Grund zu glauben, daß Sie mit Freuden empfangen werden, von den Einen als Befreier, von den Andern als nothwendiger Vermittler gegen die Gefahren einer drohenden Reaktion &#x2026;&#x201C;</p>
          <p>Zur Linken: Man hat ihn mit Flintenschüssen empfangen! (Tumult.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Drouyn de Lhuys</hi>:, &#x201E;Ihr Zug nach Rom wird ohne Zweifel allen honetten Bürgern neuen Muth einflößen &#x2026;&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Brives</hi> (von der Linken): Diese Sprache ist eine Entehrung Frankreichs! Es ist unmöglich, sie länger mitanzuhören!</p>
          <p>Der Minister liest die Schlußphrase der Instruktion, wonach dem &#x201E;gesunden Ermessen&#x201C; des Expeditionsgenerals überlassen bleibt, im vorkommenden Fall die Befehle selbst zu ergänzen. Der Grund der Expedition ist nach ihm durch die unzweifelhaften Nachrichten gerechtfertigt, welche das Gouvernement über das Einrücken der Oestreicher und Neapolitaner und die Flucht der fremden Consuln aus Rom erhalten hat.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupont</hi> (de Bussac), Kommissionsmitglied: Geben Sie Beweise für diese Abgeschmacktheiten! (Lärm.)</p>
          <p>Der Minister versichert, daß das Gouvernement positive Gewißheit über diese Vorfälle erhalten habe.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupont</hi> (de Bussac): Gehen Sie doch beim Abgang der Expedition wußte man noch nichts von dem Einschreiten der Neapolitaner und Oestreicher.</p>
          <p>Der Minister vertheidigt hierauf unter immer steigender Aufregung das Verfahren des General Oudinot, welcher nur durch den &#x201E;Widerstand&#x201C; (!) der Römer zum &#x201E;Angriff&#x201C; (!) gezwungen worden sei.</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard:</hi> Der Minister hat uns durchaus nicht vollständige Aufklärung gegeben. Wissen Sie, welches das Motiv der Expedition war? Der Minister sagt es: &#x201E;Die Menschen, welche sich der Gewalt bemächtigt haben, scheinen entschlossen, nicht gutwillig zu weichen&#x201C; (Bewegung auf allen Seiten.) Ich frage Sie, ob die Absicht des Ministeriums hiernach nicht eine gewaltthätige war. (Ja wohl! Ja wohl!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Drouyn de Lhuys</hi>: Nach dem, was der Berichterstatter so eben sagte, appellire ich an die Majorität der Versammlung &#x2025; (Tumult: Gehen Sie doch! Wir werden Sie richten!) &#x2025; an die Majorität, ob wir dem General Oudinot Aufträge zu Feindseligkeiten gegen die römische Republik gegeben haben? (Geschrei: Ja wohl! Sie haben uns getäuscht!) Di<gap reason="illegible"/>
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</TEI>
[1675/0003] Provinzen auf den 29. April nach Bamberg zusammenzuberufen. Der Congreß war höchst zahlreich beschickt und unter den gesammten Deputirten gab sich ein enschiedener Eifer für die demokratische Sache kund. Beschlossen wurde, einen „Aufruf an das fränkische Volk“ zu erlassen: seiner „rebellischen, den Volkswillen verhöhnenden Regierung“ alle Mittel des Widerstandes entgegenzusetzen. Zu einem aktiven Widerstand, der alle Chancen gehabt hätte, und zu dem viele Tausende von Bewaffneten jeden Augenblick bereit sind, hielt man die Zeit für noch nicht genug vorgerückt. Dagegen wurden noch folgende Beschlüsse gefaßt: Am 1. Mai soll eine große Volksversammlung in Bamberg, am 2. Mai eine gleiche in Nürnberg abgehalten werden. Auf diese drohenden Auspicien hin wurden denn alsbald die größten Brutalitäten von unserer Polizei und Kasernokratie begonnen. Es wurden plötzlich bei allen fränkischen Regimentern sämmtliche Beurlaubte binnen 24 Stunden einberufen, die Regimenter auf den Kriegsfuß gesetzt, d. h. auf 2700 Mann gebracht, und für jede Stunde marschfertig gehalten. Das 13. Linienregiment hatte schon Ranzen und Bündel geschnürt, um jeden Augenblick gegen (!) Bamberg oder Nürnberg marschiren zu können. In Nürnberg, das schon so ganz vollgepfropft von Militär ist und unter dem schrecklichen Kroatendespotismus schmachtet, sind am 29. April schleunigst zwei Kavallerie-Regimenter und eine reitende Batterie eingerückt, um ja durch ihre „brennenden Lunten und haarscharfen Schwerter“ denjenigen Herrn Volksversammlern, welche etwa Lust hätten, etwas unanständig von unserem allergnädigsten Landesvater zu sprechen, gehörig Respekt einzuflößen, oder auch dem Namen nach den Belagerungszustand einzuführen, der ja doch schon längst de facto dort besteht. Sehr ergötzlich ist die Aeußerung eines unserer muckerhaften Blutkroatenoffiziers, die derselbe in Bamberg gegen einen Demokraten heruntergedonnert hat: Sollten diese Demokraten, was sie zwar nicht können (??), doch eine Demonstration versuchen, so hauen wir, wenn auch Alles aufsteht, den ganzen Plunder zusammen, ziehen aus der Stadt und verwandeln Bamberg in 5 Stunden in einen Aschenhaufen!!“ Man sieht, der hoffnungsvolle Henkerlehrling macht dem großen Windischgrätz, wenigstens was das Prahlen angeht, viele Ehre, vielleicht nach dem genialen Parlamentsspruch: „Ein jeder (Kroat) solle sich einen kleinen Wrangel dünken!“ Die beiden „verhängnißvollen“ Tage waren herangerückt. In Bamberg wurde am 1. Mai die angesagte Volksversammlung auf einer ziemlich geräumigen Ebene in der Stadt selbst, abgehalten; die Volksmenge stand Kopf an Kopf. Der Präsident des Volksvereins, Dr. Heinkelmann, eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache über den Zweck der Zusammenkunft, nämlich den Erlaß energischer Adressen an das Parlament, dann an das bairische Ministerium den kräftigen Bescheid, daß die Bevölkerung der Stadt Bamberg und ihrer ganzen Umgebung zur Aufrechthaltung und Durchführung der deutschen Reichsverfassung, wiewohl ohne Erbkaiser, insbesondere aber des Wahlgesetzes entschlossen, mit Gut und Blut dieselbe zu schützen und zu stützen bereit sei. Abg. Prell richtete hierauf die Aufforderung an die Versammlung, mit aller Energie, mit allen nur erlaubten Mitteln für die deutsche Volkssouveränetät einzustehen. Die Adressen wurden angenommen und sofort nach Schluß der Versammlung unterzeichnet. Nicht darf ich unbemerkt lassen, daß sich auch unsere Brüder im Heere, namentlich von der Artillerie und dem 10. Linienregiment an dieser Versammlung zahlreich betheiligten und die Adresse mitunterzeichneten. In Nürnberg hatte der dortige Oberbürgermeister, Dr. Pinder, noch am Tage vor der Volksversammlung eine Ansprache herumgehen lassen, worin alle Nürnberger gewarnt werden, dem morgigen „hochverrätherischen Treiben der Demagogen, zu welchem schon die staatsgefährlichen und wühlerischen Beschlüsse und Aufrufe des demokratischen Kongresses den Vorläufer gemacht“, fern zu bleiben. Am 2. Mai aber eilte Alles in unabsehbaren Reihen auf den „Judenbühl“, wo die Versammlung vor sich gehen sollte. Aus der Umgegend war der Zudrang massenhaft. Ganze Korporationen der politischen Vereinen der Umgegend, der Nürnberger Arbeitervereine, die Arbeiter der Maschinen- und Wagenfabrik zogen auf den Versammlungsplatz, den eine unabsehbare, aus mehr denn 20,000 Menschen bestehende Volksmasse deckte. Die Bitte des vorsitzenden Bürgerpräsidenten, Abg. Schmitt, Ruhe und Ordnung zu erhalten, wurde mit einstimmigen Zuruf beantwortet. Beschlossen wurde eine energische Adresse um sofortige Einberufung des Landtages und Anerkennung der Reichsverfassung. Diesen keineswegs befriedigenden Beschluß sollte wieder ein Amendement gut machen von Kargac aus Fürth, die gebieterische Forderung zu stellen, daß das jetzige volksfeindliche Ministerium unverzüglich entlassen werde. Aus einer merklichen Verstimmung, die nach und nach die ungeheure, revolutionärgesinnte und zum Aeußersten entschlossene Versammlung wegen des ermüdenden und doch nichtsnützen Adressenquatsches und der philiströs-langweiligen und kraftlosen Rede zweier Bourgeoisradikalen, die der Vorsitzende unbegreiflicher Weise zugelassen, wurde die Volksmenge herausgerissen, als zwei Redner offen heraussagten, daß es jetzt zu einer gänzlichen Lossagung Franken's von der Krone des altbaierischen Hauses Wittelsbach kommen müsse. Ungeheurer Jubel begleitete diese Worte in der ganzen Riesenversammlung. Endlich wurde angeordnet, auf demselben Platz eine neue große Volksversammlung für ganz Franken auf Sonntag den 13. Mai auszuschreiben, sowie sämmtliche demokratischen Vereine aufzufordern, alsbald ebenfalls Versammlungen zu berufen, um im Nothfall ihr Recht auf die Entscheidung der Waffen stützen zu können. Mit einem Hoch auf die Freiheit des deutschen Volks hatte die Versammlung begonnen, mit einem Hoch auf die Freiheit aller Völker hatte sie geendigt. Italien. 068 Die gewöhnlichen Nachrichten aus Rom reichen erst bis zum 28., wo die Römer überall die energischsten Vertheidigungsmaßregeln trafen. Nach den Touloner Depeschen über den Kampf am 30. April und 1. Mai waren es hauptsächlich 800 Franzosen und 221 Polen, welche dem ersten Feldzug Napoleons II. ein so glorreiches Ende bereiteten. Als der General Oudinot zum zweitenmal nach dem mörderischsten Kampf zum Rückzug schlagen ließ, hatten seine Truppen 400 Todte und 600 Verwundete. Auf den Barrikaden in der Stadt las mnn überall mit Riesenbuchstaben die Worte des Art. 5 der französischen Constitution: „Die französische Republik verwendet ihre Waffen nie gegen die Freiheit eines Volkes!“ Nach der „Tribune des Peuples“, deren auswärtige Nachrichten sich indeß sehr oft als übertrieben erweisen, sollen die französischen Truppen mit den Römern bereis fraternisirt haben. * Livorno war nach den letzten Nachrichten noch immer verbarrikadirt und mehr als je zur Fortsetzung des Kampfes gegen seinen fürstlichen Idioten entschlossen. Im Innern der Stadt haben die Revolutionäre einen Kampf gegen die Reaktion bestanden, und die Verräther, wie es heißt an die Laternen gehängt. Ungarn. * Die A. A. Z. schreibt aus Osen, vom 30. April. _ Französische Republik. 12 Paris, 8. Mai. Die Reaktion ist gesprengt! Die Bande, welche die feige Regierung mit dem Pabst, mit Oesterreich, mit Neapel, und folglich mit allen Knäsen und Unterknäsen heimlich eingegangen, sind zerrissen worden, sobald sie an's Tageslicht gekommen. Der Schlag in Rom aber hat dieses heimliche Einverständniß auf die eklatanteste Weise ans Tageslicht gebracht. Diese Biedermännigkeit Barrots, die heimlich so pfiffig zu handeln glaubte, hat Frankreich in eine Lage gesetzt, wodurch es gezwungen ist, allen reaktionären Regierungen ein Ende zu machen. Die Franzosen sind wüthend, daß sie eine Niederlage zu rächen haben, die sie von ihren eigenen Brüdern, von ihren natürlichen Bundesgenossen erhalten haben. Als Barrot-Napoleon sich den Kredit für die Expedition von Civita-Vecchia votiren ließ, da glaubte er die sichere Aussicht zu haben, daß die reaktionäre Partei von Rom, aufgemuntert durch die Anwesenheit eines französischen Corps zur „Beschützung des Pabstes,“ losschlagen und die Republik stürzen würde. Deshalb zog Oudinot auch sobald von Civita-Vecchia und lauerte nur auf den günstigen Augenblick. Für Barrot und Oudinot waren die honnetten Leute nur in der reaktionären Partei, nur auf derjenigen Seite, die mit dem Pabst und den Oesterreichern hielt. Als aber die honnetten Leute sich nicht zeigten, als es sichtbar ward, daß die römische Republik aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, die Majorität des Volkes für sich hatte, da zog Oudinot in Rom ein, ungeachtet die Kammer ihm geboten, sich nicht in die innere Politik zu mischen. Aber Oudinot hatte geheime Instruktionen; Oudinot ist Legitimist, ist ein Freund Falloux's, und er hatte nur einen Zweck; den Pabst einzusetzen, mit oder ohne Oesterreich. Jedenfalls war Oesterreich der Bundesgenosse Oudinot's und seiner Partei. Das Ministerium ist geschlagen worden; die Expedition soll jetzt ihrem wahren Zweck zugelenkt werden. Was ist der wahre Zweck? Krieg gegen Oestreich, Krieg gegen Rußland, Krieg gegen Preußen. Die Revolution beginnt wieder von Paris aus. Die Pariser Arbeiter sind wieder aus den Häusern in die Straßen gestiegen von Kriegsbegierde entflammt, die Revolution, die durch die Verbindung mit Außen erstickt worden war, dieses Mal nach Außen hinüberströmen zu lassen. Mort aux princes! hieß es in den Straßen: Tod allen Königen! Tod allen Prinzen! Es drängt die Franzosen, den Ungarn, den Italienern, den Deutschen gegen ihre gekrönten Mordhunde zu Hülfe zu ziehen, und wenn die rothen Hosen ausziehen, dann stolpert der Parademarsch, und vor dem Angriff mit Bajonetten verstummt die Kartätsche. Mort aux princes! so hieß es, als die Bourgeoiskammer auseinanderging, und in andern Gruppen, in Gruppen der alten Mobilgarden da hieß es: «Mort aux empereurs!» Seitdem der König des schmutzigen Preußenlandes Kaiser werden konnte und Napoleon Kaiser werden mochte und Rußland wirklicher Kaiser ist, da sehen die Franzosen nichts als Kaiser vor sich und die Mobilgardisten, die so schmählich gegen ihre Brüder in Paris gebraucht worden, wie die französischen Soldaten gegen ihre Brüder in Rom: Alle sind jetzt verbrüdert mit den Arbeitern. Mort aux princes! Paris, 8. Mai. (1 1/4 Uhr Nachts). Das Ministerium ist vollständig geschlagen. Die Versammlung hat sich mit einer Majorität von 80 Stimmen (328 gegen 248) gegen das Verfahren der italienischen Expedition entschieden. Das Ministerium wird wahrscheinlich unter dem Vorwande der nahen Wahlen nicht abtreten, sondern bloß den Pabstgeneral wechseln. Man nennt bereits Bedeau, oder auch wohl Lamoriciere als den Nachfolger Oudinots. — Ueber Toulon und Marseille nichts Neues aus Rom. Der „Democrate du Bar“, der in Toulon erscheint, meldet dagegen: „Ungarn in Toulon! Wir haben plötzlich Ungarn in der Stadt. Ein Detaschement hat sich nämlich aus Piemont, wohin es Radetzki legte, geflüchtet und ist hier eingetroffen. Diese braven Soldaten erklären, daß sie nicht länger unter der östreichischen Fahne dienen wollen. Durch den Telegraphen benachrichtigt, gab das Ministerium aus Paris Befehle, die Deserteure nach Algerien zu schikken und sie der Fremdenlegion einzuverleiben. Allein ihr Offizier protestirte und beantragte die Ertheilung von Marschrouten, um auf dem Land- oder Seewege nach Ungarn zurückzukehren. Eine Entscheidung hierüber ist von Paris noch nicht angekommen.“ — (Proklamation.) An unsere französischen Brüder! Ein blutiger Kampf hat zwischen den Einwohnern Roms und den Söhnen Frankreichs stattgefunden, die unerbittliche Befehle gegen unsere Heimath stießen. Militärisches Ehrgefühl legte ihnen Gehorsam unter die Befehle ihrer Chefs auf, das Gefühl des Patriotismus zwang uns dagegen, unsere Freiheiten und Vaterland zu vertheidigen: wir haben unsere Ehre gewahrt ‥‥ Mußte es aber zu solchem Preise geschehen? Die Verantwortlichkeit dieses Blutvergießens kann uns, die wir durch die Bruderliebe (charité) mit Euch verknüpft sind, nicht treffen. Gruß und Brüderschaft. Paris, 8. Mai 1849. Im Namen des römischen Volks, der Gesandte der römischen Republik: (gez.) L. Frapolli. — Heute früh rückte das 7. Regiment aus und marschirte nach Nancy. Da Changarnier erfahren, daß viele Arbeiter ihnen das sogenannte Geleit geben wollten, so wechselte er Richtung und Stunde des Abmarsches. Das Regiment ist abmarschirt unter dem zahlreichen Rufe: Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Boichot sitzt im Donjou: sieben andere Soldaten, von denen Einer dem Obersten Hisleforme einen Fußtritt in den Hintern gab, der diesen Offizier, wie wir hören, vermögen soll, seinen Abschied zu nehmen, erwarten ihr Schicksal vom Standgericht. Ueber die Verhaftung Boichots erfahren wir aus bester Quelle Folgendes: Boichot dinirte mit einem sozialistischen Deputirten und einem vertrauten Freunde beim Restaurant. Dieser vertraute Freund war ein Polizeispion, der die ganze Unterhaltung bei Tische in den Tuillerien (Hauptquartier Changarniers) meldete. Changarnier erfuhr auf diese Weise, daß Boichot jedenfalls das Volksvertreter-Mandat annehme und ließ ihn darum am andern Tage arretiren. Was bei dieser Verhaftung vorgefallen, kennt man bereits aus den Journalen. Aehnliche Symptome zeigen sich bei andren Regimentern. — Thoré's „Braie Republik“ ist gestern von der Staatsanwaltschaft confiscirt worden. — Quentin, den man aus Doullens gestern zur Nachuntersuchung des Maiprozesses oder wegen eines Fälschungsprozesses, der gegen ihn anheischig gemacht wurde, in sein hiesiges Domizil führte, fand Gelegenheit, seinen Gensdarmen aus einem Dachzimmer des Hauses zu entwischen. — (Exekution gegen den Moniteur.) Der Mon_ _ hält folgendes Protokoll, des Nicolas Benjamin Caüet, _ Staatsrath, Cassationshof und Civilgerichtshofe des Seinedepartements, am 7. Mai 1849 bei der Pförtnerin des Moniteur, Rue des Poitiers Nr. 6 aufnahm. „In Erwägung, daß der Moniteur in seiner Nummer vom 4. Mai einen Artikel enthielt, in welchem Herr Napoleon Bonaparte genannt wurde, in Erwägung, daß Herr Napoleon Bonaparte ein Interesse hat, auf die Behauptungen des Moniteurs zu antworten u. s. w., zwingen wir hiermit den Redakteur des Moniteur, nachfolgende Erwiderung auf Grund des Artikels 11 des Gesetzes vom 25. März 1822 und Art. 17 des Gesetzes vom 9. September 1845 in sein Blatt, unter Vorbehalt aller etwaigen Gegenrechte, aufzunehmen. Kostet 6 Franken 40 Centimen. (gez.) Caüet. (Folgt der Brief, den wir neulich bereits mittheilten.) * Paris, 7. Mai. Nachtsitzung der National-Versammlung. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung 9 1/4 Uhr. Marrast: Die Bureaus haben unmittelbar nach der Morgensitzung die mit dem Rapport über die italienische Angelegenheit beauftragte Kommission von 15 Mitgliedern gewählt. Die Kommissionsmitglieder sind ebenfalls sofort zusammengetreten, um die angekündigten Mittheilungen des Ministeriums zu empfangen, und haben Hrn. Goudchaux zu ihrem Präsidenten und Hrn. Chavoix zum Sekretär gewählt. Die Ernennung des Berichterstatters ist noch nicht erfolgt, doch glaubt die Kommission, daß der Bericht um 10 Uhr eingebracht werden könne. Die Sitzung wird hierauf unter großem Lärm und Tumult auf eine Stunde ausgesetzt. Um 10 3/4 Uhr treten endlich die Kommissionsglieder in den Saal. Es sind Freslon, Grevy, Gouin, Lamoriciere, Dupont de Bussac, Lanjuinais, Royer du 'Loiret, Subervic, Chavoix u. s. w. Senard, als Berichterstatter: Bürger-Repräsentanten, die Kommission, welche Sie gewählt haben ist ohne Säumen zusammengetreten; sie hat den Ministerpräsidenten, den Minister des Auswärtigen und den Kriegsminister zu sich geladen und von ihnen die Instruktionen des Expeditionsgenerals, so wie alle bis jetzt eingelaufenen Depeschen in Empfang genommen. Gleichzeitig hat die Kommission die Erklärungen eingeholt, welche das Gouvernement der mit Prüfung der Creditbewilligung von 1,200,000 Fr. beauftragten Kommission über die Natur und den Zweck der Expedition gemacht hatte. Hiernach stellte man uns den nahen Untergang der römischen Republik dar, sei es durch die Waffen der Oestreicher sei es durch die Contrerevolution, welche sich in ihrem eigenen Schooß vorbereiten sollte. Man sagte uns, daß die römische Republik aufgehört haben würde zu existiren, bevor unsere Soldaten den römischen Boden betreten hätten. Man wollte den französischen Einfluß in die Wagschale werfen, man wollte ausdrücklich nur zum Schutz der Freiheit des römischen Volkes interveniren, und es war im Entferntesten nicht die Rede davon, die Gewalt unserer Waffen zur Unterdrückung der Freiheit zu verwenden. Die Majorität der Kommission ist nun der Ansicht, daß die Wendung, welche man der Expedition gegeben hat, dem Sinne widerspricht, in welcher sie verlangt und bewilligt wurde. Die dem Expeditionsgeneral ertheilten Instruktionen scheinen uns direkt den Erklärungen zu widersprechen, welche das Gouvernement hier von dieser Tribüne gab. (Bewegung.) Ebenso schien uns der Expeditionsgeneral durch den Angriff auf die römische Republik seine Instruktionen überschritten zu haben. Aus diesen Gründen schlägt Ihnen die Kommission folgende Resolution vor: „Die National-Versammlung fordert das Gouvernement auf, unverzüglich die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, auf daß die italienische Expedition nicht länger mehr gegen den ihr vorgezeichneten Zweck verstoße.“ (Lange, stürmische Bewegung.) Stimme vom Berg: Dieser Antrag bedeutet nichts! Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen: Der Rapport der Kommission deutet auf einen Widerspruch zwischen den Instruktionen, welche dem Expeditionskommandanten ertheilt wurden, und denjenigen, welche die National-Versammlung angab, so wie dem von dem Gouvernement angekündigten Zweck der Expedition. Zur Aufklärung des Sachverhältnisses theile ich Ihnen die dem General Oudinot ertheilte Instruktion mit: „General, ich habe Ihnen angezeigt, daß Sie durch einen Befehl des Präsidenten der Republik mit der Intervention bei dem römischen Gouvernement beauftragt sind, einem Gouvernement, welches wir niemals anerkannt haben. Bei der gegenwärtigen unvermeidlich gewordenen Krise ist es die Pflicht der Regierung, die nöthigen Maßregeln zur Aufrechthaltung des französischen Einflusses in der italienischen Halbinsel zu ergreifen und eine geordnete Regelung der Dinge auf einer den Interessen der Bevölkerung angemessenen Grundlage herbeizuführen. Obwohl sich Ihre Intervention nicht auf die definitiven Unterhandlungen erstreckt, welche dies Resultat herstellen sollen, werden Sie von den bestehenden Autoritäten alle Propositionen in Empfang zu nehmen und mit Ihnen alle von den Verhältnissen gebotenen Anordnungen zu treffen haben; einzig muß in der Form Alles vermieden werden, was einer Anerkennung des in Rom herrschenden Regierungsprinzips ähnlich sehen könnte …“ Von der Linken: Aber das ist eine Nichtswürdigkeit! Das ist Verrath! (Furchtbarer Tumult.) Drouyn de Lhuys: „Sie finden hier,“ heißt es weiter in der Instruktion, „das Modell Ihrer Korrespondenz mit den Autoritäten. Wir haben Grund zu glauben, daß Sie mit Freuden empfangen werden, von den Einen als Befreier, von den Andern als nothwendiger Vermittler gegen die Gefahren einer drohenden Reaktion …“ Zur Linken: Man hat ihn mit Flintenschüssen empfangen! (Tumult.) Drouyn de Lhuys:, „Ihr Zug nach Rom wird ohne Zweifel allen honetten Bürgern neuen Muth einflößen …“ Brives (von der Linken): Diese Sprache ist eine Entehrung Frankreichs! Es ist unmöglich, sie länger mitanzuhören! Der Minister liest die Schlußphrase der Instruktion, wonach dem „gesunden Ermessen“ des Expeditionsgenerals überlassen bleibt, im vorkommenden Fall die Befehle selbst zu ergänzen. Der Grund der Expedition ist nach ihm durch die unzweifelhaften Nachrichten gerechtfertigt, welche das Gouvernement über das Einrücken der Oestreicher und Neapolitaner und die Flucht der fremden Consuln aus Rom erhalten hat. Dupont (de Bussac), Kommissionsmitglied: Geben Sie Beweise für diese Abgeschmacktheiten! (Lärm.) Der Minister versichert, daß das Gouvernement positive Gewißheit über diese Vorfälle erhalten habe. Dupont (de Bussac): Gehen Sie doch beim Abgang der Expedition wußte man noch nichts von dem Einschreiten der Neapolitaner und Oestreicher. Der Minister vertheidigt hierauf unter immer steigender Aufregung das Verfahren des General Oudinot, welcher nur durch den „Widerstand“ (!) der Römer zum „Angriff“ (!) gezwungen worden sei. Senard: Der Minister hat uns durchaus nicht vollständige Aufklärung gegeben. Wissen Sie, welches das Motiv der Expedition war? Der Minister sagt es: „Die Menschen, welche sich der Gewalt bemächtigt haben, scheinen entschlossen, nicht gutwillig zu weichen“ (Bewegung auf allen Seiten.) Ich frage Sie, ob die Absicht des Ministeriums hiernach nicht eine gewaltthätige war. (Ja wohl! Ja wohl!) Drouyn de Lhuys: Nach dem, was der Berichterstatter so eben sagte, appellire ich an die Majorität der Versammlung ‥ (Tumult: Gehen Sie doch! Wir werden Sie richten!) ‥ an die Majorität, ob wir dem General Oudinot Aufträge zu Feindseligkeiten gegen die römische Republik gegeben haben? (Geschrei: Ja wohl! Sie haben uns getäuscht!) Di_

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 295. Köln, 11. Mai 1849, S. 1675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz295_1849/3>, abgerufen am 28.04.2024.