Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 287. Köln, 2. Mai 1849. Beilage.

Bild:
erste Seite
Außerordentliche Beilage zu Nr. 287 der N. Rh. Ztg.
Organ der Demokratie.
Mittwoch, 2. Mai 1849.
Deutschland.
* Köln, 1. Mai, Abends.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
12 Ratibor, 28. April.

Die Coalition der östreichisch-preußischen Standrechtsbestialität liegt nun klar zu Tage. Heute Nachmittag langten mit dem Bahnzuge von Oppeln circa 200 bis 250 Mann preußische Infanterie hier an, denen 4 Kanonen nachfolgen. So viel man von den Soldaten erfährt, sind sie zur Besetzung der Gränze bei Pleß bestimmt, wohin sie heute noch abmarschiren werden. Wie leicht aber die in Standrechtslust schwelgende preußische Regierung eine Veranlassung finden wird, sie auf galizisches oder anderes östreichisches Terrain vorzuschieben, um die östreichischen Truppen disponibel zu machen, bedarf keiner weitern Erwähnung, wenn man die Nachrichten kennt, die in den letzten Tagen vom ungarischen Kriegsschauplatze eingetroffen sind: Komorn entsetzt, Ofen und Pesth von den Magyaren genommen, und, was das Neueste, der Jablunka-Paß und das nahe liegende östreichisch-schlesische Teschen von denselben hart bedroht. Reisende, die heute früh hier ankamen, wollen einen Transport östreichischer Verwundeten nach letzterer Stadt gestern einbringen gesehen haben.

* Berlin, 30. April.

Der gestrige Tag hatte ein mehr heiteres Aussehen als die Tage vorher. Die gewöhnliche Sonntagsphysiognomie fehlte ihm nicht. In langen Schaaren zogen die Berliner, wie es Mode ist, zum Thiergarten hinaus und der Dönhofsplatz blieb frei von Attroupements Gegen Abend aber sammelten sich doch wieder eine ziemlich ansehnliche Menge daselbst, welche sich über die Vorfälle der letzten Tage in einer oft sehr leidenschaftlichen Weise unterhielten. Natürlich fingen die Constabler wie gewöhnlich Streitigkeiten an, es mußte gerade zu ihrem Schutze Militär herbeigeholt werden und es ist auch dieser Tag nicht vorübergegangen, ohne daß auf das Volk geschossen wäre. Die Anzahl der Ermordeten nimmt natürlich durch dies tägliche Privatvergnügen der Herren Offiziere in angemessener Weise zu und es ist doch schauderhaft, daß jetzt schon fünfzehn Menschen dem Kriegsruhm des herrlichen Heeres als Opfer gefallen sind, ungerechnet die vielen Verwundeten.

Wir erfahren aus sehr guter Quelle, daß in Kalisch eine große Bewegung herrscht. Es werden mehr und mehr Truppen nach diesem Punkt hingezogen und Zimmer in Bereitschaft gehalten für etwa 70 Ober-Offiziere. Es verlautet sogar, und ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß der Kaiser von Rußland selbst, bei seinen Truppen in kürzester Zeit anlangen wird.

Ostrowo, 26. April.

So eben geht die Nachricht aus Kalisch hier ein, daß der Kaiser Nicolaus nach Kalisch kommt, die Zimmer im Palais werden in Bereitschaft gesetzt, große Bewegung in Polen. Zehn Lokomotiven mit Munition sind vorgestern von Warschau nach der Gränze von Krakau abgegangen, - man spricht hier von Aufstellung eines Armeekorps von Preußen gegen Böhmen.

(Z. d. O.)
Französische Republik.
* Paris, 30. April.

Die Volksversammlungen an der Porte St Denis dauern fort. Das Ministerium läßt jetzt die Nationalgarden dort stationiren

- In der Assemblee fand eine heftige Scene in Folge der Interpellation dreier Deputirten statt, welche beim Nachhausegehen von den Stadtserganten an der Porte St. Denis maltraitirt worden waren. Der kapitolinische Bauchredner Odilon Barrot erklärte, daß die Versammlungen von geheimen Volksführern provocirt würden, worauf Schölcher im Namen des Berges dies als eine "feige Verläumdung" zurückwies. Das Central-Wahl-Comite hat eine Proklamation erlassen, worin nach Verkündigung der Kandidatenliste, und gegenüber den Provokationen der Re. gierung, die Wahlreunionen für suspendirt erklärt werden.

Italien.

* In Marseille sind Depeschen aus Palermo angekommen wonach der Kampf in Sizilien aufgehört hat. In Palermo hat sich eine reaktionäre Junta gebildet, und dem blödsinnigen Tiger in Neapel die Unterwerfung des verwüsteten, rauchenden Landes angeboten. Mieroslawski mit 200 sizilianischen Flüchtlingen ist bereits in Marseille eingetroffen.

Redakteur en chef Karl Marx.
[Börsennachrichten der Eisenbahn] [irrelevantes Material]

Druck von J. W. Dietz.

Außerordentliche Beilage zu Nr. 287 der N. Rh. Ztg.
Organ der Demokratie.
Mittwoch, 2. Mai 1849.
Deutschland.
* Köln, 1. Mai, Abends.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
12 Ratibor, 28. April.

Die Coalition der östreichisch-preußischen Standrechtsbestialität liegt nun klar zu Tage. Heute Nachmittag langten mit dem Bahnzuge von Oppeln circa 200 bis 250 Mann preußische Infanterie hier an, denen 4 Kanonen nachfolgen. So viel man von den Soldaten erfährt, sind sie zur Besetzung der Gränze bei Pleß bestimmt, wohin sie heute noch abmarschiren werden. Wie leicht aber die in Standrechtslust schwelgende preußische Regierung eine Veranlassung finden wird, sie auf galizisches oder anderes östreichisches Terrain vorzuschieben, um die östreichischen Truppen disponibel zu machen, bedarf keiner weitern Erwähnung, wenn man die Nachrichten kennt, die in den letzten Tagen vom ungarischen Kriegsschauplatze eingetroffen sind: Komorn entsetzt, Ofen und Pesth von den Magyaren genommen, und, was das Neueste, der Jablunka-Paß und das nahe liegende östreichisch-schlesische Teschen von denselben hart bedroht. Reisende, die heute früh hier ankamen, wollen einen Transport östreichischer Verwundeten nach letzterer Stadt gestern einbringen gesehen haben.

* Berlin, 30. April.

Der gestrige Tag hatte ein mehr heiteres Aussehen als die Tage vorher. Die gewöhnliche Sonntagsphysiognomie fehlte ihm nicht. In langen Schaaren zogen die Berliner, wie es Mode ist, zum Thiergarten hinaus und der Dönhofsplatz blieb frei von Attroupements Gegen Abend aber sammelten sich doch wieder eine ziemlich ansehnliche Menge daselbst, welche sich über die Vorfälle der letzten Tage in einer oft sehr leidenschaftlichen Weise unterhielten. Natürlich fingen die Constabler wie gewöhnlich Streitigkeiten an, es mußte gerade zu ihrem Schutze Militär herbeigeholt werden und es ist auch dieser Tag nicht vorübergegangen, ohne daß auf das Volk geschossen wäre. Die Anzahl der Ermordeten nimmt natürlich durch dies tägliche Privatvergnügen der Herren Offiziere in angemessener Weise zu und es ist doch schauderhaft, daß jetzt schon fünfzehn Menschen dem Kriegsruhm des herrlichen Heeres als Opfer gefallen sind, ungerechnet die vielen Verwundeten.

Wir erfahren aus sehr guter Quelle, daß in Kalisch eine große Bewegung herrscht. Es werden mehr und mehr Truppen nach diesem Punkt hingezogen und Zimmer in Bereitschaft gehalten für etwa 70 Ober-Offiziere. Es verlautet sogar, und ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß der Kaiser von Rußland selbst, bei seinen Truppen in kürzester Zeit anlangen wird.

Ostrowo, 26. April.

So eben geht die Nachricht aus Kalisch hier ein, daß der Kaiser Nicolaus nach Kalisch kommt, die Zimmer im Palais werden in Bereitschaft gesetzt, große Bewegung in Polen. Zehn Lokomotiven mit Munition sind vorgestern von Warschau nach der Gränze von Krakau abgegangen, ‒ man spricht hier von Aufstellung eines Armeekorps von Preußen gegen Böhmen.

(Z. d. O.)
Französische Republik.
* Paris, 30. April.

Die Volksversammlungen an der Porte St Denis dauern fort. Das Ministerium läßt jetzt die Nationalgarden dort stationiren

‒ In der Assemblée fand eine heftige Scene in Folge der Interpellation dreier Deputirten statt, welche beim Nachhausegehen von den Stadtserganten an der Porte St. Denis maltraitirt worden waren. Der kapitolinische Bauchredner Odilon Barrot erklärte, daß die Versammlungen von geheimen Volksführern provocirt würden, worauf Schölcher im Namen des Berges dies als eine „feige Verläumdung“ zurückwies. Das Central-Wahl-Comité hat eine Proklamation erlassen, worin nach Verkündigung der Kandidatenliste, und gegenüber den Provokationen der Re. gierung, die Wahlreunionen für suspendirt erklärt werden.

Italien.

* In Marseille sind Depeschen aus Palermo angekommen wonach der Kampf in Sizilien aufgehört hat. In Palermo hat sich eine reaktionäre Junta gebildet, und dem blödsinnigen Tiger in Neapel die Unterwerfung des verwüsteten, rauchenden Landes angeboten. Mieroslawski mit 200 sizilianischen Flüchtlingen ist bereits in Marseille eingetroffen.

Redakteur en chef Karl Marx.
[Börsennachrichten der Eisenbahn] [irrelevantes Material]

Druck von J. W. Dietz.

<TEI>
  <text>
    <pb facs="#f0001" n="1627"/>
    <front>
      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Außerordentliche Beilage zu Nr. 287 der N. Rh. Ztg.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
        <docImprint>
          <docDate>Mittwoch, 2. Mai 1849.</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head>Deutschland.</head>
        <div xml:id="ar287b_001_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 1. Mai, Abends.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar287b_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Ratibor, 28. April.</head>
          <p>Die Coalition der östreichisch-preußischen Standrechtsbestialität liegt nun klar zu Tage. Heute Nachmittag langten mit dem Bahnzuge von <hi rendition="#g">Oppeln</hi> circa 200 bis 250 Mann preußische Infanterie hier an, denen 4 Kanonen nachfolgen. So viel man von den Soldaten erfährt, sind sie zur Besetzung der Gränze bei <hi rendition="#g">Pleß</hi> bestimmt, wohin sie heute noch abmarschiren werden. Wie leicht aber die in Standrechtslust schwelgende preußische Regierung eine Veranlassung finden wird, sie auf galizisches oder anderes östreichisches Terrain vorzuschieben, um die östreichischen Truppen disponibel zu machen, bedarf keiner weitern Erwähnung, wenn man die Nachrichten kennt, die in den letzten Tagen vom ungarischen Kriegsschauplatze eingetroffen sind: Komorn entsetzt, Ofen und Pesth von den Magyaren genommen, und, was das Neueste, der <hi rendition="#g">Jablunka-Paß</hi> und das nahe liegende östreichisch-schlesische <hi rendition="#g">Teschen</hi> von denselben <hi rendition="#g">hart bedroht.</hi> Reisende, die heute früh hier ankamen, wollen einen Transport östreichischer Verwundeten nach letzterer Stadt gestern einbringen gesehen haben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar287b_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 30. April.</head>
          <p>Der gestrige Tag hatte ein mehr heiteres Aussehen als die Tage vorher. Die gewöhnliche Sonntagsphysiognomie fehlte ihm nicht. In langen Schaaren zogen die Berliner, wie es Mode ist, zum Thiergarten hinaus und der Dönhofsplatz blieb frei von Attroupements Gegen Abend aber sammelten sich doch wieder eine ziemlich ansehnliche Menge daselbst, welche sich über die Vorfälle der letzten Tage in einer oft sehr leidenschaftlichen Weise unterhielten. Natürlich fingen die Constabler wie gewöhnlich Streitigkeiten an, es mußte gerade zu ihrem Schutze Militär herbeigeholt werden und es ist auch dieser Tag nicht vorübergegangen, ohne daß auf das Volk geschossen wäre. Die Anzahl der Ermordeten nimmt natürlich durch dies tägliche Privatvergnügen der Herren Offiziere in angemessener Weise zu und es ist doch schauderhaft, daß jetzt schon <hi rendition="#g">fünfzehn</hi> Menschen dem Kriegsruhm des herrlichen Heeres als Opfer gefallen sind, ungerechnet die vielen Verwundeten.</p>
          <p>Wir erfahren aus sehr guter Quelle, daß in Kalisch eine große Bewegung herrscht. Es werden mehr und mehr Truppen nach diesem Punkt hingezogen und Zimmer in Bereitschaft gehalten für etwa 70 Ober-Offiziere. Es verlautet sogar, und ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß der Kaiser von Rußland selbst, bei seinen Truppen in kürzester Zeit anlangen wird.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar287b_004" type="jArticle">
          <head>Ostrowo, 26. April.</head>
          <p>So eben geht die Nachricht aus Kalisch hier ein, daß der Kaiser Nicolaus nach Kalisch kommt, die Zimmer im Palais werden in Bereitschaft gesetzt, große Bewegung in Polen. Zehn Lokomotiven mit Munition sind vorgestern von Warschau nach der Gränze von Krakau abgegangen, &#x2012; man spricht hier von Aufstellung eines Armeekorps von Preußen gegen Böhmen.</p>
          <bibl>(Z. d. O.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar287b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 30. April.</head>
          <p>Die Volksversammlungen an der Porte St Denis dauern fort. Das Ministerium läßt jetzt die Nationalgarden dort stationiren</p>
          <p>&#x2012; In der Assemblée fand eine heftige Scene in Folge der Interpellation dreier Deputirten statt, welche beim Nachhausegehen von den Stadtserganten an der Porte St. Denis maltraitirt worden waren. Der kapitolinische Bauchredner Odilon Barrot erklärte, daß die Versammlungen von geheimen Volksführern provocirt würden, worauf Schölcher im Namen des Berges dies als eine &#x201E;feige Verläumdung&#x201C; zurückwies. Das Central-Wahl-Comité hat eine Proklamation erlassen, worin nach Verkündigung der Kandidatenliste, und gegenüber den Provokationen der Re. gierung, die Wahlreunionen für suspendirt erklärt werden.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar287b_006" type="jArticle">
          <p><bibl><author>*</author></bibl> In Marseille sind Depeschen aus Palermo angekommen wonach der Kampf in Sizilien aufgehört hat. In Palermo hat sich eine reaktionäre Junta gebildet, und dem blödsinnigen Tiger in Neapel die Unterwerfung des verwüsteten, rauchenden Landes angeboten. Mieroslawski mit 200 sizilianischen Flüchtlingen ist bereits in Marseille eingetroffen.</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Börsennachrichten der Eisenbahn]</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div type="imprint">
        <p>Druck von <hi rendition="#g">J. W. Dietz.</hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1627/0001] Außerordentliche Beilage zu Nr. 287 der N. Rh. Ztg. Organ der Demokratie. Mittwoch, 2. Mai 1849. Deutschland. * Köln, 1. Mai, Abends. _ 12 Ratibor, 28. April. Die Coalition der östreichisch-preußischen Standrechtsbestialität liegt nun klar zu Tage. Heute Nachmittag langten mit dem Bahnzuge von Oppeln circa 200 bis 250 Mann preußische Infanterie hier an, denen 4 Kanonen nachfolgen. So viel man von den Soldaten erfährt, sind sie zur Besetzung der Gränze bei Pleß bestimmt, wohin sie heute noch abmarschiren werden. Wie leicht aber die in Standrechtslust schwelgende preußische Regierung eine Veranlassung finden wird, sie auf galizisches oder anderes östreichisches Terrain vorzuschieben, um die östreichischen Truppen disponibel zu machen, bedarf keiner weitern Erwähnung, wenn man die Nachrichten kennt, die in den letzten Tagen vom ungarischen Kriegsschauplatze eingetroffen sind: Komorn entsetzt, Ofen und Pesth von den Magyaren genommen, und, was das Neueste, der Jablunka-Paß und das nahe liegende östreichisch-schlesische Teschen von denselben hart bedroht. Reisende, die heute früh hier ankamen, wollen einen Transport östreichischer Verwundeten nach letzterer Stadt gestern einbringen gesehen haben. * Berlin, 30. April. Der gestrige Tag hatte ein mehr heiteres Aussehen als die Tage vorher. Die gewöhnliche Sonntagsphysiognomie fehlte ihm nicht. In langen Schaaren zogen die Berliner, wie es Mode ist, zum Thiergarten hinaus und der Dönhofsplatz blieb frei von Attroupements Gegen Abend aber sammelten sich doch wieder eine ziemlich ansehnliche Menge daselbst, welche sich über die Vorfälle der letzten Tage in einer oft sehr leidenschaftlichen Weise unterhielten. Natürlich fingen die Constabler wie gewöhnlich Streitigkeiten an, es mußte gerade zu ihrem Schutze Militär herbeigeholt werden und es ist auch dieser Tag nicht vorübergegangen, ohne daß auf das Volk geschossen wäre. Die Anzahl der Ermordeten nimmt natürlich durch dies tägliche Privatvergnügen der Herren Offiziere in angemessener Weise zu und es ist doch schauderhaft, daß jetzt schon fünfzehn Menschen dem Kriegsruhm des herrlichen Heeres als Opfer gefallen sind, ungerechnet die vielen Verwundeten. Wir erfahren aus sehr guter Quelle, daß in Kalisch eine große Bewegung herrscht. Es werden mehr und mehr Truppen nach diesem Punkt hingezogen und Zimmer in Bereitschaft gehalten für etwa 70 Ober-Offiziere. Es verlautet sogar, und ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß der Kaiser von Rußland selbst, bei seinen Truppen in kürzester Zeit anlangen wird. Ostrowo, 26. April. So eben geht die Nachricht aus Kalisch hier ein, daß der Kaiser Nicolaus nach Kalisch kommt, die Zimmer im Palais werden in Bereitschaft gesetzt, große Bewegung in Polen. Zehn Lokomotiven mit Munition sind vorgestern von Warschau nach der Gränze von Krakau abgegangen, ‒ man spricht hier von Aufstellung eines Armeekorps von Preußen gegen Böhmen. (Z. d. O.) Französische Republik. * Paris, 30. April. Die Volksversammlungen an der Porte St Denis dauern fort. Das Ministerium läßt jetzt die Nationalgarden dort stationiren ‒ In der Assemblée fand eine heftige Scene in Folge der Interpellation dreier Deputirten statt, welche beim Nachhausegehen von den Stadtserganten an der Porte St. Denis maltraitirt worden waren. Der kapitolinische Bauchredner Odilon Barrot erklärte, daß die Versammlungen von geheimen Volksführern provocirt würden, worauf Schölcher im Namen des Berges dies als eine „feige Verläumdung“ zurückwies. Das Central-Wahl-Comité hat eine Proklamation erlassen, worin nach Verkündigung der Kandidatenliste, und gegenüber den Provokationen der Re. gierung, die Wahlreunionen für suspendirt erklärt werden. Italien. * In Marseille sind Depeschen aus Palermo angekommen wonach der Kampf in Sizilien aufgehört hat. In Palermo hat sich eine reaktionäre Junta gebildet, und dem blödsinnigen Tiger in Neapel die Unterwerfung des verwüsteten, rauchenden Landes angeboten. Mieroslawski mit 200 sizilianischen Flüchtlingen ist bereits in Marseille eingetroffen. Redakteur en chef Karl Marx. [Börsennachrichten der Eisenbahn] _ Druck von J. W. Dietz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz287b_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz287b_1849/1
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 287. Köln, 2. Mai 1849. Beilage, S. 1627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz287b_1849/1>, abgerufen am 29.03.2024.