Neue Rheinische Zeitung. Nr. 279. Köln, 22. April 1849.Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. N 279. Köln, Sonntag, den 22. April 1849 Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. - Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. - Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. - Nur frankirte Briefe werden angenommen. - Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17. Die englische Post ist heute gänzlich ausgeblieben. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Russen) Aus dem Regierungsbezirk Koblenz. (Die Aussichten für den höhern Lehrstand.) Koblenz. (Vorbereitungen zum Aufgebot der Landwehr.) Berlin. (Die schlesische Milliarde. - Die auswärtige Politik. - Die Russen. - Klatsch. - Sitzung der zweiten Kammer.) Königsberg. (Prozeß Grünhagen.) Breslau. (Eine Rede auf dem Arbeiterbankett.) Wien (Das Gemeindegesetz. - Vermischtes.) Olmütz. (Windischgrätz angelangt. - Transport polnischer Emigranten.) Prag. ([unleserliches Material]hevenhiller.) Aus Schleswig-Holstein. (Ueber das Gefecht von Düppel. - Instruktion an Paludan.) Frankfurt. (National-Versammlung.) Ungarn. (Vom Kriegsschauplatz.) Polen. Lember[unleserliches Material]. (Ein Erlaß des Landespräsidiums) Krakau. (Die Rekrutirung) Von der russischen Gränze. (Preußisch-russische Soldaten. - Der russische Adel.) Donaufürstenthümer. Bukarest. (Die Russen, Oestreicher und Türken.) Franz. Republik. Paris. (Das Cautionnement. - Vermischtes. - National-Versammlung.) Italien. (Die Restauration in Toscana. - Die lombardische Division. - Aus Genua.) Deutschland. * Köln, 21. April. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Aus dem Regierungsbezirk Koblenz, 20. April. Ein Jahr ist verflossen, seitdem achtzig studirte Schulmänner der Rheinprovinz zur Berathung dringender Angelegenheiten des höhern Lehrstandes in Linz a. Rh. zusammentraten. Es zeigte sich unter diesen, meist noch im kräftigsten Lebensalter stehenden Männern jenes Gefühl, wie es Freunde empfinden, die nach langer und schmachvoller Haft endlich frei athmend einander wiedersehen. Während den Rechtsgelehrten seine richterliche Stellung, den katholischen Geistlichen seine völlige Unabhängigkeit von der weltlichen Behörde, den Arzt sein freier Beruf gegen beamtliche Willkür sicher stellte, seufzte der höhere Lehrstand, und namentlich der katholische, unter der Willkür eines Beamtendespotismus, der einem völlig rechtslosen Zustande gleich, und es zur [unleserliches Material] erklärt, wie sich gegenwärtig kaum noch junge Männer von Talent und Bildung diesem Fache widmen wollen. Denn die Bureaukratie will nur gefügige Speichellecker, aber keine Männer haben und benutzen. Es würde in Erstaunen setzen, wollte man im Einzelnen nachweisen, wie man sich seit den 33 Jahren büreaukratischer Entwickelung bemüht hat, den Lehrstand unter die Füße zu treten, ihn in der öffentlichen Achtung auf alle Weise herunter zu setzen, ja, neben offizieller Verfolgung und Chikane gegen mißliebige Männer, selbst das niedrige Mittel persönlicher Verläumdung und Ehrabschneidung amtlich nicht verschmähte. Zwar lautet der Artikel 96 der octroyirten Verfassung: "die besonderen Rechtsverhältnisse der nicht zum Richterstande gehörigen Beamten sollen durch ein Gesetz geregelt werden," läßt jedoch der Büreaukratie die tröstliche Hinterthür offen: "ohne jedoch die Regierungen in der Wahl ihrer Organe (!!) zu beschränken." Unter der Leitung der Hrn. Kortum, Schulze und Brüggemann haben nun in Berlin die Berathungen über ein neues Unterrichtsgesetz begonnen. Was wird der Erfolg sein? Es wird, wie der möglichst schlecht getroffene Wahlmodus schon im Voraus dargethan, halt Alles beim alten bleiben, und während wir oben einen Kaiser oder Reichsstatthalter haben werden, "mit der freisinnigsten Verfassung, die sich je ein Volk gegeben," wird der Beamten-Despotismus, wodurch nach und nach nur die Auswürfe der Nation in die Staatsverwaltung gelangen, unten nach wie vor sein Unwesen ungestört forttreiben, so gut wie in China und in der Türkei. "Was ihr Ordnung nennt, ist Anarchie von oben." Und bei dieser Ordnung wird es denn auch sein Bewenden haben. Doch: Dabit Deus his quoque finem! Koblenz, 17. April. Das hiesige Publikum ist nicht wenig überrascht worden, daß gestern plötzlich sämmtliche hiesige Kriegs-Reservisten und Landwehrmänner ersten Aufgebots auf heute und morgen auf die Oberbürgermeisterei beschieden worden sind, wo sie denn genügende Auskunft über ihre Familie zu dem Zwecke geben mußten, um festzustellen, welche dieser Wehrleute im Falle ihrer Einberufung behufs der Mobilmachung am besten von Hause abkommen könnten. Da man sich nicht wohl erklären kann, welche sonderliche Veranlassung gegenwärtig zu einer solchen außerordentlichen Rüstung vorhanden sei, so erschöpft man sich darüber in mancherlei Muthmaßungen. (D. Z.) 135 135 Berlin, 19. April. Die auswärtigen Verhältnisse Preußens sollen sich sonderbar gestalten. Daß das herzliche Einverständniß mit Oestreich durch die Kaisergelüste gelockert worden ist, war leicht zu denken. Dem Ministerium sehr nahestehende Personen befleißigen sich daher auch jetzt die Ansicht zu verbreiten, daß man von Seiten Preußens, wenn es zu diplomatischen Unterhandlungen in Betreff Ungarns kommen sollte, sich der Sache Ungarns entschieden annehmen und sie keineswegs untergehen lassen dürfte. Und doch zittert die ganze preußische Camarilla mit Allem, was darum und daran hängt, bei dem Gedanken, daß Kossuth nächstens in Wien einrücken werde. Es flößt dies, wie man sich offiziell ausdrückt, in höhern Kreisen große Besorgniß ein. Auch der Kaiser von Rußland scheint seine freundlichen Beziehungen zu Preußen etwas unfreundlicher aufzufassen und schon aus altem persönlichem Grolle gegen den Herrn Schwager und aus Gründen der Oberhoheit nicht dulden zu wollen, daß dieser sich ebenfalls auf die Höhe einer Kaiserlichen Majestät schwinge. Die Anhäufung der russischen Truppen längs der ganzen preußischen Gränze wird daher immer stärker und die russischen Offiziere erklären übereinstimmend geradezu, als den Zweck dieser Besetzung, nach Deutschland einzurücken, um dem Unwesen in Deutschland und Preußen, das seit dem Sturze Napoleons unter russischer Oberherrschaft stehe, ein Ende zu machen. Nun ist in den letzten Tagen auch noch eine französische Note angekommen, welche energisch gegen die Annahme der deutschen Kaiserkrone protestirt und offenbar in Uebereinstimmung und im Interesse Oestreichs, wahrscheinlich auch auf dessen Veranlassung erlassen ist. Die französische, auswärtige Politik, die sich so feige und schmachvoll in Italien benimmt, kann natürlich gegen die ohnmächtigen Deutschen mit dem Schein großer Energie auftreten. Obgleich diese Note vollkommen geheim gehalten wird, so verlautet doch Manches darüber. So soll unter anderm darin dem preußischen Gouvernement der Vorwurf gemacht werden, daß es zu sehr die revolutionären Elemente unterstütze, namentlich daß, obgleich es sich den Schein eines konservativen Gouvernements auflege, es dennoch in Schleswig-Holstein die Rebellen unterstütze. Dem jetzigen französischen Kabinette ist freilich Alles möglich, selbst eine solche Erklärung. Man spricht von einer Uebereinkunft Rußlands, Oestreichs und Frankreichs zum Zwecke die deutschen Verhältnisse zu ordnen, der auch England nicht abgeneigt sein soll. Oestreich soll versprochen sein, daß man es vor seinem drohenden Untergange retten, ihm Italien und Ungarn erhalten wolle, Rußland soll dafür Posen und Galizien erhalten, Frankreich das linke Rheinufer. Frankreich hofft durch solche Aussichten die Erbitterung über die schmachvolle Politik in Italien zu besänftigen und einer Revolution zu entgehen. Und nun der König von Preußen! Er blickt lüstern nach der Kaiserkrone, deren Annahme ihn, der zerfallen mit seinem Volke ist, auch mit seinen Freunden zerfallen machen würde. Indessen treibt ihn seine Romantik doch zur Annahme, sein Entschluß darüber scheint sicher. Gut unterrichtete Personen sagen, er werde sie unter Entwicklung einer imposanten Macht annehmen und deshalb die ganze Landwehr mobil machen. In der That geht man auch ernstlich damit um, und es wird sogar unablässig an dem nöthigen Zeuge zur Mobilmachung des zweiten Aufgebots (!!) gearbeitet. Also Kaiser! selbst auf die Gefahr eines Krieges! Wahrhaftig, die Komödie wird immer lustiger. 18 Berlin, 19. April. Heute erzählte der Herr Graf Renard mit der größten Entrüstung in den Restaurationszimmern der zweiten Kammer, die Geschichte der "Schlesischen Milliarde" habe in unheilvoller Weise unter dem schlesischen Landvolke angeschlagen, so daß die Konservativen in dem Wahlkreise Ratibor-Kosel, wo der Erzpriester Krause sein Mandat niedergelegt hat, keine Hoffnung mehr hätten, einen Kandidaten ihrer Ansicht durchbringen zu können, und er deshalb genöthigt sei, um das Uebel so klein wie möglich zu machen, dort den ehemaligen Abgeordneten der Nationalversammlung, Kiol-Bassa, vorzuschlagen, der bekanntlich kein Deutsch verstand. * Berlin, 19. April. Die rechte Seite der zweiten Kammer hat sich nun doch wirklich in kleineren Fraktionen organisirt, wahrscheinlich um dem Skandal vorzubeugen, daß wieder so viele Mitglieder dieser Partei als Einzelne mit der Linken stimmen. Zwei Centren haben sich von der großen Partei der 173 abgesondert, ein rechtes und ein reines Centrum. Das Programm des erstern enthält nichts Wesentliches, erkennt die Revision der Verfassung nur auf gesetzmäßigem Wege an und spricht sich in der deutschen Frage ziemlich entschieden für Anerkennung der deutschen Verfassung aus. Es ist unterschrieben von 21 Mitgliedern, an deren Spitze natürlich Harkort steht, zu denen unter andern auch Unterstaatssekretär Müller, Moecke, Ludewig (Neiße), Thiel (Lennep) gehören. Wichtiger ist die Bildung eines eigentlichen, reinen Centrums durch die Herren Wenzel (Ratibor), Heiland, Immermann, Naumann, Hatzfeld, v. Rohrscheidt etc. Das Programm verlangt eine starke Regierung neben der Volksfreiheit und nicht einen Schein-Konstitutionalismus nach unten oder nach oben. Außer der Interpellation Dyhrn's und dem Antrag Gierke's in Betreff der deutschen Frage, ist von dem Abg. Bergmann in der ersten Kammer für morgen folgende Interpellation angekündigt und von dem Centrum dieser Kammer unterstützt worden (z. B. Milde, Baumstark, Hesse u. s. w.): 1) über die in der Frist von 14 Tagen getroffenen Maßregeln; 2) welche deutsche Regierungen über die Note vom 3. d. M. Erklärungen abgegeben haben; 3) welche Schritte in Folge der östreichischen Note vom 8. d. M. geschehen sind. Hr. Scheidt sagte, wie wir meldeten, kurz nach Bodelschwingh's bekannter Aeußerung über die Revolution: "Mein Wahlkreis denkt ebenso!" Hr. Scheidt wird nicht läugnen können. Eine große Anzahl seiner Wähler erklärt nun seine Aussage für eine grobe Lüge. In der Verfassungskommission erklärten sich Bodelschwingh, Kleist-Retzow und Vincke mit großer Heftigkeit gegen die Aufhebung der Fideikommisse. Hr. v. Bodelschwingh enthüllte bei dieser Gelegenheit, warum die Rechte so sehr auf Anerkennung der Verfassung gedrungen habe. "Vor der Verfassung," sagte er, "wäre eine derartige unentgeldliche Aufhebung möglich gewesen, jetzt sei durch die Verfassung das Eigenthum garantirt, jetzt dürfe Nichts ohne Entschädigung aufgehoben werden!" Ueber den traurigen Verlauf eines durch politischen Streit veranlaßten Zweikampfes zwischen dem Referendar v. Neander und dem Studenten Brandt aus Brandenburg erfährt man noch Folgendes. Bei Gelegenheit der Ankunft der Kaiserdeputation auf der Station Brandenburg hielt Hr. Brandt Vater, Bürgermeister daselbst, eine Rede im spezifisch preußischen Sinne und v. Neander begleitete dieselbe mit witzigen Glossen. Dadurch entstand ein Wortstreit der beiden jungen Männer, dem eine Herausforderung folgte. Neander wurde von seinem Gegner, der den ersten Schuß hatte, auf 17 Schritte Distance durch die Brust geschossen, fiel nieder, erhob sich jedoch wieder und wurde von seinem Sekundanten so Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. N 279. Köln, Sonntag, den 22. April 1849 Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17. Die englische Post ist heute gänzlich ausgeblieben. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Russen) Aus dem Regierungsbezirk Koblenz. (Die Aussichten für den höhern Lehrstand.) Koblenz. (Vorbereitungen zum Aufgebot der Landwehr.) Berlin. (Die schlesische Milliarde. ‒ Die auswärtige Politik. ‒ Die Russen. ‒ Klatsch. ‒ Sitzung der zweiten Kammer.) Königsberg. (Prozeß Grünhagen.) Breslau. (Eine Rede auf dem Arbeiterbankett.) Wien (Das Gemeindegesetz. ‒ Vermischtes.) Olmütz. (Windischgrätz angelangt. ‒ Transport polnischer Emigranten.) Prag. ([unleserliches Material]hevenhiller.) 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Es zeigte sich unter diesen, meist noch im kräftigsten Lebensalter stehenden Männern jenes Gefühl, wie es Freunde empfinden, die nach langer und schmachvoller Haft endlich frei athmend einander wiedersehen. Während den Rechtsgelehrten seine richterliche Stellung, den katholischen Geistlichen seine völlige Unabhängigkeit von der weltlichen Behörde, den Arzt sein freier Beruf gegen beamtliche Willkür sicher stellte, seufzte der höhere Lehrstand, und namentlich der katholische, unter der Willkür eines Beamtendespotismus, der einem völlig rechtslosen Zustande gleich, und es zur [unleserliches Material] erklärt, wie sich gegenwärtig kaum noch junge Männer von Talent und Bildung diesem Fache widmen wollen. Denn die Bureaukratie will nur gefügige Speichellecker, aber keine Männer haben und benutzen. Es würde in Erstaunen setzen, wollte man im Einzelnen nachweisen, wie man sich seit den 33 Jahren büreaukratischer Entwickelung bemüht hat, den Lehrstand unter die Füße zu treten, ihn in der öffentlichen Achtung auf alle Weise herunter zu setzen, ja, neben offizieller Verfolgung und Chikane gegen mißliebige Männer, selbst das niedrige Mittel persönlicher Verläumdung und Ehrabschneidung amtlich nicht verschmähte. Zwar lautet der Artikel 96 der octroyirten Verfassung: „die besonderen Rechtsverhältnisse der nicht zum Richterstande gehörigen Beamten sollen durch ein Gesetz geregelt werden,“ läßt jedoch der Büreaukratie die tröstliche Hinterthür offen: „ohne jedoch die Regierungen in der Wahl ihrer Organe (!!) zu beschränken.“ Unter der Leitung der Hrn. Kortum, Schulze und Brüggemann haben nun in Berlin die Berathungen über ein neues Unterrichtsgesetz begonnen. Was wird der Erfolg sein? 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Das hiesige Publikum ist nicht wenig überrascht worden, daß gestern plötzlich sämmtliche hiesige Kriegs-Reservisten und Landwehrmänner ersten Aufgebots auf heute und morgen auf die Oberbürgermeisterei beschieden worden sind, wo sie denn genügende Auskunft über ihre Familie zu dem Zwecke geben mußten, um festzustellen, welche dieser Wehrleute im Falle ihrer Einberufung behufs der Mobilmachung am besten von Hause abkommen könnten. Da man sich nicht wohl erklären kann, welche sonderliche Veranlassung gegenwärtig zu einer solchen außerordentlichen Rüstung vorhanden sei, so erschöpft man sich darüber in mancherlei Muthmaßungen. (D. Z.) 135 135 Berlin, 19. April. Die auswärtigen Verhältnisse Preußens sollen sich sonderbar gestalten. Daß das herzliche Einverständniß mit Oestreich durch die Kaisergelüste gelockert worden ist, war leicht zu denken. Dem Ministerium sehr nahestehende Personen befleißigen sich daher auch jetzt die Ansicht zu verbreiten, daß man von Seiten Preußens, wenn es zu diplomatischen Unterhandlungen in Betreff Ungarns kommen sollte, sich der Sache Ungarns entschieden annehmen und sie keineswegs untergehen lassen dürfte. Und doch zittert die ganze preußische Camarilla mit Allem, was darum und daran hängt, bei dem Gedanken, daß Kossuth nächstens in Wien einrücken werde. Es flößt dies, wie man sich offiziell ausdrückt, in höhern Kreisen große Besorgniß ein. Auch der Kaiser von Rußland scheint seine freundlichen Beziehungen zu Preußen etwas unfreundlicher aufzufassen und schon aus altem persönlichem Grolle gegen den Herrn Schwager und aus Gründen der Oberhoheit nicht dulden zu wollen, daß dieser sich ebenfalls auf die Höhe einer Kaiserlichen Majestät schwinge. Die Anhäufung der russischen Truppen längs der ganzen preußischen Gränze wird daher immer stärker und die russischen Offiziere erklären übereinstimmend geradezu, als den Zweck dieser Besetzung, nach Deutschland einzurücken, um dem Unwesen in Deutschland und Preußen, das seit dem Sturze Napoleons unter russischer Oberherrschaft stehe, ein Ende zu machen. Nun ist in den letzten Tagen auch noch eine französische Note angekommen, welche energisch gegen die Annahme der deutschen Kaiserkrone protestirt und offenbar in Uebereinstimmung und im Interesse Oestreichs, wahrscheinlich auch auf dessen Veranlassung erlassen ist. Die französische, auswärtige Politik, die sich so feige und schmachvoll in Italien benimmt, kann natürlich gegen die ohnmächtigen Deutschen mit dem Schein großer Energie auftreten. Obgleich diese Note vollkommen geheim gehalten wird, so verlautet doch Manches darüber. So soll unter anderm darin dem preußischen Gouvernement der Vorwurf gemacht werden, daß es zu sehr die revolutionären Elemente unterstütze, namentlich daß, obgleich es sich den Schein eines konservativen Gouvernements auflege, es dennoch in Schleswig-Holstein die Rebellen unterstütze. Dem jetzigen französischen Kabinette ist freilich Alles möglich, selbst eine solche Erklärung. Man spricht von einer Uebereinkunft Rußlands, Oestreichs und Frankreichs zum Zwecke die deutschen Verhältnisse zu ordnen, der auch England nicht abgeneigt sein soll. Oestreich soll versprochen sein, daß man es vor seinem drohenden Untergange retten, ihm Italien und Ungarn erhalten wolle, Rußland soll dafür Posen und Galizien erhalten, Frankreich das linke Rheinufer. Frankreich hofft durch solche Aussichten die Erbitterung über die schmachvolle Politik in Italien zu besänftigen und einer Revolution zu entgehen. Und nun der König von Preußen! Er blickt lüstern nach der Kaiserkrone, deren Annahme ihn, der zerfallen mit seinem Volke ist, auch mit seinen Freunden zerfallen machen würde. Indessen treibt ihn seine Romantik doch zur Annahme, sein Entschluß darüber scheint sicher. Gut unterrichtete Personen sagen, er werde sie unter Entwicklung einer imposanten Macht annehmen und deshalb die ganze Landwehr mobil machen. In der That geht man auch ernstlich damit um, und es wird sogar unablässig an dem nöthigen Zeuge zur Mobilmachung des zweiten Aufgebots (!!) gearbeitet. Also Kaiser! selbst auf die Gefahr eines Krieges! Wahrhaftig, die Komödie wird immer lustiger. 18 Berlin, 19. April. Heute erzählte der Herr Graf Renard mit der größten Entrüstung in den Restaurationszimmern der zweiten Kammer, die Geschichte der „Schlesischen Milliarde“ habe in unheilvoller Weise unter dem schlesischen Landvolke angeschlagen, so daß die Konservativen in dem Wahlkreise Ratibor-Kosel, wo der Erzpriester Krause sein Mandat niedergelegt hat, keine Hoffnung mehr hätten, einen Kandidaten ihrer Ansicht durchbringen zu können, und er deshalb genöthigt sei, um das Uebel so klein wie möglich zu machen, dort den ehemaligen Abgeordneten der Nationalversammlung, Kiol-Bassa, vorzuschlagen, der bekanntlich kein Deutsch verstand. * Berlin, 19. April. Die rechte Seite der zweiten Kammer hat sich nun doch wirklich in kleineren Fraktionen organisirt, wahrscheinlich um dem Skandal vorzubeugen, daß wieder so viele Mitglieder dieser Partei als Einzelne mit der Linken stimmen. Zwei Centren haben sich von der großen Partei der 173 abgesondert, ein rechtes und ein reines Centrum. Das Programm des erstern enthält nichts Wesentliches, erkennt die Revision der Verfassung nur auf gesetzmäßigem Wege an und spricht sich in der deutschen Frage ziemlich entschieden für Anerkennung der deutschen Verfassung aus. Es ist unterschrieben von 21 Mitgliedern, an deren Spitze natürlich Harkort steht, zu denen unter andern auch Unterstaatssekretär Müller, Moecke, Ludewig (Neiße), Thiel (Lennep) gehören. Wichtiger ist die Bildung eines eigentlichen, reinen Centrums durch die Herren Wenzel (Ratibor), Heiland, Immermann, Naumann, Hatzfeld, v. Rohrscheidt etc. Das Programm verlangt eine starke Regierung neben der Volksfreiheit und nicht einen Schein-Konstitutionalismus nach unten oder nach oben. Außer der Interpellation Dyhrn's und dem Antrag Gierke's in Betreff der deutschen Frage, ist von dem Abg. Bergmann in der ersten Kammer für morgen folgende Interpellation angekündigt und von dem Centrum dieser Kammer unterstützt worden (z. B. Milde, Baumstark, Hesse u. s. w.): 1) über die in der Frist von 14 Tagen getroffenen Maßregeln; 2) welche deutsche Regierungen über die Note vom 3. d. M. Erklärungen abgegeben haben; 3) welche Schritte in Folge der östreichischen Note vom 8. d. M. geschehen sind. Hr. Scheidt sagte, wie wir meldeten, kurz nach Bodelschwingh's bekannter Aeußerung über die Revolution: „Mein Wahlkreis denkt ebenso!“ Hr. Scheidt wird nicht läugnen können. Eine große Anzahl seiner Wähler erklärt nun seine Aussage für eine grobe Lüge. In der Verfassungskommission erklärten sich Bodelschwingh, Kleist-Retzow und Vincke mit großer Heftigkeit gegen die Aufhebung der Fideikommisse. Hr. v. Bodelschwingh enthüllte bei dieser Gelegenheit, warum die Rechte so sehr auf Anerkennung der Verfassung gedrungen habe. „Vor der Verfassung,“ sagte er, „wäre eine derartige unentgeldliche Aufhebung möglich gewesen, jetzt sei durch die Verfassung das Eigenthum garantirt, jetzt dürfe Nichts ohne Entschädigung aufgehoben werden!“ Ueber den traurigen Verlauf eines durch politischen Streit veranlaßten Zweikampfes zwischen dem Referendar v. Neander und dem Studenten Brandt aus Brandenburg erfährt man noch Folgendes. Bei Gelegenheit der Ankunft der Kaiserdeputation auf der Station Brandenburg hielt Hr. Brandt Vater, Bürgermeister daselbst, eine Rede im spezifisch preußischen Sinne und v. Neander begleitete dieselbe mit witzigen Glossen. Dadurch entstand ein Wortstreit der beiden jungen Männer, dem eine Herausforderung folgte. 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Daß das herzliche Einverständniß mit Oestreich durch die Kaisergelüste gelockert worden ist, war leicht zu denken. Dem Ministerium sehr nahestehende Personen befleißigen sich daher auch jetzt die Ansicht zu verbreiten, daß man von Seiten Preußens, wenn es zu diplomatischen Unterhandlungen in Betreff Ungarns kommen sollte, sich der Sache Ungarns entschieden annehmen und sie keineswegs untergehen lassen dürfte. Und doch zittert die ganze preußische Camarilla mit Allem, was darum und daran hängt, bei dem Gedanken, daß Kossuth nächstens in Wien einrücken werde. Es flößt dies, wie man sich offiziell ausdrückt, in höhern Kreisen große Besorgniß ein. Auch der Kaiser von Rußland scheint seine freundlichen Beziehungen zu Preußen etwas unfreundlicher aufzufassen und schon aus altem persönlichem Grolle gegen den Herrn Schwager und aus Gründen der Oberhoheit nicht dulden zu wollen, daß dieser sich ebenfalls auf die Höhe einer <hi rendition="#g">Kaiserlichen</hi> Majestät schwinge. Die Anhäufung der russischen Truppen längs der ganzen preußischen Gränze wird daher immer stärker und die russischen Offiziere erklären übereinstimmend geradezu, als den Zweck dieser Besetzung, nach Deutschland einzurücken, um dem Unwesen in Deutschland und Preußen, das seit dem Sturze Napoleons <hi rendition="#g">unter russischer Oberherrschaft stehe,</hi> ein Ende zu machen. Nun ist in den letzten Tagen auch noch eine französische Note angekommen, welche energisch gegen die Annahme der deutschen Kaiserkrone protestirt und offenbar in Uebereinstimmung und im Interesse Oestreichs, wahrscheinlich auch auf dessen Veranlassung erlassen ist. Die französische, auswärtige Politik, die sich so feige und schmachvoll in Italien benimmt, kann natürlich gegen die ohnmächtigen Deutschen mit dem Schein großer Energie auftreten. Obgleich diese Note vollkommen geheim gehalten wird, so verlautet doch Manches darüber. So soll unter anderm darin dem preußischen Gouvernement der Vorwurf gemacht werden, daß es zu sehr die revolutionären Elemente unterstütze, namentlich daß, obgleich es sich den Schein eines konservativen Gouvernements auflege, es dennoch in Schleswig-Holstein die Rebellen unterstütze. Dem jetzigen französischen Kabinette ist freilich Alles möglich, selbst eine solche Erklärung.</p> <p>Man spricht von einer Uebereinkunft Rußlands, Oestreichs und Frankreichs zum Zwecke die deutschen Verhältnisse zu ordnen, der auch England nicht abgeneigt sein soll. Oestreich soll versprochen sein, daß man es vor seinem drohenden Untergange retten, ihm Italien und Ungarn erhalten wolle, Rußland soll dafür Posen und Galizien erhalten, Frankreich das linke Rheinufer. Frankreich hofft durch solche Aussichten die Erbitterung über die schmachvolle Politik in Italien zu besänftigen und einer Revolution <hi rendition="#g">zu</hi> entgehen.</p> <p>Und nun der König von Preußen! Er blickt lüstern nach der Kaiserkrone, deren Annahme ihn, der zerfallen mit seinem Volke ist, auch mit seinen Freunden zerfallen machen würde. Indessen treibt ihn seine Romantik doch zur Annahme, sein Entschluß darüber scheint sicher. Gut unterrichtete Personen sagen, er werde sie unter Entwicklung einer imposanten Macht annehmen und deshalb die ganze Landwehr mobil machen. In der That geht man auch ernstlich damit um, und es wird sogar unablässig an dem nöthigen Zeuge zur Mobilmachung des <hi rendition="#g">zweiten</hi> Aufgebots (!!) gearbeitet. Also Kaiser! selbst auf die Gefahr eines Krieges! Wahrhaftig, die Komödie wird immer lustiger.</p> </div> <div xml:id="ar279_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>18</author></bibl> Berlin, 19. April.</head> <p>Heute erzählte der Herr Graf Renard mit der größten Entrüstung in den Restaurationszimmern der zweiten Kammer, die Geschichte der „Schlesischen Milliarde“ habe in unheilvoller Weise unter dem schlesischen Landvolke angeschlagen, so daß die Konservativen in dem Wahlkreise Ratibor-Kosel, wo der Erzpriester Krause sein Mandat niedergelegt hat, keine Hoffnung mehr hätten, einen Kandidaten ihrer Ansicht durchbringen zu können, und er deshalb genöthigt sei, um das Uebel so klein wie möglich zu machen, dort den ehemaligen Abgeordneten der Nationalversammlung, Kiol-Bassa, vorzuschlagen, der bekanntlich kein Deutsch verstand.</p> </div> <div xml:id="ar279_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 19. April.</head> <p>Die rechte Seite der zweiten Kammer hat sich nun doch wirklich in kleineren Fraktionen organisirt, wahrscheinlich um dem Skandal vorzubeugen, daß wieder so viele Mitglieder dieser Partei als Einzelne mit der Linken stimmen. Zwei Centren haben sich von der großen Partei der 173 abgesondert, ein rechtes und ein reines Centrum.</p> <p>Das Programm des erstern enthält nichts Wesentliches, erkennt die Revision der Verfassung nur auf gesetzmäßigem Wege an und spricht sich in der deutschen Frage ziemlich entschieden für Anerkennung der deutschen Verfassung aus. Es ist unterschrieben von 21 Mitgliedern, an deren Spitze natürlich Harkort steht, zu denen unter andern auch Unterstaatssekretär Müller, Moecke, Ludewig (Neiße), Thiel (Lennep) gehören.</p> <p>Wichtiger ist die Bildung eines eigentlichen, reinen Centrums durch die Herren Wenzel (Ratibor), Heiland, Immermann, Naumann, Hatzfeld, v. Rohrscheidt etc.</p> <p>Das Programm verlangt eine starke Regierung neben der Volksfreiheit und nicht einen Schein-Konstitutionalismus nach unten oder nach oben.</p> <p>Außer der Interpellation Dyhrn's und dem Antrag Gierke's in Betreff der deutschen Frage, ist von dem Abg. Bergmann in der ersten Kammer für morgen folgende Interpellation angekündigt und von dem Centrum dieser Kammer unterstützt worden (z. B. Milde, Baumstark, Hesse u. s. w.): 1) über die in der Frist von 14 Tagen getroffenen Maßregeln; 2) welche deutsche Regierungen über die Note vom 3. d. M. Erklärungen abgegeben haben; 3) welche Schritte in Folge der östreichischen Note vom 8. d. M. geschehen sind.</p> <p>Hr. Scheidt sagte, wie wir meldeten, kurz nach Bodelschwingh's bekannter Aeußerung über die Revolution: „Mein Wahlkreis denkt ebenso!“ Hr. Scheidt wird nicht läugnen können. Eine große Anzahl seiner Wähler erklärt nun seine Aussage für eine grobe Lüge.</p> <p>In der Verfassungskommission erklärten sich Bodelschwingh, Kleist-Retzow und Vincke mit großer Heftigkeit gegen die Aufhebung der Fideikommisse. Hr. v. Bodelschwingh enthüllte bei dieser Gelegenheit, warum die Rechte so sehr auf Anerkennung der Verfassung gedrungen habe. „Vor der Verfassung,“ sagte er, „wäre eine derartige unentgeldliche Aufhebung möglich gewesen, jetzt sei durch die Verfassung das Eigenthum garantirt, jetzt dürfe Nichts ohne Entschädigung aufgehoben werden!“</p> <p>Ueber den traurigen Verlauf eines durch politischen Streit veranlaßten Zweikampfes zwischen dem Referendar v. Neander und dem Studenten Brandt aus Brandenburg erfährt man noch Folgendes. Bei Gelegenheit der Ankunft der Kaiserdeputation auf der Station Brandenburg hielt Hr. Brandt Vater, Bürgermeister daselbst, eine Rede im spezifisch preußischen Sinne und v. Neander begleitete dieselbe mit witzigen Glossen. Dadurch entstand ein Wortstreit der beiden jungen Männer, dem eine Herausforderung folgte. Neander wurde von seinem Gegner, der den ersten Schuß hatte, auf 17 Schritte Distance durch die Brust geschossen, fiel nieder, erhob sich jedoch wieder und wurde von seinem Sekundanten so </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1571/0001]
Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. N 279. Köln, Sonntag, den 22. April 1849 Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.
Die englische Post ist heute gänzlich ausgeblieben.
Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Russen) Aus dem Regierungsbezirk Koblenz. (Die Aussichten für den höhern Lehrstand.) Koblenz. (Vorbereitungen zum Aufgebot der Landwehr.) Berlin. (Die schlesische Milliarde. ‒ Die auswärtige Politik. ‒ Die Russen. ‒ Klatsch. ‒ Sitzung der zweiten Kammer.) Königsberg. (Prozeß Grünhagen.) Breslau. (Eine Rede auf dem Arbeiterbankett.) Wien (Das Gemeindegesetz. ‒ Vermischtes.) Olmütz. (Windischgrätz angelangt. ‒ Transport polnischer Emigranten.) Prag. (_ hevenhiller.) Aus Schleswig-Holstein. (Ueber das Gefecht von Düppel. ‒ Instruktion an Paludan.) Frankfurt. (National-Versammlung.)
Ungarn. (Vom Kriegsschauplatz.)
Polen. Lember_ . (Ein Erlaß des Landespräsidiums) Krakau. (Die Rekrutirung) Von der russischen Gränze. (Preußisch-russische Soldaten. ‒ Der russische Adel.)
Donaufürstenthümer. Bukarest. (Die Russen, Oestreicher und Türken.)
Franz. Republik. Paris. (Das Cautionnement. ‒ Vermischtes. ‒ National-Versammlung.)
Italien. (Die Restauration in Toscana. ‒ Die lombardische Division. ‒ Aus Genua.)
Deutschland. * Köln, 21. April. _ ** Aus dem Regierungsbezirk Koblenz, 20. April. Ein Jahr ist verflossen, seitdem achtzig studirte Schulmänner der Rheinprovinz zur Berathung dringender Angelegenheiten des höhern Lehrstandes in Linz a. Rh. zusammentraten. Es zeigte sich unter diesen, meist noch im kräftigsten Lebensalter stehenden Männern jenes Gefühl, wie es Freunde empfinden, die nach langer und schmachvoller Haft endlich frei athmend einander wiedersehen. Während den Rechtsgelehrten seine richterliche Stellung, den katholischen Geistlichen seine völlige Unabhängigkeit von der weltlichen Behörde, den Arzt sein freier Beruf gegen beamtliche Willkür sicher stellte, seufzte der höhere Lehrstand, und namentlich der katholische, unter der Willkür eines Beamtendespotismus, der einem völlig rechtslosen Zustande gleich, und es zur _ erklärt, wie sich gegenwärtig kaum noch junge Männer von Talent und Bildung diesem Fache widmen wollen. Denn die Bureaukratie will nur gefügige Speichellecker, aber keine Männer haben und benutzen. Es würde in Erstaunen setzen, wollte man im Einzelnen nachweisen, wie man sich seit den 33 Jahren büreaukratischer Entwickelung bemüht hat, den Lehrstand unter die Füße zu treten, ihn in der öffentlichen Achtung auf alle Weise herunter zu setzen, ja, neben offizieller Verfolgung und Chikane gegen mißliebige Männer, selbst das niedrige Mittel persönlicher Verläumdung und Ehrabschneidung amtlich nicht verschmähte. Zwar lautet der Artikel 96 der octroyirten Verfassung: „die besonderen Rechtsverhältnisse der nicht zum Richterstande gehörigen Beamten sollen durch ein Gesetz geregelt werden,“ läßt jedoch der Büreaukratie die tröstliche Hinterthür offen: „ohne jedoch die Regierungen in der Wahl ihrer Organe (!!) zu beschränken.“
Unter der Leitung der Hrn. Kortum, Schulze und Brüggemann haben nun in Berlin die Berathungen über ein neues Unterrichtsgesetz begonnen. Was wird der Erfolg sein? Es wird, wie der möglichst schlecht getroffene Wahlmodus schon im Voraus dargethan, halt Alles beim alten bleiben, und während wir oben einen Kaiser oder Reichsstatthalter haben werden, „mit der freisinnigsten Verfassung, die sich je ein Volk gegeben,“ wird der Beamten-Despotismus, wodurch nach und nach nur die Auswürfe der Nation in die Staatsverwaltung gelangen, unten nach wie vor sein Unwesen ungestört forttreiben, so gut wie in China und in der Türkei. „Was ihr Ordnung nennt, ist Anarchie von oben.“ Und bei dieser Ordnung wird es denn auch sein Bewenden haben. Doch: Dabit Deus his quoque finem!
Koblenz, 17. April. Das hiesige Publikum ist nicht wenig überrascht worden, daß gestern plötzlich sämmtliche hiesige Kriegs-Reservisten und Landwehrmänner ersten Aufgebots auf heute und morgen auf die Oberbürgermeisterei beschieden worden sind, wo sie denn genügende Auskunft über ihre Familie zu dem Zwecke geben mußten, um festzustellen, welche dieser Wehrleute im Falle ihrer Einberufung behufs der Mobilmachung am besten von Hause abkommen könnten. Da man sich nicht wohl erklären kann, welche sonderliche Veranlassung gegenwärtig zu einer solchen außerordentlichen Rüstung vorhanden sei, so erschöpft man sich darüber in mancherlei Muthmaßungen.
(D. Z.) 135 135 Berlin, 19. April. Die auswärtigen Verhältnisse Preußens sollen sich sonderbar gestalten. Daß das herzliche Einverständniß mit Oestreich durch die Kaisergelüste gelockert worden ist, war leicht zu denken. Dem Ministerium sehr nahestehende Personen befleißigen sich daher auch jetzt die Ansicht zu verbreiten, daß man von Seiten Preußens, wenn es zu diplomatischen Unterhandlungen in Betreff Ungarns kommen sollte, sich der Sache Ungarns entschieden annehmen und sie keineswegs untergehen lassen dürfte. Und doch zittert die ganze preußische Camarilla mit Allem, was darum und daran hängt, bei dem Gedanken, daß Kossuth nächstens in Wien einrücken werde. Es flößt dies, wie man sich offiziell ausdrückt, in höhern Kreisen große Besorgniß ein. Auch der Kaiser von Rußland scheint seine freundlichen Beziehungen zu Preußen etwas unfreundlicher aufzufassen und schon aus altem persönlichem Grolle gegen den Herrn Schwager und aus Gründen der Oberhoheit nicht dulden zu wollen, daß dieser sich ebenfalls auf die Höhe einer Kaiserlichen Majestät schwinge. Die Anhäufung der russischen Truppen längs der ganzen preußischen Gränze wird daher immer stärker und die russischen Offiziere erklären übereinstimmend geradezu, als den Zweck dieser Besetzung, nach Deutschland einzurücken, um dem Unwesen in Deutschland und Preußen, das seit dem Sturze Napoleons unter russischer Oberherrschaft stehe, ein Ende zu machen. Nun ist in den letzten Tagen auch noch eine französische Note angekommen, welche energisch gegen die Annahme der deutschen Kaiserkrone protestirt und offenbar in Uebereinstimmung und im Interesse Oestreichs, wahrscheinlich auch auf dessen Veranlassung erlassen ist. Die französische, auswärtige Politik, die sich so feige und schmachvoll in Italien benimmt, kann natürlich gegen die ohnmächtigen Deutschen mit dem Schein großer Energie auftreten. Obgleich diese Note vollkommen geheim gehalten wird, so verlautet doch Manches darüber. So soll unter anderm darin dem preußischen Gouvernement der Vorwurf gemacht werden, daß es zu sehr die revolutionären Elemente unterstütze, namentlich daß, obgleich es sich den Schein eines konservativen Gouvernements auflege, es dennoch in Schleswig-Holstein die Rebellen unterstütze. Dem jetzigen französischen Kabinette ist freilich Alles möglich, selbst eine solche Erklärung.
Man spricht von einer Uebereinkunft Rußlands, Oestreichs und Frankreichs zum Zwecke die deutschen Verhältnisse zu ordnen, der auch England nicht abgeneigt sein soll. Oestreich soll versprochen sein, daß man es vor seinem drohenden Untergange retten, ihm Italien und Ungarn erhalten wolle, Rußland soll dafür Posen und Galizien erhalten, Frankreich das linke Rheinufer. Frankreich hofft durch solche Aussichten die Erbitterung über die schmachvolle Politik in Italien zu besänftigen und einer Revolution zu entgehen.
Und nun der König von Preußen! Er blickt lüstern nach der Kaiserkrone, deren Annahme ihn, der zerfallen mit seinem Volke ist, auch mit seinen Freunden zerfallen machen würde. Indessen treibt ihn seine Romantik doch zur Annahme, sein Entschluß darüber scheint sicher. Gut unterrichtete Personen sagen, er werde sie unter Entwicklung einer imposanten Macht annehmen und deshalb die ganze Landwehr mobil machen. In der That geht man auch ernstlich damit um, und es wird sogar unablässig an dem nöthigen Zeuge zur Mobilmachung des zweiten Aufgebots (!!) gearbeitet. Also Kaiser! selbst auf die Gefahr eines Krieges! Wahrhaftig, die Komödie wird immer lustiger.
18 Berlin, 19. April. Heute erzählte der Herr Graf Renard mit der größten Entrüstung in den Restaurationszimmern der zweiten Kammer, die Geschichte der „Schlesischen Milliarde“ habe in unheilvoller Weise unter dem schlesischen Landvolke angeschlagen, so daß die Konservativen in dem Wahlkreise Ratibor-Kosel, wo der Erzpriester Krause sein Mandat niedergelegt hat, keine Hoffnung mehr hätten, einen Kandidaten ihrer Ansicht durchbringen zu können, und er deshalb genöthigt sei, um das Uebel so klein wie möglich zu machen, dort den ehemaligen Abgeordneten der Nationalversammlung, Kiol-Bassa, vorzuschlagen, der bekanntlich kein Deutsch verstand.
* Berlin, 19. April. Die rechte Seite der zweiten Kammer hat sich nun doch wirklich in kleineren Fraktionen organisirt, wahrscheinlich um dem Skandal vorzubeugen, daß wieder so viele Mitglieder dieser Partei als Einzelne mit der Linken stimmen. Zwei Centren haben sich von der großen Partei der 173 abgesondert, ein rechtes und ein reines Centrum.
Das Programm des erstern enthält nichts Wesentliches, erkennt die Revision der Verfassung nur auf gesetzmäßigem Wege an und spricht sich in der deutschen Frage ziemlich entschieden für Anerkennung der deutschen Verfassung aus. Es ist unterschrieben von 21 Mitgliedern, an deren Spitze natürlich Harkort steht, zu denen unter andern auch Unterstaatssekretär Müller, Moecke, Ludewig (Neiße), Thiel (Lennep) gehören.
Wichtiger ist die Bildung eines eigentlichen, reinen Centrums durch die Herren Wenzel (Ratibor), Heiland, Immermann, Naumann, Hatzfeld, v. Rohrscheidt etc.
Das Programm verlangt eine starke Regierung neben der Volksfreiheit und nicht einen Schein-Konstitutionalismus nach unten oder nach oben.
Außer der Interpellation Dyhrn's und dem Antrag Gierke's in Betreff der deutschen Frage, ist von dem Abg. Bergmann in der ersten Kammer für morgen folgende Interpellation angekündigt und von dem Centrum dieser Kammer unterstützt worden (z. B. Milde, Baumstark, Hesse u. s. w.): 1) über die in der Frist von 14 Tagen getroffenen Maßregeln; 2) welche deutsche Regierungen über die Note vom 3. d. M. Erklärungen abgegeben haben; 3) welche Schritte in Folge der östreichischen Note vom 8. d. M. geschehen sind.
Hr. Scheidt sagte, wie wir meldeten, kurz nach Bodelschwingh's bekannter Aeußerung über die Revolution: „Mein Wahlkreis denkt ebenso!“ Hr. Scheidt wird nicht läugnen können. Eine große Anzahl seiner Wähler erklärt nun seine Aussage für eine grobe Lüge.
In der Verfassungskommission erklärten sich Bodelschwingh, Kleist-Retzow und Vincke mit großer Heftigkeit gegen die Aufhebung der Fideikommisse. Hr. v. Bodelschwingh enthüllte bei dieser Gelegenheit, warum die Rechte so sehr auf Anerkennung der Verfassung gedrungen habe. „Vor der Verfassung,“ sagte er, „wäre eine derartige unentgeldliche Aufhebung möglich gewesen, jetzt sei durch die Verfassung das Eigenthum garantirt, jetzt dürfe Nichts ohne Entschädigung aufgehoben werden!“
Ueber den traurigen Verlauf eines durch politischen Streit veranlaßten Zweikampfes zwischen dem Referendar v. Neander und dem Studenten Brandt aus Brandenburg erfährt man noch Folgendes. Bei Gelegenheit der Ankunft der Kaiserdeputation auf der Station Brandenburg hielt Hr. Brandt Vater, Bürgermeister daselbst, eine Rede im spezifisch preußischen Sinne und v. Neander begleitete dieselbe mit witzigen Glossen. Dadurch entstand ein Wortstreit der beiden jungen Männer, dem eine Herausforderung folgte. Neander wurde von seinem Gegner, der den ersten Schuß hatte, auf 17 Schritte Distance durch die Brust geschossen, fiel nieder, erhob sich jedoch wieder und wurde von seinem Sekundanten so
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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