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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 277. Köln, 20. April 1849. Zweite Ausgabe.

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Italien.
* Rom, 9. April.

Ein Versuch der Reaktion, die Zuchthaussträflinge freizulassen, wurde vereitelt.

311 Aus Piemont, 12. April.

(Aus dem Italienischen.) Es wird in Kurzem eine mit unbestreitbaren Dokumenten belegte Erzählung über die schmerzlichen Ereignisse von Brescia veröffentlicht werden. Es ist aber dringend nothwendig, schon jetzt die mehr als enormen Beschuldigungen zurückzuweisen, die von den östreichischen Journalen, Proklamationen und Bülletins der Stadt Brescia mit einer Unverschämtheit zur Last gelegt werden, die selbst in dieser Art östreichischer Schriftstücke bisher unerhört war. So behauptete die "Augsburger Zeitg." am 3. April, daß alle Deutsche und alle Anhänger Oestreichs in Brescia mit wilder Grausamkeit ermordet und weder Alter noch Geschlecht, weder Kranke noch Verwundete verschont worden. Nun aber möge statt dessen die Welt erfahren, daß vom 16. März an über 700 kranke Soldaten im Spital von Eufemia von den Oestreichern im Stich gelassen wurden, indem letztere theils nach dem Tessin hin abmarschirten, theils sich ins Kastell zogen. Und von jenem Tage, vom 16. März, an wurde jenen Kranken geraden vo der Stadt Brescia alle von der Humanität gebotene Sorgfalt zu Theil, eine Sorgfalt, die auch vom 23. März ab, wo der Aufstand losbrach, bis zu Ende des verzweifelten 8tägigen Kampfes unvermindert fortdauerte.

Als am 24. März der Kommandant des Kastells der Stadt erklärte, sie bombardiren und in Asche verwandeln zu wollen, falls seinen eben kundgemachten Anordnungen nicht gehorcht würde: da antwortete allerdings das Volk und der Vertheidigungs-Ausschuß, daß, wenn die Stadt bombardirt werde, man für das Leben der kranken Soldaten nicht einstehen könne. Allein letztere Drohung, die nur darauf berechnet war, den Kommandanten durch Furcht vor Repressalien im Zaume zu halten, wurde gar nicht ausgeführt. Auf den Kommandanten machte aber jene Drohung zuerst in der That Eindruck, so daß er den Beginn der Feindseligkeiten hinausschob. Erst nach Ankunft der aus Mantua herbeigerufenen Verstärkung, die am 26. März eintraf, eröffnete er am folgenden Tage das Feuer und bis zum 30. März schickte er über 1000 Bomben in die Stadt, während die neuangelangten 1,500 Mann sie an verschiedenen Punkten angriffen, aber tapfer zurückgeschlagen wurden. In dieser ganzen Zeit, wo die Insurgenten durch die Verwüstung der Stadt erbittert und vom Kampf auf's Aeußerste erhitzt waren, dachten sie nicht daran, ihre Drohung ins Werk zu setzen, sondern hatten nur das Eine vor Augen: zu kämpfen und zu siegen. Noch mehr, als am 31. März neue Verstärkungen bei den Kroaten eintrafen und zu dem Bombardement die Barbarei der Brandlegungen hinzufügten, griffen die Bürger gleichwohl nicht zu jener angedrohten Rache. In der Nacht vom 31. März zum 1. April kamen die feindlichen Truppen aus dem Kastell herab und drangen, etwa 120 Schritte von dem "langen Thurm-Thore" in die Stadt. Sie avancirten bis nach dem nahe gelegnen Spital von S. Eufemia. Da aber der heroische Widerstand der Vertheidiger sie am weitern Vorrücken hinderte, glaubten sie, denselben durch eine neue Brandlegung Furcht einzujagen. Sie nahmen die Kranken eilig mit sich fort und steckten das Spital in Brand. Man behauptet, daß Einige von den gefährlich krank Daniederliegenden, die nicht fortgeschafft werden konnten, dabei umgekommen seien. Wir aber fragen, selbst wenn dies der Fall wäre, wie man die Brescianer des Mordes beschuldigen kann, da die Oestreicher alle ihre Kranken bis vielleicht auf Einige fortschafften und dann das Gebäude selber anzündeten?

Die schaamlosen Ankläger sollten sich doch vor Allem erinnern, daß beim Eröffnen des Bombardements über 9 Bomben auf das Civil-Spital gefeuert wurden und daß der Kommandant erst dann vom Feuern auf dieses Spital abstand, als ihm das Volk obige, niemals ausgeführte, Drohung machte. Auf welcher Seite also liegt die Unmenschlichkeit?

Nicht minder lügenhaft ist die Behauptung, als hätten die Brescianer alle Anhänger Oestreichs und alle Deutsche, ermordet. Was die Deutschen anlangt, so ist unsres Wissens Keinem ein Haar gekrümmt worden. Von den Anhängern Oestreichs dagegen wurden einige bekannte, unzweifelhafte Spione - eingesperrt. Eine Justizkommission sollte über diese zu Gerichte sitzen; aber in der schnellen Aufeinanderfolge der Ereignisse konnte das Urtel nicht proklamirt werden und am letzten Tage setzte der Vertheidigungs-Ausschuß jene Spione wieder in Freiheit. Vier derselben wurden vom Volk auf der Straße ergriffen und erschossen.

Und wahrlich, wenn man das Unheil bedenkt, welches jene schändlichen Spionen-Seelen früher über die Stadt gebracht hatten: so wird man namentlich die Gesammtbevölkerung wegen des durch Wenige herbeigeführten Todes von vier solchen Subjekten nicht der Barbarei und Grausamkeit beschuldigen können. (Wir meinen, die Brescianer sind gerade deshalb anzuklagen, daß sie jene Spione nicht sämmtlich und auf der Stelle aufgeknüpft haben.) Um die Lügen Haynau's ferner zu charakterisiren, muß der mit der Stadtbehörde von ihm abgeschlossenen Kapitulation die von der Municipalität streng gehalten, von ihm aber gebrochen wurde, Erwähnung geschehen. - Während eine Kapitulation abgeschlossen hat, behauptet er in seiner Proklamation wider besseres Wissen, daß die Stadt mit Sturm genommen worden.

Hier haben wir den Unterschied zwischen dem Betragen der Bürger und dem der Oestreicher. Ein insurgirtes Volk, einen Augenblick Sieger und Sieger um theuern Preis, respectirt die kranken und verwundeten Oestreicher. Das östreichische Truppenkorps dagegen, das Sicherheit des Eigenthums und der Personen in der Kapitulation zugesagt und nur unter dieser Bedingung die Thore der Stadt sich öffnen sah, ist kaum eingerückt, als es überall raubt und plündert und unter andern Scheußlichkeiten sämmtliche Zöglinge eines Kollegiums ermordet und endlich das Volk noch dazu verläumdet. Die Oestreicher fürchten freilich, daß das Beispiel Brescia's Nachahmung finde, daß bei einer neuen Erhebung, vor der sie ihr Schreckenssystem nicht sicher stellt, die alte Schwäche von 1848 beseitigt und, wie in Brescia, Hochherzigkeit und Energie verbunden werden.

So viel vorläufig bis zum Erscheinen der Eingangs gedachten authentischen Geschichtserzählung.

* Parma, 11. April.

Um sich zu überzeugen, wie Oesterreich in dem nicht-österreichischen Italien schaltet und waltet, braucht man nur die keines Kommentars bedürfenden Dekrete, welche d'Aspre jetzt im Herzogthum Parma erlassen hat, durchzulesen. Er hat z. B. Folgendes dekretirt:

1) "Alle Gesetze, alle Akte, alle Ernennungen irgend welcher Art, die von den seit 20. März 1848 inclusive bestandenen revolutionären Regierungen ausgegangen, sind durchweg annullirt."

2) "Anstatt der jetzigen Präsidenten und Generaldirektoren wird unter meiner Obhut eine in Parma residirende Central-Junta, aus einem General-Gouverneur und drei Räthen bestehend, eingesetzt."

3) "Gleichzeitig wird in Piacenza eine andere Junta aus einem Gouverneur und drei Räthen gebildet."

4) "Der Central-Junta wird die Oberleitung der politischen Verwaltungsgeschäfte, der öffentlichen Sicherheit, der Finanzen und des Gerichtswesens beider Herzogthümer übertragen."

5) "Die Junta von Piacenza regiert jenes Herzogthum, durch die Gleichförmigkeit in der Verwaltung von der Parmer Central-Junta abhängig."

6) "Alle Militärangelegenheiten behalte ich mir ausschließlich vor."

7) "Alle Staatsbeamten, die vor dem 20. März 1848 in Thätigkeit waren, werden bestätigt, außer jenen, welche in gegenwärtiger Verordnung ausgeschlossen sind, und außer den weitern Ausnahmen, die ich künftig noch anordnen werde."

8) "Alle Verwaltungs- und Justizbeamten werden Sr. königl. Hoheit dem Herzog Karl II. den Eid der Treue in die Hände jedes Vorsitzenden eines Kollegiums, nach den bestehenden Gesetzen ableisten. Die Vorsitzenden ihrerseits werden den Eid vor den beiden Junten ablegen; die Mitglieder der letztern leisten ihn in meine Hände. Die Protokolle über alle Eidesleistungen werden mir von der Central-Junta binnen 8 Tagen zugefertigt."

Ein anderes Dekret d'Aspre's verordnet:

"Die in den Herzogthümern von der revolutionären Regierung eingesetzte Nationalgarde ist aufgelöst.

Auch das sogenannte Bataillon der "Speranza" (Hoffnungs-Bataillon) in Parma ist aufgelöst.

Es ist Jedermann untersagt, die zu besagter Nationalgarde oder dem Bataillon gehörigen Uniformen ganz oder auch nur theilweise, z. B. Mützen oder andere Kennzeichen, zu tragen."

Schweiz.
* Bern, 14. April.

Die hier erscheinende "Helvetie Federale" spricht sich über den letzten östreichisch-piemontesischen Krieg also aus:

"Ja, die Verrätherei und die Infamie liegen klar vor Augen: der Tag von Novara war eine der Demokratie und Unabhängigkeit Italiens gelegte Schlinge. Alles war im Voraus bestimmt und verabredet. Karl Albert erhielt auf dem Schlachtfelde die Absolution für seine liberalen Vellieitäten; dort war er der Mann von 1821, der Mann des Trocadero. Hatte er übrigens nicht einige Tage zuvor das Versprechen gegeben, die jungen Republiken Rom und Toskana zu vernichten? Seine Mitschuld ist durch seine infamen Antecedentien, durch seine Flucht und die Unmöglichkeit, daß ein Heer von mehr als 100,000 Mann sich mit solcher Uebereinstimmung im eigenen Lande vor einer an Zahl weit schwächern Armee zerstreue, hinreichend erwiesen.

"Und weshalb hatten denn die Verräther, welche Warschau den Russen überlieferten, das Vertrauen des Königs? Weshalb demoralisirten die Offiziere selber die Armee? Weshalb wollte Karl Albert das Kommando im Kriege keinem französischen General übertragen? Weil, wie er selbst sagte, er tausendmal lieber die Oestreicher, als die Franzosen haben wolle.

"Genossen des Verraths waren der Klerus und der Adel, dessen Freude über den Sieg der Oestreicher in eine Art Tollheit ausartete.

"Die Völkerschaften der Halbinsel stießen beim Lesen der Friedenspräliminarien einen Schrei der Entrüstung aus. Allein sie kennen nur die Hälfte des Waffenstillstandes und der östreichischen Forderungen. Wir sprechen nicht von dem Golde, das zur Sättigung der östreichischen Habgier wird bezahlt werden müssen; wir sprechen von den der Reaktion zum Sühnopfer hingeworfenen Freiheiten. Man hat dem Waffenstillstande geheime Klauseln beigefügt, es giebt in ihm eine ganz spezielle Uebereinkunft. Alle jene Klauseln und Uebereinkünfte setzen fest: Abschaffung der Konstitution, Rückkehr zur Feudalregierung, Herrschaft des weißen Schreckens.

"Ihr friedlichen und intelligenten Schweizer, denkt über das enorme Unglück Eurer Nachbaren und Brüder einen Augenblick nach. Sie setzten in Menschen ihr Vertrauen, die für gute Patrioten ausgeschrien wurden und zwar von den Aristokraten, die das Volk mit der einen Hand streichelten, mit der andern ihm den Dolch ins Herz stießen. Seid auf Eurer Hut, Schweizer! Die Verschwörung, durch die unsere Nachbarn zu Grunde gingen, sie ist vor unsern Thüren und umschlingt uns von allen Seiten näher. Wir leben zwischen einem Kroatenlager, das an dem Tage gegen uns losbrechen würde, an dem wir mit unsrer Wachsamkeit nachließen. Wir würden alsdann ihrer wilden Rache zum Opfer fallen."

Polen.
Krakau, 11. April.

Wie wir vernehmen, wurden alle in Krakau weilenden Emigranten, nur wenige ausgenommen, gestern auf die Stadthauptmannschaft vorgeladen, wo man ihnen die Weisung gab, daß sie sich heute um 5 Uhr Nachmittags in Podgorz zur Abfahrt einfinden sollen. Die Anzahl der Emigranten, welche dieser unerwartete Schlag getroffen, beträgt 111 Personen, welche, wie es heißt, auf die Festung Josephstadt in Böhmen abgeführt werden sollen.

(Narodni Nowing von Prag.)
Aus Kalisch, 10. April.

Die russische Regierung, die sicher vor dem Auslande sich fühlt, ist mehr als jede andere bemüht, ihre eroberten Provinzen im Zaume zu halten, und die Ideen des Slaventhums und der Freiheit, die durch das morsche Despotengebäude durchscheinen, zu unterdrücken.

Rußland, dieser Riesengrundpfeiler der koalisirten Reaktion, ist selbst schwach im Innern und zehrt sich ab, da es ihm an Lebenskraft gebricht. Die Grundlage seines innern Organismus - das Heer - kommt immer mehr zur eigenen Erkenntniß, und fängt an die Würde des Menschen zu begreifen. Dadurch wird die Kraft der Regierung geschwächt. - Das umsichtige Benehmen Bem's mit den russischen Gefangenen bei Hermannstadt geht von Mund zu Mund. Bem soll nämlich nach der Schlacht zu den Gefangenen gegangen sein und erstaunt ausgerufen haben: Wie kommen Russen hierher? Ich Slave habe mich mit Oesterreichern für gemeinsame Freiheit geschlagen - aber nie würde ich gegen meine Brüder - Slaven - kämpfen. Er befreite sofort alle; 400 blieben in seinen Reihen - die übrigen überschickte er dem General Lüders - indem er bemerkte, daß nur die Gefallenen fehlten. Die Nachrichten aus Ungarn kommen direkt zur Kenntniß des Heeres, früher wie in die Zeitungen. - In diesen Tagen, nachdem der erwähnte Vorfall mit den russischen Gefangenen bekannt wurde, haben die Offiziere eines Regiments ein Mittagessen veranstaltet und Bem hoch leben lassen. Kaum gelangte dieses zur Kenntniß des Paszkiewicz, so schickte er sofort einen General zu ihnen, der 17 derselben auf die Citadelle bringen ließ.

Großbritannien.
* London, 17. April.

Ueber das von Peel für Irland vorgeschlagene Rezept enthält "Morning Chronicle", Peels Organ, einen Artikel, der die Quintessenz des Heilplanes mittheilt.

Die von Peel geforderte Kommission würde demnach beim Staatsschatze einen Kredit eröffnet und Vollmacht erhalten, Grund und Boden anzukaufen und zu besitzen. Zuerst würde sie den am meisten verarmten Distrikten im Westen und Süden ihre Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Landgüter in diesen Distrikten würden in in den Besitz der Kommission übergehen:

1) durch Ankauf von dem Eigenthümer;

2) durch Ankauf von dem Hypothekeninhaber;

3) durch ein dem Ankauf vom Hypothekeninhaber analoges Verfahren, indem als letzterer, als Kreditor, wegen rückständiger Armensteuern der Staat auftritt.

Ueber diesen Plan geräth die Torypresse, obenan der Standard, täglich in größere Wuth. Trotzdem wird der Plan Peels angenommen werden müssen, sei es auch nur, um den ersten Stein aus dem irischen Feudalgebäude herauszureissen.

* London, 17. April.

Das Unterhaus hielt gestern seit seiner Vertagung wieder die erste Sitzung. Scott beantragt Niedersetzung einer Spezialkommission zur Untersuchung der politischen und finanziellen Beziehungen Großbritanniens zu seinen Kolonien, zu dem Zweck, die Lasten des britischen Staatsschatzes zu vermindern und, die Befugnisse der gesetzgebenden Kammern in den Kolonieen zu erweitern. Er entwickelte seinen Antrag in langer Rede und hob u. A. auch die große unter den Bewohnern der Kolonien herrschende Unzufriedenheit hervor, die er aus zwei Ursachen herleitete: 1) aus den willkürlichen, ohne Beistimmung der Kolonieen erfolgenden Veränderungen ihrer Konstitutionen; 2) die Verweigerung des Rechts der Selbstregierung und Selbstbesteuerung. Werde nicht bald ein anderer Weg, als bisher eingeschlagen, so sei die Nachahmung des einst von Nordamerika gegebenen Beispiels in nahe Aussicht gestellt. In der hierauf folgenden Debatte kam das Kolonialamt schlimm weg. - Hr. Hawes freilich, der pro domo kämpfte, wußte der ganzen Kolonialpolitik nur die schönsten Lobsprüche zu ertheilen. Die Gegner des Antrags suchten besonders das Unpraktische desselben nachzuweisen. Der Gegenstand, sagten sie, sei so verwickelt, umfassend und mannichfach, daß eine Kommission sich bald mehr als überbürdet finden und verhindert sein würde, zu einem befriedigenden Resultat zu gelangen. -

Ansley findet im Kolonialamt die Wurzel der Krankheit, die kein Minister, selbst kein Erzengel mit dem Schwert auszurotten vermöge, da die ganze Maschinerie in den Händen einer geheimen Klicke sei. Das einzig anwendbare Heilmittel bestehe in Abschaffung jenes Amtes. Der Antrag wird schließlich mit 87 gegen 34 Stimmen verworfen. Es wurden noch einige uninteressante Gegenstände der Tagesordnung erledigt und um Mitternacht das Haus vertagt.

Französische Republik.
Paris, 18. April.

Der Moniteur enthält folgenden Artikel:

"Am 5. April zeigte der Präfekt des Departements Pyrenees-Orientales dem Minister des Innern an, daß der Graf v. Montemolin in demselben Augenblick verhaftet worden sei, wo er sich

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Italien.
* Rom, 9. April.

Ein Versuch der Reaktion, die Zuchthaussträflinge freizulassen, wurde vereitelt.

311 Aus Piemont, 12. April.

(Aus dem Italienischen.) Es wird in Kurzem eine mit unbestreitbaren Dokumenten belegte Erzählung über die schmerzlichen Ereignisse von Brescia veröffentlicht werden. Es ist aber dringend nothwendig, schon jetzt die mehr als enormen Beschuldigungen zurückzuweisen, die von den östreichischen Journalen, Proklamationen und Bülletins der Stadt Brescia mit einer Unverschämtheit zur Last gelegt werden, die selbst in dieser Art östreichischer Schriftstücke bisher unerhört war. So behauptete die „Augsburger Zeitg.“ am 3. April, daß alle Deutsche und alle Anhänger Oestreichs in Brescia mit wilder Grausamkeit ermordet und weder Alter noch Geschlecht, weder Kranke noch Verwundete verschont worden. Nun aber möge statt dessen die Welt erfahren, daß vom 16. März an über 700 kranke Soldaten im Spital von Eufemia von den Oestreichern im Stich gelassen wurden, indem letztere theils nach dem Tessin hin abmarschirten, theils sich ins Kastell zogen. Und von jenem Tage, vom 16. März, an wurde jenen Kranken geraden vo der Stadt Brescia alle von der Humanität gebotene Sorgfalt zu Theil, eine Sorgfalt, die auch vom 23. März ab, wo der Aufstand losbrach, bis zu Ende des verzweifelten 8tägigen Kampfes unvermindert fortdauerte.

Als am 24. März der Kommandant des Kastells der Stadt erklärte, sie bombardiren und in Asche verwandeln zu wollen, falls seinen eben kundgemachten Anordnungen nicht gehorcht würde: da antwortete allerdings das Volk und der Vertheidigungs-Ausschuß, daß, wenn die Stadt bombardirt werde, man für das Leben der kranken Soldaten nicht einstehen könne. Allein letztere Drohung, die nur darauf berechnet war, den Kommandanten durch Furcht vor Repressalien im Zaume zu halten, wurde gar nicht ausgeführt. Auf den Kommandanten machte aber jene Drohung zuerst in der That Eindruck, so daß er den Beginn der Feindseligkeiten hinausschob. Erst nach Ankunft der aus Mantua herbeigerufenen Verstärkung, die am 26. März eintraf, eröffnete er am folgenden Tage das Feuer und bis zum 30. März schickte er über 1000 Bomben in die Stadt, während die neuangelangten 1,500 Mann sie an verschiedenen Punkten angriffen, aber tapfer zurückgeschlagen wurden. In dieser ganzen Zeit, wo die Insurgenten durch die Verwüstung der Stadt erbittert und vom Kampf auf's Aeußerste erhitzt waren, dachten sie nicht daran, ihre Drohung ins Werk zu setzen, sondern hatten nur das Eine vor Augen: zu kämpfen und zu siegen. Noch mehr, als am 31. März neue Verstärkungen bei den Kroaten eintrafen und zu dem Bombardement die Barbarei der Brandlegungen hinzufügten, griffen die Bürger gleichwohl nicht zu jener angedrohten Rache. In der Nacht vom 31. März zum 1. April kamen die feindlichen Truppen aus dem Kastell herab und drangen, etwa 120 Schritte von dem „langen Thurm-Thore“ in die Stadt. Sie avancirten bis nach dem nahe gelegnen Spital von S. Eufemia. Da aber der heroische Widerstand der Vertheidiger sie am weitern Vorrücken hinderte, glaubten sie, denselben durch eine neue Brandlegung Furcht einzujagen. Sie nahmen die Kranken eilig mit sich fort und steckten das Spital in Brand. Man behauptet, daß Einige von den gefährlich krank Daniederliegenden, die nicht fortgeschafft werden konnten, dabei umgekommen seien. Wir aber fragen, selbst wenn dies der Fall wäre, wie man die Brescianer des Mordes beschuldigen kann, da die Oestreicher alle ihre Kranken bis vielleicht auf Einige fortschafften und dann das Gebäude selber anzündeten?

Die schaamlosen Ankläger sollten sich doch vor Allem erinnern, daß beim Eröffnen des Bombardements über 9 Bomben auf das Civil-Spital gefeuert wurden und daß der Kommandant erst dann vom Feuern auf dieses Spital abstand, als ihm das Volk obige, niemals ausgeführte, Drohung machte. Auf welcher Seite also liegt die Unmenschlichkeit?

Nicht minder lügenhaft ist die Behauptung, als hätten die Brescianer alle Anhänger Oestreichs und alle Deutsche, ermordet. Was die Deutschen anlangt, so ist unsres Wissens Keinem ein Haar gekrümmt worden. Von den Anhängern Oestreichs dagegen wurden einige bekannte, unzweifelhafte Spione ‒ eingesperrt. Eine Justizkommission sollte über diese zu Gerichte sitzen; aber in der schnellen Aufeinanderfolge der Ereignisse konnte das Urtel nicht proklamirt werden und am letzten Tage setzte der Vertheidigungs-Ausschuß jene Spione wieder in Freiheit. Vier derselben wurden vom Volk auf der Straße ergriffen und erschossen.

Und wahrlich, wenn man das Unheil bedenkt, welches jene schändlichen Spionen-Seelen früher über die Stadt gebracht hatten: so wird man namentlich die Gesammtbevölkerung wegen des durch Wenige herbeigeführten Todes von vier solchen Subjekten nicht der Barbarei und Grausamkeit beschuldigen können. (Wir meinen, die Brescianer sind gerade deshalb anzuklagen, daß sie jene Spione nicht sämmtlich und auf der Stelle aufgeknüpft haben.) Um die Lügen Haynau's ferner zu charakterisiren, muß der mit der Stadtbehörde von ihm abgeschlossenen Kapitulation die von der Municipalität streng gehalten, von ihm aber gebrochen wurde, Erwähnung geschehen. ‒ Während eine Kapitulation abgeschlossen hat, behauptet er in seiner Proklamation wider besseres Wissen, daß die Stadt mit Sturm genommen worden.

Hier haben wir den Unterschied zwischen dem Betragen der Bürger und dem der Oestreicher. Ein insurgirtes Volk, einen Augenblick Sieger und Sieger um theuern Preis, respectirt die kranken und verwundeten Oestreicher. Das östreichische Truppenkorps dagegen, das Sicherheit des Eigenthums und der Personen in der Kapitulation zugesagt und nur unter dieser Bedingung die Thore der Stadt sich öffnen sah, ist kaum eingerückt, als es überall raubt und plündert und unter andern Scheußlichkeiten sämmtliche Zöglinge eines Kollegiums ermordet und endlich das Volk noch dazu verläumdet. Die Oestreicher fürchten freilich, daß das Beispiel Brescia's Nachahmung finde, daß bei einer neuen Erhebung, vor der sie ihr Schreckenssystem nicht sicher stellt, die alte Schwäche von 1848 beseitigt und, wie in Brescia, Hochherzigkeit und Energie verbunden werden.

So viel vorläufig bis zum Erscheinen der Eingangs gedachten authentischen Geschichtserzählung.

* Parma, 11. April.

Um sich zu überzeugen, wie Oesterreich in dem nicht-österreichischen Italien schaltet und waltet, braucht man nur die keines Kommentars bedürfenden Dekrete, welche d'Aspre jetzt im Herzogthum Parma erlassen hat, durchzulesen. Er hat z. B. Folgendes dekretirt:

1) „Alle Gesetze, alle Akte, alle Ernennungen irgend welcher Art, die von den seit 20. März 1848 inclusive bestandenen revolutionären Regierungen ausgegangen, sind durchweg annullirt.“

2) „Anstatt der jetzigen Präsidenten und Generaldirektoren wird unter meiner Obhut eine in Parma residirende Central-Junta, aus einem General-Gouverneur und drei Räthen bestehend, eingesetzt.“

3) „Gleichzeitig wird in Piacenza eine andere Junta aus einem Gouverneur und drei Räthen gebildet.“

4) „Der Central-Junta wird die Oberleitung der politischen Verwaltungsgeschäfte, der öffentlichen Sicherheit, der Finanzen und des Gerichtswesens beider Herzogthümer übertragen.“

5) „Die Junta von Piacenza regiert jenes Herzogthum, durch die Gleichförmigkeit in der Verwaltung von der Parmer Central-Junta abhängig.“

6) „Alle Militärangelegenheiten behalte ich mir ausschließlich vor.“

7) „Alle Staatsbeamten, die vor dem 20. März 1848 in Thätigkeit waren, werden bestätigt, außer jenen, welche in gegenwärtiger Verordnung ausgeschlossen sind, und außer den weitern Ausnahmen, die ich künftig noch anordnen werde.“

8) „Alle Verwaltungs- und Justizbeamten werden Sr. königl. Hoheit dem Herzog Karl II. den Eid der Treue in die Hände jedes Vorsitzenden eines Kollegiums, nach den bestehenden Gesetzen ableisten. Die Vorsitzenden ihrerseits werden den Eid vor den beiden Junten ablegen; die Mitglieder der letztern leisten ihn in meine Hände. Die Protokolle über alle Eidesleistungen werden mir von der Central-Junta binnen 8 Tagen zugefertigt.“

Ein anderes Dekret d'Aspre's verordnet:

„Die in den Herzogthümern von der revolutionären Regierung eingesetzte Nationalgarde ist aufgelöst.

Auch das sogenannte Bataillon der „Speranza“ (Hoffnungs-Bataillon) in Parma ist aufgelöst.

Es ist Jedermann untersagt, die zu besagter Nationalgarde oder dem Bataillon gehörigen Uniformen ganz oder auch nur theilweise, z. B. Mützen oder andere Kennzeichen, zu tragen.“

Schweiz.
* Bern, 14. April.

Die hier erscheinende „Helvetie Federale“ spricht sich über den letzten östreichisch-piemontesischen Krieg also aus:

„Ja, die Verrätherei und die Infamie liegen klar vor Augen: der Tag von Novara war eine der Demokratie und Unabhängigkeit Italiens gelegte Schlinge. Alles war im Voraus bestimmt und verabredet. Karl Albert erhielt auf dem Schlachtfelde die Absolution für seine liberalen Vellieitäten; dort war er der Mann von 1821, der Mann des Trocadero. Hatte er übrigens nicht einige Tage zuvor das Versprechen gegeben, die jungen Republiken Rom und Toskana zu vernichten? Seine Mitschuld ist durch seine infamen Antecedentien, durch seine Flucht und die Unmöglichkeit, daß ein Heer von mehr als 100,000 Mann sich mit solcher Uebereinstimmung im eigenen Lande vor einer an Zahl weit schwächern Armee zerstreue, hinreichend erwiesen.

„Und weshalb hatten denn die Verräther, welche Warschau den Russen überlieferten, das Vertrauen des Königs? Weshalb demoralisirten die Offiziere selber die Armee? Weshalb wollte Karl Albert das Kommando im Kriege keinem französischen General übertragen? Weil, wie er selbst sagte, er tausendmal lieber die Oestreicher, als die Franzosen haben wolle.

„Genossen des Verraths waren der Klerus und der Adel, dessen Freude über den Sieg der Oestreicher in eine Art Tollheit ausartete.

„Die Völkerschaften der Halbinsel stießen beim Lesen der Friedenspräliminarien einen Schrei der Entrüstung aus. Allein sie kennen nur die Hälfte des Waffenstillstandes und der östreichischen Forderungen. Wir sprechen nicht von dem Golde, das zur Sättigung der östreichischen Habgier wird bezahlt werden müssen; wir sprechen von den der Reaktion zum Sühnopfer hingeworfenen Freiheiten. Man hat dem Waffenstillstande geheime Klauseln beigefügt, es giebt in ihm eine ganz spezielle Uebereinkunft. Alle jene Klauseln und Uebereinkünfte setzen fest: Abschaffung der Konstitution, Rückkehr zur Feudalregierung, Herrschaft des weißen Schreckens.

„Ihr friedlichen und intelligenten Schweizer, denkt über das enorme Unglück Eurer Nachbaren und Brüder einen Augenblick nach. Sie setzten in Menschen ihr Vertrauen, die für gute Patrioten ausgeschrien wurden und zwar von den Aristokraten, die das Volk mit der einen Hand streichelten, mit der andern ihm den Dolch ins Herz stießen. Seid auf Eurer Hut, Schweizer! Die Verschwörung, durch die unsere Nachbarn zu Grunde gingen, sie ist vor unsern Thüren und umschlingt uns von allen Seiten näher. Wir leben zwischen einem Kroatenlager, das an dem Tage gegen uns losbrechen würde, an dem wir mit unsrer Wachsamkeit nachließen. Wir würden alsdann ihrer wilden Rache zum Opfer fallen.“

Polen.
Krakau, 11. April.

Wie wir vernehmen, wurden alle in Krakau weilenden Emigranten, nur wenige ausgenommen, gestern auf die Stadthauptmannschaft vorgeladen, wo man ihnen die Weisung gab, daß sie sich heute um 5 Uhr Nachmittags in Podgorz zur Abfahrt einfinden sollen. Die Anzahl der Emigranten, welche dieser unerwartete Schlag getroffen, beträgt 111 Personen, welche, wie es heißt, auf die Festung Josephstadt in Böhmen abgeführt werden sollen.

(Narodni Nowing von Prag.)
Aus Kalisch, 10. April.

Die russische Regierung, die sicher vor dem Auslande sich fühlt, ist mehr als jede andere bemüht, ihre eroberten Provinzen im Zaume zu halten, und die Ideen des Slaventhums und der Freiheit, die durch das morsche Despotengebäude durchscheinen, zu unterdrücken.

Rußland, dieser Riesengrundpfeiler der koalisirten Reaktion, ist selbst schwach im Innern und zehrt sich ab, da es ihm an Lebenskraft gebricht. Die Grundlage seines innern Organismus ‒ das Heer ‒ kommt immer mehr zur eigenen Erkenntniß, und fängt an die Würde des Menschen zu begreifen. Dadurch wird die Kraft der Regierung geschwächt. ‒ Das umsichtige Benehmen Bem's mit den russischen Gefangenen bei Hermannstadt geht von Mund zu Mund. Bem soll nämlich nach der Schlacht zu den Gefangenen gegangen sein und erstaunt ausgerufen haben: Wie kommen Russen hierher? Ich Slave habe mich mit Oesterreichern für gemeinsame Freiheit geschlagen ‒ aber nie würde ich gegen meine Brüder ‒ Slaven ‒ kämpfen. Er befreite sofort alle; 400 blieben in seinen Reihen ‒ die übrigen überschickte er dem General Lüders ‒ indem er bemerkte, daß nur die Gefallenen fehlten. Die Nachrichten aus Ungarn kommen direkt zur Kenntniß des Heeres, früher wie in die Zeitungen. ‒ In diesen Tagen, nachdem der erwähnte Vorfall mit den russischen Gefangenen bekannt wurde, haben die Offiziere eines Regiments ein Mittagessen veranstaltet und Bem hoch leben lassen. Kaum gelangte dieses zur Kenntniß des Paszkiewicz, so schickte er sofort einen General zu ihnen, der 17 derselben auf die Citadelle bringen ließ.

Großbritannien.
* London, 17. April.

Ueber das von Peel für Irland vorgeschlagene Rezept enthält „Morning Chronicle“, Peels Organ, einen Artikel, der die Quintessenz des Heilplanes mittheilt.

Die von Peel geforderte Kommission würde demnach beim Staatsschatze einen Kredit eröffnet und Vollmacht erhalten, Grund und Boden anzukaufen und zu besitzen. Zuerst würde sie den am meisten verarmten Distrikten im Westen und Süden ihre Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Landgüter in diesen Distrikten würden in in den Besitz der Kommission übergehen:

1) durch Ankauf von dem Eigenthümer;

2) durch Ankauf von dem Hypothekeninhaber;

3) durch ein dem Ankauf vom Hypothekeninhaber analoges Verfahren, indem als letzterer, als Kreditor, wegen rückständiger Armensteuern der Staat auftritt.

Ueber diesen Plan geräth die Torypresse, obenan der Standard, täglich in größere Wuth. Trotzdem wird der Plan Peels angenommen werden müssen, sei es auch nur, um den ersten Stein aus dem irischen Feudalgebäude herauszureissen.

* London, 17. April.

Das Unterhaus hielt gestern seit seiner Vertagung wieder die erste Sitzung. Scott beantragt Niedersetzung einer Spezialkommission zur Untersuchung der politischen und finanziellen Beziehungen Großbritanniens zu seinen Kolonien, zu dem Zweck, die Lasten des britischen Staatsschatzes zu vermindern und, die Befugnisse der gesetzgebenden Kammern in den Kolonieen zu erweitern. Er entwickelte seinen Antrag in langer Rede und hob u. A. auch die große unter den Bewohnern der Kolonien herrschende Unzufriedenheit hervor, die er aus zwei Ursachen herleitete: 1) aus den willkürlichen, ohne Beistimmung der Kolonieen erfolgenden Veränderungen ihrer Konstitutionen; 2) die Verweigerung des Rechts der Selbstregierung und Selbstbesteuerung. Werde nicht bald ein anderer Weg, als bisher eingeschlagen, so sei die Nachahmung des einst von Nordamerika gegebenen Beispiels in nahe Aussicht gestellt. In der hierauf folgenden Debatte kam das Kolonialamt schlimm weg. ‒ Hr. Hawes freilich, der pro domo kämpfte, wußte der ganzen Kolonialpolitik nur die schönsten Lobsprüche zu ertheilen. Die Gegner des Antrags suchten besonders das Unpraktische desselben nachzuweisen. Der Gegenstand, sagten sie, sei so verwickelt, umfassend und mannichfach, daß eine Kommission sich bald mehr als überbürdet finden und verhindert sein würde, zu einem befriedigenden Resultat zu gelangen. ‒

Ansley findet im Kolonialamt die Wurzel der Krankheit, die kein Minister, selbst kein Erzengel mit dem Schwert auszurotten vermöge, da die ganze Maschinerie in den Händen einer geheimen Klicke sei. Das einzig anwendbare Heilmittel bestehe in Abschaffung jenes Amtes. Der Antrag wird schließlich mit 87 gegen 34 Stimmen verworfen. Es wurden noch einige uninteressante Gegenstände der Tagesordnung erledigt und um Mitternacht das Haus vertagt.

Französische Republik.
Paris, 18. April.

Der Moniteur enthält folgenden Artikel:

„Am 5. April zeigte der Präfekt des Departements Pyrenées-Orientales dem Minister des Innern an, daß der Graf v. Montemolin in demselben Augenblick verhaftet worden sei, wo er sich

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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar277-2_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 9. April.</head>
          <p>Ein Versuch der Reaktion, die Zuchthaussträflinge freizulassen, wurde vereitelt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar277-2_016" type="jArticle">
          <head><bibl><author>311</author></bibl> Aus Piemont, 12. April.</head>
          <p>(Aus dem Italienischen.) Es wird in Kurzem eine mit unbestreitbaren Dokumenten belegte Erzählung über die schmerzlichen Ereignisse von Brescia veröffentlicht werden. Es ist aber dringend nothwendig, schon jetzt die mehr als enormen Beschuldigungen zurückzuweisen, die von den östreichischen Journalen, Proklamationen und Bülletins der Stadt Brescia mit einer Unverschämtheit zur Last gelegt werden, die selbst in dieser Art östreichischer Schriftstücke bisher unerhört war. So behauptete die &#x201E;Augsburger Zeitg.&#x201C; am 3. April, daß alle Deutsche und alle Anhänger Oestreichs in Brescia mit wilder Grausamkeit ermordet und weder Alter noch Geschlecht, weder Kranke noch Verwundete verschont worden. Nun aber möge statt dessen die Welt erfahren, daß vom 16. März an über 700 kranke Soldaten im Spital von Eufemia von den Oestreichern im Stich gelassen wurden, indem letztere theils nach dem Tessin hin abmarschirten, theils sich ins Kastell zogen. Und von jenem Tage, vom 16. März, an wurde jenen Kranken geraden vo der Stadt Brescia alle von der Humanität gebotene Sorgfalt zu Theil, eine Sorgfalt, die auch vom 23. März ab, wo der Aufstand losbrach, bis zu Ende des verzweifelten 8tägigen Kampfes unvermindert fortdauerte.</p>
          <p>Als am 24. März der Kommandant des Kastells der Stadt erklärte, sie bombardiren und in Asche verwandeln zu wollen, falls seinen eben kundgemachten Anordnungen nicht gehorcht würde: da antwortete allerdings das Volk und der Vertheidigungs-Ausschuß, daß, wenn die Stadt bombardirt werde, man für das Leben der kranken Soldaten nicht einstehen könne. Allein letztere Drohung, die nur darauf berechnet war, den Kommandanten durch Furcht vor Repressalien im Zaume zu halten, wurde gar nicht ausgeführt. Auf den Kommandanten machte aber jene Drohung zuerst in der That Eindruck, so daß er den Beginn der Feindseligkeiten hinausschob. Erst nach Ankunft der aus Mantua herbeigerufenen Verstärkung, die am 26. März eintraf, eröffnete er am folgenden Tage das Feuer und bis zum 30. März schickte er über 1000 Bomben in die Stadt, während die neuangelangten 1,500 Mann sie an verschiedenen Punkten angriffen, aber tapfer zurückgeschlagen wurden. In dieser ganzen Zeit, wo die Insurgenten durch die Verwüstung der Stadt erbittert und vom Kampf auf's Aeußerste erhitzt waren, dachten sie nicht daran, ihre Drohung ins Werk zu setzen, sondern hatten nur das Eine vor Augen: zu kämpfen und zu siegen. Noch mehr, als am 31. März neue Verstärkungen bei den Kroaten eintrafen und zu dem Bombardement die Barbarei der Brandlegungen hinzufügten, griffen die Bürger gleichwohl nicht zu jener angedrohten Rache. In der Nacht vom 31. März zum 1. April kamen die feindlichen Truppen aus dem Kastell herab und drangen, etwa 120 Schritte von dem &#x201E;langen Thurm-Thore&#x201C; in die Stadt. Sie avancirten bis nach dem nahe gelegnen Spital von S. Eufemia. Da aber der heroische Widerstand der Vertheidiger sie am weitern Vorrücken hinderte, glaubten sie, denselben durch eine neue Brandlegung Furcht einzujagen. Sie nahmen die Kranken eilig mit sich fort und steckten das Spital in Brand. Man behauptet, daß Einige von den gefährlich krank Daniederliegenden, die nicht fortgeschafft werden konnten, dabei umgekommen seien. Wir aber fragen, selbst wenn dies der Fall wäre, wie man die Brescianer des Mordes beschuldigen kann, da die Oestreicher alle ihre Kranken bis vielleicht auf Einige fortschafften und dann das Gebäude selber anzündeten?</p>
          <p>Die schaamlosen Ankläger sollten sich doch vor Allem erinnern, daß beim Eröffnen des Bombardements über 9 Bomben auf das Civil-Spital gefeuert wurden und daß der Kommandant erst dann vom Feuern auf dieses Spital abstand, als ihm das Volk obige, niemals ausgeführte, Drohung machte. Auf welcher Seite also liegt die Unmenschlichkeit?</p>
          <p>Nicht minder lügenhaft ist die Behauptung, als hätten die Brescianer alle Anhänger Oestreichs und alle Deutsche, ermordet. Was die Deutschen anlangt, so ist unsres Wissens Keinem ein Haar gekrümmt worden. Von den Anhängern Oestreichs dagegen wurden einige bekannte, unzweifelhafte Spione &#x2012; eingesperrt. Eine Justizkommission sollte über diese zu Gerichte sitzen; aber in der schnellen Aufeinanderfolge der Ereignisse konnte das Urtel nicht proklamirt werden und am letzten Tage setzte der Vertheidigungs-Ausschuß jene Spione wieder in Freiheit. Vier derselben wurden vom Volk auf der Straße ergriffen und erschossen.</p>
          <p>Und wahrlich, wenn man das Unheil bedenkt, welches jene schändlichen Spionen-Seelen früher über die Stadt gebracht hatten: so wird man namentlich die Gesammtbevölkerung wegen des durch Wenige herbeigeführten Todes von vier solchen Subjekten nicht der Barbarei und Grausamkeit beschuldigen können. (Wir meinen, die Brescianer sind gerade deshalb anzuklagen, daß sie jene Spione nicht sämmtlich und auf der Stelle aufgeknüpft haben.) Um die Lügen Haynau's ferner zu charakterisiren, muß der mit der Stadtbehörde von ihm abgeschlossenen Kapitulation die von der Municipalität streng gehalten, von ihm aber gebrochen wurde, Erwähnung geschehen. &#x2012; Während eine Kapitulation abgeschlossen hat, behauptet er in seiner Proklamation wider besseres Wissen, daß die Stadt mit Sturm genommen worden.</p>
          <p>Hier haben wir den Unterschied zwischen dem Betragen der Bürger und dem der Oestreicher. Ein insurgirtes Volk, einen Augenblick Sieger und Sieger um theuern Preis, respectirt die kranken und verwundeten Oestreicher. Das östreichische Truppenkorps dagegen, das <hi rendition="#g">Sicherheit</hi> des Eigenthums und der Personen in der Kapitulation zugesagt und nur unter dieser Bedingung die Thore der Stadt sich öffnen sah, ist kaum eingerückt, als es überall raubt und plündert und unter andern Scheußlichkeiten sämmtliche Zöglinge eines Kollegiums ermordet und endlich das Volk noch dazu verläumdet. Die Oestreicher fürchten freilich, daß das Beispiel Brescia's Nachahmung finde, daß bei einer neuen Erhebung, vor der sie ihr Schreckenssystem nicht sicher stellt, die alte Schwäche von 1848 beseitigt und, wie in Brescia, Hochherzigkeit und Energie verbunden werden.</p>
          <p>So viel vorläufig bis zum Erscheinen der Eingangs gedachten authentischen Geschichtserzählung.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar277-2_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Parma, 11. April.</head>
          <p>Um sich zu überzeugen, wie Oesterreich in dem nicht-österreichischen Italien schaltet und waltet, braucht man nur die keines Kommentars bedürfenden Dekrete, welche <hi rendition="#g">d'Aspre</hi> jetzt im Herzogthum Parma erlassen hat, durchzulesen. Er hat z. B. Folgendes dekretirt:</p>
          <p>1) &#x201E;Alle Gesetze, alle Akte, alle Ernennungen irgend welcher Art, die von den seit 20. März 1848 inclusive bestandenen revolutionären Regierungen ausgegangen, sind durchweg annullirt.&#x201C;</p>
          <p>2) &#x201E;Anstatt der jetzigen Präsidenten und Generaldirektoren wird unter meiner Obhut eine in Parma residirende Central-Junta, aus einem General-Gouverneur und drei Räthen bestehend, eingesetzt.&#x201C;</p>
          <p>3) &#x201E;Gleichzeitig wird in Piacenza eine andere Junta aus einem Gouverneur und drei Räthen gebildet.&#x201C;</p>
          <p>4) &#x201E;Der Central-Junta wird die Oberleitung der politischen Verwaltungsgeschäfte, der öffentlichen Sicherheit, der Finanzen und des Gerichtswesens beider Herzogthümer übertragen.&#x201C;</p>
          <p>5) &#x201E;Die Junta von Piacenza regiert jenes Herzogthum, durch die Gleichförmigkeit in der Verwaltung von der Parmer Central-Junta abhängig.&#x201C;</p>
          <p>6) &#x201E;Alle Militärangelegenheiten behalte ich mir ausschließlich vor.&#x201C;</p>
          <p>7) &#x201E;Alle Staatsbeamten, die vor dem 20. März 1848 in Thätigkeit waren, werden bestätigt, außer jenen, welche in gegenwärtiger Verordnung ausgeschlossen sind, und außer den weitern Ausnahmen, die ich künftig noch anordnen werde.&#x201C;</p>
          <p>8) &#x201E;Alle Verwaltungs- und Justizbeamten werden Sr. königl. Hoheit dem Herzog Karl II. den Eid der Treue in die Hände jedes Vorsitzenden eines Kollegiums, nach den bestehenden Gesetzen ableisten. Die Vorsitzenden ihrerseits werden den Eid vor den beiden Junten ablegen; die Mitglieder der letztern leisten ihn in meine Hände. Die Protokolle über alle Eidesleistungen werden mir von der Central-Junta binnen 8 Tagen zugefertigt.&#x201C;</p>
          <p>Ein anderes Dekret d'Aspre's verordnet:</p>
          <p>&#x201E;Die in den Herzogthümern von der revolutionären Regierung eingesetzte Nationalgarde ist aufgelöst.</p>
          <p>Auch das sogenannte Bataillon der &#x201E;Speranza&#x201C; (Hoffnungs-Bataillon) in Parma ist aufgelöst.</p>
          <p>Es ist Jedermann untersagt, die zu besagter Nationalgarde oder dem Bataillon gehörigen Uniformen ganz oder auch nur theilweise, z. B. Mützen oder andere Kennzeichen, zu tragen.&#x201C;</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar277-2_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bern, 14. April.</head>
          <p>Die hier erscheinende &#x201E;Helvetie Federale&#x201C; spricht sich über den letzten östreichisch-piemontesischen Krieg also aus:</p>
          <p>&#x201E;Ja, die Verrätherei und die Infamie liegen klar vor Augen: der Tag von Novara war eine der Demokratie und Unabhängigkeit Italiens gelegte Schlinge. Alles war im Voraus bestimmt und verabredet. Karl Albert erhielt auf dem Schlachtfelde die Absolution für seine liberalen Vellieitäten; dort war er der Mann von 1821, der Mann des Trocadero. Hatte er übrigens nicht einige Tage zuvor das Versprechen gegeben, die jungen Republiken Rom und Toskana zu vernichten? Seine Mitschuld ist durch seine infamen Antecedentien, durch seine Flucht und die Unmöglichkeit, daß ein Heer von mehr als 100,000 Mann sich mit solcher Uebereinstimmung im eigenen Lande vor einer an Zahl weit schwächern Armee zerstreue, hinreichend erwiesen.</p>
          <p>&#x201E;Und weshalb hatten denn die Verräther, welche Warschau den Russen überlieferten, das Vertrauen des Königs? Weshalb demoralisirten die Offiziere selber die Armee? Weshalb wollte Karl Albert das Kommando im Kriege keinem französischen General übertragen? Weil, wie er selbst sagte, er tausendmal lieber die Oestreicher, als die Franzosen haben wolle.</p>
          <p>&#x201E;Genossen des Verraths waren der Klerus und der Adel, dessen Freude über den Sieg der Oestreicher in eine Art Tollheit ausartete.</p>
          <p>&#x201E;Die Völkerschaften der Halbinsel stießen beim Lesen der Friedenspräliminarien einen Schrei der Entrüstung aus. Allein sie kennen nur die Hälfte des Waffenstillstandes und der östreichischen Forderungen. Wir sprechen nicht von dem Golde, das zur Sättigung der östreichischen Habgier wird bezahlt werden müssen; wir sprechen von den der Reaktion zum Sühnopfer hingeworfenen Freiheiten. Man hat dem Waffenstillstande geheime Klauseln beigefügt, es giebt in ihm eine ganz spezielle Uebereinkunft. Alle jene Klauseln und Uebereinkünfte setzen fest: <hi rendition="#g">Abschaffung der Konstitution, Rückkehr zur Feudalregierung, Herrschaft des weißen Schreckens.</hi> </p>
          <p>&#x201E;Ihr friedlichen und intelligenten Schweizer, denkt über das enorme Unglück Eurer Nachbaren und Brüder einen Augenblick nach. Sie setzten in Menschen ihr Vertrauen, die für gute Patrioten ausgeschrien wurden und zwar von den Aristokraten, die das Volk mit der einen Hand streichelten, mit der andern ihm den Dolch ins Herz stießen. Seid auf Eurer Hut, Schweizer! Die Verschwörung, durch die unsere Nachbarn zu Grunde gingen, sie ist vor unsern Thüren und umschlingt uns von allen Seiten näher. Wir leben zwischen einem Kroatenlager, das an dem Tage gegen uns losbrechen würde, an dem wir mit unsrer Wachsamkeit nachließen. Wir würden alsdann ihrer wilden Rache zum Opfer fallen.&#x201C;</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar277-2_019" type="jArticle">
          <head>Krakau, 11. April.</head>
          <p>Wie wir vernehmen, wurden alle in Krakau weilenden Emigranten, nur wenige ausgenommen, gestern auf die Stadthauptmannschaft vorgeladen, wo man ihnen die Weisung gab, daß sie sich heute um 5 Uhr Nachmittags in Podgorz zur Abfahrt einfinden sollen. Die Anzahl der Emigranten, welche dieser unerwartete Schlag getroffen, beträgt 111 Personen, welche, wie es heißt, auf die Festung Josephstadt in Böhmen abgeführt werden sollen.</p>
          <bibl>(Narodni Nowing von Prag.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar277-2_020" type="jArticle">
          <head>Aus Kalisch, 10. April.</head>
          <p>Die russische Regierung, die sicher vor dem Auslande sich fühlt, ist mehr als jede andere bemüht, ihre eroberten Provinzen im Zaume zu halten, und die Ideen des Slaventhums und der Freiheit, die durch das morsche Despotengebäude durchscheinen, zu unterdrücken.</p>
          <p>Rußland, dieser Riesengrundpfeiler der koalisirten Reaktion, ist selbst schwach im Innern und zehrt sich ab, da es ihm an Lebenskraft gebricht. Die Grundlage seines innern Organismus &#x2012; das Heer &#x2012; kommt immer mehr zur eigenen Erkenntniß, und fängt an die Würde des Menschen zu begreifen. Dadurch wird die Kraft der Regierung geschwächt. &#x2012; Das umsichtige Benehmen Bem's mit den russischen Gefangenen bei Hermannstadt geht von Mund zu Mund. Bem soll nämlich nach der Schlacht zu den Gefangenen gegangen sein und erstaunt ausgerufen haben: Wie kommen Russen hierher? Ich Slave habe mich mit Oesterreichern für gemeinsame Freiheit geschlagen &#x2012; aber nie würde ich gegen meine Brüder &#x2012; Slaven &#x2012; kämpfen. Er befreite sofort alle; 400 blieben in seinen Reihen &#x2012; die übrigen überschickte er dem General Lüders &#x2012; indem er bemerkte, daß nur die Gefallenen fehlten. Die Nachrichten aus Ungarn kommen direkt zur Kenntniß des Heeres, früher wie in die Zeitungen. &#x2012; In diesen Tagen, nachdem der erwähnte Vorfall mit den russischen Gefangenen bekannt wurde, haben die Offiziere eines Regiments ein Mittagessen veranstaltet und Bem hoch leben lassen. Kaum gelangte dieses zur Kenntniß des Paszkiewicz, so schickte er sofort einen General zu ihnen, der 17 derselben auf die Citadelle bringen ließ.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar277-2_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 17. April.</head>
          <p>Ueber das von Peel für Irland vorgeschlagene Rezept enthält &#x201E;Morning Chronicle&#x201C;, Peels Organ, einen Artikel, der die Quintessenz des Heilplanes mittheilt.</p>
          <p>Die von Peel geforderte Kommission würde demnach beim Staatsschatze einen Kredit eröffnet und Vollmacht erhalten, Grund und Boden anzukaufen und zu besitzen. Zuerst würde sie den am meisten verarmten Distrikten im Westen und Süden ihre Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Landgüter in diesen Distrikten würden in in den Besitz der Kommission übergehen:</p>
          <p>1) durch Ankauf von dem Eigenthümer;</p>
          <p>2) durch Ankauf von dem Hypothekeninhaber;</p>
          <p>3) durch ein dem Ankauf vom Hypothekeninhaber analoges Verfahren, indem als letzterer, als Kreditor, wegen rückständiger Armensteuern der Staat auftritt.</p>
          <p>Ueber diesen Plan geräth die Torypresse, obenan der Standard, täglich in größere Wuth. Trotzdem wird der Plan Peels angenommen werden müssen, sei es auch nur, um den ersten Stein aus dem irischen Feudalgebäude herauszureissen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar277-2_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 17. April.</head>
          <p>Das <hi rendition="#g">Unterhaus</hi> hielt gestern seit seiner Vertagung wieder die erste Sitzung. <hi rendition="#g">Scott</hi> beantragt Niedersetzung einer Spezialkommission zur Untersuchung der politischen und finanziellen Beziehungen Großbritanniens zu seinen Kolonien, zu dem Zweck, die Lasten des britischen Staatsschatzes zu vermindern und, die Befugnisse der gesetzgebenden Kammern in den Kolonieen zu erweitern. Er entwickelte seinen Antrag in langer Rede und hob u. A. auch die große unter den Bewohnern der Kolonien herrschende Unzufriedenheit hervor, die er aus zwei Ursachen herleitete: 1) aus den willkürlichen, ohne Beistimmung der Kolonieen erfolgenden Veränderungen ihrer Konstitutionen; 2) die Verweigerung des Rechts der Selbstregierung und Selbstbesteuerung. Werde nicht bald ein anderer Weg, als bisher eingeschlagen, so sei die Nachahmung des einst von Nordamerika gegebenen Beispiels in nahe Aussicht gestellt. In der hierauf folgenden Debatte kam das Kolonialamt schlimm weg. &#x2012; <hi rendition="#g">Hr. Hawes</hi> freilich, der pro domo kämpfte, wußte der ganzen Kolonialpolitik nur die schönsten Lobsprüche zu ertheilen. Die Gegner des Antrags suchten besonders das Unpraktische desselben nachzuweisen. Der Gegenstand, sagten sie, sei so verwickelt, umfassend und mannichfach, daß eine Kommission sich bald mehr als überbürdet finden und verhindert sein würde, zu einem befriedigenden Resultat zu gelangen. &#x2012;</p>
          <p><hi rendition="#g">Ansley</hi> findet im Kolonialamt die Wurzel der Krankheit, die kein Minister, selbst kein Erzengel mit dem Schwert auszurotten vermöge, da die ganze Maschinerie in den Händen einer geheimen Klicke sei. Das einzig anwendbare Heilmittel bestehe in Abschaffung jenes Amtes. Der Antrag wird schließlich mit 87 gegen 34 Stimmen verworfen. Es wurden noch einige uninteressante Gegenstände der Tagesordnung erledigt und um Mitternacht das Haus vertagt.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar277-2_023" type="jArticle">
          <head>Paris, 18. April.</head>
          <p>Der Moniteur enthält folgenden Artikel:</p>
          <p>&#x201E;Am 5. April zeigte der Präfekt des Departements Pyrenées-Orientales dem Minister des Innern an, daß der Graf v. Montemolin in demselben Augenblick verhaftet worden sei, wo er sich
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1565/0003] _ Italien. * Rom, 9. April. Ein Versuch der Reaktion, die Zuchthaussträflinge freizulassen, wurde vereitelt. 311 Aus Piemont, 12. April. (Aus dem Italienischen.) Es wird in Kurzem eine mit unbestreitbaren Dokumenten belegte Erzählung über die schmerzlichen Ereignisse von Brescia veröffentlicht werden. Es ist aber dringend nothwendig, schon jetzt die mehr als enormen Beschuldigungen zurückzuweisen, die von den östreichischen Journalen, Proklamationen und Bülletins der Stadt Brescia mit einer Unverschämtheit zur Last gelegt werden, die selbst in dieser Art östreichischer Schriftstücke bisher unerhört war. So behauptete die „Augsburger Zeitg.“ am 3. April, daß alle Deutsche und alle Anhänger Oestreichs in Brescia mit wilder Grausamkeit ermordet und weder Alter noch Geschlecht, weder Kranke noch Verwundete verschont worden. Nun aber möge statt dessen die Welt erfahren, daß vom 16. März an über 700 kranke Soldaten im Spital von Eufemia von den Oestreichern im Stich gelassen wurden, indem letztere theils nach dem Tessin hin abmarschirten, theils sich ins Kastell zogen. Und von jenem Tage, vom 16. März, an wurde jenen Kranken geraden vo der Stadt Brescia alle von der Humanität gebotene Sorgfalt zu Theil, eine Sorgfalt, die auch vom 23. März ab, wo der Aufstand losbrach, bis zu Ende des verzweifelten 8tägigen Kampfes unvermindert fortdauerte. Als am 24. März der Kommandant des Kastells der Stadt erklärte, sie bombardiren und in Asche verwandeln zu wollen, falls seinen eben kundgemachten Anordnungen nicht gehorcht würde: da antwortete allerdings das Volk und der Vertheidigungs-Ausschuß, daß, wenn die Stadt bombardirt werde, man für das Leben der kranken Soldaten nicht einstehen könne. Allein letztere Drohung, die nur darauf berechnet war, den Kommandanten durch Furcht vor Repressalien im Zaume zu halten, wurde gar nicht ausgeführt. Auf den Kommandanten machte aber jene Drohung zuerst in der That Eindruck, so daß er den Beginn der Feindseligkeiten hinausschob. Erst nach Ankunft der aus Mantua herbeigerufenen Verstärkung, die am 26. März eintraf, eröffnete er am folgenden Tage das Feuer und bis zum 30. März schickte er über 1000 Bomben in die Stadt, während die neuangelangten 1,500 Mann sie an verschiedenen Punkten angriffen, aber tapfer zurückgeschlagen wurden. In dieser ganzen Zeit, wo die Insurgenten durch die Verwüstung der Stadt erbittert und vom Kampf auf's Aeußerste erhitzt waren, dachten sie nicht daran, ihre Drohung ins Werk zu setzen, sondern hatten nur das Eine vor Augen: zu kämpfen und zu siegen. Noch mehr, als am 31. März neue Verstärkungen bei den Kroaten eintrafen und zu dem Bombardement die Barbarei der Brandlegungen hinzufügten, griffen die Bürger gleichwohl nicht zu jener angedrohten Rache. In der Nacht vom 31. März zum 1. April kamen die feindlichen Truppen aus dem Kastell herab und drangen, etwa 120 Schritte von dem „langen Thurm-Thore“ in die Stadt. Sie avancirten bis nach dem nahe gelegnen Spital von S. Eufemia. Da aber der heroische Widerstand der Vertheidiger sie am weitern Vorrücken hinderte, glaubten sie, denselben durch eine neue Brandlegung Furcht einzujagen. Sie nahmen die Kranken eilig mit sich fort und steckten das Spital in Brand. Man behauptet, daß Einige von den gefährlich krank Daniederliegenden, die nicht fortgeschafft werden konnten, dabei umgekommen seien. Wir aber fragen, selbst wenn dies der Fall wäre, wie man die Brescianer des Mordes beschuldigen kann, da die Oestreicher alle ihre Kranken bis vielleicht auf Einige fortschafften und dann das Gebäude selber anzündeten? Die schaamlosen Ankläger sollten sich doch vor Allem erinnern, daß beim Eröffnen des Bombardements über 9 Bomben auf das Civil-Spital gefeuert wurden und daß der Kommandant erst dann vom Feuern auf dieses Spital abstand, als ihm das Volk obige, niemals ausgeführte, Drohung machte. Auf welcher Seite also liegt die Unmenschlichkeit? Nicht minder lügenhaft ist die Behauptung, als hätten die Brescianer alle Anhänger Oestreichs und alle Deutsche, ermordet. Was die Deutschen anlangt, so ist unsres Wissens Keinem ein Haar gekrümmt worden. Von den Anhängern Oestreichs dagegen wurden einige bekannte, unzweifelhafte Spione ‒ eingesperrt. Eine Justizkommission sollte über diese zu Gerichte sitzen; aber in der schnellen Aufeinanderfolge der Ereignisse konnte das Urtel nicht proklamirt werden und am letzten Tage setzte der Vertheidigungs-Ausschuß jene Spione wieder in Freiheit. Vier derselben wurden vom Volk auf der Straße ergriffen und erschossen. Und wahrlich, wenn man das Unheil bedenkt, welches jene schändlichen Spionen-Seelen früher über die Stadt gebracht hatten: so wird man namentlich die Gesammtbevölkerung wegen des durch Wenige herbeigeführten Todes von vier solchen Subjekten nicht der Barbarei und Grausamkeit beschuldigen können. (Wir meinen, die Brescianer sind gerade deshalb anzuklagen, daß sie jene Spione nicht sämmtlich und auf der Stelle aufgeknüpft haben.) Um die Lügen Haynau's ferner zu charakterisiren, muß der mit der Stadtbehörde von ihm abgeschlossenen Kapitulation die von der Municipalität streng gehalten, von ihm aber gebrochen wurde, Erwähnung geschehen. ‒ Während eine Kapitulation abgeschlossen hat, behauptet er in seiner Proklamation wider besseres Wissen, daß die Stadt mit Sturm genommen worden. Hier haben wir den Unterschied zwischen dem Betragen der Bürger und dem der Oestreicher. Ein insurgirtes Volk, einen Augenblick Sieger und Sieger um theuern Preis, respectirt die kranken und verwundeten Oestreicher. Das östreichische Truppenkorps dagegen, das Sicherheit des Eigenthums und der Personen in der Kapitulation zugesagt und nur unter dieser Bedingung die Thore der Stadt sich öffnen sah, ist kaum eingerückt, als es überall raubt und plündert und unter andern Scheußlichkeiten sämmtliche Zöglinge eines Kollegiums ermordet und endlich das Volk noch dazu verläumdet. Die Oestreicher fürchten freilich, daß das Beispiel Brescia's Nachahmung finde, daß bei einer neuen Erhebung, vor der sie ihr Schreckenssystem nicht sicher stellt, die alte Schwäche von 1848 beseitigt und, wie in Brescia, Hochherzigkeit und Energie verbunden werden. So viel vorläufig bis zum Erscheinen der Eingangs gedachten authentischen Geschichtserzählung. * Parma, 11. April. Um sich zu überzeugen, wie Oesterreich in dem nicht-österreichischen Italien schaltet und waltet, braucht man nur die keines Kommentars bedürfenden Dekrete, welche d'Aspre jetzt im Herzogthum Parma erlassen hat, durchzulesen. Er hat z. B. Folgendes dekretirt: 1) „Alle Gesetze, alle Akte, alle Ernennungen irgend welcher Art, die von den seit 20. März 1848 inclusive bestandenen revolutionären Regierungen ausgegangen, sind durchweg annullirt.“ 2) „Anstatt der jetzigen Präsidenten und Generaldirektoren wird unter meiner Obhut eine in Parma residirende Central-Junta, aus einem General-Gouverneur und drei Räthen bestehend, eingesetzt.“ 3) „Gleichzeitig wird in Piacenza eine andere Junta aus einem Gouverneur und drei Räthen gebildet.“ 4) „Der Central-Junta wird die Oberleitung der politischen Verwaltungsgeschäfte, der öffentlichen Sicherheit, der Finanzen und des Gerichtswesens beider Herzogthümer übertragen.“ 5) „Die Junta von Piacenza regiert jenes Herzogthum, durch die Gleichförmigkeit in der Verwaltung von der Parmer Central-Junta abhängig.“ 6) „Alle Militärangelegenheiten behalte ich mir ausschließlich vor.“ 7) „Alle Staatsbeamten, die vor dem 20. März 1848 in Thätigkeit waren, werden bestätigt, außer jenen, welche in gegenwärtiger Verordnung ausgeschlossen sind, und außer den weitern Ausnahmen, die ich künftig noch anordnen werde.“ 8) „Alle Verwaltungs- und Justizbeamten werden Sr. königl. Hoheit dem Herzog Karl II. den Eid der Treue in die Hände jedes Vorsitzenden eines Kollegiums, nach den bestehenden Gesetzen ableisten. Die Vorsitzenden ihrerseits werden den Eid vor den beiden Junten ablegen; die Mitglieder der letztern leisten ihn in meine Hände. Die Protokolle über alle Eidesleistungen werden mir von der Central-Junta binnen 8 Tagen zugefertigt.“ Ein anderes Dekret d'Aspre's verordnet: „Die in den Herzogthümern von der revolutionären Regierung eingesetzte Nationalgarde ist aufgelöst. Auch das sogenannte Bataillon der „Speranza“ (Hoffnungs-Bataillon) in Parma ist aufgelöst. Es ist Jedermann untersagt, die zu besagter Nationalgarde oder dem Bataillon gehörigen Uniformen ganz oder auch nur theilweise, z. B. Mützen oder andere Kennzeichen, zu tragen.“ Schweiz. * Bern, 14. April. Die hier erscheinende „Helvetie Federale“ spricht sich über den letzten östreichisch-piemontesischen Krieg also aus: „Ja, die Verrätherei und die Infamie liegen klar vor Augen: der Tag von Novara war eine der Demokratie und Unabhängigkeit Italiens gelegte Schlinge. Alles war im Voraus bestimmt und verabredet. Karl Albert erhielt auf dem Schlachtfelde die Absolution für seine liberalen Vellieitäten; dort war er der Mann von 1821, der Mann des Trocadero. Hatte er übrigens nicht einige Tage zuvor das Versprechen gegeben, die jungen Republiken Rom und Toskana zu vernichten? Seine Mitschuld ist durch seine infamen Antecedentien, durch seine Flucht und die Unmöglichkeit, daß ein Heer von mehr als 100,000 Mann sich mit solcher Uebereinstimmung im eigenen Lande vor einer an Zahl weit schwächern Armee zerstreue, hinreichend erwiesen. „Und weshalb hatten denn die Verräther, welche Warschau den Russen überlieferten, das Vertrauen des Königs? Weshalb demoralisirten die Offiziere selber die Armee? Weshalb wollte Karl Albert das Kommando im Kriege keinem französischen General übertragen? Weil, wie er selbst sagte, er tausendmal lieber die Oestreicher, als die Franzosen haben wolle. „Genossen des Verraths waren der Klerus und der Adel, dessen Freude über den Sieg der Oestreicher in eine Art Tollheit ausartete. „Die Völkerschaften der Halbinsel stießen beim Lesen der Friedenspräliminarien einen Schrei der Entrüstung aus. Allein sie kennen nur die Hälfte des Waffenstillstandes und der östreichischen Forderungen. Wir sprechen nicht von dem Golde, das zur Sättigung der östreichischen Habgier wird bezahlt werden müssen; wir sprechen von den der Reaktion zum Sühnopfer hingeworfenen Freiheiten. Man hat dem Waffenstillstande geheime Klauseln beigefügt, es giebt in ihm eine ganz spezielle Uebereinkunft. Alle jene Klauseln und Uebereinkünfte setzen fest: Abschaffung der Konstitution, Rückkehr zur Feudalregierung, Herrschaft des weißen Schreckens. „Ihr friedlichen und intelligenten Schweizer, denkt über das enorme Unglück Eurer Nachbaren und Brüder einen Augenblick nach. Sie setzten in Menschen ihr Vertrauen, die für gute Patrioten ausgeschrien wurden und zwar von den Aristokraten, die das Volk mit der einen Hand streichelten, mit der andern ihm den Dolch ins Herz stießen. Seid auf Eurer Hut, Schweizer! Die Verschwörung, durch die unsere Nachbarn zu Grunde gingen, sie ist vor unsern Thüren und umschlingt uns von allen Seiten näher. Wir leben zwischen einem Kroatenlager, das an dem Tage gegen uns losbrechen würde, an dem wir mit unsrer Wachsamkeit nachließen. Wir würden alsdann ihrer wilden Rache zum Opfer fallen.“ Polen. Krakau, 11. April. Wie wir vernehmen, wurden alle in Krakau weilenden Emigranten, nur wenige ausgenommen, gestern auf die Stadthauptmannschaft vorgeladen, wo man ihnen die Weisung gab, daß sie sich heute um 5 Uhr Nachmittags in Podgorz zur Abfahrt einfinden sollen. Die Anzahl der Emigranten, welche dieser unerwartete Schlag getroffen, beträgt 111 Personen, welche, wie es heißt, auf die Festung Josephstadt in Böhmen abgeführt werden sollen. (Narodni Nowing von Prag.) Aus Kalisch, 10. April. Die russische Regierung, die sicher vor dem Auslande sich fühlt, ist mehr als jede andere bemüht, ihre eroberten Provinzen im Zaume zu halten, und die Ideen des Slaventhums und der Freiheit, die durch das morsche Despotengebäude durchscheinen, zu unterdrücken. Rußland, dieser Riesengrundpfeiler der koalisirten Reaktion, ist selbst schwach im Innern und zehrt sich ab, da es ihm an Lebenskraft gebricht. Die Grundlage seines innern Organismus ‒ das Heer ‒ kommt immer mehr zur eigenen Erkenntniß, und fängt an die Würde des Menschen zu begreifen. Dadurch wird die Kraft der Regierung geschwächt. ‒ Das umsichtige Benehmen Bem's mit den russischen Gefangenen bei Hermannstadt geht von Mund zu Mund. Bem soll nämlich nach der Schlacht zu den Gefangenen gegangen sein und erstaunt ausgerufen haben: Wie kommen Russen hierher? Ich Slave habe mich mit Oesterreichern für gemeinsame Freiheit geschlagen ‒ aber nie würde ich gegen meine Brüder ‒ Slaven ‒ kämpfen. Er befreite sofort alle; 400 blieben in seinen Reihen ‒ die übrigen überschickte er dem General Lüders ‒ indem er bemerkte, daß nur die Gefallenen fehlten. Die Nachrichten aus Ungarn kommen direkt zur Kenntniß des Heeres, früher wie in die Zeitungen. ‒ In diesen Tagen, nachdem der erwähnte Vorfall mit den russischen Gefangenen bekannt wurde, haben die Offiziere eines Regiments ein Mittagessen veranstaltet und Bem hoch leben lassen. Kaum gelangte dieses zur Kenntniß des Paszkiewicz, so schickte er sofort einen General zu ihnen, der 17 derselben auf die Citadelle bringen ließ. Großbritannien. * London, 17. April. Ueber das von Peel für Irland vorgeschlagene Rezept enthält „Morning Chronicle“, Peels Organ, einen Artikel, der die Quintessenz des Heilplanes mittheilt. Die von Peel geforderte Kommission würde demnach beim Staatsschatze einen Kredit eröffnet und Vollmacht erhalten, Grund und Boden anzukaufen und zu besitzen. Zuerst würde sie den am meisten verarmten Distrikten im Westen und Süden ihre Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Landgüter in diesen Distrikten würden in in den Besitz der Kommission übergehen: 1) durch Ankauf von dem Eigenthümer; 2) durch Ankauf von dem Hypothekeninhaber; 3) durch ein dem Ankauf vom Hypothekeninhaber analoges Verfahren, indem als letzterer, als Kreditor, wegen rückständiger Armensteuern der Staat auftritt. Ueber diesen Plan geräth die Torypresse, obenan der Standard, täglich in größere Wuth. Trotzdem wird der Plan Peels angenommen werden müssen, sei es auch nur, um den ersten Stein aus dem irischen Feudalgebäude herauszureissen. * London, 17. April. Das Unterhaus hielt gestern seit seiner Vertagung wieder die erste Sitzung. Scott beantragt Niedersetzung einer Spezialkommission zur Untersuchung der politischen und finanziellen Beziehungen Großbritanniens zu seinen Kolonien, zu dem Zweck, die Lasten des britischen Staatsschatzes zu vermindern und, die Befugnisse der gesetzgebenden Kammern in den Kolonieen zu erweitern. Er entwickelte seinen Antrag in langer Rede und hob u. A. auch die große unter den Bewohnern der Kolonien herrschende Unzufriedenheit hervor, die er aus zwei Ursachen herleitete: 1) aus den willkürlichen, ohne Beistimmung der Kolonieen erfolgenden Veränderungen ihrer Konstitutionen; 2) die Verweigerung des Rechts der Selbstregierung und Selbstbesteuerung. Werde nicht bald ein anderer Weg, als bisher eingeschlagen, so sei die Nachahmung des einst von Nordamerika gegebenen Beispiels in nahe Aussicht gestellt. In der hierauf folgenden Debatte kam das Kolonialamt schlimm weg. ‒ Hr. Hawes freilich, der pro domo kämpfte, wußte der ganzen Kolonialpolitik nur die schönsten Lobsprüche zu ertheilen. Die Gegner des Antrags suchten besonders das Unpraktische desselben nachzuweisen. Der Gegenstand, sagten sie, sei so verwickelt, umfassend und mannichfach, daß eine Kommission sich bald mehr als überbürdet finden und verhindert sein würde, zu einem befriedigenden Resultat zu gelangen. ‒ Ansley findet im Kolonialamt die Wurzel der Krankheit, die kein Minister, selbst kein Erzengel mit dem Schwert auszurotten vermöge, da die ganze Maschinerie in den Händen einer geheimen Klicke sei. Das einzig anwendbare Heilmittel bestehe in Abschaffung jenes Amtes. Der Antrag wird schließlich mit 87 gegen 34 Stimmen verworfen. Es wurden noch einige uninteressante Gegenstände der Tagesordnung erledigt und um Mitternacht das Haus vertagt. Französische Republik. Paris, 18. April. Der Moniteur enthält folgenden Artikel: „Am 5. April zeigte der Präfekt des Departements Pyrenées-Orientales dem Minister des Innern an, daß der Graf v. Montemolin in demselben Augenblick verhaftet worden sei, wo er sich

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 277. Köln, 20. April 1849. Zweite Ausgabe, S. 1565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz277ii_1849/3>, abgerufen am 24.11.2024.