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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 265. Köln, 6. April 1849.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 265. Köln, Freitag, den 6. April. 1849.

Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. - Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Hovas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.

Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. - Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. - Nur frankirte Briefe werden angenommen. - Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln unter Hutmacher Nro. 17.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Lohnarbeit und Kapital. Fortsetzung.) - Der ungarische Krieg. - Willich.) Berlin. Die Kaisermacher. - Kammerdebatten.) Breslau. (Der Föderalismusprediger Franz) Wien. (Welden abgereist.) Frankfurt. (Simonie.)

Ungarn. Angebliche Fortschritte Görgey's.

Donaufürstenthümer. Jassy. (Der Terrorismus.)

Franz. Republik. Paris. (Die Moralität Faucher's. - Barrot. - Demokratisches Bankett. - Vermischtes. - National-Versammlung. - Antibes. - Karl Albert.) Bourges. (Prozeßverhandlungen.)

Großbritannien. London. (Parlament.)

Italien. Der Kommandant des Forts in Brescia gefangen. Turin. (Vertagung der Kammern. - Die piemontesische Armee. - Vermittlungskomödie.) Genua. (Die piemontesische Aristokratie. - Besetzung der Forts durch die Nationalgarde.) Mailand. (Radetzky wieder zurück.) Florenz. (Die Oestreicher aus der Lomellina geschlagen. - Reaktionsversuch zu Arezzo.) Rom. (Militärisches.) Neapel. (Spanische Hülfstruppen.)

Amerika. Liverpool. (Vermischtes.)

Deutschland.
* Köln, 5. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
I. Welche Römische Keyser und Königen in Aach im Gotteshauß gekrönet seyen.

Ich lade meine Leser ein, mit mir hinabzutauchen in den Sumpf der deutschen Vorzeit, und die Aachener Chronik aufzuschlagen, aus deren vergilbten Seiten derselbe müssige Duft hervordringt, der uns verwesungsfeucht aus der ganzen deutschen Geschichte anweht.

"Die Aacher Chronick" ist: "Eine Kurze Historische Beschreibung aller gedenkwürdigen Antiquitäten und Geschichten, sampt zugefügten Privilegien und Statuten des Königlichen Stuls und H. Römischen Reichs Statt Aach. Zusammengetragen und publizirt von erster Stifftung und Fundation obmelter Statt bis an das Jahr unsres Erlösers 1630. Auctore Joanne Noppio Doctore et Advocato. Getruckt zu Cölln, in Verlegung deß Authors Anno 1632."

Es versteht sich von selbst, daß der würdige Doktor Noppius die Geschichte seiner Stadt mit Karl dem Großen beginnt.

"Von seiner Geburt steht geschrieben, der Heilig Keyser Carolus seye den 28. Januarii Anno 742 geboren, also ungefehr umb selbige Zeit dessen Groß Vatter Carolus Martellus gestorben, und seye damalen ein ungewöhnlicher heller und glantzender Stern etliche Stunden lang vor seiner Geburt am Himmel erschienen und gesehen worden.

Das Ort aber seiner Geburt ist under den History Schreibern streitig, jedoch hälts der mehrertheil davor, daß er sei zu Ingelheimb am Rhein nicht weit von Maynz geboren.

Dieses unsres hochlöblichen Keysers Vatter ist gewesen Pipinus, der erst seines Geschlechtes König in Frankreich.

Dann, nachdem Childericus König von Frankreich zum Königreich länger undüchtig, sich mit seinen Underthanen im geringsten nicht, als allein mit Unsauberkeiten, mit Fressen, Sauffen, und anderen Leibs Wollüsten bedragen, sich nur einmal im Jahr, Nemblich auf den ersten Tag May von dem Volke sehen ließe, Ist er durch die Stände deß Königreiches, mit gefolgnuß Päbstlichen Gewalts abgesetzt und in ein Kloster verschafft, und an dessen platz Anno 760 obgemelter Pipinus, Erb- und Groß Hoffmeister deß Hauses und Königreichs Frankreich, zum König gemacht, vom Erzbischoffen zu Maynz Bonifacio gesalbet, und vom Pabst Stephano confirmiret und er sampt seinen Kindern, ja alle dessen Posterität und Abkömpst erblich und ewig an der Kron Frankreich befestiget worden."

Nachdem der Doktor mit diesen Worten den Fall der Merovinger und das Emporkommen der Karolinger geschildert hat, fährt er fort: "Er ist, und wird genannt Carolus Magnus, daß ist gesagt: Carolus der Große, zweierlei Ursachen halber, Erstlich, dieweil er große Thaten gewürcket, dann auch zum andern, dieweil er groß von Leib gewesen, gleich ein jedweder auß dem Gebein seines Armes Pythagorico more kan abschließen, und zwaren, wie Eginhardus, dessen Secretarius sagt, ist er sieben seiner Schuh lang gewesen, schon von Leib, und mächtig sehr stark, dergestalt, daß er einen geharnischten Mann, mit oder auff einer Handt von der Erden bis an sein Haupt hat mögen aufheben.

Im Essen, und sonderlich im Trinken war er sehr mäßig, Also daß er ordinarie nur dreymal über Tisch pflegte zu trincken, und sonsten sich auch mehr nicht, als 4 Gerichter auffsetzen lassen, Ruhete über Tag 2 oder 3 Stunden, über Nacht pflegte er vier oder fünffmal auffzustehen. Streitige Partheyen entscheidet er mündlich, ohne alles procediren. Allmusen sendet er den Christen bis in Aegyptum, Syriam, Alexandriam und Afrikam."

Das Leben und die Thaten Karl's werden weitläufig geschildert: "Dann dem wie ihm wolle, es ist dieser Unser H. Keyser in allen Dingen reichlich gesegnet worden und ist gewürdiget nicht allein der Aller Christlichste König in Frankreich, sondern auch der erst Keyser Occidentis, das ist, nach Sonnen Niedergang zu seyn, und das heilige Römische Reich, welches in Griechenland nach Sonnen Auffgang sich mit der Zeit zum Fall neigen, und vergehen würde, bei den Teutschen zu erhalten, und dardurch ihre Esse zu verlängern, als welche nunmehr ihren Fuß in die letzte Monarchy hineingesetzet.

Dann auff den heiligen Christtag, andere vermeinen auff Christ Abend, als der H. Keyser Carolus in die Kirchen kommt zu betten, im Jahre 800, oder wie etliche wollen 801, ist er vom Pabst Leon III unversehens mit einer güldinen Kronen gekrönet worden, und hat das Römische Volk dreymal nacheinander geschrieen: Carolo, von Gott gekrönet, dem Großen und dem Friedsamen Römischen Keyser langes Leben und Victory. Nachmals ist er auch gesalbet worden und ist gewesen ein Vaß voller Heiligkeit, Weiß- und Starkmüthigkeit, ein Instrument und Handgezeug Gottes auff Erden, darmit Er allenthalben seinen Göttlichen Willen volnzogen und volbracht hat.

Nachdem er nun aber 72 Jahre alt worden und 47 Jahr König in Frankreich, und 13 Jahre Keyser gewesen, ist er endlich den Weg aller Menschen eingangen, und gestorben im Jahr Christi 814, den 28 Tag Januarij.

Unter den Römischen Keysern und Königen, welche nun in Aachen gekrönt wurden, ist zum ersten: Ludovicus Pius, oder der Milte, Caroli Magui Sohn; ferner Lotharius, der ältest Sohn Ludovici Pij, und sonst wohl niemand mehr aus dem Geblüt deß H. Caroli Magni. Conradus I folgte und ward zu Aach gekrönt, Henricus auß Sachssen, der Vögler oder Auceps genant, und nach ihm Ottho Magnus, welcher, und die folgende Otthones das Römisch Reich beständig bei den Teutschen erhalten. Mit Otthonis III Bewilligung hat Pabst Gregorius V diese Ordnung im Reiche gemacht, daß die Wahl eines Röm. Königs allein von 7 Churfürsten geschehen sollte, welche jetzund jedermenniglichen genugsamb bekannt seynd.

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 265. Köln, Freitag, den 6. April. 1849.

Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Hovas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.

Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln unter Hutmacher Nro. 17.

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Lohnarbeit und Kapital. Fortsetzung.) ‒ Der ungarische Krieg. ‒ Willich.) Berlin. Die Kaisermacher. ‒ Kammerdebatten.) Breslau. (Der Föderalismusprediger Franz) Wien. (Welden abgereist.) Frankfurt. (Simonie.)

Ungarn. Angebliche Fortschritte Görgey's.

Donaufürstenthümer. Jassy. (Der Terrorismus.)

Franz. Republik. Paris. (Die Moralität Faucher's. ‒ Barrot. ‒ Demokratisches Bankett. ‒ Vermischtes. ‒ National-Versammlung. ‒ Antibes. ‒ Karl Albert.) Bourges. (Prozeßverhandlungen.)

Großbritannien. London. (Parlament.)

Italien. Der Kommandant des Forts in Brescia gefangen. Turin. (Vertagung der Kammern. ‒ Die piemontesische Armee. ‒ Vermittlungskomödie.) Genua. (Die piemontesische Aristokratie. ‒ Besetzung der Forts durch die Nationalgarde.) Mailand. (Radetzky wieder zurück.) Florenz. (Die Oestreicher aus der Lomellina geschlagen. ‒ Reaktionsversuch zu Arezzo.) Rom. (Militärisches.) Neapel. (Spanische Hülfstruppen.)

Amerika. Liverpool. (Vermischtes.)

Deutschland.
* Köln, 5. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
I. Welche Römische Keyser und Königen in Aach im Gotteshauß gekrönet seyen.

Ich lade meine Leser ein, mit mir hinabzutauchen in den Sumpf der deutschen Vorzeit, und die Aachener Chronik aufzuschlagen, aus deren vergilbten Seiten derselbe müssige Duft hervordringt, der uns verwesungsfeucht aus der ganzen deutschen Geschichte anweht.

„Die Aacher Chronick“ ist: „Eine Kurze Historische Beschreibung aller gedenkwürdigen Antiquitäten und Geschichten, sampt zugefügten Privilegien und Statuten des Königlichen Stuls und H. Römischen Reichs Statt Aach. Zusammengetragen und publizirt von erster Stifftung und Fundation obmelter Statt bis an das Jahr unsres Erlösers 1630. Auctore Joanne Noppio Doctore et Advocato. Getruckt zu Cölln, in Verlegung deß Authors Anno 1632.“

Es versteht sich von selbst, daß der würdige Doktor Noppius die Geschichte seiner Stadt mit Karl dem Großen beginnt.

„Von seiner Geburt steht geschrieben, der Heilig Keyser Carolus seye den 28. Januarii Anno 742 geboren, also ungefehr umb selbige Zeit dessen Groß Vatter Carolus Martellus gestorben, und seye damalen ein ungewöhnlicher heller und glantzender Stern etliche Stunden lang vor seiner Geburt am Himmel erschienen und gesehen worden.

Das Ort aber seiner Geburt ist under den History Schreibern streitig, jedoch hälts der mehrertheil davor, daß er sei zu Ingelheimb am Rhein nicht weit von Maynz geboren.

Dieses unsres hochlöblichen Keysers Vatter ist gewesen Pipinus, der erst seines Geschlechtes König in Frankreich.

Dann, nachdem Childericus König von Frankreich zum Königreich länger undüchtig, sich mit seinen Underthanen im geringsten nicht, als allein mit Unsauberkeiten, mit Fressen, Sauffen, und anderen Leibs Wollüsten bedragen, sich nur einmal im Jahr, Nemblich auf den ersten Tag May von dem Volke sehen ließe, Ist er durch die Stände deß Königreiches, mit gefolgnuß Päbstlichen Gewalts abgesetzt und in ein Kloster verschafft, und an dessen platz Anno 760 obgemelter Pipinus, Erb- und Groß Hoffmeister deß Hauses und Königreichs Frankreich, zum König gemacht, vom Erzbischoffen zu Maynz Bonifacio gesalbet, und vom Pabst Stephano confirmiret und er sampt seinen Kindern, ja alle dessen Posterität und Abkömpst erblich und ewig an der Kron Frankreich befestiget worden.“

Nachdem der Doktor mit diesen Worten den Fall der Merovinger und das Emporkommen der Karolinger geschildert hat, fährt er fort: „Er ist, und wird genannt Carolus Magnus, daß ist gesagt: Carolus der Große, zweierlei Ursachen halber, Erstlich, dieweil er große Thaten gewürcket, dann auch zum andern, dieweil er groß von Leib gewesen, gleich ein jedweder auß dem Gebein seines Armes Pythagorico more kan abschließen, und zwaren, wie Eginhardus, dessen Secretarius sagt, ist er sieben seiner Schuh lang gewesen, schon von Leib, und mächtig sehr stark, dergestalt, daß er einen geharnischten Mann, mit oder auff einer Handt von der Erden bis an sein Haupt hat mögen aufheben.

Im Essen, und sonderlich im Trinken war er sehr mäßig, Also daß er ordinarie nur dreymal über Tisch pflegte zu trincken, und sonsten sich auch mehr nicht, als 4 Gerichter auffsetzen lassen, Ruhete über Tag 2 oder 3 Stunden, über Nacht pflegte er vier oder fünffmal auffzustehen. Streitige Partheyen entscheidet er mündlich, ohne alles procediren. Allmusen sendet er den Christen bis in Aegyptum, Syriam, Alexandriam und Afrikam.“

Das Leben und die Thaten Karl's werden weitläufig geschildert: „Dann dem wie ihm wolle, es ist dieser Unser H. Keyser in allen Dingen reichlich gesegnet worden und ist gewürdiget nicht allein der Aller Christlichste König in Frankreich, sondern auch der erst Keyser Occidentis, das ist, nach Sonnen Niedergang zu seyn, und das heilige Römische Reich, welches in Griechenland nach Sonnen Auffgang sich mit der Zeit zum Fall neigen, und vergehen würde, bei den Teutschen zu erhalten, und dardurch ihre Esse zu verlängern, als welche nunmehr ihren Fuß in die letzte Monarchy hineingesetzet.

Dann auff den heiligen Christtag, andere vermeinen auff Christ Abend, als der H. Keyser Carolus in die Kirchen kommt zu betten, im Jahre 800, oder wie etliche wollen 801, ist er vom Pabst Leon III unversehens mit einer güldinen Kronen gekrönet worden, und hat das Römische Volk dreymal nacheinander geschrieen: Carolo, von Gott gekrönet, dem Großen und dem Friedsamen Römischen Keyser langes Leben und Victory. Nachmals ist er auch gesalbet worden und ist gewesen ein Vaß voller Heiligkeit, Weiß- und Starkmüthigkeit, ein Instrument und Handgezeug Gottes auff Erden, darmit Er allenthalben seinen Göttlichen Willen volnzogen und volbracht hat.

Nachdem er nun aber 72 Jahre alt worden und 47 Jahr König in Frankreich, und 13 Jahre Keyser gewesen, ist er endlich den Weg aller Menschen eingangen, und gestorben im Jahr Christi 814, den 28 Tag Januarij.

Unter den Römischen Keysern und Königen, welche nun in Aachen gekrönt wurden, ist zum ersten: Ludovicus Pius, oder der Milte, Caroli Magui Sohn; ferner Lotharius, der ältest Sohn Ludovici Pij, und sonst wohl niemand mehr aus dem Geblüt deß H. Caroli Magni. Conradus I folgte und ward zu Aach gekrönt, Henricus auß Sachssen, der Vögler oder Auceps genant, und nach ihm Ottho Magnus, welcher, und die folgende Otthones das Römisch Reich beständig bei den Teutschen erhalten. Mit Otthonis III Bewilligung hat Pabst Gregorius V diese Ordnung im Reiche gemacht, daß die Wahl eines Röm. Königs allein von 7 Churfürsten geschehen sollte, welche jetzund jedermenniglichen genugsamb bekannt seynd.

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          <p>Nachdem der Doktor mit diesen Worten den Fall der Merovinger und das Emporkommen der Karolinger geschildert hat, fährt er fort: &#x201E;Er ist, und wird genannt Carolus Magnus, daß ist gesagt: Carolus der Große, zweierlei Ursachen halber, Erstlich, dieweil er große Thaten gewürcket, dann auch zum andern, dieweil er groß von Leib gewesen, gleich ein jedweder auß dem Gebein seines Armes Pythagorico more kan abschließen, und zwaren, wie Eginhardus, dessen Secretarius sagt, ist er sieben seiner Schuh lang gewesen, schon von Leib, und mächtig sehr stark, dergestalt, daß er einen geharnischten Mann, mit oder auff einer Handt von der Erden bis an sein Haupt hat mögen aufheben.</p>
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[1491/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 265. Köln, Freitag, den 6. April. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Hovas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln unter Hutmacher Nro. 17. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Lohnarbeit und Kapital. Fortsetzung.) ‒ Der ungarische Krieg. ‒ Willich.) Berlin. Die Kaisermacher. ‒ Kammerdebatten.) Breslau. (Der Föderalismusprediger Franz) Wien. (Welden abgereist.) Frankfurt. (Simonie.) Ungarn. 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Ich lade meine Leser ein, mit mir hinabzutauchen in den Sumpf der deutschen Vorzeit, und die Aachener Chronik aufzuschlagen, aus deren vergilbten Seiten derselbe müssige Duft hervordringt, der uns verwesungsfeucht aus der ganzen deutschen Geschichte anweht. „Die Aacher Chronick“ ist: „Eine Kurze Historische Beschreibung aller gedenkwürdigen Antiquitäten und Geschichten, sampt zugefügten Privilegien und Statuten des Königlichen Stuls und H. Römischen Reichs Statt Aach. Zusammengetragen und publizirt von erster Stifftung und Fundation obmelter Statt bis an das Jahr unsres Erlösers 1630. Auctore Joanne Noppio Doctore et Advocato. Getruckt zu Cölln, in Verlegung deß Authors Anno 1632.“ Es versteht sich von selbst, daß der würdige Doktor Noppius die Geschichte seiner Stadt mit Karl dem Großen beginnt. „Von seiner Geburt steht geschrieben, der Heilig Keyser Carolus seye den 28. Januarii Anno 742 geboren, also ungefehr umb selbige Zeit dessen Groß Vatter Carolus Martellus gestorben, und seye damalen ein ungewöhnlicher heller und glantzender Stern etliche Stunden lang vor seiner Geburt am Himmel erschienen und gesehen worden. Das Ort aber seiner Geburt ist under den History Schreibern streitig, jedoch hälts der mehrertheil davor, daß er sei zu Ingelheimb am Rhein nicht weit von Maynz geboren. Dieses unsres hochlöblichen Keysers Vatter ist gewesen Pipinus, der erst seines Geschlechtes König in Frankreich. Dann, nachdem Childericus König von Frankreich zum Königreich länger undüchtig, sich mit seinen Underthanen im geringsten nicht, als allein mit Unsauberkeiten, mit Fressen, Sauffen, und anderen Leibs Wollüsten bedragen, sich nur einmal im Jahr, Nemblich auf den ersten Tag May von dem Volke sehen ließe, Ist er durch die Stände deß Königreiches, mit gefolgnuß Päbstlichen Gewalts abgesetzt und in ein Kloster verschafft, und an dessen platz Anno 760 obgemelter Pipinus, Erb- und Groß Hoffmeister deß Hauses und Königreichs Frankreich, zum König gemacht, vom Erzbischoffen zu Maynz Bonifacio gesalbet, und vom Pabst Stephano confirmiret und er sampt seinen Kindern, ja alle dessen Posterität und Abkömpst erblich und ewig an der Kron Frankreich befestiget worden.“ Nachdem der Doktor mit diesen Worten den Fall der Merovinger und das Emporkommen der Karolinger geschildert hat, fährt er fort: „Er ist, und wird genannt Carolus Magnus, daß ist gesagt: Carolus der Große, zweierlei Ursachen halber, Erstlich, dieweil er große Thaten gewürcket, dann auch zum andern, dieweil er groß von Leib gewesen, gleich ein jedweder auß dem Gebein seines Armes Pythagorico more kan abschließen, und zwaren, wie Eginhardus, dessen Secretarius sagt, ist er sieben seiner Schuh lang gewesen, schon von Leib, und mächtig sehr stark, dergestalt, daß er einen geharnischten Mann, mit oder auff einer Handt von der Erden bis an sein Haupt hat mögen aufheben. Im Essen, und sonderlich im Trinken war er sehr mäßig, Also daß er ordinarie nur dreymal über Tisch pflegte zu trincken, und sonsten sich auch mehr nicht, als 4 Gerichter auffsetzen lassen, Ruhete über Tag 2 oder 3 Stunden, über Nacht pflegte er vier oder fünffmal auffzustehen. Streitige Partheyen entscheidet er mündlich, ohne alles procediren. Allmusen sendet er den Christen bis in Aegyptum, Syriam, Alexandriam und Afrikam.“ Das Leben und die Thaten Karl's werden weitläufig geschildert: „Dann dem wie ihm wolle, es ist dieser Unser H. Keyser in allen Dingen reichlich gesegnet worden und ist gewürdiget nicht allein der Aller Christlichste König in Frankreich, sondern auch der erst Keyser Occidentis, das ist, nach Sonnen Niedergang zu seyn, und das heilige Römische Reich, welches in Griechenland nach Sonnen Auffgang sich mit der Zeit zum Fall neigen, und vergehen würde, bei den Teutschen zu erhalten, und dardurch ihre Esse zu verlängern, als welche nunmehr ihren Fuß in die letzte Monarchy hineingesetzet. Dann auff den heiligen Christtag, andere vermeinen auff Christ Abend, als der H. Keyser Carolus in die Kirchen kommt zu betten, im Jahre 800, oder wie etliche wollen 801, ist er vom Pabst Leon III unversehens mit einer güldinen Kronen gekrönet worden, und hat das Römische Volk dreymal nacheinander geschrieen: Carolo, von Gott gekrönet, dem Großen und dem Friedsamen Römischen Keyser langes Leben und Victory. Nachmals ist er auch gesalbet worden und ist gewesen ein Vaß voller Heiligkeit, Weiß- und Starkmüthigkeit, ein Instrument und Handgezeug Gottes auff Erden, darmit Er allenthalben seinen Göttlichen Willen volnzogen und volbracht hat. Nachdem er nun aber 72 Jahre alt worden und 47 Jahr König in Frankreich, und 13 Jahre Keyser gewesen, ist er endlich den Weg aller Menschen eingangen, und gestorben im Jahr Christi 814, den 28 Tag Januarij. Unter den Römischen Keysern und Königen, welche nun in Aachen gekrönt wurden, ist zum ersten: Ludovicus Pius, oder der Milte, Caroli Magui Sohn; ferner Lotharius, der ältest Sohn Ludovici Pij, und sonst wohl niemand mehr aus dem Geblüt deß H. Caroli Magni. Conradus I folgte und ward zu Aach gekrönt, Henricus auß Sachssen, der Vögler oder Auceps genant, und nach ihm Ottho Magnus, welcher, und die folgende Otthones das Römisch Reich beständig bei den Teutschen erhalten. Mit Otthonis III Bewilligung hat Pabst Gregorius V diese Ordnung im Reiche gemacht, daß die Wahl eines Röm. Königs allein von 7 Churfürsten geschehen sollte, welche jetzund jedermenniglichen genugsamb bekannt seynd.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 265. Köln, 6. April 1849, S. 1491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz265_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.