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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 241. Köln, 9. März 1849.

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Ew. Majestät Regierung zu einem segensreichen Erfolge ihrer Anstrengungen bedarf, vermehren zu helfen.

In der Versicherung der ungestörten freundschaftlichen Beziehungen Ew. Majestät Regierung zu den auswärtigen Staaten begrüßen wir mit Freuden eine Bürgschaft der Erhaltung des Europäischen Friedens. In diesen Beziehungen werden sich, wie wir hoffen, auch jetzt noch die Mittel finden, nachdem von der Krone Dänemark der zwischen ihr und der provisorischen Centralgewalt Deutschlands geschlossene Waffenstillstand unerwartet aufgekündigt worden, die daraus drohenden Irrungen ohne Nachtheil für die Ehre und die Interessen Deutschlands zu schlichten.

Die Trauer, welche über das Königliche Haus durch den Verlust eines in der Blüthe der Jahre hingeschiedenen Prinzen verhängt worden, wird von dem ganzen Volke der Hauptstadt wie der Provinzen innigst getheilt. Möge der Ruhm der Tapferkeit, den selbst das Ausland dem Hingeschiedenen zollte, und das Andenken seiner ausgezeichneten Eigenschaften zur Linderung aller durch diesen Verlust geschlagenen Wunden beitragen.

Der Gedanke, auf den Grund der neuen Verfassung zum ersten Male als Mitglieder der ersten Kammer unsere Worte an Ew. Majestät zu richten, erhöht das Bewußtsein der mit dieser Stellung verbundenen Pflichten.

Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die wahre Freiheit nur unter der Herrschaft der Gesetze, die Entwicklung des öffentlichen Lebens nur durch die Mäßigung und Eintracht der verfassungsmäßigen Gewalten gedeihen kann, werden wir eben so gewissenhaft die Rechte der Krone achten und schützen, als über die Rechte des Volkes wachen; und hierin, so wie in der Sorgfalt für die öffentliche Wohlfahrt nach allen Richtungen hin mit der zweiten Kammer wetteifernd, durch weise Gesetze, insbesondere zur Förderung einer kräftigen Rechtspflege und volksthümlichen Verwaltung, unseren Staat mit Gottes Beistand der Blüthe und dem Genuß der Freiheiten entgegenzuführen suchen, wozu ihm die geistige Bildung seiner Bewohner, die verliehene Verfassung und der erhabene Sinn seines Königs die Aussicht eröffnet und verbürgt.

Berlin, den 5 März 1849

Die Adreßkommission.

v. Auerswald. Bergmann. Graf Heldorff. Itzenplitz. v. Katte. v. Keltsch. Kupfer. Leue. Rosenkranz. Simons. Walter, Referent.

* Wien, 4. März.

Die Verurtheilungen und Erschießungen dauern fort. Rumsauer, Schmid, wird zu 3 monatlichem Stockhaus-Arrest verurtheilt, weil er in Gegenwart mehrerer Personen "unzukömmliche und aufwiegelnde Redensarten" geführt haben soll. Andrerseits wird Schneider, 42 J. alt, Seidenzeugmacher, zu 8 monatlicher Gefängnißstrafe in Eisen verurtheilt, aus gleichem Grunde. Hierauf kommt Merlitschek, 28. J. alt, Handlungsbuchhalter, wegen Theilnahme an den Oktober-Ereignissen zu 7jährigem schwerem Kerker (auf 5jährigen begnadigt!). Ferner: Wilhelm Ehrlich, 30 J. alt, Schriftsteller, seit April 1848 Redakteur des "Oestreichischen Landboten," wird wegen der darin (vor dem Oktober) geschriebenen oder aufgenommenen Artikel, durch die er Se. (blödsinnige) Majestät Ferdinand "unverschämt zu entstellen und zu profaniren (!) gewagt," zu 12jährigem schweren Kerker; weiter: Roggenhofer, befugter Gürtler, wegen Waffenverheimlichung standrechtlich zum Strange, dann auf Welden's Veranlassung kriegsrechtlich zu 2jähriger Schanzarbeit in Eisen verurtheilt und schließlich von Welden vollständig begnadigt und endlich Bankal wegen der Oktober-Ereignissen ab instantia freigesprochen.

Der Superintendent in Raab, Mathäus Haubner, ist wegen eines von ihm verfaßten Hirtenbriefes, worin er zur Unterstützung der Rebellenregierung auffordert, zu 6jährigem Festungsarrest verurtheilt worden.

Die im Reichstage vertretenen Länder sind nach dem Entwurfe des Constitutionsausschusses in 14 Provinzen getheilt, die von Osten angefangend, folgende sind: Die Bukowina (1 Kreis), Galizien (10 Kreise), Schlesien, (1 Kreis), Mähren, Böhmen, (9 Kreise, darunter 3 deutsche), Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, (4 Kreise), Steiermark, (2 Kreise, ein slawischer und ein deutscher), Kärnten, Krain (je ein Kreis), Küstenland (1 Kreis) und Dalmatien (1 Kreis).

Geschäftsbriefe aus Pesth melden daß die Kossuth'schen Banknoten in diesem Augenblick dort höher stehen, als die Kaiserlichen.

Die Militärpatrouillen (unter ihnen die Kroaten und Sereschaner) sind von wandernden auf lagernde ausgedehnt worden, indem einzelne Soldaten häufig an den Glacishecken lagern, um verdächtige Vorübergehende ein Interrogatorium bestehen zu lassen, was übrigens nach 10 Uhr Nachts auch ganz Unverdächtigen widerfährt, welche dann nach Umständen bis nach ihrer Wohnung begleitet werden.

Der frühere Gesandte in Athen, Prokesch v. Osten ist zum Gesandten in Berlin ernannt worden und wird in Kurzem dahin abgehen.

Olmütz, 3. März.

Ehevorgestern haben wir bereits gemeldet, daß auf der Prerauer Eisenbahn-Station ein Transport von 20,000 Gewehren, für die ungarischen Rebellen bestimmt, aufgefangen wurde. Diese Gewehre, sammt 800,000 Kapseln sind gestern hier angelangt, und von dem Festungs-Kommando in Empfang genommen worden. Der Jude, der den Transport begleitete, ist spurlos verschwunden.

(Olm. Bl.)
Dresden, 5. März.

In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer antwortet Staatsminister v. Buttlar auf die Tzschirner'sche Interpellation bezüglich der Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg: Noch im Laufe dieses Monats würden zwei Bataillone zurückkehren; wann die übrigen, dies hänge von der Centralgewalt ab.

Vicepr. Tzschirner ist durch die Antwort des Ministers nicht befriedigt. In Betreff der Centralgewalt möge die Regierung doch ja in dieser Hinsicht energisch auftreten und, wie schon in der Kammer darauf hingewiesen worden sei, sich nicht einer sclavischen Unterwerfung gegen dieselbe hingeben.

v. Buttlar bemerkt noch, bei der Armee bestehe allerdings ein Befehl, daß kein Soldat einen republikanischen Verein besuchen dürfe.

Vicepr. Tschirner: Er habe noch einer Nachlassenschaft vom vorigen Ministerium zu gedenken. Es sei das die Erklärung des sächsischen Bevollmächtigten, welche derselbe bei der Centralgewalt über das Verfassungswerk abgegeben. Namentlich betreffe diese die §§ 3 und 8. Die sächsische Regierung habe sich nämlich dahin ausgelassen, daß sie für das Staatenhaus einen Census von 50 Thlr. (links Gelächter) für zweckmäßig und die Beibehaltung des absoluten Veto für nöthig erachte. Man habe also auf die Ansichten der Kammern gar keine Rücksicht genommen. Sage man auch, es handle sich vorläufig nur um eine Verständigung, so würde die Kammer doch später nach der zweiten Lesung zu dem fait accompli "Ja" sagen müssen. Er erwarte, daß die jetzige Regierung solche Grundsätze, die ein Verrath an der Freiheit seien, nicht billigen werde, und frage daher an: "ob die Staatsregierung bereits Verfügung an ihren Bevollmächtigten erlassen habe, daß diese Grundsätze zurückgenommen werden?"

Die Kammer geht nun zur Tagesordnung über.

Abg. Helbig begründet seinen Antrag auf suspensives Veto. Nach dem, was man eben vernommen, dürfe man sich wohl keiner großen Hoffnung hingeben. Jenes Veto stehe übrigens dem demokratischen Prinzip entgegen und vertrage sich nicht mit der jetzigen Zeit. Zu dieser Ueberzeugung sei auch das Ministerium in Altenburg gekommen, es habe erkannt, daß in der Gesetzgebung der Wille und das Bedürfniß des Volks Motive sein müßten. Das absolute Veto sei dem demokratischen Prinzip gegenüber rein unmöglich, beide ständen sich gegenüber wie Feuer und Wasser. Sein Antrag sei also durch die Verhältnisse begründet.

Es wird dieser Antrag dem vierten Ausschuß überwiesen.

213 Leipzig, 6. März.

Auf dem am 4. in Halle abgehaltenen demokratischen Kreiskongresse wurde endlich nach langen pour parlers das deutsche demokratische Siegel auf folgende kühne Prinzipien gedrückt:

1) Alle Nationen sind gleichberechtigt, ihre Angelegenheiten selbstständig zu ordnen. (eheu! Die Sonne ist berechtigt zu scheinen!)

2) Unterdrückung, theilweise oder gänzliche Regierung einer Nation durch eine andere ist eine gewaltsame Verletzung der Grundsätze der Demokratie. (Was deutsches Hirn nicht für Mirakel erfindet!)

3) Alle Nationen sind solidarisch verbunden im Kampfe gegen die Feinde der Demokratie.

4) Die Demokraten einer Nation haben die Pflicht, die demokratischen Bestrebungen aller andern Nationen, wo es möglich ist (das deutsche sine qua non), zu unterstützen, wo nicht, diesen Bestrebungen wenigstens nicht feindlich entgegenzutreten. (Ist's möglich, ihr stellt euch also wirklich über Nikolaus?)

5) Die Bestrebungen der Italiener, der magyarischen und slavischen Völker, welche unter deutscher Herrschaft stehen (!!!), sich dieser zu entledigen, sind daher gerechtfertigt und haben einen begründeten Anspruch auf Unterstützung durch die deutschen Demokraten. (Das Kolossale liegt darin, diese Bornirtheit gerade jetzt Angesichts der genannten kämpfenden Völker laut kund zu geben.)

6. Wer eine fremde Nation wider ihren Willen an Deutschland fesseln will, ist ein Feind der Demokratie. (Selbst Buridan's Esel möchte kaum im Stande sein, logischere Schlüsse aufzustellen, ihre Aufstellung für nothwendig zu erachten!)

Nachdem der zweite Kongreß der sächsischen Demokraten, an welchem auch die Herren Ruge, Schramm, Hexamer u. s. w. Theil nahmen, ohne alle Gefahr vor Windischgrätz-Radetzky, obige Kraftaxiome ausgesprochen hatte, beschloß er noch folgendes:

1) Alle Gewalt liegt im Volke und ist untrennbar von ihm.

2) Das Volk übt seine gesetzgebende Gewalt aus,

a) in den Versammlungen der Gemeinden,

b) durch seine Vertreter der Gemeinden, Kreise, Bezirke und des Staats.

3) Die Verfassung und alle dazu gehörigen Gesetze werden, nachdem sie von den Volksvertretern berathen sind, den Urversammlungen der Gemeinden und des ganzen Landes mit vorgängiger Diskussion zur Annahme oder Verwerfung überwiesen.

Endlich beschloß der Kongreß zu fordern: (von wem? In seiner todesmuthigen kriegerischen Königsstimmung hätte er beschließen sollen, zu nehmen.)

4) Direkte Urwahlen ohne Census mit Zurücknehmbarkeit der Mandate.

5) Jährlich zu erneuernde Wahlen. (Dann ist die Zurücknehmbarkeit doch wohl Unsinn?)

6) Eine Kammer der Volksvertreter.

7) Suspensives Veto des Königs (!!!! Der demokratische (?) Kongreß oktroyirt sich einen König !!? Es ist zentraldeutschgöttlichdumm!)

8) Das Abtreten der Minister vor der Majorität der Volksvertreter, und durchgreifende und wirksame Verantwortlichkeit aller Beamten.

9) Direkte allgemeine Urwahl der Geschwornen und der öffentlichen Lehrer und Richter unter denjenigen, welche ihre wissenschaftliche Befähigung gesetzlich (!!!?) nachgewiesen haben.

10) Vollständige Verwirklichung der deutschen Grundrechte als Minimum der Volksrechte, und Unantastbarkeit derselben durch Belagerungszustände und andere Ausnahmsmaßregeln.

11) Unbedingtes Recht der Volksvertretung, den gesammten Steuerbedarf des Staats zu bewilligen oder zu verweigern.

12) Kein Gesetz erhält Rechtskraft als durch Beschluß der Volksvertretung, resp. der Urversammlungen (§. 3).

13) Einführung einer demokratischen Gemeinde- Kreis- und Bezirks-Ordnung mit freier Wahl der Gemeinde-, Kreis- und Bezirks-Vertreter und Beamten. Abschaffung aller Bevormundung durch die Staatsregierung.

14) Einführung einer demokratischen Heerverfassung auf der Grundlage allgemeiner Volksbewaffnung und allgemeiner Waffenübung als Theil der allgemeinen Volkserziehung.

15) Abschaffung aller Privilegien, daher: Unentgeldliche Aufhebung aller Feudallasten.

16) Aufhebung des Patronats, der Steuerfreiheit und überhaupt aller Vorrechte der Ritter- und anderen Güter, wie Korporationen. (Folgt das denn nicht per se schon aus §. 15 ?)

17) Allgemeine Besteuerung nach Verhältniß des Einkommens.

18) Allgemeine wissenschaftliche und technische Volkserziehung auf Staatskosten.

19) Beförderung der Assoziation der Arbeitskräfte durch Staatsmittel.

Die beiden letzten §. §. sind der kaum sichtbare Nebelstreif am deutschen sich wieder nach dem Sirius bewegenden demokratischen Kometen.

Das alles soll gefordert werden, und noch dazu von einem König. Prost Mahlzeit, Ihr Herrn! Der Zweck des sächsischen Kongresses wurde indessen gleichwohl verfehlt. Er betraf weniger die centraldeutsche Demokratie, welche die Großmuth hat, Magyaren, Slaven und Italiener nicht feindlich bekämpfen zu wollen, als das centraldeutsche, demokratische neuzustiftende Organ.

15 Kassel, 6. März.

So eben wird das Resultat der am 1. d. Mts. stattgehabten Wahl eines Deputirten nach Frankfurt bekannt. Herr Henkel hat mit 23 Stimmen Majorität gegen den Candidaten der demokratischen Partei Dr. Kellner gesiegt und ist sofort nach Frankfurt abgereist. Das Verhältniß der abgegebenen Stimmen ist insofern interessant, als es einen großartigen Umschwung in der öffentlichen Meinung beurkundet. Während bei der ersten Wahl im vorigen Jahr der demokratische Candidat nur 55 Stimmen erhielt, bei der zweiten Dr. Kellner einer Majorität von 1200 Stimmen erlag, trug bei der letzten Wahl der Candidat des Spießbürgerthum's nicht mehr als eine Majorität von 23 ganzen Stimmen davon. Uebrigens soll die Wahl wegen einer grenzenlosen Menge von Umtrieben, Bestechungen, Unterschleifen, Fälschungen, etc. angegriffen werden.

Das wird zwar materiell nicht viel nützen, da die Paulskirche ganz entzückt sein muß einen Mann zu erhalten; der "die Oestreicher'n ausschmeißen will," aber es giebt doch Gelegenheit die Erbärmlichkeit unseres Kasseler Philisteriums so recht bei Licht zu betrachten.

Die Stadt begeht heute das Gedächtniß der März- Errungenschaften (!!), welche sich die Hanauer Deputation heute vor einem Jahr hier abholte.

X Frankfurt, 5. März.

Man spricht viel von einem Privatbriefe des Kaisers von Rußland an den König von Preußen, worin Ersterer erklären soll, der Eintritt eines preußischen Soldaten in Schleswig werde das Signal zum Einrücken von 200,000 Russen in Schlesien und Posen sein. Andere wollten wissen, die bezeichnete Eventualität sei das Ueberschreiten der jütländischen Grenze. Jedenfalls sammeln sich die Russen an der Ostgrenze Deutschlands, und dieses versäumt, sich in die günstige Stellung des Angreifenden zu setzen. -

Schmerling soll eine Note seiner Regierung erhalten haben, die sich mit dem Directorium, welches der großdeutsche Verfassungsentwurf aufstellt, einverstanden erklärt. Die Debatte über die Aufstellung der Reichstruppen in Baden förderte viele Einzelheiten über das Benehmen des badischen Ministeriums zu Tage. Dasselbe wurde so blos gestellt, daß zwei Mitglieder des Ministeriums, Bassermann und Gagern; seine Vertheidigung übernehmen mußten. Der Minister-Präsident erklärte, daß das Reichs-Ministerium gerne die Akten auf den Tisch des Hauses niederlegen würde, aber dies bei der Verschwiegenheit, die es andern (Ministerien) schuldig sei, nicht wohl könne - wahrlich eine härtere Anklage gegen das Ministerium Bekk, als nur irgend von Seite der Opposition hätte geschleudert werden können. Durch Fröbel's Angaben stellte sich heraus, daß mancherlei Umtriebe unter den Flüchtlingen gemacht werden, um sie zu unüberlegten Handlungen zu reizen, und daß das Mährchen von Froebel's Reise, der die Handwerker in der ganzen Schweiz zu einem erneuten Aufstande aufgefordert haben sollte, eine reine Erfindung der Reaction war. Wahrscheinlich wurden auch die Nachrichten über diese rein erlogene Reise, welche in den Schweizerblättern sich fanden, auf reactionärem Boden geschmiedet. Herr von Neuwall, deutscher Legationsrath in der Schweiz, soll diese Erfindungen dem badischen Ministerium einberichtet haben. Hält man mit diesen Thatsachen die neuliche Aeußerung der Oberpostamts-Zeitung zusammen, die National-Versammlung bedürfe wieder einer Ermahnung, wie der vom 18. Septbr., so sieht man klar, wo man hinaussteuert. Das Bedürfniß nach einem Putsche oder einem isolirten Aufstande manifestirt sich überall. Man braucht nur die verschiedenen "Galgenzeitungen" (von der "Augsburgerin" bis zu dem Strolche an der Wupper hinab) nachzulesen.

Altona.

Das Bureau der Landesversammlung wird morgen in Schleswig zusammentreten, um sich zu instruiren und danach zu entscheiden, ob die Versammlung wieder einzuberufen sei. - Man erfährt, daß Lord Palmerston sich bei der dänischen Regierung sehr entschieden gegen eine Wiederaufnahme des Krieges erklärt und auf eine Verlängerung des Waffenstillstandes gedrungen hat, falls der Friede nicht bis dahin zu Stande käme.

(A. M.)
Dänemark.
Kopenhagen, den 2. März.

Mehrere deutsche Zeitungen, hatten den Inhalt einer dänischen Note mitgetheilt, in welcher eine innige Allianz zwischen Dänemark und Deutschland als das natürliche bald eintretende Ergebniß einer friedlichen Erledigung des jetzigen Zwistes bezeichnet wurde. Flyveposten meinte schon gestern, diese Note sei wahrscheinlich eine deutsche Erfindung, um Dänemark die Sympathie Rußlands und Englands zu entfremden. Heute erklärt sich die Berlingsche Zeitung ermächtigt, zu erklären, daß eine derartige Note nicht existire.

Die heutige Interpellation über eine Kirchenversammlung und die Stellung des Staates zur Kirche führte keinen Beschluß des Reichstags herbei.

Der Reichstag hat die §§ 9 bis 19 des Grundgesetzentwurfs (darunter die Unverantwortlichkeit des Königs und die ministerielle Verantwortlichkeit) discutirt.

Ungarn.
*
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Italien.
* In Mailand

ist der Landesfriede so gesichert, daß Radetzki alle Kaffehäuser schließt. Die Stadt leidet fürchterlich.

Nach Berichten aus Venedig vom 26. Februar hat General Pepe dem österreichischen Gubernium resp. Radetzki die Erklärung zugehen lassen: sechs und sechzig der angesehensten Radetzki'schen Kriegsgefangenen erschießen zu lassen, falls man die der Stadt Ferrara erpreßten Geldsummen nicht zurückzahle.

Aus mehreren anderen italienischen Städten gehen uns Berichte über die Festlichkeiten zu, welche am 24. Febr. zu Ehren der Februar-Revolution stattfanden.

* Florenz, 27. Febr.

Gestern war unsere Stadt Zeuge eines großartigen Schauspiels. Guerrazzi, der den Sonderbundsgeneral Laugier ohne Schwertstreich in die Flucht jagte, kehrte am Mittag zurück und gab zu einem Volksjubel Veranlassung, mit dessen Beschreibung sich die heutigen Journale füllen.

* Florenz, 26. Februar.

Außer der Bildung eines Lagers bei Pistoja kündigt die Alba für heute die Publikation folgender neuen Dekrete an:

1) Bildung eines neuen Linienregiments; 2) Bewilligung eines dreitägigen doppelten Soldes für die Soldaten, die der provisorischen Regierung treu gedient haben; 3) Auflösung der Militärkommission, da die Gefahr des Bürgerkriegs vorüber etc.

* Turin, 1. März.

Gioberti hat, in Antwort auf die ihn betreffende Rede Buffa's, einen Brief an die Journale geschrieben, worin er erklärt: allerdings könne Buffa nicht wissen, daß die Mehrzahl im Ministerium sich für die Intervention in Toskana ausgesprochen, dann Buffa sei damals auf einer speziellen Mission nach Genua abwesend gewesen. Trotzdem aber sei die Sache faktisch. Sein Plan (und keineswegs der Plan der "Diplomaten", denn er, Gioberti, sei stolz darauf, zuerst daran gedacht zu haben) habe anfangs günstige Aufnahme im Ministerrath gefunden. Erst als man gesehen, daß die Kammer ihn nicht wolle, hätten die übrigen Minister ihre Meinung geändert. Wie könne man sonst nur glauben, er, Gioberti, habe allein über die Truppen verfügen, sie an die Grenze commandiren, ihnen Munition und Lebensmittel zureichen und die Chefs der Expedition bezeichnen können!

Wir werden sehen, ob die Herren demokratischen Minister in Turin auf diesen Brief antworten können. Daß sie nicht viel besser sind als Gioberti, der sie zu ihren Posten berief, brauchen wir wohl nicht erst zu sagen.

In Genua wird thätig an den Festungswerken gearbeitet. Man baut vorgeschobene Werke vor der Porta del Soccorso. Von Mentone werden Mörser und Bomben erwartet.

Rom, 24. Febr.

Unter diesem Datum enthält der Londoner "Expreß" Folgendes:

In oder um Fondi sollten nach den neuesten Berichten an 17,000 neapolitanische Truppen versammelt sein. Filangieri, der neapolitanische Windischgrätz, wird jene Horden, unter denen 2 Schweizerregimenter, bei ihrem Einfall in die römische Republik befehligen. Sie hoffen, bald hübsche Quartiere in Rom zu beziehen, ich denke aber, daß die meisten von ihnen ihre Knochen in den pontinischen Sümpfen lassen werden. Garibaldi hält scharfe Wacht. Zwischen der Gränze und Rom stehen an 25,000 Mann römische Truppen von allen Waffengattungen. Der Stadtrath von Civita-Vecchia hat beschlossen, an den Hrn. Kardinal Lambruschini die 3000 Thlr. jährlich, die er bisher als Bischof jener Stadt bezog, nicht länger zu bezahlen. Lambruschini hat nur einmal in seiner Diözese residirt und dies war nach seiner Flucht aus Rom, als die Juliverschwörung, an der er so thätig mitgearbeitet, fehlgeschlagen war. Kapitain Cencelli, im römischen Dragonerregiment, und in Terracina an der Gränze stationirt, erhielt vom Kardinal Gizzi, der sich "verantwortlicher Minister" unterzeichnet, die Aufforderung, sich mit seiner Truppe nach Gaeta zu begeben. Es wurde ihm dafür Beförderung zum Obersten versprochen, ihm aber zugleich auch die schrecklichen Wirkungen der Exkommunikation zu Gemüthe geführt, falls er länger auf Seiten der Republik verharre. Kapitain Cencelli sandte den Brief an die provisorische Regierung in Rom und war weder den Versprechungen noch den geistlichen Drohungen zugänglich.

- Folgendes Manifest ist von der römischen Republik an alle Völker Italiens erlassen worden:

"Italiener! Das Gebiet der Republik hat einen neuen Einfall der kroatischen Horden zu erleiden gehabt. Ganz Italien muß diesen neuen Schimpf, den ihm ein unversöhnlicher Feind angethan, mitempfinden. Es handelt sich hier nicht um diese oder jene Regierungsform, eben so wenig um Transaktion oder Versöhnung. Es ist vielmehr eine Frage der Würde, eine Frage über Leben oder Tod. Es handelt sich für uns um Sein oder Nichtsein. Wir müssen wissen, ob wir uns endlich zu dem Range der übrigen Völker erheben, oder für alle Zeit jämmerlich am Boden hingestreckt bleiben wollen, gleich einer Heerde von Heloten. Piemontesen! Ihr habt Euch auf den Feldern der Lombardei gegen den nämlichen Feind gemessen, der uns heute wieder unter die Füße treten will. Genueser! Ihr bewahrt noch immer das heilige Feuer der Freiheit, das jener Oestreicher zu ersticken sucht. Neapolitaner, Toskaner, Sizilier, Venetianer, Lombarden! Ihr Alle verabscheut gleich tief jene Horden von Sklaven, die Europa mit Trauer erfüllen und die die Harmonie der Civilisation und der Völker stören. Erhebt Euch denn in Masse gleich uns, um jene Geißel weit aus Italien hinaus zu werfen. Erhebt Euch, nicht um der Stimme einer Regierung, sondern um dem heiligen Rufe Italiens zu gehorchen. Italiener! erneuern wir die Großthaten unsrer Vorfahren; laßt uns aufs Neue den Baum der Freiheit pflanzen. Völker Italiens! Die Republik ruft Euch alle auf. Möge auch nicht ein einziges der unvergänglichen Stimme des gemeinsamen Vaterlandes sein Ohr verschließen!"

In der Konstituante wird heute über die Repressalien verhandelt, welche an den Unterthanen Oestreichs und ihrem Vermögen geübt werden sollen, um die olmützer Standrechts-Regierung zur Herausgabe der aus Ferrara fortgeschleppten Geißeln und Gelder zu zwingen. Der engl. Konsul hat einen außerordentlichen Kourier an Admiral Parker abgehen lassen, damit letzterer sobald als möglich Verstärkung nach Civita Becchia sende.

* Neapel, 24. Februar.

Unter diesem Datum bringt der Londoner "Expreß" folgende Nachrichten über die ministeriellen Verwickelungen: Die Deputirten hatten die direkten Steuern nur für 2 Monate, die indirekten blos bis zum 31. März bewilligt. Die Pairs, obwohl sie in Geldfragen keine Initiative besitzen, dehnten die Frist für die direkten Steuern auf 4 Monate, für die indirekten bis zur Bewilligung des Büdgets aus. Hierüber Sturm bei den Deputirten. Der Finanzminister Ruggieri wurde gefragt, wie er noch sein Amt behalten könne, nachdem die Deputirten ihm ihr Mißtrauen erklärt und die Pairs ihn nicht unterstützt hätten? Als er antworten wollte, wurde er von der Tribüne herabgepfiffen. Die Kammer beschloß eine Konferenz mit den Pairs, welche sofort stattfinden wird,

Der Abg. Pepe hat nach einer glänzenden Rede, in der er den Despotismus der Intendanten in den Provinzen schilderte, den Antrag auf Unabhängigmachung der Gemeinde- und Provinzialverwaltung von der Centralregierung auf Gemeinde- und Provinzialvertretung und Wahl der Gemeinde-Beamten durch das Volk gestellt. Der Antrag wurde mit rauschendem Beifall entgegengenommen.

Wenn die Minister im Amt bleiben, so wollen eine Menge liberaler Abgeordneter aus der Kammer treten. Im Ministerrath sollen 5 Minister für Auflösung der Kammer, 3 für Rücktritt der Minister gesprochen haben.

Die sizilische Vermittlung scheitert bis jetzt an Ferdinands hartnäckigem Verlangen, die Citadelle von Palermo mit neapolitanischen Truppen zu besetzen, was die franz. und engl. Repräsentanten nicht zugeben wollen.

Die Soldateska in Neapel fährt fort, die größten Brutalitäten zu begehn. Der Kutscher des Generals Statella erhielt von einem Unteroffizier, der dem Wagen nicht ausweichen wollte, einen Säbelhieb ins Bein; Statella sprang aus dem Wagen und arretirte den Kriegsknecht eigenhändig. Noch eine Menge derartiger Heldenthaten werden erzählt.

Die Times dagegen versichert, daß die Unterhandlungen wegen Sizilien so gut wie abgeschlossen sind und gibt folgende Details:

Die Souveränetät des Königs über Sizilien ist vollständig anerkannt. Sizilien hat eine eigne Regierung, die Konstitution von 1812, modifizirt nach der neapolitanischen; ein bestimmter Theil der sizilianischen Einkünfte geht nach Neapel für Unterhalt der Armee und des diplomatischen Corps; der König hat das Recht, die Insel mit neapolitanischen Truppen zu besetzen.

Mit diesem Ultimatum sollen die Admiräle nach Palermo gehn und seine Annahme empfehlen. Wird es nicht angenommen, so ziehn sie sich mit ihren Flotten zurück (worauf Filangieri bestand, damit kein Insurgent entkomme) und überlassen beide Parteien sich selbst.

Die Palermitaner Regierung hat zwei englische große Dampfschiffe gekauft, die in Malta ausgerüstet, mit engl. Offizieren und Matrosen bemannt sind. Hierdurch ist ihre Dampfflotte der neapolitanischen entschieden überlegen.

Französische Republik.
12 Paris, 5. März.

Das so viel besprochene Bankett der Unteroffiziere aller Regimenter, die in Paris anwesend sind, hat wirklich stattgefunden; der Moniteur, wie alle andern reaktionären Journale, können es nicht länger verheimlichen. Wie hieß es anfangs? Das Bankett der Unteroffiziere zur Feier der Februar-Revolution bestand außer den obligaten Gästen aus zwei längst verabschiedeten Unteroffizieren, die ihre alte Uniform wieder hervorgeholt haben. Faucher und Barrot, die seit einiger Zeit das französische Intelligenzblatt, "den Moniteur", zur offiziellen Polemik gebrauchen, hatten offenbar diesen Artikel geschrieben, um den Glauben rege zu machen, daß die Februar-Revolution keine große Sympathien in der Armee gefunden. Dieler miserable Plan scheiterte aber vollends. Von allen Seiten laufen Briefe von Unteroffizieren ein, die energisch gegen den Artikel im Moniteur protestiren. Im Artikel des Moniteur hieß es unter Andern: "Wenn je ein Bankett von Unteroffizieren stattgefunden habe, so seien diese Unteroffiziere nichts anders als verkleidete Sozialisten." Die beiden Volksrepräsentanten Joly und Olivier, die ebenfalls dem Bankett beiwohnten, verhöhnen den Moniteur über diese Mystifikation, deren Opfer gerade Barrot und Faucher sind. Auch kommen die andern reaktionären Journale von ihrer anfänglichen Aussage zurück, und geben zu, daß zu ihrem größten Leidwesen die "sozialistische Idee" ins Heer gedrungen sei; aber sie schreiben dieses der "gelockerten Disziplin" zu. Wie es übrigens mit der Armee steht, geht daraus hervor, daß man in Bourges zur Aufrechthaltung der Ordnung und zur Bewachung der Gefangenen kein anderes Regiment zu schicken wagte, als das 14. Infanterie-Regiment, das heißt dasjenige, welches am 22. Februar vor dem Hotel des Herrn Guizot aufgepflanzt stand und das zuerst auf's Volk gefeuert hatte.

Die vorige Revolution eröffnete sich mit parlamentarischen Banketts: die jetzige Revolution eröffnet sich mit militärischen Banketts, welche für die Zukunft ganz andere Aussichten darbieten, als die frühern.

17 Paris, 6. März.

Letzten Samstag erscholl auf der Tribüne ein überaus inhalt- und folgenschweres Wort. Der seinen exploitirten Proletariern gar wohl bekannte schurkische Tuchfabrikant und millionenreiche Bourgeois B. Grandin stürzte keuchend auf die Redebühne und heulte: "Wenn nicht schleunigst alle Klubs und Bankette in ganz Frankreich geschlossen werden, kann der Wohlstand und Handel nicht wiederkehren; die Misere, die durch die echt republikanische Anarchie (lies: Lamartinische Pinselei und Blutscheu) erzeugt worden, ist so groß, daß die Leute vor meinen Augen in der Normandie mehrmals Gras gegessen haben." - Also da haben wir's: ein "Bourgeois der höhern Region", ein Spießgeselle der Bank, ein Eisenbahnmann frißt faulenzend Kuchen und Braten, während seine abgehetzten Arbeiter Gras essen, und das hält diese reiche Kanaille für Schuld der Republik? Das Volksgericht wird schauerlich werden. Das Blousenvolk wird das jus talionis im Größten wie im Kleinsten üben: "Absetzung sämmtlicher 85,000 Beamten erster und zweiter Klasse ist eine Maßregel, die in den ersten zwölf Stunden, von Lille bis Bayonne, von Brest bis Grenoble vollzogen werden wird", sagte ein Klubchef in Lyon neulich unter ungeheurem Jubel. "Kein Wunder, daß Gott die russische Bestie Nikolaus noch nicht hat vergiften, oder niederschießen, oder in einem seiner häufigen Wuthanfälle ersticken lassen: ihn hat Gott ohne Zweifel zum warnenden Exempel einer baldigen Volksjustiz aufgespart. Ich wünsche, daß, wenn in dem nächstens losgehenden europäischen Kriege der russische Kaiser oder irgend ein Mitglied dieser Familie gefangen wird, wir an ihm die Strafe des zu Tode Peitschens, die er so sehr liebt, vollziehen lassen", schloß ein Andrer unter Bravo's daselbst. Wogegen die Mole'sche "Assemblee Nationale", zu der Nikolaus freilich Gelder hergiebt, heute versichert: "Der Kaiser hat ungemein viel Rechtlichkeit, Biederkeit, und so zu sagen etwas ursprüngliches, ritterliches (primitif et chevaleresque) ... Das ist aber sicher, sein tapferes Heer wird nicht leicht aus Siebenbürgen wieder abziehen; das Magyarenland wird bald beruhigt sein, und während russische Garnison es im Zügel hält, wird Oestreich sich weiter nicht zu geniren brauchen und seine Soldaten nach Italien's Rebellenländern schleudern können; Palmerston ist ein zweiter Bastide was den Einfluß betrifft (sehr schmeichelhaft!) und ist ohnedem seit kurzem total konservativ. Leider ist unser Frankreich durch die Republik so tief herabgedrückt, daß Europa's Großmächte weder unsre Verheißungen noch unsre Drohungen achten." Neulich rief dies lehrreiche Blatt: "Endlich also ist der Bund der zwei militärischen Hauptmächte, der Oestreicher und Russen, besiegelt. Europa kann aufathmen und der Herstellung der guten Ordnung entgegenschauen. Und wie sie sich freuen, diese russischen Krieger, gen Westen, gen Süden zu ziehen, nach Adria's Golfe, wie einst unter Suwarow, in das schöne Hesperia! Nichts kann ihnen den Weg sperren ... " - La Reforme begnügt sich zu erwidern: "Die Königthümler bleiben ewig dieselben; jetzt lecken sie dem Nikolaus die Sporenstiefeln wie einst seinen Vorgängern Alexander und Paul; jetzt wollen sie wieder die Thore unsres Landes öffnen, die Wilden vom Ural und die Sklavenzüchter von der Newa nach Paris holen, und uns Demagogen unter die Erde kartätschen lassen. Aber sachte, sachte ... ihr Herren Legitimisten und Orleanisten, ihr Herren Gemäßigten, ihr Herren Ordnungswüthriche: denkt an 1793."

Der Präsident Bonaparte hat sich schon wieder blamirt: in sehr "rebenbekränzter Stimmung" wollte er Jemanden das Ehrenkreuz anheften, und statt dessen lief er auf ihn zu und drückte es ihm leis schmunzelnd in die Hand, wie ein Trinkgeld; vorige Woche sollte er dem päbstlichen Nuntius auf dessen Rede entgegnen; der Weltweise Brutus-Barrot stand dicht hinter dem Präsidenten und flüsterte ihm eine Antwort vor, aber Bachus hinderte auch diesmal, und Bonaparte brachte nach einer erklecklichen Pause, in der die Gäste nur das knurrende hustende Ohrenflüstern des Brutus (er kann bekanntlich nicht leise sprechen ohne zu husten) hörten, endlich nur die geistreichen drei Sätze hervor: Tres bien - merci - fort bien (sehr gut, ich danke, ganz gut).

Paris, 6. März.

Im Moniteur steht trotz seiner fünf Bogen absolut nichts.

- Die beiden römischen Gesandten haben sich nun endlich die Flügelthüren des Elysee-Bourbon geöffnet. Drouyn de Lhuys wohnte in seiner Eigenschaft als Minister des Aeußern, der Empfangsaudienz bei. Er sprach sich (versichert die Ledru Rollin'sche "Revolution", der wir diese Notiz entnehmen) ziemlich lang und breit über die Nothwendigkeit des weltlichen Glanzes des Pabstthums für die Christenheit aus, und ließ eine Allianz mit anderen Mächten zur Wiederherstellung und zum Schutze des Pabstes gegen eine Faktion ziemlich klar durchblicken. Die beiden Gesandten zogen sich zurück, nachdem sie im Namen ihrer Mitbürger und Landsleute protestirt hatten. Einer derselben begibt sich nach Rom, um der Constituante zu versichern, daß sie auf die Hülfe der amtlichen französischen Republik nicht rechnen dürfe.

- Im Ministerium des Innern (sagt Siecle) ist eine telegraphische Depesche eingelaufen, welche einen Einfall der Oestreicher in toskanisches Gebiet meldet.

- Louis Blanc und Caussidiere erlassen heute in den demokratischen Journalen die von London d. 3. März datirte Erklärung: daß sie sich nicht vor den sogenannten Nationalgerichtshof in Bourges stellen werden. Wäre der Prozeß vor die ordentliche Jury gewiesen worden, so würden sie, ihrem Ehrenworte gemäß, vor den Gerichtsschranken erscheinen. Einem im September dekretirten "Nationalgerichtshof" ein im Mai geschehenes Faktum unterzuordnen, sei rechtswidrig. Auch von den übrigen Contumazirten scheinen nicht Viele Lust zu haben, den Weg nach Bourges zu machen. Bisher hat sich nur Villain in der Conciergerie gestellt, von wo er heute nach Bourges geschickt werden soll. Unter den bogenlangen Details, mit denen sich die Blätter füllen, verdient die innige Hingebung besonders hervorgehoben zu werden, mit der die Frauen des General Courtais und des Chemikers Daniel Borme die Gefangenschaft ihrer Gatten theilen. Auch ein Zug Sobrier's verdient Erwähnung. Als dieser gefürchtete Motagnards-Corps-Chef den menagerieähnlichen Zellenwagen bestieg, sagte er zu dem wachthabenden Polizeibeamten mit verbissenem Humor: "Wann ich Polizeipräfekt sein werde, soll ein Anderer an meinen Platz in diesen Käfig steigen." Der Sohn des Kampferdoktors Raspail protestirt übrigens gegen die Aechtheit der von den Blättern in Bezug auf seinen Vater mitgetheilten Details. Diese Details, die wir hier geben, sind der Gazette des Tribuneaux entnommen. Bourges selbst soll einem Wallenstein'schen Kriegslager gleichen. Die "Reforme" hofft von dem Aufsehen, das dieser Prozeß macht, daß er das seit dem 10. Dec. etwas erloschene revolutionäre Feuer der Franzosen wieder anfache.

- Diejenigen Studenten und sonstigen Bürger, welche dem berüchtigten Bankett an der Barriere Du Maine beiwohnten, veröffentlichen heute eine sogenannte Species Fakti, wodurch sich herausstellt, daß sich die Polizeidiener auf das Pöbelhafteste betrugen und wild dreinhieben. Bemerken müssen wir zum Lobe der bonapartischen Polizei, daß sie jetzt wieder ihr wahres Gewand, den berüchtigten Stadtsergenten, angezogen hat. Die Caussidiereschen Tyroliens sind verschwunden oder dem Verschwinden nahe. Sie erhalten ein Taschengeld von 200 Franken und können entweder zu den Kartoffelfeldern Algeriens wandern oder zu ihrem alten Handwerke zurückkehren. Sic transit gloria! Zum Unterschiede von den monarchischen Zeiten tragen die Sergenten den Hut nicht mehr querüber, sondern schief - fegerhaft schief. Alles steht schief in der Republik honnete et moderee! Die Carliersche Ordonnanz befiehlt den Hut eigentlich geradeaus wie bei einem preußischen Garde-Offizier; aber die Sergenten beweisen sich hartköpfig und tragen die Hüte flott und schief.

- De Langrenee kehrt, hört man nach Brüssel zurück, wo sich auch Hr. v. Collerodo wieder einfinden dürfte, nachdem er in London sich vergebens anstrengte, dem Fuchs Palmerston die Würmer aus der Nase zu ziehen. Wie es scheint, hat ihm Se. Lordschaft erklärt, daß ihm der engl. Bevollmächtigte in Brüssel den nöthigen Bescheid ertheilen werde.

- In Lyon nahmen die Arbeiter einen Provokateur gefangen, der im Auftrage der geheimen Polizei Mordbrenner-Reden hielt und rothe Mützen austheilte. Der Kerl wurde entlarvt und ihm in das Gesicht gespieen.

- Die Pariser Clubs sind doch noch nicht todt. Heute Abend wird der Acacias-Club wieder geöffnet. An der Tagesordnung ist die Frage: "Von den durch die Februar-Revolution erworbenen Rechten und den Hindernissen, die man ihrer Ausübung entgegenstellt." In einem anderen Club kommen die Cremieurxschen schrecklich seichten Erläuterungsgründe des Ausschußberichts über [Fortsetzung] Hierzu eine Beilage.

Ew. Majestät Regierung zu einem segensreichen Erfolge ihrer Anstrengungen bedarf, vermehren zu helfen.

In der Versicherung der ungestörten freundschaftlichen Beziehungen Ew. Majestät Regierung zu den auswärtigen Staaten begrüßen wir mit Freuden eine Bürgschaft der Erhaltung des Europäischen Friedens. In diesen Beziehungen werden sich, wie wir hoffen, auch jetzt noch die Mittel finden, nachdem von der Krone Dänemark der zwischen ihr und der provisorischen Centralgewalt Deutschlands geschlossene Waffenstillstand unerwartet aufgekündigt worden, die daraus drohenden Irrungen ohne Nachtheil für die Ehre und die Interessen Deutschlands zu schlichten.

Die Trauer, welche über das Königliche Haus durch den Verlust eines in der Blüthe der Jahre hingeschiedenen Prinzen verhängt worden, wird von dem ganzen Volke der Hauptstadt wie der Provinzen innigst getheilt. Möge der Ruhm der Tapferkeit, den selbst das Ausland dem Hingeschiedenen zollte, und das Andenken seiner ausgezeichneten Eigenschaften zur Linderung aller durch diesen Verlust geschlagenen Wunden beitragen.

Der Gedanke, auf den Grund der neuen Verfassung zum ersten Male als Mitglieder der ersten Kammer unsere Worte an Ew. Majestät zu richten, erhöht das Bewußtsein der mit dieser Stellung verbundenen Pflichten.

Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die wahre Freiheit nur unter der Herrschaft der Gesetze, die Entwicklung des öffentlichen Lebens nur durch die Mäßigung und Eintracht der verfassungsmäßigen Gewalten gedeihen kann, werden wir eben so gewissenhaft die Rechte der Krone achten und schützen, als über die Rechte des Volkes wachen; und hierin, so wie in der Sorgfalt für die öffentliche Wohlfahrt nach allen Richtungen hin mit der zweiten Kammer wetteifernd, durch weise Gesetze, insbesondere zur Förderung einer kräftigen Rechtspflege und volksthümlichen Verwaltung, unseren Staat mit Gottes Beistand der Blüthe und dem Genuß der Freiheiten entgegenzuführen suchen, wozu ihm die geistige Bildung seiner Bewohner, die verliehene Verfassung und der erhabene Sinn seines Königs die Aussicht eröffnet und verbürgt.

Berlin, den 5 März 1849

Die Adreßkommission.

v. Auerswald. Bergmann. Graf Heldorff. Itzenplitz. v. Katte. v. Keltsch. Kupfer. Leue. Rosenkranz. Simons. Walter, Referent.

* Wien, 4. März.

Die Verurtheilungen und Erschießungen dauern fort. Rumsauer, Schmid, wird zu 3 monatlichem Stockhaus-Arrest verurtheilt, weil er in Gegenwart mehrerer Personen „unzukömmliche und aufwiegelnde Redensarten“ geführt haben soll. Andrerseits wird Schneider, 42 J. alt, Seidenzeugmacher, zu 8 monatlicher Gefängnißstrafe in Eisen verurtheilt, aus gleichem Grunde. Hierauf kommt Merlitschek, 28. J. alt, Handlungsbuchhalter, wegen Theilnahme an den Oktober-Ereignissen zu 7jährigem schwerem Kerker (auf 5jährigen begnadigt!). Ferner: Wilhelm Ehrlich, 30 J. alt, Schriftsteller, seit April 1848 Redakteur des „Oestreichischen Landboten,“ wird wegen der darin (vor dem Oktober) geschriebenen oder aufgenommenen Artikel, durch die er Se. (blödsinnige) Majestät Ferdinand „unverschämt zu entstellen und zu profaniren (!) gewagt,“ zu 12jährigem schweren Kerker; weiter: Roggenhofer, befugter Gürtler, wegen Waffenverheimlichung standrechtlich zum Strange, dann auf Welden's Veranlassung kriegsrechtlich zu 2jähriger Schanzarbeit in Eisen verurtheilt und schließlich von Welden vollständig begnadigt und endlich Bankal wegen der Oktober-Ereignissen ab instantia freigesprochen.

Der Superintendent in Raab, Mathäus Haubner, ist wegen eines von ihm verfaßten Hirtenbriefes, worin er zur Unterstützung der Rebellenregierung auffordert, zu 6jährigem Festungsarrest verurtheilt worden.

Die im Reichstage vertretenen Länder sind nach dem Entwurfe des Constitutionsausschusses in 14 Provinzen getheilt, die von Osten angefangend, folgende sind: Die Bukowina (1 Kreis), Galizien (10 Kreise), Schlesien, (1 Kreis), Mähren, Böhmen, (9 Kreise, darunter 3 deutsche), Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, (4 Kreise), Steiermark, (2 Kreise, ein slawischer und ein deutscher), Kärnten, Krain (je ein Kreis), Küstenland (1 Kreis) und Dalmatien (1 Kreis).

Geschäftsbriefe aus Pesth melden daß die Kossuth'schen Banknoten in diesem Augenblick dort höher stehen, als die Kaiserlichen.

Die Militärpatrouillen (unter ihnen die Kroaten und Sereschaner) sind von wandernden auf lagernde ausgedehnt worden, indem einzelne Soldaten häufig an den Glacishecken lagern, um verdächtige Vorübergehende ein Interrogatorium bestehen zu lassen, was übrigens nach 10 Uhr Nachts auch ganz Unverdächtigen widerfährt, welche dann nach Umständen bis nach ihrer Wohnung begleitet werden.

Der frühere Gesandte in Athen, Prokesch v. Osten ist zum Gesandten in Berlin ernannt worden und wird in Kurzem dahin abgehen.

Olmütz, 3. März.

Ehevorgestern haben wir bereits gemeldet, daß auf der Prerauer Eisenbahn-Station ein Transport von 20,000 Gewehren, für die ungarischen Rebellen bestimmt, aufgefangen wurde. Diese Gewehre, sammt 800,000 Kapseln sind gestern hier angelangt, und von dem Festungs-Kommando in Empfang genommen worden. Der Jude, der den Transport begleitete, ist spurlos verschwunden.

(Olm. Bl.)
Dresden, 5. März.

In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer antwortet Staatsminister v. Buttlar auf die Tzschirner'sche Interpellation bezüglich der Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg: Noch im Laufe dieses Monats würden zwei Bataillone zurückkehren; wann die übrigen, dies hänge von der Centralgewalt ab.

Vicepr. Tzschirner ist durch die Antwort des Ministers nicht befriedigt. In Betreff der Centralgewalt möge die Regierung doch ja in dieser Hinsicht energisch auftreten und, wie schon in der Kammer darauf hingewiesen worden sei, sich nicht einer sclavischen Unterwerfung gegen dieselbe hingeben.

v. Buttlar bemerkt noch, bei der Armee bestehe allerdings ein Befehl, daß kein Soldat einen republikanischen Verein besuchen dürfe.

Vicepr. Tschirner: Er habe noch einer Nachlassenschaft vom vorigen Ministerium zu gedenken. Es sei das die Erklärung des sächsischen Bevollmächtigten, welche derselbe bei der Centralgewalt über das Verfassungswerk abgegeben. Namentlich betreffe diese die §§ 3 und 8. Die sächsische Regierung habe sich nämlich dahin ausgelassen, daß sie für das Staatenhaus einen Census von 50 Thlr. (links Gelächter) für zweckmäßig und die Beibehaltung des absoluten Veto für nöthig erachte. Man habe also auf die Ansichten der Kammern gar keine Rücksicht genommen. Sage man auch, es handle sich vorläufig nur um eine Verständigung, so würde die Kammer doch später nach der zweiten Lesung zu dem fait accompli „Ja“ sagen müssen. Er erwarte, daß die jetzige Regierung solche Grundsätze, die ein Verrath an der Freiheit seien, nicht billigen werde, und frage daher an: „ob die Staatsregierung bereits Verfügung an ihren Bevollmächtigten erlassen habe, daß diese Grundsätze zurückgenommen werden?“

Die Kammer geht nun zur Tagesordnung über.

Abg. Helbig begründet seinen Antrag auf suspensives Veto. Nach dem, was man eben vernommen, dürfe man sich wohl keiner großen Hoffnung hingeben. Jenes Veto stehe übrigens dem demokratischen Prinzip entgegen und vertrage sich nicht mit der jetzigen Zeit. Zu dieser Ueberzeugung sei auch das Ministerium in Altenburg gekommen, es habe erkannt, daß in der Gesetzgebung der Wille und das Bedürfniß des Volks Motive sein müßten. Das absolute Veto sei dem demokratischen Prinzip gegenüber rein unmöglich, beide ständen sich gegenüber wie Feuer und Wasser. Sein Antrag sei also durch die Verhältnisse begründet.

Es wird dieser Antrag dem vierten Ausschuß überwiesen.

213 Leipzig, 6. März.

Auf dem am 4. in Halle abgehaltenen demokratischen Kreiskongresse wurde endlich nach langen pour parlers das deutsche demokratische Siegel auf folgende kühne Prinzipien gedrückt:

1) Alle Nationen sind gleichberechtigt, ihre Angelegenheiten selbstständig zu ordnen. (eheu! Die Sonne ist berechtigt zu scheinen!)

2) Unterdrückung, theilweise oder gänzliche Regierung einer Nation durch eine andere ist eine gewaltsame Verletzung der Grundsätze der Demokratie. (Was deutsches Hirn nicht für Mirakel erfindet!)

3) Alle Nationen sind solidarisch verbunden im Kampfe gegen die Feinde der Demokratie.

4) Die Demokraten einer Nation haben die Pflicht, die demokratischen Bestrebungen aller andern Nationen, wo es möglich ist (das deutsche sine qua non), zu unterstützen, wo nicht, diesen Bestrebungen wenigstens nicht feindlich entgegenzutreten. (Ist's möglich, ihr stellt euch also wirklich über Nikolaus?)

5) Die Bestrebungen der Italiener, der magyarischen und slavischen Völker, welche unter deutscher Herrschaft stehen (!!!), sich dieser zu entledigen, sind daher gerechtfertigt und haben einen begründeten Anspruch auf Unterstützung durch die deutschen Demokraten. (Das Kolossale liegt darin, diese Bornirtheit gerade jetzt Angesichts der genannten kämpfenden Völker laut kund zu geben.)

6. Wer eine fremde Nation wider ihren Willen an Deutschland fesseln will, ist ein Feind der Demokratie. (Selbst Buridan's Esel möchte kaum im Stande sein, logischere Schlüsse aufzustellen, ihre Aufstellung für nothwendig zu erachten!)

Nachdem der zweite Kongreß der sächsischen Demokraten, an welchem auch die Herren Ruge, Schramm, Hexamer u. s. w. Theil nahmen, ohne alle Gefahr vor Windischgrätz-Radetzky, obige Kraftaxiome ausgesprochen hatte, beschloß er noch folgendes:

1) Alle Gewalt liegt im Volke und ist untrennbar von ihm.

2) Das Volk übt seine gesetzgebende Gewalt aus,

a) in den Versammlungen der Gemeinden,

b) durch seine Vertreter der Gemeinden, Kreise, Bezirke und des Staats.

3) Die Verfassung und alle dazu gehörigen Gesetze werden, nachdem sie von den Volksvertretern berathen sind, den Urversammlungen der Gemeinden und des ganzen Landes mit vorgängiger Diskussion zur Annahme oder Verwerfung überwiesen.

Endlich beschloß der Kongreß zu fordern: (von wem? In seiner todesmuthigen kriegerischen Königsstimmung hätte er beschließen sollen, zu nehmen.)

4) Direkte Urwahlen ohne Census mit Zurücknehmbarkeit der Mandate.

5) Jährlich zu erneuernde Wahlen. (Dann ist die Zurücknehmbarkeit doch wohl Unsinn?)

6) Eine Kammer der Volksvertreter.

7) Suspensives Veto des Königs (!!!! Der demokratische (?) Kongreß oktroyirt sich einen König !!? Es ist zentraldeutschgöttlichdumm!)

8) Das Abtreten der Minister vor der Majorität der Volksvertreter, und durchgreifende und wirksame Verantwortlichkeit aller Beamten.

9) Direkte allgemeine Urwahl der Geschwornen und der öffentlichen Lehrer und Richter unter denjenigen, welche ihre wissenschaftliche Befähigung gesetzlich (!!!?) nachgewiesen haben.

10) Vollständige Verwirklichung der deutschen Grundrechte als Minimum der Volksrechte, und Unantastbarkeit derselben durch Belagerungszustände und andere Ausnahmsmaßregeln.

11) Unbedingtes Recht der Volksvertretung, den gesammten Steuerbedarf des Staats zu bewilligen oder zu verweigern.

12) Kein Gesetz erhält Rechtskraft als durch Beschluß der Volksvertretung, resp. der Urversammlungen (§. 3).

13) Einführung einer demokratischen Gemeinde- Kreis- und Bezirks-Ordnung mit freier Wahl der Gemeinde-, Kreis- und Bezirks-Vertreter und Beamten. Abschaffung aller Bevormundung durch die Staatsregierung.

14) Einführung einer demokratischen Heerverfassung auf der Grundlage allgemeiner Volksbewaffnung und allgemeiner Waffenübung als Theil der allgemeinen Volkserziehung.

15) Abschaffung aller Privilegien, daher: Unentgeldliche Aufhebung aller Feudallasten.

16) Aufhebung des Patronats, der Steuerfreiheit und überhaupt aller Vorrechte der Ritter- und anderen Güter, wie Korporationen. (Folgt das denn nicht per se schon aus §. 15 ?)

17) Allgemeine Besteuerung nach Verhältniß des Einkommens.

18) Allgemeine wissenschaftliche und technische Volkserziehung auf Staatskosten.

19) Beförderung der Assoziation der Arbeitskräfte durch Staatsmittel.

Die beiden letzten §. §. sind der kaum sichtbare Nebelstreif am deutschen sich wieder nach dem Sirius bewegenden demokratischen Kometen.

Das alles soll gefordert werden, und noch dazu von einem König. Prost Mahlzeit, Ihr Herrn! Der Zweck des sächsischen Kongresses wurde indessen gleichwohl verfehlt. Er betraf weniger die centraldeutsche Demokratie, welche die Großmuth hat, Magyaren, Slaven und Italiener nicht feindlich bekämpfen zu wollen, als das centraldeutsche, demokratische neuzustiftende Organ.

15 Kassel, 6. März.

So eben wird das Resultat der am 1. d. Mts. stattgehabten Wahl eines Deputirten nach Frankfurt bekannt. Herr Henkel hat mit 23 Stimmen Majorität gegen den Candidaten der demokratischen Partei Dr. Kellner gesiegt und ist sofort nach Frankfurt abgereist. Das Verhältniß der abgegebenen Stimmen ist insofern interessant, als es einen großartigen Umschwung in der öffentlichen Meinung beurkundet. Während bei der ersten Wahl im vorigen Jahr der demokratische Candidat nur 55 Stimmen erhielt, bei der zweiten Dr. Kellner einer Majorität von 1200 Stimmen erlag, trug bei der letzten Wahl der Candidat des Spießbürgerthum's nicht mehr als eine Majorität von 23 ganzen Stimmen davon. Uebrigens soll die Wahl wegen einer grenzenlosen Menge von Umtrieben, Bestechungen, Unterschleifen, Fälschungen, etc. angegriffen werden.

Das wird zwar materiell nicht viel nützen, da die Paulskirche ganz entzückt sein muß einen Mann zu erhalten; der „die Oestreicher'n ausschmeißen will,“ aber es giebt doch Gelegenheit die Erbärmlichkeit unseres Kasseler Philisteriums so recht bei Licht zu betrachten.

Die Stadt begeht heute das Gedächtniß der März- Errungenschaften (!!), welche sich die Hanauer Deputation heute vor einem Jahr hier abholte.

X Frankfurt, 5. März.

Man spricht viel von einem Privatbriefe des Kaisers von Rußland an den König von Preußen, worin Ersterer erklären soll, der Eintritt eines preußischen Soldaten in Schleswig werde das Signal zum Einrücken von 200,000 Russen in Schlesien und Posen sein. Andere wollten wissen, die bezeichnete Eventualität sei das Ueberschreiten der jütländischen Grenze. Jedenfalls sammeln sich die Russen an der Ostgrenze Deutschlands, und dieses versäumt, sich in die günstige Stellung des Angreifenden zu setzen. ‒

Schmerling soll eine Note seiner Regierung erhalten haben, die sich mit dem Directorium, welches der großdeutsche Verfassungsentwurf aufstellt, einverstanden erklärt. Die Debatte über die Aufstellung der Reichstruppen in Baden förderte viele Einzelheiten über das Benehmen des badischen Ministeriums zu Tage. Dasselbe wurde so blos gestellt, daß zwei Mitglieder des Ministeriums, Bassermann und Gagern; seine Vertheidigung übernehmen mußten. Der Minister-Präsident erklärte, daß das Reichs-Ministerium gerne die Akten auf den Tisch des Hauses niederlegen würde, aber dies bei der Verschwiegenheit, die es andern (Ministerien) schuldig sei, nicht wohl könne ‒ wahrlich eine härtere Anklage gegen das Ministerium Bekk, als nur irgend von Seite der Opposition hätte geschleudert werden können. Durch Fröbel's Angaben stellte sich heraus, daß mancherlei Umtriebe unter den Flüchtlingen gemacht werden, um sie zu unüberlegten Handlungen zu reizen, und daß das Mährchen von Froebel's Reise, der die Handwerker in der ganzen Schweiz zu einem erneuten Aufstande aufgefordert haben sollte, eine reine Erfindung der Reaction war. Wahrscheinlich wurden auch die Nachrichten über diese rein erlogene Reise, welche in den Schweizerblättern sich fanden, auf reactionärem Boden geschmiedet. Herr von Neuwall, deutscher Legationsrath in der Schweiz, soll diese Erfindungen dem badischen Ministerium einberichtet haben. Hält man mit diesen Thatsachen die neuliche Aeußerung der Oberpostamts-Zeitung zusammen, die National-Versammlung bedürfe wieder einer Ermahnung, wie der vom 18. Septbr., so sieht man klar, wo man hinaussteuert. Das Bedürfniß nach einem Putsche oder einem isolirten Aufstande manifestirt sich überall. Man braucht nur die verschiedenen „Galgenzeitungen“ (von der „Augsburgerin“ bis zu dem Strolche an der Wupper hinab) nachzulesen.

Altona.

Das Bureau der Landesversammlung wird morgen in Schleswig zusammentreten, um sich zu instruiren und danach zu entscheiden, ob die Versammlung wieder einzuberufen sei. ‒ Man erfährt, daß Lord Palmerston sich bei der dänischen Regierung sehr entschieden gegen eine Wiederaufnahme des Krieges erklärt und auf eine Verlängerung des Waffenstillstandes gedrungen hat, falls der Friede nicht bis dahin zu Stande käme.

(A. M.)
Dänemark.
Kopenhagen, den 2. März.

Mehrere deutsche Zeitungen, hatten den Inhalt einer dänischen Note mitgetheilt, in welcher eine innige Allianz zwischen Dänemark und Deutschland als das natürliche bald eintretende Ergebniß einer friedlichen Erledigung des jetzigen Zwistes bezeichnet wurde. Flyveposten meinte schon gestern, diese Note sei wahrscheinlich eine deutsche Erfindung, um Dänemark die Sympathie Rußlands und Englands zu entfremden. Heute erklärt sich die Berlingsche Zeitung ermächtigt, zu erklären, daß eine derartige Note nicht existire.

Die heutige Interpellation über eine Kirchenversammlung und die Stellung des Staates zur Kirche führte keinen Beschluß des Reichstags herbei.

Der Reichstag hat die §§ 9 bis 19 des Grundgesetzentwurfs (darunter die Unverantwortlichkeit des Königs und die ministerielle Verantwortlichkeit) discutirt.

Ungarn.
*
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Italien.
* In Mailand

ist der Landesfriede so gesichert, daß Radetzki alle Kaffehäuser schließt. Die Stadt leidet fürchterlich.

Nach Berichten aus Venedig vom 26. Februar hat General Pepe dem österreichischen Gubernium resp. Radetzki die Erklärung zugehen lassen: sechs und sechzig der angesehensten Radetzki'schen Kriegsgefangenen erschießen zu lassen, falls man die der Stadt Ferrara erpreßten Geldsummen nicht zurückzahle.

Aus mehreren anderen italienischen Städten gehen uns Berichte über die Festlichkeiten zu, welche am 24. Febr. zu Ehren der Februar-Revolution stattfanden.

* Florenz, 27. Febr.

Gestern war unsere Stadt Zeuge eines großartigen Schauspiels. Guerrazzi, der den Sonderbundsgeneral Laugier ohne Schwertstreich in die Flucht jagte, kehrte am Mittag zurück und gab zu einem Volksjubel Veranlassung, mit dessen Beschreibung sich die heutigen Journale füllen.

* Florenz, 26. Februar.

Außer der Bildung eines Lagers bei Pistoja kündigt die Alba für heute die Publikation folgender neuen Dekrete an:

1) Bildung eines neuen Linienregiments; 2) Bewilligung eines dreitägigen doppelten Soldes für die Soldaten, die der provisorischen Regierung treu gedient haben; 3) Auflösung der Militärkommission, da die Gefahr des Bürgerkriegs vorüber etc.

* Turin, 1. März.

Gioberti hat, in Antwort auf die ihn betreffende Rede Buffa's, einen Brief an die Journale geschrieben, worin er erklärt: allerdings könne Buffa nicht wissen, daß die Mehrzahl im Ministerium sich für die Intervention in Toskana ausgesprochen, dann Buffa sei damals auf einer speziellen Mission nach Genua abwesend gewesen. Trotzdem aber sei die Sache faktisch. Sein Plan (und keineswegs der Plan der „Diplomaten“, denn er, Gioberti, sei stolz darauf, zuerst daran gedacht zu haben) habe anfangs günstige Aufnahme im Ministerrath gefunden. Erst als man gesehen, daß die Kammer ihn nicht wolle, hätten die übrigen Minister ihre Meinung geändert. Wie könne man sonst nur glauben, er, Gioberti, habe allein über die Truppen verfügen, sie an die Grenze commandiren, ihnen Munition und Lebensmittel zureichen und die Chefs der Expedition bezeichnen können!

Wir werden sehen, ob die Herren demokratischen Minister in Turin auf diesen Brief antworten können. Daß sie nicht viel besser sind als Gioberti, der sie zu ihren Posten berief, brauchen wir wohl nicht erst zu sagen.

In Genua wird thätig an den Festungswerken gearbeitet. Man baut vorgeschobene Werke vor der Porta del Soccorso. Von Mentone werden Mörser und Bomben erwartet.

Rom, 24. Febr.

Unter diesem Datum enthält der Londoner „Expreß“ Folgendes:

In oder um Fondi sollten nach den neuesten Berichten an 17,000 neapolitanische Truppen versammelt sein. Filangieri, der neapolitanische Windischgrätz, wird jene Horden, unter denen 2 Schweizerregimenter, bei ihrem Einfall in die römische Republik befehligen. Sie hoffen, bald hübsche Quartiere in Rom zu beziehen, ich denke aber, daß die meisten von ihnen ihre Knochen in den pontinischen Sümpfen lassen werden. Garibaldi hält scharfe Wacht. Zwischen der Gränze und Rom stehen an 25,000 Mann römische Truppen von allen Waffengattungen. Der Stadtrath von Civita-Vecchia hat beschlossen, an den Hrn. Kardinal Lambruschini die 3000 Thlr. jährlich, die er bisher als Bischof jener Stadt bezog, nicht länger zu bezahlen. Lambruschini hat nur einmal in seiner Diözese residirt und dies war nach seiner Flucht aus Rom, als die Juliverschwörung, an der er so thätig mitgearbeitet, fehlgeschlagen war. Kapitain Cencelli, im römischen Dragonerregiment, und in Terracina an der Gränze stationirt, erhielt vom Kardinal Gizzi, der sich „verantwortlicher Minister“ unterzeichnet, die Aufforderung, sich mit seiner Truppe nach Gaëta zu begeben. Es wurde ihm dafür Beförderung zum Obersten versprochen, ihm aber zugleich auch die schrecklichen Wirkungen der Exkommunikation zu Gemüthe geführt, falls er länger auf Seiten der Republik verharre. Kapitain Cencelli sandte den Brief an die provisorische Regierung in Rom und war weder den Versprechungen noch den geistlichen Drohungen zugänglich.

‒ Folgendes Manifest ist von der römischen Republik an alle Völker Italiens erlassen worden:

„Italiener! Das Gebiet der Republik hat einen neuen Einfall der kroatischen Horden zu erleiden gehabt. Ganz Italien muß diesen neuen Schimpf, den ihm ein unversöhnlicher Feind angethan, mitempfinden. Es handelt sich hier nicht um diese oder jene Regierungsform, eben so wenig um Transaktion oder Versöhnung. Es ist vielmehr eine Frage der Würde, eine Frage über Leben oder Tod. Es handelt sich für uns um Sein oder Nichtsein. Wir müssen wissen, ob wir uns endlich zu dem Range der übrigen Völker erheben, oder für alle Zeit jämmerlich am Boden hingestreckt bleiben wollen, gleich einer Heerde von Heloten. Piemontesen! Ihr habt Euch auf den Feldern der Lombardei gegen den nämlichen Feind gemessen, der uns heute wieder unter die Füße treten will. Genueser! Ihr bewahrt noch immer das heilige Feuer der Freiheit, das jener Oestreicher zu ersticken sucht. Neapolitaner, Toskaner, Sizilier, Venetianer, Lombarden! Ihr Alle verabscheut gleich tief jene Horden von Sklaven, die Europa mit Trauer erfüllen und die die Harmonie der Civilisation und der Völker stören. Erhebt Euch denn in Masse gleich uns, um jene Geißel weit aus Italien hinaus zu werfen. Erhebt Euch, nicht um der Stimme einer Regierung, sondern um dem heiligen Rufe Italiens zu gehorchen. Italiener! erneuern wir die Großthaten unsrer Vorfahren; laßt uns aufs Neue den Baum der Freiheit pflanzen. Völker Italiens! Die Republik ruft Euch alle auf. Möge auch nicht ein einziges der unvergänglichen Stimme des gemeinsamen Vaterlandes sein Ohr verschließen!“

In der Konstituante wird heute über die Repressalien verhandelt, welche an den Unterthanen Oestreichs und ihrem Vermögen geübt werden sollen, um die olmützer Standrechts-Regierung zur Herausgabe der aus Ferrara fortgeschleppten Geißeln und Gelder zu zwingen. Der engl. Konsul hat einen außerordentlichen Kourier an Admiral Parker abgehen lassen, damit letzterer sobald als möglich Verstärkung nach Civita Becchia sende.

* Neapel, 24. Februar.

Unter diesem Datum bringt der Londoner „Expreß“ folgende Nachrichten über die ministeriellen Verwickelungen: Die Deputirten hatten die direkten Steuern nur für 2 Monate, die indirekten blos bis zum 31. März bewilligt. Die Pairs, obwohl sie in Geldfragen keine Initiative besitzen, dehnten die Frist für die direkten Steuern auf 4 Monate, für die indirekten bis zur Bewilligung des Büdgets aus. Hierüber Sturm bei den Deputirten. Der Finanzminister Ruggieri wurde gefragt, wie er noch sein Amt behalten könne, nachdem die Deputirten ihm ihr Mißtrauen erklärt und die Pairs ihn nicht unterstützt hätten? Als er antworten wollte, wurde er von der Tribüne herabgepfiffen. Die Kammer beschloß eine Konferenz mit den Pairs, welche sofort stattfinden wird,

Der Abg. Pepe hat nach einer glänzenden Rede, in der er den Despotismus der Intendanten in den Provinzen schilderte, den Antrag auf Unabhängigmachung der Gemeinde- und Provinzialverwaltung von der Centralregierung auf Gemeinde- und Provinzialvertretung und Wahl der Gemeinde-Beamten durch das Volk gestellt. Der Antrag wurde mit rauschendem Beifall entgegengenommen.

Wenn die Minister im Amt bleiben, so wollen eine Menge liberaler Abgeordneter aus der Kammer treten. Im Ministerrath sollen 5 Minister für Auflösung der Kammer, 3 für Rücktritt der Minister gesprochen haben.

Die sizilische Vermittlung scheitert bis jetzt an Ferdinands hartnäckigem Verlangen, die Citadelle von Palermo mit neapolitanischen Truppen zu besetzen, was die franz. und engl. Repräsentanten nicht zugeben wollen.

Die Soldateska in Neapel fährt fort, die größten Brutalitäten zu begehn. Der Kutscher des Generals Statella erhielt von einem Unteroffizier, der dem Wagen nicht ausweichen wollte, einen Säbelhieb ins Bein; Statella sprang aus dem Wagen und arretirte den Kriegsknecht eigenhändig. Noch eine Menge derartiger Heldenthaten werden erzählt.

Die Times dagegen versichert, daß die Unterhandlungen wegen Sizilien so gut wie abgeschlossen sind und gibt folgende Details:

Die Souveränetät des Königs über Sizilien ist vollständig anerkannt. Sizilien hat eine eigne Regierung, die Konstitution von 1812, modifizirt nach der neapolitanischen; ein bestimmter Theil der sizilianischen Einkünfte geht nach Neapel für Unterhalt der Armee und des diplomatischen Corps; der König hat das Recht, die Insel mit neapolitanischen Truppen zu besetzen.

Mit diesem Ultimatum sollen die Admiräle nach Palermo gehn und seine Annahme empfehlen. Wird es nicht angenommen, so ziehn sie sich mit ihren Flotten zurück (worauf Filangieri bestand, damit kein Insurgent entkomme) und überlassen beide Parteien sich selbst.

Die Palermitaner Regierung hat zwei englische große Dampfschiffe gekauft, die in Malta ausgerüstet, mit engl. Offizieren und Matrosen bemannt sind. Hierdurch ist ihre Dampfflotte der neapolitanischen entschieden überlegen.

Französische Republik.
12 Paris, 5. März.

Das so viel besprochene Bankett der Unteroffiziere aller Regimenter, die in Paris anwesend sind, hat wirklich stattgefunden; der Moniteur, wie alle andern reaktionären Journale, können es nicht länger verheimlichen. Wie hieß es anfangs? Das Bankett der Unteroffiziere zur Feier der Februar-Revolution bestand außer den obligaten Gästen aus zwei längst verabschiedeten Unteroffizieren, die ihre alte Uniform wieder hervorgeholt haben. Faucher und Barrot, die seit einiger Zeit das französische Intelligenzblatt, „den Moniteur“, zur offiziellen Polemik gebrauchen, hatten offenbar diesen Artikel geschrieben, um den Glauben rege zu machen, daß die Februar-Revolution keine große Sympathien in der Armee gefunden. Dieler miserable Plan scheiterte aber vollends. Von allen Seiten laufen Briefe von Unteroffizieren ein, die energisch gegen den Artikel im Moniteur protestiren. Im Artikel des Moniteur hieß es unter Andern: „Wenn je ein Bankett von Unteroffizieren stattgefunden habe, so seien diese Unteroffiziere nichts anders als verkleidete Sozialisten.“ Die beiden Volksrepräsentanten Joly und Olivier, die ebenfalls dem Bankett beiwohnten, verhöhnen den Moniteur über diese Mystifikation, deren Opfer gerade Barrot und Faucher sind. Auch kommen die andern reaktionären Journale von ihrer anfänglichen Aussage zurück, und geben zu, daß zu ihrem größten Leidwesen die „sozialistische Idee“ ins Heer gedrungen sei; aber sie schreiben dieses der „gelockerten Disziplin“ zu. Wie es übrigens mit der Armee steht, geht daraus hervor, daß man in Bourges zur Aufrechthaltung der Ordnung und zur Bewachung der Gefangenen kein anderes Regiment zu schicken wagte, als das 14. Infanterie-Regiment, das heißt dasjenige, welches am 22. Februar vor dem Hotel des Herrn Guizot aufgepflanzt stand und das zuerst auf's Volk gefeuert hatte.

Die vorige Revolution eröffnete sich mit parlamentarischen Banketts: die jetzige Revolution eröffnet sich mit militärischen Banketts, welche für die Zukunft ganz andere Aussichten darbieten, als die frühern.

17 Paris, 6. März.

Letzten Samstag erscholl auf der Tribüne ein überaus inhalt- und folgenschweres Wort. Der seinen exploitirten Proletariern gar wohl bekannte schurkische Tuchfabrikant und millionenreiche Bourgeois B. Grandin stürzte keuchend auf die Redebühne und heulte: „Wenn nicht schleunigst alle Klubs und Bankette in ganz Frankreich geschlossen werden, kann der Wohlstand und Handel nicht wiederkehren; die Misere, die durch die echt republikanische Anarchie (lies: Lamartinische Pinselei und Blutscheu) erzeugt worden, ist so groß, daß die Leute vor meinen Augen in der Normandie mehrmals Gras gegessen haben.“ ‒ Also da haben wir's: ein „Bourgeois der höhern Region“, ein Spießgeselle der Bank, ein Eisenbahnmann frißt faulenzend Kuchen und Braten, während seine abgehetzten Arbeiter Gras essen, und das hält diese reiche Kanaille für Schuld der Republik? Das Volksgericht wird schauerlich werden. Das Blousenvolk wird das jus talionis im Größten wie im Kleinsten üben: „Absetzung sämmtlicher 85,000 Beamten erster und zweiter Klasse ist eine Maßregel, die in den ersten zwölf Stunden, von Lille bis Bayonne, von Brest bis Grenoble vollzogen werden wird“, sagte ein Klubchef in Lyon neulich unter ungeheurem Jubel. „Kein Wunder, daß Gott die russische Bestie Nikolaus noch nicht hat vergiften, oder niederschießen, oder in einem seiner häufigen Wuthanfälle ersticken lassen: ihn hat Gott ohne Zweifel zum warnenden Exempel einer baldigen Volksjustiz aufgespart. Ich wünsche, daß, wenn in dem nächstens losgehenden europäischen Kriege der russische Kaiser oder irgend ein Mitglied dieser Familie gefangen wird, wir an ihm die Strafe des zu Tode Peitschens, die er so sehr liebt, vollziehen lassen“, schloß ein Andrer unter Bravo's daselbst. Wogegen die Mole'sche „Assemblee Nationale“, zu der Nikolaus freilich Gelder hergiebt, heute versichert: „Der Kaiser hat ungemein viel Rechtlichkeit, Biederkeit, und so zu sagen etwas ursprüngliches, ritterliches (primitif et chevaleresque) … Das ist aber sicher, sein tapferes Heer wird nicht leicht aus Siebenbürgen wieder abziehen; das Magyarenland wird bald beruhigt sein, und während russische Garnison es im Zügel hält, wird Oestreich sich weiter nicht zu geniren brauchen und seine Soldaten nach Italien's Rebellenländern schleudern können; Palmerston ist ein zweiter Bastide was den Einfluß betrifft (sehr schmeichelhaft!) und ist ohnedem seit kurzem total konservativ. Leider ist unser Frankreich durch die Republik so tief herabgedrückt, daß Europa's Großmächte weder unsre Verheißungen noch unsre Drohungen achten.“ Neulich rief dies lehrreiche Blatt: „Endlich also ist der Bund der zwei militärischen Hauptmächte, der Oestreicher und Russen, besiegelt. Europa kann aufathmen und der Herstellung der guten Ordnung entgegenschauen. Und wie sie sich freuen, diese russischen Krieger, gen Westen, gen Süden zu ziehen, nach Adria's Golfe, wie einst unter Suwarow, in das schöne Hesperia! Nichts kann ihnen den Weg sperren … “ ‒ La Reforme begnügt sich zu erwidern: „Die Königthümler bleiben ewig dieselben; jetzt lecken sie dem Nikolaus die Sporenstiefeln wie einst seinen Vorgängern Alexander und Paul; jetzt wollen sie wieder die Thore unsres Landes öffnen, die Wilden vom Ural und die Sklavenzüchter von der Newa nach Paris holen, und uns Demagogen unter die Erde kartätschen lassen. Aber sachte, sachte … ihr Herren Legitimisten und Orleanisten, ihr Herren Gemäßigten, ihr Herren Ordnungswüthriche: denkt an 1793.“

Der Präsident Bonaparte hat sich schon wieder blamirt: in sehr „rebenbekränzter Stimmung“ wollte er Jemanden das Ehrenkreuz anheften, und statt dessen lief er auf ihn zu und drückte es ihm leis schmunzelnd in die Hand, wie ein Trinkgeld; vorige Woche sollte er dem päbstlichen Nuntius auf dessen Rede entgegnen; der Weltweise Brutus-Barrot stand dicht hinter dem Präsidenten und flüsterte ihm eine Antwort vor, aber Bachus hinderte auch diesmal, und Bonaparte brachte nach einer erklecklichen Pause, in der die Gäste nur das knurrende hustende Ohrenflüstern des Brutus (er kann bekanntlich nicht leise sprechen ohne zu husten) hörten, endlich nur die geistreichen drei Sätze hervor: Très bien ‒ merci ‒ fort bien (sehr gut, ich danke, ganz gut).

Paris, 6. März.

Im Moniteur steht trotz seiner fünf Bogen absolut nichts.

‒ Die beiden römischen Gesandten haben sich nun endlich die Flügelthüren des Elysee-Bourbon geöffnet. Drouyn de Lhuys wohnte in seiner Eigenschaft als Minister des Aeußern, der Empfangsaudienz bei. Er sprach sich (versichert die Ledru Rollin'sche „Revolution“, der wir diese Notiz entnehmen) ziemlich lang und breit über die Nothwendigkeit des weltlichen Glanzes des Pabstthums für die Christenheit aus, und ließ eine Allianz mit anderen Mächten zur Wiederherstellung und zum Schutze des Pabstes gegen eine Faktion ziemlich klar durchblicken. Die beiden Gesandten zogen sich zurück, nachdem sie im Namen ihrer Mitbürger und Landsleute protestirt hatten. Einer derselben begibt sich nach Rom, um der Constituante zu versichern, daß sie auf die Hülfe der amtlichen französischen Republik nicht rechnen dürfe.

‒ Im Ministerium des Innern (sagt Siècle) ist eine telegraphische Depesche eingelaufen, welche einen Einfall der Oestreicher in toskanisches Gebiet meldet.

‒ Louis Blanc und Caussidière erlassen heute in den demokratischen Journalen die von London d. 3. März datirte Erklärung: daß sie sich nicht vor den sogenannten Nationalgerichtshof in Bourges stellen werden. Wäre der Prozeß vor die ordentliche Jury gewiesen worden, so würden sie, ihrem Ehrenworte gemäß, vor den Gerichtsschranken erscheinen. Einem im September dekretirten „Nationalgerichtshof“ ein im Mai geschehenes Faktum unterzuordnen, sei rechtswidrig. Auch von den übrigen Contumazirten scheinen nicht Viele Lust zu haben, den Weg nach Bourges zu machen. Bisher hat sich nur Villain in der Conciergerie gestellt, von wo er heute nach Bourges geschickt werden soll. Unter den bogenlangen Details, mit denen sich die Blätter füllen, verdient die innige Hingebung besonders hervorgehoben zu werden, mit der die Frauen des General Courtais und des Chemikers Daniel Borme die Gefangenschaft ihrer Gatten theilen. Auch ein Zug Sobrier's verdient Erwähnung. Als dieser gefürchtete Motagnards-Corps-Chef den menagerieähnlichen Zellenwagen bestieg, sagte er zu dem wachthabenden Polizeibeamten mit verbissenem Humor: „Wann ich Polizeipräfekt sein werde, soll ein Anderer an meinen Platz in diesen Käfig steigen.“ Der Sohn des Kampferdoktors Raspail protestirt übrigens gegen die Aechtheit der von den Blättern in Bezug auf seinen Vater mitgetheilten Details. Diese Details, die wir hier geben, sind der Gazette des Tribuneaux entnommen. Bourges selbst soll einem Wallenstein'schen Kriegslager gleichen. Die „Reforme“ hofft von dem Aufsehen, das dieser Prozeß macht, daß er das seit dem 10. Dec. etwas erloschene revolutionäre Feuer der Franzosen wieder anfache.

‒ Diejenigen Studenten und sonstigen Bürger, welche dem berüchtigten Bankett an der Barriere Du Maine beiwohnten, veröffentlichen heute eine sogenannte Species Fakti, wodurch sich herausstellt, daß sich die Polizeidiener auf das Pöbelhafteste betrugen und wild dreinhieben. Bemerken müssen wir zum Lobe der bonapartischen Polizei, daß sie jetzt wieder ihr wahres Gewand, den berüchtigten Stadtsergenten, angezogen hat. Die Caussidiereschen Tyroliens sind verschwunden oder dem Verschwinden nahe. Sie erhalten ein Taschengeld von 200 Franken und können entweder zu den Kartoffelfeldern Algeriens wandern oder zu ihrem alten Handwerke zurückkehren. Sic transit gloria! Zum Unterschiede von den monarchischen Zeiten tragen die Sergenten den Hut nicht mehr querüber, sondern schief ‒ fegerhaft schief. Alles steht schief in der Republik honnête et moderée! Die Carliersche Ordonnanz befiehlt den Hut eigentlich geradeaus wie bei einem preußischen Garde-Offizier; aber die Sergenten beweisen sich hartköpfig und tragen die Hüte flott und schief.

‒ De Langrenée kehrt, hört man nach Brüssel zurück, wo sich auch Hr. v. Collerodo wieder einfinden dürfte, nachdem er in London sich vergebens anstrengte, dem Fuchs Palmerston die Würmer aus der Nase zu ziehen. Wie es scheint, hat ihm Se. Lordschaft erklärt, daß ihm der engl. Bevollmächtigte in Brüssel den nöthigen Bescheid ertheilen werde.

‒ In Lyon nahmen die Arbeiter einen Provokateur gefangen, der im Auftrage der geheimen Polizei Mordbrenner-Reden hielt und rothe Mützen austheilte. Der Kerl wurde entlarvt und ihm in das Gesicht gespieen.

‒ Die Pariser Clubs sind doch noch nicht todt. Heute Abend wird der Acacias-Club wieder geöffnet. An der Tagesordnung ist die Frage: „Von den durch die Februar-Revolution erworbenen Rechten und den Hindernissen, die man ihrer Ausübung entgegenstellt.“ In einem anderen Club kommen die Cremieurxschen schrecklich seichten Erläuterungsgründe des Ausschußberichts über [Fortsetzung] Hierzu eine Beilage.

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0003" n="1333"/>
Ew. Majestät Regierung zu einem segensreichen Erfolge ihrer Anstrengungen bedarf, vermehren zu helfen.</p>
          <p>In der Versicherung der ungestörten freundschaftlichen Beziehungen Ew. Majestät Regierung zu den auswärtigen Staaten begrüßen wir mit Freuden eine Bürgschaft der Erhaltung des Europäischen Friedens. In diesen Beziehungen werden sich, wie wir hoffen, auch jetzt noch die Mittel finden, nachdem von der Krone Dänemark der zwischen ihr und der provisorischen Centralgewalt Deutschlands geschlossene Waffenstillstand unerwartet aufgekündigt worden, die daraus drohenden Irrungen ohne Nachtheil für die Ehre und die Interessen Deutschlands zu schlichten.</p>
          <p>Die Trauer, welche über das Königliche Haus durch den Verlust eines in der Blüthe der Jahre hingeschiedenen Prinzen verhängt worden, wird von dem ganzen Volke der Hauptstadt wie der Provinzen innigst getheilt. Möge der Ruhm der Tapferkeit, den selbst das Ausland dem Hingeschiedenen zollte, und das Andenken seiner ausgezeichneten Eigenschaften zur Linderung aller durch diesen Verlust geschlagenen Wunden beitragen.</p>
          <p>Der Gedanke, auf den Grund der neuen Verfassung zum ersten Male als Mitglieder der ersten Kammer unsere Worte an Ew. Majestät zu richten, erhöht das Bewußtsein der mit dieser Stellung verbundenen Pflichten.</p>
          <p>Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die wahre Freiheit nur unter der Herrschaft der Gesetze, die Entwicklung des öffentlichen Lebens nur durch die Mäßigung und Eintracht der verfassungsmäßigen Gewalten gedeihen kann, werden wir eben so gewissenhaft die Rechte der Krone achten und schützen, als über die Rechte des Volkes wachen; und hierin, so wie in der Sorgfalt für die öffentliche Wohlfahrt nach allen Richtungen hin mit der zweiten Kammer wetteifernd, durch weise Gesetze, insbesondere zur Förderung einer kräftigen Rechtspflege und volksthümlichen Verwaltung, unseren Staat mit Gottes Beistand der Blüthe und dem Genuß der Freiheiten entgegenzuführen suchen, wozu ihm die geistige Bildung seiner Bewohner, die verliehene Verfassung und der erhabene Sinn seines Königs die Aussicht eröffnet und verbürgt.</p>
          <p>Berlin, den 5 März 1849</p>
          <p> <hi rendition="#g">Die Adreßkommission.</hi> </p>
          <p>v. Auerswald. Bergmann. Graf Heldorff. Itzenplitz. v. Katte. v. Keltsch. Kupfer. Leue. Rosenkranz. Simons. Walter, Referent.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 4. März.</head>
          <p>Die Verurtheilungen und Erschießungen dauern fort. Rumsauer, Schmid, wird zu 3 monatlichem Stockhaus-Arrest verurtheilt, weil er in Gegenwart mehrerer Personen &#x201E;unzukömmliche und aufwiegelnde Redensarten&#x201C; geführt haben soll. Andrerseits wird Schneider, 42 J. alt, Seidenzeugmacher, zu 8 monatlicher Gefängnißstrafe in Eisen verurtheilt, aus gleichem Grunde. Hierauf kommt Merlitschek, 28. J. alt, Handlungsbuchhalter, wegen Theilnahme an den Oktober-Ereignissen zu 7jährigem schwerem Kerker (auf 5jährigen begnadigt!). Ferner: Wilhelm Ehrlich, 30 J. alt, Schriftsteller, seit April 1848 Redakteur des &#x201E;Oestreichischen Landboten,&#x201C; wird wegen der darin (vor dem Oktober) geschriebenen oder aufgenommenen Artikel, durch die er Se. (blödsinnige) Majestät Ferdinand &#x201E;unverschämt zu entstellen und zu profaniren (!) gewagt,&#x201C; zu 12jährigem schweren Kerker; weiter: Roggenhofer, befugter Gürtler, wegen Waffenverheimlichung standrechtlich zum Strange, dann auf Welden's Veranlassung kriegsrechtlich zu 2jähriger Schanzarbeit in Eisen verurtheilt und schließlich von Welden vollständig begnadigt und endlich Bankal wegen der Oktober-Ereignissen ab instantia freigesprochen.</p>
          <p>Der Superintendent in Raab, Mathäus Haubner, ist wegen eines von ihm verfaßten Hirtenbriefes, worin er zur Unterstützung der Rebellenregierung auffordert, zu 6jährigem Festungsarrest verurtheilt worden.</p>
          <p>Die im Reichstage vertretenen Länder sind nach dem Entwurfe des Constitutionsausschusses in 14 Provinzen getheilt, die von Osten angefangend, folgende sind: Die Bukowina (1 Kreis), Galizien (10 Kreise), Schlesien, (1 Kreis), Mähren, Böhmen, (9 Kreise, darunter 3 deutsche), Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, (4 Kreise), Steiermark, (2 Kreise, ein slawischer und ein deutscher), Kärnten, Krain (je ein Kreis), Küstenland (1 Kreis) und Dalmatien (1 Kreis).</p>
          <p>Geschäftsbriefe aus Pesth melden daß die Kossuth'schen Banknoten in diesem Augenblick dort höher stehen, als die Kaiserlichen.</p>
          <p>Die Militärpatrouillen (unter ihnen die Kroaten und Sereschaner) sind von wandernden auf lagernde ausgedehnt worden, indem einzelne Soldaten häufig an den Glacishecken lagern, um verdächtige Vorübergehende ein Interrogatorium bestehen zu lassen, was übrigens nach 10 Uhr Nachts auch ganz Unverdächtigen widerfährt, welche dann nach Umständen bis nach ihrer Wohnung begleitet werden.</p>
          <p>Der frühere Gesandte in Athen, Prokesch v. Osten ist zum Gesandten in Berlin ernannt worden und wird in Kurzem dahin abgehen.</p>
        </div>
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          <head>Olmütz, 3. März.</head>
          <p>Ehevorgestern haben wir bereits gemeldet, daß auf der Prerauer Eisenbahn-Station ein Transport von 20,000 Gewehren, für die ungarischen Rebellen bestimmt, aufgefangen wurde. Diese Gewehre, sammt 800,000 Kapseln sind gestern hier angelangt, und von dem Festungs-Kommando in Empfang genommen worden. Der Jude, der den Transport begleitete, ist spurlos verschwunden.</p>
          <bibl>(Olm. Bl.)</bibl>
        </div>
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          <head>Dresden, 5. März.</head>
          <p>In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer antwortet Staatsminister <hi rendition="#g">v. Buttlar</hi> auf die Tzschirner'sche Interpellation bezüglich der Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg: Noch im Laufe dieses Monats würden zwei Bataillone zurückkehren; wann die übrigen, dies hänge von der Centralgewalt ab.</p>
          <p>Vicepr. <hi rendition="#g">Tzschirner</hi> ist durch die Antwort des Ministers nicht befriedigt. In Betreff der Centralgewalt möge die Regierung doch ja in dieser Hinsicht energisch auftreten und, wie schon in der Kammer darauf hingewiesen worden sei, sich nicht einer sclavischen Unterwerfung gegen dieselbe hingeben.</p>
          <p><hi rendition="#g">v. Buttlar</hi> bemerkt noch, bei der Armee bestehe allerdings ein Befehl, daß kein Soldat einen republikanischen Verein besuchen dürfe.</p>
          <p>Vicepr. <hi rendition="#g">Tschirner:</hi> Er habe noch einer Nachlassenschaft vom vorigen Ministerium zu gedenken. Es sei das die Erklärung des sächsischen Bevollmächtigten, welche derselbe bei der Centralgewalt über das Verfassungswerk abgegeben. Namentlich betreffe diese die §§ 3 und 8. Die sächsische Regierung habe sich nämlich dahin ausgelassen, daß sie für das Staatenhaus einen Census von 50 Thlr. (links Gelächter) für zweckmäßig und die Beibehaltung des absoluten Veto für nöthig erachte. Man habe also auf die Ansichten der Kammern gar keine Rücksicht genommen. Sage man auch, es handle sich vorläufig nur um eine Verständigung, so würde die Kammer doch später nach der zweiten Lesung zu dem fait accompli &#x201E;Ja&#x201C; sagen müssen. Er erwarte, daß die jetzige Regierung solche Grundsätze, die ein Verrath an der Freiheit seien, nicht billigen werde, und frage daher an: &#x201E;ob die Staatsregierung bereits Verfügung an ihren Bevollmächtigten erlassen habe, daß diese Grundsätze zurückgenommen werden?&#x201C;</p>
          <p>Die Kammer geht nun zur Tagesordnung über.</p>
          <p>Abg. <hi rendition="#g">Helbig</hi> begründet seinen Antrag auf suspensives Veto. Nach dem, was man eben vernommen, dürfe man sich wohl keiner großen Hoffnung hingeben. Jenes Veto stehe übrigens dem demokratischen Prinzip entgegen und vertrage sich nicht mit der jetzigen Zeit. Zu dieser Ueberzeugung sei auch das Ministerium in Altenburg gekommen, es habe erkannt, daß in der Gesetzgebung der Wille und das Bedürfniß des Volks Motive sein müßten. Das absolute Veto sei dem demokratischen Prinzip gegenüber rein unmöglich, beide ständen sich gegenüber wie Feuer und Wasser. Sein Antrag sei also durch die Verhältnisse begründet.</p>
          <p>Es wird dieser Antrag dem vierten Ausschuß überwiesen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>213</author></bibl> Leipzig, 6. März.</head>
          <p>Auf dem am 4. in Halle abgehaltenen demokratischen Kreiskongresse wurde endlich nach langen pour parlers das deutsche demokratische Siegel auf folgende kühne Prinzipien gedrückt:</p>
          <p>1) Alle Nationen sind gleichberechtigt, ihre Angelegenheiten selbstständig zu ordnen. (eheu! Die Sonne ist berechtigt zu scheinen!)</p>
          <p>2) Unterdrückung, theilweise oder gänzliche Regierung einer Nation durch eine andere ist eine gewaltsame Verletzung der Grundsätze der Demokratie. (Was deutsches Hirn nicht für Mirakel erfindet!)</p>
          <p>3) Alle Nationen sind solidarisch verbunden im Kampfe gegen die Feinde der Demokratie.</p>
          <p>4) Die Demokraten <hi rendition="#g">einer Nation</hi> haben die Pflicht, die demokratischen Bestrebungen <hi rendition="#g">aller andern Nationen,</hi> wo es möglich ist (das deutsche sine qua non), zu unterstützen, wo nicht, diesen Bestrebungen wenigstens nicht feindlich entgegenzutreten. (Ist's möglich, ihr stellt euch also wirklich über Nikolaus?)</p>
          <p>5) Die Bestrebungen der Italiener, der magyarischen und slavischen Völker, welche unter deutscher Herrschaft stehen (!!!), sich dieser zu entledigen, sind daher gerechtfertigt und haben einen begründeten Anspruch auf Unterstützung durch die deutschen Demokraten. (Das Kolossale liegt darin, diese Bornirtheit gerade jetzt Angesichts der genannten <hi rendition="#g">kämpfenden</hi> Völker laut kund zu geben.)</p>
          <p>6. Wer eine fremde Nation wider ihren Willen an Deutschland fesseln will, ist ein Feind der Demokratie. (Selbst Buridan's Esel möchte kaum im Stande sein, logischere Schlüsse aufzustellen, ihre Aufstellung für nothwendig zu erachten!)</p>
          <p>Nachdem der zweite Kongreß der sächsischen Demokraten, an welchem auch die Herren Ruge, Schramm, Hexamer u. s. w. Theil nahmen, ohne alle Gefahr vor Windischgrätz-Radetzky, obige Kraftaxiome ausgesprochen hatte, <hi rendition="#g">beschloß</hi> er noch folgendes:</p>
          <p>1) Alle Gewalt liegt im Volke und ist untrennbar von ihm.</p>
          <p>2) Das Volk übt seine gesetzgebende Gewalt aus,</p>
          <p>a) in den Versammlungen der Gemeinden,</p>
          <p>b) durch seine Vertreter der Gemeinden, Kreise, Bezirke und des Staats.</p>
          <p>3) Die Verfassung und alle dazu gehörigen Gesetze werden, nachdem sie von den Volksvertretern berathen sind, den Urversammlungen der Gemeinden und des ganzen Landes mit vorgängiger Diskussion zur Annahme oder Verwerfung überwiesen.</p>
          <p>Endlich beschloß der Kongreß zu <hi rendition="#g">fordern:</hi> (von wem? In seiner todesmuthigen kriegerischen Königsstimmung hätte er beschließen sollen, zu nehmen.)</p>
          <p>4) Direkte Urwahlen ohne Census mit Zurücknehmbarkeit der Mandate.</p>
          <p>5) Jährlich zu erneuernde Wahlen. (Dann ist die Zurücknehmbarkeit doch wohl Unsinn?)</p>
          <p>6) Eine Kammer der Volksvertreter.</p>
          <p>7) Suspensives Veto des <hi rendition="#g">Königs</hi> (!!!! Der demokratische (?) Kongreß oktroyirt sich einen König !!? Es ist zentraldeutschgöttlichdumm!)</p>
          <p>8) Das Abtreten der Minister vor der Majorität der Volksvertreter, und durchgreifende und wirksame Verantwortlichkeit aller Beamten.</p>
          <p>9) Direkte allgemeine Urwahl der Geschwornen und der öffentlichen Lehrer und Richter unter denjenigen, welche ihre wissenschaftliche Befähigung gesetzlich (!!!?) nachgewiesen haben.</p>
          <p>10) Vollständige Verwirklichung der deutschen Grundrechte als Minimum der Volksrechte, und Unantastbarkeit derselben durch Belagerungszustände und andere Ausnahmsmaßregeln.</p>
          <p>11) Unbedingtes Recht der Volksvertretung, den gesammten Steuerbedarf des Staats zu bewilligen oder zu verweigern.</p>
          <p>12) Kein Gesetz erhält Rechtskraft als durch Beschluß der Volksvertretung, resp. der Urversammlungen (§. 3).</p>
          <p>13) Einführung einer demokratischen Gemeinde- Kreis- und Bezirks-Ordnung mit freier Wahl der Gemeinde-, Kreis- und Bezirks-Vertreter und Beamten. Abschaffung aller Bevormundung durch die Staatsregierung.</p>
          <p>14) Einführung einer demokratischen Heerverfassung auf der Grundlage allgemeiner Volksbewaffnung und allgemeiner Waffenübung als Theil der allgemeinen Volkserziehung.</p>
          <p>15) Abschaffung aller Privilegien, daher: Unentgeldliche Aufhebung aller Feudallasten.</p>
          <p>16) Aufhebung des Patronats, der Steuerfreiheit und überhaupt aller Vorrechte der Ritter- und anderen Güter, wie Korporationen. (Folgt das denn nicht per se schon aus §. 15 ?)</p>
          <p>17) Allgemeine Besteuerung nach Verhältniß des Einkommens.</p>
          <p>18) Allgemeine wissenschaftliche und technische Volkserziehung auf Staatskosten.</p>
          <p>19) Beförderung der Assoziation der Arbeitskräfte durch Staatsmittel.</p>
          <p>Die beiden letzten §. §. sind der kaum sichtbare Nebelstreif am deutschen sich wieder nach dem Sirius bewegenden demokratischen Kometen.</p>
          <p>Das alles soll gefordert werden, und noch dazu von einem König. Prost Mahlzeit, Ihr Herrn! Der Zweck des sächsischen Kongresses wurde indessen gleichwohl verfehlt. Er betraf weniger die centraldeutsche Demokratie, welche die Großmuth hat, Magyaren, Slaven und Italiener nicht feindlich bekämpfen zu wollen, als das centraldeutsche, demokratische neuzustiftende Organ.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Kassel, 6. März.</head>
          <p>So eben wird das Resultat der am 1. d. Mts. stattgehabten Wahl eines Deputirten nach Frankfurt bekannt. Herr Henkel hat mit 23 Stimmen Majorität gegen den Candidaten der demokratischen Partei Dr. Kellner gesiegt und ist sofort nach Frankfurt abgereist. Das Verhältniß der abgegebenen Stimmen ist insofern interessant, als es einen großartigen Umschwung in der öffentlichen Meinung beurkundet. Während bei der ersten Wahl im vorigen Jahr der demokratische Candidat nur 55 Stimmen erhielt, bei der zweiten Dr. Kellner einer Majorität von 1200 Stimmen erlag, trug bei der letzten Wahl der Candidat des Spießbürgerthum's nicht mehr als eine Majorität von 23 ganzen Stimmen davon. Uebrigens soll die Wahl wegen einer grenzenlosen Menge von Umtrieben, Bestechungen, Unterschleifen, Fälschungen, etc. angegriffen werden.</p>
          <p>Das wird zwar materiell nicht viel nützen, da die Paulskirche ganz entzückt sein muß einen Mann zu erhalten; der &#x201E;die Oestreicher'n ausschmeißen will,&#x201C; aber es giebt doch Gelegenheit die Erbärmlichkeit unseres Kasseler Philisteriums so recht bei Licht zu betrachten.</p>
          <p>Die Stadt begeht heute das Gedächtniß der März- Errungenschaften (!!), welche sich die Hanauer Deputation heute vor einem Jahr hier abholte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_016" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Frankfurt, 5. März.</head>
          <p>Man spricht viel von einem Privatbriefe des Kaisers von Rußland an den König von Preußen, worin Ersterer erklären soll, der Eintritt eines preußischen Soldaten in Schleswig werde das Signal zum Einrücken von 200,000 Russen in Schlesien und Posen sein. Andere wollten wissen, die bezeichnete Eventualität sei das Ueberschreiten der jütländischen Grenze. Jedenfalls sammeln sich die Russen an der Ostgrenze Deutschlands, und dieses versäumt, sich in die günstige Stellung des Angreifenden zu setzen. &#x2012;</p>
          <p>Schmerling soll eine Note seiner Regierung erhalten haben, die sich mit dem Directorium, welches der großdeutsche Verfassungsentwurf aufstellt, einverstanden erklärt. Die Debatte über die Aufstellung der Reichstruppen in Baden förderte viele Einzelheiten über das Benehmen des badischen Ministeriums zu Tage. Dasselbe wurde so blos gestellt, daß zwei Mitglieder des Ministeriums, Bassermann und Gagern; seine Vertheidigung übernehmen mußten. Der Minister-Präsident erklärte, daß das Reichs-Ministerium gerne die Akten auf den Tisch des Hauses niederlegen würde, aber dies bei der Verschwiegenheit, die es <hi rendition="#g">andern</hi> (Ministerien) schuldig sei, nicht wohl könne &#x2012; wahrlich eine härtere Anklage gegen das Ministerium Bekk, als nur irgend von Seite der Opposition hätte geschleudert werden können. Durch Fröbel's Angaben stellte sich heraus, daß mancherlei Umtriebe unter den Flüchtlingen gemacht werden, um sie zu unüberlegten Handlungen zu reizen, und daß das Mährchen von Froebel's Reise, der die Handwerker in der ganzen Schweiz zu einem erneuten Aufstande aufgefordert haben sollte, eine reine Erfindung der Reaction war. Wahrscheinlich wurden auch die Nachrichten über diese rein erlogene Reise, welche in den Schweizerblättern sich fanden, auf reactionärem Boden geschmiedet. Herr von Neuwall, deutscher Legationsrath in der Schweiz, soll diese Erfindungen dem badischen Ministerium einberichtet haben. Hält man mit diesen Thatsachen die neuliche Aeußerung der Oberpostamts-Zeitung zusammen, die National-Versammlung bedürfe wieder einer Ermahnung, wie der vom 18. Septbr., so sieht man klar, wo man hinaussteuert. Das Bedürfniß nach einem Putsche oder einem <hi rendition="#g">isolirten</hi> Aufstande manifestirt sich überall. Man braucht nur die verschiedenen &#x201E;Galgenzeitungen&#x201C; (von der &#x201E;Augsburgerin&#x201C; bis zu dem Strolche an der Wupper hinab) nachzulesen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_017" type="jArticle">
          <head>Altona.</head>
          <p>Das Bureau der Landesversammlung wird morgen in Schleswig zusammentreten, um sich zu instruiren und danach zu entscheiden, ob die Versammlung wieder einzuberufen sei. &#x2012; Man erfährt, daß Lord Palmerston sich bei der dänischen Regierung sehr entschieden gegen eine Wiederaufnahme des Krieges erklärt und auf eine Verlängerung des Waffenstillstandes gedrungen hat, falls der Friede nicht bis dahin zu Stande käme.</p>
          <bibl>(A. M.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar241_018" type="jArticle">
          <head>Kopenhagen, den 2. März.</head>
          <p>Mehrere deutsche Zeitungen, hatten den Inhalt einer dänischen Note mitgetheilt, in welcher eine innige Allianz zwischen Dänemark und Deutschland als das natürliche bald eintretende Ergebniß einer friedlichen Erledigung des jetzigen Zwistes bezeichnet wurde. Flyveposten meinte schon gestern, diese Note sei wahrscheinlich eine deutsche Erfindung, um Dänemark die Sympathie Rußlands und Englands zu entfremden. Heute erklärt sich die Berlingsche Zeitung ermächtigt, zu erklären, daß eine derartige Note nicht existire.</p>
          <p>Die heutige Interpellation über eine Kirchenversammlung und die Stellung des Staates zur Kirche führte keinen Beschluß des Reichstags herbei.</p>
          <p>Der Reichstag hat die §§ 9 bis 19 des Grundgesetzentwurfs (darunter die Unverantwortlichkeit des Königs und die ministerielle Verantwortlichkeit) discutirt.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar241_019_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar241_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> In Mailand</head>
          <p>ist der Landesfriede so gesichert, daß Radetzki alle Kaffehäuser schließt. Die Stadt leidet fürchterlich.</p>
          <p>Nach Berichten aus <hi rendition="#b">Venedig</hi> vom 26. Februar hat General Pepe dem österreichischen Gubernium resp. Radetzki die Erklärung zugehen lassen: sechs und sechzig der angesehensten Radetzki'schen Kriegsgefangenen erschießen zu lassen, falls man die der Stadt Ferrara erpreßten Geldsummen nicht zurückzahle.</p>
          <p>Aus mehreren anderen italienischen Städten gehen uns Berichte über die Festlichkeiten zu, welche am 24. Febr. zu Ehren der Februar-Revolution stattfanden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 27. Febr.</head>
          <p>Gestern war unsere Stadt Zeuge eines großartigen Schauspiels. Guerrazzi, der den Sonderbundsgeneral Laugier ohne Schwertstreich in die Flucht jagte, kehrte am Mittag zurück und gab zu einem Volksjubel Veranlassung, mit dessen Beschreibung sich die heutigen Journale füllen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 26. Februar.</head>
          <p>Außer der Bildung eines Lagers bei Pistoja kündigt die Alba für heute die Publikation folgender neuen Dekrete an:</p>
          <p>1) Bildung eines neuen Linienregiments; 2) Bewilligung eines dreitägigen doppelten Soldes für die Soldaten, die der provisorischen Regierung treu gedient haben; 3) Auflösung der Militärkommission, da die Gefahr des Bürgerkriegs vorüber etc.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 1. März.</head>
          <p>Gioberti hat, in Antwort auf die ihn betreffende Rede Buffa's, einen Brief an die Journale geschrieben, worin er erklärt: allerdings könne Buffa nicht wissen, daß die Mehrzahl im Ministerium sich für die Intervention in Toskana ausgesprochen, dann Buffa sei damals auf einer speziellen Mission nach Genua abwesend gewesen. Trotzdem aber sei die Sache faktisch. Sein Plan (und keineswegs der Plan der &#x201E;Diplomaten&#x201C;, denn er, Gioberti, sei stolz darauf, zuerst daran gedacht zu haben) habe anfangs günstige Aufnahme im Ministerrath gefunden. Erst als man gesehen, daß die Kammer ihn nicht wolle, hätten die übrigen Minister ihre Meinung geändert. Wie könne man sonst nur glauben, er, Gioberti, habe allein über die Truppen verfügen, sie an die Grenze commandiren, ihnen Munition und Lebensmittel zureichen und die Chefs der Expedition bezeichnen können!</p>
          <p>Wir werden sehen, ob die Herren demokratischen Minister in Turin auf diesen Brief antworten können. Daß sie nicht viel besser sind als Gioberti, der sie zu ihren Posten berief, brauchen wir wohl nicht erst zu sagen.</p>
          <p>In <hi rendition="#g">Genua</hi> wird thätig an den Festungswerken gearbeitet. Man baut vorgeschobene Werke vor der Porta del Soccorso. Von Mentone werden Mörser und Bomben erwartet.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_024" type="jArticle">
          <head>Rom, 24. Febr.</head>
          <p>Unter diesem Datum enthält der Londoner &#x201E;Expreß&#x201C; Folgendes:</p>
          <p>In oder um Fondi sollten nach den neuesten Berichten an 17,000 neapolitanische Truppen versammelt sein. Filangieri, der neapolitanische Windischgrätz, wird jene Horden, unter denen 2 Schweizerregimenter, bei ihrem Einfall in die römische Republik befehligen. Sie hoffen, bald hübsche Quartiere in Rom zu beziehen, ich denke aber, daß die meisten von ihnen ihre Knochen in den pontinischen Sümpfen lassen werden. Garibaldi hält scharfe Wacht. Zwischen der Gränze und Rom stehen an 25,000 Mann römische Truppen von allen Waffengattungen. Der Stadtrath von Civita-Vecchia hat beschlossen, an den Hrn. Kardinal Lambruschini die 3000 Thlr. jährlich, die er bisher als Bischof jener Stadt bezog, nicht länger zu bezahlen. Lambruschini hat nur einmal in seiner Diözese residirt und dies war nach seiner Flucht aus Rom, als die Juliverschwörung, an der er so thätig mitgearbeitet, fehlgeschlagen war. Kapitain Cencelli, im römischen Dragonerregiment, und in Terracina an der Gränze stationirt, erhielt vom Kardinal Gizzi, der sich &#x201E;verantwortlicher Minister&#x201C; unterzeichnet, die Aufforderung, sich mit seiner Truppe nach Gaëta zu begeben. Es wurde ihm dafür Beförderung zum Obersten versprochen, ihm aber zugleich auch die schrecklichen Wirkungen der Exkommunikation zu Gemüthe geführt, falls er länger auf Seiten der Republik verharre. Kapitain Cencelli sandte den Brief an die provisorische Regierung in Rom und war weder den Versprechungen noch den geistlichen Drohungen zugänglich.</p>
          <p>&#x2012; Folgendes Manifest ist von der römischen Republik an alle Völker Italiens erlassen worden:</p>
          <p>&#x201E;Italiener! Das Gebiet der Republik hat einen neuen Einfall der kroatischen Horden zu erleiden gehabt. Ganz Italien muß diesen neuen Schimpf, den ihm ein unversöhnlicher Feind angethan, mitempfinden. Es handelt sich hier nicht um diese oder jene Regierungsform, eben so wenig um Transaktion oder Versöhnung. Es ist vielmehr eine Frage der Würde, eine Frage über Leben oder Tod. Es handelt sich für uns um Sein oder Nichtsein. Wir müssen wissen, ob wir uns endlich zu dem Range der übrigen Völker erheben, oder für alle Zeit jämmerlich am Boden hingestreckt bleiben wollen, gleich einer Heerde von Heloten. Piemontesen! Ihr habt Euch auf den Feldern der Lombardei gegen den nämlichen Feind gemessen, der uns heute wieder unter die Füße treten will. Genueser! Ihr bewahrt noch immer das heilige Feuer der Freiheit, das jener Oestreicher zu ersticken sucht. Neapolitaner, Toskaner, Sizilier, Venetianer, Lombarden! Ihr Alle verabscheut gleich tief jene Horden von Sklaven, die Europa mit Trauer erfüllen und die die Harmonie der Civilisation und der Völker stören. Erhebt Euch denn in Masse gleich uns, um jene Geißel weit aus Italien hinaus zu werfen. Erhebt Euch, nicht um der Stimme einer Regierung, sondern um dem heiligen Rufe Italiens zu gehorchen. Italiener! erneuern wir die Großthaten unsrer Vorfahren; laßt uns aufs Neue den Baum der Freiheit pflanzen. Völker Italiens! Die Republik ruft Euch alle auf. Möge auch nicht ein einziges der unvergänglichen Stimme des gemeinsamen Vaterlandes sein Ohr verschließen!&#x201C;</p>
          <p>In der Konstituante wird heute über die Repressalien verhandelt, welche an den Unterthanen Oestreichs und ihrem Vermögen geübt werden sollen, um die olmützer Standrechts-Regierung zur Herausgabe der aus Ferrara fortgeschleppten Geißeln und Gelder zu zwingen. Der engl. Konsul hat einen außerordentlichen Kourier an Admiral Parker abgehen lassen, damit letzterer sobald als möglich Verstärkung nach Civita Becchia sende.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Neapel, 24. Februar.</head>
          <p>Unter diesem Datum bringt der Londoner &#x201E;Expreß&#x201C; folgende Nachrichten über die ministeriellen Verwickelungen: Die Deputirten hatten die direkten Steuern nur für 2 Monate, die indirekten blos bis zum 31. März bewilligt. Die Pairs, obwohl sie in Geldfragen keine Initiative besitzen, dehnten die Frist für die direkten Steuern auf 4 Monate, für die indirekten bis zur Bewilligung des Büdgets aus. Hierüber Sturm bei den Deputirten. Der Finanzminister Ruggieri wurde gefragt, wie er noch sein Amt behalten könne, nachdem die Deputirten ihm ihr Mißtrauen erklärt und die Pairs ihn nicht unterstützt hätten? Als er antworten wollte, wurde er von der Tribüne herabgepfiffen. Die Kammer beschloß eine Konferenz mit den Pairs, welche sofort stattfinden wird,</p>
          <p>Der Abg. <hi rendition="#g">Pepe</hi> hat nach einer glänzenden Rede, in der er den Despotismus der Intendanten in den Provinzen schilderte, den Antrag auf Unabhängigmachung der Gemeinde- und Provinzialverwaltung von der Centralregierung auf Gemeinde- und Provinzialvertretung und Wahl der Gemeinde-Beamten durch das Volk gestellt. Der Antrag wurde mit rauschendem Beifall entgegengenommen.</p>
          <p>Wenn die Minister im Amt bleiben, so wollen eine Menge liberaler Abgeordneter aus der Kammer treten. Im Ministerrath sollen 5 Minister für Auflösung der Kammer, 3 für Rücktritt der Minister gesprochen haben.</p>
          <p>Die sizilische Vermittlung scheitert bis jetzt an Ferdinands hartnäckigem Verlangen, die Citadelle von Palermo mit neapolitanischen Truppen zu besetzen, was die franz. und engl. Repräsentanten nicht zugeben wollen.</p>
          <p>Die Soldateska in Neapel fährt fort, die größten Brutalitäten zu begehn. Der Kutscher des Generals Statella erhielt von einem Unteroffizier, der dem Wagen nicht ausweichen wollte, einen Säbelhieb ins Bein; Statella sprang aus dem Wagen und arretirte den Kriegsknecht eigenhändig. Noch eine Menge derartiger Heldenthaten werden erzählt.</p>
          <p>Die Times dagegen versichert, daß die Unterhandlungen wegen Sizilien so gut wie abgeschlossen sind und gibt folgende Details:</p>
          <p>Die Souveränetät des Königs über Sizilien ist vollständig anerkannt. Sizilien hat eine eigne Regierung, die Konstitution von 1812, modifizirt nach der neapolitanischen; ein bestimmter Theil der sizilianischen Einkünfte geht nach Neapel für Unterhalt der Armee und des diplomatischen Corps; der König hat das Recht, die Insel mit neapolitanischen Truppen zu besetzen.</p>
          <p>Mit diesem Ultimatum sollen die Admiräle nach Palermo gehn und seine Annahme empfehlen. Wird es nicht angenommen, so ziehn sie sich mit ihren Flotten zurück (worauf Filangieri bestand, damit kein Insurgent entkomme) und überlassen beide Parteien sich selbst.</p>
          <p>Die Palermitaner Regierung hat zwei englische große Dampfschiffe gekauft, die in Malta ausgerüstet, mit engl. Offizieren und Matrosen bemannt sind. Hierdurch ist ihre Dampfflotte der neapolitanischen entschieden überlegen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar241_026" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 5. März.</head>
          <p>Das so viel besprochene Bankett der Unteroffiziere aller Regimenter, die in Paris anwesend sind, hat wirklich stattgefunden; der Moniteur, wie alle andern reaktionären Journale, können es nicht länger verheimlichen. Wie hieß es anfangs? Das Bankett der Unteroffiziere zur Feier der Februar-Revolution bestand außer den obligaten Gästen aus zwei längst verabschiedeten Unteroffizieren, die ihre alte Uniform wieder hervorgeholt haben. Faucher und Barrot, die seit einiger Zeit das französische Intelligenzblatt, &#x201E;den Moniteur&#x201C;, zur offiziellen Polemik gebrauchen, hatten offenbar diesen Artikel geschrieben, um den Glauben rege zu machen, daß die Februar-Revolution keine große Sympathien in der Armee gefunden. Dieler miserable Plan scheiterte aber vollends. Von allen Seiten laufen Briefe von Unteroffizieren ein, die energisch gegen den Artikel im Moniteur protestiren. Im Artikel des Moniteur hieß es unter Andern: &#x201E;Wenn je ein Bankett von Unteroffizieren stattgefunden habe, so seien diese Unteroffiziere nichts anders als verkleidete Sozialisten.&#x201C; Die beiden Volksrepräsentanten <hi rendition="#g">Joly</hi> und <hi rendition="#g">Olivier,</hi> die ebenfalls dem Bankett beiwohnten, verhöhnen den Moniteur über diese Mystifikation, deren Opfer gerade Barrot und Faucher sind. Auch kommen die andern reaktionären Journale von ihrer anfänglichen Aussage zurück, und geben zu, daß zu ihrem größten Leidwesen die &#x201E;sozialistische Idee&#x201C; ins Heer gedrungen sei; aber sie schreiben dieses der &#x201E;gelockerten Disziplin&#x201C; zu. Wie es übrigens mit der Armee steht, geht daraus hervor, daß man in Bourges zur Aufrechthaltung der Ordnung und zur Bewachung der Gefangenen kein anderes Regiment zu schicken wagte, als das 14. Infanterie-Regiment, das heißt dasjenige, welches am 22. Februar vor dem Hotel des Herrn Guizot aufgepflanzt stand und das zuerst auf's Volk gefeuert hatte.</p>
          <p>Die vorige Revolution eröffnete sich mit parlamentarischen Banketts: die jetzige Revolution eröffnet sich mit militärischen Banketts, welche für die Zukunft ganz andere Aussichten darbieten, als die frühern.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_027" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 6. März.</head>
          <p>Letzten Samstag erscholl auf der Tribüne ein überaus inhalt- und folgenschweres Wort. Der seinen exploitirten Proletariern gar wohl bekannte schurkische Tuchfabrikant und millionenreiche Bourgeois B. Grandin stürzte keuchend auf die Redebühne und heulte: &#x201E;Wenn nicht schleunigst alle Klubs und Bankette in ganz Frankreich geschlossen werden, kann der Wohlstand und Handel nicht wiederkehren; die Misere, die durch die echt republikanische Anarchie (lies: Lamartinische Pinselei und Blutscheu) erzeugt worden, ist so groß, daß die Leute vor meinen Augen in der Normandie <hi rendition="#g">mehrmals Gras gegessen</hi> haben.&#x201C; &#x2012; Also da haben wir's: ein &#x201E;Bourgeois der höhern Region&#x201C;, ein Spießgeselle der Bank, ein Eisenbahnmann frißt <hi rendition="#g">faulenzend Kuchen und Braten,</hi> während seine abgehetzten Arbeiter <hi rendition="#g">Gras essen,</hi> und das hält diese reiche Kanaille für Schuld der Republik? Das Volksgericht wird schauerlich werden. Das Blousenvolk wird das jus talionis im Größten wie im Kleinsten üben: &#x201E;Absetzung sämmtlicher 85,000 Beamten erster und zweiter Klasse ist eine Maßregel, die in den ersten zwölf Stunden, von Lille bis Bayonne, von Brest bis Grenoble vollzogen werden wird&#x201C;, sagte ein Klubchef in Lyon neulich unter ungeheurem Jubel. &#x201E;Kein Wunder, daß Gott die russische Bestie Nikolaus noch nicht hat vergiften, oder niederschießen, oder in einem seiner häufigen Wuthanfälle ersticken lassen: ihn hat Gott ohne Zweifel zum warnenden Exempel einer baldigen Volksjustiz aufgespart. Ich wünsche, daß, wenn in dem nächstens losgehenden europäischen Kriege der russische Kaiser oder <hi rendition="#g">irgend ein Mitglied dieser Familie</hi> gefangen wird, wir an ihm die Strafe <hi rendition="#g">des zu Tode Peitschens</hi>, die er so sehr liebt, vollziehen lassen&#x201C;, schloß ein Andrer unter Bravo's daselbst. Wogegen die Mole'sche &#x201E;Assemblee Nationale&#x201C;, zu der Nikolaus freilich Gelder hergiebt, heute versichert: &#x201E;Der Kaiser hat ungemein viel Rechtlichkeit, Biederkeit, und so zu sagen etwas ursprüngliches, ritterliches (primitif et chevaleresque) &#x2026; Das ist aber sicher, sein tapferes Heer wird nicht leicht aus Siebenbürgen wieder abziehen; das Magyarenland wird bald <hi rendition="#g">beruhigt</hi> sein, und während russische Garnison es im Zügel hält, wird Oestreich sich weiter nicht zu geniren brauchen und seine Soldaten nach Italien's Rebellenländern schleudern können; Palmerston ist ein zweiter Bastide was den Einfluß betrifft (sehr schmeichelhaft!) und ist ohnedem seit kurzem total konservativ. Leider ist unser Frankreich durch die Republik so tief herabgedrückt, daß Europa's Großmächte weder unsre Verheißungen noch unsre Drohungen achten.&#x201C; Neulich rief dies lehrreiche Blatt: &#x201E;Endlich also ist der Bund der zwei militärischen Hauptmächte, der Oestreicher und Russen, besiegelt. Europa kann aufathmen und der Herstellung der guten Ordnung entgegenschauen. Und wie sie sich freuen, diese russischen Krieger, gen Westen, gen Süden zu ziehen, nach Adria's Golfe, wie einst unter Suwarow, in das schöne Hesperia! Nichts kann ihnen den Weg sperren &#x2026; &#x201C; &#x2012; La Reforme begnügt sich zu erwidern: &#x201E;Die Königthümler bleiben ewig dieselben; jetzt lecken sie dem Nikolaus die Sporenstiefeln wie einst seinen Vorgängern Alexander und Paul; jetzt wollen sie wieder die Thore unsres Landes öffnen, die Wilden vom Ural und die Sklavenzüchter von der Newa nach Paris holen, und uns Demagogen unter die Erde kartätschen lassen. Aber sachte, sachte &#x2026; ihr Herren Legitimisten und Orleanisten, ihr Herren Gemäßigten, ihr Herren Ordnungswüthriche: denkt an 1793.&#x201C;</p>
          <p>Der Präsident Bonaparte hat sich schon wieder blamirt: in sehr &#x201E;rebenbekränzter Stimmung&#x201C; wollte er Jemanden das Ehrenkreuz anheften, und statt dessen lief er auf ihn zu und drückte es ihm leis schmunzelnd in die Hand, wie ein Trinkgeld; vorige Woche sollte er dem päbstlichen Nuntius auf dessen Rede entgegnen; der Weltweise Brutus-Barrot stand dicht hinter dem Präsidenten und flüsterte ihm eine Antwort vor, aber Bachus hinderte auch diesmal, und Bonaparte brachte nach einer erklecklichen Pause, in der die Gäste nur das knurrende hustende Ohrenflüstern des Brutus (er kann bekanntlich nicht leise sprechen ohne zu husten) hörten, endlich nur die geistreichen drei Sätze hervor: Très bien &#x2012; merci &#x2012; fort bien (sehr gut, ich danke, ganz gut).</p>
        </div>
        <div xml:id="ar241_028" type="jArticle">
          <head>Paris, 6. März.</head>
          <p>Im Moniteur steht trotz seiner fünf Bogen absolut nichts.</p>
          <p>&#x2012; Die beiden römischen Gesandten haben sich nun endlich die Flügelthüren des Elysee-Bourbon geöffnet. Drouyn de Lhuys wohnte in seiner Eigenschaft als Minister des Aeußern, der Empfangsaudienz bei. Er sprach sich (versichert die Ledru Rollin'sche &#x201E;Revolution&#x201C;, der wir diese Notiz entnehmen) ziemlich lang und breit über die Nothwendigkeit des weltlichen Glanzes des Pabstthums für die Christenheit aus, und ließ eine Allianz mit anderen Mächten zur Wiederherstellung und zum Schutze des Pabstes gegen eine Faktion ziemlich klar durchblicken. Die beiden Gesandten zogen sich zurück, nachdem sie im Namen ihrer Mitbürger und Landsleute protestirt hatten. Einer derselben begibt sich nach Rom, um der Constituante zu versichern, daß sie auf die Hülfe der amtlichen französischen Republik nicht rechnen dürfe.</p>
          <p>&#x2012; Im Ministerium des Innern (sagt Siècle) ist eine telegraphische Depesche eingelaufen, welche einen Einfall der Oestreicher in toskanisches Gebiet meldet.</p>
          <p>&#x2012; Louis Blanc und Caussidière erlassen heute in den demokratischen Journalen die von London d. 3. März datirte Erklärung: daß sie sich nicht vor den sogenannten Nationalgerichtshof in Bourges stellen werden. Wäre der Prozeß vor die ordentliche Jury gewiesen worden, so würden sie, ihrem Ehrenworte gemäß, vor den Gerichtsschranken erscheinen. Einem im September dekretirten &#x201E;<hi rendition="#g">Nationalgerichtshof</hi>&#x201C; ein im Mai geschehenes Faktum unterzuordnen, sei rechtswidrig. Auch von den übrigen Contumazirten scheinen nicht Viele Lust zu haben, den Weg nach Bourges zu machen. Bisher hat sich nur Villain in der Conciergerie gestellt, von wo er heute nach Bourges geschickt werden soll. Unter den bogenlangen Details, mit denen sich die Blätter füllen, verdient die innige Hingebung besonders hervorgehoben zu werden, mit der die Frauen des General Courtais und des Chemikers Daniel Borme die Gefangenschaft ihrer Gatten theilen. Auch ein Zug Sobrier's verdient Erwähnung. Als dieser gefürchtete Motagnards-Corps-Chef den menagerieähnlichen Zellenwagen bestieg, sagte er zu dem wachthabenden Polizeibeamten mit verbissenem Humor: &#x201E;Wann ich Polizeipräfekt sein werde, soll ein Anderer an meinen Platz in diesen Käfig steigen.&#x201C; Der Sohn des Kampferdoktors Raspail protestirt übrigens gegen die Aechtheit der von den Blättern in Bezug auf seinen Vater mitgetheilten Details. Diese Details, die wir hier geben, sind der Gazette des Tribuneaux entnommen. Bourges selbst soll einem Wallenstein'schen Kriegslager gleichen. Die &#x201E;Reforme&#x201C; hofft von dem Aufsehen, das dieser Prozeß macht, daß er das seit dem 10. Dec. etwas erloschene revolutionäre Feuer der Franzosen wieder anfache.</p>
          <p>&#x2012; Diejenigen Studenten und sonstigen Bürger, welche dem berüchtigten Bankett an der Barriere Du Maine beiwohnten, veröffentlichen heute eine sogenannte Species Fakti, wodurch sich herausstellt, daß sich die Polizeidiener auf das Pöbelhafteste betrugen und wild dreinhieben. Bemerken müssen wir zum Lobe der bonapartischen Polizei, daß sie jetzt wieder ihr wahres Gewand, den berüchtigten Stadtsergenten, angezogen hat. Die Caussidiereschen Tyroliens sind verschwunden oder dem Verschwinden nahe. Sie erhalten ein Taschengeld von 200 Franken und können entweder zu den Kartoffelfeldern Algeriens wandern oder zu ihrem alten Handwerke zurückkehren. Sic transit gloria! Zum Unterschiede von den monarchischen Zeiten tragen die Sergenten den Hut nicht mehr querüber, sondern schief &#x2012; fegerhaft schief. Alles steht schief in der Republik honnête et moderée! Die Carliersche Ordonnanz befiehlt den Hut eigentlich geradeaus wie bei einem preußischen Garde-Offizier; aber die Sergenten beweisen sich hartköpfig und tragen die Hüte flott und schief.</p>
          <p>&#x2012; De Langrenée kehrt, hört man nach Brüssel zurück, wo sich auch Hr. v. Collerodo wieder einfinden dürfte, nachdem er in London sich vergebens anstrengte, dem Fuchs Palmerston die Würmer aus der Nase zu ziehen. Wie es scheint, hat ihm Se. Lordschaft erklärt, daß ihm der engl. Bevollmächtigte in Brüssel den nöthigen Bescheid ertheilen werde.</p>
          <p>&#x2012; In Lyon nahmen die Arbeiter einen Provokateur gefangen, der im Auftrage der geheimen Polizei Mordbrenner-Reden hielt und rothe Mützen austheilte. Der Kerl wurde entlarvt und ihm in das Gesicht gespieen.</p>
          <p>&#x2012; Die Pariser Clubs sind doch noch nicht todt. Heute Abend wird der Acacias-Club wieder geöffnet. An der Tagesordnung ist die Frage: &#x201E;Von den durch die Februar-Revolution erworbenen Rechten und den Hindernissen, die man ihrer Ausübung entgegenstellt.&#x201C; In einem anderen Club kommen die Cremieurxschen schrecklich seichten Erläuterungsgründe des Ausschußberichts über <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref>                   <ref type="link">Hierzu eine Beilage.</ref>                </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1333/0003] Ew. Majestät Regierung zu einem segensreichen Erfolge ihrer Anstrengungen bedarf, vermehren zu helfen. In der Versicherung der ungestörten freundschaftlichen Beziehungen Ew. Majestät Regierung zu den auswärtigen Staaten begrüßen wir mit Freuden eine Bürgschaft der Erhaltung des Europäischen Friedens. In diesen Beziehungen werden sich, wie wir hoffen, auch jetzt noch die Mittel finden, nachdem von der Krone Dänemark der zwischen ihr und der provisorischen Centralgewalt Deutschlands geschlossene Waffenstillstand unerwartet aufgekündigt worden, die daraus drohenden Irrungen ohne Nachtheil für die Ehre und die Interessen Deutschlands zu schlichten. Die Trauer, welche über das Königliche Haus durch den Verlust eines in der Blüthe der Jahre hingeschiedenen Prinzen verhängt worden, wird von dem ganzen Volke der Hauptstadt wie der Provinzen innigst getheilt. Möge der Ruhm der Tapferkeit, den selbst das Ausland dem Hingeschiedenen zollte, und das Andenken seiner ausgezeichneten Eigenschaften zur Linderung aller durch diesen Verlust geschlagenen Wunden beitragen. Der Gedanke, auf den Grund der neuen Verfassung zum ersten Male als Mitglieder der ersten Kammer unsere Worte an Ew. Majestät zu richten, erhöht das Bewußtsein der mit dieser Stellung verbundenen Pflichten. Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die wahre Freiheit nur unter der Herrschaft der Gesetze, die Entwicklung des öffentlichen Lebens nur durch die Mäßigung und Eintracht der verfassungsmäßigen Gewalten gedeihen kann, werden wir eben so gewissenhaft die Rechte der Krone achten und schützen, als über die Rechte des Volkes wachen; und hierin, so wie in der Sorgfalt für die öffentliche Wohlfahrt nach allen Richtungen hin mit der zweiten Kammer wetteifernd, durch weise Gesetze, insbesondere zur Förderung einer kräftigen Rechtspflege und volksthümlichen Verwaltung, unseren Staat mit Gottes Beistand der Blüthe und dem Genuß der Freiheiten entgegenzuführen suchen, wozu ihm die geistige Bildung seiner Bewohner, die verliehene Verfassung und der erhabene Sinn seines Königs die Aussicht eröffnet und verbürgt. Berlin, den 5 März 1849 Die Adreßkommission. v. Auerswald. Bergmann. Graf Heldorff. Itzenplitz. v. Katte. v. Keltsch. Kupfer. Leue. Rosenkranz. Simons. Walter, Referent. * Wien, 4. März. Die Verurtheilungen und Erschießungen dauern fort. Rumsauer, Schmid, wird zu 3 monatlichem Stockhaus-Arrest verurtheilt, weil er in Gegenwart mehrerer Personen „unzukömmliche und aufwiegelnde Redensarten“ geführt haben soll. Andrerseits wird Schneider, 42 J. alt, Seidenzeugmacher, zu 8 monatlicher Gefängnißstrafe in Eisen verurtheilt, aus gleichem Grunde. Hierauf kommt Merlitschek, 28. J. alt, Handlungsbuchhalter, wegen Theilnahme an den Oktober-Ereignissen zu 7jährigem schwerem Kerker (auf 5jährigen begnadigt!). Ferner: Wilhelm Ehrlich, 30 J. alt, Schriftsteller, seit April 1848 Redakteur des „Oestreichischen Landboten,“ wird wegen der darin (vor dem Oktober) geschriebenen oder aufgenommenen Artikel, durch die er Se. (blödsinnige) Majestät Ferdinand „unverschämt zu entstellen und zu profaniren (!) gewagt,“ zu 12jährigem schweren Kerker; weiter: Roggenhofer, befugter Gürtler, wegen Waffenverheimlichung standrechtlich zum Strange, dann auf Welden's Veranlassung kriegsrechtlich zu 2jähriger Schanzarbeit in Eisen verurtheilt und schließlich von Welden vollständig begnadigt und endlich Bankal wegen der Oktober-Ereignissen ab instantia freigesprochen. Der Superintendent in Raab, Mathäus Haubner, ist wegen eines von ihm verfaßten Hirtenbriefes, worin er zur Unterstützung der Rebellenregierung auffordert, zu 6jährigem Festungsarrest verurtheilt worden. Die im Reichstage vertretenen Länder sind nach dem Entwurfe des Constitutionsausschusses in 14 Provinzen getheilt, die von Osten angefangend, folgende sind: Die Bukowina (1 Kreis), Galizien (10 Kreise), Schlesien, (1 Kreis), Mähren, Böhmen, (9 Kreise, darunter 3 deutsche), Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, (4 Kreise), Steiermark, (2 Kreise, ein slawischer und ein deutscher), Kärnten, Krain (je ein Kreis), Küstenland (1 Kreis) und Dalmatien (1 Kreis). Geschäftsbriefe aus Pesth melden daß die Kossuth'schen Banknoten in diesem Augenblick dort höher stehen, als die Kaiserlichen. Die Militärpatrouillen (unter ihnen die Kroaten und Sereschaner) sind von wandernden auf lagernde ausgedehnt worden, indem einzelne Soldaten häufig an den Glacishecken lagern, um verdächtige Vorübergehende ein Interrogatorium bestehen zu lassen, was übrigens nach 10 Uhr Nachts auch ganz Unverdächtigen widerfährt, welche dann nach Umständen bis nach ihrer Wohnung begleitet werden. Der frühere Gesandte in Athen, Prokesch v. Osten ist zum Gesandten in Berlin ernannt worden und wird in Kurzem dahin abgehen. Olmütz, 3. März. Ehevorgestern haben wir bereits gemeldet, daß auf der Prerauer Eisenbahn-Station ein Transport von 20,000 Gewehren, für die ungarischen Rebellen bestimmt, aufgefangen wurde. Diese Gewehre, sammt 800,000 Kapseln sind gestern hier angelangt, und von dem Festungs-Kommando in Empfang genommen worden. Der Jude, der den Transport begleitete, ist spurlos verschwunden. (Olm. Bl.) Dresden, 5. März. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer antwortet Staatsminister v. Buttlar auf die Tzschirner'sche Interpellation bezüglich der Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg: Noch im Laufe dieses Monats würden zwei Bataillone zurückkehren; wann die übrigen, dies hänge von der Centralgewalt ab. Vicepr. Tzschirner ist durch die Antwort des Ministers nicht befriedigt. In Betreff der Centralgewalt möge die Regierung doch ja in dieser Hinsicht energisch auftreten und, wie schon in der Kammer darauf hingewiesen worden sei, sich nicht einer sclavischen Unterwerfung gegen dieselbe hingeben. v. Buttlar bemerkt noch, bei der Armee bestehe allerdings ein Befehl, daß kein Soldat einen republikanischen Verein besuchen dürfe. Vicepr. Tschirner: Er habe noch einer Nachlassenschaft vom vorigen Ministerium zu gedenken. Es sei das die Erklärung des sächsischen Bevollmächtigten, welche derselbe bei der Centralgewalt über das Verfassungswerk abgegeben. Namentlich betreffe diese die §§ 3 und 8. Die sächsische Regierung habe sich nämlich dahin ausgelassen, daß sie für das Staatenhaus einen Census von 50 Thlr. (links Gelächter) für zweckmäßig und die Beibehaltung des absoluten Veto für nöthig erachte. Man habe also auf die Ansichten der Kammern gar keine Rücksicht genommen. Sage man auch, es handle sich vorläufig nur um eine Verständigung, so würde die Kammer doch später nach der zweiten Lesung zu dem fait accompli „Ja“ sagen müssen. Er erwarte, daß die jetzige Regierung solche Grundsätze, die ein Verrath an der Freiheit seien, nicht billigen werde, und frage daher an: „ob die Staatsregierung bereits Verfügung an ihren Bevollmächtigten erlassen habe, daß diese Grundsätze zurückgenommen werden?“ Die Kammer geht nun zur Tagesordnung über. Abg. Helbig begründet seinen Antrag auf suspensives Veto. Nach dem, was man eben vernommen, dürfe man sich wohl keiner großen Hoffnung hingeben. Jenes Veto stehe übrigens dem demokratischen Prinzip entgegen und vertrage sich nicht mit der jetzigen Zeit. Zu dieser Ueberzeugung sei auch das Ministerium in Altenburg gekommen, es habe erkannt, daß in der Gesetzgebung der Wille und das Bedürfniß des Volks Motive sein müßten. Das absolute Veto sei dem demokratischen Prinzip gegenüber rein unmöglich, beide ständen sich gegenüber wie Feuer und Wasser. Sein Antrag sei also durch die Verhältnisse begründet. Es wird dieser Antrag dem vierten Ausschuß überwiesen. 213 Leipzig, 6. März. Auf dem am 4. in Halle abgehaltenen demokratischen Kreiskongresse wurde endlich nach langen pour parlers das deutsche demokratische Siegel auf folgende kühne Prinzipien gedrückt: 1) Alle Nationen sind gleichberechtigt, ihre Angelegenheiten selbstständig zu ordnen. (eheu! Die Sonne ist berechtigt zu scheinen!) 2) Unterdrückung, theilweise oder gänzliche Regierung einer Nation durch eine andere ist eine gewaltsame Verletzung der Grundsätze der Demokratie. (Was deutsches Hirn nicht für Mirakel erfindet!) 3) Alle Nationen sind solidarisch verbunden im Kampfe gegen die Feinde der Demokratie. 4) Die Demokraten einer Nation haben die Pflicht, die demokratischen Bestrebungen aller andern Nationen, wo es möglich ist (das deutsche sine qua non), zu unterstützen, wo nicht, diesen Bestrebungen wenigstens nicht feindlich entgegenzutreten. (Ist's möglich, ihr stellt euch also wirklich über Nikolaus?) 5) Die Bestrebungen der Italiener, der magyarischen und slavischen Völker, welche unter deutscher Herrschaft stehen (!!!), sich dieser zu entledigen, sind daher gerechtfertigt und haben einen begründeten Anspruch auf Unterstützung durch die deutschen Demokraten. (Das Kolossale liegt darin, diese Bornirtheit gerade jetzt Angesichts der genannten kämpfenden Völker laut kund zu geben.) 6. Wer eine fremde Nation wider ihren Willen an Deutschland fesseln will, ist ein Feind der Demokratie. (Selbst Buridan's Esel möchte kaum im Stande sein, logischere Schlüsse aufzustellen, ihre Aufstellung für nothwendig zu erachten!) Nachdem der zweite Kongreß der sächsischen Demokraten, an welchem auch die Herren Ruge, Schramm, Hexamer u. s. w. Theil nahmen, ohne alle Gefahr vor Windischgrätz-Radetzky, obige Kraftaxiome ausgesprochen hatte, beschloß er noch folgendes: 1) Alle Gewalt liegt im Volke und ist untrennbar von ihm. 2) Das Volk übt seine gesetzgebende Gewalt aus, a) in den Versammlungen der Gemeinden, b) durch seine Vertreter der Gemeinden, Kreise, Bezirke und des Staats. 3) Die Verfassung und alle dazu gehörigen Gesetze werden, nachdem sie von den Volksvertretern berathen sind, den Urversammlungen der Gemeinden und des ganzen Landes mit vorgängiger Diskussion zur Annahme oder Verwerfung überwiesen. Endlich beschloß der Kongreß zu fordern: (von wem? In seiner todesmuthigen kriegerischen Königsstimmung hätte er beschließen sollen, zu nehmen.) 4) Direkte Urwahlen ohne Census mit Zurücknehmbarkeit der Mandate. 5) Jährlich zu erneuernde Wahlen. (Dann ist die Zurücknehmbarkeit doch wohl Unsinn?) 6) Eine Kammer der Volksvertreter. 7) Suspensives Veto des Königs (!!!! Der demokratische (?) Kongreß oktroyirt sich einen König !!? Es ist zentraldeutschgöttlichdumm!) 8) Das Abtreten der Minister vor der Majorität der Volksvertreter, und durchgreifende und wirksame Verantwortlichkeit aller Beamten. 9) Direkte allgemeine Urwahl der Geschwornen und der öffentlichen Lehrer und Richter unter denjenigen, welche ihre wissenschaftliche Befähigung gesetzlich (!!!?) nachgewiesen haben. 10) Vollständige Verwirklichung der deutschen Grundrechte als Minimum der Volksrechte, und Unantastbarkeit derselben durch Belagerungszustände und andere Ausnahmsmaßregeln. 11) Unbedingtes Recht der Volksvertretung, den gesammten Steuerbedarf des Staats zu bewilligen oder zu verweigern. 12) Kein Gesetz erhält Rechtskraft als durch Beschluß der Volksvertretung, resp. der Urversammlungen (§. 3). 13) Einführung einer demokratischen Gemeinde- Kreis- und Bezirks-Ordnung mit freier Wahl der Gemeinde-, Kreis- und Bezirks-Vertreter und Beamten. Abschaffung aller Bevormundung durch die Staatsregierung. 14) Einführung einer demokratischen Heerverfassung auf der Grundlage allgemeiner Volksbewaffnung und allgemeiner Waffenübung als Theil der allgemeinen Volkserziehung. 15) Abschaffung aller Privilegien, daher: Unentgeldliche Aufhebung aller Feudallasten. 16) Aufhebung des Patronats, der Steuerfreiheit und überhaupt aller Vorrechte der Ritter- und anderen Güter, wie Korporationen. (Folgt das denn nicht per se schon aus §. 15 ?) 17) Allgemeine Besteuerung nach Verhältniß des Einkommens. 18) Allgemeine wissenschaftliche und technische Volkserziehung auf Staatskosten. 19) Beförderung der Assoziation der Arbeitskräfte durch Staatsmittel. Die beiden letzten §. §. sind der kaum sichtbare Nebelstreif am deutschen sich wieder nach dem Sirius bewegenden demokratischen Kometen. Das alles soll gefordert werden, und noch dazu von einem König. Prost Mahlzeit, Ihr Herrn! Der Zweck des sächsischen Kongresses wurde indessen gleichwohl verfehlt. Er betraf weniger die centraldeutsche Demokratie, welche die Großmuth hat, Magyaren, Slaven und Italiener nicht feindlich bekämpfen zu wollen, als das centraldeutsche, demokratische neuzustiftende Organ. 15 Kassel, 6. März. So eben wird das Resultat der am 1. d. Mts. stattgehabten Wahl eines Deputirten nach Frankfurt bekannt. Herr Henkel hat mit 23 Stimmen Majorität gegen den Candidaten der demokratischen Partei Dr. Kellner gesiegt und ist sofort nach Frankfurt abgereist. Das Verhältniß der abgegebenen Stimmen ist insofern interessant, als es einen großartigen Umschwung in der öffentlichen Meinung beurkundet. Während bei der ersten Wahl im vorigen Jahr der demokratische Candidat nur 55 Stimmen erhielt, bei der zweiten Dr. Kellner einer Majorität von 1200 Stimmen erlag, trug bei der letzten Wahl der Candidat des Spießbürgerthum's nicht mehr als eine Majorität von 23 ganzen Stimmen davon. Uebrigens soll die Wahl wegen einer grenzenlosen Menge von Umtrieben, Bestechungen, Unterschleifen, Fälschungen, etc. angegriffen werden. Das wird zwar materiell nicht viel nützen, da die Paulskirche ganz entzückt sein muß einen Mann zu erhalten; der „die Oestreicher'n ausschmeißen will,“ aber es giebt doch Gelegenheit die Erbärmlichkeit unseres Kasseler Philisteriums so recht bei Licht zu betrachten. Die Stadt begeht heute das Gedächtniß der März- Errungenschaften (!!), welche sich die Hanauer Deputation heute vor einem Jahr hier abholte. X Frankfurt, 5. März. Man spricht viel von einem Privatbriefe des Kaisers von Rußland an den König von Preußen, worin Ersterer erklären soll, der Eintritt eines preußischen Soldaten in Schleswig werde das Signal zum Einrücken von 200,000 Russen in Schlesien und Posen sein. Andere wollten wissen, die bezeichnete Eventualität sei das Ueberschreiten der jütländischen Grenze. Jedenfalls sammeln sich die Russen an der Ostgrenze Deutschlands, und dieses versäumt, sich in die günstige Stellung des Angreifenden zu setzen. ‒ Schmerling soll eine Note seiner Regierung erhalten haben, die sich mit dem Directorium, welches der großdeutsche Verfassungsentwurf aufstellt, einverstanden erklärt. Die Debatte über die Aufstellung der Reichstruppen in Baden förderte viele Einzelheiten über das Benehmen des badischen Ministeriums zu Tage. Dasselbe wurde so blos gestellt, daß zwei Mitglieder des Ministeriums, Bassermann und Gagern; seine Vertheidigung übernehmen mußten. Der Minister-Präsident erklärte, daß das Reichs-Ministerium gerne die Akten auf den Tisch des Hauses niederlegen würde, aber dies bei der Verschwiegenheit, die es andern (Ministerien) schuldig sei, nicht wohl könne ‒ wahrlich eine härtere Anklage gegen das Ministerium Bekk, als nur irgend von Seite der Opposition hätte geschleudert werden können. Durch Fröbel's Angaben stellte sich heraus, daß mancherlei Umtriebe unter den Flüchtlingen gemacht werden, um sie zu unüberlegten Handlungen zu reizen, und daß das Mährchen von Froebel's Reise, der die Handwerker in der ganzen Schweiz zu einem erneuten Aufstande aufgefordert haben sollte, eine reine Erfindung der Reaction war. Wahrscheinlich wurden auch die Nachrichten über diese rein erlogene Reise, welche in den Schweizerblättern sich fanden, auf reactionärem Boden geschmiedet. Herr von Neuwall, deutscher Legationsrath in der Schweiz, soll diese Erfindungen dem badischen Ministerium einberichtet haben. Hält man mit diesen Thatsachen die neuliche Aeußerung der Oberpostamts-Zeitung zusammen, die National-Versammlung bedürfe wieder einer Ermahnung, wie der vom 18. Septbr., so sieht man klar, wo man hinaussteuert. Das Bedürfniß nach einem Putsche oder einem isolirten Aufstande manifestirt sich überall. Man braucht nur die verschiedenen „Galgenzeitungen“ (von der „Augsburgerin“ bis zu dem Strolche an der Wupper hinab) nachzulesen. Altona. Das Bureau der Landesversammlung wird morgen in Schleswig zusammentreten, um sich zu instruiren und danach zu entscheiden, ob die Versammlung wieder einzuberufen sei. ‒ Man erfährt, daß Lord Palmerston sich bei der dänischen Regierung sehr entschieden gegen eine Wiederaufnahme des Krieges erklärt und auf eine Verlängerung des Waffenstillstandes gedrungen hat, falls der Friede nicht bis dahin zu Stande käme. (A. M.) Dänemark. Kopenhagen, den 2. März. Mehrere deutsche Zeitungen, hatten den Inhalt einer dänischen Note mitgetheilt, in welcher eine innige Allianz zwischen Dänemark und Deutschland als das natürliche bald eintretende Ergebniß einer friedlichen Erledigung des jetzigen Zwistes bezeichnet wurde. Flyveposten meinte schon gestern, diese Note sei wahrscheinlich eine deutsche Erfindung, um Dänemark die Sympathie Rußlands und Englands zu entfremden. Heute erklärt sich die Berlingsche Zeitung ermächtigt, zu erklären, daß eine derartige Note nicht existire. Die heutige Interpellation über eine Kirchenversammlung und die Stellung des Staates zur Kirche führte keinen Beschluß des Reichstags herbei. Der Reichstag hat die §§ 9 bis 19 des Grundgesetzentwurfs (darunter die Unverantwortlichkeit des Königs und die ministerielle Verantwortlichkeit) discutirt. Ungarn. * _ Italien. * In Mailand ist der Landesfriede so gesichert, daß Radetzki alle Kaffehäuser schließt. Die Stadt leidet fürchterlich. Nach Berichten aus Venedig vom 26. Februar hat General Pepe dem österreichischen Gubernium resp. Radetzki die Erklärung zugehen lassen: sechs und sechzig der angesehensten Radetzki'schen Kriegsgefangenen erschießen zu lassen, falls man die der Stadt Ferrara erpreßten Geldsummen nicht zurückzahle. Aus mehreren anderen italienischen Städten gehen uns Berichte über die Festlichkeiten zu, welche am 24. Febr. zu Ehren der Februar-Revolution stattfanden. * Florenz, 27. Febr. Gestern war unsere Stadt Zeuge eines großartigen Schauspiels. Guerrazzi, der den Sonderbundsgeneral Laugier ohne Schwertstreich in die Flucht jagte, kehrte am Mittag zurück und gab zu einem Volksjubel Veranlassung, mit dessen Beschreibung sich die heutigen Journale füllen. * Florenz, 26. Februar. Außer der Bildung eines Lagers bei Pistoja kündigt die Alba für heute die Publikation folgender neuen Dekrete an: 1) Bildung eines neuen Linienregiments; 2) Bewilligung eines dreitägigen doppelten Soldes für die Soldaten, die der provisorischen Regierung treu gedient haben; 3) Auflösung der Militärkommission, da die Gefahr des Bürgerkriegs vorüber etc. * Turin, 1. März. Gioberti hat, in Antwort auf die ihn betreffende Rede Buffa's, einen Brief an die Journale geschrieben, worin er erklärt: allerdings könne Buffa nicht wissen, daß die Mehrzahl im Ministerium sich für die Intervention in Toskana ausgesprochen, dann Buffa sei damals auf einer speziellen Mission nach Genua abwesend gewesen. Trotzdem aber sei die Sache faktisch. Sein Plan (und keineswegs der Plan der „Diplomaten“, denn er, Gioberti, sei stolz darauf, zuerst daran gedacht zu haben) habe anfangs günstige Aufnahme im Ministerrath gefunden. Erst als man gesehen, daß die Kammer ihn nicht wolle, hätten die übrigen Minister ihre Meinung geändert. Wie könne man sonst nur glauben, er, Gioberti, habe allein über die Truppen verfügen, sie an die Grenze commandiren, ihnen Munition und Lebensmittel zureichen und die Chefs der Expedition bezeichnen können! Wir werden sehen, ob die Herren demokratischen Minister in Turin auf diesen Brief antworten können. Daß sie nicht viel besser sind als Gioberti, der sie zu ihren Posten berief, brauchen wir wohl nicht erst zu sagen. In Genua wird thätig an den Festungswerken gearbeitet. Man baut vorgeschobene Werke vor der Porta del Soccorso. Von Mentone werden Mörser und Bomben erwartet. Rom, 24. Febr. Unter diesem Datum enthält der Londoner „Expreß“ Folgendes: In oder um Fondi sollten nach den neuesten Berichten an 17,000 neapolitanische Truppen versammelt sein. Filangieri, der neapolitanische Windischgrätz, wird jene Horden, unter denen 2 Schweizerregimenter, bei ihrem Einfall in die römische Republik befehligen. Sie hoffen, bald hübsche Quartiere in Rom zu beziehen, ich denke aber, daß die meisten von ihnen ihre Knochen in den pontinischen Sümpfen lassen werden. Garibaldi hält scharfe Wacht. Zwischen der Gränze und Rom stehen an 25,000 Mann römische Truppen von allen Waffengattungen. Der Stadtrath von Civita-Vecchia hat beschlossen, an den Hrn. Kardinal Lambruschini die 3000 Thlr. jährlich, die er bisher als Bischof jener Stadt bezog, nicht länger zu bezahlen. Lambruschini hat nur einmal in seiner Diözese residirt und dies war nach seiner Flucht aus Rom, als die Juliverschwörung, an der er so thätig mitgearbeitet, fehlgeschlagen war. Kapitain Cencelli, im römischen Dragonerregiment, und in Terracina an der Gränze stationirt, erhielt vom Kardinal Gizzi, der sich „verantwortlicher Minister“ unterzeichnet, die Aufforderung, sich mit seiner Truppe nach Gaëta zu begeben. Es wurde ihm dafür Beförderung zum Obersten versprochen, ihm aber zugleich auch die schrecklichen Wirkungen der Exkommunikation zu Gemüthe geführt, falls er länger auf Seiten der Republik verharre. Kapitain Cencelli sandte den Brief an die provisorische Regierung in Rom und war weder den Versprechungen noch den geistlichen Drohungen zugänglich. ‒ Folgendes Manifest ist von der römischen Republik an alle Völker Italiens erlassen worden: „Italiener! Das Gebiet der Republik hat einen neuen Einfall der kroatischen Horden zu erleiden gehabt. Ganz Italien muß diesen neuen Schimpf, den ihm ein unversöhnlicher Feind angethan, mitempfinden. Es handelt sich hier nicht um diese oder jene Regierungsform, eben so wenig um Transaktion oder Versöhnung. Es ist vielmehr eine Frage der Würde, eine Frage über Leben oder Tod. Es handelt sich für uns um Sein oder Nichtsein. Wir müssen wissen, ob wir uns endlich zu dem Range der übrigen Völker erheben, oder für alle Zeit jämmerlich am Boden hingestreckt bleiben wollen, gleich einer Heerde von Heloten. Piemontesen! Ihr habt Euch auf den Feldern der Lombardei gegen den nämlichen Feind gemessen, der uns heute wieder unter die Füße treten will. Genueser! Ihr bewahrt noch immer das heilige Feuer der Freiheit, das jener Oestreicher zu ersticken sucht. Neapolitaner, Toskaner, Sizilier, Venetianer, Lombarden! Ihr Alle verabscheut gleich tief jene Horden von Sklaven, die Europa mit Trauer erfüllen und die die Harmonie der Civilisation und der Völker stören. Erhebt Euch denn in Masse gleich uns, um jene Geißel weit aus Italien hinaus zu werfen. Erhebt Euch, nicht um der Stimme einer Regierung, sondern um dem heiligen Rufe Italiens zu gehorchen. Italiener! erneuern wir die Großthaten unsrer Vorfahren; laßt uns aufs Neue den Baum der Freiheit pflanzen. Völker Italiens! Die Republik ruft Euch alle auf. Möge auch nicht ein einziges der unvergänglichen Stimme des gemeinsamen Vaterlandes sein Ohr verschließen!“ In der Konstituante wird heute über die Repressalien verhandelt, welche an den Unterthanen Oestreichs und ihrem Vermögen geübt werden sollen, um die olmützer Standrechts-Regierung zur Herausgabe der aus Ferrara fortgeschleppten Geißeln und Gelder zu zwingen. Der engl. Konsul hat einen außerordentlichen Kourier an Admiral Parker abgehen lassen, damit letzterer sobald als möglich Verstärkung nach Civita Becchia sende. * Neapel, 24. Februar. Unter diesem Datum bringt der Londoner „Expreß“ folgende Nachrichten über die ministeriellen Verwickelungen: Die Deputirten hatten die direkten Steuern nur für 2 Monate, die indirekten blos bis zum 31. März bewilligt. Die Pairs, obwohl sie in Geldfragen keine Initiative besitzen, dehnten die Frist für die direkten Steuern auf 4 Monate, für die indirekten bis zur Bewilligung des Büdgets aus. Hierüber Sturm bei den Deputirten. Der Finanzminister Ruggieri wurde gefragt, wie er noch sein Amt behalten könne, nachdem die Deputirten ihm ihr Mißtrauen erklärt und die Pairs ihn nicht unterstützt hätten? Als er antworten wollte, wurde er von der Tribüne herabgepfiffen. Die Kammer beschloß eine Konferenz mit den Pairs, welche sofort stattfinden wird, Der Abg. Pepe hat nach einer glänzenden Rede, in der er den Despotismus der Intendanten in den Provinzen schilderte, den Antrag auf Unabhängigmachung der Gemeinde- und Provinzialverwaltung von der Centralregierung auf Gemeinde- und Provinzialvertretung und Wahl der Gemeinde-Beamten durch das Volk gestellt. Der Antrag wurde mit rauschendem Beifall entgegengenommen. Wenn die Minister im Amt bleiben, so wollen eine Menge liberaler Abgeordneter aus der Kammer treten. Im Ministerrath sollen 5 Minister für Auflösung der Kammer, 3 für Rücktritt der Minister gesprochen haben. Die sizilische Vermittlung scheitert bis jetzt an Ferdinands hartnäckigem Verlangen, die Citadelle von Palermo mit neapolitanischen Truppen zu besetzen, was die franz. und engl. Repräsentanten nicht zugeben wollen. Die Soldateska in Neapel fährt fort, die größten Brutalitäten zu begehn. Der Kutscher des Generals Statella erhielt von einem Unteroffizier, der dem Wagen nicht ausweichen wollte, einen Säbelhieb ins Bein; Statella sprang aus dem Wagen und arretirte den Kriegsknecht eigenhändig. Noch eine Menge derartiger Heldenthaten werden erzählt. Die Times dagegen versichert, daß die Unterhandlungen wegen Sizilien so gut wie abgeschlossen sind und gibt folgende Details: Die Souveränetät des Königs über Sizilien ist vollständig anerkannt. Sizilien hat eine eigne Regierung, die Konstitution von 1812, modifizirt nach der neapolitanischen; ein bestimmter Theil der sizilianischen Einkünfte geht nach Neapel für Unterhalt der Armee und des diplomatischen Corps; der König hat das Recht, die Insel mit neapolitanischen Truppen zu besetzen. Mit diesem Ultimatum sollen die Admiräle nach Palermo gehn und seine Annahme empfehlen. Wird es nicht angenommen, so ziehn sie sich mit ihren Flotten zurück (worauf Filangieri bestand, damit kein Insurgent entkomme) und überlassen beide Parteien sich selbst. Die Palermitaner Regierung hat zwei englische große Dampfschiffe gekauft, die in Malta ausgerüstet, mit engl. Offizieren und Matrosen bemannt sind. Hierdurch ist ihre Dampfflotte der neapolitanischen entschieden überlegen. Französische Republik. 12 Paris, 5. März. Das so viel besprochene Bankett der Unteroffiziere aller Regimenter, die in Paris anwesend sind, hat wirklich stattgefunden; der Moniteur, wie alle andern reaktionären Journale, können es nicht länger verheimlichen. Wie hieß es anfangs? Das Bankett der Unteroffiziere zur Feier der Februar-Revolution bestand außer den obligaten Gästen aus zwei längst verabschiedeten Unteroffizieren, die ihre alte Uniform wieder hervorgeholt haben. Faucher und Barrot, die seit einiger Zeit das französische Intelligenzblatt, „den Moniteur“, zur offiziellen Polemik gebrauchen, hatten offenbar diesen Artikel geschrieben, um den Glauben rege zu machen, daß die Februar-Revolution keine große Sympathien in der Armee gefunden. Dieler miserable Plan scheiterte aber vollends. Von allen Seiten laufen Briefe von Unteroffizieren ein, die energisch gegen den Artikel im Moniteur protestiren. Im Artikel des Moniteur hieß es unter Andern: „Wenn je ein Bankett von Unteroffizieren stattgefunden habe, so seien diese Unteroffiziere nichts anders als verkleidete Sozialisten.“ Die beiden Volksrepräsentanten Joly und Olivier, die ebenfalls dem Bankett beiwohnten, verhöhnen den Moniteur über diese Mystifikation, deren Opfer gerade Barrot und Faucher sind. Auch kommen die andern reaktionären Journale von ihrer anfänglichen Aussage zurück, und geben zu, daß zu ihrem größten Leidwesen die „sozialistische Idee“ ins Heer gedrungen sei; aber sie schreiben dieses der „gelockerten Disziplin“ zu. Wie es übrigens mit der Armee steht, geht daraus hervor, daß man in Bourges zur Aufrechthaltung der Ordnung und zur Bewachung der Gefangenen kein anderes Regiment zu schicken wagte, als das 14. Infanterie-Regiment, das heißt dasjenige, welches am 22. Februar vor dem Hotel des Herrn Guizot aufgepflanzt stand und das zuerst auf's Volk gefeuert hatte. Die vorige Revolution eröffnete sich mit parlamentarischen Banketts: die jetzige Revolution eröffnet sich mit militärischen Banketts, welche für die Zukunft ganz andere Aussichten darbieten, als die frühern. 17 Paris, 6. März. Letzten Samstag erscholl auf der Tribüne ein überaus inhalt- und folgenschweres Wort. Der seinen exploitirten Proletariern gar wohl bekannte schurkische Tuchfabrikant und millionenreiche Bourgeois B. Grandin stürzte keuchend auf die Redebühne und heulte: „Wenn nicht schleunigst alle Klubs und Bankette in ganz Frankreich geschlossen werden, kann der Wohlstand und Handel nicht wiederkehren; die Misere, die durch die echt republikanische Anarchie (lies: Lamartinische Pinselei und Blutscheu) erzeugt worden, ist so groß, daß die Leute vor meinen Augen in der Normandie mehrmals Gras gegessen haben.“ ‒ Also da haben wir's: ein „Bourgeois der höhern Region“, ein Spießgeselle der Bank, ein Eisenbahnmann frißt faulenzend Kuchen und Braten, während seine abgehetzten Arbeiter Gras essen, und das hält diese reiche Kanaille für Schuld der Republik? Das Volksgericht wird schauerlich werden. Das Blousenvolk wird das jus talionis im Größten wie im Kleinsten üben: „Absetzung sämmtlicher 85,000 Beamten erster und zweiter Klasse ist eine Maßregel, die in den ersten zwölf Stunden, von Lille bis Bayonne, von Brest bis Grenoble vollzogen werden wird“, sagte ein Klubchef in Lyon neulich unter ungeheurem Jubel. „Kein Wunder, daß Gott die russische Bestie Nikolaus noch nicht hat vergiften, oder niederschießen, oder in einem seiner häufigen Wuthanfälle ersticken lassen: ihn hat Gott ohne Zweifel zum warnenden Exempel einer baldigen Volksjustiz aufgespart. Ich wünsche, daß, wenn in dem nächstens losgehenden europäischen Kriege der russische Kaiser oder irgend ein Mitglied dieser Familie gefangen wird, wir an ihm die Strafe des zu Tode Peitschens, die er so sehr liebt, vollziehen lassen“, schloß ein Andrer unter Bravo's daselbst. Wogegen die Mole'sche „Assemblee Nationale“, zu der Nikolaus freilich Gelder hergiebt, heute versichert: „Der Kaiser hat ungemein viel Rechtlichkeit, Biederkeit, und so zu sagen etwas ursprüngliches, ritterliches (primitif et chevaleresque) … Das ist aber sicher, sein tapferes Heer wird nicht leicht aus Siebenbürgen wieder abziehen; das Magyarenland wird bald beruhigt sein, und während russische Garnison es im Zügel hält, wird Oestreich sich weiter nicht zu geniren brauchen und seine Soldaten nach Italien's Rebellenländern schleudern können; Palmerston ist ein zweiter Bastide was den Einfluß betrifft (sehr schmeichelhaft!) und ist ohnedem seit kurzem total konservativ. Leider ist unser Frankreich durch die Republik so tief herabgedrückt, daß Europa's Großmächte weder unsre Verheißungen noch unsre Drohungen achten.“ Neulich rief dies lehrreiche Blatt: „Endlich also ist der Bund der zwei militärischen Hauptmächte, der Oestreicher und Russen, besiegelt. Europa kann aufathmen und der Herstellung der guten Ordnung entgegenschauen. Und wie sie sich freuen, diese russischen Krieger, gen Westen, gen Süden zu ziehen, nach Adria's Golfe, wie einst unter Suwarow, in das schöne Hesperia! Nichts kann ihnen den Weg sperren … “ ‒ La Reforme begnügt sich zu erwidern: „Die Königthümler bleiben ewig dieselben; jetzt lecken sie dem Nikolaus die Sporenstiefeln wie einst seinen Vorgängern Alexander und Paul; jetzt wollen sie wieder die Thore unsres Landes öffnen, die Wilden vom Ural und die Sklavenzüchter von der Newa nach Paris holen, und uns Demagogen unter die Erde kartätschen lassen. Aber sachte, sachte … ihr Herren Legitimisten und Orleanisten, ihr Herren Gemäßigten, ihr Herren Ordnungswüthriche: denkt an 1793.“ Der Präsident Bonaparte hat sich schon wieder blamirt: in sehr „rebenbekränzter Stimmung“ wollte er Jemanden das Ehrenkreuz anheften, und statt dessen lief er auf ihn zu und drückte es ihm leis schmunzelnd in die Hand, wie ein Trinkgeld; vorige Woche sollte er dem päbstlichen Nuntius auf dessen Rede entgegnen; der Weltweise Brutus-Barrot stand dicht hinter dem Präsidenten und flüsterte ihm eine Antwort vor, aber Bachus hinderte auch diesmal, und Bonaparte brachte nach einer erklecklichen Pause, in der die Gäste nur das knurrende hustende Ohrenflüstern des Brutus (er kann bekanntlich nicht leise sprechen ohne zu husten) hörten, endlich nur die geistreichen drei Sätze hervor: Très bien ‒ merci ‒ fort bien (sehr gut, ich danke, ganz gut). Paris, 6. März. Im Moniteur steht trotz seiner fünf Bogen absolut nichts. ‒ Die beiden römischen Gesandten haben sich nun endlich die Flügelthüren des Elysee-Bourbon geöffnet. Drouyn de Lhuys wohnte in seiner Eigenschaft als Minister des Aeußern, der Empfangsaudienz bei. Er sprach sich (versichert die Ledru Rollin'sche „Revolution“, der wir diese Notiz entnehmen) ziemlich lang und breit über die Nothwendigkeit des weltlichen Glanzes des Pabstthums für die Christenheit aus, und ließ eine Allianz mit anderen Mächten zur Wiederherstellung und zum Schutze des Pabstes gegen eine Faktion ziemlich klar durchblicken. Die beiden Gesandten zogen sich zurück, nachdem sie im Namen ihrer Mitbürger und Landsleute protestirt hatten. Einer derselben begibt sich nach Rom, um der Constituante zu versichern, daß sie auf die Hülfe der amtlichen französischen Republik nicht rechnen dürfe. ‒ Im Ministerium des Innern (sagt Siècle) ist eine telegraphische Depesche eingelaufen, welche einen Einfall der Oestreicher in toskanisches Gebiet meldet. ‒ Louis Blanc und Caussidière erlassen heute in den demokratischen Journalen die von London d. 3. März datirte Erklärung: daß sie sich nicht vor den sogenannten Nationalgerichtshof in Bourges stellen werden. Wäre der Prozeß vor die ordentliche Jury gewiesen worden, so würden sie, ihrem Ehrenworte gemäß, vor den Gerichtsschranken erscheinen. Einem im September dekretirten „Nationalgerichtshof“ ein im Mai geschehenes Faktum unterzuordnen, sei rechtswidrig. Auch von den übrigen Contumazirten scheinen nicht Viele Lust zu haben, den Weg nach Bourges zu machen. Bisher hat sich nur Villain in der Conciergerie gestellt, von wo er heute nach Bourges geschickt werden soll. Unter den bogenlangen Details, mit denen sich die Blätter füllen, verdient die innige Hingebung besonders hervorgehoben zu werden, mit der die Frauen des General Courtais und des Chemikers Daniel Borme die Gefangenschaft ihrer Gatten theilen. Auch ein Zug Sobrier's verdient Erwähnung. Als dieser gefürchtete Motagnards-Corps-Chef den menagerieähnlichen Zellenwagen bestieg, sagte er zu dem wachthabenden Polizeibeamten mit verbissenem Humor: „Wann ich Polizeipräfekt sein werde, soll ein Anderer an meinen Platz in diesen Käfig steigen.“ Der Sohn des Kampferdoktors Raspail protestirt übrigens gegen die Aechtheit der von den Blättern in Bezug auf seinen Vater mitgetheilten Details. Diese Details, die wir hier geben, sind der Gazette des Tribuneaux entnommen. Bourges selbst soll einem Wallenstein'schen Kriegslager gleichen. Die „Reforme“ hofft von dem Aufsehen, das dieser Prozeß macht, daß er das seit dem 10. Dec. etwas erloschene revolutionäre Feuer der Franzosen wieder anfache. ‒ Diejenigen Studenten und sonstigen Bürger, welche dem berüchtigten Bankett an der Barriere Du Maine beiwohnten, veröffentlichen heute eine sogenannte Species Fakti, wodurch sich herausstellt, daß sich die Polizeidiener auf das Pöbelhafteste betrugen und wild dreinhieben. Bemerken müssen wir zum Lobe der bonapartischen Polizei, daß sie jetzt wieder ihr wahres Gewand, den berüchtigten Stadtsergenten, angezogen hat. Die Caussidiereschen Tyroliens sind verschwunden oder dem Verschwinden nahe. Sie erhalten ein Taschengeld von 200 Franken und können entweder zu den Kartoffelfeldern Algeriens wandern oder zu ihrem alten Handwerke zurückkehren. Sic transit gloria! Zum Unterschiede von den monarchischen Zeiten tragen die Sergenten den Hut nicht mehr querüber, sondern schief ‒ fegerhaft schief. Alles steht schief in der Republik honnête et moderée! Die Carliersche Ordonnanz befiehlt den Hut eigentlich geradeaus wie bei einem preußischen Garde-Offizier; aber die Sergenten beweisen sich hartköpfig und tragen die Hüte flott und schief. ‒ De Langrenée kehrt, hört man nach Brüssel zurück, wo sich auch Hr. v. Collerodo wieder einfinden dürfte, nachdem er in London sich vergebens anstrengte, dem Fuchs Palmerston die Würmer aus der Nase zu ziehen. Wie es scheint, hat ihm Se. Lordschaft erklärt, daß ihm der engl. Bevollmächtigte in Brüssel den nöthigen Bescheid ertheilen werde. ‒ In Lyon nahmen die Arbeiter einen Provokateur gefangen, der im Auftrage der geheimen Polizei Mordbrenner-Reden hielt und rothe Mützen austheilte. Der Kerl wurde entlarvt und ihm in das Gesicht gespieen. ‒ Die Pariser Clubs sind doch noch nicht todt. Heute Abend wird der Acacias-Club wieder geöffnet. An der Tagesordnung ist die Frage: „Von den durch die Februar-Revolution erworbenen Rechten und den Hindernissen, die man ihrer Ausübung entgegenstellt.“ In einem anderen Club kommen die Cremieurxschen schrecklich seichten Erläuterungsgründe des Ausschußberichts über [Fortsetzung] Hierzu eine Beilage.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 241. Köln, 9. März 1849, S. 1333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz241_1849/3>, abgerufen am 23.11.2024.