Neue Rheinische Zeitung. Nr. 230. Köln, 24. Februar 1849.[Schweiz]
[Fortsetzung] erhalten hat oder zurückberufen worden ist. - Als Geschäftsträger in Paris und Wien hat der Bundesrath die Herren Barmann und Dr. Kern bestätigt, so wie auch einstweilen sämmtliche Handelsconsuln, bis nach Eingang sämmtlicher Jahresberichte das politische Departement einen Generalrapport über ihre Verrichtungen erstattet haben wird. (S. N. Z.)Französische Republik. 17 Paris, 21. Febr. Die "Reforme" hat Glück mit ihren Redaktoren; der dritte Spion ist bereits in ihrem Personale seit Februar vorigen Jahres entlarvt und vor die Thür gesetzt worden. Gleich nach dem Februar Delahodde, den man mit Lamartinischer Großmuth, trotz Aufdeckung aller seiner Schliche, nicht erschoß, sondern - mit beispielloser Phantasterei, durch die der sonst so praktische Caussidiere sich selbst lächerlich machte - im Polizeigebäude bei Wasser, Brod und einer scharf geladenen Pistole einsperrte, hoffend, er werde sich selber hinrichten, was der Lumpazius natürlich unterließ und zuletzt auf den Knieen herumfahrend und schluchzend die Sentimentalität der Februaristen rege machte, so daß sie ihm den Laufpaß gaben. Und dieser Delahodde hatte eine Rolle auf der Redaktion gespielt, während er allabendlich seine Berichte an den louisphilippschen Polizeiminister Delessert spedirte und die übrigen Reformchefs mit dem trefflichsten Netz von Polizistik umspannt hielt. Hiernach Chenu. Anjetzt ist es ein in Baiern geborner Franzose, der, wie jene seine Vorläufer, bis auf 200 Fr. monatlich von der Polizei verdiente und 300 auf der unglückseligen "Reforme", der er die ausländischen Nachrichten übersetzte. Dieser Mensch hat noch am 29. Januar den Redakteur en chef in die fatalste Klemme gebracht, indem er denunzirte, daß die Deputation der Mobiloffiziere im Redaktionslokal geschlafen, um sich über den etwaigen Losbruch mit den Redaktoren zu verständigen. Geht das so fort, dann hat der "Corfaire" recht, wenn er höhnt: "wo der Herren Demokraten drei zusammen sind im Namen ihrer lieben Göttin Republik, da sind zwei, mindestens ein Spion darunter, Amen. Unter den hiesigen Deutschen ist eine reaktionäre Klike, die in zwei Lesesälen geradezu erklärt hat, sie werde nicht mehr hinkommen, wofern die "Neue Rhein. Zeitg." nicht abgeschafft werde. Jedenfalls ist das ein gutes Thermometer für die von der Zeitung ausgehende Wirkung. "Die Karnevalszeit ist ohne besondere Merkwürdigkeit verstrichen und die Republik trauert in Sack und Asche (sagt Assemblee Nationale) für ihre Mai- und Junisünden, und wir rufen das höchste Gericht des Himmels herab auf die Schädel ihrer Verführer." Aber wahrscheinlich ist, daß dies Mole'sche Schurkenjournal, worin Lotterbuden, wie ein Granier Cassagnac, Capo Feuillide und Lavalette, und ein Redakteur der belgischen Emancipation Giftmischerei treiben, wenn es nicht aus Geldmangel zu Kreuz kriecht, (wie vorige Woche es hieß) eines schönen Morgens vor dem Volksgerichte seine Sünden abbüßen wird. Die Bonapartes machen sich viel verhaßter, als wir sie machen könnten; sie wollen z B. der Mürat'schen Familie fünf Millionen Fr. Entschädigungen geben. Und der Lucian Mürat, sieht er doch aus wie ein wohlgemästeter Pachter Feldkümmel, der keinen Bettelsack umzuhängen braucht! Die Bauern werden immer ungehaltener über die Nichterfüllung der vielen napoleonischen Versprechungen. Die Legitimisten sehen freudigzitternd nach der Uhr, die Orleanisten reiben die Hände. "Aber halt! noch stehen wir da!" sagte mir ein Clubchef mit verächtlichem Mundzucken. Paris, 21. Februar. Der Moniteur enthält in seinen vier Beilagen mehrere Ausschlußberichte. Unter andern auch den Text der mit einigen südamerikanischen Staaten sowie mit den Sandwichs-Inseln abgeschlossenen oder noch abzuschliessenden Handelsverträge. - Sämmtliche Morgenblätter besprechen die Ledru-Rollin'schen Interpellationen über Italien. "Bürger Ledru-Rollin sagt: "La Republique", hat den Schleier aufgehoben, den das Ministerium über seine Pläne in Bezug auf Italien gern decken möchte. Diese Pläne beständen zunächst darin weder die Alpenarmee vorrücken, noch in Civita Vecchia eine Interventionsarmee an's Land steigen zu lassen, welche die römische Constituante mit Bajonetten auseinanderjagen könnte; sie beständen vielmehr in einem ganz andern Plane. Karl Albert habe es nämlich übernommen, seinen unglücklichen Feldzug vom vorigen Jahre an der Adda durch einen Kreuzzug gegen die Römer gut zu machen und Se. Heiligkeit wieder auf den irdischen Thron zu setzen. Karl Albert habe aber den Kabinetten vorgestellt, daß er sich außerhalb seiner Staaten nicht wagen dürfte; daß es den Genuesen leicht einfallen könnte, auch eine piemontesische Republik zu proklamiren u. s. w. u. s. w. Worauf dann vom Mächtebunde beschlossen worden sei, dem Karl Albert durch ein französisch-englisches Geschwader mit starker Artillerie den Rücken zu decken. Dieses Geschwader werde vor Genua kreuzen und die Marmorstadt, sobald sie sich rühre, in Grund und Boden schießen. Von der glücklichen Vollbringung dieses Heldenplanes werde es abhängen, ob man den (doppelseitigen) König Karl Albert wieder in den Schooß der 1815ner heil. Allianz aufnehmen könne oder nicht? ... .. Die Verlegenheit, mit der Drouin de Lhuys antwortete, bewies, daß Ledru-Rollin den Nagel auf den Kopf getroffen." Wir übergehen das Geheul der übrigen Journale. - Die Nachricht eines deutschen Blattes: Oestreich wolle den Brüsseler Kongreß nicht beschicken, wenn die theilnehmenden Mächte sich nicht verpflichten, die Wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen anzuerkennen, platzte heute wie eine Bombe in den ministeriellen Kreisen. - Auf die Berichte über die Entdeckung von Goldsand in unseren afrikanischen Kolonieen am Atlas und Senegal, hat die Regierung beschlossen, amtliche Nachforschungen anstellen zu lassen. Sie selbst möchte zuerst das neue Californien ausbeuten; aber wir fürchten, ihre Emissäre finden nichts als gemeinen Streusand. - Die Brea-Verurtheilten sind noch nicht erschossen. Präsident Bonaparte, an den ihre Vertheidiger zuletzt recurrirten, hat erklärt, er wolle vorher die Akten genau durchlesen, ehe er sein letztes Wort spreche. - Das Proudhon'sche Journal "Le Peuple" meldet: daß man in Lyon soeben eine Zweigbank zur großen Pariser Volksbank einrichte. Wie in Paris, so sind auch dort an die Straßen Zettel angeschlagen worden, welche zur Theilnahme einladen und auf denen man liest: Zweck der Volksbank. 1) Allen Theilnehmern (Adherenten) zinslosen Credit (credit gratuit) zu verschaffen, die den Arbeiter, Handelsleute und Consumenten aus dem Joche des Wuchers befreit das sie jetzt drückt. 2) Direkten und gegenseitigen Austausch aller Produkte solcher gestalt einzurichten, daß die gefräßigen Zwischenhändler wegfallen, die bisher von einem Theil des Waarenpreises lebten, der natürlich den Arbeiter trifft d. h. seinen Lohn schmälert. 3) Durch Ersparung von fünf Milliarden Frk., welche die Produktion Frankreichs allein jährlich an jene Parasiten zahlt, die Möglichkeit zu finden, diese fünf Milliarden der Consumtion zuzuwenden, und dadurch die allgemeinen Arbeitsverhältnisse dergestalt zu mehren, daß der Lohn des Arbeiters vier Mal höher steigt. Um diesen Zweck zu erreichen, erwartet die Volksbank einzig und allein den sofortigen Beitritt der Arbeiter. Beitreten kann Jeder, ohne einen Sou in die Kasse zu zahlen. Aktionär wird man, indem man während 10 Monaten, monatlich 50 Centimen abliefert. Man erhält über diese 5 Frk. eine Aktie, welche sich die Volksbank, jedoch ohne Dividende und Zinsen, von dem Augenblicke an zurückzuzahlen verpflichtet, wo die Bank ein Guthaben (über ihr Betriebskapital) besitzt, das stark genug ist, um damit marschiren zu können. Dieses Guthaben wird durch einen Abzug von 2 Prozent auf alle Eskomptirungen gebildet. Die Lyoner Berichte melden, daß auch dort das Proletariat sich in Masse bei dem Succursaale betheilige. An einigen Straßenecken sind diese Zettel, wie in Paris, von den Bourgeois (jenen Parasiten) im Zorne, abgerissen und mit Füßen getreten worden. - Dem Journal des Debats (siehe seinen Börsenbericht) ist aus Brüssel die Nachricht zugegangen: Colloredo habe bei Eröffnung der Brüsseler Konferenzen erklärt, daß Oesterreich sich sofort zurückziehen würde, wenn nicht sämmtliche Theilnehmer im Namen ihrer Kabinette die Erllärung abgäben, daß sie die Wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen annehmen. Oesterreich und seine Bundesgenossen (Preußen und Rußland) seien fest entschlossen, jene Verträge in ihrem ganzen Umfange nach aufrecht zu erhalten. - Ein neues Journal mit dem pompösen Titel: "La Tribune des Peuples" wird in diesen Tagen vom Stapel laufen. Gründer ist ein Pole, der ehemals Flügeladjudant des Kaisers Nikolaus war und jetzt hier in Paris als Flüchtling lebt! Hauptredaktoren sollen sein: 1) Michelet, der mystische Verfasser der mystischen Geschichte etc. 2) Cyprian Robert, der neulich wegen seines panslavistischen Schimpfens gegen die Deutschen und Ungarn im College de France ausgepfiffen werden sollte oder noch ausgepfiffen werden wird. - Die Nationalversammlung widmete heute die ganze Sitzung dem Geist und Magen verderbenden, aus 115 Artikeln bestehenden Wahlgesetze. - In der Rue de Poitiers hört man von nichts als den nächsten Wahl-Operationen sprechen. Diese Herren beabsichtigen den Falsifikations-Prozeß der öffentlichen Meinung so geschickt einzuleiten, daß der Cavaignac'sche "Credit" heute ausruft: "Die Royalisten treiben ihre Manövers mit einer solchen Unverschämtheit, daß sie gewiß an ihrer letzten Conspiration sind... Einige ihrer Chefs ahnen dieses auch mit Beben und warnen darum ihre Parteigänger vor allzu großem Eifer... D'ici a quelques mois, ils seront au pied du mur." Uebrigens herrscht eine rasende Confusion unter ihnen. Auch die Pagnerre-Garnier-Barthelemy'sche Republique moderee, die am Quai d'Orsoy Abends Glühwein trinkt, hat ein weitschweifiges Manifest erlassen, das sie in allen Morgenblättern breit tritt. Von der Volkspartei ist zu melden, daß sie sich trotz aller Faucher'schen Verschwörungen täglich mächtiger und stärker erhebt. Ihrer Unerschütterlichkeit wird es gelingen, auch das platte Land aufzuklären, ehe die Russen bei uns einrücken. - Neues Californien in Afrika! Ein gewisser Oberst Kaveloski, der lange Zeit die Minen Sibiriens studirte und jüngst Nordafrika besuchte, hat an den Ufern der Flüsse Ramla, Dys, Gonka, Benisch-Angol und Gamanil weite Sandstrecken entdeckt, welche viel Goldstoff enthalten. Die "Opinion publique" enthält heute die ersten Nachrichten hierüber. Kein Zweifel, daß ganz Paris an die Ufer jener Flüsse eilt, um den quästionirten Sand zu waschen und sich zum Millionär zu machen. - National-Versammlung. Sitzung vom 21. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. An der Tagesordnung ist Fortsetzung der Wahlgesetzdebatte. Artikel 58 (vom Votum der Soldaten etc. etc. handelnd) war an den Ausschuß zurückgewiesen worden, weil Charras (rechte Hand Cavaignacs) beantragt hatte, man solle bei dem unter der provisorischen Regierung befolgten Systeme bleiben. Billault besteigt deshalb zuerst die Bühne, um als Berichterstatter zu erklären, daß der Ausschuß dem Charraschen Antrage beitrete. Demnach laute der Artikel 58 folgendermaßen: "Alle unter den Fahnen befindlichen Land- und Seesoldaten üben ihr Stimmrecht auf dem Platze aus, auf dem sie sich gerade befinden. Sie werden Departementsweise abgetheilt und die hierdurch entstehenden Sektionen von den ältesten Offizieren unter Beiziehung einer aus vier Gemeinen bestehenden Scrutatoren-Kommission präsidirt etc." Brunet, Dahirel, Hanncye, Callet und einige andere unbekannte Größen streiten sich lange über diese Rückkehr zu einer Maßregel der verhaßten provisorischen Regierung. Endlich geht der Artikel 58 durch. Mit ziemlicher Schnelligkeit folgen ihm die Artikel 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72 und 73. Die Debatte, nicht örtliche Details berührend, bietet für das Ausland kein direktes Interesse. Die Bänke sind ziemlich spärlich besetzt und kein Mensch widmet der Diskussion die gebührende Aufmerksamkeit. Artikel 73 lautet ursprünglich: "Zu Volksvertretern können nicht gewählt werden: 1. die nach Artikel 28, 34, 42 und 335 des Code penal und 102 des gegenwärtigen Wahlgesetzes zu entehrenden Strafen verurtheilten Individuen; 2. der Individuen, welche wegen Diebstahls, Escroquerie, Mißbrauch des Vertrauens und Wucherei verurtheilt wurden." Pierre Leroux trägt darauf an, den Zwischensatz: "und wegen Ehebruchs," einzuschalten Er entwickelt seinen Antrag in trefflicher Weise. Er sagt, man müsse vor Allem konsequent sein. Die Versammlung, ein Ausfluß der Volkssouveränität, schließe z. B. einen Bürger von der Volksvertretung aus, der wegen Diebstahl verurtheilt worden. Gut. Aber wenn dieser Bürger seine Strafe erlitten und der Gesellschaft zurückgegeben ist und das Volk, der Souverain, ihn seines Vertrauens werth findet, mit welchem Recht nehmt Ihr Euch heraus, diesen Gewählten von dieser Bühne zurückzustoßen. Das ist eine Beleidigung des Souverains denn das Gesetz ist gerächt worden. Mit demselben Recht, mit welchem ihr Euch also anmaßt, einen bestraften Dieb auszuschließen, müßtet Ihr auch den Ehebrecher ausstoßen, denn Ehebruch ist vor Allem ein Eingriff in die Eigenthumsrechte. Thut Ihr dies nicht, so brecht Ihr die Volkssouveränität. (Sturm rechts und Beifall links unterbrach den Redner sehr häufig.) Jawohl, ruft P. Leroux, Ihr brecht die Volkssouveränität. Billault, Berichterstatter, bekämpft den Zwischensatz mit vielem Pathos und sagt, Pierre Leroux habe nur auf Artikel 73 (§ 7) ein Epigramm machen wollen. Pierre Leroux protestirt energisch gegen diese Deutung. Dies sei persönlich. Billault solle auf dem prinzipiellen Felde bleiben. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!) Eine ungeheure Agitation herrscht im Saale. Zwei Abstimmungen durch Aufstehen und Sitzenbleiben sind zweifelhaft. Endlich wird um 6 1/2 Uhr der Antrag mit 286 gegen 229 Stimmen angenommen. (Links Bravos.) Das ist der erste Triumph des Kommunisten Leroux auf der Bühne. In Zukunft ist der Ehebrecher vom Volksmandat ausgeschlossen. Schluß 6 3/4 Uhr. Italien. * Die doppelte Proklamation der Republik zu Rom und Florenz hat alle europäischen Monarchieen in Bewegung gesetzt. Der Bourbone von Neapel soll in einen wahren Wuthausfall gerathen sein, als er die letzten Ereignisse erfuhr. Karl Albert und sein Odilon-Gioberti stießen einen Schrei des Entsetzens aus. Um eine auf allgemeinem Stimmrecht beruhende Regierung anzugreifen, bedarf es indessen eines Vorwandes. Den Vorwand bietet diesmal der Pabst. Martinez de la Rosa hat den Plan eines Kongresses der katholischen Mächte ausgeheckt, um den Pabst in seine weltliche Macht wieder einzusetzen. "Der Kongreß solle stattfinden in einer centralen und geeigneten Stadt. Frankreich und Oestreich würden daran Theil nehmen mehr als Rathgeber, denn als Agenten. Eine Intervention würde adoptirt werden zu dem einzigen Zwecke der Restauration des Pabstes und der Erhaltung seiner Autorität in Rom und einigen andern bedeutendern Städten. Frankreichs Pflicht wäre es, eine Observationseskader zu schicken, die Oestreichs, die Gränzen am Po zu besetzen, und die Neapels, eine entsprechende Bewegung im Süden zu machen.""Die kriegführende Rolle, fährt die durch die Times veröffentlichte Note fort, wird Spanien, Baiern, Portugal anvertraut werden oder andern sekundären katholischen Staaten, so daß die großen Mächte kein Mißtrauen fassen und das europäische Gleichgewicht nicht gestört wird. Man berechnet, daß 5 bis 10,000 Mann zur Erreichung dieses Zweckes hinreichen werden, da die Freunde des Pabstes sehr zahlreich sind in allen Theilen seiner Staaten. Die Constituante von Piemont und Toskana wird unmittelbar Opposition einlegen, aber eine kräftige Zurechtweisung von Seiten Frankreichs und Oestreichs wird sie schon zur Ruhe bringen und ohne sie wird die Faktion in den päbstlichen Staaten offenbar machtlos sein. Die Ausführung dieses Plans wäre ein prächtiges Ding. Es ist klar, daß die Regulirung der päbstlichen Angelegenheiten das nothwendige Vorspiel der Wiederherstellung der Ordnung und der Unterdrückung des Socialismus in Sizilien ist. (Der alte Martinez fabelt.) Noch mehr, diese Kombination würde Spanien wieder heben und die Verbesserung seiner europäischen Position würde seinen Gläubigern vortheilhafte Resultate sichern." Also schließlich, so sehr beherrscht der Geist des Jahrhunderts selbst die contrerevolutionärsten Donquixote, schließlich ist der Zweck dieses katholisch-feudalistischen Kreuzzugs das Steigen der spanischen Papiere. Kein Kreuzzug mehr möglich als unter den Auspizien der Börsenheiligen. C. E. Muzarelli (Mitglied des römischen Vollziehungsausschusses) hat folgende Cirkularnote erlassen an sämmtliche römische Konsuln und Bevollmächtigte im Auslande. "Bürger, die römische konstituirende Versammlung hat mit einer ungeheuren Majorität die Entschließungen angenommen, die Sie in dem an Sie von mir überschickten Grunddekret bezeichnet finden. Die Regierungskommission ist provisorisch in ihrem Amte bestätigt. Ich werde Ihnen in Zukunft die weiteren Verfügungen der konstituirenden Versammlung mittheilen. Bei Empfang des Gegenwärtigen haben sie all Ihren Eifer aufzubieten, um die Anerkennung der römischen Republik von der Regierung, bei der Sie akkreditirt sind, zu erwirken. Die aus dem freien Volkswillen hervorgegangene Republik ist faktisch und rechtlich die legitimste Regierung von der Welt." Gleichzeitig hat Galetti im Namen der konstituirenden Versammlung folgenden Aufruf an Toskana erlassen: "Toskaner, Eure Regierung ist die unsrige, Ihr habt es ausgesprochen. Mögen sich diese Regierungen so eng verbinden, daß wir in den Augen der Welt und Italiens nur eine Nation bilden. Wir haben die Formel der Brüderlichkeit in der Nacht vom 8. Oktober proklamirt. Diese Formel ist Euch ebenso wenig unbekannt, als sie es dem Capitol war. Gehen wir Hand in Hand, und die italienische Constituante wird das Siegel sein auf dem Vertrage der Nation." Der toskanische Moniteur vom 15. Februar enthält in seinem offiziellen Theile folgendes Dekret: "Die provisorische Regierung von Toskana nimmt mit einer brüderlichen Freude die Adresse an, welche von der italienischen Emigration an sie gerichtet worden ist und ihr edles Anerbieten nach allen Kräften an der Vertheidigung unsrer Freiheit mitzuwirken. Sie dekretirt: Die italienischen, in Toskana residirenden Emigranten sind bevollmächtigt, sich militärisch zu organisiren. Ihr Korps wird unter den Befehl des Ministers des Innern gestellt sein, dem die Ausführung dieses Dekrets hiermit übertragen wird." Der Kriegsminister Mariano d'Ayala, der sich seit 5 Tagen in den Festungswerken nicht hatte sehen lassen, und dem man die Duldung eines Theils der stattgehabten soldatischen Unordnungen vorwirft, hat seine Entlassung eingereicht. d'Apice wird an seine Stelle treten. Am 14. Morgens leisteten die Truppen von Toskana der provisorischen Regierung den Diensteid; hierauf steckten die Soldaten das rothe Band ins Knopfloch und fraternisirten mit dem Volke. Am 15. erschien eine Adresse an die Linientruppen, worin man sie ermahnt, das Vaterland und ihre Pflichten als Bürger und Italiener nicht der Anhänglichkeit an einen Mann zu opfern. Am Abend des 14. begab sich d'Apice an der Spitze einer militärischen Expedition nach Empoli, wo einige Unordnungen vorgefallen waren. * Rom, 11. Febr. Heute, Sonntag, wurde zu Ehren der neuen römischen Republik in der Peterskirche ein Te Deum gesungen. Die Geistlichen des Vatican hatten sich geweigert den Altardienst zu verrichten. Derselbe fand ohne die geringste Unruh statt; einige Reihen der neu organisirten Miliz trugen Fackeln; alle Glieder der Constituante waren anwesend. Der Anblick war imposant. Diese Feier wird in der ganzen Welt ein Echo finden. - Die drei Glieder, welche in den Executivausschuß gewählt wurden, haben die auf sie gefallene Wahl angenommen und den Quirinalpalast bezogen. Muzzarelli, mit dem Auslande beschäftigt, hat an alle Agenten, welche die Römische Republik bei den verschiedenen Cabinetten vertreten, ein Rundschreiben gerichtet, worin er sie auffordert, die Anerkennung der Römischen Republik zu erwirken und den Cabinetten die Absichten der Executive mitzutheilen, die in neuester Zeit so sehr mißdeutet wurden. - Man erzählt sich hier, daß eine Art heil. Allianz zwischen Oestreich, Neapel, Spanien und Frankreich zur Wiederherstellung des Pabstes auf seinen Thron geschlossen worden. Doch das jagt hier wenig Schrecken ein, unter so schillernden Farben diese Hiobsposten auch von Gaeta aus verbreitet werden. * Turin, 16. Febr. Das Ministerium Gioberti, das bereits gegenüber der republikanischen Bewegung Genua's den Deckmantel des Demokratismus fallen ließ, tritt jetzt vollständig auf Seite der Contrerevolution, und arbeitet, unterstützt von der Majorität der Kammer, auf eine Allianz mit Oestreich hin. Nicht genug, daß es die italienische Constituante zurückweist, es bereitet geradezu eine Intervention in Toskana und Rom vor. In der Kammer führt es zwar noch eine sehr zurückhaltende Sprache; gestern interpellirt, ob es die römische Republik anerkennen werde, erklärte es, die Sache sei noch zu neu, man habe noch nicht darüber beschließen können, und setzte die einfache Tagesordnung durch; dieselbe einfache Tagesordnung ging durch bei der Interpellation wegen Schließung des Genueser Volksklubs. Aber während ihm das Faktum in der Kammer "noch zu neu" ist, sammelt das Kabinet bei Sarzana ein Heer von zehntausend Mann mit 16 Kanonen, unter dem Kommando des wegen reaktionärer Umtriebe entlassenen Exkriegsministers La Marmora. Was dies Lager bedeuten soll, ist klar. Sarzana liegt an der äußersten Ostgränze des genuesischen Gebiets, am Fuß der Apenninen, da wo sich die beiden Straßen über Pontremoli und das Gebirge nach Parma, und über Lucca an der Küste entlang nach Pisa und Florenz theilen. Unter dem Vorwande einer Demonstration gegen die Oestreicher in Mo- [Schweiz]
[Fortsetzung] erhalten hat oder zurückberufen worden ist. ‒ Als Geschäftsträger in Paris und Wien hat der Bundesrath die Herren Barmann und Dr. Kern bestätigt, so wie auch einstweilen sämmtliche Handelsconsuln, bis nach Eingang sämmtlicher Jahresberichte das politische Departement einen Generalrapport über ihre Verrichtungen erstattet haben wird. (S. N. Z.)Französische Republik. 17 Paris, 21. Febr. Die „Reforme“ hat Glück mit ihren Redaktoren; der dritte Spion ist bereits in ihrem Personale seit Februar vorigen Jahres entlarvt und vor die Thür gesetzt worden. Gleich nach dem Februar Delahodde, den man mit Lamartinischer Großmuth, trotz Aufdeckung aller seiner Schliche, nicht erschoß, sondern ‒ mit beispielloser Phantasterei, durch die der sonst so praktische Caussidiere sich selbst lächerlich machte ‒ im Polizeigebäude bei Wasser, Brod und einer scharf geladenen Pistole einsperrte, hoffend, er werde sich selber hinrichten, was der Lumpazius natürlich unterließ und zuletzt auf den Knieen herumfahrend und schluchzend die Sentimentalität der Februaristen rege machte, so daß sie ihm den Laufpaß gaben. Und dieser Delahodde hatte eine Rolle auf der Redaktion gespielt, während er allabendlich seine Berichte an den louisphilippschen Polizeiminister Delessert spedirte und die übrigen Reformchefs mit dem trefflichsten Netz von Polizistik umspannt hielt. Hiernach Chenu. Anjetzt ist es ein in Baiern geborner Franzose, der, wie jene seine Vorläufer, bis auf 200 Fr. monatlich von der Polizei verdiente und 300 auf der unglückseligen „Reforme“, der er die ausländischen Nachrichten übersetzte. Dieser Mensch hat noch am 29. Januar den Redakteur en chef in die fatalste Klemme gebracht, indem er denunzirte, daß die Deputation der Mobiloffiziere im Redaktionslokal geschlafen, um sich über den etwaigen Losbruch mit den Redaktoren zu verständigen. Geht das so fort, dann hat der „Corfaire“ recht, wenn er höhnt: „wo der Herren Demokraten drei zusammen sind im Namen ihrer lieben Göttin Republik, da sind zwei, mindestens ein Spion darunter, Amen. Unter den hiesigen Deutschen ist eine reaktionäre Klike, die in zwei Lesesälen geradezu erklärt hat, sie werde nicht mehr hinkommen, wofern die „Neue Rhein. Zeitg.“ nicht abgeschafft werde. Jedenfalls ist das ein gutes Thermometer für die von der Zeitung ausgehende Wirkung. „Die Karnevalszeit ist ohne besondere Merkwürdigkeit verstrichen und die Republik trauert in Sack und Asche (sagt Assemblee Nationale) für ihre Mai- und Junisünden, und wir rufen das höchste Gericht des Himmels herab auf die Schädel ihrer Verführer.“ Aber wahrscheinlich ist, daß dies Mole'sche Schurkenjournal, worin Lotterbuden, wie ein Granier Cassagnac, Capo Feuillide und Lavalette, und ein Redakteur der belgischen Emancipation Giftmischerei treiben, wenn es nicht aus Geldmangel zu Kreuz kriecht, (wie vorige Woche es hieß) eines schönen Morgens vor dem Volksgerichte seine Sünden abbüßen wird. Die Bonapartes machen sich viel verhaßter, als wir sie machen könnten; sie wollen z B. der Mürat'schen Familie fünf Millionen Fr. Entschädigungen geben. Und der Lucian Mürat, sieht er doch aus wie ein wohlgemästeter Pachter Feldkümmel, der keinen Bettelsack umzuhängen braucht! Die Bauern werden immer ungehaltener über die Nichterfüllung der vielen napoleonischen Versprechungen. Die Legitimisten sehen freudigzitternd nach der Uhr, die Orleanisten reiben die Hände. „Aber halt! noch stehen wir da!“ sagte mir ein Clubchef mit verächtlichem Mundzucken. Paris, 21. Februar. Der Moniteur enthält in seinen vier Beilagen mehrere Ausschlußberichte. Unter andern auch den Text der mit einigen südamerikanischen Staaten sowie mit den Sandwichs-Inseln abgeschlossenen oder noch abzuschliessenden Handelsverträge. ‒ Sämmtliche Morgenblätter besprechen die Ledru-Rollin'schen Interpellationen über Italien. „Bürger Ledru-Rollin sagt: „La Republique“, hat den Schleier aufgehoben, den das Ministerium über seine Pläne in Bezug auf Italien gern decken möchte. Diese Pläne beständen zunächst darin weder die Alpenarmee vorrücken, noch in Civita Vecchia eine Interventionsarmee an's Land steigen zu lassen, welche die römische Constituante mit Bajonetten auseinanderjagen könnte; sie beständen vielmehr in einem ganz andern Plane. Karl Albert habe es nämlich übernommen, seinen unglücklichen Feldzug vom vorigen Jahre an der Adda durch einen Kreuzzug gegen die Römer gut zu machen und Se. Heiligkeit wieder auf den irdischen Thron zu setzen. Karl Albert habe aber den Kabinetten vorgestellt, daß er sich außerhalb seiner Staaten nicht wagen dürfte; daß es den Genuesen leicht einfallen könnte, auch eine piemontesische Republik zu proklamiren u. s. w. u. s. w. Worauf dann vom Mächtebunde beschlossen worden sei, dem Karl Albert durch ein französisch-englisches Geschwader mit starker Artillerie den Rücken zu decken. Dieses Geschwader werde vor Genua kreuzen und die Marmorstadt, sobald sie sich rühre, in Grund und Boden schießen. Von der glücklichen Vollbringung dieses Heldenplanes werde es abhängen, ob man den (doppelseitigen) König Karl Albert wieder in den Schooß der 1815ner heil. Allianz aufnehmen könne oder nicht? … ‥ Die Verlegenheit, mit der Drouin de Lhuys antwortete, bewies, daß Ledru-Rollin den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Wir übergehen das Geheul der übrigen Journale. ‒ Die Nachricht eines deutschen Blattes: Oestreich wolle den Brüsseler Kongreß nicht beschicken, wenn die theilnehmenden Mächte sich nicht verpflichten, die Wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen anzuerkennen, platzte heute wie eine Bombe in den ministeriellen Kreisen. ‒ Auf die Berichte über die Entdeckung von Goldsand in unseren afrikanischen Kolonieen am Atlas und Senegal, hat die Regierung beschlossen, amtliche Nachforschungen anstellen zu lassen. Sie selbst möchte zuerst das neue Californien ausbeuten; aber wir fürchten, ihre Emissäre finden nichts als gemeinen Streusand. ‒ Die Brea-Verurtheilten sind noch nicht erschossen. Präsident Bonaparte, an den ihre Vertheidiger zuletzt recurrirten, hat erklärt, er wolle vorher die Akten genau durchlesen, ehe er sein letztes Wort spreche. ‒ Das Proudhon'sche Journal „Le Peuple“ meldet: daß man in Lyon soeben eine Zweigbank zur großen Pariser Volksbank einrichte. Wie in Paris, so sind auch dort an die Straßen Zettel angeschlagen worden, welche zur Theilnahme einladen und auf denen man liest: Zweck der Volksbank. 1) Allen Theilnehmern (Adherenten) zinslosen Credit (credit gratuit) zu verschaffen, die den Arbeiter, Handelsleute und Consumenten aus dem Joche des Wuchers befreit das sie jetzt drückt. 2) Direkten und gegenseitigen Austausch aller Produkte solcher gestalt einzurichten, daß die gefräßigen Zwischenhändler wegfallen, die bisher von einem Theil des Waarenpreises lebten, der natürlich den Arbeiter trifft d. h. seinen Lohn schmälert. 3) Durch Ersparung von fünf Milliarden Frk., welche die Produktion Frankreichs allein jährlich an jene Parasiten zahlt, die Möglichkeit zu finden, diese fünf Milliarden der Consumtion zuzuwenden, und dadurch die allgemeinen Arbeitsverhältnisse dergestalt zu mehren, daß der Lohn des Arbeiters vier Mal höher steigt. Um diesen Zweck zu erreichen, erwartet die Volksbank einzig und allein den sofortigen Beitritt der Arbeiter. Beitreten kann Jeder, ohne einen Sou in die Kasse zu zahlen. Aktionär wird man, indem man während 10 Monaten, monatlich 50 Centimen abliefert. Man erhält über diese 5 Frk. eine Aktie, welche sich die Volksbank, jedoch ohne Dividende und Zinsen, von dem Augenblicke an zurückzuzahlen verpflichtet, wo die Bank ein Guthaben (über ihr Betriebskapital) besitzt, das stark genug ist, um damit marschiren zu können. Dieses Guthaben wird durch einen Abzug von 2 Prozent auf alle Eskomptirungen gebildet. Die Lyoner Berichte melden, daß auch dort das Proletariat sich in Masse bei dem Succursaale betheilige. An einigen Straßenecken sind diese Zettel, wie in Paris, von den Bourgeois (jenen Parasiten) im Zorne, abgerissen und mit Füßen getreten worden. ‒ Dem Journal des Debats (siehe seinen Börsenbericht) ist aus Brüssel die Nachricht zugegangen: Colloredo habe bei Eröffnung der Brüsseler Konferenzen erklärt, daß Oesterreich sich sofort zurückziehen würde, wenn nicht sämmtliche Theilnehmer im Namen ihrer Kabinette die Erllärung abgäben, daß sie die Wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen annehmen. Oesterreich und seine Bundesgenossen (Preußen und Rußland) seien fest entschlossen, jene Verträge in ihrem ganzen Umfange nach aufrecht zu erhalten. ‒ Ein neues Journal mit dem pompösen Titel: „La Tribune des Peuples“ wird in diesen Tagen vom Stapel laufen. Gründer ist ein Pole, der ehemals Flügeladjudant des Kaisers Nikolaus war und jetzt hier in Paris als Flüchtling lebt! Hauptredaktoren sollen sein: 1) Michelet, der mystische Verfasser der mystischen Geschichte etc. 2) Cyprian Robert, der neulich wegen seines panslavistischen Schimpfens gegen die Deutschen und Ungarn im College de France ausgepfiffen werden sollte oder noch ausgepfiffen werden wird. ‒ Die Nationalversammlung widmete heute die ganze Sitzung dem Geist und Magen verderbenden, aus 115 Artikeln bestehenden Wahlgesetze. ‒ In der Rue de Poitiers hört man von nichts als den nächsten Wahl-Operationen sprechen. Diese Herren beabsichtigen den Falsifikations-Prozeß der öffentlichen Meinung so geschickt einzuleiten, daß der Cavaignac'sche „Credit“ heute ausruft: „Die Royalisten treiben ihre Manövers mit einer solchen Unverschämtheit, daß sie gewiß an ihrer letzten Conspiration sind… Einige ihrer Chefs ahnen dieses auch mit Beben und warnen darum ihre Parteigänger vor allzu großem Eifer… D'ici à quelques mois, ils seront au pied du mur.“ Uebrigens herrscht eine rasende Confusion unter ihnen. Auch die Pagnerre-Garnier-Barthelemy'sche Republique modérée, die am Quai d'Orsoy Abends Glühwein trinkt, hat ein weitschweifiges Manifest erlassen, das sie in allen Morgenblättern breit tritt. Von der Volkspartei ist zu melden, daß sie sich trotz aller Faucher'schen Verschwörungen täglich mächtiger und stärker erhebt. Ihrer Unerschütterlichkeit wird es gelingen, auch das platte Land aufzuklären, ehe die Russen bei uns einrücken. ‒ Neues Californien in Afrika! Ein gewisser Oberst Kaveloski, der lange Zeit die Minen Sibiriens studirte und jüngst Nordafrika besuchte, hat an den Ufern der Flüsse Ramla, Dys, Gonka, Benisch-Angol und Gamanil weite Sandstrecken entdeckt, welche viel Goldstoff enthalten. Die „Opinion publique“ enthält heute die ersten Nachrichten hierüber. Kein Zweifel, daß ganz Paris an die Ufer jener Flüsse eilt, um den quästionirten Sand zu waschen und sich zum Millionär zu machen. ‒ National-Versammlung. Sitzung vom 21. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. An der Tagesordnung ist Fortsetzung der Wahlgesetzdebatte. Artikel 58 (vom Votum der Soldaten etc. etc. handelnd) war an den Ausschuß zurückgewiesen worden, weil Charras (rechte Hand Cavaignacs) beantragt hatte, man solle bei dem unter der provisorischen Regierung befolgten Systeme bleiben. Billault besteigt deshalb zuerst die Bühne, um als Berichterstatter zu erklären, daß der Ausschuß dem Charraschen Antrage beitrete. Demnach laute der Artikel 58 folgendermaßen: „Alle unter den Fahnen befindlichen Land- und Seesoldaten üben ihr Stimmrecht auf dem Platze aus, auf dem sie sich gerade befinden. Sie werden Departementsweise abgetheilt und die hierdurch entstehenden Sektionen von den ältesten Offizieren unter Beiziehung einer aus vier Gemeinen bestehenden Scrutatoren-Kommission präsidirt etc.“ Brunet, Dahirel, Hanncye, Callet und einige andere unbekannte Größen streiten sich lange über diese Rückkehr zu einer Maßregel der verhaßten provisorischen Regierung. Endlich geht der Artikel 58 durch. Mit ziemlicher Schnelligkeit folgen ihm die Artikel 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72 und 73. Die Debatte, nicht örtliche Details berührend, bietet für das Ausland kein direktes Interesse. Die Bänke sind ziemlich spärlich besetzt und kein Mensch widmet der Diskussion die gebührende Aufmerksamkeit. Artikel 73 lautet ursprünglich: „Zu Volksvertretern können nicht gewählt werden: 1. die nach Artikel 28, 34, 42 und 335 des Code pènal und 102 des gegenwärtigen Wahlgesetzes zu entehrenden Strafen verurtheilten Individuen; 2. der Individuen, welche wegen Diebstahls, Escroquerie, Mißbrauch des Vertrauens und Wucherei verurtheilt wurden.“ Pierre Leroux trägt darauf an, den Zwischensatz: „und wegen Ehebruchs,“ einzuschalten Er entwickelt seinen Antrag in trefflicher Weise. Er sagt, man müsse vor Allem konsequent sein. Die Versammlung, ein Ausfluß der Volkssouveränität, schließe z. B. einen Bürger von der Volksvertretung aus, der wegen Diebstahl verurtheilt worden. Gut. Aber wenn dieser Bürger seine Strafe erlitten und der Gesellschaft zurückgegeben ist und das Volk, der Souverain, ihn seines Vertrauens werth findet, mit welchem Recht nehmt Ihr Euch heraus, diesen Gewählten von dieser Bühne zurückzustoßen. Das ist eine Beleidigung des Souverains denn das Gesetz ist gerächt worden. Mit demselben Recht, mit welchem ihr Euch also anmaßt, einen bestraften Dieb auszuschließen, müßtet Ihr auch den Ehebrecher ausstoßen, denn Ehebruch ist vor Allem ein Eingriff in die Eigenthumsrechte. Thut Ihr dies nicht, so brecht Ihr die Volkssouveränität. (Sturm rechts und Beifall links unterbrach den Redner sehr häufig.) Jawohl, ruft P. Leroux, Ihr brecht die Volkssouveränität. Billault, Berichterstatter, bekämpft den Zwischensatz mit vielem Pathos und sagt, Pierre Leroux habe nur auf Artikel 73 (§ 7) ein Epigramm machen wollen. Pierre Leroux protestirt energisch gegen diese Deutung. Dies sei persönlich. Billault solle auf dem prinzipiellen Felde bleiben. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!) Eine ungeheure Agitation herrscht im Saale. Zwei Abstimmungen durch Aufstehen und Sitzenbleiben sind zweifelhaft. Endlich wird um 6 1/2 Uhr der Antrag mit 286 gegen 229 Stimmen angenommen. (Links Bravos.) Das ist der erste Triumph des Kommunisten Leroux auf der Bühne. In Zukunft ist der Ehebrecher vom Volksmandat ausgeschlossen. Schluß 6 3/4 Uhr. Italien. * Die doppelte Proklamation der Republik zu Rom und Florenz hat alle europäischen Monarchieen in Bewegung gesetzt. Der Bourbone von Neapel soll in einen wahren Wuthausfall gerathen sein, als er die letzten Ereignisse erfuhr. Karl Albert und sein Odilon-Gioberti stießen einen Schrei des Entsetzens aus. Um eine auf allgemeinem Stimmrecht beruhende Regierung anzugreifen, bedarf es indessen eines Vorwandes. Den Vorwand bietet diesmal der Pabst. Martinez de la Rosa hat den Plan eines Kongresses der katholischen Mächte ausgeheckt, um den Pabst in seine weltliche Macht wieder einzusetzen. „Der Kongreß solle stattfinden in einer centralen und geeigneten Stadt. Frankreich und Oestreich würden daran Theil nehmen mehr als Rathgeber, denn als Agenten. Eine Intervention würde adoptirt werden zu dem einzigen Zwecke der Restauration des Pabstes und der Erhaltung seiner Autorität in Rom und einigen andern bedeutendern Städten. Frankreichs Pflicht wäre es, eine Observationseskader zu schicken, die Oestreichs, die Gränzen am Po zu besetzen, und die Neapels, eine entsprechende Bewegung im Süden zu machen.“„Die kriegführende Rolle, fährt die durch die Times veröffentlichte Note fort, wird Spanien, Baiern, Portugal anvertraut werden oder andern sekundären katholischen Staaten, so daß die großen Mächte kein Mißtrauen fassen und das europäische Gleichgewicht nicht gestört wird. Man berechnet, daß 5 bis 10,000 Mann zur Erreichung dieses Zweckes hinreichen werden, da die Freunde des Pabstes sehr zahlreich sind in allen Theilen seiner Staaten. Die Constituante von Piemont und Toskana wird unmittelbar Opposition einlegen, aber eine kräftige Zurechtweisung von Seiten Frankreichs und Oestreichs wird sie schon zur Ruhe bringen und ohne sie wird die Faktion in den päbstlichen Staaten offenbar machtlos sein. Die Ausführung dieses Plans wäre ein prächtiges Ding. Es ist klar, daß die Regulirung der päbstlichen Angelegenheiten das nothwendige Vorspiel der Wiederherstellung der Ordnung und der Unterdrückung des Socialismus in Sizilien ist. (Der alte Martinez fabelt.) Noch mehr, diese Kombination würde Spanien wieder heben und die Verbesserung seiner europäischen Position würde seinen Gläubigern vortheilhafte Resultate sichern.“ Also schließlich, so sehr beherrscht der Geist des Jahrhunderts selbst die contrerevolutionärsten Donquixote, schließlich ist der Zweck dieses katholisch-feudalistischen Kreuzzugs das Steigen der spanischen Papiere. Kein Kreuzzug mehr möglich als unter den Auspizien der Börsenheiligen. C. E. Muzarelli (Mitglied des römischen Vollziehungsausschusses) hat folgende Cirkularnote erlassen an sämmtliche römische Konsuln und Bevollmächtigte im Auslande. „Bürger, die römische konstituirende Versammlung hat mit einer ungeheuren Majorität die Entschließungen angenommen, die Sie in dem an Sie von mir überschickten Grunddekret bezeichnet finden. Die Regierungskommission ist provisorisch in ihrem Amte bestätigt. Ich werde Ihnen in Zukunft die weiteren Verfügungen der konstituirenden Versammlung mittheilen. Bei Empfang des Gegenwärtigen haben sie all Ihren Eifer aufzubieten, um die Anerkennung der römischen Republik von der Regierung, bei der Sie akkreditirt sind, zu erwirken. Die aus dem freien Volkswillen hervorgegangene Republik ist faktisch und rechtlich die legitimste Regierung von der Welt.“ Gleichzeitig hat Galetti im Namen der konstituirenden Versammlung folgenden Aufruf an Toskana erlassen: „Toskaner, Eure Regierung ist die unsrige, Ihr habt es ausgesprochen. Mögen sich diese Regierungen so eng verbinden, daß wir in den Augen der Welt und Italiens nur eine Nation bilden. Wir haben die Formel der Brüderlichkeit in der Nacht vom 8. Oktober proklamirt. Diese Formel ist Euch ebenso wenig unbekannt, als sie es dem Capitol war. Gehen wir Hand in Hand, und die italienische Constituante wird das Siegel sein auf dem Vertrage der Nation.“ Der toskanische Moniteur vom 15. Februar enthält in seinem offiziellen Theile folgendes Dekret: „Die provisorische Regierung von Toskana nimmt mit einer brüderlichen Freude die Adresse an, welche von der italienischen Emigration an sie gerichtet worden ist und ihr edles Anerbieten nach allen Kräften an der Vertheidigung unsrer Freiheit mitzuwirken. Sie dekretirt: Die italienischen, in Toskana residirenden Emigranten sind bevollmächtigt, sich militärisch zu organisiren. Ihr Korps wird unter den Befehl des Ministers des Innern gestellt sein, dem die Ausführung dieses Dekrets hiermit übertragen wird.“ Der Kriegsminister Mariano d'Ayala, der sich seit 5 Tagen in den Festungswerken nicht hatte sehen lassen, und dem man die Duldung eines Theils der stattgehabten soldatischen Unordnungen vorwirft, hat seine Entlassung eingereicht. d'Apice wird an seine Stelle treten. Am 14. Morgens leisteten die Truppen von Toskana der provisorischen Regierung den Diensteid; hierauf steckten die Soldaten das rothe Band ins Knopfloch und fraternisirten mit dem Volke. Am 15. erschien eine Adresse an die Linientruppen, worin man sie ermahnt, das Vaterland und ihre Pflichten als Bürger und Italiener nicht der Anhänglichkeit an einen Mann zu opfern. Am Abend des 14. begab sich d'Apice an der Spitze einer militärischen Expedition nach Empoli, wo einige Unordnungen vorgefallen waren. * Rom, 11. Febr. Heute, Sonntag, wurde zu Ehren der neuen römischen Republik in der Peterskirche ein Te Deum gesungen. Die Geistlichen des Vatican hatten sich geweigert den Altardienst zu verrichten. Derselbe fand ohne die geringste Unruh statt; einige Reihen der neu organisirten Miliz trugen Fackeln; alle Glieder der Constituante waren anwesend. Der Anblick war imposant. Diese Feier wird in der ganzen Welt ein Echo finden. ‒ Die drei Glieder, welche in den Executivausschuß gewählt wurden, haben die auf sie gefallene Wahl angenommen und den Quirinalpalast bezogen. Muzzarelli, mit dem Auslande beschäftigt, hat an alle Agenten, welche die Römische Republik bei den verschiedenen Cabinetten vertreten, ein Rundschreiben gerichtet, worin er sie auffordert, die Anerkennung der Römischen Republik zu erwirken und den Cabinetten die Absichten der Executive mitzutheilen, die in neuester Zeit so sehr mißdeutet wurden. ‒ Man erzählt sich hier, daß eine Art heil. Allianz zwischen Oestreich, Neapel, Spanien und Frankreich zur Wiederherstellung des Pabstes auf seinen Thron geschlossen worden. Doch das jagt hier wenig Schrecken ein, unter so schillernden Farben diese Hiobsposten auch von Gaëta aus verbreitet werden. * Turin, 16. Febr. Das Ministerium Gioberti, das bereits gegenüber der republikanischen Bewegung Genua's den Deckmantel des Demokratismus fallen ließ, tritt jetzt vollständig auf Seite der Contrerevolution, und arbeitet, unterstützt von der Majorität der Kammer, auf eine Allianz mit Oestreich hin. Nicht genug, daß es die italienische Constituante zurückweist, es bereitet geradezu eine Intervention in Toskana und Rom vor. In der Kammer führt es zwar noch eine sehr zurückhaltende Sprache; gestern interpellirt, ob es die römische Republik anerkennen werde, erklärte es, die Sache sei noch zu neu, man habe noch nicht darüber beschließen können, und setzte die einfache Tagesordnung durch; dieselbe einfache Tagesordnung ging durch bei der Interpellation wegen Schließung des Genueser Volksklubs. Aber während ihm das Faktum in der Kammer „noch zu neu“ ist, sammelt das Kabinet bei Sarzana ein Heer von zehntausend Mann mit 16 Kanonen, unter dem Kommando des wegen reaktionärer Umtriebe entlassenen Exkriegsministers La Marmora. Was dies Lager bedeuten soll, ist klar. Sarzana liegt an der äußersten Ostgränze des genuesischen Gebiets, am Fuß der Apenninen, da wo sich die beiden Straßen über Pontremoli und das Gebirge nach Parma, und über Lucca an der Küste entlang nach Pisa und Florenz theilen. Unter dem Vorwande einer Demonstration gegen die Oestreicher in Mo- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="1265"/> <div n="1"> <head>[Schweiz]</head> <div xml:id="ar230_012" type="jArticle"> <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> erhalten hat oder zurückberufen worden ist. ‒ Als Geschäftsträger in Paris und Wien hat der Bundesrath die Herren Barmann und Dr. Kern bestätigt, so wie auch einstweilen sämmtliche Handelsconsuln, bis nach Eingang sämmtlicher Jahresberichte das politische Departement einen Generalrapport über ihre Verrichtungen erstattet haben wird.</p> <bibl>(S. N. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar230_013" type="jArticle"> <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 21. Febr.</head> <p>Die „Reforme“ hat Glück mit ihren Redaktoren; der dritte Spion ist bereits in ihrem Personale seit Februar vorigen Jahres entlarvt und vor die Thür gesetzt worden. Gleich nach dem Februar Delahodde, den man mit Lamartinischer Großmuth, trotz Aufdeckung aller seiner Schliche, nicht erschoß, sondern ‒ mit beispielloser Phantasterei, durch die der sonst so praktische Caussidiere sich selbst lächerlich machte ‒ im Polizeigebäude bei Wasser, Brod und einer scharf geladenen Pistole einsperrte, hoffend, er werde sich selber hinrichten, was der Lumpazius natürlich unterließ und zuletzt auf den Knieen herumfahrend und schluchzend die Sentimentalität der Februaristen rege machte, so daß sie ihm den Laufpaß gaben. Und dieser Delahodde hatte eine Rolle auf der Redaktion gespielt, während er allabendlich seine Berichte an den louisphilippschen Polizeiminister Delessert spedirte und die übrigen Reformchefs mit dem trefflichsten Netz von Polizistik umspannt hielt. Hiernach Chenu. Anjetzt ist es ein in Baiern geborner Franzose, der, wie jene seine Vorläufer, bis auf 200 Fr. monatlich von der Polizei verdiente und 300 auf der unglückseligen „Reforme“, der er die ausländischen Nachrichten übersetzte. Dieser Mensch hat noch am 29. Januar den Redakteur en chef in die fatalste Klemme gebracht, indem er denunzirte, daß die Deputation der Mobiloffiziere im Redaktionslokal geschlafen, um sich über den etwaigen Losbruch mit den Redaktoren zu verständigen. Geht das so fort, dann hat der „Corfaire“ recht, wenn er höhnt: „wo der Herren Demokraten <hi rendition="#g">drei</hi> zusammen sind im Namen ihrer lieben Göttin Republik, da sind <hi rendition="#g">zwei,</hi> mindestens <hi rendition="#g">ein</hi> Spion darunter, Amen.</p> <p>Unter den hiesigen Deutschen ist eine reaktionäre Klike, die in zwei Lesesälen geradezu erklärt hat, sie werde nicht mehr hinkommen, wofern die „Neue Rhein. Zeitg.“ nicht abgeschafft werde. Jedenfalls ist das ein gutes Thermometer für die von der Zeitung ausgehende Wirkung.</p> <p>„Die Karnevalszeit ist ohne besondere Merkwürdigkeit verstrichen und die Republik trauert in Sack und Asche (sagt Assemblee Nationale) für ihre Mai- und Junisünden, und wir rufen das höchste Gericht des Himmels herab auf die Schädel ihrer Verführer.“ Aber wahrscheinlich ist, daß dies Mole'sche Schurkenjournal, worin Lotterbuden, wie ein Granier Cassagnac, Capo Feuillide und Lavalette, und ein Redakteur der belgischen Emancipation Giftmischerei treiben, wenn es nicht aus Geldmangel zu Kreuz kriecht, (wie vorige Woche es hieß) eines schönen Morgens vor dem Volksgerichte seine Sünden abbüßen wird.</p> <p>Die Bonapartes machen sich viel verhaßter, als wir sie machen könnten; sie wollen z B. der Mürat'schen Familie fünf Millionen Fr. Entschädigungen geben. Und der Lucian Mürat, sieht er doch aus wie ein wohlgemästeter Pachter Feldkümmel, der keinen Bettelsack umzuhängen braucht!</p> <p>Die Bauern werden immer ungehaltener über die Nichterfüllung der vielen napoleonischen Versprechungen. Die Legitimisten sehen freudigzitternd nach der Uhr, die Orleanisten reiben die Hände. „Aber halt! noch stehen wir da!“ sagte mir ein Clubchef mit verächtlichem Mundzucken.</p> </div> <div xml:id="ar230_014" type="jArticle"> <head>Paris, 21. Februar.</head> <p>Der Moniteur enthält in seinen vier Beilagen mehrere Ausschlußberichte. Unter andern auch den Text der mit einigen südamerikanischen Staaten sowie mit den Sandwichs-Inseln abgeschlossenen oder noch abzuschliessenden Handelsverträge.</p> <p>‒ Sämmtliche Morgenblätter besprechen die Ledru-Rollin'schen Interpellationen über Italien.</p> <p>„Bürger Ledru-Rollin sagt: „La Republique“, hat den Schleier aufgehoben, den das Ministerium über seine Pläne in Bezug auf Italien gern decken möchte. Diese Pläne beständen zunächst darin weder die Alpenarmee vorrücken, noch in Civita Vecchia eine Interventionsarmee an's Land steigen zu lassen, welche die römische Constituante mit Bajonetten auseinanderjagen könnte; sie beständen vielmehr in einem ganz andern Plane. Karl Albert habe es nämlich übernommen, seinen unglücklichen Feldzug vom vorigen Jahre an der Adda durch einen Kreuzzug gegen die Römer gut zu machen und Se. Heiligkeit wieder auf den irdischen Thron zu setzen. Karl Albert habe aber den Kabinetten vorgestellt, daß er sich außerhalb seiner Staaten nicht wagen dürfte; daß es den Genuesen leicht einfallen könnte, auch eine piemontesische Republik zu proklamiren u. s. w. u. s. w. Worauf dann vom Mächtebunde beschlossen worden sei, dem Karl Albert durch ein französisch-englisches Geschwader mit starker Artillerie den Rücken zu decken. Dieses Geschwader werde vor Genua kreuzen und die Marmorstadt, sobald sie sich rühre, in Grund und Boden schießen. Von der glücklichen Vollbringung dieses Heldenplanes werde es abhängen, ob man den (doppelseitigen) König Karl Albert wieder in den Schooß der 1815ner heil. Allianz aufnehmen könne oder nicht? … ‥ Die Verlegenheit, mit der Drouin de Lhuys antwortete, bewies, daß Ledru-Rollin den Nagel auf den Kopf getroffen.“</p> <p>Wir übergehen das Geheul der übrigen Journale.</p> <p>‒ Die Nachricht eines deutschen Blattes: Oestreich wolle den Brüsseler Kongreß nicht beschicken, wenn die theilnehmenden Mächte sich nicht verpflichten, die Wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen anzuerkennen, platzte heute wie eine Bombe in den ministeriellen Kreisen.</p> <p>‒ Auf die Berichte über die Entdeckung von Goldsand in unseren afrikanischen Kolonieen am Atlas und Senegal, hat die Regierung beschlossen, amtliche Nachforschungen anstellen zu lassen. Sie selbst möchte zuerst das neue Californien ausbeuten; aber wir fürchten, ihre Emissäre finden nichts als gemeinen Streusand.</p> <p>‒ Die Brea-Verurtheilten sind noch nicht erschossen. Präsident Bonaparte, an den ihre Vertheidiger zuletzt recurrirten, hat erklärt, er wolle vorher die Akten genau durchlesen, ehe er sein letztes Wort spreche.</p> <p>‒ Das Proudhon'sche Journal „Le Peuple“ meldet: daß man in Lyon soeben eine Zweigbank zur großen Pariser Volksbank einrichte.</p> <p>Wie in Paris, so sind auch dort an die Straßen Zettel angeschlagen worden, welche zur Theilnahme einladen und auf denen man liest:</p> <p> <hi rendition="#g">Zweck der Volksbank.</hi> </p> <p>1) Allen Theilnehmern (Adherenten) zinslosen Credit (credit gratuit) zu verschaffen, die den Arbeiter, Handelsleute und Consumenten aus dem Joche des Wuchers befreit das sie jetzt drückt.</p> <p>2) Direkten und gegenseitigen Austausch aller Produkte solcher gestalt einzurichten, daß die gefräßigen Zwischenhändler wegfallen, die bisher von einem Theil des Waarenpreises lebten, der natürlich den Arbeiter trifft d. h. seinen Lohn schmälert.</p> <p>3) Durch Ersparung von fünf Milliarden Frk., welche die Produktion Frankreichs allein jährlich an jene Parasiten zahlt, die Möglichkeit zu finden, diese fünf Milliarden der Consumtion zuzuwenden, und dadurch die allgemeinen Arbeitsverhältnisse dergestalt zu mehren, daß der Lohn des Arbeiters vier Mal höher steigt.</p> <p>Um diesen Zweck zu erreichen, erwartet die Volksbank einzig und allein den sofortigen Beitritt der Arbeiter. Beitreten kann Jeder, ohne einen Sou in die Kasse zu zahlen. Aktionär wird man, indem man während 10 Monaten, monatlich 50 Centimen abliefert. Man erhält über diese 5 Frk. eine Aktie, welche sich die Volksbank, jedoch ohne Dividende und Zinsen, von dem Augenblicke an zurückzuzahlen verpflichtet, wo die Bank ein Guthaben (über ihr Betriebskapital) besitzt, das stark genug ist, um damit marschiren zu können. Dieses Guthaben wird durch einen Abzug von 2 Prozent auf alle Eskomptirungen gebildet.</p> <p>Die Lyoner Berichte melden, daß auch dort das Proletariat sich in Masse bei dem Succursaale betheilige. An einigen Straßenecken sind diese Zettel, wie in Paris, von den Bourgeois (jenen Parasiten) im Zorne, abgerissen und mit Füßen getreten worden.</p> <p>‒ Dem Journal des Debats (siehe seinen Börsenbericht) ist aus Brüssel die Nachricht zugegangen: Colloredo habe bei Eröffnung der Brüsseler Konferenzen erklärt, daß Oesterreich sich sofort zurückziehen würde, wenn nicht sämmtliche Theilnehmer im Namen ihrer Kabinette die Erllärung abgäben, daß sie die Wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen annehmen. Oesterreich und seine Bundesgenossen (Preußen und Rußland) seien fest entschlossen, jene Verträge in ihrem ganzen Umfange nach aufrecht zu erhalten.</p> <p>‒ Ein neues Journal mit dem pompösen Titel: „La Tribune des Peuples“ wird in diesen Tagen vom Stapel laufen. Gründer ist ein Pole, der ehemals Flügeladjudant des Kaisers Nikolaus war und jetzt hier in Paris als Flüchtling lebt! Hauptredaktoren sollen sein: 1) Michelet, der mystische Verfasser der mystischen Geschichte etc. 2) Cyprian Robert, der neulich wegen seines panslavistischen Schimpfens gegen die Deutschen und Ungarn im College de France ausgepfiffen werden sollte oder noch ausgepfiffen werden wird.</p> <p>‒ Die Nationalversammlung widmete heute die ganze Sitzung dem Geist und Magen verderbenden, aus 115 Artikeln bestehenden Wahlgesetze.</p> <p>‒ In der Rue de Poitiers hört man von nichts als den nächsten Wahl-Operationen sprechen. Diese Herren beabsichtigen den Falsifikations-Prozeß der öffentlichen Meinung so geschickt einzuleiten, daß der Cavaignac'sche „Credit“ heute ausruft:</p> <p>„Die Royalisten treiben ihre Manövers mit einer solchen Unverschämtheit, daß sie gewiß an ihrer letzten Conspiration sind… Einige ihrer Chefs ahnen dieses auch mit Beben und warnen darum ihre Parteigänger vor allzu großem Eifer… D'ici à quelques mois, ils seront au pied du mur.“</p> <p>Uebrigens herrscht eine rasende Confusion unter ihnen.</p> <p>Auch die Pagnerre-Garnier-Barthelemy'sche Republique modérée, die am Quai d'Orsoy Abends Glühwein trinkt, hat ein weitschweifiges Manifest erlassen, das sie in allen Morgenblättern breit tritt.</p> <p>Von der Volkspartei ist zu melden, daß sie sich trotz aller Faucher'schen Verschwörungen täglich mächtiger und stärker erhebt. Ihrer Unerschütterlichkeit wird es gelingen, auch das platte Land aufzuklären, ehe die Russen bei uns einrücken.</p> <p>‒ Neues Californien in Afrika! Ein gewisser Oberst Kaveloski, der lange Zeit die Minen Sibiriens studirte und jüngst Nordafrika besuchte, hat an den Ufern der Flüsse Ramla, Dys, Gonka, Benisch-Angol und Gamanil weite Sandstrecken entdeckt, welche viel Goldstoff enthalten. Die „Opinion publique“ enthält heute die ersten Nachrichten hierüber. Kein Zweifel, daß ganz Paris an die Ufer jener Flüsse eilt, um den quästionirten Sand zu waschen und sich zum Millionär zu machen.</p> <p>‒ <hi rendition="#g">National-Versammlung.</hi> Sitzung vom 21. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.</p> <p>An der Tagesordnung ist Fortsetzung der Wahlgesetzdebatte.</p> <p>Artikel 58 (vom Votum der Soldaten etc. etc. handelnd) war an den Ausschuß zurückgewiesen worden, weil Charras (rechte Hand Cavaignacs) beantragt hatte, man solle bei dem unter der provisorischen Regierung befolgten Systeme bleiben.</p> <p><hi rendition="#g">Billault</hi> besteigt deshalb zuerst die Bühne, um als Berichterstatter zu erklären, daß der Ausschuß dem Charraschen Antrage beitrete. Demnach laute der Artikel 58 folgendermaßen:</p> <p>„Alle unter den Fahnen befindlichen Land- und Seesoldaten üben ihr Stimmrecht auf dem Platze aus, auf dem sie sich gerade befinden. Sie werden Departementsweise abgetheilt und die hierdurch entstehenden Sektionen von den ältesten Offizieren unter Beiziehung einer aus vier Gemeinen bestehenden Scrutatoren-Kommission präsidirt etc.“</p> <p>Brunet, Dahirel, Hanncye, Callet und einige andere unbekannte Größen streiten sich lange über diese Rückkehr zu einer Maßregel der verhaßten provisorischen Regierung.</p> <p>Endlich geht der Artikel 58 durch.</p> <p>Mit ziemlicher Schnelligkeit folgen ihm die Artikel 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72 und 73.</p> <p>Die Debatte, nicht örtliche Details berührend, bietet für das Ausland kein direktes Interesse.</p> <p>Die Bänke sind ziemlich spärlich besetzt und kein Mensch widmet der Diskussion die gebührende Aufmerksamkeit.</p> <p>Artikel 73 lautet ursprünglich:</p> <p>„Zu Volksvertretern können nicht gewählt werden:</p> <p>1. die nach Artikel 28, 34, 42 und 335 des Code pènal und 102 des gegenwärtigen Wahlgesetzes zu entehrenden Strafen verurtheilten Individuen;</p> <p>2. der Individuen, welche wegen Diebstahls, Escroquerie, Mißbrauch des Vertrauens und Wucherei verurtheilt wurden.“</p> <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi> trägt darauf an, den Zwischensatz:</p> <p>„und wegen Ehebruchs,“</p> <p>einzuschalten Er entwickelt seinen Antrag in trefflicher Weise. Er sagt, man müsse vor Allem konsequent sein. Die Versammlung, ein Ausfluß der Volkssouveränität, schließe z. B. einen Bürger von der Volksvertretung aus, der wegen Diebstahl verurtheilt worden. Gut. Aber wenn dieser Bürger seine Strafe erlitten und der Gesellschaft zurückgegeben ist und das Volk, der Souverain, ihn seines Vertrauens werth findet, mit welchem Recht nehmt Ihr Euch heraus, diesen Gewählten von dieser Bühne zurückzustoßen. Das ist eine Beleidigung des Souverains denn das Gesetz ist gerächt worden.</p> <p>Mit demselben Recht, mit welchem ihr Euch also anmaßt, einen bestraften Dieb auszuschließen, müßtet Ihr auch den Ehebrecher ausstoßen, denn Ehebruch ist vor Allem ein Eingriff in die Eigenthumsrechte. Thut Ihr dies nicht, so brecht Ihr die Volkssouveränität. (Sturm rechts und Beifall links unterbrach den Redner sehr häufig.) Jawohl, ruft P. Leroux, Ihr brecht die Volkssouveränität.</p> <p><hi rendition="#g">Billault,</hi> Berichterstatter, bekämpft den Zwischensatz mit vielem Pathos und sagt, Pierre Leroux habe nur auf Artikel 73 (§ 7) ein Epigramm machen wollen.</p> <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi> protestirt energisch gegen diese Deutung. Dies sei persönlich. Billault solle auf dem prinzipiellen Felde bleiben. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!)</p> <p>Eine ungeheure Agitation herrscht im Saale. Zwei Abstimmungen durch Aufstehen und Sitzenbleiben sind zweifelhaft. Endlich wird um 6 1/2 Uhr der Antrag mit 286 gegen 229 Stimmen angenommen. (Links Bravos.)</p> <p>Das ist der erste Triumph des Kommunisten Leroux auf der Bühne.</p> <p>In Zukunft ist der Ehebrecher vom Volksmandat ausgeschlossen.</p> <p>Schluß 6 3/4 Uhr.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar230_015" type="jArticle"> <bibl> <author>*</author> </bibl> <p>Die doppelte Proklamation der Republik zu Rom und Florenz hat alle europäischen Monarchieen in Bewegung gesetzt. Der Bourbone von Neapel soll in einen wahren Wuthausfall gerathen sein, als er die letzten Ereignisse erfuhr. Karl Albert und sein Odilon-Gioberti stießen einen Schrei des Entsetzens aus.</p> <p>Um eine auf allgemeinem Stimmrecht beruhende Regierung anzugreifen, bedarf es indessen eines Vorwandes. Den Vorwand bietet diesmal der <hi rendition="#g">Pabst.</hi> Martinez de la Rosa hat den Plan eines Kongresses der katholischen Mächte ausgeheckt, um den Pabst in seine weltliche Macht wieder einzusetzen. „Der Kongreß solle stattfinden in einer centralen und geeigneten Stadt. Frankreich und Oestreich würden daran Theil nehmen mehr als Rathgeber, denn als Agenten. Eine Intervention würde adoptirt werden zu dem einzigen Zwecke der Restauration des Pabstes und der Erhaltung seiner Autorität in Rom und einigen andern bedeutendern Städten. Frankreichs Pflicht wäre es, eine Observationseskader zu schicken, die Oestreichs, die Gränzen am Po zu besetzen, und die Neapels, eine entsprechende Bewegung im Süden zu machen.“„Die kriegführende Rolle, fährt die durch die Times veröffentlichte Note fort, wird Spanien, Baiern, Portugal anvertraut werden oder andern sekundären katholischen Staaten, so daß die großen Mächte kein Mißtrauen fassen und das europäische Gleichgewicht nicht gestört wird. Man berechnet, daß 5 bis 10,000 Mann zur Erreichung dieses Zweckes hinreichen werden, da die Freunde des Pabstes sehr zahlreich sind in allen Theilen seiner Staaten. Die Constituante von Piemont und Toskana wird unmittelbar Opposition einlegen, aber eine kräftige Zurechtweisung von Seiten Frankreichs und Oestreichs wird sie schon zur Ruhe bringen und ohne sie wird die Faktion in den päbstlichen Staaten offenbar machtlos sein. Die Ausführung dieses Plans wäre ein prächtiges Ding. Es ist klar, daß die Regulirung der päbstlichen Angelegenheiten das nothwendige Vorspiel der <hi rendition="#g">Wiederherstellung der Ordnung</hi> und der <hi rendition="#g">Unterdrückung des Socialismus in Sizilien</hi> ist. (Der alte Martinez fabelt.) Noch mehr, diese Kombination würde Spanien wieder heben und die Verbesserung seiner europäischen Position würde seinen Gläubigern vortheilhafte Resultate sichern.“</p> <p>Also schließlich, so sehr beherrscht der Geist des Jahrhunderts selbst die contrerevolutionärsten Donquixote, schließlich ist der Zweck dieses katholisch-feudalistischen Kreuzzugs das <hi rendition="#g">Steigen der spanischen Papiere.</hi> Kein Kreuzzug mehr möglich als unter den Auspizien der <hi rendition="#g">Börsenheiligen.</hi> </p> <p><hi rendition="#g">C. E. Muzarelli</hi> (Mitglied des römischen Vollziehungsausschusses) hat folgende Cirkularnote erlassen an sämmtliche römische Konsuln und Bevollmächtigte im Auslande.</p> <p>„Bürger, die römische konstituirende Versammlung hat mit einer ungeheuren Majorität die Entschließungen angenommen, die Sie in dem an Sie von mir überschickten Grunddekret bezeichnet finden. Die Regierungskommission ist provisorisch in ihrem Amte bestätigt. Ich werde Ihnen in Zukunft die weiteren Verfügungen der konstituirenden Versammlung mittheilen. Bei Empfang des Gegenwärtigen haben sie all Ihren Eifer aufzubieten, um die Anerkennung der römischen Republik von der Regierung, bei der Sie akkreditirt sind, zu erwirken. Die aus dem freien Volkswillen hervorgegangene Republik ist faktisch und rechtlich die legitimste Regierung von der Welt.“</p> <p>Gleichzeitig hat <hi rendition="#g">Galetti</hi> im Namen der konstituirenden Versammlung folgenden Aufruf an Toskana erlassen:</p> <p>„Toskaner, Eure Regierung ist die unsrige, Ihr habt es ausgesprochen. Mögen sich diese Regierungen so eng verbinden, daß wir in den Augen der Welt und Italiens nur <hi rendition="#g">eine</hi> Nation bilden. Wir haben die Formel der Brüderlichkeit in der Nacht vom 8. Oktober proklamirt. Diese Formel ist Euch ebenso wenig unbekannt, als sie es dem Capitol war. Gehen wir Hand in Hand, und die italienische Constituante wird das Siegel sein auf dem Vertrage der Nation.“</p> <p>Der <hi rendition="#g">toskanische Moniteur</hi> vom 15. Februar enthält in seinem offiziellen Theile folgendes Dekret:</p> <p>„Die provisorische Regierung von Toskana nimmt mit einer brüderlichen Freude die Adresse an, welche von der italienischen Emigration an sie gerichtet worden ist und ihr edles Anerbieten nach allen Kräften an der Vertheidigung unsrer Freiheit mitzuwirken. Sie dekretirt: Die italienischen, in Toskana residirenden Emigranten sind bevollmächtigt, sich militärisch zu organisiren. Ihr Korps wird unter den Befehl des Ministers des Innern gestellt sein, dem die Ausführung dieses Dekrets hiermit übertragen wird.“</p> <p>Der Kriegsminister <hi rendition="#g">Mariano d'Ayala</hi>, der sich seit 5 Tagen in den Festungswerken nicht hatte sehen lassen, und dem man die Duldung eines Theils der stattgehabten soldatischen Unordnungen vorwirft, hat seine Entlassung eingereicht. <hi rendition="#g">d'Apice</hi> wird an seine Stelle treten.</p> <p>Am 14. Morgens leisteten die Truppen von Toskana der provisorischen Regierung den Diensteid; hierauf steckten die Soldaten das rothe Band ins Knopfloch und fraternisirten mit dem Volke.</p> <p>Am 15. erschien eine Adresse an die Linientruppen, worin man sie ermahnt, das Vaterland und ihre Pflichten als Bürger und Italiener nicht der Anhänglichkeit an einen Mann zu opfern.</p> <p>Am Abend des 14. begab sich d'Apice an der Spitze einer militärischen Expedition nach Empoli, wo einige Unordnungen vorgefallen waren.</p> </div> <div xml:id="ar230_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 11. Febr.</head> <p>Heute, Sonntag, wurde zu Ehren der neuen römischen Republik in der Peterskirche ein Te Deum gesungen. Die Geistlichen des Vatican hatten sich geweigert den Altardienst zu verrichten. Derselbe fand ohne die geringste Unruh statt; einige Reihen der neu organisirten Miliz trugen Fackeln; alle Glieder der Constituante waren anwesend. Der Anblick war imposant. Diese Feier wird in der ganzen Welt ein Echo finden.</p> <p>‒ Die drei Glieder, welche in den Executivausschuß gewählt wurden, haben die auf sie gefallene Wahl angenommen und den Quirinalpalast bezogen. Muzzarelli, mit dem Auslande beschäftigt, hat an alle Agenten, welche die Römische Republik bei den verschiedenen Cabinetten vertreten, ein Rundschreiben gerichtet, worin er sie auffordert, die Anerkennung der Römischen Republik zu erwirken und den Cabinetten die Absichten der Executive mitzutheilen, die in neuester Zeit so sehr mißdeutet wurden.</p> <p>‒ Man erzählt sich hier, daß eine Art heil. Allianz zwischen Oestreich, Neapel, Spanien und Frankreich zur Wiederherstellung des Pabstes auf seinen Thron geschlossen worden. Doch das jagt hier wenig Schrecken ein, unter so schillernden Farben diese Hiobsposten auch von Gaëta aus verbreitet werden.</p> </div> <div xml:id="ar230_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 16. Febr.</head> <p>Das Ministerium Gioberti, das bereits gegenüber der republikanischen Bewegung Genua's den Deckmantel des Demokratismus fallen ließ, tritt jetzt vollständig auf Seite der Contrerevolution, und arbeitet, unterstützt von der Majorität der Kammer, auf eine Allianz mit Oestreich hin. Nicht genug, daß es die italienische Constituante zurückweist, es bereitet geradezu eine Intervention in Toskana und Rom vor. In der Kammer führt es zwar noch eine sehr zurückhaltende Sprache; gestern interpellirt, ob es die römische Republik anerkennen werde, erklärte es, die Sache sei noch zu neu, man habe noch nicht darüber beschließen können, und setzte die einfache Tagesordnung durch; dieselbe einfache Tagesordnung ging durch bei der Interpellation wegen Schließung des Genueser Volksklubs. Aber während ihm das Faktum in der Kammer „noch zu neu“ ist, sammelt das Kabinet bei Sarzana ein Heer von zehntausend Mann mit 16 Kanonen, unter dem Kommando des wegen reaktionärer Umtriebe entlassenen Exkriegsministers La Marmora. Was dies Lager bedeuten soll, ist klar. Sarzana liegt an der äußersten Ostgränze des genuesischen Gebiets, am Fuß der Apenninen, da wo sich die beiden Straßen über Pontremoli und das Gebirge nach Parma, und über Lucca an der Küste entlang nach Pisa und Florenz theilen. Unter dem Vorwande einer Demonstration gegen die Oestreicher in Mo- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1265/0003]
[Schweiz] [Fortsetzung] erhalten hat oder zurückberufen worden ist. ‒ Als Geschäftsträger in Paris und Wien hat der Bundesrath die Herren Barmann und Dr. Kern bestätigt, so wie auch einstweilen sämmtliche Handelsconsuln, bis nach Eingang sämmtlicher Jahresberichte das politische Departement einen Generalrapport über ihre Verrichtungen erstattet haben wird.
(S. N. Z.) Französische Republik. 17 Paris, 21. Febr. Die „Reforme“ hat Glück mit ihren Redaktoren; der dritte Spion ist bereits in ihrem Personale seit Februar vorigen Jahres entlarvt und vor die Thür gesetzt worden. Gleich nach dem Februar Delahodde, den man mit Lamartinischer Großmuth, trotz Aufdeckung aller seiner Schliche, nicht erschoß, sondern ‒ mit beispielloser Phantasterei, durch die der sonst so praktische Caussidiere sich selbst lächerlich machte ‒ im Polizeigebäude bei Wasser, Brod und einer scharf geladenen Pistole einsperrte, hoffend, er werde sich selber hinrichten, was der Lumpazius natürlich unterließ und zuletzt auf den Knieen herumfahrend und schluchzend die Sentimentalität der Februaristen rege machte, so daß sie ihm den Laufpaß gaben. Und dieser Delahodde hatte eine Rolle auf der Redaktion gespielt, während er allabendlich seine Berichte an den louisphilippschen Polizeiminister Delessert spedirte und die übrigen Reformchefs mit dem trefflichsten Netz von Polizistik umspannt hielt. Hiernach Chenu. Anjetzt ist es ein in Baiern geborner Franzose, der, wie jene seine Vorläufer, bis auf 200 Fr. monatlich von der Polizei verdiente und 300 auf der unglückseligen „Reforme“, der er die ausländischen Nachrichten übersetzte. Dieser Mensch hat noch am 29. Januar den Redakteur en chef in die fatalste Klemme gebracht, indem er denunzirte, daß die Deputation der Mobiloffiziere im Redaktionslokal geschlafen, um sich über den etwaigen Losbruch mit den Redaktoren zu verständigen. Geht das so fort, dann hat der „Corfaire“ recht, wenn er höhnt: „wo der Herren Demokraten drei zusammen sind im Namen ihrer lieben Göttin Republik, da sind zwei, mindestens ein Spion darunter, Amen.
Unter den hiesigen Deutschen ist eine reaktionäre Klike, die in zwei Lesesälen geradezu erklärt hat, sie werde nicht mehr hinkommen, wofern die „Neue Rhein. Zeitg.“ nicht abgeschafft werde. Jedenfalls ist das ein gutes Thermometer für die von der Zeitung ausgehende Wirkung.
„Die Karnevalszeit ist ohne besondere Merkwürdigkeit verstrichen und die Republik trauert in Sack und Asche (sagt Assemblee Nationale) für ihre Mai- und Junisünden, und wir rufen das höchste Gericht des Himmels herab auf die Schädel ihrer Verführer.“ Aber wahrscheinlich ist, daß dies Mole'sche Schurkenjournal, worin Lotterbuden, wie ein Granier Cassagnac, Capo Feuillide und Lavalette, und ein Redakteur der belgischen Emancipation Giftmischerei treiben, wenn es nicht aus Geldmangel zu Kreuz kriecht, (wie vorige Woche es hieß) eines schönen Morgens vor dem Volksgerichte seine Sünden abbüßen wird.
Die Bonapartes machen sich viel verhaßter, als wir sie machen könnten; sie wollen z B. der Mürat'schen Familie fünf Millionen Fr. Entschädigungen geben. Und der Lucian Mürat, sieht er doch aus wie ein wohlgemästeter Pachter Feldkümmel, der keinen Bettelsack umzuhängen braucht!
Die Bauern werden immer ungehaltener über die Nichterfüllung der vielen napoleonischen Versprechungen. Die Legitimisten sehen freudigzitternd nach der Uhr, die Orleanisten reiben die Hände. „Aber halt! noch stehen wir da!“ sagte mir ein Clubchef mit verächtlichem Mundzucken.
Paris, 21. Februar. Der Moniteur enthält in seinen vier Beilagen mehrere Ausschlußberichte. Unter andern auch den Text der mit einigen südamerikanischen Staaten sowie mit den Sandwichs-Inseln abgeschlossenen oder noch abzuschliessenden Handelsverträge.
‒ Sämmtliche Morgenblätter besprechen die Ledru-Rollin'schen Interpellationen über Italien.
„Bürger Ledru-Rollin sagt: „La Republique“, hat den Schleier aufgehoben, den das Ministerium über seine Pläne in Bezug auf Italien gern decken möchte. Diese Pläne beständen zunächst darin weder die Alpenarmee vorrücken, noch in Civita Vecchia eine Interventionsarmee an's Land steigen zu lassen, welche die römische Constituante mit Bajonetten auseinanderjagen könnte; sie beständen vielmehr in einem ganz andern Plane. Karl Albert habe es nämlich übernommen, seinen unglücklichen Feldzug vom vorigen Jahre an der Adda durch einen Kreuzzug gegen die Römer gut zu machen und Se. Heiligkeit wieder auf den irdischen Thron zu setzen. Karl Albert habe aber den Kabinetten vorgestellt, daß er sich außerhalb seiner Staaten nicht wagen dürfte; daß es den Genuesen leicht einfallen könnte, auch eine piemontesische Republik zu proklamiren u. s. w. u. s. w. Worauf dann vom Mächtebunde beschlossen worden sei, dem Karl Albert durch ein französisch-englisches Geschwader mit starker Artillerie den Rücken zu decken. Dieses Geschwader werde vor Genua kreuzen und die Marmorstadt, sobald sie sich rühre, in Grund und Boden schießen. Von der glücklichen Vollbringung dieses Heldenplanes werde es abhängen, ob man den (doppelseitigen) König Karl Albert wieder in den Schooß der 1815ner heil. Allianz aufnehmen könne oder nicht? … ‥ Die Verlegenheit, mit der Drouin de Lhuys antwortete, bewies, daß Ledru-Rollin den Nagel auf den Kopf getroffen.“
Wir übergehen das Geheul der übrigen Journale.
‒ Die Nachricht eines deutschen Blattes: Oestreich wolle den Brüsseler Kongreß nicht beschicken, wenn die theilnehmenden Mächte sich nicht verpflichten, die Wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen anzuerkennen, platzte heute wie eine Bombe in den ministeriellen Kreisen.
‒ Auf die Berichte über die Entdeckung von Goldsand in unseren afrikanischen Kolonieen am Atlas und Senegal, hat die Regierung beschlossen, amtliche Nachforschungen anstellen zu lassen. Sie selbst möchte zuerst das neue Californien ausbeuten; aber wir fürchten, ihre Emissäre finden nichts als gemeinen Streusand.
‒ Die Brea-Verurtheilten sind noch nicht erschossen. Präsident Bonaparte, an den ihre Vertheidiger zuletzt recurrirten, hat erklärt, er wolle vorher die Akten genau durchlesen, ehe er sein letztes Wort spreche.
‒ Das Proudhon'sche Journal „Le Peuple“ meldet: daß man in Lyon soeben eine Zweigbank zur großen Pariser Volksbank einrichte.
Wie in Paris, so sind auch dort an die Straßen Zettel angeschlagen worden, welche zur Theilnahme einladen und auf denen man liest:
Zweck der Volksbank.
1) Allen Theilnehmern (Adherenten) zinslosen Credit (credit gratuit) zu verschaffen, die den Arbeiter, Handelsleute und Consumenten aus dem Joche des Wuchers befreit das sie jetzt drückt.
2) Direkten und gegenseitigen Austausch aller Produkte solcher gestalt einzurichten, daß die gefräßigen Zwischenhändler wegfallen, die bisher von einem Theil des Waarenpreises lebten, der natürlich den Arbeiter trifft d. h. seinen Lohn schmälert.
3) Durch Ersparung von fünf Milliarden Frk., welche die Produktion Frankreichs allein jährlich an jene Parasiten zahlt, die Möglichkeit zu finden, diese fünf Milliarden der Consumtion zuzuwenden, und dadurch die allgemeinen Arbeitsverhältnisse dergestalt zu mehren, daß der Lohn des Arbeiters vier Mal höher steigt.
Um diesen Zweck zu erreichen, erwartet die Volksbank einzig und allein den sofortigen Beitritt der Arbeiter. Beitreten kann Jeder, ohne einen Sou in die Kasse zu zahlen. Aktionär wird man, indem man während 10 Monaten, monatlich 50 Centimen abliefert. Man erhält über diese 5 Frk. eine Aktie, welche sich die Volksbank, jedoch ohne Dividende und Zinsen, von dem Augenblicke an zurückzuzahlen verpflichtet, wo die Bank ein Guthaben (über ihr Betriebskapital) besitzt, das stark genug ist, um damit marschiren zu können. Dieses Guthaben wird durch einen Abzug von 2 Prozent auf alle Eskomptirungen gebildet.
Die Lyoner Berichte melden, daß auch dort das Proletariat sich in Masse bei dem Succursaale betheilige. An einigen Straßenecken sind diese Zettel, wie in Paris, von den Bourgeois (jenen Parasiten) im Zorne, abgerissen und mit Füßen getreten worden.
‒ Dem Journal des Debats (siehe seinen Börsenbericht) ist aus Brüssel die Nachricht zugegangen: Colloredo habe bei Eröffnung der Brüsseler Konferenzen erklärt, daß Oesterreich sich sofort zurückziehen würde, wenn nicht sämmtliche Theilnehmer im Namen ihrer Kabinette die Erllärung abgäben, daß sie die Wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen annehmen. Oesterreich und seine Bundesgenossen (Preußen und Rußland) seien fest entschlossen, jene Verträge in ihrem ganzen Umfange nach aufrecht zu erhalten.
‒ Ein neues Journal mit dem pompösen Titel: „La Tribune des Peuples“ wird in diesen Tagen vom Stapel laufen. Gründer ist ein Pole, der ehemals Flügeladjudant des Kaisers Nikolaus war und jetzt hier in Paris als Flüchtling lebt! Hauptredaktoren sollen sein: 1) Michelet, der mystische Verfasser der mystischen Geschichte etc. 2) Cyprian Robert, der neulich wegen seines panslavistischen Schimpfens gegen die Deutschen und Ungarn im College de France ausgepfiffen werden sollte oder noch ausgepfiffen werden wird.
‒ Die Nationalversammlung widmete heute die ganze Sitzung dem Geist und Magen verderbenden, aus 115 Artikeln bestehenden Wahlgesetze.
‒ In der Rue de Poitiers hört man von nichts als den nächsten Wahl-Operationen sprechen. Diese Herren beabsichtigen den Falsifikations-Prozeß der öffentlichen Meinung so geschickt einzuleiten, daß der Cavaignac'sche „Credit“ heute ausruft:
„Die Royalisten treiben ihre Manövers mit einer solchen Unverschämtheit, daß sie gewiß an ihrer letzten Conspiration sind… Einige ihrer Chefs ahnen dieses auch mit Beben und warnen darum ihre Parteigänger vor allzu großem Eifer… D'ici à quelques mois, ils seront au pied du mur.“
Uebrigens herrscht eine rasende Confusion unter ihnen.
Auch die Pagnerre-Garnier-Barthelemy'sche Republique modérée, die am Quai d'Orsoy Abends Glühwein trinkt, hat ein weitschweifiges Manifest erlassen, das sie in allen Morgenblättern breit tritt.
Von der Volkspartei ist zu melden, daß sie sich trotz aller Faucher'schen Verschwörungen täglich mächtiger und stärker erhebt. Ihrer Unerschütterlichkeit wird es gelingen, auch das platte Land aufzuklären, ehe die Russen bei uns einrücken.
‒ Neues Californien in Afrika! Ein gewisser Oberst Kaveloski, der lange Zeit die Minen Sibiriens studirte und jüngst Nordafrika besuchte, hat an den Ufern der Flüsse Ramla, Dys, Gonka, Benisch-Angol und Gamanil weite Sandstrecken entdeckt, welche viel Goldstoff enthalten. Die „Opinion publique“ enthält heute die ersten Nachrichten hierüber. Kein Zweifel, daß ganz Paris an die Ufer jener Flüsse eilt, um den quästionirten Sand zu waschen und sich zum Millionär zu machen.
‒ National-Versammlung. Sitzung vom 21. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.
An der Tagesordnung ist Fortsetzung der Wahlgesetzdebatte.
Artikel 58 (vom Votum der Soldaten etc. etc. handelnd) war an den Ausschuß zurückgewiesen worden, weil Charras (rechte Hand Cavaignacs) beantragt hatte, man solle bei dem unter der provisorischen Regierung befolgten Systeme bleiben.
Billault besteigt deshalb zuerst die Bühne, um als Berichterstatter zu erklären, daß der Ausschuß dem Charraschen Antrage beitrete. Demnach laute der Artikel 58 folgendermaßen:
„Alle unter den Fahnen befindlichen Land- und Seesoldaten üben ihr Stimmrecht auf dem Platze aus, auf dem sie sich gerade befinden. Sie werden Departementsweise abgetheilt und die hierdurch entstehenden Sektionen von den ältesten Offizieren unter Beiziehung einer aus vier Gemeinen bestehenden Scrutatoren-Kommission präsidirt etc.“
Brunet, Dahirel, Hanncye, Callet und einige andere unbekannte Größen streiten sich lange über diese Rückkehr zu einer Maßregel der verhaßten provisorischen Regierung.
Endlich geht der Artikel 58 durch.
Mit ziemlicher Schnelligkeit folgen ihm die Artikel 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72 und 73.
Die Debatte, nicht örtliche Details berührend, bietet für das Ausland kein direktes Interesse.
Die Bänke sind ziemlich spärlich besetzt und kein Mensch widmet der Diskussion die gebührende Aufmerksamkeit.
Artikel 73 lautet ursprünglich:
„Zu Volksvertretern können nicht gewählt werden:
1. die nach Artikel 28, 34, 42 und 335 des Code pènal und 102 des gegenwärtigen Wahlgesetzes zu entehrenden Strafen verurtheilten Individuen;
2. der Individuen, welche wegen Diebstahls, Escroquerie, Mißbrauch des Vertrauens und Wucherei verurtheilt wurden.“
Pierre Leroux trägt darauf an, den Zwischensatz:
„und wegen Ehebruchs,“
einzuschalten Er entwickelt seinen Antrag in trefflicher Weise. Er sagt, man müsse vor Allem konsequent sein. Die Versammlung, ein Ausfluß der Volkssouveränität, schließe z. B. einen Bürger von der Volksvertretung aus, der wegen Diebstahl verurtheilt worden. Gut. Aber wenn dieser Bürger seine Strafe erlitten und der Gesellschaft zurückgegeben ist und das Volk, der Souverain, ihn seines Vertrauens werth findet, mit welchem Recht nehmt Ihr Euch heraus, diesen Gewählten von dieser Bühne zurückzustoßen. Das ist eine Beleidigung des Souverains denn das Gesetz ist gerächt worden.
Mit demselben Recht, mit welchem ihr Euch also anmaßt, einen bestraften Dieb auszuschließen, müßtet Ihr auch den Ehebrecher ausstoßen, denn Ehebruch ist vor Allem ein Eingriff in die Eigenthumsrechte. Thut Ihr dies nicht, so brecht Ihr die Volkssouveränität. (Sturm rechts und Beifall links unterbrach den Redner sehr häufig.) Jawohl, ruft P. Leroux, Ihr brecht die Volkssouveränität.
Billault, Berichterstatter, bekämpft den Zwischensatz mit vielem Pathos und sagt, Pierre Leroux habe nur auf Artikel 73 (§ 7) ein Epigramm machen wollen.
Pierre Leroux protestirt energisch gegen diese Deutung. Dies sei persönlich. Billault solle auf dem prinzipiellen Felde bleiben. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!)
Eine ungeheure Agitation herrscht im Saale. Zwei Abstimmungen durch Aufstehen und Sitzenbleiben sind zweifelhaft. Endlich wird um 6 1/2 Uhr der Antrag mit 286 gegen 229 Stimmen angenommen. (Links Bravos.)
Das ist der erste Triumph des Kommunisten Leroux auf der Bühne.
In Zukunft ist der Ehebrecher vom Volksmandat ausgeschlossen.
Schluß 6 3/4 Uhr.
Italien. * Die doppelte Proklamation der Republik zu Rom und Florenz hat alle europäischen Monarchieen in Bewegung gesetzt. Der Bourbone von Neapel soll in einen wahren Wuthausfall gerathen sein, als er die letzten Ereignisse erfuhr. Karl Albert und sein Odilon-Gioberti stießen einen Schrei des Entsetzens aus.
Um eine auf allgemeinem Stimmrecht beruhende Regierung anzugreifen, bedarf es indessen eines Vorwandes. Den Vorwand bietet diesmal der Pabst. Martinez de la Rosa hat den Plan eines Kongresses der katholischen Mächte ausgeheckt, um den Pabst in seine weltliche Macht wieder einzusetzen. „Der Kongreß solle stattfinden in einer centralen und geeigneten Stadt. Frankreich und Oestreich würden daran Theil nehmen mehr als Rathgeber, denn als Agenten. Eine Intervention würde adoptirt werden zu dem einzigen Zwecke der Restauration des Pabstes und der Erhaltung seiner Autorität in Rom und einigen andern bedeutendern Städten. Frankreichs Pflicht wäre es, eine Observationseskader zu schicken, die Oestreichs, die Gränzen am Po zu besetzen, und die Neapels, eine entsprechende Bewegung im Süden zu machen.“„Die kriegführende Rolle, fährt die durch die Times veröffentlichte Note fort, wird Spanien, Baiern, Portugal anvertraut werden oder andern sekundären katholischen Staaten, so daß die großen Mächte kein Mißtrauen fassen und das europäische Gleichgewicht nicht gestört wird. Man berechnet, daß 5 bis 10,000 Mann zur Erreichung dieses Zweckes hinreichen werden, da die Freunde des Pabstes sehr zahlreich sind in allen Theilen seiner Staaten. Die Constituante von Piemont und Toskana wird unmittelbar Opposition einlegen, aber eine kräftige Zurechtweisung von Seiten Frankreichs und Oestreichs wird sie schon zur Ruhe bringen und ohne sie wird die Faktion in den päbstlichen Staaten offenbar machtlos sein. Die Ausführung dieses Plans wäre ein prächtiges Ding. Es ist klar, daß die Regulirung der päbstlichen Angelegenheiten das nothwendige Vorspiel der Wiederherstellung der Ordnung und der Unterdrückung des Socialismus in Sizilien ist. (Der alte Martinez fabelt.) Noch mehr, diese Kombination würde Spanien wieder heben und die Verbesserung seiner europäischen Position würde seinen Gläubigern vortheilhafte Resultate sichern.“
Also schließlich, so sehr beherrscht der Geist des Jahrhunderts selbst die contrerevolutionärsten Donquixote, schließlich ist der Zweck dieses katholisch-feudalistischen Kreuzzugs das Steigen der spanischen Papiere. Kein Kreuzzug mehr möglich als unter den Auspizien der Börsenheiligen.
C. E. Muzarelli (Mitglied des römischen Vollziehungsausschusses) hat folgende Cirkularnote erlassen an sämmtliche römische Konsuln und Bevollmächtigte im Auslande.
„Bürger, die römische konstituirende Versammlung hat mit einer ungeheuren Majorität die Entschließungen angenommen, die Sie in dem an Sie von mir überschickten Grunddekret bezeichnet finden. Die Regierungskommission ist provisorisch in ihrem Amte bestätigt. Ich werde Ihnen in Zukunft die weiteren Verfügungen der konstituirenden Versammlung mittheilen. Bei Empfang des Gegenwärtigen haben sie all Ihren Eifer aufzubieten, um die Anerkennung der römischen Republik von der Regierung, bei der Sie akkreditirt sind, zu erwirken. Die aus dem freien Volkswillen hervorgegangene Republik ist faktisch und rechtlich die legitimste Regierung von der Welt.“
Gleichzeitig hat Galetti im Namen der konstituirenden Versammlung folgenden Aufruf an Toskana erlassen:
„Toskaner, Eure Regierung ist die unsrige, Ihr habt es ausgesprochen. Mögen sich diese Regierungen so eng verbinden, daß wir in den Augen der Welt und Italiens nur eine Nation bilden. Wir haben die Formel der Brüderlichkeit in der Nacht vom 8. Oktober proklamirt. Diese Formel ist Euch ebenso wenig unbekannt, als sie es dem Capitol war. Gehen wir Hand in Hand, und die italienische Constituante wird das Siegel sein auf dem Vertrage der Nation.“
Der toskanische Moniteur vom 15. Februar enthält in seinem offiziellen Theile folgendes Dekret:
„Die provisorische Regierung von Toskana nimmt mit einer brüderlichen Freude die Adresse an, welche von der italienischen Emigration an sie gerichtet worden ist und ihr edles Anerbieten nach allen Kräften an der Vertheidigung unsrer Freiheit mitzuwirken. Sie dekretirt: Die italienischen, in Toskana residirenden Emigranten sind bevollmächtigt, sich militärisch zu organisiren. Ihr Korps wird unter den Befehl des Ministers des Innern gestellt sein, dem die Ausführung dieses Dekrets hiermit übertragen wird.“
Der Kriegsminister Mariano d'Ayala, der sich seit 5 Tagen in den Festungswerken nicht hatte sehen lassen, und dem man die Duldung eines Theils der stattgehabten soldatischen Unordnungen vorwirft, hat seine Entlassung eingereicht. d'Apice wird an seine Stelle treten.
Am 14. Morgens leisteten die Truppen von Toskana der provisorischen Regierung den Diensteid; hierauf steckten die Soldaten das rothe Band ins Knopfloch und fraternisirten mit dem Volke.
Am 15. erschien eine Adresse an die Linientruppen, worin man sie ermahnt, das Vaterland und ihre Pflichten als Bürger und Italiener nicht der Anhänglichkeit an einen Mann zu opfern.
Am Abend des 14. begab sich d'Apice an der Spitze einer militärischen Expedition nach Empoli, wo einige Unordnungen vorgefallen waren.
* Rom, 11. Febr. Heute, Sonntag, wurde zu Ehren der neuen römischen Republik in der Peterskirche ein Te Deum gesungen. Die Geistlichen des Vatican hatten sich geweigert den Altardienst zu verrichten. Derselbe fand ohne die geringste Unruh statt; einige Reihen der neu organisirten Miliz trugen Fackeln; alle Glieder der Constituante waren anwesend. Der Anblick war imposant. Diese Feier wird in der ganzen Welt ein Echo finden.
‒ Die drei Glieder, welche in den Executivausschuß gewählt wurden, haben die auf sie gefallene Wahl angenommen und den Quirinalpalast bezogen. Muzzarelli, mit dem Auslande beschäftigt, hat an alle Agenten, welche die Römische Republik bei den verschiedenen Cabinetten vertreten, ein Rundschreiben gerichtet, worin er sie auffordert, die Anerkennung der Römischen Republik zu erwirken und den Cabinetten die Absichten der Executive mitzutheilen, die in neuester Zeit so sehr mißdeutet wurden.
‒ Man erzählt sich hier, daß eine Art heil. Allianz zwischen Oestreich, Neapel, Spanien und Frankreich zur Wiederherstellung des Pabstes auf seinen Thron geschlossen worden. Doch das jagt hier wenig Schrecken ein, unter so schillernden Farben diese Hiobsposten auch von Gaëta aus verbreitet werden.
* Turin, 16. Febr. Das Ministerium Gioberti, das bereits gegenüber der republikanischen Bewegung Genua's den Deckmantel des Demokratismus fallen ließ, tritt jetzt vollständig auf Seite der Contrerevolution, und arbeitet, unterstützt von der Majorität der Kammer, auf eine Allianz mit Oestreich hin. Nicht genug, daß es die italienische Constituante zurückweist, es bereitet geradezu eine Intervention in Toskana und Rom vor. In der Kammer führt es zwar noch eine sehr zurückhaltende Sprache; gestern interpellirt, ob es die römische Republik anerkennen werde, erklärte es, die Sache sei noch zu neu, man habe noch nicht darüber beschließen können, und setzte die einfache Tagesordnung durch; dieselbe einfache Tagesordnung ging durch bei der Interpellation wegen Schließung des Genueser Volksklubs. Aber während ihm das Faktum in der Kammer „noch zu neu“ ist, sammelt das Kabinet bei Sarzana ein Heer von zehntausend Mann mit 16 Kanonen, unter dem Kommando des wegen reaktionärer Umtriebe entlassenen Exkriegsministers La Marmora. Was dies Lager bedeuten soll, ist klar. Sarzana liegt an der äußersten Ostgränze des genuesischen Gebiets, am Fuß der Apenninen, da wo sich die beiden Straßen über Pontremoli und das Gebirge nach Parma, und über Lucca an der Küste entlang nach Pisa und Florenz theilen. Unter dem Vorwande einer Demonstration gegen die Oestreicher in Mo-
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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