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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 222. Köln, 15. Februar 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 222 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Donnerstag 15. Februar 1849.
[Italien]

[Fortsetzung] der Bürger waren, desto mehr Minen ließ man springen. Zu St. Lucia ließ die Militärkommission am 9. Januar den Bürger Stracuzzi füsilliren, weil man eine in seinem Hause verborgene Flinte gefunden hatte. Die Excesse aller Art, die Akte der Willkür und die Grausamkeiten des Tigeridioten Ferdinand haben den höchsten Grad erreicht.

Es ist dies derselbe würdige Monarch, der im Januar 1848 zum General Desa[unleserliches Material]get sagte: "General, verwandeln Sie die Stadt Palermo in einen Garten, wenn sie sich nicht unterwirft." Man kennt die schmähliche Niederlage des Generals, der diese barbarische Renommisterei zur That machen sollte.

Die Commandanten der engl. und franz. Flotten im Mittelmeer haben Commissaire zur Untersuchung dieser infamen Verletzungen der Hauptklauseln des von Frankreich und England angeordneten Waffenstillstands abgeordnet. Es ist dies indeß eine reine Ceremonie. Der Kartätschenkönig weiß, daß er keine bessere Alliirten hat, als den celebre Odilon Barrot und den krakehligen Palmerston.

Rom, 3. Febr.

Große Volksdemonstration im Saale des Theater Tordinone. Das Volk rief: "Es lebe die Republik! Weg mit der weltlichen Herrschaft des Pabstes! Es lebe die rothe Fahne!" (Nähre Details fehlen.)

Viele Priester sind interdicirt worden, weil sie für die Nationalversammlung mitwählten!

068 Rom, 3. Febr.

Die 4000 Mann starke venetianische Legion wird heute um 3 Uhr durch das Thor "del Popolo" hier einrücken. Diese Truppen waren an 8 Monate abwesend. Ein Regiment, das am Mittwoch hier eintraf, hatte außer seinen dreifarbigen Fahnen, auch das rothe Band in den Knopflöchern befestigt. Gestern Abend fand im großen Theater eine Volksversammlung statt, in der über die einzuführende Regierungsform debattirt wurde. Mit wenigen Ausnahmen sprachen sich die Tausende der hier Versammelten für die Republik aus. Beim Nachhausegehen zogen die Volksmassen unter dem Ruf: "Es lebe die Republik! Es lebe die rothe Fahne!" durch die Straßen. Aus Gaeta wird gemeldet, der Pabst habe auf das Versprechen hin, daß Sardinien zur Constituante keine Abgeordneten sende, sich anheischig gemacht, den Rathschlägen Gioberti's zu folgen und durch diesen sich mit den Römern zu vereinbaren.

Neapel, 1. Febr.

Heute wurden die Kammern mit dem üblichen Zeremoniell eröffnet. Die Ruhe ist nicht gestört worden.

068 Neapel, 1. Februar.

Der 29. und 30. Januar waren Tage des Blutvergießens. Die Truppen schossen und hieben nieder, was ihnen im Wege stand. Die sogenannten "constitutionellen" Lazzaronis, die an der Demonstration zahlreich Theil nahmen, zählen viele Todte und Verwundete.

Das absolutistische System Ferdinands kracht abermals an allen Ecken und Enden und von seinem nächstens zu erwartenden Zusammensturz wird es sich niemals wieder erholen.

Florenz, 5. Febr.

Der Minister des Aeußern hat sich in größter Eile nach Sienna begeben, wohin ihn der erkrankte Großherzog rufen läßt.

* Pisa, 2. Februar.

Vorgestern donnerte ein Priester, Namens Biscioni, von der Kanzel herab wüthend gegen die Liberalen und forderte die Frauen auf, ihren Männern, so lange diese der liberalen Partei anhingen, das eheliche Beiwohnen zu versagen. Am nämlichen Abende wurde das Haus des fanatischen Pfaffen in Brand gesteckt. Wer, das gethan: ob die Frauen der liberalen Männer oder die Männer der wider sie, obgleich fruchtlos, aufgereizten Frauen, hat noch nicht ermittelt werden können.

Turin, 7. Febr.

Eine große Zahl von Deputirten der ehemaligen Linken hat sich zu Gioberti begeben und ihm erklärt, daß sie gegen ihn systematisch stimmen würden, wenn er den neuen (verdächtigen) Kriegsminister, General Lamormora, einen Augenblick länger am Ruder dulde.

068 Venedig, 27. Jan.

Als Admiral Albini am 23. Jan. mit seiner Flotte in der Nähe des Arsenals vor Anker gegangen und ans Land gestiegen war: stießen mehrere der Arsenal-Arbeiter beleidigende Worte gegen ihn und die sardinische Flotte aus. Als der Arsenaldirektor dies erfuhr, begab er sich sogleich zu Albini und drückte ihm sein Bedauern über den Vorfall aus. Albini erklärte, da die Venetianer sich für die Dienste der sardinischen Flotte undankbar zu zeigen schienen, wolle er das adriatische Meer lieber verlassen. Manin und Graziani besänftigten ihn und ließen die Arsenal-Arbeiter in Reih' und Glied aufmarschiren, aus denen die Sardinier drei der Schuldigen heraus fanden. Letztere wurden einer Kommission zur Untersuchung überwiesen. Es soll sich herausgestellt haben, daß diese Arbeiter von östreichischen Agenten zur Aeußerung der Insulten mit Geld bestochen worden. Am nächsten Tage veranstalteten die Arsenalarbeiter ein großes Bankett zu Ehren der sardinischen Matrosen; letztere nahmen die Einladung an. Abends erschien Albini im Theater und wurde vom Publikum mit lautem Beifallsruf begrüßt.

Schweiz.
Bern, 8. Febr.

Der heutige "Beobachter" sagt: "So wenig wir das Gerücht, daß im Waadtland offen für Sicilien geworben werde, schon als verbürgte Thatsache annehmen, so authentisch, so offiziell ist dagegen das von Hrn. Bertroni (einem der Abgeordneten) einem schweizerischen Militär gemachte Anerbieten, das Commando eines Hülfsregiments in palermitanischen Diensten zu übernehmen, das indessen rundweg abgeschlagen wurde." Der schweizerische Konsul in Livorno hat den Bundesrath auf die bedrohliche Stimmung aufmerksam gemacht, welche bei der dortigen Bevölkerung gegen die Angehörigen der Schweiz sich kund gebe. Die Veranlassung sei die Verfügung der Bundesbehörde gegen die italienischen Flüchtlinge in Tessin und die Anwerbungen in der Schweiz für den Militärdienst in Neapel.

Der Bundesrath hat mittelst Zirkulars sämmtlichen in Italien residirenden schweizerischen Konsuln über jene zwei Punkte nähere Auskunft ertheilt und die Regierung von Toskana angegangen, den dort niedergelassenen Schweizerbürgern ihren Schutz angedeihen zu lassen.

[Deutschland]
Aachen, 13. Febr.

Im Wahlkreise Montjoie sind zu Abgeordneten der 1. Kammer gewählt worden: Hr. Reg.-R. Ritz aus Aachen und Hr. Hansemann.

(Aach. Z.)
Trier, 12. Febr.

Von 3 Deputirten für die I. Kammer hat die demokratische Parthei zwei ihrer Kandidaten durchgebracht. Es wurden gewählt: Pastor Alff aus Alsdorff, Karl Cetto und Ldg.-R. Graeff, beide von hier.

(Trier. Z.)
Neuß, 12. Febr.

Zur I Kammer sind gewählt: Hansemann und Reg.-Rath Brüggemann.

* Münster,12. Febr.

Zur Schwabenkammer sind hier gewählt: Hr. v. Beckedorf, Hr. Dr. Miling und Vonnegut (Steuerempfänger).

* Hagen, 12. Febr.

Als Abgeordnete zur Junker- und Geldsackkammer wurden hier ernannt: Die HH. Hansemann, Colsmann und Velmede.

Redakteur en chef Karl Marx.
Scheven im Kreise Schleiden, 3. Febr.

In Nr. 207 dieser Zeitung steht ein Artikel, Kreis Euskirchen den 25. Januar, welcher die gehässige Absicht der Chikane verräth, und deshalb wohl keiner Erwiderung werth zu halten wäre. Wenn der zur Abfassung desselben übrigens ohne gedungene Hülfe nicht fähige Urheber, für den ich den fruhern Handarbeiter, seit einigen Jahren zum Bergwerksbesitzer avancirten Herrn Werner Kreuser in Walbethal zu halten berechtigt bin, sich genannt hätte, so würde ich getrost still geschwiegen haben, da Jedem, der die hiesigen Verhältnisse einigermaßen kennt, die feindseligen Regungen des Herrn K. auch nicht unbekannt geblieben sind Die Behauptungen, sowohl die mich persönlich, als die das Wahlverfahren betreffenden, sind meist falsch und unrichtig. Mein Charakter hat ebensowenig im vorigen Frühjahre als früherhin eine unehrenhafte Handlung zugelassen; mein Streben ging stets nur auf das allgemeine Beste und die Handhabung der gesetzlichen Ordnung. Dies kann nicht immer Alle, am wenigen aber Herrn K. befriedigen. Er verstand vor dem 1. Mai die Freiheit in dem Sinne, daß er seinen Arbeitern und Abhängigen die Alternative stellen konnte: "Wer nicht mich, sondern den Bürgermeister wählt, muß meine Arbeit verlassen." Am 21. v. Mts. ließ er sich nebst seinen Gehulfen im Geheimen wählen, und vermeinte, diese Vorwahl am 22. Januar mit seinen Protesten durchzusetzen; dadurch sowohl, als durch das lange Hinhalten der versammelten Urwähler, wurden die des Wartens müden veranlaßt, abzutreten; nachdem dies geschehen, zog er mit seinem Anhange auch ab, und meinte nun die Wahl zu vereiteln. Indeß waren doch noch Bessergesinnte genug da, um all diese Manövers auszuhalten, und die Wahl fand nach freier Ueberzeugung der Zurückbleibenden, ohne versuchten Einfluß auf dieselbe, statt. Auch war allen Weggegangenen bemerkt worden, daß die Wahl gesetzlich eingeleitet sei, daher auch jedenfalls stattfinden werde, und Jeder bleiben möge, der sich an derselben betheiligen wolle. Daß Hr. K. nachher von Haus zu Haus gegangen, jeden Einzelnen zum Unterschreiben seines Aufsatzes aufgefordert, und nachher am Zahltage seiner Arbeiter diesen Geld und Schrift zusammen hingelegt, mit dem Vorgeben, daß letztere die wahre Darstellung des Wahlverfahrens enthalte, ist mir ebensowenig auffallend, als daß in dem von ihm mit seinen Gebrudern gemeinschaftlich betriebenen Berg- und Hüttengeschäfte den Arbeitern, nach dem Grundsatze: "Wer uns nichts zu verdienen giebt, dem können wir auch nichts zu verdienen geben," den Arbeitern zu ihrer Gemächlichkeit die Waaren gleich an Geldesstatt, wenn auch in geringerer Qualität und theurer, geliefert werden.

Hr. K. versteht die Volksfreiheit ganz einfach so, daß seinen persönlichen Handlungen und Neigungen nirgend das geringste Hinderniß begegnen dürfe, und bleibt diesem Grundsatze treu, indem er die bürgermeisterliche Autorität, welche seine freien Regungen von dem Felde des Nachbars zurückzuweisen berufen sein könnte, auch an sich zu bringen sucht, um so ungestörter in der eigenen Unbeschränktheit die Freiheit des Nachbars träumen zu können.

Uebrigens wird meine vollständigere Erklärung in Nr. 7 des Schleidener Unterhaltungsblattes zu lesen sein.

P. Fabricius.

Militär-Despotismus.

In verschiedenen hiesigen Blättern befindet sich eine Anfrage an den Landwehr-Major v. Schubert, in Betreff des Büchsenmachers Fessel; um Mißdeutungen vorzubeugen, finden wir uns veranlaßt, das Sachverhältniß klar in möglichster Kürze darzulegen. Der Büchsenmacher J. Fessel, nahe an 60 Jahre alt, 34 Jahr im Dienst und Familienvater, findet bei Revision der Waffen den Wachtmeister beschäftigt, die Lanzenschäfte zu repariren, wodurch dem etc. Fessel nicht allein sein ohnehin geringes rechtmäßiges Verdienst geschmälert, sondern die Lanzen auch, wie leicht zu ersehen, durch die ungeschickte Hand des Wachtmeisters, verdorben wurden. Eine schriftliche Beschwerde des etc. Fessel fand der Major v. Schubert unehrerbietig und begnadigte den Fessel zu 2 Tagen Mittelarrest. Für Diejenigen, welche St. Agatha nicht besucht haben, diene zur Würdigung der Strafe nachstehende Beschreibung des Arrestlokals. Ein großer, spärlich erleuchteter und ebenso spärlich durch zwei Oefen geheizter feuchter Saal ist durch Bretterverschläge in verschiedene Zellen getheilt, in welchen über der Thür, nach Art der Käfiche wilder Thiere, ein Holzgitter angebracht ist; nach Abzug der hölzernen Pritsche, dem einzigen Möbel, bleibt ein Raum von circa 6 Fuß lang und 3 Fuß breit; es ist also an eine Bewegung von Seiten des Gefangenen nicht zu denken. Ferner befindet sich in dem Lokal ein Eimer zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse, welchen der Gefangene täglich selbst reinigen muß, das also sein stetes Geschäft ist, und in Ermangelung eines Deckels die ohnehin schon verpestete Luft noch mehr verpestet.

Ferner ist das ganze Lokal von Milliarden Ungeziefer bewohnt, von welchen die Wanzen, eifersüchtig auf die Eingriffe ihrer angeerbten Rechte, mit blutgieriger Wuth über den neuen Bewohner herfallen, der sich ihrer nur dadurch erwähren kann, daß er seine Kleider am Hals, Beinen und Händen fest zubindet und somit einen passiven Widerstand leistet. Einige Unterhaltung gewähren noch die Ratten, welche possirlich wie ein Bajonettfechter umherspringen und den Gefangenen, wenn er es mit vieler Mühe zum Schlafen gebracht hat, seines Brodes berauben. Hierbei erhält der Gefangene als Nahrung nur Wasser und trockenes Brod, welches letztere er zur Ersparung des Raumes dicht neben den Sch..eimer aufbewahren muß. Da kein Messer mit in den Käfig genommen werden darf, nagt der Gefangene am ganzen Kommisbrod wie der Affe an der Kokusnuß, während die Ratten ihn umschwärmend, jeden fallenden Krümel weghaschen und neidisch zum Brod in die Höhe schauen. Rechnet man hierzu noch das freche und grobe Betragen des Schließers, so hat man ein kleines Bild, welches die grausige Wirklichkeit aber noch lange nicht erreicht.

In diesen elenden Kerker warf also der Major Schubert den Büchsenmacher Fessel, trotz dem Flehen seiner weinenden Kinder, trotz der schwachen zerrütteten Gesundheit des alten Mannes, trotz der treuen 34 jährigen Dienstzeit, in denen Fessel bis dahin noch nie bestraft war. Ja, die Tyrannei erstreckte sich noch weiter, man gab dem Fessel kein Brod, man verurtheilte ihn zu 48 Stunden Hunger, wahrscheinlich um ihn in seiner Verzweiflung zu irgend einem Vergehen zu verleiten. Ohne die Theilnahme der Mitgefangenen, welche mitleidig ihr Stückchen Brod theilten, hätte der alte Mann 48 Stunden hungern müssen.

Selbst wenn es beim Militär Usus ist, Kläger und Richter in einer Person zu sein, so hätten wir doch von Major Schubert erwartet, selbst wenn der p. Fessel Strafe verdient haben sollte, daß dieselbe in Rücksicht des hohen Alters des Mannes anders ausgefallen wäre, und ebenso ist eine Entschuldigung, als habe Major v. Schubert nicht gewußt, daß Fessel kein Brod hatte, nicht stichhaltig, denn wenn ein Vorgesetzter bestraft, so ist es seine Schuldigkeit, dahin zu wirken, daß dem Gefangenen Alles verabreicht wird, was ihm zusteht, und nicht die Strafe durch Ruiniren der Gesundheit noch zu erhöhen.

Gummersbach, 6. Februar.

Wie Sie wissen, wurden hier zwei reaktionäre Abgeordnete gewählt. Der erste, Regierungsrath, Justiziarius von Seckendorf, für dessen Empfehlung besonders die Herren Consistorialräthe Grashof und Schweizer in Köln besorgt gewesen, hielt kurz vor der Wahl eine lange Rede, in welcher er, bei seinem Raisonnement über demokratische Blätter, namentlich der "Neuen Rheinischen Zeitung" sehr liebend gedachte, und ging darauf zum ersten Male mit absoluter Majorität aus der Urne hervor. Bei der Wahl des zweiten Abgeordneten mußte im dritten Scrutinium der frühere Abgeordnete Feldhaus, Mitglied der äußersten Rechten der verblichenen Berliner Vereinbarer-Versammlung, dem Regierungsrath Landrath Wiethaus von Wipperfürth, welcher zur Zeit noch in Frankfurt tagt, das Feld räumen. Außerdem bekamen Rechnungsrath von Bonn und Friedensrichter Fischbach von Bensberg die meisten Stimmen.

Wie man hier dem Fortschritte huldigt, mögen Sie daraus ersehen, daß man dem Richter Fischbach, der auf den Wunsch einiger politischen Freunde, in der Sonntag Abend Statt gehabten Vorversammlung der Wahlmänner als Kandidat auftrat, unter vielen andern obligaten Grobheiten die Frage stellte: Wie er, als Präsident eines demokratischen Vereins, sich habe erdreisten können, in Gummersbach als Kandidat aufzutreten? Hr. Fischbach hatte außerdem noch die Ehre, von Bensberg aus, in Briefen, welche unter der Rubrik "Militaria" von der Post frei befördert, gehörig verdächtigt worden zu sein.

Also zwei Regierungsräthe auf einmal, das wird helfen, werden sie sagen, und trotz alledem und alledem fängt die Demokratie an, auch hier zu Lande tüchtige Fortschritte zu machen.

Recklinghausen, 8. Febr.

Zu dem Artikel in Nr. 216 der N. Rh. Z., Münster den 6. Febr., habe ich zu bemerken, daß die beiden Kreise Recklinghausen und Borken zusammen in Borken wählten. Der reactionäre p. Evelt, früheres Mitglied der nach Brandenburg entlaufenen Rechten, wurde durch verschiedene Umtriebe, wozu die ehrwürdigen geistlichen Herren alles Mögliche beitrugen, einzig und allein von Dorsten und einigen Bezirken von Bokholt gewählt, während Herr Gierse von Wahlmännern der Stadt Recklinghausen und Umgegend vorgeschlagen und in Verbindung mit den Bezirken Anholt, Gehmen u. s. w. durchgesetzt wurde.

Ein Wahlmann.

Schwelm, im Febr.

In unserem Orte, dessen Bewohner sich rühmen, nur 3 Demokraten in ihren Mauern zu bergen, und sich dieser Auszeichnung wohl deshalb rühmen, damit das Gericht nicht nach Hagen, sondern nach Schwelm verlegt werde, fallen oft arge Brutalitäten gegen Leute vor, die den Conservativen und dem spezifischen Preußenthum mißliebige Aeußerungen thun.

So wurde hier vor einiger Zeit von einem gemietheten Haufen einem sehr unschuldigen Manne, dem man den Namen Demokrat beigelegt hat, die Fenster eingeworfen, worauf die Helden unter Jubel- und Freudengeschrei mit schwarz und weißen Fahnen von dannen zogen.

Ferner kam vergangenen Sonntag ein junger Mann aus einem benachbarten Orte in ein hier sehr besuchtes Bierhaus. Es waren viele Gäste gegenwärtig. Man sprach über die früheren Abgeordneten Funke und Harkort; natürlich gegen Funke und für Harkort. -- Der junge Mann war eben im Begeiff für Funke aufzutreten, und kaum hatte er einige Worte gesagt, als auch gleich der Wirth in eigener Person auf ihn zutrat und ihn, mit furchtbaren Blicken folgendermaßen, anfuhr:

"Wie können Sie sich unterstehen, meine Gäste zu bekehren; können Sie sonst nichts, dann machen Sie sich hinaus!"

Der Angeredete erwiderte ganz ruhig:

"Sie gestehen es ja selbst, daß Ihre Gäste noch bekehrt werden müssen, lassen Sie deßhalb auch die Bekehrung zu. Uebrigens darf ich hier frei sprechen."

Aehnliche Vorgänge kommen hier täglich vor.

Interessant ist es, genanntes Bierhaus gegen Abend zu besuchen, weil sich alsdann die Spießbürger der Stadt daselbst versammeln, deren ganze Politik darin besteht, über die Demokraten zu schimpfen.

Hier sitzt ein Doctor von ungeheurem Umfange, dort ein kleiner beinahe kugelrunder Schuhmacher, weiter ein Kaufmann etc., und Folgendes ist ungefähr die stehende Unterhaltung:

A.: Die verfluchten Demokraten, die fangen schon wieder an!

B.: Das Ottergezücht sollte ganz ausgerottet werden!

C.: Ich habe gestern bei der Wahl in A. republikanische Püffe bekommen.

D. (mit einem langen Schaafsgesicht): Das nennt man demokratische Püffe?

C.: Einerlei, es waren Püffe, die weh thaten!

E.: Die verteufelten Demokraten lassen uns kaum unser Glas Bier ruhig trinken! etc.

Man sieht es diesen Leuten auch wirklich an, daß sie ihr Bier in aller Gemüthsruhe trinken, denn die umfangreichen Körper zeigen, daß sie mehr im Leibe, als im Kopfe haben.

Doch Alles hilft nichts. Der Schwelmer Patriotismus ist vergebens, denn das Gericht kommt -- nach Hagen.

Vom Rhein, 11. Febr.

Zum Troste des Neuwieder konstitutionellen Vereins können wir demselben aus guter Quelle die beruhigende Versicherung geben, daß die republikanische Partei sich niemals in eine Coalition mit dem specifischen Preußenthum begeben wird, selbst wenn dieses in ihr aufgehen wollte, was ohnehin zu spät käme, da ja Preußen schon seit dem 19. März in Deutschland aufgegangen sein soll! -- Hier meint Alles, der Neuwieder Verein könne sich beruhigen. Wir aber vertrauen seiner konstitutionellen Menschenfreundlichkeit, daß er nicht ferner mit absolutistischer Grausamkeit dem Publikum der Köln. Zeitung seine specifische Angst vor der gefährlichen "Coalition" octroyiren werde.

Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.

Sitzung vom 16. Februar.

Tagesordnung:

1) Umwandlung der 4prozentigen Anleihe von 1 Million Thaler in eine 5prozentige.

2) Erhöhung des Zuschusses für die evangelische Schule von 100 auf 180 Thaler.

3) Gesuch des Lehrers Kiefer von der höheren Bürgerschule um eine Renumeration.

Kommissionsbericht die Verpachtung von Grundstücken der Armenverwaltung betreffend.

Entschädigung an die kölnische Dampfschifffahrts-Gesellschaft bei Gelegenheit des Dombaufestes.

Ausbaggern des Sicherheitshafens.

Kommi[s]sionsbericht über die höhere Bürgerschule.

Köln, den 12. Februar 1849.

Der commissarische Oberbürgermeister Graeff.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 222 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Donnerstag 15. Februar 1849.
[Italien]

[Fortsetzung] der Bürger waren, desto mehr Minen ließ man springen. Zu St. Lucia ließ die Militärkommission am 9. Januar den Bürger Stracuzzi füsilliren, weil man eine in seinem Hause verborgene Flinte gefunden hatte. Die Excesse aller Art, die Akte der Willkür und die Grausamkeiten des Tigeridioten Ferdinand haben den höchsten Grad erreicht.

Es ist dies derselbe würdige Monarch, der im Januar 1848 zum General Désa[unleserliches Material]get sagte: „General, verwandeln Sie die Stadt Palermo in einen Garten, wenn sie sich nicht unterwirft.“ Man kennt die schmähliche Niederlage des Generals, der diese barbarische Renommisterei zur That machen sollte.

Die Commandanten der engl. und franz. Flotten im Mittelmeer haben Commissaire zur Untersuchung dieser infamen Verletzungen der Hauptklauseln des von Frankreich und England angeordneten Waffenstillstands abgeordnet. Es ist dies indeß eine reine Ceremonie. Der Kartätschenkönig weiß, daß er keine bessere Alliirten hat, als den celebre Odilon Barrot und den krakehligen Palmerston.

Rom, 3. Febr.

Große Volksdemonstration im Saale des Theater Tordinone. Das Volk rief: „Es lebe die Republik! Weg mit der weltlichen Herrschaft des Pabstes! Es lebe die rothe Fahne!“ (Nähre Details fehlen.)

Viele Priester sind interdicirt worden, weil sie für die Nationalversammlung mitwählten!

068 Rom, 3. Febr.

Die 4000 Mann starke venetianische Legion wird heute um 3 Uhr durch das Thor „del Popolo“ hier einrücken. Diese Truppen waren an 8 Monate abwesend. Ein Regiment, das am Mittwoch hier eintraf, hatte außer seinen dreifarbigen Fahnen, auch das rothe Band in den Knopflöchern befestigt. Gestern Abend fand im großen Theater eine Volksversammlung statt, in der über die einzuführende Regierungsform debattirt wurde. Mit wenigen Ausnahmen sprachen sich die Tausende der hier Versammelten für die Republik aus. Beim Nachhausegehen zogen die Volksmassen unter dem Ruf: „Es lebe die Republik! Es lebe die rothe Fahne!“ durch die Straßen. Aus Gaëta wird gemeldet, der Pabst habe auf das Versprechen hin, daß Sardinien zur Constituante keine Abgeordneten sende, sich anheischig gemacht, den Rathschlägen Gioberti's zu folgen und durch diesen sich mit den Römern zu vereinbaren.

Neapel, 1. Febr.

Heute wurden die Kammern mit dem üblichen Zeremoniell eröffnet. Die Ruhe ist nicht gestört worden.

068 Neapel, 1. Februar.

Der 29. und 30. Januar waren Tage des Blutvergießens. Die Truppen schossen und hieben nieder, was ihnen im Wege stand. Die sogenannten „constitutionellen“ Lazzaronis, die an der Demonstration zahlreich Theil nahmen, zählen viele Todte und Verwundete.

Das absolutistische System Ferdinands kracht abermals an allen Ecken und Enden und von seinem nächstens zu erwartenden Zusammensturz wird es sich niemals wieder erholen.

Florenz, 5. Febr.

Der Minister des Aeußern hat sich in größter Eile nach Sienna begeben, wohin ihn der erkrankte Großherzog rufen läßt.

* Pisa, 2. Februar.

Vorgestern donnerte ein Priester, Namens Biscioni, von der Kanzel herab wüthend gegen die Liberalen und forderte die Frauen auf, ihren Männern, so lange diese der liberalen Partei anhingen, das eheliche Beiwohnen zu versagen. Am nämlichen Abende wurde das Haus des fanatischen Pfaffen in Brand gesteckt. Wer, das gethan: ob die Frauen der liberalen Männer oder die Männer der wider sie, obgleich fruchtlos, aufgereizten Frauen, hat noch nicht ermittelt werden können.

Turin, 7. Febr.

Eine große Zahl von Deputirten der ehemaligen Linken hat sich zu Gioberti begeben und ihm erklärt, daß sie gegen ihn systematisch stimmen würden, wenn er den neuen (verdächtigen) Kriegsminister, General Lamormora, einen Augenblick länger am Ruder dulde.

068 Venedig, 27. Jan.

Als Admiral Albini am 23. Jan. mit seiner Flotte in der Nähe des Arsenals vor Anker gegangen und ans Land gestiegen war: stießen mehrere der Arsenal-Arbeiter beleidigende Worte gegen ihn und die sardinische Flotte aus. Als der Arsenaldirektor dies erfuhr, begab er sich sogleich zu Albini und drückte ihm sein Bedauern über den Vorfall aus. Albini erklärte, da die Venetianer sich für die Dienste der sardinischen Flotte undankbar zu zeigen schienen, wolle er das adriatische Meer lieber verlassen. Manin und Graziani besänftigten ihn und ließen die Arsenal-Arbeiter in Reih' und Glied aufmarschiren, aus denen die Sardinier drei der Schuldigen heraus fanden. Letztere wurden einer Kommission zur Untersuchung überwiesen. Es soll sich herausgestellt haben, daß diese Arbeiter von östreichischen Agenten zur Aeußerung der Insulten mit Geld bestochen worden. Am nächsten Tage veranstalteten die Arsenalarbeiter ein großes Bankett zu Ehren der sardinischen Matrosen; letztere nahmen die Einladung an. Abends erschien Albini im Theater und wurde vom Publikum mit lautem Beifallsruf begrüßt.

Schweiz.
Bern, 8. Febr.

Der heutige „Beobachter“ sagt: „So wenig wir das Gerücht, daß im Waadtland offen für Sicilien geworben werde, schon als verbürgte Thatsache annehmen, so authentisch, so offiziell ist dagegen das von Hrn. Bertroni (einem der Abgeordneten) einem schweizerischen Militär gemachte Anerbieten, das Commando eines Hülfsregiments in palermitanischen Diensten zu übernehmen, das indessen rundweg abgeschlagen wurde.“ Der schweizerische Konsul in Livorno hat den Bundesrath auf die bedrohliche Stimmung aufmerksam gemacht, welche bei der dortigen Bevölkerung gegen die Angehörigen der Schweiz sich kund gebe. Die Veranlassung sei die Verfügung der Bundesbehörde gegen die italienischen Flüchtlinge in Tessin und die Anwerbungen in der Schweiz für den Militärdienst in Neapel.

Der Bundesrath hat mittelst Zirkulars sämmtlichen in Italien residirenden schweizerischen Konsuln über jene zwei Punkte nähere Auskunft ertheilt und die Regierung von Toskana angegangen, den dort niedergelassenen Schweizerbürgern ihren Schutz angedeihen zu lassen.

[Deutschland]
Aachen, 13. Febr.

Im Wahlkreise Montjoie sind zu Abgeordneten der 1. Kammer gewählt worden: Hr. Reg.-R. Ritz aus Aachen und Hr. Hansemann.

(Aach. Z.)
Trier, 12. Febr.

Von 3 Deputirten für die I. Kammer hat die demokratische Parthei zwei ihrer Kandidaten durchgebracht. Es wurden gewählt: Pastor Alff aus Alsdorff, Karl Cetto und Ldg.-R. Graeff, beide von hier.

(Trier. Z.)
Neuß, 12. Febr.

Zur I Kammer sind gewählt: Hansemann und Reg.-Rath Brüggemann.

* Münster,12. Febr.

Zur Schwabenkammer sind hier gewählt: Hr. v. Beckedorf, Hr. Dr. Miling und Vonnegut (Steuerempfänger).

* Hagen, 12. Febr.

Als Abgeordnete zur Junker- und Geldsackkammer wurden hier ernannt: Die HH. Hansemann, Colsmann und Velmede.

Redakteur en chef Karl Marx.
Scheven im Kreise Schleiden, 3. Febr.

In Nr. 207 dieser Zeitung steht ein Artikel, Kreis Euskirchen den 25. Januar, welcher die gehässige Absicht der Chikane verräth, und deshalb wohl keiner Erwiderung werth zu halten wäre. Wenn der zur Abfassung desselben übrigens ohne gedungene Hülfe nicht fähige Urheber, für den ich den fruhern Handarbeiter, seit einigen Jahren zum Bergwerksbesitzer avancirten Herrn Werner Kreuser in Walbethal zu halten berechtigt bin, sich genannt hätte, so würde ich getrost still geschwiegen haben, da Jedem, der die hiesigen Verhältnisse einigermaßen kennt, die feindseligen Regungen des Herrn K. auch nicht unbekannt geblieben sind Die Behauptungen, sowohl die mich persönlich, als die das Wahlverfahren betreffenden, sind meist falsch und unrichtig. Mein Charakter hat ebensowenig im vorigen Frühjahre als früherhin eine unehrenhafte Handlung zugelassen; mein Streben ging stets nur auf das allgemeine Beste und die Handhabung der gesetzlichen Ordnung. Dies kann nicht immer Alle, am wenigen aber Herrn K. befriedigen. Er verstand vor dem 1. Mai die Freiheit in dem Sinne, daß er seinen Arbeitern und Abhängigen die Alternative stellen konnte: „Wer nicht mich, sondern den Bürgermeister wählt, muß meine Arbeit verlassen.“ Am 21. v. Mts. ließ er sich nebst seinen Gehulfen im Geheimen wählen, und vermeinte, diese Vorwahl am 22. Januar mit seinen Protesten durchzusetzen; dadurch sowohl, als durch das lange Hinhalten der versammelten Urwähler, wurden die des Wartens müden veranlaßt, abzutreten; nachdem dies geschehen, zog er mit seinem Anhange auch ab, und meinte nun die Wahl zu vereiteln. Indeß waren doch noch Bessergesinnte genug da, um all diese Manövers auszuhalten, und die Wahl fand nach freier Ueberzeugung der Zurückbleibenden, ohne versuchten Einfluß auf dieselbe, statt. Auch war allen Weggegangenen bemerkt worden, daß die Wahl gesetzlich eingeleitet sei, daher auch jedenfalls stattfinden werde, und Jeder bleiben möge, der sich an derselben betheiligen wolle. Daß Hr. K. nachher von Haus zu Haus gegangen, jeden Einzelnen zum Unterschreiben seines Aufsatzes aufgefordert, und nachher am Zahltage seiner Arbeiter diesen Geld und Schrift zusammen hingelegt, mit dem Vorgeben, daß letztere die wahre Darstellung des Wahlverfahrens enthalte, ist mir ebensowenig auffallend, als daß in dem von ihm mit seinen Gebrudern gemeinschaftlich betriebenen Berg- und Hüttengeschäfte den Arbeitern, nach dem Grundsatze: „Wer uns nichts zu verdienen giebt, dem können wir auch nichts zu verdienen geben,“ den Arbeitern zu ihrer Gemächlichkeit die Waaren gleich an Geldesstatt, wenn auch in geringerer Qualität und theurer, geliefert werden.

Hr. K. versteht die Volksfreiheit ganz einfach so, daß seinen persönlichen Handlungen und Neigungen nirgend das geringste Hinderniß begegnen dürfe, und bleibt diesem Grundsatze treu, indem er die bürgermeisterliche Autorität, welche seine freien Regungen von dem Felde des Nachbars zurückzuweisen berufen sein könnte, auch an sich zu bringen sucht, um so ungestörter in der eigenen Unbeschränktheit die Freiheit des Nachbars träumen zu können.

Uebrigens wird meine vollständigere Erklärung in Nr. 7 des Schleidener Unterhaltungsblattes zu lesen sein.

P. Fabricius.

Militär-Despotismus.

In verschiedenen hiesigen Blättern befindet sich eine Anfrage an den Landwehr-Major v. Schubert, in Betreff des Büchsenmachers Fessel; um Mißdeutungen vorzubeugen, finden wir uns veranlaßt, das Sachverhältniß klar in möglichster Kürze darzulegen. Der Büchsenmacher J. Fessel, nahe an 60 Jahre alt, 34 Jahr im Dienst und Familienvater, findet bei Revision der Waffen den Wachtmeister beschäftigt, die Lanzenschäfte zu repariren, wodurch dem etc. Fessel nicht allein sein ohnehin geringes rechtmäßiges Verdienst geschmälert, sondern die Lanzen auch, wie leicht zu ersehen, durch die ungeschickte Hand des Wachtmeisters, verdorben wurden. Eine schriftliche Beschwerde des etc. Fessel fand der Major v. Schubert unehrerbietig und begnadigte den Fessel zu 2 Tagen Mittelarrest. Für Diejenigen, welche St. Agatha nicht besucht haben, diene zur Würdigung der Strafe nachstehende Beschreibung des Arrestlokals. Ein großer, spärlich erleuchteter und ebenso spärlich durch zwei Oefen geheizter feuchter Saal ist durch Bretterverschläge in verschiedene Zellen getheilt, in welchen über der Thür, nach Art der Käfiche wilder Thiere, ein Holzgitter angebracht ist; nach Abzug der hölzernen Pritsche, dem einzigen Möbel, bleibt ein Raum von circa 6 Fuß lang und 3 Fuß breit; es ist also an eine Bewegung von Seiten des Gefangenen nicht zu denken. Ferner befindet sich in dem Lokal ein Eimer zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse, welchen der Gefangene täglich selbst reinigen muß, das also sein stetes Geschäft ist, und in Ermangelung eines Deckels die ohnehin schon verpestete Luft noch mehr verpestet.

Ferner ist das ganze Lokal von Milliarden Ungeziefer bewohnt, von welchen die Wanzen, eifersüchtig auf die Eingriffe ihrer angeerbten Rechte, mit blutgieriger Wuth über den neuen Bewohner herfallen, der sich ihrer nur dadurch erwähren kann, daß er seine Kleider am Hals, Beinen und Händen fest zubindet und somit einen passiven Widerstand leistet. Einige Unterhaltung gewähren noch die Ratten, welche possirlich wie ein Bajonettfechter umherspringen und den Gefangenen, wenn er es mit vieler Mühe zum Schlafen gebracht hat, seines Brodes berauben. Hierbei erhält der Gefangene als Nahrung nur Wasser und trockenes Brod, welches letztere er zur Ersparung des Raumes dicht neben den Sch‥eimer aufbewahren muß. Da kein Messer mit in den Käfig genommen werden darf, nagt der Gefangene am ganzen Kommisbrod wie der Affe an der Kokusnuß, während die Ratten ihn umschwärmend, jeden fallenden Krümel weghaschen und neidisch zum Brod in die Höhe schauen. Rechnet man hierzu noch das freche und grobe Betragen des Schließers, so hat man ein kleines Bild, welches die grausige Wirklichkeit aber noch lange nicht erreicht.

In diesen elenden Kerker warf also der Major Schubert den Büchsenmacher Fessel, trotz dem Flehen seiner weinenden Kinder, trotz der schwachen zerrütteten Gesundheit des alten Mannes, trotz der treuen 34 jährigen Dienstzeit, in denen Fessel bis dahin noch nie bestraft war. Ja, die Tyrannei erstreckte sich noch weiter, man gab dem Fessel kein Brod, man verurtheilte ihn zu 48 Stunden Hunger, wahrscheinlich um ihn in seiner Verzweiflung zu irgend einem Vergehen zu verleiten. Ohne die Theilnahme der Mitgefangenen, welche mitleidig ihr Stückchen Brod theilten, hätte der alte Mann 48 Stunden hungern müssen.

Selbst wenn es beim Militär Usus ist, Kläger und Richter in einer Person zu sein, so hätten wir doch von Major Schubert erwartet, selbst wenn der p. Fessel Strafe verdient haben sollte, daß dieselbe in Rücksicht des hohen Alters des Mannes anders ausgefallen wäre, und ebenso ist eine Entschuldigung, als habe Major v. Schubert nicht gewußt, daß Fessel kein Brod hatte, nicht stichhaltig, denn wenn ein Vorgesetzter bestraft, so ist es seine Schuldigkeit, dahin zu wirken, daß dem Gefangenen Alles verabreicht wird, was ihm zusteht, und nicht die Strafe durch Ruiniren der Gesundheit noch zu erhöhen.

Gummersbach, 6. Februar.

Wie Sie wissen, wurden hier zwei reaktionäre Abgeordnete gewählt. Der erste, Regierungsrath, Justiziarius von Seckendorf, für dessen Empfehlung besonders die Herren Consistorialräthe Grashof und Schweizer in Köln besorgt gewesen, hielt kurz vor der Wahl eine lange Rede, in welcher er, bei seinem Raisonnement über demokratische Blätter, namentlich der „Neuen Rheinischen Zeitung“ sehr liebend gedachte, und ging darauf zum ersten Male mit absoluter Majorität aus der Urne hervor. Bei der Wahl des zweiten Abgeordneten mußte im dritten Scrutinium der frühere Abgeordnete Feldhaus, Mitglied der äußersten Rechten der verblichenen Berliner Vereinbarer-Versammlung, dem Regierungsrath Landrath Wiethaus von Wipperfürth, welcher zur Zeit noch in Frankfurt tagt, das Feld räumen. Außerdem bekamen Rechnungsrath von Bonn und Friedensrichter Fischbach von Bensberg die meisten Stimmen.

Wie man hier dem Fortschritte huldigt, mögen Sie daraus ersehen, daß man dem Richter Fischbach, der auf den Wunsch einiger politischen Freunde, in der Sonntag Abend Statt gehabten Vorversammlung der Wahlmänner als Kandidat auftrat, unter vielen andern obligaten Grobheiten die Frage stellte: Wie er, als Präsident eines demokratischen Vereins, sich habe erdreisten können, in Gummersbach als Kandidat aufzutreten? Hr. Fischbach hatte außerdem noch die Ehre, von Bensberg aus, in Briefen, welche unter der Rubrik „Militaria“ von der Post frei befördert, gehörig verdächtigt worden zu sein.

Also zwei Regierungsräthe auf einmal, das wird helfen, werden sie sagen, und trotz alledem und alledem fängt die Demokratie an, auch hier zu Lande tüchtige Fortschritte zu machen.

Recklinghausen, 8. Febr.

Zu dem Artikel in Nr. 216 der N. Rh. Z., Münster den 6. Febr., habe ich zu bemerken, daß die beiden Kreise Recklinghausen und Borken zusammen in Borken wählten. Der reactionäre p. Evelt, früheres Mitglied der nach Brandenburg entlaufenen Rechten, wurde durch verschiedene Umtriebe, wozu die ehrwürdigen geistlichen Herren alles Mögliche beitrugen, einzig und allein von Dorsten und einigen Bezirken von Bokholt gewählt, während Herr Gierse von Wahlmännern der Stadt Recklinghausen und Umgegend vorgeschlagen und in Verbindung mit den Bezirken Anholt, Gehmen u. s. w. durchgesetzt wurde.

Ein Wahlmann.

Schwelm, im Febr.

In unserem Orte, dessen Bewohner sich rühmen, nur 3 Demokraten in ihren Mauern zu bergen, und sich dieser Auszeichnung wohl deshalb rühmen, damit das Gericht nicht nach Hagen, sondern nach Schwelm verlegt werde, fallen oft arge Brutalitäten gegen Leute vor, die den Conservativen und dem spezifischen Preußenthum mißliebige Aeußerungen thun.

So wurde hier vor einiger Zeit von einem gemietheten Haufen einem sehr unschuldigen Manne, dem man den Namen Demokrat beigelegt hat, die Fenster eingeworfen, worauf die Helden unter Jubel- und Freudengeschrei mit schwarz und weißen Fahnen von dannen zogen.

Ferner kam vergangenen Sonntag ein junger Mann aus einem benachbarten Orte in ein hier sehr besuchtes Bierhaus. Es waren viele Gäste gegenwärtig. Man sprach über die früheren Abgeordneten Funke und Harkort; natürlich gegen Funke und für Harkort. — Der junge Mann war eben im Begeiff für Funke aufzutreten, und kaum hatte er einige Worte gesagt, als auch gleich der Wirth in eigener Person auf ihn zutrat und ihn, mit furchtbaren Blicken folgendermaßen, anfuhr:

„Wie können Sie sich unterstehen, meine Gäste zu bekehren; können Sie sonst nichts, dann machen Sie sich hinaus!“

Der Angeredete erwiderte ganz ruhig:

„Sie gestehen es ja selbst, daß Ihre Gäste noch bekehrt werden müssen, lassen Sie deßhalb auch die Bekehrung zu. Uebrigens darf ich hier frei sprechen.“

Aehnliche Vorgänge kommen hier täglich vor.

Interessant ist es, genanntes Bierhaus gegen Abend zu besuchen, weil sich alsdann die Spießbürger der Stadt daselbst versammeln, deren ganze Politik darin besteht, über die Demokraten zu schimpfen.

Hier sitzt ein Doctor von ungeheurem Umfange, dort ein kleiner beinahe kugelrunder Schuhmacher, weiter ein Kaufmann etc., und Folgendes ist ungefähr die stehende Unterhaltung:

A.: Die verfluchten Demokraten, die fangen schon wieder an!

B.: Das Ottergezücht sollte ganz ausgerottet werden!

C.: Ich habe gestern bei der Wahl in A. republikanische Püffe bekommen.

D. (mit einem langen Schaafsgesicht): Das nennt man demokratische Püffe?

C.: Einerlei, es waren Püffe, die weh thaten!

E.: Die verteufelten Demokraten lassen uns kaum unser Glas Bier ruhig trinken! etc.

Man sieht es diesen Leuten auch wirklich an, daß sie ihr Bier in aller Gemüthsruhe trinken, denn die umfangreichen Körper zeigen, daß sie mehr im Leibe, als im Kopfe haben.

Doch Alles hilft nichts. Der Schwelmer Patriotismus ist vergebens, denn das Gericht kommt — nach Hagen.

Vom Rhein, 11. Febr.

Zum Troste des Neuwieder konstitutionellen Vereins können wir demselben aus guter Quelle die beruhigende Versicherung geben, daß die republikanische Partei sich niemals in eine Coalition mit dem specifischen Preußenthum begeben wird, selbst wenn dieses in ihr aufgehen wollte, was ohnehin zu spät käme, da ja Preußen schon seit dem 19. März in Deutschland aufgegangen sein soll! — Hier meint Alles, der Neuwieder Verein könne sich beruhigen. Wir aber vertrauen seiner konstitutionellen Menschenfreundlichkeit, daß er nicht ferner mit absolutistischer Grausamkeit dem Publikum der Köln. Zeitung seine specifische Angst vor der gefährlichen „Coalition“ octroyiren werde.

Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.

Sitzung vom 16. Februar.

Tagesordnung:

1) Umwandlung der 4prozentigen Anleihe von 1 Million Thaler in eine 5prozentige.

2) Erhöhung des Zuschusses für die evangelische Schule von 100 auf 180 Thaler.

3) Gesuch des Lehrers Kiefer von der höheren Bürgerschule um eine Renumeration.

Kommissionsbericht die Verpachtung von Grundstücken der Armenverwaltung betreffend.

Entschädigung an die kölnische Dampfschifffahrts-Gesellschaft bei Gelegenheit des Dombaufestes.

Ausbaggern des Sicherheitshafens.

Kommi[s]sionsbericht über die höhere Bürgerschule.

Köln, den 12. Februar 1849.

Der commissarische Oberbürgermeister Graeff.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 222 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Donnerstag 15. Februar 1849.</docDate>
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        <head>[Italien]</head>
        <div xml:id="ar222b_001" type="jArticle">
          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> der Bürger waren, desto mehr Minen ließ man springen. Zu St. Lucia ließ die Militärkommission am 9. Januar den Bürger Stracuzzi füsilliren, weil man eine in seinem Hause verborgene Flinte gefunden hatte. Die Excesse aller Art, die Akte der Willkür und die Grausamkeiten des Tigeridioten Ferdinand haben den höchsten Grad erreicht.</p>
          <p>Es ist dies derselbe würdige Monarch, der im Januar 1848 zum General Désa<gap reason="illegible"/>get sagte: &#x201E;General, verwandeln Sie die Stadt Palermo in einen Garten, wenn sie sich nicht unterwirft.&#x201C; Man kennt die schmähliche Niederlage des Generals, der diese barbarische Renommisterei zur That machen sollte.</p>
          <p>Die Commandanten der engl. und franz. Flotten im Mittelmeer haben Commissaire zur Untersuchung dieser infamen Verletzungen der Hauptklauseln des von Frankreich und England angeordneten Waffenstillstands abgeordnet. Es ist dies indeß eine reine Ceremonie. Der Kartätschenkönig weiß, daß er keine bessere Alliirten hat, als den celebre Odilon Barrot und den krakehligen Palmerston.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_002" type="jArticle">
          <head>Rom, 3. Febr.</head>
          <p>Große Volksdemonstration im Saale des Theater Tordinone. Das Volk rief: &#x201E;Es lebe die Republik! Weg mit der weltlichen Herrschaft des Pabstes! Es lebe die rothe Fahne!&#x201C; (Nähre Details fehlen.)</p>
          <p>Viele Priester sind interdicirt worden, weil sie für die Nationalversammlung mitwählten!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Rom, 3. Febr.</head>
          <p>Die 4000 Mann starke venetianische Legion wird heute um 3 Uhr durch das Thor &#x201E;del Popolo&#x201C; hier einrücken. Diese Truppen waren an 8 Monate abwesend. Ein Regiment, das am Mittwoch hier eintraf, hatte außer seinen dreifarbigen Fahnen, auch das rothe Band in den Knopflöchern befestigt. Gestern Abend fand im großen Theater eine Volksversammlung statt, in der über die einzuführende Regierungsform debattirt wurde. Mit wenigen Ausnahmen sprachen sich die Tausende der hier Versammelten für die Republik aus. Beim Nachhausegehen zogen die Volksmassen unter dem Ruf: &#x201E;Es lebe die Republik! Es lebe die rothe Fahne!&#x201C; durch die Straßen. Aus Gaëta wird gemeldet, der Pabst habe auf das Versprechen hin, daß Sardinien zur Constituante keine Abgeordneten sende, sich anheischig gemacht, den Rathschlägen Gioberti's zu folgen und durch diesen sich mit den Römern zu vereinbaren.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_004" type="jArticle">
          <head>Neapel, 1. Febr.</head>
          <p>Heute wurden die Kammern mit dem üblichen Zeremoniell eröffnet. Die Ruhe ist nicht gestört worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Neapel, 1. Februar.</head>
          <p>Der 29. und 30. Januar waren Tage des Blutvergießens. Die Truppen schossen und hieben nieder, was ihnen im Wege stand. Die sogenannten &#x201E;constitutionellen&#x201C; Lazzaronis, die an der Demonstration zahlreich Theil nahmen, zählen viele Todte und Verwundete.</p>
          <p>Das absolutistische System Ferdinands kracht abermals an allen Ecken und Enden und von seinem nächstens zu erwartenden Zusammensturz wird es sich niemals wieder erholen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_006" type="jArticle">
          <head>Florenz, 5. Febr.</head>
          <p>Der Minister des Aeußern hat sich in größter Eile nach Sienna begeben, wohin ihn der erkrankte Großherzog rufen läßt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Pisa, 2. Februar.</head>
          <p>Vorgestern donnerte ein Priester, Namens Biscioni, von der Kanzel herab wüthend gegen die Liberalen und forderte die Frauen auf, ihren Männern, so lange diese der liberalen Partei anhingen, das eheliche Beiwohnen zu versagen. Am nämlichen Abende wurde das Haus des fanatischen Pfaffen in Brand gesteckt. Wer, das gethan: ob die Frauen der liberalen Männer oder die Männer der wider sie, obgleich fruchtlos, aufgereizten Frauen, hat noch nicht ermittelt werden können.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_008" type="jArticle">
          <head>Turin, 7. Febr.</head>
          <p>Eine große Zahl von Deputirten der ehemaligen Linken hat sich zu Gioberti begeben und ihm erklärt, daß sie gegen ihn systematisch stimmen würden, wenn er den neuen (verdächtigen) Kriegsminister, General Lamormora, einen Augenblick länger am Ruder dulde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Venedig, 27. Jan.</head>
          <p>Als Admiral Albini am 23. Jan. mit seiner Flotte in der Nähe des Arsenals vor Anker gegangen und ans Land gestiegen war: stießen mehrere der Arsenal-Arbeiter beleidigende Worte gegen ihn und die sardinische Flotte aus. Als der Arsenaldirektor dies erfuhr, begab er sich sogleich zu Albini und drückte ihm sein Bedauern über den Vorfall aus. Albini erklärte, da die Venetianer sich für die Dienste der sardinischen Flotte undankbar zu zeigen schienen, wolle er das adriatische Meer lieber verlassen. Manin und Graziani besänftigten ihn und ließen die Arsenal-Arbeiter in Reih' und Glied aufmarschiren, aus denen die Sardinier drei der Schuldigen heraus fanden. Letztere wurden einer Kommission zur Untersuchung überwiesen. Es soll sich herausgestellt haben, daß diese Arbeiter von östreichischen Agenten zur Aeußerung der Insulten mit Geld bestochen worden. Am nächsten Tage veranstalteten die Arsenalarbeiter ein großes Bankett zu Ehren der sardinischen Matrosen; letztere nahmen die Einladung an. Abends erschien Albini im Theater und wurde vom Publikum mit lautem Beifallsruf begrüßt.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar222b_010" type="jArticle">
          <head>Bern, 8. Febr.</head>
          <p>Der heutige &#x201E;Beobachter&#x201C; sagt: &#x201E;So wenig wir das Gerücht, daß im Waadtland offen für Sicilien geworben werde, schon als verbürgte Thatsache annehmen, so authentisch, so offiziell ist dagegen das von Hrn. Bertroni (einem der Abgeordneten) einem schweizerischen Militär gemachte Anerbieten, das Commando eines Hülfsregiments in palermitanischen Diensten zu übernehmen, das indessen rundweg abgeschlagen wurde.&#x201C; Der schweizerische Konsul in Livorno hat den Bundesrath auf die bedrohliche Stimmung aufmerksam gemacht, welche bei der dortigen Bevölkerung gegen die Angehörigen der Schweiz sich kund gebe. Die Veranlassung sei die Verfügung der Bundesbehörde gegen die italienischen Flüchtlinge in Tessin und die Anwerbungen in der Schweiz für den Militärdienst in Neapel.</p>
          <p>Der Bundesrath hat mittelst Zirkulars sämmtlichen in Italien residirenden schweizerischen Konsuln über jene zwei Punkte nähere Auskunft ertheilt und die Regierung von Toskana angegangen, den dort niedergelassenen Schweizerbürgern ihren Schutz angedeihen zu lassen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Deutschland]</head>
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          <div>
            <head><hi rendition="#b">Aachen,</hi> 13. Febr.</head>
            <p>Im Wahlkreise Montjoie sind zu Abgeordneten der 1. Kammer gewählt worden: Hr. Reg.-R. Ritz aus Aachen und Hr. Hansemann.</p>
            <bibl>(Aach. Z.)</bibl>
          </div>
          <div>
            <head><hi rendition="#b">Trier,</hi> 12. Febr.</head>
            <p>Von 3 Deputirten für die I. Kammer hat die demokratische Parthei zwei ihrer Kandidaten durchgebracht. Es wurden gewählt: Pastor <hi rendition="#g">Alff</hi> aus Alsdorff, Karl <hi rendition="#g">Cetto</hi> und Ldg.-R. <hi rendition="#g">Graeff</hi>, beide von hier.</p>
            <bibl>(Trier. Z.)</bibl>
          </div>
          <div>
            <head><hi rendition="#b">Neuß,</hi> 12. Febr.</head>
            <p>Zur I Kammer sind gewählt: Hansemann und Reg.-Rath Brüggemann.</p>
          </div>
          <div>
            <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#b">Münster,</hi>12. Febr.</head>
            <p> Zur Schwabenkammer sind hier gewählt: Hr. v. Beckedorf, Hr. Dr. Miling und Vonnegut (Steuerempfänger).</p>
          </div>
          <div>
            <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#b">Hagen,</hi> 12. Febr.</head>
            <p>Als Abgeordnete zur Junker- und Geldsackkammer wurden hier ernannt: Die HH. Hansemann, Colsmann und Velmede.</p>
          </div>
        </div>
        <div>
          <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor>                </bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_017" type="jArticle">
          <head>Scheven im Kreise Schleiden, 3. Febr.</head>
          <p>In Nr. 207 dieser Zeitung steht ein Artikel, Kreis Euskirchen den 25. Januar, welcher die gehässige Absicht der Chikane verräth, und deshalb wohl keiner Erwiderung werth zu halten wäre. Wenn der zur Abfassung desselben übrigens ohne gedungene Hülfe nicht fähige Urheber, für den ich den fruhern Handarbeiter, seit einigen Jahren zum Bergwerksbesitzer avancirten Herrn Werner Kreuser in Walbethal zu halten berechtigt bin, sich genannt hätte, so würde ich getrost still geschwiegen haben, da Jedem, der die hiesigen Verhältnisse einigermaßen kennt, die feindseligen Regungen des Herrn K. auch nicht unbekannt geblieben sind Die Behauptungen, sowohl die mich persönlich, als die das Wahlverfahren betreffenden, sind meist falsch und unrichtig. Mein Charakter hat ebensowenig im vorigen Frühjahre als früherhin eine unehrenhafte Handlung zugelassen; mein Streben ging stets nur auf das allgemeine Beste und die Handhabung der gesetzlichen Ordnung. Dies kann nicht immer Alle, am wenigen aber Herrn K. befriedigen. Er verstand vor dem 1. Mai die Freiheit in dem Sinne, daß er seinen Arbeitern und Abhängigen die Alternative stellen konnte: &#x201E;Wer nicht mich, sondern den Bürgermeister wählt, muß meine Arbeit verlassen.&#x201C; Am 21. v. Mts. ließ er sich nebst seinen Gehulfen im Geheimen wählen, und vermeinte, diese Vorwahl am 22. Januar mit seinen Protesten durchzusetzen; dadurch sowohl, als durch das lange Hinhalten der versammelten Urwähler, wurden die des Wartens müden veranlaßt, abzutreten; nachdem dies geschehen, zog er mit seinem Anhange auch ab, und meinte nun die Wahl zu vereiteln. Indeß waren doch noch Bessergesinnte genug da, um all diese Manövers auszuhalten, und die Wahl fand nach freier Ueberzeugung der Zurückbleibenden, ohne versuchten Einfluß auf dieselbe, statt. Auch war allen Weggegangenen bemerkt worden, daß die Wahl gesetzlich eingeleitet sei, daher auch jedenfalls stattfinden werde, und Jeder bleiben möge, der sich an derselben betheiligen wolle. Daß Hr. K. nachher von Haus zu Haus gegangen, jeden Einzelnen zum Unterschreiben seines Aufsatzes aufgefordert, und nachher am Zahltage seiner Arbeiter diesen Geld und Schrift zusammen hingelegt, mit dem Vorgeben, daß letztere die wahre Darstellung des Wahlverfahrens enthalte, ist mir ebensowenig auffallend, als daß in dem von ihm mit seinen Gebrudern gemeinschaftlich betriebenen Berg- und Hüttengeschäfte den Arbeitern, nach dem Grundsatze: &#x201E;Wer uns nichts zu verdienen giebt, dem können wir auch nichts zu verdienen geben,&#x201C; den Arbeitern zu ihrer Gemächlichkeit die Waaren gleich an Geldesstatt, wenn auch in geringerer Qualität und theurer, geliefert werden.</p>
          <p>Hr. K. versteht die Volksfreiheit ganz einfach so, daß seinen persönlichen Handlungen und Neigungen nirgend das geringste Hinderniß begegnen dürfe, und bleibt diesem Grundsatze treu, indem er die bürgermeisterliche Autorität, welche seine freien Regungen von dem Felde des Nachbars zurückzuweisen berufen sein könnte, auch an sich zu bringen sucht, um so ungestörter in der eigenen Unbeschränktheit die Freiheit des Nachbars träumen zu können.</p>
          <p>Uebrigens wird meine vollständigere Erklärung in Nr. 7 des Schleidener Unterhaltungsblattes zu lesen sein.</p>
          <p>P. <hi rendition="#g">Fabricius</hi>.</p>
        </div>
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          <head>Militär-Despotismus.</head>
          <p>In verschiedenen hiesigen Blättern befindet sich eine Anfrage an den Landwehr-Major v. Schubert, in Betreff des Büchsenmachers Fessel; um Mißdeutungen vorzubeugen, finden wir uns veranlaßt, das Sachverhältniß klar in möglichster Kürze darzulegen. Der Büchsenmacher J. Fessel, nahe an 60 Jahre alt, 34 Jahr im Dienst und Familienvater, findet bei Revision der Waffen den Wachtmeister beschäftigt, die Lanzenschäfte zu repariren, wodurch dem etc. Fessel nicht allein sein ohnehin geringes <hi rendition="#g">rechtmäßiges</hi> Verdienst geschmälert, sondern die Lanzen auch, wie leicht zu ersehen, durch die ungeschickte Hand des Wachtmeisters, verdorben wurden. Eine schriftliche Beschwerde des etc. Fessel fand der Major v. Schubert unehrerbietig und begnadigte den Fessel zu 2 Tagen Mittelarrest. Für Diejenigen, welche St. Agatha nicht besucht haben, diene zur Würdigung der Strafe nachstehende Beschreibung des Arrestlokals. Ein großer, spärlich erleuchteter und ebenso spärlich durch zwei Oefen geheizter feuchter Saal ist durch Bretterverschläge in verschiedene Zellen getheilt, in welchen über der Thür, nach Art der Käfiche wilder Thiere, ein Holzgitter angebracht ist; nach Abzug der hölzernen Pritsche, dem einzigen Möbel, bleibt ein Raum von circa 6 Fuß lang und 3 Fuß breit; es ist also an eine Bewegung von Seiten des Gefangenen nicht zu denken. Ferner befindet sich in dem Lokal ein Eimer zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse, welchen der Gefangene täglich selbst reinigen muß, das also sein stetes Geschäft ist, und in Ermangelung eines Deckels die ohnehin schon verpestete Luft noch mehr verpestet.</p>
          <p>Ferner ist das ganze Lokal von Milliarden Ungeziefer bewohnt, von welchen die Wanzen, eifersüchtig auf die Eingriffe ihrer angeerbten Rechte, mit blutgieriger Wuth über den neuen Bewohner herfallen, der sich ihrer nur dadurch erwähren kann, daß er seine Kleider am Hals, Beinen und Händen fest zubindet und somit einen passiven Widerstand leistet. Einige Unterhaltung gewähren noch die Ratten, welche possirlich wie ein Bajonettfechter umherspringen und den Gefangenen, wenn er es mit vieler Mühe zum Schlafen gebracht hat, seines Brodes berauben. Hierbei erhält der Gefangene als Nahrung nur Wasser und trockenes Brod, welches letztere er zur Ersparung des Raumes dicht neben den Sch&#x2025;eimer aufbewahren muß. Da kein Messer mit in den Käfig genommen werden darf, nagt der Gefangene am ganzen Kommisbrod wie der Affe an der Kokusnuß, während die Ratten ihn umschwärmend, jeden fallenden Krümel weghaschen und neidisch zum Brod in die Höhe schauen. Rechnet man hierzu noch das freche und grobe Betragen des Schließers, so hat man ein kleines Bild, welches die grausige Wirklichkeit aber noch lange nicht erreicht.</p>
          <p>In diesen elenden Kerker warf also der Major <hi rendition="#g">Schubert</hi> den Büchsenmacher <hi rendition="#g">Fessel</hi>, trotz dem Flehen seiner weinenden Kinder, trotz der schwachen zerrütteten Gesundheit des alten Mannes, trotz der treuen 34 jährigen Dienstzeit, in denen Fessel bis dahin noch nie bestraft war. Ja, die Tyrannei erstreckte sich noch weiter, man gab dem Fessel kein Brod, man verurtheilte ihn zu 48 Stunden Hunger, wahrscheinlich um ihn in seiner Verzweiflung zu irgend einem Vergehen zu verleiten. Ohne die Theilnahme der Mitgefangenen, welche mitleidig ihr Stückchen Brod theilten, hätte der alte Mann 48 Stunden hungern müssen.</p>
          <p>Selbst wenn es beim Militär Usus ist, Kläger und Richter in einer Person zu sein, so hätten wir doch von Major Schubert erwartet, selbst wenn der p. Fessel Strafe verdient haben sollte, daß dieselbe in Rücksicht des hohen Alters des Mannes anders ausgefallen wäre, und ebenso ist eine Entschuldigung, als habe Major v. Schubert nicht gewußt, daß Fessel kein Brod hatte, nicht stichhaltig, denn wenn ein Vorgesetzter bestraft, so ist es seine Schuldigkeit, dahin zu wirken, daß dem Gefangenen Alles verabreicht wird, was ihm zusteht, und nicht die Strafe durch Ruiniren der Gesundheit noch zu erhöhen.</p>
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          <head>Gummersbach, 6. Februar.</head>
          <p>Wie Sie wissen, wurden hier zwei reaktionäre Abgeordnete gewählt. Der erste, Regierungsrath, Justiziarius von Seckendorf, für dessen Empfehlung besonders die Herren Consistorialräthe Grashof und Schweizer in Köln besorgt gewesen, hielt kurz vor der Wahl eine lange Rede, in welcher er, bei seinem Raisonnement über demokratische Blätter, namentlich der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; sehr liebend gedachte, und ging darauf zum ersten Male mit absoluter Majorität aus der Urne hervor. Bei der Wahl des zweiten Abgeordneten mußte im dritten Scrutinium der frühere Abgeordnete Feldhaus, Mitglied der äußersten Rechten der verblichenen Berliner Vereinbarer-Versammlung, dem Regierungsrath Landrath Wiethaus von Wipperfürth, welcher zur Zeit noch in Frankfurt tagt, das Feld räumen. Außerdem bekamen Rechnungsrath von Bonn und Friedensrichter Fischbach von Bensberg die meisten Stimmen.</p>
          <p>Wie man hier dem Fortschritte huldigt, mögen Sie daraus ersehen, daß man dem Richter Fischbach, der auf den Wunsch einiger politischen Freunde, in der Sonntag Abend Statt gehabten Vorversammlung der Wahlmänner als Kandidat auftrat, unter vielen andern obligaten Grobheiten die Frage stellte: Wie er, als Präsident eines demokratischen Vereins, sich habe erdreisten können, in Gummersbach als Kandidat aufzutreten? Hr. Fischbach hatte außerdem noch die Ehre, von Bensberg aus, in Briefen, welche unter der Rubrik &#x201E;Militaria&#x201C; von der Post frei befördert, gehörig verdächtigt worden zu sein.</p>
          <p>Also zwei Regierungsräthe auf einmal, das wird helfen, werden sie sagen, und trotz alledem und alledem fängt die Demokratie an, auch hier zu Lande tüchtige Fortschritte zu machen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_020" type="jArticle">
          <head>Recklinghausen, 8. Febr.</head>
          <p>Zu dem Artikel in Nr. 216 der N. Rh. Z., Münster den 6. Febr., habe ich zu bemerken, daß die beiden Kreise Recklinghausen und Borken zusammen in Borken wählten. Der reactionäre p. Evelt, früheres Mitglied der nach Brandenburg entlaufenen Rechten, wurde durch verschiedene Umtriebe, wozu die ehrwürdigen geistlichen Herren alles Mögliche beitrugen, einzig und allein von Dorsten und einigen Bezirken von Bokholt gewählt, während Herr Gierse von Wahlmännern der Stadt Recklinghausen und Umgegend vorgeschlagen und in Verbindung mit den Bezirken Anholt, Gehmen u. s. w. durchgesetzt wurde.</p>
          <p><hi rendition="#g">Ein Wahlmann</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_021" type="jArticle">
          <head>Schwelm, im Febr.</head>
          <p>In unserem Orte, dessen Bewohner sich rühmen, nur 3 Demokraten in ihren Mauern zu bergen, und sich dieser Auszeichnung wohl deshalb rühmen, damit das Gericht nicht nach Hagen, sondern nach Schwelm verlegt werde, fallen oft arge Brutalitäten gegen Leute vor, die den Conservativen und dem spezifischen Preußenthum mißliebige Aeußerungen thun.</p>
          <p>So wurde hier vor einiger Zeit von einem gemietheten Haufen einem sehr unschuldigen Manne, dem man den Namen Demokrat beigelegt hat, die Fenster eingeworfen, worauf die Helden unter Jubel- und Freudengeschrei mit schwarz und weißen Fahnen von dannen zogen.</p>
          <p>Ferner kam vergangenen Sonntag ein junger Mann aus einem benachbarten Orte in ein hier sehr besuchtes Bierhaus. Es waren viele Gäste gegenwärtig. Man sprach über die früheren Abgeordneten Funke und Harkort; natürlich gegen Funke und für Harkort. &#x2014; Der junge Mann war eben im Begeiff für Funke aufzutreten, und kaum hatte er einige Worte gesagt, als auch gleich der Wirth in eigener Person auf ihn zutrat und ihn, mit furchtbaren Blicken folgendermaßen, anfuhr:</p>
          <p>&#x201E;Wie können Sie sich unterstehen, meine Gäste zu bekehren; können Sie sonst nichts, dann machen Sie sich hinaus!&#x201C;</p>
          <p>Der Angeredete erwiderte ganz ruhig:</p>
          <p>&#x201E;Sie gestehen es ja selbst, daß Ihre Gäste noch bekehrt werden müssen, lassen Sie deßhalb auch die Bekehrung zu. Uebrigens darf ich hier frei sprechen.&#x201C;</p>
          <p>Aehnliche Vorgänge kommen hier täglich vor.</p>
          <p>Interessant ist es, genanntes Bierhaus gegen Abend zu besuchen, weil sich alsdann die Spießbürger der Stadt daselbst versammeln, deren ganze Politik darin besteht, über die Demokraten zu schimpfen.</p>
          <p>Hier sitzt ein Doctor von ungeheurem Umfange, dort ein kleiner beinahe kugelrunder Schuhmacher, weiter ein Kaufmann etc., und Folgendes ist ungefähr die stehende Unterhaltung:</p>
          <p>A.: Die verfluchten Demokraten, die fangen schon wieder an!</p>
          <p>B.: Das Ottergezücht sollte ganz ausgerottet werden!</p>
          <p>C.: Ich habe gestern bei der Wahl in A. republikanische Püffe bekommen.</p>
          <p>D. (mit einem langen Schaafsgesicht): Das nennt man demokratische Püffe?</p>
          <p>C.: Einerlei, es waren Püffe, die weh thaten!</p>
          <p>E.: Die verteufelten Demokraten lassen uns kaum unser Glas Bier ruhig trinken! etc.</p>
          <p>Man sieht es diesen Leuten auch wirklich an, daß sie ihr Bier in aller Gemüthsruhe trinken, denn die umfangreichen Körper zeigen, daß sie mehr im Leibe, als im Kopfe haben.</p>
          <p>Doch Alles hilft nichts. Der Schwelmer Patriotismus ist vergebens, denn das Gericht kommt &#x2014; nach Hagen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_022" type="jArticle">
          <head>Vom Rhein, 11. Febr.</head>
          <p>Zum Troste des Neuwieder konstitutionellen Vereins können wir demselben aus guter Quelle die beruhigende Versicherung geben, daß die republikanische Partei sich niemals in eine Coalition mit dem specifischen Preußenthum begeben wird, selbst wenn dieses in ihr aufgehen wollte, was ohnehin zu spät käme, da ja Preußen schon seit dem 19. März in Deutschland aufgegangen sein soll! &#x2014; Hier meint Alles, der Neuwieder Verein könne sich beruhigen. Wir aber vertrauen seiner konstitutionellen Menschenfreundlichkeit, daß er nicht ferner mit absolutistischer Grausamkeit dem Publikum der Köln. Zeitung seine specifische Angst vor der gefährlichen &#x201E;Coalition&#x201C; octroyiren werde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar222b_023" type="jArticle">
          <head>Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.</head>
          <p>Sitzung vom 16. Februar.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Tagesordnung:</hi> </p>
          <p>1) Umwandlung der 4prozentigen Anleihe von 1 Million Thaler in eine 5prozentige.</p>
          <p>2) Erhöhung des Zuschusses für die evangelische Schule von 100 auf 180 Thaler.</p>
          <p>3) Gesuch des Lehrers Kiefer von der höheren Bürgerschule um eine Renumeration.</p>
          <p>Kommissionsbericht die Verpachtung von Grundstücken der Armenverwaltung betreffend.</p>
          <p>Entschädigung an die kölnische Dampfschifffahrts-Gesellschaft bei Gelegenheit des Dombaufestes.</p>
          <p>Ausbaggern des Sicherheitshafens.</p>
          <p>Kommi[s]sionsbericht über die höhere Bürgerschule.</p>
          <p>Köln, den 12. Februar 1849.</p>
          <p>Der commissarische Oberbürgermeister <hi rendition="#g">Graeff</hi>.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Handelsnachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Meteorologische Beobachtungen.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1221/0001] Beilage zu Nr. 222 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Donnerstag 15. Februar 1849. [Italien] [Fortsetzung] der Bürger waren, desto mehr Minen ließ man springen. Zu St. Lucia ließ die Militärkommission am 9. Januar den Bürger Stracuzzi füsilliren, weil man eine in seinem Hause verborgene Flinte gefunden hatte. Die Excesse aller Art, die Akte der Willkür und die Grausamkeiten des Tigeridioten Ferdinand haben den höchsten Grad erreicht. Es ist dies derselbe würdige Monarch, der im Januar 1848 zum General Désa_ get sagte: „General, verwandeln Sie die Stadt Palermo in einen Garten, wenn sie sich nicht unterwirft.“ Man kennt die schmähliche Niederlage des Generals, der diese barbarische Renommisterei zur That machen sollte. Die Commandanten der engl. und franz. Flotten im Mittelmeer haben Commissaire zur Untersuchung dieser infamen Verletzungen der Hauptklauseln des von Frankreich und England angeordneten Waffenstillstands abgeordnet. Es ist dies indeß eine reine Ceremonie. Der Kartätschenkönig weiß, daß er keine bessere Alliirten hat, als den celebre Odilon Barrot und den krakehligen Palmerston. Rom, 3. Febr. Große Volksdemonstration im Saale des Theater Tordinone. Das Volk rief: „Es lebe die Republik! Weg mit der weltlichen Herrschaft des Pabstes! Es lebe die rothe Fahne!“ (Nähre Details fehlen.) Viele Priester sind interdicirt worden, weil sie für die Nationalversammlung mitwählten! 068 Rom, 3. Febr. Die 4000 Mann starke venetianische Legion wird heute um 3 Uhr durch das Thor „del Popolo“ hier einrücken. Diese Truppen waren an 8 Monate abwesend. Ein Regiment, das am Mittwoch hier eintraf, hatte außer seinen dreifarbigen Fahnen, auch das rothe Band in den Knopflöchern befestigt. Gestern Abend fand im großen Theater eine Volksversammlung statt, in der über die einzuführende Regierungsform debattirt wurde. Mit wenigen Ausnahmen sprachen sich die Tausende der hier Versammelten für die Republik aus. Beim Nachhausegehen zogen die Volksmassen unter dem Ruf: „Es lebe die Republik! Es lebe die rothe Fahne!“ durch die Straßen. Aus Gaëta wird gemeldet, der Pabst habe auf das Versprechen hin, daß Sardinien zur Constituante keine Abgeordneten sende, sich anheischig gemacht, den Rathschlägen Gioberti's zu folgen und durch diesen sich mit den Römern zu vereinbaren. Neapel, 1. Febr. Heute wurden die Kammern mit dem üblichen Zeremoniell eröffnet. Die Ruhe ist nicht gestört worden. 068 Neapel, 1. Februar. Der 29. und 30. Januar waren Tage des Blutvergießens. Die Truppen schossen und hieben nieder, was ihnen im Wege stand. Die sogenannten „constitutionellen“ Lazzaronis, die an der Demonstration zahlreich Theil nahmen, zählen viele Todte und Verwundete. Das absolutistische System Ferdinands kracht abermals an allen Ecken und Enden und von seinem nächstens zu erwartenden Zusammensturz wird es sich niemals wieder erholen. Florenz, 5. Febr. Der Minister des Aeußern hat sich in größter Eile nach Sienna begeben, wohin ihn der erkrankte Großherzog rufen läßt. * Pisa, 2. Februar. Vorgestern donnerte ein Priester, Namens Biscioni, von der Kanzel herab wüthend gegen die Liberalen und forderte die Frauen auf, ihren Männern, so lange diese der liberalen Partei anhingen, das eheliche Beiwohnen zu versagen. Am nämlichen Abende wurde das Haus des fanatischen Pfaffen in Brand gesteckt. Wer, das gethan: ob die Frauen der liberalen Männer oder die Männer der wider sie, obgleich fruchtlos, aufgereizten Frauen, hat noch nicht ermittelt werden können. Turin, 7. Febr. Eine große Zahl von Deputirten der ehemaligen Linken hat sich zu Gioberti begeben und ihm erklärt, daß sie gegen ihn systematisch stimmen würden, wenn er den neuen (verdächtigen) Kriegsminister, General Lamormora, einen Augenblick länger am Ruder dulde. 068 Venedig, 27. Jan. Als Admiral Albini am 23. Jan. mit seiner Flotte in der Nähe des Arsenals vor Anker gegangen und ans Land gestiegen war: stießen mehrere der Arsenal-Arbeiter beleidigende Worte gegen ihn und die sardinische Flotte aus. Als der Arsenaldirektor dies erfuhr, begab er sich sogleich zu Albini und drückte ihm sein Bedauern über den Vorfall aus. Albini erklärte, da die Venetianer sich für die Dienste der sardinischen Flotte undankbar zu zeigen schienen, wolle er das adriatische Meer lieber verlassen. Manin und Graziani besänftigten ihn und ließen die Arsenal-Arbeiter in Reih' und Glied aufmarschiren, aus denen die Sardinier drei der Schuldigen heraus fanden. Letztere wurden einer Kommission zur Untersuchung überwiesen. Es soll sich herausgestellt haben, daß diese Arbeiter von östreichischen Agenten zur Aeußerung der Insulten mit Geld bestochen worden. Am nächsten Tage veranstalteten die Arsenalarbeiter ein großes Bankett zu Ehren der sardinischen Matrosen; letztere nahmen die Einladung an. Abends erschien Albini im Theater und wurde vom Publikum mit lautem Beifallsruf begrüßt. Schweiz. Bern, 8. Febr. Der heutige „Beobachter“ sagt: „So wenig wir das Gerücht, daß im Waadtland offen für Sicilien geworben werde, schon als verbürgte Thatsache annehmen, so authentisch, so offiziell ist dagegen das von Hrn. Bertroni (einem der Abgeordneten) einem schweizerischen Militär gemachte Anerbieten, das Commando eines Hülfsregiments in palermitanischen Diensten zu übernehmen, das indessen rundweg abgeschlagen wurde.“ Der schweizerische Konsul in Livorno hat den Bundesrath auf die bedrohliche Stimmung aufmerksam gemacht, welche bei der dortigen Bevölkerung gegen die Angehörigen der Schweiz sich kund gebe. Die Veranlassung sei die Verfügung der Bundesbehörde gegen die italienischen Flüchtlinge in Tessin und die Anwerbungen in der Schweiz für den Militärdienst in Neapel. Der Bundesrath hat mittelst Zirkulars sämmtlichen in Italien residirenden schweizerischen Konsuln über jene zwei Punkte nähere Auskunft ertheilt und die Regierung von Toskana angegangen, den dort niedergelassenen Schweizerbürgern ihren Schutz angedeihen zu lassen. [Deutschland] Aachen, 13. Febr. Im Wahlkreise Montjoie sind zu Abgeordneten der 1. Kammer gewählt worden: Hr. Reg.-R. Ritz aus Aachen und Hr. Hansemann. (Aach. Z.) Trier, 12. Febr. Von 3 Deputirten für die I. Kammer hat die demokratische Parthei zwei ihrer Kandidaten durchgebracht. Es wurden gewählt: Pastor Alff aus Alsdorff, Karl Cetto und Ldg.-R. Graeff, beide von hier. (Trier. Z.) Neuß, 12. Febr. Zur I Kammer sind gewählt: Hansemann und Reg.-Rath Brüggemann. * Münster,12. Febr. Zur Schwabenkammer sind hier gewählt: Hr. v. Beckedorf, Hr. Dr. Miling und Vonnegut (Steuerempfänger). * Hagen, 12. Febr. Als Abgeordnete zur Junker- und Geldsackkammer wurden hier ernannt: Die HH. Hansemann, Colsmann und Velmede. Redakteur en chef Karl Marx. Scheven im Kreise Schleiden, 3. Febr. In Nr. 207 dieser Zeitung steht ein Artikel, Kreis Euskirchen den 25. Januar, welcher die gehässige Absicht der Chikane verräth, und deshalb wohl keiner Erwiderung werth zu halten wäre. Wenn der zur Abfassung desselben übrigens ohne gedungene Hülfe nicht fähige Urheber, für den ich den fruhern Handarbeiter, seit einigen Jahren zum Bergwerksbesitzer avancirten Herrn Werner Kreuser in Walbethal zu halten berechtigt bin, sich genannt hätte, so würde ich getrost still geschwiegen haben, da Jedem, der die hiesigen Verhältnisse einigermaßen kennt, die feindseligen Regungen des Herrn K. auch nicht unbekannt geblieben sind Die Behauptungen, sowohl die mich persönlich, als die das Wahlverfahren betreffenden, sind meist falsch und unrichtig. Mein Charakter hat ebensowenig im vorigen Frühjahre als früherhin eine unehrenhafte Handlung zugelassen; mein Streben ging stets nur auf das allgemeine Beste und die Handhabung der gesetzlichen Ordnung. Dies kann nicht immer Alle, am wenigen aber Herrn K. befriedigen. Er verstand vor dem 1. Mai die Freiheit in dem Sinne, daß er seinen Arbeitern und Abhängigen die Alternative stellen konnte: „Wer nicht mich, sondern den Bürgermeister wählt, muß meine Arbeit verlassen.“ Am 21. v. Mts. ließ er sich nebst seinen Gehulfen im Geheimen wählen, und vermeinte, diese Vorwahl am 22. Januar mit seinen Protesten durchzusetzen; dadurch sowohl, als durch das lange Hinhalten der versammelten Urwähler, wurden die des Wartens müden veranlaßt, abzutreten; nachdem dies geschehen, zog er mit seinem Anhange auch ab, und meinte nun die Wahl zu vereiteln. Indeß waren doch noch Bessergesinnte genug da, um all diese Manövers auszuhalten, und die Wahl fand nach freier Ueberzeugung der Zurückbleibenden, ohne versuchten Einfluß auf dieselbe, statt. Auch war allen Weggegangenen bemerkt worden, daß die Wahl gesetzlich eingeleitet sei, daher auch jedenfalls stattfinden werde, und Jeder bleiben möge, der sich an derselben betheiligen wolle. Daß Hr. K. nachher von Haus zu Haus gegangen, jeden Einzelnen zum Unterschreiben seines Aufsatzes aufgefordert, und nachher am Zahltage seiner Arbeiter diesen Geld und Schrift zusammen hingelegt, mit dem Vorgeben, daß letztere die wahre Darstellung des Wahlverfahrens enthalte, ist mir ebensowenig auffallend, als daß in dem von ihm mit seinen Gebrudern gemeinschaftlich betriebenen Berg- und Hüttengeschäfte den Arbeitern, nach dem Grundsatze: „Wer uns nichts zu verdienen giebt, dem können wir auch nichts zu verdienen geben,“ den Arbeitern zu ihrer Gemächlichkeit die Waaren gleich an Geldesstatt, wenn auch in geringerer Qualität und theurer, geliefert werden. Hr. K. versteht die Volksfreiheit ganz einfach so, daß seinen persönlichen Handlungen und Neigungen nirgend das geringste Hinderniß begegnen dürfe, und bleibt diesem Grundsatze treu, indem er die bürgermeisterliche Autorität, welche seine freien Regungen von dem Felde des Nachbars zurückzuweisen berufen sein könnte, auch an sich zu bringen sucht, um so ungestörter in der eigenen Unbeschränktheit die Freiheit des Nachbars träumen zu können. Uebrigens wird meine vollständigere Erklärung in Nr. 7 des Schleidener Unterhaltungsblattes zu lesen sein. P. Fabricius. Militär-Despotismus. In verschiedenen hiesigen Blättern befindet sich eine Anfrage an den Landwehr-Major v. Schubert, in Betreff des Büchsenmachers Fessel; um Mißdeutungen vorzubeugen, finden wir uns veranlaßt, das Sachverhältniß klar in möglichster Kürze darzulegen. Der Büchsenmacher J. Fessel, nahe an 60 Jahre alt, 34 Jahr im Dienst und Familienvater, findet bei Revision der Waffen den Wachtmeister beschäftigt, die Lanzenschäfte zu repariren, wodurch dem etc. Fessel nicht allein sein ohnehin geringes rechtmäßiges Verdienst geschmälert, sondern die Lanzen auch, wie leicht zu ersehen, durch die ungeschickte Hand des Wachtmeisters, verdorben wurden. Eine schriftliche Beschwerde des etc. Fessel fand der Major v. Schubert unehrerbietig und begnadigte den Fessel zu 2 Tagen Mittelarrest. Für Diejenigen, welche St. Agatha nicht besucht haben, diene zur Würdigung der Strafe nachstehende Beschreibung des Arrestlokals. Ein großer, spärlich erleuchteter und ebenso spärlich durch zwei Oefen geheizter feuchter Saal ist durch Bretterverschläge in verschiedene Zellen getheilt, in welchen über der Thür, nach Art der Käfiche wilder Thiere, ein Holzgitter angebracht ist; nach Abzug der hölzernen Pritsche, dem einzigen Möbel, bleibt ein Raum von circa 6 Fuß lang und 3 Fuß breit; es ist also an eine Bewegung von Seiten des Gefangenen nicht zu denken. Ferner befindet sich in dem Lokal ein Eimer zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse, welchen der Gefangene täglich selbst reinigen muß, das also sein stetes Geschäft ist, und in Ermangelung eines Deckels die ohnehin schon verpestete Luft noch mehr verpestet. Ferner ist das ganze Lokal von Milliarden Ungeziefer bewohnt, von welchen die Wanzen, eifersüchtig auf die Eingriffe ihrer angeerbten Rechte, mit blutgieriger Wuth über den neuen Bewohner herfallen, der sich ihrer nur dadurch erwähren kann, daß er seine Kleider am Hals, Beinen und Händen fest zubindet und somit einen passiven Widerstand leistet. Einige Unterhaltung gewähren noch die Ratten, welche possirlich wie ein Bajonettfechter umherspringen und den Gefangenen, wenn er es mit vieler Mühe zum Schlafen gebracht hat, seines Brodes berauben. Hierbei erhält der Gefangene als Nahrung nur Wasser und trockenes Brod, welches letztere er zur Ersparung des Raumes dicht neben den Sch‥eimer aufbewahren muß. Da kein Messer mit in den Käfig genommen werden darf, nagt der Gefangene am ganzen Kommisbrod wie der Affe an der Kokusnuß, während die Ratten ihn umschwärmend, jeden fallenden Krümel weghaschen und neidisch zum Brod in die Höhe schauen. Rechnet man hierzu noch das freche und grobe Betragen des Schließers, so hat man ein kleines Bild, welches die grausige Wirklichkeit aber noch lange nicht erreicht. In diesen elenden Kerker warf also der Major Schubert den Büchsenmacher Fessel, trotz dem Flehen seiner weinenden Kinder, trotz der schwachen zerrütteten Gesundheit des alten Mannes, trotz der treuen 34 jährigen Dienstzeit, in denen Fessel bis dahin noch nie bestraft war. Ja, die Tyrannei erstreckte sich noch weiter, man gab dem Fessel kein Brod, man verurtheilte ihn zu 48 Stunden Hunger, wahrscheinlich um ihn in seiner Verzweiflung zu irgend einem Vergehen zu verleiten. Ohne die Theilnahme der Mitgefangenen, welche mitleidig ihr Stückchen Brod theilten, hätte der alte Mann 48 Stunden hungern müssen. Selbst wenn es beim Militär Usus ist, Kläger und Richter in einer Person zu sein, so hätten wir doch von Major Schubert erwartet, selbst wenn der p. Fessel Strafe verdient haben sollte, daß dieselbe in Rücksicht des hohen Alters des Mannes anders ausgefallen wäre, und ebenso ist eine Entschuldigung, als habe Major v. Schubert nicht gewußt, daß Fessel kein Brod hatte, nicht stichhaltig, denn wenn ein Vorgesetzter bestraft, so ist es seine Schuldigkeit, dahin zu wirken, daß dem Gefangenen Alles verabreicht wird, was ihm zusteht, und nicht die Strafe durch Ruiniren der Gesundheit noch zu erhöhen. Gummersbach, 6. Februar. Wie Sie wissen, wurden hier zwei reaktionäre Abgeordnete gewählt. Der erste, Regierungsrath, Justiziarius von Seckendorf, für dessen Empfehlung besonders die Herren Consistorialräthe Grashof und Schweizer in Köln besorgt gewesen, hielt kurz vor der Wahl eine lange Rede, in welcher er, bei seinem Raisonnement über demokratische Blätter, namentlich der „Neuen Rheinischen Zeitung“ sehr liebend gedachte, und ging darauf zum ersten Male mit absoluter Majorität aus der Urne hervor. Bei der Wahl des zweiten Abgeordneten mußte im dritten Scrutinium der frühere Abgeordnete Feldhaus, Mitglied der äußersten Rechten der verblichenen Berliner Vereinbarer-Versammlung, dem Regierungsrath Landrath Wiethaus von Wipperfürth, welcher zur Zeit noch in Frankfurt tagt, das Feld räumen. Außerdem bekamen Rechnungsrath von Bonn und Friedensrichter Fischbach von Bensberg die meisten Stimmen. Wie man hier dem Fortschritte huldigt, mögen Sie daraus ersehen, daß man dem Richter Fischbach, der auf den Wunsch einiger politischen Freunde, in der Sonntag Abend Statt gehabten Vorversammlung der Wahlmänner als Kandidat auftrat, unter vielen andern obligaten Grobheiten die Frage stellte: Wie er, als Präsident eines demokratischen Vereins, sich habe erdreisten können, in Gummersbach als Kandidat aufzutreten? Hr. Fischbach hatte außerdem noch die Ehre, von Bensberg aus, in Briefen, welche unter der Rubrik „Militaria“ von der Post frei befördert, gehörig verdächtigt worden zu sein. Also zwei Regierungsräthe auf einmal, das wird helfen, werden sie sagen, und trotz alledem und alledem fängt die Demokratie an, auch hier zu Lande tüchtige Fortschritte zu machen. Recklinghausen, 8. Febr. Zu dem Artikel in Nr. 216 der N. Rh. Z., Münster den 6. Febr., habe ich zu bemerken, daß die beiden Kreise Recklinghausen und Borken zusammen in Borken wählten. Der reactionäre p. Evelt, früheres Mitglied der nach Brandenburg entlaufenen Rechten, wurde durch verschiedene Umtriebe, wozu die ehrwürdigen geistlichen Herren alles Mögliche beitrugen, einzig und allein von Dorsten und einigen Bezirken von Bokholt gewählt, während Herr Gierse von Wahlmännern der Stadt Recklinghausen und Umgegend vorgeschlagen und in Verbindung mit den Bezirken Anholt, Gehmen u. s. w. durchgesetzt wurde. Ein Wahlmann. Schwelm, im Febr. In unserem Orte, dessen Bewohner sich rühmen, nur 3 Demokraten in ihren Mauern zu bergen, und sich dieser Auszeichnung wohl deshalb rühmen, damit das Gericht nicht nach Hagen, sondern nach Schwelm verlegt werde, fallen oft arge Brutalitäten gegen Leute vor, die den Conservativen und dem spezifischen Preußenthum mißliebige Aeußerungen thun. So wurde hier vor einiger Zeit von einem gemietheten Haufen einem sehr unschuldigen Manne, dem man den Namen Demokrat beigelegt hat, die Fenster eingeworfen, worauf die Helden unter Jubel- und Freudengeschrei mit schwarz und weißen Fahnen von dannen zogen. Ferner kam vergangenen Sonntag ein junger Mann aus einem benachbarten Orte in ein hier sehr besuchtes Bierhaus. Es waren viele Gäste gegenwärtig. Man sprach über die früheren Abgeordneten Funke und Harkort; natürlich gegen Funke und für Harkort. — Der junge Mann war eben im Begeiff für Funke aufzutreten, und kaum hatte er einige Worte gesagt, als auch gleich der Wirth in eigener Person auf ihn zutrat und ihn, mit furchtbaren Blicken folgendermaßen, anfuhr: „Wie können Sie sich unterstehen, meine Gäste zu bekehren; können Sie sonst nichts, dann machen Sie sich hinaus!“ Der Angeredete erwiderte ganz ruhig: „Sie gestehen es ja selbst, daß Ihre Gäste noch bekehrt werden müssen, lassen Sie deßhalb auch die Bekehrung zu. Uebrigens darf ich hier frei sprechen.“ Aehnliche Vorgänge kommen hier täglich vor. Interessant ist es, genanntes Bierhaus gegen Abend zu besuchen, weil sich alsdann die Spießbürger der Stadt daselbst versammeln, deren ganze Politik darin besteht, über die Demokraten zu schimpfen. Hier sitzt ein Doctor von ungeheurem Umfange, dort ein kleiner beinahe kugelrunder Schuhmacher, weiter ein Kaufmann etc., und Folgendes ist ungefähr die stehende Unterhaltung: A.: Die verfluchten Demokraten, die fangen schon wieder an! B.: Das Ottergezücht sollte ganz ausgerottet werden! C.: Ich habe gestern bei der Wahl in A. republikanische Püffe bekommen. D. (mit einem langen Schaafsgesicht): Das nennt man demokratische Püffe? C.: Einerlei, es waren Püffe, die weh thaten! E.: Die verteufelten Demokraten lassen uns kaum unser Glas Bier ruhig trinken! etc. Man sieht es diesen Leuten auch wirklich an, daß sie ihr Bier in aller Gemüthsruhe trinken, denn die umfangreichen Körper zeigen, daß sie mehr im Leibe, als im Kopfe haben. Doch Alles hilft nichts. Der Schwelmer Patriotismus ist vergebens, denn das Gericht kommt — nach Hagen. Vom Rhein, 11. Febr. Zum Troste des Neuwieder konstitutionellen Vereins können wir demselben aus guter Quelle die beruhigende Versicherung geben, daß die republikanische Partei sich niemals in eine Coalition mit dem specifischen Preußenthum begeben wird, selbst wenn dieses in ihr aufgehen wollte, was ohnehin zu spät käme, da ja Preußen schon seit dem 19. März in Deutschland aufgegangen sein soll! — Hier meint Alles, der Neuwieder Verein könne sich beruhigen. Wir aber vertrauen seiner konstitutionellen Menschenfreundlichkeit, daß er nicht ferner mit absolutistischer Grausamkeit dem Publikum der Köln. Zeitung seine specifische Angst vor der gefährlichen „Coalition“ octroyiren werde. Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln. Sitzung vom 16. Februar. Tagesordnung: 1) Umwandlung der 4prozentigen Anleihe von 1 Million Thaler in eine 5prozentige. 2) Erhöhung des Zuschusses für die evangelische Schule von 100 auf 180 Thaler. 3) Gesuch des Lehrers Kiefer von der höheren Bürgerschule um eine Renumeration. Kommissionsbericht die Verpachtung von Grundstücken der Armenverwaltung betreffend. Entschädigung an die kölnische Dampfschifffahrts-Gesellschaft bei Gelegenheit des Dombaufestes. Ausbaggern des Sicherheitshafens. Kommi[s]sionsbericht über die höhere Bürgerschule. Köln, den 12. Februar 1849. Der commissarische Oberbürgermeister Graeff. Handelsnachrichten. _ Meteorologische Beobachtungen. _

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 222. Köln, 15. Februar 1849. Beilage, S. 1221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz222b_1849/1>, abgerufen am 19.03.2024.