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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 213. Köln, 4. Februar 1849.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 213. Köln, Sonntag den 4. Februar. 1849.
Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Camphausen. -- Die Wahlmanöver beim Militär. -- Ein Militärwahlmann). Düsseldorf. (Wahlaussichten. -- Wesendonk. -- Quentin). Hagen. (Harkort). Berlin. (Die demokratische Korrespondenz. -- Der Royalistenbund. -- Das Handwerkerparlament. -- Schützendorff. -- Die Kanalarbeiter -- Polizeispione. -- Waldeck. -- Manteuffelsche Drohung). Breslau. (Die demokratischen Revisionshelden). Heidelberg. (Arbeitercongreß). Glückstadt. (Ritterschaftspläne). Kiel. (Der Frieden). Schleswig. (Die Landesversammlung. -- Aussichten für sie). Wien (Aus Ungarn). Frankfurt. (Der Donnersberg. -- National-Versammlung).

Schweden. Stockholm. (Reformpläne des Königs).

Französische Republik. Paris. (Vermischtes. -- National-Versammlung).

Schweiz. Bern. (Pacifikation des Jura).

Italien. Rom. (Das allgemeine Stimmrecht). Florenz. (Die Wahlen zur National-Versammlung). Genua. (Feldzugsplan der Oesterreicher. -- Der Sohn Murats). Neapel (Mission Gizzi's).

Spanien. Madrid. (Ein Duell).

Großbritannien. London. (Thronrede).

Ostindien. (Die Zustände im Pendschab).

Deutschland.
* Köln, 3. Februar.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
068 Köln, 3. Februar.

Herr Oberst Engels hat sich nicht veranlaßt gesehen, auf die Interpellation wegen der Wahlmännerzahl in der Artilleriekaserne und wegen des Domizils des Hrn. Hauptmann Lengsfeld zu antworten.

Wir versprachen damals wo möglich den specifizirten Nachweis unsrer Behauptung zu liefern. Da Herr Engels nicht antwortet und die Wahlmänner-Versammlung übermorgen über die Gültigkeit der Urwahlen zu entscheiden hat, so geben wir heute folgende uns zugekommene Notizen: In der Kaserne liegen
von der 7. Brigade die 5. 7. 8. Kompagnie,
von der 8. Brigade die 5. 6. 7. 8. Kompagnie.

Davon sind mobil die 8. Kompagnie 7. Brigade und die 6. und 7. Kompagnie 8. Brigade.

Die nicht mobilen Kompagnieen sollen 108 Mann zählen. Die 5. und 8. Kompagnie 8. Brigade haben indeß jede nur 95 Mann. Die 7. Kompagnie 8. Brigade (mobil) soll 200 Mann zählen, wovon aber nur 147 Mann in Köln sind, und davon noch über 20 in der Altenbergerhofkaserne, also nicht im fraglichen Wahlbezirk. Die 6. Kompagnie 8. Brigade, jetzt 6pfündige Batterie Nr. 37. genannt, hatte am 13. Januar die halbe Batterie nach Aachen kommandirt, und höchstens 90 Mann konnten noch in der Kaserne sein.

Laut der Erklärung des Hrn. Oberbürgermeisters Gräff vom 27. Januar (N. Rh. Ztg. Nr. 207) ist die ihm von der Kommandantur zugekommene offizielle Aufstellung vom 11. Januar datirt. Die halbe Batterie Nr. 37 ist erst am 13. nach Aachen kommandirt. Hier stellt sich also schon heraus, daß am 22. in der Kaserne für circa 90 Mann mit abgestimmt worden ist, die gar nicht in Köln waren!

Noch ein paar solcher Manöver, und die fünf Wahlmänner sind allerdings, wenn auch mühsam, zusammenzubringen.

Doch kehren wir zu unsrer Berechnung zurück. Stellen wir ihre Resultate zusammen, so kommt folgende Einwohnerschaft des Kasernen-Wahlbezirks heraus:

7. Brigade:
5. und 7. Kompagnie a 108 Mann zusammen 216 Mann.
8. Kompagnie. (mobil) höchstens 180 Mann.
8. Brigade:
5. und 8. Kompagnie a 95 Mann zusammen 190 Mann.
7. Kompagnie (mobil, s. oben) 130 Mann.
6. Kompagnie (Batterie 37. halb) 90 Mann.
Feuerwerkspersonal beider Brigaden, höchstens: 10 Mann.
Weiber und Kinder, Kasernenfeger, Inspektor nebst Familie, zusammen höchstens 25 Mann.
Alles zusammen 841 Köpfe.

Man sieht, wie genau wir unterrichtet waren als wir die gesammte Seelenzahl der Kaserne auf 830-850 angaben.

Herr Oberbürgermeister Gräff theilt uns ferner mit, ihm seien 277 Urwähler im Wahlbezirk angegeben worden. Nach unsren Notizen sind auf den Listen nur 197 eingetragen.

Wenn alle Kompagnieen vollzählig wären, so würden doch höchstens 900-1000 Seelen herauskommen. Uebrigens ist die Kaserne gar nicht einmal groß genug, um die von der Kommandantur angegebene Seelenzahl zu quartieren.

Wir fragen Herrn Oberst Engels nun abermals und zum Letztenmal, ob er gegen obige Aufstellung etwas einzuwenden hat?

Wir fragen ihn ferner, ob es wahr ist, daß der letztgewählte Wahlmann, Hauptmann von Frankenstein, ebenfalls nicht in der Kaserne wohnt, während der Wahl nicht da geschlafen und sich überhaupt beim Wahlakt gar nicht betheiligt hat? Darin läge ein zweiter Grund seine Wahl zu kassiren.

Wir fordern ihn schließlich auf, sich über die an dem zweifelhaften Punkte, über das Domizil des Wahlmanns Hauptmann Lengsfeld und über die Vertrauensmänner-Historie in der Blankenheimer Kaserne kategorisch zu erklären.

Oder glaubt Herr Engels etwa, in den Wahlmännern Kölns preußische Rekruten vor sich zu haben, die kurzweg "Ordre pariren" müssen?

* Köln, 3. Feb.

Eine Interpellation an Hrn. General Kaiser. Ist es wahr, daß dem Wahlmann, Vice-Unteroffizier Johann Sinn, 28. Wahlbezirk, der sich für demokratische Kandidaten ausgesprochen, wider seinen Willen Urlaub aufgezwungen worden und Herr Sinn jetzt bereits über 30 Meilen weit von Köln entfernt ist, um am Wahltage zu fehlen? Ist es wahr, daß man ihm erklärt hat: wenn er nicht sofort den Urlaub antrete, werde man schon wissen, ihm die Theilnahme an der Wahl durch andere Mittel zu verhindern?

Wir hören, daß diesmal Hr. Kaiser vom Publikum direkt mit obigen Angaben in Verbindung gesetzt wird und wenden uns deshalb an ihn.

Die Herren Epauletiers scheinen zu glauben, sie könnten sich Alles erlauben was ihnen zu ihren Zwecken dienlich scheint; aber wir wollen doch sehen, wer auf die Dauer stärker ist: Der Despotismus der Kriegsartikel-Willkühr, oder die Presse und die Oeffentlichkeit.

104 Düsseldorf, 2. Febr.

Unsre gute Stadt ist bekanntlich durchgängig demokratisch gesinnt, und den besten Beleg dafür hat die Wahl der Wahlmänner für die zweite Kammer geliefert. Aber, Sie wissen, unsre Stadt hat das Unglück der Aufenthaltsort der "verkannten Genies" zu sein, und diese Herren haben es fertig gebracht, nach Lassalle's und Cantador's Verhaftung die hiesige demokratische Partei unter ihr Scepter zu beugen. Die Folge davon -- und sie läßt sich jetzt schon fast mit Gewißheit voraussagen -- wird eine traurige, aber lehrreiche sein.

Unter unsern Wahlmännern sind 141 Demokraten gegen 26 Heuler; in Elberfeld bestehen die Wahlmänner großentheils aus Demokraten, meistens Arbeitern -- und doch, ich schäme mich fast es zu sagen, ist es mehr als wahrscheinlich, daß die Heulerpartei ihre Kandidaten für die zweite Kammer, sage für die zweite Kammer, durchsetzen wird!

Sie werden sich gewundert haben, als Sie in der Düsseldorfer Zeitung lasen, daß zuerst Wesendonk, und jetzt auch Euler von der Kandidatur für die zweite Kammer zurückgetreten sind -- Wesendonk, der damals mit so brillanter Stimmenmehrheit für Frankfurt gewählt wurde! Ja, die Zeiten haben sich geändert, und mit ihnen Hr. Wesendonk. Sie erinnern sich noch des ersten Auftretens von Wesendonk. Das war zur Zeit des Vorparlaments, da war Wesendonk mit Leib und Seele Republikaner. Als das Vorparlament sich so jämmerlich benahm, gründete Hr. Wesendonk, der keiner Partei vor den Kopf stoßen mochte, die "demokratische Monarchie". Zu dieser Zeit nahm er es fast als Beleidigung, wenn man ihn für einen Republikaner hielt. Das Mittel gelang, Hr. Wesendonk wurde nach Frankfurt gewählt. In Frankfurt setzte sich Hr. Wesendonk auf die äußerste Linke, und als er zum Besuch hieher kam, da hätte man ihn fast für einen Rothen halten können. Aber in Berlin ging's schief -- die Verfassung wurde oktroyirt, die Kammern einberufen, und Herr Wesendonk wollte gern gewählt sein. Nun war Herr Wesendonk wieder genöthigt, zu laviren. Er litt es zwar, für einen Demokraten gehalten zu werden, aber er sann schon auf eine zweite Auflage der "demokratischen Monarchie." Sie haben seine Erklärung in der Düsseldorfer Zeitung gelesen, -- aber zugleich tritt er von der Kandidatur für Düsseldorf zurück. Er hoffte in Cleve gewählt zu werden, allein sein Programm, nicht Fisch noch Fleisch, nicht Mann noch Weib, soll sehr wenig Anklang gefunden haben. Euler's Persönlichkeit ist Ihnen bekannt; echtes Centrum der Vereinbarer.

Während nun die hiesigen Wahlmänner über Ausfindigmachung von Kandidaten sich den Kopf zerbrechen -- ist es glücklich soweit gekommen, daß Jeder sich fürchtet als Kandidat aufzutreten, weil man eben nicht gern auftritt, wenn man fast sicher ist, "durchzufallen." Und das ist, ich wiederhole es, fast sicher, und wir werden dafür den Führern der Partei zu danken haben. Elberfeld und Düsseldorf haben zusammen circa 700 Wahlmänner, von denen die große Mehrzahl oppositionell gesinnt ist, aber Elberfeld hat mehr Wahlmänner als Düsseldorf, und diese bestehen meistens aus Arbeitern. Diese haben ein sehr gerechtes Mißtrauen gegen die hiesigen Demokratenführer, deren Geschwätzigkeit rühmlichst bekannt ist. Sie wollen Arbeiter aus ihrer Mitte nach Berlin schicken und nicht Schwätzer, die heute so, morgen so gesinnt sind. Dies haben die Reaktionärs benutzt. Während man hier nach Kandidaten sich umsah, haben jene den Arbeitern versprochen, für die Arbeiterkandidaten zu stimmen, wofür jene den Kandidaten der Konstitutionellen ihre Stimme geben werden. So haben die hiesigen Wahlmänner das Nachsehen -- und wäre die Sache nicht so ernst, man müßte wahrlich darüber lachen.

15 Düsseldorf, 2. Febr.

Wie verlautet, wird in Neuß der suspendirte Regierungsrath Quentin als Kandidat für die zweite Kammer auftreten. Wir warnen alle oppositionellen Wahlmänner vor preußischen, und namentlich vor suspendirten preußischen Regierungsräthen. Wir sind überzeugt, daß die ganze Suspension der fünf Regierungsräthe eine im Voraus abgekartete Geschichte war, die keinen andern Zweck hatte, als einigen brauchbaren Dienern der preußischen Regierung zugleich die erwünschte Popularität zu sichern.

072 Hagen, 1. Februar.

Der größte Mann unseres Kreises, der Generalsekretär der Contrerevolution, Hr. Friedrich Harkort von Harkorten, hat, wie Sie wissen, die rothe Erde wieder betreten, um für seine Wiederwahl nach Berlin zu agitiren. Ehe Hr. Harkort sich wählen läßt, wäre es nicht passend, daß er über folgende angenehme Geschichte nähern Aufschluß gäbe.

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 213. Köln, Sonntag den 4. Februar. 1849.
Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Camphausen. — Die Wahlmanöver beim Militär. — Ein Militärwahlmann). Düsseldorf. (Wahlaussichten. — Wesendonk. — Quentin). Hagen. (Harkort). Berlin. (Die demokratische Korrespondenz. — Der Royalistenbund. — Das Handwerkerparlament. — Schützendorff. — Die Kanalarbeiter — Polizeispione. — Waldeck. — Manteuffelsche Drohung). Breslau. (Die demokratischen Revisionshelden). Heidelberg. (Arbeitercongreß). Glückstadt. (Ritterschaftspläne). Kiel. (Der Frieden). Schleswig. (Die Landesversammlung. — Aussichten für sie). Wien (Aus Ungarn). Frankfurt. (Der Donnersberg. — National-Versammlung).

Schweden. Stockholm. (Reformpläne des Königs).

Französische Republik. Paris. (Vermischtes. — National-Versammlung).

Schweiz. Bern. (Pacifikation des Jura).

Italien. Rom. (Das allgemeine Stimmrecht). Florenz. (Die Wahlen zur National-Versammlung). Genua. (Feldzugsplan der Oesterreicher. — Der Sohn Murats). Neapel (Mission Gizzi's).

Spanien. Madrid. (Ein Duell).

Großbritannien. London. (Thronrede).

Ostindien. (Die Zustände im Pendschab).

Deutschland.
* Köln, 3. Februar.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
068 Köln, 3. Februar.

Herr Oberst Engels hat sich nicht veranlaßt gesehen, auf die Interpellation wegen der Wahlmännerzahl in der Artilleriekaserne und wegen des Domizils des Hrn. Hauptmann Lengsfeld zu antworten.

Wir versprachen damals wo möglich den specifizirten Nachweis unsrer Behauptung zu liefern. Da Herr Engels nicht antwortet und die Wahlmänner-Versammlung übermorgen über die Gültigkeit der Urwahlen zu entscheiden hat, so geben wir heute folgende uns zugekommene Notizen: In der Kaserne liegen
von der 7. Brigade die 5. 7. 8. Kompagnie,
von der 8. Brigade die 5. 6. 7. 8. Kompagnie.

Davon sind mobil die 8. Kompagnie 7. Brigade und die 6. und 7. Kompagnie 8. Brigade.

Die nicht mobilen Kompagnieen sollen 108 Mann zählen. Die 5. und 8. Kompagnie 8. Brigade haben indeß jede nur 95 Mann. Die 7. Kompagnie 8. Brigade (mobil) soll 200 Mann zählen, wovon aber nur 147 Mann in Köln sind, und davon noch über 20 in der Altenbergerhofkaserne, also nicht im fraglichen Wahlbezirk. Die 6. Kompagnie 8. Brigade, jetzt 6pfündige Batterie Nr. 37. genannt, hatte am 13. Januar die halbe Batterie nach Aachen kommandirt, und höchstens 90 Mann konnten noch in der Kaserne sein.

Laut der Erklärung des Hrn. Oberbürgermeisters Gräff vom 27. Januar (N. Rh. Ztg. Nr. 207) ist die ihm von der Kommandantur zugekommene offizielle Aufstellung vom 11. Januar datirt. Die halbe Batterie Nr. 37 ist erst am 13. nach Aachen kommandirt. Hier stellt sich also schon heraus, daß am 22. in der Kaserne für circa 90 Mann mit abgestimmt worden ist, die gar nicht in Köln waren!

Noch ein paar solcher Manöver, und die fünf Wahlmänner sind allerdings, wenn auch mühsam, zusammenzubringen.

Doch kehren wir zu unsrer Berechnung zurück. Stellen wir ihre Resultate zusammen, so kommt folgende Einwohnerschaft des Kasernen-Wahlbezirks heraus:

7. Brigade:
5. und 7. Kompagnie à 108 Mann zusammen 216 Mann.
8. Kompagnie. (mobil) höchstens 180 Mann.
8. Brigade:
5. und 8. Kompagnie à 95 Mann zusammen 190 Mann.
7. Kompagnie (mobil, s. oben) 130 Mann.
6. Kompagnie (Batterie 37. halb) 90 Mann.
Feuerwerkspersonal beider Brigaden, höchstens: 10 Mann.
Weiber und Kinder, Kasernenfeger, Inspektor nebst Familie, zusammen höchstens 25 Mann.
Alles zusammen 841 Köpfe.

Man sieht, wie genau wir unterrichtet waren als wir die gesammte Seelenzahl der Kaserne auf 830-850 angaben.

Herr Oberbürgermeister Gräff theilt uns ferner mit, ihm seien 277 Urwähler im Wahlbezirk angegeben worden. Nach unsren Notizen sind auf den Listen nur 197 eingetragen.

Wenn alle Kompagnieen vollzählig wären, so würden doch höchstens 900-1000 Seelen herauskommen. Uebrigens ist die Kaserne gar nicht einmal groß genug, um die von der Kommandantur angegebene Seelenzahl zu quartieren.

Wir fragen Herrn Oberst Engels nun abermals und zum Letztenmal, ob er gegen obige Aufstellung etwas einzuwenden hat?

Wir fragen ihn ferner, ob es wahr ist, daß der letztgewählte Wahlmann, Hauptmann von Frankenstein, ebenfalls nicht in der Kaserne wohnt, während der Wahl nicht da geschlafen und sich überhaupt beim Wahlakt gar nicht betheiligt hat? Darin läge ein zweiter Grund seine Wahl zu kassiren.

Wir fordern ihn schließlich auf, sich über die an dem zweifelhaften Punkte, über das Domizil des Wahlmanns Hauptmann Lengsfeld und über die Vertrauensmänner-Historie in der Blankenheimer Kaserne kategorisch zu erklären.

Oder glaubt Herr Engels etwa, in den Wahlmännern Kölns preußische Rekruten vor sich zu haben, die kurzweg „Ordre pariren“ müssen?

* Köln, 3. Feb.

Eine Interpellation an Hrn. General Kaiser. Ist es wahr, daß dem Wahlmann, Vice-Unteroffizier Johann Sinn, 28. Wahlbezirk, der sich für demokratische Kandidaten ausgesprochen, wider seinen Willen Urlaub aufgezwungen worden und Herr Sinn jetzt bereits über 30 Meilen weit von Köln entfernt ist, um am Wahltage zu fehlen? Ist es wahr, daß man ihm erklärt hat: wenn er nicht sofort den Urlaub antrete, werde man schon wissen, ihm die Theilnahme an der Wahl durch andere Mittel zu verhindern?

Wir hören, daß diesmal Hr. Kaiser vom Publikum direkt mit obigen Angaben in Verbindung gesetzt wird und wenden uns deshalb an ihn.

Die Herren Epauletiers scheinen zu glauben, sie könnten sich Alles erlauben was ihnen zu ihren Zwecken dienlich scheint; aber wir wollen doch sehen, wer auf die Dauer stärker ist: Der Despotismus der Kriegsartikel-Willkühr, oder die Presse und die Oeffentlichkeit.

104 Düsseldorf, 2. Febr.

Unsre gute Stadt ist bekanntlich durchgängig demokratisch gesinnt, und den besten Beleg dafür hat die Wahl der Wahlmänner für die zweite Kammer geliefert. Aber, Sie wissen, unsre Stadt hat das Unglück der Aufenthaltsort der „verkannten Genies“ zu sein, und diese Herren haben es fertig gebracht, nach Lassalle's und Cantador's Verhaftung die hiesige demokratische Partei unter ihr Scepter zu beugen. Die Folge davon — und sie läßt sich jetzt schon fast mit Gewißheit voraussagen — wird eine traurige, aber lehrreiche sein.

Unter unsern Wahlmännern sind 141 Demokraten gegen 26 Heuler; in Elberfeld bestehen die Wahlmänner großentheils aus Demokraten, meistens Arbeitern — und doch, ich schäme mich fast es zu sagen, ist es mehr als wahrscheinlich, daß die Heulerpartei ihre Kandidaten für die zweite Kammer, sage für die zweite Kammer, durchsetzen wird!

Sie werden sich gewundert haben, als Sie in der Düsseldorfer Zeitung lasen, daß zuerst Wesendonk, und jetzt auch Euler von der Kandidatur für die zweite Kammer zurückgetreten sind — Wesendonk, der damals mit so brillanter Stimmenmehrheit für Frankfurt gewählt wurde! Ja, die Zeiten haben sich geändert, und mit ihnen Hr. Wesendonk. Sie erinnern sich noch des ersten Auftretens von Wesendonk. Das war zur Zeit des Vorparlaments, da war Wesendonk mit Leib und Seele Republikaner. Als das Vorparlament sich so jämmerlich benahm, gründete Hr. Wesendonk, der keiner Partei vor den Kopf stoßen mochte, die „demokratische Monarchie“. Zu dieser Zeit nahm er es fast als Beleidigung, wenn man ihn für einen Republikaner hielt. Das Mittel gelang, Hr. Wesendonk wurde nach Frankfurt gewählt. In Frankfurt setzte sich Hr. Wesendonk auf die äußerste Linke, und als er zum Besuch hieher kam, da hätte man ihn fast für einen Rothen halten können. Aber in Berlin ging's schief — die Verfassung wurde oktroyirt, die Kammern einberufen, und Herr Wesendonk wollte gern gewählt sein. Nun war Herr Wesendonk wieder genöthigt, zu laviren. Er litt es zwar, für einen Demokraten gehalten zu werden, aber er sann schon auf eine zweite Auflage der „demokratischen Monarchie.“ Sie haben seine Erklärung in der Düsseldorfer Zeitung gelesen, — aber zugleich tritt er von der Kandidatur für Düsseldorf zurück. Er hoffte in Cleve gewählt zu werden, allein sein Programm, nicht Fisch noch Fleisch, nicht Mann noch Weib, soll sehr wenig Anklang gefunden haben. Euler's Persönlichkeit ist Ihnen bekannt; echtes Centrum der Vereinbarer.

Während nun die hiesigen Wahlmänner über Ausfindigmachung von Kandidaten sich den Kopf zerbrechen — ist es glücklich soweit gekommen, daß Jeder sich fürchtet als Kandidat aufzutreten, weil man eben nicht gern auftritt, wenn man fast sicher ist, „durchzufallen.“ Und das ist, ich wiederhole es, fast sicher, und wir werden dafür den Führern der Partei zu danken haben. Elberfeld und Düsseldorf haben zusammen circa 700 Wahlmänner, von denen die große Mehrzahl oppositionell gesinnt ist, aber Elberfeld hat mehr Wahlmänner als Düsseldorf, und diese bestehen meistens aus Arbeitern. Diese haben ein sehr gerechtes Mißtrauen gegen die hiesigen Demokratenführer, deren Geschwätzigkeit rühmlichst bekannt ist. Sie wollen Arbeiter aus ihrer Mitte nach Berlin schicken und nicht Schwätzer, die heute so, morgen so gesinnt sind. Dies haben die Reaktionärs benutzt. Während man hier nach Kandidaten sich umsah, haben jene den Arbeitern versprochen, für die Arbeiterkandidaten zu stimmen, wofür jene den Kandidaten der Konstitutionellen ihre Stimme geben werden. So haben die hiesigen Wahlmänner das Nachsehen — und wäre die Sache nicht so ernst, man müßte wahrlich darüber lachen.

15 Düsseldorf, 2. Febr.

Wie verlautet, wird in Neuß der suspendirte Regierungsrath Quentin als Kandidat für die zweite Kammer auftreten. Wir warnen alle oppositionellen Wahlmänner vor preußischen, und namentlich vor suspendirten preußischen Regierungsräthen. Wir sind überzeugt, daß die ganze Suspension der fünf Regierungsräthe eine im Voraus abgekartete Geschichte war, die keinen andern Zweck hatte, als einigen brauchbaren Dienern der preußischen Regierung zugleich die erwünschte Popularität zu sichern.

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          <p>Wenn alle Kompagnieen vollzählig wären, so würden doch höchstens 900-1000 Seelen herauskommen. Uebrigens ist die Kaserne gar nicht einmal groß genug, um die von der Kommandantur angegebene Seelenzahl zu quartieren.</p>
          <p>Wir fragen Herrn Oberst Engels nun abermals und zum Letztenmal, ob er gegen obige Aufstellung etwas einzuwenden hat?</p>
          <p>Wir fragen ihn ferner, ob es wahr ist, daß der letztgewählte Wahlmann, Hauptmann von Frankenstein, ebenfalls nicht in der Kaserne wohnt, während der Wahl nicht da geschlafen und sich überhaupt beim Wahlakt gar nicht betheiligt hat? Darin läge ein zweiter Grund seine Wahl zu kassiren.</p>
          <p>Wir fordern ihn schließlich auf, sich über die an dem zweifelhaften Punkte, über das Domizil des Wahlmanns Hauptmann Lengsfeld und über die Vertrauensmänner-Historie in der Blankenheimer Kaserne kategorisch zu erklären.</p>
          <p>Oder glaubt Herr Engels etwa, in den Wahlmännern Kölns preußische Rekruten vor sich zu haben, die kurzweg &#x201E;<hi rendition="#g">Ordre pariren</hi>&#x201C; müssen?</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 3. Feb.</head>
          <p>Eine Interpellation an Hrn. General <hi rendition="#g">Kaiser</hi>. Ist es wahr, daß dem Wahlmann, Vice-Unteroffizier <hi rendition="#g">Johann Sinn,</hi> 28. Wahlbezirk, der sich für demokratische Kandidaten ausgesprochen, wider seinen Willen Urlaub aufgezwungen worden und Herr <hi rendition="#g">Sinn</hi> jetzt bereits über 30 Meilen weit von Köln entfernt ist, um am Wahltage zu fehlen? Ist es wahr, daß man ihm erklärt hat: wenn er nicht sofort den Urlaub antrete, werde man schon wissen, ihm die Theilnahme an der Wahl durch andere Mittel zu verhindern?</p>
          <p>Wir hören, daß diesmal Hr. Kaiser vom Publikum direkt mit obigen Angaben in Verbindung gesetzt wird und wenden uns deshalb an ihn.</p>
          <p>Die Herren Epauletiers scheinen zu glauben, sie könnten sich Alles erlauben was ihnen zu ihren Zwecken dienlich scheint; aber wir wollen doch sehen, wer auf die Dauer stärker ist: Der Despotismus der Kriegsartikel-Willkühr, oder die Presse und die Oeffentlichkeit.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>104</author></bibl> Düsseldorf, 2. Febr.</head>
          <p>Unsre gute Stadt ist bekanntlich durchgängig demokratisch gesinnt, und den besten Beleg dafür hat die Wahl der Wahlmänner für die zweite Kammer geliefert. Aber, Sie wissen, unsre Stadt hat das Unglück der Aufenthaltsort der &#x201E;verkannten Genies&#x201C; zu sein, und diese Herren haben es fertig gebracht, nach Lassalle's und Cantador's Verhaftung die hiesige demokratische Partei unter ihr Scepter zu beugen. Die Folge davon &#x2014; und sie läßt sich jetzt schon fast mit Gewißheit voraussagen &#x2014; wird eine traurige, aber lehrreiche sein.</p>
          <p>Unter unsern Wahlmännern sind 141 Demokraten gegen 26 Heuler; in Elberfeld bestehen die Wahlmänner großentheils aus Demokraten, meistens Arbeitern &#x2014; und doch, ich schäme mich fast es zu sagen, ist es mehr als wahrscheinlich, daß die Heulerpartei ihre Kandidaten für die zweite Kammer, sage für die zweite Kammer, durchsetzen wird!</p>
          <p>Sie werden sich gewundert haben, als Sie in der Düsseldorfer Zeitung lasen, daß zuerst Wesendonk, und jetzt auch Euler von der Kandidatur für die zweite Kammer zurückgetreten sind &#x2014; Wesendonk, der damals mit so brillanter Stimmenmehrheit für Frankfurt gewählt wurde! Ja, die Zeiten haben sich geändert, und mit ihnen Hr. Wesendonk. Sie erinnern sich noch des ersten Auftretens von Wesendonk. Das war zur Zeit des Vorparlaments, da war Wesendonk mit Leib und Seele Republikaner. Als das Vorparlament sich so jämmerlich benahm, gründete Hr. Wesendonk, der keiner Partei vor den Kopf stoßen mochte, die &#x201E;demokratische Monarchie&#x201C;. Zu dieser Zeit nahm er es fast als Beleidigung, wenn man ihn für einen Republikaner hielt. Das Mittel gelang, Hr. Wesendonk wurde nach Frankfurt gewählt. In Frankfurt setzte sich Hr. Wesendonk auf die äußerste Linke, und als er zum Besuch hieher kam, da hätte man ihn fast für einen <hi rendition="#g">Rothen</hi> halten können. Aber in Berlin ging's schief &#x2014; die Verfassung wurde oktroyirt, die Kammern einberufen, und Herr Wesendonk wollte gern gewählt sein. Nun war Herr Wesendonk wieder genöthigt, zu laviren. Er litt es zwar, für einen Demokraten gehalten zu werden, aber er sann schon auf eine zweite Auflage der &#x201E;demokratischen Monarchie.&#x201C; Sie haben seine Erklärung in der Düsseldorfer Zeitung gelesen, &#x2014; aber zugleich tritt er von der Kandidatur für Düsseldorf zurück. Er hoffte in Cleve gewählt zu werden, allein sein Programm, nicht Fisch noch Fleisch, nicht Mann noch Weib, soll sehr wenig Anklang gefunden haben. Euler's Persönlichkeit ist Ihnen bekannt; echtes Centrum der Vereinbarer.</p>
          <p>Während nun die hiesigen Wahlmänner über Ausfindigmachung von Kandidaten sich den Kopf zerbrechen &#x2014; ist es glücklich soweit gekommen, daß Jeder sich fürchtet als Kandidat aufzutreten, weil man eben nicht gern auftritt, wenn man fast sicher ist, &#x201E;durchzufallen.&#x201C; Und das ist, ich wiederhole es, fast sicher, und wir werden dafür den Führern der Partei zu danken haben. Elberfeld und Düsseldorf haben zusammen circa 700 Wahlmänner, von denen die große Mehrzahl oppositionell gesinnt ist, aber Elberfeld hat mehr Wahlmänner als Düsseldorf, und diese bestehen meistens aus Arbeitern. Diese haben ein sehr gerechtes Mißtrauen gegen die hiesigen Demokratenführer, deren Geschwätzigkeit rühmlichst bekannt ist. Sie wollen Arbeiter aus ihrer Mitte nach Berlin schicken und nicht Schwätzer, die heute so, morgen so gesinnt sind. Dies haben die Reaktionärs benutzt. Während man hier nach Kandidaten sich umsah, haben jene den Arbeitern versprochen, für die Arbeiterkandidaten zu stimmen, wofür jene den Kandidaten der Konstitutionellen ihre Stimme geben werden. So haben die hiesigen Wahlmänner das Nachsehen &#x2014; und wäre die Sache nicht so ernst, man müßte wahrlich darüber lachen.</p>
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          <head><bibl><author>15</author></bibl> Düsseldorf, 2. Febr.</head>
          <p>Wie verlautet, wird in Neuß der suspendirte Regierungsrath Quentin als Kandidat für die zweite Kammer auftreten. Wir warnen alle oppositionellen Wahlmänner vor preußischen, und namentlich vor suspendirten preußischen Regierungsräthen. Wir sind überzeugt, daß die ganze Suspension der fünf Regierungsräthe eine im Voraus abgekartete Geschichte war, die keinen andern Zweck hatte, als einigen brauchbaren Dienern der preußischen Regierung zugleich die erwünschte Popularität zu sichern.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>072</author></bibl> Hagen, 1. Februar.</head>
          <p>Der größte Mann unseres Kreises, der Generalsekretär der Contrerevolution, Hr. <hi rendition="#g">Friedrich Harkort</hi> von Harkorten, hat, wie Sie wissen, die rothe Erde wieder betreten, um für seine Wiederwahl nach Berlin zu agitiren. Ehe Hr. Harkort sich wählen läßt, wäre es nicht passend, daß er über folgende angenehme Geschichte nähern Aufschluß gäbe.</p>
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[1167/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 213. Köln, Sonntag den 4. Februar. 1849. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Camphausen. — Die Wahlmanöver beim Militär. — Ein Militärwahlmann). Düsseldorf. (Wahlaussichten. — Wesendonk. — Quentin). Hagen. (Harkort). Berlin. (Die demokratische Korrespondenz. — Der Royalistenbund. — Das Handwerkerparlament. — Schützendorff. — Die Kanalarbeiter — Polizeispione. — Waldeck. — Manteuffelsche Drohung). Breslau. (Die demokratischen Revisionshelden). Heidelberg. (Arbeitercongreß). Glückstadt. (Ritterschaftspläne). Kiel. (Der Frieden). Schleswig. (Die Landesversammlung. — Aussichten für sie). Wien (Aus Ungarn). Frankfurt. (Der Donnersberg. — National-Versammlung). Schweden. Stockholm. (Reformpläne des Königs). Französische Republik. Paris. (Vermischtes. — National-Versammlung). Schweiz. Bern. (Pacifikation des Jura). Italien. Rom. (Das allgemeine Stimmrecht). Florenz. (Die Wahlen zur National-Versammlung). Genua. (Feldzugsplan der Oesterreicher. — Der Sohn Murats). Neapel (Mission Gizzi's). Spanien. Madrid. (Ein Duell). Großbritannien. London. (Thronrede). Ostindien. (Die Zustände im Pendschab). Deutschland. * Köln, 3. Februar. _ 068 Köln, 3. Februar. Herr Oberst Engels hat sich nicht veranlaßt gesehen, auf die Interpellation wegen der Wahlmännerzahl in der Artilleriekaserne und wegen des Domizils des Hrn. Hauptmann Lengsfeld zu antworten. Wir versprachen damals wo möglich den specifizirten Nachweis unsrer Behauptung zu liefern. Da Herr Engels nicht antwortet und die Wahlmänner-Versammlung übermorgen über die Gültigkeit der Urwahlen zu entscheiden hat, so geben wir heute folgende uns zugekommene Notizen: In der Kaserne liegen von der 7. Brigade die 5. 7. 8. Kompagnie, von der 8. Brigade die 5. 6. 7. 8. Kompagnie. Davon sind mobil die 8. Kompagnie 7. Brigade und die 6. und 7. Kompagnie 8. Brigade. Die nicht mobilen Kompagnieen sollen 108 Mann zählen. Die 5. und 8. Kompagnie 8. Brigade haben indeß jede nur 95 Mann. Die 7. Kompagnie 8. Brigade (mobil) soll 200 Mann zählen, wovon aber nur 147 Mann in Köln sind, und davon noch über 20 in der Altenbergerhofkaserne, also nicht im fraglichen Wahlbezirk. Die 6. Kompagnie 8. Brigade, jetzt 6pfündige Batterie Nr. 37. genannt, hatte am 13. Januar die halbe Batterie nach Aachen kommandirt, und höchstens 90 Mann konnten noch in der Kaserne sein. Laut der Erklärung des Hrn. Oberbürgermeisters Gräff vom 27. Januar (N. Rh. Ztg. Nr. 207) ist die ihm von der Kommandantur zugekommene offizielle Aufstellung vom 11. Januar datirt. Die halbe Batterie Nr. 37 ist erst am 13. nach Aachen kommandirt. Hier stellt sich also schon heraus, daß am 22. in der Kaserne für circa 90 Mann mit abgestimmt worden ist, die gar nicht in Köln waren! Noch ein paar solcher Manöver, und die fünf Wahlmänner sind allerdings, wenn auch mühsam, zusammenzubringen. Doch kehren wir zu unsrer Berechnung zurück. Stellen wir ihre Resultate zusammen, so kommt folgende Einwohnerschaft des Kasernen-Wahlbezirks heraus: 7. Brigade: 5. und 7. Kompagnie à 108 Mann zusammen 216 Mann. 8. Kompagnie. (mobil) höchstens 180 Mann. 8. Brigade: 5. und 8. Kompagnie à 95 Mann zusammen 190 Mann. 7. Kompagnie (mobil, s. oben) 130 Mann. 6. Kompagnie (Batterie 37. halb) 90 Mann. Feuerwerkspersonal beider Brigaden, höchstens: 10 Mann. Weiber und Kinder, Kasernenfeger, Inspektor nebst Familie, zusammen höchstens 25 Mann. Alles zusammen 841 Köpfe. Man sieht, wie genau wir unterrichtet waren als wir die gesammte Seelenzahl der Kaserne auf 830-850 angaben. Herr Oberbürgermeister Gräff theilt uns ferner mit, ihm seien 277 Urwähler im Wahlbezirk angegeben worden. Nach unsren Notizen sind auf den Listen nur 197 eingetragen. Wenn alle Kompagnieen vollzählig wären, so würden doch höchstens 900-1000 Seelen herauskommen. Uebrigens ist die Kaserne gar nicht einmal groß genug, um die von der Kommandantur angegebene Seelenzahl zu quartieren. Wir fragen Herrn Oberst Engels nun abermals und zum Letztenmal, ob er gegen obige Aufstellung etwas einzuwenden hat? Wir fragen ihn ferner, ob es wahr ist, daß der letztgewählte Wahlmann, Hauptmann von Frankenstein, ebenfalls nicht in der Kaserne wohnt, während der Wahl nicht da geschlafen und sich überhaupt beim Wahlakt gar nicht betheiligt hat? Darin läge ein zweiter Grund seine Wahl zu kassiren. Wir fordern ihn schließlich auf, sich über die an dem zweifelhaften Punkte, über das Domizil des Wahlmanns Hauptmann Lengsfeld und über die Vertrauensmänner-Historie in der Blankenheimer Kaserne kategorisch zu erklären. Oder glaubt Herr Engels etwa, in den Wahlmännern Kölns preußische Rekruten vor sich zu haben, die kurzweg „Ordre pariren“ müssen? * Köln, 3. Feb. Eine Interpellation an Hrn. General Kaiser. Ist es wahr, daß dem Wahlmann, Vice-Unteroffizier Johann Sinn, 28. Wahlbezirk, der sich für demokratische Kandidaten ausgesprochen, wider seinen Willen Urlaub aufgezwungen worden und Herr Sinn jetzt bereits über 30 Meilen weit von Köln entfernt ist, um am Wahltage zu fehlen? Ist es wahr, daß man ihm erklärt hat: wenn er nicht sofort den Urlaub antrete, werde man schon wissen, ihm die Theilnahme an der Wahl durch andere Mittel zu verhindern? Wir hören, daß diesmal Hr. Kaiser vom Publikum direkt mit obigen Angaben in Verbindung gesetzt wird und wenden uns deshalb an ihn. Die Herren Epauletiers scheinen zu glauben, sie könnten sich Alles erlauben was ihnen zu ihren Zwecken dienlich scheint; aber wir wollen doch sehen, wer auf die Dauer stärker ist: Der Despotismus der Kriegsartikel-Willkühr, oder die Presse und die Oeffentlichkeit. 104 Düsseldorf, 2. Febr. Unsre gute Stadt ist bekanntlich durchgängig demokratisch gesinnt, und den besten Beleg dafür hat die Wahl der Wahlmänner für die zweite Kammer geliefert. Aber, Sie wissen, unsre Stadt hat das Unglück der Aufenthaltsort der „verkannten Genies“ zu sein, und diese Herren haben es fertig gebracht, nach Lassalle's und Cantador's Verhaftung die hiesige demokratische Partei unter ihr Scepter zu beugen. Die Folge davon — und sie läßt sich jetzt schon fast mit Gewißheit voraussagen — wird eine traurige, aber lehrreiche sein. Unter unsern Wahlmännern sind 141 Demokraten gegen 26 Heuler; in Elberfeld bestehen die Wahlmänner großentheils aus Demokraten, meistens Arbeitern — und doch, ich schäme mich fast es zu sagen, ist es mehr als wahrscheinlich, daß die Heulerpartei ihre Kandidaten für die zweite Kammer, sage für die zweite Kammer, durchsetzen wird! Sie werden sich gewundert haben, als Sie in der Düsseldorfer Zeitung lasen, daß zuerst Wesendonk, und jetzt auch Euler von der Kandidatur für die zweite Kammer zurückgetreten sind — Wesendonk, der damals mit so brillanter Stimmenmehrheit für Frankfurt gewählt wurde! Ja, die Zeiten haben sich geändert, und mit ihnen Hr. Wesendonk. Sie erinnern sich noch des ersten Auftretens von Wesendonk. Das war zur Zeit des Vorparlaments, da war Wesendonk mit Leib und Seele Republikaner. Als das Vorparlament sich so jämmerlich benahm, gründete Hr. Wesendonk, der keiner Partei vor den Kopf stoßen mochte, die „demokratische Monarchie“. Zu dieser Zeit nahm er es fast als Beleidigung, wenn man ihn für einen Republikaner hielt. Das Mittel gelang, Hr. Wesendonk wurde nach Frankfurt gewählt. In Frankfurt setzte sich Hr. Wesendonk auf die äußerste Linke, und als er zum Besuch hieher kam, da hätte man ihn fast für einen Rothen halten können. Aber in Berlin ging's schief — die Verfassung wurde oktroyirt, die Kammern einberufen, und Herr Wesendonk wollte gern gewählt sein. Nun war Herr Wesendonk wieder genöthigt, zu laviren. Er litt es zwar, für einen Demokraten gehalten zu werden, aber er sann schon auf eine zweite Auflage der „demokratischen Monarchie.“ Sie haben seine Erklärung in der Düsseldorfer Zeitung gelesen, — aber zugleich tritt er von der Kandidatur für Düsseldorf zurück. Er hoffte in Cleve gewählt zu werden, allein sein Programm, nicht Fisch noch Fleisch, nicht Mann noch Weib, soll sehr wenig Anklang gefunden haben. Euler's Persönlichkeit ist Ihnen bekannt; echtes Centrum der Vereinbarer. Während nun die hiesigen Wahlmänner über Ausfindigmachung von Kandidaten sich den Kopf zerbrechen — ist es glücklich soweit gekommen, daß Jeder sich fürchtet als Kandidat aufzutreten, weil man eben nicht gern auftritt, wenn man fast sicher ist, „durchzufallen.“ Und das ist, ich wiederhole es, fast sicher, und wir werden dafür den Führern der Partei zu danken haben. Elberfeld und Düsseldorf haben zusammen circa 700 Wahlmänner, von denen die große Mehrzahl oppositionell gesinnt ist, aber Elberfeld hat mehr Wahlmänner als Düsseldorf, und diese bestehen meistens aus Arbeitern. Diese haben ein sehr gerechtes Mißtrauen gegen die hiesigen Demokratenführer, deren Geschwätzigkeit rühmlichst bekannt ist. Sie wollen Arbeiter aus ihrer Mitte nach Berlin schicken und nicht Schwätzer, die heute so, morgen so gesinnt sind. Dies haben die Reaktionärs benutzt. Während man hier nach Kandidaten sich umsah, haben jene den Arbeitern versprochen, für die Arbeiterkandidaten zu stimmen, wofür jene den Kandidaten der Konstitutionellen ihre Stimme geben werden. So haben die hiesigen Wahlmänner das Nachsehen — und wäre die Sache nicht so ernst, man müßte wahrlich darüber lachen. 15 Düsseldorf, 2. Febr. Wie verlautet, wird in Neuß der suspendirte Regierungsrath Quentin als Kandidat für die zweite Kammer auftreten. Wir warnen alle oppositionellen Wahlmänner vor preußischen, und namentlich vor suspendirten preußischen Regierungsräthen. Wir sind überzeugt, daß die ganze Suspension der fünf Regierungsräthe eine im Voraus abgekartete Geschichte war, die keinen andern Zweck hatte, als einigen brauchbaren Dienern der preußischen Regierung zugleich die erwünschte Popularität zu sichern. 072 Hagen, 1. Februar. Der größte Mann unseres Kreises, der Generalsekretär der Contrerevolution, Hr. Friedrich Harkort von Harkorten, hat, wie Sie wissen, die rothe Erde wieder betreten, um für seine Wiederwahl nach Berlin zu agitiren. Ehe Hr. Harkort sich wählen läßt, wäre es nicht passend, daß er über folgende angenehme Geschichte nähern Aufschluß gäbe.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 213. Köln, 4. Februar 1849, S. 1167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz213_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.