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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 209. Köln, 31. Januar 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 209 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Mittwoch 31. Januar 1849.
[Belgien]

[Fortsetzung] dert": "Wirklich, im Jahr 1847 überstiegen die Sterbefälle die Geburten in Communes um mehr als 400, im Jahr 1848 nur um 200. Es ist augenscheinlich, daß die Sterblichkeit nicht allein danach strebt, sich zu vermindern, sondern selbst vollständig zu verschwinden. Wahrhaftig, da die Bevölkerung dieser kleinen Stadt sich um 6-700 Einwohner in zwei Jahren vermindert hat, wird der Tod innerhalb 10-15 Jahren Niemanden mehr finden, den er treffen könnte. Man wird dann auf den Kirchhof die Inschrift setzen können: "Hier stirbt man nicht mehr."

Es verhält sich mit dieser Abnahme der Sterblichkeit gerade wie mit der Abnahme der Versetzungen von Pfandstücken auf dem Leihhause, die nach der Behauptung desselben Rogier gleichfalls stattfinden soll. Es hat sich was zu versetzen, wenn man nichts mehr zu versetzen hat, wenn namentlich die Gläubiger sämmtliche Mobilien ihrer Schuldner haben versteigern lassen. Wenn es in Belgien vorkommen kann, daß unbeschäftigte und verhungernde Arbeiterfamilien sich genöthigt sehen, weggeworfene verdorbene Speisen zu sammeln, um dem Hungertode für eine kurze Frist zu entgehen, dafür aber natürlich sich Krankheiten zuziehen, wenn Arbeiterfamilien sich Wochenlang von Kartoffelhäuten ernähren müssen, wie belgische Journale versichern, so wird es Niemanden wundern, daß mit jedem Jahre weniger Pfandstücke aufs Leihhaus gebracht werden. Was soll man aber von einem Ministerium sagen, das seine Statistik über den allgemeinen Wohlstand nach den Brettern und Lumpen abfaßt, die man nicht mehr nach dem Lombard bringt? Doch für heute genug von dem "wachsenden Wohlstande," der "Abnahme der Sterblichkeit" und der "Verminderung der Pfandversetzungen."

Schließlich noch ein ganz neues Faktum, was wieder zum Wachsthum des allgemeinen Wohlstandes beitragen wird. Die Luxemburger Eisenbahngesellschaft, auf der Linie von Brüssel nach Namur hat eben ihre Arbeiten eingestellt, wodurch sich mit Einem Schlage mehr als 1200 Arbeiter ohne Arbeit und dem größten Elende Preis gegeben sehen. Diese Maßnahme ist eine Folge der Unentschlossenheit und Unschlüssigkeit des Gouvernements in Bezug auf die Feststellung der Linie von Waaren nach Namur. Natürlich, der allgemeine Wohlstand wurde zu groß, man muß ihn zu vermindern suchen.

Wie ich vorausgesagt, ist's bei der einen Haussuchung bei dem Präsidenten des demokratisch-socialen Arbeiterklubs nicht geblieben. Die Polizei hat volle acht Tage mit den bei jener Haussuchung fortgeschleppten Kupferfäden und Baumwollenhaufen Experimente angestellt ohne eine hochverrätherische Tendenz in ihnen entdecken zu können. Das Material reichte dazu nicht hin, man mußte sich mehr zu verschaffen suchen. Vorgestern war ich mit noch einem andern politischen Flüchtlinge zum Besuche bei Esselens, was, da derselbe von allen Seiten unaufhörlich beobachtet wird, sofort zur Kenntniß der Polizei gelangte. Es konnte nicht fehlen, daß drei so gefährliche Männer nur hochverrätherische Pläne aushecken können, und es war nun gar nicht unmöglich, daß darüber schriftliche Verhandlungen gepflogen worden waren, das wär mal eine Beute! Um sie nicht zu verlieren, fiel daher gleich andern Tages ein Heer Gensdarmen nebst dem Bürgermeister und dem königl. Prokurator auf's Neue bei Hrn. Esselens in's Haus, trotzdem daß seine Frau sich sehr krank befindet und durchschnüffelte wieder alle Kisten und Kasten, fand aber auch diesmal nichts; doch hat sie einige Schreiben von bekannten Demokraten mitgenommen. Was wird die Polizei nach diesen beiden vergeblichen Versuchen nun weiter thun?

Mit der Unverschämtheit, wie in Preußen, wagt man doch noch nicht ganz offen die Habeas-corpus-acte zu verletzen und Esselens zu arretiren und zwar aus guten Gründen, weil nämlich eine solche Verletzung von den Gerichten sehr strenge bestraft wird. Ist doch noch kürzlich ein hiesiger Polizeisergeant, der einen Bürger, der ihn beleidigt und verhöhnt, arretirt hatte, zu 15 Tagen Gefängniß und einer Geldbuße von 25 Frs., so wie, da hier die Polizei keine fiskalische Vorrechte genießt, in die Prozeßkosten verurtheilt, weil er außer den in den Gesetzen bestimmt vorgeschriebenen Fällen einen Bürger seiner Freiheit beraubt habe. Man kann also mit Recht auf den weitern Fortgang dieser Angelegenheit gespannt sein.

Ob die Cholera auch zur "Verminderung der Sterblichkeit" beiträgt, kann ich, der ich kein Rogier bin, nicht beurtheilen. So viel weiß ich aber, daß sie hier und in der Gemeinde Seraing bedeutende Fortschritte macht. In der letztern betragen die Sterbefälle täglich 20-25 und eben so viel hier in Lüttich, was beträchtlich ist, wenn man bedenkt, daß nur der niedere Theil der Stadt von derselben ergriffen, der höher gelegene Stadttheil dagegen bisher ganz verschont geblieben ist. Hauptsächlich wüthet die Cholera in zwei Straßen: der Universitätsstraße und der Rue precluse, zwei ehemaligen Sümpfen, deren Trinkwasser sehr schlecht ist. Eigenthümlich ist es, daß die Cholera nur auf dem rechten Maasufer wüthet; so z. B. ist die Gemeinde Tillnur, welche von Seraing nur durch die Maas getrennt ist, ganz verschont geblieben.

Persien.
068

Die neusten Nachrichten aus Persien gehen bis Mitte November. Danach herrscht überall die größte Unordnung. Der Tod Mohamet Schah's hatte in Schiras, Ispahan und andern bedeutenden Städten sofort Aufstände zur Folge. Ob der neue Schah durch die von ihm ergriffenen Maaßregeln, die von Energie zeugen, im Stande sein wird, die Bewegung zu unterdrücken, steht noch dahin.

Der Schah von Herat war an der Spitze einiger Tausend Mann Kavallerie dem gegen Khorasan geschickten Hamze Mirza zu Hülfe gekommen.

Amerika.
068 Chili.

Die jüngst bei Copiago entdeckten, erstaunlich reichen Silbergruben haben durch die bis jetzt gelieferte Ausbeute schon zur Folge gehabt, daß der Preis des Silbers auf dem Markte zu Valparaiso bereits um 2 Proz. heruntergegangen ist.

068 Canada.

Die erste Session der gesetzgebenden Kammern von Canada, die am 18. Januar zusammengetreten sind, droht eine sehr stürmische zu werden. In der Legislatur stehen sich 3 Parteien gegenüber, von denen jede mehr oder weniger heftig die beiden andern bekämpft. Diese Parteien sind: die konservative oder altenglische, an deren Spitze Oberst Prince, Sir Allan M'Rab, Herr Sherwood und Oberst Gugy stehen; zweitens die altenglischen Papineau's und drittens die Reform-Partei, welche eine Erweiterung des Wahlrechts erstrebt. Der Gouvernrur Graf v. Elgin soll auf Lord Grey's Veranlassung der gesetzgebenden Versammlung die Aufhebung der Wuchergesetze empfehlen, aber dabei auf Widerstand stoßen. Man wünscht freien Handel mit den Vereinigien Staaten, in so weit es durch die Aufhebung der Englischen Navigationsgesetze zu erlangen ist, und ein bequemes Porto-System für die Kolonien. Mit den Finanzen Canada's steht es sehr schlecht Es hat eine Staatsschuld von beinahe 14 Millionen Dollars, die Einnahmen nehmen jährlich ab und der Handel stockt. In Quebeck sind im Jahre 1848 weniger Schiffe eingelaufen, als in irgend einem der auf 1830 gefolgten Jahre.

Californien.
068

Die New-Yorker Blätter beschäftigen sich fast tagtäglich mit Californien. Daß das Interesse für jenes neu erworbene Gebiet der nordamerikanischen Union fortwährend rege bleibt: dafür sorgen immer neue, von daher einlaufende Berichte, dazu tragen die sich mehrenden Goldproben bei, die nach und nach aus San Francisco anlangen.

Man bespricht nicht blos das Goldland, man betastet es, man nimmt's in die Hände -- mittelst jener Proben. In Philadelphia ist ein Goldklumpen 13 Pfund schwer (5546 2/3 Thlr. Pr. C.) angelangt, der viele Neugierige zum Besuch reizt. Ein Kapitän Taylor, der eben zurückgekehrt ist, bringt 70,000 Dollars mit, die er in ein Paar Wochen gesammelt. Die Californische Quecksilber-Mine, Neu-Almaden genannt, wird fortwährend fleißig ausgebeutet und liefert trotz des so hoch gestiegenen Arbeitslohnes noch ansehnlichen Profit.

Damit es aber Californien an Nichts mangele, hat man, wie weitere Berichte lauten, auch Diamanten und Platina entdeckt. So würden die Einwanderer nur die Wahl haben, welche Branche sie ausbeuten oder ob sie in allen insgesammt sich versuchen wollen. Man kann nach diesen Berichten sagen: il n'y a que l'embarras du choix.

Neueste Nachrichten.
068 Köln, 30. Jan.

Die gestrigen Urwahlen zur ersten Kammer sind in unserer Stadt ohne Ausnahme reaktionär ausgefallen. Das war zu erwarten. Herr Joseph Dumont ist mit glänzender Majorität zum Wahlmann ernannt worden -- zu unsrer großen Freude. Wir hoffen, daß die Wahlen zur ersten Kammer überall dieselbe Wendung nehmen.

062 Erfurt, 24. Jan.

Nach §. 8 der Grundrechte für das deutsche Volk soll jeder Angeschuldigte gegen Kaution oder Bürgschaft der Haft entlassen werden, sofern nicht dringende Anzeigen eines schweren peinlichen Verbrechens gegen denselben vorliegen.

Auf Grund dieser Bestimmung trug der Sekretär Männer hierselbst, welcher sich seit dem 25. November v. J. in politischer Untersuchungshaft befindet, Anfangs dieses Monats auf Freilassung gegen Bürgschaft an. Der Kriminal-Senat des Königl. Oberlandesgerichts zu Naumburg hat diesen Antrag unter'm 12. d. M. deßhalb zurückgewiesen, weil die Grundrechte für das deutsche Volk in Preußen noch keine Gesetzeskraft hätten.

Diese Ansicht bekämpfte der Sekretär Männer unter'm 18. d. M., indem er nachwies, daß die Grundrechte für das deutsche Volk in Gemäßheit des Art. 3 des Reichsgesetzes vom 23/29. September v. J., vom 18. d. M. auch in Preußen Gesetzeskraft hätten. Hierauf ist jedoch gar keine Rücksicht genommen worden. Man sieht, wie wenig selbst dies "Minimum" von "Grundrechten" von den deutschen Justizbehörden respektirt wird, und wie machtlos die ganze Nationalversammlung gegenüber einem einzigen preußischen Landgericht ist.

Der Verhaftete hat sich in Folge dessen beim Justizminister beschwert. Auch soll beim deutschen Reichstage auf Intervention angetragen sein. Aber was wird das Alles helfen! Die deutsche Nationalversammlung freut sich erst recht darüber, wenn ihre sogenannten Grundrechte, die übrigens nichts enthalten, von den Regierungen für ungültig erklärt werden. Und hätte das Gericht sie anerkannt, es hätte darum Hrn. Männer doch nicht zu entlassen gebraucht!

Die Wahlen sind hier, sowie in der Provinz Sachsen überhaupt, zu Gunsten der Demokratie ausgefallen, obgleich für hier, unter'm Belagerungszustande, von unserer Seite nichts geschehen durfte.

Die Häupter der Demokratie sitzen in Untersuchungshaft oder sind flüchtig, unter letztern sind 3 Buchhändler.

Ihre Zeitung traf vorige Woche so unregelmäßig ein, daß ich mehrere Tage kein Blatt und dann 3 Stück zusammen erhielt!!

Hildesheim, 24. Jan.

Ueber die hiesigen Soldaten-Excesse berichtet die "Hann. Ztg." ausführlich:

Die seit lange bestehende Spannung kam am 21., dem Tage der Feier der Grundrechte, und den folgenden Tagen zum Ausbruch. Am 21. blieben die Soldaten bei einer Schlägerei auf einem Tanzboden Sieger, am 22. wurden zwei Unteroffiziere überfallen und verwundet, am 23. griffen die Soldaten an. Sie sollen sogar auf der Parade den Befehl erhalten haben, scharf einzuhauen. Zwei Bürger sind tödtlich, andere bedeutend verwundet.

Redakteur en chef Karl Marx.
Oeffentliche Sitzung des Gemeinderaths.

Vom 1. Februar 1849.

Tagesordnung:

Ernennung der verschiedenen Kommissionen für die städtischen Angelegenheiten.

Alignement am Carthäuser Walle.

Straßen-Regulierung daselbst.

Antrag auf Authoritation zur Klage wegen Schließung eines gemeinschaftlichen Brunnens.

Köln, 29. Januar.

Offenes Sendschreiben! zu Händen des Hrn. Bürgermeisters in Greven bei Münster.

Als Sie mich im verflossenen Juli in Greven unter dem Namen Gustav Hülswitt verhaften ließen, hatte ich von Ihnen mehr Zartgefühl erwartet, als sie später bekundeten. Daß ich kein Dieb oder gemeiner Verbrecher war, dafür war Ihnen durch den Schiffbaumeister Carl Gissler sichere Bürgschaft gestellt. Obgleich Sie wußten, daß ich der wegen politischer Vergehen steckbrieflich verfolgte Christian Joseph Esser aus Köln sei, was mir der Polizeidiener auf dem Wege zu Ihrem Verwahrungslokale sagte, trotzdem ließen Sie mich wie den schlechtesten Räuber oder Mörder (geschlossen) durch zwei Bauern aus ihrem Flecken nach Münster transportiren. Ihre geschärften Befehle, welche Sie meinen Begleitern ertheilt hatten, mir auf dem königlich preußischen 2 Meilen weiten Wege bis Münster keine Getränke zukommen zu lassen, haben dieselbe nur zu pünktlich erfüllt. Auf meine öfter wiederholte Bitte an dieselben, mir doch einen Schluck Branntwein oder ein Glas Bier zukommen zu lassen, ward mir der Bescheid, daß es ihnen auf allerhöchst Burgermeisterlichen Befehl durchaus untersagt sei, denn der Herr Gewaltsdiener oder Polizeisergeant würde sich in den Wirthshäusern an der Landstraße, wenn er nach Münster ginge, erkundigen, und sie würden dann zur Strafe gezogen werden. Nur mit aller Mühe erhielt ich ein Glas Wasser. In Münster auf dem Landrathamte ange[l]angt, sprach der Secretär sein Mißfallen deutlich aus, als er den Brief durchgelesenden der Bürgermeister von Greven an ihn geschrieben, und als er mich geschlossen sah, noch mehr aber wunderte es ihn, als ihm das mir von Ihnen abgenommene Geld eingehändigt wurde und ich für die Begleitung der beiden Bauern 1 Thlr. 5 Sgr. königl. preuß. Courant zahlen mußte. So weit ist es gediehen, daß der Verhaftete auch noch die Begleiter bezahlen muß, wenn er noch einige Thaler besitzt. Das mir mit Unrecht abgenommene Geld verlange ich daher umgehend zurück und überweise solches an den Arbeiter-Verein zu Cöln, dessen Mitglied zu sein ich die Ehre habe.

gez. Christian Joseph Esser, Faßbinder in Köln.

P. S. Ebenso muß ich unbedingt die scheußliche Unreinlichkeit in dem Polizei-Gefängniß in Münster rügen, wo es von Ungeziefer jeder Art wimmelte. Die Gefangen-Kost ist rein ungenießbar und jeder Gefangene, der noch einige Groschen hat, muß sie verzehren, will er nicht hungern. Die Nacht vor meiner Abreise von Münster nach Wesel mußte ich in das Transport-Gefängniß wandern, welches ein scheußliches Loch parterre von 10 Fuß Länge und 6 Fuß Breite ist Hier fand ich loses Stroh und eine wollene Decke, ein Dunkel fast wie die Nacht und einen Modergeruch zum Ersticken.

Es lebe der aufgeklärte civilisirte Preußische Staat und seine Polizeibehörden!

Zugleich verlange ich von der Polizeibehörde in Münster den mir abgenommenen Reisestock zurück.

Der Obige.

Oeffentliche Erklärung.

Der Westfälische Merkur vom 21. d. Mts. enthielt einen großen Ausfall gegen den Herrn O.-L.-G.-Assessor Gruwe in Dülmen, unterzeichnet von einem uns unbekannten H. Keus. Der etc. Gruwe wird wegen seiner bekannten Haft nicht im Stande sein oder es unter seiner Würde halten, dem Privatsekretär zu erwiedern, und wir finden uns um so mehr zu der öffentlichen Erklärung veranlaßt, daß Herr Gruwe, welcher zwei Jahre als Justiz-Commissair und Notar unter uns wohnte, sich die Achtung und das volle Vertrauen der Bürgerschaft erworben und wir ihn ungern aus unserer Mitte scheiden sahen.

Ibbenbüren, den 24. Januar 1849.

Mehrere Bürger von Ibbenbüren.

Die vom hiesigen Arbeiter-Verein dem Redacteur der Zeitung "Freiheit, Arbeit" beigegebene Redaktions-Commission hat sich weder an der Abfassung des Artikels gegen Herrn F. Raveaux betheiligt, noch ist ihr der abgefaßte Artikel vor seinem Einrücken zur Durchsicht vorgelegt worden.

Köln, den 29. Januar 1849.

Röser. Reiff. Schapper.

Aus dem Kreise Mülheim, 28. Januar.

Da über 2/5 unserer Wahlmänner entschieden der Demokratie angehören, so wäre es keinem Zweifel unterworfen, daß, wenn der Kreis Mülheim für sich allein einen Abgeordneten zu wählen hätte, zum letztern nur ein unzweifelhafter, erprobter Volksfreund ernannt werden würde. Man hat aber wohlweislich den Kreis Mühlheim mit dem Landkreise Köln verbunden. Siegte auch die Demokratie in Worringen, Frechen und andern Orten, so ist der Zuwachs, der dadurch den Demokraten im Kreise Mülheim zu Theil wird, noch immer nicht hinreichend, um in den Wahlen Kandidaten durchzusetzen, wie die Sache des Volkes sie erfordert. Dies scheinen die Reaktionäre oder Konstitutionellen in der gestrigen Vorversammlung zu Köln sehr wohl begriffen zu haben; sie richten ihr Augenmerk auf einen Kandidaten, der in der frühern Ständeversammlung zwar zur Opposition, in der vertriebenen Nationalversammlung aber zur äußersten Rechten gehörte.

Den Wahlmännern der Demokratie im Landkreise Köln rufen wir zu: Laßt Euch durch Nichts bethören, schließt Euch fest an Eure Brüder im Kreise Mülheim, geht Hand in Hand mit ihnen, sonst seid Ihr und sie geschlagen!

Wählt Männer, die die Probe bestanden haben und von denen Ihr überzeugt seid, daß sie dieselbe wieder bestehen werden! --

Herrn J. W. Birschel in Barmen!

Wenn Ihr "Aufruf an die Uhrwähler" in der hiesigen Bürgermeisterei noch nicht den Anklang gefunden hat, den derselbe verdient und daher auch bei den Wahlen -- die leider hier noch immer unter den Ihnen bekannten Einflüssen stehen und somit auch theilweise echt russisch ausfallen -- nicht durchdringen konnte, so dürfen Sie doch die Versicherung von uns hinnehmen, daß wir Ihnen hierfür zu größtem Dank verpflichtet sind.

Fahren Sie, werther Freund, "trotz alledem und alledem", fort in Ihren volksthümlichen Bestrebungen und wir können uns getrost der Hoffnung überlassen, daß die gute und gerechte Sache siegen wird, die nächsten Wahlen aber schon in Ihrem und unserem Sinne ausfallen werden, wenn nicht Mettmann gleich einem vom Stamme gefallenen Zweige austrocknen und absterben soll.

Mit vollkommenster Hochachtung zeichnen die demokratisch-konstitutionellen Freunde Ihrer Vaterstadt.

Mettmann, den 25. Januar 1849.

(Folgen die Unterschriften.)

Der Regierungs-Assessor und Verwalter der hiesigen Landrathsstelle, Hr. Movius, hat es nicht unter seiner Würde gehalten, sich zum Verbreiter des Lügenblattes "Enthüllungen der Wahloperationen der Demokraten" gebrauchen zu lassen, indem er dasselbe, und zwar unter herrschaftlicher Dienstrubrik und unter dem landräthlichen Amtssiegel, an die Herren Geistlichen u. s. w. schickte.

In welchem hohen Grade Hr. Movius durch diesen, zum mindesten gesagt, höchst ungeschickten und taktlosen Diensteifer das Gouvernement compromittirt hat, indem er dadurch das Volk zu dem Glauben verleiten mußte, daß diese amtliche Verbreitung jener reactionären Schandblätter auf höheren Befehl stattgefunden habe, bedarf keiner weitern Ausführung. Ob es indessen zu den Amtsgeschäften eines königlichen Landraths gehört, dergleichen Schandblätter amtlich zu verbreiten, wird der Herr Ober-Präsident, auf eine desfallsige, ihm eingereichte Beschwerde, entscheiden. Die Beweise, und zwar eigenhändige Scripturen des Hrn. Movius, daß er jene schamlosen Lügen und Verleumdungen amtlich verbreitet hat, ruhen in meinen Händen.

St. Goar, den 25. Januar 1849.

Grebel, Friedensrichter.

Linz a/R.

Unser Deputirter Oberlandgerichtsrath Neuenburg, für den Kreis Neuwied, welcher in Berlin auf der äußersten Rechten gesessen, war vor einigen Tagen, als ich gerade in Linz am Rhein war, ebendaselbst. Indem er in Berlin es gerade gegen das Volk und mit der Regierung gehalten, scheute er sich doch nicht, in Linz vor einer sehr zahlreichen Bürgerversammlung durch eine stotternde und wenig Vernünftiges enthaltende Rede seinen Judasstreich zu vertheidigen, in der Hoffnung, wieder gewählt zu werden, und dann durch ähnliche Streiche vielleicht gar eine Ministerstelle zu erhaschen. Wenn dieser Sitz ihm nur nicht zu hoch ist, da es für ihn schon die Deputirten-Tribüne in Berlin gewesen. Er war Einer der Ersten, die sich den nach Brandenburg Verlaufenen und dem Ministerium Brandenburg anschlossen.

Viele Gutgesinnte hegen aber die zuversichtliche Hoffnung, daß in Altenkirchen, wie überhaupt im ganzen preußischen Staate, die Unterdrücker der Freiheit des Volkes, unter welche Herr Oberlandgerichtsrath Neuenburg gehört, nicht gewählt werden, sondern nur Solche, die die Rechte des Volkes zu vertheidigen eben so entschlossen, als fähig sind und allen königlich preußischen Gewaltthaten und christlich-germanischen Erfindungen und "Nvoember-Errungenschaften" energisch den Krieg erklären.

Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 209 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Mittwoch 31. Januar 1849.
[Belgien]

[Fortsetzung] dert“: „Wirklich, im Jahr 1847 überstiegen die Sterbefälle die Geburten in Communes um mehr als 400, im Jahr 1848 nur um 200. Es ist augenscheinlich, daß die Sterblichkeit nicht allein danach strebt, sich zu vermindern, sondern selbst vollständig zu verschwinden. Wahrhaftig, da die Bevölkerung dieser kleinen Stadt sich um 6-700 Einwohner in zwei Jahren vermindert hat, wird der Tod innerhalb 10-15 Jahren Niemanden mehr finden, den er treffen könnte. Man wird dann auf den Kirchhof die Inschrift setzen können: „Hier stirbt man nicht mehr.“

Es verhält sich mit dieser Abnahme der Sterblichkeit gerade wie mit der Abnahme der Versetzungen von Pfandstücken auf dem Leihhause, die nach der Behauptung desselben Rogier gleichfalls stattfinden soll. Es hat sich was zu versetzen, wenn man nichts mehr zu versetzen hat, wenn namentlich die Gläubiger sämmtliche Mobilien ihrer Schuldner haben versteigern lassen. Wenn es in Belgien vorkommen kann, daß unbeschäftigte und verhungernde Arbeiterfamilien sich genöthigt sehen, weggeworfene verdorbene Speisen zu sammeln, um dem Hungertode für eine kurze Frist zu entgehen, dafür aber natürlich sich Krankheiten zuziehen, wenn Arbeiterfamilien sich Wochenlang von Kartoffelhäuten ernähren müssen, wie belgische Journale versichern, so wird es Niemanden wundern, daß mit jedem Jahre weniger Pfandstücke aufs Leihhaus gebracht werden. Was soll man aber von einem Ministerium sagen, das seine Statistik über den allgemeinen Wohlstand nach den Brettern und Lumpen abfaßt, die man nicht mehr nach dem Lombard bringt? Doch für heute genug von dem „wachsenden Wohlstande,“ der „Abnahme der Sterblichkeit“ und der „Verminderung der Pfandversetzungen.“

Schließlich noch ein ganz neues Faktum, was wieder zum Wachsthum des allgemeinen Wohlstandes beitragen wird. Die Luxemburger Eisenbahngesellschaft, auf der Linie von Brüssel nach Namur hat eben ihre Arbeiten eingestellt, wodurch sich mit Einem Schlage mehr als 1200 Arbeiter ohne Arbeit und dem größten Elende Preis gegeben sehen. Diese Maßnahme ist eine Folge der Unentschlossenheit und Unschlüssigkeit des Gouvernements in Bezug auf die Feststellung der Linie von Waaren nach Namur. Natürlich, der allgemeine Wohlstand wurde zu groß, man muß ihn zu vermindern suchen.

Wie ich vorausgesagt, ist's bei der einen Haussuchung bei dem Präsidenten des demokratisch-socialen Arbeiterklubs nicht geblieben. Die Polizei hat volle acht Tage mit den bei jener Haussuchung fortgeschleppten Kupferfäden und Baumwollenhaufen Experimente angestellt ohne eine hochverrätherische Tendenz in ihnen entdecken zu können. Das Material reichte dazu nicht hin, man mußte sich mehr zu verschaffen suchen. Vorgestern war ich mit noch einem andern politischen Flüchtlinge zum Besuche bei Esselens, was, da derselbe von allen Seiten unaufhörlich beobachtet wird, sofort zur Kenntniß der Polizei gelangte. Es konnte nicht fehlen, daß drei so gefährliche Männer nur hochverrätherische Pläne aushecken können, und es war nun gar nicht unmöglich, daß darüber schriftliche Verhandlungen gepflogen worden waren, das wär mal eine Beute! Um sie nicht zu verlieren, fiel daher gleich andern Tages ein Heer Gensdarmen nebst dem Bürgermeister und dem königl. Prokurator auf's Neue bei Hrn. Esselens in's Haus, trotzdem daß seine Frau sich sehr krank befindet und durchschnüffelte wieder alle Kisten und Kasten, fand aber auch diesmal nichts; doch hat sie einige Schreiben von bekannten Demokraten mitgenommen. Was wird die Polizei nach diesen beiden vergeblichen Versuchen nun weiter thun?

Mit der Unverschämtheit, wie in Preußen, wagt man doch noch nicht ganz offen die Habeas-corpus-acte zu verletzen und Esselens zu arretiren und zwar aus guten Gründen, weil nämlich eine solche Verletzung von den Gerichten sehr strenge bestraft wird. Ist doch noch kürzlich ein hiesiger Polizeisergeant, der einen Bürger, der ihn beleidigt und verhöhnt, arretirt hatte, zu 15 Tagen Gefängniß und einer Geldbuße von 25 Frs., so wie, da hier die Polizei keine fiskalische Vorrechte genießt, in die Prozeßkosten verurtheilt, weil er außer den in den Gesetzen bestimmt vorgeschriebenen Fällen einen Bürger seiner Freiheit beraubt habe. Man kann also mit Recht auf den weitern Fortgang dieser Angelegenheit gespannt sein.

Ob die Cholera auch zur „Verminderung der Sterblichkeit“ beiträgt, kann ich, der ich kein Rogier bin, nicht beurtheilen. So viel weiß ich aber, daß sie hier und in der Gemeinde Seraing bedeutende Fortschritte macht. In der letztern betragen die Sterbefälle täglich 20-25 und eben so viel hier in Lüttich, was beträchtlich ist, wenn man bedenkt, daß nur der niedere Theil der Stadt von derselben ergriffen, der höher gelegene Stadttheil dagegen bisher ganz verschont geblieben ist. Hauptsächlich wüthet die Cholera in zwei Straßen: der Universitätsstraße und der Rue precluse, zwei ehemaligen Sümpfen, deren Trinkwasser sehr schlecht ist. Eigenthümlich ist es, daß die Cholera nur auf dem rechten Maasufer wüthet; so z. B. ist die Gemeinde Tillnur, welche von Seraing nur durch die Maas getrennt ist, ganz verschont geblieben.

Persien.
068

Die neusten Nachrichten aus Persien gehen bis Mitte November. Danach herrscht überall die größte Unordnung. Der Tod Mohamet Schah's hatte in Schiras, Ispahan und andern bedeutenden Städten sofort Aufstände zur Folge. Ob der neue Schah durch die von ihm ergriffenen Maaßregeln, die von Energie zeugen, im Stande sein wird, die Bewegung zu unterdrücken, steht noch dahin.

Der Schah von Herat war an der Spitze einiger Tausend Mann Kavallerie dem gegen Khorasan geschickten Hamze Mirza zu Hülfe gekommen.

Amerika.
068 Chili.

Die jüngst bei Copiago entdeckten, erstaunlich reichen Silbergruben haben durch die bis jetzt gelieferte Ausbeute schon zur Folge gehabt, daß der Preis des Silbers auf dem Markte zu Valparaiso bereits um 2 Proz. heruntergegangen ist.

068 Canada.

Die erste Session der gesetzgebenden Kammern von Canada, die am 18. Januar zusammengetreten sind, droht eine sehr stürmische zu werden. In der Legislatur stehen sich 3 Parteien gegenüber, von denen jede mehr oder weniger heftig die beiden andern bekämpft. Diese Parteien sind: die konservative oder altenglische, an deren Spitze Oberst Prince, Sir Allan M'Rab, Herr Sherwood und Oberst Gugy stehen; zweitens die altenglischen Papineau's und drittens die Reform-Partei, welche eine Erweiterung des Wahlrechts erstrebt. Der Gouvernrur Graf v. Elgin soll auf Lord Grey's Veranlassung der gesetzgebenden Versammlung die Aufhebung der Wuchergesetze empfehlen, aber dabei auf Widerstand stoßen. Man wünscht freien Handel mit den Vereinigien Staaten, in so weit es durch die Aufhebung der Englischen Navigationsgesetze zu erlangen ist, und ein bequemes Porto-System für die Kolonien. Mit den Finanzen Canada's steht es sehr schlecht Es hat eine Staatsschuld von beinahe 14 Millionen Dollars, die Einnahmen nehmen jährlich ab und der Handel stockt. In Quebeck sind im Jahre 1848 weniger Schiffe eingelaufen, als in irgend einem der auf 1830 gefolgten Jahre.

Californien.
068

Die New-Yorker Blätter beschäftigen sich fast tagtäglich mit Californien. Daß das Interesse für jenes neu erworbene Gebiet der nordamerikanischen Union fortwährend rege bleibt: dafür sorgen immer neue, von daher einlaufende Berichte, dazu tragen die sich mehrenden Goldproben bei, die nach und nach aus San Francisco anlangen.

Man bespricht nicht blos das Goldland, man betastet es, man nimmt's in die Hände — mittelst jener Proben. In Philadelphia ist ein Goldklumpen 13 Pfund schwer (5546 2/3 Thlr. Pr. C.) angelangt, der viele Neugierige zum Besuch reizt. Ein Kapitän Taylor, der eben zurückgekehrt ist, bringt 70,000 Dollars mit, die er in ein Paar Wochen gesammelt. Die Californische Quecksilber-Mine, Neu-Almaden genannt, wird fortwährend fleißig ausgebeutet und liefert trotz des so hoch gestiegenen Arbeitslohnes noch ansehnlichen Profit.

Damit es aber Californien an Nichts mangele, hat man, wie weitere Berichte lauten, auch Diamanten und Platina entdeckt. So würden die Einwanderer nur die Wahl haben, welche Branche sie ausbeuten oder ob sie in allen insgesammt sich versuchen wollen. Man kann nach diesen Berichten sagen: il n'y a que l'embarras du choix.

Neueste Nachrichten.
068 Köln, 30. Jan.

Die gestrigen Urwahlen zur ersten Kammer sind in unserer Stadt ohne Ausnahme reaktionär ausgefallen. Das war zu erwarten. Herr Joseph Dumont ist mit glänzender Majorität zum Wahlmann ernannt worden — zu unsrer großen Freude. Wir hoffen, daß die Wahlen zur ersten Kammer überall dieselbe Wendung nehmen.

062 Erfurt, 24. Jan.

Nach §. 8 der Grundrechte für das deutsche Volk soll jeder Angeschuldigte gegen Kaution oder Bürgschaft der Haft entlassen werden, sofern nicht dringende Anzeigen eines schweren peinlichen Verbrechens gegen denselben vorliegen.

Auf Grund dieser Bestimmung trug der Sekretär Männer hierselbst, welcher sich seit dem 25. November v. J. in politischer Untersuchungshaft befindet, Anfangs dieses Monats auf Freilassung gegen Bürgschaft an. Der Kriminal-Senat des Königl. Oberlandesgerichts zu Naumburg hat diesen Antrag unter'm 12. d. M. deßhalb zurückgewiesen, weil die Grundrechte für das deutsche Volk in Preußen noch keine Gesetzeskraft hätten.

Diese Ansicht bekämpfte der Sekretär Männer unter'm 18. d. M., indem er nachwies, daß die Grundrechte für das deutsche Volk in Gemäßheit des Art. 3 des Reichsgesetzes vom 23/29. September v. J., vom 18. d. M. auch in Preußen Gesetzeskraft hätten. Hierauf ist jedoch gar keine Rücksicht genommen worden. Man sieht, wie wenig selbst dies „Minimum“ von „Grundrechten“ von den deutschen Justizbehörden respektirt wird, und wie machtlos die ganze Nationalversammlung gegenüber einem einzigen preußischen Landgericht ist.

Der Verhaftete hat sich in Folge dessen beim Justizminister beschwert. Auch soll beim deutschen Reichstage auf Intervention angetragen sein. Aber was wird das Alles helfen! Die deutsche Nationalversammlung freut sich erst recht darüber, wenn ihre sogenannten Grundrechte, die übrigens nichts enthalten, von den Regierungen für ungültig erklärt werden. Und hätte das Gericht sie anerkannt, es hätte darum Hrn. Männer doch nicht zu entlassen gebraucht!

Die Wahlen sind hier, sowie in der Provinz Sachsen überhaupt, zu Gunsten der Demokratie ausgefallen, obgleich für hier, unter'm Belagerungszustande, von unserer Seite nichts geschehen durfte.

Die Häupter der Demokratie sitzen in Untersuchungshaft oder sind flüchtig, unter letztern sind 3 Buchhändler.

Ihre Zeitung traf vorige Woche so unregelmäßig ein, daß ich mehrere Tage kein Blatt und dann 3 Stück zusammen erhielt!!

Hildesheim, 24. Jan.

Ueber die hiesigen Soldaten-Excesse berichtet die „Hann. Ztg.“ ausführlich:

Die seit lange bestehende Spannung kam am 21., dem Tage der Feier der Grundrechte, und den folgenden Tagen zum Ausbruch. Am 21. blieben die Soldaten bei einer Schlägerei auf einem Tanzboden Sieger, am 22. wurden zwei Unteroffiziere überfallen und verwundet, am 23. griffen die Soldaten an. Sie sollen sogar auf der Parade den Befehl erhalten haben, scharf einzuhauen. Zwei Bürger sind tödtlich, andere bedeutend verwundet.

Redakteur en chef Karl Marx.
Oeffentliche Sitzung des Gemeinderaths.

Vom 1. Februar 1849.

Tagesordnung:

Ernennung der verschiedenen Kommissionen für die städtischen Angelegenheiten.

Alignement am Carthäuser Walle.

Straßen-Regulierung daselbst.

Antrag auf Authoritation zur Klage wegen Schließung eines gemeinschaftlichen Brunnens.

Köln, 29. Januar.

Offenes Sendschreiben! zu Händen des Hrn. Bürgermeisters in Greven bei Münster.

Als Sie mich im verflossenen Juli in Greven unter dem Namen Gustav Hülswitt verhaften ließen, hatte ich von Ihnen mehr Zartgefühl erwartet, als sie später bekundeten. Daß ich kein Dieb oder gemeiner Verbrecher war, dafür war Ihnen durch den Schiffbaumeister Carl Gissler sichere Bürgschaft gestellt. Obgleich Sie wußten, daß ich der wegen politischer Vergehen steckbrieflich verfolgte Christian Joseph Esser aus Köln sei, was mir der Polizeidiener auf dem Wege zu Ihrem Verwahrungslokale sagte, trotzdem ließen Sie mich wie den schlechtesten Räuber oder Mörder (geschlossen) durch zwei Bauern aus ihrem Flecken nach Münster transportiren. Ihre geschärften Befehle, welche Sie meinen Begleitern ertheilt hatten, mir auf dem königlich preußischen 2 Meilen weiten Wege bis Münster keine Getränke zukommen zu lassen, haben dieselbe nur zu pünktlich erfüllt. Auf meine öfter wiederholte Bitte an dieselben, mir doch einen Schluck Branntwein oder ein Glas Bier zukommen zu lassen, ward mir der Bescheid, daß es ihnen auf allerhöchst Burgermeisterlichen Befehl durchaus untersagt sei, denn der Herr Gewaltsdiener oder Polizeisergeant würde sich in den Wirthshäusern an der Landstraße, wenn er nach Münster ginge, erkundigen, und sie würden dann zur Strafe gezogen werden. Nur mit aller Mühe erhielt ich ein Glas Wasser. In Münster auf dem Landrathamte ange[l]angt, sprach der Secretär sein Mißfallen deutlich aus, als er den Brief durchgelesenden der Bürgermeister von Greven an ihn geschrieben, und als er mich geschlossen sah, noch mehr aber wunderte es ihn, als ihm das mir von Ihnen abgenommene Geld eingehändigt wurde und ich für die Begleitung der beiden Bauern 1 Thlr. 5 Sgr. königl. preuß. Courant zahlen mußte. So weit ist es gediehen, daß der Verhaftete auch noch die Begleiter bezahlen muß, wenn er noch einige Thaler besitzt. Das mir mit Unrecht abgenommene Geld verlange ich daher umgehend zurück und überweise solches an den Arbeiter-Verein zu Cöln, dessen Mitglied zu sein ich die Ehre habe.

gez. Christian Joseph Esser, Faßbinder in Köln.

P. S. Ebenso muß ich unbedingt die scheußliche Unreinlichkeit in dem Polizei-Gefängniß in Münster rügen, wo es von Ungeziefer jeder Art wimmelte. Die Gefangen-Kost ist rein ungenießbar und jeder Gefangene, der noch einige Groschen hat, muß sie verzehren, will er nicht hungern. Die Nacht vor meiner Abreise von Münster nach Wesel mußte ich in das Transport-Gefängniß wandern, welches ein scheußliches Loch parterre von 10 Fuß Länge und 6 Fuß Breite ist Hier fand ich loses Stroh und eine wollene Decke, ein Dunkel fast wie die Nacht und einen Modergeruch zum Ersticken.

Es lebe der aufgeklärte civilisirte Preußische Staat und seine Polizeibehörden!

Zugleich verlange ich von der Polizeibehörde in Münster den mir abgenommenen Reisestock zurück.

Der Obige.

Oeffentliche Erklärung.

Der Westfälische Merkur vom 21. d. Mts. enthielt einen großen Ausfall gegen den Herrn O.-L.-G.-Assessor Gruwe in Dülmen, unterzeichnet von einem uns unbekannten H. Keus. Der etc. Gruwe wird wegen seiner bekannten Haft nicht im Stande sein oder es unter seiner Würde halten, dem Privatsekretär zu erwiedern, und wir finden uns um so mehr zu der öffentlichen Erklärung veranlaßt, daß Herr Gruwe, welcher zwei Jahre als Justiz-Commissair und Notar unter uns wohnte, sich die Achtung und das volle Vertrauen der Bürgerschaft erworben und wir ihn ungern aus unserer Mitte scheiden sahen.

Ibbenbüren, den 24. Januar 1849.

Mehrere Bürger von Ibbenbüren.

Die vom hiesigen Arbeiter-Verein dem Redacteur der Zeitung „Freiheit, Arbeit“ beigegebene Redaktions-Commission hat sich weder an der Abfassung des Artikels gegen Herrn F. Raveaux betheiligt, noch ist ihr der abgefaßte Artikel vor seinem Einrücken zur Durchsicht vorgelegt worden.

Köln, den 29. Januar 1849.

Röser. Reiff. Schapper.

Aus dem Kreise Mülheim, 28. Januar.

Da über 2/5 unserer Wahlmänner entschieden der Demokratie angehören, so wäre es keinem Zweifel unterworfen, daß, wenn der Kreis Mülheim für sich allein einen Abgeordneten zu wählen hätte, zum letztern nur ein unzweifelhafter, erprobter Volksfreund ernannt werden würde. Man hat aber wohlweislich den Kreis Mühlheim mit dem Landkreise Köln verbunden. Siegte auch die Demokratie in Worringen, Frechen und andern Orten, so ist der Zuwachs, der dadurch den Demokraten im Kreise Mülheim zu Theil wird, noch immer nicht hinreichend, um in den Wahlen Kandidaten durchzusetzen, wie die Sache des Volkes sie erfordert. Dies scheinen die Reaktionäre oder Konstitutionellen in der gestrigen Vorversammlung zu Köln sehr wohl begriffen zu haben; sie richten ihr Augenmerk auf einen Kandidaten, der in der frühern Ständeversammlung zwar zur Opposition, in der vertriebenen Nationalversammlung aber zur äußersten Rechten gehörte.

Den Wahlmännern der Demokratie im Landkreise Köln rufen wir zu: Laßt Euch durch Nichts bethören, schließt Euch fest an Eure Brüder im Kreise Mülheim, geht Hand in Hand mit ihnen, sonst seid Ihr und sie geschlagen!

Wählt Männer, die die Probe bestanden haben und von denen Ihr überzeugt seid, daß sie dieselbe wieder bestehen werden! —

Herrn J. W. Birschel in Barmen!

Wenn Ihr „Aufruf an die Uhrwähler“ in der hiesigen Bürgermeisterei noch nicht den Anklang gefunden hat, den derselbe verdient und daher auch bei den Wahlen — die leider hier noch immer unter den Ihnen bekannten Einflüssen stehen und somit auch theilweise echt russisch ausfallen — nicht durchdringen konnte, so dürfen Sie doch die Versicherung von uns hinnehmen, daß wir Ihnen hierfür zu größtem Dank verpflichtet sind.

Fahren Sie, werther Freund, „trotz alledem und alledem“, fort in Ihren volksthümlichen Bestrebungen und wir können uns getrost der Hoffnung überlassen, daß die gute und gerechte Sache siegen wird, die nächsten Wahlen aber schon in Ihrem und unserem Sinne ausfallen werden, wenn nicht Mettmann gleich einem vom Stamme gefallenen Zweige austrocknen und absterben soll.

Mit vollkommenster Hochachtung zeichnen die demokratisch-konstitutionellen Freunde Ihrer Vaterstadt.

Mettmann, den 25. Januar 1849.

(Folgen die Unterschriften.)

Der Regierungs-Assessor und Verwalter der hiesigen Landrathsstelle, Hr. Movius, hat es nicht unter seiner Würde gehalten, sich zum Verbreiter des Lügenblattes „Enthüllungen der Wahloperationen der Demokraten“ gebrauchen zu lassen, indem er dasselbe, und zwar unter herrschaftlicher Dienstrubrik und unter dem landräthlichen Amtssiegel, an die Herren Geistlichen u. s. w. schickte.

In welchem hohen Grade Hr. Movius durch diesen, zum mindesten gesagt, höchst ungeschickten und taktlosen Diensteifer das Gouvernement compromittirt hat, indem er dadurch das Volk zu dem Glauben verleiten mußte, daß diese amtliche Verbreitung jener reactionären Schandblätter auf höheren Befehl stattgefunden habe, bedarf keiner weitern Ausführung. Ob es indessen zu den Amtsgeschäften eines königlichen Landraths gehört, dergleichen Schandblätter amtlich zu verbreiten, wird der Herr Ober-Präsident, auf eine desfallsige, ihm eingereichte Beschwerde, entscheiden. Die Beweise, und zwar eigenhändige Scripturen des Hrn. Movius, daß er jene schamlosen Lügen und Verleumdungen amtlich verbreitet hat, ruhen in meinen Händen.

St. Goar, den 25. Januar 1849.

Grebel, Friedensrichter.

Linz a/R.

Unser Deputirter Oberlandgerichtsrath Neuenburg, für den Kreis Neuwied, welcher in Berlin auf der äußersten Rechten gesessen, war vor einigen Tagen, als ich gerade in Linz am Rhein war, ebendaselbst. Indem er in Berlin es gerade gegen das Volk und mit der Regierung gehalten, scheute er sich doch nicht, in Linz vor einer sehr zahlreichen Bürgerversammlung durch eine stotternde und wenig Vernünftiges enthaltende Rede seinen Judasstreich zu vertheidigen, in der Hoffnung, wieder gewählt zu werden, und dann durch ähnliche Streiche vielleicht gar eine Ministerstelle zu erhaschen. Wenn dieser Sitz ihm nur nicht zu hoch ist, da es für ihn schon die Deputirten-Tribüne in Berlin gewesen. Er war Einer der Ersten, die sich den nach Brandenburg Verlaufenen und dem Ministerium Brandenburg anschlossen.

Viele Gutgesinnte hegen aber die zuversichtliche Hoffnung, daß in Altenkirchen, wie überhaupt im ganzen preußischen Staate, die Unterdrücker der Freiheit des Volkes, unter welche Herr Oberlandgerichtsrath Neuenburg gehört, nicht gewählt werden, sondern nur Solche, die die Rechte des Volkes zu vertheidigen eben so entschlossen, als fähig sind und allen königlich preußischen Gewaltthaten und christlich-germanischen Erfindungen und „Nvoember-Errungenschaften“ energisch den Krieg erklären.

Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 209 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Mittwoch 31. Januar 1849.</docDate>
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        <head>[Belgien]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> dert&#x201C;: &#x201E;Wirklich, im Jahr 1847 überstiegen die Sterbefälle die Geburten in Communes um mehr als 400, im Jahr 1848 nur um 200. Es ist augenscheinlich, daß die Sterblichkeit nicht allein danach strebt, sich zu vermindern, sondern selbst vollständig zu verschwinden. Wahrhaftig, da die Bevölkerung dieser kleinen Stadt sich um 6-700 Einwohner in zwei Jahren vermindert hat, wird der Tod innerhalb 10-15 Jahren Niemanden mehr finden, den er treffen könnte. Man wird dann auf den Kirchhof die Inschrift setzen können: &#x201E;Hier stirbt man nicht mehr.&#x201C;</p>
          <p>Es verhält sich mit dieser Abnahme der Sterblichkeit gerade wie mit der Abnahme der Versetzungen von Pfandstücken auf dem Leihhause, die nach der Behauptung desselben Rogier gleichfalls stattfinden soll. Es hat sich was zu versetzen, wenn man nichts mehr zu versetzen hat, wenn namentlich die Gläubiger sämmtliche Mobilien ihrer Schuldner haben versteigern lassen. Wenn es in Belgien vorkommen kann, daß unbeschäftigte und verhungernde Arbeiterfamilien sich genöthigt sehen, weggeworfene verdorbene Speisen zu sammeln, um dem Hungertode für eine kurze Frist zu entgehen, dafür aber natürlich sich Krankheiten zuziehen, wenn Arbeiterfamilien sich Wochenlang von Kartoffelhäuten ernähren müssen, wie belgische Journale versichern, so wird es Niemanden wundern, daß mit jedem Jahre weniger Pfandstücke aufs Leihhaus gebracht werden. Was soll man aber von einem Ministerium sagen, das seine Statistik über den allgemeinen Wohlstand nach den Brettern und Lumpen abfaßt, die man nicht mehr nach dem Lombard bringt? Doch für heute genug von dem &#x201E;wachsenden Wohlstande,&#x201C; der &#x201E;Abnahme der Sterblichkeit&#x201C; und der &#x201E;Verminderung der Pfandversetzungen.&#x201C;</p>
          <p>Schließlich noch ein ganz neues Faktum, was wieder zum Wachsthum des allgemeinen Wohlstandes beitragen wird. Die Luxemburger Eisenbahngesellschaft, auf der Linie von Brüssel nach Namur hat eben ihre Arbeiten eingestellt, wodurch sich mit Einem Schlage mehr als 1200 Arbeiter ohne Arbeit und dem größten Elende Preis gegeben sehen. Diese Maßnahme ist eine Folge der Unentschlossenheit und Unschlüssigkeit des Gouvernements in Bezug auf die Feststellung der Linie von Waaren nach Namur. Natürlich, der allgemeine Wohlstand wurde zu groß, man muß ihn zu vermindern suchen.</p>
          <p>Wie ich vorausgesagt, ist's bei der einen Haussuchung bei dem Präsidenten des demokratisch-socialen Arbeiterklubs nicht geblieben. Die Polizei hat volle acht Tage mit den bei jener Haussuchung fortgeschleppten Kupferfäden und Baumwollenhaufen Experimente angestellt ohne eine hochverrätherische Tendenz in ihnen entdecken zu können. Das Material reichte dazu nicht hin, man mußte sich mehr zu verschaffen suchen. Vorgestern war ich mit noch einem andern politischen Flüchtlinge zum Besuche bei Esselens, was, da derselbe von allen Seiten unaufhörlich beobachtet wird, sofort zur Kenntniß der Polizei gelangte. Es konnte nicht fehlen, daß drei so gefährliche Männer nur hochverrätherische Pläne aushecken können, und es war nun gar nicht unmöglich, daß darüber schriftliche Verhandlungen gepflogen worden waren, das wär mal eine Beute! Um sie nicht zu verlieren, fiel daher gleich andern Tages ein Heer Gensdarmen nebst dem Bürgermeister und dem königl. Prokurator auf's Neue bei Hrn. Esselens in's Haus, trotzdem daß seine Frau sich sehr krank befindet und durchschnüffelte wieder alle Kisten und Kasten, fand aber auch diesmal nichts; doch hat sie einige Schreiben von bekannten Demokraten mitgenommen. Was wird die Polizei nach diesen beiden vergeblichen Versuchen nun weiter thun?</p>
          <p>Mit der Unverschämtheit, wie in Preußen, wagt man doch noch nicht ganz offen die Habeas-corpus-acte zu verletzen und Esselens zu arretiren und zwar aus guten Gründen, weil nämlich eine solche Verletzung von den Gerichten sehr strenge bestraft wird. Ist doch noch kürzlich ein hiesiger Polizeisergeant, der einen Bürger, der ihn beleidigt und verhöhnt, arretirt hatte, zu 15 Tagen Gefängniß und einer Geldbuße von 25 Frs., so wie, da hier die Polizei keine fiskalische Vorrechte genießt, in die Prozeßkosten verurtheilt, weil er außer den in den Gesetzen bestimmt vorgeschriebenen Fällen einen Bürger seiner Freiheit beraubt habe. Man kann also mit Recht auf den weitern Fortgang dieser Angelegenheit gespannt sein.</p>
          <p>Ob die Cholera auch zur &#x201E;Verminderung der Sterblichkeit&#x201C; beiträgt, kann ich, der ich kein Rogier bin, nicht beurtheilen. So viel weiß ich aber, daß sie hier und in der Gemeinde Seraing bedeutende Fortschritte macht. In der letztern betragen die Sterbefälle täglich 20-25 und eben so viel hier in Lüttich, was beträchtlich ist, wenn man bedenkt, daß nur der niedere Theil der Stadt von derselben ergriffen, der höher gelegene Stadttheil dagegen bisher ganz verschont geblieben ist. Hauptsächlich wüthet die Cholera in zwei Straßen: der Universitätsstraße und der Rue precluse, zwei ehemaligen Sümpfen, deren Trinkwasser sehr schlecht ist. Eigenthümlich ist es, daß die Cholera nur auf dem rechten Maasufer wüthet; so z. B. ist die Gemeinde Tillnur, welche von Seraing nur durch die Maas getrennt ist, ganz verschont geblieben.</p>
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        <head>Persien.</head>
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          <head>
            <bibl>
              <author>068</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Die neusten Nachrichten aus Persien gehen bis Mitte November. Danach herrscht überall die größte Unordnung. Der Tod Mohamet Schah's hatte in Schiras, Ispahan und andern bedeutenden Städten sofort Aufstände zur Folge. Ob der neue Schah durch die von ihm ergriffenen Maaßregeln, die von Energie zeugen, im Stande sein wird, die Bewegung zu unterdrücken, steht noch dahin.</p>
          <p>Der Schah von Herat war an der Spitze einiger Tausend Mann Kavallerie dem gegen Khorasan geschickten Hamze Mirza zu Hülfe gekommen.</p>
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        <head>Amerika.</head>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Chili.</head>
          <p>Die jüngst bei Copiago entdeckten, erstaunlich reichen Silbergruben haben durch die bis jetzt gelieferte Ausbeute schon zur Folge gehabt, daß der Preis des Silbers auf dem Markte zu Valparaiso bereits um 2 Proz. heruntergegangen ist.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Canada.</head>
          <p>Die erste Session der gesetzgebenden Kammern von Canada, die am 18. Januar zusammengetreten sind, droht eine sehr stürmische zu werden. In der Legislatur stehen sich 3 Parteien gegenüber, von denen jede mehr oder weniger heftig die beiden andern bekämpft. Diese Parteien sind: die konservative oder altenglische, an deren Spitze Oberst Prince, Sir Allan M'Rab, Herr Sherwood und Oberst Gugy stehen; zweitens die altenglischen Papineau's und drittens die Reform-Partei, welche eine Erweiterung des Wahlrechts erstrebt. Der Gouvernrur Graf v. Elgin soll auf Lord Grey's Veranlassung der gesetzgebenden Versammlung die Aufhebung der Wuchergesetze empfehlen, aber dabei auf Widerstand stoßen. Man wünscht freien Handel mit den Vereinigien Staaten, in so weit es durch die Aufhebung der Englischen Navigationsgesetze zu erlangen ist, und ein bequemes Porto-System für die Kolonien. Mit den Finanzen Canada's steht es sehr schlecht Es hat eine Staatsschuld von beinahe 14 Millionen Dollars, die Einnahmen nehmen jährlich ab und der Handel stockt. In Quebeck sind im Jahre 1848 weniger Schiffe eingelaufen, als in irgend einem der auf 1830 gefolgten Jahre.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Californien.</head>
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          <head>
            <bibl>
              <author>068</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Die New-Yorker Blätter beschäftigen sich fast tagtäglich mit Californien. Daß das Interesse für jenes neu erworbene Gebiet der nordamerikanischen Union fortwährend rege bleibt: dafür sorgen immer neue, von daher einlaufende Berichte, dazu tragen die sich mehrenden Goldproben bei, die nach und nach aus San Francisco anlangen.</p>
          <p>Man bespricht nicht blos das Goldland, man betastet es, man nimmt's in die Hände &#x2014; mittelst jener Proben. In Philadelphia ist ein Goldklumpen 13 Pfund schwer (5546 2/3 Thlr. Pr. C.) angelangt, der viele Neugierige zum Besuch reizt. Ein Kapitän Taylor, der eben zurückgekehrt ist, bringt 70,000 Dollars mit, die er in ein Paar Wochen gesammelt. Die Californische Quecksilber-Mine, <hi rendition="#g">Neu-Almaden</hi> genannt, wird fortwährend fleißig ausgebeutet und liefert trotz des so hoch gestiegenen Arbeitslohnes noch ansehnlichen Profit.</p>
          <p>Damit es aber Californien an Nichts mangele, hat man, wie weitere Berichte lauten, auch <hi rendition="#g">Diamanten</hi> und <hi rendition="#g">Platina</hi> entdeckt. So würden die Einwanderer nur die Wahl haben, welche Branche sie ausbeuten oder ob sie in allen insgesammt sich versuchen wollen. Man kann nach diesen Berichten sagen: il n'y a que l'embarras du choix.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Neueste Nachrichten.</head>
        <div xml:id="ar209b_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Köln, 30. Jan.</head>
          <p>Die gestrigen Urwahlen zur ersten Kammer sind in unserer Stadt ohne Ausnahme reaktionär ausgefallen. Das war zu erwarten. Herr Joseph Dumont ist mit glänzender Majorität zum Wahlmann ernannt worden &#x2014; zu unsrer großen Freude. Wir hoffen, daß die Wahlen zur ersten Kammer überall dieselbe Wendung nehmen.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>062</author></bibl> Erfurt, 24. Jan.</head>
          <p>Nach §. 8 der Grundrechte für das deutsche Volk soll jeder Angeschuldigte gegen Kaution oder Bürgschaft der Haft entlassen werden, sofern nicht dringende Anzeigen eines schweren peinlichen Verbrechens gegen denselben vorliegen.</p>
          <p>Auf Grund dieser Bestimmung trug der Sekretär Männer hierselbst, welcher sich seit dem 25. November v. J. in politischer Untersuchungshaft befindet, Anfangs dieses Monats auf Freilassung gegen Bürgschaft an. Der Kriminal-Senat des Königl. Oberlandesgerichts zu Naumburg hat diesen Antrag unter'm 12. d. M. deßhalb zurückgewiesen, weil die Grundrechte für das deutsche Volk in Preußen noch keine Gesetzeskraft hätten.</p>
          <p>Diese Ansicht bekämpfte der Sekretär Männer unter'm 18. d. M., indem er nachwies, daß die Grundrechte für das deutsche Volk in Gemäßheit des Art. 3 des Reichsgesetzes vom 23/29. September v. J., vom 18. d. M. auch in Preußen Gesetzeskraft hätten. Hierauf ist jedoch gar keine Rücksicht genommen worden. Man sieht, wie wenig selbst dies &#x201E;Minimum&#x201C; von &#x201E;Grundrechten&#x201C; von den deutschen Justizbehörden respektirt wird, und wie machtlos die ganze Nationalversammlung gegenüber einem einzigen preußischen Landgericht ist.</p>
          <p>Der Verhaftete hat sich in Folge dessen beim Justizminister beschwert. Auch soll beim deutschen Reichstage auf Intervention angetragen sein. Aber was wird das Alles helfen! Die deutsche Nationalversammlung freut sich erst recht darüber, wenn ihre sogenannten Grundrechte, die übrigens nichts enthalten, von den Regierungen für ungültig erklärt werden. Und hätte das Gericht sie anerkannt, es hätte darum Hrn. Männer doch nicht zu entlassen gebraucht!</p>
          <p>Die Wahlen sind hier, sowie in der Provinz Sachsen überhaupt, zu Gunsten der Demokratie ausgefallen, obgleich für hier, unter'm Belagerungszustande, von unserer Seite nichts geschehen durfte.</p>
          <p>Die Häupter der Demokratie sitzen in Untersuchungshaft oder sind flüchtig, unter letztern sind 3 Buchhändler.</p>
          <p>Ihre Zeitung traf vorige Woche so unregelmäßig ein, daß ich mehrere Tage kein Blatt und dann 3 Stück zusammen erhielt!!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar209b_008" type="jArticle">
          <head>Hildesheim, 24. Jan.</head>
          <p>Ueber die hiesigen Soldaten-Excesse berichtet die &#x201E;Hann. Ztg.&#x201C; ausführlich:</p>
          <p>Die seit lange bestehende Spannung kam am 21., dem Tage der Feier der Grundrechte, und den folgenden Tagen zum Ausbruch. Am 21. blieben die Soldaten bei einer Schlägerei auf einem Tanzboden Sieger, am 22. wurden zwei Unteroffiziere überfallen und verwundet, am 23. griffen die Soldaten an. Sie sollen sogar auf der Parade den Befehl erhalten haben, <hi rendition="#g">scharf einzuhauen</hi>. Zwei Bürger sind tödtlich, andere bedeutend verwundet.</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar209b_009" type="jArticle">
          <head>Oeffentliche Sitzung des Gemeinderaths.</head>
          <p>Vom 1. Februar 1849.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Tagesordnung:</hi> </p>
          <p>Ernennung der verschiedenen Kommissionen für die städtischen Angelegenheiten.</p>
          <p>Alignement am Carthäuser Walle.</p>
          <p>Straßen-Regulierung daselbst.</p>
          <p>Antrag auf Authoritation zur Klage wegen Schließung eines gemeinschaftlichen Brunnens.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar209b_010" type="jArticle">
          <head>Köln, 29. Januar.</head>
          <p>Offenes Sendschreiben! zu Händen des Hrn. Bürgermeisters in Greven bei Münster.</p>
          <p>Als Sie mich im verflossenen Juli in Greven unter dem Namen Gustav Hülswitt verhaften ließen, hatte ich von Ihnen mehr Zartgefühl erwartet, als sie später bekundeten. Daß ich kein Dieb oder gemeiner Verbrecher war, dafür war Ihnen durch den Schiffbaumeister Carl Gissler sichere Bürgschaft gestellt. Obgleich Sie wußten, daß ich der wegen politischer Vergehen steckbrieflich verfolgte Christian Joseph Esser aus Köln sei, was mir der Polizeidiener auf dem Wege zu Ihrem Verwahrungslokale sagte, trotzdem ließen Sie mich wie den schlechtesten Räuber oder Mörder (geschlossen) durch zwei Bauern aus ihrem Flecken nach Münster transportiren. Ihre geschärften Befehle, welche Sie meinen Begleitern ertheilt hatten, mir auf dem königlich preußischen 2 Meilen weiten Wege bis Münster keine Getränke zukommen zu lassen, haben dieselbe nur zu pünktlich erfüllt. Auf meine öfter wiederholte Bitte an dieselben, mir doch einen Schluck Branntwein oder ein Glas Bier zukommen zu lassen, ward mir der Bescheid, daß es ihnen auf allerhöchst Burgermeisterlichen Befehl durchaus untersagt sei, denn der Herr Gewaltsdiener oder Polizeisergeant würde sich in den Wirthshäusern an der Landstraße, wenn er nach Münster ginge, erkundigen, und sie würden dann zur Strafe gezogen werden. Nur mit aller Mühe erhielt ich ein Glas Wasser. In Münster auf dem Landrathamte ange[l]angt, sprach der Secretär sein Mißfallen deutlich aus, als er den Brief durchgelesenden der Bürgermeister von Greven an ihn geschrieben, und als er mich geschlossen sah, noch mehr aber wunderte es ihn, als ihm das mir von Ihnen abgenommene Geld eingehändigt wurde und ich für die Begleitung der beiden Bauern 1 Thlr. 5 Sgr. königl. preuß. Courant zahlen mußte. So weit ist es gediehen, daß der Verhaftete auch noch die Begleiter bezahlen muß, wenn er noch einige Thaler besitzt. Das mir mit Unrecht abgenommene Geld verlange ich daher umgehend zurück und überweise solches an den Arbeiter-Verein zu Cöln, dessen Mitglied zu sein ich die Ehre habe.</p>
          <p>gez. <hi rendition="#g">Christian Joseph Esser,</hi> Faßbinder in Köln.</p>
          <p>P. S. Ebenso muß ich unbedingt die scheußliche Unreinlichkeit in dem Polizei-Gefängniß in Münster rügen, wo es von Ungeziefer jeder Art wimmelte. Die Gefangen-Kost ist rein ungenießbar und jeder Gefangene, der noch einige Groschen hat, muß sie verzehren, will er nicht hungern. Die Nacht vor meiner Abreise von Münster nach Wesel mußte ich in das Transport-Gefängniß wandern, welches ein scheußliches Loch parterre von 10 Fuß Länge und 6 Fuß Breite ist Hier fand ich loses Stroh und eine wollene Decke, ein Dunkel fast wie die Nacht und einen Modergeruch zum Ersticken.</p>
          <p>Es lebe der aufgeklärte civilisirte Preußische Staat und seine Polizeibehörden!</p>
          <p>Zugleich verlange ich von der Polizeibehörde in Münster den mir abgenommenen Reisestock zurück.</p>
          <p><hi rendition="#g">Der Obige</hi>.</p>
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          <p>Der Westfälische Merkur vom 21. d. Mts. enthielt einen großen Ausfall gegen den Herrn O.-L.-G.-Assessor <hi rendition="#g">Gruwe</hi> in Dülmen, unterzeichnet von einem uns unbekannten H. <hi rendition="#g">Keus</hi>. Der etc. Gruwe wird wegen seiner bekannten Haft nicht im Stande sein oder es unter seiner Würde halten, dem Privatsekretär zu erwiedern, und wir finden uns um so mehr zu der öffentlichen Erklärung veranlaßt, daß Herr Gruwe, welcher zwei Jahre als Justiz-Commissair und Notar unter uns wohnte, sich die Achtung und das volle Vertrauen der Bürgerschaft erworben und wir ihn ungern aus unserer Mitte scheiden sahen.</p>
          <p>Ibbenbüren, den 24. Januar 1849.</p>
          <p>Mehrere Bürger von Ibbenbüren.</p>
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          <p>Köln, den 29. Januar 1849.</p>
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          <head>Aus dem Kreise Mülheim, 28. Januar.</head>
          <p>Da über 2/5 unserer Wahlmänner entschieden der Demokratie angehören, so wäre es keinem Zweifel unterworfen, daß, wenn der Kreis Mülheim für sich allein einen Abgeordneten zu wählen hätte, zum letztern nur ein unzweifelhafter, erprobter Volksfreund ernannt werden würde. Man hat aber wohlweislich den Kreis Mühlheim mit dem Landkreise Köln verbunden. Siegte auch die Demokratie in Worringen, Frechen und andern Orten, so ist der Zuwachs, der dadurch den Demokraten im Kreise Mülheim zu Theil wird, noch immer nicht hinreichend, um in den Wahlen Kandidaten durchzusetzen, wie die Sache des Volkes sie erfordert. Dies scheinen die Reaktionäre oder Konstitutionellen in der gestrigen Vorversammlung zu Köln sehr wohl begriffen zu haben; sie richten ihr Augenmerk auf einen Kandidaten, der in der frühern Ständeversammlung zwar zur Opposition, in der vertriebenen Nationalversammlung aber zur äußersten Rechten gehörte.</p>
          <p>Den Wahlmännern der Demokratie im Landkreise Köln rufen wir zu: Laßt Euch durch Nichts bethören, schließt Euch fest an Eure Brüder im Kreise Mülheim, geht Hand in Hand mit ihnen, sonst seid Ihr und sie geschlagen!</p>
          <p>Wählt Männer, die die Probe bestanden haben und von denen Ihr überzeugt seid, daß sie dieselbe wieder bestehen werden! &#x2014;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar209b_014" type="jArticle">
          <p>Herrn J. W. Birschel in Barmen!</p>
          <p>Wenn Ihr &#x201E;Aufruf an die Uhrwähler&#x201C; in der hiesigen Bürgermeisterei noch nicht den Anklang gefunden hat, den derselbe verdient und daher auch bei den Wahlen &#x2014; die leider hier noch immer unter den Ihnen bekannten Einflüssen stehen und somit auch theilweise <hi rendition="#g">echt russisch</hi> ausfallen &#x2014; nicht durchdringen konnte, so dürfen Sie doch die Versicherung von uns hinnehmen, daß <hi rendition="#g">wir</hi> Ihnen hierfür zu größtem Dank verpflichtet sind.</p>
          <p>Fahren Sie, werther Freund, &#x201E;trotz alledem und alledem&#x201C;, fort in Ihren volksthümlichen Bestrebungen und wir können uns getrost der Hoffnung überlassen, daß die gute und gerechte Sache siegen wird, die nächsten Wahlen aber schon in Ihrem und unserem Sinne ausfallen werden, wenn nicht Mettmann gleich einem vom Stamme gefallenen Zweige austrocknen und absterben soll.</p>
          <p>Mit vollkommenster Hochachtung zeichnen die demokratisch-konstitutionellen Freunde Ihrer Vaterstadt.</p>
          <p>Mettmann, den 25. Januar 1849.</p>
          <p>
            <ref type="link">(Folgen die Unterschriften.)</ref>
          </p>
        </div>
        <div xml:id="ar209b_015" type="jArticle">
          <p>Der Regierungs-Assessor und Verwalter der hiesigen Landrathsstelle, Hr. Movius, hat es nicht unter seiner Würde gehalten, sich zum Verbreiter des Lügenblattes &#x201E;Enthüllungen der Wahloperationen der Demokraten&#x201C; gebrauchen zu lassen, indem er dasselbe, und zwar unter herrschaftlicher Dienstrubrik und unter dem landräthlichen Amtssiegel, an die Herren Geistlichen u. s. w. schickte.</p>
          <p>In welchem hohen Grade Hr. Movius durch diesen, zum mindesten gesagt, höchst ungeschickten und taktlosen Diensteifer das Gouvernement compromittirt hat, indem er dadurch das Volk zu dem Glauben verleiten mußte, daß diese amtliche Verbreitung jener reactionären Schandblätter auf höheren Befehl stattgefunden habe, bedarf keiner weitern Ausführung. Ob es indessen zu den Amtsgeschäften eines königlichen Landraths gehört, dergleichen Schandblätter amtlich zu verbreiten, wird der Herr Ober-Präsident, auf eine desfallsige, ihm eingereichte Beschwerde, entscheiden. Die Beweise, und zwar eigenhändige Scripturen des Hrn. Movius, daß er jene schamlosen Lügen und Verleumdungen amtlich verbreitet hat, ruhen in meinen Händen.</p>
          <p>St. Goar, den 25. Januar 1849.</p>
          <p><hi rendition="#g">Grebel,</hi> Friedensrichter.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar209b_016" type="jArticle">
          <head>Linz a/R.</head>
          <p>Unser Deputirter Oberlandgerichtsrath Neuenburg, für den Kreis Neuwied, welcher in Berlin auf der äußersten Rechten gesessen, war vor einigen Tagen, als ich gerade in Linz am Rhein war, ebendaselbst. Indem er in Berlin es gerade gegen das Volk und mit der Regierung gehalten, scheute er sich doch nicht, in Linz vor einer sehr zahlreichen Bürgerversammlung durch eine stotternde und wenig Vernünftiges enthaltende Rede seinen Judasstreich zu vertheidigen, in der Hoffnung, wieder gewählt zu werden, und dann durch ähnliche Streiche vielleicht gar eine Ministerstelle zu erhaschen. Wenn dieser Sitz ihm nur nicht zu hoch ist, da es für ihn schon die Deputirten-Tribüne in Berlin gewesen. Er war Einer der Ersten, die sich den nach Brandenburg Verlaufenen und dem Ministerium Brandenburg anschlossen.</p>
          <p>Viele Gutgesinnte hegen aber die zuversichtliche Hoffnung, daß in Altenkirchen, wie überhaupt im ganzen preußischen Staate, die Unterdrücker der Freiheit des Volkes, unter welche Herr Oberlandgerichtsrath Neuenburg gehört, nicht gewählt werden, sondern nur Solche, die die Rechte des Volkes zu vertheidigen eben so entschlossen, als fähig sind und allen königlich preußischen Gewaltthaten und christlich-germanischen Erfindungen und &#x201E;Nvoember-Errungenschaften&#x201C; energisch den Krieg erklären.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Meteorologische Beobachtungen.</head>
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</TEI>
[1147/0001] Beilage zu Nr. 209 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Mittwoch 31. Januar 1849. [Belgien] [Fortsetzung] dert“: „Wirklich, im Jahr 1847 überstiegen die Sterbefälle die Geburten in Communes um mehr als 400, im Jahr 1848 nur um 200. Es ist augenscheinlich, daß die Sterblichkeit nicht allein danach strebt, sich zu vermindern, sondern selbst vollständig zu verschwinden. Wahrhaftig, da die Bevölkerung dieser kleinen Stadt sich um 6-700 Einwohner in zwei Jahren vermindert hat, wird der Tod innerhalb 10-15 Jahren Niemanden mehr finden, den er treffen könnte. Man wird dann auf den Kirchhof die Inschrift setzen können: „Hier stirbt man nicht mehr.“ Es verhält sich mit dieser Abnahme der Sterblichkeit gerade wie mit der Abnahme der Versetzungen von Pfandstücken auf dem Leihhause, die nach der Behauptung desselben Rogier gleichfalls stattfinden soll. Es hat sich was zu versetzen, wenn man nichts mehr zu versetzen hat, wenn namentlich die Gläubiger sämmtliche Mobilien ihrer Schuldner haben versteigern lassen. Wenn es in Belgien vorkommen kann, daß unbeschäftigte und verhungernde Arbeiterfamilien sich genöthigt sehen, weggeworfene verdorbene Speisen zu sammeln, um dem Hungertode für eine kurze Frist zu entgehen, dafür aber natürlich sich Krankheiten zuziehen, wenn Arbeiterfamilien sich Wochenlang von Kartoffelhäuten ernähren müssen, wie belgische Journale versichern, so wird es Niemanden wundern, daß mit jedem Jahre weniger Pfandstücke aufs Leihhaus gebracht werden. Was soll man aber von einem Ministerium sagen, das seine Statistik über den allgemeinen Wohlstand nach den Brettern und Lumpen abfaßt, die man nicht mehr nach dem Lombard bringt? Doch für heute genug von dem „wachsenden Wohlstande,“ der „Abnahme der Sterblichkeit“ und der „Verminderung der Pfandversetzungen.“ Schließlich noch ein ganz neues Faktum, was wieder zum Wachsthum des allgemeinen Wohlstandes beitragen wird. Die Luxemburger Eisenbahngesellschaft, auf der Linie von Brüssel nach Namur hat eben ihre Arbeiten eingestellt, wodurch sich mit Einem Schlage mehr als 1200 Arbeiter ohne Arbeit und dem größten Elende Preis gegeben sehen. Diese Maßnahme ist eine Folge der Unentschlossenheit und Unschlüssigkeit des Gouvernements in Bezug auf die Feststellung der Linie von Waaren nach Namur. Natürlich, der allgemeine Wohlstand wurde zu groß, man muß ihn zu vermindern suchen. Wie ich vorausgesagt, ist's bei der einen Haussuchung bei dem Präsidenten des demokratisch-socialen Arbeiterklubs nicht geblieben. Die Polizei hat volle acht Tage mit den bei jener Haussuchung fortgeschleppten Kupferfäden und Baumwollenhaufen Experimente angestellt ohne eine hochverrätherische Tendenz in ihnen entdecken zu können. Das Material reichte dazu nicht hin, man mußte sich mehr zu verschaffen suchen. Vorgestern war ich mit noch einem andern politischen Flüchtlinge zum Besuche bei Esselens, was, da derselbe von allen Seiten unaufhörlich beobachtet wird, sofort zur Kenntniß der Polizei gelangte. Es konnte nicht fehlen, daß drei so gefährliche Männer nur hochverrätherische Pläne aushecken können, und es war nun gar nicht unmöglich, daß darüber schriftliche Verhandlungen gepflogen worden waren, das wär mal eine Beute! Um sie nicht zu verlieren, fiel daher gleich andern Tages ein Heer Gensdarmen nebst dem Bürgermeister und dem königl. Prokurator auf's Neue bei Hrn. Esselens in's Haus, trotzdem daß seine Frau sich sehr krank befindet und durchschnüffelte wieder alle Kisten und Kasten, fand aber auch diesmal nichts; doch hat sie einige Schreiben von bekannten Demokraten mitgenommen. Was wird die Polizei nach diesen beiden vergeblichen Versuchen nun weiter thun? Mit der Unverschämtheit, wie in Preußen, wagt man doch noch nicht ganz offen die Habeas-corpus-acte zu verletzen und Esselens zu arretiren und zwar aus guten Gründen, weil nämlich eine solche Verletzung von den Gerichten sehr strenge bestraft wird. Ist doch noch kürzlich ein hiesiger Polizeisergeant, der einen Bürger, der ihn beleidigt und verhöhnt, arretirt hatte, zu 15 Tagen Gefängniß und einer Geldbuße von 25 Frs., so wie, da hier die Polizei keine fiskalische Vorrechte genießt, in die Prozeßkosten verurtheilt, weil er außer den in den Gesetzen bestimmt vorgeschriebenen Fällen einen Bürger seiner Freiheit beraubt habe. Man kann also mit Recht auf den weitern Fortgang dieser Angelegenheit gespannt sein. Ob die Cholera auch zur „Verminderung der Sterblichkeit“ beiträgt, kann ich, der ich kein Rogier bin, nicht beurtheilen. So viel weiß ich aber, daß sie hier und in der Gemeinde Seraing bedeutende Fortschritte macht. In der letztern betragen die Sterbefälle täglich 20-25 und eben so viel hier in Lüttich, was beträchtlich ist, wenn man bedenkt, daß nur der niedere Theil der Stadt von derselben ergriffen, der höher gelegene Stadttheil dagegen bisher ganz verschont geblieben ist. Hauptsächlich wüthet die Cholera in zwei Straßen: der Universitätsstraße und der Rue precluse, zwei ehemaligen Sümpfen, deren Trinkwasser sehr schlecht ist. Eigenthümlich ist es, daß die Cholera nur auf dem rechten Maasufer wüthet; so z. B. ist die Gemeinde Tillnur, welche von Seraing nur durch die Maas getrennt ist, ganz verschont geblieben. Persien. 068 Die neusten Nachrichten aus Persien gehen bis Mitte November. Danach herrscht überall die größte Unordnung. Der Tod Mohamet Schah's hatte in Schiras, Ispahan und andern bedeutenden Städten sofort Aufstände zur Folge. Ob der neue Schah durch die von ihm ergriffenen Maaßregeln, die von Energie zeugen, im Stande sein wird, die Bewegung zu unterdrücken, steht noch dahin. Der Schah von Herat war an der Spitze einiger Tausend Mann Kavallerie dem gegen Khorasan geschickten Hamze Mirza zu Hülfe gekommen. Amerika. 068 Chili. Die jüngst bei Copiago entdeckten, erstaunlich reichen Silbergruben haben durch die bis jetzt gelieferte Ausbeute schon zur Folge gehabt, daß der Preis des Silbers auf dem Markte zu Valparaiso bereits um 2 Proz. heruntergegangen ist. 068 Canada. Die erste Session der gesetzgebenden Kammern von Canada, die am 18. Januar zusammengetreten sind, droht eine sehr stürmische zu werden. In der Legislatur stehen sich 3 Parteien gegenüber, von denen jede mehr oder weniger heftig die beiden andern bekämpft. Diese Parteien sind: die konservative oder altenglische, an deren Spitze Oberst Prince, Sir Allan M'Rab, Herr Sherwood und Oberst Gugy stehen; zweitens die altenglischen Papineau's und drittens die Reform-Partei, welche eine Erweiterung des Wahlrechts erstrebt. Der Gouvernrur Graf v. Elgin soll auf Lord Grey's Veranlassung der gesetzgebenden Versammlung die Aufhebung der Wuchergesetze empfehlen, aber dabei auf Widerstand stoßen. Man wünscht freien Handel mit den Vereinigien Staaten, in so weit es durch die Aufhebung der Englischen Navigationsgesetze zu erlangen ist, und ein bequemes Porto-System für die Kolonien. Mit den Finanzen Canada's steht es sehr schlecht Es hat eine Staatsschuld von beinahe 14 Millionen Dollars, die Einnahmen nehmen jährlich ab und der Handel stockt. In Quebeck sind im Jahre 1848 weniger Schiffe eingelaufen, als in irgend einem der auf 1830 gefolgten Jahre. Californien. 068 Die New-Yorker Blätter beschäftigen sich fast tagtäglich mit Californien. Daß das Interesse für jenes neu erworbene Gebiet der nordamerikanischen Union fortwährend rege bleibt: dafür sorgen immer neue, von daher einlaufende Berichte, dazu tragen die sich mehrenden Goldproben bei, die nach und nach aus San Francisco anlangen. Man bespricht nicht blos das Goldland, man betastet es, man nimmt's in die Hände — mittelst jener Proben. In Philadelphia ist ein Goldklumpen 13 Pfund schwer (5546 2/3 Thlr. Pr. C.) angelangt, der viele Neugierige zum Besuch reizt. Ein Kapitän Taylor, der eben zurückgekehrt ist, bringt 70,000 Dollars mit, die er in ein Paar Wochen gesammelt. Die Californische Quecksilber-Mine, Neu-Almaden genannt, wird fortwährend fleißig ausgebeutet und liefert trotz des so hoch gestiegenen Arbeitslohnes noch ansehnlichen Profit. Damit es aber Californien an Nichts mangele, hat man, wie weitere Berichte lauten, auch Diamanten und Platina entdeckt. So würden die Einwanderer nur die Wahl haben, welche Branche sie ausbeuten oder ob sie in allen insgesammt sich versuchen wollen. Man kann nach diesen Berichten sagen: il n'y a que l'embarras du choix. Neueste Nachrichten. 068 Köln, 30. Jan. Die gestrigen Urwahlen zur ersten Kammer sind in unserer Stadt ohne Ausnahme reaktionär ausgefallen. Das war zu erwarten. Herr Joseph Dumont ist mit glänzender Majorität zum Wahlmann ernannt worden — zu unsrer großen Freude. Wir hoffen, daß die Wahlen zur ersten Kammer überall dieselbe Wendung nehmen. 062 Erfurt, 24. Jan. Nach §. 8 der Grundrechte für das deutsche Volk soll jeder Angeschuldigte gegen Kaution oder Bürgschaft der Haft entlassen werden, sofern nicht dringende Anzeigen eines schweren peinlichen Verbrechens gegen denselben vorliegen. Auf Grund dieser Bestimmung trug der Sekretär Männer hierselbst, welcher sich seit dem 25. November v. J. in politischer Untersuchungshaft befindet, Anfangs dieses Monats auf Freilassung gegen Bürgschaft an. Der Kriminal-Senat des Königl. Oberlandesgerichts zu Naumburg hat diesen Antrag unter'm 12. d. M. deßhalb zurückgewiesen, weil die Grundrechte für das deutsche Volk in Preußen noch keine Gesetzeskraft hätten. Diese Ansicht bekämpfte der Sekretär Männer unter'm 18. d. M., indem er nachwies, daß die Grundrechte für das deutsche Volk in Gemäßheit des Art. 3 des Reichsgesetzes vom 23/29. September v. J., vom 18. d. M. auch in Preußen Gesetzeskraft hätten. Hierauf ist jedoch gar keine Rücksicht genommen worden. Man sieht, wie wenig selbst dies „Minimum“ von „Grundrechten“ von den deutschen Justizbehörden respektirt wird, und wie machtlos die ganze Nationalversammlung gegenüber einem einzigen preußischen Landgericht ist. Der Verhaftete hat sich in Folge dessen beim Justizminister beschwert. Auch soll beim deutschen Reichstage auf Intervention angetragen sein. Aber was wird das Alles helfen! Die deutsche Nationalversammlung freut sich erst recht darüber, wenn ihre sogenannten Grundrechte, die übrigens nichts enthalten, von den Regierungen für ungültig erklärt werden. Und hätte das Gericht sie anerkannt, es hätte darum Hrn. Männer doch nicht zu entlassen gebraucht! Die Wahlen sind hier, sowie in der Provinz Sachsen überhaupt, zu Gunsten der Demokratie ausgefallen, obgleich für hier, unter'm Belagerungszustande, von unserer Seite nichts geschehen durfte. Die Häupter der Demokratie sitzen in Untersuchungshaft oder sind flüchtig, unter letztern sind 3 Buchhändler. Ihre Zeitung traf vorige Woche so unregelmäßig ein, daß ich mehrere Tage kein Blatt und dann 3 Stück zusammen erhielt!! Hildesheim, 24. Jan. Ueber die hiesigen Soldaten-Excesse berichtet die „Hann. Ztg.“ ausführlich: Die seit lange bestehende Spannung kam am 21., dem Tage der Feier der Grundrechte, und den folgenden Tagen zum Ausbruch. Am 21. blieben die Soldaten bei einer Schlägerei auf einem Tanzboden Sieger, am 22. wurden zwei Unteroffiziere überfallen und verwundet, am 23. griffen die Soldaten an. Sie sollen sogar auf der Parade den Befehl erhalten haben, scharf einzuhauen. Zwei Bürger sind tödtlich, andere bedeutend verwundet. Redakteur en chef Karl Marx. Oeffentliche Sitzung des Gemeinderaths. Vom 1. Februar 1849. Tagesordnung: Ernennung der verschiedenen Kommissionen für die städtischen Angelegenheiten. Alignement am Carthäuser Walle. Straßen-Regulierung daselbst. Antrag auf Authoritation zur Klage wegen Schließung eines gemeinschaftlichen Brunnens. Köln, 29. Januar. Offenes Sendschreiben! zu Händen des Hrn. Bürgermeisters in Greven bei Münster. Als Sie mich im verflossenen Juli in Greven unter dem Namen Gustav Hülswitt verhaften ließen, hatte ich von Ihnen mehr Zartgefühl erwartet, als sie später bekundeten. Daß ich kein Dieb oder gemeiner Verbrecher war, dafür war Ihnen durch den Schiffbaumeister Carl Gissler sichere Bürgschaft gestellt. Obgleich Sie wußten, daß ich der wegen politischer Vergehen steckbrieflich verfolgte Christian Joseph Esser aus Köln sei, was mir der Polizeidiener auf dem Wege zu Ihrem Verwahrungslokale sagte, trotzdem ließen Sie mich wie den schlechtesten Räuber oder Mörder (geschlossen) durch zwei Bauern aus ihrem Flecken nach Münster transportiren. Ihre geschärften Befehle, welche Sie meinen Begleitern ertheilt hatten, mir auf dem königlich preußischen 2 Meilen weiten Wege bis Münster keine Getränke zukommen zu lassen, haben dieselbe nur zu pünktlich erfüllt. Auf meine öfter wiederholte Bitte an dieselben, mir doch einen Schluck Branntwein oder ein Glas Bier zukommen zu lassen, ward mir der Bescheid, daß es ihnen auf allerhöchst Burgermeisterlichen Befehl durchaus untersagt sei, denn der Herr Gewaltsdiener oder Polizeisergeant würde sich in den Wirthshäusern an der Landstraße, wenn er nach Münster ginge, erkundigen, und sie würden dann zur Strafe gezogen werden. Nur mit aller Mühe erhielt ich ein Glas Wasser. In Münster auf dem Landrathamte ange[l]angt, sprach der Secretär sein Mißfallen deutlich aus, als er den Brief durchgelesenden der Bürgermeister von Greven an ihn geschrieben, und als er mich geschlossen sah, noch mehr aber wunderte es ihn, als ihm das mir von Ihnen abgenommene Geld eingehändigt wurde und ich für die Begleitung der beiden Bauern 1 Thlr. 5 Sgr. königl. preuß. Courant zahlen mußte. So weit ist es gediehen, daß der Verhaftete auch noch die Begleiter bezahlen muß, wenn er noch einige Thaler besitzt. Das mir mit Unrecht abgenommene Geld verlange ich daher umgehend zurück und überweise solches an den Arbeiter-Verein zu Cöln, dessen Mitglied zu sein ich die Ehre habe. gez. Christian Joseph Esser, Faßbinder in Köln. P. S. Ebenso muß ich unbedingt die scheußliche Unreinlichkeit in dem Polizei-Gefängniß in Münster rügen, wo es von Ungeziefer jeder Art wimmelte. Die Gefangen-Kost ist rein ungenießbar und jeder Gefangene, der noch einige Groschen hat, muß sie verzehren, will er nicht hungern. Die Nacht vor meiner Abreise von Münster nach Wesel mußte ich in das Transport-Gefängniß wandern, welches ein scheußliches Loch parterre von 10 Fuß Länge und 6 Fuß Breite ist Hier fand ich loses Stroh und eine wollene Decke, ein Dunkel fast wie die Nacht und einen Modergeruch zum Ersticken. Es lebe der aufgeklärte civilisirte Preußische Staat und seine Polizeibehörden! Zugleich verlange ich von der Polizeibehörde in Münster den mir abgenommenen Reisestock zurück. Der Obige. Oeffentliche Erklärung. Der Westfälische Merkur vom 21. d. Mts. enthielt einen großen Ausfall gegen den Herrn O.-L.-G.-Assessor Gruwe in Dülmen, unterzeichnet von einem uns unbekannten H. Keus. Der etc. Gruwe wird wegen seiner bekannten Haft nicht im Stande sein oder es unter seiner Würde halten, dem Privatsekretär zu erwiedern, und wir finden uns um so mehr zu der öffentlichen Erklärung veranlaßt, daß Herr Gruwe, welcher zwei Jahre als Justiz-Commissair und Notar unter uns wohnte, sich die Achtung und das volle Vertrauen der Bürgerschaft erworben und wir ihn ungern aus unserer Mitte scheiden sahen. Ibbenbüren, den 24. Januar 1849. Mehrere Bürger von Ibbenbüren. Die vom hiesigen Arbeiter-Verein dem Redacteur der Zeitung „Freiheit, Arbeit“ beigegebene Redaktions-Commission hat sich weder an der Abfassung des Artikels gegen Herrn F. Raveaux betheiligt, noch ist ihr der abgefaßte Artikel vor seinem Einrücken zur Durchsicht vorgelegt worden. Köln, den 29. Januar 1849. Röser. Reiff. Schapper. Aus dem Kreise Mülheim, 28. Januar. Da über 2/5 unserer Wahlmänner entschieden der Demokratie angehören, so wäre es keinem Zweifel unterworfen, daß, wenn der Kreis Mülheim für sich allein einen Abgeordneten zu wählen hätte, zum letztern nur ein unzweifelhafter, erprobter Volksfreund ernannt werden würde. Man hat aber wohlweislich den Kreis Mühlheim mit dem Landkreise Köln verbunden. Siegte auch die Demokratie in Worringen, Frechen und andern Orten, so ist der Zuwachs, der dadurch den Demokraten im Kreise Mülheim zu Theil wird, noch immer nicht hinreichend, um in den Wahlen Kandidaten durchzusetzen, wie die Sache des Volkes sie erfordert. Dies scheinen die Reaktionäre oder Konstitutionellen in der gestrigen Vorversammlung zu Köln sehr wohl begriffen zu haben; sie richten ihr Augenmerk auf einen Kandidaten, der in der frühern Ständeversammlung zwar zur Opposition, in der vertriebenen Nationalversammlung aber zur äußersten Rechten gehörte. Den Wahlmännern der Demokratie im Landkreise Köln rufen wir zu: Laßt Euch durch Nichts bethören, schließt Euch fest an Eure Brüder im Kreise Mülheim, geht Hand in Hand mit ihnen, sonst seid Ihr und sie geschlagen! Wählt Männer, die die Probe bestanden haben und von denen Ihr überzeugt seid, daß sie dieselbe wieder bestehen werden! — Herrn J. W. Birschel in Barmen! Wenn Ihr „Aufruf an die Uhrwähler“ in der hiesigen Bürgermeisterei noch nicht den Anklang gefunden hat, den derselbe verdient und daher auch bei den Wahlen — die leider hier noch immer unter den Ihnen bekannten Einflüssen stehen und somit auch theilweise echt russisch ausfallen — nicht durchdringen konnte, so dürfen Sie doch die Versicherung von uns hinnehmen, daß wir Ihnen hierfür zu größtem Dank verpflichtet sind. Fahren Sie, werther Freund, „trotz alledem und alledem“, fort in Ihren volksthümlichen Bestrebungen und wir können uns getrost der Hoffnung überlassen, daß die gute und gerechte Sache siegen wird, die nächsten Wahlen aber schon in Ihrem und unserem Sinne ausfallen werden, wenn nicht Mettmann gleich einem vom Stamme gefallenen Zweige austrocknen und absterben soll. Mit vollkommenster Hochachtung zeichnen die demokratisch-konstitutionellen Freunde Ihrer Vaterstadt. Mettmann, den 25. Januar 1849. (Folgen die Unterschriften.) Der Regierungs-Assessor und Verwalter der hiesigen Landrathsstelle, Hr. Movius, hat es nicht unter seiner Würde gehalten, sich zum Verbreiter des Lügenblattes „Enthüllungen der Wahloperationen der Demokraten“ gebrauchen zu lassen, indem er dasselbe, und zwar unter herrschaftlicher Dienstrubrik und unter dem landräthlichen Amtssiegel, an die Herren Geistlichen u. s. w. schickte. In welchem hohen Grade Hr. Movius durch diesen, zum mindesten gesagt, höchst ungeschickten und taktlosen Diensteifer das Gouvernement compromittirt hat, indem er dadurch das Volk zu dem Glauben verleiten mußte, daß diese amtliche Verbreitung jener reactionären Schandblätter auf höheren Befehl stattgefunden habe, bedarf keiner weitern Ausführung. Ob es indessen zu den Amtsgeschäften eines königlichen Landraths gehört, dergleichen Schandblätter amtlich zu verbreiten, wird der Herr Ober-Präsident, auf eine desfallsige, ihm eingereichte Beschwerde, entscheiden. Die Beweise, und zwar eigenhändige Scripturen des Hrn. Movius, daß er jene schamlosen Lügen und Verleumdungen amtlich verbreitet hat, ruhen in meinen Händen. St. Goar, den 25. Januar 1849. Grebel, Friedensrichter. Linz a/R. Unser Deputirter Oberlandgerichtsrath Neuenburg, für den Kreis Neuwied, welcher in Berlin auf der äußersten Rechten gesessen, war vor einigen Tagen, als ich gerade in Linz am Rhein war, ebendaselbst. Indem er in Berlin es gerade gegen das Volk und mit der Regierung gehalten, scheute er sich doch nicht, in Linz vor einer sehr zahlreichen Bürgerversammlung durch eine stotternde und wenig Vernünftiges enthaltende Rede seinen Judasstreich zu vertheidigen, in der Hoffnung, wieder gewählt zu werden, und dann durch ähnliche Streiche vielleicht gar eine Ministerstelle zu erhaschen. Wenn dieser Sitz ihm nur nicht zu hoch ist, da es für ihn schon die Deputirten-Tribüne in Berlin gewesen. Er war Einer der Ersten, die sich den nach Brandenburg Verlaufenen und dem Ministerium Brandenburg anschlossen. Viele Gutgesinnte hegen aber die zuversichtliche Hoffnung, daß in Altenkirchen, wie überhaupt im ganzen preußischen Staate, die Unterdrücker der Freiheit des Volkes, unter welche Herr Oberlandgerichtsrath Neuenburg gehört, nicht gewählt werden, sondern nur Solche, die die Rechte des Volkes zu vertheidigen eben so entschlossen, als fähig sind und allen königlich preußischen Gewaltthaten und christlich-germanischen Erfindungen und „Nvoember-Errungenschaften“ energisch den Krieg erklären. Meteorologische Beobachtungen. _

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 209. Köln, 31. Januar 1849. Beilage, S. 1147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz209b_1849/1>, abgerufen am 29.03.2024.