Neue Rheinische Zeitung. Nr. 207. Köln, 28. Januar 1849. Zweite Ausgabe.Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 207. Köln, Sonntag den 28. Januar. 1849. Zweite Ausgabe. Deutschland. 068 Köln, 27. Jan. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 068 Köln, 27. Januar. Gestern stellte sich wieder einer der September-Flüchtlinge, Friedrich Engels, Redakteur der "Neuen Rheinischen Zeitung", vor den Instruktionsrichter. Es wurde nach kurzem Verhör die Erklärung erlassen, daß nichts gegen ihn vorliege. Dies zur Berichtigung einer kurzen Notiz in der "Düsseldorfer Zeitung." * Köln, 27. Jan. Ver einigen Tagen lief hier in der Stadt ein Bezirksfeldwebel mit einem gewaltigen Paket Briefe herum, die er an die Adressaten, lauter Reservisten und Landwehrmänner des 1. Aufgebots vertheilte. Als die Empfänger diese Briefe öffneten, fanden sie darin -- den Neujahrswunsch Sr. Majestät des Königs an "Mein herrliches Kriegsheer, Linie und Landwehr!" So agitirt die königl. preußische schwarz-weiße Kamarilla offiziell vermittelst der Landwehr-Bezirksfeldwebel am Vorabend der Wahlen. Ein Exemplar dieser gratis zugesandten Armeebefehle liegt in der Expedition dieser Zeitung zur beliebigen Ansicht bereit. 068 Köln, 27. Januar. Der kommissarische Oberbürgemeister Hr. Gräff läßt uns mit lobenswerther Eile so eben folgende Antwort auf unsre gestrige Interpellation zukommen: Auf die Anfrage in der neuen rheinischen Zeitung vom heutigen Tage unter der Rubrik "Köln, den 26. Januar" bemerke ich, daß nach der amtlichen Aufstellung der hiesigen Kommandantur vom 11. d. Monats die Seelenzahl in der Dominikanerkaserne 1266 Seelen und 277 Urwähler beträgt, sohin die Wahl von 5 Wahlmännern ganz richtig ist. Die Angabe in der spätern Bekanntmachung, daß nur 3 Wahlmänner zu wählen, beruht auf einem Schreibfehler. Der betreffende Wahlkommissar hatte auch deshalb angefragt und war ihm das obige Sachverhältniß zum Bescheid geworden. Köln, den 27. Januar 1849. Der kommissarische Oberbürgermeister. Graeff. An die Redaktion der neuen rheinischen Zeitung hier. Hiernach wäre Hr. Gräff also bei der Sache unbetheiligt, und Herr Oberst Engels allein hätte sich noch zu rechtfertigen. Wir erklären, daß wir die Mittheilung, in der Artillerie-Kaserne seien nur 830-850 Seelen domizilirt, aus sehr guter Quelle erhalten und erst nach wiederholt eingezogenen Erkundigungen aufgenommen haben. Wir können natürlich unsre Quelle nicht angeben, man begreift aus welchen Gründen. Wir fordern nun Hrn. Engels auf, den specifizirten Nachweis der Existenz obiger 1266 Kasernenbewohner zu liefern. Sollte Hr. Engels sich dazu nicht veranlaßt sehn, so dürfte die N. Rh. Ztg. in Kurzem vielleicht im Stande sein, den specifizirten Nachweis ihrer Behauptung zu liefern, soweit dies nämlich möglich ist bei dem Geheimniß, das Alles umhüllt was in einer preußischen Kaserne vorgeht. 113 Aus dem untern Kreise Solingen. Auch von hier kann ich Ihnen die erfreuliche Mittheilung machen, daß die Demokratie bei den Wahlen den Sieg davon getragen hat, fast drei Viertel der Wahlmänner sind entschiedene Demokraten, und steht zu erwarten, daß wenn die Wahlen im obern Kreise Solingen so wie im Kreise Lennep nur in etwa gut ausgefallen sind, wir zur zweiten Kammer unsere Kandidaten zu Abgeordneten durchbringen werden. 070 Attendorn, 24. Januar. Die Wahlen in unserer Stadt sind auf entschiedene Demokraten gefallen. Mit fast doppelter Majorität gingen alle sechs Wahlmänner aus der Wahlurne hervor. -- Von den in den Landgemeinden des Amts Attendorn gewählten zwölf Wahlmännern gehören eilf der Demokratie an. In unserer Nachbarstadt Olpe hat die Demokratie ebenfalls den Sieg davon getragen. Die dort erwählten sieben Wahlmänner sind entschiedene Anhänger der Volkssache. Dem dortigen Piusvereine waren die Augen aufgegangen, und er hatte sich theilweise dem politischen Vereine angeschlossen. -- In dem benachbarten Bilstein wurden 2 entschiedene Democraten gewählt. -- Ueberhaupt ist der Sieg der Demokratie bei den Wahlen im Kreise Olpe außer allem Zweifel. Nur in einigen wenigen Gemeinden, wo noch gar keine politische Bildung zu finden, und die Männer des Geldes im Bunde mit der jüngern Geistlichkeit in ihrer Omnipotenz da stehen, sind die Wahlen im Sinne der Reaktion ausgefallen. 115 Dortmund, 25. Januar. Das genauere Resultat unserer Wahlen ist folgendes: Unter 34 Wahlmännern sind 28 demokratische Kandidaten durchgesetzt. Das für Westphalen überraschende Resultat wurde durch die Theilnahme des Mittelstandes (avis a M. Brüggemann!) bei den Wahlen zu Wege gebracht, und diese Theilnahme war Folge der Fluth von Traktätlein (encore avis a M. Brüggemann) und des glorreichen Manteuffel'schen Regiments. In Iserlohn hat die Volkspartei unter 42 zu Wählenden 36 Wahlmänner durchgesetzt. 102 Trier, 24. Januar. "Wie beim Gähren des Weines der Dreck anfangs oben schwimmt, allmählich aber von den edlen, aufquillenden Perlen verdrängt wird, um für immer am Boden zu liegen, so wird auch jetzt wohl bei den Wahlen der Dreck (das Volk) von den edlen Perlen (der Bourgeoisie) auf ewige Zeiten zu Boden geschleudert werden." Dies waren die Worte, womit Herr Druckenmüller, Direktor der hiesigen Bürgerschule, bei einer Heulerversammlung am 21. d. Mts. den "bevorstehenden" Sieg der Herren Bourgeois (der Perlen) celebrirte. Hr. Druckenmüller, der Schreinerssohn, der sich in seiner natürlichen Bescheidenheit mit den edlen Perlen des Vereins vergleicht, scheint vergessen zu haben, wie er eben diesem sogenannten "Dreck" entsprossen und wie seine nächsten Verwandten sich heute noch in den Dreckregionen bewegen. Jene klassischen Worte entzückten gewaltig die Herren Bourgeois; sie jubilirten und sangen und tranken des "perlenden" Champagners bis in die späte Nacht hinein, zur Feier des zu erwartenden Sieges -- der Perlen über den Dreck. Und jetzt möchten wir Hrn. Druckenmüller fragen, wer nun eigentlich als "Dreck" zu bezeichnen sei? Die Demokratie trug den glänzendsten Sieg davon -- trotz des Ausschlusses von 1100 demokratischen Wählern, worüber ich Ihnen in meinem Briefe vom 18. berichtete, und trotz aller sonstigen Manöver der edlen Heulerzunft. Von den 72 Wahlmännern, welche Trier mit den Vorstädten zu wählen hatte, trugen 71 Kandidaten der Demokratie den entschiedensten Sieg davon; nur ein einziger Heuler echappirte, dessen Wahl nebenbei noch, wegen gewisser unschuldiger Umtriebe, contestirt wird. Unsere Bevölkerung hat den Heulern, so wie den Pfaffen einen Schlag versetzt, den sie denn doch nicht erwarteten. -- Bezeichnend für den Geist unseres Volkes sind ewige Zwischenfälle, die man bei den Wahlen zu beobachten Gelegenheit hatte. So war z. B. in einem Bezirke von den Demokraten ein einfacher Israelite als Kandidat aufgestellt, während die Pfaffen den durch die Bonner Professoren Gildemeister und Sybel bei Gelegenheit des "heiligen" Rockes so sehr blamirten Professor des Seminars, Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 207. Köln, Sonntag den 28. Januar. 1849. Zweite Ausgabe. Deutschland. 068 Köln, 27. Jan. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 068 Köln, 27. Januar. Gestern stellte sich wieder einer der September-Flüchtlinge, Friedrich Engels, Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“, vor den Instruktionsrichter. Es wurde nach kurzem Verhör die Erklärung erlassen, daß nichts gegen ihn vorliege. Dies zur Berichtigung einer kurzen Notiz in der „Düsseldorfer Zeitung.“ * Köln, 27. Jan. Ver einigen Tagen lief hier in der Stadt ein Bezirksfeldwebel mit einem gewaltigen Paket Briefe herum, die er an die Adressaten, lauter Reservisten und Landwehrmänner des 1. Aufgebots vertheilte. Als die Empfänger diese Briefe öffneten, fanden sie darin — den Neujahrswunsch Sr. Majestät des Königs an „Mein herrliches Kriegsheer, Linie und Landwehr!“ So agitirt die königl. preußische schwarz-weiße Kamarilla offiziell vermittelst der Landwehr-Bezirksfeldwebel am Vorabend der Wahlen. Ein Exemplar dieser gratis zugesandten Armeebefehle liegt in der Expedition dieser Zeitung zur beliebigen Ansicht bereit. 068 Köln, 27. Januar. Der kommissarische Oberbürgemeister Hr. Gräff läßt uns mit lobenswerther Eile so eben folgende Antwort auf unsre gestrige Interpellation zukommen: Auf die Anfrage in der neuen rheinischen Zeitung vom heutigen Tage unter der Rubrik „Köln, den 26. Januar“ bemerke ich, daß nach der amtlichen Aufstellung der hiesigen Kommandantur vom 11. d. Monats die Seelenzahl in der Dominikanerkaserne 1266 Seelen und 277 Urwähler beträgt, sohin die Wahl von 5 Wahlmännern ganz richtig ist. Die Angabe in der spätern Bekanntmachung, daß nur 3 Wahlmänner zu wählen, beruht auf einem Schreibfehler. Der betreffende Wahlkommissar hatte auch deshalb angefragt und war ihm das obige Sachverhältniß zum Bescheid geworden. Köln, den 27. Januar 1849. Der kommissarische Oberbürgermeister. Graeff. An die Redaktion der neuen rheinischen Zeitung hier. Hiernach wäre Hr. Gräff also bei der Sache unbetheiligt, und Herr Oberst Engels allein hätte sich noch zu rechtfertigen. Wir erklären, daß wir die Mittheilung, in der Artillerie-Kaserne seien nur 830-850 Seelen domizilirt, aus sehr guter Quelle erhalten und erst nach wiederholt eingezogenen Erkundigungen aufgenommen haben. Wir können natürlich unsre Quelle nicht angeben, man begreift aus welchen Gründen. Wir fordern nun Hrn. Engels auf, den specifizirten Nachweis der Existenz obiger 1266 Kasernenbewohner zu liefern. Sollte Hr. Engels sich dazu nicht veranlaßt sehn, so dürfte die N. Rh. Ztg. in Kurzem vielleicht im Stande sein, den specifizirten Nachweis ihrer Behauptung zu liefern, soweit dies nämlich möglich ist bei dem Geheimniß, das Alles umhüllt was in einer preußischen Kaserne vorgeht. 113 Aus dem untern Kreise Solingen. Auch von hier kann ich Ihnen die erfreuliche Mittheilung machen, daß die Demokratie bei den Wahlen den Sieg davon getragen hat, fast drei Viertel der Wahlmänner sind entschiedene Demokraten, und steht zu erwarten, daß wenn die Wahlen im obern Kreise Solingen so wie im Kreise Lennep nur in etwa gut ausgefallen sind, wir zur zweiten Kammer unsere Kandidaten zu Abgeordneten durchbringen werden. 070 Attendorn, 24. Januar. Die Wahlen in unserer Stadt sind auf entschiedene Demokraten gefallen. Mit fast doppelter Majorität gingen alle sechs Wahlmänner aus der Wahlurne hervor. — Von den in den Landgemeinden des Amts Attendorn gewählten zwölf Wahlmännern gehören eilf der Demokratie an. In unserer Nachbarstadt Olpe hat die Demokratie ebenfalls den Sieg davon getragen. Die dort erwählten sieben Wahlmänner sind entschiedene Anhänger der Volkssache. Dem dortigen Piusvereine waren die Augen aufgegangen, und er hatte sich theilweise dem politischen Vereine angeschlossen. — In dem benachbarten Bilstein wurden 2 entschiedene Democraten gewählt. — Ueberhaupt ist der Sieg der Demokratie bei den Wahlen im Kreise Olpe außer allem Zweifel. Nur in einigen wenigen Gemeinden, wo noch gar keine politische Bildung zu finden, und die Männer des Geldes im Bunde mit der jüngern Geistlichkeit in ihrer Omnipotenz da stehen, sind die Wahlen im Sinne der Reaktion ausgefallen. 115 Dortmund, 25. Januar. Das genauere Resultat unserer Wahlen ist folgendes: Unter 34 Wahlmännern sind 28 demokratische Kandidaten durchgesetzt. Das für Westphalen überraschende Resultat wurde durch die Theilnahme des Mittelstandes (avis à M. Brüggemann!) bei den Wahlen zu Wege gebracht, und diese Theilnahme war Folge der Fluth von Traktätlein (encore avis à M. Brüggemann) und des glorreichen Manteuffel'schen Regiments. In Iserlohn hat die Volkspartei unter 42 zu Wählenden 36 Wahlmänner durchgesetzt. 102 Trier, 24. Januar. „Wie beim Gähren des Weines der Dreck anfangs oben schwimmt, allmählich aber von den edlen, aufquillenden Perlen verdrängt wird, um für immer am Boden zu liegen, so wird auch jetzt wohl bei den Wahlen der Dreck (das Volk) von den edlen Perlen (der Bourgeoisie) auf ewige Zeiten zu Boden geschleudert werden.“ Dies waren die Worte, womit Herr Druckenmüller, Direktor der hiesigen Bürgerschule, bei einer Heulerversammlung am 21. d. Mts. den „bevorstehenden“ Sieg der Herren Bourgeois (der Perlen) celebrirte. Hr. Druckenmüller, der Schreinerssohn, der sich in seiner natürlichen Bescheidenheit mit den edlen Perlen des Vereins vergleicht, scheint vergessen zu haben, wie er eben diesem sogenannten „Dreck“ entsprossen und wie seine nächsten Verwandten sich heute noch in den Dreckregionen bewegen. Jene klassischen Worte entzückten gewaltig die Herren Bourgeois; sie jubilirten und sangen und tranken des „perlenden“ Champagners bis in die späte Nacht hinein, zur Feier des zu erwartenden Sieges — der Perlen über den Dreck. Und jetzt möchten wir Hrn. Druckenmüller fragen, wer nun eigentlich als „Dreck“ zu bezeichnen sei? Die Demokratie trug den glänzendsten Sieg davon — trotz des Ausschlusses von 1100 demokratischen Wählern, worüber ich Ihnen in meinem Briefe vom 18. berichtete, und trotz aller sonstigen Manöver der edlen Heulerzunft. Von den 72 Wahlmännern, welche Trier mit den Vorstädten zu wählen hatte, trugen 71 Kandidaten der Demokratie den entschiedensten Sieg davon; nur ein einziger Heuler echappirte, dessen Wahl nebenbei noch, wegen gewisser unschuldiger Umtriebe, contestirt wird. Unsere Bevölkerung hat den Heulern, so wie den Pfaffen einen Schlag versetzt, den sie denn doch nicht erwarteten. — Bezeichnend für den Geist unseres Volkes sind ewige Zwischenfälle, die man bei den Wahlen zu beobachten Gelegenheit hatte. So war z. B. in einem Bezirke von den Demokraten ein einfacher Israelite als Kandidat aufgestellt, während die Pfaffen den durch die Bonner Professoren Gildemeister und Sybel bei Gelegenheit des „heiligen“ Rockes so sehr blamirten Professor des Seminars, <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="1135"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>No 207. Köln, Sonntag den 28. 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Gräff also bei der Sache unbetheiligt, und Herr Oberst Engels allein hätte sich noch zu rechtfertigen.</p> <p>Wir erklären, daß wir die Mittheilung, in der Artillerie-Kaserne seien nur 830-850 Seelen domizilirt, aus <hi rendition="#g">sehr guter</hi> Quelle erhalten und erst nach <hi rendition="#g">wiederholt eingezogenen Erkundigungen</hi> aufgenommen haben. Wir können natürlich unsre Quelle nicht angeben, man begreift aus welchen Gründen. Wir fordern nun Hrn. Engels auf, den specifizirten Nachweis der Existenz obiger 1266 Kasernenbewohner zu liefern. Sollte Hr. Engels sich dazu nicht veranlaßt sehn, so dürfte die N. Rh. 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Mit fast doppelter Majorität gingen alle sechs Wahlmänner aus der Wahlurne hervor. — Von den in den Landgemeinden des Amts Attendorn gewählten zwölf Wahlmännern gehören eilf der Demokratie an. In unserer Nachbarstadt Olpe hat die Demokratie ebenfalls den Sieg davon getragen. Die dort erwählten sieben Wahlmänner sind entschiedene Anhänger der Volkssache. Dem dortigen Piusvereine waren die Augen aufgegangen, und er hatte sich theilweise dem politischen Vereine angeschlossen. — In dem benachbarten Bilstein wurden 2 entschiedene Democraten gewählt. — Ueberhaupt ist der Sieg der Demokratie bei den Wahlen im Kreise Olpe außer allem Zweifel. Nur in einigen wenigen Gemeinden, wo noch gar keine politische Bildung zu finden, und die Männer des Geldes im Bunde mit der <hi rendition="#g">jüngern</hi> Geistlichkeit in ihrer Omnipotenz da stehen, sind die Wahlen im Sinne der Reaktion ausgefallen.</p> </div> <div xml:id="ar207-2_007" type="jArticle"> <head><bibl><author>115</author></bibl> Dortmund, 25. Januar.</head> <p>Das genauere Resultat unserer Wahlen ist folgendes: Unter 34 Wahlmännern sind 28 demokratische Kandidaten durchgesetzt. Das für Westphalen überraschende Resultat wurde durch die <hi rendition="#g">Theilnahme des Mittelstandes</hi> (avis à M. Brüggemann!) bei den Wahlen zu Wege gebracht, und diese Theilnahme war Folge der Fluth von Traktätlein (encore avis à M. Brüggemann) und des glorreichen Manteuffel'schen Regiments. In Iserlohn hat die Volkspartei unter 42 zu Wählenden 36 Wahlmänner durchgesetzt.</p> </div> <div xml:id="ar207-2_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>102</author></bibl> Trier, 24. 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Jene klassischen Worte entzückten gewaltig die Herren Bourgeois; sie jubilirten und sangen und tranken des „perlenden“ Champagners bis in die späte Nacht hinein, zur Feier des zu erwartenden Sieges — der Perlen über den Dreck. Und jetzt möchten wir Hrn. Druckenmüller fragen, wer nun eigentlich als „Dreck“ zu bezeichnen sei? Die Demokratie trug den glänzendsten Sieg davon — trotz des Ausschlusses von 1100 demokratischen Wählern, worüber ich Ihnen in meinem Briefe vom 18. berichtete, und trotz aller sonstigen Manöver der edlen Heulerzunft. Von den 72 Wahlmännern, welche Trier mit den Vorstädten zu wählen hatte, trugen 71 Kandidaten der Demokratie den entschiedensten Sieg davon; nur ein einziger Heuler echappirte, dessen Wahl nebenbei noch, wegen gewisser unschuldiger Umtriebe, contestirt wird. Unsere Bevölkerung hat den Heulern, so wie den Pfaffen einen Schlag versetzt, den sie denn doch nicht erwarteten. — Bezeichnend für den Geist unseres Volkes sind ewige Zwischenfälle, die man bei den Wahlen zu beobachten Gelegenheit hatte. So war z. B. in einem Bezirke von den Demokraten ein einfacher Israelite als Kandidat aufgestellt, während die Pfaffen den durch die Bonner Professoren Gildemeister und Sybel bei Gelegenheit des „heiligen“ Rockes so sehr blamirten Professor des Seminars, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1135/0001]
Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 207. Köln, Sonntag den 28. Januar. 1849. Zweite Ausgabe. Deutschland. 068 Köln, 27. Jan. _ 068 Köln, 27. Januar. Gestern stellte sich wieder einer der September-Flüchtlinge, Friedrich Engels, Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“, vor den Instruktionsrichter. Es wurde nach kurzem Verhör die Erklärung erlassen, daß nichts gegen ihn vorliege. Dies zur Berichtigung einer kurzen Notiz in der „Düsseldorfer Zeitung.“
* Köln, 27. Jan. Ver einigen Tagen lief hier in der Stadt ein Bezirksfeldwebel mit einem gewaltigen Paket Briefe herum, die er an die Adressaten, lauter Reservisten und Landwehrmänner des 1. Aufgebots vertheilte. Als die Empfänger diese Briefe öffneten, fanden sie darin — den Neujahrswunsch Sr. Majestät des Königs an „Mein herrliches Kriegsheer, Linie und Landwehr!“ So agitirt die königl. preußische schwarz-weiße Kamarilla offiziell vermittelst der Landwehr-Bezirksfeldwebel am Vorabend der Wahlen. Ein Exemplar dieser gratis zugesandten Armeebefehle liegt in der Expedition dieser Zeitung zur beliebigen Ansicht bereit.
068 Köln, 27. Januar. Der kommissarische Oberbürgemeister Hr. Gräff läßt uns mit lobenswerther Eile so eben folgende Antwort auf unsre gestrige Interpellation zukommen:
Auf die Anfrage in der neuen rheinischen Zeitung vom heutigen Tage unter der Rubrik „Köln, den 26. Januar“ bemerke ich, daß nach der amtlichen Aufstellung der hiesigen Kommandantur vom 11. d. Monats die Seelenzahl in der Dominikanerkaserne 1266 Seelen und 277 Urwähler beträgt, sohin die Wahl von 5 Wahlmännern ganz richtig ist. Die Angabe in der spätern Bekanntmachung, daß nur 3 Wahlmänner zu wählen, beruht auf einem Schreibfehler. Der betreffende Wahlkommissar hatte auch deshalb angefragt und war ihm das obige Sachverhältniß zum Bescheid geworden.
Köln, den 27. Januar 1849.
Der kommissarische Oberbürgermeister. Graeff.
An die Redaktion der neuen rheinischen Zeitung hier.
Hiernach wäre Hr. Gräff also bei der Sache unbetheiligt, und Herr Oberst Engels allein hätte sich noch zu rechtfertigen.
Wir erklären, daß wir die Mittheilung, in der Artillerie-Kaserne seien nur 830-850 Seelen domizilirt, aus sehr guter Quelle erhalten und erst nach wiederholt eingezogenen Erkundigungen aufgenommen haben. Wir können natürlich unsre Quelle nicht angeben, man begreift aus welchen Gründen. Wir fordern nun Hrn. Engels auf, den specifizirten Nachweis der Existenz obiger 1266 Kasernenbewohner zu liefern. Sollte Hr. Engels sich dazu nicht veranlaßt sehn, so dürfte die N. Rh. Ztg. in Kurzem vielleicht im Stande sein, den specifizirten Nachweis ihrer Behauptung zu liefern, soweit dies nämlich möglich ist bei dem Geheimniß, das Alles umhüllt was in einer preußischen Kaserne vorgeht.
113 Aus dem untern Kreise Solingen. Auch von hier kann ich Ihnen die erfreuliche Mittheilung machen, daß die Demokratie bei den Wahlen den Sieg davon getragen hat, fast drei Viertel der Wahlmänner sind entschiedene Demokraten, und steht zu erwarten, daß wenn die Wahlen im obern Kreise Solingen so wie im Kreise Lennep nur in etwa gut ausgefallen sind, wir zur zweiten Kammer unsere Kandidaten zu Abgeordneten durchbringen werden.
070 Attendorn, 24. Januar. Die Wahlen in unserer Stadt sind auf entschiedene Demokraten gefallen. Mit fast doppelter Majorität gingen alle sechs Wahlmänner aus der Wahlurne hervor. — Von den in den Landgemeinden des Amts Attendorn gewählten zwölf Wahlmännern gehören eilf der Demokratie an. In unserer Nachbarstadt Olpe hat die Demokratie ebenfalls den Sieg davon getragen. Die dort erwählten sieben Wahlmänner sind entschiedene Anhänger der Volkssache. Dem dortigen Piusvereine waren die Augen aufgegangen, und er hatte sich theilweise dem politischen Vereine angeschlossen. — In dem benachbarten Bilstein wurden 2 entschiedene Democraten gewählt. — Ueberhaupt ist der Sieg der Demokratie bei den Wahlen im Kreise Olpe außer allem Zweifel. Nur in einigen wenigen Gemeinden, wo noch gar keine politische Bildung zu finden, und die Männer des Geldes im Bunde mit der jüngern Geistlichkeit in ihrer Omnipotenz da stehen, sind die Wahlen im Sinne der Reaktion ausgefallen.
115 Dortmund, 25. Januar. Das genauere Resultat unserer Wahlen ist folgendes: Unter 34 Wahlmännern sind 28 demokratische Kandidaten durchgesetzt. Das für Westphalen überraschende Resultat wurde durch die Theilnahme des Mittelstandes (avis à M. Brüggemann!) bei den Wahlen zu Wege gebracht, und diese Theilnahme war Folge der Fluth von Traktätlein (encore avis à M. Brüggemann) und des glorreichen Manteuffel'schen Regiments. In Iserlohn hat die Volkspartei unter 42 zu Wählenden 36 Wahlmänner durchgesetzt.
102 Trier, 24. Januar. „Wie beim Gähren des Weines der Dreck anfangs oben schwimmt, allmählich aber von den edlen, aufquillenden Perlen verdrängt wird, um für immer am Boden zu liegen, so wird auch jetzt wohl bei den Wahlen der Dreck (das Volk) von den edlen Perlen (der Bourgeoisie) auf ewige Zeiten zu Boden geschleudert werden.“ Dies waren die Worte, womit Herr Druckenmüller, Direktor der hiesigen Bürgerschule, bei einer Heulerversammlung am 21. d. Mts. den „bevorstehenden“ Sieg der Herren Bourgeois (der Perlen) celebrirte. Hr. Druckenmüller, der Schreinerssohn, der sich in seiner natürlichen Bescheidenheit mit den edlen Perlen des Vereins vergleicht, scheint vergessen zu haben, wie er eben diesem sogenannten „Dreck“ entsprossen und wie seine nächsten Verwandten sich heute noch in den Dreckregionen bewegen. Jene klassischen Worte entzückten gewaltig die Herren Bourgeois; sie jubilirten und sangen und tranken des „perlenden“ Champagners bis in die späte Nacht hinein, zur Feier des zu erwartenden Sieges — der Perlen über den Dreck. Und jetzt möchten wir Hrn. Druckenmüller fragen, wer nun eigentlich als „Dreck“ zu bezeichnen sei? Die Demokratie trug den glänzendsten Sieg davon — trotz des Ausschlusses von 1100 demokratischen Wählern, worüber ich Ihnen in meinem Briefe vom 18. berichtete, und trotz aller sonstigen Manöver der edlen Heulerzunft. Von den 72 Wahlmännern, welche Trier mit den Vorstädten zu wählen hatte, trugen 71 Kandidaten der Demokratie den entschiedensten Sieg davon; nur ein einziger Heuler echappirte, dessen Wahl nebenbei noch, wegen gewisser unschuldiger Umtriebe, contestirt wird. Unsere Bevölkerung hat den Heulern, so wie den Pfaffen einen Schlag versetzt, den sie denn doch nicht erwarteten. — Bezeichnend für den Geist unseres Volkes sind ewige Zwischenfälle, die man bei den Wahlen zu beobachten Gelegenheit hatte. So war z. B. in einem Bezirke von den Demokraten ein einfacher Israelite als Kandidat aufgestellt, während die Pfaffen den durch die Bonner Professoren Gildemeister und Sybel bei Gelegenheit des „heiligen“ Rockes so sehr blamirten Professor des Seminars,
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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