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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 194. Köln, 13. Januar 1849.

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komme nun dieser Heinzen, so roh, so giftig, so lügenhaft, um ihn zu schmähen, zu verkleinern und zu verdächtigen, während von Nord und Süd, Ost und West Deutschlands und der Schweiz ihm die rührendsten Beweise von Liebe und Achtung zu Theil würden. Und (Hecker's Brief ist datirt Muttenz, 31. Juli 1848.) jene verkleinernde Briefe habe Heinzen in die "New-Yorker Schnellpost" geschrieben "zu einer Zeit, da dieser Mensch mit mir freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten schien." Herr Hecker hebt hervor, daß er nie einem Fürsten gedient habe, während Herr Heinzen "fürstlicher Söldner" gewesen, und, ein junger, rüstiger, kräftiger Mann, seit Jahren von politischen Almosen lebe. "Für einen gesunden, rüstigen Mann, für einen Mann, der sich für ein Genie ausgiebt, wie Herr Heinzen, wäre es, wenn er wirklich die geistige Größe gewesen wäre, für die er sich ausgeben möchte, nicht schwer geworden, durch eigne Kraft sich zu erhalten, statt um des politischen Glaubens willen Jahre lang Unterstützungen in Anspruch zu nehmen; die Republik ist und soll sein ein Arbeitsstaat, nur Arbeit giebt Ehre.

Wo war denn aber Herr Heinzen in den stürmischen Tagen der deutschen Revolution? Warum ist er nicht auf dem kürzesten Wege nach der Rheinprovinz gereist und hat dorten den Aufstand organisirt und geleitet; warum zog er hinter den Grenzmarken Deutschlands umher, während wir Anderen in Sturm und Schnee, auf steilen Bergpfaden und tiefen Thälern das republikanische Banner trugen, und den Kugeln der Feinde uns aussetzten? Warum eilte der große Dictator nicht auf Sturmesflügeln in's deutsche Land, warum ließ er sich erst in Hüningen sehen, als der unglückliche Ausgang vor Augen lag?" Freilich war Heinzen schwer von Hecker beleidigt worden; dieser hatte ihm in einem Wortwechsel gesagt, er, Heinzen, sei kein Publicist, es fehle ihm dazu das Genie und das Wissen, und dadurch sei der ungeheure Eigendünkel dieses Mannes auf das Unersetzlichste verletzt worden. Auch Geldgeschichten spielen hinein; mit Heinzen hätten die Flüchtlinge endlich alle Gemeinschaft abgebrochen. Hecker schildert unsern Wahlkandidaten mit folgenden Worten: "Herr Heinzen leidet offenbar an folgenden unheilbaren Krankheiten: an der Idee, welche beschränkten Menschen eigen ist, daß er der größte Mann Europa's und zum Dictator gestempelt sei; an der wenig republikanischen Eigenschaft, aus der Unterstützung Anderer gut leben zu wollen, statt durch Arbeiten sich in die Lage zu setzen, Almosen zurückzuweisen; und endlich durch grenzenlose Hoffahrt und Grobheit überall, wo er hinkommt, Händel anzufangen und gegen Andere, die seiner "Größe" sich nicht beugen, ihn nicht als den sublimsten Einzigen anerkennen, mit allen Mitteln zu operiren." -- Diese wenig schmeichelhafte Empfehlung hat Hrn. Heinzen sehr geschadet, um so mehr, da Sachverständige zugeben, daß "Fritz" nicht allzu dunkel gemalt habe.

Italien.
* Bologna, 31. Dez.

Die beiden hiesigen Volkscirkel haben durch eine energische Volksadresse den Anschluß des Stadtraths an den jüngsten Protest des Papstes aufs Entschiedenste desavouirt. Die Adresse wurde in einer außerordentlichen Sitzung der Cirkel, unter dem Schutze des durch seine revolutionäre Begeisterung bekannten Bataillons Zambeccari entworfen, mit stürmischem Jubel angenommen und dann unter dem Jauchzen des Volks zum Präsidenten des Stadtraths, Senator Zucchini, getragen, der sich zur Erwägung der Schlußbedingung der Adresse: "Der Stadtrath möge seinen Entschluß widerrufen oder abdanken" eine 24stündige Bedenkzeit ausbat. In der Zwischenzeit ließ der Prolegat das Dekret der Junta über die Berufung der Constituante bereits affichiren.

* Turin, 5. Januar.

Trotz des neuen Gesetzes, welches Radetzki gegen die Auswanderung erlassen hat, wimmeln unsre Gränzen von jungen Leuten aus der Lombardei, die sich der Conscription durch die Flucht entzogen haben. Zu Novarra, in dessen Nähe die Oesterreicher stehen, und bei der geringsten Bewegung auf piemontesischer Seite zittern, kommen überdies täglich ungarische Deserteurs an, um sich in unser Heer aufnehmen zu lassen.

Zu Mailand, schreibt man uns, herrscht große Aufregung. Eine Demonstration, die am Neujahrstage an der Porta Romana (gewöhnlich Corso Garibaldi genannt) stattfinden sollte, ist durch Radetzky verboten worden, indem er den Corso gleichzeitig mit 12 Kanonen besetzen ließ. Bergamo wird im Augenblick ärger tyrannisirt, als jemals. Nach 10 Uhr Abends darf Niemand mehr ausgehn, jede Nacht werden Verhaftungen vorgenommen, das Castell wird befestigt und mit Mörsern bepflanzt, um die Stadt im Nothfall bombardiren zu können. Alles deutet an, daß man einen nahen Ausbruch der Feindseligkeiten befürchtet.

* Venedig.

Die provisorische Regierung hat ein Dekret erlassen, wodurch sie eine permanente Versammlung der Repräsentanten des Staates mit der Gewalt einsetzt, über sämmtliche inneren und äußeren Angelegenheiten Venedigs zu enscheiden. Die Repräsentanten werden in der Proportion von 1 auf 1500 durch allgemeines Stimmrecht gewählt, jeder Bürger von 21 Jahren und darüber ist Wähler, die Wahlen beginnen am 20. Januar und die Versammlung wird nach Beendigung der Wahlen sofort zusammentreten. Das Mandat der Repräsentanten soll 6 Monate dauern.

Schweiz.
** Bern, 8. Jan.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Basel, 4. Jan.

Nach unserer Berechnung erscheinen dermalen ohne Amtsblätter 98 Blätter politischer Tendenz oder mit politischen Nachrichten in der Schweiz, ungefähr 11 mehr als beim Beginn des vorigen Jahres; und mehrere haben die Zahl ihrer wöchentlichen Erscheinungstage gesteigert. Die meisten Blätter gehören der freiern Richtung an, jedoch mit verschiedenen, zum Theil sehr starken Schattirungen. Die Stärke der Rechten zur Linken verhält sich, wenn man nur die Zahl der Blätter in Anschlag bringt, ungefähr wie 1 : 2, ist hingegen geringer, wenn man die Zahl der Erscheinungstage und den dem politischen Stoff gewidmeten Theil in Vergleichung zieht. Die meisten Blätter erscheinen natürlich im Kanton Bern, nämlich 21, und zwar 7 davon wöchentlich 6-7 Mal. Uebrigens ist im Verhältniß seiner Volkszahl der Kanton Basel in der Schweizerpresse am stärksten vertreten. Es gibt keinen einzigen Kanton mehr ohne ein öffentliches Blatt. Die französische Schweiz zählt 17, die italienische 2 und die romanische Schweiz 1 Zeitungsorgan, die übrigen sind deutsch geschrieben.

Die periodische Presse würde zuverläßig in der Schweiz einen bedeutenden Aufschwung nehmen, wenn sie von den vielen fiskalischen Fesseln, welche ihr die Kantonsbegehrlichkeit angelegt hat, befreit würde. Während man selbst in Ländern, wo man auf politische Bildung des Volkes, auf Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, auf Gestaltung der öffentlichen Meinung und auf Veredlung des Gemüthes weit weniger Werth legt als in der Schweiz, den Zeitungsstempel aufhebt, gibt es noch Kantonsregierungen, die ohne diese indirekte Steuer, die sie von der Lernbegierde und Leselust des Volkes erheben, nicht bestehen zu können glauben. Dazu kommen dann noch für Versendung der Blätter Postgebühren, wie sie wohl in der ganzen Welt für so geringe Entfernungen nirgends bestehen. Daher ist es auch den Schweizerblättern so schwer, in Bezug auf innere Ausstattung mit fremden Blättern, die einen weiten Kreis ungehemmter Thätigkeit haben, zu wetteifern, sich über den beschränkten Gesichtspunkt der Kantönlichkeit zu erheben und einen allgemeinen Charakter anzunehmen.

(Schweiz. N. Z.)
Französische Republik.
12 Paris, 10. Jan.

Der Freund Louis Philipps, der Mann mit der "schönen Stimme", der als Sänger seine Carriere begann, als Dekan der medizinischen Fakultät sie fortsetzte, und sie als Paire de France geendet hätte, der Mann, der in seinem wissenschaftlichen Streite mit Raspail durch seine politische Stellung beständig seinen Prozeß gewann, und dadurch Unschuldige in Vergiftungsprozessen verurtheilen half; dieser Mann des Wissens und Singens steht ebenso beschmutzt, beschimpft da, wie vor einigen Monaten Libri, der gelehrte Bibliothekar und Freund Guizot's. Zwei "deutsche Gelehrte", der eine ein Spanier, der andere ein Italiäner, sind weiter nichts als Gauner und Charlatans. Einen schlimmern Streich konnte man den deutschen Gelehrten, die so sehr sich für sie interessirten, nicht spielen. Ein Kredit von 40,000 Fr. wurde für die Anschaffung anatomischer Preparationen bestimmt, Orfila wird angeklagt, sich diese Summe angeeignet zu haben. Ein Defizit von 50,000 Fr. in der akademischen Kassa -- Orfila!! Der berühmte Professor Bouillauld (über Herzkrankheiten) wird abgesetzt, weil er die Rechnungen für Lieferungen nicht unterzeichnen will und Orfila schweigt! Bouillard gesteht laut, daß er nicht unterschreiben will, was nicht geliefert worden, daß er nicht Complice sein wolle, und Orfila schweigt. Wann wird Orfila wieder singen?

12 Paris, 10. Januar.

Ruhe! Ruhe! Wie soll sonst die confiance zurückkommen? Da schreit nun aber die Kammer: Wie könnt Ihr den verbrecherischen Gedanken fassen, uns aufzulösen? Da schreien die Banquiers Fould und Consorten: Wie könnt ihr es wagen noch zusammenzubleiben, ihr die ihr nicht das mindeste confiance einflößt? Da schreien die Departements: Jagt die 900 Kerls auseinander! Und mitten in diesem Conflikte verlangen die Leute, daß die confiance zurückkommen soll! Ruhe und Ordnung zuerst, dann die confiance. Arme Bourgeois mit Eurer confiance! Ihr, die Ihr Euch unter einander nicht mehr traut, wie wollt Ihr, daß Andere Euch trauen? Und wenn Ihr alles auflöset, Napoleon mit der Kammer, und den Louis Philipp und Guizot wieder einsetzt, mit der confiance ist es aus! Die Februar-Revolution hat sie zu Grabe getragen. Die confiance kann aus den jetzigen Verhältnissen nicht mehr erwachsen: die "Ruhe und Ordnung" kann nicht mehr die confiance ermuntern.

Nur die Unruhe, die Unordnung in ihrem letzten Stadium, die Unruhe und Unordnung im bürgerlichen Sinne, d. h. der Krieg kann allein sie wiederbringen. Der Krieg ist das beste Vereinigungsmittel, das wahre soziale Bindemittel. Erst wenn durch den Krieg die gleich verwandten Interessen sich scharf gruppiren, und andere ihren feindseligen Interessen gegenüberstehen, wenn man sieht, wer Freund, wer Feind ist, nur dann kann wieder ein neues Vertrauen entstehen. Krieg! das ist der ganze Inhalt der Rede Ledru Rollin's. Krieg! das ist das Losungswort der ganzen demokratischen Partei. Ledru Rollin hat in seiner Rede den revolutionären Krieg als die einzige Consequenz, als die einzige Rettung der Februar-Revolution dargestellt. "Die Regierungen kennen weiter nichts als unterhandeln, die Völker müssen handeln": das war sein beständiges Thema. "Zeigt mir ein französisches Herz, das nicht gewähnt hat, daß die Februar-Revolution ausgemerzt habe die schändlichen Traktate von Wien, die blutige Schlacht von Waterloo? Wenn das aber die Bedeutung der Februar-Revolution ist, wohlan, so sagt mir, wie Ihr, Minister, das revolutionäre Prinzip geltend macht? Drei Fragen richte ich an Euch: 1) Wo haltet Ihr mit Sizilien? Ihr seid am Unterhandeln, nicht wahr? O, wir kennen diese Antwort aus alten Zeiten (Gelächter). Wenn unter der frühern Regierung die französische Fahne erniedrigt ward, und wir Euch darüber zur Rede stellten, was war Eure Antwort? Wir sind am Unterhandeln! Und wenn die Unterhandlung zu Ende war, so hieß es: das ist ein fact accompli: "Was geschehen ist, ist geschehen". Weg mit dieser Politik! Wir wollen hell sehen in unserer Geschichte! Wo haltet Ihr mit Sizilien? Eine englisch-französische Vermittlung fand Statt: was gab man Euch zur Antwort? "Die Unterhandlungen können nicht auf dem nämlichen Fuße weiter gehn!" Eine andere Macht, Spanien, ist ebenfalls intervenirt und verlangt, daß die contrahirenden Mächte von 1815 alle ohne Ausnahme zugezogen würden. Zum Schlusse kommt noch der Kaiser von Rußland (Bewegung). Und was ließ dieser Euch sagen? Die Traktate von 1815 sind heilig, und zu ihrem Schutze böte er seinen Degen an! So weit steht es mit Eurer Unterhandlung. -- Gehen wir zur römischen Frage über! Zu Rom erhebt sich ein Volk zur Wiedereroberung seiner Rechte. Der Pabst, schlecht berathen, flieht aus Rom; das Volk verlangt seinen Souverän wieder: der Souverän protestirt. Da läßt die oberste Gewalt, die provisorische Regierung, einen Ruf ergehen an das ganze Volk: sie beruft die Constituante! Und Ihr? Ihr, die Ihr wisset, daß die österreichischen Truppen sich aufstellen, um in den Kirchenstaat einzudringen; daß ein Pakt existirt zwischen Neapel und Oesterreich, um den Pabst in seine Staaten wieder einzusetzen: Ihr geht hin und verbündet Euch mit Oesterreich!! Nein, ich kann es nicht glauben; ich habe das Recht, Euch darüber zur Rechenschaft zu stellen. Ist's wahr, daß Ihr in den letzten Tagen vom Dezember einen Cabinetsrath gehalten habt, um Oesterreich und Neapel handeln zu lassen gegen das römische Volk? (Barrot lächelt!) Steht nicht ausdrücklich im Moniteur, daß am Neujahrstage, als das diplomatische Corps dem Präsidenten seine Aufwartung machte, dieser zum Nunzius sagte: Er hoffe den Pabst wieder in seine Staaten eingesetzt zu sehen?

Was thut Ihr, Oestreich und Neapel gegenüber? Ihr unterhandelt statt zu handeln! Und ihr könnt nicht sagen, daß die Anarchie zu Rom herrsche! Nein, Alles ist gesetzmäßig, die Junta regiert gesetzmäßig, erhebt die Steuern gesetzmäßig: Kurz, wie Römische Revolution Anarchie heißt, so heißt die Februarrevolution ebenfalls Anarchie. Zerreißen wir den Schleier; sprechen wir frei: Ich fordere diejenigen auf, welche gegen die Revolution zu Rom protestiren, den Muth zu haben, auch gegen die Februar-Revolution Proteste einzulegen! Ihr sprecht vom Meuchelmord? Ich sage Euch, die Revolution von Rom ist ebenso rechtmäßig, wie die Februar-Revolution! Die Religion kann hier nicht im Spiele sein: ich bin in keinem Conzilium, ich spreche von der Tribüne der Politik aus. Ich frage Euch nochmals: Wenn Oestreich und Neapel interveniren, was wollt Ihr thun? Unterhandeln, nicht wahr; in einem Augenblicke, wo Ihr handeln sollt! -- Ich komme an die lombardische Frage. Eine Conferenz soll in Brüssel Statt finden. Es handelt sich von der Unabhängigkeit der Lombardei. Und Oestreich? Für Oestreich handelt es sich bloß um Regulirung der Kriegskosten! Eure Vermittlung kann nur Frankreich kompromittiren." -- Auf Rußland übergehend, zeigt Ledru-Rollin in großen Zügen die Gefahr, welche allenthalben die Freiheit bedroht! "In 50 Jahren wird Europa kosakisch oder republikanisch sein. Es handelt sich darum, die Republik zu retten; da ist keine Zeit mehr zu unterhandeln!"

Wer eigentlich das Kabinet vertheidigt hat, das ist nicht der Minister; das ist noch weniger Barrot, nein, Larochejaquelin hat den richtigen Punkt getroffen. Wenn die Anklagen Ledru-Rollins gerecht sind, wen trifft die Schuld? Das jetzige Kabinet? Nein, das alte Kabinet, den alten Minister, den Bastide und sein Schild Cavaignac! Die jetzigen Minister setzen nur die alte Politik fort. Also der National, der durch seine Stellung gezwungen ist, dem Ledru-Rollin beizutreten, ist gezwungen, gegen sich selbst, gegen den National aufzutreten. Er gesteht die friedliche Vermittlung des alten Kabinets zu; aber bei dieser friedlichen Vermittlung habe er immer als Prinzip die Abschaffung der Wiener Traktate aufgestellt. Es geht dem National in dieser Geschichte, gerade wie es ihm in seinem Prozesse gegen Hrn. Bernard ergeht. Der Assisenhof hatte nämlich heute eine Klubsgeschichte zu richten. Hr. Bernard ist beschuldigt, die Bürger gegen einander aufgereizt zu haben, durch einen Artikel, worin er die Männer des "National" beschuldigt, alle Plätze, Ministerien, Gesandtschaften in Beschlag genommen zu haben. Nun waren wirklich damals die Redakteure des National die Männer der Regierung, während im Augenblick, wo der Prozeß vor die Assissen ist, der National nichts mehr ist, und der Constitutionnel Hoffnung hat, Alles zu werden. Die Injurien und Schmähungen, die jetzt vom Constitutionnel auf den National fallen, müssen ihn jetzt doppelt peinigen. Die Männer, wie Bernard, treten daher dem National gegenüber, ganz in der Stellung Ledru-Rollin's, während der Constitutionnel für ihn der eigentliche Barrot ist. Er vertheidigt daher seinen alten Feind Bernard und fleht um Nachsicht für ihn bei der Jury, und ärgert sich nur, daß er im Augenblicke, wo er die Gewalt hatte, nicht den Constitutionnel vor der Jury gestellt hatte. In seinem Unglücke lernt der National seine wahren Feinde kennen!

12 Paris, 10. Jan.

Etwas ist uns aus der Februarrevolution geblieben: die Postreform. Sie können sich keinen Begriff machen über die Annehmlichkeiten, über die unendliche Vermehrung von Verbindungen und Anknüpfungen, über den unendlich vermehrten Verkehr, welche diese Reform mit sich gebracht hat. Man denke sich, für etwas mehr als einen Silbergroschen Briefe von allen Punkten Frankreichs empfangen zu können. Und nun die Leichtigkeit des Transports, des Freimachens! Die Bequemlichkeit, in seiner Brieftasche Oblaten bei sich zu führen, die den Portowerth haben, und mit denen man blos die Briefe zuzumachen braucht, um sie zu affranchiren. Nun muß man aber die Lebendigkeit und Regsamkeit der Postbeamten sehen, die durch die Lebhaftigkeit des Antheils, welchen sie an dem Publikum nehmen, der vermehrten Geschäftsthätigkeit allein Stich halten.

Die Postreform wäre in Preußen durch das bloße Auftreten der Büreaukraten schon unmöglich. Und nun dabei die Schleunigkeit der Expedition! Die Korrespondenz ist dreifach so stark geworden; die Anzahl der Briefe aber wird sich wenigstens mit dem Laufe des Jahres um das vierfache vermehren. Nun denke man, daß neben dieser Postreform ein Thurn und Taxis noch in Deutschland besteht!

Um die Organisation des Post- und Briefwesens, wie es jetzt in Frankreich besteht, in Preußen einzuführen, müßte man französische Beamten einsetzen, mit französischen Institutionen. Dagegen

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

komme nun dieser Heinzen, so roh, so giftig, so lügenhaft, um ihn zu schmähen, zu verkleinern und zu verdächtigen, während von Nord und Süd, Ost und West Deutschlands und der Schweiz ihm die rührendsten Beweise von Liebe und Achtung zu Theil würden. Und (Hecker's Brief ist datirt Muttenz, 31. Juli 1848.) jene verkleinernde Briefe habe Heinzen in die „New-Yorker Schnellpost“ geschrieben „zu einer Zeit, da dieser Mensch mit mir freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten schien.“ Herr Hecker hebt hervor, daß er nie einem Fürsten gedient habe, während Herr Heinzen „fürstlicher Söldner“ gewesen, und, ein junger, rüstiger, kräftiger Mann, seit Jahren von politischen Almosen lebe. „Für einen gesunden, rüstigen Mann, für einen Mann, der sich für ein Genie ausgiebt, wie Herr Heinzen, wäre es, wenn er wirklich die geistige Größe gewesen wäre, für die er sich ausgeben möchte, nicht schwer geworden, durch eigne Kraft sich zu erhalten, statt um des politischen Glaubens willen Jahre lang Unterstützungen in Anspruch zu nehmen; die Republik ist und soll sein ein Arbeitsstaat, nur Arbeit giebt Ehre.

Wo war denn aber Herr Heinzen in den stürmischen Tagen der deutschen Revolution? Warum ist er nicht auf dem kürzesten Wege nach der Rheinprovinz gereist und hat dorten den Aufstand organisirt und geleitet; warum zog er hinter den Grenzmarken Deutschlands umher, während wir Anderen in Sturm und Schnee, auf steilen Bergpfaden und tiefen Thälern das republikanische Banner trugen, und den Kugeln der Feinde uns aussetzten? Warum eilte der große Dictator nicht auf Sturmesflügeln in's deutsche Land, warum ließ er sich erst in Hüningen sehen, als der unglückliche Ausgang vor Augen lag?“ Freilich war Heinzen schwer von Hecker beleidigt worden; dieser hatte ihm in einem Wortwechsel gesagt, er, Heinzen, sei kein Publicist, es fehle ihm dazu das Genie und das Wissen, und dadurch sei der ungeheure Eigendünkel dieses Mannes auf das Unersetzlichste verletzt worden. Auch Geldgeschichten spielen hinein; mit Heinzen hätten die Flüchtlinge endlich alle Gemeinschaft abgebrochen. Hecker schildert unsern Wahlkandidaten mit folgenden Worten: „Herr Heinzen leidet offenbar an folgenden unheilbaren Krankheiten: an der Idee, welche beschränkten Menschen eigen ist, daß er der größte Mann Europa's und zum Dictator gestempelt sei; an der wenig republikanischen Eigenschaft, aus der Unterstützung Anderer gut leben zu wollen, statt durch Arbeiten sich in die Lage zu setzen, Almosen zurückzuweisen; und endlich durch grenzenlose Hoffahrt und Grobheit überall, wo er hinkommt, Händel anzufangen und gegen Andere, die seiner „Größe“ sich nicht beugen, ihn nicht als den sublimsten Einzigen anerkennen, mit allen Mitteln zu operiren.“ — Diese wenig schmeichelhafte Empfehlung hat Hrn. Heinzen sehr geschadet, um so mehr, da Sachverständige zugeben, daß „Fritz“ nicht allzu dunkel gemalt habe.

Italien.
* Bologna, 31. Dez.

Die beiden hiesigen Volkscirkel haben durch eine energische Volksadresse den Anschluß des Stadtraths an den jüngsten Protest des Papstes aufs Entschiedenste desavouirt. Die Adresse wurde in einer außerordentlichen Sitzung der Cirkel, unter dem Schutze des durch seine revolutionäre Begeisterung bekannten Bataillons Zambeccari entworfen, mit stürmischem Jubel angenommen und dann unter dem Jauchzen des Volks zum Präsidenten des Stadtraths, Senator Zucchini, getragen, der sich zur Erwägung der Schlußbedingung der Adresse: „Der Stadtrath möge seinen Entschluß widerrufen oder abdanken“ eine 24stündige Bedenkzeit ausbat. In der Zwischenzeit ließ der Prolegat das Dekret der Junta über die Berufung der Constituante bereits affichiren.

* Turin, 5. Januar.

Trotz des neuen Gesetzes, welches Radetzki gegen die Auswanderung erlassen hat, wimmeln unsre Gränzen von jungen Leuten aus der Lombardei, die sich der Conscription durch die Flucht entzogen haben. Zu Novarra, in dessen Nähe die Oesterreicher stehen, und bei der geringsten Bewegung auf piemontesischer Seite zittern, kommen überdies täglich ungarische Deserteurs an, um sich in unser Heer aufnehmen zu lassen.

Zu Mailand, schreibt man uns, herrscht große Aufregung. Eine Demonstration, die am Neujahrstage an der Porta Romana (gewöhnlich Corso Garibaldi genannt) stattfinden sollte, ist durch Radetzky verboten worden, indem er den Corso gleichzeitig mit 12 Kanonen besetzen ließ. Bergamo wird im Augenblick ärger tyrannisirt, als jemals. Nach 10 Uhr Abends darf Niemand mehr ausgehn, jede Nacht werden Verhaftungen vorgenommen, das Castell wird befestigt und mit Mörsern bepflanzt, um die Stadt im Nothfall bombardiren zu können. Alles deutet an, daß man einen nahen Ausbruch der Feindseligkeiten befürchtet.

* Venedig.

Die provisorische Regierung hat ein Dekret erlassen, wodurch sie eine permanente Versammlung der Repräsentanten des Staates mit der Gewalt einsetzt, über sämmtliche inneren und äußeren Angelegenheiten Venedigs zu enscheiden. Die Repräsentanten werden in der Proportion von 1 auf 1500 durch allgemeines Stimmrecht gewählt, jeder Bürger von 21 Jahren und darüber ist Wähler, die Wahlen beginnen am 20. Januar und die Versammlung wird nach Beendigung der Wahlen sofort zusammentreten. Das Mandat der Repräsentanten soll 6 Monate dauern.

Schweiz.
** Bern, 8. Jan.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Basel, 4. Jan.

Nach unserer Berechnung erscheinen dermalen ohne Amtsblätter 98 Blätter politischer Tendenz oder mit politischen Nachrichten in der Schweiz, ungefähr 11 mehr als beim Beginn des vorigen Jahres; und mehrere haben die Zahl ihrer wöchentlichen Erscheinungstage gesteigert. Die meisten Blätter gehören der freiern Richtung an, jedoch mit verschiedenen, zum Theil sehr starken Schattirungen. Die Stärke der Rechten zur Linken verhält sich, wenn man nur die Zahl der Blätter in Anschlag bringt, ungefähr wie 1 : 2, ist hingegen geringer, wenn man die Zahl der Erscheinungstage und den dem politischen Stoff gewidmeten Theil in Vergleichung zieht. Die meisten Blätter erscheinen natürlich im Kanton Bern, nämlich 21, und zwar 7 davon wöchentlich 6-7 Mal. Uebrigens ist im Verhältniß seiner Volkszahl der Kanton Basel in der Schweizerpresse am stärksten vertreten. Es gibt keinen einzigen Kanton mehr ohne ein öffentliches Blatt. Die französische Schweiz zählt 17, die italienische 2 und die romanische Schweiz 1 Zeitungsorgan, die übrigen sind deutsch geschrieben.

Die periodische Presse würde zuverläßig in der Schweiz einen bedeutenden Aufschwung nehmen, wenn sie von den vielen fiskalischen Fesseln, welche ihr die Kantonsbegehrlichkeit angelegt hat, befreit würde. Während man selbst in Ländern, wo man auf politische Bildung des Volkes, auf Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, auf Gestaltung der öffentlichen Meinung und auf Veredlung des Gemüthes weit weniger Werth legt als in der Schweiz, den Zeitungsstempel aufhebt, gibt es noch Kantonsregierungen, die ohne diese indirekte Steuer, die sie von der Lernbegierde und Leselust des Volkes erheben, nicht bestehen zu können glauben. Dazu kommen dann noch für Versendung der Blätter Postgebühren, wie sie wohl in der ganzen Welt für so geringe Entfernungen nirgends bestehen. Daher ist es auch den Schweizerblättern so schwer, in Bezug auf innere Ausstattung mit fremden Blättern, die einen weiten Kreis ungehemmter Thätigkeit haben, zu wetteifern, sich über den beschränkten Gesichtspunkt der Kantönlichkeit zu erheben und einen allgemeinen Charakter anzunehmen.

(Schweiz. N. Z.)
Französische Republik.
12 Paris, 10. Jan.

Der Freund Louis Philipps, der Mann mit der „schönen Stimme“, der als Sänger seine Carrière begann, als Dekan der medizinischen Fakultät sie fortsetzte, und sie als Paire de France geendet hätte, der Mann, der in seinem wissenschaftlichen Streite mit Raspail durch seine politische Stellung beständig seinen Prozeß gewann, und dadurch Unschuldige in Vergiftungsprozessen verurtheilen half; dieser Mann des Wissens und Singens steht ebenso beschmutzt, beschimpft da, wie vor einigen Monaten Libri, der gelehrte Bibliothekar und Freund Guizot's. Zwei „deutsche Gelehrte“, der eine ein Spanier, der andere ein Italiäner, sind weiter nichts als Gauner und Charlatans. Einen schlimmern Streich konnte man den deutschen Gelehrten, die so sehr sich für sie interessirten, nicht spielen. Ein Kredit von 40,000 Fr. wurde für die Anschaffung anatomischer Preparationen bestimmt, Orfila wird angeklagt, sich diese Summe angeeignet zu haben. Ein Defizit von 50,000 Fr. in der akademischen Kassa — Orfila!! Der berühmte Professor Bouillauld (über Herzkrankheiten) wird abgesetzt, weil er die Rechnungen für Lieferungen nicht unterzeichnen will und Orfila schweigt! Bouillard gesteht laut, daß er nicht unterschreiben will, was nicht geliefert worden, daß er nicht Complice sein wolle, und Orfila schweigt. Wann wird Orfila wieder singen?

12 Paris, 10. Januar.

Ruhe! Ruhe! Wie soll sonst die confiance zurückkommen? Da schreit nun aber die Kammer: Wie könnt Ihr den verbrecherischen Gedanken fassen, uns aufzulösen? Da schreien die Banquiers Fould und Consorten: Wie könnt ihr es wagen noch zusammenzubleiben, ihr die ihr nicht das mindeste confiance einflößt? Da schreien die Departements: Jagt die 900 Kerls auseinander! Und mitten in diesem Conflikte verlangen die Leute, daß die confiance zurückkommen soll! Ruhe und Ordnung zuerst, dann die confiance. Arme Bourgeois mit Eurer confiance! Ihr, die Ihr Euch unter einander nicht mehr traut, wie wollt Ihr, daß Andere Euch trauen? Und wenn Ihr alles auflöset, Napoleon mit der Kammer, und den Louis Philipp und Guizot wieder einsetzt, mit der confiance ist es aus! Die Februar-Revolution hat sie zu Grabe getragen. Die confiance kann aus den jetzigen Verhältnissen nicht mehr erwachsen: die „Ruhe und Ordnung“ kann nicht mehr die confiance ermuntern.

Nur die Unruhe, die Unordnung in ihrem letzten Stadium, die Unruhe und Unordnung im bürgerlichen Sinne, d. h. der Krieg kann allein sie wiederbringen. Der Krieg ist das beste Vereinigungsmittel, das wahre soziale Bindemittel. Erst wenn durch den Krieg die gleich verwandten Interessen sich scharf gruppiren, und andere ihren feindseligen Interessen gegenüberstehen, wenn man sieht, wer Freund, wer Feind ist, nur dann kann wieder ein neues Vertrauen entstehen. Krieg! das ist der ganze Inhalt der Rede Ledru Rollin's. Krieg! das ist das Losungswort der ganzen demokratischen Partei. Ledru Rollin hat in seiner Rede den revolutionären Krieg als die einzige Consequenz, als die einzige Rettung der Februar-Revolution dargestellt. „Die Regierungen kennen weiter nichts als unterhandeln, die Völker müssen handeln“: das war sein beständiges Thema. „Zeigt mir ein französisches Herz, das nicht gewähnt hat, daß die Februar-Revolution ausgemerzt habe die schändlichen Traktate von Wien, die blutige Schlacht von Waterloo? Wenn das aber die Bedeutung der Februar-Revolution ist, wohlan, so sagt mir, wie Ihr, Minister, das revolutionäre Prinzip geltend macht? Drei Fragen richte ich an Euch: 1) Wo haltet Ihr mit Sizilien? Ihr seid am Unterhandeln, nicht wahr? O, wir kennen diese Antwort aus alten Zeiten (Gelächter). Wenn unter der frühern Regierung die französische Fahne erniedrigt ward, und wir Euch darüber zur Rede stellten, was war Eure Antwort? Wir sind am Unterhandeln! Und wenn die Unterhandlung zu Ende war, so hieß es: das ist ein fact accompli: „Was geschehen ist, ist geschehen“. Weg mit dieser Politik! Wir wollen hell sehen in unserer Geschichte! Wo haltet Ihr mit Sizilien? Eine englisch-französische Vermittlung fand Statt: was gab man Euch zur Antwort? „Die Unterhandlungen können nicht auf dem nämlichen Fuße weiter gehn!“ Eine andere Macht, Spanien, ist ebenfalls intervenirt und verlangt, daß die contrahirenden Mächte von 1815 alle ohne Ausnahme zugezogen würden. Zum Schlusse kommt noch der Kaiser von Rußland (Bewegung). Und was ließ dieser Euch sagen? Die Traktate von 1815 sind heilig, und zu ihrem Schutze böte er seinen Degen an! So weit steht es mit Eurer Unterhandlung. — Gehen wir zur römischen Frage über! Zu Rom erhebt sich ein Volk zur Wiedereroberung seiner Rechte. Der Pabst, schlecht berathen, flieht aus Rom; das Volk verlangt seinen Souverän wieder: der Souverän protestirt. Da läßt die oberste Gewalt, die provisorische Regierung, einen Ruf ergehen an das ganze Volk: sie beruft die Constituante! Und Ihr? Ihr, die Ihr wisset, daß die österreichischen Truppen sich aufstellen, um in den Kirchenstaat einzudringen; daß ein Pakt existirt zwischen Neapel und Oesterreich, um den Pabst in seine Staaten wieder einzusetzen: Ihr geht hin und verbündet Euch mit Oesterreich!! Nein, ich kann es nicht glauben; ich habe das Recht, Euch darüber zur Rechenschaft zu stellen. Ist's wahr, daß Ihr in den letzten Tagen vom Dezember einen Cabinetsrath gehalten habt, um Oesterreich und Neapel handeln zu lassen gegen das römische Volk? (Barrot lächelt!) Steht nicht ausdrücklich im Moniteur, daß am Neujahrstage, als das diplomatische Corps dem Präsidenten seine Aufwartung machte, dieser zum Nunzius sagte: Er hoffe den Pabst wieder in seine Staaten eingesetzt zu sehen?

Was thut Ihr, Oestreich und Neapel gegenüber? Ihr unterhandelt statt zu handeln! Und ihr könnt nicht sagen, daß die Anarchie zu Rom herrsche! Nein, Alles ist gesetzmäßig, die Junta regiert gesetzmäßig, erhebt die Steuern gesetzmäßig: Kurz, wie Römische Revolution Anarchie heißt, so heißt die Februarrevolution ebenfalls Anarchie. Zerreißen wir den Schleier; sprechen wir frei: Ich fordere diejenigen auf, welche gegen die Revolution zu Rom protestiren, den Muth zu haben, auch gegen die Februar-Revolution Proteste einzulegen! Ihr sprecht vom Meuchelmord? Ich sage Euch, die Revolution von Rom ist ebenso rechtmäßig, wie die Februar-Revolution! Die Religion kann hier nicht im Spiele sein: ich bin in keinem Conzilium, ich spreche von der Tribüne der Politik aus. Ich frage Euch nochmals: Wenn Oestreich und Neapel interveniren, was wollt Ihr thun? Unterhandeln, nicht wahr; in einem Augenblicke, wo Ihr handeln sollt! — Ich komme an die lombardische Frage. Eine Conferenz soll in Brüssel Statt finden. Es handelt sich von der Unabhängigkeit der Lombardei. Und Oestreich? Für Oestreich handelt es sich bloß um Regulirung der Kriegskosten! Eure Vermittlung kann nur Frankreich kompromittiren.“ — Auf Rußland übergehend, zeigt Ledru-Rollin in großen Zügen die Gefahr, welche allenthalben die Freiheit bedroht! „In 50 Jahren wird Europa kosakisch oder republikanisch sein. Es handelt sich darum, die Republik zu retten; da ist keine Zeit mehr zu unterhandeln!“

Wer eigentlich das Kabinet vertheidigt hat, das ist nicht der Minister; das ist noch weniger Barrot, nein, Larochejaquelin hat den richtigen Punkt getroffen. Wenn die Anklagen Ledru-Rollins gerecht sind, wen trifft die Schuld? Das jetzige Kabinet? Nein, das alte Kabinet, den alten Minister, den Bastide und sein Schild Cavaignac! Die jetzigen Minister setzen nur die alte Politik fort. Also der National, der durch seine Stellung gezwungen ist, dem Ledru-Rollin beizutreten, ist gezwungen, gegen sich selbst, gegen den National aufzutreten. Er gesteht die friedliche Vermittlung des alten Kabinets zu; aber bei dieser friedlichen Vermittlung habe er immer als Prinzip die Abschaffung der Wiener Traktate aufgestellt. Es geht dem National in dieser Geschichte, gerade wie es ihm in seinem Prozesse gegen Hrn. Bernard ergeht. Der Assisenhof hatte nämlich heute eine Klubsgeschichte zu richten. Hr. Bernard ist beschuldigt, die Bürger gegen einander aufgereizt zu haben, durch einen Artikel, worin er die Männer des „National“ beschuldigt, alle Plätze, Ministerien, Gesandtschaften in Beschlag genommen zu haben. Nun waren wirklich damals die Redakteure des National die Männer der Regierung, während im Augenblick, wo der Prozeß vor die Assissen ist, der National nichts mehr ist, und der Constitutionnel Hoffnung hat, Alles zu werden. Die Injurien und Schmähungen, die jetzt vom Constitutionnel auf den National fallen, müssen ihn jetzt doppelt peinigen. Die Männer, wie Bernard, treten daher dem National gegenüber, ganz in der Stellung Ledru-Rollin's, während der Constitutionnel für ihn der eigentliche Barrot ist. Er vertheidigt daher seinen alten Feind Bernard und fleht um Nachsicht für ihn bei der Jury, und ärgert sich nur, daß er im Augenblicke, wo er die Gewalt hatte, nicht den Constitutionnel vor der Jury gestellt hatte. In seinem Unglücke lernt der National seine wahren Feinde kennen!

12 Paris, 10. Jan.

Etwas ist uns aus der Februarrevolution geblieben: die Postreform. Sie können sich keinen Begriff machen über die Annehmlichkeiten, über die unendliche Vermehrung von Verbindungen und Anknüpfungen, über den unendlich vermehrten Verkehr, welche diese Reform mit sich gebracht hat. Man denke sich, für etwas mehr als einen Silbergroschen Briefe von allen Punkten Frankreichs empfangen zu können. Und nun die Leichtigkeit des Transports, des Freimachens! Die Bequemlichkeit, in seiner Brieftasche Oblaten bei sich zu führen, die den Portowerth haben, und mit denen man blos die Briefe zuzumachen braucht, um sie zu affranchiren. Nun muß man aber die Lebendigkeit und Regsamkeit der Postbeamten sehen, die durch die Lebhaftigkeit des Antheils, welchen sie an dem Publikum nehmen, der vermehrten Geschäftsthätigkeit allein Stich halten.

Die Postreform wäre in Preußen durch das bloße Auftreten der Büreaukraten schon unmöglich. Und nun dabei die Schleunigkeit der Expedition! Die Korrespondenz ist dreifach so stark geworden; die Anzahl der Briefe aber wird sich wenigstens mit dem Laufe des Jahres um das vierfache vermehren. Nun denke man, daß neben dieser Postreform ein Thurn und Taxis noch in Deutschland besteht!

Um die Organisation des Post- und Briefwesens, wie es jetzt in Frankreich besteht, in Preußen einzuführen, müßte man französische Beamten einsetzen, mit französischen Institutionen. Dagegen

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

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komme nun dieser Heinzen, so roh, so giftig, so lügenhaft, um ihn zu schmähen, zu verkleinern und zu verdächtigen, während von Nord und Süd, Ost und West Deutschlands und der Schweiz ihm die rührendsten Beweise von Liebe und Achtung zu Theil würden. Und (Hecker's Brief ist datirt Muttenz, 31. Juli 1848.) jene verkleinernde Briefe habe Heinzen in die &#x201E;New-Yorker Schnellpost&#x201C; geschrieben &#x201E;zu einer Zeit, da dieser Mensch mit mir freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten schien.&#x201C; Herr Hecker hebt hervor, daß er nie einem Fürsten gedient habe, während Herr Heinzen &#x201E;fürstlicher Söldner&#x201C; gewesen, und, ein junger, rüstiger, kräftiger Mann, seit Jahren von politischen Almosen lebe. &#x201E;Für einen gesunden, rüstigen Mann, für einen Mann, der sich für ein Genie ausgiebt, wie Herr Heinzen, wäre es, wenn er wirklich die geistige Größe gewesen wäre, für die er sich ausgeben möchte, nicht schwer geworden, durch eigne Kraft sich zu erhalten, statt um des politischen Glaubens willen Jahre lang Unterstützungen in Anspruch zu nehmen; die Republik ist und soll sein ein Arbeitsstaat, nur Arbeit giebt Ehre.</p>
          <p>Wo war denn aber Herr Heinzen in den stürmischen Tagen der deutschen Revolution? Warum ist er nicht auf dem kürzesten Wege nach der Rheinprovinz gereist und hat dorten den Aufstand organisirt und geleitet; warum zog er hinter den Grenzmarken Deutschlands umher, während wir Anderen in Sturm und Schnee, auf steilen Bergpfaden und tiefen Thälern das republikanische Banner trugen, und den Kugeln der Feinde uns aussetzten? Warum eilte der große Dictator nicht auf Sturmesflügeln in's deutsche Land, warum ließ er sich erst in Hüningen sehen, als der unglückliche Ausgang vor Augen lag?&#x201C; Freilich war Heinzen schwer von Hecker beleidigt worden; dieser hatte ihm in einem Wortwechsel gesagt, er, Heinzen, sei kein Publicist, es fehle ihm dazu das Genie und das Wissen, und dadurch sei der ungeheure Eigendünkel dieses Mannes auf das Unersetzlichste verletzt worden. Auch Geldgeschichten spielen hinein; mit Heinzen hätten die Flüchtlinge endlich alle Gemeinschaft abgebrochen. Hecker schildert unsern Wahlkandidaten mit folgenden Worten: &#x201E;Herr Heinzen leidet offenbar an folgenden unheilbaren Krankheiten: an der Idee, welche beschränkten Menschen eigen ist, daß er der größte Mann Europa's und zum Dictator gestempelt sei; an der wenig republikanischen Eigenschaft, aus der Unterstützung Anderer gut leben zu wollen, statt durch Arbeiten sich in die Lage zu setzen, Almosen zurückzuweisen; und endlich durch grenzenlose Hoffahrt und Grobheit überall, wo er hinkommt, Händel anzufangen und gegen Andere, die seiner &#x201E;Größe&#x201C; sich nicht beugen, ihn nicht als den sublimsten Einzigen anerkennen, mit allen Mitteln zu operiren.&#x201C; &#x2014; Diese wenig schmeichelhafte Empfehlung hat Hrn. Heinzen sehr geschadet, um so mehr, da Sachverständige zugeben, daß &#x201E;Fritz&#x201C; nicht allzu dunkel gemalt habe.</p>
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        <head>Italien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bologna, 31. Dez.</head>
          <p>Die beiden hiesigen Volkscirkel haben durch eine energische Volksadresse den Anschluß des Stadtraths an den jüngsten Protest des Papstes aufs Entschiedenste desavouirt. Die Adresse wurde in einer außerordentlichen Sitzung der Cirkel, unter dem Schutze des durch seine revolutionäre Begeisterung bekannten Bataillons Zambeccari entworfen, mit stürmischem Jubel angenommen und dann unter dem Jauchzen des Volks zum Präsidenten des Stadtraths, Senator Zucchini, getragen, der sich zur Erwägung der Schlußbedingung der Adresse: &#x201E;Der Stadtrath möge seinen Entschluß widerrufen oder abdanken&#x201C; eine 24stündige Bedenkzeit ausbat. In der Zwischenzeit ließ der Prolegat das Dekret der Junta über die Berufung der Constituante bereits affichiren.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 5. Januar.</head>
          <p>Trotz des neuen Gesetzes, welches Radetzki gegen die Auswanderung erlassen hat, wimmeln unsre Gränzen von jungen Leuten aus der Lombardei, die sich der Conscription durch die Flucht entzogen haben. Zu Novarra, in dessen Nähe die Oesterreicher stehen, und bei der geringsten Bewegung auf piemontesischer Seite zittern, kommen überdies täglich ungarische Deserteurs an, um sich in unser Heer aufnehmen zu lassen.</p>
          <p>Zu Mailand, schreibt man uns, herrscht große Aufregung. Eine Demonstration, die am Neujahrstage an der Porta Romana (gewöhnlich Corso Garibaldi genannt) stattfinden sollte, ist durch Radetzky verboten worden, indem er den Corso gleichzeitig mit 12 Kanonen besetzen ließ. Bergamo wird im Augenblick ärger tyrannisirt, als jemals. Nach 10 Uhr Abends darf Niemand mehr ausgehn, jede Nacht werden Verhaftungen vorgenommen, das Castell wird befestigt und mit Mörsern bepflanzt, um die Stadt im Nothfall bombardiren zu können. Alles deutet an, daß man einen nahen Ausbruch der Feindseligkeiten befürchtet.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Venedig.</head>
          <p>Die provisorische Regierung hat ein Dekret erlassen, wodurch sie eine permanente Versammlung der Repräsentanten des Staates mit der Gewalt einsetzt, über sämmtliche inneren und äußeren Angelegenheiten Venedigs zu enscheiden. Die Repräsentanten werden in der Proportion von 1 auf 1500 durch allgemeines Stimmrecht gewählt, jeder Bürger von 21 Jahren und darüber ist Wähler, die Wahlen beginnen am 20. Januar und die Versammlung wird nach Beendigung der Wahlen sofort zusammentreten. Das Mandat der Repräsentanten soll 6 Monate dauern.</p>
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        <head>Schweiz.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Hr. Müller &#x2013; Radetzky's Schikanen gegen Tessin &#x2026;, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Bern, 8. Jan.</head>
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          <head>Basel, 4. Jan.</head>
          <p>Nach unserer Berechnung erscheinen dermalen ohne Amtsblätter 98 Blätter politischer Tendenz oder mit politischen Nachrichten in der Schweiz, ungefähr 11 mehr als beim Beginn des vorigen Jahres; und mehrere haben die Zahl ihrer wöchentlichen Erscheinungstage gesteigert. Die meisten Blätter gehören der freiern Richtung an, jedoch mit verschiedenen, zum Theil sehr starken Schattirungen. Die Stärke der Rechten zur Linken verhält sich, wenn man nur die Zahl der Blätter in Anschlag bringt, ungefähr wie 1 : 2, ist hingegen geringer, wenn man die Zahl der Erscheinungstage und den dem politischen Stoff gewidmeten Theil in Vergleichung zieht. Die meisten Blätter erscheinen natürlich im Kanton Bern, nämlich 21, und zwar 7 davon wöchentlich 6-7 Mal. Uebrigens ist im Verhältniß seiner Volkszahl der Kanton Basel in der Schweizerpresse am stärksten vertreten. Es gibt keinen einzigen Kanton mehr ohne ein öffentliches Blatt. Die französische Schweiz zählt 17, die italienische 2 und die romanische Schweiz 1 Zeitungsorgan, die übrigen sind deutsch geschrieben.</p>
          <p>Die periodische Presse würde zuverläßig in der Schweiz einen bedeutenden Aufschwung nehmen, wenn sie von den vielen fiskalischen Fesseln, welche ihr die Kantonsbegehrlichkeit angelegt hat, befreit würde. Während man selbst in Ländern, wo man auf politische Bildung des Volkes, auf Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, auf Gestaltung der öffentlichen Meinung und auf Veredlung des Gemüthes weit weniger Werth legt als in der Schweiz, den Zeitungsstempel aufhebt, gibt es noch Kantonsregierungen, die ohne diese indirekte Steuer, die sie von der Lernbegierde und Leselust des Volkes erheben, nicht bestehen zu können glauben. Dazu kommen dann noch für Versendung der Blätter Postgebühren, wie sie wohl in der ganzen Welt für so geringe Entfernungen nirgends bestehen. Daher ist es auch den Schweizerblättern so schwer, in Bezug auf innere Ausstattung mit fremden Blättern, die einen weiten Kreis ungehemmter Thätigkeit haben, zu wetteifern, sich über den beschränkten Gesichtspunkt der Kantönlichkeit zu erheben und einen allgemeinen Charakter anzunehmen.</p>
          <bibl>(Schweiz. N. Z.)</bibl>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 10. Jan.</head>
          <p>Der Freund Louis Philipps, der Mann mit der &#x201E;schönen Stimme&#x201C;, der als Sänger seine Carrière begann, als Dekan der medizinischen Fakultät sie fortsetzte, und sie als Paire de France geendet hätte, der Mann, der in seinem wissenschaftlichen Streite mit Raspail durch seine politische Stellung beständig seinen Prozeß gewann, und dadurch Unschuldige in Vergiftungsprozessen verurtheilen half; dieser Mann des Wissens und Singens steht ebenso beschmutzt, beschimpft da, wie vor einigen Monaten Libri, der gelehrte Bibliothekar und Freund Guizot's. Zwei &#x201E;deutsche Gelehrte&#x201C;, der eine ein Spanier, der andere ein Italiäner, sind weiter nichts als Gauner und Charlatans. Einen schlimmern Streich konnte man den deutschen Gelehrten, die so sehr sich für sie interessirten, nicht spielen. Ein Kredit von 40,000 Fr. wurde für die Anschaffung anatomischer Preparationen bestimmt, Orfila wird angeklagt, sich diese Summe angeeignet zu haben. Ein Defizit von 50,000 Fr. in der akademischen Kassa &#x2014; Orfila!! Der berühmte Professor Bouillauld (über Herzkrankheiten) wird abgesetzt, weil er die Rechnungen für Lieferungen nicht unterzeichnen will und Orfila schweigt! Bouillard gesteht laut, daß er nicht unterschreiben will, was nicht geliefert worden, daß er nicht Complice sein wolle, und Orfila schweigt. Wann wird Orfila wieder singen?</p>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 10. Januar.</head>
          <p>Ruhe! Ruhe! Wie soll sonst die confiance zurückkommen? Da schreit nun aber die Kammer: Wie könnt Ihr den verbrecherischen Gedanken fassen, uns aufzulösen? Da schreien die Banquiers Fould und Consorten: Wie könnt ihr es wagen noch zusammenzubleiben, ihr die ihr nicht das mindeste confiance einflößt? Da schreien die Departements: Jagt die 900 Kerls auseinander! Und mitten in diesem Conflikte verlangen die Leute, daß die confiance zurückkommen soll! Ruhe und Ordnung zuerst, dann die confiance. Arme Bourgeois mit Eurer confiance! Ihr, die Ihr Euch unter einander nicht mehr traut, wie wollt Ihr, daß Andere Euch trauen? Und wenn Ihr alles auflöset, Napoleon mit der Kammer, und den Louis Philipp und Guizot wieder einsetzt, mit der confiance ist es aus! Die Februar-Revolution hat sie zu Grabe getragen. Die confiance kann aus den jetzigen Verhältnissen nicht mehr erwachsen: die &#x201E;Ruhe und Ordnung&#x201C; kann nicht mehr die confiance ermuntern.</p>
          <p>Nur die Unruhe, die Unordnung in ihrem letzten Stadium, die Unruhe und Unordnung im bürgerlichen Sinne, d. h. der Krieg kann allein sie wiederbringen. Der Krieg ist das beste Vereinigungsmittel, das wahre soziale Bindemittel. Erst wenn durch den Krieg die gleich verwandten Interessen sich scharf gruppiren, und andere ihren feindseligen Interessen gegenüberstehen, wenn man sieht, wer Freund, wer Feind ist, nur dann kann wieder ein neues Vertrauen entstehen. Krieg! das ist der ganze Inhalt der Rede Ledru Rollin's. Krieg! das ist das Losungswort der ganzen demokratischen Partei. Ledru Rollin hat in seiner Rede den revolutionären Krieg als die einzige Consequenz, als die einzige Rettung der Februar-Revolution dargestellt. &#x201E;Die Regierungen kennen weiter nichts als <hi rendition="#g">unter</hi>handeln, die Völker müssen handeln&#x201C;: das war sein beständiges Thema. &#x201E;Zeigt mir ein französisches Herz, das nicht gewähnt hat, daß die Februar-Revolution ausgemerzt habe die schändlichen Traktate von Wien, die blutige Schlacht von Waterloo? Wenn das aber die Bedeutung der Februar-Revolution ist, wohlan, so sagt mir, wie Ihr, Minister, das revolutionäre Prinzip geltend macht? Drei Fragen richte ich an Euch: 1) Wo haltet Ihr mit Sizilien? Ihr seid am Unterhandeln, nicht wahr? O, wir kennen diese Antwort aus alten Zeiten (Gelächter). Wenn unter der frühern Regierung die französische Fahne erniedrigt ward, und wir Euch darüber zur Rede stellten, was war Eure Antwort? Wir sind am Unterhandeln! Und wenn die Unterhandlung zu Ende war, so hieß es: das ist ein fact accompli: &#x201E;Was geschehen ist, ist geschehen&#x201C;. Weg mit dieser Politik! Wir wollen hell sehen in unserer Geschichte! Wo haltet Ihr mit Sizilien? Eine englisch-französische Vermittlung fand Statt: was gab man Euch zur Antwort? &#x201E;Die Unterhandlungen können nicht auf dem nämlichen Fuße weiter gehn!&#x201C; Eine andere Macht, Spanien, ist ebenfalls intervenirt und verlangt, daß die contrahirenden Mächte von 1815 alle ohne Ausnahme zugezogen würden. Zum Schlusse kommt noch der Kaiser von Rußland (Bewegung). Und was ließ dieser Euch sagen? Die Traktate von 1815 sind heilig, und zu ihrem Schutze böte er seinen Degen an! So weit steht es mit Eurer Unterhandlung. &#x2014; Gehen wir zur römischen Frage über! Zu Rom erhebt sich ein Volk zur Wiedereroberung seiner Rechte. Der Pabst, schlecht berathen, flieht aus Rom; das Volk verlangt seinen Souverän wieder: der Souverän protestirt. Da läßt die oberste Gewalt, die provisorische Regierung, einen Ruf ergehen an das ganze Volk: sie beruft die Constituante! Und Ihr? Ihr, die Ihr wisset, daß die österreichischen Truppen sich aufstellen, um in den Kirchenstaat einzudringen; daß ein Pakt existirt zwischen Neapel und Oesterreich, um den Pabst in seine Staaten wieder einzusetzen: Ihr geht hin und verbündet Euch mit Oesterreich!! Nein, ich kann es nicht glauben; ich habe das Recht, Euch darüber zur Rechenschaft zu stellen. Ist's wahr, daß Ihr in den letzten Tagen vom Dezember einen Cabinetsrath gehalten habt, um Oesterreich und Neapel handeln zu lassen gegen das römische Volk? (Barrot lächelt!) Steht nicht ausdrücklich im Moniteur, daß am Neujahrstage, als das diplomatische Corps dem Präsidenten seine Aufwartung machte, dieser zum Nunzius sagte: Er hoffe den Pabst wieder in seine Staaten eingesetzt zu sehen?</p>
          <p>Was thut Ihr, Oestreich und Neapel gegenüber? Ihr unterhandelt statt zu handeln! Und ihr könnt nicht sagen, daß die Anarchie zu Rom herrsche! Nein, Alles ist gesetzmäßig, die Junta regiert gesetzmäßig, erhebt die Steuern gesetzmäßig: Kurz, wie Römische Revolution Anarchie heißt, so heißt die Februarrevolution ebenfalls Anarchie. Zerreißen wir den Schleier; sprechen wir frei: Ich fordere diejenigen auf, welche gegen die Revolution zu Rom protestiren, den Muth zu haben, auch gegen die Februar-Revolution Proteste einzulegen! Ihr sprecht vom Meuchelmord? Ich sage Euch, die Revolution von Rom ist ebenso rechtmäßig, wie die Februar-Revolution! Die Religion kann hier nicht im Spiele sein: ich bin in keinem Conzilium, ich spreche von der Tribüne der Politik aus. Ich frage Euch nochmals: Wenn Oestreich und Neapel interveniren, was wollt Ihr thun? Unterhandeln, nicht wahr; in einem Augenblicke, wo Ihr handeln sollt! &#x2014; Ich komme an die lombardische Frage. Eine Conferenz soll in Brüssel Statt finden. Es handelt sich von der Unabhängigkeit der Lombardei. Und Oestreich? Für Oestreich handelt es sich bloß um Regulirung der Kriegskosten! Eure Vermittlung kann nur Frankreich kompromittiren.&#x201C; &#x2014; Auf Rußland übergehend, zeigt Ledru-Rollin in großen Zügen die Gefahr, welche allenthalben die Freiheit bedroht! &#x201E;In 50 Jahren wird Europa kosakisch oder republikanisch sein. Es handelt sich darum, die Republik zu retten; da ist keine Zeit mehr zu unterhandeln!&#x201C;</p>
          <p>Wer eigentlich das Kabinet vertheidigt hat, das ist nicht der Minister; das ist noch weniger Barrot, nein, Larochejaquelin hat den richtigen Punkt getroffen. Wenn die Anklagen Ledru-Rollins gerecht sind, wen trifft die Schuld? Das jetzige Kabinet? Nein, das alte Kabinet, den alten Minister, den Bastide und sein Schild Cavaignac! Die jetzigen Minister setzen nur die alte Politik fort. Also der National, der durch seine Stellung gezwungen ist, dem Ledru-Rollin beizutreten, ist gezwungen, gegen sich selbst, gegen den National aufzutreten. Er gesteht die friedliche Vermittlung des alten Kabinets zu; aber bei dieser friedlichen Vermittlung habe er immer als Prinzip die Abschaffung der Wiener Traktate aufgestellt. Es geht dem National in dieser Geschichte, gerade wie es ihm in seinem Prozesse gegen Hrn. Bernard ergeht. Der Assisenhof hatte nämlich heute eine Klubsgeschichte zu richten. Hr. Bernard ist beschuldigt, die Bürger gegen einander aufgereizt zu haben, durch einen Artikel, worin er die Männer des &#x201E;National&#x201C; beschuldigt, alle Plätze, Ministerien, Gesandtschaften in Beschlag genommen zu haben. Nun waren wirklich damals die Redakteure des National die Männer der Regierung, während im Augenblick, wo der Prozeß vor die Assissen ist, der National nichts mehr ist, und der Constitutionnel Hoffnung hat, Alles zu werden. Die Injurien und Schmähungen, die jetzt vom Constitutionnel auf den National fallen, müssen ihn jetzt doppelt peinigen. Die Männer, wie Bernard, treten daher dem National gegenüber, ganz in der Stellung Ledru-Rollin's, während der Constitutionnel für ihn der eigentliche Barrot ist. Er vertheidigt daher seinen alten Feind Bernard und fleht um Nachsicht für ihn bei der Jury, und ärgert sich nur, daß er im Augenblicke, wo er die Gewalt hatte, nicht den Constitutionnel vor der Jury gestellt hatte. In seinem Unglücke lernt der National seine wahren Feinde kennen!</p>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 10. Jan.</head>
          <p>Etwas ist uns aus der Februarrevolution geblieben: die Postreform. Sie können sich keinen Begriff machen über die Annehmlichkeiten, über die unendliche Vermehrung von Verbindungen und Anknüpfungen, über den unendlich vermehrten Verkehr, welche diese Reform mit sich gebracht hat. Man denke sich, für etwas mehr als einen Silbergroschen Briefe von allen Punkten Frankreichs empfangen zu können. Und nun die Leichtigkeit des Transports, des Freimachens! Die Bequemlichkeit, in seiner Brieftasche Oblaten bei sich zu führen, die den Portowerth haben, und mit denen man blos die Briefe zuzumachen braucht, um sie zu affranchiren. Nun muß man aber die Lebendigkeit und Regsamkeit der Postbeamten sehen, die durch die Lebhaftigkeit des Antheils, welchen sie an dem Publikum nehmen, der vermehrten Geschäftsthätigkeit allein Stich halten.</p>
          <p>Die Postreform wäre in Preußen durch das bloße Auftreten der Büreaukraten schon unmöglich. Und nun dabei die Schleunigkeit der Expedition! Die Korrespondenz ist dreifach so stark geworden; die Anzahl der Briefe aber wird sich wenigstens mit dem Laufe des Jahres um das vierfache vermehren. Nun denke man, daß neben dieser Postreform ein Thurn und Taxis noch in Deutschland besteht!</p>
          <p>Um die Organisation des Post- und Briefwesens, wie es jetzt in Frankreich besteht, in Preußen einzuführen, müßte man französische Beamten einsetzen, mit französischen Institutionen. Dagegen</p>
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[1051/0003] komme nun dieser Heinzen, so roh, so giftig, so lügenhaft, um ihn zu schmähen, zu verkleinern und zu verdächtigen, während von Nord und Süd, Ost und West Deutschlands und der Schweiz ihm die rührendsten Beweise von Liebe und Achtung zu Theil würden. Und (Hecker's Brief ist datirt Muttenz, 31. Juli 1848.) jene verkleinernde Briefe habe Heinzen in die „New-Yorker Schnellpost“ geschrieben „zu einer Zeit, da dieser Mensch mit mir freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten schien.“ Herr Hecker hebt hervor, daß er nie einem Fürsten gedient habe, während Herr Heinzen „fürstlicher Söldner“ gewesen, und, ein junger, rüstiger, kräftiger Mann, seit Jahren von politischen Almosen lebe. „Für einen gesunden, rüstigen Mann, für einen Mann, der sich für ein Genie ausgiebt, wie Herr Heinzen, wäre es, wenn er wirklich die geistige Größe gewesen wäre, für die er sich ausgeben möchte, nicht schwer geworden, durch eigne Kraft sich zu erhalten, statt um des politischen Glaubens willen Jahre lang Unterstützungen in Anspruch zu nehmen; die Republik ist und soll sein ein Arbeitsstaat, nur Arbeit giebt Ehre. Wo war denn aber Herr Heinzen in den stürmischen Tagen der deutschen Revolution? Warum ist er nicht auf dem kürzesten Wege nach der Rheinprovinz gereist und hat dorten den Aufstand organisirt und geleitet; warum zog er hinter den Grenzmarken Deutschlands umher, während wir Anderen in Sturm und Schnee, auf steilen Bergpfaden und tiefen Thälern das republikanische Banner trugen, und den Kugeln der Feinde uns aussetzten? Warum eilte der große Dictator nicht auf Sturmesflügeln in's deutsche Land, warum ließ er sich erst in Hüningen sehen, als der unglückliche Ausgang vor Augen lag?“ Freilich war Heinzen schwer von Hecker beleidigt worden; dieser hatte ihm in einem Wortwechsel gesagt, er, Heinzen, sei kein Publicist, es fehle ihm dazu das Genie und das Wissen, und dadurch sei der ungeheure Eigendünkel dieses Mannes auf das Unersetzlichste verletzt worden. Auch Geldgeschichten spielen hinein; mit Heinzen hätten die Flüchtlinge endlich alle Gemeinschaft abgebrochen. Hecker schildert unsern Wahlkandidaten mit folgenden Worten: „Herr Heinzen leidet offenbar an folgenden unheilbaren Krankheiten: an der Idee, welche beschränkten Menschen eigen ist, daß er der größte Mann Europa's und zum Dictator gestempelt sei; an der wenig republikanischen Eigenschaft, aus der Unterstützung Anderer gut leben zu wollen, statt durch Arbeiten sich in die Lage zu setzen, Almosen zurückzuweisen; und endlich durch grenzenlose Hoffahrt und Grobheit überall, wo er hinkommt, Händel anzufangen und gegen Andere, die seiner „Größe“ sich nicht beugen, ihn nicht als den sublimsten Einzigen anerkennen, mit allen Mitteln zu operiren.“ — Diese wenig schmeichelhafte Empfehlung hat Hrn. Heinzen sehr geschadet, um so mehr, da Sachverständige zugeben, daß „Fritz“ nicht allzu dunkel gemalt habe. Italien. * Bologna, 31. Dez. Die beiden hiesigen Volkscirkel haben durch eine energische Volksadresse den Anschluß des Stadtraths an den jüngsten Protest des Papstes aufs Entschiedenste desavouirt. Die Adresse wurde in einer außerordentlichen Sitzung der Cirkel, unter dem Schutze des durch seine revolutionäre Begeisterung bekannten Bataillons Zambeccari entworfen, mit stürmischem Jubel angenommen und dann unter dem Jauchzen des Volks zum Präsidenten des Stadtraths, Senator Zucchini, getragen, der sich zur Erwägung der Schlußbedingung der Adresse: „Der Stadtrath möge seinen Entschluß widerrufen oder abdanken“ eine 24stündige Bedenkzeit ausbat. In der Zwischenzeit ließ der Prolegat das Dekret der Junta über die Berufung der Constituante bereits affichiren. * Turin, 5. Januar. Trotz des neuen Gesetzes, welches Radetzki gegen die Auswanderung erlassen hat, wimmeln unsre Gränzen von jungen Leuten aus der Lombardei, die sich der Conscription durch die Flucht entzogen haben. Zu Novarra, in dessen Nähe die Oesterreicher stehen, und bei der geringsten Bewegung auf piemontesischer Seite zittern, kommen überdies täglich ungarische Deserteurs an, um sich in unser Heer aufnehmen zu lassen. Zu Mailand, schreibt man uns, herrscht große Aufregung. Eine Demonstration, die am Neujahrstage an der Porta Romana (gewöhnlich Corso Garibaldi genannt) stattfinden sollte, ist durch Radetzky verboten worden, indem er den Corso gleichzeitig mit 12 Kanonen besetzen ließ. Bergamo wird im Augenblick ärger tyrannisirt, als jemals. Nach 10 Uhr Abends darf Niemand mehr ausgehn, jede Nacht werden Verhaftungen vorgenommen, das Castell wird befestigt und mit Mörsern bepflanzt, um die Stadt im Nothfall bombardiren zu können. Alles deutet an, daß man einen nahen Ausbruch der Feindseligkeiten befürchtet. * Venedig. Die provisorische Regierung hat ein Dekret erlassen, wodurch sie eine permanente Versammlung der Repräsentanten des Staates mit der Gewalt einsetzt, über sämmtliche inneren und äußeren Angelegenheiten Venedigs zu enscheiden. Die Repräsentanten werden in der Proportion von 1 auf 1500 durch allgemeines Stimmrecht gewählt, jeder Bürger von 21 Jahren und darüber ist Wähler, die Wahlen beginnen am 20. Januar und die Versammlung wird nach Beendigung der Wahlen sofort zusammentreten. Das Mandat der Repräsentanten soll 6 Monate dauern. Schweiz. ** Bern, 8. Jan. _ Basel, 4. Jan. Nach unserer Berechnung erscheinen dermalen ohne Amtsblätter 98 Blätter politischer Tendenz oder mit politischen Nachrichten in der Schweiz, ungefähr 11 mehr als beim Beginn des vorigen Jahres; und mehrere haben die Zahl ihrer wöchentlichen Erscheinungstage gesteigert. Die meisten Blätter gehören der freiern Richtung an, jedoch mit verschiedenen, zum Theil sehr starken Schattirungen. Die Stärke der Rechten zur Linken verhält sich, wenn man nur die Zahl der Blätter in Anschlag bringt, ungefähr wie 1 : 2, ist hingegen geringer, wenn man die Zahl der Erscheinungstage und den dem politischen Stoff gewidmeten Theil in Vergleichung zieht. Die meisten Blätter erscheinen natürlich im Kanton Bern, nämlich 21, und zwar 7 davon wöchentlich 6-7 Mal. Uebrigens ist im Verhältniß seiner Volkszahl der Kanton Basel in der Schweizerpresse am stärksten vertreten. Es gibt keinen einzigen Kanton mehr ohne ein öffentliches Blatt. Die französische Schweiz zählt 17, die italienische 2 und die romanische Schweiz 1 Zeitungsorgan, die übrigen sind deutsch geschrieben. Die periodische Presse würde zuverläßig in der Schweiz einen bedeutenden Aufschwung nehmen, wenn sie von den vielen fiskalischen Fesseln, welche ihr die Kantonsbegehrlichkeit angelegt hat, befreit würde. Während man selbst in Ländern, wo man auf politische Bildung des Volkes, auf Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, auf Gestaltung der öffentlichen Meinung und auf Veredlung des Gemüthes weit weniger Werth legt als in der Schweiz, den Zeitungsstempel aufhebt, gibt es noch Kantonsregierungen, die ohne diese indirekte Steuer, die sie von der Lernbegierde und Leselust des Volkes erheben, nicht bestehen zu können glauben. Dazu kommen dann noch für Versendung der Blätter Postgebühren, wie sie wohl in der ganzen Welt für so geringe Entfernungen nirgends bestehen. Daher ist es auch den Schweizerblättern so schwer, in Bezug auf innere Ausstattung mit fremden Blättern, die einen weiten Kreis ungehemmter Thätigkeit haben, zu wetteifern, sich über den beschränkten Gesichtspunkt der Kantönlichkeit zu erheben und einen allgemeinen Charakter anzunehmen. (Schweiz. N. Z.) Französische Republik. 12 Paris, 10. Jan. Der Freund Louis Philipps, der Mann mit der „schönen Stimme“, der als Sänger seine Carrière begann, als Dekan der medizinischen Fakultät sie fortsetzte, und sie als Paire de France geendet hätte, der Mann, der in seinem wissenschaftlichen Streite mit Raspail durch seine politische Stellung beständig seinen Prozeß gewann, und dadurch Unschuldige in Vergiftungsprozessen verurtheilen half; dieser Mann des Wissens und Singens steht ebenso beschmutzt, beschimpft da, wie vor einigen Monaten Libri, der gelehrte Bibliothekar und Freund Guizot's. Zwei „deutsche Gelehrte“, der eine ein Spanier, der andere ein Italiäner, sind weiter nichts als Gauner und Charlatans. Einen schlimmern Streich konnte man den deutschen Gelehrten, die so sehr sich für sie interessirten, nicht spielen. Ein Kredit von 40,000 Fr. wurde für die Anschaffung anatomischer Preparationen bestimmt, Orfila wird angeklagt, sich diese Summe angeeignet zu haben. Ein Defizit von 50,000 Fr. in der akademischen Kassa — Orfila!! Der berühmte Professor Bouillauld (über Herzkrankheiten) wird abgesetzt, weil er die Rechnungen für Lieferungen nicht unterzeichnen will und Orfila schweigt! Bouillard gesteht laut, daß er nicht unterschreiben will, was nicht geliefert worden, daß er nicht Complice sein wolle, und Orfila schweigt. Wann wird Orfila wieder singen? 12 Paris, 10. Januar. Ruhe! Ruhe! Wie soll sonst die confiance zurückkommen? Da schreit nun aber die Kammer: Wie könnt Ihr den verbrecherischen Gedanken fassen, uns aufzulösen? Da schreien die Banquiers Fould und Consorten: Wie könnt ihr es wagen noch zusammenzubleiben, ihr die ihr nicht das mindeste confiance einflößt? Da schreien die Departements: Jagt die 900 Kerls auseinander! Und mitten in diesem Conflikte verlangen die Leute, daß die confiance zurückkommen soll! Ruhe und Ordnung zuerst, dann die confiance. Arme Bourgeois mit Eurer confiance! Ihr, die Ihr Euch unter einander nicht mehr traut, wie wollt Ihr, daß Andere Euch trauen? Und wenn Ihr alles auflöset, Napoleon mit der Kammer, und den Louis Philipp und Guizot wieder einsetzt, mit der confiance ist es aus! Die Februar-Revolution hat sie zu Grabe getragen. Die confiance kann aus den jetzigen Verhältnissen nicht mehr erwachsen: die „Ruhe und Ordnung“ kann nicht mehr die confiance ermuntern. Nur die Unruhe, die Unordnung in ihrem letzten Stadium, die Unruhe und Unordnung im bürgerlichen Sinne, d. h. der Krieg kann allein sie wiederbringen. Der Krieg ist das beste Vereinigungsmittel, das wahre soziale Bindemittel. Erst wenn durch den Krieg die gleich verwandten Interessen sich scharf gruppiren, und andere ihren feindseligen Interessen gegenüberstehen, wenn man sieht, wer Freund, wer Feind ist, nur dann kann wieder ein neues Vertrauen entstehen. Krieg! das ist der ganze Inhalt der Rede Ledru Rollin's. Krieg! das ist das Losungswort der ganzen demokratischen Partei. Ledru Rollin hat in seiner Rede den revolutionären Krieg als die einzige Consequenz, als die einzige Rettung der Februar-Revolution dargestellt. „Die Regierungen kennen weiter nichts als unterhandeln, die Völker müssen handeln“: das war sein beständiges Thema. „Zeigt mir ein französisches Herz, das nicht gewähnt hat, daß die Februar-Revolution ausgemerzt habe die schändlichen Traktate von Wien, die blutige Schlacht von Waterloo? Wenn das aber die Bedeutung der Februar-Revolution ist, wohlan, so sagt mir, wie Ihr, Minister, das revolutionäre Prinzip geltend macht? Drei Fragen richte ich an Euch: 1) Wo haltet Ihr mit Sizilien? Ihr seid am Unterhandeln, nicht wahr? O, wir kennen diese Antwort aus alten Zeiten (Gelächter). Wenn unter der frühern Regierung die französische Fahne erniedrigt ward, und wir Euch darüber zur Rede stellten, was war Eure Antwort? Wir sind am Unterhandeln! Und wenn die Unterhandlung zu Ende war, so hieß es: das ist ein fact accompli: „Was geschehen ist, ist geschehen“. Weg mit dieser Politik! Wir wollen hell sehen in unserer Geschichte! Wo haltet Ihr mit Sizilien? Eine englisch-französische Vermittlung fand Statt: was gab man Euch zur Antwort? „Die Unterhandlungen können nicht auf dem nämlichen Fuße weiter gehn!“ Eine andere Macht, Spanien, ist ebenfalls intervenirt und verlangt, daß die contrahirenden Mächte von 1815 alle ohne Ausnahme zugezogen würden. Zum Schlusse kommt noch der Kaiser von Rußland (Bewegung). Und was ließ dieser Euch sagen? Die Traktate von 1815 sind heilig, und zu ihrem Schutze böte er seinen Degen an! So weit steht es mit Eurer Unterhandlung. — Gehen wir zur römischen Frage über! Zu Rom erhebt sich ein Volk zur Wiedereroberung seiner Rechte. Der Pabst, schlecht berathen, flieht aus Rom; das Volk verlangt seinen Souverän wieder: der Souverän protestirt. Da läßt die oberste Gewalt, die provisorische Regierung, einen Ruf ergehen an das ganze Volk: sie beruft die Constituante! Und Ihr? Ihr, die Ihr wisset, daß die österreichischen Truppen sich aufstellen, um in den Kirchenstaat einzudringen; daß ein Pakt existirt zwischen Neapel und Oesterreich, um den Pabst in seine Staaten wieder einzusetzen: Ihr geht hin und verbündet Euch mit Oesterreich!! Nein, ich kann es nicht glauben; ich habe das Recht, Euch darüber zur Rechenschaft zu stellen. Ist's wahr, daß Ihr in den letzten Tagen vom Dezember einen Cabinetsrath gehalten habt, um Oesterreich und Neapel handeln zu lassen gegen das römische Volk? (Barrot lächelt!) Steht nicht ausdrücklich im Moniteur, daß am Neujahrstage, als das diplomatische Corps dem Präsidenten seine Aufwartung machte, dieser zum Nunzius sagte: Er hoffe den Pabst wieder in seine Staaten eingesetzt zu sehen? Was thut Ihr, Oestreich und Neapel gegenüber? Ihr unterhandelt statt zu handeln! Und ihr könnt nicht sagen, daß die Anarchie zu Rom herrsche! Nein, Alles ist gesetzmäßig, die Junta regiert gesetzmäßig, erhebt die Steuern gesetzmäßig: Kurz, wie Römische Revolution Anarchie heißt, so heißt die Februarrevolution ebenfalls Anarchie. Zerreißen wir den Schleier; sprechen wir frei: Ich fordere diejenigen auf, welche gegen die Revolution zu Rom protestiren, den Muth zu haben, auch gegen die Februar-Revolution Proteste einzulegen! Ihr sprecht vom Meuchelmord? Ich sage Euch, die Revolution von Rom ist ebenso rechtmäßig, wie die Februar-Revolution! Die Religion kann hier nicht im Spiele sein: ich bin in keinem Conzilium, ich spreche von der Tribüne der Politik aus. Ich frage Euch nochmals: Wenn Oestreich und Neapel interveniren, was wollt Ihr thun? Unterhandeln, nicht wahr; in einem Augenblicke, wo Ihr handeln sollt! — Ich komme an die lombardische Frage. Eine Conferenz soll in Brüssel Statt finden. Es handelt sich von der Unabhängigkeit der Lombardei. Und Oestreich? Für Oestreich handelt es sich bloß um Regulirung der Kriegskosten! Eure Vermittlung kann nur Frankreich kompromittiren.“ — Auf Rußland übergehend, zeigt Ledru-Rollin in großen Zügen die Gefahr, welche allenthalben die Freiheit bedroht! „In 50 Jahren wird Europa kosakisch oder republikanisch sein. Es handelt sich darum, die Republik zu retten; da ist keine Zeit mehr zu unterhandeln!“ Wer eigentlich das Kabinet vertheidigt hat, das ist nicht der Minister; das ist noch weniger Barrot, nein, Larochejaquelin hat den richtigen Punkt getroffen. Wenn die Anklagen Ledru-Rollins gerecht sind, wen trifft die Schuld? Das jetzige Kabinet? Nein, das alte Kabinet, den alten Minister, den Bastide und sein Schild Cavaignac! Die jetzigen Minister setzen nur die alte Politik fort. Also der National, der durch seine Stellung gezwungen ist, dem Ledru-Rollin beizutreten, ist gezwungen, gegen sich selbst, gegen den National aufzutreten. Er gesteht die friedliche Vermittlung des alten Kabinets zu; aber bei dieser friedlichen Vermittlung habe er immer als Prinzip die Abschaffung der Wiener Traktate aufgestellt. Es geht dem National in dieser Geschichte, gerade wie es ihm in seinem Prozesse gegen Hrn. Bernard ergeht. Der Assisenhof hatte nämlich heute eine Klubsgeschichte zu richten. Hr. Bernard ist beschuldigt, die Bürger gegen einander aufgereizt zu haben, durch einen Artikel, worin er die Männer des „National“ beschuldigt, alle Plätze, Ministerien, Gesandtschaften in Beschlag genommen zu haben. Nun waren wirklich damals die Redakteure des National die Männer der Regierung, während im Augenblick, wo der Prozeß vor die Assissen ist, der National nichts mehr ist, und der Constitutionnel Hoffnung hat, Alles zu werden. Die Injurien und Schmähungen, die jetzt vom Constitutionnel auf den National fallen, müssen ihn jetzt doppelt peinigen. Die Männer, wie Bernard, treten daher dem National gegenüber, ganz in der Stellung Ledru-Rollin's, während der Constitutionnel für ihn der eigentliche Barrot ist. Er vertheidigt daher seinen alten Feind Bernard und fleht um Nachsicht für ihn bei der Jury, und ärgert sich nur, daß er im Augenblicke, wo er die Gewalt hatte, nicht den Constitutionnel vor der Jury gestellt hatte. In seinem Unglücke lernt der National seine wahren Feinde kennen! 12 Paris, 10. Jan. Etwas ist uns aus der Februarrevolution geblieben: die Postreform. Sie können sich keinen Begriff machen über die Annehmlichkeiten, über die unendliche Vermehrung von Verbindungen und Anknüpfungen, über den unendlich vermehrten Verkehr, welche diese Reform mit sich gebracht hat. Man denke sich, für etwas mehr als einen Silbergroschen Briefe von allen Punkten Frankreichs empfangen zu können. Und nun die Leichtigkeit des Transports, des Freimachens! Die Bequemlichkeit, in seiner Brieftasche Oblaten bei sich zu führen, die den Portowerth haben, und mit denen man blos die Briefe zuzumachen braucht, um sie zu affranchiren. Nun muß man aber die Lebendigkeit und Regsamkeit der Postbeamten sehen, die durch die Lebhaftigkeit des Antheils, welchen sie an dem Publikum nehmen, der vermehrten Geschäftsthätigkeit allein Stich halten. Die Postreform wäre in Preußen durch das bloße Auftreten der Büreaukraten schon unmöglich. Und nun dabei die Schleunigkeit der Expedition! Die Korrespondenz ist dreifach so stark geworden; die Anzahl der Briefe aber wird sich wenigstens mit dem Laufe des Jahres um das vierfache vermehren. Nun denke man, daß neben dieser Postreform ein Thurn und Taxis noch in Deutschland besteht! Um die Organisation des Post- und Briefwesens, wie es jetzt in Frankreich besteht, in Preußen einzuführen, müßte man französische Beamten einsetzen, mit französischen Institutionen. Dagegen (Siehe den Verfolg in der Beilage.)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 194. Köln, 13. Januar 1849, S. 1051. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz194_1849/3>, abgerufen am 21.11.2024.