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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 160. Köln, 5. Dezember 1848.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No. 160. Köln, Dienstag den 5. Dezember. 1848.

Keine Steuern mehr!!!

Uebersicht.

Deutschland. Coblenz. (Die preußischen Soldaten. -- Excesse der 26er. Von der Mosel. (Belagerungszustand in Wahlen, Bernkastel u. s. w.) Andernach. (Verhaftung eines Unteroffiziers) Ratingen. (Eine Erklärung) Paderborn. (Die Frankfurter Versammlung.) Berlin. (Myliushotel geschlossen. -- Gardelieutenantsbravour. -- Das Ministerium Brandenburg und das Ungeziefer. -- v. Gagern. -- Act der Verletzung der Habeas-Corpus-Acte. -- Eine Proclamation. -- Berufung der Abgeordneten nach Brandenburg durch Ulrich. -- Hexamer ausgewiesen. -- Myliushotel wieder entsiegelt. -- Die pommersche Landwehr und der Prinz von Preußen.) Frankfurt a. d. O Militairexcesse. -- Landwehr nach Schlesien.) Stettin. (Das Colberger Militair.) Posen. (Absetzung eines demokratischen Lieutenants.) Brunn. (Die Presse -- Der Reichstagstag zu Kremsier. -- Die Bourgeoisie) Wien. (Die Kroaten. -- Ein Schacher. -- Gerüchte. Bäuerle. -- Saphir. -- Adressenwuth.) Frankfurt. Nationalversammlung. -- Dringlicher Antrag wegen Ungarn) Darmstadt. (Truppen nach Ehrenbreitstein) Peukers Verheißung) Gießen. (Entlassung der Septembergefangenen.) Meiningen. (Reichstruppen. Verhaftungen von Soldaten.) Schwarzburg. (Der Adel abgeschafft.) Detmold. (Mediatisirungsgelüste. Mißtrauensadresse für die Frankfurter, Abgeordneten.) Altenburg. Abdankung und Neuantritt eines Landesvaters. Neues Ministerium. Proclamation.) Schleswig-Holstein. (Zuruf an die preußischen Soldaten.) Triest. (Ibrahim Pascha's Tod.)

Polen. Lemberg. (Ein Erlaß Hammersteins.)

Ungarn. Hradisch. (Tausenau als Pelzhändler.)

Italien. Rom. (Heckscher's neuester Erfolg. -- Zustand. -- Zucchi im Kampf mit Garibaldi's Legion.) Florenz. (Unruhen in Pesaro. -- Bruch Toskana's mit Neapel.) Turin. (Antonelli's Antrag auf Venedig's Unterstützung.)

Deutschland.
* Köln, 4. Dez.

Die neueste Nummer des Center Blattes, "de Broedermin" bringt eine vlämische Uebersetzung des Freiligrath'schen Gedichts auf Robert Blum. So ist nun dieses Gedicht bereits ins Englische, Französische, Italienische, Spanische und Vlämische übertragen worden.

X Coblenz, 1. Dezember.

Vor einigen Tagen lasen wir in den hiesigen Lokalblättern den Aufruf eines Fr. Schmidthenner zur Bildung eines konstitutionellen Vereines, allein lag es in der Stilisirung oder in der Absicht des Herrn Verfassers, es konnten uns die Tendenzen dieses zu konstituirenden Klubs nicht klar werden. Vorgestern Abend versammelte sich nun eine Anzahl hiesiger Einwohner in einem Tanzlokale, um die Ansichten des Fr. Schmidthenner für 5 Sgr. Entre, angeblich für die Armen, entgegenzunehmen. Eine Menge Schulbuben und Lehrburschen, die wahrscheinlich das politische Glaubensbekenntniß dieses neuen Vereines erfahren wollten, einige Proletarier, die man trotz der Präsentation der 5 Sgr. nicht einließ, und eine kleine Anzahl Frauenzimmer hatten sich an der Thüre des Sitzungslokales versammelt, und als man allmählig zu der Ueberzeugung gekommen, daß die schwarz-weiße Partei recht zahlreich vertreten war, fing man an, seine Liebe zu diesen gesinnungstüchtigen Männern durch Pfeifen und Lärmen zu äußern, und wie es bei derartigen Geschichten immer zu geschehen pflegt, der Neugierigen wurden immer mehr und zuletzt verhöhnte ein ziemlicher Haufen die Konstitutionellen beim Abzug. Nun erscholl der Ruf: "zum Hahn" -- so heißt nämlich der noble Beigeordnete, dem wir die Entwaffnung unserer Bürgerwehr zu verdanken haben -- und unter lautem Geschrei zog man an das Haus dieses "Katechismus kundigen" Mannes, und brachte ihm eine solenne Katzenmusik. Die Sache hatte wirklich einen sehr jovialen Charakter angenommen, man promenirte auf und ab, die lustige Jugend pfiff und krähte und der ruhige Philister wollte vor Lachen'bersten, da plötzlich rückte von allen Seiten Militär mit blanker Waffe und gefälltem Bajonette ohne vorherige Ermahnung und so rasch ein, daß wirklich bedeutende Verletzungen vorgefallen sind. Nicht zufrieden, die wehrlose Menge mit Säbelhieben, Lanzenstichen und Kolbenstößen auseinander getrieben zu haben, setzten die rohen Lümmels ihren Marsch durch die einzelnen Straßen fort, jeden, der ihnen zufällig begegnete, maltraitirend, und gingen sogar soweit, einen Bürger, dem sie ohne allen Grund Fenster und Thüren zerschlagen hatten, gewaltsam aus seinem Hause zu reißen und auf das Polizeibureau zu schleppen. Daß man ohne Rücksicht verfahren, zeigen die Verwundungen des Ober-Regierungs-Rathes Spankern, eines Pastors und eines hiesigen Lehrers. Natürlich wurde durch diesen Akt der brutalsten Gewalt, wobei sich auch die Herren Offiziere vortheilhaft ausgezeichnet, die hiesige Einwohnerschaft sehr erbittert, zumal man in Erfahrung gebracht, daß das Militär von Oben herunter zu diesen Heldenthaten gewissermaßen provocirt worden und daß man alle Mittel anwenden werde, um den beliebten Belagerungszustand über unser ohnehin immer belagertes Coblenz verhängen zu können, weil gewisse Personen und der demokratische Verein den Söldlingen des Ministerii Brandenburg gewaltig unangenehm sind.

Die einmal herbeigeführte Aufregung sollte noch vermehrt werden. Gestern hatte der hiesige Landwehrverein durch Plakate eine Sitzung anberaumt und als man Abends 6 Uhr das Lokal betreten wollte, hatte sich eine solche Masse bewaffneter Soldaten des 26sten Inf.-Regiments an dessen Eingang postirt, daß es unmöglich war, denselben ohne Größe und die gemeinsten Beschimpfungen zu erreichen, und als sich Jemand diese Behandlung verbat, zog man die Säbel und es entstand ein wahres Gemetzel. Nicht zufrieden, die nächste Umgebung zusammengehauen zu haben, stürzten diese Barbaren auf jeden, der die Straße passiren wollte und wir sahen, wie ein sechszigjähriger Lampenanzünder auf diese Weise einen fürchterlichen Säbelhieb über den Kopf bekam und zusammenstürzte. Durch das Geschrei der Hülferufenden, das Sturmen mit den Glocken und die Deputationen fand sich der Ober-Bürgermeister veranlaßt, den Gouverneur Wussow aufzusuchen und das Benehmen seiner Soldaten vorzustellen; allein wenn man den Ober-Bürgermeister auch nicht geradezu abwies, so behandelte man denselben doch so, daß man sehen konnte, wie wenig man die Thaten des Militärs mißbilligte. Dem auf den Kampfplatz herbeigeeilten Landrath v. Boos erklärte ein Offizier, daß hier nicht der Ort sei, um sich auf parlamentarischem Wege zu verständigen. Ueberhaupt haben die Offiziere sehr viel Bravour bewiesen, so z. B. einen vorübereilenden jungen Mann aus sehr achtbarer Familie wie Kettenhunde angefallen, denselben wacker durchgeprügelt und ihn dann auf eine Wache bringen lassen, wo er für die Nacht aufgehoben wurde; ja ein Major drang in Begleitung einiger Offiziere und einer Rotte Gemeinen in ein Wirthshaus, um Haussuchung zu halten, wurde aber durch das energische Auftreten des jungen Hausherrn vor die Thüre dirigirt.

Allgemeine Entrustung über das Benehmen des Militärs herrscht in der Stadt, wozu nicht wenig die Feigheit der Soldaten jetzt, wo die Waffen der Bürgerwehr in Gewahrsam sind, einen Streit zu provociren, beigetragen hat. Die Anzeigen sind nun an geeigneter Stelle gemacht, allein wir glauben nicht, daß den Einwohnern irgend eine Genugthuung wird.

Coblenz, 3. Dezember.

Die zunehmende Zuchtlosigkeit des hier liegenden 26. Regiments führt jeden Tag zu größerm Unfug. Gestern Abend wurde von einigen 26ern ein Mädchen angegriffen und mißhandelt; ein junger Mensch, welcher ihm zu Hülfe eilen wollte, erhielt einen schweren Säbelhieb. Ueberall fallen Schlägereien zwischen 26ern einerseits und dem übrigen Militär und den Civilisten andererseits vor. Durch die Brutalität der 26er sind die Straßen Abends förmlich unsicher. Der Herr Gouverneur hierselbst hat einer Deputation des Stadtraths versprochen, den Belagerungszustand nicht einzuführen, so lange nicht ähnliche Geschichten wie am 30. Nov. vorfielen; doch werden wir an diesem Versprechen wenig Freude daben, wenn die 26er nur noch kurze Zeit hier liegen bleiben.

(Rh.- u. M.-Z.)
27 Von der Mosel, 3 Dezember.

Die Ausführung des Manteufel-Brandenburg'schen Planes, allmählig ganz Preußen in Belagerungszustand zu versetzen, geht mit möglichster Schnelligkeit vor sich. Was unsere Moselgegend betrifft, so wird's bald kein Fleckchen mehr geben, das sich nicht jener November-Errungenschaft erfreute. So ist z. B. auch das Dorf Wehlen bei Bernkastel mit allen Förmlichkeiten in Belagerungszustand erklärt worden. Es sind dort ein Bat. 37er, eine Abtheilung Ulanen und 2 Geschütze eingerückt. Das erste Geschäft des Militärs war, die Häuser zu durchsuchen und der Bürgerwehr die Waffen abzunehmen.

Wer Schieß- oder andere Waffen verheimlicht hatte, wurde verhaftet. Bei Tag und Nacht nichts als gewaltige Patrouillen, die das Dorf von einem Ende zum andern durchziehen; das genügt noch nicht: im weiten Umkreise ist das Dorf mit "scharfgeladenen" Wachtposten umringt. Was die Ursache aller dieser Maaßregeln ist, wissen die Bewohner bis jetzt nicht anzugeben. Ist auch überflussig, wenn's nur die Behörden wissen.

Der Belagerungszustand Bernkastel's erstreckt sich auf 2 Stunden in der Runde. Innerhalb dieses Rayons werden alle Bürgerwehren aufgelöst.

* Andernach, 28. November.

Es ist dieser Tage ein Unteroffizier der hier stehenden Artillerie-Compagnie eingezogen werden, wie verlautet, weil er bei Berathung einer Zustimmungs-Adresse an die National-Versammlung zugegen gewesen und diese mit unterschrieben habe. Die Aufregung darüber ist hier ungemein groß, besonders da der verhaftete als ein durchaus ehrenhafter Mann bekannt -- und was bei Leuten seines Standes nicht zu den gewöhnlichen Erscheinungen gehört -- bei der hiesigen Bürgerschaft beliebt geworden ist. Da einen Offizier, welcher bei der Berathung ebenfalls zugegen gewesen, nicht ein gleiches Loos getroffen hat, so ist hier allgemein die Vermuthung aufgetaucht, daß derselbe nur in der Absicht in die Versammlung sich eingeschlichen habe, den Ausspäher und hinterher den Denuncianten zu machen.

* Ratingen, 27. November.

Der demokratische Verein zu Ratingen erklärt, daß er der Erklärung den vier Bürger Lorenz Cantador, P. C. T. Spohr, L. Clasen und Alfred Groote, betreffend die zwischen ihnen und dem Präsidenten der Regierung zu Düsseldorf von Spiegel stattgehabte Unterredung, veröffentlicht in der Beilage zu Nro. 313 der Düsseldorfer Zeitung, trotz allen dagegen gerichteten Verdächtigungen vollen Glauben schenkt und beschließt die Veröffentlichung dieser Erklärung durch die Düsseldorfer Zeitung.

Ratingen, 27. November.

Der Vorstand des demokratischen Vereins.

X Paderborn, 30. November.

Sogar von unserer so ruhigen Bevölkerung werden die Beschlüsse der Frankfurter Versammlung, sowie die Anordnungen der Central-Gewalt mit großer Indignation aufgenommen.

Mit Bitterkeit las man den Beschluß der Versammlung und den Bericht Bassermanns in der preuß. Angelegenheit. So etwas ist selbst für Pfahlbürger zu stark.

Schon vor einiger Zeit war unter den Wahlmännern des Kreises ein Mißtrauensvotum an den Abgeordneten Schlüter in Cirkulation gesetzt. Wie ich höre ist es bereits mit zahlreichen Unterschriften bedeckt.

Durch den hiesigen Volksverein würde eine Adresse an die Linke der Frankfurter Versammlung veranlaßt, worin derselben für die Theil- [Fortsetzung]

24. Juni. -- 24. November.

Nach
Delphine Gay de Girardin.

So sei's! Vor Gott, vor Gott will ich, ich ihn verklagen!
Weib, Thörin, Muse nur -- dennoch will ich es wagen!
Denn mein französisch Herz hat schaudernd sich empört;
Der Wahrheit hehrer Geist ist in mir eingekehrt;
Begeisternd Fieber fühl' ich quälend heim mich suchen --
Ich hör' in meinem Schlaf die Mütter ihn verfluchen,
Und was in Demuth auch beschloß die Schmeichlerbrut --
Ich seh' es: über ihn allein kommt all' dies Blut!
Ich sag', ich sage euch: die Nemesis ist träge!
Er, er allein goß Blut, Frankreich, auf deine Wege!
Denn Blut, französisch Blut, gilt diesem Mann nicht viel --
Was ist ihm unser Tod? Ein Stich in seinem Spiel!
Ich schrei' aus tiefer Brust -- Und wahr ist, was ich dichte!
Ich hasse die Partei'n, ich hab's mit der Geschichte!
Bewiesen hab' ich es: nur Frankreich ist mein Stern!
Könnt' er dem Retter sein: o, ich vergäb' ihm gern! --
Doch sag' ich wiederum: Schuldig! ist mein Erkenntniß --
Erdrückt, verdammt ihn nicht das eigene Geständniß?
Indessen die Gefahr emporwuchs um uns her,
Indeß die Freunde todt hinstürzten -- was that Er?
Gerieselt kam das Blut in Strömen, in Kaskaden,
Bis zu der Häuser Stirn fliegen die Barrikaden,
Ha, wie die rothe Gluth im Kreis die Stadt umlief!
Der Tod hielt Wache rings! -- Er aber schlief! -- Er schlief!
Daß den Vertheidiger des Volkes man erhebe!
Hoch der Endymion des Bürgerkriegs! Er lebe!
Ihr sagt: Der Schlaf im Feld ist ja der Stolz der Helden --
Der Helden? -- Sei's! doch nie der Henker, hört' ich melden!
Napoleon schlief sanft die Nacht vor einem Sieg --
Wohl, das war eben Muth, und Krieg ist immer Krieg!
Er hatte sich den Feind gewählt für seinen Degen --
Im Bürgerkriege nie wurd' er zur Ruh' sich legen!
Sie schliefen, General! Ach, und wir armen Frau'n,
Wir, die das Feld nicht stählt, wir in dem blut'gen Grau'n
Der langen Kampfesnacht, drin alle Kugeln trafen --
Wir, Feldherr, beteten; wir haben nicht geschlafen!
Pfui! -- Wie doch Ihrem Ruhm der Schlaf die Kron' aufsetzt!
Mit Lächeln honigsüß, mit Worten wohlgesetzt
Empfingen Sie für ihn, hoch auf der Rostra Stufen,
Der ernsten Assemblee vereintes Bravorufen!
Ihr, die für hehren Tod ihr ihm verpflichtet seid:
Sein schönstes Opfer du, Martyr im Priesterkleid!
Du nachgebornes Kind, Bluterbe düstrer Jahre --
Zu frühe Waise du, gewiegt auf einer Bahre!
Entzweite Brüder ihr! Jungfrauen, bleich, verzagt,
Die ihr als einz'gen Schmuck blutfeuchte Palmen tragt!
Ihr Alle, die ihr ihn anklagt vor Gottes Throne,
Die er für ew'ge Zeit getrennt mit kaltem Hohne:
Gattinnen, Schwestern ihr! Und du in deinem Schmerz
Gebeugtes, zuckendes, zerriss'nes Mutterherz;
Du, das jetzt keinen Sohn mehr hat, als kalte Knochen --
Hat jener Bravoruf sich Bahn zu Euch gebrochen?!

Köln, 3. Dez. 1848.

Ferdinand Freiligrath.

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No. 160. Köln, Dienstag den 5. Dezember. 1848.

Keine Steuern mehr!!!

Uebersicht.

Deutschland. Coblenz. (Die preußischen Soldaten. — Excesse der 26er. Von der Mosel. (Belagerungszustand in Wahlen, Bernkastel u. s. w.) Andernach. (Verhaftung eines Unteroffiziers) Ratingen. (Eine Erklärung) Paderborn. (Die Frankfurter Versammlung.) Berlin. (Myliushotel geschlossen. — Gardelieutenantsbravour. — Das Ministerium Brandenburg und das Ungeziefer. — v. Gagern. — Act der Verletzung der Habeas-Corpus-Acte. — Eine Proclamation. — Berufung der Abgeordneten nach Brandenburg durch Ulrich. — Hexamer ausgewiesen. — Myliushotel wieder entsiegelt. — Die pommersche Landwehr und der Prinz von Preußen.) Frankfurt a. d. O Militairexcesse. — Landwehr nach Schlesien.) Stettin. (Das Colberger Militair.) Posen. (Absetzung eines demokratischen Lieutenants.) Brunn. (Die Presse — Der Reichstagstag zu Kremsier. — Die Bourgeoisie) Wien. (Die Kroaten. — Ein Schacher. — Gerüchte. Bäuerle. — Saphir. — Adressenwuth.) Frankfurt. Nationalversammlung. — Dringlicher Antrag wegen Ungarn) Darmstadt. (Truppen nach Ehrenbreitstein) Peukers Verheißung) Gießen. (Entlassung der Septembergefangenen.) Meiningen. (Reichstruppen. Verhaftungen von Soldaten.) Schwarzburg. (Der Adel abgeschafft.) Detmold. (Mediatisirungsgelüste. Mißtrauensadresse für die Frankfurter, Abgeordneten.) Altenburg. Abdankung und Neuantritt eines Landesvaters. Neues Ministerium. Proclamation.) Schleswig-Holstein. (Zuruf an die preußischen Soldaten.) Triest. (Ibrahim Pascha's Tod.)

Polen. Lemberg. (Ein Erlaß Hammersteins.)

Ungarn. Hradisch. (Tausenau als Pelzhändler.)

Italien. Rom. (Heckscher's neuester Erfolg. — Zustand. — Zucchi im Kampf mit Garibaldi's Legion.) Florenz. (Unruhen in Pesaro. — Bruch Toskana's mit Neapel.) Turin. (Antonelli's Antrag auf Venedig's Unterstützung.)

Deutschland.
* Köln, 4. Dez.

Die neueste Nummer des Center Blattes, „de Broedermin“ bringt eine vlämische Uebersetzung des Freiligrath'schen Gedichts auf Robert Blum. So ist nun dieses Gedicht bereits ins Englische, Französische, Italienische, Spanische und Vlämische übertragen worden.

X Coblenz, 1. Dezember.

Vor einigen Tagen lasen wir in den hiesigen Lokalblättern den Aufruf eines Fr. Schmidthenner zur Bildung eines konstitutionellen Vereines, allein lag es in der Stilisirung oder in der Absicht des Herrn Verfassers, es konnten uns die Tendenzen dieses zu konstituirenden Klubs nicht klar werden. Vorgestern Abend versammelte sich nun eine Anzahl hiesiger Einwohner in einem Tanzlokale, um die Ansichten des Fr. Schmidthenner für 5 Sgr. Entré, angeblich für die Armen, entgegenzunehmen. Eine Menge Schulbuben und Lehrburschen, die wahrscheinlich das politische Glaubensbekenntniß dieses neuen Vereines erfahren wollten, einige Proletarier, die man trotz der Präsentation der 5 Sgr. nicht einließ, und eine kleine Anzahl Frauenzimmer hatten sich an der Thüre des Sitzungslokales versammelt, und als man allmählig zu der Ueberzeugung gekommen, daß die schwarz-weiße Partei recht zahlreich vertreten war, fing man an, seine Liebe zu diesen gesinnungstüchtigen Männern durch Pfeifen und Lärmen zu äußern, und wie es bei derartigen Geschichten immer zu geschehen pflegt, der Neugierigen wurden immer mehr und zuletzt verhöhnte ein ziemlicher Haufen die Konstitutionellen beim Abzug. Nun erscholl der Ruf: „zum Hahn“ — so heißt nämlich der noble Beigeordnete, dem wir die Entwaffnung unserer Bürgerwehr zu verdanken haben — und unter lautem Geschrei zog man an das Haus dieses „Katechismus kundigen“ Mannes, und brachte ihm eine solenne Katzenmusik. Die Sache hatte wirklich einen sehr jovialen Charakter angenommen, man promenirte auf und ab, die lustige Jugend pfiff und krähte und der ruhige Philister wollte vor Lachen'bersten, da plötzlich rückte von allen Seiten Militär mit blanker Waffe und gefälltem Bajonette ohne vorherige Ermahnung und so rasch ein, daß wirklich bedeutende Verletzungen vorgefallen sind. Nicht zufrieden, die wehrlose Menge mit Säbelhieben, Lanzenstichen und Kolbenstößen auseinander getrieben zu haben, setzten die rohen Lümmels ihren Marsch durch die einzelnen Straßen fort, jeden, der ihnen zufällig begegnete, maltraitirend, und gingen sogar soweit, einen Bürger, dem sie ohne allen Grund Fenster und Thüren zerschlagen hatten, gewaltsam aus seinem Hause zu reißen und auf das Polizeibureau zu schleppen. Daß man ohne Rücksicht verfahren, zeigen die Verwundungen des Ober-Regierungs-Rathes Spankern, eines Pastors und eines hiesigen Lehrers. Natürlich wurde durch diesen Akt der brutalsten Gewalt, wobei sich auch die Herren Offiziere vortheilhaft ausgezeichnet, die hiesige Einwohnerschaft sehr erbittert, zumal man in Erfahrung gebracht, daß das Militär von Oben herunter zu diesen Heldenthaten gewissermaßen provocirt worden und daß man alle Mittel anwenden werde, um den beliebten Belagerungszustand über unser ohnehin immer belagertes Coblenz verhängen zu können, weil gewisse Personen und der demokratische Verein den Söldlingen des Ministerii Brandenburg gewaltig unangenehm sind.

Die einmal herbeigeführte Aufregung sollte noch vermehrt werden. Gestern hatte der hiesige Landwehrverein durch Plakate eine Sitzung anberaumt und als man Abends 6 Uhr das Lokal betreten wollte, hatte sich eine solche Masse bewaffneter Soldaten des 26sten Inf.-Regiments an dessen Eingang postirt, daß es unmöglich war, denselben ohne Größe und die gemeinsten Beschimpfungen zu erreichen, und als sich Jemand diese Behandlung verbat, zog man die Säbel und es entstand ein wahres Gemetzel. Nicht zufrieden, die nächste Umgebung zusammengehauen zu haben, stürzten diese Barbaren auf jeden, der die Straße passiren wollte und wir sahen, wie ein sechszigjähriger Lampenanzünder auf diese Weise einen fürchterlichen Säbelhieb über den Kopf bekam und zusammenstürzte. Durch das Geschrei der Hülferufenden, das Sturmen mit den Glocken und die Deputationen fand sich der Ober-Bürgermeister veranlaßt, den Gouverneur Wussow aufzusuchen und das Benehmen seiner Soldaten vorzustellen; allein wenn man den Ober-Bürgermeister auch nicht geradezu abwies, so behandelte man denselben doch so, daß man sehen konnte, wie wenig man die Thaten des Militärs mißbilligte. Dem auf den Kampfplatz herbeigeeilten Landrath v. Boos erklärte ein Offizier, daß hier nicht der Ort sei, um sich auf parlamentarischem Wege zu verständigen. Ueberhaupt haben die Offiziere sehr viel Bravour bewiesen, so z. B. einen vorübereilenden jungen Mann aus sehr achtbarer Familie wie Kettenhunde angefallen, denselben wacker durchgeprügelt und ihn dann auf eine Wache bringen lassen, wo er für die Nacht aufgehoben wurde; ja ein Major drang in Begleitung einiger Offiziere und einer Rotte Gemeinen in ein Wirthshaus, um Haussuchung zu halten, wurde aber durch das energische Auftreten des jungen Hausherrn vor die Thüre dirigirt.

Allgemeine Entrustung über das Benehmen des Militärs herrscht in der Stadt, wozu nicht wenig die Feigheit der Soldaten jetzt, wo die Waffen der Bürgerwehr in Gewahrsam sind, einen Streit zu provociren, beigetragen hat. Die Anzeigen sind nun an geeigneter Stelle gemacht, allein wir glauben nicht, daß den Einwohnern irgend eine Genugthuung wird.

Coblenz, 3. Dezember.

Die zunehmende Zuchtlosigkeit des hier liegenden 26. Regiments führt jeden Tag zu größerm Unfug. Gestern Abend wurde von einigen 26ern ein Mädchen angegriffen und mißhandelt; ein junger Mensch, welcher ihm zu Hülfe eilen wollte, erhielt einen schweren Säbelhieb. Ueberall fallen Schlägereien zwischen 26ern einerseits und dem übrigen Militär und den Civilisten andererseits vor. Durch die Brutalität der 26er sind die Straßen Abends förmlich unsicher. Der Herr Gouverneur hierselbst hat einer Deputation des Stadtraths versprochen, den Belagerungszustand nicht einzuführen, so lange nicht ähnliche Geschichten wie am 30. Nov. vorfielen; doch werden wir an diesem Versprechen wenig Freude daben, wenn die 26er nur noch kurze Zeit hier liegen bleiben.

(Rh.- u. M.-Z.)
27 Von der Mosel, 3 Dezember.

Die Ausführung des Manteufel-Brandenburg'schen Planes, allmählig ganz Preußen in Belagerungszustand zu versetzen, geht mit möglichster Schnelligkeit vor sich. Was unsere Moselgegend betrifft, so wird's bald kein Fleckchen mehr geben, das sich nicht jener November-Errungenschaft erfreute. So ist z. B. auch das Dorf Wehlen bei Bernkastel mit allen Förmlichkeiten in Belagerungszustand erklärt worden. Es sind dort ein Bat. 37er, eine Abtheilung Ulanen und 2 Geschütze eingerückt. Das erste Geschäft des Militärs war, die Häuser zu durchsuchen und der Bürgerwehr die Waffen abzunehmen.

Wer Schieß- oder andere Waffen verheimlicht hatte, wurde verhaftet. Bei Tag und Nacht nichts als gewaltige Patrouillen, die das Dorf von einem Ende zum andern durchziehen; das genügt noch nicht: im weiten Umkreise ist das Dorf mit „scharfgeladenen“ Wachtposten umringt. Was die Ursache aller dieser Maaßregeln ist, wissen die Bewohner bis jetzt nicht anzugeben. Ist auch überflussig, wenn's nur die Behörden wissen.

Der Belagerungszustand Bernkastel's erstreckt sich auf 2 Stunden in der Runde. Innerhalb dieses Rayons werden alle Bürgerwehren aufgelöst.

* Andernach, 28. November.

Es ist dieser Tage ein Unteroffizier der hier stehenden Artillerie-Compagnie eingezogen werden, wie verlautet, weil er bei Berathung einer Zustimmungs-Adresse an die National-Versammlung zugegen gewesen und diese mit unterschrieben habe. Die Aufregung darüber ist hier ungemein groß, besonders da der verhaftete als ein durchaus ehrenhafter Mann bekannt — und was bei Leuten seines Standes nicht zu den gewöhnlichen Erscheinungen gehört — bei der hiesigen Bürgerschaft beliebt geworden ist. Da einen Offizier, welcher bei der Berathung ebenfalls zugegen gewesen, nicht ein gleiches Loos getroffen hat, so ist hier allgemein die Vermuthung aufgetaucht, daß derselbe nur in der Absicht in die Versammlung sich eingeschlichen habe, den Ausspäher und hinterher den Denuncianten zu machen.

* Ratingen, 27. November.

Der demokratische Verein zu Ratingen erklärt, daß er der Erklärung den vier Bürger Lorenz Cantador, P. C. T. Spohr, L. Clasen und Alfred Groote, betreffend die zwischen ihnen und dem Präsidenten der Regierung zu Düsseldorf von Spiegel stattgehabte Unterredung, veröffentlicht in der Beilage zu Nro. 313 der Düsseldorfer Zeitung, trotz allen dagegen gerichteten Verdächtigungen vollen Glauben schenkt und beschließt die Veröffentlichung dieser Erklärung durch die Düsseldorfer Zeitung.

Ratingen, 27. November.

Der Vorstand des demokratischen Vereins.

X Paderborn, 30. November.

Sogar von unserer so ruhigen Bevölkerung werden die Beschlüsse der Frankfurter Versammlung, sowie die Anordnungen der Central-Gewalt mit großer Indignation aufgenommen.

Mit Bitterkeit las man den Beschluß der Versammlung und den Bericht Bassermanns in der preuß. Angelegenheit. So etwas ist selbst für Pfahlbürger zu stark.

Schon vor einiger Zeit war unter den Wahlmännern des Kreises ein Mißtrauensvotum an den Abgeordneten Schlüter in Cirkulation gesetzt. Wie ich höre ist es bereits mit zahlreichen Unterschriften bedeckt.

Durch den hiesigen Volksverein würde eine Adresse an die Linke der Frankfurter Versammlung veranlaßt, worin derselben für die Theil- [Fortsetzung]

24. Juni. — 24. November.

Nach
Delphine Gay de Girardin.

So sei's! Vor Gott, vor Gott will ich, ich ihn verklagen!
Weib, Thörin, Muse nur — dennoch will ich es wagen!
Denn mein französisch Herz hat schaudernd sich empört;
Der Wahrheit hehrer Geist ist in mir eingekehrt;
Begeisternd Fieber fühl' ich quälend heim mich suchen —
Ich hör' in meinem Schlaf die Mütter ihn verfluchen,
Und was in Demuth auch beschloß die Schmeichlerbrut —
Ich seh' es: über ihn allein kommt all' dies Blut!
Ich sag', ich sage euch: die Nemesis ist träge!
Er, er allein goß Blut, Frankreich, auf deine Wege!
Denn Blut, französisch Blut, gilt diesem Mann nicht viel —
Was ist ihm unser Tod? Ein Stich in seinem Spiel!
Ich schrei' aus tiefer Brust — Und wahr ist, was ich dichte!
Ich hasse die Partei'n, ich hab's mit der Geschichte!
Bewiesen hab' ich es: nur Frankreich ist mein Stern!
Könnt' er dem Retter sein: o, ich vergäb' ihm gern! —
Doch sag' ich wiederum: Schuldig! ist mein Erkenntniß —
Erdrückt, verdammt ihn nicht das eigene Geständniß?
Indessen die Gefahr emporwuchs um uns her,
Indeß die Freunde todt hinstürzten — was that Er?
Gerieselt kam das Blut in Strömen, in Kaskaden,
Bis zu der Häuser Stirn fliegen die Barrikaden,
Ha, wie die rothe Gluth im Kreis die Stadt umlief!
Der Tod hielt Wache rings! — Er aber schlief! — Er schlief!
Daß den Vertheidiger des Volkes man erhebe!
Hoch der Endymion des Bürgerkriegs! Er lebe!
Ihr sagt: Der Schlaf im Feld ist ja der Stolz der Helden —
Der Helden? — Sei's! doch nie der Henker, hört' ich melden!
Napoleon schlief sanft die Nacht vor einem Sieg —
Wohl, das war eben Muth, und Krieg ist immer Krieg!
Er hatte sich den Feind gewählt für seinen Degen —
Im Bürgerkriege nie wurd' er zur Ruh' sich legen!
Sie schliefen, General! Ach, und wir armen Frau'n,
Wir, die das Feld nicht stählt, wir in dem blut'gen Grau'n
Der langen Kampfesnacht, drin alle Kugeln trafen —
Wir, Feldherr, beteten; wir haben nicht geschlafen!
Pfui! — Wie doch Ihrem Ruhm der Schlaf die Kron' aufsetzt!
Mit Lächeln honigsüß, mit Worten wohlgesetzt
Empfingen Sie für ihn, hoch auf der Rostra Stufen,
Der ernsten Assemblée vereintes Bravorufen!
Ihr, die für hehren Tod ihr ihm verpflichtet seid:
Sein schönstes Opfer du, Martyr im Priesterkleid!
Du nachgebornes Kind, Bluterbe düstrer Jahre —
Zu frühe Waise du, gewiegt auf einer Bahre!
Entzweite Brüder ihr! Jungfrauen, bleich, verzagt,
Die ihr als einz'gen Schmuck blutfeuchte Palmen tragt!
Ihr Alle, die ihr ihn anklagt vor Gottes Throne,
Die er für ew'ge Zeit getrennt mit kaltem Hohne:
Gattinnen, Schwestern ihr! Und du in deinem Schmerz
Gebeugtes, zuckendes, zerriss'nes Mutterherz;
Du, das jetzt keinen Sohn mehr hat, als kalte Knochen —
Hat jener Bravoruf sich Bahn zu Euch gebrochen?!

Köln, 3. Dez. 1848.

Ferdinand Freiligrath.

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        <p><hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Coblenz. (Die preußischen Soldaten. &#x2014; Excesse der 26er. Von der Mosel. (Belagerungszustand in Wahlen, Bernkastel u. s. w.) Andernach. (Verhaftung eines Unteroffiziers) Ratingen. (Eine Erklärung) Paderborn. (Die Frankfurter Versammlung.) Berlin. (Myliushotel geschlossen. &#x2014; Gardelieutenantsbravour. &#x2014; Das Ministerium Brandenburg und das Ungeziefer. &#x2014; v. Gagern. &#x2014; Act der Verletzung der Habeas-Corpus-Acte. &#x2014; Eine Proclamation. &#x2014; Berufung der Abgeordneten nach Brandenburg durch Ulrich. &#x2014; Hexamer ausgewiesen. &#x2014; Myliushotel wieder entsiegelt. &#x2014; Die pommersche Landwehr und der Prinz von Preußen.) Frankfurt a. d. O Militairexcesse. &#x2014; Landwehr nach Schlesien.) Stettin. (Das Colberger Militair.) Posen. (Absetzung eines demokratischen Lieutenants.) Brunn. (Die Presse &#x2014; Der Reichstagstag zu Kremsier. &#x2014; Die Bourgeoisie) Wien. (Die Kroaten. &#x2014; Ein Schacher. &#x2014; Gerüchte. Bäuerle. &#x2014; Saphir. &#x2014; Adressenwuth.) Frankfurt. Nationalversammlung. &#x2014; Dringlicher Antrag wegen Ungarn) Darmstadt. (Truppen nach Ehrenbreitstein) Peukers Verheißung) Gießen. (Entlassung der Septembergefangenen.) Meiningen. (Reichstruppen. Verhaftungen von Soldaten.) Schwarzburg. (Der Adel abgeschafft.) Detmold. (Mediatisirungsgelüste. Mißtrauensadresse für die Frankfurter, Abgeordneten.) Altenburg. Abdankung und Neuantritt eines Landesvaters. Neues Ministerium. Proclamation.) Schleswig-Holstein. (Zuruf an die preußischen Soldaten.) Triest. (Ibrahim Pascha's Tod.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Polen</hi>. Lemberg. (Ein Erlaß Hammersteins.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Ungarn</hi>. Hradisch. (Tausenau als Pelzhändler.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. Rom. (Heckscher's neuester Erfolg. &#x2014; Zustand. &#x2014; Zucchi im Kampf mit Garibaldi's Legion.) Florenz. (Unruhen in Pesaro. &#x2014; Bruch Toskana's mit Neapel.) Turin. (Antonelli's Antrag auf Venedig's Unterstützung.)</p>
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        <head>Deutschland.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 4. Dez.</head>
          <p>Die neueste Nummer des Center Blattes, &#x201E;de Broedermin&#x201C; bringt eine vlämische Uebersetzung des Freiligrath'schen Gedichts auf Robert Blum. So ist nun dieses Gedicht bereits ins Englische, Französische, Italienische, Spanische und Vlämische übertragen worden.</p>
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          <head><bibl><author>X</author></bibl> Coblenz, 1. Dezember.</head>
          <p>Vor einigen Tagen lasen wir in den hiesigen Lokalblättern den Aufruf eines Fr. Schmidthenner zur Bildung eines konstitutionellen Vereines, allein lag es in der Stilisirung oder in der Absicht des Herrn Verfassers, es konnten uns die Tendenzen dieses zu konstituirenden Klubs nicht klar werden. Vorgestern Abend versammelte sich nun eine Anzahl hiesiger Einwohner in einem Tanzlokale, um die Ansichten des Fr. Schmidthenner für 5 Sgr. Entré, angeblich für die Armen, entgegenzunehmen. Eine Menge Schulbuben und Lehrburschen, die wahrscheinlich das politische Glaubensbekenntniß dieses neuen Vereines erfahren wollten, einige Proletarier, die man trotz der Präsentation der 5 Sgr. nicht einließ, und eine kleine Anzahl Frauenzimmer hatten sich an der Thüre des Sitzungslokales versammelt, und als man allmählig zu der Ueberzeugung gekommen, daß die schwarz-weiße Partei recht zahlreich vertreten war, fing man an, seine Liebe zu diesen gesinnungstüchtigen Männern durch Pfeifen und Lärmen zu äußern, und wie es bei derartigen Geschichten immer zu geschehen pflegt, der Neugierigen wurden immer mehr und zuletzt verhöhnte ein ziemlicher Haufen die Konstitutionellen beim Abzug. Nun erscholl der Ruf: &#x201E;zum Hahn&#x201C; &#x2014; so heißt nämlich der noble Beigeordnete, dem wir die Entwaffnung unserer Bürgerwehr zu verdanken haben &#x2014; und unter lautem Geschrei zog man an das Haus dieses &#x201E;Katechismus kundigen&#x201C; Mannes, und brachte ihm eine solenne Katzenmusik. Die Sache hatte wirklich einen sehr jovialen Charakter angenommen, man promenirte auf und ab, die lustige Jugend pfiff und krähte und der ruhige Philister wollte vor Lachen'bersten, da plötzlich rückte von allen Seiten Militär mit blanker Waffe und gefälltem Bajonette ohne vorherige Ermahnung und so rasch ein, daß wirklich bedeutende Verletzungen vorgefallen sind. Nicht zufrieden, die wehrlose Menge mit Säbelhieben, Lanzenstichen und Kolbenstößen auseinander getrieben zu haben, setzten die rohen Lümmels ihren Marsch durch die einzelnen Straßen fort, jeden, der ihnen zufällig begegnete, maltraitirend, und gingen sogar soweit, einen Bürger, dem sie ohne allen Grund Fenster und Thüren zerschlagen hatten, gewaltsam aus seinem Hause zu reißen und auf das Polizeibureau zu schleppen. Daß man ohne Rücksicht verfahren, zeigen die Verwundungen des Ober-Regierungs-Rathes Spankern, eines Pastors und eines hiesigen Lehrers. Natürlich wurde durch diesen Akt der brutalsten Gewalt, wobei sich auch die Herren Offiziere vortheilhaft ausgezeichnet, die hiesige Einwohnerschaft sehr erbittert, zumal man in Erfahrung gebracht, daß das Militär von Oben herunter zu diesen Heldenthaten gewissermaßen provocirt worden und daß man alle Mittel anwenden werde, um den beliebten Belagerungszustand über unser ohnehin immer belagertes Coblenz verhängen zu können, weil gewisse Personen und der demokratische Verein den Söldlingen des Ministerii Brandenburg gewaltig unangenehm sind.</p>
          <p>Die einmal herbeigeführte Aufregung sollte noch vermehrt werden. Gestern hatte der hiesige Landwehrverein durch Plakate eine Sitzung anberaumt und als man Abends 6 Uhr das Lokal betreten wollte, hatte sich eine solche Masse bewaffneter Soldaten des 26sten Inf.-Regiments an dessen Eingang postirt, daß es unmöglich war, denselben ohne Größe und die gemeinsten Beschimpfungen zu erreichen, und als sich Jemand diese Behandlung verbat, zog man die Säbel und es entstand ein wahres Gemetzel. Nicht zufrieden, die nächste Umgebung zusammengehauen zu haben, stürzten diese Barbaren auf jeden, der die Straße passiren wollte und wir sahen, wie ein sechszigjähriger Lampenanzünder auf diese Weise einen fürchterlichen Säbelhieb über den Kopf bekam und zusammenstürzte. Durch das Geschrei der Hülferufenden, das Sturmen mit den Glocken und die Deputationen fand sich der Ober-Bürgermeister veranlaßt, den Gouverneur <hi rendition="#g">Wussow</hi> aufzusuchen und das Benehmen seiner Soldaten vorzustellen; allein wenn man den Ober-Bürgermeister auch nicht geradezu abwies, so behandelte man denselben doch so, daß man sehen konnte, wie wenig man die Thaten des Militärs mißbilligte. Dem auf den Kampfplatz herbeigeeilten Landrath v. <hi rendition="#g">Boos</hi> erklärte ein Offizier, daß hier nicht der Ort sei, um sich auf parlamentarischem Wege zu verständigen. Ueberhaupt haben die Offiziere sehr viel Bravour bewiesen, so z. B. einen vorübereilenden jungen Mann aus sehr achtbarer Familie wie Kettenhunde angefallen, denselben wacker durchgeprügelt und ihn dann auf eine Wache bringen lassen, wo er für die Nacht aufgehoben wurde; ja ein Major drang in Begleitung einiger Offiziere und einer Rotte Gemeinen in ein Wirthshaus, um Haussuchung zu halten, wurde aber durch das energische Auftreten des jungen Hausherrn vor die Thüre dirigirt.</p>
          <p>Allgemeine Entrustung über das Benehmen des Militärs herrscht in der Stadt, wozu nicht wenig die Feigheit der Soldaten jetzt, wo die Waffen der Bürgerwehr in Gewahrsam sind, einen Streit zu provociren, beigetragen hat. Die Anzeigen sind nun an geeigneter Stelle gemacht, allein wir glauben nicht, daß den Einwohnern irgend eine Genugthuung wird.</p>
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          <head>Coblenz, 3. Dezember.</head>
          <p>Die zunehmende Zuchtlosigkeit des hier liegenden 26. Regiments führt jeden Tag zu größerm Unfug. Gestern Abend wurde von einigen 26ern ein Mädchen angegriffen und mißhandelt; ein junger Mensch, welcher ihm zu Hülfe eilen wollte, erhielt einen schweren Säbelhieb. Ueberall fallen Schlägereien zwischen 26ern einerseits und dem übrigen Militär und den Civilisten andererseits vor. Durch die Brutalität der 26er sind die Straßen Abends förmlich unsicher. Der Herr Gouverneur hierselbst hat einer Deputation des Stadtraths versprochen, den Belagerungszustand nicht einzuführen, so lange nicht ähnliche Geschichten wie am 30. Nov. vorfielen; doch werden wir an diesem Versprechen wenig Freude daben, wenn die 26er nur noch kurze Zeit hier liegen bleiben.</p>
          <bibl>(Rh.- u. M.-Z.)</bibl>
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          <head><bibl><author>27</author></bibl> Von der Mosel, 3 Dezember.</head>
          <p>Die Ausführung des Manteufel-Brandenburg'schen Planes, allmählig ganz Preußen in Belagerungszustand zu versetzen, geht mit möglichster Schnelligkeit vor sich. Was unsere Moselgegend betrifft, so wird's bald kein Fleckchen mehr geben, das sich nicht jener November-Errungenschaft erfreute. So ist z. B. auch das Dorf Wehlen bei Bernkastel mit allen Förmlichkeiten in Belagerungszustand erklärt worden. Es sind dort ein Bat. 37er, eine Abtheilung Ulanen und 2 Geschütze eingerückt. Das erste Geschäft des Militärs war, die Häuser zu durchsuchen und der Bürgerwehr die Waffen abzunehmen.</p>
          <p>Wer Schieß- oder andere Waffen verheimlicht hatte, wurde verhaftet. Bei Tag und Nacht nichts als gewaltige Patrouillen, die das Dorf von einem Ende zum andern durchziehen; das genügt noch nicht: im weiten Umkreise ist das Dorf mit &#x201E;scharfgeladenen&#x201C; Wachtposten umringt. Was die Ursache aller dieser Maaßregeln ist, wissen die Bewohner bis jetzt nicht anzugeben. Ist auch überflussig, wenn's nur die Behörden wissen.</p>
          <p>Der Belagerungszustand Bernkastel's erstreckt sich auf 2 Stunden in der Runde. Innerhalb dieses Rayons werden alle Bürgerwehren aufgelöst.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Andernach, 28. November.</head>
          <p>Es ist dieser Tage ein Unteroffizier der hier stehenden Artillerie-Compagnie eingezogen werden, wie verlautet, weil er bei Berathung einer Zustimmungs-Adresse an die National-Versammlung zugegen gewesen und diese mit unterschrieben habe. Die Aufregung darüber ist hier ungemein groß, besonders da der verhaftete als ein durchaus ehrenhafter Mann bekannt &#x2014; und was bei Leuten seines Standes nicht zu den gewöhnlichen Erscheinungen gehört &#x2014; bei der hiesigen Bürgerschaft beliebt geworden ist. Da einen Offizier, welcher bei der Berathung ebenfalls zugegen gewesen, nicht ein gleiches Loos getroffen hat, so ist hier allgemein die Vermuthung aufgetaucht, daß derselbe nur in der Absicht in die Versammlung sich eingeschlichen habe, den Ausspäher und hinterher den Denuncianten zu machen.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Ratingen, 27. November.</head>
          <p>Der demokratische Verein zu Ratingen erklärt, daß er der Erklärung den vier Bürger Lorenz Cantador, P. C. T. Spohr, L. Clasen und Alfred Groote, betreffend die zwischen ihnen und dem Präsidenten der Regierung zu Düsseldorf von Spiegel stattgehabte Unterredung, veröffentlicht in der Beilage zu Nro. 313 der Düsseldorfer Zeitung, trotz allen dagegen gerichteten Verdächtigungen vollen Glauben schenkt und beschließt die Veröffentlichung dieser Erklärung durch die Düsseldorfer Zeitung.</p>
          <p>Ratingen, 27. November.</p>
          <p>Der Vorstand des demokratischen Vereins.</p>
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        <div xml:id="ar160_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Paderborn, 30. November.</head>
          <p>Sogar von unserer so ruhigen Bevölkerung werden die Beschlüsse der Frankfurter Versammlung, sowie die Anordnungen der Central-Gewalt mit großer Indignation aufgenommen.</p>
          <p>Mit Bitterkeit las man den Beschluß der Versammlung und den Bericht Bassermanns in der preuß. Angelegenheit. So etwas ist selbst für Pfahlbürger zu stark.</p>
          <p>Schon vor einiger Zeit war unter den Wahlmännern des Kreises ein Mißtrauensvotum an den Abgeordneten Schlüter in Cirkulation gesetzt. Wie ich höre ist es bereits mit zahlreichen Unterschriften bedeckt.</p>
          <p>Durch den hiesigen Volksverein würde eine Adresse an die Linke der Frankfurter Versammlung veranlaßt, worin derselben für die Theil- <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref>                 </p>
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          <head>24. Juni. &#x2014; 24. November.</head>
          <p>Nach<lb/>
Delphine Gay de Girardin.</p>
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            <l>So sei's! Vor Gott, vor Gott will ich, ich ihn verklagen!</l><lb/>
            <l>Weib, Thörin, Muse nur &#x2014; dennoch will ich es wagen!</l><lb/>
            <l>Denn mein französisch Herz hat schaudernd sich empört;</l><lb/>
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            <l>Begeisternd Fieber fühl' ich quälend heim mich suchen &#x2014;</l><lb/>
            <l>Ich hör' in meinem Schlaf die Mütter ihn verfluchen,</l><lb/>
            <l>Und was in Demuth auch beschloß die Schmeichlerbrut &#x2014;</l><lb/>
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            <l>Ich sag', ich sage euch: die Nemesis ist träge!</l><lb/>
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            <l>Wir, die das Feld nicht stählt, wir in dem blut'gen Grau'n</l><lb/>
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          <p>Köln, 3. Dez. 1848.</p>
          <p><hi rendition="#g">Ferdinand Freiligrath</hi>.</p>
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[0851/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No. 160. Köln, Dienstag den 5. Dezember. 1848. Keine Steuern mehr!!! Uebersicht. Deutschland. Coblenz. (Die preußischen Soldaten. — Excesse der 26er. Von der Mosel. (Belagerungszustand in Wahlen, Bernkastel u. s. w.) Andernach. (Verhaftung eines Unteroffiziers) Ratingen. (Eine Erklärung) Paderborn. (Die Frankfurter Versammlung.) Berlin. (Myliushotel geschlossen. — Gardelieutenantsbravour. — Das Ministerium Brandenburg und das Ungeziefer. — v. Gagern. — Act der Verletzung der Habeas-Corpus-Acte. — Eine Proclamation. — Berufung der Abgeordneten nach Brandenburg durch Ulrich. — Hexamer ausgewiesen. — Myliushotel wieder entsiegelt. — Die pommersche Landwehr und der Prinz von Preußen.) Frankfurt a. d. O Militairexcesse. — Landwehr nach Schlesien.) Stettin. (Das Colberger Militair.) Posen. (Absetzung eines demokratischen Lieutenants.) Brunn. (Die Presse — Der Reichstagstag zu Kremsier. — Die Bourgeoisie) Wien. (Die Kroaten. — Ein Schacher. — Gerüchte. Bäuerle. — Saphir. — Adressenwuth.) Frankfurt. Nationalversammlung. — Dringlicher Antrag wegen Ungarn) Darmstadt. (Truppen nach Ehrenbreitstein) Peukers Verheißung) Gießen. (Entlassung der Septembergefangenen.) Meiningen. (Reichstruppen. Verhaftungen von Soldaten.) Schwarzburg. (Der Adel abgeschafft.) Detmold. (Mediatisirungsgelüste. Mißtrauensadresse für die Frankfurter, Abgeordneten.) Altenburg. Abdankung und Neuantritt eines Landesvaters. Neues Ministerium. Proclamation.) Schleswig-Holstein. (Zuruf an die preußischen Soldaten.) Triest. (Ibrahim Pascha's Tod.) Polen. Lemberg. (Ein Erlaß Hammersteins.) Ungarn. Hradisch. (Tausenau als Pelzhändler.) Italien. Rom. (Heckscher's neuester Erfolg. — Zustand. — Zucchi im Kampf mit Garibaldi's Legion.) Florenz. (Unruhen in Pesaro. — Bruch Toskana's mit Neapel.) Turin. (Antonelli's Antrag auf Venedig's Unterstützung.) Deutschland. * Köln, 4. Dez. Die neueste Nummer des Center Blattes, „de Broedermin“ bringt eine vlämische Uebersetzung des Freiligrath'schen Gedichts auf Robert Blum. So ist nun dieses Gedicht bereits ins Englische, Französische, Italienische, Spanische und Vlämische übertragen worden. X Coblenz, 1. Dezember. Vor einigen Tagen lasen wir in den hiesigen Lokalblättern den Aufruf eines Fr. Schmidthenner zur Bildung eines konstitutionellen Vereines, allein lag es in der Stilisirung oder in der Absicht des Herrn Verfassers, es konnten uns die Tendenzen dieses zu konstituirenden Klubs nicht klar werden. Vorgestern Abend versammelte sich nun eine Anzahl hiesiger Einwohner in einem Tanzlokale, um die Ansichten des Fr. Schmidthenner für 5 Sgr. Entré, angeblich für die Armen, entgegenzunehmen. Eine Menge Schulbuben und Lehrburschen, die wahrscheinlich das politische Glaubensbekenntniß dieses neuen Vereines erfahren wollten, einige Proletarier, die man trotz der Präsentation der 5 Sgr. nicht einließ, und eine kleine Anzahl Frauenzimmer hatten sich an der Thüre des Sitzungslokales versammelt, und als man allmählig zu der Ueberzeugung gekommen, daß die schwarz-weiße Partei recht zahlreich vertreten war, fing man an, seine Liebe zu diesen gesinnungstüchtigen Männern durch Pfeifen und Lärmen zu äußern, und wie es bei derartigen Geschichten immer zu geschehen pflegt, der Neugierigen wurden immer mehr und zuletzt verhöhnte ein ziemlicher Haufen die Konstitutionellen beim Abzug. Nun erscholl der Ruf: „zum Hahn“ — so heißt nämlich der noble Beigeordnete, dem wir die Entwaffnung unserer Bürgerwehr zu verdanken haben — und unter lautem Geschrei zog man an das Haus dieses „Katechismus kundigen“ Mannes, und brachte ihm eine solenne Katzenmusik. Die Sache hatte wirklich einen sehr jovialen Charakter angenommen, man promenirte auf und ab, die lustige Jugend pfiff und krähte und der ruhige Philister wollte vor Lachen'bersten, da plötzlich rückte von allen Seiten Militär mit blanker Waffe und gefälltem Bajonette ohne vorherige Ermahnung und so rasch ein, daß wirklich bedeutende Verletzungen vorgefallen sind. Nicht zufrieden, die wehrlose Menge mit Säbelhieben, Lanzenstichen und Kolbenstößen auseinander getrieben zu haben, setzten die rohen Lümmels ihren Marsch durch die einzelnen Straßen fort, jeden, der ihnen zufällig begegnete, maltraitirend, und gingen sogar soweit, einen Bürger, dem sie ohne allen Grund Fenster und Thüren zerschlagen hatten, gewaltsam aus seinem Hause zu reißen und auf das Polizeibureau zu schleppen. Daß man ohne Rücksicht verfahren, zeigen die Verwundungen des Ober-Regierungs-Rathes Spankern, eines Pastors und eines hiesigen Lehrers. Natürlich wurde durch diesen Akt der brutalsten Gewalt, wobei sich auch die Herren Offiziere vortheilhaft ausgezeichnet, die hiesige Einwohnerschaft sehr erbittert, zumal man in Erfahrung gebracht, daß das Militär von Oben herunter zu diesen Heldenthaten gewissermaßen provocirt worden und daß man alle Mittel anwenden werde, um den beliebten Belagerungszustand über unser ohnehin immer belagertes Coblenz verhängen zu können, weil gewisse Personen und der demokratische Verein den Söldlingen des Ministerii Brandenburg gewaltig unangenehm sind. Die einmal herbeigeführte Aufregung sollte noch vermehrt werden. Gestern hatte der hiesige Landwehrverein durch Plakate eine Sitzung anberaumt und als man Abends 6 Uhr das Lokal betreten wollte, hatte sich eine solche Masse bewaffneter Soldaten des 26sten Inf.-Regiments an dessen Eingang postirt, daß es unmöglich war, denselben ohne Größe und die gemeinsten Beschimpfungen zu erreichen, und als sich Jemand diese Behandlung verbat, zog man die Säbel und es entstand ein wahres Gemetzel. Nicht zufrieden, die nächste Umgebung zusammengehauen zu haben, stürzten diese Barbaren auf jeden, der die Straße passiren wollte und wir sahen, wie ein sechszigjähriger Lampenanzünder auf diese Weise einen fürchterlichen Säbelhieb über den Kopf bekam und zusammenstürzte. Durch das Geschrei der Hülferufenden, das Sturmen mit den Glocken und die Deputationen fand sich der Ober-Bürgermeister veranlaßt, den Gouverneur Wussow aufzusuchen und das Benehmen seiner Soldaten vorzustellen; allein wenn man den Ober-Bürgermeister auch nicht geradezu abwies, so behandelte man denselben doch so, daß man sehen konnte, wie wenig man die Thaten des Militärs mißbilligte. Dem auf den Kampfplatz herbeigeeilten Landrath v. Boos erklärte ein Offizier, daß hier nicht der Ort sei, um sich auf parlamentarischem Wege zu verständigen. Ueberhaupt haben die Offiziere sehr viel Bravour bewiesen, so z. B. einen vorübereilenden jungen Mann aus sehr achtbarer Familie wie Kettenhunde angefallen, denselben wacker durchgeprügelt und ihn dann auf eine Wache bringen lassen, wo er für die Nacht aufgehoben wurde; ja ein Major drang in Begleitung einiger Offiziere und einer Rotte Gemeinen in ein Wirthshaus, um Haussuchung zu halten, wurde aber durch das energische Auftreten des jungen Hausherrn vor die Thüre dirigirt. Allgemeine Entrustung über das Benehmen des Militärs herrscht in der Stadt, wozu nicht wenig die Feigheit der Soldaten jetzt, wo die Waffen der Bürgerwehr in Gewahrsam sind, einen Streit zu provociren, beigetragen hat. Die Anzeigen sind nun an geeigneter Stelle gemacht, allein wir glauben nicht, daß den Einwohnern irgend eine Genugthuung wird. Coblenz, 3. Dezember. Die zunehmende Zuchtlosigkeit des hier liegenden 26. Regiments führt jeden Tag zu größerm Unfug. Gestern Abend wurde von einigen 26ern ein Mädchen angegriffen und mißhandelt; ein junger Mensch, welcher ihm zu Hülfe eilen wollte, erhielt einen schweren Säbelhieb. Ueberall fallen Schlägereien zwischen 26ern einerseits und dem übrigen Militär und den Civilisten andererseits vor. Durch die Brutalität der 26er sind die Straßen Abends förmlich unsicher. Der Herr Gouverneur hierselbst hat einer Deputation des Stadtraths versprochen, den Belagerungszustand nicht einzuführen, so lange nicht ähnliche Geschichten wie am 30. Nov. vorfielen; doch werden wir an diesem Versprechen wenig Freude daben, wenn die 26er nur noch kurze Zeit hier liegen bleiben. (Rh.- u. M.-Z.) 27 Von der Mosel, 3 Dezember. Die Ausführung des Manteufel-Brandenburg'schen Planes, allmählig ganz Preußen in Belagerungszustand zu versetzen, geht mit möglichster Schnelligkeit vor sich. Was unsere Moselgegend betrifft, so wird's bald kein Fleckchen mehr geben, das sich nicht jener November-Errungenschaft erfreute. So ist z. B. auch das Dorf Wehlen bei Bernkastel mit allen Förmlichkeiten in Belagerungszustand erklärt worden. Es sind dort ein Bat. 37er, eine Abtheilung Ulanen und 2 Geschütze eingerückt. Das erste Geschäft des Militärs war, die Häuser zu durchsuchen und der Bürgerwehr die Waffen abzunehmen. Wer Schieß- oder andere Waffen verheimlicht hatte, wurde verhaftet. Bei Tag und Nacht nichts als gewaltige Patrouillen, die das Dorf von einem Ende zum andern durchziehen; das genügt noch nicht: im weiten Umkreise ist das Dorf mit „scharfgeladenen“ Wachtposten umringt. Was die Ursache aller dieser Maaßregeln ist, wissen die Bewohner bis jetzt nicht anzugeben. Ist auch überflussig, wenn's nur die Behörden wissen. Der Belagerungszustand Bernkastel's erstreckt sich auf 2 Stunden in der Runde. Innerhalb dieses Rayons werden alle Bürgerwehren aufgelöst. * Andernach, 28. November. Es ist dieser Tage ein Unteroffizier der hier stehenden Artillerie-Compagnie eingezogen werden, wie verlautet, weil er bei Berathung einer Zustimmungs-Adresse an die National-Versammlung zugegen gewesen und diese mit unterschrieben habe. Die Aufregung darüber ist hier ungemein groß, besonders da der verhaftete als ein durchaus ehrenhafter Mann bekannt — und was bei Leuten seines Standes nicht zu den gewöhnlichen Erscheinungen gehört — bei der hiesigen Bürgerschaft beliebt geworden ist. Da einen Offizier, welcher bei der Berathung ebenfalls zugegen gewesen, nicht ein gleiches Loos getroffen hat, so ist hier allgemein die Vermuthung aufgetaucht, daß derselbe nur in der Absicht in die Versammlung sich eingeschlichen habe, den Ausspäher und hinterher den Denuncianten zu machen. * Ratingen, 27. November. Der demokratische Verein zu Ratingen erklärt, daß er der Erklärung den vier Bürger Lorenz Cantador, P. C. T. Spohr, L. Clasen und Alfred Groote, betreffend die zwischen ihnen und dem Präsidenten der Regierung zu Düsseldorf von Spiegel stattgehabte Unterredung, veröffentlicht in der Beilage zu Nro. 313 der Düsseldorfer Zeitung, trotz allen dagegen gerichteten Verdächtigungen vollen Glauben schenkt und beschließt die Veröffentlichung dieser Erklärung durch die Düsseldorfer Zeitung. Ratingen, 27. November. Der Vorstand des demokratischen Vereins. X Paderborn, 30. November. Sogar von unserer so ruhigen Bevölkerung werden die Beschlüsse der Frankfurter Versammlung, sowie die Anordnungen der Central-Gewalt mit großer Indignation aufgenommen. Mit Bitterkeit las man den Beschluß der Versammlung und den Bericht Bassermanns in der preuß. Angelegenheit. So etwas ist selbst für Pfahlbürger zu stark. Schon vor einiger Zeit war unter den Wahlmännern des Kreises ein Mißtrauensvotum an den Abgeordneten Schlüter in Cirkulation gesetzt. Wie ich höre ist es bereits mit zahlreichen Unterschriften bedeckt. Durch den hiesigen Volksverein würde eine Adresse an die Linke der Frankfurter Versammlung veranlaßt, worin derselben für die Theil- [Fortsetzung] 24. Juni. — 24. November.Nach Delphine Gay de Girardin. So sei's! Vor Gott, vor Gott will ich, ich ihn verklagen! Weib, Thörin, Muse nur — dennoch will ich es wagen! Denn mein französisch Herz hat schaudernd sich empört; Der Wahrheit hehrer Geist ist in mir eingekehrt; Begeisternd Fieber fühl' ich quälend heim mich suchen — Ich hör' in meinem Schlaf die Mütter ihn verfluchen, Und was in Demuth auch beschloß die Schmeichlerbrut — Ich seh' es: über ihn allein kommt all' dies Blut! Ich sag', ich sage euch: die Nemesis ist träge! Er, er allein goß Blut, Frankreich, auf deine Wege! Denn Blut, französisch Blut, gilt diesem Mann nicht viel — Was ist ihm unser Tod? Ein Stich in seinem Spiel! Ich schrei' aus tiefer Brust — Und wahr ist, was ich dichte! Ich hasse die Partei'n, ich hab's mit der Geschichte! Bewiesen hab' ich es: nur Frankreich ist mein Stern! Könnt' er dem Retter sein: o, ich vergäb' ihm gern! — Doch sag' ich wiederum: Schuldig! ist mein Erkenntniß — Erdrückt, verdammt ihn nicht das eigene Geständniß? Indessen die Gefahr emporwuchs um uns her, Indeß die Freunde todt hinstürzten — was that Er? Gerieselt kam das Blut in Strömen, in Kaskaden, Bis zu der Häuser Stirn fliegen die Barrikaden, Ha, wie die rothe Gluth im Kreis die Stadt umlief! Der Tod hielt Wache rings! — Er aber schlief! — Er schlief! Daß den Vertheidiger des Volkes man erhebe! Hoch der Endymion des Bürgerkriegs! Er lebe! Ihr sagt: Der Schlaf im Feld ist ja der Stolz der Helden — Der Helden? — Sei's! doch nie der Henker, hört' ich melden! Napoleon schlief sanft die Nacht vor einem Sieg — Wohl, das war eben Muth, und Krieg ist immer Krieg! Er hatte sich den Feind gewählt für seinen Degen — Im Bürgerkriege nie wurd' er zur Ruh' sich legen! Sie schliefen, General! Ach, und wir armen Frau'n, Wir, die das Feld nicht stählt, wir in dem blut'gen Grau'n Der langen Kampfesnacht, drin alle Kugeln trafen — Wir, Feldherr, beteten; wir haben nicht geschlafen! Pfui! — Wie doch Ihrem Ruhm der Schlaf die Kron' aufsetzt! Mit Lächeln honigsüß, mit Worten wohlgesetzt Empfingen Sie für ihn, hoch auf der Rostra Stufen, Der ernsten Assemblée vereintes Bravorufen! Ihr, die für hehren Tod ihr ihm verpflichtet seid: Sein schönstes Opfer du, Martyr im Priesterkleid! Du nachgebornes Kind, Bluterbe düstrer Jahre — Zu frühe Waise du, gewiegt auf einer Bahre! Entzweite Brüder ihr! Jungfrauen, bleich, verzagt, Die ihr als einz'gen Schmuck blutfeuchte Palmen tragt! Ihr Alle, die ihr ihn anklagt vor Gottes Throne, Die er für ew'ge Zeit getrennt mit kaltem Hohne: Gattinnen, Schwestern ihr! Und du in deinem Schmerz Gebeugtes, zuckendes, zerriss'nes Mutterherz; Du, das jetzt keinen Sohn mehr hat, als kalte Knochen — Hat jener Bravoruf sich Bahn zu Euch gebrochen?! Köln, 3. Dez. 1848. Ferdinand Freiligrath.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 160. Köln, 5. Dezember 1848, S. 0851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz160_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.