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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148. Köln, 21. November 1848.

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um zur Stütze jenes Ministeriums zu dienen. Das heißt wahrlich viel verlangen. In einer Landwehrversammlung, die gestern in der Postschen Reitbahn, freilich auf nicht sehr parlamentarische Weise Stadt fand, wurde die Frage verhandelt, ob man sich stellen wolle oder nicht, und ein großer Theil der Wehrmänner erklärte, bis auf Weiteres der Einstellungsordre passiven Widerstand entgegen zu setzen. Diese Nacht war das hiesige Zeughaus mit einer Militärabtheilung besetzt und gestern ein Theil der Armaturgegenstände aus dem Landwehr-Zeughause in den Waffensaal des Schlosses gebracht.

Man hat übrigens bereits nach Garz 2 Eskadrons Kürassire beordert, um für alle Fälle gegen die dort zusammentretende Landwehr gerüstet zu sein.

Brrlin.

Dem Polizei-Präsidenten von Bardeleben zu Berlin, unter Entbindung von seinem bisherigen Amt, ist die kommissarische Verwaltung der erledigten Regierungs-Präsidentenstelle zu Arnsberg ubertragen und der bisherige Ober-Regierungsrath v. Hinckeldey zum Polizei-Präsidenten von Berlin ernannt.

Berlin.

Die Staatsministerial Kommission zur Begutachtung der Demarkationslinie im Großherzogthum Posen (bestehend aus Geh. Ober-Finanzrath Costenoble, Geh. Rath Macklean, Staatsanwalt Friedberg, Abg. Geh. Rath Seidel, Abg. Major v. Voigt-Rendtz und Abg. v. Meusebach) hielt heute morgen in Gegenwart des Reichskommissarius General Schäfer Sitzung und verständigte sich über eine Linie, welche nur in wenigen, durch strategische Rücksichten gebotenen Punkten von der Pfuelschen Demarkationslinie abweicht. General Schäfer reist morgen nach Posen zur definitiven Regulirung an Ort und Stelle. Major v. Voigts begleitet ihn als Kommissarius des preuß. Staatsministerii.

(N. Pr. Z.)
* Brünn, 15. November.

Ihr Blatt brachte nach der Oder-Zeitung bereits einen Bericht der in Wien geschehenen, alle jemals dagewesenen Barbareien Asien's gewiß übertreffenden Veruchtheiten aber Ihre Leser müssen einen Bu[unleserliches Material]iris, einen Tschintschiskhan, einen Kamby[unleserliches Material]s, Nero, Sardanopal, sie müssen die als fabelhaft bekannten Grausamkeiten aus den Reisebeschreibungen über die sogenannten Wilden des innern Afrika's und Brasilien's sich in's Gedächtniß zurückrufen, um mit einem Schlage, mit einer Geistesübersicht alle die namenlosen Scheußlichkeiten unserer modernen Vandalen, alle die Todesrieseln erzeugenden Greuelscenen sich einigermaßen vorstellen zu können, welche der Thron der deutschen Habsburger in Wien an einem civilisirten Volke hat verüben lassen, und ohne Erweichen mit der immer erneuten Wuth des unerhörtesten Kannibalismus noch täglich, stündlich an ihm verüben läßt. -- Wenn die Bestien-Wuth der Czechen besänftigt erscheint, so kann dies gewiß als der sicherste Beleg angesehen werden für das Unbeschreibbare, was Wien hat ertragen müssen, und immer gesteigerter noch fortwährend erduldet.

Wien hatte schon längst die Ueberzeugung gewonnen, daß es nach außen hin in seinem heiligen Kampfe von allen Seiten verlassen war und in Deutschland nur von wiederkäuenden Thieren angestiert wurde; es erfuhr seit dem 26. Oktober von Minute zu Minute bestimmter, daß im Innern der Stadt und Vorstadte der schwarzgelbe Verrath übermächtig sein Unwesen betrieb und es zum Fall bringen mußte. -- Dafür nur dieses.

Nach dem 23. Oktober entfernten sich sämmtliche Gesandtschaften und überließen ihre Landsleute schutzlos dem über die Stadt hereinbrechenden Verhängniß. Von den deutschen Gesandtschaften war natürlich nichts Anderes zu erwarten und ich begab mich daher auf den Minoritenplatz in das prachtvolle Palais der französischen Republik, auf dessen Thor ich die Inschrift zu finden hoffte: "Gebiet der französischen Republik". -- Eine Windischgrätzische Kugel auf diesem Boden, dachte ich, muß einen Höllenbrand entzünden; von diesem Boden aus könnte Wien's Freiheit, müßte, ist der Name Republik kein Hohn, wenigstens die allgemeine Menschlichkeit Schutz gegen einen Wütherich finden, der in der brutalen Nachahmung Cavaignac's ein unsinniger Bluthund geworden ist. -- Mit dem Erstaunen der Indignation fand ich über der Thüre des republikanischen Gesandtschafts-Palastes jedoch nur die Bourgeois-Aufschrift: "In diesem Hause befinden sich Gegenstände der französischen Gesandtschaft", und vernahm, noch mehr entrüstet, vom Hausmeister, daß der Gesandte und sein Personal sich bis nach dem Bombardement aus der Stadt entfernt hätten. -- Wer hätte glauben können, daß die Infamie der gallischen Bourgeois auch hier, wo es sich doch nur um die ersten Bourgeois-Rechte dem verrostetesten Feudal- und Polizeistaats-Unwesen gegenüber handelte, sich also überbieten würde, in der ganzen sich vertheidigenden Bevölkerung Wien's nur raubbegieriges Lumpenproletariat, in dieser Vertheidigung selbst nur ein Verbrechen zu erkennen und sich vor dieser Bevölkerung, vor Europa mit einem racheschnaubenden Ungeheuer einverstanden zu erklären, wider welches selbst die konstitutionelle Erbärmlichkeit eines österreichischen Reichstags sich gestemmt hatte! Will denn Frankreich keine Großheit, keine Ehre, keine Schmach und keine Schande mehr unterscheiden? Das Volk von Wien zeigte sich um so erbitterter über die beispiellose, alle seine Erwartungen verhöhnende Passivität des republikanischen Repräsentanten, als es in seiner Verzweiflung, wie alle unterdrückten Völker, von dem französischen Volke immer noch seine endliche Erlösung erwartet. Windischgrätz ließ seine Bomben und Brandraketen darum ebenso unnachsichtig auf den Boden der französischen Republik hinwerfen, wie auf den des armen Volks, und das Dach des französischen Palais soll tüchtig mitgenommen worden sein. Ueberall an den Palästen des Adels, an den Kramläden der Bourgeoisie waren in diesen Tagen wieder die Worte zu lesen: "Unter dem Schutze des hohen Reichstags" oder, "Heilig ist das Eigenthum"; der Gesandte der französischen Republik wußte unter dem Hinwürgen der bescheidensten Freiheit also nichts Anderes zu thun, als sich dem Kannibalismus des Thron-, Feudal- und Bourgeois-Absolutismus mit einer gleichen Phrase innigst anzuschließen.

Ich kann nicht umhin, einen Gegensatz hervorzuheben, der hell in's Licht stellt, wie tief die Civilisation der Bourgeoisie unter alle bekannte Barbarei hinabgesunken ist. Der türkische Gesandte ist unter den erheblichen der einzige gewesen, welcher der Aufforderung des Windischgrätz, Wien auf 3 Tage zu verlassen, nicht entsprochen hat Er wohnt, weil er einem türkischen Vorurtheil zufolge nicht in der Stadt wohnen darf, in der Leopoldstadt. Als die Kroaten unter dem furchtbaren Morden der Szeresaner daselbst eindrangen, sturmten sie, gewiß nicht ohne Fingerzeig von oben, in die Wohnung des türkischen Botschafters, erschossen seinem Heiducken, plünderten Alles aus, mißhandelten, wie man behauptet, den Botschafter selber und nöthigten ihn, mit seinem Personale die Flucht in die Stadt zu ergreifen. -- Man ist um so begieriger auf die Folgen dieser Insulte, als der Botschafter abgereist sein soll. Auf den Befehl des Windischgrätz muß die Gemeinde Wien den von den k. k. Banditen verübten Schaden, überhaupt allen Schaden, alsbald ersetzen. -- Einem Sekretär der preußischen Gesandtschaft ist der Arm zerschmettert worden; die Freude der Gesandtschaft über den Windischgrätzischen Sieg wird jedoch nicht nur dieses, sondern auch den Umstand leicht verschmerzen lassen, daß das Gesandtschafts-Hotel von den Kugeln, Kartätschen, Bomben und Brandraketen der mitverschworenen Meuchelmörder am 31. Oktober ganz gehörig verwüstet worden ist.

Was den angeblichen Bruch der Kapitulation anbelangt, mit welchem Windischgrätz, freudig wie ein blutlechzender Tiger, alle Gräuel rechtfertigt, die seit Ueberwindung der Stadt geschehen sind und noch fortgesetzt werden, so will ich darüber nur folgendes bemerken: Reichstag, Gemeinderath, Klubs, Studentenkomite und Oberkommando der Garde hatten das Volk zu einem Widerstand bis auf den letzten Mann aufgefordert und entflammt. Als es aber nun wirklich zum blutigsten Ernste kam, wechselten mit wenigen Ausnahmen all' diese Heroen die Farbe und begannen in fortwährenden Deputationen mit schwarzgelber Unterwurfigkeit dem sie verhöhnenden Würgengel zu Füßen zu kriechen, um im Wege der Unterhandlung eine Milde zu erflehen, welche von einem Windischgrätz durchaus nicht zu erwarten war. Auf diese Weise waren bis zum 31. Okt. mehrere Kapitulationspakte entstanden, über welche das kämpfende Volk, da auch von anderer Seite der schnödeste Verrath immer unverschämter hervortrat, die tiefste Entrüstung laut zu erkennen gab. Es hatte die Vorstadte mit unglaublichem Muth, mit unerhörter Anstrengung vertheidigt, bevor sie in die Gewalt des 120,000 Mann starken Feindes geriethen, es wollte auch die Ehre der Stadt selbst retten und entschloß sich am Nachmittag des 31., von fast allen seinen Fuhrern verlassen, zu einer Gegenwehr der Verzweiflung von den Basteien herab. Man bot ihm Geld an, wenn es die Waffen ablege, allein mit Verachtung wies es dies Ansinnen zurück und begann um 3 Uhr ein mörderisches Feuer auf die um die Glacis aufgestellten k. k. Truppen, welches während drei Stunden mit solchem Nachdruck fortgesetzt wurde, daß an eine Uebergabe der Stadt an diesem Tage noch nicht zu denken gewesen ware, wenn nicht die Nationalgarde hinterlistig das Burgthor geöffnet und so das Hereinströmen des Militärs möglich gemacht hatte.

Wien, 14. Nov.

Ich sende Ihnen die heut publizirte Kundmachung der Centralkommission der Stadtkommandantur, wichtig wegen des nicht vorzuenthaltenden Geständnisses, daß die allgemeine Entwaffnung trotz des Standrechtes -- und dieses ist hier keine Fiktion geblieben -- nur unter starkem Geiste des Widerstandes vor sich geht und bis jetzt zur Ablieferung nur eines geringen Theiles der Aerarialfeuergewehre und andern Waffen gefuhrt hat.

Der Oestreichische Lloyd bringt die reformirte Ministerliste: Fürst Felix Schwarzenberg, Präsidium und auswärtige Angelegenheiten, Graf Stadion, Inneres; General Freiherr v. Cordon, Krieg; Kraus Finanzen; v. Bruck öffentliche Arbeiten und Handel, zeither getrennt; Thienfeldt Ackerbau; Justiz und Kultus noch unbesetzt; Prof. Helfert, stark czechisch nuancirt, das einzige Mitglied, das durchgängig und auch da der Linken scharf entgegentrat, wo die Czechen mit ihr liebäugelten.

Auf den Basteien werden Befestigungsarbeiten eifrig betrieben; am rothen Thurmthor erhebt sich eine Palisadenwand und Laufgräben werden bis zur Vorstadt Landstraße hin geführt. An den Mauern aber zieht sich der Draht eines elektromagnetischen Telegraphen, der Kasernen, Kriegsministerium und alle Hauptredouten verbindet. Von Ungarn sind wir abgeschnitten, nur bis Oedenburg geht noch eine Briefpost, sonst hat jede Verbindung aufgehört, hauptsächlich durch die von ungarischer Seite realisirte Zerstörung der sammtlichen Wege und Straßen, eine Sperre, die sich im Preise des Weizens, Leders, Talg etc. schon fühlbar macht und sicherlich bald noch grausamer auf uns zurückfallen wird. Denn unmaßgeblich wird sich das k. k. Kriegsheer dermalen auf eine Blokade des Landes beschränken müssen, da ein reguläres Vorgehen in der vorgeruckten Jahreszeit fast unmöglich. Vom 6. bis 9. waren in das Spital der barmherzigen Brüder (Leopoldstadt) 161 Verwundete und 132 Todte gebracht. Von den beiden Hingerichteten außer Blum war Sternau, Oberst der Mobilgarde und Jelovicki (ehemals k. k. Artillerist), Adjutant Bem's und Obrist der Artillerie im Generalstabe. Messenhauser hat sich wirklich freiwillig gestellt und im Gemeinderath einen warmen Fürsprecher gefunden.

(Br. Z.)
Wien.

"E. ist sehr unangenehm wahrgenommen worden, daß die in der Proklamation Seiner Durchlaucht des Herrn Feldmarschalls Fürsten zu Windisch-Grätz vom 1. November 1848, § 3, angeordnete allgemeine Entwaffnung nicht mit jenem Eifer und mit jener Bereitwilligkeit durchgeführt werde, welche man zu erwarten berechtigt war.

Bei Vergleichung der seit den Märztagen aus den kaiserlichen und aus den burgerlichen Zeughausern an die Nationalgarden des Weichbildes von Wien und seiner Umgebung theils abgegebenen Feuerwaffen, theils seit dem 6. Oktober sowohl durch das Proletariat, als durch Nationalgarden aus dem k. k. Zeughause herausgenommenen Feuer-, Hieb- und Stichwaffen, mit jenen Gattungen Waffen, die seit dem 2. November d. J. an die verschiedenen Waffen-Depots, und zwar an das k. k. Zeughaus und an das k. k. Neugebäude abgegeben wurden, hat man aber ersehen, daß von den Aerarial-Feuergewehren und anderen Waffen ein noch geringer Theil abgeliefert wurden.

Die gegebene Frist von 48 Stunden zur Ablieferung der Waffen, ist schon mehrmals abgelaufen, und daß bisher noch keine Hausdurchsuchung stattgefunden hat, mag den Bewohnern Wiens einen Beweis von der Schonung geben, mit der man noch gegen sie verfahren wollte

Aber auch die schonende Rücksicht muß endlich doch ihre Gränzen haben, und da bei k k. Central-Commission der Stadt-Commandantur nun der strenge Befehl zugekommen ist, die Entwaffnung mit allem Nachdruck durchzuführen, so wird die gegenwartige wiederholte, aber auch letzte Aufforderung an die Bewohner Wiens zur Ablieferung der Waffen erlassen, die sie binnen 24 Stunden zu bewirken haben, nach deren Ablauf Hausdurchsuchungen stattfinden werden, deren Folgen sich diejenigen, bei denen was immer für Waffen gefunden werden, nur selbst zuschreiben mußten, gegen welche das standrechtliche Verfahren eingeleitet werden würde.

Die 24stündige Frist wird am 14. November um 10 Uhr früh beginnen, und zur gleichen Stunde am 15 November d. J. ihr Ende erreichen.

Sollten Feuer- Hieb- und Stichwaffen an die Grundgerichte der Belagerungsbezirke abgeliefert worden sein und bei selben noch deponirt liegen, oder waren auch Waffen von Administrationen der Aerarial- oder Privatgebäude bis zur Ablieferung in die Verwahrung ubernommen worden, so haben die Grundgerichte und die Administrationen diese Waffen sogleich in die Deposicorien des k. k. Zeughauses oder des Neugebäudes abzuliefern, und sie werden für den schnellen Vollzug verantwortlich erklärt.

Wien, am 13 November 1858.

Vom Vorstande der k. k. Central-Commission der Stadt-Commandantur Frank, k. k. General-Major.

!!! Frankfurt, 18 Nov.

Extrasitzung der Nat.-Verf.: (Raveaux hat seine Gesandtschaft in die Hände der Centralgewalt zurückgegeben, unter der zu dienen er mit seiner Pflicht, Ehre und Gewissen nicht verträglich hält.

Vor der Tagesordnung.

Präsident zeigt den Eintritt von 4 neuen Mitgliedern an.

Schmerling (Reichsminister) theilt mit, daß Bassermann zurückgekommen ist, und nachstens dem Hause einen umfangreichen Bericht vorlegen wird

Vizepräsident Simson und Hergenhahn werden heute nach Berlin gehen, um dort permanent im Sinne der Beschlüsse des Hauses über die preußischen Zustande zu verfahren.

Auf der Tagesordnung stehen 1. die v Rappardschen Anträge, 2. Artikel 6 des Verfassungsentwurfs.

Die Anträge lauten folgendermaßen:

Die hohe Nationalversammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern:

1) Den Reichskommissär Bassermann abzuberufen,
2) gleichzeitig eine Reichskommission mit dem Auftrage nach Berlin abzusenden:
alle Mittel anzuwenden, um einen gewaltsamen Zusammenstoß der Militärgewalt mit dem Volke zu verhüten,
3) die preußische Regierung zu nöthigen, die von der preußischen Landesversammlung für gesetzwidrig erklärten Verfügungen zurückzunehmen, namentlich die Vertagung und Verlegung der preußischen Landesversammlung, die Auflösung und Entwaffnung der Bürgerwehr, den Belagerungszustand der Stadt Berlin, die Beschränkung der freien Presse und des Associationsrechts.
Unterstützt von: Max Simon. Fr. Vischer. Schoder. Hehner. Jucho. Schulz aus Darmstadt. Hildebrand. Eckert a. Bromberg. H. R. Claussen. Schott. Gravenhorst. Melly. Haggenmüller. Geigel. Federer. Mayer a. Ottobeuern. Ahrens. v. Reden. Vogel a. Guben. Riehl. Blumröder. Freudentheil. Nicol. Reh. Benedey.

Schulze aus Darmstadt, Vogt und Nauwerk haben ergänzende Zusätze beantragt.

Rappard glaubt, daß in dieser Frage keine Parteien sein werden. Alle Stande Preußens haben sich für die Versammlung gegen die Krone erklart. Zwischen Fürsten mag Zwietracht sein, aber zwischen Volksvertretern solle man die Saat der Zwietracht nicht säen. Ich liebe die Republik, aber ich und meine Freunde wir wollen ernstlich die kostitutionelle Monarche, weil as preußische Volk sie will.

Zu meinen Antragen stelle ich das Amendement, die hohe National-Versammlung wolle der Berliner National-Versammlung ihre Sympathie zu erkennen geben.

Präsident unterbricht die Debatte, indem er Bassermann das Wort zu seinem Reisebericht giebt

Brutus-Bassermann (halbweinend): Er beginnt seinen Bericht damit, daß er schaudernd darauf hinweist, wohin es mit der Frechheit der Berliner Versammlung gekommen. Der Zustand den er auf der Straße um die Versammlung fand, hat ihn erschreckt. Er hat furchtbare Gestalten auf der Straße gesehen

Mit allem Moglichen hat er sich in Berlin in Verbindung gesetzt (nur mit der National-Versammlung in corpore nicht und mit dem Volke noch weniger!) Der Zustand in Berlin sei sehr unerfreulich. Die Presse gehe weit ueber die Freiheit hinaus An den Schaufenstern der Buchhändler hat er republikanische Büchlein auf rothem Papier gedruckt, ausgestellt gesehen, mit Tire[unleserliches Material]k[unleserliches Material]pfern auf denen an Laternenpfahlen aufgeknüpfte Menschen zu schauen. Die Mitglieder der Rechten, mit Stricken und Dolchen bedroht, verdanken nur dem Zufall ihr Leben. Eine rothe Fahne sei vor dem Schauspielhause aufgesteckt gewesen u. s. w.

B[unleserliches Material]utus hat die neuen Herren Minister gesprochen. Er fand sie ganz ruhig und gefaßt. Seine Geschäfte zu vollziehen war ihm unmöglich. An Reaktion sei in Berlin gar nicht zu denken. Eine solche sei überhaupt unmöglich. (Hohngelachter.)

Ob das Ministerium nach der Krise zurücktreten werde, weiß er nicht zu sagen, -- Thatsachen fur das Mißtrauen gegen dasselbe habe er keine einzige finden konnen.

Brutus ist beim Könige gewesen. -- Was man mit Königen gesprochen, wiederzusagen sei nicht Sitte (Bravo), aber so viel könne er sagen: "Er (Bassermann) fand den König deutscher gesinnt als er hoffte! (Gelächter) Der König wolle Deutschland und seine Gesittung wahren. Merkwürdig gefaßt sei der König gewesen aufs Aeußerste. (Soll heißen: Bombardement!) -- Auch hier sah B. keine Reaktion.

Als Wrangel einzog, habe die Stadt ein ganz anderes Ansehn gewonnen. (Furchtbares Gelachter!) Die Bürger hätten ein langentbehrtes Gefühl der Sicherheit gefuhlt. (Erneutes Hohngelächter! Bassermann selbst lacht über seinen Bericht!)

Friedensunterhandlungen mit Unruh und Grabow seien ihm nicht gelungen (!). Folgende Friedensbedingungen haben die Mitglieder dieses Theils (schoner Theil!) der Versammlung gestellt:

1) Verbannung aller königl. Prinzen aus dem Lande.
2) Verhaftung aller Minister und Wrangels.
3) Erklärung derselben für Hochverräther.
4) Völlige Unterwerfung des Monarchen unter alle Beschlüsse der Versammlung, bis zur Vollendung der Verfassung.
5) Entfernung allen Militärs aus Berlin.

Eine Vermittelung sei jetzt nicht mehr denkbar, er habe sie vergebens versucht

Abermals macht B. auf die Frechheit der Berliner Straßenplakate und auf die rothen Träume der Laternenrepublikaner aufmerksam. -- Vermittelung sei unmöglich. Entweder Unterwerfung des Volks (soll heißen Bombardement), oder Annahme der obigen Bedingungen. -- Er sei für's Erstere (Wer zweifelt?) Von der Berliner Versammlung hofft er nichts fur die wahre Freiheit nichts für die Einheit. Er hielt es für seine Pflicht zurückzukehren, und da er von seinem Standpunkte die von der National-Versammlung wegen der Berliner Verhältnisse gefaßten Beschlüsse (vom 15. d M.) nicht auszuführen für Recht hielt, hat er dem Reichsverweser seine Entlassung als Unterstaatssekretair gegeben. (Auf wie lange?) Die rechte Halfte der Versammlung klatscht, die Linke zischt mit den Gallerien um die Wette.

Wernher von Nierstein stellt den präjudiziellen Antrag, "die Rappardschen Anträge an den Ausschuß zu verweisen." (Konsequenz der Bassermannschen Rede).

Venedey will von Bassermann wissen, welcher Abgeordnete in Berlin ihm die obigen Bedingungen mitgetheilt?

Bassermann (in großer Verlegenheit) hält es für unpassend, hier den Namen zu nennen, will dem Ausschuß den Namen sagen.

Wernhervon Nierstein empfiehlt seinen Antrag

Raneaux. (Beifall begrüßt sein Erscheinen als Abgeordneter). Ich begrüße (sagt er ihr Zögern in diesem Falle nicht. Deutschland will wissen, was von Ihnen in dieser Sache geschieht. Fassen Sie einen energischen Beschluß (rechts Unterbrechungen) Fassen Sie einen Beschluß, mag er ausfallen wie er will. Welches Unheil haben wir den Ausschüssen nicht zu verdanken! Aber Sie wollen auch hier zögern, bis Berlin bombardirt ist. (Tumult. Stürmischer Applaus). Hier an demselben Platz, haben Sie es schon vergessen? (in der reformirten Kirche) befahl der Fünfziger-Ausschuß einem Fürsten, seine Beschlüsse auszuführen, und einem Ministerium, welches abdanken wollte, zu bleiben. Wollen Sie zur Umstimmung dieser Angelegenheit erst wieder ein fait accompli erwarten, die bei uns schon so traurige Rollen gespielt haben. Sie können ihr Zögern nicht verantworten vor Deutschland Deutschland hat Oesterreich (durch Sie) verloren! (Tumult) Preußen wird Deutschland auch verlieren! (Rauschender Beifall). Noch will Preußen keine Republik, aber Ihr Zögern stößt es mit Gewalt in dieselbe. Durch Ihr Zögern verlieren Sie die ganze Achtung der Nation! (Vinke widerspricht -- die Gallerie klatscht Beifall. Man schreit wiederholt Raumer!)

In namentlicher Abstimmung werden nach dem Antrage Wernhers von Nierstein mit 261 gegen 172 Stimmen Rappards und alle bezüglichen Anträge an den Ausschuß gewiesen.

Unter andern stimmten Mevissen, Osterrath, Rob. Mohl, Reichensperger, Riesser, Laube, Soiron, Welker, Biedermann, Clemens, Dahlmann, Fuchs, Jordan (Berlin) für die Verzogerung, resp Ausschußverweisung.

Zimmermann von Spandau beantragt, wenigstens den Ausschuß bis 4 Uhr Nachmittags berichten zu lassen.

Sauken (vom Ausschuß) meint, man müsse hier mit deutscher Gründlichkeit verfahren. (Furchtbares Gelächter. Solche Verhöhnung erlaubt man sich gegen Berlin). Vor Montag könne der Ausschuß nicht berichten.

Zimmermann von Spandau: Man müsse befürchten, daß mittlerweile der Bassermannsche (Lügen-) Bericht in die Welt gesprengt würde, um Deutschland zu täuschen Er bittet flehentlich, den Bericht heute um 4 Uhr Nachmittags fertig zu haben und zu berathen. (Gelächter im Centrum).

Venedey: Wenn Sie bis Montag warten, wird zu Ihrem Beschluß keine Courage mehr gehören. (Tumult Beifall.)

Riesser, der Vicepräsident, (wüthend mit gesträubten Haaren): Niemand darf sich erdreisten, hier zu sagen, wir hätten nicht die Courage, hier einen Beschluß zu fassen. (Tumult. Links: Riesser hat das Wort nicht! Präsident hat beliebt, es ihm zu geben Links: Willkur! Lärm).

Nauwerk bittet, den eben gefaßten Beschluß der Verweisung der Rappardschen Anträge an den Ausschuß zurückzunehmen. (Das Centrum lacht ihn aus).

Die Linke reicht zwei Proteste gegen Bassermann's (Lügen-) Bericht ein.

Der Antrag von Zimmermann aus Spandau wird verworfen.

Ein Antrag von Heisterberg: "bis um 7 Uhr Abends zu berichten und dann in einer Abendsitzung zu beschließen", wird verworfen.

Ein Antrag von Zimmermann aus Stuttgart und Wigard: "Morgen, Sonntag, mindestens eine Extrasitzung für die preußischen Angelegenheiten zu halten," wird verworfen. (Links: Pfui! Scheußlich!)

Rappard (um seinen Antrag nicht so mißbrauchen zu lassen) zieht ihn zurück (Bravo Links.)

Vogt, Nauwerk und Schultz aus Darmstadt ziehen ihre Amendements dazu ebenfalls zurück.

Präsident. Herr Fröbel hat mich schriftlich ersucht, ihm heut das Wort zu einem Bericht zu erstatten. Ich habe ihm geantwortet, daß ich der Meinung bin dieser Bericht sei lieber schriftlich einzugeben. (Aber für Bassermanns Berichte ist Zeit.) Herr Fröbel hat darauf erwiedert: "er würde solange nicht im Sitzungssaal erscheinen, bis in seiner und Robert Blums Angelegenheit ein Beschluß gefaßt sei." -- Ich frage deshalb die Versammlung, ob sie gegen meine Ansicht ist Herrn Fröbel zu hören? -- Die Versammlung beschließt fast einstimmig, ihm das Wort zu geben. --

Fröbel, von furchtbarem, endlosem Jubel und Beifall begrußt, erstattet

um zur Stütze jenes Ministeriums zu dienen. Das heißt wahrlich viel verlangen. In einer Landwehrversammlung, die gestern in der Postschen Reitbahn, freilich auf nicht sehr parlamentarische Weise Stadt fand, wurde die Frage verhandelt, ob man sich stellen wolle oder nicht, und ein großer Theil der Wehrmänner erklärte, bis auf Weiteres der Einstellungsordre passiven Widerstand entgegen zu setzen. Diese Nacht war das hiesige Zeughaus mit einer Militärabtheilung besetzt und gestern ein Theil der Armaturgegenstände aus dem Landwehr-Zeughause in den Waffensaal des Schlosses gebracht.

Man hat übrigens bereits nach Garz 2 Eskadrons Kürassire beordert, um für alle Fälle gegen die dort zusammentretende Landwehr gerüstet zu sein.

Brrlin.

Dem Polizei-Präsidenten von Bardeleben zu Berlin, unter Entbindung von seinem bisherigen Amt, ist die kommissarische Verwaltung der erledigten Regierungs-Präsidentenstelle zu Arnsberg ubertragen und der bisherige Ober-Regierungsrath v. Hinckeldey zum Polizei-Präsidenten von Berlin ernannt.

Berlin.

Die Staatsministerial Kommission zur Begutachtung der Demarkationslinie im Großherzogthum Posen (bestehend aus Geh. Ober-Finanzrath Costenoble, Geh. Rath Macklean, Staatsanwalt Friedberg, Abg. Geh. Rath Seidel, Abg. Major v. Voigt-Rendtz und Abg. v. Meusebach) hielt heute morgen in Gegenwart des Reichskommissarius General Schäfer Sitzung und verständigte sich über eine Linie, welche nur in wenigen, durch strategische Rücksichten gebotenen Punkten von der Pfuelschen Demarkationslinie abweicht. General Schäfer reist morgen nach Posen zur definitiven Regulirung an Ort und Stelle. Major v. Voigts begleitet ihn als Kommissarius des preuß. Staatsministerii.

(N. Pr. Z.)
* Brünn, 15. November.

Ihr Blatt brachte nach der Oder-Zeitung bereits einen Bericht der in Wien geschehenen, alle jemals dagewesenen Barbareien Asien's gewiß übertreffenden Veruchtheiten aber Ihre Leser müssen einen Bu[unleserliches Material]iris, einen Tschintschiskhan, einen Kamby[unleserliches Material]s, Nero, Sardanopal, sie müssen die als fabelhaft bekannten Grausamkeiten aus den Reisebeschreibungen über die sogenannten Wilden des innern Afrika's und Brasilien's sich in's Gedächtniß zurückrufen, um mit einem Schlage, mit einer Geistesübersicht alle die namenlosen Scheußlichkeiten unserer modernen Vandalen, alle die Todesrieseln erzeugenden Greuelscenen sich einigermaßen vorstellen zu können, welche der Thron der deutschen Habsburger in Wien an einem civilisirten Volke hat verüben lassen, und ohne Erweichen mit der immer erneuten Wuth des unerhörtesten Kannibalismus noch täglich, stündlich an ihm verüben läßt. — Wenn die Bestien-Wuth der Czechen besänftigt erscheint, so kann dies gewiß als der sicherste Beleg angesehen werden für das Unbeschreibbare, was Wien hat ertragen müssen, und immer gesteigerter noch fortwährend erduldet.

Wien hatte schon längst die Ueberzeugung gewonnen, daß es nach außen hin in seinem heiligen Kampfe von allen Seiten verlassen war und in Deutschland nur von wiederkäuenden Thieren angestiert wurde; es erfuhr seit dem 26. Oktober von Minute zu Minute bestimmter, daß im Innern der Stadt und Vorstadte der schwarzgelbe Verrath übermächtig sein Unwesen betrieb und es zum Fall bringen mußte. — Dafür nur dieses.

Nach dem 23. Oktober entfernten sich sämmtliche Gesandtschaften und überließen ihre Landsleute schutzlos dem über die Stadt hereinbrechenden Verhängniß. Von den deutschen Gesandtschaften war natürlich nichts Anderes zu erwarten und ich begab mich daher auf den Minoritenplatz in das prachtvolle Palais der französischen Republik, auf dessen Thor ich die Inschrift zu finden hoffte: „Gebiet der französischen Republik“. — Eine Windischgrätzische Kugel auf diesem Boden, dachte ich, muß einen Höllenbrand entzünden; von diesem Boden aus könnte Wien's Freiheit, müßte, ist der Name Republik kein Hohn, wenigstens die allgemeine Menschlichkeit Schutz gegen einen Wütherich finden, der in der brutalen Nachahmung Cavaignac's ein unsinniger Bluthund geworden ist. — Mit dem Erstaunen der Indignation fand ich über der Thüre des republikanischen Gesandtschafts-Palastes jedoch nur die Bourgeois-Aufschrift: „In diesem Hause befinden sich Gegenstände der französischen Gesandtschaft“, und vernahm, noch mehr entrüstet, vom Hausmeister, daß der Gesandte und sein Personal sich bis nach dem Bombardement aus der Stadt entfernt hätten. — Wer hätte glauben können, daß die Infamie der gallischen Bourgeois auch hier, wo es sich doch nur um die ersten Bourgeois-Rechte dem verrostetesten Feudal- und Polizeistaats-Unwesen gegenüber handelte, sich also überbieten würde, in der ganzen sich vertheidigenden Bevölkerung Wien's nur raubbegieriges Lumpenproletariat, in dieser Vertheidigung selbst nur ein Verbrechen zu erkennen und sich vor dieser Bevölkerung, vor Europa mit einem racheschnaubenden Ungeheuer einverstanden zu erklären, wider welches selbst die konstitutionelle Erbärmlichkeit eines österreichischen Reichstags sich gestemmt hatte! Will denn Frankreich keine Großheit, keine Ehre, keine Schmach und keine Schande mehr unterscheiden? Das Volk von Wien zeigte sich um so erbitterter über die beispiellose, alle seine Erwartungen verhöhnende Passivität des republikanischen Repräsentanten, als es in seiner Verzweiflung, wie alle unterdrückten Völker, von dem französischen Volke immer noch seine endliche Erlösung erwartet. Windischgrätz ließ seine Bomben und Brandraketen darum ebenso unnachsichtig auf den Boden der französischen Republik hinwerfen, wie auf den des armen Volks, und das Dach des französischen Palais soll tüchtig mitgenommen worden sein. Ueberall an den Palästen des Adels, an den Kramläden der Bourgeoisie waren in diesen Tagen wieder die Worte zu lesen: „Unter dem Schutze des hohen Reichstags“ oder, „Heilig ist das Eigenthum“; der Gesandte der französischen Republik wußte unter dem Hinwürgen der bescheidensten Freiheit also nichts Anderes zu thun, als sich dem Kannibalismus des Thron-, Feudal- und Bourgeois-Absolutismus mit einer gleichen Phrase innigst anzuschließen.

Ich kann nicht umhin, einen Gegensatz hervorzuheben, der hell in's Licht stellt, wie tief die Civilisation der Bourgeoisie unter alle bekannte Barbarei hinabgesunken ist. Der türkische Gesandte ist unter den erheblichen der einzige gewesen, welcher der Aufforderung des Windischgrätz, Wien auf 3 Tage zu verlassen, nicht entsprochen hat Er wohnt, weil er einem türkischen Vorurtheil zufolge nicht in der Stadt wohnen darf, in der Leopoldstadt. Als die Kroaten unter dem furchtbaren Morden der Szeresaner daselbst eindrangen, sturmten sie, gewiß nicht ohne Fingerzeig von oben, in die Wohnung des türkischen Botschafters, erschossen seinem Heiducken, plünderten Alles aus, mißhandelten, wie man behauptet, den Botschafter selber und nöthigten ihn, mit seinem Personale die Flucht in die Stadt zu ergreifen. — Man ist um so begieriger auf die Folgen dieser Insulte, als der Botschafter abgereist sein soll. Auf den Befehl des Windischgrätz muß die Gemeinde Wien den von den k. k. Banditen verübten Schaden, überhaupt allen Schaden, alsbald ersetzen. — Einem Sekretär der preußischen Gesandtschaft ist der Arm zerschmettert worden; die Freude der Gesandtschaft über den Windischgrätzischen Sieg wird jedoch nicht nur dieses, sondern auch den Umstand leicht verschmerzen lassen, daß das Gesandtschafts-Hotel von den Kugeln, Kartätschen, Bomben und Brandraketen der mitverschworenen Meuchelmörder am 31. Oktober ganz gehörig verwüstet worden ist.

Was den angeblichen Bruch der Kapitulation anbelangt, mit welchem Windischgrätz, freudig wie ein blutlechzender Tiger, alle Gräuel rechtfertigt, die seit Ueberwindung der Stadt geschehen sind und noch fortgesetzt werden, so will ich darüber nur folgendes bemerken: Reichstag, Gemeinderath, Klubs, Studentenkomite und Oberkommando der Garde hatten das Volk zu einem Widerstand bis auf den letzten Mann aufgefordert und entflammt. Als es aber nun wirklich zum blutigsten Ernste kam, wechselten mit wenigen Ausnahmen all' diese Heroen die Farbe und begannen in fortwährenden Deputationen mit schwarzgelber Unterwurfigkeit dem sie verhöhnenden Würgengel zu Füßen zu kriechen, um im Wege der Unterhandlung eine Milde zu erflehen, welche von einem Windischgrätz durchaus nicht zu erwarten war. Auf diese Weise waren bis zum 31. Okt. mehrere Kapitulationspakte entstanden, über welche das kämpfende Volk, da auch von anderer Seite der schnödeste Verrath immer unverschämter hervortrat, die tiefste Entrüstung laut zu erkennen gab. Es hatte die Vorstadte mit unglaublichem Muth, mit unerhörter Anstrengung vertheidigt, bevor sie in die Gewalt des 120,000 Mann starken Feindes geriethen, es wollte auch die Ehre der Stadt selbst retten und entschloß sich am Nachmittag des 31., von fast allen seinen Fuhrern verlassen, zu einer Gegenwehr der Verzweiflung von den Basteien herab. Man bot ihm Geld an, wenn es die Waffen ablege, allein mit Verachtung wies es dies Ansinnen zurück und begann um 3 Uhr ein mörderisches Feuer auf die um die Glacis aufgestellten k. k. Truppen, welches während drei Stunden mit solchem Nachdruck fortgesetzt wurde, daß an eine Uebergabe der Stadt an diesem Tage noch nicht zu denken gewesen ware, wenn nicht die Nationalgarde hinterlistig das Burgthor geöffnet und so das Hereinströmen des Militärs möglich gemacht hatte.

Wien, 14. Nov.

Ich sende Ihnen die heut publizirte Kundmachung der Centralkommission der Stadtkommandantur, wichtig wegen des nicht vorzuenthaltenden Geständnisses, daß die allgemeine Entwaffnung trotz des Standrechtes — und dieses ist hier keine Fiktion geblieben — nur unter starkem Geiste des Widerstandes vor sich geht und bis jetzt zur Ablieferung nur eines geringen Theiles der Aerarialfeuergewehre und andern Waffen gefuhrt hat.

Der Oestreichische Lloyd bringt die reformirte Ministerliste: Fürst Felix Schwarzenberg, Präsidium und auswärtige Angelegenheiten, Graf Stadion, Inneres; General Freiherr v. Cordon, Krieg; Kraus Finanzen; v. Bruck öffentliche Arbeiten und Handel, zeither getrennt; Thienfeldt Ackerbau; Justiz und Kultus noch unbesetzt; Prof. Helfert, stark czechisch nuancirt, das einzige Mitglied, das durchgängig und auch da der Linken scharf entgegentrat, wo die Czechen mit ihr liebäugelten.

Auf den Basteien werden Befestigungsarbeiten eifrig betrieben; am rothen Thurmthor erhebt sich eine Palisadenwand und Laufgräben werden bis zur Vorstadt Landstraße hin geführt. An den Mauern aber zieht sich der Draht eines elektromagnetischen Telegraphen, der Kasernen, Kriegsministerium und alle Hauptredouten verbindet. Von Ungarn sind wir abgeschnitten, nur bis Oedenburg geht noch eine Briefpost, sonst hat jede Verbindung aufgehört, hauptsächlich durch die von ungarischer Seite realisirte Zerstörung der sammtlichen Wege und Straßen, eine Sperre, die sich im Preise des Weizens, Leders, Talg etc. schon fühlbar macht und sicherlich bald noch grausamer auf uns zurückfallen wird. Denn unmaßgeblich wird sich das k. k. Kriegsheer dermalen auf eine Blokade des Landes beschränken müssen, da ein reguläres Vorgehen in der vorgeruckten Jahreszeit fast unmöglich. Vom 6. bis 9. waren in das Spital der barmherzigen Brüder (Leopoldstadt) 161 Verwundete und 132 Todte gebracht. Von den beiden Hingerichteten außer Blum war Sternau, Oberst der Mobilgarde und Jelovicki (ehemals k. k. Artillerist), Adjutant Bem's und Obrist der Artillerie im Generalstabe. Messenhauser hat sich wirklich freiwillig gestellt und im Gemeinderath einen warmen Fürsprecher gefunden.

(Br. Z.)
Wien.

„E. ist sehr unangenehm wahrgenommen worden, daß die in der Proklamation Seiner Durchlaucht des Herrn Feldmarschalls Fürsten zu Windisch-Grätz vom 1. November 1848, § 3, angeordnete allgemeine Entwaffnung nicht mit jenem Eifer und mit jener Bereitwilligkeit durchgeführt werde, welche man zu erwarten berechtigt war.

Bei Vergleichung der seit den Märztagen aus den kaiserlichen und aus den burgerlichen Zeughausern an die Nationalgarden des Weichbildes von Wien und seiner Umgebung theils abgegebenen Feuerwaffen, theils seit dem 6. Oktober sowohl durch das Proletariat, als durch Nationalgarden aus dem k. k. Zeughause herausgenommenen Feuer-, Hieb- und Stichwaffen, mit jenen Gattungen Waffen, die seit dem 2. November d. J. an die verschiedenen Waffen-Depots, und zwar an das k. k. Zeughaus und an das k. k. Neugebäude abgegeben wurden, hat man aber ersehen, daß von den Aerarial-Feuergewehren und anderen Waffen ein noch geringer Theil abgeliefert wurden.

Die gegebene Frist von 48 Stunden zur Ablieferung der Waffen, ist schon mehrmals abgelaufen, und daß bisher noch keine Hausdurchsuchung stattgefunden hat, mag den Bewohnern Wiens einen Beweis von der Schonung geben, mit der man noch gegen sie verfahren wollte

Aber auch die schonende Rücksicht muß endlich doch ihre Gränzen haben, und da bei k k. Central-Commission der Stadt-Commandantur nun der strenge Befehl zugekommen ist, die Entwaffnung mit allem Nachdruck durchzuführen, so wird die gegenwartige wiederholte, aber auch letzte Aufforderung an die Bewohner Wiens zur Ablieferung der Waffen erlassen, die sie binnen 24 Stunden zu bewirken haben, nach deren Ablauf Hausdurchsuchungen stattfinden werden, deren Folgen sich diejenigen, bei denen was immer für Waffen gefunden werden, nur selbst zuschreiben mußten, gegen welche das standrechtliche Verfahren eingeleitet werden würde.

Die 24stündige Frist wird am 14. November um 10 Uhr früh beginnen, und zur gleichen Stunde am 15 November d. J. ihr Ende erreichen.

Sollten Feuer- Hieb- und Stichwaffen an die Grundgerichte der Belagerungsbezirke abgeliefert worden sein und bei selben noch deponirt liegen, oder waren auch Waffen von Administrationen der Aerarial- oder Privatgebäude bis zur Ablieferung in die Verwahrung ubernommen worden, so haben die Grundgerichte und die Administrationen diese Waffen sogleich in die Deposicorien des k. k. Zeughauses oder des Neugebäudes abzuliefern, und sie werden für den schnellen Vollzug verantwortlich erklärt.

Wien, am 13 November 1858.

Vom Vorstande der k. k. Central-Commission der Stadt-Commandantur Frank, k. k. General-Major.

!!! Frankfurt, 18 Nov.

Extrasitzung der Nat.-Verf.: (Raveaux hat seine Gesandtschaft in die Hände der Centralgewalt zurückgegeben, unter der zu dienen er mit seiner Pflicht, Ehre und Gewissen nicht verträglich hält.

Vor der Tagesordnung.

Präsident zeigt den Eintritt von 4 neuen Mitgliedern an.

Schmerling (Reichsminister) theilt mit, daß Bassermann zurückgekommen ist, und nachstens dem Hause einen umfangreichen Bericht vorlegen wird

Vizepräsident Simson und Hergenhahn werden heute nach Berlin gehen, um dort permanent im Sinne der Beschlüsse des Hauses über die preußischen Zustande zu verfahren.

Auf der Tagesordnung stehen 1. die v Rappardschen Anträge, 2. Artikel 6 des Verfassungsentwurfs.

Die Anträge lauten folgendermaßen:

Die hohe Nationalversammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern:

1) Den Reichskommissär Bassermann abzuberufen,
2) gleichzeitig eine Reichskommission mit dem Auftrage nach Berlin abzusenden:
alle Mittel anzuwenden, um einen gewaltsamen Zusammenstoß der Militärgewalt mit dem Volke zu verhüten,
3) die preußische Regierung zu nöthigen, die von der preußischen Landesversammlung für gesetzwidrig erklärten Verfügungen zurückzunehmen, namentlich die Vertagung und Verlegung der preußischen Landesversammlung, die Auflösung und Entwaffnung der Bürgerwehr, den Belagerungszustand der Stadt Berlin, die Beschränkung der freien Presse und des Associationsrechts.
Unterstützt von: Max Simon. Fr. Vischer. Schoder. Hehner. Jucho. Schulz aus Darmstadt. Hildebrand. Eckert a. Bromberg. H. R. Claussen. Schott. Gravenhorst. Melly. Haggenmüller. Geigel. Federer. Mayer a. Ottobeuern. Ahrens. v. Reden. Vogel a. Guben. Riehl. Blumröder. Freudentheil. Nicol. Reh. Benedey.

Schulze aus Darmstadt, Vogt und Nauwerk haben ergänzende Zusätze beantragt.

Rappard glaubt, daß in dieser Frage keine Parteien sein werden. Alle Stande Preußens haben sich für die Versammlung gegen die Krone erklart. Zwischen Fürsten mag Zwietracht sein, aber zwischen Volksvertretern solle man die Saat der Zwietracht nicht säen. Ich liebe die Republik, aber ich und meine Freunde wir wollen ernstlich die kostitutionelle Monarche, weil as preußische Volk sie will.

Zu meinen Antragen stelle ich das Amendement, die hohe National-Versammlung wolle der Berliner National-Versammlung ihre Sympathie zu erkennen geben.

Präsident unterbricht die Debatte, indem er Bassermann das Wort zu seinem Reisebericht giebt

Brutus-Bassermann (halbweinend): Er beginnt seinen Bericht damit, daß er schaudernd darauf hinweist, wohin es mit der Frechheit der Berliner Versammlung gekommen. Der Zustand den er auf der Straße um die Versammlung fand, hat ihn erschreckt. Er hat furchtbare Gestalten auf der Straße gesehen

Mit allem Moglichen hat er sich in Berlin in Verbindung gesetzt (nur mit der National-Versammlung in corpore nicht und mit dem Volke noch weniger!) Der Zustand in Berlin sei sehr unerfreulich. Die Presse gehe weit ueber die Freiheit hinaus An den Schaufenstern der Buchhändler hat er republikanische Büchlein auf rothem Papier gedruckt, ausgestellt gesehen, mit Tire[unleserliches Material]k[unleserliches Material]pfern auf denen an Laternenpfahlen aufgeknüpfte Menschen zu schauen. Die Mitglieder der Rechten, mit Stricken und Dolchen bedroht, verdanken nur dem Zufall ihr Leben. Eine rothe Fahne sei vor dem Schauspielhause aufgesteckt gewesen u. s. w.

B[unleserliches Material]utus hat die neuen Herren Minister gesprochen. Er fand sie ganz ruhig und gefaßt. Seine Geschäfte zu vollziehen war ihm unmöglich. An Reaktion sei in Berlin gar nicht zu denken. Eine solche sei überhaupt unmöglich. (Hohngelachter.)

Ob das Ministerium nach der Krise zurücktreten werde, weiß er nicht zu sagen, — Thatsachen fur das Mißtrauen gegen dasselbe habe er keine einzige finden konnen.

Brutus ist beim Könige gewesen. — Was man mit Königen gesprochen, wiederzusagen sei nicht Sitte (Bravo), aber so viel könne er sagen: „Er (Bassermann) fand den König deutscher gesinnt als er hoffte! (Gelächter) Der König wolle Deutschland und seine Gesittung wahren. Merkwürdig gefaßt sei der König gewesen aufs Aeußerste. (Soll heißen: Bombardement!) — Auch hier sah B. keine Reaktion.

Als Wrangel einzog, habe die Stadt ein ganz anderes Ansehn gewonnen. (Furchtbares Gelachter!) Die Bürger hätten ein langentbehrtes Gefühl der Sicherheit gefuhlt. (Erneutes Hohngelächter! Bassermann selbst lacht über seinen Bericht!)

Friedensunterhandlungen mit Unruh und Grabow seien ihm nicht gelungen (!). Folgende Friedensbedingungen haben die Mitglieder dieses Theils (schoner Theil!) der Versammlung gestellt:

1) Verbannung aller königl. Prinzen aus dem Lande.
2) Verhaftung aller Minister und Wrangels.
3) Erklärung derselben für Hochverräther.
4) Völlige Unterwerfung des Monarchen unter alle Beschlüsse der Versammlung, bis zur Vollendung der Verfassung.
5) Entfernung allen Militärs aus Berlin.

Eine Vermittelung sei jetzt nicht mehr denkbar, er habe sie vergebens versucht

Abermals macht B. auf die Frechheit der Berliner Straßenplakate und auf die rothen Träume der Laternenrepublikaner aufmerksam. — Vermittelung sei unmöglich. Entweder Unterwerfung des Volks (soll heißen Bombardement), oder Annahme der obigen Bedingungen. — Er sei für's Erstere (Wer zweifelt?) Von der Berliner Versammlung hofft er nichts fur die wahre Freiheit nichts für die Einheit. Er hielt es für seine Pflicht zurückzukehren, und da er von seinem Standpunkte die von der National-Versammlung wegen der Berliner Verhältnisse gefaßten Beschlüsse (vom 15. d M.) nicht auszuführen für Recht hielt, hat er dem Reichsverweser seine Entlassung als Unterstaatssekretair gegeben. (Auf wie lange?) Die rechte Halfte der Versammlung klatscht, die Linke zischt mit den Gallerien um die Wette.

Wernher von Nierstein stellt den präjudiziellen Antrag, „die Rappardschen Anträge an den Ausschuß zu verweisen.“ (Konsequenz der Bassermannschen Rede).

Venedey will von Bassermann wissen, welcher Abgeordnete in Berlin ihm die obigen Bedingungen mitgetheilt?

Bassermann (in großer Verlegenheit) hält es für unpassend, hier den Namen zu nennen, will dem Ausschuß den Namen sagen.

Wernhervon Nierstein empfiehlt seinen Antrag

Raneaux. (Beifall begrüßt sein Erscheinen als Abgeordneter). Ich begrüße (sagt er ihr Zögern in diesem Falle nicht. Deutschland will wissen, was von Ihnen in dieser Sache geschieht. Fassen Sie einen energischen Beschluß (rechts Unterbrechungen) Fassen Sie einen Beschluß, mag er ausfallen wie er will. Welches Unheil haben wir den Ausschüssen nicht zu verdanken! Aber Sie wollen auch hier zögern, bis Berlin bombardirt ist. (Tumult. Stürmischer Applaus). Hier an demselben Platz, haben Sie es schon vergessen? (in der reformirten Kirche) befahl der Fünfziger-Ausschuß einem Fürsten, seine Beschlüsse auszuführen, und einem Ministerium, welches abdanken wollte, zu bleiben. Wollen Sie zur Umstimmung dieser Angelegenheit erst wieder ein fait accompli erwarten, die bei uns schon so traurige Rollen gespielt haben. Sie können ihr Zögern nicht verantworten vor Deutschland Deutschland hat Oesterreich (durch Sie) verloren! (Tumult) Preußen wird Deutschland auch verlieren! (Rauschender Beifall). Noch will Preußen keine Republik, aber Ihr Zögern stößt es mit Gewalt in dieselbe. Durch Ihr Zögern verlieren Sie die ganze Achtung der Nation! (Vinke widerspricht — die Gallerie klatscht Beifall. Man schreit wiederholt Raumer!)

In namentlicher Abstimmung werden nach dem Antrage Wernhers von Nierstein mit 261 gegen 172 Stimmen Rappards und alle bezüglichen Anträge an den Ausschuß gewiesen.

Unter andern stimmten Mevissen, Osterrath, Rob. Mohl, Reichensperger, Riesser, Laube, Soiron, Welker, Biedermann, Clemens, Dahlmann, Fuchs, Jordan (Berlin) für die Verzogerung, resp Ausschußverweisung.

Zimmermann von Spandau beantragt, wenigstens den Ausschuß bis 4 Uhr Nachmittags berichten zu lassen.

Sauken (vom Ausschuß) meint, man müsse hier mit deutscher Gründlichkeit verfahren. (Furchtbares Gelächter. Solche Verhöhnung erlaubt man sich gegen Berlin). Vor Montag könne der Ausschuß nicht berichten.

Zimmermann von Spandau: Man müsse befürchten, daß mittlerweile der Bassermannsche (Lügen-) Bericht in die Welt gesprengt würde, um Deutschland zu täuschen Er bittet flehentlich, den Bericht heute um 4 Uhr Nachmittags fertig zu haben und zu berathen. (Gelächter im Centrum).

Venedey: Wenn Sie bis Montag warten, wird zu Ihrem Beschluß keine Courage mehr gehören. (Tumult Beifall.)

Riesser, der Vicepräsident, (wüthend mit gesträubten Haaren): Niemand darf sich erdreisten, hier zu sagen, wir hätten nicht die Courage, hier einen Beschluß zu fassen. (Tumult. Links: Riesser hat das Wort nicht! Präsident hat beliebt, es ihm zu geben Links: Willkur! Lärm).

Nauwerk bittet, den eben gefaßten Beschluß der Verweisung der Rappardschen Anträge an den Ausschuß zurückzunehmen. (Das Centrum lacht ihn aus).

Die Linke reicht zwei Proteste gegen Bassermann's (Lügen-) Bericht ein.

Der Antrag von Zimmermann aus Spandau wird verworfen.

Ein Antrag von Heisterberg: „bis um 7 Uhr Abends zu berichten und dann in einer Abendsitzung zu beschließen“, wird verworfen.

Ein Antrag von Zimmermann aus Stuttgart und Wigard: „Morgen, Sonntag, mindestens eine Extrasitzung für die preußischen Angelegenheiten zu halten,“ wird verworfen. (Links: Pfui! Scheußlich!)

Rappard (um seinen Antrag nicht so mißbrauchen zu lassen) zieht ihn zurück (Bravo Links.)

Vogt, Nauwerk und Schultz aus Darmstadt ziehen ihre Amendements dazu ebenfalls zurück.

Präsident. Herr Fröbel hat mich schriftlich ersucht, ihm heut das Wort zu einem Bericht zu erstatten. Ich habe ihm geantwortet, daß ich der Meinung bin dieser Bericht sei lieber schriftlich einzugeben. (Aber für Bassermanns Berichte ist Zeit.) Herr Fröbel hat darauf erwiedert: „er würde solange nicht im Sitzungssaal erscheinen, bis in seiner und Robert Blums Angelegenheit ein Beschluß gefaßt sei.“ — Ich frage deshalb die Versammlung, ob sie gegen meine Ansicht ist Herrn Fröbel zu hören? — Die Versammlung beschließt fast einstimmig, ihm das Wort zu geben. —

Fröbel, von furchtbarem, endlosem Jubel und Beifall begrußt, erstattet

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um zur Stütze jenes Ministeriums zu dienen. Das heißt wahrlich viel verlangen. In einer Landwehrversammlung, die gestern in der Postschen Reitbahn, freilich auf nicht sehr parlamentarische Weise Stadt fand, wurde die Frage verhandelt, ob man sich stellen wolle oder nicht, und ein großer Theil der Wehrmänner erklärte, bis auf Weiteres der Einstellungsordre passiven Widerstand entgegen zu setzen. Diese Nacht war das hiesige Zeughaus mit einer Militärabtheilung besetzt und gestern ein Theil der Armaturgegenstände aus dem Landwehr-Zeughause in den Waffensaal des Schlosses gebracht.</p>
          <p>Man hat übrigens bereits nach Garz 2 Eskadrons Kürassire beordert, um für alle Fälle gegen die dort zusammentretende Landwehr gerüstet zu sein.</p>
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          <head>Brrlin.</head>
          <p>Dem Polizei-Präsidenten von Bardeleben zu Berlin, unter Entbindung von seinem bisherigen Amt, ist die kommissarische Verwaltung der erledigten Regierungs-Präsidentenstelle zu Arnsberg ubertragen und der bisherige Ober-Regierungsrath v. Hinckeldey zum Polizei-Präsidenten von Berlin ernannt.</p>
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          <head>Berlin.</head>
          <p>Die Staatsministerial Kommission zur Begutachtung der Demarkationslinie im Großherzogthum Posen (bestehend aus Geh. Ober-Finanzrath Costenoble, Geh. Rath Macklean, Staatsanwalt Friedberg, Abg. Geh. Rath Seidel, Abg. Major v. Voigt-Rendtz und Abg. v. Meusebach) hielt heute morgen in Gegenwart des Reichskommissarius General Schäfer Sitzung und verständigte sich über eine Linie, welche nur in wenigen, durch strategische Rücksichten gebotenen Punkten von der Pfuelschen Demarkationslinie abweicht. General Schäfer reist morgen nach Posen zur definitiven Regulirung an Ort und Stelle. Major v. Voigts begleitet ihn als Kommissarius des preuß. Staatsministerii.</p>
          <bibl>(N. Pr. Z.)</bibl>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Brünn, 15. November.</head>
          <p>Ihr Blatt brachte nach der Oder-Zeitung bereits einen Bericht der in Wien geschehenen, alle jemals dagewesenen Barbareien Asien's gewiß übertreffenden Veruchtheiten aber Ihre Leser müssen einen Bu<gap reason="illegible"/>iris, einen Tschintschiskhan, einen Kamby<gap reason="illegible"/>s, Nero, Sardanopal, sie müssen die als fabelhaft bekannten Grausamkeiten aus den Reisebeschreibungen über die sogenannten Wilden des innern Afrika's und Brasilien's sich in's Gedächtniß zurückrufen, um mit einem Schlage, mit einer Geistesübersicht alle die namenlosen Scheußlichkeiten unserer modernen Vandalen, alle die Todesrieseln erzeugenden Greuelscenen sich einigermaßen vorstellen zu können, welche der Thron der deutschen Habsburger in Wien an einem civilisirten Volke hat verüben lassen, und ohne Erweichen mit der immer erneuten Wuth des unerhörtesten Kannibalismus noch täglich, stündlich an ihm verüben läßt. &#x2014; Wenn die Bestien-Wuth der Czechen besänftigt erscheint, so kann dies gewiß als der sicherste Beleg angesehen werden für das Unbeschreibbare, was Wien hat ertragen müssen, und immer gesteigerter noch fortwährend erduldet.</p>
          <p>Wien hatte schon längst die Ueberzeugung gewonnen, daß es nach außen hin in seinem heiligen Kampfe von allen Seiten verlassen war und in Deutschland nur von wiederkäuenden Thieren angestiert wurde; es erfuhr seit dem 26. Oktober von Minute zu Minute bestimmter, daß im Innern der Stadt und Vorstadte der schwarzgelbe Verrath übermächtig sein Unwesen betrieb und es zum Fall bringen mußte. &#x2014; Dafür nur dieses.</p>
          <p>Nach dem 23. Oktober entfernten sich sämmtliche Gesandtschaften und überließen ihre Landsleute schutzlos dem über die Stadt hereinbrechenden Verhängniß. Von den deutschen Gesandtschaften war natürlich nichts Anderes zu erwarten und ich begab mich daher auf den Minoritenplatz in das prachtvolle Palais der französischen Republik, auf dessen Thor ich die Inschrift zu finden hoffte: &#x201E;Gebiet der französischen Republik&#x201C;. &#x2014; Eine Windischgrätzische Kugel auf diesem Boden, dachte ich, muß einen Höllenbrand entzünden; von diesem Boden aus könnte Wien's Freiheit, <hi rendition="#g">müßte,</hi> ist der Name Republik kein Hohn, wenigstens die allgemeine Menschlichkeit Schutz gegen einen Wütherich finden, der in der brutalen Nachahmung Cavaignac's ein unsinniger Bluthund geworden ist. &#x2014; Mit dem Erstaunen der Indignation fand ich über der Thüre des republikanischen Gesandtschafts-Palastes jedoch nur die Bourgeois-Aufschrift: &#x201E;In diesem Hause befinden sich Gegenstände der französischen Gesandtschaft&#x201C;, und vernahm, noch mehr entrüstet, vom Hausmeister, daß der Gesandte und sein Personal sich bis nach dem Bombardement aus der Stadt entfernt hätten. &#x2014; Wer hätte glauben können, daß die Infamie der gallischen Bourgeois auch hier, wo es sich doch nur um die ersten Bourgeois-Rechte dem verrostetesten Feudal- und Polizeistaats-Unwesen gegenüber handelte, sich also überbieten würde, in der ganzen sich vertheidigenden Bevölkerung Wien's nur raubbegieriges Lumpenproletariat, in dieser Vertheidigung selbst nur ein Verbrechen zu erkennen und sich vor dieser Bevölkerung, vor Europa mit einem racheschnaubenden Ungeheuer einverstanden zu erklären, wider welches selbst die konstitutionelle Erbärmlichkeit eines österreichischen Reichstags sich gestemmt hatte! Will denn Frankreich keine Großheit, keine Ehre, keine Schmach und keine Schande mehr unterscheiden? Das Volk von Wien zeigte sich um so erbitterter über die beispiellose, alle seine Erwartungen verhöhnende Passivität des republikanischen Repräsentanten, als es in seiner Verzweiflung, wie alle unterdrückten Völker, von dem französischen Volke immer noch seine endliche Erlösung erwartet. Windischgrätz ließ seine Bomben und Brandraketen darum ebenso unnachsichtig auf den Boden der französischen Republik hinwerfen, wie auf den des armen Volks, und das Dach des französischen Palais soll tüchtig mitgenommen worden sein. Ueberall an den Palästen des Adels, an den Kramläden der Bourgeoisie waren in diesen Tagen wieder die Worte zu lesen: &#x201E;Unter dem Schutze des hohen Reichstags&#x201C; oder, &#x201E;Heilig ist das Eigenthum&#x201C;; der Gesandte der französischen Republik wußte unter dem Hinwürgen der bescheidensten Freiheit also nichts Anderes zu thun, als sich dem Kannibalismus des Thron-, Feudal- und Bourgeois-Absolutismus mit einer gleichen Phrase innigst anzuschließen.</p>
          <p>Ich kann nicht umhin, einen Gegensatz hervorzuheben, der hell in's Licht stellt, wie tief die Civilisation der Bourgeoisie unter alle bekannte Barbarei hinabgesunken ist. Der türkische Gesandte ist unter den erheblichen der einzige gewesen, welcher der Aufforderung des Windischgrätz, Wien auf 3 Tage zu verlassen, nicht entsprochen hat Er wohnt, weil er einem türkischen Vorurtheil zufolge nicht in der Stadt wohnen darf, in der Leopoldstadt. Als die Kroaten unter dem furchtbaren Morden der Szeresaner daselbst eindrangen, sturmten sie, gewiß nicht ohne Fingerzeig von oben, in die Wohnung des türkischen Botschafters, erschossen seinem Heiducken, plünderten Alles aus, mißhandelten, wie man behauptet, den Botschafter selber und nöthigten ihn, mit seinem Personale die Flucht in die Stadt zu ergreifen. &#x2014; Man ist um so begieriger auf die Folgen dieser Insulte, als der Botschafter abgereist sein soll. Auf den Befehl des Windischgrätz muß die Gemeinde Wien den von den k. k. Banditen verübten Schaden, überhaupt allen Schaden, alsbald ersetzen. &#x2014; Einem Sekretär der preußischen Gesandtschaft ist der Arm zerschmettert worden; die Freude der Gesandtschaft über den Windischgrätzischen Sieg wird jedoch nicht nur dieses, sondern auch den Umstand leicht verschmerzen lassen, daß das Gesandtschafts-Hotel von den Kugeln, Kartätschen, Bomben und Brandraketen der mitverschworenen Meuchelmörder am 31. Oktober ganz gehörig verwüstet worden ist.</p>
          <p>Was den angeblichen Bruch der Kapitulation anbelangt, mit welchem Windischgrätz, freudig wie ein blutlechzender Tiger, alle Gräuel rechtfertigt, die seit Ueberwindung der Stadt geschehen sind und noch fortgesetzt werden, so will ich darüber nur folgendes bemerken: Reichstag, Gemeinderath, Klubs, Studentenkomite und Oberkommando der Garde hatten das Volk zu einem Widerstand bis auf den letzten Mann aufgefordert und entflammt. Als es aber nun wirklich zum blutigsten Ernste kam, wechselten mit wenigen Ausnahmen all' diese Heroen die Farbe und begannen in fortwährenden Deputationen mit schwarzgelber Unterwurfigkeit dem sie verhöhnenden Würgengel zu Füßen zu kriechen, um im Wege der Unterhandlung eine Milde zu erflehen, welche von einem Windischgrätz durchaus nicht zu erwarten war. Auf diese Weise waren bis zum 31. Okt. mehrere Kapitulationspakte entstanden, über welche das kämpfende Volk, da auch von anderer Seite der schnödeste Verrath immer unverschämter hervortrat, die tiefste Entrüstung laut zu erkennen gab. Es hatte die Vorstadte mit unglaublichem Muth, mit unerhörter Anstrengung vertheidigt, bevor sie in die Gewalt des 120,000 Mann starken Feindes geriethen, es wollte auch die Ehre der Stadt selbst retten und entschloß sich am Nachmittag des 31., von fast allen seinen Fuhrern verlassen, zu einer Gegenwehr der Verzweiflung von den Basteien herab. Man bot ihm Geld an, wenn es die Waffen ablege, allein mit Verachtung wies es dies Ansinnen zurück und begann um 3 Uhr ein mörderisches Feuer auf die um die Glacis aufgestellten k. k. Truppen, welches während drei Stunden mit solchem Nachdruck fortgesetzt wurde, daß an eine Uebergabe der Stadt an diesem Tage noch nicht zu denken gewesen ware, wenn nicht die Nationalgarde hinterlistig das Burgthor geöffnet und so das Hereinströmen des Militärs möglich gemacht hatte.</p>
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          <p>Der Oestreichische Lloyd bringt die reformirte Ministerliste: Fürst Felix Schwarzenberg, Präsidium und auswärtige Angelegenheiten, Graf Stadion, Inneres; General Freiherr v. Cordon, Krieg; Kraus Finanzen; v. Bruck öffentliche Arbeiten und Handel, zeither getrennt; Thienfeldt Ackerbau; Justiz und Kultus noch unbesetzt; Prof. Helfert, stark czechisch nuancirt, das einzige Mitglied, das durchgängig und auch da der Linken scharf entgegentrat, wo die Czechen mit ihr liebäugelten.</p>
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          <head>Wien.</head>
          <p>&#x201E;E. ist sehr unangenehm wahrgenommen worden, daß die in der Proklamation Seiner Durchlaucht des Herrn Feldmarschalls Fürsten zu Windisch-Grätz vom 1. November 1848, § 3, angeordnete allgemeine Entwaffnung nicht mit jenem Eifer und mit jener Bereitwilligkeit durchgeführt werde, welche man zu erwarten berechtigt war.</p>
          <p>Bei Vergleichung der seit den Märztagen aus den kaiserlichen und aus den burgerlichen Zeughausern an die Nationalgarden des Weichbildes von Wien und seiner Umgebung theils abgegebenen Feuerwaffen, theils seit dem 6. Oktober sowohl durch das Proletariat, als durch Nationalgarden aus dem k. k. Zeughause herausgenommenen Feuer-, Hieb- und Stichwaffen, mit jenen Gattungen Waffen, die seit dem 2. November d. J. an die verschiedenen Waffen-Depots, und zwar an das k. k. Zeughaus und an das k. k. Neugebäude abgegeben wurden, hat man aber ersehen, daß von den Aerarial-Feuergewehren und anderen Waffen ein noch geringer Theil abgeliefert wurden.</p>
          <p>Die gegebene Frist von 48 Stunden zur Ablieferung der Waffen, ist schon mehrmals abgelaufen, und daß bisher noch keine Hausdurchsuchung stattgefunden hat, mag den Bewohnern Wiens einen Beweis von der Schonung geben, mit der man noch gegen sie verfahren wollte</p>
          <p>Aber auch die schonende Rücksicht muß endlich doch ihre Gränzen haben, und da bei k k. Central-Commission der Stadt-Commandantur nun der strenge Befehl zugekommen ist, die Entwaffnung mit allem Nachdruck durchzuführen, so wird die gegenwartige wiederholte, aber auch letzte Aufforderung an die Bewohner Wiens zur Ablieferung der Waffen erlassen, die sie binnen 24 Stunden zu bewirken haben, nach deren Ablauf Hausdurchsuchungen stattfinden werden, deren Folgen sich diejenigen, bei denen was immer für Waffen gefunden werden, nur selbst zuschreiben mußten, gegen welche das standrechtliche Verfahren eingeleitet werden würde.</p>
          <p>Die 24stündige Frist wird am 14. November um 10 Uhr früh beginnen, und zur gleichen Stunde am 15 November d. J. ihr Ende erreichen.</p>
          <p>Sollten Feuer- Hieb- und Stichwaffen an die Grundgerichte der Belagerungsbezirke abgeliefert worden sein und bei selben noch deponirt liegen, oder waren auch Waffen von Administrationen der Aerarial- oder Privatgebäude bis zur Ablieferung in die Verwahrung ubernommen worden, so haben die Grundgerichte und die Administrationen diese Waffen sogleich in die Deposicorien des k. k. Zeughauses oder des Neugebäudes abzuliefern, und sie werden für den schnellen Vollzug verantwortlich erklärt.</p>
          <p>Wien, am 13 November 1858.</p>
          <p>Vom Vorstande der k. k. Central-Commission der Stadt-Commandantur <hi rendition="#g">Frank, k. k.</hi> General-Major.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 18 Nov.</head>
          <p>Extrasitzung der Nat.-Verf.: (<hi rendition="#g">Raveaux</hi> hat seine Gesandtschaft in die Hände der Centralgewalt zurückgegeben, unter der zu dienen er mit seiner <hi rendition="#g">Pflicht, Ehre</hi> und <hi rendition="#g">Gewissen</hi> nicht verträglich hält.</p>
          <p><hi rendition="#g">Vor der Tagesordnung</hi>.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> zeigt den Eintritt von 4 neuen Mitgliedern an.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schmerling</hi> (Reichsminister) theilt mit, daß Bassermann zurückgekommen ist, und nachstens dem Hause einen umfangreichen Bericht vorlegen wird</p>
          <p>Vizepräsident <hi rendition="#g">Simson</hi> und <hi rendition="#g">Hergenhahn</hi> werden heute nach Berlin gehen, um dort permanent im Sinne der Beschlüsse des Hauses über die preußischen Zustande zu verfahren.</p>
          <p>Auf der Tagesordnung stehen 1. die v Rappardschen Anträge, 2. Artikel 6 des Verfassungsentwurfs.</p>
          <p>Die Anträge lauten folgendermaßen:</p>
          <p>Die hohe Nationalversammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern:</p>
          <p rendition="#et">1) Den Reichskommissär Bassermann abzuberufen,<lb/>
2) gleichzeitig eine Reichskommission mit dem Auftrage nach Berlin abzusenden:<lb/>
alle Mittel anzuwenden, um einen gewaltsamen Zusammenstoß der Militärgewalt mit dem Volke zu verhüten,<lb/>
3) die preußische Regierung zu nöthigen, die von der preußischen Landesversammlung für gesetzwidrig erklärten Verfügungen zurückzunehmen, namentlich die Vertagung und Verlegung der preußischen Landesversammlung, die Auflösung und Entwaffnung der Bürgerwehr, den Belagerungszustand der Stadt Berlin, die Beschränkung der freien Presse und des Associationsrechts.<lb/>
Unterstützt von: Max Simon. Fr. Vischer. Schoder. Hehner. Jucho. Schulz aus Darmstadt. Hildebrand. Eckert a. Bromberg. H. R. Claussen. Schott. Gravenhorst. Melly. Haggenmüller. Geigel. Federer. Mayer a. Ottobeuern. Ahrens. v. Reden. Vogel a. Guben. Riehl. Blumröder. Freudentheil. Nicol. Reh. Benedey.</p>
          <p>Schulze aus Darmstadt, Vogt und Nauwerk haben ergänzende Zusätze beantragt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rappard</hi> glaubt, daß in dieser Frage keine Parteien sein werden. Alle Stande Preußens haben sich für die Versammlung gegen die Krone erklart. Zwischen Fürsten mag Zwietracht sein, aber zwischen Volksvertretern solle man die Saat der Zwietracht nicht säen. Ich liebe die Republik, aber ich und meine Freunde wir wollen ernstlich die kostitutionelle Monarche, weil as preußische Volk sie will.</p>
          <p>Zu meinen Antragen stelle ich das Amendement, die hohe National-Versammlung wolle der Berliner National-Versammlung ihre Sympathie zu erkennen geben.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> unterbricht die Debatte, indem er Bassermann das Wort zu seinem Reisebericht giebt</p>
          <p><hi rendition="#g">Brutus-Bassermann</hi> (halbweinend): Er beginnt seinen Bericht damit, daß er schaudernd darauf hinweist, wohin es mit der Frechheit der Berliner Versammlung gekommen. Der Zustand den er auf der Straße um die Versammlung fand, hat ihn erschreckt. Er hat furchtbare Gestalten auf der Straße gesehen</p>
          <p>Mit allem Moglichen hat er sich in Berlin in Verbindung gesetzt (nur mit der National-Versammlung in corpore nicht und mit dem Volke noch weniger!) Der Zustand in Berlin sei sehr unerfreulich. Die Presse gehe weit ueber die Freiheit hinaus An den Schaufenstern der Buchhändler hat er republikanische Büchlein auf rothem Papier gedruckt, ausgestellt gesehen, mit Tire<gap reason="illegible"/>k<gap reason="illegible"/>pfern auf denen an Laternenpfahlen aufgeknüpfte Menschen zu schauen. Die Mitglieder der Rechten, mit Stricken und Dolchen bedroht, verdanken nur dem Zufall ihr Leben. Eine rothe Fahne sei vor dem Schauspielhause aufgesteckt gewesen u. s. w.</p>
          <p>B<gap reason="illegible"/>utus hat die neuen Herren Minister gesprochen. Er fand sie ganz ruhig und gefaßt. Seine Geschäfte zu vollziehen war ihm unmöglich. An Reaktion sei in Berlin gar nicht zu denken. Eine solche sei überhaupt unmöglich. (Hohngelachter.)</p>
          <p>Ob das Ministerium nach der Krise zurücktreten werde, weiß er nicht zu sagen, &#x2014; Thatsachen fur das Mißtrauen gegen dasselbe habe er keine einzige finden konnen.</p>
          <p>Brutus ist beim Könige gewesen. &#x2014; Was man mit Königen gesprochen, wiederzusagen sei nicht Sitte (Bravo), aber so viel könne er sagen: &#x201E;Er (Bassermann) fand den König deutscher gesinnt als er hoffte! (Gelächter) Der König wolle Deutschland und seine Gesittung wahren. Merkwürdig gefaßt sei der König gewesen aufs Aeußerste. (Soll heißen: Bombardement!) &#x2014; Auch hier sah B. keine Reaktion.</p>
          <p>Als Wrangel einzog, habe die Stadt ein ganz anderes Ansehn gewonnen. (Furchtbares Gelachter!) Die Bürger hätten ein langentbehrtes Gefühl der Sicherheit gefuhlt. (Erneutes Hohngelächter! Bassermann selbst lacht über seinen Bericht!)</p>
          <p>Friedensunterhandlungen mit Unruh und Grabow seien ihm nicht gelungen (!). Folgende Friedensbedingungen haben die Mitglieder dieses Theils (schoner Theil!) der Versammlung gestellt:</p>
          <list rendition="#et #b">
            <item>1) Verbannung aller königl. Prinzen aus dem Lande.</item><lb/>
            <item>2) Verhaftung aller Minister und Wrangels.</item><lb/>
            <item>3) Erklärung derselben für Hochverräther.</item><lb/>
            <item>4) Völlige Unterwerfung des Monarchen unter alle Beschlüsse der Versammlung, bis zur Vollendung der Verfassung.</item><lb/>
            <item>5) Entfernung allen Militärs aus Berlin.</item>
          </list>
          <p>Eine Vermittelung sei jetzt nicht mehr denkbar, er habe sie vergebens versucht</p>
          <p>Abermals macht B. auf die Frechheit der Berliner Straßenplakate und auf die rothen Träume der Laternenrepublikaner aufmerksam. &#x2014; Vermittelung sei unmöglich. Entweder Unterwerfung des Volks (soll heißen Bombardement), oder Annahme der obigen Bedingungen. &#x2014; Er sei für's Erstere (Wer zweifelt?) Von der Berliner Versammlung hofft er nichts fur die wahre Freiheit nichts für die Einheit. Er hielt es für seine Pflicht zurückzukehren, und da er von seinem Standpunkte die von der National-Versammlung wegen der Berliner Verhältnisse gefaßten Beschlüsse (vom 15. d M.) nicht auszuführen für Recht hielt, hat er dem Reichsverweser seine Entlassung als Unterstaatssekretair gegeben. (Auf wie lange?) Die rechte Halfte der Versammlung klatscht, die Linke zischt mit den Gallerien um die Wette.</p>
          <p><hi rendition="#g">Wernher</hi> von Nierstein stellt den präjudiziellen Antrag, &#x201E;die Rappardschen Anträge an den Ausschuß zu verweisen.&#x201C; (Konsequenz der Bassermannschen Rede).</p>
          <p><hi rendition="#g">Venedey</hi> will von Bassermann wissen, welcher Abgeordnete in Berlin ihm die obigen Bedingungen mitgetheilt?</p>
          <p><hi rendition="#g">Bassermann</hi> (in großer Verlegenheit) hält es für unpassend, hier den Namen zu nennen, will dem Ausschuß den Namen sagen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Wernher</hi>von Nierstein empfiehlt seinen Antrag</p>
          <p><hi rendition="#g">Raneaux</hi>. (Beifall begrüßt sein Erscheinen als Abgeordneter). Ich begrüße (sagt er ihr Zögern in diesem Falle nicht. Deutschland will wissen, was von Ihnen in dieser Sache geschieht. Fassen Sie einen energischen Beschluß (rechts Unterbrechungen) Fassen Sie einen Beschluß, mag er ausfallen wie er will. Welches Unheil haben wir den Ausschüssen nicht zu verdanken! Aber Sie wollen auch hier zögern, bis Berlin bombardirt ist. (Tumult. Stürmischer Applaus). Hier an demselben Platz, haben Sie es schon vergessen? (in der reformirten Kirche) befahl der Fünfziger-Ausschuß einem Fürsten, seine Beschlüsse auszuführen, und einem Ministerium, welches abdanken wollte, zu bleiben. Wollen Sie zur Umstimmung dieser Angelegenheit erst wieder ein fait accompli erwarten, die bei uns schon so traurige Rollen gespielt haben. Sie können ihr Zögern nicht verantworten vor Deutschland Deutschland hat Oesterreich (durch Sie) verloren! (Tumult) Preußen wird Deutschland auch verlieren! (Rauschender Beifall). Noch will Preußen keine Republik, aber Ihr Zögern stößt es mit Gewalt in dieselbe. Durch Ihr Zögern verlieren Sie die ganze Achtung der Nation! (Vinke widerspricht &#x2014; die Gallerie klatscht Beifall. Man schreit wiederholt Raumer!)</p>
          <p>In namentlicher Abstimmung werden nach dem Antrage Wernhers von Nierstein mit 261 gegen 172 Stimmen Rappards und alle bezüglichen Anträge an den Ausschuß gewiesen.</p>
          <p>Unter andern stimmten Mevissen, Osterrath, Rob. Mohl, Reichensperger, Riesser, Laube, Soiron, Welker, Biedermann, Clemens, Dahlmann, Fuchs, Jordan (Berlin) für die Verzogerung, resp Ausschußverweisung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Zimmermann</hi> von Spandau beantragt, wenigstens den Ausschuß bis 4 Uhr Nachmittags berichten zu lassen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Sauken</hi> (vom Ausschuß) meint, man müsse hier mit deutscher Gründlichkeit verfahren. (Furchtbares Gelächter. Solche Verhöhnung erlaubt man sich gegen Berlin). Vor Montag könne der Ausschuß nicht berichten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Zimmermann</hi> von Spandau: Man müsse befürchten, daß mittlerweile der Bassermannsche (Lügen-) Bericht in die Welt gesprengt würde, um Deutschland zu täuschen Er bittet flehentlich, den Bericht heute um 4 Uhr Nachmittags fertig zu haben und zu berathen. (Gelächter im Centrum).</p>
          <p><hi rendition="#g">Venedey:</hi> Wenn Sie bis Montag warten, wird zu Ihrem Beschluß keine Courage mehr gehören. (Tumult Beifall.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Riesser,</hi> der Vicepräsident, (wüthend mit gesträubten Haaren): Niemand darf sich erdreisten, hier zu sagen, wir hätten nicht die Courage, hier einen Beschluß zu fassen. (Tumult. Links: Riesser hat das Wort nicht! Präsident hat beliebt, es ihm zu geben Links: Willkur! Lärm).</p>
          <p><hi rendition="#g">Nauwerk</hi> bittet, den eben gefaßten Beschluß der Verweisung der Rappardschen Anträge an den Ausschuß zurückzunehmen. (Das Centrum lacht ihn aus).</p>
          <p>Die Linke reicht zwei Proteste gegen Bassermann's (Lügen-) Bericht ein.</p>
          <p>Der Antrag von Zimmermann aus Spandau wird verworfen.</p>
          <p>Ein Antrag von Heisterberg: &#x201E;bis um 7 Uhr Abends zu berichten und dann in einer Abendsitzung zu beschließen&#x201C;, wird verworfen.</p>
          <p>Ein Antrag von Zimmermann aus Stuttgart und Wigard: &#x201E;Morgen, Sonntag, mindestens eine Extrasitzung für die preußischen Angelegenheiten zu halten,&#x201C; wird verworfen. (Links: Pfui! Scheußlich!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Rappard</hi> (um seinen Antrag nicht so mißbrauchen zu lassen) zieht ihn zurück (Bravo Links.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Vogt, Nauwerk</hi> und <hi rendition="#g">Schultz</hi> aus Darmstadt ziehen ihre Amendements dazu ebenfalls zurück.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident</hi>. Herr Fröbel hat mich schriftlich ersucht, ihm heut das Wort zu einem Bericht zu erstatten. Ich habe ihm geantwortet, daß ich der Meinung bin dieser Bericht sei lieber schriftlich einzugeben. (Aber für Bassermanns Berichte ist Zeit.) Herr Fröbel hat darauf erwiedert: &#x201E;er würde solange nicht im Sitzungssaal erscheinen, bis in seiner und Robert Blums Angelegenheit ein Beschluß gefaßt sei.&#x201C; &#x2014; Ich frage deshalb die Versammlung, ob sie gegen meine Ansicht ist Herrn Fröbel zu hören? &#x2014; Die Versammlung beschließt fast einstimmig, ihm das Wort zu geben. &#x2014;</p>
          <p><hi rendition="#g">Fröbel,</hi> von furchtbarem, endlosem Jubel und Beifall begrußt, erstattet
</p>
        </div>
      </div>
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</TEI>
[0774/0002] um zur Stütze jenes Ministeriums zu dienen. Das heißt wahrlich viel verlangen. In einer Landwehrversammlung, die gestern in der Postschen Reitbahn, freilich auf nicht sehr parlamentarische Weise Stadt fand, wurde die Frage verhandelt, ob man sich stellen wolle oder nicht, und ein großer Theil der Wehrmänner erklärte, bis auf Weiteres der Einstellungsordre passiven Widerstand entgegen zu setzen. Diese Nacht war das hiesige Zeughaus mit einer Militärabtheilung besetzt und gestern ein Theil der Armaturgegenstände aus dem Landwehr-Zeughause in den Waffensaal des Schlosses gebracht. Man hat übrigens bereits nach Garz 2 Eskadrons Kürassire beordert, um für alle Fälle gegen die dort zusammentretende Landwehr gerüstet zu sein. Brrlin. Dem Polizei-Präsidenten von Bardeleben zu Berlin, unter Entbindung von seinem bisherigen Amt, ist die kommissarische Verwaltung der erledigten Regierungs-Präsidentenstelle zu Arnsberg ubertragen und der bisherige Ober-Regierungsrath v. Hinckeldey zum Polizei-Präsidenten von Berlin ernannt. Berlin. Die Staatsministerial Kommission zur Begutachtung der Demarkationslinie im Großherzogthum Posen (bestehend aus Geh. Ober-Finanzrath Costenoble, Geh. Rath Macklean, Staatsanwalt Friedberg, Abg. Geh. Rath Seidel, Abg. Major v. Voigt-Rendtz und Abg. v. Meusebach) hielt heute morgen in Gegenwart des Reichskommissarius General Schäfer Sitzung und verständigte sich über eine Linie, welche nur in wenigen, durch strategische Rücksichten gebotenen Punkten von der Pfuelschen Demarkationslinie abweicht. General Schäfer reist morgen nach Posen zur definitiven Regulirung an Ort und Stelle. Major v. Voigts begleitet ihn als Kommissarius des preuß. Staatsministerii. (N. Pr. Z.) * Brünn, 15. November. Ihr Blatt brachte nach der Oder-Zeitung bereits einen Bericht der in Wien geschehenen, alle jemals dagewesenen Barbareien Asien's gewiß übertreffenden Veruchtheiten aber Ihre Leser müssen einen Bu_ iris, einen Tschintschiskhan, einen Kamby_ s, Nero, Sardanopal, sie müssen die als fabelhaft bekannten Grausamkeiten aus den Reisebeschreibungen über die sogenannten Wilden des innern Afrika's und Brasilien's sich in's Gedächtniß zurückrufen, um mit einem Schlage, mit einer Geistesübersicht alle die namenlosen Scheußlichkeiten unserer modernen Vandalen, alle die Todesrieseln erzeugenden Greuelscenen sich einigermaßen vorstellen zu können, welche der Thron der deutschen Habsburger in Wien an einem civilisirten Volke hat verüben lassen, und ohne Erweichen mit der immer erneuten Wuth des unerhörtesten Kannibalismus noch täglich, stündlich an ihm verüben läßt. — Wenn die Bestien-Wuth der Czechen besänftigt erscheint, so kann dies gewiß als der sicherste Beleg angesehen werden für das Unbeschreibbare, was Wien hat ertragen müssen, und immer gesteigerter noch fortwährend erduldet. Wien hatte schon längst die Ueberzeugung gewonnen, daß es nach außen hin in seinem heiligen Kampfe von allen Seiten verlassen war und in Deutschland nur von wiederkäuenden Thieren angestiert wurde; es erfuhr seit dem 26. Oktober von Minute zu Minute bestimmter, daß im Innern der Stadt und Vorstadte der schwarzgelbe Verrath übermächtig sein Unwesen betrieb und es zum Fall bringen mußte. — Dafür nur dieses. Nach dem 23. Oktober entfernten sich sämmtliche Gesandtschaften und überließen ihre Landsleute schutzlos dem über die Stadt hereinbrechenden Verhängniß. Von den deutschen Gesandtschaften war natürlich nichts Anderes zu erwarten und ich begab mich daher auf den Minoritenplatz in das prachtvolle Palais der französischen Republik, auf dessen Thor ich die Inschrift zu finden hoffte: „Gebiet der französischen Republik“. — Eine Windischgrätzische Kugel auf diesem Boden, dachte ich, muß einen Höllenbrand entzünden; von diesem Boden aus könnte Wien's Freiheit, müßte, ist der Name Republik kein Hohn, wenigstens die allgemeine Menschlichkeit Schutz gegen einen Wütherich finden, der in der brutalen Nachahmung Cavaignac's ein unsinniger Bluthund geworden ist. — Mit dem Erstaunen der Indignation fand ich über der Thüre des republikanischen Gesandtschafts-Palastes jedoch nur die Bourgeois-Aufschrift: „In diesem Hause befinden sich Gegenstände der französischen Gesandtschaft“, und vernahm, noch mehr entrüstet, vom Hausmeister, daß der Gesandte und sein Personal sich bis nach dem Bombardement aus der Stadt entfernt hätten. — Wer hätte glauben können, daß die Infamie der gallischen Bourgeois auch hier, wo es sich doch nur um die ersten Bourgeois-Rechte dem verrostetesten Feudal- und Polizeistaats-Unwesen gegenüber handelte, sich also überbieten würde, in der ganzen sich vertheidigenden Bevölkerung Wien's nur raubbegieriges Lumpenproletariat, in dieser Vertheidigung selbst nur ein Verbrechen zu erkennen und sich vor dieser Bevölkerung, vor Europa mit einem racheschnaubenden Ungeheuer einverstanden zu erklären, wider welches selbst die konstitutionelle Erbärmlichkeit eines österreichischen Reichstags sich gestemmt hatte! Will denn Frankreich keine Großheit, keine Ehre, keine Schmach und keine Schande mehr unterscheiden? Das Volk von Wien zeigte sich um so erbitterter über die beispiellose, alle seine Erwartungen verhöhnende Passivität des republikanischen Repräsentanten, als es in seiner Verzweiflung, wie alle unterdrückten Völker, von dem französischen Volke immer noch seine endliche Erlösung erwartet. Windischgrätz ließ seine Bomben und Brandraketen darum ebenso unnachsichtig auf den Boden der französischen Republik hinwerfen, wie auf den des armen Volks, und das Dach des französischen Palais soll tüchtig mitgenommen worden sein. Ueberall an den Palästen des Adels, an den Kramläden der Bourgeoisie waren in diesen Tagen wieder die Worte zu lesen: „Unter dem Schutze des hohen Reichstags“ oder, „Heilig ist das Eigenthum“; der Gesandte der französischen Republik wußte unter dem Hinwürgen der bescheidensten Freiheit also nichts Anderes zu thun, als sich dem Kannibalismus des Thron-, Feudal- und Bourgeois-Absolutismus mit einer gleichen Phrase innigst anzuschließen. Ich kann nicht umhin, einen Gegensatz hervorzuheben, der hell in's Licht stellt, wie tief die Civilisation der Bourgeoisie unter alle bekannte Barbarei hinabgesunken ist. Der türkische Gesandte ist unter den erheblichen der einzige gewesen, welcher der Aufforderung des Windischgrätz, Wien auf 3 Tage zu verlassen, nicht entsprochen hat Er wohnt, weil er einem türkischen Vorurtheil zufolge nicht in der Stadt wohnen darf, in der Leopoldstadt. Als die Kroaten unter dem furchtbaren Morden der Szeresaner daselbst eindrangen, sturmten sie, gewiß nicht ohne Fingerzeig von oben, in die Wohnung des türkischen Botschafters, erschossen seinem Heiducken, plünderten Alles aus, mißhandelten, wie man behauptet, den Botschafter selber und nöthigten ihn, mit seinem Personale die Flucht in die Stadt zu ergreifen. — Man ist um so begieriger auf die Folgen dieser Insulte, als der Botschafter abgereist sein soll. Auf den Befehl des Windischgrätz muß die Gemeinde Wien den von den k. k. Banditen verübten Schaden, überhaupt allen Schaden, alsbald ersetzen. — Einem Sekretär der preußischen Gesandtschaft ist der Arm zerschmettert worden; die Freude der Gesandtschaft über den Windischgrätzischen Sieg wird jedoch nicht nur dieses, sondern auch den Umstand leicht verschmerzen lassen, daß das Gesandtschafts-Hotel von den Kugeln, Kartätschen, Bomben und Brandraketen der mitverschworenen Meuchelmörder am 31. Oktober ganz gehörig verwüstet worden ist. Was den angeblichen Bruch der Kapitulation anbelangt, mit welchem Windischgrätz, freudig wie ein blutlechzender Tiger, alle Gräuel rechtfertigt, die seit Ueberwindung der Stadt geschehen sind und noch fortgesetzt werden, so will ich darüber nur folgendes bemerken: Reichstag, Gemeinderath, Klubs, Studentenkomite und Oberkommando der Garde hatten das Volk zu einem Widerstand bis auf den letzten Mann aufgefordert und entflammt. Als es aber nun wirklich zum blutigsten Ernste kam, wechselten mit wenigen Ausnahmen all' diese Heroen die Farbe und begannen in fortwährenden Deputationen mit schwarzgelber Unterwurfigkeit dem sie verhöhnenden Würgengel zu Füßen zu kriechen, um im Wege der Unterhandlung eine Milde zu erflehen, welche von einem Windischgrätz durchaus nicht zu erwarten war. Auf diese Weise waren bis zum 31. Okt. mehrere Kapitulationspakte entstanden, über welche das kämpfende Volk, da auch von anderer Seite der schnödeste Verrath immer unverschämter hervortrat, die tiefste Entrüstung laut zu erkennen gab. Es hatte die Vorstadte mit unglaublichem Muth, mit unerhörter Anstrengung vertheidigt, bevor sie in die Gewalt des 120,000 Mann starken Feindes geriethen, es wollte auch die Ehre der Stadt selbst retten und entschloß sich am Nachmittag des 31., von fast allen seinen Fuhrern verlassen, zu einer Gegenwehr der Verzweiflung von den Basteien herab. Man bot ihm Geld an, wenn es die Waffen ablege, allein mit Verachtung wies es dies Ansinnen zurück und begann um 3 Uhr ein mörderisches Feuer auf die um die Glacis aufgestellten k. k. Truppen, welches während drei Stunden mit solchem Nachdruck fortgesetzt wurde, daß an eine Uebergabe der Stadt an diesem Tage noch nicht zu denken gewesen ware, wenn nicht die Nationalgarde hinterlistig das Burgthor geöffnet und so das Hereinströmen des Militärs möglich gemacht hatte. Wien, 14. Nov. Ich sende Ihnen die heut publizirte Kundmachung der Centralkommission der Stadtkommandantur, wichtig wegen des nicht vorzuenthaltenden Geständnisses, daß die allgemeine Entwaffnung trotz des Standrechtes — und dieses ist hier keine Fiktion geblieben — nur unter starkem Geiste des Widerstandes vor sich geht und bis jetzt zur Ablieferung nur eines geringen Theiles der Aerarialfeuergewehre und andern Waffen gefuhrt hat. Der Oestreichische Lloyd bringt die reformirte Ministerliste: Fürst Felix Schwarzenberg, Präsidium und auswärtige Angelegenheiten, Graf Stadion, Inneres; General Freiherr v. Cordon, Krieg; Kraus Finanzen; v. Bruck öffentliche Arbeiten und Handel, zeither getrennt; Thienfeldt Ackerbau; Justiz und Kultus noch unbesetzt; Prof. Helfert, stark czechisch nuancirt, das einzige Mitglied, das durchgängig und auch da der Linken scharf entgegentrat, wo die Czechen mit ihr liebäugelten. Auf den Basteien werden Befestigungsarbeiten eifrig betrieben; am rothen Thurmthor erhebt sich eine Palisadenwand und Laufgräben werden bis zur Vorstadt Landstraße hin geführt. An den Mauern aber zieht sich der Draht eines elektromagnetischen Telegraphen, der Kasernen, Kriegsministerium und alle Hauptredouten verbindet. Von Ungarn sind wir abgeschnitten, nur bis Oedenburg geht noch eine Briefpost, sonst hat jede Verbindung aufgehört, hauptsächlich durch die von ungarischer Seite realisirte Zerstörung der sammtlichen Wege und Straßen, eine Sperre, die sich im Preise des Weizens, Leders, Talg etc. schon fühlbar macht und sicherlich bald noch grausamer auf uns zurückfallen wird. Denn unmaßgeblich wird sich das k. k. Kriegsheer dermalen auf eine Blokade des Landes beschränken müssen, da ein reguläres Vorgehen in der vorgeruckten Jahreszeit fast unmöglich. Vom 6. bis 9. waren in das Spital der barmherzigen Brüder (Leopoldstadt) 161 Verwundete und 132 Todte gebracht. Von den beiden Hingerichteten außer Blum war Sternau, Oberst der Mobilgarde und Jelovicki (ehemals k. k. Artillerist), Adjutant Bem's und Obrist der Artillerie im Generalstabe. Messenhauser hat sich wirklich freiwillig gestellt und im Gemeinderath einen warmen Fürsprecher gefunden. (Br. Z.) Wien. „E. ist sehr unangenehm wahrgenommen worden, daß die in der Proklamation Seiner Durchlaucht des Herrn Feldmarschalls Fürsten zu Windisch-Grätz vom 1. November 1848, § 3, angeordnete allgemeine Entwaffnung nicht mit jenem Eifer und mit jener Bereitwilligkeit durchgeführt werde, welche man zu erwarten berechtigt war. Bei Vergleichung der seit den Märztagen aus den kaiserlichen und aus den burgerlichen Zeughausern an die Nationalgarden des Weichbildes von Wien und seiner Umgebung theils abgegebenen Feuerwaffen, theils seit dem 6. Oktober sowohl durch das Proletariat, als durch Nationalgarden aus dem k. k. Zeughause herausgenommenen Feuer-, Hieb- und Stichwaffen, mit jenen Gattungen Waffen, die seit dem 2. November d. J. an die verschiedenen Waffen-Depots, und zwar an das k. k. Zeughaus und an das k. k. Neugebäude abgegeben wurden, hat man aber ersehen, daß von den Aerarial-Feuergewehren und anderen Waffen ein noch geringer Theil abgeliefert wurden. Die gegebene Frist von 48 Stunden zur Ablieferung der Waffen, ist schon mehrmals abgelaufen, und daß bisher noch keine Hausdurchsuchung stattgefunden hat, mag den Bewohnern Wiens einen Beweis von der Schonung geben, mit der man noch gegen sie verfahren wollte Aber auch die schonende Rücksicht muß endlich doch ihre Gränzen haben, und da bei k k. Central-Commission der Stadt-Commandantur nun der strenge Befehl zugekommen ist, die Entwaffnung mit allem Nachdruck durchzuführen, so wird die gegenwartige wiederholte, aber auch letzte Aufforderung an die Bewohner Wiens zur Ablieferung der Waffen erlassen, die sie binnen 24 Stunden zu bewirken haben, nach deren Ablauf Hausdurchsuchungen stattfinden werden, deren Folgen sich diejenigen, bei denen was immer für Waffen gefunden werden, nur selbst zuschreiben mußten, gegen welche das standrechtliche Verfahren eingeleitet werden würde. Die 24stündige Frist wird am 14. November um 10 Uhr früh beginnen, und zur gleichen Stunde am 15 November d. J. ihr Ende erreichen. Sollten Feuer- Hieb- und Stichwaffen an die Grundgerichte der Belagerungsbezirke abgeliefert worden sein und bei selben noch deponirt liegen, oder waren auch Waffen von Administrationen der Aerarial- oder Privatgebäude bis zur Ablieferung in die Verwahrung ubernommen worden, so haben die Grundgerichte und die Administrationen diese Waffen sogleich in die Deposicorien des k. k. Zeughauses oder des Neugebäudes abzuliefern, und sie werden für den schnellen Vollzug verantwortlich erklärt. Wien, am 13 November 1858. Vom Vorstande der k. k. Central-Commission der Stadt-Commandantur Frank, k. k. General-Major. !!! Frankfurt, 18 Nov. Extrasitzung der Nat.-Verf.: (Raveaux hat seine Gesandtschaft in die Hände der Centralgewalt zurückgegeben, unter der zu dienen er mit seiner Pflicht, Ehre und Gewissen nicht verträglich hält. Vor der Tagesordnung. Präsident zeigt den Eintritt von 4 neuen Mitgliedern an. Schmerling (Reichsminister) theilt mit, daß Bassermann zurückgekommen ist, und nachstens dem Hause einen umfangreichen Bericht vorlegen wird Vizepräsident Simson und Hergenhahn werden heute nach Berlin gehen, um dort permanent im Sinne der Beschlüsse des Hauses über die preußischen Zustande zu verfahren. Auf der Tagesordnung stehen 1. die v Rappardschen Anträge, 2. Artikel 6 des Verfassungsentwurfs. Die Anträge lauten folgendermaßen: Die hohe Nationalversammlung wolle beschließen, die Centralgewalt aufzufordern: 1) Den Reichskommissär Bassermann abzuberufen, 2) gleichzeitig eine Reichskommission mit dem Auftrage nach Berlin abzusenden: alle Mittel anzuwenden, um einen gewaltsamen Zusammenstoß der Militärgewalt mit dem Volke zu verhüten, 3) die preußische Regierung zu nöthigen, die von der preußischen Landesversammlung für gesetzwidrig erklärten Verfügungen zurückzunehmen, namentlich die Vertagung und Verlegung der preußischen Landesversammlung, die Auflösung und Entwaffnung der Bürgerwehr, den Belagerungszustand der Stadt Berlin, die Beschränkung der freien Presse und des Associationsrechts. Unterstützt von: Max Simon. Fr. Vischer. Schoder. Hehner. Jucho. Schulz aus Darmstadt. Hildebrand. Eckert a. Bromberg. H. R. Claussen. Schott. Gravenhorst. Melly. Haggenmüller. Geigel. Federer. Mayer a. Ottobeuern. Ahrens. v. Reden. Vogel a. Guben. Riehl. Blumröder. Freudentheil. Nicol. Reh. Benedey. Schulze aus Darmstadt, Vogt und Nauwerk haben ergänzende Zusätze beantragt. Rappard glaubt, daß in dieser Frage keine Parteien sein werden. Alle Stande Preußens haben sich für die Versammlung gegen die Krone erklart. Zwischen Fürsten mag Zwietracht sein, aber zwischen Volksvertretern solle man die Saat der Zwietracht nicht säen. Ich liebe die Republik, aber ich und meine Freunde wir wollen ernstlich die kostitutionelle Monarche, weil as preußische Volk sie will. Zu meinen Antragen stelle ich das Amendement, die hohe National-Versammlung wolle der Berliner National-Versammlung ihre Sympathie zu erkennen geben. Präsident unterbricht die Debatte, indem er Bassermann das Wort zu seinem Reisebericht giebt Brutus-Bassermann (halbweinend): Er beginnt seinen Bericht damit, daß er schaudernd darauf hinweist, wohin es mit der Frechheit der Berliner Versammlung gekommen. Der Zustand den er auf der Straße um die Versammlung fand, hat ihn erschreckt. Er hat furchtbare Gestalten auf der Straße gesehen Mit allem Moglichen hat er sich in Berlin in Verbindung gesetzt (nur mit der National-Versammlung in corpore nicht und mit dem Volke noch weniger!) Der Zustand in Berlin sei sehr unerfreulich. Die Presse gehe weit ueber die Freiheit hinaus An den Schaufenstern der Buchhändler hat er republikanische Büchlein auf rothem Papier gedruckt, ausgestellt gesehen, mit Tire_ k_ pfern auf denen an Laternenpfahlen aufgeknüpfte Menschen zu schauen. Die Mitglieder der Rechten, mit Stricken und Dolchen bedroht, verdanken nur dem Zufall ihr Leben. Eine rothe Fahne sei vor dem Schauspielhause aufgesteckt gewesen u. s. w. B_ utus hat die neuen Herren Minister gesprochen. Er fand sie ganz ruhig und gefaßt. Seine Geschäfte zu vollziehen war ihm unmöglich. An Reaktion sei in Berlin gar nicht zu denken. Eine solche sei überhaupt unmöglich. (Hohngelachter.) Ob das Ministerium nach der Krise zurücktreten werde, weiß er nicht zu sagen, — Thatsachen fur das Mißtrauen gegen dasselbe habe er keine einzige finden konnen. Brutus ist beim Könige gewesen. — Was man mit Königen gesprochen, wiederzusagen sei nicht Sitte (Bravo), aber so viel könne er sagen: „Er (Bassermann) fand den König deutscher gesinnt als er hoffte! (Gelächter) Der König wolle Deutschland und seine Gesittung wahren. Merkwürdig gefaßt sei der König gewesen aufs Aeußerste. (Soll heißen: Bombardement!) — Auch hier sah B. keine Reaktion. Als Wrangel einzog, habe die Stadt ein ganz anderes Ansehn gewonnen. (Furchtbares Gelachter!) Die Bürger hätten ein langentbehrtes Gefühl der Sicherheit gefuhlt. (Erneutes Hohngelächter! Bassermann selbst lacht über seinen Bericht!) Friedensunterhandlungen mit Unruh und Grabow seien ihm nicht gelungen (!). Folgende Friedensbedingungen haben die Mitglieder dieses Theils (schoner Theil!) der Versammlung gestellt: 1) Verbannung aller königl. Prinzen aus dem Lande. 2) Verhaftung aller Minister und Wrangels. 3) Erklärung derselben für Hochverräther. 4) Völlige Unterwerfung des Monarchen unter alle Beschlüsse der Versammlung, bis zur Vollendung der Verfassung. 5) Entfernung allen Militärs aus Berlin. Eine Vermittelung sei jetzt nicht mehr denkbar, er habe sie vergebens versucht Abermals macht B. auf die Frechheit der Berliner Straßenplakate und auf die rothen Träume der Laternenrepublikaner aufmerksam. — Vermittelung sei unmöglich. Entweder Unterwerfung des Volks (soll heißen Bombardement), oder Annahme der obigen Bedingungen. — Er sei für's Erstere (Wer zweifelt?) Von der Berliner Versammlung hofft er nichts fur die wahre Freiheit nichts für die Einheit. Er hielt es für seine Pflicht zurückzukehren, und da er von seinem Standpunkte die von der National-Versammlung wegen der Berliner Verhältnisse gefaßten Beschlüsse (vom 15. d M.) nicht auszuführen für Recht hielt, hat er dem Reichsverweser seine Entlassung als Unterstaatssekretair gegeben. (Auf wie lange?) Die rechte Halfte der Versammlung klatscht, die Linke zischt mit den Gallerien um die Wette. Wernher von Nierstein stellt den präjudiziellen Antrag, „die Rappardschen Anträge an den Ausschuß zu verweisen.“ (Konsequenz der Bassermannschen Rede). Venedey will von Bassermann wissen, welcher Abgeordnete in Berlin ihm die obigen Bedingungen mitgetheilt? Bassermann (in großer Verlegenheit) hält es für unpassend, hier den Namen zu nennen, will dem Ausschuß den Namen sagen. Wernhervon Nierstein empfiehlt seinen Antrag Raneaux. (Beifall begrüßt sein Erscheinen als Abgeordneter). Ich begrüße (sagt er ihr Zögern in diesem Falle nicht. Deutschland will wissen, was von Ihnen in dieser Sache geschieht. Fassen Sie einen energischen Beschluß (rechts Unterbrechungen) Fassen Sie einen Beschluß, mag er ausfallen wie er will. Welches Unheil haben wir den Ausschüssen nicht zu verdanken! Aber Sie wollen auch hier zögern, bis Berlin bombardirt ist. (Tumult. Stürmischer Applaus). Hier an demselben Platz, haben Sie es schon vergessen? (in der reformirten Kirche) befahl der Fünfziger-Ausschuß einem Fürsten, seine Beschlüsse auszuführen, und einem Ministerium, welches abdanken wollte, zu bleiben. Wollen Sie zur Umstimmung dieser Angelegenheit erst wieder ein fait accompli erwarten, die bei uns schon so traurige Rollen gespielt haben. Sie können ihr Zögern nicht verantworten vor Deutschland Deutschland hat Oesterreich (durch Sie) verloren! (Tumult) Preußen wird Deutschland auch verlieren! (Rauschender Beifall). Noch will Preußen keine Republik, aber Ihr Zögern stößt es mit Gewalt in dieselbe. Durch Ihr Zögern verlieren Sie die ganze Achtung der Nation! (Vinke widerspricht — die Gallerie klatscht Beifall. Man schreit wiederholt Raumer!) In namentlicher Abstimmung werden nach dem Antrage Wernhers von Nierstein mit 261 gegen 172 Stimmen Rappards und alle bezüglichen Anträge an den Ausschuß gewiesen. Unter andern stimmten Mevissen, Osterrath, Rob. Mohl, Reichensperger, Riesser, Laube, Soiron, Welker, Biedermann, Clemens, Dahlmann, Fuchs, Jordan (Berlin) für die Verzogerung, resp Ausschußverweisung. Zimmermann von Spandau beantragt, wenigstens den Ausschuß bis 4 Uhr Nachmittags berichten zu lassen. Sauken (vom Ausschuß) meint, man müsse hier mit deutscher Gründlichkeit verfahren. (Furchtbares Gelächter. Solche Verhöhnung erlaubt man sich gegen Berlin). Vor Montag könne der Ausschuß nicht berichten. Zimmermann von Spandau: Man müsse befürchten, daß mittlerweile der Bassermannsche (Lügen-) Bericht in die Welt gesprengt würde, um Deutschland zu täuschen Er bittet flehentlich, den Bericht heute um 4 Uhr Nachmittags fertig zu haben und zu berathen. (Gelächter im Centrum). Venedey: Wenn Sie bis Montag warten, wird zu Ihrem Beschluß keine Courage mehr gehören. (Tumult Beifall.) Riesser, der Vicepräsident, (wüthend mit gesträubten Haaren): Niemand darf sich erdreisten, hier zu sagen, wir hätten nicht die Courage, hier einen Beschluß zu fassen. (Tumult. Links: Riesser hat das Wort nicht! Präsident hat beliebt, es ihm zu geben Links: Willkur! Lärm). Nauwerk bittet, den eben gefaßten Beschluß der Verweisung der Rappardschen Anträge an den Ausschuß zurückzunehmen. (Das Centrum lacht ihn aus). Die Linke reicht zwei Proteste gegen Bassermann's (Lügen-) Bericht ein. Der Antrag von Zimmermann aus Spandau wird verworfen. Ein Antrag von Heisterberg: „bis um 7 Uhr Abends zu berichten und dann in einer Abendsitzung zu beschließen“, wird verworfen. Ein Antrag von Zimmermann aus Stuttgart und Wigard: „Morgen, Sonntag, mindestens eine Extrasitzung für die preußischen Angelegenheiten zu halten,“ wird verworfen. (Links: Pfui! Scheußlich!) Rappard (um seinen Antrag nicht so mißbrauchen zu lassen) zieht ihn zurück (Bravo Links.) Vogt, Nauwerk und Schultz aus Darmstadt ziehen ihre Amendements dazu ebenfalls zurück. Präsident. Herr Fröbel hat mich schriftlich ersucht, ihm heut das Wort zu einem Bericht zu erstatten. Ich habe ihm geantwortet, daß ich der Meinung bin dieser Bericht sei lieber schriftlich einzugeben. (Aber für Bassermanns Berichte ist Zeit.) Herr Fröbel hat darauf erwiedert: „er würde solange nicht im Sitzungssaal erscheinen, bis in seiner und Robert Blums Angelegenheit ein Beschluß gefaßt sei.“ — Ich frage deshalb die Versammlung, ob sie gegen meine Ansicht ist Herrn Fröbel zu hören? — Die Versammlung beschließt fast einstimmig, ihm das Wort zu geben. — Fröbel, von furchtbarem, endlosem Jubel und Beifall begrußt, erstattet

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148. Köln, 21. November 1848, S. 0774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz148i_1848/2>, abgerufen am 23.11.2024.