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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 142. Köln, 14. November 1848. Zweite Ausgabe.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No. 142. Köln, Dienstag den 14. November. 1848.

Um mehrfach geäußerten Wünschen entgegenzukommen und dem Theile des Publikums, welcher ohne längeres Abonnement den jetzigen wichtigen Zeitereignissen folgen möchte, alle möglichen Erleichterungen zu gewähren, nehmen wir Bestellungen auf die Neue Reinische Zeitung vor Ende des Quartals zu 1 Thlr. bei Vorausbezahlung in hiesiger Stadt und Deutz an; einzelne Nummern sind fortwährend an der Expedition des Blattes -- unter Hutmacher Nr. 17 -- zu einem (1) Sgr. zu haben. Die einlaufenden Nachrichten sind wir, unterstützt von tüchtigen Corespondenten, im Stande wie seither unsern Lesern auf das Schleunigste zu überliefern.

Köln, 13. November 1848. Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.

Zweite Ausgabe.
Deutschland.
Breslau, 11. Nov.

Abends 9 ein halb Uhr. Die rückständige Wiener Post trifft so eben ein; wir theilen die wichtigste Nachricht vornweg mit:

Der Mordhund Windischgrätz hat den deutschen Reichstags-Deputirten Robert Blum standrechtlich erschießen lassen

Die Wiener Zeitung vom 10. meldet darüber Folgendes:

Mittelst standrechtlichen Urtheils vom 8. d. M. ist Robert Blum, Buchhändler aus Leipzig, überwiesen durch sein eigenes Geständniß, wegen aufrührerischen Reden und bewaffneten Widerstande gegen die kaiserlichen Truppen, in Folge der von Sr. Durchlaucht dem k. k. Herrn Feldmarschall Fürsten zu Windischgrätz unserm 20. und 23. Okt. erlassenen Proklamationen, zum Tode verurtheilt, und das Urtheil am 9. November 1848 Morgens um halb acht Uhr in der Brigittenau mit Pulver und Blei vollzogen worden.

Von andern amtlichen Mittheilungen folgende: Das Ausrufen und der Verkauf von Zeitungsblättern und Flugschriften auf den öffentlichen Straßen und Plätzen wird im Allgemeinen auf das Strengste untersagt.

Dagegen Handelnde werden verhaftet und mit Arrest bestraft werden, der sich in dem Grade verschärfen wird, als sich die Betretenen eine Wiederholung dieses Vergehens zu Schulden kommen lassen sollten.

Wien, am 8. Nov. 1848.

Von dem Vorstande der k. k. Central-Kommission der Stadt-Kommandantur.

Freiherr von Cordon,

k. k. General-Major.

(A. O.-Z.)
Wien, 10. Nov.

Gestern Morgen 6 Uhr hörte Robert Blum im Gefängniß das standrechtliche Urtel, welches den Tod über sein Haupt verhängte, man sagt durch den Strang, und nur die Schwierigkeit der Vollstreckung habe die Umwandlung zum Erschießen veranlaßt. Er erklärte mit heroischer Fassung, die Sentenz käme ihm nicht unerwartet, und bat um die nöthige Zeit, um den Scheidebrief an seine Frau schreiben zu können. "Fasse dich muthig ob meines Schicksals -- heißt es darin -- und erziehe unsere Kinder, daß sie meinem Namen keine Schande machen. Ich sterbe für die Freiheit." Gegen 7 Uhr langte der Leichenzug in der Brigittenau an, Blum aber war in dem von Kürassieren begleiteten Wagen, ohne einen Augenblick Geistesgegenwart und Seelenstärke zu verlieren. Die Brust entblößend, wünschte er mit unverbundenen Augen dem Tode entgegenzuschauen, schlang aber selbst das Tuch um die Augen, als man ihm bedeutete, daß dies in der Sitte sei, und kniete nieder. Drei Schüsse streckten ihn todt nieder, die drei Jäger hatten wohl gezielt. Zwei Kugeln trafen die Brust, die dritte den Kopf. Am Abend lag der Leichnam im Militär-Spitale. Vielleicht findet sich Hr. v. Könneritz, der sächsische Gesandte, bewogen, für den hingerichteten Landsmann und Frankfurter Deputirten wenigstens eine Grabstätte, den Hinterbliebenen und Freunden kenntlich, zu besorgen. Die amtliche Notiz der Wiener Zeitung bezeichnet ihn heut nur als Buchhändler von Leipzig. Meinen Bericht gebe ich nach der Erzählung eines Offiziers, welcher der Exekution beigewohnt haben will. Sie werden keine Betrachtungen erwarten. Mit Tausenden und aber Tausenden erliege ich dem Eindrucke der furchtbaren Katastrophe

Wien, 10. Nov.

Heute erfolgte die Hinrichtung des Nationalgarde-Oberkommandanten Messenhauser.

Wien, 9. Novbr.

Heute Morgen um 8 Uhr wurde in der Brigittenau der Abgeordnete Robert Blum, vom Frankfurter Parlament, erschossen. Das Kriegsgericht hatte ihn schuldig befunden, nicht bloß auf der Aula durch Rede und Rathschlag für den energischen Widerstand gewirkt zu haben, sondern auch an der Spitze der Mobilgarde bis zum letzten Augenblick gekämpft zu haben. Eine Abtheilung Dragoner geleiteten den Wagen, in dem sich Robert Blum mit einigen Offizieren befand, in die Au, wo sofort das Urtheil vollzogen wird. Nach einer Aeußerung des Generals Cordon dürfte schon in den nächsten Tagen das Urtheil über den Zweiten jener aus vier Mitgliedern der Linken des Frankfurter Parlaments bestehenden Deputirten gefällt werden, denn zwei Mitglieder hatten sich nach Olmütz zu den Reichs-Kommissaren begeben, indeß zwei hier verblieben.

* Köln, 14. Nov.

In einer Sitzung des Bürgervereins von heute Abend wurde die Adresse der Volksversammlung des Eiserschen Saales, ohne irgend eine Aenderung, einstimmig angenommen. Diese Adresse an die Nationalversammlung wird von je 3 Mitgliedern des demokratischen, des Arbeiter- und des Bürger-Vereins, sowie von 3 Mitgliedern des Gemeinderaths, morgen Abend nach Berlin gebracht. Durch den Beitritt des Bürgervereins haben sich also sämmtliche politische Gesellschaften der Stadt Köln für den Beschluß der Nationalversammlung erklärt.

Die Volksversammlung des Eiser'schen Saales, die sich, laut unserer gestrigen Mittheilung, in Permanenz erklärte, hat in ihrer heutigen Abendsitzung einen Ausschuß von 25 Mitgliedern erwählt, der damit beauftragt ist, im Sinne des jüngsten Beschlusses der Nationalversammlung, die ferneren nöthigen Schritte zu thun.

* Köln, 13. November.

Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an die deutschen Demokraten:

Bürger!

Die letzte Burg der Freiheit in Deutschland, Berlin, soll gesprengt werden. Wir brauchen Geld, und fordern Euch hiermit auf ohne Verzug eine außerordentliche Steuer Euch aufzuerlegen. Die gesammelten Gelder sendet schnell und direkt unter Adresse: "Abg. D'Ester, Friedrichstraße 64." nach Berlin. Wir erwarten, daß die deutschen Demokraten ihre Pflicht thun.

Berlin. 11. November 1848.

D'Ester. Reichenbach. Hexamer.

Die Expedition der "Neuen Rheinischen Zeitung" nimmt Geldsendungen für den demokratischen Centralausschuß für Berlin in Empfang, und wird fortlaufende Listen über die eingehenden Summen veröffentlichen.

109 Düsseldorf.

Man hat hier folgenden Aufruf

An die Landgemeinden

erlassen:

Wackere Bürger der Landgemeinden! Der König hat in Berlin die von Euch gewählte National-Versammlung durch die Gewalt der Bajonette aufzulösen gewagt. Dieses unerhörte. schmachvolle Attentat auf unsere Freiheit ist die Folge davon, daß die National-Versammlung hochherzige Beschlüsse gefaßt hat, um Eure und unsere Lage zu bessern. Es ist die Folge davon, daß die National-Versammlung die Jagdberechtigung der Adligen auf dem Grund und Boden des Bauern als einen Raub aufgehoben, daß sie Adel und Titel abgeschafft hat, und eben im Begriff war die drückendsten Abgaben, welche auf Euch lasten unentgeldlich aufzuheben. Die Freiheit des Vaterlandes ist in Gefahr; sie ist verloren, wenn Ihr Euch nicht miterhebt sie zu retten. Wir sollen wieder unter das Joch einer räuberischen Adelsherrschaft gebeugt werden!

Tapferes Landvolk, wache! Du würdest am meisten zu Boden getreten, mit Steuern erdrückt und der sauere Schweiß Deiner Arbeit leichtsinnig vergeudet werden, wenn die Freiheit erläge. Vackeres Landvolk, wache und sei bereit! Sei bereit, wenn der Angriff auf uns erfolgt, wenn es Pflicht ist für die Vertheilung der gesetzlichen Freiheit das Leben einzusetzen, wenn die Sturmglocken ertönen, zu unserem Schutze herbeizueilen.

Die Bürger Düsseldorf's.

Berlin, 12. November.

Der Bürgerwehr-Kommandeur Herr Rimpler hat am Abend die Niederlegung seines Amtes und den Austritt seines Stabes angezeigt. Der Magistrat hat jedoch diese Entlassung im gegenwärtigen Moment nicht annehmen zu können erklärt und zugleich dem Kommando sein Befremden darüber zu erkennen gegeben, daß dasselbe einen solchen Schritt in diesem Augenblick thun wolle.

Die von Seiten des Magistrats an den König abgeordnete Deputation, um gegen die Verlegung der National-Versammlung nach Brandenburg Einspruch zu thun, ist nicht angenommen worden. Seitens der National-Versammlung, wo sie dahin Vorstellung machen sollte, daß die Versammlung die Hände biete, jeden gewaltsamen Konflikt zu vermeiden, wurde von dem Präsidenten erwiedert, daß man jede Annäherung an die Krone als eine Schwäche betrachte, welche unter der Würde der Nation stehe. Ein anderer Abgeordnete fügte hinzu, man werde mit der National-Versammlung stehen und fallen. Gleichzeitig wurde jedoch die Versicherung hinzugefügt, daß ein blutiger Zusammenstoß unter allen Umständen vermieden werden solle und würde. Man werde durch ruhige und friedliche Haltung alles Recht zu wahren wissen.

103 Berlin. 12. November.

Nachmittags 2 Uhr. Das Polizeipräsidium erließ heute Früh eine Bekanntmachung, daß alle Bürgerwehrmänner und Mitglieder der fliegenden Corps, die in ihren Händen befindlichen Waffen bis Nachmittags 5 Uhr an fünf verschiedenen Orten abliefern sollen. Bis diesen Augenblick ist noch kein einziges Gewehr abgeliefert worden. Die Bürgerwehr hat beschlossen die Waffen zu behalten. Diejenigen, welche nicht kämpfen wollen, geben ihre Gewehre an Arbeiter ab. Eine Kompagnie, wo 40 Gewehre von reichen Bourgeois abgelegt waren, stellte solche sogleich zur Verfügung des demokratischen Klubs. Ein Bankier rief in meiner Gegenwart einen Arbeiter herein und übergab ihm sein Gewehr mit aller vorräthigen Munition und einen Thaler dazu. Dumpfe Gährung herrscht in der ganzen Stadt. Alles rüstet sich zum Kampfe. Die Maschinenbauer arbeiten in der Borsigschen, der Egellschen und den andern großen Werkstätten an der Herstellung von Kanonen und anderweitigen Geschützen, so daß bis Abend mehrere Batterien mit Munition vollständig hergestellt sein werden. Diejenigen Arbeiter, welche keine Gewehre erhalten, werden sich vermittelst Pechkränze gegen die Angriffe der rohen Gewalt zur Wehr setzen. So verging der Tag in den mannigfaltigsten Zurüstungen zum Kampfe. An Munition ist kein Mangel. --

In dem Sitzungssaal der Nationalversammlung angekommen, wird mir folgende Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung an die Nationalversammlung in Berlin mitgetheilt:

"In der heutigen Sitzung der Abgeordneten beider Meklenburg ist beschlossen worden: im Namen des Meklenburgischen Volkes, unter Zusicherung jedes möglichen Beistandes, der konstituirenden Nationalversammlung in Berlin zu erklären, daß sie, wie sie gestern, recht gehandelt und Deutschlands Ehre gewahrt habe. Der unterzeichnete Vorstand der Abgeordneten beider Meklenburg ist beauftragt, diesen Beschluß zur Kenntnißnahme der hohen Nationalversammlung zu bringen.

Schwerin den 11. Nov.

Der Gesammtvorstand der Meklenburgischen Abgeordnetenversammlung.

Um 2 2/3 Uhr wird die Nationalversammlung mit Verlesung des Protokolls der gestrigen Nachmittagssitzung eröffnet. Der Präsident verkündigt, daß mehrere Stellvertreter für die nicht anwesenden Abgeordneten eingetroffen seien. Die obenmitgetheilte Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung wird vom Präsident verlesen und mit stürmischen Beifall aufgenommen. Der Abg. Elsner verliest den zweiten Bericht über die in Folge des Staatsstreichs eingegangenen Adressen. Der Rusticalverein in Schlesien (sämmtliche Bauergutsbesitzer) zeigen an, daß sie bis zur Einsetzung einer neuen Regierung keine Steuern mehr zahlen werden.

Da die vierwöchentliche Wahlperiode abgelaufen, schreitet man zur Wahl des Präsidiums.

Man erzählt, daß der König von dem größten Theile seiner Umgebung in Sanssouci verlassen worden ist. Alle mißbilligen mehr oder weniger die bisherigen Schritte. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen sind in vergangener Nacht nach Weimar abgereist. Der General Below soll den König fußfällig um Zurücknahme der erlassenen Maßregeln gebeten haben und da dies der König verweigerte sogleich das Schloß verlassen haben. Den Ex-Ministern Auerswald und Kühlwetter, die mit größter Mühe Audienz erhielten, antworte der König: "ich brauche keine Rathgeber, meine besten Rathgeber sind die Kanonen!"

Das Staatsministerium erläßt folgende Bekanntmachung:

"Obgleich Se. Majestät der König, dem Rechte der Krone gemäß, mittelst Allerhöchster Botschaft vom 8. d. M. die Verlegung der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen Versammlung nach Brandenburg und deren Vertagung bis zum 27. d. M. angeordnet hat, so fährt doch ein Theil der Abgeordneten zu dieser Versammlung noch fort, -- statt sich der Anordnung zu fügen und zur festgesetzten Zeit in Brandenburg, fern von dem Einflusse gesetzwidriger Einwirkungen, die dem Volke und der Regierung gestellte Aufgabe in würdiger Weise lösen zu helfen -- hier Sitzungen zu halten und Beschlüsse zu fassen, welche die beklagenswerthesten Folgen herbeiführen und den Frieden gewaltsam stören müssen, aus welchem allein nur die allseitige Wohlfahrt hervorgehen kann. Dieses gesetzwidrige Verfahren erscheint um so weniger gerechtfertigt, je maßloser und unbegründeter die Vorwürfe sind, mit welchen die Mitglieder des Staatsministeriums belastet werden. Beseelt von dem reinsten Streben, die, in der heutigen Proklamation Seiner Majestät des Königs wiederholt ausgesprochenen Verheißungen auf das Gewissenhafteste in Erfüllung zu bringen und die Wohlfahrt des Volkes auf dem Grunde einer wahren Freiheit herbeizuführen, muß das Staatsministerium jeden verläumderischen Angriff auf sein Pflichtgefühl entschieden zurückweisen.

Das Staatsministerium sieht sich durch das Verfahren der erwähnten Abgeordneten veranlasst, hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß Verhandlungen und Beschlüsse, welche von Seiten jenes Theils der Versammlung, seit ihrer Vertagung, ausgegangen sind, oder etwa noch ausgehen möchten, aller und jeder Gültigkeit, daher auch von der Regierung Sr. Maj. des Königs in keiner Weise anerkannt werden kann. -- Das Publikum wird deshalb in seinem eigenen Interesse wohlmeinend gewarnt, sich durch das ungesetzliche Verfahren der hier noch ver-

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No. 142. Köln, Dienstag den 14. November. 1848.

Um mehrfach geäußerten Wünschen entgegenzukommen und dem Theile des Publikums, welcher ohne längeres Abonnement den jetzigen wichtigen Zeitereignissen folgen möchte, alle möglichen Erleichterungen zu gewähren, nehmen wir Bestellungen auf die Neue Reinische Zeitung vor Ende des Quartals zu 1 Thlr. bei Vorausbezahlung in hiesiger Stadt und Deutz an; einzelne Nummern sind fortwährend an der Expedition des Blattes — unter Hutmacher Nr. 17 — zu einem (1) Sgr. zu haben. Die einlaufenden Nachrichten sind wir, unterstützt von tüchtigen Corespondenten, im Stande wie seither unsern Lesern auf das Schleunigste zu überliefern.

Köln, 13. November 1848. Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.

Zweite Ausgabe.
Deutschland.
Breslau, 11. Nov.

Abends 9 ein halb Uhr. Die rückständige Wiener Post trifft so eben ein; wir theilen die wichtigste Nachricht vornweg mit:

Der Mordhund Windischgrätz hat den deutschen Reichstags-Deputirten Robert Blum standrechtlich erschießen lassen

Die Wiener Zeitung vom 10. meldet darüber Folgendes:

Mittelst standrechtlichen Urtheils vom 8. d. M. ist Robert Blum, Buchhändler aus Leipzig, überwiesen durch sein eigenes Geständniß, wegen aufrührerischen Reden und bewaffneten Widerstande gegen die kaiserlichen Truppen, in Folge der von Sr. Durchlaucht dem k. k. Herrn Feldmarschall Fürsten zu Windischgrätz unserm 20. und 23. Okt. erlassenen Proklamationen, zum Tode verurtheilt, und das Urtheil am 9. November 1848 Morgens um halb acht Uhr in der Brigittenau mit Pulver und Blei vollzogen worden.

Von andern amtlichen Mittheilungen folgende: Das Ausrufen und der Verkauf von Zeitungsblättern und Flugschriften auf den öffentlichen Straßen und Plätzen wird im Allgemeinen auf das Strengste untersagt.

Dagegen Handelnde werden verhaftet und mit Arrest bestraft werden, der sich in dem Grade verschärfen wird, als sich die Betretenen eine Wiederholung dieses Vergehens zu Schulden kommen lassen sollten.

Wien, am 8. Nov. 1848.

Von dem Vorstande der k. k. Central-Kommission der Stadt-Kommandantur.

Freiherr von Cordon,

k. k. General-Major.

(A. O.-Z.)
Wien, 10. Nov.

Gestern Morgen 6 Uhr hörte Robert Blum im Gefängniß das standrechtliche Urtel, welches den Tod über sein Haupt verhängte, man sagt durch den Strang, und nur die Schwierigkeit der Vollstreckung habe die Umwandlung zum Erschießen veranlaßt. Er erklärte mit heroischer Fassung, die Sentenz käme ihm nicht unerwartet, und bat um die nöthige Zeit, um den Scheidebrief an seine Frau schreiben zu können. „Fasse dich muthig ob meines Schicksals — heißt es darin — und erziehe unsere Kinder, daß sie meinem Namen keine Schande machen. Ich sterbe für die Freiheit.“ Gegen 7 Uhr langte der Leichenzug in der Brigittenau an, Blum aber war in dem von Kürassieren begleiteten Wagen, ohne einen Augenblick Geistesgegenwart und Seelenstärke zu verlieren. Die Brust entblößend, wünschte er mit unverbundenen Augen dem Tode entgegenzuschauen, schlang aber selbst das Tuch um die Augen, als man ihm bedeutete, daß dies in der Sitte sei, und kniete nieder. Drei Schüsse streckten ihn todt nieder, die drei Jäger hatten wohl gezielt. Zwei Kugeln trafen die Brust, die dritte den Kopf. Am Abend lag der Leichnam im Militär-Spitale. Vielleicht findet sich Hr. v. Könneritz, der sächsische Gesandte, bewogen, für den hingerichteten Landsmann und Frankfurter Deputirten wenigstens eine Grabstätte, den Hinterbliebenen und Freunden kenntlich, zu besorgen. Die amtliche Notiz der Wiener Zeitung bezeichnet ihn heut nur als Buchhändler von Leipzig. Meinen Bericht gebe ich nach der Erzählung eines Offiziers, welcher der Exekution beigewohnt haben will. Sie werden keine Betrachtungen erwarten. Mit Tausenden und aber Tausenden erliege ich dem Eindrucke der furchtbaren Katastrophe

Wien, 10. Nov.

Heute erfolgte die Hinrichtung des Nationalgarde-Oberkommandanten Messenhauser.

Wien, 9. Novbr.

Heute Morgen um 8 Uhr wurde in der Brigittenau der Abgeordnete Robert Blum, vom Frankfurter Parlament, erschossen. Das Kriegsgericht hatte ihn schuldig befunden, nicht bloß auf der Aula durch Rede und Rathschlag für den energischen Widerstand gewirkt zu haben, sondern auch an der Spitze der Mobilgarde bis zum letzten Augenblick gekämpft zu haben. Eine Abtheilung Dragoner geleiteten den Wagen, in dem sich Robert Blum mit einigen Offizieren befand, in die Au, wo sofort das Urtheil vollzogen wird. Nach einer Aeußerung des Generals Cordon dürfte schon in den nächsten Tagen das Urtheil über den Zweiten jener aus vier Mitgliedern der Linken des Frankfurter Parlaments bestehenden Deputirten gefällt werden, denn zwei Mitglieder hatten sich nach Olmütz zu den Reichs-Kommissaren begeben, indeß zwei hier verblieben.

* Köln, 14. Nov.

In einer Sitzung des Bürgervereins von heute Abend wurde die Adresse der Volksversammlung des Eiserschen Saales, ohne irgend eine Aenderung, einstimmig angenommen. Diese Adresse an die Nationalversammlung wird von je 3 Mitgliedern des demokratischen, des Arbeiter- und des Bürger-Vereins, sowie von 3 Mitgliedern des Gemeinderaths, morgen Abend nach Berlin gebracht. Durch den Beitritt des Bürgervereins haben sich also sämmtliche politische Gesellschaften der Stadt Köln für den Beschluß der Nationalversammlung erklärt.

Die Volksversammlung des Eiser'schen Saales, die sich, laut unserer gestrigen Mittheilung, in Permanenz erklärte, hat in ihrer heutigen Abendsitzung einen Ausschuß von 25 Mitgliedern erwählt, der damit beauftragt ist, im Sinne des jüngsten Beschlusses der Nationalversammlung, die ferneren nöthigen Schritte zu thun.

* Köln, 13. November.

Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an die deutschen Demokraten:

Bürger!

Die letzte Burg der Freiheit in Deutschland, Berlin, soll gesprengt werden. Wir brauchen Geld, und fordern Euch hiermit auf ohne Verzug eine außerordentliche Steuer Euch aufzuerlegen. Die gesammelten Gelder sendet schnell und direkt unter Adresse: „Abg. D'Ester, Friedrichstraße 64.“ nach Berlin. Wir erwarten, daß die deutschen Demokraten ihre Pflicht thun.

Berlin. 11. November 1848.

D'Ester. Reichenbach. Hexamer.

Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung“ nimmt Geldsendungen für den demokratischen Centralausschuß für Berlin in Empfang, und wird fortlaufende Listen über die eingehenden Summen veröffentlichen.

109 Düsseldorf.

Man hat hier folgenden Aufruf

An die Landgemeinden

erlassen:

Wackere Bürger der Landgemeinden! Der König hat in Berlin die von Euch gewählte National-Versammlung durch die Gewalt der Bajonette aufzulösen gewagt. Dieses unerhörte. schmachvolle Attentat auf unsere Freiheit ist die Folge davon, daß die National-Versammlung hochherzige Beschlüsse gefaßt hat, um Eure und unsere Lage zu bessern. Es ist die Folge davon, daß die National-Versammlung die Jagdberechtigung der Adligen auf dem Grund und Boden des Bauern als einen Raub aufgehoben, daß sie Adel und Titel abgeschafft hat, und eben im Begriff war die drückendsten Abgaben, welche auf Euch lasten unentgeldlich aufzuheben. Die Freiheit des Vaterlandes ist in Gefahr; sie ist verloren, wenn Ihr Euch nicht miterhebt sie zu retten. Wir sollen wieder unter das Joch einer räuberischen Adelsherrschaft gebeugt werden!

Tapferes Landvolk, wache! Du würdest am meisten zu Boden getreten, mit Steuern erdrückt und der sauere Schweiß Deiner Arbeit leichtsinnig vergeudet werden, wenn die Freiheit erläge. Vackeres Landvolk, wache und sei bereit! Sei bereit, wenn der Angriff auf uns erfolgt, wenn es Pflicht ist für die Vertheilung der gesetzlichen Freiheit das Leben einzusetzen, wenn die Sturmglocken ertönen, zu unserem Schutze herbeizueilen.

Die Bürger Düsseldorf's.

Berlin, 12. November.

Der Bürgerwehr-Kommandeur Herr Rimpler hat am Abend die Niederlegung seines Amtes und den Austritt seines Stabes angezeigt. Der Magistrat hat jedoch diese Entlassung im gegenwärtigen Moment nicht annehmen zu können erklärt und zugleich dem Kommando sein Befremden darüber zu erkennen gegeben, daß dasselbe einen solchen Schritt in diesem Augenblick thun wolle.

Die von Seiten des Magistrats an den König abgeordnete Deputation, um gegen die Verlegung der National-Versammlung nach Brandenburg Einspruch zu thun, ist nicht angenommen worden. Seitens der National-Versammlung, wo sie dahin Vorstellung machen sollte, daß die Versammlung die Hände biete, jeden gewaltsamen Konflikt zu vermeiden, wurde von dem Präsidenten erwiedert, daß man jede Annäherung an die Krone als eine Schwäche betrachte, welche unter der Würde der Nation stehe. Ein anderer Abgeordnete fügte hinzu, man werde mit der National-Versammlung stehen und fallen. Gleichzeitig wurde jedoch die Versicherung hinzugefügt, daß ein blutiger Zusammenstoß unter allen Umständen vermieden werden solle und würde. Man werde durch ruhige und friedliche Haltung alles Recht zu wahren wissen.

103 Berlin. 12. November.

Nachmittags 2 Uhr. Das Polizeipräsidium erließ heute Früh eine Bekanntmachung, daß alle Bürgerwehrmänner und Mitglieder der fliegenden Corps, die in ihren Händen befindlichen Waffen bis Nachmittags 5 Uhr an fünf verschiedenen Orten abliefern sollen. Bis diesen Augenblick ist noch kein einziges Gewehr abgeliefert worden. Die Bürgerwehr hat beschlossen die Waffen zu behalten. Diejenigen, welche nicht kämpfen wollen, geben ihre Gewehre an Arbeiter ab. Eine Kompagnie, wo 40 Gewehre von reichen Bourgeois abgelegt waren, stellte solche sogleich zur Verfügung des demokratischen Klubs. Ein Bankier rief in meiner Gegenwart einen Arbeiter herein und übergab ihm sein Gewehr mit aller vorräthigen Munition und einen Thaler dazu. Dumpfe Gährung herrscht in der ganzen Stadt. Alles rüstet sich zum Kampfe. Die Maschinenbauer arbeiten in der Borsigschen, der Egellschen und den andern großen Werkstätten an der Herstellung von Kanonen und anderweitigen Geschützen, so daß bis Abend mehrere Batterien mit Munition vollständig hergestellt sein werden. Diejenigen Arbeiter, welche keine Gewehre erhalten, werden sich vermittelst Pechkränze gegen die Angriffe der rohen Gewalt zur Wehr setzen. So verging der Tag in den mannigfaltigsten Zurüstungen zum Kampfe. An Munition ist kein Mangel. —

In dem Sitzungssaal der Nationalversammlung angekommen, wird mir folgende Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung an die Nationalversammlung in Berlin mitgetheilt:

„In der heutigen Sitzung der Abgeordneten beider Meklenburg ist beschlossen worden: im Namen des Meklenburgischen Volkes, unter Zusicherung jedes möglichen Beistandes, der konstituirenden Nationalversammlung in Berlin zu erklären, daß sie, wie sie gestern, recht gehandelt und Deutschlands Ehre gewahrt habe. Der unterzeichnete Vorstand der Abgeordneten beider Meklenburg ist beauftragt, diesen Beschluß zur Kenntnißnahme der hohen Nationalversammlung zu bringen.

Schwerin den 11. Nov.

Der Gesammtvorstand der Meklenburgischen Abgeordnetenversammlung.

Um 2 2/3 Uhr wird die Nationalversammlung mit Verlesung des Protokolls der gestrigen Nachmittagssitzung eröffnet. Der Präsident verkündigt, daß mehrere Stellvertreter für die nicht anwesenden Abgeordneten eingetroffen seien. Die obenmitgetheilte Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung wird vom Präsident verlesen und mit stürmischen Beifall aufgenommen. Der Abg. Elsner verliest den zweiten Bericht über die in Folge des Staatsstreichs eingegangenen Adressen. Der Rusticalverein in Schlesien (sämmtliche Bauergutsbesitzer) zeigen an, daß sie bis zur Einsetzung einer neuen Regierung keine Steuern mehr zahlen werden.

Da die vierwöchentliche Wahlperiode abgelaufen, schreitet man zur Wahl des Präsidiums.

Man erzählt, daß der König von dem größten Theile seiner Umgebung in Sanssouci verlassen worden ist. Alle mißbilligen mehr oder weniger die bisherigen Schritte. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen sind in vergangener Nacht nach Weimar abgereist. Der General Below soll den König fußfällig um Zurücknahme der erlassenen Maßregeln gebeten haben und da dies der König verweigerte sogleich das Schloß verlassen haben. Den Ex-Ministern Auerswald und Kühlwetter, die mit größter Mühe Audienz erhielten, antworte der König: „ich brauche keine Rathgeber, meine besten Rathgeber sind die Kanonen!“

Das Staatsministerium erläßt folgende Bekanntmachung:

„Obgleich Se. Majestät der König, dem Rechte der Krone gemäß, mittelst Allerhöchster Botschaft vom 8. d. M. die Verlegung der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen Versammlung nach Brandenburg und deren Vertagung bis zum 27. d. M. angeordnet hat, so fährt doch ein Theil der Abgeordneten zu dieser Versammlung noch fort, — statt sich der Anordnung zu fügen und zur festgesetzten Zeit in Brandenburg, fern von dem Einflusse gesetzwidriger Einwirkungen, die dem Volke und der Regierung gestellte Aufgabe in würdiger Weise lösen zu helfen — hier Sitzungen zu halten und Beschlüsse zu fassen, welche die beklagenswerthesten Folgen herbeiführen und den Frieden gewaltsam stören müssen, aus welchem allein nur die allseitige Wohlfahrt hervorgehen kann. Dieses gesetzwidrige Verfahren erscheint um so weniger gerechtfertigt, je maßloser und unbegründeter die Vorwürfe sind, mit welchen die Mitglieder des Staatsministeriums belastet werden. Beseelt von dem reinsten Streben, die, in der heutigen Proklamation Seiner Majestät des Königs wiederholt ausgesprochenen Verheißungen auf das Gewissenhafteste in Erfüllung zu bringen und die Wohlfahrt des Volkes auf dem Grunde einer wahren Freiheit herbeizuführen, muß das Staatsministerium jeden verläumderischen Angriff auf sein Pflichtgefühl entschieden zurückweisen.

Das Staatsministerium sieht sich durch das Verfahren der erwähnten Abgeordneten veranlasst, hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß Verhandlungen und Beschlüsse, welche von Seiten jenes Theils der Versammlung, seit ihrer Vertagung, ausgegangen sind, oder etwa noch ausgehen möchten, aller und jeder Gültigkeit, daher auch von der Regierung Sr. Maj. des Königs in keiner Weise anerkannt werden kann. — Das Publikum wird deshalb in seinem eigenen Interesse wohlmeinend gewarnt, sich durch das ungesetzliche Verfahren der hier noch ver-

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          <p>Gestern Morgen 6 Uhr hörte Robert Blum im Gefängniß das standrechtliche Urtel, welches den Tod über sein Haupt verhängte, man sagt durch den Strang, und nur die Schwierigkeit der Vollstreckung habe die Umwandlung zum Erschießen veranlaßt. Er erklärte mit heroischer Fassung, die Sentenz käme ihm nicht unerwartet, und bat um die nöthige Zeit, um den Scheidebrief an seine Frau schreiben zu können. &#x201E;Fasse dich muthig ob meines Schicksals &#x2014; heißt es darin &#x2014; und erziehe unsere Kinder, daß sie meinem Namen keine Schande machen. Ich sterbe für die Freiheit.&#x201C; Gegen 7 Uhr langte der Leichenzug in der Brigittenau an, Blum aber war in dem von Kürassieren begleiteten Wagen, ohne einen Augenblick Geistesgegenwart und Seelenstärke zu verlieren. Die Brust entblößend, wünschte er mit unverbundenen Augen dem Tode entgegenzuschauen, schlang aber selbst das Tuch um die Augen, als man ihm bedeutete, daß dies in der Sitte sei, und kniete nieder. Drei Schüsse streckten ihn todt nieder, die drei Jäger hatten wohl gezielt. Zwei Kugeln trafen die Brust, die dritte den Kopf. Am Abend lag der Leichnam im Militär-Spitale. Vielleicht findet sich Hr. v. Könneritz, der sächsische Gesandte, bewogen, für den hingerichteten Landsmann und Frankfurter Deputirten wenigstens eine Grabstätte, den Hinterbliebenen und Freunden kenntlich, zu besorgen. Die amtliche Notiz der Wiener Zeitung bezeichnet ihn heut nur als Buchhändler von Leipzig. Meinen Bericht gebe ich nach der Erzählung eines Offiziers, welcher der Exekution beigewohnt haben will. Sie werden keine Betrachtungen erwarten. Mit Tausenden und aber Tausenden erliege ich dem Eindrucke der furchtbaren Katastrophe</p>
        </div>
        <div xml:id="ar142-2_003" type="jArticle">
          <head>Wien, 10. Nov.</head>
          <p>Heute erfolgte die Hinrichtung des Nationalgarde-Oberkommandanten Messenhauser.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar142-2_004" type="jArticle">
          <head>Wien, 9. Novbr.</head>
          <p>Heute Morgen um 8 Uhr wurde in der Brigittenau der Abgeordnete <hi rendition="#g">Robert Blum</hi>, vom Frankfurter Parlament, erschossen. Das Kriegsgericht hatte ihn schuldig befunden, nicht bloß auf der Aula durch Rede und Rathschlag für den energischen Widerstand gewirkt zu haben, sondern auch an der Spitze der Mobilgarde bis zum letzten Augenblick gekämpft zu haben. Eine Abtheilung Dragoner geleiteten den Wagen, in dem sich <hi rendition="#g">Robert Blum</hi> mit einigen Offizieren befand, in die Au, wo sofort das Urtheil vollzogen wird. Nach einer Aeußerung des Generals Cordon dürfte schon in den nächsten Tagen das Urtheil über den Zweiten jener aus vier Mitgliedern der Linken des Frankfurter Parlaments bestehenden Deputirten gefällt werden, denn zwei Mitglieder hatten sich nach Olmütz zu den Reichs-Kommissaren begeben, indeß zwei hier verblieben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar142-2_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Köln, 14. Nov.</head>
          <p>In einer Sitzung des Bürgervereins von heute Abend wurde die Adresse der Volksversammlung des Eiserschen Saales, ohne irgend eine Aenderung, einstimmig angenommen. Diese Adresse an die Nationalversammlung wird von je 3 Mitgliedern des demokratischen, des Arbeiter- und des Bürger-Vereins, sowie von 3 Mitgliedern des Gemeinderaths, morgen Abend nach Berlin gebracht. Durch den Beitritt des Bürgervereins haben sich also sämmtliche politische Gesellschaften der Stadt Köln für den Beschluß der Nationalversammlung erklärt.</p>
          <p>Die Volksversammlung des Eiser'schen Saales, die sich, laut unserer gestrigen Mittheilung, in Permanenz erklärte, hat in ihrer heutigen Abendsitzung einen Ausschuß von 25 Mitgliedern erwählt, der damit beauftragt ist, im Sinne des jüngsten Beschlusses der Nationalversammlung, die ferneren nöthigen Schritte zu thun.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar142-2_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Köln, 13. November.</head>
          <p>Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an die deutschen Demokraten:</p>
          <p>Bürger!</p>
          <p>Die letzte Burg der Freiheit in Deutschland, Berlin, soll gesprengt werden. Wir brauchen Geld, und fordern Euch hiermit auf ohne Verzug eine außerordentliche Steuer Euch aufzuerlegen. Die gesammelten Gelder sendet schnell und direkt unter Adresse: &#x201E;Abg. D'Ester, Friedrichstraße 64.&#x201C; nach Berlin. Wir erwarten, daß die deutschen Demokraten ihre Pflicht thun.</p>
          <p>Berlin. 11. November 1848.</p>
          <p> <hi rendition="#b">D'Ester. Reichenbach. Hexamer.</hi> </p>
          <p>Die Expedition der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; nimmt Geldsendungen für den demokratischen Centralausschuß für Berlin in Empfang, und wird fortlaufende Listen über die eingehenden Summen veröffentlichen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar142-2_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>109</author></bibl>Düsseldorf.</head>
          <p>Man hat hier folgenden Aufruf</p>
          <p> <hi rendition="#b">An die Landgemeinden</hi> </p>
          <p>erlassen:</p>
          <p>Wackere Bürger der Landgemeinden! Der König hat in Berlin die von Euch gewählte National-Versammlung durch die Gewalt der Bajonette aufzulösen gewagt. Dieses unerhörte. schmachvolle Attentat auf unsere Freiheit ist die Folge davon, daß die National-Versammlung hochherzige Beschlüsse gefaßt hat, um Eure und unsere Lage zu bessern. Es ist die Folge davon, daß die National-Versammlung die Jagdberechtigung der Adligen auf dem Grund und Boden des Bauern als einen Raub aufgehoben, daß sie Adel und Titel abgeschafft hat, und eben im Begriff war die drückendsten Abgaben, welche auf Euch lasten unentgeldlich aufzuheben. Die Freiheit des Vaterlandes ist in Gefahr; sie ist verloren, wenn Ihr Euch nicht miterhebt sie zu retten. Wir sollen wieder unter das Joch einer räuberischen Adelsherrschaft gebeugt werden!</p>
          <p>Tapferes Landvolk, wache! Du würdest am meisten zu Boden getreten, mit Steuern erdrückt und der sauere Schweiß Deiner Arbeit leichtsinnig vergeudet werden, wenn die Freiheit erläge. Vackeres Landvolk, wache und sei bereit! Sei bereit, wenn der Angriff auf uns erfolgt, wenn es Pflicht ist für die Vertheilung der gesetzlichen Freiheit das Leben einzusetzen, wenn die Sturmglocken ertönen, zu unserem Schutze herbeizueilen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Die Bürger Düsseldorf's</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar142-2_008" type="jArticle">
          <head>Berlin, 12. November.</head>
          <p>Der Bürgerwehr-Kommandeur Herr Rimpler hat am Abend die Niederlegung seines Amtes und den Austritt seines Stabes angezeigt. Der Magistrat hat jedoch diese Entlassung im gegenwärtigen Moment nicht annehmen zu können erklärt und zugleich dem Kommando sein Befremden darüber zu erkennen gegeben, daß dasselbe einen solchen Schritt in diesem Augenblick thun wolle.</p>
          <p>Die von Seiten des Magistrats an den König abgeordnete Deputation, um gegen die Verlegung der National-Versammlung nach Brandenburg Einspruch zu thun, ist nicht angenommen worden. Seitens der National-Versammlung, wo sie dahin Vorstellung machen sollte, daß die Versammlung die Hände biete, jeden gewaltsamen Konflikt zu vermeiden, wurde von dem Präsidenten erwiedert, daß man jede Annäherung an die Krone als eine Schwäche betrachte, welche unter der Würde der Nation stehe. Ein anderer Abgeordnete fügte hinzu, man werde mit der National-Versammlung stehen und fallen. Gleichzeitig wurde jedoch die Versicherung hinzugefügt, daß ein blutiger Zusammenstoß unter allen Umständen vermieden werden solle und würde. Man werde durch ruhige und friedliche Haltung alles Recht zu wahren wissen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar142-2_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl>Berlin. 12. November.</head>
          <p>Nachmittags 2 Uhr. Das Polizeipräsidium erließ heute Früh eine Bekanntmachung, daß alle Bürgerwehrmänner und Mitglieder der fliegenden Corps, die in ihren Händen befindlichen Waffen bis Nachmittags 5 Uhr an fünf verschiedenen Orten abliefern sollen. <hi rendition="#b">Bis diesen Augenblick ist noch kein einziges Gewehr abgeliefert worden.</hi> Die Bürgerwehr hat beschlossen die Waffen zu behalten. Diejenigen, welche nicht kämpfen wollen, geben ihre Gewehre an Arbeiter ab. Eine Kompagnie, wo 40 Gewehre von reichen Bourgeois abgelegt waren, stellte solche sogleich zur Verfügung des demokratischen Klubs. Ein Bankier rief in meiner Gegenwart einen Arbeiter herein und übergab ihm sein Gewehr mit aller vorräthigen Munition und einen Thaler dazu. Dumpfe Gährung herrscht in der ganzen Stadt. Alles rüstet sich zum Kampfe. Die Maschinenbauer arbeiten in der Borsigschen, der Egellschen und den andern großen Werkstätten an der Herstellung von Kanonen und anderweitigen Geschützen, so daß bis Abend mehrere Batterien mit Munition vollständig hergestellt sein werden. Diejenigen Arbeiter, welche keine Gewehre erhalten, werden sich vermittelst Pechkränze gegen die Angriffe der rohen Gewalt zur Wehr setzen. So verging der Tag in den mannigfaltigsten Zurüstungen zum Kampfe. An Munition ist kein Mangel. &#x2014;</p>
          <p>In dem Sitzungssaal der Nationalversammlung angekommen, wird mir folgende Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung an die Nationalversammlung in Berlin mitgetheilt:</p>
          <p>&#x201E;In der heutigen Sitzung der Abgeordneten beider Meklenburg ist beschlossen worden: im Namen des Meklenburgischen Volkes, unter Zusicherung jedes möglichen Beistandes, der konstituirenden Nationalversammlung in Berlin zu erklären, daß sie, wie sie gestern, recht gehandelt und Deutschlands Ehre gewahrt habe. Der unterzeichnete Vorstand der Abgeordneten beider Meklenburg ist beauftragt, diesen Beschluß zur Kenntnißnahme der hohen Nationalversammlung zu bringen.</p>
          <p>Schwerin den 11. Nov.</p>
          <p>Der Gesammtvorstand der Meklenburgischen Abgeordnetenversammlung.</p>
          <p>Um 2 2/3 Uhr wird die <hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi> mit Verlesung des Protokolls der gestrigen Nachmittagssitzung eröffnet. Der Präsident verkündigt, daß mehrere Stellvertreter für die nicht anwesenden Abgeordneten eingetroffen seien. Die obenmitgetheilte Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung wird vom Präsident verlesen und mit stürmischen Beifall aufgenommen. Der Abg. Elsner verliest den zweiten Bericht über die in Folge des Staatsstreichs eingegangenen Adressen. Der Rusticalverein in Schlesien (sämmtliche Bauergutsbesitzer) zeigen an, daß sie bis zur Einsetzung einer neuen Regierung <hi rendition="#b">keine Steuern mehr zahlen werden.</hi> </p>
          <p>Da die vierwöchentliche Wahlperiode abgelaufen, schreitet man zur Wahl des Präsidiums.</p>
          <p>Man erzählt, daß der König von dem größten Theile seiner Umgebung in Sanssouci verlassen worden ist. Alle mißbilligen mehr oder weniger die bisherigen Schritte. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen sind in vergangener Nacht nach Weimar abgereist. Der General Below soll den König fußfällig um Zurücknahme der erlassenen Maßregeln gebeten haben und da dies der König verweigerte sogleich das Schloß verlassen haben. Den Ex-Ministern Auerswald und Kühlwetter, die mit größter Mühe Audienz erhielten, antworte der König: &#x201E;ich brauche keine Rathgeber, meine besten Rathgeber sind die Kanonen!&#x201C;</p>
          <p>Das Staatsministerium erläßt folgende Bekanntmachung:</p>
          <p>&#x201E;Obgleich Se. Majestät der König, dem Rechte der Krone gemäß, mittelst Allerhöchster Botschaft vom 8. d. M. die Verlegung der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen Versammlung nach Brandenburg und deren Vertagung bis zum 27. d. M. angeordnet hat, so fährt doch ein Theil der Abgeordneten zu dieser Versammlung noch fort, &#x2014; statt sich der Anordnung zu fügen und zur festgesetzten Zeit in Brandenburg, fern von dem Einflusse gesetzwidriger Einwirkungen, die dem Volke und der Regierung gestellte Aufgabe in würdiger Weise lösen zu helfen &#x2014; hier Sitzungen zu halten und Beschlüsse zu fassen, welche die beklagenswerthesten Folgen herbeiführen und den Frieden gewaltsam stören müssen, aus welchem allein nur die allseitige Wohlfahrt hervorgehen kann. Dieses gesetzwidrige Verfahren erscheint um so weniger gerechtfertigt, je maßloser und unbegründeter die Vorwürfe sind, mit welchen die Mitglieder des Staatsministeriums belastet werden. Beseelt von dem reinsten Streben, die, in der heutigen Proklamation Seiner Majestät des Königs wiederholt ausgesprochenen Verheißungen auf das Gewissenhafteste in Erfüllung zu bringen und die Wohlfahrt des Volkes auf dem Grunde einer wahren Freiheit herbeizuführen, muß das Staatsministerium jeden verläumderischen Angriff auf sein Pflichtgefühl entschieden zurückweisen.</p>
          <p>Das Staatsministerium sieht sich durch das Verfahren der erwähnten Abgeordneten veranlasst, hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß Verhandlungen und Beschlüsse, welche von Seiten jenes Theils der Versammlung, seit ihrer Vertagung, ausgegangen sind, oder etwa noch ausgehen möchten, <hi rendition="#g">aller</hi> und <hi rendition="#g">jeder Gültigkeit</hi>, daher auch von der Regierung Sr. Maj. des Königs in keiner Weise anerkannt werden kann. &#x2014; Das Publikum wird deshalb in seinem eigenen Interesse wohlmeinend gewarnt, sich durch das ungesetzliche Verfahren der hier noch ver-
</p>
        </div>
      </div>
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</TEI>
[0737/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No. 142. Köln, Dienstag den 14. November. 1848. Um mehrfach geäußerten Wünschen entgegenzukommen und dem Theile des Publikums, welcher ohne längeres Abonnement den jetzigen wichtigen Zeitereignissen folgen möchte, alle möglichen Erleichterungen zu gewähren, nehmen wir Bestellungen auf die Neue Reinische Zeitung vor Ende des Quartals zu 1 Thlr. bei Vorausbezahlung in hiesiger Stadt und Deutz an; einzelne Nummern sind fortwährend an der Expedition des Blattes — unter Hutmacher Nr. 17 — zu einem (1) Sgr. zu haben. Die einlaufenden Nachrichten sind wir, unterstützt von tüchtigen Corespondenten, im Stande wie seither unsern Lesern auf das Schleunigste zu überliefern. Köln, 13. November 1848. Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung. Zweite Ausgabe. Deutschland. Breslau, 11. Nov. Abends 9 ein halb Uhr. Die rückständige Wiener Post trifft so eben ein; wir theilen die wichtigste Nachricht vornweg mit: Der Mordhund Windischgrätz hat den deutschen Reichstags-Deputirten Robert Blum standrechtlich erschießen lassen Die Wiener Zeitung vom 10. meldet darüber Folgendes: Mittelst standrechtlichen Urtheils vom 8. d. M. ist Robert Blum, Buchhändler aus Leipzig, überwiesen durch sein eigenes Geständniß, wegen aufrührerischen Reden und bewaffneten Widerstande gegen die kaiserlichen Truppen, in Folge der von Sr. Durchlaucht dem k. k. Herrn Feldmarschall Fürsten zu Windischgrätz unserm 20. und 23. Okt. erlassenen Proklamationen, zum Tode verurtheilt, und das Urtheil am 9. November 1848 Morgens um halb acht Uhr in der Brigittenau mit Pulver und Blei vollzogen worden. Von andern amtlichen Mittheilungen folgende: Das Ausrufen und der Verkauf von Zeitungsblättern und Flugschriften auf den öffentlichen Straßen und Plätzen wird im Allgemeinen auf das Strengste untersagt. Dagegen Handelnde werden verhaftet und mit Arrest bestraft werden, der sich in dem Grade verschärfen wird, als sich die Betretenen eine Wiederholung dieses Vergehens zu Schulden kommen lassen sollten. Wien, am 8. Nov. 1848. Von dem Vorstande der k. k. Central-Kommission der Stadt-Kommandantur. Freiherr von Cordon, k. k. General-Major. (A. O.-Z.) Wien, 10. Nov. Gestern Morgen 6 Uhr hörte Robert Blum im Gefängniß das standrechtliche Urtel, welches den Tod über sein Haupt verhängte, man sagt durch den Strang, und nur die Schwierigkeit der Vollstreckung habe die Umwandlung zum Erschießen veranlaßt. Er erklärte mit heroischer Fassung, die Sentenz käme ihm nicht unerwartet, und bat um die nöthige Zeit, um den Scheidebrief an seine Frau schreiben zu können. „Fasse dich muthig ob meines Schicksals — heißt es darin — und erziehe unsere Kinder, daß sie meinem Namen keine Schande machen. Ich sterbe für die Freiheit.“ Gegen 7 Uhr langte der Leichenzug in der Brigittenau an, Blum aber war in dem von Kürassieren begleiteten Wagen, ohne einen Augenblick Geistesgegenwart und Seelenstärke zu verlieren. Die Brust entblößend, wünschte er mit unverbundenen Augen dem Tode entgegenzuschauen, schlang aber selbst das Tuch um die Augen, als man ihm bedeutete, daß dies in der Sitte sei, und kniete nieder. Drei Schüsse streckten ihn todt nieder, die drei Jäger hatten wohl gezielt. Zwei Kugeln trafen die Brust, die dritte den Kopf. Am Abend lag der Leichnam im Militär-Spitale. Vielleicht findet sich Hr. v. Könneritz, der sächsische Gesandte, bewogen, für den hingerichteten Landsmann und Frankfurter Deputirten wenigstens eine Grabstätte, den Hinterbliebenen und Freunden kenntlich, zu besorgen. Die amtliche Notiz der Wiener Zeitung bezeichnet ihn heut nur als Buchhändler von Leipzig. Meinen Bericht gebe ich nach der Erzählung eines Offiziers, welcher der Exekution beigewohnt haben will. Sie werden keine Betrachtungen erwarten. Mit Tausenden und aber Tausenden erliege ich dem Eindrucke der furchtbaren Katastrophe Wien, 10. Nov. Heute erfolgte die Hinrichtung des Nationalgarde-Oberkommandanten Messenhauser. Wien, 9. Novbr. Heute Morgen um 8 Uhr wurde in der Brigittenau der Abgeordnete Robert Blum, vom Frankfurter Parlament, erschossen. Das Kriegsgericht hatte ihn schuldig befunden, nicht bloß auf der Aula durch Rede und Rathschlag für den energischen Widerstand gewirkt zu haben, sondern auch an der Spitze der Mobilgarde bis zum letzten Augenblick gekämpft zu haben. Eine Abtheilung Dragoner geleiteten den Wagen, in dem sich Robert Blum mit einigen Offizieren befand, in die Au, wo sofort das Urtheil vollzogen wird. Nach einer Aeußerung des Generals Cordon dürfte schon in den nächsten Tagen das Urtheil über den Zweiten jener aus vier Mitgliedern der Linken des Frankfurter Parlaments bestehenden Deputirten gefällt werden, denn zwei Mitglieder hatten sich nach Olmütz zu den Reichs-Kommissaren begeben, indeß zwei hier verblieben. * Köln, 14. Nov. In einer Sitzung des Bürgervereins von heute Abend wurde die Adresse der Volksversammlung des Eiserschen Saales, ohne irgend eine Aenderung, einstimmig angenommen. Diese Adresse an die Nationalversammlung wird von je 3 Mitgliedern des demokratischen, des Arbeiter- und des Bürger-Vereins, sowie von 3 Mitgliedern des Gemeinderaths, morgen Abend nach Berlin gebracht. Durch den Beitritt des Bürgervereins haben sich also sämmtliche politische Gesellschaften der Stadt Köln für den Beschluß der Nationalversammlung erklärt. Die Volksversammlung des Eiser'schen Saales, die sich, laut unserer gestrigen Mittheilung, in Permanenz erklärte, hat in ihrer heutigen Abendsitzung einen Ausschuß von 25 Mitgliedern erwählt, der damit beauftragt ist, im Sinne des jüngsten Beschlusses der Nationalversammlung, die ferneren nöthigen Schritte zu thun. * Köln, 13. November. Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an die deutschen Demokraten: Bürger! Die letzte Burg der Freiheit in Deutschland, Berlin, soll gesprengt werden. Wir brauchen Geld, und fordern Euch hiermit auf ohne Verzug eine außerordentliche Steuer Euch aufzuerlegen. Die gesammelten Gelder sendet schnell und direkt unter Adresse: „Abg. D'Ester, Friedrichstraße 64.“ nach Berlin. Wir erwarten, daß die deutschen Demokraten ihre Pflicht thun. Berlin. 11. November 1848. D'Ester. Reichenbach. Hexamer. Die Expedition der „Neuen Rheinischen Zeitung“ nimmt Geldsendungen für den demokratischen Centralausschuß für Berlin in Empfang, und wird fortlaufende Listen über die eingehenden Summen veröffentlichen. 109 Düsseldorf. Man hat hier folgenden Aufruf An die Landgemeinden erlassen: Wackere Bürger der Landgemeinden! Der König hat in Berlin die von Euch gewählte National-Versammlung durch die Gewalt der Bajonette aufzulösen gewagt. Dieses unerhörte. schmachvolle Attentat auf unsere Freiheit ist die Folge davon, daß die National-Versammlung hochherzige Beschlüsse gefaßt hat, um Eure und unsere Lage zu bessern. Es ist die Folge davon, daß die National-Versammlung die Jagdberechtigung der Adligen auf dem Grund und Boden des Bauern als einen Raub aufgehoben, daß sie Adel und Titel abgeschafft hat, und eben im Begriff war die drückendsten Abgaben, welche auf Euch lasten unentgeldlich aufzuheben. Die Freiheit des Vaterlandes ist in Gefahr; sie ist verloren, wenn Ihr Euch nicht miterhebt sie zu retten. Wir sollen wieder unter das Joch einer räuberischen Adelsherrschaft gebeugt werden! Tapferes Landvolk, wache! Du würdest am meisten zu Boden getreten, mit Steuern erdrückt und der sauere Schweiß Deiner Arbeit leichtsinnig vergeudet werden, wenn die Freiheit erläge. Vackeres Landvolk, wache und sei bereit! Sei bereit, wenn der Angriff auf uns erfolgt, wenn es Pflicht ist für die Vertheilung der gesetzlichen Freiheit das Leben einzusetzen, wenn die Sturmglocken ertönen, zu unserem Schutze herbeizueilen. Die Bürger Düsseldorf's. Berlin, 12. November. Der Bürgerwehr-Kommandeur Herr Rimpler hat am Abend die Niederlegung seines Amtes und den Austritt seines Stabes angezeigt. Der Magistrat hat jedoch diese Entlassung im gegenwärtigen Moment nicht annehmen zu können erklärt und zugleich dem Kommando sein Befremden darüber zu erkennen gegeben, daß dasselbe einen solchen Schritt in diesem Augenblick thun wolle. Die von Seiten des Magistrats an den König abgeordnete Deputation, um gegen die Verlegung der National-Versammlung nach Brandenburg Einspruch zu thun, ist nicht angenommen worden. Seitens der National-Versammlung, wo sie dahin Vorstellung machen sollte, daß die Versammlung die Hände biete, jeden gewaltsamen Konflikt zu vermeiden, wurde von dem Präsidenten erwiedert, daß man jede Annäherung an die Krone als eine Schwäche betrachte, welche unter der Würde der Nation stehe. Ein anderer Abgeordnete fügte hinzu, man werde mit der National-Versammlung stehen und fallen. Gleichzeitig wurde jedoch die Versicherung hinzugefügt, daß ein blutiger Zusammenstoß unter allen Umständen vermieden werden solle und würde. Man werde durch ruhige und friedliche Haltung alles Recht zu wahren wissen. 103 Berlin. 12. November. Nachmittags 2 Uhr. Das Polizeipräsidium erließ heute Früh eine Bekanntmachung, daß alle Bürgerwehrmänner und Mitglieder der fliegenden Corps, die in ihren Händen befindlichen Waffen bis Nachmittags 5 Uhr an fünf verschiedenen Orten abliefern sollen. Bis diesen Augenblick ist noch kein einziges Gewehr abgeliefert worden. Die Bürgerwehr hat beschlossen die Waffen zu behalten. Diejenigen, welche nicht kämpfen wollen, geben ihre Gewehre an Arbeiter ab. Eine Kompagnie, wo 40 Gewehre von reichen Bourgeois abgelegt waren, stellte solche sogleich zur Verfügung des demokratischen Klubs. Ein Bankier rief in meiner Gegenwart einen Arbeiter herein und übergab ihm sein Gewehr mit aller vorräthigen Munition und einen Thaler dazu. Dumpfe Gährung herrscht in der ganzen Stadt. Alles rüstet sich zum Kampfe. Die Maschinenbauer arbeiten in der Borsigschen, der Egellschen und den andern großen Werkstätten an der Herstellung von Kanonen und anderweitigen Geschützen, so daß bis Abend mehrere Batterien mit Munition vollständig hergestellt sein werden. Diejenigen Arbeiter, welche keine Gewehre erhalten, werden sich vermittelst Pechkränze gegen die Angriffe der rohen Gewalt zur Wehr setzen. So verging der Tag in den mannigfaltigsten Zurüstungen zum Kampfe. An Munition ist kein Mangel. — In dem Sitzungssaal der Nationalversammlung angekommen, wird mir folgende Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung an die Nationalversammlung in Berlin mitgetheilt: „In der heutigen Sitzung der Abgeordneten beider Meklenburg ist beschlossen worden: im Namen des Meklenburgischen Volkes, unter Zusicherung jedes möglichen Beistandes, der konstituirenden Nationalversammlung in Berlin zu erklären, daß sie, wie sie gestern, recht gehandelt und Deutschlands Ehre gewahrt habe. Der unterzeichnete Vorstand der Abgeordneten beider Meklenburg ist beauftragt, diesen Beschluß zur Kenntnißnahme der hohen Nationalversammlung zu bringen. Schwerin den 11. Nov. Der Gesammtvorstand der Meklenburgischen Abgeordnetenversammlung. Um 2 2/3 Uhr wird die Nationalversammlung mit Verlesung des Protokolls der gestrigen Nachmittagssitzung eröffnet. Der Präsident verkündigt, daß mehrere Stellvertreter für die nicht anwesenden Abgeordneten eingetroffen seien. Die obenmitgetheilte Adresse der Meklenburger Abgeordnetenversammlung wird vom Präsident verlesen und mit stürmischen Beifall aufgenommen. Der Abg. Elsner verliest den zweiten Bericht über die in Folge des Staatsstreichs eingegangenen Adressen. Der Rusticalverein in Schlesien (sämmtliche Bauergutsbesitzer) zeigen an, daß sie bis zur Einsetzung einer neuen Regierung keine Steuern mehr zahlen werden. Da die vierwöchentliche Wahlperiode abgelaufen, schreitet man zur Wahl des Präsidiums. Man erzählt, daß der König von dem größten Theile seiner Umgebung in Sanssouci verlassen worden ist. Alle mißbilligen mehr oder weniger die bisherigen Schritte. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen sind in vergangener Nacht nach Weimar abgereist. Der General Below soll den König fußfällig um Zurücknahme der erlassenen Maßregeln gebeten haben und da dies der König verweigerte sogleich das Schloß verlassen haben. Den Ex-Ministern Auerswald und Kühlwetter, die mit größter Mühe Audienz erhielten, antworte der König: „ich brauche keine Rathgeber, meine besten Rathgeber sind die Kanonen!“ Das Staatsministerium erläßt folgende Bekanntmachung: „Obgleich Se. Majestät der König, dem Rechte der Krone gemäß, mittelst Allerhöchster Botschaft vom 8. d. M. die Verlegung der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen Versammlung nach Brandenburg und deren Vertagung bis zum 27. d. M. angeordnet hat, so fährt doch ein Theil der Abgeordneten zu dieser Versammlung noch fort, — statt sich der Anordnung zu fügen und zur festgesetzten Zeit in Brandenburg, fern von dem Einflusse gesetzwidriger Einwirkungen, die dem Volke und der Regierung gestellte Aufgabe in würdiger Weise lösen zu helfen — hier Sitzungen zu halten und Beschlüsse zu fassen, welche die beklagenswerthesten Folgen herbeiführen und den Frieden gewaltsam stören müssen, aus welchem allein nur die allseitige Wohlfahrt hervorgehen kann. Dieses gesetzwidrige Verfahren erscheint um so weniger gerechtfertigt, je maßloser und unbegründeter die Vorwürfe sind, mit welchen die Mitglieder des Staatsministeriums belastet werden. Beseelt von dem reinsten Streben, die, in der heutigen Proklamation Seiner Majestät des Königs wiederholt ausgesprochenen Verheißungen auf das Gewissenhafteste in Erfüllung zu bringen und die Wohlfahrt des Volkes auf dem Grunde einer wahren Freiheit herbeizuführen, muß das Staatsministerium jeden verläumderischen Angriff auf sein Pflichtgefühl entschieden zurückweisen. Das Staatsministerium sieht sich durch das Verfahren der erwähnten Abgeordneten veranlasst, hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß Verhandlungen und Beschlüsse, welche von Seiten jenes Theils der Versammlung, seit ihrer Vertagung, ausgegangen sind, oder etwa noch ausgehen möchten, aller und jeder Gültigkeit, daher auch von der Regierung Sr. Maj. des Königs in keiner Weise anerkannt werden kann. — Das Publikum wird deshalb in seinem eigenen Interesse wohlmeinend gewarnt, sich durch das ungesetzliche Verfahren der hier noch ver-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 142. Köln, 14. November 1848. Zweite Ausgabe, S. 0737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz142ii_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.