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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 108. Köln, 21. September 1848.

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die Aula wolle den Reichstag sprengen, das Ministerium stürzen; die Nationalgarde wolle nicht ausrücken. - Eine Erklärung eines Gardeu der Legion (siehe unsre gestr. Nr.) gibt klare Auskunft, daß der Oberkommandant Streffleur (in welchem Auftrag?) die Legion wollte ermorden lassen.

Die akademische Legion, dieses einzige wahrhafte Ehrenmilitär Deutschlands, hat eine Eingabe dem Reichstag überreicht, worin verlangt wird, daß die Minister, der Oberkommandant, einige Bezirkschefs, welche Militär requirirten, in Anklagestand versetzt werden.

Viele Nationalgarden der Vorstädte bemühen sich, in Erfahrung zu bringen, ob ihre Bezirkschefs auch zu denjenigen gehören, die Militär requirirten.

Auf den Kirchthürmen der Stadt befanden sich am Abend des 13ten schwarzgelbe Nationalgarden, die die Glockenschlägel mit Werg umhüllten.

Nachdem auch in der Vorstadt Mariahilf am Morgen des 13. fortwährend Generalmarsch geschlagen worden war, wurden die Garden nach Schönbrunn geführt, wo sie zwei Stunden blieben und dann, wie in einer Hetze, in die 1 1/2 Stunde entlegene innere Stadt zurückmarschiren mußten, ohne daß sie erfuhren, was geschehen war.

Seit acht Tagen wurden überhaupt in Schönbrunn bedeutende Militärmassen verborgen gehalten; auch reitet auffallenderweise die Nationalgarde-Kavallerie auf der Mariahilfer-Straße nach Schönbrunn ungewöhnlich oft hin und zurück. - Offenbar hat die Kamarilla die Kommandanten der Nationalgarde in ihr Netz zu ziehen gewußt.

Ich habe Sie bereits auf ein für Steiermark geworbenes Schützenbataillon aufmerksam gemacht. Ich kenne die Wichtigkeit all des geheimen Wirkens, dem die Kamarilla sich hier ununterbrochen hingibt. In Steiermark, vor den Thoren Wiens, wird unter dem Namen Bataillon, eine Armee geworben. Rückt Jellachich siegreich vor, so wird diese Armee, die jetzt Niemand sieht, an die Niemand denkt, auf einmal zum Schrecken der Wiener da stehen, mit Jellachich in Verbindung treten und sich so ergänzen. Hören Sie, was ein Unbefangener aus St. Gotthard, im Eisenburger Komitate, ganz nahe an der ungarischen Gränze, schreibt: "Eine förmliche Auswanderung junger militärpflichtiger Burschen ist eingetreten, die, wie sie sagen, nach Steiermark gehen, um dort zu dreschen. Ueber 600 sind aus der nächsten Umgebung auf diese Art über die Gränze, um dort ein sicheres Asyl der Rekrutirung zu sichern. Und woher erhalten sie Passirscheine? Ein übel renomirter Heu- und Stroh-Exkommissar, Namens Haßlinger, erfrecht sich, ihnen Pässe zu ertheilen, wofür pr. Stück 30 Kr. C. M. zu entrichten sind."

Noch mehr. Jellachich hat den ihm dienenden Kamarillakreaturen das Versprechen gemacht, daß für den Fall des Siegs die Güter der Geistlichkeit Ungarns (sie ist katholisch, Jellachich griechisch) auf mehre Jahre unter seine Controlle (!) und Verwaltung (!) gestellt werden sollen. Sie sehen, in Oestreich sind alle Minen am Arbeiten.

Schließlich muß ich noch folgendes Umstandes Erwähnung thun. Als in der gestrigen Sitzung die Interpellationen beginnen sollten, wollte der Präsident Strobach (Czeche) auffallenderweise zur Tagesordnung übergegangen wissen, indem er sagte: der Reichstag ist eine konstituirende Versammlung, aber keine Administrativbehörde. Dadurch enstand ein Sturm, unter welchem Löhner indessen sein Interpellationsrecht wahrte. Endlich wird Abstimmung zur Tagesordnung mit Namensaufruf beschlossen, nachdem Goldmark und Andere den Präsidenten zur Ordnung gerufen und ihm Vorwürfe gemacht hatten. Erst nach einer Vertagung von 10 Minuten konnten die Interpellationen vorgebracht werden, aus denen das Ministerium einstweilen noch siegreich hervorging. Die Frage ist, welche Gründe den Präsidenten haben bewegen können, die Interpellationen, die gestern dringlicher als jemals waren, abschneiden zu wollen? Hatten die Minister oder wer sonst ihn bestochen?

* Samter, 14. Sept.

Der Samter und Buker Kreis hat der edlen Frankfurter Nationalversammlung einen Beweis gegeben, ob die Bevölkerung hier vorwiegend deutsch-jüdisch ist. Die Stelle eines Deputirten dieses Kreises ist bei der am 11. stattgehabten Neuwahl mit Dr. Liebelt besetzt worden.

* Dresden, 16. Sept.

Man sagt, daß Oberländer aus dem Ministerium ausscheiden werde, weil er mit dem Kriegsminister, ehemaligem Schützenoberst Buttlar, der im August 1845 auf das Leipziger Volk schießen ließ, nicht zusammen Minister bleiben wolle. Geheimrath Tod soll mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt werden, für welches u. A. Eisenstuck als Finanzminister bezeichnet wird.

Naumburg, 15. Sept.

Gestern Abend ist es hier zu schlimmen Auftritten gekommen. Es waren von der revolutionären Partei die Bauern der Umgegend förmlich aufgeboten. Doch ist deren Zuzug durch das energische Auftreten unseres Landraths gehindert. Von den auf das Land geschickten Boten ist einer aufgefangen worden, und man wird sonach den Leitern auf die Spur kommen. In der Stadt, wo große Bewegung herrschte, wurde nach dreimaligem Trommelschlag und nach Verlesung des Aufruhrgesetzes der Markt zuerst durch Kolbenstöße und dann durch einen Bajonetangriff gesäubert. Ein Soldat ist durch einen Dolchstich in den Arm verwundet; mehre Personen haben Bajonetstiche erhalten. Während des Tumults wurde eine Scheune innerhalb der Stadt in Brand gesteckt, das Feuer aber binnen kurzem gelöscht. Man erwartet Militärverstärkung aus Halle.

Schon am 11. und 12. Sept., wo in Naumburg das jährliche Mannschießen der Bürgerschützen mit einem solennen Auszuge begonnen hat, an welchem viele Mitglieder auswärtiger Schützengilden Theil nahmen, kam es auf der Vogelwiese zu tumultuarischen Auftritten. Ein Theil der versammelten Menge verlangte nämlich die Beseitigung etlicher schwarz-weißer Fahnen und daß nur dreifarbige deutsche wehen sollten. Das Schützenkorps wurde Abends, mit Seitengewehren bewaffnet, zum Fahnenschutz in geschlossenen Reihen aufgestellt und behauptete sich gegen die mehrmals vordrängende Menge bis gegen 11 Uhr. Da jedoch das Volk eine immer drohendere Stellung einnahm, sahen sich die Schützen genöthigt, die preußischen Fahnen unter Pfeifen und Schreien der Menge abzunehmen. Ein großer Theil der einmal aufgeregten Volksmenge zog dann vor die Wohnungen misliebiger Personen, um Katzenmusiken zu bringen und hier und da, namentlich bei dem Bürgermeister und andern ältern Rathsgliedern, sowie ganz besonders bei dem Schützenmajor Justitiar Richter Fenster einzuwerfen.

(D. A. Z.)
Hildburghausen.

In der Nacht des 8. Sept. wurde dem im Gasthofe "Zum Sächsischen Hofe" hier abgestiegenen Minister Brandis ein Pereat gebracht; in's Haus drang die Menge, um den von der Volksmeinung Verurtheilten zu suchen. Lange dauerte es, ehe ihn der Wirth der tobenden Menge auf das Versprechen der Führer hin: "dem als Minister verhaßten, im Privatleben aber achtbaren Manne soll kein körperliches Leid geschehen," aus dem Verstecke überlieferte. Nun nahm das Volk den Minister in seine Mitte, geleitete ihn unter Hurrahrufen hinaus bis an die Gränze des Stadtweichbildes, wo eine Chaise bereit gehalten worden war, und wünschte ihm unter der Verwarnung, nie wieder zu kommen, eine glückliche Reise. Die Bürgergarde war zwar theilweise aktiv - aber nicht in der Absicht, des Ministers Aufenthalt zu verlängern.

(W.-Z.)
Wiesbaden, 17. Sept.

Gestern Abend gegen 11 Uhr wurde die Gallerie an dem Spieltische in dem Kursaale auf eine allarmirende Weise gestört. - Es fiel vor dem Saale ein Schuß, und die Kugel drang durch den Laden und die Fenster in die Wand des Saales. - Die angestellte Untersuchung hat sogleich wesentliche Verdachtsgründe gegen einen Kurgast ergeben, der, als geisteszerrüttet bekannt, kurz vorher den Saal unter Drohungen verlassen hatte. Schon seit Monaten treibt derselbe sich dahier herum und steht im Kampfe mit den Bankhaltern, denen er schon Drohbriefe jeder Art geschrieben und ohnlängst brieflich eine Summe von 6000 Fk. verlangt hat, wenn er nicht die Bank sprengen solle! - Vor einer Stunde ist dieser Unglückliche von der Polizei eingezogen worden. Er soll von Hahnheim unsern Mainz und ein Familienvater sein.

* Dessau, 18. Sept.

Gestern theilte der Minister Habicht in der Kammer mit, daß der Herzog das Gesetz sanktionirt habe, welchem zufolge die Soldaten künftig das Recht haben, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln, zu berathen, zu petitioniren u. s. w. Die Befehlshaber werden zugleich beauftragt, dies den Soldaten unverzüglich bekannt zu machen.

* München, 13. Sept.

Endlich haben auch hier die Soldaten das ihnen bisher versagte Associationsrecht ausgeübt. Fast sämmtliche Unteroffiziere versammelten sich vorgestern im Prater, um über ihre gemeinsamen Interessen zu berathen. Anlaß gab ihnen dazu der letzte Armeebefehl, durch den eine Menge Leute zu Junkern und Offizieren befördert wurden, die vom Dienst wenig oder gar nichts verstehen, dafür aber durch vornehme Geburt und Connexionen aller Art poussirt werden. Die Versammlung wählte einen Vorstand und wird von jetzt an regelmäßige Sitzungen halten und von dem Petitionsrecht gleich allen übrigen Bürgern Gebrauch machen.

15 Düsseldorf.

Unterm 6. d. M. hat der Anklagesenat in Köln, zusammengesetzt aus den Herrn Appellationsgerichtsräthen Gellert (Präsident), Krey, Frhrn. v. Fürth, v. Gerolt und Landgerichtsrath Meyer den Bürger Julius Wulff zu Düsseldorf an den Assisenhof daselbst verwiesen (Grund: Vorlesung und Verbreitung des republikanischen Katechismus), trotzdem daß das öffentliche Ministerium in der Person des Hrn. Prokurators Eversmann darauf angetragen, den Beschuldigten außer Verfolgung zu setzen und seine Freilassung zu verordnen. Der kürzlich zum Geheimen Ober-Revisionsrathe ernannte Hr. Oberprokurator Schnaase hatte wider Wulff eine zweite Anklage ob Beleidigung des Ministeriums Camphausen geschmiedet und gegen den Rathskammerbeschluß des Landgerichts zu Düsseldorf, wonach diese Anklage für unbegründet erkannt worden war, Opposition eingelegt. Aber sogar der Anklagesenat zu Köln hat die Opposition des Kultusministers in spe verworfen.

Sicherer Nachricht zufolge soll der Apellationsgerichtshof auch bereits wider Freiligrath die Anklage erkannt und denselben vor den Assisenhof zu Düsseldorf verwiesen haben.

104 Bonn, 20. Sept.

Der Prof. Bauerband, Abgeordneter zur Nationalversammlung, zur Zeit aber in Bonn, erhielt gestern Abend von seinen Mitbürgern eine Katzenmusik, die an Großartigkeit Alles übertrifft, was bis jetzt in dieser Beziehung in unserer guten Musenstadt geleistet worden. Der Ruf: "Verräther Bauerband!" soll den wackern Mann unangenehm berührt haben.

Breslau, 16. Sept.

Heute fand eine Versammlung der Wahlmänner des Breslauer Landkreises für Frankfurt und Berlin Statt. Es wurde die Wirksamkeit des Abgeordneten Fuchs in Frankfurt besprochen, gezeigt, wie er fast in allen Fragen mit der Rechten, d. h. mit der Seite gestimmt hatte, auf der die Freunde des Volkes nicht sitzen, namentlich aber wurde es geltend gemacht, wie er im geraden Gegensatze zu seinem Versprechen in einer Vorversammlung bei der Abstimmung über Vermehrung der stehenden Heere und bei der über das Gehalt des Präsidenten der Reichsversammlung gestimmt habe. Er hatte versprochen, mit aller Kraft für Verminderung der Steuern, die das Volk und namentlich auch die Landbewohner so sehr drücken, zu wirken, und für die Abschaffung der hohen Gehalte und Pensionen der höheren Beamten zu sprechen. Nun liegt es auf der Hand, daß die Steuern, wenn die stehenden Heere so vermehrt werden sollen, daß immer auf 15 Bezahlende wieder ein Soldat mehr kommt, wahrhaftig nicht vermindert werden. Herr Fuchs hat aber für Vermehrung der Soldaten gestimmt. Er hat also sein Versprechen nicht gehalten. Und wenn der Präsident der Reichsversammlung jährlich 15,000 Thlr. erhalten soll, so ist das ein ganz hübscher Bissen - und die hohen Gehalte werden dadurch vermehrt und nicht vermindert. Hr. Fuchs hat aber für das hohe Gehalt gestimmt und hat sein Versprechen also nicht erfüllt. Da er nun auch überhaupt weder im Sinne der Urwähler noch der Wahlmänner handelt, wie dies zwei Volksversammlungen in Klettendorf und Domslau ausgesprochen haben, so ist ihm von sämmtlichen Wahlmännern für Frankfurt das volle und ungetheilte Mißtrauen durch ein Schreiben zu erkennen gegeben und er aufgefordert worden, sein Mandat in die Hände der Wähler zurückzugeben.

(A. Od.-Z.)
Leobschütz, 13. Sept.

Durch genaue Nachrichten sind wir in Stand gesetzt, über den in Beneschau jüngsthin ausgebrochenen Aufstand einiges Ausführlichere mittheilen zu können. Die Veranlassung hierzu soll das Verfahren des dasigen Wirthschaftsinspektors gewesen sein. Um die Ernte schneller beendigen zu können, soll er einen täglichen Lohn von 6 Sgr. versprochen, dadurch auch in der That eine Menge Arbeiter herbeigezogen, nach Erreichung seines Zweckes aber denselben ihren Lohn nicht vollständig baar ausgezahlt, sondern ihnen die ins Verdienen gebrachten Summen größtentheils auf ihre frühern Robotreste in Abrechnung gebracht haben. Ueber dies Verfahren empört, ließen jene Leute ihm am 7. d. M. des Abends durch ihre Kinder eine Art Katzenmusik bringen. Eines der letzteren wurde nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, die jugendlichen Ruhestörer aus dem Hofe herauszutreiben, von den Knechten ergriffen und gezüchtigt. Die übrigen entflohen und verbreiteten die Nachricht, daß ein Kind von den Hofeleuten erschlagen worden sei. In Folge dessen wurde sofort die Sturmglocke geläutet. Eine Menge Einwohner mit Sensen, Heugabeln, Piken etc. bewaffnet, stürzten nach dem Schlosse hin und demolirten dasselbe, da sie den Gegenstand ihrer Verfolgung den Wirthschafts-Inspektor, nicht mehr antrafen, dieser sich vielmehr mit Lebensgefahr durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stockes gerettet hatte, auf das Vollständigste. Alle Meubles wurden zerschlagen, die Betten zerschnitten, die Federn in alle Lüfte zerstreut, alle Kassen und sonstige Geldbehälter erbrochen und geleert und sämmtliche Akten aus der gerichtsamtlichen Kanzlei aufs Feld getragen und dort verbrannt. Am folgenden Tage traf in Beneschau zur Verhütung des weitern Umsichgreifens der Empörung ein Kommando Ulanen aus Ratibor ein, konnte aber gegen die Unruhestifter, denen sich inzwischen viele Einwohner der nahe gelegenen Ortschaften angeschlossen hatten, nichts ausrichten. Viele Soldaten wurden verwundet, zwei sind in Folge dessen bereits gestorben. Ein Soldat kam durch einen Steinwurf um seine Nase. Ein Anderer war eben vom Pferde gerissen und auch bereits verwundet worden, und ein Empörer schickte sich nun an, ihn in aller Ruhe vollends zu tödten, als ihm von dem heransprengenden Lieutenant v. Paczinsky der Kopf zerspalten wurde. Einem Häusler, der einige der Unruhestifter an das Militär verrathen hatte, wurde von den Ersteren das Haus über dem Kopfe angezündet.

Zum Succurs der Ulanen sind von Cosel eine Kompagnie und von Neisse zwei deßgleichen Infanterie nach Beneschau und in die Umgegend consignirt worden. Diesen ist es auch gelungen die Ruhe wieder herzustellen.

(A. O. Z.)
Ungarn.
15 Pesth, 13. Sept.

Die Ereignisse wechseln rasch. Der gestrige Tag hat die wenige Stunden zuvor gefaßten Beschlüsse annullirt. Auf den kurzen Sieg Kossuths, der die energische Kriegspartei repräsentirt, folgt Batthyany wieder mit dem bis jetzt eingeschlagenen, verderblichen Zaudersystem, mit der Friedenspolitik um jeden Preis und sei sie auch mit der Ehre des Landes bezahlt. Der Reichstag selbst hat den Tags zuvor im Gefühl seiner Souverainetät zum Ministerpräsidenten ernannten Kossuth in schimpflicher Feigheit verlassen und sich slavisch gebeugt unter der Wucht eines Palatinal-Handbillets. Alles fühlt mehr oder weniger tief, daß Ungarns Selbstständigkeit verloren ist; verloren weniger durch die Ränke der Reaktion, als durch die feige Schwäche des Reichstags, durch die lähmenden Spaltungen im Schooße seiner eigenen Regierung. Während man sich hier dumpfer Verzweiflung ergibt und mit übermäßiger Anstrengung ohne Siegeshoffnung rüstet, rückt Jellachich, der durch königlichen Wortbruch wieder in seine Würden eingesetzte Ban von Kroatien, auf ungarischem Boden vor und wird im Herzen des Landes, in der alten Buda, die letzte Hand an das Werk der Bedrückung legen und mit 30,000 Bajonetten den unerhörten Verrath an einer nur zu treuen Nation besiegeln.

15 Pesth, 14. Sept.

Es stellt sich jeden Tag klarer heraus, daß der kroatisch-serbische Krieg gegen Ungarn ein Instrument in den Händen des Hofes geworden. Die Geld- und Waffensendungen von östreichischer Seite an den Ban Jellachich, sowie die scheinbar indifferente Haltung, das gleichgültige Zusehen unserer Regierung, das Zögern und Ansichhalten in jeder Frage von Bedeutung, die Begünstigung des Bans und dessen absolutistisches Treiben, die unerhört schnöde Aufnahme der ungarischen Deputation in Schönbrunn, die Verzögerung oder Verweigerung einer Audienz, die Erklärung Latours, daß man für Ungarn keine Truppen, gegen Ungarn aber Soldaten genug haben werde, endlich die alte Gewohnheit, das historische Prinzip unserer Diplomatie liefern den Beweis, daß Oestreich die Südslaven in dem Kampfe gegen die Magyaren unterstützt und somit die deutsche Demokratie der südslavischen Aristokratie opfert! Ungarns Verträge mit den Habsburgern sprechen es oft genug deutlich aus, daß seine legislative und administrative Thätigkeit nie von Oestreich abhängen darf. Im März hat der Kaiser die ungarischen Verträge endlich in Erfüllung gebracht. Metternich wußte Ungarns Unabhängigkeit in eine ungarische Staatskanzlei zu verwandeln. England behandelte Irland nie wie Metternich Ungarn behandelte. Die Wiener Revolution hat den Ungarn ihr altes Recht zurückgegeben. Das Wiener Ministerium denkt aber nicht so und hat dem ungarischen Ministerium eine Denkschrift zugeschickt, in welcher es das in den Märztagen von den Ungarn zurückgewonnene alte Recht für eine Konzession des Kaisers erklärt, die er nie machen darf. Alle Gesetze, die seit der Unabhängigkeit Ungarns vom ungarischen Reichstag erlassen worden, sind daher null und nichtig. Dies ungefähr ist die Beschönigung der östreichischen Unterstützung des kroatisch-magyarischen Bürgerkriegs. Die Rüstungen gehen mittlerweile fort so gut es sich thun läßt, die rothe Fahne soll an allen Punkten des Reichs ausgesteckt, das blutige Schwert durch die Gauen des Landes getragen und der allgemeine Landsturm organisirt werden. Pesth selbst gleicht einem großen Heerlager. Die Linientruppen gehen zu den freiwilligen Schaaren über. Eine Thatsache, die das absolutistische Gelüste in Wien ein wenig kühlen dürfte.

Pesth, 12. Sept.

Folgende Verordnung verbreitet so eben einen panischen Schrecken unter der hiesigen Bevölkerung:

"Es ist mir zur Kenntniß gebracht worden, daß einige Aufwiegler sich bestreben, die Ofen-Pesther Einwohnerschaft von der Annahme der ungarischen Zweigulden-Banknoten abzuschrecken.

Der Werth der, in Folge eines Regierungsbeschlusses emittirten ungarischen Banknoten gründet sich auf das deponirte, unter Verwahrung der Regierung und der Bank befindliche Silber, und auf den gewährleistenden Credit der Nation; die Banknoten werden an allen öffentlichen und Privatkassen angenommen, und können bei der ungarischen Commerzialbank wann immer gegen Silber ausgewechselt werden.

Die Aufwiegelung ist daher bloß auf die Stockung des Geldverkehrs, des Erwerbes, und vorzüglich des öffentlichen Credits, in Verbindung aber mit mehreren Wagnissen auf eine Störung der exemplarischen öffentlichen Ordnung in Ofen-Pesth abgesehen.

Demzufolge gebe ich den Bewohnern von Ofen-Pesth den Beschluß zu wissen, daß diejenigen, welche gegen die Annahme der erwähnten Banknoten aufwiegeln, als die gefährlichsten Feinde des öffentlichen Credits und der öffentlichen Ordnung, vor das Standrecht gestellt und nach den Statuten desselben bestraft werden.

Jeder Bürger ist zugleich Beschützer dieses Vaterlandes; indem er diesem dient, sichert er zugleich sich selbst. Darum ist Jedermann verpflichtet, die Schuldigen der Obrigkeit anzuzeigen und die Anwendung der vollen Strenge des Gesetzes zu fordern.

Ofen-Pesth, 10. Sept. 1848.

Der Minister des Innern Bartholomäus Szemere."

Von der Drave, 10. Sept.

Es ist geschehen! der Krieg ist da! Heute wurde bei allen Truppen die Kriegserklärung publizirt. Der Angriff wird heute Nacht oder morgen Früh geschehen. Aus Gratz langten über 1000 Fuhrwesenspferde sammt Bedienungsmannschaft, dann 13 Wagen mit Munition an, und es werden die bereits im Marsche befindlichen Batterien noch erwartet. Die Ungarn haben 50 (?!) Mann zur Deckung der Dravebrücke bei Warasdin entsendet.

- Seit der erfolgten Abreise unseres Banus sind die Bauern in Ribnik und erst vorgestern in der Gegend von Stubica, den Gehorsam und die zu leistenden Abgaben verweigernd, drohend aufgetreten.

(Agramer Z.)
Von der Drau, 12. Sept.

Während der linke Flügel des Banus, 22-25,000 Mann stark, von Warasdin aus über die Drau gegangen ist, zieht sich das Centrum seiner Armee zwischen Kreuz und Bellovar zusammen.

- Generalmajor Burits hat mit 3 Kompagnien Piret, 3 Kompagnien Wimpfen Infanterie, einer Abtheilung Boyerburg Dragoner und einer Batterie die steiermärkische Grenze besetzt, während er die auf doppeltem Stand befindliche Reservekompagnie des 9. Jägerbataillons vorläufig als Reserve in ihrer Garnison Pettau zurückließ. Das Hauptquartier des Generals ist Friedau.

Aus dem Crassoer Comitate im Banat, 6. Sept.

Die walachische Bevölkerung, welche die Mehrzahl in unserem Comitate und einen großen Theil derjenigen des Temeser Comitates bildet, zwar der griechischen Kirche angehört, aber in allen ihren kirchlichen Beziehungen stets von ihren illyrischen Glaubensgenossen unterdrückt ward, hat sich nunmehr entschlossen, in dem Kampfe der Slaven gegen die Deutschen im Banate nicht länger mehr gleichgültig und unthätig zu bleiben. Sie wird sich demnach in Masse erheben und bei 40,000 Mann stark mit allen Schrecknissen des Krieges und der Zerstörung in die Militärgränze des illyrisch-banater Regiments eindringen. Wie folgewichtig dieser Entschluß der walachischen Nation auf die Lage der Dinge im Banate und auf den daselbst geführten Raubmordskampf werden muß, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.

die Aula wolle den Reichstag sprengen, das Ministerium stürzen; die Nationalgarde wolle nicht ausrücken. ‒ Eine Erklärung eines Gardeu der Legion (siehe unsre gestr. Nr.) gibt klare Auskunft, daß der Oberkommandant Streffleur (in welchem Auftrag?) die Legion wollte ermorden lassen.

Die akademische Legion, dieses einzige wahrhafte Ehrenmilitär Deutschlands, hat eine Eingabe dem Reichstag überreicht, worin verlangt wird, daß die Minister, der Oberkommandant, einige Bezirkschefs, welche Militär requirirten, in Anklagestand versetzt werden.

Viele Nationalgarden der Vorstädte bemühen sich, in Erfahrung zu bringen, ob ihre Bezirkschefs auch zu denjenigen gehören, die Militär requirirten.

Auf den Kirchthürmen der Stadt befanden sich am Abend des 13ten schwarzgelbe Nationalgarden, die die Glockenschlägel mit Werg umhüllten.

Nachdem auch in der Vorstadt Mariahilf am Morgen des 13. fortwährend Generalmarsch geschlagen worden war, wurden die Garden nach Schönbrunn geführt, wo sie zwei Stunden blieben und dann, wie in einer Hetze, in die 1 1/2 Stunde entlegene innere Stadt zurückmarschiren mußten, ohne daß sie erfuhren, was geschehen war.

Seit acht Tagen wurden überhaupt in Schönbrunn bedeutende Militärmassen verborgen gehalten; auch reitet auffallenderweise die Nationalgarde-Kavallerie auf der Mariahilfer-Straße nach Schönbrunn ungewöhnlich oft hin und zurück. ‒ Offenbar hat die Kamarilla die Kommandanten der Nationalgarde in ihr Netz zu ziehen gewußt.

Ich habe Sie bereits auf ein für Steiermark geworbenes Schützenbataillon aufmerksam gemacht. Ich kenne die Wichtigkeit all des geheimen Wirkens, dem die Kamarilla sich hier ununterbrochen hingibt. In Steiermark, vor den Thoren Wiens, wird unter dem Namen Bataillon, eine Armee geworben. Rückt Jellachich siegreich vor, so wird diese Armee, die jetzt Niemand sieht, an die Niemand denkt, auf einmal zum Schrecken der Wiener da stehen, mit Jellachich in Verbindung treten und sich so ergänzen. Hören Sie, was ein Unbefangener aus St. Gotthard, im Eisenburger Komitate, ganz nahe an der ungarischen Gränze, schreibt: „Eine förmliche Auswanderung junger militärpflichtiger Burschen ist eingetreten, die, wie sie sagen, nach Steiermark gehen, um dort zu dreschen. Ueber 600 sind aus der nächsten Umgebung auf diese Art über die Gränze, um dort ein sicheres Asyl der Rekrutirung zu sichern. Und woher erhalten sie Passirscheine? Ein übel renomirter Heu- und Stroh-Exkommissar, Namens Haßlinger, erfrecht sich, ihnen Pässe zu ertheilen, wofür pr. Stück 30 Kr. C. M. zu entrichten sind.“

Noch mehr. Jellachich hat den ihm dienenden Kamarillakreaturen das Versprechen gemacht, daß für den Fall des Siegs die Güter der Geistlichkeit Ungarns (sie ist katholisch, Jellachich griechisch) auf mehre Jahre unter seine Controlle (!) und Verwaltung (!) gestellt werden sollen. Sie sehen, in Oestreich sind alle Minen am Arbeiten.

Schließlich muß ich noch folgendes Umstandes Erwähnung thun. Als in der gestrigen Sitzung die Interpellationen beginnen sollten, wollte der Präsident Strobach (Czeche) auffallenderweise zur Tagesordnung übergegangen wissen, indem er sagte: der Reichstag ist eine konstituirende Versammlung, aber keine Administrativbehörde. Dadurch enstand ein Sturm, unter welchem Löhner indessen sein Interpellationsrecht wahrte. Endlich wird Abstimmung zur Tagesordnung mit Namensaufruf beschlossen, nachdem Goldmark und Andere den Präsidenten zur Ordnung gerufen und ihm Vorwürfe gemacht hatten. Erst nach einer Vertagung von 10 Minuten konnten die Interpellationen vorgebracht werden, aus denen das Ministerium einstweilen noch siegreich hervorging. Die Frage ist, welche Gründe den Präsidenten haben bewegen können, die Interpellationen, die gestern dringlicher als jemals waren, abschneiden zu wollen? Hatten die Minister oder wer sonst ihn bestochen?

* Samter, 14. Sept.

Der Samter und Buker Kreis hat der edlen Frankfurter Nationalversammlung einen Beweis gegeben, ob die Bevölkerung hier vorwiegend deutsch-jüdisch ist. Die Stelle eines Deputirten dieses Kreises ist bei der am 11. stattgehabten Neuwahl mit Dr. Liebelt besetzt worden.

* Dresden, 16. Sept.

Man sagt, daß Oberländer aus dem Ministerium ausscheiden werde, weil er mit dem Kriegsminister, ehemaligem Schützenoberst Buttlar, der im August 1845 auf das Leipziger Volk schießen ließ, nicht zusammen Minister bleiben wolle. Geheimrath Tod soll mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt werden, für welches u. A. Eisenstuck als Finanzminister bezeichnet wird.

Naumburg, 15. Sept.

Gestern Abend ist es hier zu schlimmen Auftritten gekommen. Es waren von der revolutionären Partei die Bauern der Umgegend förmlich aufgeboten. Doch ist deren Zuzug durch das energische Auftreten unseres Landraths gehindert. Von den auf das Land geschickten Boten ist einer aufgefangen worden, und man wird sonach den Leitern auf die Spur kommen. In der Stadt, wo große Bewegung herrschte, wurde nach dreimaligem Trommelschlag und nach Verlesung des Aufruhrgesetzes der Markt zuerst durch Kolbenstöße und dann durch einen Bajonetangriff gesäubert. Ein Soldat ist durch einen Dolchstich in den Arm verwundet; mehre Personen haben Bajonetstiche erhalten. Während des Tumults wurde eine Scheune innerhalb der Stadt in Brand gesteckt, das Feuer aber binnen kurzem gelöscht. Man erwartet Militärverstärkung aus Halle.

Schon am 11. und 12. Sept., wo in Naumburg das jährliche Mannschießen der Bürgerschützen mit einem solennen Auszuge begonnen hat, an welchem viele Mitglieder auswärtiger Schützengilden Theil nahmen, kam es auf der Vogelwiese zu tumultuarischen Auftritten. Ein Theil der versammelten Menge verlangte nämlich die Beseitigung etlicher schwarz-weißer Fahnen und daß nur dreifarbige deutsche wehen sollten. Das Schützenkorps wurde Abends, mit Seitengewehren bewaffnet, zum Fahnenschutz in geschlossenen Reihen aufgestellt und behauptete sich gegen die mehrmals vordrängende Menge bis gegen 11 Uhr. Da jedoch das Volk eine immer drohendere Stellung einnahm, sahen sich die Schützen genöthigt, die preußischen Fahnen unter Pfeifen und Schreien der Menge abzunehmen. Ein großer Theil der einmal aufgeregten Volksmenge zog dann vor die Wohnungen misliebiger Personen, um Katzenmusiken zu bringen und hier und da, namentlich bei dem Bürgermeister und andern ältern Rathsgliedern, sowie ganz besonders bei dem Schützenmajor Justitiar Richter Fenster einzuwerfen.

(D. A. Z.)
Hildburghausen.

In der Nacht des 8. Sept. wurde dem im Gasthofe „Zum Sächsischen Hofe“ hier abgestiegenen Minister Brandis ein Pereat gebracht; in's Haus drang die Menge, um den von der Volksmeinung Verurtheilten zu suchen. Lange dauerte es, ehe ihn der Wirth der tobenden Menge auf das Versprechen der Führer hin: „dem als Minister verhaßten, im Privatleben aber achtbaren Manne soll kein körperliches Leid geschehen,“ aus dem Verstecke überlieferte. Nun nahm das Volk den Minister in seine Mitte, geleitete ihn unter Hurrahrufen hinaus bis an die Gränze des Stadtweichbildes, wo eine Chaise bereit gehalten worden war, und wünschte ihm unter der Verwarnung, nie wieder zu kommen, eine glückliche Reise. Die Bürgergarde war zwar theilweise aktiv ‒ aber nicht in der Absicht, des Ministers Aufenthalt zu verlängern.

(W.-Z.)
Wiesbaden, 17. Sept.

Gestern Abend gegen 11 Uhr wurde die Gallerie an dem Spieltische in dem Kursaale auf eine allarmirende Weise gestört. ‒ Es fiel vor dem Saale ein Schuß, und die Kugel drang durch den Laden und die Fenster in die Wand des Saales. ‒ Die angestellte Untersuchung hat sogleich wesentliche Verdachtsgründe gegen einen Kurgast ergeben, der, als geisteszerrüttet bekannt, kurz vorher den Saal unter Drohungen verlassen hatte. Schon seit Monaten treibt derselbe sich dahier herum und steht im Kampfe mit den Bankhaltern, denen er schon Drohbriefe jeder Art geschrieben und ohnlängst brieflich eine Summe von 6000 Fk. verlangt hat, wenn er nicht die Bank sprengen solle! ‒ Vor einer Stunde ist dieser Unglückliche von der Polizei eingezogen worden. Er soll von Hahnheim unsern Mainz und ein Familienvater sein.

* Dessau, 18. Sept.

Gestern theilte der Minister Habicht in der Kammer mit, daß der Herzog das Gesetz sanktionirt habe, welchem zufolge die Soldaten künftig das Recht haben, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln, zu berathen, zu petitioniren u. s. w. Die Befehlshaber werden zugleich beauftragt, dies den Soldaten unverzüglich bekannt zu machen.

* München, 13. Sept.

Endlich haben auch hier die Soldaten das ihnen bisher versagte Associationsrecht ausgeübt. Fast sämmtliche Unteroffiziere versammelten sich vorgestern im Prater, um über ihre gemeinsamen Interessen zu berathen. Anlaß gab ihnen dazu der letzte Armeebefehl, durch den eine Menge Leute zu Junkern und Offizieren befördert wurden, die vom Dienst wenig oder gar nichts verstehen, dafür aber durch vornehme Geburt und Connexionen aller Art poussirt werden. Die Versammlung wählte einen Vorstand und wird von jetzt an regelmäßige Sitzungen halten und von dem Petitionsrecht gleich allen übrigen Bürgern Gebrauch machen.

15 Düsseldorf.

Unterm 6. d. M. hat der Anklagesenat in Köln, zusammengesetzt aus den Herrn Appellationsgerichtsräthen Gellert (Präsident), Krey, Frhrn. v. Fürth, v. Gerolt und Landgerichtsrath Meyer den Bürger Julius Wulff zu Düsseldorf an den Assisenhof daselbst verwiesen (Grund: Vorlesung und Verbreitung des republikanischen Katechismus), trotzdem daß das öffentliche Ministerium in der Person des Hrn. Prokurators Eversmann darauf angetragen, den Beschuldigten außer Verfolgung zu setzen und seine Freilassung zu verordnen. Der kürzlich zum Geheimen Ober-Revisionsrathe ernannte Hr. Oberprokurator Schnaase hatte wider Wulff eine zweite Anklage ob Beleidigung des Ministeriums Camphausen geschmiedet und gegen den Rathskammerbeschluß des Landgerichts zu Düsseldorf, wonach diese Anklage für unbegründet erkannt worden war, Opposition eingelegt. Aber sogar der Anklagesenat zu Köln hat die Opposition des Kultusministers in spe verworfen.

Sicherer Nachricht zufolge soll der Apellationsgerichtshof auch bereits wider Freiligrath die Anklage erkannt und denselben vor den Assisenhof zu Düsseldorf verwiesen haben.

104 Bonn, 20. Sept.

Der Prof. Bauerband, Abgeordneter zur Nationalversammlung, zur Zeit aber in Bonn, erhielt gestern Abend von seinen Mitbürgern eine Katzenmusik, die an Großartigkeit Alles übertrifft, was bis jetzt in dieser Beziehung in unserer guten Musenstadt geleistet worden. Der Ruf: „Verräther Bauerband!“ soll den wackern Mann unangenehm berührt haben.

Breslau, 16. Sept.

Heute fand eine Versammlung der Wahlmänner des Breslauer Landkreises für Frankfurt und Berlin Statt. Es wurde die Wirksamkeit des Abgeordneten Fuchs in Frankfurt besprochen, gezeigt, wie er fast in allen Fragen mit der Rechten, d. h. mit der Seite gestimmt hatte, auf der die Freunde des Volkes nicht sitzen, namentlich aber wurde es geltend gemacht, wie er im geraden Gegensatze zu seinem Versprechen in einer Vorversammlung bei der Abstimmung über Vermehrung der stehenden Heere und bei der über das Gehalt des Präsidenten der Reichsversammlung gestimmt habe. Er hatte versprochen, mit aller Kraft für Verminderung der Steuern, die das Volk und namentlich auch die Landbewohner so sehr drücken, zu wirken, und für die Abschaffung der hohen Gehalte und Pensionen der höheren Beamten zu sprechen. Nun liegt es auf der Hand, daß die Steuern, wenn die stehenden Heere so vermehrt werden sollen, daß immer auf 15 Bezahlende wieder ein Soldat mehr kommt, wahrhaftig nicht vermindert werden. Herr Fuchs hat aber für Vermehrung der Soldaten gestimmt. Er hat also sein Versprechen nicht gehalten. Und wenn der Präsident der Reichsversammlung jährlich 15,000 Thlr. erhalten soll, so ist das ein ganz hübscher Bissen ‒ und die hohen Gehalte werden dadurch vermehrt und nicht vermindert. Hr. Fuchs hat aber für das hohe Gehalt gestimmt und hat sein Versprechen also nicht erfüllt. Da er nun auch überhaupt weder im Sinne der Urwähler noch der Wahlmänner handelt, wie dies zwei Volksversammlungen in Klettendorf und Domslau ausgesprochen haben, so ist ihm von sämmtlichen Wahlmännern für Frankfurt das volle und ungetheilte Mißtrauen durch ein Schreiben zu erkennen gegeben und er aufgefordert worden, sein Mandat in die Hände der Wähler zurückzugeben.

(A. Od.-Z.)
Leobschütz, 13. Sept.

Durch genaue Nachrichten sind wir in Stand gesetzt, über den in Beneschau jüngsthin ausgebrochenen Aufstand einiges Ausführlichere mittheilen zu können. Die Veranlassung hierzu soll das Verfahren des dasigen Wirthschaftsinspektors gewesen sein. Um die Ernte schneller beendigen zu können, soll er einen täglichen Lohn von 6 Sgr. versprochen, dadurch auch in der That eine Menge Arbeiter herbeigezogen, nach Erreichung seines Zweckes aber denselben ihren Lohn nicht vollständig baar ausgezahlt, sondern ihnen die ins Verdienen gebrachten Summen größtentheils auf ihre frühern Robotreste in Abrechnung gebracht haben. Ueber dies Verfahren empört, ließen jene Leute ihm am 7. d. M. des Abends durch ihre Kinder eine Art Katzenmusik bringen. Eines der letzteren wurde nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, die jugendlichen Ruhestörer aus dem Hofe herauszutreiben, von den Knechten ergriffen und gezüchtigt. Die übrigen entflohen und verbreiteten die Nachricht, daß ein Kind von den Hofeleuten erschlagen worden sei. In Folge dessen wurde sofort die Sturmglocke geläutet. Eine Menge Einwohner mit Sensen, Heugabeln, Piken etc. bewaffnet, stürzten nach dem Schlosse hin und demolirten dasselbe, da sie den Gegenstand ihrer Verfolgung den Wirthschafts-Inspektor, nicht mehr antrafen, dieser sich vielmehr mit Lebensgefahr durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stockes gerettet hatte, auf das Vollständigste. Alle Meubles wurden zerschlagen, die Betten zerschnitten, die Federn in alle Lüfte zerstreut, alle Kassen und sonstige Geldbehälter erbrochen und geleert und sämmtliche Akten aus der gerichtsamtlichen Kanzlei aufs Feld getragen und dort verbrannt. Am folgenden Tage traf in Beneschau zur Verhütung des weitern Umsichgreifens der Empörung ein Kommando Ulanen aus Ratibor ein, konnte aber gegen die Unruhestifter, denen sich inzwischen viele Einwohner der nahe gelegenen Ortschaften angeschlossen hatten, nichts ausrichten. Viele Soldaten wurden verwundet, zwei sind in Folge dessen bereits gestorben. Ein Soldat kam durch einen Steinwurf um seine Nase. Ein Anderer war eben vom Pferde gerissen und auch bereits verwundet worden, und ein Empörer schickte sich nun an, ihn in aller Ruhe vollends zu tödten, als ihm von dem heransprengenden Lieutenant v. Paczinsky der Kopf zerspalten wurde. Einem Häusler, der einige der Unruhestifter an das Militär verrathen hatte, wurde von den Ersteren das Haus über dem Kopfe angezündet.

Zum Succurs der Ulanen sind von Cosel eine Kompagnie und von Neisse zwei deßgleichen Infanterie nach Beneschau und in die Umgegend consignirt worden. Diesen ist es auch gelungen die Ruhe wieder herzustellen.

(A. O. Z.)
Ungarn.
15 Pesth, 13. Sept.

Die Ereignisse wechseln rasch. Der gestrige Tag hat die wenige Stunden zuvor gefaßten Beschlüsse annullirt. Auf den kurzen Sieg Kossuths, der die energische Kriegspartei repräsentirt, folgt Batthyany wieder mit dem bis jetzt eingeschlagenen, verderblichen Zaudersystem, mit der Friedenspolitik um jeden Preis und sei sie auch mit der Ehre des Landes bezahlt. Der Reichstag selbst hat den Tags zuvor im Gefühl seiner Souverainetät zum Ministerpräsidenten ernannten Kossuth in schimpflicher Feigheit verlassen und sich slavisch gebeugt unter der Wucht eines Palatinal-Handbillets. Alles fühlt mehr oder weniger tief, daß Ungarns Selbstständigkeit verloren ist; verloren weniger durch die Ränke der Reaktion, als durch die feige Schwäche des Reichstags, durch die lähmenden Spaltungen im Schooße seiner eigenen Regierung. Während man sich hier dumpfer Verzweiflung ergibt und mit übermäßiger Anstrengung ohne Siegeshoffnung rüstet, rückt Jellachich, der durch königlichen Wortbruch wieder in seine Würden eingesetzte Ban von Kroatien, auf ungarischem Boden vor und wird im Herzen des Landes, in der alten Buda, die letzte Hand an das Werk der Bedrückung legen und mit 30,000 Bajonetten den unerhörten Verrath an einer nur zu treuen Nation besiegeln.

15 Pesth, 14. Sept.

Es stellt sich jeden Tag klarer heraus, daß der kroatisch-serbische Krieg gegen Ungarn ein Instrument in den Händen des Hofes geworden. Die Geld- und Waffensendungen von östreichischer Seite an den Ban Jellachich, sowie die scheinbar indifferente Haltung, das gleichgültige Zusehen unserer Regierung, das Zögern und Ansichhalten in jeder Frage von Bedeutung, die Begünstigung des Bans und dessen absolutistisches Treiben, die unerhört schnöde Aufnahme der ungarischen Deputation in Schönbrunn, die Verzögerung oder Verweigerung einer Audienz, die Erklärung Latours, daß man für Ungarn keine Truppen, gegen Ungarn aber Soldaten genug haben werde, endlich die alte Gewohnheit, das historische Prinzip unserer Diplomatie liefern den Beweis, daß Oestreich die Südslaven in dem Kampfe gegen die Magyaren unterstützt und somit die deutsche Demokratie der südslavischen Aristokratie opfert! Ungarns Verträge mit den Habsburgern sprechen es oft genug deutlich aus, daß seine legislative und administrative Thätigkeit nie von Oestreich abhängen darf. Im März hat der Kaiser die ungarischen Verträge endlich in Erfüllung gebracht. Metternich wußte Ungarns Unabhängigkeit in eine ungarische Staatskanzlei zu verwandeln. England behandelte Irland nie wie Metternich Ungarn behandelte. Die Wiener Revolution hat den Ungarn ihr altes Recht zurückgegeben. Das Wiener Ministerium denkt aber nicht so und hat dem ungarischen Ministerium eine Denkschrift zugeschickt, in welcher es das in den Märztagen von den Ungarn zurückgewonnene alte Recht für eine Konzession des Kaisers erklärt, die er nie machen darf. Alle Gesetze, die seit der Unabhängigkeit Ungarns vom ungarischen Reichstag erlassen worden, sind daher null und nichtig. Dies ungefähr ist die Beschönigung der östreichischen Unterstützung des kroatisch-magyarischen Bürgerkriegs. Die Rüstungen gehen mittlerweile fort so gut es sich thun läßt, die rothe Fahne soll an allen Punkten des Reichs ausgesteckt, das blutige Schwert durch die Gauen des Landes getragen und der allgemeine Landsturm organisirt werden. Pesth selbst gleicht einem großen Heerlager. Die Linientruppen gehen zu den freiwilligen Schaaren über. Eine Thatsache, die das absolutistische Gelüste in Wien ein wenig kühlen dürfte.

Pesth, 12. Sept.

Folgende Verordnung verbreitet so eben einen panischen Schrecken unter der hiesigen Bevölkerung:

„Es ist mir zur Kenntniß gebracht worden, daß einige Aufwiegler sich bestreben, die Ofen-Pesther Einwohnerschaft von der Annahme der ungarischen Zweigulden-Banknoten abzuschrecken.

Der Werth der, in Folge eines Regierungsbeschlusses emittirten ungarischen Banknoten gründet sich auf das deponirte, unter Verwahrung der Regierung und der Bank befindliche Silber, und auf den gewährleistenden Credit der Nation; die Banknoten werden an allen öffentlichen und Privatkassen angenommen, und können bei der ungarischen Commerzialbank wann immer gegen Silber ausgewechselt werden.

Die Aufwiegelung ist daher bloß auf die Stockung des Geldverkehrs, des Erwerbes, und vorzüglich des öffentlichen Credits, in Verbindung aber mit mehreren Wagnissen auf eine Störung der exemplarischen öffentlichen Ordnung in Ofen-Pesth abgesehen.

Demzufolge gebe ich den Bewohnern von Ofen-Pesth den Beschluß zu wissen, daß diejenigen, welche gegen die Annahme der erwähnten Banknoten aufwiegeln, als die gefährlichsten Feinde des öffentlichen Credits und der öffentlichen Ordnung, vor das Standrecht gestellt und nach den Statuten desselben bestraft werden.

Jeder Bürger ist zugleich Beschützer dieses Vaterlandes; indem er diesem dient, sichert er zugleich sich selbst. Darum ist Jedermann verpflichtet, die Schuldigen der Obrigkeit anzuzeigen und die Anwendung der vollen Strenge des Gesetzes zu fordern.

Ofen-Pesth, 10. Sept. 1848.

Der Minister des Innern Bartholomäus Szemere.“

Von der Drave, 10. Sept.

Es ist geschehen! der Krieg ist da! Heute wurde bei allen Truppen die Kriegserklärung publizirt. Der Angriff wird heute Nacht oder morgen Früh geschehen. Aus Gratz langten über 1000 Fuhrwesenspferde sammt Bedienungsmannschaft, dann 13 Wagen mit Munition an, und es werden die bereits im Marsche befindlichen Batterien noch erwartet. Die Ungarn haben 50 (?!) Mann zur Deckung der Dravebrücke bei Warasdin entsendet.

‒ Seit der erfolgten Abreise unseres Banus sind die Bauern in Ribnik und erst vorgestern in der Gegend von Stubica, den Gehorsam und die zu leistenden Abgaben verweigernd, drohend aufgetreten.

(Agramer Z.)
Von der Drau, 12. Sept.

Während der linke Flügel des Banus, 22-25,000 Mann stark, von Warasdin aus über die Drau gegangen ist, zieht sich das Centrum seiner Armee zwischen Kreuz und Bellovar zusammen.

‒ Generalmajor Burits hat mit 3 Kompagnien Piret, 3 Kompagnien Wimpfen Infanterie, einer Abtheilung Boyerburg Dragoner und einer Batterie die steiermärkische Grenze besetzt, während er die auf doppeltem Stand befindliche Reservekompagnie des 9. Jägerbataillons vorläufig als Reserve in ihrer Garnison Pettau zurückließ. Das Hauptquartier des Generals ist Friedau.

Aus dem Crassoer Comitate im Banat, 6. Sept.

Die walachische Bevölkerung, welche die Mehrzahl in unserem Comitate und einen großen Theil derjenigen des Temeser Comitates bildet, zwar der griechischen Kirche angehört, aber in allen ihren kirchlichen Beziehungen stets von ihren illyrischen Glaubensgenossen unterdrückt ward, hat sich nunmehr entschlossen, in dem Kampfe der Slaven gegen die Deutschen im Banate nicht länger mehr gleichgültig und unthätig zu bleiben. Sie wird sich demnach in Masse erheben und bei 40,000 Mann stark mit allen Schrecknissen des Krieges und der Zerstörung in die Militärgränze des illyrisch-banater Regiments eindringen. Wie folgewichtig dieser Entschluß der walachischen Nation auf die Lage der Dinge im Banate und auf den daselbst geführten Raubmordskampf werden muß, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0002" n="0538"/>
die Aula wolle den Reichstag sprengen, das       Ministerium stürzen; die Nationalgarde wolle nicht ausrücken. &#x2012; Eine Erklärung eines Gardeu       der Legion (siehe unsre gestr. Nr.) gibt klare Auskunft, daß der Oberkommandant Streffleur (in       welchem Auftrag?) die Legion wollte ermorden lassen.</p>
          <p>Die akademische Legion, dieses einzige wahrhafte Ehrenmilitär Deutschlands, hat eine Eingabe       dem Reichstag überreicht, worin verlangt wird, daß die Minister, der Oberkommandant, einige       Bezirkschefs, welche Militär requirirten, in Anklagestand versetzt werden.</p>
          <p>Viele Nationalgarden der Vorstädte bemühen sich, in Erfahrung zu bringen, ob ihre       Bezirkschefs auch zu denjenigen gehören, die Militär requirirten.</p>
          <p>Auf den Kirchthürmen der Stadt befanden sich am Abend des 13ten schwarzgelbe Nationalgarden,       die die Glockenschlägel mit Werg umhüllten.</p>
          <p>Nachdem auch in der Vorstadt Mariahilf am Morgen des 13. fortwährend Generalmarsch       geschlagen worden war, wurden die Garden nach Schönbrunn geführt, wo sie zwei Stunden blieben       und dann, wie in einer Hetze, in die 1 1/2 Stunde entlegene innere Stadt zurückmarschiren       mußten, ohne daß sie erfuhren, was geschehen war.</p>
          <p>Seit acht Tagen wurden überhaupt in Schönbrunn bedeutende Militärmassen verborgen gehalten;       auch reitet auffallenderweise die Nationalgarde-Kavallerie auf der Mariahilfer-Straße nach       Schönbrunn ungewöhnlich oft hin und zurück. &#x2012; Offenbar hat die Kamarilla die Kommandanten der       Nationalgarde in ihr Netz zu ziehen gewußt.</p>
          <p>Ich habe Sie bereits auf ein für Steiermark geworbenes Schützenbataillon aufmerksam gemacht.       Ich kenne die Wichtigkeit all des geheimen Wirkens, dem die Kamarilla sich hier ununterbrochen       hingibt. In Steiermark, vor den Thoren Wiens, wird unter dem Namen Bataillon, eine Armee       geworben. Rückt Jellachich siegreich vor, so wird diese Armee, die jetzt Niemand sieht, an die       Niemand denkt, auf einmal zum Schrecken der Wiener da stehen, mit Jellachich in Verbindung       treten und sich so ergänzen. Hören Sie, was ein Unbefangener aus St. Gotthard, im Eisenburger       Komitate, ganz nahe an der ungarischen Gränze, schreibt: &#x201E;Eine förmliche Auswanderung junger       militärpflichtiger Burschen ist eingetreten, die, wie sie sagen, nach <hi rendition="#g">Steiermark</hi> gehen, um dort zu <hi rendition="#g">dreschen.</hi> Ueber 600 sind aus der       nächsten Umgebung auf diese Art über die Gränze, um dort ein sicheres Asyl der Rekrutirung zu       sichern. Und woher erhalten sie Passirscheine? Ein übel renomirter Heu- und Stroh-Exkommissar,       Namens Haßlinger, erfrecht sich, ihnen Pässe zu ertheilen, wofür pr. Stück 30 Kr. C. M. zu       entrichten sind.&#x201C;</p>
          <p>Noch mehr. Jellachich hat den ihm dienenden Kamarillakreaturen das Versprechen gemacht, daß       für den Fall des Siegs die Güter der Geistlichkeit Ungarns (sie ist katholisch, Jellachich       griechisch) auf mehre Jahre unter seine Controlle (!) und Verwaltung (!) gestellt werden       sollen. Sie sehen, in Oestreich sind alle Minen am Arbeiten.</p>
          <p>Schließlich muß ich noch folgendes Umstandes Erwähnung thun. Als in der gestrigen Sitzung       die Interpellationen beginnen sollten, wollte der Präsident <hi rendition="#g">Strobach</hi> (Czeche) auffallenderweise zur Tagesordnung übergegangen wissen, indem er sagte: der Reichstag       ist eine konstituirende Versammlung, aber keine Administrativbehörde. Dadurch enstand ein       Sturm, unter welchem Löhner indessen sein Interpellationsrecht wahrte. Endlich wird Abstimmung       zur Tagesordnung mit Namensaufruf beschlossen, nachdem Goldmark und Andere den Präsidenten zur       Ordnung gerufen und ihm Vorwürfe gemacht hatten. Erst nach einer Vertagung von 10 Minuten       konnten die Interpellationen vorgebracht werden, aus denen das Ministerium einstweilen noch       siegreich hervorging. Die Frage ist, welche Gründe den Präsidenten haben bewegen können, die       Interpellationen, die gestern dringlicher als jemals waren, abschneiden zu wollen? Hatten die       Minister oder wer sonst ihn bestochen?</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Samter, 14. Sept.</head>
          <p>Der Samter und Buker Kreis hat der edlen Frankfurter Nationalversammlung einen Beweis       gegeben, ob die Bevölkerung hier vorwiegend deutsch-jüdisch ist. Die Stelle eines Deputirten       dieses Kreises ist bei der am 11. stattgehabten Neuwahl mit Dr. <hi rendition="#g">Liebelt</hi> besetzt worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dresden, 16. Sept.</head>
          <p>Man sagt, daß Oberländer aus dem Ministerium ausscheiden werde, weil er mit dem       Kriegsminister, ehemaligem Schützenoberst Buttlar, der im August 1845 auf das Leipziger Volk       schießen ließ, nicht zusammen Minister bleiben wolle. Geheimrath Tod soll mit der Bildung       eines neuen Ministeriums beauftragt werden, für welches u. A. Eisenstuck als Finanzminister       bezeichnet wird.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_006" type="jArticle">
          <head>Naumburg, 15. Sept.</head>
          <p>Gestern Abend ist es hier zu schlimmen Auftritten gekommen. Es waren von der revolutionären       Partei die Bauern der Umgegend förmlich aufgeboten. Doch ist deren Zuzug durch das energische       Auftreten unseres Landraths gehindert. Von den auf das Land geschickten Boten ist einer       aufgefangen worden, und man wird sonach den Leitern auf die Spur kommen. In der Stadt, wo       große Bewegung herrschte, wurde nach dreimaligem Trommelschlag und nach Verlesung des       Aufruhrgesetzes der Markt zuerst durch Kolbenstöße und dann durch einen Bajonetangriff       gesäubert. Ein Soldat ist durch einen Dolchstich in den Arm verwundet; mehre Personen haben       Bajonetstiche erhalten. Während des Tumults wurde eine Scheune innerhalb der Stadt in Brand       gesteckt, das Feuer aber binnen kurzem gelöscht. Man erwartet Militärverstärkung aus       Halle.</p>
          <p>Schon am 11. und 12. Sept., wo in Naumburg das jährliche Mannschießen der Bürgerschützen mit       einem solennen Auszuge begonnen hat, an welchem viele Mitglieder auswärtiger Schützengilden       Theil nahmen, kam es auf der Vogelwiese zu tumultuarischen Auftritten. Ein Theil der       versammelten Menge verlangte nämlich die Beseitigung etlicher schwarz-weißer Fahnen und daß       nur dreifarbige deutsche wehen sollten. Das Schützenkorps wurde Abends, mit Seitengewehren       bewaffnet, zum Fahnenschutz in geschlossenen Reihen aufgestellt und behauptete sich gegen die       mehrmals vordrängende Menge bis gegen 11 Uhr. Da jedoch das Volk eine immer drohendere       Stellung einnahm, sahen sich die Schützen genöthigt, die preußischen Fahnen unter Pfeifen und       Schreien der Menge abzunehmen. Ein großer Theil der einmal aufgeregten Volksmenge zog dann vor       die Wohnungen misliebiger Personen, um Katzenmusiken zu bringen und hier und da, namentlich       bei dem Bürgermeister und andern ältern Rathsgliedern, sowie ganz besonders bei dem       Schützenmajor Justitiar Richter Fenster einzuwerfen.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar108_007" type="jArticle">
          <head>Hildburghausen.</head>
          <p>In der Nacht des 8. Sept. wurde dem im Gasthofe &#x201E;Zum Sächsischen Hofe&#x201C; hier abgestiegenen       Minister Brandis ein Pereat gebracht; in's Haus drang die Menge, um den von der Volksmeinung       Verurtheilten zu suchen. Lange dauerte es, ehe ihn der Wirth der tobenden Menge auf das       Versprechen der Führer hin: &#x201E;dem als Minister verhaßten, im Privatleben aber achtbaren Manne       soll kein körperliches Leid geschehen,&#x201C; aus dem Verstecke überlieferte. Nun nahm das Volk den       Minister in seine Mitte, geleitete ihn unter Hurrahrufen hinaus bis an die Gränze des       Stadtweichbildes, wo eine Chaise bereit gehalten worden war, und wünschte ihm unter der       Verwarnung, nie wieder zu kommen, eine glückliche Reise. Die Bürgergarde war zwar theilweise       aktiv &#x2012; aber nicht in der Absicht, des Ministers Aufenthalt zu verlängern.</p>
          <bibl>(W.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar108_008" type="jArticle">
          <head>Wiesbaden, 17. Sept.</head>
          <p>Gestern Abend gegen 11 Uhr wurde die Gallerie an dem Spieltische in dem Kursaale auf eine       allarmirende Weise gestört. &#x2012; Es fiel vor dem Saale ein Schuß, und die Kugel drang durch den       Laden und die Fenster in die Wand des Saales. &#x2012; Die angestellte Untersuchung hat sogleich       wesentliche Verdachtsgründe gegen einen Kurgast ergeben, der, als geisteszerrüttet bekannt,       kurz vorher den Saal unter Drohungen verlassen hatte. Schon seit Monaten treibt derselbe sich       dahier herum und steht im Kampfe mit den Bankhaltern, denen er schon Drohbriefe jeder Art       geschrieben und ohnlängst brieflich eine Summe von 6000 Fk. verlangt hat, wenn er nicht die       Bank sprengen solle! &#x2012; Vor einer Stunde ist dieser Unglückliche von der Polizei eingezogen       worden. Er soll von Hahnheim unsern Mainz und ein Familienvater sein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dessau, 18. Sept.</head>
          <p>Gestern theilte der Minister Habicht in der Kammer mit, daß der Herzog das Gesetz       sanktionirt habe, welchem zufolge die Soldaten künftig das Recht haben, sich friedlich und       ohne Waffen zu versammeln, zu berathen, zu petitioniren u. s. w. Die Befehlshaber werden       zugleich beauftragt, dies den Soldaten unverzüglich bekannt zu machen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> München, 13. Sept.</head>
          <p>Endlich haben auch hier die Soldaten das ihnen bisher versagte Associationsrecht ausgeübt.       Fast sämmtliche Unteroffiziere versammelten sich vorgestern im Prater, um über ihre       gemeinsamen Interessen zu berathen. Anlaß gab ihnen dazu der letzte Armeebefehl, durch den       eine Menge Leute zu Junkern und Offizieren befördert wurden, die vom Dienst wenig oder gar       nichts verstehen, dafür aber durch vornehme Geburt und Connexionen aller Art poussirt werden.       Die Versammlung wählte einen Vorstand und wird von jetzt an regelmäßige Sitzungen halten und       von dem Petitionsrecht gleich allen übrigen Bürgern Gebrauch machen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Düsseldorf.</head>
          <p>Unterm 6. d. M. hat der Anklagesenat in Köln, zusammengesetzt aus den Herrn       Appellationsgerichtsräthen Gellert (Präsident), Krey, Frhrn. v. Fürth, v. Gerolt und       Landgerichtsrath Meyer den Bürger Julius Wulff zu Düsseldorf an den Assisenhof daselbst       verwiesen (Grund: Vorlesung und Verbreitung des republikanischen Katechismus), trotzdem daß       das öffentliche Ministerium in der Person des Hrn. Prokurators Eversmann darauf angetragen,       den Beschuldigten außer Verfolgung zu setzen und seine Freilassung zu verordnen. Der kürzlich       zum Geheimen Ober-Revisionsrathe ernannte Hr. Oberprokurator Schnaase hatte wider Wulff eine       zweite Anklage ob Beleidigung des Ministeriums Camphausen geschmiedet und gegen den       Rathskammerbeschluß des Landgerichts zu Düsseldorf, wonach diese Anklage für unbegründet       erkannt worden war, Opposition eingelegt. Aber sogar der Anklagesenat zu Köln hat die       Opposition des Kultusministers in spe verworfen.</p>
          <p>Sicherer Nachricht zufolge soll der Apellationsgerichtshof auch bereits wider Freiligrath       die Anklage erkannt und denselben vor den Assisenhof zu Düsseldorf verwiesen haben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>104</author></bibl> Bonn, 20. Sept.</head>
          <p>Der Prof. Bauerband, Abgeordneter zur Nationalversammlung, zur Zeit aber in Bonn, erhielt       gestern Abend von seinen Mitbürgern eine Katzenmusik, die an Großartigkeit Alles übertrifft,       was bis jetzt in dieser Beziehung in unserer guten Musenstadt geleistet worden. Der Ruf:       &#x201E;Verräther Bauerband!&#x201C; soll den wackern Mann unangenehm berührt haben.</p>
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        <div xml:id="ar108_013" type="jArticle">
          <head>Breslau, 16. Sept.</head>
          <p>Heute fand eine Versammlung der Wahlmänner des Breslauer Landkreises für Frankfurt und       Berlin Statt. Es wurde die Wirksamkeit des Abgeordneten Fuchs in Frankfurt besprochen,       gezeigt, wie er fast in allen Fragen mit der Rechten, d. h. mit der Seite gestimmt hatte, auf       der die Freunde des Volkes nicht sitzen, namentlich aber wurde es geltend gemacht, wie er im       geraden Gegensatze zu seinem Versprechen in einer Vorversammlung bei der Abstimmung über       Vermehrung der stehenden Heere und bei der über das Gehalt des Präsidenten der       Reichsversammlung gestimmt habe. Er hatte versprochen, mit aller Kraft für Verminderung der       Steuern, die das Volk und namentlich auch die Landbewohner so sehr drücken, zu wirken, und für       die Abschaffung der hohen Gehalte und Pensionen der höheren Beamten zu sprechen. Nun liegt es       auf der Hand, daß die Steuern, wenn die stehenden Heere so vermehrt werden sollen, daß immer       auf 15 Bezahlende wieder ein Soldat mehr kommt, wahrhaftig nicht vermindert werden. Herr Fuchs       hat aber für Vermehrung der Soldaten gestimmt. Er hat also sein Versprechen nicht gehalten.       Und wenn der Präsident der Reichsversammlung jährlich 15,000 Thlr. erhalten soll, so ist das       ein ganz hübscher Bissen &#x2012; und die hohen Gehalte werden dadurch vermehrt und nicht vermindert.       Hr. Fuchs hat aber für das hohe Gehalt gestimmt und hat sein Versprechen also nicht erfüllt.       Da er nun auch überhaupt weder im Sinne der Urwähler noch der Wahlmänner handelt, wie dies       zwei Volksversammlungen in Klettendorf und Domslau ausgesprochen haben, so ist ihm von       sämmtlichen Wahlmännern für Frankfurt das volle und ungetheilte Mißtrauen durch ein Schreiben       zu erkennen gegeben und er aufgefordert worden, sein Mandat in die Hände der Wähler       zurückzugeben.</p>
          <bibl>(A. Od.-Z.)</bibl>
        </div>
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          <head>Leobschütz, 13. Sept.</head>
          <p>Durch genaue Nachrichten sind wir in Stand gesetzt, über den in Beneschau jüngsthin       ausgebrochenen Aufstand einiges Ausführlichere mittheilen zu können. Die Veranlassung hierzu       soll das Verfahren des dasigen Wirthschaftsinspektors gewesen sein. Um die Ernte schneller       beendigen zu können, soll er einen täglichen Lohn von 6 Sgr. versprochen, dadurch auch in der       That eine Menge Arbeiter herbeigezogen, nach Erreichung seines Zweckes aber denselben ihren       Lohn nicht vollständig baar ausgezahlt, sondern ihnen die ins Verdienen gebrachten Summen       größtentheils auf ihre frühern Robotreste in Abrechnung gebracht haben. Ueber dies Verfahren       empört, ließen jene Leute ihm am 7. d. M. des Abends durch ihre Kinder eine Art Katzenmusik       bringen. Eines der letzteren wurde nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, die jugendlichen       Ruhestörer aus dem Hofe herauszutreiben, von den Knechten ergriffen und gezüchtigt. Die       übrigen entflohen und verbreiteten die Nachricht, daß ein Kind von den Hofeleuten erschlagen       worden sei. In Folge dessen wurde sofort die Sturmglocke geläutet. Eine Menge Einwohner mit       Sensen, Heugabeln, Piken etc. bewaffnet, stürzten nach dem Schlosse hin und demolirten       dasselbe, da sie den Gegenstand ihrer Verfolgung den Wirthschafts-Inspektor, nicht mehr       antrafen, dieser sich vielmehr mit Lebensgefahr durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten       Stockes gerettet hatte, auf das Vollständigste. Alle Meubles wurden zerschlagen, die Betten       zerschnitten, die Federn in alle Lüfte zerstreut, alle Kassen und sonstige Geldbehälter       erbrochen und geleert und sämmtliche Akten aus der gerichtsamtlichen Kanzlei aufs Feld       getragen und dort verbrannt. Am folgenden Tage traf in Beneschau zur Verhütung des weitern       Umsichgreifens der Empörung ein Kommando Ulanen aus Ratibor ein, konnte aber gegen die       Unruhestifter, denen sich inzwischen viele Einwohner der nahe gelegenen Ortschaften       angeschlossen hatten, nichts ausrichten. Viele Soldaten wurden verwundet, zwei sind in Folge       dessen bereits gestorben. Ein Soldat kam durch einen Steinwurf um seine Nase. Ein Anderer war       eben vom Pferde gerissen und auch bereits verwundet worden, und ein Empörer schickte sich nun       an, ihn in aller Ruhe vollends zu tödten, als ihm von dem heransprengenden Lieutenant v.       Paczinsky der Kopf zerspalten wurde. Einem Häusler, der einige der Unruhestifter an das       Militär verrathen hatte, wurde von den Ersteren das Haus über dem Kopfe angezündet.</p>
          <p>Zum Succurs der Ulanen sind von Cosel eine Kompagnie und von Neisse zwei deßgleichen       Infanterie nach Beneschau und in die Umgegend consignirt worden. Diesen ist es auch gelungen       die Ruhe wieder herzustellen.</p>
          <bibl>(A. O. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar108_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Pesth, 13. Sept.</head>
          <p>Die Ereignisse wechseln rasch. Der gestrige Tag hat die wenige Stunden zuvor gefaßten       Beschlüsse annullirt. Auf den kurzen Sieg Kossuths, der die energische Kriegspartei       repräsentirt, folgt Batthyany wieder mit dem bis jetzt eingeschlagenen, verderblichen       Zaudersystem, mit der Friedenspolitik um jeden Preis und sei sie auch mit der Ehre des Landes       bezahlt. Der Reichstag selbst hat den Tags zuvor im Gefühl seiner Souverainetät zum       Ministerpräsidenten ernannten Kossuth in schimpflicher Feigheit verlassen und sich slavisch       gebeugt unter der Wucht eines Palatinal-Handbillets. Alles fühlt mehr oder weniger tief, daß       Ungarns Selbstständigkeit verloren ist; verloren weniger durch die Ränke der Reaktion, als       durch die feige Schwäche des Reichstags, durch die lähmenden Spaltungen im Schooße seiner       eigenen Regierung. Während man sich hier dumpfer Verzweiflung ergibt und mit übermäßiger       Anstrengung ohne Siegeshoffnung rüstet, rückt Jellachich, der durch königlichen Wortbruch       wieder in seine Würden eingesetzte Ban von Kroatien, auf ungarischem Boden vor und wird im       Herzen des Landes, in der alten Buda, die letzte Hand an das Werk der Bedrückung legen und mit       30,000 Bajonetten den unerhörten Verrath an einer nur zu treuen Nation besiegeln.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_016" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Pesth, 14. Sept.</head>
          <p>Es stellt sich jeden Tag klarer heraus, daß der kroatisch-serbische Krieg gegen Ungarn ein       Instrument in den Händen des Hofes geworden. Die Geld- und Waffensendungen von östreichischer       Seite an den Ban Jellachich, sowie die scheinbar indifferente Haltung, das gleichgültige       Zusehen unserer Regierung, das Zögern und Ansichhalten in jeder Frage von Bedeutung, die       Begünstigung des Bans und dessen absolutistisches Treiben, die unerhört schnöde Aufnahme der       ungarischen Deputation in Schönbrunn, die Verzögerung oder Verweigerung einer Audienz, die       Erklärung Latours, daß man <hi rendition="#g">für</hi> Ungarn keine Truppen, <hi rendition="#g">gegen</hi> Ungarn aber Soldaten genug haben werde, endlich die alte       Gewohnheit, das historische Prinzip unserer Diplomatie liefern den Beweis, daß Oestreich die       Südslaven in dem Kampfe gegen die Magyaren unterstützt und somit die deutsche Demokratie der       südslavischen Aristokratie opfert! Ungarns Verträge mit den Habsburgern sprechen es oft genug       deutlich aus, daß seine legislative und administrative Thätigkeit nie von Oestreich abhängen       darf. Im März hat der Kaiser die ungarischen Verträge endlich in Erfüllung gebracht.       Metternich wußte Ungarns Unabhängigkeit in eine ungarische Staatskanzlei zu verwandeln.       England behandelte Irland nie wie Metternich Ungarn behandelte. Die Wiener Revolution hat den       Ungarn ihr altes Recht zurückgegeben. Das Wiener Ministerium denkt aber nicht so und hat dem       ungarischen Ministerium eine Denkschrift zugeschickt, in welcher es das in den Märztagen von       den Ungarn zurückgewonnene alte Recht für eine Konzession des Kaisers erklärt, die er nie       machen darf. Alle Gesetze, die seit der Unabhängigkeit Ungarns vom ungarischen Reichstag       erlassen worden, sind daher null und nichtig. Dies ungefähr ist die Beschönigung der       östreichischen Unterstützung des kroatisch-magyarischen Bürgerkriegs. Die Rüstungen gehen       mittlerweile fort so gut es sich thun läßt, die <hi rendition="#g">rothe</hi> Fahne soll an       allen Punkten des Reichs ausgesteckt, das blutige Schwert durch die Gauen des Landes getragen       und der allgemeine Landsturm organisirt werden. Pesth selbst gleicht einem großen Heerlager.       Die Linientruppen gehen zu den freiwilligen Schaaren über. Eine Thatsache, die das       absolutistische Gelüste in Wien ein wenig kühlen dürfte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_017" type="jArticle">
          <head>Pesth, 12. Sept.</head>
          <p>Folgende Verordnung verbreitet so eben einen panischen Schrecken unter der hiesigen       Bevölkerung:</p>
          <p>&#x201E;Es ist mir zur Kenntniß gebracht worden, daß einige Aufwiegler sich bestreben, die       Ofen-Pesther Einwohnerschaft von der Annahme der ungarischen Zweigulden-Banknoten       abzuschrecken.</p>
          <p>Der Werth der, in Folge eines Regierungsbeschlusses emittirten ungarischen Banknoten gründet       sich auf das deponirte, unter Verwahrung der Regierung und der Bank befindliche Silber, und       auf den gewährleistenden Credit der Nation; die Banknoten werden an allen öffentlichen und       Privatkassen angenommen, und können bei der ungarischen Commerzialbank wann immer gegen Silber       ausgewechselt werden.</p>
          <p>Die Aufwiegelung ist daher bloß auf die Stockung des Geldverkehrs, des Erwerbes, und       vorzüglich des öffentlichen Credits, in Verbindung aber mit mehreren Wagnissen auf eine       Störung der exemplarischen öffentlichen Ordnung in Ofen-Pesth abgesehen.</p>
          <p>Demzufolge gebe ich den Bewohnern von Ofen-Pesth den Beschluß zu wissen, daß diejenigen,       welche gegen die Annahme der erwähnten Banknoten aufwiegeln, als die gefährlichsten Feinde des       öffentlichen Credits und der öffentlichen Ordnung, vor das Standrecht gestellt und nach den       Statuten desselben bestraft werden.</p>
          <p>Jeder Bürger ist zugleich Beschützer dieses Vaterlandes; indem er diesem dient, sichert er       zugleich sich selbst. Darum ist Jedermann verpflichtet, die Schuldigen der Obrigkeit       anzuzeigen und die Anwendung der vollen Strenge des Gesetzes zu fordern.</p>
          <p>Ofen-Pesth, 10. Sept. 1848.</p>
          <p>Der Minister des Innern Bartholomäus Szemere.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_018" type="jArticle">
          <head>Von der Drave, 10. Sept.</head>
          <p>Es ist geschehen! der Krieg ist da! Heute wurde bei allen Truppen die Kriegserklärung       publizirt. Der Angriff wird heute Nacht oder morgen Früh geschehen. Aus Gratz langten über       1000 Fuhrwesenspferde sammt Bedienungsmannschaft, dann 13 Wagen mit Munition an, und es werden       die bereits im Marsche befindlichen Batterien noch erwartet. Die Ungarn haben 50 (?!) Mann zur       Deckung der Dravebrücke bei Warasdin entsendet.</p>
          <p>&#x2012; Seit der erfolgten Abreise unseres Banus sind die Bauern in Ribnik und erst vorgestern in       der Gegend von Stubica, den Gehorsam und die zu leistenden Abgaben verweigernd, drohend       aufgetreten.</p>
          <bibl>(Agramer Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar108_019" type="jArticle">
          <head>Von der Drau, 12. Sept.</head>
          <p>Während der linke Flügel des Banus, 22-25,000 Mann stark, von Warasdin aus über die Drau       gegangen ist, zieht sich das Centrum seiner Armee zwischen Kreuz und Bellovar zusammen.</p>
          <p>&#x2012; Generalmajor Burits hat mit 3 Kompagnien Piret, 3 Kompagnien Wimpfen Infanterie, einer       Abtheilung Boyerburg Dragoner und einer Batterie die steiermärkische Grenze besetzt, während       er die auf doppeltem Stand befindliche Reservekompagnie des 9. Jägerbataillons vorläufig als       Reserve in ihrer Garnison Pettau zurückließ. Das Hauptquartier des Generals ist Friedau.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar108_020" type="jArticle">
          <head>Aus dem Crassoer Comitate im Banat, 6. Sept.</head>
          <p>Die walachische Bevölkerung, welche die Mehrzahl in unserem Comitate und einen großen Theil       derjenigen des Temeser Comitates bildet, zwar der griechischen Kirche angehört, aber in allen       ihren kirchlichen Beziehungen stets von ihren illyrischen Glaubensgenossen unterdrückt ward,       hat sich nunmehr entschlossen, in dem Kampfe der Slaven gegen die Deutschen im Banate nicht       länger mehr gleichgültig und unthätig zu bleiben. Sie wird sich demnach in Masse erheben und       bei 40,000 Mann stark mit allen Schrecknissen des Krieges und der Zerstörung in die       Militärgränze des illyrisch-banater Regiments eindringen. Wie folgewichtig dieser Entschluß       der walachischen Nation auf die Lage der Dinge im Banate und auf den daselbst geführten       Raubmordskampf werden muß, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0538/0002] die Aula wolle den Reichstag sprengen, das Ministerium stürzen; die Nationalgarde wolle nicht ausrücken. ‒ Eine Erklärung eines Gardeu der Legion (siehe unsre gestr. Nr.) gibt klare Auskunft, daß der Oberkommandant Streffleur (in welchem Auftrag?) die Legion wollte ermorden lassen. Die akademische Legion, dieses einzige wahrhafte Ehrenmilitär Deutschlands, hat eine Eingabe dem Reichstag überreicht, worin verlangt wird, daß die Minister, der Oberkommandant, einige Bezirkschefs, welche Militär requirirten, in Anklagestand versetzt werden. Viele Nationalgarden der Vorstädte bemühen sich, in Erfahrung zu bringen, ob ihre Bezirkschefs auch zu denjenigen gehören, die Militär requirirten. Auf den Kirchthürmen der Stadt befanden sich am Abend des 13ten schwarzgelbe Nationalgarden, die die Glockenschlägel mit Werg umhüllten. Nachdem auch in der Vorstadt Mariahilf am Morgen des 13. fortwährend Generalmarsch geschlagen worden war, wurden die Garden nach Schönbrunn geführt, wo sie zwei Stunden blieben und dann, wie in einer Hetze, in die 1 1/2 Stunde entlegene innere Stadt zurückmarschiren mußten, ohne daß sie erfuhren, was geschehen war. Seit acht Tagen wurden überhaupt in Schönbrunn bedeutende Militärmassen verborgen gehalten; auch reitet auffallenderweise die Nationalgarde-Kavallerie auf der Mariahilfer-Straße nach Schönbrunn ungewöhnlich oft hin und zurück. ‒ Offenbar hat die Kamarilla die Kommandanten der Nationalgarde in ihr Netz zu ziehen gewußt. Ich habe Sie bereits auf ein für Steiermark geworbenes Schützenbataillon aufmerksam gemacht. Ich kenne die Wichtigkeit all des geheimen Wirkens, dem die Kamarilla sich hier ununterbrochen hingibt. In Steiermark, vor den Thoren Wiens, wird unter dem Namen Bataillon, eine Armee geworben. Rückt Jellachich siegreich vor, so wird diese Armee, die jetzt Niemand sieht, an die Niemand denkt, auf einmal zum Schrecken der Wiener da stehen, mit Jellachich in Verbindung treten und sich so ergänzen. Hören Sie, was ein Unbefangener aus St. Gotthard, im Eisenburger Komitate, ganz nahe an der ungarischen Gränze, schreibt: „Eine förmliche Auswanderung junger militärpflichtiger Burschen ist eingetreten, die, wie sie sagen, nach Steiermark gehen, um dort zu dreschen. Ueber 600 sind aus der nächsten Umgebung auf diese Art über die Gränze, um dort ein sicheres Asyl der Rekrutirung zu sichern. Und woher erhalten sie Passirscheine? Ein übel renomirter Heu- und Stroh-Exkommissar, Namens Haßlinger, erfrecht sich, ihnen Pässe zu ertheilen, wofür pr. Stück 30 Kr. C. M. zu entrichten sind.“ Noch mehr. Jellachich hat den ihm dienenden Kamarillakreaturen das Versprechen gemacht, daß für den Fall des Siegs die Güter der Geistlichkeit Ungarns (sie ist katholisch, Jellachich griechisch) auf mehre Jahre unter seine Controlle (!) und Verwaltung (!) gestellt werden sollen. Sie sehen, in Oestreich sind alle Minen am Arbeiten. Schließlich muß ich noch folgendes Umstandes Erwähnung thun. Als in der gestrigen Sitzung die Interpellationen beginnen sollten, wollte der Präsident Strobach (Czeche) auffallenderweise zur Tagesordnung übergegangen wissen, indem er sagte: der Reichstag ist eine konstituirende Versammlung, aber keine Administrativbehörde. Dadurch enstand ein Sturm, unter welchem Löhner indessen sein Interpellationsrecht wahrte. Endlich wird Abstimmung zur Tagesordnung mit Namensaufruf beschlossen, nachdem Goldmark und Andere den Präsidenten zur Ordnung gerufen und ihm Vorwürfe gemacht hatten. Erst nach einer Vertagung von 10 Minuten konnten die Interpellationen vorgebracht werden, aus denen das Ministerium einstweilen noch siegreich hervorging. Die Frage ist, welche Gründe den Präsidenten haben bewegen können, die Interpellationen, die gestern dringlicher als jemals waren, abschneiden zu wollen? Hatten die Minister oder wer sonst ihn bestochen? * Samter, 14. Sept. Der Samter und Buker Kreis hat der edlen Frankfurter Nationalversammlung einen Beweis gegeben, ob die Bevölkerung hier vorwiegend deutsch-jüdisch ist. Die Stelle eines Deputirten dieses Kreises ist bei der am 11. stattgehabten Neuwahl mit Dr. Liebelt besetzt worden. * Dresden, 16. Sept. Man sagt, daß Oberländer aus dem Ministerium ausscheiden werde, weil er mit dem Kriegsminister, ehemaligem Schützenoberst Buttlar, der im August 1845 auf das Leipziger Volk schießen ließ, nicht zusammen Minister bleiben wolle. Geheimrath Tod soll mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt werden, für welches u. A. Eisenstuck als Finanzminister bezeichnet wird. Naumburg, 15. Sept. Gestern Abend ist es hier zu schlimmen Auftritten gekommen. Es waren von der revolutionären Partei die Bauern der Umgegend förmlich aufgeboten. Doch ist deren Zuzug durch das energische Auftreten unseres Landraths gehindert. Von den auf das Land geschickten Boten ist einer aufgefangen worden, und man wird sonach den Leitern auf die Spur kommen. In der Stadt, wo große Bewegung herrschte, wurde nach dreimaligem Trommelschlag und nach Verlesung des Aufruhrgesetzes der Markt zuerst durch Kolbenstöße und dann durch einen Bajonetangriff gesäubert. Ein Soldat ist durch einen Dolchstich in den Arm verwundet; mehre Personen haben Bajonetstiche erhalten. Während des Tumults wurde eine Scheune innerhalb der Stadt in Brand gesteckt, das Feuer aber binnen kurzem gelöscht. Man erwartet Militärverstärkung aus Halle. Schon am 11. und 12. Sept., wo in Naumburg das jährliche Mannschießen der Bürgerschützen mit einem solennen Auszuge begonnen hat, an welchem viele Mitglieder auswärtiger Schützengilden Theil nahmen, kam es auf der Vogelwiese zu tumultuarischen Auftritten. Ein Theil der versammelten Menge verlangte nämlich die Beseitigung etlicher schwarz-weißer Fahnen und daß nur dreifarbige deutsche wehen sollten. Das Schützenkorps wurde Abends, mit Seitengewehren bewaffnet, zum Fahnenschutz in geschlossenen Reihen aufgestellt und behauptete sich gegen die mehrmals vordrängende Menge bis gegen 11 Uhr. Da jedoch das Volk eine immer drohendere Stellung einnahm, sahen sich die Schützen genöthigt, die preußischen Fahnen unter Pfeifen und Schreien der Menge abzunehmen. Ein großer Theil der einmal aufgeregten Volksmenge zog dann vor die Wohnungen misliebiger Personen, um Katzenmusiken zu bringen und hier und da, namentlich bei dem Bürgermeister und andern ältern Rathsgliedern, sowie ganz besonders bei dem Schützenmajor Justitiar Richter Fenster einzuwerfen. (D. A. Z.) Hildburghausen. In der Nacht des 8. Sept. wurde dem im Gasthofe „Zum Sächsischen Hofe“ hier abgestiegenen Minister Brandis ein Pereat gebracht; in's Haus drang die Menge, um den von der Volksmeinung Verurtheilten zu suchen. Lange dauerte es, ehe ihn der Wirth der tobenden Menge auf das Versprechen der Führer hin: „dem als Minister verhaßten, im Privatleben aber achtbaren Manne soll kein körperliches Leid geschehen,“ aus dem Verstecke überlieferte. Nun nahm das Volk den Minister in seine Mitte, geleitete ihn unter Hurrahrufen hinaus bis an die Gränze des Stadtweichbildes, wo eine Chaise bereit gehalten worden war, und wünschte ihm unter der Verwarnung, nie wieder zu kommen, eine glückliche Reise. Die Bürgergarde war zwar theilweise aktiv ‒ aber nicht in der Absicht, des Ministers Aufenthalt zu verlängern. (W.-Z.) Wiesbaden, 17. Sept. Gestern Abend gegen 11 Uhr wurde die Gallerie an dem Spieltische in dem Kursaale auf eine allarmirende Weise gestört. ‒ Es fiel vor dem Saale ein Schuß, und die Kugel drang durch den Laden und die Fenster in die Wand des Saales. ‒ Die angestellte Untersuchung hat sogleich wesentliche Verdachtsgründe gegen einen Kurgast ergeben, der, als geisteszerrüttet bekannt, kurz vorher den Saal unter Drohungen verlassen hatte. Schon seit Monaten treibt derselbe sich dahier herum und steht im Kampfe mit den Bankhaltern, denen er schon Drohbriefe jeder Art geschrieben und ohnlängst brieflich eine Summe von 6000 Fk. verlangt hat, wenn er nicht die Bank sprengen solle! ‒ Vor einer Stunde ist dieser Unglückliche von der Polizei eingezogen worden. Er soll von Hahnheim unsern Mainz und ein Familienvater sein. * Dessau, 18. Sept. Gestern theilte der Minister Habicht in der Kammer mit, daß der Herzog das Gesetz sanktionirt habe, welchem zufolge die Soldaten künftig das Recht haben, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln, zu berathen, zu petitioniren u. s. w. Die Befehlshaber werden zugleich beauftragt, dies den Soldaten unverzüglich bekannt zu machen. * München, 13. Sept. Endlich haben auch hier die Soldaten das ihnen bisher versagte Associationsrecht ausgeübt. Fast sämmtliche Unteroffiziere versammelten sich vorgestern im Prater, um über ihre gemeinsamen Interessen zu berathen. Anlaß gab ihnen dazu der letzte Armeebefehl, durch den eine Menge Leute zu Junkern und Offizieren befördert wurden, die vom Dienst wenig oder gar nichts verstehen, dafür aber durch vornehme Geburt und Connexionen aller Art poussirt werden. Die Versammlung wählte einen Vorstand und wird von jetzt an regelmäßige Sitzungen halten und von dem Petitionsrecht gleich allen übrigen Bürgern Gebrauch machen. 15 Düsseldorf. Unterm 6. d. M. hat der Anklagesenat in Köln, zusammengesetzt aus den Herrn Appellationsgerichtsräthen Gellert (Präsident), Krey, Frhrn. v. Fürth, v. Gerolt und Landgerichtsrath Meyer den Bürger Julius Wulff zu Düsseldorf an den Assisenhof daselbst verwiesen (Grund: Vorlesung und Verbreitung des republikanischen Katechismus), trotzdem daß das öffentliche Ministerium in der Person des Hrn. Prokurators Eversmann darauf angetragen, den Beschuldigten außer Verfolgung zu setzen und seine Freilassung zu verordnen. Der kürzlich zum Geheimen Ober-Revisionsrathe ernannte Hr. Oberprokurator Schnaase hatte wider Wulff eine zweite Anklage ob Beleidigung des Ministeriums Camphausen geschmiedet und gegen den Rathskammerbeschluß des Landgerichts zu Düsseldorf, wonach diese Anklage für unbegründet erkannt worden war, Opposition eingelegt. Aber sogar der Anklagesenat zu Köln hat die Opposition des Kultusministers in spe verworfen. Sicherer Nachricht zufolge soll der Apellationsgerichtshof auch bereits wider Freiligrath die Anklage erkannt und denselben vor den Assisenhof zu Düsseldorf verwiesen haben. 104 Bonn, 20. Sept. Der Prof. Bauerband, Abgeordneter zur Nationalversammlung, zur Zeit aber in Bonn, erhielt gestern Abend von seinen Mitbürgern eine Katzenmusik, die an Großartigkeit Alles übertrifft, was bis jetzt in dieser Beziehung in unserer guten Musenstadt geleistet worden. Der Ruf: „Verräther Bauerband!“ soll den wackern Mann unangenehm berührt haben. Breslau, 16. Sept. Heute fand eine Versammlung der Wahlmänner des Breslauer Landkreises für Frankfurt und Berlin Statt. Es wurde die Wirksamkeit des Abgeordneten Fuchs in Frankfurt besprochen, gezeigt, wie er fast in allen Fragen mit der Rechten, d. h. mit der Seite gestimmt hatte, auf der die Freunde des Volkes nicht sitzen, namentlich aber wurde es geltend gemacht, wie er im geraden Gegensatze zu seinem Versprechen in einer Vorversammlung bei der Abstimmung über Vermehrung der stehenden Heere und bei der über das Gehalt des Präsidenten der Reichsversammlung gestimmt habe. Er hatte versprochen, mit aller Kraft für Verminderung der Steuern, die das Volk und namentlich auch die Landbewohner so sehr drücken, zu wirken, und für die Abschaffung der hohen Gehalte und Pensionen der höheren Beamten zu sprechen. Nun liegt es auf der Hand, daß die Steuern, wenn die stehenden Heere so vermehrt werden sollen, daß immer auf 15 Bezahlende wieder ein Soldat mehr kommt, wahrhaftig nicht vermindert werden. Herr Fuchs hat aber für Vermehrung der Soldaten gestimmt. Er hat also sein Versprechen nicht gehalten. Und wenn der Präsident der Reichsversammlung jährlich 15,000 Thlr. erhalten soll, so ist das ein ganz hübscher Bissen ‒ und die hohen Gehalte werden dadurch vermehrt und nicht vermindert. Hr. Fuchs hat aber für das hohe Gehalt gestimmt und hat sein Versprechen also nicht erfüllt. Da er nun auch überhaupt weder im Sinne der Urwähler noch der Wahlmänner handelt, wie dies zwei Volksversammlungen in Klettendorf und Domslau ausgesprochen haben, so ist ihm von sämmtlichen Wahlmännern für Frankfurt das volle und ungetheilte Mißtrauen durch ein Schreiben zu erkennen gegeben und er aufgefordert worden, sein Mandat in die Hände der Wähler zurückzugeben. (A. Od.-Z.) Leobschütz, 13. Sept. Durch genaue Nachrichten sind wir in Stand gesetzt, über den in Beneschau jüngsthin ausgebrochenen Aufstand einiges Ausführlichere mittheilen zu können. Die Veranlassung hierzu soll das Verfahren des dasigen Wirthschaftsinspektors gewesen sein. Um die Ernte schneller beendigen zu können, soll er einen täglichen Lohn von 6 Sgr. versprochen, dadurch auch in der That eine Menge Arbeiter herbeigezogen, nach Erreichung seines Zweckes aber denselben ihren Lohn nicht vollständig baar ausgezahlt, sondern ihnen die ins Verdienen gebrachten Summen größtentheils auf ihre frühern Robotreste in Abrechnung gebracht haben. Ueber dies Verfahren empört, ließen jene Leute ihm am 7. d. M. des Abends durch ihre Kinder eine Art Katzenmusik bringen. Eines der letzteren wurde nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, die jugendlichen Ruhestörer aus dem Hofe herauszutreiben, von den Knechten ergriffen und gezüchtigt. Die übrigen entflohen und verbreiteten die Nachricht, daß ein Kind von den Hofeleuten erschlagen worden sei. In Folge dessen wurde sofort die Sturmglocke geläutet. Eine Menge Einwohner mit Sensen, Heugabeln, Piken etc. bewaffnet, stürzten nach dem Schlosse hin und demolirten dasselbe, da sie den Gegenstand ihrer Verfolgung den Wirthschafts-Inspektor, nicht mehr antrafen, dieser sich vielmehr mit Lebensgefahr durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stockes gerettet hatte, auf das Vollständigste. Alle Meubles wurden zerschlagen, die Betten zerschnitten, die Federn in alle Lüfte zerstreut, alle Kassen und sonstige Geldbehälter erbrochen und geleert und sämmtliche Akten aus der gerichtsamtlichen Kanzlei aufs Feld getragen und dort verbrannt. Am folgenden Tage traf in Beneschau zur Verhütung des weitern Umsichgreifens der Empörung ein Kommando Ulanen aus Ratibor ein, konnte aber gegen die Unruhestifter, denen sich inzwischen viele Einwohner der nahe gelegenen Ortschaften angeschlossen hatten, nichts ausrichten. Viele Soldaten wurden verwundet, zwei sind in Folge dessen bereits gestorben. Ein Soldat kam durch einen Steinwurf um seine Nase. Ein Anderer war eben vom Pferde gerissen und auch bereits verwundet worden, und ein Empörer schickte sich nun an, ihn in aller Ruhe vollends zu tödten, als ihm von dem heransprengenden Lieutenant v. Paczinsky der Kopf zerspalten wurde. Einem Häusler, der einige der Unruhestifter an das Militär verrathen hatte, wurde von den Ersteren das Haus über dem Kopfe angezündet. Zum Succurs der Ulanen sind von Cosel eine Kompagnie und von Neisse zwei deßgleichen Infanterie nach Beneschau und in die Umgegend consignirt worden. Diesen ist es auch gelungen die Ruhe wieder herzustellen. (A. O. Z.) Ungarn. 15 Pesth, 13. Sept. Die Ereignisse wechseln rasch. Der gestrige Tag hat die wenige Stunden zuvor gefaßten Beschlüsse annullirt. Auf den kurzen Sieg Kossuths, der die energische Kriegspartei repräsentirt, folgt Batthyany wieder mit dem bis jetzt eingeschlagenen, verderblichen Zaudersystem, mit der Friedenspolitik um jeden Preis und sei sie auch mit der Ehre des Landes bezahlt. Der Reichstag selbst hat den Tags zuvor im Gefühl seiner Souverainetät zum Ministerpräsidenten ernannten Kossuth in schimpflicher Feigheit verlassen und sich slavisch gebeugt unter der Wucht eines Palatinal-Handbillets. Alles fühlt mehr oder weniger tief, daß Ungarns Selbstständigkeit verloren ist; verloren weniger durch die Ränke der Reaktion, als durch die feige Schwäche des Reichstags, durch die lähmenden Spaltungen im Schooße seiner eigenen Regierung. Während man sich hier dumpfer Verzweiflung ergibt und mit übermäßiger Anstrengung ohne Siegeshoffnung rüstet, rückt Jellachich, der durch königlichen Wortbruch wieder in seine Würden eingesetzte Ban von Kroatien, auf ungarischem Boden vor und wird im Herzen des Landes, in der alten Buda, die letzte Hand an das Werk der Bedrückung legen und mit 30,000 Bajonetten den unerhörten Verrath an einer nur zu treuen Nation besiegeln. 15 Pesth, 14. Sept. Es stellt sich jeden Tag klarer heraus, daß der kroatisch-serbische Krieg gegen Ungarn ein Instrument in den Händen des Hofes geworden. Die Geld- und Waffensendungen von östreichischer Seite an den Ban Jellachich, sowie die scheinbar indifferente Haltung, das gleichgültige Zusehen unserer Regierung, das Zögern und Ansichhalten in jeder Frage von Bedeutung, die Begünstigung des Bans und dessen absolutistisches Treiben, die unerhört schnöde Aufnahme der ungarischen Deputation in Schönbrunn, die Verzögerung oder Verweigerung einer Audienz, die Erklärung Latours, daß man für Ungarn keine Truppen, gegen Ungarn aber Soldaten genug haben werde, endlich die alte Gewohnheit, das historische Prinzip unserer Diplomatie liefern den Beweis, daß Oestreich die Südslaven in dem Kampfe gegen die Magyaren unterstützt und somit die deutsche Demokratie der südslavischen Aristokratie opfert! Ungarns Verträge mit den Habsburgern sprechen es oft genug deutlich aus, daß seine legislative und administrative Thätigkeit nie von Oestreich abhängen darf. Im März hat der Kaiser die ungarischen Verträge endlich in Erfüllung gebracht. Metternich wußte Ungarns Unabhängigkeit in eine ungarische Staatskanzlei zu verwandeln. England behandelte Irland nie wie Metternich Ungarn behandelte. Die Wiener Revolution hat den Ungarn ihr altes Recht zurückgegeben. Das Wiener Ministerium denkt aber nicht so und hat dem ungarischen Ministerium eine Denkschrift zugeschickt, in welcher es das in den Märztagen von den Ungarn zurückgewonnene alte Recht für eine Konzession des Kaisers erklärt, die er nie machen darf. Alle Gesetze, die seit der Unabhängigkeit Ungarns vom ungarischen Reichstag erlassen worden, sind daher null und nichtig. Dies ungefähr ist die Beschönigung der östreichischen Unterstützung des kroatisch-magyarischen Bürgerkriegs. Die Rüstungen gehen mittlerweile fort so gut es sich thun läßt, die rothe Fahne soll an allen Punkten des Reichs ausgesteckt, das blutige Schwert durch die Gauen des Landes getragen und der allgemeine Landsturm organisirt werden. Pesth selbst gleicht einem großen Heerlager. Die Linientruppen gehen zu den freiwilligen Schaaren über. Eine Thatsache, die das absolutistische Gelüste in Wien ein wenig kühlen dürfte. Pesth, 12. Sept. Folgende Verordnung verbreitet so eben einen panischen Schrecken unter der hiesigen Bevölkerung: „Es ist mir zur Kenntniß gebracht worden, daß einige Aufwiegler sich bestreben, die Ofen-Pesther Einwohnerschaft von der Annahme der ungarischen Zweigulden-Banknoten abzuschrecken. Der Werth der, in Folge eines Regierungsbeschlusses emittirten ungarischen Banknoten gründet sich auf das deponirte, unter Verwahrung der Regierung und der Bank befindliche Silber, und auf den gewährleistenden Credit der Nation; die Banknoten werden an allen öffentlichen und Privatkassen angenommen, und können bei der ungarischen Commerzialbank wann immer gegen Silber ausgewechselt werden. Die Aufwiegelung ist daher bloß auf die Stockung des Geldverkehrs, des Erwerbes, und vorzüglich des öffentlichen Credits, in Verbindung aber mit mehreren Wagnissen auf eine Störung der exemplarischen öffentlichen Ordnung in Ofen-Pesth abgesehen. Demzufolge gebe ich den Bewohnern von Ofen-Pesth den Beschluß zu wissen, daß diejenigen, welche gegen die Annahme der erwähnten Banknoten aufwiegeln, als die gefährlichsten Feinde des öffentlichen Credits und der öffentlichen Ordnung, vor das Standrecht gestellt und nach den Statuten desselben bestraft werden. Jeder Bürger ist zugleich Beschützer dieses Vaterlandes; indem er diesem dient, sichert er zugleich sich selbst. Darum ist Jedermann verpflichtet, die Schuldigen der Obrigkeit anzuzeigen und die Anwendung der vollen Strenge des Gesetzes zu fordern. Ofen-Pesth, 10. Sept. 1848. Der Minister des Innern Bartholomäus Szemere.“ Von der Drave, 10. Sept. Es ist geschehen! der Krieg ist da! Heute wurde bei allen Truppen die Kriegserklärung publizirt. Der Angriff wird heute Nacht oder morgen Früh geschehen. Aus Gratz langten über 1000 Fuhrwesenspferde sammt Bedienungsmannschaft, dann 13 Wagen mit Munition an, und es werden die bereits im Marsche befindlichen Batterien noch erwartet. Die Ungarn haben 50 (?!) Mann zur Deckung der Dravebrücke bei Warasdin entsendet. ‒ Seit der erfolgten Abreise unseres Banus sind die Bauern in Ribnik und erst vorgestern in der Gegend von Stubica, den Gehorsam und die zu leistenden Abgaben verweigernd, drohend aufgetreten. (Agramer Z.) Von der Drau, 12. Sept. Während der linke Flügel des Banus, 22-25,000 Mann stark, von Warasdin aus über die Drau gegangen ist, zieht sich das Centrum seiner Armee zwischen Kreuz und Bellovar zusammen. ‒ Generalmajor Burits hat mit 3 Kompagnien Piret, 3 Kompagnien Wimpfen Infanterie, einer Abtheilung Boyerburg Dragoner und einer Batterie die steiermärkische Grenze besetzt, während er die auf doppeltem Stand befindliche Reservekompagnie des 9. Jägerbataillons vorläufig als Reserve in ihrer Garnison Pettau zurückließ. Das Hauptquartier des Generals ist Friedau. Aus dem Crassoer Comitate im Banat, 6. Sept. Die walachische Bevölkerung, welche die Mehrzahl in unserem Comitate und einen großen Theil derjenigen des Temeser Comitates bildet, zwar der griechischen Kirche angehört, aber in allen ihren kirchlichen Beziehungen stets von ihren illyrischen Glaubensgenossen unterdrückt ward, hat sich nunmehr entschlossen, in dem Kampfe der Slaven gegen die Deutschen im Banate nicht länger mehr gleichgültig und unthätig zu bleiben. Sie wird sich demnach in Masse erheben und bei 40,000 Mann stark mit allen Schrecknissen des Krieges und der Zerstörung in die Militärgränze des illyrisch-banater Regiments eindringen. Wie folgewichtig dieser Entschluß der walachischen Nation auf die Lage der Dinge im Banate und auf den daselbst geführten Raubmordskampf werden muß, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 108. Köln, 21. September 1848, S. 0538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz108_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.