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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 107. Köln, 20. September 1848. Beilage.

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Beilage zu Nr. 107 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Mittwoch, 20. September 1848.
Deutschland.
19 Köln, 19. Septbr.

"Die Frankfurter Versammlung hat durch ihren Beschluß v. 16. sich selbst und der von ihr geschaffenen Centralgewalt das Todesurtheil gesprochen."

Seit diese Worte unseres heutigen Leitartikels geschrieben wurden, hat sie die That bestätigt: das Volk von Frankfurt hat sie mit seinem Blute besiegelt.

Am 15. wagte Hr. Jordan von Marburg die Behauptung, daß die Stimme der Versammlung und ihrer Majorität die Stimme des Volkes sei. Das Volk hat ihm mit Barrikaden und den Sturmglocken der ganzen Umgebung von Frankfurt geantwortet.

Was waren die Proklamationen des Volkes über die projektirte Centralgewalt, die Beibehaltung des Adels, das "Aufgehen Deutschlands in Preußen" bei dem dänischen Waffenstillstand? Hat ein Einziger von dieser ehrenwerthen Majorität auf die Mißtrauensvota und Abberufungs-Adressen sein Mandat niedergelegt? Aber - "die Stimme der Versammlung ist die Stimme des Volks", und das vergossene Blut mag diesen ehrenhaften Vertretern zur Rechnung geschrieben werden!

Lichnowsky von wüthenden Haufen zerrissen, Auerswald mit Knütteln und Stöcken erschlagen, - wer will noch läugnen, daß die Barrikaden der Frankfurter Arbeiter, die Lynchjustiz der zur Hülfe herbeigeeilten Bauern ein respektabler Ausdruck des "Volkswillens" sind?

Auch unsere Verheißungen von dem "Muth unserer linken Bekannten" sind durch die That gerechtfertigt. Was hat diese parlamentarische Linke, diese mit Fäusten bedrohte Minorität zu ihrer Ehre, zu der Ehre des von ihr vertretenen Volkes gethan? Sie wußte das Volk durch Reden in Volksversammlungen, durch hochtrabende renommistische Debatten zur Revolution zu provoziren, um es in der Stunde der Gefahr mit ihrer deutschen Feigheit desto sicherer zu verrathen. Zwanzig Mitglieder von den 237 der Minorität erfüllten ihre Pflicht! Das Volk wird lernen, zwischen diesen parlamentarischen Parteien keinen Unterschied mehr zu machen.

Noch ist der Kampf nicht beendigt. Wenn das Volk siegt, so ist nicht sowohl eine neue Versammlung, als vielmehr die Vernichtung der volksverrätherischen Beschlüsse der alten, der vollständige Bruch mit der ganzen Vergangenheit seine erste Errungenschaft. Wird es unterliegen, so ist die Revolution vertagt, und die Ereignisse, die in Frankreich sich vorbereiten, werden auch in Deutschland einen neuen Ausbruch herbeiführen, vor dem die traditionellen Gewalten der Vergangenheit eben so wie die aus der sogenannten Märzrevolution hervorgeschossenen politischen Pilze wie Spreu zerstieben werden.

** Köln, 19. Sept., Abends 7 Uhr.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
!!! Frankfurt, 18. Septbr.

Die Volksversammlung auf der Pfingstweide hat gestern um 3 Uhr stattgefunden. Gebildet aus Frankfurtern, Hanauern, Mainzern, Höchstern und Bürgern von noch ungefähr 20 andern Ortschaften, belief sich ihre Anzahl auf 15,000. - Das hiesige Montagskränzchen stellte zuerst den Antrag auf eine Adresse an die Nationalversammlung. - Dieser wird unter einem Sturm von Mißfallen verworfen. - Der demokratisch-republikanische Verein von Frankfurt stellt einen Antrag auf Proklamation an das deutsche Volk: "Seine falschen Vertreter zurückzurufen." - Ebenfalls verworfen! - Zitz aus Mainz, Abgeordneter, mahnt ab von allen Adressen - die Zeit der Frakturschrift sei gekommen. (Beifall.) Schütz aus Mainz stellt den Antrag: "Die Linke zum Austritt aus der Versammlung aufzufordern, und ihr für diesen Fall Schutz und Beifall des deutschen Volks zu sichern." - Schlöffel, Abgeordneter, in einer Rede, die mit Enthusiasmus begrüßt wird, spricht sich ebendahin aus. - Brun aus Holstein, ruft auf zu Barrikaden. - Wesendonk spricht in dem Sinne von Schlöffel unter Jubelruf. - Der Antrag von Schütz wird angenommen. - Ein Antrag von Krug: "Die 258 Mitglieder der Majorität, welche am 16. Sept. für Annahme des Waffenstillstandes gestimmt, für Verräther des Vaterlands zu erklären, wird unter Jubelsturm angenommen. Hierzu ein Zusatz von Metternich aus Mainz, "diese Erklärung den 258 in der Paulskirche durch eine Deputation persönlich zu verkündigen - angenommen. - Die Volksversammlung geht auseinander in tiefster Ruhe und Ordnung.

Es treten zusammen die Vorstände aller Vereine von Frankfurt und der Umgegend, welche sich an der Versammlung betheiligt, um nach Auftrag derselben die drei gefaßten Beschlüsse auszuführen. Man wählt aus diesen Vorständen 15 Mitglieder, welche damit beauftragt werden. Diese begeben sich unter Begleitung zahlloser Volksmassen in den Deutschen Hof zu der dort versammelten Linken. Vogt präsidirt daselbst. Nur 19 Mitglieder von der äußersten Linken (Vogt nicht) und ein Mitglied der Linken (Zimmermann aus Spandau) erklären sich bereit zum Austritt. Man beschließt ferner, in der Nationalversammlung von morgen (also heute) einen Antrag auf neue Wahlen zu stellen. Das Volk vernimmt dies Resultat in tiefster Stille und äußerster Mißbilligung. Dieselbe Deputation von 15 Mitgliedern der demokratischen Vereine wird den zweiten Beschluß der Volksversammlung heute der Nationalversammlung mittheilen. Man beschließt ferner eine zweite Volksversammlung auf heute Montag. Die Nacht bleibt ruhig. Während derselben rücken Preußen und Oestreicher aus Mainz in die Stadt (an Zahl etwa 2000 bis 3000 Mann). Sie umstellen die Paulskirche in dichtem Kreise. Das Volk drängt sich in Schaaren herbei. Man starrt sich ruhig an. Die Kirche füllt sich. Die Vertreter in äußerster Aufregung unterhalten sich in Gruppen. Die Gallerien sind gedrängt voll. Man harrt der Dinge die kommen sollen.

- Sitzung der National-Versammlung. Montag 18. Sept.:

Die Bänke der Vertreter sind sehr leer. - Radowitz ist wieder da und demonstrirt eifrig den Seinen die Neuigkeiten.

Schaffrath: es soll im Protokoll bemerkt werden die Aeußerung des Präsidenten: "ich lasse mir das Recht mit zu diskutiren und zu urtheilen nicht nehmen."

Präs.: soll bemerkt werden.

Blum reklamirt gegen das Protokoll.

1) seine Aeußerung: daß man gegen allen parlamentarischen Brauch des Hauses zur Abstimmung über 2 Punkte eines Antrages zugleich schreite, ist nicht mit ins Protokoll genommen.

2) die Ursache der zweiten Abstimmung, daß Nichtmitglieder der National-Versammlung (z. B Herzog von Augustenburg) in derselben gewesen, und mit gestimmt, ist nicht zu Protokoll genommen.

(Gallerien donnerndes Bravo)

Präs.: Wenn die Gallerien nicht ruhig, werden sie gleich geräumt.

Wiegard: Widerspruch gegen diese Drohung.

Präs.: Hr. Wiegard ich werde die Ruhe selbst aufrecht zu erhalten wissen. (Lauter Tumult auf den Gallerien).

Soiron: Die Reklamationen werden alle zu Protokoll genommen.

Berger: verlangt in's Protokoll aufzunehmen, daß Gagern erst als Heckscher sprach an Soiron das Präsidium übergeben, und dann selbst mitgestimmt.

Präs.: soll geschehen. Aber mein Motiv dazu war, daß ich selbst sprechen wollte.

Präs.: Nachdem Hermann das Mandat zur Bildung eines Ministeriums niedergelegt, hat das alte Ministerium beschlossen zu bleiben, und bis zur Bildung eines neuen Ministeriums alle Geschäfte mit voller Verantwortlichkeit zu übernehmen.

Blumroder tritt aus. v. Lindenau tritt aus.

Berger interpellirt den Kriegsminister, warum Preußen und Oestreicher die Kirche umgeben, und in Bockenheim eine Batterie aufgestellt ist.

Schmerling hätte auch ohne Interpellation dies erklärt; die Vorfälle von vorgestern Abend (Tumult vor der Kirche) und die Volksversammlung haben den Frankfurter Senat veranlaßt, militärische Hülfe beim Reichsverweser zu requiriren. - Sie sind lediglich zum Schutz der National-Versammlung vom Senat herbeigerufen. - Das Ministerium hat sich einstimmig verpflichtet erachtet, als seine heiligste Pflicht [furchtbarer Tumult vor der Kirche] angesehen, die Vertreter des Volkes zu schützen. - [Rechts Bravo!] Jeder Angriff auf die National-Versammlung ist Hochverrath!

Riedel von Hanau. Antrag: Da sich Zweifel erheben, daß die National-Versammlung noch das Vertrauen des Volks besitzt, und in Erwägung vieler andern Punkte beschließt die National-Versammlung: es sind neue Wahlen, spätestens bis zum 16. Oktober vorzunehmen, nach dem Wahlmodus des Vorparlaments, und die Gewählten sollen sogleich einberufen werden. [Die äußerste Linke unterstützt diesen Antrag]. Der Antrag wird als nicht dringlich bei Seite gelegt.

2ter dringlicher Antrag von der äußersten Linken: Die Besatzung der Paulskirche sogleich zurückzuziehen, und bis dahin die Sitzung zu sistiren. Auch nicht dringlich anerkannt.

Marek verlangt das Wort über eine Verletzung des § 36 der Geschäftsordnung durch den Präsidenten. (Ueber die Reihenfolge der Reden).

Präs: dieser Vorwurf sei faktisch unrichtig.

Arndt plaudert kindischen Unsinn, nimmt den Präsidenten in Schutz. (Schluß! herunter!)

Schwarzenberg findet es unpassend, wie der Präsident gethan, den verschiedenen Parteien je einen Redner zu gestatten. Was sollen die Redner thun, die keiner Partei angehören wollen.

Vogt spricht über die Unregelmäßigkeit der Einschreibungen und Ordnung der Redner. (Rechts Bravo!)

Präs: der Sekretär wird von jetzt an 1 Stunde vor der Sitzung die Einschreibungen vornehmen. (Geschrei vor der Kirche.)

Biedermann unterstützt den Präsidenten.

Vischer (Tübingen.) Die Liste der Redner muß vor der Debatte vorgelesen werden, so daß jeder sie nachschreiben kann. Der Antrag von Fischer wird von großer Majorität unterstützt.

Präsident: Ob diese Angelegenheit dem Ausschuß der Geschäftsordnung zu überweisen oder gleich zu berathen sei?

Die Versammlung beschließt die sofortige Berathung. Dürre Debatte, auf deren sofortige Vornahme man nur gedrungen hat, um die Aufregung zu ertödten.

Es spricht Wiegard, sodann Arntz (München). Sturm von Außen: Das Volk sucht einzudringen. Getobe, Geschrei. Die Volksvertreter springen von ihren Plätzen. Die Gallerien toben. Der Präsident schafft Ruhe unter den Abgeordneten. Arntz spricht unter Störungen weiter Die Zuhörer springen an die Fenster.

Blum: Herunter von den Fenstern, keine Kommödie hier!

Es werden angenommen drei Anträge:

1. Um 3/4 9 sollen die Einschreibungen zu den Reden vorgenommen werden. 2. Die Anmeldungen zu den Reden sollen persönlich und mündlich geschehen. 3. (Zusatz zur Geschäftsordnung.) Die Liste der Redner ist vor der Debatte vorzulesen, so daß sie von den Abgeordneten nachgeschrieben werden kann.

Marek beantragt, zum Schutz der deutschen Brüder in Ungarn soll die National-Versammlung das Schleunigste thun.

Dringlichkeit verworfen.

Eisenmann nimmt die Angelegenheit der Ungarn auf. Der Ausschuß soll den Antrag von Mareck schleunigst vornehmen

Wesendonk beantragt: In Erwägung der Unausführbarkeit des Beschlusses vom 16. September, soll die National-Versammlung eine authentische Interpretation geben, wie dieser Beschluß auszuführen sei.

Dringlichkeit verworfen.

Riesser beantragt etwas über die militairischen Maßregeln.

Dringlichkeit verworfen.

Gassen aus Oesterreich zeigt seinen Austritt an.

Tagesordnung: Artikel IV. § 17 der Grundrechte.

§ 17 lautet: Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei!

Nach Schoders Antrag frägt der Präsident, ob auf die Diskussion über den § 17 verzichtet werden soll?

Mehr als 100 Mitglieder sind für die Diskussion. Dieselbe beginnt also und zwar zuvorderst über den ganzen Artikel. [Die Bänke sind fast ganz leer; alle Theilnahme nach außen gezogen].

Paur aus Neisse: Es gibt Leute, die die Schule als eine Abrichtungs-Anstalt betrachten. Die Schule soll aber nicht abrichten, weder für die Kirche noch für etwas Anderes. Spricht für seine Anträge, deren er selbst eine Menge selbstständige gemacht hat.

Nach ihm spricht Eisenmann: [Natürlich kümmert sich kein Mensch um die Debatte]. Die Schule sei von der Herrschaft der Geistlichen zu emanzipiren; sie muß unter dem Schutz des Staates bleiben.

Dewes aus Losheim in Preußen: Die Ausbildung der Lehrer, die den Geistlichen ganz überlassen war, die Ueberwachung derselben durch die Geistlichkeit machte eine freie Lehre unmöglich. Die katholische Geistlichkeit scheint zu glauben, daß Menschen, die keine Kinder haben, zur Erziehung derselben geeigneter sind, als solche die deren haben, und denen also die Pflichten der Erziehung weit mehr am Herzen liegen müssen. [Rechts: zur Sache.] Ich bin ganz bei der Sache. Die Lehre muß frei sei. Wer gegen die Freiheit in einem Sinne ist, ist in jedem Sinne gegen sie. [Rechts: Oho!] Die Schule muß von der Kirche vollständig getrennt sein. Ueber die Jesuitenfurcht ist hier oft gesprochen worden. Auch ich theile dieselbe. Sprechen Sie aber die Trennung der Schule von der Kirche aus, so werden Sie den Schülern das Loyola, den Boden unter den Füßen wegnehmen. Sprechen Sie die Trennung aus, dann werden wir reformiren statt zu revolutioniren. [Bravo].

Tellkampf, Professor aus Breslau: Vor der Kirche wird die Trommel gerührt, ob zum Generalmarsch, ob um die Aufruhrgesetze zu verlesen, weiß ich nicht. [Geschrei; Toben vor der Kirche].

Vischer aus Tübingen: Auf der rechten Seite sitzen 7 Mitglieder. Vincke, Lichnowsky und Schwerin haben sich salvirt wie es scheint. [Man hört aufs Neue die Trommel rühren.] Die Schule ist die Tochter der Kirche, aber die Mutter hat die Tochter stets tyrannisch zurückgehalten in der Kindheit.

Vischer vergleicht die Armuth und Elendigkeit der Volksschullehrer, die den erhabensten Beruf haben, mit der Schwelgerei der Geistlichkeit. [Lauter Beifall. Man hört die Trommel rühren].

Man verlangt den Schluß der allgemeinen Debatte.

Präsident: Man soll noch Geistliche hören.

Moritz Mohl: Man solle noch Redner von jeder Partei hören.

Rösler: Man soll dieser wichtigen Angelegenheit längere Diskussion nicht versagen. Schluß verworfen.

Schierenberg. (Gymnasialrektor aus Detmold.) Ganz unbedeutend über das 2. Minoritätsgutachten; - schließt sich den Separatanträgen von Pauer aus Neiße an.

Kaulert: (Schlesien.) spricht bei gänzlicher Theilnahmlosigkeit füs das selbe Minoritätserachten. - Liest seine Rede mühsam ab. (Nicht lesen!)

Rösler vom Platz mit der Geschäftsordnung in der Hand: nach der Geschäftsordnung darf kein Vortrag verlesen werden. (Rechts: oh!) Der Redner geht ab -

Rossmäsler Prof. aus Tharand: Es ist ein Uhr. Die Herren Vertreter halten geduldig aus, während draußen das Volk stürmt. - Woher dieser Muth? - Die Paulskirche ist sehr sicher.

Der Redner spricht über die erbärmliche Lage der Volksschullehrer. - (Die Gallerie ruft Schluß!)

Präsident. Der Betreffende soll herausgeworfen werden - (links: Man hat unten Schluß gerufen. -

Der Redner spricht für völlige Trennung der Schule von der Kirche; erwähnt aber doch der Gefahren, die daraus hervorgehen. -

von Ketteler, katholischer Geistlicher aus Münster. Der Vorredner hat viel von einer im Dunkeln schleichenden Partei gesprochen, und sich dabei auf Zeitungen berufen. Ich überlasse dies der Beurtheilung. Ich mache sie aufmerksam auf die Adressen - für die der andern deutschen Länder kann ich nicht einstehen, aber aus dem Münsterlande, das versichere ich Sie, hat sich der reine katholische Geist der Bevölkerung in denselben (nehmlich für Nichttrennung der Schule vom Staat) ausgesprochen! (Rechts bravo!)

Trennen Sie die katholische Schule von der Kirche, so rufen Sie einen Kampf auf Leben und Tod hervor. (Links: Tumult! hört!!)

Der Redner unterstützt den Antrag von Tellkampf.

Präsident: Eingabe an die National-Versammlung. Die Beschlüsse der Volksversammlung von 20,000 Menschen, von der ich ihnen gestern schrieb, werden der Versammlung mitgetheilt. Man erklärt die 258 der Majorität für Verräther am Vaterlande. (Rechts: Die Unterschriften!) Die 12 Unterschriften werden gelesen: Schütz aus Mainz u. a. Als Metternichs Name gelesen wird, allgemeines Aha! Sonst tiefe Stille. Die Eingabe geht an den Petitionsausschuß.

Antrag. Zwei Abgeordnete, die Eintritt in die Paulskirche verlangten, sind von Soldaten malträtirt und trotz ihrer Beglaubigungen von dem Oesterreichischen Lieutenant Nitsche mit Arretirung bedroht worden; sie verlangen deshalb vom Kriegsminister Abzug des Militairs (rechts: Ah!) und Sicherstellung der Abgeordneten.

Geht an den Kriegsminister.

Urlaubsgesuche und Beurlaubungen werden vom Vizepräsidenten verlesen.

Schluß der Sitzung 2 Uhr.

!!! Frankfurt, 18. Sept. 11 Uhr früh.

Eben komme ich von einem Gange zur Post zurück. Alle Straßen in der Nähe der Paulskirche sind von militärischen Cordons durchzogen. - Die Aufregung der Stadt ist bedeutend. - Man ist aufgebracht gegen den Senat von Frankfurt, der das fremde Militär hergeladen. - Auch baiersche Cavallerie kommt eben an. - Die Börse vis-a-vis der Kirche ist mit Soldaten gefüllt, um die militärischen Evolutionen zu erleichtern. Bei dem Sturm auf die Kirche sollen drei Bürger von den Preußen verwundet sein. - Alle Meßbuden, alle Läden in der Nähe der Kirche sind geschlossen. - Das Volk wogt durch die Straßen, großentheils bewaffnet. Die Sachsenhäuser mit Büchsen und Knüppeln ziehen Arm in Arm bei den Preußen vorüber. - Man baut Barrikaden. Eine ist schon genommen. - Verwundungen fallen vor. - Der Platz um die Paulskirche ist ganz menschenleer. Niemand darf herein und heraus - Eine Barrikade an der Börse, aber eine sehr dürftige, ist im Sturm vom Militär genommen. - Man befürchtet, daß es sehr bald zum Schießen kommt.

An den Thoren stehen die Hanauer Bürger; es wird wohl gegen Abend Zuzug von der Umgegend ankommen. Die Aufregung steigt bedeutend. Die Stadt ist fast durchgängig barrikadirt. Etwa 20 Personen sind durch einen Bajonnet-Angriff der Preußen verwundet. Auf der Schnurgasse eine Barrikade an der anderen. Nachrichten bis 1 Uhr Mittag.

Als ich um 2 Uhr aus der Sitzung nach Hause ging, war in den Straßen ziemliche Stille. - Vor der Nacht wird nichts passiren. Die Militäraufstellungen sind zu imposant. Was Nachts passirt, weiß man nicht. Die Hanauer haben das Zeughaus in Hanau geleert, und ziehen hieher. Die Hanauer Eisenbahn (höre ich) befördert keine Passagiere. - Dieser Brief geht um 2 1/2 Uhr zur Post.

!!! Frankfurt, 18. Sept. 3/4 3 Uhr.

Die Sache wird sehr ernst, in der Dönngesgasse ist eben eine Barrikade mit Sturm genommen. Die Oestreicher (ein czechisches Regiment) haben zuerst geschossen! Aus den Fenstern wird geschossen. Reisewagen mit der hohen Aristokratie und Bourgeoisie verlassen die Stadt. Verwundungen. 3 Uhr. Zwei östreichische Offiziere sind aus den Fenstern getroffen, ob erschossen, weiß ich nicht. Soeben rücken wieder 1000 Mann Preußen (1 Bataillon des 35. Regiments) unter klingendem Spiel ein. Alle Läden der Stadt geschlossen. Soeben geht eine Deputation (etwa 30 Mann der äußersten Linken) zum Reichsverweser, um Entfernung des Militärs zu verlangen. Am Friedberger Thor ist eine ungeheure Barrikade und das Hauptquartier des Volkes. Soeben 1/4 stundenlanges heftiges Feuer gegen eine Barrikade oberhalb der Zeile. Verwundete Preußen werden in den russischen Hof getragen. Die Hanauer Turner ziehen bewaffnet an. Ich schreibe unter fortwährendem heftigem Feuer im Postgebäude stehend. Das Volk hat den Oestreichern zum Theil die Waffen entrissen und gebraucht dieselben.

Man spricht von wenigstens 50 Barrikaden. Fortwährend rückt Militär an. - Dazu ist es aus Schleswig-Holstein zurückgezogen worden!

1/2 8 Uhr. Bis Abend werden die Truppen auf 10,000 Mann stark sein.

Soeben kommt die äußerste Linke vom Reichsverweser zurück. - Johann hat dem Kriegsminister Befehl ertheilt, den Kampf zu sistiren, die Truppen zurückzuziehen. - Man geht zum Kriegsminister. In wiefern es möglich sein wird, diesen Befehl zu exekutiren, frägt sich. - Ich sende dies erste Resultat um 3/4 5 Uhr zur Post.

!!! Frankfurt, 18. Sept., 5 1/4 Uhr.

Es ist eine Waffenruhe bis halb 6 Uhr geschlossen. Der Reichsverweser wollte die

Beilage zu Nr. 107 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Mittwoch, 20. September 1848.
Deutschland.
19 Köln, 19. Septbr.

„Die Frankfurter Versammlung hat durch ihren Beschluß v. 16. sich selbst und der von ihr geschaffenen Centralgewalt das Todesurtheil gesprochen.“

Seit diese Worte unseres heutigen Leitartikels geschrieben wurden, hat sie die That bestätigt: das Volk von Frankfurt hat sie mit seinem Blute besiegelt.

Am 15. wagte Hr. Jordan von Marburg die Behauptung, daß die Stimme der Versammlung und ihrer Majorität die Stimme des Volkes sei. Das Volk hat ihm mit Barrikaden und den Sturmglocken der ganzen Umgebung von Frankfurt geantwortet.

Was waren die Proklamationen des Volkes über die projektirte Centralgewalt, die Beibehaltung des Adels, das „Aufgehen Deutschlands in Preußen“ bei dem dänischen Waffenstillstand? Hat ein Einziger von dieser ehrenwerthen Majorität auf die Mißtrauensvota und Abberufungs-Adressen sein Mandat niedergelegt? Aber ‒ „die Stimme der Versammlung ist die Stimme des Volks“, und das vergossene Blut mag diesen ehrenhaften Vertretern zur Rechnung geschrieben werden!

Lichnowsky von wüthenden Haufen zerrissen, Auerswald mit Knütteln und Stöcken erschlagen, ‒ wer will noch läugnen, daß die Barrikaden der Frankfurter Arbeiter, die Lynchjustiz der zur Hülfe herbeigeeilten Bauern ein respektabler Ausdruck des „Volkswillens“ sind?

Auch unsere Verheißungen von dem „Muth unserer linken Bekannten“ sind durch die That gerechtfertigt. Was hat diese parlamentarische Linke, diese mit Fäusten bedrohte Minorität zu ihrer Ehre, zu der Ehre des von ihr vertretenen Volkes gethan? Sie wußte das Volk durch Reden in Volksversammlungen, durch hochtrabende renommistische Debatten zur Revolution zu provoziren, um es in der Stunde der Gefahr mit ihrer deutschen Feigheit desto sicherer zu verrathen. Zwanzig Mitglieder von den 237 der Minorität erfüllten ihre Pflicht! Das Volk wird lernen, zwischen diesen parlamentarischen Parteien keinen Unterschied mehr zu machen.

Noch ist der Kampf nicht beendigt. Wenn das Volk siegt, so ist nicht sowohl eine neue Versammlung, als vielmehr die Vernichtung der volksverrätherischen Beschlüsse der alten, der vollständige Bruch mit der ganzen Vergangenheit seine erste Errungenschaft. Wird es unterliegen, so ist die Revolution vertagt, und die Ereignisse, die in Frankreich sich vorbereiten, werden auch in Deutschland einen neuen Ausbruch herbeiführen, vor dem die traditionellen Gewalten der Vergangenheit eben so wie die aus der sogenannten Märzrevolution hervorgeschossenen politischen Pilze wie Spreu zerstieben werden.

** Köln, 19. Sept., Abends 7 Uhr.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
!!! Frankfurt, 18. Septbr.

Die Volksversammlung auf der Pfingstweide hat gestern um 3 Uhr stattgefunden. Gebildet aus Frankfurtern, Hanauern, Mainzern, Höchstern und Bürgern von noch ungefähr 20 andern Ortschaften, belief sich ihre Anzahl auf 15,000. ‒ Das hiesige Montagskränzchen stellte zuerst den Antrag auf eine Adresse an die Nationalversammlung. ‒ Dieser wird unter einem Sturm von Mißfallen verworfen. ‒ Der demokratisch-republikanische Verein von Frankfurt stellt einen Antrag auf Proklamation an das deutsche Volk: „Seine falschen Vertreter zurückzurufen.“ ‒ Ebenfalls verworfen! ‒ Zitz aus Mainz, Abgeordneter, mahnt ab von allen Adressen ‒ die Zeit der Frakturschrift sei gekommen. (Beifall.) Schütz aus Mainz stellt den Antrag: „Die Linke zum Austritt aus der Versammlung aufzufordern, und ihr für diesen Fall Schutz und Beifall des deutschen Volks zu sichern.“ ‒ Schlöffel, Abgeordneter, in einer Rede, die mit Enthusiasmus begrüßt wird, spricht sich ebendahin aus. ‒ Brun aus Holstein, ruft auf zu Barrikaden. ‒ Wesendonk spricht in dem Sinne von Schlöffel unter Jubelruf. ‒ Der Antrag von Schütz wird angenommen. ‒ Ein Antrag von Krug: „Die 258 Mitglieder der Majorität, welche am 16. Sept. für Annahme des Waffenstillstandes gestimmt, für Verräther des Vaterlands zu erklären, wird unter Jubelsturm angenommen. Hierzu ein Zusatz von Metternich aus Mainz, „diese Erklärung den 258 in der Paulskirche durch eine Deputation persönlich zu verkündigen ‒ angenommen. ‒ Die Volksversammlung geht auseinander in tiefster Ruhe und Ordnung.

Es treten zusammen die Vorstände aller Vereine von Frankfurt und der Umgegend, welche sich an der Versammlung betheiligt, um nach Auftrag derselben die drei gefaßten Beschlüsse auszuführen. Man wählt aus diesen Vorständen 15 Mitglieder, welche damit beauftragt werden. Diese begeben sich unter Begleitung zahlloser Volksmassen in den Deutschen Hof zu der dort versammelten Linken. Vogt präsidirt daselbst. Nur 19 Mitglieder von der äußersten Linken (Vogt nicht) und ein Mitglied der Linken (Zimmermann aus Spandau) erklären sich bereit zum Austritt. Man beschließt ferner, in der Nationalversammlung von morgen (also heute) einen Antrag auf neue Wahlen zu stellen. Das Volk vernimmt dies Resultat in tiefster Stille und äußerster Mißbilligung. Dieselbe Deputation von 15 Mitgliedern der demokratischen Vereine wird den zweiten Beschluß der Volksversammlung heute der Nationalversammlung mittheilen. Man beschließt ferner eine zweite Volksversammlung auf heute Montag. Die Nacht bleibt ruhig. Während derselben rücken Preußen und Oestreicher aus Mainz in die Stadt (an Zahl etwa 2000 bis 3000 Mann). Sie umstellen die Paulskirche in dichtem Kreise. Das Volk drängt sich in Schaaren herbei. Man starrt sich ruhig an. Die Kirche füllt sich. Die Vertreter in äußerster Aufregung unterhalten sich in Gruppen. Die Gallerien sind gedrängt voll. Man harrt der Dinge die kommen sollen.

‒ Sitzung der National-Versammlung. Montag 18. Sept.:

Die Bänke der Vertreter sind sehr leer. ‒ Radowitz ist wieder da und demonstrirt eifrig den Seinen die Neuigkeiten.

Schaffrath: es soll im Protokoll bemerkt werden die Aeußerung des Präsidenten: „ich lasse mir das Recht mit zu diskutiren und zu urtheilen nicht nehmen.“

Präs.: soll bemerkt werden.

Blum reklamirt gegen das Protokoll.

1) seine Aeußerung: daß man gegen allen parlamentarischen Brauch des Hauses zur Abstimmung über 2 Punkte eines Antrages zugleich schreite, ist nicht mit ins Protokoll genommen.

2) die Ursache der zweiten Abstimmung, daß Nichtmitglieder der National-Versammlung (z. B Herzog von Augustenburg) in derselben gewesen, und mit gestimmt, ist nicht zu Protokoll genommen.

(Gallerien donnerndes Bravo)

Präs.: Wenn die Gallerien nicht ruhig, werden sie gleich geräumt.

Wiegard: Widerspruch gegen diese Drohung.

Präs.: Hr. Wiegard ich werde die Ruhe selbst aufrecht zu erhalten wissen. (Lauter Tumult auf den Gallerien).

Soiron: Die Reklamationen werden alle zu Protokoll genommen.

Berger: verlangt in's Protokoll aufzunehmen, daß Gagern erst als Heckscher sprach an Soiron das Präsidium übergeben, und dann selbst mitgestimmt.

Präs.: soll geschehen. Aber mein Motiv dazu war, daß ich selbst sprechen wollte.

Präs.: Nachdem Hermann das Mandat zur Bildung eines Ministeriums niedergelegt, hat das alte Ministerium beschlossen zu bleiben, und bis zur Bildung eines neuen Ministeriums alle Geschäfte mit voller Verantwortlichkeit zu übernehmen.

Blumroder tritt aus. v. Lindenau tritt aus.

Berger interpellirt den Kriegsminister, warum Preußen und Oestreicher die Kirche umgeben, und in Bockenheim eine Batterie aufgestellt ist.

Schmerling hätte auch ohne Interpellation dies erklärt; die Vorfälle von vorgestern Abend (Tumult vor der Kirche) und die Volksversammlung haben den Frankfurter Senat veranlaßt, militärische Hülfe beim Reichsverweser zu requiriren. ‒ Sie sind lediglich zum Schutz der National-Versammlung vom Senat herbeigerufen. ‒ Das Ministerium hat sich einstimmig verpflichtet erachtet, als seine heiligste Pflicht [furchtbarer Tumult vor der Kirche] angesehen, die Vertreter des Volkes zu schützen. ‒ [Rechts Bravo!] Jeder Angriff auf die National-Versammlung ist Hochverrath!

Riedel von Hanau. Antrag: Da sich Zweifel erheben, daß die National-Versammlung noch das Vertrauen des Volks besitzt, und in Erwägung vieler andern Punkte beschließt die National-Versammlung: es sind neue Wahlen, spätestens bis zum 16. Oktober vorzunehmen, nach dem Wahlmodus des Vorparlaments, und die Gewählten sollen sogleich einberufen werden. [Die äußerste Linke unterstützt diesen Antrag]. Der Antrag wird als nicht dringlich bei Seite gelegt.

2ter dringlicher Antrag von der äußersten Linken: Die Besatzung der Paulskirche sogleich zurückzuziehen, und bis dahin die Sitzung zu sistiren. Auch nicht dringlich anerkannt.

Marek verlangt das Wort über eine Verletzung des § 36 der Geschäftsordnung durch den Präsidenten. (Ueber die Reihenfolge der Reden).

Präs: dieser Vorwurf sei faktisch unrichtig.

Arndt plaudert kindischen Unsinn, nimmt den Präsidenten in Schutz. (Schluß! herunter!)

Schwarzenberg findet es unpassend, wie der Präsident gethan, den verschiedenen Parteien je einen Redner zu gestatten. Was sollen die Redner thun, die keiner Partei angehören wollen.

Vogt spricht über die Unregelmäßigkeit der Einschreibungen und Ordnung der Redner. (Rechts Bravo!)

Präs: der Sekretär wird von jetzt an 1 Stunde vor der Sitzung die Einschreibungen vornehmen. (Geschrei vor der Kirche.)

Biedermann unterstützt den Präsidenten.

Vischer (Tübingen.) Die Liste der Redner muß vor der Debatte vorgelesen werden, so daß jeder sie nachschreiben kann. Der Antrag von Fischer wird von großer Majorität unterstützt.

Präsident: Ob diese Angelegenheit dem Ausschuß der Geschäftsordnung zu überweisen oder gleich zu berathen sei?

Die Versammlung beschließt die sofortige Berathung. Dürre Debatte, auf deren sofortige Vornahme man nur gedrungen hat, um die Aufregung zu ertödten.

Es spricht Wiegard, sodann Arntz (München). Sturm von Außen: Das Volk sucht einzudringen. Getobe, Geschrei. Die Volksvertreter springen von ihren Plätzen. Die Gallerien toben. Der Präsident schafft Ruhe unter den Abgeordneten. Arntz spricht unter Störungen weiter Die Zuhörer springen an die Fenster.

Blum: Herunter von den Fenstern, keine Kommödie hier!

Es werden angenommen drei Anträge:

1. Um 3/4 9 sollen die Einschreibungen zu den Reden vorgenommen werden. 2. Die Anmeldungen zu den Reden sollen persönlich und mündlich geschehen. 3. (Zusatz zur Geschäftsordnung.) Die Liste der Redner ist vor der Debatte vorzulesen, so daß sie von den Abgeordneten nachgeschrieben werden kann.

Marek beantragt, zum Schutz der deutschen Brüder in Ungarn soll die National-Versammlung das Schleunigste thun.

Dringlichkeit verworfen.

Eisenmann nimmt die Angelegenheit der Ungarn auf. Der Ausschuß soll den Antrag von Mareck schleunigst vornehmen

Wesendonk beantragt: In Erwägung der Unausführbarkeit des Beschlusses vom 16. September, soll die National-Versammlung eine authentische Interpretation geben, wie dieser Beschluß auszuführen sei.

Dringlichkeit verworfen.

Riesser beantragt etwas über die militairischen Maßregeln.

Dringlichkeit verworfen.

Gassen aus Oesterreich zeigt seinen Austritt an.

Tagesordnung: Artikel IV. § 17 der Grundrechte.

§ 17 lautet: Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei!

Nach Schoders Antrag frägt der Präsident, ob auf die Diskussion über den § 17 verzichtet werden soll?

Mehr als 100 Mitglieder sind für die Diskussion. Dieselbe beginnt also und zwar zuvorderst über den ganzen Artikel. [Die Bänke sind fast ganz leer; alle Theilnahme nach außen gezogen].

Paur aus Neisse: Es gibt Leute, die die Schule als eine Abrichtungs-Anstalt betrachten. Die Schule soll aber nicht abrichten, weder für die Kirche noch für etwas Anderes. Spricht für seine Anträge, deren er selbst eine Menge selbstständige gemacht hat.

Nach ihm spricht Eisenmann: [Natürlich kümmert sich kein Mensch um die Debatte]. Die Schule sei von der Herrschaft der Geistlichen zu emanzipiren; sie muß unter dem Schutz des Staates bleiben.

Dewes aus Losheim in Preußen: Die Ausbildung der Lehrer, die den Geistlichen ganz überlassen war, die Ueberwachung derselben durch die Geistlichkeit machte eine freie Lehre unmöglich. Die katholische Geistlichkeit scheint zu glauben, daß Menschen, die keine Kinder haben, zur Erziehung derselben geeigneter sind, als solche die deren haben, und denen also die Pflichten der Erziehung weit mehr am Herzen liegen müssen. [Rechts: zur Sache.] Ich bin ganz bei der Sache. Die Lehre muß frei sei. Wer gegen die Freiheit in einem Sinne ist, ist in jedem Sinne gegen sie. [Rechts: Oho!] Die Schule muß von der Kirche vollständig getrennt sein. Ueber die Jesuitenfurcht ist hier oft gesprochen worden. Auch ich theile dieselbe. Sprechen Sie aber die Trennung der Schule von der Kirche aus, so werden Sie den Schülern das Loyola, den Boden unter den Füßen wegnehmen. Sprechen Sie die Trennung aus, dann werden wir reformiren statt zu revolutioniren. [Bravo].

Tellkampf, Professor aus Breslau: Vor der Kirche wird die Trommel gerührt, ob zum Generalmarsch, ob um die Aufruhrgesetze zu verlesen, weiß ich nicht. [Geschrei; Toben vor der Kirche].

Vischer aus Tübingen: Auf der rechten Seite sitzen 7 Mitglieder. Vincke, Lichnowsky und Schwerin haben sich salvirt wie es scheint. [Man hört aufs Neue die Trommel rühren.] Die Schule ist die Tochter der Kirche, aber die Mutter hat die Tochter stets tyrannisch zurückgehalten in der Kindheit.

Vischer vergleicht die Armuth und Elendigkeit der Volksschullehrer, die den erhabensten Beruf haben, mit der Schwelgerei der Geistlichkeit. [Lauter Beifall. Man hört die Trommel rühren].

Man verlangt den Schluß der allgemeinen Debatte.

Präsident: Man soll noch Geistliche hören.

Moritz Mohl: Man solle noch Redner von jeder Partei hören.

Rösler: Man soll dieser wichtigen Angelegenheit längere Diskussion nicht versagen. Schluß verworfen.

Schierenberg. (Gymnasialrektor aus Detmold.) Ganz unbedeutend über das 2. Minoritätsgutachten; ‒ schließt sich den Separatanträgen von Pauer aus Neiße an.

Kaulert: (Schlesien.) spricht bei gänzlicher Theilnahmlosigkeit füs das selbe Minoritätserachten. ‒ Liest seine Rede mühsam ab. (Nicht lesen!)

Rösler vom Platz mit der Geschäftsordnung in der Hand: nach der Geschäftsordnung darf kein Vortrag verlesen werden. (Rechts: oh!) Der Redner geht ab ‒

Rossmäsler Prof. aus Tharand: Es ist ein Uhr. Die Herren Vertreter halten geduldig aus, während draußen das Volk stürmt. ‒ Woher dieser Muth? ‒ Die Paulskirche ist sehr sicher.

Der Redner spricht über die erbärmliche Lage der Volksschullehrer. ‒ (Die Gallerie ruft Schluß!)

Präsident. Der Betreffende soll herausgeworfen werden ‒ (links: Man hat unten Schluß gerufen. ‒

Der Redner spricht für völlige Trennung der Schule von der Kirche; erwähnt aber doch der Gefahren, die daraus hervorgehen. ‒

von Ketteler, katholischer Geistlicher aus Münster. Der Vorredner hat viel von einer im Dunkeln schleichenden Partei gesprochen, und sich dabei auf Zeitungen berufen. Ich überlasse dies der Beurtheilung. Ich mache sie aufmerksam auf die Adressen ‒ für die der andern deutschen Länder kann ich nicht einstehen, aber aus dem Münsterlande, das versichere ich Sie, hat sich der reine katholische Geist der Bevölkerung in denselben (nehmlich für Nichttrennung der Schule vom Staat) ausgesprochen! (Rechts bravo!)

Trennen Sie die katholische Schule von der Kirche, so rufen Sie einen Kampf auf Leben und Tod hervor. (Links: Tumult! hört!!)

Der Redner unterstützt den Antrag von Tellkampf.

Präsident: Eingabe an die National-Versammlung. Die Beschlüsse der Volksversammlung von 20,000 Menschen, von der ich ihnen gestern schrieb, werden der Versammlung mitgetheilt. Man erklärt die 258 der Majorität für Verräther am Vaterlande. (Rechts: Die Unterschriften!) Die 12 Unterschriften werden gelesen: Schütz aus Mainz u. a. Als Metternichs Name gelesen wird, allgemeines Aha! Sonst tiefe Stille. Die Eingabe geht an den Petitionsausschuß.

Antrag. Zwei Abgeordnete, die Eintritt in die Paulskirche verlangten, sind von Soldaten malträtirt und trotz ihrer Beglaubigungen von dem Oesterreichischen Lieutenant Nitsche mit Arretirung bedroht worden; sie verlangen deshalb vom Kriegsminister Abzug des Militairs (rechts: Ah!) und Sicherstellung der Abgeordneten.

Geht an den Kriegsminister.

Urlaubsgesuche und Beurlaubungen werden vom Vizepräsidenten verlesen.

Schluß der Sitzung 2 Uhr.

!!! Frankfurt, 18. Sept. 11 Uhr früh.

Eben komme ich von einem Gange zur Post zurück. Alle Straßen in der Nähe der Paulskirche sind von militärischen Cordons durchzogen. ‒ Die Aufregung der Stadt ist bedeutend. ‒ Man ist aufgebracht gegen den Senat von Frankfurt, der das fremde Militär hergeladen. ‒ Auch baiersche Cavallerie kommt eben an. ‒ Die Börse vis-à-vis der Kirche ist mit Soldaten gefüllt, um die militärischen Evolutionen zu erleichtern. Bei dem Sturm auf die Kirche sollen drei Bürger von den Preußen verwundet sein. ‒ Alle Meßbuden, alle Läden in der Nähe der Kirche sind geschlossen. ‒ Das Volk wogt durch die Straßen, großentheils bewaffnet. Die Sachsenhäuser mit Büchsen und Knüppeln ziehen Arm in Arm bei den Preußen vorüber. ‒ Man baut Barrikaden. Eine ist schon genommen. ‒ Verwundungen fallen vor. ‒ Der Platz um die Paulskirche ist ganz menschenleer. Niemand darf herein und heraus ‒ Eine Barrikade an der Börse, aber eine sehr dürftige, ist im Sturm vom Militär genommen. ‒ Man befürchtet, daß es sehr bald zum Schießen kommt.

An den Thoren stehen die Hanauer Bürger; es wird wohl gegen Abend Zuzug von der Umgegend ankommen. Die Aufregung steigt bedeutend. Die Stadt ist fast durchgängig barrikadirt. Etwa 20 Personen sind durch einen Bajonnet-Angriff der Preußen verwundet. Auf der Schnurgasse eine Barrikade an der anderen. Nachrichten bis 1 Uhr Mittag.

Als ich um 2 Uhr aus der Sitzung nach Hause ging, war in den Straßen ziemliche Stille. ‒ Vor der Nacht wird nichts passiren. Die Militäraufstellungen sind zu imposant. Was Nachts passirt, weiß man nicht. Die Hanauer haben das Zeughaus in Hanau geleert, und ziehen hieher. Die Hanauer Eisenbahn (höre ich) befördert keine Passagiere. ‒ Dieser Brief geht um 2 1/2 Uhr zur Post.

!!! Frankfurt, 18. Sept. 3/4 3 Uhr.

Die Sache wird sehr ernst, in der Dönngesgasse ist eben eine Barrikade mit Sturm genommen. Die Oestreicher (ein czechisches Regiment) haben zuerst geschossen! Aus den Fenstern wird geschossen. Reisewagen mit der hohen Aristokratie und Bourgeoisie verlassen die Stadt. Verwundungen. 3 Uhr. Zwei östreichische Offiziere sind aus den Fenstern getroffen, ob erschossen, weiß ich nicht. Soeben rücken wieder 1000 Mann Preußen (1 Bataillon des 35. Regiments) unter klingendem Spiel ein. Alle Läden der Stadt geschlossen. Soeben geht eine Deputation (etwa 30 Mann der äußersten Linken) zum Reichsverweser, um Entfernung des Militärs zu verlangen. Am Friedberger Thor ist eine ungeheure Barrikade und das Hauptquartier des Volkes. Soeben 1/4 stundenlanges heftiges Feuer gegen eine Barrikade oberhalb der Zeile. Verwundete Preußen werden in den russischen Hof getragen. Die Hanauer Turner ziehen bewaffnet an. Ich schreibe unter fortwährendem heftigem Feuer im Postgebäude stehend. Das Volk hat den Oestreichern zum Theil die Waffen entrissen und gebraucht dieselben.

Man spricht von wenigstens 50 Barrikaden. Fortwährend rückt Militär an. ‒ Dazu ist es aus Schleswig-Holstein zurückgezogen worden!

1/2 8 Uhr. Bis Abend werden die Truppen auf 10,000 Mann stark sein.

Soeben kommt die äußerste Linke vom Reichsverweser zurück. ‒ Johann hat dem Kriegsminister Befehl ertheilt, den Kampf zu sistiren, die Truppen zurückzuziehen. ‒ Man geht zum Kriegsminister. In wiefern es möglich sein wird, diesen Befehl zu exekutiren, frägt sich. ‒ Ich sende dies erste Resultat um 3/4 5 Uhr zur Post.

!!! Frankfurt, 18. Sept., 5 1/4 Uhr.

Es ist eine Waffenruhe bis halb 6 Uhr geschlossen. Der Reichsverweser wollte die

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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 107 der Neuen Rheinischen Zeitung. </titlePart>
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          <docDate>Mittwoch, 20. September 1848.</docDate>
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        <head>Deutschland.</head>
        <div xml:id="ar107b_001" type="jArticle">
          <head><bibl><author>19</author></bibl> Köln, 19. Septbr.</head>
          <p>&#x201E;Die Frankfurter Versammlung hat durch ihren Beschluß v. 16. sich selbst und der von ihr       geschaffenen Centralgewalt das Todesurtheil gesprochen.&#x201C;</p>
          <p>Seit diese Worte unseres heutigen Leitartikels geschrieben wurden, hat sie die That       bestätigt: das Volk von Frankfurt hat sie mit seinem Blute besiegelt.</p>
          <p>Am 15. wagte Hr. Jordan von Marburg die Behauptung, daß die Stimme der Versammlung und ihrer       Majorität die Stimme des Volkes sei. Das Volk hat ihm mit Barrikaden und den Sturmglocken der       ganzen Umgebung von Frankfurt geantwortet.</p>
          <p>Was waren die Proklamationen des Volkes über die projektirte Centralgewalt, die Beibehaltung       des Adels, das &#x201E;Aufgehen Deutschlands in Preußen&#x201C; bei dem dänischen Waffenstillstand? Hat ein       Einziger von dieser ehrenwerthen Majorität auf die Mißtrauensvota und Abberufungs-Adressen       sein Mandat niedergelegt? Aber &#x2012; &#x201E;die Stimme der Versammlung ist die Stimme des Volks&#x201C;, und       das vergossene Blut mag diesen ehrenhaften Vertretern zur Rechnung geschrieben werden!</p>
          <p>Lichnowsky von wüthenden Haufen zerrissen, Auerswald mit Knütteln und Stöcken erschlagen, &#x2012;       wer will noch läugnen, daß die Barrikaden der Frankfurter Arbeiter, die Lynchjustiz der zur       Hülfe herbeigeeilten Bauern ein respektabler Ausdruck des &#x201E;Volkswillens&#x201C; sind?</p>
          <p>Auch unsere Verheißungen von dem &#x201E;Muth unserer linken Bekannten&#x201C; sind durch die That       gerechtfertigt. Was hat diese parlamentarische Linke, diese mit Fäusten bedrohte Minorität zu       ihrer Ehre, zu der Ehre des von ihr vertretenen Volkes gethan? Sie wußte das Volk durch Reden       in Volksversammlungen, durch hochtrabende renommistische Debatten zur Revolution zu       provoziren, um es in der Stunde der Gefahr mit ihrer deutschen Feigheit desto sicherer zu       verrathen. Zwanzig Mitglieder von den 237 der Minorität erfüllten ihre Pflicht! Das Volk wird       lernen, zwischen diesen parlamentarischen Parteien keinen Unterschied mehr zu machen.</p>
          <p>Noch ist der Kampf nicht beendigt. Wenn das Volk siegt, so ist nicht sowohl eine neue       Versammlung, als vielmehr die Vernichtung der volksverrätherischen Beschlüsse der alten, der       vollständige Bruch mit der ganzen Vergangenheit seine erste Errungenschaft. Wird es       unterliegen, so ist die Revolution vertagt, und die Ereignisse, die in Frankreich sich       vorbereiten, werden auch in Deutschland einen neuen Ausbruch herbeiführen, vor dem die       traditionellen Gewalten der Vergangenheit eben so wie die aus der sogenannten Märzrevolution       hervorgeschossenen politischen Pilze wie Spreu zerstieben werden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar107b_002_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Der Aufstand in Frankfurt. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 727.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Köln, 19. Sept., Abends 7 Uhr.</head>
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          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 18. Septbr.</head>
          <p>Die Volksversammlung auf der Pfingstweide hat gestern um 3 Uhr stattgefunden. Gebildet aus       Frankfurtern, Hanauern, Mainzern, Höchstern und Bürgern von noch ungefähr 20 andern       Ortschaften, belief sich ihre Anzahl auf 15,000. &#x2012; Das hiesige Montagskränzchen stellte zuerst       den Antrag auf eine Adresse an die Nationalversammlung. &#x2012; Dieser wird unter einem Sturm von       Mißfallen verworfen. &#x2012; Der demokratisch-republikanische Verein von Frankfurt stellt einen       Antrag auf Proklamation an das deutsche Volk: &#x201E;Seine falschen Vertreter zurückzurufen.&#x201C; &#x2012;       Ebenfalls verworfen! &#x2012; Zitz aus Mainz, Abgeordneter, mahnt ab von allen Adressen &#x2012; die Zeit       der Frakturschrift sei gekommen. (Beifall.) Schütz aus Mainz stellt den Antrag: &#x201E;Die Linke zum       Austritt aus der Versammlung aufzufordern, und ihr für diesen Fall Schutz und Beifall des       deutschen Volks zu sichern.&#x201C; &#x2012; Schlöffel, Abgeordneter, in einer Rede, die mit Enthusiasmus       begrüßt wird, spricht sich ebendahin aus. &#x2012; Brun aus Holstein, ruft auf zu Barrikaden. &#x2012;       Wesendonk spricht in dem Sinne von Schlöffel unter Jubelruf. &#x2012; Der Antrag von Schütz wird       angenommen. &#x2012; Ein Antrag von Krug: &#x201E;Die 258 Mitglieder der Majorität, welche am 16. Sept. für       Annahme des Waffenstillstandes gestimmt, <hi rendition="#g">für Verräther des Vaterlands</hi> zu erklären, wird unter Jubelsturm <hi rendition="#g">angenommen.</hi> Hierzu ein Zusatz von       Metternich aus Mainz, &#x201E;diese Erklärung den 258 in der Paulskirche durch eine Deputation       persönlich zu verkündigen &#x2012; <hi rendition="#g">angenommen.</hi> &#x2012; Die Volksversammlung geht       auseinander in tiefster Ruhe und Ordnung.</p>
          <p>Es treten zusammen die Vorstände aller Vereine von Frankfurt und der Umgegend, welche sich       an der Versammlung betheiligt, um nach Auftrag derselben die drei gefaßten Beschlüsse       auszuführen. Man wählt aus diesen Vorständen 15 Mitglieder, welche damit beauftragt werden.       Diese begeben sich unter Begleitung zahlloser Volksmassen in den Deutschen Hof zu der dort       versammelten Linken. Vogt präsidirt daselbst. Nur 19 Mitglieder von der <hi rendition="#g">äußersten</hi> Linken (Vogt <hi rendition="#g">nicht</hi>) und ein Mitglied der Linken       (Zimmermann aus Spandau) erklären sich bereit zum Austritt. Man beschließt ferner, in der       Nationalversammlung von morgen (also heute) einen Antrag auf neue Wahlen zu stellen. Das Volk       vernimmt dies Resultat in tiefster Stille und äußerster Mißbilligung. Dieselbe Deputation von       15 Mitgliedern der demokratischen Vereine wird den zweiten Beschluß der Volksversammlung heute       der Nationalversammlung mittheilen. Man beschließt ferner eine zweite Volksversammlung auf       heute Montag. Die Nacht bleibt ruhig. Während derselben rücken Preußen und Oestreicher aus       Mainz in die Stadt (an Zahl etwa 2000 bis 3000 Mann). Sie umstellen die Paulskirche in dichtem       Kreise. Das Volk drängt sich in Schaaren herbei. Man starrt sich ruhig an. Die Kirche füllt       sich. Die Vertreter in äußerster Aufregung unterhalten sich in Gruppen. Die Gallerien sind       gedrängt voll. Man harrt der Dinge die kommen sollen.</p>
          <p>&#x2012; Sitzung der National-Versammlung. Montag 18. Sept.:</p>
          <p>Die Bänke der Vertreter sind sehr leer. &#x2012; Radowitz ist wieder da und demonstrirt eifrig den       Seinen die Neuigkeiten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schaffrath:</hi> es soll im Protokoll bemerkt werden die Aeußerung des       Präsidenten: &#x201E;ich lasse mir das Recht mit zu diskutiren und zu urtheilen nicht nehmen.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Präs.:</hi> soll bemerkt werden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Blum</hi> reklamirt gegen das Protokoll.</p>
          <p>1) seine Aeußerung: daß man gegen allen parlamentarischen Brauch des Hauses zur Abstimmung       über 2 Punkte eines Antrages zugleich schreite, ist nicht mit ins Protokoll genommen.</p>
          <p>2) die Ursache der zweiten Abstimmung, daß Nichtmitglieder der National-Versammlung (z. B       Herzog von Augustenburg) in derselben gewesen, und mit gestimmt, ist nicht zu Protokoll       genommen.</p>
          <p>(Gallerien donnerndes Bravo)</p>
          <p><hi rendition="#g">Präs.:</hi> Wenn die Gallerien nicht ruhig, werden sie gleich       geräumt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Wiegard:</hi> Widerspruch gegen diese Drohung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präs.:</hi> Hr. Wiegard ich werde die Ruhe selbst aufrecht zu erhalten       wissen. (Lauter Tumult auf den Gallerien).</p>
          <p><hi rendition="#g">Soiron:</hi> Die Reklamationen werden alle zu Protokoll genommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Berger:</hi> verlangt in's Protokoll aufzunehmen, daß Gagern erst als       Heckscher sprach an Soiron das Präsidium übergeben, und dann selbst mitgestimmt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präs.:</hi> soll geschehen. Aber mein Motiv dazu war, daß ich selbst       sprechen wollte.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präs.:</hi> Nachdem Hermann das Mandat zur Bildung eines Ministeriums       niedergelegt, hat das <hi rendition="#g">alte</hi> Ministerium beschlossen zu bleiben, und bis       zur Bildung eines neuen Ministeriums alle Geschäfte mit voller Verantwortlichkeit zu       übernehmen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Blumroder</hi> tritt aus. <hi rendition="#g">v. Lindenau</hi> tritt       aus.</p>
          <p><hi rendition="#g">Berger</hi> interpellirt den Kriegsminister, warum Preußen und       Oestreicher die Kirche umgeben, und in Bockenheim eine Batterie aufgestellt ist.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schmerling</hi> hätte auch ohne Interpellation dies erklärt; die Vorfälle       von vorgestern Abend (Tumult vor der Kirche) und die Volksversammlung haben den Frankfurter       Senat veranlaßt, militärische Hülfe beim Reichsverweser zu requiriren. &#x2012; Sie sind lediglich       zum Schutz der National-Versammlung vom Senat herbeigerufen. &#x2012; Das Ministerium hat sich       einstimmig verpflichtet erachtet, als seine heiligste Pflicht [furchtbarer Tumult vor der       Kirche] angesehen, die Vertreter des Volkes zu schützen. &#x2012; [Rechts Bravo!] Jeder Angriff auf       die National-Versammlung ist Hochverrath!</p>
          <p><hi rendition="#g">Riedel</hi> von Hanau. Antrag: Da sich Zweifel erheben, daß die       National-Versammlung noch das Vertrauen des Volks besitzt, und in Erwägung vieler andern       Punkte beschließt die National-Versammlung: es sind neue Wahlen, spätestens bis zum 16.       Oktober vorzunehmen, nach dem Wahlmodus des Vorparlaments, und die Gewählten sollen sogleich       einberufen werden. [Die äußerste Linke unterstützt diesen Antrag]. Der Antrag wird als nicht       dringlich bei Seite gelegt.</p>
          <p>2ter dringlicher Antrag von der äußersten Linken: Die Besatzung der Paulskirche sogleich       zurückzuziehen, und bis dahin die Sitzung zu sistiren. Auch nicht dringlich anerkannt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marek</hi> verlangt das Wort über eine Verletzung des § 36 der       Geschäftsordnung durch den Präsidenten. (Ueber die Reihenfolge der Reden).</p>
          <p><hi rendition="#g">Präs:</hi> dieser Vorwurf sei faktisch unrichtig.</p>
          <p><hi rendition="#g">Arndt</hi> plaudert kindischen Unsinn, nimmt den Präsidenten in Schutz.       (Schluß! herunter!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Schwarzenberg</hi> findet es unpassend, wie der Präsident gethan, den       verschiedenen Parteien je einen Redner zu gestatten. Was sollen die Redner thun, die keiner       Partei angehören wollen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Vogt</hi> spricht über die Unregelmäßigkeit der Einschreibungen und       Ordnung der Redner. (Rechts Bravo!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Präs:</hi> der Sekretär wird von jetzt an 1 Stunde vor der Sitzung die       Einschreibungen vornehmen. (Geschrei vor der Kirche.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Biedermann</hi> unterstützt den Präsidenten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Vischer</hi> (Tübingen.) Die Liste der Redner muß vor der Debatte       vorgelesen werden, so daß jeder sie nachschreiben kann. Der Antrag von Fischer wird von großer       Majorität unterstützt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Ob diese Angelegenheit dem Ausschuß der Geschäftsordnung       zu überweisen oder gleich zu berathen sei?</p>
          <p>Die Versammlung beschließt die sofortige Berathung. Dürre Debatte, auf deren sofortige       Vornahme man nur gedrungen hat, um die Aufregung zu ertödten.</p>
          <p>Es spricht Wiegard, sodann Arntz (München). Sturm von Außen: Das Volk sucht einzudringen.       Getobe, Geschrei. Die Volksvertreter springen von ihren Plätzen. Die Gallerien toben. Der       Präsident schafft Ruhe unter den Abgeordneten. Arntz spricht unter Störungen weiter Die       Zuhörer springen an die Fenster.</p>
          <p><hi rendition="#g">Blum:</hi> Herunter von den Fenstern, keine Kommödie hier!</p>
          <p>Es werden angenommen drei Anträge:</p>
          <p>1. Um 3/4 9 sollen die Einschreibungen zu den Reden vorgenommen werden. 2. Die Anmeldungen       zu den Reden sollen persönlich und mündlich geschehen. 3. (Zusatz zur Geschäftsordnung.) Die       Liste der Redner ist vor der Debatte vorzulesen, so daß sie von den Abgeordneten       nachgeschrieben werden kann.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marek</hi> beantragt, zum Schutz der deutschen Brüder in Ungarn soll die       National-Versammlung das Schleunigste thun.</p>
          <p>Dringlichkeit verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Eisenmann</hi> nimmt die Angelegenheit der Ungarn auf. Der Ausschuß soll       den Antrag von Mareck schleunigst vornehmen</p>
          <p><hi rendition="#g">Wesendonk</hi> beantragt: In Erwägung der Unausführbarkeit des       Beschlusses vom 16. September, soll die National-Versammlung eine authentische Interpretation       geben, wie dieser Beschluß auszuführen sei.</p>
          <p>Dringlichkeit verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Riesser</hi> beantragt etwas über die militairischen Maßregeln.</p>
          <p>Dringlichkeit verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Gassen</hi> aus Oesterreich zeigt seinen Austritt an.</p>
          <p>Tagesordnung: Artikel IV. § 17 der Grundrechte.</p>
          <p>§ 17 lautet: Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei!</p>
          <p>Nach Schoders Antrag frägt der Präsident, ob auf die Diskussion über den § 17 verzichtet       werden soll?</p>
          <p>Mehr als 100 Mitglieder sind für die Diskussion. Dieselbe beginnt also und zwar zuvorderst       über den ganzen Artikel. [Die Bänke sind fast ganz leer; alle Theilnahme nach außen       gezogen].</p>
          <p><hi rendition="#g">Paur</hi> aus Neisse: Es gibt Leute, die die Schule als eine       Abrichtungs-Anstalt betrachten. Die Schule soll aber nicht abrichten, weder für die Kirche       noch für etwas Anderes. Spricht für seine Anträge, deren er selbst eine Menge selbstständige       gemacht hat.</p>
          <p>Nach ihm spricht <hi rendition="#g">Eisenmann:</hi> [Natürlich kümmert sich kein Mensch um       die Debatte]. Die Schule sei von der Herrschaft der Geistlichen zu emanzipiren; sie muß unter       dem Schutz des Staates bleiben.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dewes</hi> aus Losheim in Preußen: Die Ausbildung der Lehrer, die den       Geistlichen ganz überlassen war, die Ueberwachung derselben durch die Geistlichkeit machte       eine freie Lehre unmöglich. Die katholische Geistlichkeit scheint zu glauben, daß Menschen,       die keine Kinder haben, zur Erziehung derselben geeigneter sind, als solche die deren haben,       und denen also die Pflichten der Erziehung weit mehr am Herzen liegen müssen. [Rechts: zur       Sache.] Ich bin ganz bei der Sache. Die Lehre muß frei sei. Wer gegen die Freiheit in einem       Sinne ist, ist in jedem Sinne gegen sie. [Rechts: Oho!] Die Schule muß von der Kirche       vollständig getrennt sein. Ueber die Jesuitenfurcht ist hier oft gesprochen worden. Auch ich       theile dieselbe. Sprechen Sie aber die Trennung der Schule von der Kirche aus, so werden Sie       den Schülern das Loyola, den Boden unter den Füßen wegnehmen. Sprechen Sie die Trennung aus,       dann werden wir reformiren statt zu revolutioniren. [Bravo].</p>
          <p><hi rendition="#g">Tellkampf,</hi> Professor aus Breslau: Vor der Kirche wird die Trommel       gerührt, ob zum Generalmarsch, ob um die Aufruhrgesetze zu verlesen, weiß ich nicht.       [Geschrei; Toben vor der Kirche].</p>
          <p><hi rendition="#g">Vischer</hi> aus Tübingen: Auf der rechten Seite sitzen 7 Mitglieder.       Vincke, Lichnowsky und Schwerin haben sich salvirt wie es scheint. [Man hört aufs Neue die       Trommel rühren.] Die Schule ist die Tochter der Kirche, aber die Mutter hat die Tochter stets       tyrannisch zurückgehalten in der Kindheit.</p>
          <p>Vischer vergleicht die Armuth und Elendigkeit der Volksschullehrer, die den erhabensten       Beruf haben, mit der Schwelgerei der Geistlichkeit. [Lauter Beifall. Man hört die Trommel       rühren].</p>
          <p>Man verlangt den Schluß der allgemeinen Debatte.</p>
          <p>Präsident: Man soll noch Geistliche hören.</p>
          <p><hi rendition="#g">Moritz Mohl:</hi> Man solle noch Redner von jeder Partei hören.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rösler:</hi> Man soll dieser wichtigen Angelegenheit längere Diskussion       nicht versagen. Schluß verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schierenberg.</hi> (Gymnasialrektor aus Detmold.) Ganz unbedeutend über       das 2. Minoritätsgutachten; &#x2012; schließt sich den Separatanträgen von Pauer aus Neiße an.</p>
          <p><hi rendition="#g">Kaulert:</hi> (Schlesien.) spricht bei gänzlicher Theilnahmlosigkeit füs       das selbe Minoritätserachten. &#x2012; Liest seine Rede mühsam ab. (Nicht lesen!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Rösler</hi> vom Platz mit der Geschäftsordnung in der Hand: nach der       Geschäftsordnung darf kein Vortrag verlesen werden. (Rechts: oh!) Der Redner geht ab &#x2012;</p>
          <p><hi rendition="#g">Rossmäsler</hi> Prof. aus Tharand: Es ist ein Uhr. Die Herren Vertreter       halten geduldig aus, während draußen das Volk stürmt. &#x2012; Woher dieser Muth? &#x2012; Die Paulskirche       ist sehr sicher.</p>
          <p>Der Redner spricht über die erbärmliche Lage der Volksschullehrer. &#x2012; (Die Gallerie ruft       Schluß!)</p>
          <p>Präsident. Der Betreffende soll herausgeworfen werden &#x2012; (links: Man hat unten Schluß       gerufen. &#x2012;</p>
          <p>Der Redner spricht für völlige Trennung der Schule von der Kirche; erwähnt aber doch der       Gefahren, die daraus hervorgehen. &#x2012;</p>
          <p><hi rendition="#g">von Ketteler,</hi> katholischer Geistlicher aus Münster. Der Vorredner       hat viel von einer im Dunkeln schleichenden Partei gesprochen, und sich dabei auf Zeitungen       berufen. Ich überlasse dies der Beurtheilung. Ich mache sie aufmerksam auf die Adressen &#x2012; für       die der andern deutschen Länder kann ich nicht einstehen, aber aus dem Münsterlande, das       versichere ich Sie, hat sich der reine katholische Geist der Bevölkerung in denselben       (nehmlich für Nichttrennung der Schule vom Staat) ausgesprochen! (Rechts bravo!)</p>
          <p>Trennen Sie die katholische Schule von der Kirche, so rufen Sie einen Kampf auf Leben und       Tod hervor. (Links: Tumult! hört!!)</p>
          <p>Der Redner unterstützt den Antrag von Tellkampf.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Eingabe an die National-Versammlung. Die Beschlüsse der       Volksversammlung von 20,000 Menschen, von der ich ihnen gestern schrieb, werden der       Versammlung mitgetheilt. Man erklärt die 258 der Majorität für Verräther am Vaterlande.       (Rechts: Die Unterschriften!) Die 12 Unterschriften werden gelesen: Schütz aus Mainz u. a. Als       Metternichs Name gelesen wird, allgemeines Aha! Sonst tiefe Stille. Die Eingabe geht an den       Petitionsausschuß.</p>
          <p>Antrag. Zwei Abgeordnete, die Eintritt in die Paulskirche verlangten, sind von Soldaten       malträtirt und trotz ihrer Beglaubigungen von dem Oesterreichischen Lieutenant Nitsche mit       Arretirung bedroht worden; sie verlangen deshalb vom Kriegsminister Abzug des Militairs       (rechts: Ah!) und Sicherstellung der Abgeordneten.</p>
          <p>Geht an den Kriegsminister.</p>
          <p>Urlaubsgesuche und Beurlaubungen werden vom Vizepräsidenten verlesen.</p>
          <p>Schluß der Sitzung 2 Uhr.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar107b_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 18. Sept. 11 Uhr früh.</head>
          <p>Eben komme ich von einem Gange zur Post zurück. Alle Straßen in der Nähe der Paulskirche       sind von militärischen Cordons durchzogen. &#x2012; Die Aufregung der Stadt ist bedeutend. &#x2012; Man ist       aufgebracht gegen den Senat von Frankfurt, der das fremde Militär hergeladen. &#x2012; Auch baiersche       Cavallerie kommt eben an. &#x2012; Die Börse vis-à-vis der Kirche ist mit Soldaten gefüllt, um die       militärischen Evolutionen zu erleichtern. Bei dem Sturm auf die Kirche sollen drei Bürger von       den Preußen verwundet sein. &#x2012; Alle Meßbuden, alle Läden in der Nähe der Kirche sind       geschlossen. &#x2012; Das Volk wogt durch die Straßen, großentheils bewaffnet. Die Sachsenhäuser mit       Büchsen und Knüppeln ziehen Arm in Arm bei den Preußen vorüber. &#x2012; Man baut Barrikaden. Eine       ist schon genommen. &#x2012; Verwundungen fallen vor. &#x2012; Der Platz um die Paulskirche ist ganz       menschenleer. Niemand darf herein und heraus &#x2012; Eine Barrikade an der Börse, aber eine sehr       dürftige, ist im Sturm vom Militär genommen. &#x2012; Man befürchtet, daß es sehr bald zum Schießen       kommt.</p>
          <p>An den Thoren stehen die Hanauer Bürger; es wird wohl gegen Abend Zuzug von der Umgegend       ankommen. Die Aufregung steigt bedeutend. Die Stadt ist fast durchgängig barrikadirt. Etwa 20       Personen sind durch einen Bajonnet-Angriff der Preußen verwundet. Auf der Schnurgasse eine       Barrikade an der anderen. Nachrichten bis 1 Uhr Mittag.</p>
          <p>Als ich um 2 Uhr aus der Sitzung nach Hause ging, war in den Straßen ziemliche Stille. &#x2012; Vor       der Nacht wird nichts passiren. Die Militäraufstellungen sind zu imposant. Was Nachts passirt,       weiß man nicht. Die Hanauer haben das Zeughaus in Hanau geleert, und ziehen hieher. Die       Hanauer Eisenbahn (höre ich) befördert keine Passagiere. &#x2012; Dieser Brief geht um 2 1/2 Uhr zur       Post.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar107b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 18. Sept. 3/4 3 Uhr.</head>
          <p>Die Sache wird sehr ernst, in der Dönngesgasse ist eben eine Barrikade mit Sturm genommen.       Die Oestreicher (ein czechisches Regiment) haben zuerst geschossen! Aus den Fenstern wird       geschossen. Reisewagen mit der hohen Aristokratie und Bourgeoisie verlassen die Stadt.       Verwundungen. 3 Uhr. Zwei östreichische Offiziere sind aus den Fenstern getroffen, ob       erschossen, weiß ich nicht. Soeben rücken wieder 1000 Mann Preußen (1 Bataillon des 35.       Regiments) unter klingendem Spiel ein. Alle Läden der Stadt geschlossen. Soeben geht eine       Deputation (etwa 30 Mann der äußersten Linken) zum Reichsverweser, um Entfernung des Militärs       zu verlangen. Am Friedberger Thor ist eine ungeheure Barrikade und das Hauptquartier des       Volkes. Soeben 1/4 stundenlanges heftiges Feuer gegen eine Barrikade oberhalb der Zeile.       Verwundete Preußen werden in den russischen Hof getragen. Die Hanauer Turner ziehen bewaffnet       an. Ich schreibe unter fortwährendem heftigem Feuer im Postgebäude stehend. Das Volk hat den       Oestreichern zum Theil die Waffen entrissen und gebraucht dieselben.</p>
          <p>Man spricht von wenigstens 50 Barrikaden. Fortwährend rückt Militär an. &#x2012; Dazu ist es aus       Schleswig-Holstein zurückgezogen worden!</p>
          <p>1/2 8 Uhr. Bis Abend werden die Truppen auf 10,000 Mann stark sein.</p>
          <p><hi rendition="#g">Soeben kommt die äußerste Linke</hi> vom Reichsverweser zurück. &#x2012; Johann       hat dem Kriegsminister Befehl ertheilt, den Kampf zu sistiren, die Truppen zurückzuziehen. &#x2012;       Man geht zum Kriegsminister. In wiefern es möglich sein wird, diesen Befehl zu exekutiren,       frägt sich. &#x2012; Ich sende dies erste Resultat um 3/4 5 Uhr zur Post.</p>
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          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 18. Sept., 5 1/4 Uhr.</head>
          <p>Es ist eine Waffenruhe bis halb 6 Uhr geschlossen. Der Reichsverweser wollte die
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[0535/0001] Beilage zu Nr. 107 der Neuen Rheinischen Zeitung. Mittwoch, 20. September 1848. Deutschland. 19 Köln, 19. Septbr. „Die Frankfurter Versammlung hat durch ihren Beschluß v. 16. sich selbst und der von ihr geschaffenen Centralgewalt das Todesurtheil gesprochen.“ Seit diese Worte unseres heutigen Leitartikels geschrieben wurden, hat sie die That bestätigt: das Volk von Frankfurt hat sie mit seinem Blute besiegelt. Am 15. wagte Hr. Jordan von Marburg die Behauptung, daß die Stimme der Versammlung und ihrer Majorität die Stimme des Volkes sei. Das Volk hat ihm mit Barrikaden und den Sturmglocken der ganzen Umgebung von Frankfurt geantwortet. Was waren die Proklamationen des Volkes über die projektirte Centralgewalt, die Beibehaltung des Adels, das „Aufgehen Deutschlands in Preußen“ bei dem dänischen Waffenstillstand? Hat ein Einziger von dieser ehrenwerthen Majorität auf die Mißtrauensvota und Abberufungs-Adressen sein Mandat niedergelegt? Aber ‒ „die Stimme der Versammlung ist die Stimme des Volks“, und das vergossene Blut mag diesen ehrenhaften Vertretern zur Rechnung geschrieben werden! Lichnowsky von wüthenden Haufen zerrissen, Auerswald mit Knütteln und Stöcken erschlagen, ‒ wer will noch läugnen, daß die Barrikaden der Frankfurter Arbeiter, die Lynchjustiz der zur Hülfe herbeigeeilten Bauern ein respektabler Ausdruck des „Volkswillens“ sind? Auch unsere Verheißungen von dem „Muth unserer linken Bekannten“ sind durch die That gerechtfertigt. Was hat diese parlamentarische Linke, diese mit Fäusten bedrohte Minorität zu ihrer Ehre, zu der Ehre des von ihr vertretenen Volkes gethan? Sie wußte das Volk durch Reden in Volksversammlungen, durch hochtrabende renommistische Debatten zur Revolution zu provoziren, um es in der Stunde der Gefahr mit ihrer deutschen Feigheit desto sicherer zu verrathen. Zwanzig Mitglieder von den 237 der Minorität erfüllten ihre Pflicht! Das Volk wird lernen, zwischen diesen parlamentarischen Parteien keinen Unterschied mehr zu machen. Noch ist der Kampf nicht beendigt. Wenn das Volk siegt, so ist nicht sowohl eine neue Versammlung, als vielmehr die Vernichtung der volksverrätherischen Beschlüsse der alten, der vollständige Bruch mit der ganzen Vergangenheit seine erste Errungenschaft. Wird es unterliegen, so ist die Revolution vertagt, und die Ereignisse, die in Frankreich sich vorbereiten, werden auch in Deutschland einen neuen Ausbruch herbeiführen, vor dem die traditionellen Gewalten der Vergangenheit eben so wie die aus der sogenannten Märzrevolution hervorgeschossenen politischen Pilze wie Spreu zerstieben werden. ** Köln, 19. Sept., Abends 7 Uhr. _ !!! Frankfurt, 18. Septbr. Die Volksversammlung auf der Pfingstweide hat gestern um 3 Uhr stattgefunden. Gebildet aus Frankfurtern, Hanauern, Mainzern, Höchstern und Bürgern von noch ungefähr 20 andern Ortschaften, belief sich ihre Anzahl auf 15,000. ‒ Das hiesige Montagskränzchen stellte zuerst den Antrag auf eine Adresse an die Nationalversammlung. ‒ Dieser wird unter einem Sturm von Mißfallen verworfen. ‒ Der demokratisch-republikanische Verein von Frankfurt stellt einen Antrag auf Proklamation an das deutsche Volk: „Seine falschen Vertreter zurückzurufen.“ ‒ Ebenfalls verworfen! ‒ Zitz aus Mainz, Abgeordneter, mahnt ab von allen Adressen ‒ die Zeit der Frakturschrift sei gekommen. (Beifall.) Schütz aus Mainz stellt den Antrag: „Die Linke zum Austritt aus der Versammlung aufzufordern, und ihr für diesen Fall Schutz und Beifall des deutschen Volks zu sichern.“ ‒ Schlöffel, Abgeordneter, in einer Rede, die mit Enthusiasmus begrüßt wird, spricht sich ebendahin aus. ‒ Brun aus Holstein, ruft auf zu Barrikaden. ‒ Wesendonk spricht in dem Sinne von Schlöffel unter Jubelruf. ‒ Der Antrag von Schütz wird angenommen. ‒ Ein Antrag von Krug: „Die 258 Mitglieder der Majorität, welche am 16. Sept. für Annahme des Waffenstillstandes gestimmt, für Verräther des Vaterlands zu erklären, wird unter Jubelsturm angenommen. Hierzu ein Zusatz von Metternich aus Mainz, „diese Erklärung den 258 in der Paulskirche durch eine Deputation persönlich zu verkündigen ‒ angenommen. ‒ Die Volksversammlung geht auseinander in tiefster Ruhe und Ordnung. Es treten zusammen die Vorstände aller Vereine von Frankfurt und der Umgegend, welche sich an der Versammlung betheiligt, um nach Auftrag derselben die drei gefaßten Beschlüsse auszuführen. Man wählt aus diesen Vorständen 15 Mitglieder, welche damit beauftragt werden. Diese begeben sich unter Begleitung zahlloser Volksmassen in den Deutschen Hof zu der dort versammelten Linken. Vogt präsidirt daselbst. Nur 19 Mitglieder von der äußersten Linken (Vogt nicht) und ein Mitglied der Linken (Zimmermann aus Spandau) erklären sich bereit zum Austritt. Man beschließt ferner, in der Nationalversammlung von morgen (also heute) einen Antrag auf neue Wahlen zu stellen. Das Volk vernimmt dies Resultat in tiefster Stille und äußerster Mißbilligung. Dieselbe Deputation von 15 Mitgliedern der demokratischen Vereine wird den zweiten Beschluß der Volksversammlung heute der Nationalversammlung mittheilen. Man beschließt ferner eine zweite Volksversammlung auf heute Montag. Die Nacht bleibt ruhig. Während derselben rücken Preußen und Oestreicher aus Mainz in die Stadt (an Zahl etwa 2000 bis 3000 Mann). Sie umstellen die Paulskirche in dichtem Kreise. Das Volk drängt sich in Schaaren herbei. Man starrt sich ruhig an. Die Kirche füllt sich. Die Vertreter in äußerster Aufregung unterhalten sich in Gruppen. Die Gallerien sind gedrängt voll. Man harrt der Dinge die kommen sollen. ‒ Sitzung der National-Versammlung. Montag 18. Sept.: Die Bänke der Vertreter sind sehr leer. ‒ Radowitz ist wieder da und demonstrirt eifrig den Seinen die Neuigkeiten. Schaffrath: es soll im Protokoll bemerkt werden die Aeußerung des Präsidenten: „ich lasse mir das Recht mit zu diskutiren und zu urtheilen nicht nehmen.“ Präs.: soll bemerkt werden. Blum reklamirt gegen das Protokoll. 1) seine Aeußerung: daß man gegen allen parlamentarischen Brauch des Hauses zur Abstimmung über 2 Punkte eines Antrages zugleich schreite, ist nicht mit ins Protokoll genommen. 2) die Ursache der zweiten Abstimmung, daß Nichtmitglieder der National-Versammlung (z. B Herzog von Augustenburg) in derselben gewesen, und mit gestimmt, ist nicht zu Protokoll genommen. (Gallerien donnerndes Bravo) Präs.: Wenn die Gallerien nicht ruhig, werden sie gleich geräumt. Wiegard: Widerspruch gegen diese Drohung. Präs.: Hr. Wiegard ich werde die Ruhe selbst aufrecht zu erhalten wissen. (Lauter Tumult auf den Gallerien). Soiron: Die Reklamationen werden alle zu Protokoll genommen. Berger: verlangt in's Protokoll aufzunehmen, daß Gagern erst als Heckscher sprach an Soiron das Präsidium übergeben, und dann selbst mitgestimmt. Präs.: soll geschehen. Aber mein Motiv dazu war, daß ich selbst sprechen wollte. Präs.: Nachdem Hermann das Mandat zur Bildung eines Ministeriums niedergelegt, hat das alte Ministerium beschlossen zu bleiben, und bis zur Bildung eines neuen Ministeriums alle Geschäfte mit voller Verantwortlichkeit zu übernehmen. Blumroder tritt aus. v. Lindenau tritt aus. Berger interpellirt den Kriegsminister, warum Preußen und Oestreicher die Kirche umgeben, und in Bockenheim eine Batterie aufgestellt ist. Schmerling hätte auch ohne Interpellation dies erklärt; die Vorfälle von vorgestern Abend (Tumult vor der Kirche) und die Volksversammlung haben den Frankfurter Senat veranlaßt, militärische Hülfe beim Reichsverweser zu requiriren. ‒ Sie sind lediglich zum Schutz der National-Versammlung vom Senat herbeigerufen. ‒ Das Ministerium hat sich einstimmig verpflichtet erachtet, als seine heiligste Pflicht [furchtbarer Tumult vor der Kirche] angesehen, die Vertreter des Volkes zu schützen. ‒ [Rechts Bravo!] Jeder Angriff auf die National-Versammlung ist Hochverrath! Riedel von Hanau. Antrag: Da sich Zweifel erheben, daß die National-Versammlung noch das Vertrauen des Volks besitzt, und in Erwägung vieler andern Punkte beschließt die National-Versammlung: es sind neue Wahlen, spätestens bis zum 16. Oktober vorzunehmen, nach dem Wahlmodus des Vorparlaments, und die Gewählten sollen sogleich einberufen werden. [Die äußerste Linke unterstützt diesen Antrag]. Der Antrag wird als nicht dringlich bei Seite gelegt. 2ter dringlicher Antrag von der äußersten Linken: Die Besatzung der Paulskirche sogleich zurückzuziehen, und bis dahin die Sitzung zu sistiren. Auch nicht dringlich anerkannt. Marek verlangt das Wort über eine Verletzung des § 36 der Geschäftsordnung durch den Präsidenten. (Ueber die Reihenfolge der Reden). Präs: dieser Vorwurf sei faktisch unrichtig. Arndt plaudert kindischen Unsinn, nimmt den Präsidenten in Schutz. (Schluß! herunter!) Schwarzenberg findet es unpassend, wie der Präsident gethan, den verschiedenen Parteien je einen Redner zu gestatten. Was sollen die Redner thun, die keiner Partei angehören wollen. Vogt spricht über die Unregelmäßigkeit der Einschreibungen und Ordnung der Redner. (Rechts Bravo!) Präs: der Sekretär wird von jetzt an 1 Stunde vor der Sitzung die Einschreibungen vornehmen. (Geschrei vor der Kirche.) Biedermann unterstützt den Präsidenten. Vischer (Tübingen.) Die Liste der Redner muß vor der Debatte vorgelesen werden, so daß jeder sie nachschreiben kann. Der Antrag von Fischer wird von großer Majorität unterstützt. Präsident: Ob diese Angelegenheit dem Ausschuß der Geschäftsordnung zu überweisen oder gleich zu berathen sei? Die Versammlung beschließt die sofortige Berathung. Dürre Debatte, auf deren sofortige Vornahme man nur gedrungen hat, um die Aufregung zu ertödten. Es spricht Wiegard, sodann Arntz (München). Sturm von Außen: Das Volk sucht einzudringen. Getobe, Geschrei. Die Volksvertreter springen von ihren Plätzen. Die Gallerien toben. Der Präsident schafft Ruhe unter den Abgeordneten. Arntz spricht unter Störungen weiter Die Zuhörer springen an die Fenster. Blum: Herunter von den Fenstern, keine Kommödie hier! Es werden angenommen drei Anträge: 1. Um 3/4 9 sollen die Einschreibungen zu den Reden vorgenommen werden. 2. Die Anmeldungen zu den Reden sollen persönlich und mündlich geschehen. 3. (Zusatz zur Geschäftsordnung.) Die Liste der Redner ist vor der Debatte vorzulesen, so daß sie von den Abgeordneten nachgeschrieben werden kann. Marek beantragt, zum Schutz der deutschen Brüder in Ungarn soll die National-Versammlung das Schleunigste thun. Dringlichkeit verworfen. Eisenmann nimmt die Angelegenheit der Ungarn auf. Der Ausschuß soll den Antrag von Mareck schleunigst vornehmen Wesendonk beantragt: In Erwägung der Unausführbarkeit des Beschlusses vom 16. September, soll die National-Versammlung eine authentische Interpretation geben, wie dieser Beschluß auszuführen sei. Dringlichkeit verworfen. Riesser beantragt etwas über die militairischen Maßregeln. Dringlichkeit verworfen. Gassen aus Oesterreich zeigt seinen Austritt an. Tagesordnung: Artikel IV. § 17 der Grundrechte. § 17 lautet: Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei! Nach Schoders Antrag frägt der Präsident, ob auf die Diskussion über den § 17 verzichtet werden soll? Mehr als 100 Mitglieder sind für die Diskussion. Dieselbe beginnt also und zwar zuvorderst über den ganzen Artikel. [Die Bänke sind fast ganz leer; alle Theilnahme nach außen gezogen]. Paur aus Neisse: Es gibt Leute, die die Schule als eine Abrichtungs-Anstalt betrachten. Die Schule soll aber nicht abrichten, weder für die Kirche noch für etwas Anderes. Spricht für seine Anträge, deren er selbst eine Menge selbstständige gemacht hat. Nach ihm spricht Eisenmann: [Natürlich kümmert sich kein Mensch um die Debatte]. Die Schule sei von der Herrschaft der Geistlichen zu emanzipiren; sie muß unter dem Schutz des Staates bleiben. Dewes aus Losheim in Preußen: Die Ausbildung der Lehrer, die den Geistlichen ganz überlassen war, die Ueberwachung derselben durch die Geistlichkeit machte eine freie Lehre unmöglich. Die katholische Geistlichkeit scheint zu glauben, daß Menschen, die keine Kinder haben, zur Erziehung derselben geeigneter sind, als solche die deren haben, und denen also die Pflichten der Erziehung weit mehr am Herzen liegen müssen. [Rechts: zur Sache.] Ich bin ganz bei der Sache. Die Lehre muß frei sei. Wer gegen die Freiheit in einem Sinne ist, ist in jedem Sinne gegen sie. [Rechts: Oho!] Die Schule muß von der Kirche vollständig getrennt sein. Ueber die Jesuitenfurcht ist hier oft gesprochen worden. Auch ich theile dieselbe. Sprechen Sie aber die Trennung der Schule von der Kirche aus, so werden Sie den Schülern das Loyola, den Boden unter den Füßen wegnehmen. Sprechen Sie die Trennung aus, dann werden wir reformiren statt zu revolutioniren. [Bravo]. Tellkampf, Professor aus Breslau: Vor der Kirche wird die Trommel gerührt, ob zum Generalmarsch, ob um die Aufruhrgesetze zu verlesen, weiß ich nicht. [Geschrei; Toben vor der Kirche]. Vischer aus Tübingen: Auf der rechten Seite sitzen 7 Mitglieder. Vincke, Lichnowsky und Schwerin haben sich salvirt wie es scheint. [Man hört aufs Neue die Trommel rühren.] Die Schule ist die Tochter der Kirche, aber die Mutter hat die Tochter stets tyrannisch zurückgehalten in der Kindheit. Vischer vergleicht die Armuth und Elendigkeit der Volksschullehrer, die den erhabensten Beruf haben, mit der Schwelgerei der Geistlichkeit. [Lauter Beifall. Man hört die Trommel rühren]. Man verlangt den Schluß der allgemeinen Debatte. Präsident: Man soll noch Geistliche hören. Moritz Mohl: Man solle noch Redner von jeder Partei hören. Rösler: Man soll dieser wichtigen Angelegenheit längere Diskussion nicht versagen. Schluß verworfen. Schierenberg. (Gymnasialrektor aus Detmold.) Ganz unbedeutend über das 2. Minoritätsgutachten; ‒ schließt sich den Separatanträgen von Pauer aus Neiße an. Kaulert: (Schlesien.) spricht bei gänzlicher Theilnahmlosigkeit füs das selbe Minoritätserachten. ‒ Liest seine Rede mühsam ab. (Nicht lesen!) Rösler vom Platz mit der Geschäftsordnung in der Hand: nach der Geschäftsordnung darf kein Vortrag verlesen werden. (Rechts: oh!) Der Redner geht ab ‒ Rossmäsler Prof. aus Tharand: Es ist ein Uhr. Die Herren Vertreter halten geduldig aus, während draußen das Volk stürmt. ‒ Woher dieser Muth? ‒ Die Paulskirche ist sehr sicher. Der Redner spricht über die erbärmliche Lage der Volksschullehrer. ‒ (Die Gallerie ruft Schluß!) Präsident. Der Betreffende soll herausgeworfen werden ‒ (links: Man hat unten Schluß gerufen. ‒ Der Redner spricht für völlige Trennung der Schule von der Kirche; erwähnt aber doch der Gefahren, die daraus hervorgehen. ‒ von Ketteler, katholischer Geistlicher aus Münster. Der Vorredner hat viel von einer im Dunkeln schleichenden Partei gesprochen, und sich dabei auf Zeitungen berufen. Ich überlasse dies der Beurtheilung. Ich mache sie aufmerksam auf die Adressen ‒ für die der andern deutschen Länder kann ich nicht einstehen, aber aus dem Münsterlande, das versichere ich Sie, hat sich der reine katholische Geist der Bevölkerung in denselben (nehmlich für Nichttrennung der Schule vom Staat) ausgesprochen! (Rechts bravo!) Trennen Sie die katholische Schule von der Kirche, so rufen Sie einen Kampf auf Leben und Tod hervor. (Links: Tumult! hört!!) Der Redner unterstützt den Antrag von Tellkampf. Präsident: Eingabe an die National-Versammlung. Die Beschlüsse der Volksversammlung von 20,000 Menschen, von der ich ihnen gestern schrieb, werden der Versammlung mitgetheilt. Man erklärt die 258 der Majorität für Verräther am Vaterlande. (Rechts: Die Unterschriften!) Die 12 Unterschriften werden gelesen: Schütz aus Mainz u. a. Als Metternichs Name gelesen wird, allgemeines Aha! Sonst tiefe Stille. Die Eingabe geht an den Petitionsausschuß. Antrag. Zwei Abgeordnete, die Eintritt in die Paulskirche verlangten, sind von Soldaten malträtirt und trotz ihrer Beglaubigungen von dem Oesterreichischen Lieutenant Nitsche mit Arretirung bedroht worden; sie verlangen deshalb vom Kriegsminister Abzug des Militairs (rechts: Ah!) und Sicherstellung der Abgeordneten. Geht an den Kriegsminister. Urlaubsgesuche und Beurlaubungen werden vom Vizepräsidenten verlesen. Schluß der Sitzung 2 Uhr. !!! Frankfurt, 18. Sept. 11 Uhr früh. Eben komme ich von einem Gange zur Post zurück. Alle Straßen in der Nähe der Paulskirche sind von militärischen Cordons durchzogen. ‒ Die Aufregung der Stadt ist bedeutend. ‒ Man ist aufgebracht gegen den Senat von Frankfurt, der das fremde Militär hergeladen. ‒ Auch baiersche Cavallerie kommt eben an. ‒ Die Börse vis-à-vis der Kirche ist mit Soldaten gefüllt, um die militärischen Evolutionen zu erleichtern. Bei dem Sturm auf die Kirche sollen drei Bürger von den Preußen verwundet sein. ‒ Alle Meßbuden, alle Läden in der Nähe der Kirche sind geschlossen. ‒ Das Volk wogt durch die Straßen, großentheils bewaffnet. Die Sachsenhäuser mit Büchsen und Knüppeln ziehen Arm in Arm bei den Preußen vorüber. ‒ Man baut Barrikaden. Eine ist schon genommen. ‒ Verwundungen fallen vor. ‒ Der Platz um die Paulskirche ist ganz menschenleer. Niemand darf herein und heraus ‒ Eine Barrikade an der Börse, aber eine sehr dürftige, ist im Sturm vom Militär genommen. ‒ Man befürchtet, daß es sehr bald zum Schießen kommt. An den Thoren stehen die Hanauer Bürger; es wird wohl gegen Abend Zuzug von der Umgegend ankommen. Die Aufregung steigt bedeutend. Die Stadt ist fast durchgängig barrikadirt. Etwa 20 Personen sind durch einen Bajonnet-Angriff der Preußen verwundet. Auf der Schnurgasse eine Barrikade an der anderen. Nachrichten bis 1 Uhr Mittag. Als ich um 2 Uhr aus der Sitzung nach Hause ging, war in den Straßen ziemliche Stille. ‒ Vor der Nacht wird nichts passiren. Die Militäraufstellungen sind zu imposant. Was Nachts passirt, weiß man nicht. Die Hanauer haben das Zeughaus in Hanau geleert, und ziehen hieher. Die Hanauer Eisenbahn (höre ich) befördert keine Passagiere. ‒ Dieser Brief geht um 2 1/2 Uhr zur Post. !!! Frankfurt, 18. Sept. 3/4 3 Uhr. Die Sache wird sehr ernst, in der Dönngesgasse ist eben eine Barrikade mit Sturm genommen. Die Oestreicher (ein czechisches Regiment) haben zuerst geschossen! Aus den Fenstern wird geschossen. Reisewagen mit der hohen Aristokratie und Bourgeoisie verlassen die Stadt. Verwundungen. 3 Uhr. Zwei östreichische Offiziere sind aus den Fenstern getroffen, ob erschossen, weiß ich nicht. Soeben rücken wieder 1000 Mann Preußen (1 Bataillon des 35. Regiments) unter klingendem Spiel ein. Alle Läden der Stadt geschlossen. Soeben geht eine Deputation (etwa 30 Mann der äußersten Linken) zum Reichsverweser, um Entfernung des Militärs zu verlangen. Am Friedberger Thor ist eine ungeheure Barrikade und das Hauptquartier des Volkes. Soeben 1/4 stundenlanges heftiges Feuer gegen eine Barrikade oberhalb der Zeile. Verwundete Preußen werden in den russischen Hof getragen. Die Hanauer Turner ziehen bewaffnet an. Ich schreibe unter fortwährendem heftigem Feuer im Postgebäude stehend. Das Volk hat den Oestreichern zum Theil die Waffen entrissen und gebraucht dieselben. Man spricht von wenigstens 50 Barrikaden. Fortwährend rückt Militär an. ‒ Dazu ist es aus Schleswig-Holstein zurückgezogen worden! 1/2 8 Uhr. Bis Abend werden die Truppen auf 10,000 Mann stark sein. Soeben kommt die äußerste Linke vom Reichsverweser zurück. ‒ Johann hat dem Kriegsminister Befehl ertheilt, den Kampf zu sistiren, die Truppen zurückzuziehen. ‒ Man geht zum Kriegsminister. In wiefern es möglich sein wird, diesen Befehl zu exekutiren, frägt sich. ‒ Ich sende dies erste Resultat um 3/4 5 Uhr zur Post. !!! Frankfurt, 18. Sept., 5 1/4 Uhr. Es ist eine Waffenruhe bis halb 6 Uhr geschlossen. Der Reichsverweser wollte die

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 107. Köln, 20. September 1848. Beilage, S. 0535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz107b_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.