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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 95. Köln, 6. September 1848.

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des deutschen Volkes, die Einführung des Prinzips der Humanität und gleicher Berechtigung in allen gesellschaftlichen und bürgerlichen Verhältnissen, die entschiedene Durchführung des demokratischen Prinzips im deutschen Vaterlande. Die Beschlüsse der Nationalversammlung werden sowohl für das deutsche Volk als für seine Fürsten für bindend anerkannt." Ferner wurde eine Adresse an die Nationalversammlung, die Annullirung des Verbotes der demokratischen Vereine betreffend, von dem Demokraten Ludwig Wallerstein entworfen und angenommen.

12 Berleburg, 1. September.

Ich beeile mich, Ihnen nachstehendes Attentat büreaukratischer Polizeiwillkühr zu denunziren. Ein Maschinenbauer, der im Tann'schen Korps für Schleswigs Unabhängigkeit focht, bisher unbescholten, durchreist Nassau, um in Wetzlar Arbeit zu suchen. Er war in Dillenburg bei einer Fahnenweihe zugegen, betheiligte sich an demokratischen Versammlungen, und zog sich wahrscheinlich dadurch das Mißfallen der Dillenburger Polizei zu. -- Bei einem Besuch in Herborn wird er, von einem in der Nähe wohnenden Schöffen um seine Legitimation befragt, und da er diese, welche er im Amtsgebäude zu Dillenburg hatte abgeben müssen, nicht vorzeigen konnte, arretirt. Seinem Wunsche, nach dem nahen Dillenburg zurückgeführt zu werden, wird keine Folge gegeben, indem man vorgab, daß dieser Bezirk zu Herborn gehöre, obgleich er von Dillenburg zehn Minuten, von Herborn dagegen zwei Stunden entfernt war. Von Herborn ward er mit einem versiegelten und nach Berleburg adressirten Geleitsbrief nach Dillenburg zurückgebracht, wo er vergebens um Nachsehung seiner Papiere bittet. Der Polizeichef fertigt ihn dort mit polizeilicher Grobheit ab, läßt ihn mit Fußschellen und zwar an einer Stelle belegen, die durch einen Pferdeschlag im Kampfe für Deutschland verwundet und noch nicht geheilt war, sodann kreuzweis fesseln, und endlich, nachdem ihm in 1 1/2 Tag keine Nahrung als einmal eine dünne Wassersuppe gereicht war und er auf hartem Steinboden in einem finstern Loch eine Nacht hatte verbringen müssen, in diesem Zustande in der glühendsten Sonnenhitze sechs Stunden über kaum gangbare Gebirgswege unter Begleitung von drei Bewaffneten fortschleppen. Dies ist die Weise, in welcher die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung über Reichsbürgerrecht in dem fabelhaften Ländchen Nassau von den Polizei-Pascha's befolgt werden.

Italien.
*
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* Turin, 29. Aug.
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* Rom, 25. August.
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* Reggio, (im Modenesischen), 23. Aug.
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* Piacenza, 26. Aug.
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* Rom, 25. Aug.
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* Florenz, 27. Aug.
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27 Neapel, 24. August.
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Französische Republik.
17 Paris, 1. Sept.

Cavaignac hat zu der Journalistendeputation vor einigen Tagen gesagt: "Möge die Royalistenpartei sich hüten, ich habe die Anarchisten geschlagen, ich werde auch die Reaktionäre treffen, und wenn der Constitutionnel fortfährt, sein Königthum zu preisen, so supprimire ich ihn". Darüber rauft dies volksfeindliche Bourgeoisblatt sich die wenigen noch übrigen Haare aus. Moglich, daß Godefroy Cavaignac's Bruder endlich einsieht, daß er sich mit den Republik- und Volksfeinden "verkanaillirt" hat, wie La Liberte in Lyon sich ausdrückt, "und jetzt hastig umkehren muß, wenn der Märtyrerschatten des großen Bruders ihm nicht die letzte Ruhe rauben soll. Wenn es wahr ist, daß Godefroy des erlauchten Demokraten letztes Wort war: liebe Mutter, ich verehrte dich am meisten nach der Republik, mache, daß der Bruder mein Werk vollende; wenn es wahr ist, daß diese Mutter, die greise Wittwe des Konventmannes, der für die Guillotinirung Louis XVI. stimmte, dem Gemahle oft gelobte: als eine Kornelia zwei neue Gracchen zu erziehen, würdig in St. Just's und Couthon's und Robespierre's Fußstapfen zu treten (nicht gerade im Blutvergießen, sondern im Freiheitsmuth): nun, so beschwören wir den Chef der Exekutive, den Allgewaltigen der laufenden Stunde, zu thun, was seines Amtes ist: sei er fortan ein Gracchus! Aber leider, ihm ist der Sozialismus fremd!" Herber spricht ein demokratisches Journal des Südens: "Lassen wir nur um Gotteswillen alles Bemänteln. Hat der Chef die Füsilladen in Masse im Tuileriengarten unter der Bildsäule der Kleopatra und an der Militärschule befohlen gehabt? oder hat der Glücksritter Changarnier, der Lanzknecht Lamoriciere hinter seinem Rücken drei Nächte lang viele Hunderte von gefangenen Arbeitsleuten als Todtenopfer für den Geldsack und die Nationalgardehelden niederknallen lassen?" -- Unter dem vierten Zuge Deportirter ist ein Danziger Erdarbeiter von 61 Jahren, Adam Johann Ket[?]er, und Jakob Kohler, ein Oestreicher von 26 Jahren, Restaurant; es ist eine fürchterliche Schmach für Deutschland, nicht zu thun was England, dessen Gesandter alle englischen Juniinsurgenten (bis auf einen) mit Erfolg reklamirt hat. Mehrere demokratische Provinzialblätter ziehen hiebei eine für Germanien's Centralmacht wenig schmeichelhafte Parallele.*) Ueberhaupt sind die Fakten und Akten des Frankfurter offiziellen Deutschland's bereits so glücklich gewesen, es in den Augen Frankreich's total zu ruiniren, und nur die deutschen Demokraten in und außer Deutschland halten noch die deutsche Ehre aufrecht. Die volksfeindliche Presse stichelt fort und fort auf uns deutsche Demokraten; so z. B. La Presse, Constitutionel; der ultrapöbelhafte legitimistische "Corsaire" behauptete, wir Demokraten Deutschland's wollten Elsaß und Lothringen und sängen Arndt's Lieder, worauf "La Reforme" folgende Erwidrung einrückte: "Werther Bürger, eins der übelwollendsten Journale, der Corsaire, erfrecht sich heute die überrheinische Demokratie anzugreifen. Er sagt, wir wollten die Provinzen Lothringen und Elsaß abreißen und sängen Arndt's Lieder, worin Frankreich's Zerstückelung angerathen ist. Aber gerade die legitimistische, volksfeindliche, dem Corsaire befreundete Clique in Deutschland will jenen Unfug, während die deutsche Demokratie mit Vergnügen sehen würde, wie die französische Republik den Brüsseler Thron in die Luft sprengt und Belgien zu ihren Besitzungen fügt. Brüderlichen Gruß: Ewerbeck, deutscher Demokrat." Die "Reform" begleitete dies mit freundlicher Beistimmung.

12 Paris, 31. Aug.

Wir haben den neuen Konstitutions-Entwurf vor uns. Zwischen dem vorherigen und dem heutigen liegen die Juni-Tage, liegt eine Welt von vernichteten Illusionen, und der neue Entwurf trägt sichtbare Spuren getäuschter Hoffnungen. Aber Hr. Marrast und der National sind zu sehr genährt worden im Studium alter Konstitutionen, als daß sie dem Vorbilde der frühern Revolutionen nicht auch hierin hätten folgen sollten. Die Republik soll begründet, befestigt, konstituirt werden; also bedürfen wir einer Konstitution. Die Konstitution ist weiter nichts als die Feststellung, die Konstituirung der bestehenden Bourgeois-Verhältnisse, die ihren politischen Ausdruck erhalten sollen. In sozialer Hinsicht ändert die Konstitution nicht das Geringste. Was waren dagegen die Konstitutionen von 91 und 93? Indem sie Jedem die Freiheit zugestanden, Eigenthum zu erwerben, seine Thätigkeit auf jede mögliche Weise zu bekunden, zerschlugen sie die bisherigen Feudalverhältnisse und Korporationen, innerhalb deren der Besitz und der Erwerb gefesselt waren, und gaben allen Franzosen gleiche Berechtigung, gleiche Rechte: das waren die damalige Gleichheit und Freiheit, das waren die Menschenrechte, wie sie in den bürgerlichen Rechten nachher klar hervortraten: der Feudal-Herr sowohl wie der Leibeigne wurde Bürger; der Bürger erwarb das Recht der freien Konkurrenz: und die politische Konstitution war die Feststellung dieser neuen sozialen Verhältnisse: sie gab diesen neuen Verhältnissen die politische Weihe, den politischen Ausdruck. Die damaligen Konstitutionen von 91 und 93 sind die Sanktionen sozialer Umwälzungen. Die Partei des National, indem sie die bestehenden sozialen Verhältnisse unangetastet läßt, und ihnen nur einen andern der alten Republik entlehnten politischen Ausdruck gibt, setzt ihren bürgerlichen Illusionen die Krone auf; und die neue Konstitution, statt wie früher das Hochzeitsgewand zu sein, welches den neuen Bürger umhüllte, ist das Leichentuch geworden, in welchem die alten Zustände zu Grabe gelegt werden. Nachdem man die ganze alte republikanische Garderobe hervorgeholt, nachdem Marrast nacheinander das ehemalige republikanische Maire'sgewand, die republikanische Weste und den republikanischen Schlafrock angezogen, umhüllt er sich zu guter Letzt mit dem Hochzeitsgewande, um tragisch-komisch zu enden. Das Komische steht vor der Thüre, das Komische ist das Abwerfen dieses ganzen Trödels; es ist das Sansculottenthum.

Wer hat nicht von Schule auf in gefühlvoller Weise von Pflichten sprechen hören, die er gegen seinen Nebenmenschen zu erfüllen habe? "Thue keinem Andern, was du nicht willst, daß man dir selbst thue; thue Andern, was du willst, daß sie dir selbst thun": das ist die philantropische Formel, in welcher die philantropisch-bürgerliche Moral ihren höchsten ideologischen Ausdruck findet. So lange die Produktionsweise patriarchalischer Natur war, mag die Anwendung dieser Formel von großen Nutzen gewesen sein. Nur Leute, wie Marrast, die beständig in Litteratenthätigkeit versunken, die große moderne Industrie, die Entstehung der Klassengegensätze, den Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie nicht gewahrten, konnte es einfallen, von Pflichten zu sprechen, die der alten patriarchalischen Welt angehörten. Die Junitage mögen die Leute von der Verfassungskommission eines Bessern belehrt haben: in dem neuesten Gesetzentwurf ist das Kapitel über die Pflichten gestrichen, und statt dessen haben wir eine allgemeine Einleitung. Unter anderm heißt es hierin:

"Die Republik achtet fremde Nationalitäten, wie sie wissen wird ihre eigene Nationalität achten zu machen: sie unternimmt keinen Krieg aus Eroberungsabsichten etc." Diese Stelle hat offenbar ihren Grund in den neuesten Ereignissen Italiens. Zu gleicher Zeit will Frankreich den andern Nationen zu wissen thun, daß sie nichts mehr zu fürchten haben von einem sogenannten Ueberströmen der Republik: Dies die Antwort auf die Besorgniß von französischen Rheingelüsten. Früher hieß es nur: "die Franzosen kommen," jetzt hat man die Franzosen glauben gemacht: "Die Deutschen kommen, und wollen Elsaß und Lothringen wegnehmen." Und Herr Marrast betheuert, daß er von Eroberungslust völlig frei sei, und warnt die andern Nationen vor etwaigen Eroberungsgelüsten. "Die Deutschen kommen nach Frankreich!" Die armen Deutschen! Einen größern Spott konnte man ihnen nicht anthun! Die Deutschen kommen und wollen Elsaß erobern. Doppelter Schimpf! Die Engländer sind nie nach Frankreich gekommen und haben einen großen Theil von Elsaß erobert. Sie haben förmlich sich eingebissen in Frankreich, sie haben Frankreich angefressen, ohne Schwertstreich; durch die alleinige Gewalt des Kapitals. Fast ganz Elsaß ist verhypothesirt: Eisenbahnen, Hypothekenverschreibungen, Kanäle -- Alles gehört den Engländern. Der Boden ist so zu sagen dem Lande enthoben und den Engländern in Schuldscheinen verschrieben. Was erobert man in jetziger Zeit? Etwa Land? Keineswegs! die dem Lande inkorporirten Arbeitsinstrumente; das ist der Reichthum des Landes, und indem die Engländer durch die Macht ihrer Industrie auf fremdem Boden Herr aller Arbeitsinstrumente geworden, haben sie sich Elsaß zinspflichtig gemacht. Wer sind aber diese Engländer? etwa ganz England? Nein! die englischen Kapitalisten, die in Frankreich durch Nothschild vertreten, ihre jährlichen Zinsen, Dividenden, mit einem Worte alle möglichen bürgerlichen Gefälle, Kapitalsabfälle erhalten. Wenn nun zwar auch Elsaß politisch zu Frankreich gehört, und an Frankreich seine Steuern bezahlt, so thun doch die Franzosen weiter nichts, als daß sie vermittelst der Steuern, vermittelst der Armee, diese Rechtsverhältnisse sichern, vertheidigen, daß sie mit einem Worte dem Kapital das Explotionsrecht bewahren. "Achtung der Nationalität!" Die Industrie, das Kapital hat die Nationalitäten dermaßen untereinander geworfen, daß es statt Nationen, nur noch Jakobs und Esaus gibt. Die in den alten Konstitutionen ausgesprochene Freiheit hat ihre höchste Spitze erreicht. Die Freiheit, auf bürgerliche Weise Eigen-

sich kaum auf seinen zierlichen Beinen habe halten können und nur mit Mühe einer Umarmung des Straßenpflasters entgangen wäre.

Ja, wenn man der Aussage eines gewissen Zeugen glauben darf, so soll der Portier der Gesandtschaft den Flüchtigen schließlich noch mit einer höchst unsanften Berührung an jenen Ort beglückt haben den die Natur mit so unendlich zweideutigen Reizen zierte, daß ich es wirklich meinen Leserinnen überlassen muß auf's leiseste darüber zu erröthen und ihre holden Gesichter zu verbergen in den schneeweißen Händen.

Genug, der edle Ritter sah ein, daß ihm in Brüssel keine Rosen sprießen würden. Seine Memoiren waren fast vollendet; er reiste ab.

Zunächst finden wir ihn in Aachen. Tiefsinnig sitzt er auf dem Grabe Karls des Großen und spielt Roulette.

(Fortsetzung folgt.)

Ein Dienstmädchen aus Leipzig, die unverehelichte Schröder, hat den Literaten M. in Berlin angeklagt, weil er mit der 23 Rthlr. starken Kasse des Leipziger Dienstmädchenparlaments durchgegangen sei.

Deutschland sammelt für zwei Dinge, für den Kölnischen Dom und für die deutsche Flotte. In dem Verhältniß, nach welchem die Beiträge eingehen, wird die Ausrüstung des ersten Kriegsschiffes mit der Vollendung des Doms zusammenfallen.

*) Was macht Hr. Naumer denn in Paris? Die Centralgewalt hat ihn instruirt zu reklamiren und man hört gar nichts davon.

des deutschen Volkes, die Einführung des Prinzips der Humanität und gleicher Berechtigung in allen gesellschaftlichen und bürgerlichen Verhältnissen, die entschiedene Durchführung des demokratischen Prinzips im deutschen Vaterlande. Die Beschlüsse der Nationalversammlung werden sowohl für das deutsche Volk als für seine Fürsten für bindend anerkannt.“ Ferner wurde eine Adresse an die Nationalversammlung, die Annullirung des Verbotes der demokratischen Vereine betreffend, von dem Demokraten Ludwig Wallerstein entworfen und angenommen.

12 Berleburg, 1. September.

Ich beeile mich, Ihnen nachstehendes Attentat büreaukratischer Polizeiwillkühr zu denunziren. Ein Maschinenbauer, der im Tann'schen Korps für Schleswigs Unabhängigkeit focht, bisher unbescholten, durchreist Nassau, um in Wetzlar Arbeit zu suchen. Er war in Dillenburg bei einer Fahnenweihe zugegen, betheiligte sich an demokratischen Versammlungen, und zog sich wahrscheinlich dadurch das Mißfallen der Dillenburger Polizei zu. — Bei einem Besuch in Herborn wird er, von einem in der Nähe wohnenden Schöffen um seine Legitimation befragt, und da er diese, welche er im Amtsgebäude zu Dillenburg hatte abgeben müssen, nicht vorzeigen konnte, arretirt. Seinem Wunsche, nach dem nahen Dillenburg zurückgeführt zu werden, wird keine Folge gegeben, indem man vorgab, daß dieser Bezirk zu Herborn gehöre, obgleich er von Dillenburg zehn Minuten, von Herborn dagegen zwei Stunden entfernt war. Von Herborn ward er mit einem versiegelten und nach Berleburg adressirten Geleitsbrief nach Dillenburg zurückgebracht, wo er vergebens um Nachsehung seiner Papiere bittet. Der Polizeichef fertigt ihn dort mit polizeilicher Grobheit ab, läßt ihn mit Fußschellen und zwar an einer Stelle belegen, die durch einen Pferdeschlag im Kampfe für Deutschland verwundet und noch nicht geheilt war, sodann kreuzweis fesseln, und endlich, nachdem ihm in 1 1/2 Tag keine Nahrung als einmal eine dünne Wassersuppe gereicht war und er auf hartem Steinboden in einem finstern Loch eine Nacht hatte verbringen müssen, in diesem Zustande in der glühendsten Sonnenhitze sechs Stunden über kaum gangbare Gebirgswege unter Begleitung von drei Bewaffneten fortschleppen. Dies ist die Weise, in welcher die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung über Reichsbürgerrecht in dem fabelhaften Ländchen Nassau von den Polizei-Pascha's befolgt werden.

Italien.
*
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* Turin, 29. Aug.
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* Rom, 25. August.
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* Reggio, (im Modenesischen), 23. Aug.
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* Piacenza, 26. Aug.
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* Rom, 25. Aug.
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* Florenz, 27. Aug.
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27 Neapel, 24. August.
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Französische Republik.
17 Paris, 1. Sept.

Cavaignac hat zu der Journalistendeputation vor einigen Tagen gesagt: „Möge die Royalistenpartei sich hüten, ich habe die Anarchisten geschlagen, ich werde auch die Reaktionäre treffen, und wenn der Constitutionnel fortfährt, sein Königthum zu preisen, so supprimire ich ihn“. Darüber rauft dies volksfeindliche Bourgeoisblatt sich die wenigen noch übrigen Haare aus. Moglich, daß Godefroy Cavaignac's Bruder endlich einsieht, daß er sich mit den Republik- und Volksfeinden „verkanaillirt“ hat, wie La Liberté in Lyon sich ausdrückt, „und jetzt hastig umkehren muß, wenn der Märtyrerschatten des großen Bruders ihm nicht die letzte Ruhe rauben soll. Wenn es wahr ist, daß Godefroy des erlauchten Demokraten letztes Wort war: liebe Mutter, ich verehrte dich am meisten nach der Republik, mache, daß der Bruder mein Werk vollende; wenn es wahr ist, daß diese Mutter, die greise Wittwe des Konventmannes, der für die Guillotinirung Louis XVI. stimmte, dem Gemahle oft gelobte: als eine Kornelia zwei neue Gracchen zu erziehen, würdig in St. Just's und Couthon's und Robespierre's Fußstapfen zu treten (nicht gerade im Blutvergießen, sondern im Freiheitsmuth): nun, so beschwören wir den Chef der Exekutive, den Allgewaltigen der laufenden Stunde, zu thun, was seines Amtes ist: sei er fortan ein Gracchus! Aber leider, ihm ist der Sozialismus fremd!“ Herber spricht ein demokratisches Journal des Südens: „Lassen wir nur um Gotteswillen alles Bemänteln. Hat der Chef die Füsilladen in Masse im Tuileriengarten unter der Bildsäule der Kleopatra und an der Militärschule befohlen gehabt? oder hat der Glücksritter Changarnier, der Lanzknecht Lamoricière hinter seinem Rücken drei Nächte lang viele Hunderte von gefangenen Arbeitsleuten als Todtenopfer für den Geldsack und die Nationalgardehelden niederknallen lassen?“ — Unter dem vierten Zuge Deportirter ist ein Danziger Erdarbeiter von 61 Jahren, Adam Johann Ket[?]er, und Jakob Kohler, ein Oestreicher von 26 Jahren, Restaurant; es ist eine fürchterliche Schmach für Deutschland, nicht zu thun was England, dessen Gesandter alle englischen Juniinsurgenten (bis auf einen) mit Erfolg reklamirt hat. Mehrere demokratische Provinzialblätter ziehen hiebei eine für Germanien's Centralmacht wenig schmeichelhafte Parallele.*) Ueberhaupt sind die Fakten und Akten des Frankfurter offiziellen Deutschland's bereits so glücklich gewesen, es in den Augen Frankreich's total zu ruiniren, und nur die deutschen Demokraten in und außer Deutschland halten noch die deutsche Ehre aufrecht. Die volksfeindliche Presse stichelt fort und fort auf uns deutsche Demokraten; so z. B. La Presse, Constitutionel; der ultrapöbelhafte legitimistische „Corsaire“ behauptete, wir Demokraten Deutschland's wollten Elsaß und Lothringen und sängen Arndt's Lieder, worauf „La Reforme“ folgende Erwidrung einrückte: „Werther Bürger, eins der übelwollendsten Journale, der Corsaire, erfrecht sich heute die überrheinische Demokratie anzugreifen. Er sagt, wir wollten die Provinzen Lothringen und Elsaß abreißen und sängen Arndt's Lieder, worin Frankreich's Zerstückelung angerathen ist. Aber gerade die legitimistische, volksfeindliche, dem Corsaire befreundete Clique in Deutschland will jenen Unfug, während die deutsche Demokratie mit Vergnügen sehen würde, wie die französische Republik den Brüsseler Thron in die Luft sprengt und Belgien zu ihren Besitzungen fügt. Brüderlichen Gruß: Ewerbeck, deutscher Demokrat.“ Die „Reform“ begleitete dies mit freundlicher Beistimmung.

12 Paris, 31. Aug.

Wir haben den neuen Konstitutions-Entwurf vor uns. Zwischen dem vorherigen und dem heutigen liegen die Juni-Tage, liegt eine Welt von vernichteten Illusionen, und der neue Entwurf trägt sichtbare Spuren getäuschter Hoffnungen. Aber Hr. Marrast und der National sind zu sehr genährt worden im Studium alter Konstitutionen, als daß sie dem Vorbilde der frühern Revolutionen nicht auch hierin hätten folgen sollten. Die Republik soll begründet, befestigt, konstituirt werden; also bedürfen wir einer Konstitution. Die Konstitution ist weiter nichts als die Feststellung, die Konstituirung der bestehenden Bourgeois-Verhältnisse, die ihren politischen Ausdruck erhalten sollen. In sozialer Hinsicht ändert die Konstitution nicht das Geringste. Was waren dagegen die Konstitutionen von 91 und 93? Indem sie Jedem die Freiheit zugestanden, Eigenthum zu erwerben, seine Thätigkeit auf jede mögliche Weise zu bekunden, zerschlugen sie die bisherigen Feudalverhältnisse und Korporationen, innerhalb deren der Besitz und der Erwerb gefesselt waren, und gaben allen Franzosen gleiche Berechtigung, gleiche Rechte: das waren die damalige Gleichheit und Freiheit, das waren die Menschenrechte, wie sie in den bürgerlichen Rechten nachher klar hervortraten: der Feudal-Herr sowohl wie der Leibeigne wurde Bürger; der Bürger erwarb das Recht der freien Konkurrenz: und die politische Konstitution war die Feststellung dieser neuen sozialen Verhältnisse: sie gab diesen neuen Verhältnissen die politische Weihe, den politischen Ausdruck. Die damaligen Konstitutionen von 91 und 93 sind die Sanktionen sozialer Umwälzungen. Die Partei des National, indem sie die bestehenden sozialen Verhältnisse unangetastet läßt, und ihnen nur einen andern der alten Republik entlehnten politischen Ausdruck gibt, setzt ihren bürgerlichen Illusionen die Krone auf; und die neue Konstitution, statt wie früher das Hochzeitsgewand zu sein, welches den neuen Bürger umhüllte, ist das Leichentuch geworden, in welchem die alten Zustände zu Grabe gelegt werden. Nachdem man die ganze alte republikanische Garderobe hervorgeholt, nachdem Marrast nacheinander das ehemalige republikanische Maire'sgewand, die republikanische Weste und den republikanischen Schlafrock angezogen, umhüllt er sich zu guter Letzt mit dem Hochzeitsgewande, um tragisch-komisch zu enden. Das Komische steht vor der Thüre, das Komische ist das Abwerfen dieses ganzen Trödels; es ist das Sansculottenthum.

Wer hat nicht von Schule auf in gefühlvoller Weise von Pflichten sprechen hören, die er gegen seinen Nebenmenschen zu erfüllen habe? „Thue keinem Andern, was du nicht willst, daß man dir selbst thue; thue Andern, was du willst, daß sie dir selbst thun“: das ist die philantropische Formel, in welcher die philantropisch-bürgerliche Moral ihren höchsten ideologischen Ausdruck findet. So lange die Produktionsweise patriarchalischer Natur war, mag die Anwendung dieser Formel von großen Nutzen gewesen sein. Nur Leute, wie Marrast, die beständig in Litteratenthätigkeit versunken, die große moderne Industrie, die Entstehung der Klassengegensätze, den Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie nicht gewahrten, konnte es einfallen, von Pflichten zu sprechen, die der alten patriarchalischen Welt angehörten. Die Junitage mögen die Leute von der Verfassungskommission eines Bessern belehrt haben: in dem neuesten Gesetzentwurf ist das Kapitel über die Pflichten gestrichen, und statt dessen haben wir eine allgemeine Einleitung. Unter anderm heißt es hierin:

„Die Republik achtet fremde Nationalitäten, wie sie wissen wird ihre eigene Nationalität achten zu machen: sie unternimmt keinen Krieg aus Eroberungsabsichten etc.“ Diese Stelle hat offenbar ihren Grund in den neuesten Ereignissen Italiens. Zu gleicher Zeit will Frankreich den andern Nationen zu wissen thun, daß sie nichts mehr zu fürchten haben von einem sogenannten Ueberströmen der Republik: Dies die Antwort auf die Besorgniß von französischen Rheingelüsten. Früher hieß es nur: „die Franzosen kommen,“ jetzt hat man die Franzosen glauben gemacht: „Die Deutschen kommen, und wollen Elsaß und Lothringen wegnehmen.“ Und Herr Marrast betheuert, daß er von Eroberungslust völlig frei sei, und warnt die andern Nationen vor etwaigen Eroberungsgelüsten. „Die Deutschen kommen nach Frankreich!“ Die armen Deutschen! Einen größern Spott konnte man ihnen nicht anthun! Die Deutschen kommen und wollen Elsaß erobern. Doppelter Schimpf! Die Engländer sind nie nach Frankreich gekommen und haben einen großen Theil von Elsaß erobert. Sie haben förmlich sich eingebissen in Frankreich, sie haben Frankreich angefressen, ohne Schwertstreich; durch die alleinige Gewalt des Kapitals. Fast ganz Elsaß ist verhypothesirt: Eisenbahnen, Hypothekenverschreibungen, Kanäle — Alles gehört den Engländern. Der Boden ist so zu sagen dem Lande enthoben und den Engländern in Schuldscheinen verschrieben. Was erobert man in jetziger Zeit? Etwa Land? Keineswegs! die dem Lande inkorporirten Arbeitsinstrumente; das ist der Reichthum des Landes, und indem die Engländer durch die Macht ihrer Industrie auf fremdem Boden Herr aller Arbeitsinstrumente geworden, haben sie sich Elsaß zinspflichtig gemacht. Wer sind aber diese Engländer? etwa ganz England? Nein! die englischen Kapitalisten, die in Frankreich durch Nothschild vertreten, ihre jährlichen Zinsen, Dividenden, mit einem Worte alle möglichen bürgerlichen Gefälle, Kapitalsabfälle erhalten. Wenn nun zwar auch Elsaß politisch zu Frankreich gehört, und an Frankreich seine Steuern bezahlt, so thun doch die Franzosen weiter nichts, als daß sie vermittelst der Steuern, vermittelst der Armee, diese Rechtsverhältnisse sichern, vertheidigen, daß sie mit einem Worte dem Kapital das Explotionsrecht bewahren. „Achtung der Nationalität!“ Die Industrie, das Kapital hat die Nationalitäten dermaßen untereinander geworfen, daß es statt Nationen, nur noch Jakobs und Esaus gibt. Die in den alten Konstitutionen ausgesprochene Freiheit hat ihre höchste Spitze erreicht. Die Freiheit, auf bürgerliche Weise Eigen-

sich kaum auf seinen zierlichen Beinen habe halten können und nur mit Mühe einer Umarmung des Straßenpflasters entgangen wäre.

Ja, wenn man der Aussage eines gewissen Zeugen glauben darf, so soll der Portier der Gesandtschaft den Flüchtigen schließlich noch mit einer höchst unsanften Berührung an jenen Ort beglückt haben den die Natur mit so unendlich zweideutigen Reizen zierte, daß ich es wirklich meinen Leserinnen überlassen muß auf's leiseste darüber zu erröthen und ihre holden Gesichter zu verbergen in den schneeweißen Händen.

Genug, der edle Ritter sah ein, daß ihm in Brüssel keine Rosen sprießen würden. Seine Memoiren waren fast vollendet; er reiste ab.

Zunächst finden wir ihn in Aachen. Tiefsinnig sitzt er auf dem Grabe Karls des Großen und spielt Roulette.

(Fortsetzung folgt.)

Ein Dienstmädchen aus Leipzig, die unverehelichte Schröder, hat den Literaten M. in Berlin angeklagt, weil er mit der 23 Rthlr. starken Kasse des Leipziger Dienstmädchenparlaments durchgegangen sei.

Deutschland sammelt für zwei Dinge, für den Kölnischen Dom und für die deutsche Flotte. In dem Verhältniß, nach welchem die Beiträge eingehen, wird die Ausrüstung des ersten Kriegsschiffes mit der Vollendung des Doms zusammenfallen.

*) Was macht Hr. Naumer denn in Paris? Die Centralgewalt hat ihn instruirt zu reklamiren und man hört gar nichts davon.
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          <p>Ich beeile mich, Ihnen nachstehendes Attentat büreaukratischer                         Polizeiwillkühr zu denunziren. Ein Maschinenbauer, der im Tann'schen Korps                         für Schleswigs Unabhängigkeit focht, bisher unbescholten, durchreist Nassau,                         um in Wetzlar Arbeit zu suchen. Er war in Dillenburg bei einer Fahnenweihe                         zugegen, betheiligte sich an demokratischen Versammlungen, und zog sich                         wahrscheinlich dadurch das Mißfallen der Dillenburger Polizei zu. &#x2014; Bei                         einem Besuch in Herborn wird er, von einem in der Nähe wohnenden Schöffen um                         seine Legitimation befragt, und da er diese, welche er im Amtsgebäude zu                         Dillenburg hatte abgeben müssen, nicht vorzeigen konnte, arretirt. Seinem                         Wunsche, nach dem nahen Dillenburg zurückgeführt zu werden, wird keine Folge                         gegeben, indem man vorgab, daß dieser Bezirk zu Herborn gehöre, obgleich er                         von Dillenburg zehn Minuten, von Herborn dagegen zwei Stunden entfernt war.                         Von Herborn ward er mit einem versiegelten und nach Berleburg adressirten                         Geleitsbrief nach Dillenburg zurückgebracht, wo er vergebens um Nachsehung                         seiner Papiere bittet. Der Polizeichef fertigt ihn dort mit polizeilicher                         Grobheit ab, läßt ihn mit Fußschellen und zwar an einer Stelle belegen, die                         durch einen Pferdeschlag im Kampfe für Deutschland verwundet und noch nicht                         geheilt war, sodann kreuzweis fesseln, und endlich, nachdem ihm in 1 1/2 Tag                         keine Nahrung als einmal eine dünne Wassersuppe gereicht war und er auf                         hartem Steinboden in einem finstern Loch eine Nacht hatte verbringen müssen,                         in diesem Zustande in der glühendsten Sonnenhitze sechs Stunden über kaum                         gangbare Gebirgswege unter Begleitung von drei Bewaffneten fortschleppen.                         Dies ist die Weise, in welcher die Beschlüsse der deutschen                         Nationalversammlung über Reichsbürgerrecht in dem fabelhaften Ländchen                         Nassau von den Polizei-Pascha's befolgt werden.</p>
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      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar095_013_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar095_014_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 29. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar095_015_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 25. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar095_016_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Reggio, (im Modenesischen), 23.                         Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar095_017_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Piacenza, 26. Aug.</head>
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        </div>
        <div xml:id="ar095_018_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 25. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar095_019_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 27. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar095_020_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 6. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 658.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 24. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar095_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 1. Sept.</head>
          <p>Cavaignac hat zu der Journalistendeputation vor einigen Tagen gesagt: &#x201E;Möge                         die Royalistenpartei sich hüten, ich habe die Anarchisten geschlagen, ich                         werde auch die Reaktionäre treffen, und wenn der Constitutionnel fortfährt,                         sein Königthum zu preisen, so supprimire ich ihn&#x201C;. Darüber rauft dies                         volksfeindliche Bourgeoisblatt sich die wenigen noch übrigen Haare aus.                         Moglich, daß Godefroy Cavaignac's Bruder endlich einsieht, daß er sich mit                         den Republik- und Volksfeinden &#x201E;verkanaillirt&#x201C; hat, wie La Liberté in Lyon                         sich ausdrückt, &#x201E;und jetzt hastig umkehren muß, wenn der Märtyrerschatten                         des großen Bruders ihm nicht die letzte Ruhe rauben soll. Wenn es wahr ist,                         daß Godefroy des erlauchten Demokraten letztes Wort war: liebe Mutter, ich                         verehrte dich am meisten nach der Republik, mache, daß der Bruder mein Werk                         vollende; wenn es wahr ist, daß diese Mutter, die greise Wittwe des                         Konventmannes, der für die Guillotinirung Louis XVI. stimmte, dem Gemahle                         oft gelobte: als eine Kornelia zwei neue Gracchen zu erziehen, würdig in St.                         Just's und Couthon's und Robespierre's Fußstapfen zu treten (nicht gerade im                         Blutvergießen, sondern im Freiheitsmuth): nun, so beschwören wir den Chef                         der Exekutive, den Allgewaltigen der laufenden Stunde, zu thun, was seines                         Amtes ist: sei er fortan ein Gracchus! Aber leider, ihm ist der Sozialismus                         fremd!&#x201C; Herber spricht ein demokratisches Journal des Südens: &#x201E;Lassen wir                         nur um Gotteswillen alles Bemänteln. Hat der Chef die Füsilladen in Masse im                         Tuileriengarten unter der Bildsäule der Kleopatra und an der Militärschule                         befohlen gehabt? oder hat der Glücksritter Changarnier, der Lanzknecht                         Lamoricière hinter seinem Rücken drei Nächte lang viele Hunderte von                         gefangenen Arbeitsleuten als Todtenopfer für den Geldsack und die                         Nationalgardehelden niederknallen lassen?&#x201C; &#x2014; Unter dem vierten Zuge                         Deportirter ist ein Danziger Erdarbeiter von 61 Jahren, Adam Johann                         Ket[?]er, und Jakob Kohler, ein Oestreicher von 26 Jahren, Restaurant; es                         ist eine fürchterliche Schmach für Deutschland, nicht zu thun was England,                         dessen Gesandter <hi rendition="#g">alle</hi> englischen Juniinsurgenten                         (bis auf einen) mit Erfolg reklamirt hat. Mehrere demokratische                         Provinzialblätter ziehen hiebei eine für Germanien's Centralmacht wenig                         schmeichelhafte Parallele.*) <note place="foot">*) Was macht Hr. Naumer denn                             in Paris? Die Centralgewalt hat ihn instruirt zu reklamiren und man hört                             gar nichts davon.</note> Ueberhaupt sind die Fakten und Akten des                         Frankfurter offiziellen Deutschland's bereits so glücklich gewesen, es in                         den Augen Frankreich's total zu ruiniren, und nur die deutschen Demokraten                         in und außer Deutschland halten noch die deutsche Ehre aufrecht. Die                         volksfeindliche Presse stichelt fort und fort auf uns deutsche Demokraten;                         so z. B. La Presse, Constitutionel; der ultrapöbelhafte legitimistische                         &#x201E;Corsaire&#x201C; behauptete, wir Demokraten Deutschland's wollten Elsaß und                         Lothringen und sängen Arndt's Lieder, worauf &#x201E;La Reforme&#x201C; folgende Erwidrung                         einrückte: &#x201E;Werther Bürger, eins der übelwollendsten Journale, der Corsaire,                         erfrecht sich heute die überrheinische Demokratie anzugreifen. Er sagt, wir                         wollten die Provinzen Lothringen und Elsaß abreißen und sängen Arndt's                         Lieder, worin Frankreich's Zerstückelung angerathen ist. Aber gerade die                         legitimistische, volksfeindliche, dem Corsaire befreundete Clique in                         Deutschland will jenen Unfug, während die deutsche Demokratie mit Vergnügen                         sehen würde, wie die französische Republik den Brüsseler Thron in die Luft                         sprengt und Belgien zu ihren Besitzungen fügt. Brüderlichen Gruß: <hi rendition="#g">Ewerbeck</hi>, deutscher Demokrat.&#x201C; Die &#x201E;Reform&#x201C;                         begleitete dies mit freundlicher Beistimmung.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar095_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 31. Aug.</head>
          <p>Wir haben den neuen Konstitutions-Entwurf vor uns. Zwischen dem vorherigen                         und dem heutigen liegen die Juni-Tage, liegt eine Welt von vernichteten                         Illusionen, und der neue Entwurf trägt sichtbare Spuren getäuschter                         Hoffnungen. Aber Hr. Marrast und der National sind zu sehr genährt worden im                         Studium alter Konstitutionen, als daß sie dem Vorbilde der frühern                         Revolutionen nicht auch hierin hätten folgen sollten. Die Republik soll                         begründet, befestigt, konstituirt werden; also bedürfen wir einer                         Konstitution. Die Konstitution ist weiter nichts als die Feststellung, die                         Konstituirung der bestehenden Bourgeois-Verhältnisse, die ihren politischen                         Ausdruck erhalten sollen. In sozialer Hinsicht ändert die Konstitution nicht                         das Geringste. Was waren dagegen die Konstitutionen von 91 und 93? Indem sie                         Jedem die Freiheit zugestanden, Eigenthum zu erwerben, seine Thätigkeit auf                         jede mögliche Weise zu bekunden, zerschlugen sie die bisherigen                         Feudalverhältnisse und Korporationen, innerhalb deren der Besitz und der                         Erwerb gefesselt waren, und gaben allen Franzosen gleiche Berechtigung,                         gleiche Rechte: das waren die damalige Gleichheit und Freiheit, das waren                         die Menschenrechte, wie sie in den bürgerlichen Rechten nachher klar                         hervortraten: der Feudal-Herr sowohl wie der Leibeigne wurde Bürger; der                         Bürger erwarb das Recht der freien Konkurrenz: und die politische                         Konstitution war die Feststellung dieser neuen sozialen Verhältnisse: sie                         gab diesen neuen Verhältnissen die politische Weihe, den politischen                         Ausdruck. Die damaligen Konstitutionen von 91 und 93 sind die Sanktionen                         sozialer Umwälzungen. Die Partei des National, indem sie die bestehenden                         sozialen Verhältnisse unangetastet läßt, und ihnen nur einen andern der                         alten Republik entlehnten politischen Ausdruck gibt, setzt ihren                         bürgerlichen Illusionen die Krone auf; und die neue Konstitution, statt wie                         früher das Hochzeitsgewand zu sein, welches den neuen Bürger umhüllte, ist                         das Leichentuch geworden, in welchem die alten Zustände zu Grabe gelegt                         werden. Nachdem man die ganze alte republikanische Garderobe hervorgeholt,                         nachdem Marrast nacheinander das ehemalige republikanische Maire'sgewand,                         die republikanische Weste und den republikanischen Schlafrock angezogen,                         umhüllt er sich zu guter Letzt mit dem Hochzeitsgewande, um tragisch-komisch                         zu enden. Das Komische steht vor der Thüre, das Komische ist das Abwerfen                         dieses ganzen Trödels; es ist das Sansculottenthum.</p>
          <p>Wer hat nicht von Schule auf in gefühlvoller Weise von Pflichten sprechen                         hören, die er gegen seinen Nebenmenschen zu erfüllen habe? &#x201E;Thue keinem                         Andern, was du nicht willst, daß man dir selbst thue; thue Andern, was du                         willst, daß sie dir selbst thun&#x201C;: das ist die philantropische Formel, in                         welcher die philantropisch-bürgerliche Moral ihren höchsten ideologischen                         Ausdruck findet. So lange die Produktionsweise patriarchalischer Natur war,                         mag die Anwendung dieser Formel von großen Nutzen gewesen sein. Nur Leute,                         wie Marrast, die beständig in Litteratenthätigkeit versunken, die große                         moderne Industrie, die Entstehung der Klassengegensätze, den Kampf zwischen                         Proletariat und Bourgeoisie nicht gewahrten, konnte es einfallen, von                         Pflichten zu sprechen, die der alten patriarchalischen Welt angehörten. Die                         Junitage mögen die Leute von der Verfassungskommission eines Bessern belehrt                         haben: in dem neuesten Gesetzentwurf ist das Kapitel über die Pflichten                         gestrichen, und statt dessen haben wir eine allgemeine Einleitung. Unter                         anderm heißt es hierin:</p>
          <p>&#x201E;Die Republik achtet fremde Nationalitäten, wie sie wissen wird ihre eigene                         Nationalität achten zu machen: sie unternimmt keinen Krieg aus                         Eroberungsabsichten etc.&#x201C; Diese Stelle hat offenbar ihren Grund in den                         neuesten Ereignissen Italiens. Zu gleicher Zeit will Frankreich den andern                         Nationen zu wissen thun, daß sie nichts mehr zu fürchten haben von einem                         sogenannten Ueberströmen der Republik: Dies die Antwort auf die Besorgniß                         von französischen Rheingelüsten. Früher hieß es nur: &#x201E;die Franzosen kommen,&#x201C;                         jetzt hat man die Franzosen glauben gemacht: &#x201E;Die Deutschen kommen, und                         wollen Elsaß und Lothringen wegnehmen.&#x201C; Und Herr Marrast betheuert, daß er                         von Eroberungslust völlig frei sei, und warnt die andern Nationen vor                         etwaigen Eroberungsgelüsten. &#x201E;Die Deutschen kommen nach Frankreich!&#x201C; Die                         armen Deutschen! Einen größern Spott konnte man ihnen nicht anthun! Die                         Deutschen kommen und wollen Elsaß erobern. Doppelter Schimpf! Die Engländer                         sind nie nach Frankreich gekommen und haben einen großen Theil von Elsaß                         erobert. Sie haben förmlich sich eingebissen in Frankreich, sie haben                         Frankreich angefressen, ohne Schwertstreich; durch die alleinige Gewalt des                         Kapitals. Fast ganz Elsaß ist verhypothesirt: Eisenbahnen,                         Hypothekenverschreibungen, Kanäle &#x2014; Alles gehört den Engländern. Der Boden                         ist so zu sagen dem Lande enthoben und den Engländern in Schuldscheinen                         verschrieben. Was erobert man in jetziger Zeit? Etwa Land? Keineswegs! die                         dem Lande inkorporirten Arbeitsinstrumente; das ist der Reichthum des                         Landes, und indem die Engländer durch die Macht ihrer Industrie auf fremdem                         Boden Herr aller Arbeitsinstrumente geworden, haben sie sich Elsaß                         zinspflichtig gemacht. Wer sind aber diese Engländer? etwa ganz England?                         Nein! die englischen Kapitalisten, die in Frankreich durch Nothschild                         vertreten, ihre jährlichen Zinsen, Dividenden, mit einem Worte alle                         möglichen bürgerlichen Gefälle, Kapitalsabfälle erhalten. Wenn nun zwar auch                         Elsaß politisch zu Frankreich gehört, und an Frankreich seine Steuern                         bezahlt, so thun doch die Franzosen weiter nichts, als daß sie vermittelst                         der Steuern, vermittelst der Armee, diese Rechtsverhältnisse sichern,                         vertheidigen, daß sie mit einem Worte dem Kapital das Explotionsrecht                         bewahren. &#x201E;Achtung der Nationalität!&#x201C; Die Industrie, das Kapital hat die                         Nationalitäten dermaßen untereinander geworfen, daß es statt Nationen, nur                         noch Jakobs und Esaus gibt. Die in den alten Konstitutionen ausgesprochene                         Freiheit hat ihre höchste Spitze erreicht. Die Freiheit, auf bürgerliche                         Weise Eigen-</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <div xml:id="ar095_005a" type="jArticle">
          <p>sich kaum auf seinen zierlichen Beinen habe halten können                         und nur mit Mühe einer Umarmung des Straßenpflasters entgangen wäre.</p>
          <p>Ja, wenn man der Aussage eines gewissen Zeugen glauben darf, so soll der                         Portier der Gesandtschaft den Flüchtigen schließlich noch mit einer höchst                         unsanften Berührung an jenen Ort beglückt haben den die Natur mit so                         unendlich zweideutigen Reizen zierte, daß ich es wirklich meinen Leserinnen                         überlassen muß auf's leiseste darüber zu erröthen und ihre holden Gesichter                         zu verbergen in den schneeweißen Händen.</p>
          <p>Genug, der edle Ritter sah ein, daß ihm in Brüssel keine Rosen sprießen                         würden. Seine Memoiren waren fast vollendet; er reiste ab.</p>
          <p>Zunächst finden wir ihn in Aachen. Tiefsinnig sitzt er auf dem Grabe Karls                         des Großen und spielt Roulette.</p>
          <p>
            <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref>
          </p>
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        <div xml:id="ar095_023" type="jArticle">
          <p>Ein Dienstmädchen aus Leipzig, die unverehelichte Schröder, hat den Literaten                         M. in Berlin angeklagt, weil er mit der 23 Rthlr. starken Kasse des <hi rendition="#g">Leipziger Dienstmädchenparlaments</hi> durchgegangen                         sei.</p>
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        <div xml:id="ar095_024" type="jArticle">
          <p>Deutschland sammelt für zwei Dinge, für den Kölnischen Dom und für die                         deutsche Flotte. In dem Verhältniß, nach welchem die Beiträge eingehen, wird                         die Ausrüstung des ersten Kriegsschiffes mit der Vollendung des Doms                         zusammenfallen.</p>
        </div>
      </div>
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</TEI>
[0479/0003] des deutschen Volkes, die Einführung des Prinzips der Humanität und gleicher Berechtigung in allen gesellschaftlichen und bürgerlichen Verhältnissen, die entschiedene Durchführung des demokratischen Prinzips im deutschen Vaterlande. Die Beschlüsse der Nationalversammlung werden sowohl für das deutsche Volk als für seine Fürsten für bindend anerkannt.“ Ferner wurde eine Adresse an die Nationalversammlung, die Annullirung des Verbotes der demokratischen Vereine betreffend, von dem Demokraten Ludwig Wallerstein entworfen und angenommen. 12 Berleburg, 1. September. Ich beeile mich, Ihnen nachstehendes Attentat büreaukratischer Polizeiwillkühr zu denunziren. Ein Maschinenbauer, der im Tann'schen Korps für Schleswigs Unabhängigkeit focht, bisher unbescholten, durchreist Nassau, um in Wetzlar Arbeit zu suchen. Er war in Dillenburg bei einer Fahnenweihe zugegen, betheiligte sich an demokratischen Versammlungen, und zog sich wahrscheinlich dadurch das Mißfallen der Dillenburger Polizei zu. — Bei einem Besuch in Herborn wird er, von einem in der Nähe wohnenden Schöffen um seine Legitimation befragt, und da er diese, welche er im Amtsgebäude zu Dillenburg hatte abgeben müssen, nicht vorzeigen konnte, arretirt. Seinem Wunsche, nach dem nahen Dillenburg zurückgeführt zu werden, wird keine Folge gegeben, indem man vorgab, daß dieser Bezirk zu Herborn gehöre, obgleich er von Dillenburg zehn Minuten, von Herborn dagegen zwei Stunden entfernt war. Von Herborn ward er mit einem versiegelten und nach Berleburg adressirten Geleitsbrief nach Dillenburg zurückgebracht, wo er vergebens um Nachsehung seiner Papiere bittet. Der Polizeichef fertigt ihn dort mit polizeilicher Grobheit ab, läßt ihn mit Fußschellen und zwar an einer Stelle belegen, die durch einen Pferdeschlag im Kampfe für Deutschland verwundet und noch nicht geheilt war, sodann kreuzweis fesseln, und endlich, nachdem ihm in 1 1/2 Tag keine Nahrung als einmal eine dünne Wassersuppe gereicht war und er auf hartem Steinboden in einem finstern Loch eine Nacht hatte verbringen müssen, in diesem Zustande in der glühendsten Sonnenhitze sechs Stunden über kaum gangbare Gebirgswege unter Begleitung von drei Bewaffneten fortschleppen. Dies ist die Weise, in welcher die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung über Reichsbürgerrecht in dem fabelhaften Ländchen Nassau von den Polizei-Pascha's befolgt werden. Italien. * _ * Turin, 29. Aug. _ * Rom, 25. August. _ * Reggio, (im Modenesischen), 23. Aug. _ * Piacenza, 26. Aug. _ * Rom, 25. Aug. _ * Florenz, 27. Aug. _ 27 Neapel, 24. August. _ Französische Republik. 17 Paris, 1. Sept. Cavaignac hat zu der Journalistendeputation vor einigen Tagen gesagt: „Möge die Royalistenpartei sich hüten, ich habe die Anarchisten geschlagen, ich werde auch die Reaktionäre treffen, und wenn der Constitutionnel fortfährt, sein Königthum zu preisen, so supprimire ich ihn“. Darüber rauft dies volksfeindliche Bourgeoisblatt sich die wenigen noch übrigen Haare aus. Moglich, daß Godefroy Cavaignac's Bruder endlich einsieht, daß er sich mit den Republik- und Volksfeinden „verkanaillirt“ hat, wie La Liberté in Lyon sich ausdrückt, „und jetzt hastig umkehren muß, wenn der Märtyrerschatten des großen Bruders ihm nicht die letzte Ruhe rauben soll. Wenn es wahr ist, daß Godefroy des erlauchten Demokraten letztes Wort war: liebe Mutter, ich verehrte dich am meisten nach der Republik, mache, daß der Bruder mein Werk vollende; wenn es wahr ist, daß diese Mutter, die greise Wittwe des Konventmannes, der für die Guillotinirung Louis XVI. stimmte, dem Gemahle oft gelobte: als eine Kornelia zwei neue Gracchen zu erziehen, würdig in St. Just's und Couthon's und Robespierre's Fußstapfen zu treten (nicht gerade im Blutvergießen, sondern im Freiheitsmuth): nun, so beschwören wir den Chef der Exekutive, den Allgewaltigen der laufenden Stunde, zu thun, was seines Amtes ist: sei er fortan ein Gracchus! Aber leider, ihm ist der Sozialismus fremd!“ Herber spricht ein demokratisches Journal des Südens: „Lassen wir nur um Gotteswillen alles Bemänteln. Hat der Chef die Füsilladen in Masse im Tuileriengarten unter der Bildsäule der Kleopatra und an der Militärschule befohlen gehabt? oder hat der Glücksritter Changarnier, der Lanzknecht Lamoricière hinter seinem Rücken drei Nächte lang viele Hunderte von gefangenen Arbeitsleuten als Todtenopfer für den Geldsack und die Nationalgardehelden niederknallen lassen?“ — Unter dem vierten Zuge Deportirter ist ein Danziger Erdarbeiter von 61 Jahren, Adam Johann Ket[?]er, und Jakob Kohler, ein Oestreicher von 26 Jahren, Restaurant; es ist eine fürchterliche Schmach für Deutschland, nicht zu thun was England, dessen Gesandter alle englischen Juniinsurgenten (bis auf einen) mit Erfolg reklamirt hat. Mehrere demokratische Provinzialblätter ziehen hiebei eine für Germanien's Centralmacht wenig schmeichelhafte Parallele.*) Ueberhaupt sind die Fakten und Akten des Frankfurter offiziellen Deutschland's bereits so glücklich gewesen, es in den Augen Frankreich's total zu ruiniren, und nur die deutschen Demokraten in und außer Deutschland halten noch die deutsche Ehre aufrecht. Die volksfeindliche Presse stichelt fort und fort auf uns deutsche Demokraten; so z. B. La Presse, Constitutionel; der ultrapöbelhafte legitimistische „Corsaire“ behauptete, wir Demokraten Deutschland's wollten Elsaß und Lothringen und sängen Arndt's Lieder, worauf „La Reforme“ folgende Erwidrung einrückte: „Werther Bürger, eins der übelwollendsten Journale, der Corsaire, erfrecht sich heute die überrheinische Demokratie anzugreifen. Er sagt, wir wollten die Provinzen Lothringen und Elsaß abreißen und sängen Arndt's Lieder, worin Frankreich's Zerstückelung angerathen ist. Aber gerade die legitimistische, volksfeindliche, dem Corsaire befreundete Clique in Deutschland will jenen Unfug, während die deutsche Demokratie mit Vergnügen sehen würde, wie die französische Republik den Brüsseler Thron in die Luft sprengt und Belgien zu ihren Besitzungen fügt. Brüderlichen Gruß: Ewerbeck, deutscher Demokrat.“ Die „Reform“ begleitete dies mit freundlicher Beistimmung. 12 Paris, 31. Aug. Wir haben den neuen Konstitutions-Entwurf vor uns. Zwischen dem vorherigen und dem heutigen liegen die Juni-Tage, liegt eine Welt von vernichteten Illusionen, und der neue Entwurf trägt sichtbare Spuren getäuschter Hoffnungen. Aber Hr. Marrast und der National sind zu sehr genährt worden im Studium alter Konstitutionen, als daß sie dem Vorbilde der frühern Revolutionen nicht auch hierin hätten folgen sollten. Die Republik soll begründet, befestigt, konstituirt werden; also bedürfen wir einer Konstitution. Die Konstitution ist weiter nichts als die Feststellung, die Konstituirung der bestehenden Bourgeois-Verhältnisse, die ihren politischen Ausdruck erhalten sollen. In sozialer Hinsicht ändert die Konstitution nicht das Geringste. Was waren dagegen die Konstitutionen von 91 und 93? Indem sie Jedem die Freiheit zugestanden, Eigenthum zu erwerben, seine Thätigkeit auf jede mögliche Weise zu bekunden, zerschlugen sie die bisherigen Feudalverhältnisse und Korporationen, innerhalb deren der Besitz und der Erwerb gefesselt waren, und gaben allen Franzosen gleiche Berechtigung, gleiche Rechte: das waren die damalige Gleichheit und Freiheit, das waren die Menschenrechte, wie sie in den bürgerlichen Rechten nachher klar hervortraten: der Feudal-Herr sowohl wie der Leibeigne wurde Bürger; der Bürger erwarb das Recht der freien Konkurrenz: und die politische Konstitution war die Feststellung dieser neuen sozialen Verhältnisse: sie gab diesen neuen Verhältnissen die politische Weihe, den politischen Ausdruck. Die damaligen Konstitutionen von 91 und 93 sind die Sanktionen sozialer Umwälzungen. Die Partei des National, indem sie die bestehenden sozialen Verhältnisse unangetastet läßt, und ihnen nur einen andern der alten Republik entlehnten politischen Ausdruck gibt, setzt ihren bürgerlichen Illusionen die Krone auf; und die neue Konstitution, statt wie früher das Hochzeitsgewand zu sein, welches den neuen Bürger umhüllte, ist das Leichentuch geworden, in welchem die alten Zustände zu Grabe gelegt werden. Nachdem man die ganze alte republikanische Garderobe hervorgeholt, nachdem Marrast nacheinander das ehemalige republikanische Maire'sgewand, die republikanische Weste und den republikanischen Schlafrock angezogen, umhüllt er sich zu guter Letzt mit dem Hochzeitsgewande, um tragisch-komisch zu enden. Das Komische steht vor der Thüre, das Komische ist das Abwerfen dieses ganzen Trödels; es ist das Sansculottenthum. Wer hat nicht von Schule auf in gefühlvoller Weise von Pflichten sprechen hören, die er gegen seinen Nebenmenschen zu erfüllen habe? „Thue keinem Andern, was du nicht willst, daß man dir selbst thue; thue Andern, was du willst, daß sie dir selbst thun“: das ist die philantropische Formel, in welcher die philantropisch-bürgerliche Moral ihren höchsten ideologischen Ausdruck findet. So lange die Produktionsweise patriarchalischer Natur war, mag die Anwendung dieser Formel von großen Nutzen gewesen sein. Nur Leute, wie Marrast, die beständig in Litteratenthätigkeit versunken, die große moderne Industrie, die Entstehung der Klassengegensätze, den Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie nicht gewahrten, konnte es einfallen, von Pflichten zu sprechen, die der alten patriarchalischen Welt angehörten. Die Junitage mögen die Leute von der Verfassungskommission eines Bessern belehrt haben: in dem neuesten Gesetzentwurf ist das Kapitel über die Pflichten gestrichen, und statt dessen haben wir eine allgemeine Einleitung. Unter anderm heißt es hierin: „Die Republik achtet fremde Nationalitäten, wie sie wissen wird ihre eigene Nationalität achten zu machen: sie unternimmt keinen Krieg aus Eroberungsabsichten etc.“ Diese Stelle hat offenbar ihren Grund in den neuesten Ereignissen Italiens. Zu gleicher Zeit will Frankreich den andern Nationen zu wissen thun, daß sie nichts mehr zu fürchten haben von einem sogenannten Ueberströmen der Republik: Dies die Antwort auf die Besorgniß von französischen Rheingelüsten. Früher hieß es nur: „die Franzosen kommen,“ jetzt hat man die Franzosen glauben gemacht: „Die Deutschen kommen, und wollen Elsaß und Lothringen wegnehmen.“ Und Herr Marrast betheuert, daß er von Eroberungslust völlig frei sei, und warnt die andern Nationen vor etwaigen Eroberungsgelüsten. „Die Deutschen kommen nach Frankreich!“ Die armen Deutschen! Einen größern Spott konnte man ihnen nicht anthun! Die Deutschen kommen und wollen Elsaß erobern. Doppelter Schimpf! Die Engländer sind nie nach Frankreich gekommen und haben einen großen Theil von Elsaß erobert. Sie haben förmlich sich eingebissen in Frankreich, sie haben Frankreich angefressen, ohne Schwertstreich; durch die alleinige Gewalt des Kapitals. Fast ganz Elsaß ist verhypothesirt: Eisenbahnen, Hypothekenverschreibungen, Kanäle — Alles gehört den Engländern. Der Boden ist so zu sagen dem Lande enthoben und den Engländern in Schuldscheinen verschrieben. Was erobert man in jetziger Zeit? Etwa Land? Keineswegs! die dem Lande inkorporirten Arbeitsinstrumente; das ist der Reichthum des Landes, und indem die Engländer durch die Macht ihrer Industrie auf fremdem Boden Herr aller Arbeitsinstrumente geworden, haben sie sich Elsaß zinspflichtig gemacht. Wer sind aber diese Engländer? etwa ganz England? Nein! die englischen Kapitalisten, die in Frankreich durch Nothschild vertreten, ihre jährlichen Zinsen, Dividenden, mit einem Worte alle möglichen bürgerlichen Gefälle, Kapitalsabfälle erhalten. Wenn nun zwar auch Elsaß politisch zu Frankreich gehört, und an Frankreich seine Steuern bezahlt, so thun doch die Franzosen weiter nichts, als daß sie vermittelst der Steuern, vermittelst der Armee, diese Rechtsverhältnisse sichern, vertheidigen, daß sie mit einem Worte dem Kapital das Explotionsrecht bewahren. „Achtung der Nationalität!“ Die Industrie, das Kapital hat die Nationalitäten dermaßen untereinander geworfen, daß es statt Nationen, nur noch Jakobs und Esaus gibt. Die in den alten Konstitutionen ausgesprochene Freiheit hat ihre höchste Spitze erreicht. Die Freiheit, auf bürgerliche Weise Eigen- sich kaum auf seinen zierlichen Beinen habe halten können und nur mit Mühe einer Umarmung des Straßenpflasters entgangen wäre. Ja, wenn man der Aussage eines gewissen Zeugen glauben darf, so soll der Portier der Gesandtschaft den Flüchtigen schließlich noch mit einer höchst unsanften Berührung an jenen Ort beglückt haben den die Natur mit so unendlich zweideutigen Reizen zierte, daß ich es wirklich meinen Leserinnen überlassen muß auf's leiseste darüber zu erröthen und ihre holden Gesichter zu verbergen in den schneeweißen Händen. Genug, der edle Ritter sah ein, daß ihm in Brüssel keine Rosen sprießen würden. Seine Memoiren waren fast vollendet; er reiste ab. Zunächst finden wir ihn in Aachen. Tiefsinnig sitzt er auf dem Grabe Karls des Großen und spielt Roulette. (Fortsetzung folgt.) Ein Dienstmädchen aus Leipzig, die unverehelichte Schröder, hat den Literaten M. in Berlin angeklagt, weil er mit der 23 Rthlr. starken Kasse des Leipziger Dienstmädchenparlaments durchgegangen sei. Deutschland sammelt für zwei Dinge, für den Kölnischen Dom und für die deutsche Flotte. In dem Verhältniß, nach welchem die Beiträge eingehen, wird die Ausrüstung des ersten Kriegsschiffes mit der Vollendung des Doms zusammenfallen. *) Was macht Hr. Naumer denn in Paris? Die Centralgewalt hat ihn instruirt zu reklamiren und man hört gar nichts davon.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 95. Köln, 6. September 1848, S. 0479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz095_1848/3>, abgerufen am 03.12.2024.