Neue Rheinische Zeitung. Nr. 93. Köln, 3. September 1848.Jedenfalls hat das Vaterland Shakspeares den Vorzug vor dem Vaterlande des Manneken-piss, daß sich England zu Belgien verhält wie eben der große William zu dem kleinen Manneken. Ein Wallfisch und eine Laus, würde der alte Goethe sagen. Louis Blanc landete in Dover -- -- man kann sich denken, welch ein seliges Gefühl die britischen Herzen überschlich, als sie den "berüchtigten Kommunisten" in so desolaten Umständen an's Land steigen sahen. Wie uns der Messager de Gand die Schicksale Louis Blanc's in Belgien berichtet, so meldet uns die Times in einem ihrer leitenden Artikel die Ankunft des Flüchtigen in England. "Außer dem Juli-König von 1830, meint die Times, ist nun auch das provisorische Gouvernement des Februar bei uns angekommen. Augenblicklich sitzt Cavaignac am Ruder -- wie lange wird dies dauern und was dann? Aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt." -- Es giebt keine schönere alte Weiber-Phrase als dies: "aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt". Der Artikel der Times beginnt und schließt damit. -- Unter der würdevollen großbritannischen Kälte sucht die Times vergebens jene stille Schadenfreude zu verbergen, jenes freundliche Schmunzeln, das dem Gerechten und dem Frommen so wohl steht. Treu spiegelt die Times die Stimmung John Bull's wieder, jenes guten, dicken Mannes, dem seit den letzten fünf Monaten das Essen mehr als einmal herzlich schlecht schmeckte, wenn er daran dachte, was jenseit des Kanals vorging. John Bull war ganz aus seinem Gleis gekommen; es wurde ihm gelb und grün vor den Augen, wenn er sah wie sich eine Gesellschaft von Advokaten, Journalisten, Poeten und Astronomen im Hotel de Ville festsetzte um hinfort die Geschicke einer der größten Nationen der Welt zu lenken. -- Aber die Engländer sind einmal so. John Bull glaubt gerade so steif und fest an die krumme Nase seines Wellington, wie an die Allmacht Gottes, oder an die Unsterblichkeit der Seele. Er kann sich wohl damit befreunden, daß von Zeit zu Zeit eine Aenderung in den Zucker- nd Rum-Zöllen eintritt, wenn man ihm aber begreiflich machen wollte, daß sich ein Redakteur des Northern Star einst auf die Bank des Schatz-Kanzlers, oder ein Redner der Crown and Anchor Tavern auf den Platz des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten setzen könne, so würde er einen mit ungläubigen Augen ansehen, oder: You are a donkey, Sir! ausrufen. Sie sind ein Esel, mein Herr. -- -- Ein Engländer würde sich gar nicht wundern, wenn er eines Morgens seine Zeitung in die Hand nähme und sich davon überzeugte, daß die britischen Truppen ganz China über den Haufen geworfen hätten; sähe er aber statt des alten Hume einen Harney, statt eines Lord George oder Lord John einen Ernest Jones sich im Hause der Commons emporrichten, ja, Sir Robert Peel statt einer weißen Weste eine rothe, und Lord Brougham statt einer karrirten eine einfache Hose tragen, da würde er tiefsinnig den Kopf senken und eine halbe Stunde lang sprachlos hinab in sein Glas Brandy stieren. John Bull begnügte sich daher auch mit einem selbstgefälligen: "Es mußte so kommen und ich habe es vorhergesagt," als er den entsetzlichen kleinen Franzosen, den ersten Arbeiter Frankreichs, im Ship Inn in Dover absteigen sah. Nicht mit der kindischen Neugier eines belgischen Kleinbürgers, nein, mit dem mitleidigen Lächeln eines stolzen Briten schaute er auf den berühmten Flüchling hinab. "Louis Blanc ist bei uns angekommen, sagt die Times; der Verfasser der Geschichte der "zehn Jahre" wird noch in aller Welt bekannt sein, wenn der Staatsmann des 24. Februar längst vergessen ist." Weder Gouverneure, noch Bürgermeister, noch höhere Offiziere noch die Mitglieder des Barreau's laufen herbei um den seltenen Mann zu sehen; man sperrt ihn auch nicht in den Mammelokker; frei kann er reisen von Dover nach London und von London nach Dover, keine Seele wird sich um ihn kümmern, wenn er nur nicht über die Königin lästert, und Niemand wird ihm was zu leide thun, dafern er stets sein Beef und seinen Porter bezahlt in Pfunden, Schillingen und Pence. [Deutschland] Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Köln, 2. Sept. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Frankfurt. Die Ob.-P.-A.-Ztg. enthält unter der Rubrik "Amtliches" folgende Mittheilung: In Gemäßheit des Artikels 14 des Gesetzes vom 28. Juni d. J. haben bereits die Regierungen der meisten Staaten Deutschlands ihre Bevollmächtigten bei der provisorischen Centralgewalt ernannt und es ist zu hoffen, daß auch von Seite der übrigen Regierungen diese Ernennung binnen Kurzem erfolgen werde. Die bereits ernannten Bevollmächtigten sind: für Preußen: Herr Staatsminister Camphausen; für das Königreich Sachsen: Herr Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Hannover: Herr Justizrath v. Bothmer; für Württemberg: Hr. Obertribunalrath Freih. v. Sternenfels; für Baden: Hr. Geheimerath Welcker; für Kurhessen: Hr. Geh. Legationsrath Sylvester Jordan; für das Großherzogthum Hessen: Hr. Ministerialrath v. Eigenbrodt; für Holstein: Hr. Professor Dr. Madai; für Lauenburg: Hr. Geheimerath Welcker; für Luxemburg und Limburg: Hr. Staatsrath v. Scherff; für Sachsen-Weimar: Hr. Staatsrath v. Wydenbrugk; für Sachsen-Meiningen: Hr. Staatsrath Seebeck; für Sachsen-Coburg-Gotha: Hr. Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Braunschweig: Hr. Geh. Legationsrath Dr. Liebe; für Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz: Hr. Regierungsrath Dr. Karsten; für Oldenburg: Hr. Oberst Joh. Ludwig Mosle; für Hohenzollern, Reuß und Hessen-Homburg: Hr. Geh. Rath Freih. Adolf v. Holzhausen; für Lippe-Detmold: Hr. Geh. Justizrath Petri; für Hamburg: Hr. Senator Kirchenpaur; für Frankfurt: Hr. Schöff Dr. Souchay; für Bremen: Hr. Bürgermeister Smidt; für Lübeck: Hr. Senator Dr. Heinrich Brehmer. !!! Frankfurt, 31. August. 9 1/2 Uhr. 69. Sitzung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: 1. Wahl der drei Präsidenten, 2. Berathung über den Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung, die Ergänzung der Ausschüsse betreffend. Genehmigung des Protokolls. Minister des Aeußern Heckscher: Durch den Minister Camphausen wird preußischer Seits der Centralgewalt die Abschließung eines Waffenstillstandes mit den Dänen zu Malmö mitgetheilt. Nähere Bedingungen desselben folgen nicht mit. Wahrscheinlich nächstens. -- Diese Waffenstillstands-Abschließung und die nächsten Bedingungen desselben influiren dergestalt auf das erwartete und öfters versprochene Programm der auswärtigen Politik, daß der Minister dasselbe noch aussetzen muß, bis die Bedingungen des Waffenstillstandes einlaufen. Präsident verliest eine Interpellation von Dahlmann, ob im Namen der Centralgewalt dieser Waffenstillstand abgeschlossen? Und unter welchen Bedingungen? Dahlmann nimmt in Folge Heckschers Erklärung diese Interpellation vorläufig zurück. Vogt: Wir (auf die Linke zeigend) machen diese Interpellation zu der Unsrigen. Präsident: Dahlmann nimmt sie ja nur vorläufig zurück. Justizminister von Mohl verliest einen Entwurf über die Bekanntmachung der Reichsgesetze. (Beifall links. Mohl ist der einzige unangefochtene Minister.) Giebt eine kurze Erläuterung des Entwurfs. Derselbe lautet etwa: §. 1. Die Bekanntmachung der Reichsbeschlüsse erfolgt durch den Reichsverweser. §. 2. Die Minister machen die Beschlüsse durch den Druck bekannt und theilen sie den Landesregierungen mit. §. 3. Zwanzig Tage nach Verkündigung der Beschlüsse in Frankfurt erlangen dieselben ihre Gültigkeit. §. 4. Ein Reichsgesetzblatt ist das amtliche Organ der Centralgewalt. Schüler zweifelt, daß der Centralgewalt die Initiative zu einem solchen Gesetze zusteht. Der Gesetzgebungsausschuß solle hierüber befragt werden. Präsident: Der Entwurf ist dem Gesetzgebungsausschuß zur Begutachtung vorzulegen, der zugleich darüber sich aussprechen kann, ob dem Ministerium die Initiative hierin zusteht. Behr (Aha! Vergnügen) bemerkt hierzu unverständliche Worte. (Laut!) Schaffrath (Rechts und Centren: Schluß, Schluß!) Die Diskussion über diesen Gegenstand wird geschlossen und die Versammlung beschließt nach Gagerns Wunsch, die Uebergabe des Entwurfs zur Begutachtung an den Ausschuß. Heckscher läßt durch den Präsidenten mittheilen, daß er auf Eisenmanns Interpellation wegen Ungarn den 8. September antworten wird. Mehrere Berichte werden hierauf angezeigt. Der Petitionsausschuß zeigt an, daß ein Buchhändler Namens Hahn der Versammlung ein Bücherverzeichniß übergiebt, um daraus Bücher als Geschenk zu entnehmen, zum Fond einer zu begründenden Reichsbibliothek. (Beifall). Nach dem Vorschlag des Ausschusses empfohlen durch den Präsidenten wird die Versammlung Bücher auswählen lassen und dem Buchhändler Hahn ihren Dank votiren. Der Dank wurde einstimmig votirt. Ferner berichtet der Petitionsausschuß über eine Petition vom patriotischen Verein aus Berlin. Der Ausschuß erkennt in dieser Petition nur Bitten, die bereits von der National-Versammlung schon berücksichtigt worden. Ad acta und Tagesordnung. Mammen hat mit Eisenstuck bereits am 14. Juni einen Antrag über provisorische Zollgesetze gestellt. Hierauf ist (wie immer) noch nichts erfolgt. Geockoth (in dieser Sache Referent des volkswirthschaftlichen Ausschusses) hat am 27. Juli den Bericht dem Verfassungsausschuß übergeben. Hermann (vom Verfassungsausschuß) hat den Bericht 14 Tage später dem Coreferenten Moritz Mohl übergeben. Mohl wollte ihn damals der Versammlung in 14 Tagen vorlegen. M. Mohl (auf dem es endlich sitzen bleibt): Der volkswirthschaftliche Ausschuß sei sehr steißig. Mehr als möglich, sei nicht zu verlangen. (Bravo. Gelächter.) Mammen ist mit dieser Art von Erledigung natürlich nicht zufrieden und stellt einen neuen dringlichen Antrag auf Beschleunigung. Jedenfalls hat das Vaterland Shakspeares den Vorzug vor dem Vaterlande des Manneken-piss, daß sich England zu Belgien verhält wie eben der große William zu dem kleinen Manneken. Ein Wallfisch und eine Laus, würde der alte Goethe sagen. Louis Blanc landete in Dover — — man kann sich denken, welch ein seliges Gefühl die britischen Herzen überschlich, als sie den „berüchtigten Kommunisten“ in so desolaten Umständen an's Land steigen sahen. Wie uns der Messager de Gand die Schicksale Louis Blanc's in Belgien berichtet, so meldet uns die Times in einem ihrer leitenden Artikel die Ankunft des Flüchtigen in England. „Außer dem Juli-König von 1830, meint die Times, ist nun auch das provisorische Gouvernement des Februar bei uns angekommen. Augenblicklich sitzt Cavaignac am Ruder — wie lange wird dies dauern und was dann? Aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt.“ — Es giebt keine schönere alte Weiber-Phrase als dies: „aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt“. Der Artikel der Times beginnt und schließt damit. — Unter der würdevollen großbritannischen Kälte sucht die Times vergebens jene stille Schadenfreude zu verbergen, jenes freundliche Schmunzeln, das dem Gerechten und dem Frommen so wohl steht. Treu spiegelt die Times die Stimmung John Bull's wieder, jenes guten, dicken Mannes, dem seit den letzten fünf Monaten das Essen mehr als einmal herzlich schlecht schmeckte, wenn er daran dachte, was jenseit des Kanals vorging. John Bull war ganz aus seinem Gleis gekommen; es wurde ihm gelb und grün vor den Augen, wenn er sah wie sich eine Gesellschaft von Advokaten, Journalisten, Poeten und Astronomen im Hotel de Ville festsetzte um hinfort die Geschicke einer der größten Nationen der Welt zu lenken. — Aber die Engländer sind einmal so. John Bull glaubt gerade so steif und fest an die krumme Nase seines Wellington, wie an die Allmacht Gottes, oder an die Unsterblichkeit der Seele. Er kann sich wohl damit befreunden, daß von Zeit zu Zeit eine Aenderung in den Zucker- nd Rum-Zöllen eintritt, wenn man ihm aber begreiflich machen wollte, daß sich ein Redakteur des Northern Star einst auf die Bank des Schatz-Kanzlers, oder ein Redner der Crown and Anchor Tavern auf den Platz des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten setzen könne, so würde er einen mit ungläubigen Augen ansehen, oder: You are a donkey, Sir! ausrufen. Sie sind ein Esel, mein Herr. — — Ein Engländer würde sich gar nicht wundern, wenn er eines Morgens seine Zeitung in die Hand nähme und sich davon überzeugte, daß die britischen Truppen ganz China über den Haufen geworfen hätten; sähe er aber statt des alten Hume einen Harney, statt eines Lord George oder Lord John einen Ernest Jones sich im Hause der Commons emporrichten, ja, Sir Robert Peel statt einer weißen Weste eine rothe, und Lord Brougham statt einer karrirten eine einfache Hose tragen, da würde er tiefsinnig den Kopf senken und eine halbe Stunde lang sprachlos hinab in sein Glas Brandy stieren. John Bull begnügte sich daher auch mit einem selbstgefälligen: „Es mußte so kommen und ich habe es vorhergesagt,“ als er den entsetzlichen kleinen Franzosen, den ersten Arbeiter Frankreichs, im Ship Inn in Dover absteigen sah. Nicht mit der kindischen Neugier eines belgischen Kleinbürgers, nein, mit dem mitleidigen Lächeln eines stolzen Briten schaute er auf den berühmten Flüchling hinab. „Louis Blanc ist bei uns angekommen, sagt die Times; der Verfasser der Geschichte der „zehn Jahre“ wird noch in aller Welt bekannt sein, wenn der Staatsmann des 24. Februar längst vergessen ist.“ Weder Gouverneure, noch Bürgermeister, noch höhere Offiziere noch die Mitglieder des Barreau's laufen herbei um den seltenen Mann zu sehen; man sperrt ihn auch nicht in den Mammelokker; frei kann er reisen von Dover nach London und von London nach Dover, keine Seele wird sich um ihn kümmern, wenn er nur nicht über die Königin lästert, und Niemand wird ihm was zu leide thun, dafern er stets sein Beef und seinen Porter bezahlt in Pfunden, Schillingen und Pence. [Deutschland] Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. ** Köln, 2. Sept. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Frankfurt. Die Ob.-P.-A.-Ztg. enthält unter der Rubrik „Amtliches“ folgende Mittheilung: In Gemäßheit des Artikels 14 des Gesetzes vom 28. Juni d. J. haben bereits die Regierungen der meisten Staaten Deutschlands ihre Bevollmächtigten bei der provisorischen Centralgewalt ernannt und es ist zu hoffen, daß auch von Seite der übrigen Regierungen diese Ernennung binnen Kurzem erfolgen werde. Die bereits ernannten Bevollmächtigten sind: für Preußen: Herr Staatsminister Camphausen; für das Königreich Sachsen: Herr Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Hannover: Herr Justizrath v. Bothmer; für Württemberg: Hr. Obertribunalrath Freih. v. Sternenfels; für Baden: Hr. Geheimerath Welcker; für Kurhessen: Hr. Geh. Legationsrath Sylvester Jordan; für das Großherzogthum Hessen: Hr. Ministerialrath v. Eigenbrodt; für Holstein: Hr. Professor Dr. Madai; für Lauenburg: Hr. Geheimerath Welcker; für Luxemburg und Limburg: Hr. Staatsrath v. Scherff; für Sachsen-Weimar: Hr. Staatsrath v. Wydenbrugk; für Sachsen-Meiningen: Hr. Staatsrath Seebeck; für Sachsen-Coburg-Gotha: Hr. Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Braunschweig: Hr. Geh. Legationsrath Dr. Liebe; für Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz: Hr. Regierungsrath Dr. Karsten; für Oldenburg: Hr. Oberst Joh. Ludwig Mosle; für Hohenzollern, Reuß und Hessen-Homburg: Hr. Geh. Rath Freih. Adolf v. Holzhausen; für Lippe-Detmold: Hr. Geh. Justizrath Petri; für Hamburg: Hr. Senator Kirchenpaur; für Frankfurt: Hr. Schöff Dr. Souchay; für Bremen: Hr. Bürgermeister Smidt; für Lübeck: Hr. Senator Dr. Heinrich Brehmer. !!! Frankfurt, 31. August. 9 1/2 Uhr. 69. Sitzung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: 1. Wahl der drei Präsidenten, 2. Berathung über den Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung, die Ergänzung der Ausschüsse betreffend. Genehmigung des Protokolls. Minister des Aeußern Heckscher: Durch den Minister Camphausen wird preußischer Seits der Centralgewalt die Abschließung eines Waffenstillstandes mit den Dänen zu Malmö mitgetheilt. Nähere Bedingungen desselben folgen nicht mit. Wahrscheinlich nächstens. — Diese Waffenstillstands-Abschließung und die nächsten Bedingungen desselben influiren dergestalt auf das erwartete und öfters versprochene Programm der auswärtigen Politik, daß der Minister dasselbe noch aussetzen muß, bis die Bedingungen des Waffenstillstandes einlaufen. Präsident verliest eine Interpellation von Dahlmann, ob im Namen der Centralgewalt dieser Waffenstillstand abgeschlossen? Und unter welchen Bedingungen? Dahlmann nimmt in Folge Heckschers Erklärung diese Interpellation vorläufig zurück. Vogt: Wir (auf die Linke zeigend) machen diese Interpellation zu der Unsrigen. Präsident: Dahlmann nimmt sie ja nur vorläufig zurück. Justizminister von Mohl verliest einen Entwurf über die Bekanntmachung der Reichsgesetze. (Beifall links. Mohl ist der einzige unangefochtene Minister.) Giebt eine kurze Erläuterung des Entwurfs. Derselbe lautet etwa: §. 1. Die Bekanntmachung der Reichsbeschlüsse erfolgt durch den Reichsverweser. §. 2. Die Minister machen die Beschlüsse durch den Druck bekannt und theilen sie den Landesregierungen mit. §. 3. Zwanzig Tage nach Verkündigung der Beschlüsse in Frankfurt erlangen dieselben ihre Gültigkeit. §. 4. Ein Reichsgesetzblatt ist das amtliche Organ der Centralgewalt. Schüler zweifelt, daß der Centralgewalt die Initiative zu einem solchen Gesetze zusteht. Der Gesetzgebungsausschuß solle hierüber befragt werden. Präsident: Der Entwurf ist dem Gesetzgebungsausschuß zur Begutachtung vorzulegen, der zugleich darüber sich aussprechen kann, ob dem Ministerium die Initiative hierin zusteht. Behr (Aha! Vergnügen) bemerkt hierzu unverständliche Worte. (Laut!) Schaffrath (Rechts und Centren: Schluß, Schluß!) Die Diskussion über diesen Gegenstand wird geschlossen und die Versammlung beschließt nach Gagerns Wunsch, die Uebergabe des Entwurfs zur Begutachtung an den Ausschuß. Heckscher läßt durch den Präsidenten mittheilen, daß er auf Eisenmanns Interpellation wegen Ungarn den 8. September antworten wird. Mehrere Berichte werden hierauf angezeigt. Der Petitionsausschuß zeigt an, daß ein Buchhändler Namens Hahn der Versammlung ein Bücherverzeichniß übergiebt, um daraus Bücher als Geschenk zu entnehmen, zum Fond einer zu begründenden Reichsbibliothek. (Beifall). Nach dem Vorschlag des Ausschusses empfohlen durch den Präsidenten wird die Versammlung Bücher auswählen lassen und dem Buchhändler Hahn ihren Dank votiren. Der Dank wurde einstimmig votirt. Ferner berichtet der Petitionsausschuß über eine Petition vom patriotischen Verein aus Berlin. Der Ausschuß erkennt in dieser Petition nur Bitten, die bereits von der National-Versammlung schon berücksichtigt worden. Ad acta und Tagesordnung. Mammen hat mit Eisenstuck bereits am 14. Juni einen Antrag über provisorische Zollgesetze gestellt. Hierauf ist (wie immer) noch nichts erfolgt. Geockoth (in dieser Sache Referent des volkswirthschaftlichen Ausschusses) hat am 27. Juli den Bericht dem Verfassungsausschuß übergeben. Hermann (vom Verfassungsausschuß) hat den Bericht 14 Tage später dem Coreferenten Moritz Mohl übergeben. Mohl wollte ihn damals der Versammlung in 14 Tagen vorlegen. M. Mohl (auf dem es endlich sitzen bleibt): Der volkswirthschaftliche Ausschuß sei sehr steißig. Mehr als möglich, sei nicht zu verlangen. (Bravo. Gelächter.) Mammen ist mit dieser Art von Erledigung natürlich nicht zufrieden und stellt einen neuen dringlichen Antrag auf Beschleunigung. <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ar093_002" type="jArticle"> <pb facs="#f0002" n="0468"/> <p>Jedenfalls hat das Vaterland Shakspeares <hi rendition="#g">den</hi> Vorzug vor dem Vaterlande des Manneken-piss, daß sich England zu Belgien verhält wie eben der große William zu dem kleinen Manneken. Ein Wallfisch und eine Laus, würde der alte Goethe sagen. Louis Blanc landete in Dover — — man kann sich denken, welch ein seliges Gefühl die britischen Herzen überschlich, als sie den „berüchtigten Kommunisten“ in so desolaten Umständen an's Land steigen sahen. Wie uns der Messager de Gand die Schicksale Louis Blanc's in Belgien berichtet, so meldet uns die Times in einem ihrer leitenden Artikel die Ankunft des Flüchtigen in England. „Außer dem Juli-König von 1830, meint die Times, ist nun auch das provisorische Gouvernement des Februar bei uns angekommen. Augenblicklich sitzt Cavaignac am Ruder — wie lange wird dies dauern und was dann? Aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt.“ — Es giebt keine schönere alte Weiber-Phrase als dies: „aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt“. Der Artikel der Times beginnt und schließt damit. — Unter der würdevollen großbritannischen Kälte sucht die Times vergebens jene stille Schadenfreude zu verbergen, jenes freundliche Schmunzeln, das dem Gerechten und dem Frommen so wohl steht. Treu spiegelt die Times die Stimmung John Bull's wieder, jenes guten, dicken Mannes, dem seit den letzten fünf Monaten das Essen mehr als einmal herzlich schlecht schmeckte, wenn er daran dachte, was jenseit des Kanals vorging.</p> <p>John Bull war ganz aus seinem Gleis gekommen; es wurde ihm gelb und grün vor den Augen, wenn er sah wie sich eine Gesellschaft von Advokaten, Journalisten, Poeten und Astronomen im Hotel de Ville festsetzte um hinfort die Geschicke einer der größten Nationen der Welt zu lenken. — Aber die Engländer sind einmal so. John Bull glaubt gerade so steif und fest an die krumme Nase seines Wellington, wie an die Allmacht Gottes, oder an die Unsterblichkeit der Seele. Er kann sich wohl damit befreunden, daß von Zeit zu Zeit eine Aenderung in den Zucker- nd Rum-Zöllen eintritt, wenn man ihm aber begreiflich machen wollte, daß sich ein Redakteur des Northern Star einst auf die Bank des Schatz-Kanzlers, oder ein Redner der Crown and Anchor Tavern auf den Platz des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten setzen könne, so würde er einen mit ungläubigen Augen ansehen, oder: You are a donkey, Sir! ausrufen. Sie sind ein Esel, mein Herr. — —</p> <p>Ein Engländer würde sich gar nicht wundern, wenn er eines Morgens seine Zeitung in die Hand nähme und sich davon überzeugte, daß die britischen Truppen ganz China über den Haufen geworfen hätten; sähe er aber statt des alten Hume einen Harney, statt eines Lord George oder Lord John einen Ernest Jones sich im Hause der Commons emporrichten, ja, Sir Robert Peel statt einer weißen Weste eine rothe, und Lord Brougham statt einer karrirten eine einfache Hose tragen, da würde er tiefsinnig den Kopf senken und eine halbe Stunde lang sprachlos hinab in sein Glas Brandy stieren.</p> <p>John Bull begnügte sich daher auch mit einem selbstgefälligen: „Es mußte so kommen und ich habe es vorhergesagt,“ als er den entsetzlichen kleinen Franzosen, den ersten Arbeiter Frankreichs, im Ship Inn in Dover absteigen sah. Nicht mit der kindischen Neugier eines belgischen Kleinbürgers, nein, mit dem mitleidigen Lächeln eines stolzen Briten schaute er auf den berühmten Flüchling hinab. „Louis Blanc ist bei uns angekommen, sagt die Times; der Verfasser der Geschichte der „zehn Jahre“ wird noch in aller Welt bekannt sein, wenn der Staatsmann des 24. Februar längst vergessen ist.“ Weder Gouverneure, noch Bürgermeister, noch höhere Offiziere noch die Mitglieder des Barreau's laufen herbei um den seltenen Mann zu sehen; man sperrt ihn auch nicht in den Mammelokker; frei kann er reisen von Dover nach London und von London nach Dover, keine Seele wird sich um ihn kümmern, wenn er nur nicht über die Königin lästert, und Niemand wird ihm was zu leide thun, dafern er stets sein Beef und seinen Porter bezahlt in Pfunden, Schillingen und Pence.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>[Deutschland]</head> <div xml:id="ar093_003_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Polendebatte in Frankfurt. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 517.</bibl> </note> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar093_004_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Antwerpner Todesurteile. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. 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Eigenbrodt; für Holstein: Hr. Professor Dr. Madai; für Lauenburg: Hr. Geheimerath Welcker; für Luxemburg und Limburg: Hr. Staatsrath v. Scherff; für Sachsen-Weimar: Hr. Staatsrath v. Wydenbrugk; für Sachsen-Meiningen: Hr. Staatsrath Seebeck; für Sachsen-Coburg-Gotha: Hr. Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Braunschweig: Hr. Geh. Legationsrath Dr. Liebe; für Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz: Hr. Regierungsrath Dr. Karsten; für Oldenburg: Hr. Oberst Joh. Ludwig Mosle; für Hohenzollern, Reuß und Hessen-Homburg: Hr. Geh. Rath Freih. Adolf v. Holzhausen; für Lippe-Detmold: Hr. Geh. Justizrath Petri; für Hamburg: Hr. Senator Kirchenpaur; für Frankfurt: Hr. Schöff Dr. Souchay; für Bremen: Hr. Bürgermeister Smidt; für Lübeck: Hr. Senator Dr. Heinrich Brehmer.</p> </div> <div xml:id="ar093_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 31. August.</head> <p>9 1/2 Uhr. 69. Sitzung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: 1. Wahl der drei Präsidenten, 2. Berathung über den Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung, die Ergänzung der Ausschüsse betreffend. Genehmigung des Protokolls.</p> <p>Minister des Aeußern Heckscher: Durch den Minister Camphausen wird preußischer Seits der Centralgewalt die Abschließung eines Waffenstillstandes mit den Dänen zu Malmö mitgetheilt. Nähere Bedingungen desselben folgen nicht mit. Wahrscheinlich nächstens. — Diese Waffenstillstands-Abschließung und die nächsten Bedingungen desselben influiren dergestalt auf das erwartete und öfters versprochene Programm der auswärtigen Politik, daß der Minister dasselbe noch aussetzen muß, bis die Bedingungen des Waffenstillstandes einlaufen.</p> <p>Präsident verliest eine Interpellation von Dahlmann, ob im Namen der Centralgewalt dieser Waffenstillstand abgeschlossen? Und unter welchen Bedingungen?</p> <p>Dahlmann nimmt in Folge Heckschers Erklärung diese Interpellation vorläufig zurück.</p> <p>Vogt: Wir (auf die Linke zeigend) machen diese Interpellation zu der Unsrigen.</p> <p>Präsident: Dahlmann nimmt sie ja nur vorläufig zurück.</p> <p>Justizminister von Mohl verliest einen Entwurf über die Bekanntmachung der Reichsgesetze. (Beifall links. Mohl ist der einzige unangefochtene Minister.) Giebt eine kurze Erläuterung des Entwurfs. Derselbe lautet etwa: §. 1. Die Bekanntmachung der Reichsbeschlüsse erfolgt durch den Reichsverweser. §. 2. Die Minister machen die Beschlüsse durch den Druck bekannt und theilen sie den Landesregierungen mit. §. 3. Zwanzig Tage nach Verkündigung der Beschlüsse in Frankfurt erlangen dieselben ihre Gültigkeit. §. 4. Ein Reichsgesetzblatt ist das amtliche Organ der Centralgewalt.</p> <p>Schüler zweifelt, daß der Centralgewalt die Initiative zu einem solchen Gesetze zusteht. Der Gesetzgebungsausschuß solle hierüber befragt werden.</p> <p>Präsident: Der Entwurf ist dem Gesetzgebungsausschuß zur Begutachtung vorzulegen, der zugleich darüber sich aussprechen kann, ob dem Ministerium die Initiative hierin zusteht.</p> <p>Behr (Aha! Vergnügen) bemerkt hierzu unverständliche Worte. (Laut!)</p> <p>Schaffrath (Rechts und Centren: Schluß, Schluß!)</p> <p>Die Diskussion über diesen Gegenstand wird geschlossen und die Versammlung beschließt nach Gagerns Wunsch, die Uebergabe des Entwurfs zur Begutachtung an den Ausschuß.</p> <p>Heckscher läßt durch den Präsidenten mittheilen, daß er auf Eisenmanns Interpellation wegen Ungarn den 8. September antworten wird.</p> <p>Mehrere Berichte werden hierauf angezeigt.</p> <p>Der Petitionsausschuß zeigt an, daß ein Buchhändler Namens Hahn der Versammlung ein Bücherverzeichniß übergiebt, um daraus Bücher als Geschenk zu entnehmen, zum Fond einer zu begründenden Reichsbibliothek. (Beifall).</p> <p>Nach dem Vorschlag des Ausschusses empfohlen durch den Präsidenten wird die Versammlung Bücher auswählen lassen und dem Buchhändler Hahn ihren Dank votiren.</p> <p>Der Dank wurde einstimmig votirt.</p> <p>Ferner berichtet der Petitionsausschuß über eine Petition vom patriotischen Verein aus Berlin.</p> <p>Der Ausschuß erkennt in dieser Petition nur Bitten, die bereits von der National-Versammlung schon berücksichtigt worden. Ad acta und Tagesordnung.</p> <p>Mammen hat mit Eisenstuck bereits am 14. Juni einen Antrag über provisorische Zollgesetze gestellt. Hierauf ist (wie immer) noch nichts erfolgt.</p> <p><hi rendition="#g">Geockoth</hi> (in dieser Sache Referent des volkswirthschaftlichen Ausschusses) hat am 27. Juli den Bericht dem Verfassungsausschuß übergeben.</p> <p><hi rendition="#g">Hermann</hi> (vom Verfassungsausschuß) hat den Bericht 14 Tage später dem Coreferenten Moritz Mohl übergeben. Mohl wollte ihn damals der Versammlung in 14 Tagen vorlegen.</p> <p>M. <hi rendition="#g">Mohl</hi> (auf dem es endlich sitzen bleibt): Der volkswirthschaftliche Ausschuß sei sehr steißig. Mehr als möglich, sei nicht zu verlangen. (Bravo. Gelächter.)</p> <p><hi rendition="#g">Mammen</hi> ist mit dieser Art von Erledigung natürlich nicht zufrieden und stellt einen neuen dringlichen Antrag auf Beschleunigung.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0468/0002]
Jedenfalls hat das Vaterland Shakspeares den Vorzug vor dem Vaterlande des Manneken-piss, daß sich England zu Belgien verhält wie eben der große William zu dem kleinen Manneken. Ein Wallfisch und eine Laus, würde der alte Goethe sagen. Louis Blanc landete in Dover — — man kann sich denken, welch ein seliges Gefühl die britischen Herzen überschlich, als sie den „berüchtigten Kommunisten“ in so desolaten Umständen an's Land steigen sahen. Wie uns der Messager de Gand die Schicksale Louis Blanc's in Belgien berichtet, so meldet uns die Times in einem ihrer leitenden Artikel die Ankunft des Flüchtigen in England. „Außer dem Juli-König von 1830, meint die Times, ist nun auch das provisorische Gouvernement des Februar bei uns angekommen. Augenblicklich sitzt Cavaignac am Ruder — wie lange wird dies dauern und was dann? Aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt.“ — Es giebt keine schönere alte Weiber-Phrase als dies: „aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt“. Der Artikel der Times beginnt und schließt damit. — Unter der würdevollen großbritannischen Kälte sucht die Times vergebens jene stille Schadenfreude zu verbergen, jenes freundliche Schmunzeln, das dem Gerechten und dem Frommen so wohl steht. Treu spiegelt die Times die Stimmung John Bull's wieder, jenes guten, dicken Mannes, dem seit den letzten fünf Monaten das Essen mehr als einmal herzlich schlecht schmeckte, wenn er daran dachte, was jenseit des Kanals vorging.
John Bull war ganz aus seinem Gleis gekommen; es wurde ihm gelb und grün vor den Augen, wenn er sah wie sich eine Gesellschaft von Advokaten, Journalisten, Poeten und Astronomen im Hotel de Ville festsetzte um hinfort die Geschicke einer der größten Nationen der Welt zu lenken. — Aber die Engländer sind einmal so. John Bull glaubt gerade so steif und fest an die krumme Nase seines Wellington, wie an die Allmacht Gottes, oder an die Unsterblichkeit der Seele. Er kann sich wohl damit befreunden, daß von Zeit zu Zeit eine Aenderung in den Zucker- nd Rum-Zöllen eintritt, wenn man ihm aber begreiflich machen wollte, daß sich ein Redakteur des Northern Star einst auf die Bank des Schatz-Kanzlers, oder ein Redner der Crown and Anchor Tavern auf den Platz des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten setzen könne, so würde er einen mit ungläubigen Augen ansehen, oder: You are a donkey, Sir! ausrufen. Sie sind ein Esel, mein Herr. — —
Ein Engländer würde sich gar nicht wundern, wenn er eines Morgens seine Zeitung in die Hand nähme und sich davon überzeugte, daß die britischen Truppen ganz China über den Haufen geworfen hätten; sähe er aber statt des alten Hume einen Harney, statt eines Lord George oder Lord John einen Ernest Jones sich im Hause der Commons emporrichten, ja, Sir Robert Peel statt einer weißen Weste eine rothe, und Lord Brougham statt einer karrirten eine einfache Hose tragen, da würde er tiefsinnig den Kopf senken und eine halbe Stunde lang sprachlos hinab in sein Glas Brandy stieren.
John Bull begnügte sich daher auch mit einem selbstgefälligen: „Es mußte so kommen und ich habe es vorhergesagt,“ als er den entsetzlichen kleinen Franzosen, den ersten Arbeiter Frankreichs, im Ship Inn in Dover absteigen sah. Nicht mit der kindischen Neugier eines belgischen Kleinbürgers, nein, mit dem mitleidigen Lächeln eines stolzen Briten schaute er auf den berühmten Flüchling hinab. „Louis Blanc ist bei uns angekommen, sagt die Times; der Verfasser der Geschichte der „zehn Jahre“ wird noch in aller Welt bekannt sein, wenn der Staatsmann des 24. Februar längst vergessen ist.“ Weder Gouverneure, noch Bürgermeister, noch höhere Offiziere noch die Mitglieder des Barreau's laufen herbei um den seltenen Mann zu sehen; man sperrt ihn auch nicht in den Mammelokker; frei kann er reisen von Dover nach London und von London nach Dover, keine Seele wird sich um ihn kümmern, wenn er nur nicht über die Königin lästert, und Niemand wird ihm was zu leide thun, dafern er stets sein Beef und seinen Porter bezahlt in Pfunden, Schillingen und Pence.
[Deutschland] _ ** Köln, 2. Sept. _ Frankfurt. Die Ob.-P.-A.-Ztg. enthält unter der Rubrik „Amtliches“ folgende Mittheilung:
In Gemäßheit des Artikels 14 des Gesetzes vom 28. Juni d. J. haben bereits die Regierungen der meisten Staaten Deutschlands ihre Bevollmächtigten bei der provisorischen Centralgewalt ernannt und es ist zu hoffen, daß auch von Seite der übrigen Regierungen diese Ernennung binnen Kurzem erfolgen werde. Die bereits ernannten Bevollmächtigten sind: für Preußen: Herr Staatsminister Camphausen; für das Königreich Sachsen: Herr Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Hannover: Herr Justizrath v. Bothmer; für Württemberg: Hr. Obertribunalrath Freih. v. Sternenfels; für Baden: Hr. Geheimerath Welcker; für Kurhessen: Hr. Geh. Legationsrath Sylvester Jordan; für das Großherzogthum Hessen: Hr. Ministerialrath v. Eigenbrodt; für Holstein: Hr. Professor Dr. Madai; für Lauenburg: Hr. Geheimerath Welcker; für Luxemburg und Limburg: Hr. Staatsrath v. Scherff; für Sachsen-Weimar: Hr. Staatsrath v. Wydenbrugk; für Sachsen-Meiningen: Hr. Staatsrath Seebeck; für Sachsen-Coburg-Gotha: Hr. Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Braunschweig: Hr. Geh. Legationsrath Dr. Liebe; für Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz: Hr. Regierungsrath Dr. Karsten; für Oldenburg: Hr. Oberst Joh. Ludwig Mosle; für Hohenzollern, Reuß und Hessen-Homburg: Hr. Geh. Rath Freih. Adolf v. Holzhausen; für Lippe-Detmold: Hr. Geh. Justizrath Petri; für Hamburg: Hr. Senator Kirchenpaur; für Frankfurt: Hr. Schöff Dr. Souchay; für Bremen: Hr. Bürgermeister Smidt; für Lübeck: Hr. Senator Dr. Heinrich Brehmer.
!!! Frankfurt, 31. August. 9 1/2 Uhr. 69. Sitzung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: 1. Wahl der drei Präsidenten, 2. Berathung über den Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung, die Ergänzung der Ausschüsse betreffend. Genehmigung des Protokolls.
Minister des Aeußern Heckscher: Durch den Minister Camphausen wird preußischer Seits der Centralgewalt die Abschließung eines Waffenstillstandes mit den Dänen zu Malmö mitgetheilt. Nähere Bedingungen desselben folgen nicht mit. Wahrscheinlich nächstens. — Diese Waffenstillstands-Abschließung und die nächsten Bedingungen desselben influiren dergestalt auf das erwartete und öfters versprochene Programm der auswärtigen Politik, daß der Minister dasselbe noch aussetzen muß, bis die Bedingungen des Waffenstillstandes einlaufen.
Präsident verliest eine Interpellation von Dahlmann, ob im Namen der Centralgewalt dieser Waffenstillstand abgeschlossen? Und unter welchen Bedingungen?
Dahlmann nimmt in Folge Heckschers Erklärung diese Interpellation vorläufig zurück.
Vogt: Wir (auf die Linke zeigend) machen diese Interpellation zu der Unsrigen.
Präsident: Dahlmann nimmt sie ja nur vorläufig zurück.
Justizminister von Mohl verliest einen Entwurf über die Bekanntmachung der Reichsgesetze. (Beifall links. Mohl ist der einzige unangefochtene Minister.) Giebt eine kurze Erläuterung des Entwurfs. Derselbe lautet etwa: §. 1. Die Bekanntmachung der Reichsbeschlüsse erfolgt durch den Reichsverweser. §. 2. Die Minister machen die Beschlüsse durch den Druck bekannt und theilen sie den Landesregierungen mit. §. 3. Zwanzig Tage nach Verkündigung der Beschlüsse in Frankfurt erlangen dieselben ihre Gültigkeit. §. 4. Ein Reichsgesetzblatt ist das amtliche Organ der Centralgewalt.
Schüler zweifelt, daß der Centralgewalt die Initiative zu einem solchen Gesetze zusteht. Der Gesetzgebungsausschuß solle hierüber befragt werden.
Präsident: Der Entwurf ist dem Gesetzgebungsausschuß zur Begutachtung vorzulegen, der zugleich darüber sich aussprechen kann, ob dem Ministerium die Initiative hierin zusteht.
Behr (Aha! Vergnügen) bemerkt hierzu unverständliche Worte. (Laut!)
Schaffrath (Rechts und Centren: Schluß, Schluß!)
Die Diskussion über diesen Gegenstand wird geschlossen und die Versammlung beschließt nach Gagerns Wunsch, die Uebergabe des Entwurfs zur Begutachtung an den Ausschuß.
Heckscher läßt durch den Präsidenten mittheilen, daß er auf Eisenmanns Interpellation wegen Ungarn den 8. September antworten wird.
Mehrere Berichte werden hierauf angezeigt.
Der Petitionsausschuß zeigt an, daß ein Buchhändler Namens Hahn der Versammlung ein Bücherverzeichniß übergiebt, um daraus Bücher als Geschenk zu entnehmen, zum Fond einer zu begründenden Reichsbibliothek. (Beifall).
Nach dem Vorschlag des Ausschusses empfohlen durch den Präsidenten wird die Versammlung Bücher auswählen lassen und dem Buchhändler Hahn ihren Dank votiren.
Der Dank wurde einstimmig votirt.
Ferner berichtet der Petitionsausschuß über eine Petition vom patriotischen Verein aus Berlin.
Der Ausschuß erkennt in dieser Petition nur Bitten, die bereits von der National-Versammlung schon berücksichtigt worden. Ad acta und Tagesordnung.
Mammen hat mit Eisenstuck bereits am 14. Juni einen Antrag über provisorische Zollgesetze gestellt. Hierauf ist (wie immer) noch nichts erfolgt.
Geockoth (in dieser Sache Referent des volkswirthschaftlichen Ausschusses) hat am 27. Juli den Bericht dem Verfassungsausschuß übergeben.
Hermann (vom Verfassungsausschuß) hat den Bericht 14 Tage später dem Coreferenten Moritz Mohl übergeben. Mohl wollte ihn damals der Versammlung in 14 Tagen vorlegen.
M. Mohl (auf dem es endlich sitzen bleibt): Der volkswirthschaftliche Ausschuß sei sehr steißig. Mehr als möglich, sei nicht zu verlangen. (Bravo. Gelächter.)
Mammen ist mit dieser Art von Erledigung natürlich nicht zufrieden und stellt einen neuen dringlichen Antrag auf Beschleunigung.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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