Neue Rheinische Zeitung. Nr. 84. Köln, 24. August 1848. Beilage.Beilage zu Nr. 84 der Neuen Rh. Ztg. Donnerstag 24. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Geiger und Schapper.) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Berlin. (Die Vorfälle in Charlottenburg. - Vereinbarer. - Instruktion der Schutzmänner.) Breslau. (Keine Nachrichten aus Rußland. - Warschau ruhig.) Schweidnitz. (Das 22. Regiment abgezogen.) Posen. (Deputation wegen Steinäcker nach Berlin.) München. (Verbot der demokratischen Vereine.) Wien. (Die absolutistischen Blätter über die Adresse nach Frankfurt. - Danksagung d. befreiten Studenten. - Fischhoff u. Dobblhof. - Deutschkatholicismus. - Gräuelscenen in Galizien. - Reichstagssitzung. - Erzwungene Abreise der Cibini.) Hamburg. (Die angebliche Revolution in Petersburg.) Polen. Krakau. (Soldatenbrutalitäten.) Dänemark. Kopenhagen. (Note.) Italien. Kontribution in Mailand. - Auftritt in Venedig. Turin. (L'Opinione über das Verhalten Frankreichs Italien gegenüber. - Rücksichtslosigkeit gegen die sizilianische Deputation. - Der ministerielle Protest gegen den Waffenstillstand. - Neues Ministerium. - Niederreißung der Zwingburg in Genua) Livorno. (Das neue toskanische Ministerium.) Florenz. (Früchte der englischen Vermittlung.) Forli. (Begeisterung im Kirchenstaat.) Ancona. (Rüstungen.) Rom. (Neuer Abgesandter an das neap. Parlament. - Soglia.) Neapel. (Antwortadresse. - Expedition gegen Sizilien.) Französische Republik. Paris. (Journalschau. - Vermischtes. - Nationalversammlung.) Belgien. Antwerpen. (Affaire Risquons Tout.) Großbritannien. London. (Unterhaussitzung. - Resultat des Pennyporto's. - Die chartistischen Verhaftungen.) Dublin. (Martin, jun., verurtheilt. - O'Doherty. - O'Gorman. - Neue Verhaftungen.) Egypten. (Die Cholera. - Flucht Ibrahim's nach Rhodus). Amerika. Hayti. (Unruhen. - Plünderung der Stadt Jeremie). Porto-Rico. (Sklavenverschwörung unterdrückt. - In Neugranada Komplott zwischen Flores und Mosquera. - Paez's Partei im Besitz des Maracaibo-Sees). Mexiko. (Paredes geschlagen. - Zustand des Landes. - Handelsnachrichten). Vereinigte Staaten von Nordamerika. (Der Vorschlag im Senat wegen Ankauf des Territorialrechts). Ostindien und China. (Mooltan. - Moolraj. - Lieutenant Edwards. - Der Punjaub. - Handelsnachrichten). China. (Piraten). Australien. (Zustand der Kolonie Neusüdwales). [Französische Republik] (Schluß der Pariser Nachrichten.) - Eine Ordonnanz des Polizeipräfekten macht dem willkürlichen Ausschreien von Journalen und Druckschriften an jedem beliebigen Orte, ein Ende. In Zukunft werden die Verkäufer gehörig klassifizirt, einregistrirt und an bestimmte feste Plätze logirt, "damit sie", heißt es in der Ordonnanz, "die freie Cirkulation des Publikums nicht hemmen." - Proudhons "Repräsentant des Volks" ist abermals konfiszirt worden. Sein Gerant, Hr. Vasbenter, wird in ein einer Masse von Prozessen vor dem Gericht sich über Angriffe auf das Eigenthum und über Aufhetzung zum Bürgerkriege etc., deren sein Blatt angeklagt ist, zu rechtfertigen haben. Proudhon selbst sagt in einem neuesten Artikel sehr humoristisch: "Der 24. Febr. versetzte uns mit einem Sprunge zum 10. August 1792. Dann hatten wir Schlag auf Schlag unseren 31. Mai, unseren 9. Thermidor, unseren 2. Prairial, unseren 18. Brümaire. Ducoux's neueste Verordnung gegen die Journalverkäufer versetzt uns bis 1834. Es bleiben uns also bis zum 24. Febr. 1848 noch vierzehn Jahre übrig. Bei der Dampfkraft, mit der wir marschiren, dürfen diese 14 Jahre kaum länger als 14 Tage dauern." Nationalversammlung. Sitzung vom 21. August. Große militärische Rüstungen überall. Die Excekutivgewalt scheint wirklich einen monarchischen Staatsstreich zu fürchten. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung um 1 1/2 Uhr. D'rouhyn de Lhuis vor der Tagesordnung: "Ihr Ausschuß des Auswärtigen, sagt er, beschäftigte sich mit Prüfung einer Petition der Mailänder Bürgerwehr, worin um sofortige, bewaffnete Intervention Frankreichs in Italien gebeten wird. Als Berichterstatter jenes Ausschusses erkläre ich Ihnen, daß der Bericht bereit liegt. Möge die Versammlung einen Tag zur Berathung anberaumen. Jules Favre beantragt dieselbe auf morgen. Buchez wünscht, dieselbe sofort zu beginnen. Cavaignoc: Die Regierung ist bereit. Sie nimmt jedoch Anstand, jetzt schon in Buchezschen Sinne in eine öffentliche Zergliederung ihrer Pläne einzutreten. Ich werde indessen auf alle Fragen antworten. Larochejaquelin: Ich sehe dasjenige Glied der vorigen Regierung nicht auf seinem Platze, dessen Politik angegriffen werden könnte. (nämlich Lamartine) Ich stimme daher für morgen. Drouhyn de Lhuis: Bürger Buchez verlangt eine Thesis über allgemeine Prinzipien, ich glaube man solle sich nur auf die vorliegende Frage beschränken. Es wird abgestimmt und sofort in die Diskussion eingetreten. Drouhyn die Lhuis trägt vor, daß eine Deputation von 30 Delegirten im Namen der gesammten Mailänder Bürgerwehr sofortige und bewaffnete Intervention Frankreichs verlange. Der Ausschuß habe zunächst geprüft, ob die Sprache der vorigen Exekutivkommission mit den Gesinnungen der Nationalversammlung im Einklange gewesen? Er habe dann gehört, daß Frankreich und England freundschaftlich mediatisiren würden und den General Cavaignac aufgefordert, ihm Aufschlüsse zu geben. Derselbe habe aber Diskretion vorgeschützt und nur ausweichend geantwortet. Ueber beide Punkte sei also der Ausschuß im Unklaren. Es bleibe ihm nichts übrig, als die Ueberweisung der Petition an den Conseilpräsidenten vorzuschlagen. Cavaignac: Die italische Frage ist eine der delikatesten in diesem Augenblick. Sie haben die Befreiung Italiens als Grundsatz ausgesprochen und ich würde nicht die Staatsgewalt übernommen haben, wenn ich diesen Grundsatz nicht vollständig theilte. Die Befreiung Italiens ist mein unaufhörlicher Gedanke. Aber die Erhaltung des Friedens ist es nicht weniger. Sie war die vorzüglichste Richtschnur meines Handelns Der Friede schien mir für Befestigung der Republik unerläßlich. Darum keine frühere Intervention in Italien. Zudem hatte man dieselbe nicht verlangt, ja man hatte sogar dieselbe zurückgestoßen (l'intervention n'etait pas demandee bien plus elle etait repoussee.) In dieser Lage wandten wir uns an England, stellten ihm die Pflichten vor, die Frankreich in Italien zu erfüllen habe und schlugen ihm vor, sich mit uns zur Erhaltung des Generalfriedens zu verständigen. England konnte bei diesem Antrage nicht taub bleiben, es verband sich zur Mediation mit uns, mittelst welcher wir die Angelegenheiten Italiens zu regeln und den Weltfrieden zu erhalten gedenken. Weitere Ausschlüsse kann ich vorläufig nicht geben. Ich weiß, schloß Cavaignac seinen vagen Vortrag, daß man in einem so empfindlichen Lande wie dem unsrigen oft mehr Muth besitzen muß, ihm den Frieden zu rathen als den Krieg. Ich stehe dafür daß Frankreich nur einen ehrenwerthen und würdigen Frieden behalten wird. Müssten wir eines Tags das Schwert ziehen, so werde ich es ihnen vorher anzeigen. Jedenfalls werde ich aber, bei welcher Veranlassuung es auch sei, der Hinreißung von Leidenschaft widerstehen. De Paysegier liest eine lange Philippika gegen die von der alten und neuen Executivgewalt befolgte Politik in Bezug auf Italien, und trägt auf Vorlage des diplomatischen Notenwechsels an. Jules Favre findet die Erklärungen Cavaignac's ungenügend. Der Sturz Karl Alberts beflecke die Ehre Frankreichs, der Republik (!?!); die italienische Freiheit sei wieder unter das östreichische Joch zurückgedrängt. Darum darf sich wohl der Ausschuß des Auswärtigen, welcher das Recht hat, die Direktion der auswärtigen Politik zu überwachen.... Cavaignac hastig: Dieses Recht hat der Ausschuß nicht! Favre: Wenn die Ausschußglieder dieses Recht nicht haben, warum setzte man den Ausschuß überhaupt ein? Marrast: Der Ausschuß wurde geschaffen, um die ihnen zu machenden Vorlagen und Anträge zu prüfen und für nichts Anderes. (Ah, Ah! Ja, Ja!) Favre sucht zu beweisen, daß die Ausschüsse einen integrirenden Theil der Nationalversammlung, der einzig Souverainin bilden, der nichts abgeschlagen werden dürfe. Die Korrespondenzen müßten also vorgelegt werden. Cavaignac bestreitet gar nicht, daß der Versammlung die diplomatische Corresponz vorgelegt werden müsse, wenn sie darauf bestehe; nur sehe er Gefahr darin. Larochejaquelin unterstützt den Conseilpräsidenten. Sarrans ebenfalls, und die Versammlung schreitet zur Tagesordnung, nämlich der Creton'schen Interpellation rücksichtlich der Rechenschaftsberichten, der Ausgaben der Executiv-Commission. - (Nach vier Uhr) Die Interpellationen Cretons riefen einen fürchterlichen Sturm hervor. Es kam fast zu einer amerikanischen Raufferei. Creton beschwerte sich, daß dem Finanzausschuß noch keine Rechnung abgelegt worden sei über die Verwendung der Fonds, welche der vorigen Executivkommission votirt worden. Der Finanzminister habe nur vage Beläge beigebracht, damit könne sich das Land nicht begnügen. Es stelle sich jetzt immer mehr heraus, daß der äußere und innere Bürgerkrieg durch Besoldung von Emmissären, Reg.-Kommissarien u. Klubvorständen angefacht worden sei, dieß habe den Staatsschatz geleert. (Furchtbares Geschrei. C. Thomas reißt den Redner halb von der Bühne.) Ledru Rollin, mit erzwungener Ruhe. Er sei glücklich eine neue Gelegenheit zu finden, die Staatsverwaltung, deren Mitglied er gewesen, gegen die heftigen Vorwürfe zu rechtfertigen, die von allen Seiten gegen sie geschleudert würden. Er tritt in eine Rechtfertigung und spezielle Erörterung der Ausgaben ein. Der Unterbrechungen waren unzählige. Ah, rief der Redner der Rechten zu, Ihr habt noch nicht genug Elemente zu Zwietracht in den drei Bänden, Ihr müßt noch neue suchen! (Tumult.) Creton drängt sich zur Bühne und will antworten, aber die Versammlung trommelt ihn herunter. Andere versuchen zu sprechen, aber es geht ihnen nicht viel besser. Goudchaux trat beschwichtigend dazwischen und es gelang ihm, die ganze Debatte bis zur Rechenschaftslegung des Finanzausschusses durch Gouin zu beseitigen. Nachdem dieses Gewitter vorüber, nahm die Versammlung ihre abgebrochene Tagesordnung, die berüchtigten Concordats amiables wieder auf. Goudchaux, Finanzminister, erklärt, daß sich das Kabinet für den Gesetzgebungs-Ausschuß-Entwurf entscheide. (Sensation.) Jules Favre drückt seine Verwunderung aus über diesen plötzlichen Gesinnungswechsel des Kabinets. Am Freitage habe sich Herr Goudchaux, ihm gegenüber, für den Entwurf des Handelsausschusses erklärt und heute erkläre er, die Partei des Gesetzgebungsausschusses zu ergreifen. Dieser Umschwung gab zu neuem Lärm Veranlassung. Die Versammlung vertagte jedoch die Debatte um 6 Uhr auf morgen. Großbritannien. * London, 19. August. Ueber die chartistischen Verhaftungen in London und Lancashire sagt der "Northern Star": Wie sehr auch unsere Leser über diese neuen Ereignisse erstaunt sein mögen, wir sind's wo möglich noch mehr als sie. Wir fragen uns vergebens, was diese bewaffneten Meetings bedeuten, welche so ganz mit der allgemeinen Verfahrungsweise der Führer der Chartisten in Widerspruch stehen. Bis jetzt weiß uns Niemand über jene Demonstrationen - der Schwäche, nicht der Stärke - Auskunft zu geben. Nur eine Thatsache haben wir hervorzuheben, daß nämlich die Regierung in London und die Behörden in Lancashire durch Denunciationen von den Plänen der verhafteten Personen, welcher Art diese Pläne auch immer gewesen sein mögen, unterrichtet worden sind. Wir zweifeln nicht im Mindesten, daß, wenn komplottirt worden, dies das Werk von Schurken gewesen ist, die zu eigenen selbstsüchtigen Zwecken ehrliche, aber unvorsichtige Leute verführt und ins Unglück gestürzt haben. Wir wollen vorläufig, bis wir unsere Beweise haben, die Regierung nicht dahin anklagen, daß sie selbst die geheimen Meetings und die geheime Bewaffnung veranlaßt. Allem, wir sind moralisch überzeugt, daß die Whigminister durch Verräther, welche sie in das Chartistenlager einzuschmuggeln gewußt, fortwährend von jedem Vorgange unterrichtet waren und daß die Spione und geheimen Agenten (Detectives) zu ungesetzlichen Worten und Handlungen anstachelten. Letztere ärnten dafür, daß sie das Vertrauen unüberlegter Personen gemißbraucht, den schnödesten Sündenlohn. Man weiß aus Zeitungen, daß die Regierung über die kürzlich aus New York abgereisten "Sympathisirer" im Voraus vollständig unterrichtet war, daß sie ihre Namen, das Schiff welches sie führte, nebst allen übrigen Details genau kannte und daß sie natürlich auch sofort nach ihrer Ankunft in Irland festgenommen wurden. Dies könnte für das Volk eine hinreichende Warnung sein und ihm zeigen, welches grenzenlose Spionirsystem ausgeübt wird. Wir ersuchen das Volk inständig, sich nicht selbst in die Gewalt seiner Feinde zu liefern. * London, 21. Aug. Unter den kürzlich im Druck erschienenen Parlamentsberichten befindet sich auch einer über die Ergebnisse des Penny-Porto's. Diese Postreform ist nicht blos deshalb unter die wichtigen Reformen unseres Jahrhunderts zu rechnen, weil durch sie das Porto von Edinburg bis London von 13 1/2 auf 1 Penny herab- und ein Bewohner der Orkney-Inseln in Stand gesetzt wurde, mit einem andern in Penzance zu dem nämlichen Preise zu correspondiren, wie zwei Londoner in den entgegengesetzten Theilen der Hauptstadt: nicht deshalb allein, sondern weil diese Reform die Leichtigkeit der Communication ungeheuer vermehrte und in kommercieller wie in jeder andern Beziehung eine friedliche Umwälzung vollzog. Unbestreitbare, statistische Beweise liegen vor und zeigen, in welcher Ausdehnung nach und nach das Publikum von einer der wichtigsten Staatseinrichtungen freiwillig Gebrauch gemacht, sobald letzterer mit seinen Mitteln nicht mehr, wie früher, im schneidenden Widerspruch stand. Wir lassen hier einige der interessantesten Nachweise folgen. Zuerst einen vierwöchentlichen Vergleich, der seit dem 5. Dezember 1839 (Anfang der Postreform) durch das Generalpostamt zu London beförderten Briefe. In den vier Wochen:
Hierbei übersehe man nicht, daß 1840 das Porto noch immer 4 Pence betrug. Ehe die Herabsetzung des Porto's stattfand, belief sich die Anzahl der Briefe, die binnen der letzten 4 Wochen vor dem 5. Dezember 1839 vom Londoner Generalpostamt befördert wurden auf 1,622,147; dagegen während 4 Wochen des Jahres 1848 auf 8,536,432. Wir kommen jetzt zu einem Vergleich der Briefbeförderung in ganz Großbritannien und Irland, wie sich dieselbe vor der Portoherabsetzung zu der diesjährigen verhalten hat. Es wurden nämlich in Einer Woche, Ende Nov. 1839, im Ganzen 1,585,973, und in dem nämlichen Zeitraum 1848 nicht weniger als 6,382,941 Briefe abgetragen. Die Zunahme in England betrug 400 Proz., in Irland 374 Proz., in Schottland 421 Proz. * London, 21. August. Das Unterhaus beginnt heute seine Sitzung um 12 Uhr, und fährt in Berathung des Budgets fort. * Dublin, 20. August. Der Bruder des verurtheilten Martin stand heute vor Gericht, weil er den Obmann der schuldigsprechenden Jury in seiner Behausung aufgesucht und herausgefordert hatte. Martin jun. hatte bereits schriftlich seine Uebereilung enschuldigt und wiederholte dasselbe mündlich. Er wurde zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. O'Doherty ist wie bereits mitgetheilt, abermals vor die Jury gestellt unter wenig veränderter Anklage. Die Verhandlungen begannen am 18. und wurden gestern fortgesetzt. Die Jury zog sich zur Berathung zurück. Um 5 Uhr Abends ließ der Gerichtshof fragen, ob sie übereingekommen. Antwort: Nein. Es werden Befehle zur sorgfältigen Absperrung gegeben. Der Ober-Sheriff führt an, daß zwei Geschworne über bedeutendes Unwohlsein klagen. Ein Arzt wird zur Untersuchung abgeordnet; er stattet Bericht ab, der das Unwohlsein bekräftigt und die Jury - muß entlassen werden. So ist der Regierung ihr Versuch gegen O'Doherty abermals fehlgeschlagen. Die Whigpartei ist ergrimmt und die Times wird dieserhalb bald wieder einen saubern Artikel zusammenfabriziren. Man spricht davon, daß Lord Hardinge bald nach England mit dem Bedauern zurückkehren wird, daß er nicht einen Augenblick die Rolle eines irischen Cavaignac habe spielen können. In Betreff O'Gorman's heißt es jetzt, daß er als alte Frau verkleidet auf einem Auswandererschiff entkommen sei, die Polizei hält dies aber für eine Finte und glaubt ihn bald in ihren Fängen zu sehen. Es sind abermals 2 Amerikaner, angeblich wegen Theilnahme an der irischen Rebellion, verhaftet worden. Nach dem Cork Examiner soll man sich nun auch Shea Lalor's bemächtigt haben. Ein Transport Gefangener sind von hier wegen Mangel an Raum - nicht nach Schottland, wie einige Blätter fabelten, sondern - nach Belfast gebracht worden. Dänemark. 14 Kopenhagen, 20. Aug. Der Minister des Auswärtigen hat an alle dänischen Gesandten im Auslande folgende Cirkularnote geschickt: Mein Herr! Es ist Ihnen bekannt, daß die Uebereinkunft wegen eines Waffenstillstandes, die am 6. Juli d. J. zwischen Dänemark auf der einen und Preußen im Namen Deutschlands auf der andern Seite, nicht hat in Wirksamkeit treten können wegen der Weigerung des preußischen Generals Wrangel dies Dokument zu unterzeichnen, obwohl sein Hof es kurz vorher angenommen hatte. Die deutsche periodische Presse und der Minister der Centralmacht - dieser letztere in einer Sitzung der Nationalversammlung in Frankfurt - hat diese Weigerung in einer Weise entschuldigt, als ob es Dänemark wäre, das nicht mit der Centralgewalt habe in Unterhandlung treten wollen. Die Thatsache ist die; daß Dänemark nicht geneigt gewesen ist, einzugehen auf Veränderungen in einer einmal abgeschlossenen Uebereinkunft und namentlich auf die Veränderungen, die vom General Wrangel vorgeschlagen waren. Die dänische Regierung war ebensowenig geneigt, der Centralgewalt das Recht zuzugestehen, nach Gutdünken und ohne Entschädigung in diesem Akte Veränderungen vorzunehmen. Ein solches Recht würde sie sogar Anstand genommen haben einer befreundeten Macht, z B. Oestreich (!) zuzugestehen. Es wäre in Wahrheit wenig gerecht, zu behaupten, daß Dänemark einen mehr oder minder wesentlichen Vortheil fahren lassen sollte, der ihm durch die einmal abgeschlossene Uebereinkunft zustand, ohne dagegen Zugeständnisse zu erhalten, welche es als Equivalent betrachten kann. Dänemark wünscht in Preußens Ehrgefühl und Macht eine genügende Garantie für die Erfüllung der Verpflichtungen zu sehen, die dies bei dieser Gelegenheit übernommen hat. Es kann gewiß nicht die Sache der dänischen Regierung sein, ausfindig zu machen, wie Preußen sich schließlich mit den andern Mächten abfinden will, in deren Namen es zuerst die Absicht kundgab, mit uns in Unterhandlung zu treten. Die zwischen den Generalen Wrangel und Hedemann beim Abbruch der Unterhandlungen ausgewechselten Noten, welche sie in Abschrift beigelegt finden, werden als beweisende Aktenstücke dienen und die in meinem gegenwärtigen Schreiben enthaltenen Bemerkungen erläutern - Bemerkungen, die ich Sie, mein H. bitte, gütigst zur Kenntniß der Regierung zu bringen, bei der Sie akkreditirt sind. Ich habe die Ehre etc. etc. Die beigelegten Aktenstücke sind: Hedemann an Wrangel, Veile, 24. Juli 1848. Hr. General! Am 12. d. hatte ich die Ehre Ew. Exc davon zu unterrichten, daß ich vom König, meinem Allerh. Herrn, beauftragt war, im Verein mit Ew. Exc. einen Waffenstillstand zu unterzeichnen, der unter Schwedens Leitung auf einer von beiden Theilen angenommenen Grundlage abgeschlossen wurde. Diese Grundlage war angenommen und bestätigt von Sr. dänischen Maj. auf der einen, und von S. M. dem König von Preußen auf der andern Seite, wie der Berliner Hof durch einen außerordentlichen Gesandten Sr. Maj. dem Könige von Schweden und Norwegen mitgetheilt hat. Ich hatte auch vollkommen Grund zu vermuthen, daß der Waffenstillstand zu den angenommenen Bedingungen unterzeichnet werden würde Aber bei den vorläufigen Konferenzen, welche zu Bellevue bei Kolding stattfanden, fanden der Hr. General für gut mit Bedingungen herauszukommen, die nur wenig mit den in Malmö angenommen übereinstimmten, und die statt derjenigen, welche einen oder den andern Vortheil für Dänemark enthalten konnten, andere von unendlich weniger günstiger Natur enthielten. Ich glaubte indeß nicht auf mich nehmen zu dürfen, die Unterhandlungen abzubrechen, obgleich sie auf eine so verwunderliche Weise verschoben wurden, und unterrichtete deshalb meine Regierung davon. Diese bevollmächtigte mich, mit Hrn. de Reedtz Ew. Exc. mehrere Modifikationen vorzuschlagen *)Diese Modifikationen betrafen die Bewachung der Hospitäler, die Zeit, welche gestattet sein sollte das occupirte Terrän zu räumen, u.s.w. in der Hoffnung, ein Uebereinkommen zu Stande zu bringen. Aber in den Konferenzen vom 19. d. Mts. sprachen die Herren Graf Pourtales, Graf d'Oriola und Graf Münster, welche im Namen Ew. Exc. handelten, in Gegenwart der Gesandten von Großbritannien und von Schweden und Norwegen, ungefähr dieselben Bedingungen aus, mit einigen Aenderungen, welche sie in den Augen der dänischen Regierung nicht annehmbarer machten. Endlich bestehen Ew. Exc. darauf, dies Arrangement einer neuen Ratifikation zu unterwerfen, deren Verweigerung genügend sein sollte, Alles zu Nichte zu machen, worüber man einig geworden war. Die Regierung des Königs hat Alles gethan, was in Ihrer Macht stand, den Feindseligkeiten auf ehrenvolle Weise ein Ende zu machen, aber sie würde sich nie entschließen können, S. Maj. des Königs von Preußen Verpflichtung gegenüber von Schweden für Nichts bedeutend anzusehen oder zu denken, daß der Souverän, der dem Beschluß der deutschen Nationalversammlung vorgegriffen, und den gegenwärtigen Krieg begonnen hat, nicht mehr Herr sei über sein Aufhören, und das noch trotz der ihm übertragenen Vollmacht. Wenn Ew. Exc. anders urtheilen sollten, so verbleibt es Ihnen, die Verantwortung dafür zu übernehmen und auf's Neue an die Entscheidung der Waffen zu appelliren; ich muß indeß meinerseits Ihnen anzeigen, daß ich noch bereit bin, sofort, noch im Laufe des Tages, vor Ablauf der Waffenruhe, den Waffenstillstand nach den in Malmö angenommenen Bedingungen zu unterzeichnen. Ich habe die Ehre etc. etc. Hedemann. Wrangel an Hedemann: Hadersleben, 24. Juli 1848. Herr General! Da ich aus dem Briefe, den Ew. Exc. mir die Ehre gethan haben zu schreiben, ersehe, daß es Ihre Absicht ist, die begonnenen Unterhandlungen abzubrechen, indem Sie nicht nur alle die Modifikationen verwerfen, welche ich geglaubt habe in dem ursprünglichen Malmöer Entwurf vorschlagen zu müssen, sondern auch die Klausel, wonach die Ratifikation des Waffenstillstand's Sr. kaiserl. Hoh. dem Reichsverweser vorbehalten wird, so habe ich die Ehre Ew. Exc. anzuzeigen, daß der Herr Graf Pourtales mein Hauptquartier heute verläßt und daß die Feindseligkeiten heute Abend um 10 Uhr wieder anfangen werden. Empfangen Sie General etc. etc. Wrangel, General der Kavallerie. Amerika. In Southampton traf der Great Western mit Nachrichten aus Vera Cruz ein, vom 16. Juli; Havanna 27. Juli. Bermuda 5. August. New-Orleans 21. Juli. Die Propositionen Lord John Russell's in Betreff der Zuckergesetze hatten früher große Sensation in den Kolonieen erregt; die neuesten Berichte über diesen Punkt brachten aber die größte Niedergeschlagenheit hervor und manche Pflanzer erklären, daß sie die Bearbeitung ihrer Ländereien dran geben wollen. Die wichtigste mexikanische Nachricht besteht darin, daß Paredes von den Truppen des Gouvernements entschieden geschlagen worden ist. Das Land war im Allgemeinen noch keineswegs wieder in gehöriger Ordnung, da eine Menge Abenteurer der amerikanischen Armee von einem Ort zum andern zo Beilage zu Nr. 84 der Neuen Rh. Ztg. Donnerstag 24. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Geiger und Schapper.) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Berlin. (Die Vorfälle in Charlottenburg. ‒ Vereinbarer. ‒ Instruktion der Schutzmänner.) Breslau. (Keine Nachrichten aus Rußland. ‒ Warschau ruhig.) Schweidnitz. (Das 22. Regiment abgezogen.) Posen. (Deputation wegen Steinäcker nach Berlin.) München. (Verbot der demokratischen Vereine.) Wien. (Die absolutistischen Blätter über die Adresse nach Frankfurt. ‒ Danksagung d. befreiten Studenten. ‒ Fischhoff u. Dobblhof. ‒ Deutschkatholicismus. ‒ Gräuelscenen in Galizien. ‒ Reichstagssitzung. ‒ Erzwungene Abreise der Cibini.) Hamburg. (Die angebliche Revolution in Petersburg.) Polen. Krakau. (Soldatenbrutalitäten.) Dänemark. Kopenhagen. (Note.) Italien. Kontribution in Mailand. ‒ Auftritt in Venedig. Turin. (L'Opinione über das Verhalten Frankreichs Italien gegenüber. ‒ Rücksichtslosigkeit gegen die sizilianische Deputation. ‒ Der ministerielle Protest gegen den Waffenstillstand. ‒ Neues Ministerium. ‒ Niederreißung der Zwingburg in Genua) Livorno. (Das neue toskanische Ministerium.) Florenz. (Früchte der englischen Vermittlung.) Forli. (Begeisterung im Kirchenstaat.) Ancona. (Rüstungen.) Rom. (Neuer Abgesandter an das neap. Parlament. ‒ Soglia.) Neapel. (Antwortadresse. ‒ Expedition gegen Sizilien.) Französische Republik. Paris. (Journalschau. ‒ Vermischtes. ‒ Nationalversammlung.) Belgien. Antwerpen. (Affaire Risquons Tout.) Großbritannien. London. (Unterhaussitzung. ‒ Resultat des Pennyporto's. ‒ Die chartistischen Verhaftungen.) Dublin. (Martin, jun., verurtheilt. ‒ O'Doherty. ‒ O'Gorman. ‒ Neue Verhaftungen.) Egypten. (Die Cholera. ‒ Flucht Ibrahim's nach Rhodus). Amerika. Hayti. (Unruhen. ‒ Plünderung der Stadt Jeremie). Porto-Rico. (Sklavenverschwörung unterdrückt. ‒ In Neugranada Komplott zwischen Flores und Mosquera. ‒ Paez's Partei im Besitz des Maracaibo-Sees). Mexiko. (Paredes geschlagen. ‒ Zustand des Landes. ‒ Handelsnachrichten). Vereinigte Staaten von Nordamerika. (Der Vorschlag im Senat wegen Ankauf des Territorialrechts). Ostindien und China. (Mooltan. ‒ Moolraj. ‒ Lieutenant Edwards. ‒ Der Punjaub. ‒ Handelsnachrichten). China. (Piraten). Australien. (Zustand der Kolonie Neusüdwales). [Französische Republik] (Schluß der Pariser Nachrichten.) ‒ Eine Ordonnanz des Polizeipräfekten macht dem willkürlichen Ausschreien von Journalen und Druckschriften an jedem beliebigen Orte, ein Ende. In Zukunft werden die Verkäufer gehörig klassifizirt, einregistrirt und an bestimmte feste Plätze logirt, „damit sie“, heißt es in der Ordonnanz, „die freie Cirkulation des Publikums nicht hemmen.“ ‒ Proudhons „Repräsentant des Volks“ ist abermals konfiszirt worden. Sein Gerant, Hr. Vasbenter, wird in ein einer Masse von Prozessen vor dem Gericht sich über Angriffe auf das Eigenthum und über Aufhetzung zum Bürgerkriege etc., deren sein Blatt angeklagt ist, zu rechtfertigen haben. Proudhon selbst sagt in einem neuesten Artikel sehr humoristisch: „Der 24. Febr. versetzte uns mit einem Sprunge zum 10. August 1792. Dann hatten wir Schlag auf Schlag unseren 31. Mai, unseren 9. Thermidor, unseren 2. Prairial, unseren 18. Brümaire. Ducoux's neueste Verordnung gegen die Journalverkäufer versetzt uns bis 1834. Es bleiben uns also bis zum 24. Febr. 1848 noch vierzehn Jahre übrig. Bei der Dampfkraft, mit der wir marschiren, dürfen diese 14 Jahre kaum länger als 14 Tage dauern.“ Nationalversammlung. Sitzung vom 21. August. Große militärische Rüstungen überall. Die Excekutivgewalt scheint wirklich einen monarchischen Staatsstreich zu fürchten. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung um 1 1/2 Uhr. D'rouhyn de Lhuis vor der Tagesordnung: „Ihr Ausschuß des Auswärtigen, sagt er, beschäftigte sich mit Prüfung einer Petition der Mailänder Bürgerwehr, worin um sofortige, bewaffnete Intervention Frankreichs in Italien gebeten wird. Als Berichterstatter jenes Ausschusses erkläre ich Ihnen, daß der Bericht bereit liegt. Möge die Versammlung einen Tag zur Berathung anberaumen. Jules Favre beantragt dieselbe auf morgen. Buchez wünscht, dieselbe sofort zu beginnen. Cavaignoc: Die Regierung ist bereit. Sie nimmt jedoch Anstand, jetzt schon in Buchezschen Sinne in eine öffentliche Zergliederung ihrer Pläne einzutreten. Ich werde indessen auf alle Fragen antworten. Larochejaquelin: Ich sehe dasjenige Glied der vorigen Regierung nicht auf seinem Platze, dessen Politik angegriffen werden könnte. (nämlich Lamartine) Ich stimme daher für morgen. Drouhyn de Lhuis: Bürger Buchez verlangt eine Thesis über allgemeine Prinzipien, ich glaube man solle sich nur auf die vorliegende Frage beschränken. Es wird abgestimmt und sofort in die Diskussion eingetreten. Drouhyn die Lhuis trägt vor, daß eine Deputation von 30 Delegirten im Namen der gesammten Mailänder Bürgerwehr sofortige und bewaffnete Intervention Frankreichs verlange. Der Ausschuß habe zunächst geprüft, ob die Sprache der vorigen Exekutivkommission mit den Gesinnungen der Nationalversammlung im Einklange gewesen? Er habe dann gehört, daß Frankreich und England freundschaftlich mediatisiren würden und den General Cavaignac aufgefordert, ihm Aufschlüsse zu geben. Derselbe habe aber Diskretion vorgeschützt und nur ausweichend geantwortet. Ueber beide Punkte sei also der Ausschuß im Unklaren. Es bleibe ihm nichts übrig, als die Ueberweisung der Petition an den Conseilpräsidenten vorzuschlagen. Cavaignac: Die italische Frage ist eine der delikatesten in diesem Augenblick. Sie haben die Befreiung Italiens als Grundsatz ausgesprochen und ich würde nicht die Staatsgewalt übernommen haben, wenn ich diesen Grundsatz nicht vollständig theilte. Die Befreiung Italiens ist mein unaufhörlicher Gedanke. Aber die Erhaltung des Friedens ist es nicht weniger. Sie war die vorzüglichste Richtschnur meines Handelns Der Friede schien mir für Befestigung der Republik unerläßlich. Darum keine frühere Intervention in Italien. Zudem hatte man dieselbe nicht verlangt, ja man hatte sogar dieselbe zurückgestoßen (l'intervention n'était pas demandée bien plus elle était repoussée.) In dieser Lage wandten wir uns an England, stellten ihm die Pflichten vor, die Frankreich in Italien zu erfüllen habe und schlugen ihm vor, sich mit uns zur Erhaltung des Generalfriedens zu verständigen. England konnte bei diesem Antrage nicht taub bleiben, es verband sich zur Mediation mit uns, mittelst welcher wir die Angelegenheiten Italiens zu regeln und den Weltfrieden zu erhalten gedenken. Weitere Ausschlüsse kann ich vorläufig nicht geben. Ich weiß, schloß Cavaignac seinen vagen Vortrag, daß man in einem so empfindlichen Lande wie dem unsrigen oft mehr Muth besitzen muß, ihm den Frieden zu rathen als den Krieg. Ich stehe dafür daß Frankreich nur einen ehrenwerthen und würdigen Frieden behalten wird. Müssten wir eines Tags das Schwert ziehen, so werde ich es ihnen vorher anzeigen. Jedenfalls werde ich aber, bei welcher Veranlassuung es auch sei, der Hinreißung von Leidenschaft widerstehen. De Paysegier liest eine lange Philippika gegen die von der alten und neuen Executivgewalt befolgte Politik in Bezug auf Italien, und trägt auf Vorlage des diplomatischen Notenwechsels an. Jules Favre findet die Erklärungen Cavaignac's ungenügend. Der Sturz Karl Alberts beflecke die Ehre Frankreichs, der Republik (!?!); die italienische Freiheit sei wieder unter das östreichische Joch zurückgedrängt. Darum darf sich wohl der Ausschuß des Auswärtigen, welcher das Recht hat, die Direktion der auswärtigen Politik zu überwachen.... Cavaignac hastig: Dieses Recht hat der Ausschuß nicht! Favre: Wenn die Ausschußglieder dieses Recht nicht haben, warum setzte man den Ausschuß überhaupt ein? Marrast: Der Ausschuß wurde geschaffen, um die ihnen zu machenden Vorlagen und Anträge zu prüfen und für nichts Anderes. (Ah, Ah! Ja, Ja!) Favre sucht zu beweisen, daß die Ausschüsse einen integrirenden Theil der Nationalversammlung, der einzig Souverainin bilden, der nichts abgeschlagen werden dürfe. Die Korrespondenzen müßten also vorgelegt werden. Cavaignac bestreitet gar nicht, daß der Versammlung die diplomatische Corresponz vorgelegt werden müsse, wenn sie darauf bestehe; nur sehe er Gefahr darin. Larochejaquelin unterstützt den Conseilpräsidenten. Sarrans ebenfalls, und die Versammlung schreitet zur Tagesordnung, nämlich der Creton'schen Interpellation rücksichtlich der Rechenschaftsberichten, der Ausgaben der Executiv-Commission. ‒ (Nach vier Uhr) Die Interpellationen Cretons riefen einen fürchterlichen Sturm hervor. Es kam fast zu einer amerikanischen Raufferei. Creton beschwerte sich, daß dem Finanzausschuß noch keine Rechnung abgelegt worden sei über die Verwendung der Fonds, welche der vorigen Executivkommission votirt worden. Der Finanzminister habe nur vage Beläge beigebracht, damit könne sich das Land nicht begnügen. Es stelle sich jetzt immer mehr heraus, daß der äußere und innere Bürgerkrieg durch Besoldung von Emmissären, Reg.-Kommissarien u. Klubvorständen angefacht worden sei, dieß habe den Staatsschatz geleert. (Furchtbares Geschrei. C. Thomas reißt den Redner halb von der Bühne.) Ledru Rollin, mit erzwungener Ruhe. Er sei glücklich eine neue Gelegenheit zu finden, die Staatsverwaltung, deren Mitglied er gewesen, gegen die heftigen Vorwürfe zu rechtfertigen, die von allen Seiten gegen sie geschleudert würden. Er tritt in eine Rechtfertigung und spezielle Erörterung der Ausgaben ein. Der Unterbrechungen waren unzählige. Ah, rief der Redner der Rechten zu, Ihr habt noch nicht genug Elemente zu Zwietracht in den drei Bänden, Ihr müßt noch neue suchen! (Tumult.) Creton drängt sich zur Bühne und will antworten, aber die Versammlung trommelt ihn herunter. Andere versuchen zu sprechen, aber es geht ihnen nicht viel besser. Goudchaux trat beschwichtigend dazwischen und es gelang ihm, die ganze Debatte bis zur Rechenschaftslegung des Finanzausschusses durch Gouin zu beseitigen. Nachdem dieses Gewitter vorüber, nahm die Versammlung ihre abgebrochene Tagesordnung, die berüchtigten Concordats amiables wieder auf. Goudchaux, Finanzminister, erklärt, daß sich das Kabinet für den Gesetzgebungs-Ausschuß-Entwurf entscheide. (Sensation.) Jules Favre drückt seine Verwunderung aus über diesen plötzlichen Gesinnungswechsel des Kabinets. Am Freitage habe sich Herr Goudchaux, ihm gegenüber, für den Entwurf des Handelsausschusses erklärt und heute erkläre er, die Partei des Gesetzgebungsausschusses zu ergreifen. Dieser Umschwung gab zu neuem Lärm Veranlassung. Die Versammlung vertagte jedoch die Debatte um 6 Uhr auf morgen. Großbritannien. * London, 19. August. Ueber die chartistischen Verhaftungen in London und Lancashire sagt der „Northern Star“: Wie sehr auch unsere Leser über diese neuen Ereignisse erstaunt sein mögen, wir sind's wo möglich noch mehr als sie. Wir fragen uns vergebens, was diese bewaffneten Meetings bedeuten, welche so ganz mit der allgemeinen Verfahrungsweise der Führer der Chartisten in Widerspruch stehen. Bis jetzt weiß uns Niemand über jene Demonstrationen ‒ der Schwäche, nicht der Stärke ‒ Auskunft zu geben. Nur eine Thatsache haben wir hervorzuheben, daß nämlich die Regierung in London und die Behörden in Lancashire durch Denunciationen von den Plänen der verhafteten Personen, welcher Art diese Pläne auch immer gewesen sein mögen, unterrichtet worden sind. Wir zweifeln nicht im Mindesten, daß, wenn komplottirt worden, dies das Werk von Schurken gewesen ist, die zu eigenen selbstsüchtigen Zwecken ehrliche, aber unvorsichtige Leute verführt und ins Unglück gestürzt haben. Wir wollen vorläufig, bis wir unsere Beweise haben, die Regierung nicht dahin anklagen, daß sie selbst die geheimen Meetings und die geheime Bewaffnung veranlaßt. Allem, wir sind moralisch überzeugt, daß die Whigminister durch Verräther, welche sie in das Chartistenlager einzuschmuggeln gewußt, fortwährend von jedem Vorgange unterrichtet waren und daß die Spione und geheimen Agenten (Detectives) zu ungesetzlichen Worten und Handlungen anstachelten. Letztere ärnten dafür, daß sie das Vertrauen unüberlegter Personen gemißbraucht, den schnödesten Sündenlohn. Man weiß aus Zeitungen, daß die Regierung über die kürzlich aus New York abgereisten „Sympathisirer“ im Voraus vollständig unterrichtet war, daß sie ihre Namen, das Schiff welches sie führte, nebst allen übrigen Details genau kannte und daß sie natürlich auch sofort nach ihrer Ankunft in Irland festgenommen wurden. Dies könnte für das Volk eine hinreichende Warnung sein und ihm zeigen, welches grenzenlose Spionirsystem ausgeübt wird. Wir ersuchen das Volk inständig, sich nicht selbst in die Gewalt seiner Feinde zu liefern. * London, 21. Aug. Unter den kürzlich im Druck erschienenen Parlamentsberichten befindet sich auch einer über die Ergebnisse des Penny-Porto's. Diese Postreform ist nicht blos deshalb unter die wichtigen Reformen unseres Jahrhunderts zu rechnen, weil durch sie das Porto von Edinburg bis London von 13 1/2 auf 1 Penny herab- und ein Bewohner der Orkney-Inseln in Stand gesetzt wurde, mit einem andern in Penzance zu dem nämlichen Preise zu correspondiren, wie zwei Londoner in den entgegengesetzten Theilen der Hauptstadt: nicht deshalb allein, sondern weil diese Reform die Leichtigkeit der Communication ungeheuer vermehrte und in kommercieller wie in jeder andern Beziehung eine friedliche Umwälzung vollzog. Unbestreitbare, statistische Beweise liegen vor und zeigen, in welcher Ausdehnung nach und nach das Publikum von einer der wichtigsten Staatseinrichtungen freiwillig Gebrauch gemacht, sobald letzterer mit seinen Mitteln nicht mehr, wie früher, im schneidenden Widerspruch stand. Wir lassen hier einige der interessantesten Nachweise folgen. Zuerst einen vierwöchentlichen Vergleich, der seit dem 5. Dezember 1839 (Anfang der Postreform) durch das Generalpostamt zu London beförderten Briefe. In den vier Wochen:
Hierbei übersehe man nicht, daß 1840 das Porto noch immer 4 Pence betrug. Ehe die Herabsetzung des Porto's stattfand, belief sich die Anzahl der Briefe, die binnen der letzten 4 Wochen vor dem 5. Dezember 1839 vom Londoner Generalpostamt befördert wurden auf 1,622,147; dagegen während 4 Wochen des Jahres 1848 auf 8,536,432. Wir kommen jetzt zu einem Vergleich der Briefbeförderung in ganz Großbritannien und Irland, wie sich dieselbe vor der Portoherabsetzung zu der diesjährigen verhalten hat. Es wurden nämlich in Einer Woche, Ende Nov. 1839, im Ganzen 1,585,973, und in dem nämlichen Zeitraum 1848 nicht weniger als 6,382,941 Briefe abgetragen. Die Zunahme in England betrug 400 Proz., in Irland 374 Proz., in Schottland 421 Proz. * London, 21. August. Das Unterhaus beginnt heute seine Sitzung um 12 Uhr, und fährt in Berathung des Budgets fort. * Dublin, 20. August. Der Bruder des verurtheilten Martin stand heute vor Gericht, weil er den Obmann der schuldigsprechenden Jury in seiner Behausung aufgesucht und herausgefordert hatte. Martin jun. hatte bereits schriftlich seine Uebereilung enschuldigt und wiederholte dasselbe mündlich. Er wurde zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. O'Doherty ist wie bereits mitgetheilt, abermals vor die Jury gestellt unter wenig veränderter Anklage. Die Verhandlungen begannen am 18. und wurden gestern fortgesetzt. Die Jury zog sich zur Berathung zurück. Um 5 Uhr Abends ließ der Gerichtshof fragen, ob sie übereingekommen. Antwort: Nein. Es werden Befehle zur sorgfältigen Absperrung gegeben. Der Ober-Sheriff führt an, daß zwei Geschworne über bedeutendes Unwohlsein klagen. Ein Arzt wird zur Untersuchung abgeordnet; er stattet Bericht ab, der das Unwohlsein bekräftigt und die Jury ‒ muß entlassen werden. So ist der Regierung ihr Versuch gegen O'Doherty abermals fehlgeschlagen. Die Whigpartei ist ergrimmt und die Times wird dieserhalb bald wieder einen saubern Artikel zusammenfabriziren. Man spricht davon, daß Lord Hardinge bald nach England mit dem Bedauern zurückkehren wird, daß er nicht einen Augenblick die Rolle eines irischen Cavaignac habe spielen können. In Betreff O'Gorman's heißt es jetzt, daß er als alte Frau verkleidet auf einem Auswandererschiff entkommen sei, die Polizei hält dies aber für eine Finte und glaubt ihn bald in ihren Fängen zu sehen. Es sind abermals 2 Amerikaner, angeblich wegen Theilnahme an der irischen Rebellion, verhaftet worden. Nach dem Cork Examiner soll man sich nun auch Shea Lalor's bemächtigt haben. Ein Transport Gefangener sind von hier wegen Mangel an Raum ‒ nicht nach Schottland, wie einige Blätter fabelten, sondern ‒ nach Belfast gebracht worden. Dänemark. 14 Kopenhagen, 20. Aug. Der Minister des Auswärtigen hat an alle dänischen Gesandten im Auslande folgende Cirkularnote geschickt: Mein Herr! Es ist Ihnen bekannt, daß die Uebereinkunft wegen eines Waffenstillstandes, die am 6. Juli d. J. zwischen Dänemark auf der einen und Preußen im Namen Deutschlands auf der andern Seite, nicht hat in Wirksamkeit treten können wegen der Weigerung des preußischen Generals Wrangel dies Dokument zu unterzeichnen, obwohl sein Hof es kurz vorher angenommen hatte. Die deutsche periodische Presse und der Minister der Centralmacht ‒ dieser letztere in einer Sitzung der Nationalversammlung in Frankfurt ‒ hat diese Weigerung in einer Weise entschuldigt, als ob es Dänemark wäre, das nicht mit der Centralgewalt habe in Unterhandlung treten wollen. Die Thatsache ist die; daß Dänemark nicht geneigt gewesen ist, einzugehen auf Veränderungen in einer einmal abgeschlossenen Uebereinkunft und namentlich auf die Veränderungen, die vom General Wrangel vorgeschlagen waren. Die dänische Regierung war ebensowenig geneigt, der Centralgewalt das Recht zuzugestehen, nach Gutdünken und ohne Entschädigung in diesem Akte Veränderungen vorzunehmen. Ein solches Recht würde sie sogar Anstand genommen haben einer befreundeten Macht, z B. Oestreich (!) zuzugestehen. Es wäre in Wahrheit wenig gerecht, zu behaupten, daß Dänemark einen mehr oder minder wesentlichen Vortheil fahren lassen sollte, der ihm durch die einmal abgeschlossene Uebereinkunft zustand, ohne dagegen Zugeständnisse zu erhalten, welche es als Equivalent betrachten kann. Dänemark wünscht in Preußens Ehrgefühl und Macht eine genügende Garantie für die Erfüllung der Verpflichtungen zu sehen, die dies bei dieser Gelegenheit übernommen hat. Es kann gewiß nicht die Sache der dänischen Regierung sein, ausfindig zu machen, wie Preußen sich schließlich mit den andern Mächten abfinden will, in deren Namen es zuerst die Absicht kundgab, mit uns in Unterhandlung zu treten. Die zwischen den Generalen Wrangel und Hedemann beim Abbruch der Unterhandlungen ausgewechselten Noten, welche sie in Abschrift beigelegt finden, werden als beweisende Aktenstücke dienen und die in meinem gegenwärtigen Schreiben enthaltenen Bemerkungen erläutern ‒ Bemerkungen, die ich Sie, mein H. bitte, gütigst zur Kenntniß der Regierung zu bringen, bei der Sie akkreditirt sind. Ich habe die Ehre etc. etc. Die beigelegten Aktenstücke sind: Hedemann an Wrangel, Veile, 24. Juli 1848. Hr. General! Am 12. d. hatte ich die Ehre Ew. Exc davon zu unterrichten, daß ich vom König, meinem Allerh. Herrn, beauftragt war, im Verein mit Ew. Exc. einen Waffenstillstand zu unterzeichnen, der unter Schwedens Leitung auf einer von beiden Theilen angenommenen Grundlage abgeschlossen wurde. Diese Grundlage war angenommen und bestätigt von Sr. dänischen Maj. auf der einen, und von S. M. dem König von Preußen auf der andern Seite, wie der Berliner Hof durch einen außerordentlichen Gesandten Sr. Maj. dem Könige von Schweden und Norwegen mitgetheilt hat. Ich hatte auch vollkommen Grund zu vermuthen, daß der Waffenstillstand zu den angenommenen Bedingungen unterzeichnet werden würde Aber bei den vorläufigen Konferenzen, welche zu Bellevue bei Kolding stattfanden, fanden der Hr. General für gut mit Bedingungen herauszukommen, die nur wenig mit den in Malmö angenommen übereinstimmten, und die statt derjenigen, welche einen oder den andern Vortheil für Dänemark enthalten konnten, andere von unendlich weniger günstiger Natur enthielten. Ich glaubte indeß nicht auf mich nehmen zu dürfen, die Unterhandlungen abzubrechen, obgleich sie auf eine so verwunderliche Weise verschoben wurden, und unterrichtete deshalb meine Regierung davon. Diese bevollmächtigte mich, mit Hrn. de Reedtz Ew. Exc. mehrere Modifikationen vorzuschlagen *)Diese Modifikationen betrafen die Bewachung der Hospitäler, die Zeit, welche gestattet sein sollte das occupirte Terrän zu räumen, u.s.w. in der Hoffnung, ein Uebereinkommen zu Stande zu bringen. Aber in den Konferenzen vom 19. d. Mts. sprachen die Herren Graf Pourtales, Graf d'Oriola und Graf Münster, welche im Namen Ew. Exc. handelten, in Gegenwart der Gesandten von Großbritannien und von Schweden und Norwegen, ungefähr dieselben Bedingungen aus, mit einigen Aenderungen, welche sie in den Augen der dänischen Regierung nicht annehmbarer machten. Endlich bestehen Ew. Exc. darauf, dies Arrangement einer neuen Ratifikation zu unterwerfen, deren Verweigerung genügend sein sollte, Alles zu Nichte zu machen, worüber man einig geworden war. Die Regierung des Königs hat Alles gethan, was in Ihrer Macht stand, den Feindseligkeiten auf ehrenvolle Weise ein Ende zu machen, aber sie würde sich nie entschließen können, S. Maj. des Königs von Preußen Verpflichtung gegenüber von Schweden für Nichts bedeutend anzusehen oder zu denken, daß der Souverän, der dem Beschluß der deutschen Nationalversammlung vorgegriffen, und den gegenwärtigen Krieg begonnen hat, nicht mehr Herr sei über sein Aufhören, und das noch trotz der ihm übertragenen Vollmacht. Wenn Ew. Exc. anders urtheilen sollten, so verbleibt es Ihnen, die Verantwortung dafür zu übernehmen und auf's Neue an die Entscheidung der Waffen zu appelliren; ich muß indeß meinerseits Ihnen anzeigen, daß ich noch bereit bin, sofort, noch im Laufe des Tages, vor Ablauf der Waffenruhe, den Waffenstillstand nach den in Malmö angenommenen Bedingungen zu unterzeichnen. Ich habe die Ehre etc. etc. Hedemann. Wrangel an Hedemann: Hadersleben, 24. Juli 1848. Herr General! Da ich aus dem Briefe, den Ew. Exc. mir die Ehre gethan haben zu schreiben, ersehe, daß es Ihre Absicht ist, die begonnenen Unterhandlungen abzubrechen, indem Sie nicht nur alle die Modifikationen verwerfen, welche ich geglaubt habe in dem ursprünglichen Malmöer Entwurf vorschlagen zu müssen, sondern auch die Klausel, wonach die Ratifikation des Waffenstillstand's Sr. kaiserl. Hoh. dem Reichsverweser vorbehalten wird, so habe ich die Ehre Ew. Exc. anzuzeigen, daß der Herr Graf Pourtales mein Hauptquartier heute verläßt und daß die Feindseligkeiten heute Abend um 10 Uhr wieder anfangen werden. Empfangen Sie General etc. etc. Wrangel, General der Kavallerie. Amerika. In Southampton traf der Great Western mit Nachrichten aus Vera Cruz ein, vom 16. Juli; Havanna 27. Juli. Bermuda 5. August. New-Orleans 21. Juli. Die Propositionen Lord John Russell's in Betreff der Zuckergesetze hatten früher große Sensation in den Kolonieen erregt; die neuesten Berichte über diesen Punkt brachten aber die größte Niedergeschlagenheit hervor und manche Pflanzer erklären, daß sie die Bearbeitung ihrer Ländereien dran geben wollen. Die wichtigste mexikanische Nachricht besteht darin, daß Paredes von den Truppen des Gouvernements entschieden geschlagen worden ist. Das Land war im Allgemeinen noch keineswegs wieder in gehöriger Ordnung, da eine Menge Abenteurer der amerikanischen Armee von einem Ort zum andern zo <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0431"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 84 der Neuen Rh. Ztg. </titlePart> <docImprint> <docDate>Donnerstag 24. August 1848.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="contents" n="1"> <head>Uebersicht.</head> <p><hi rendition="#g">Deutschland.</hi> Köln. (Geiger und Schapper.) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Berlin. (Die Vorfälle in Charlottenburg. ‒ Vereinbarer. ‒ Instruktion der Schutzmänner.) Breslau. (Keine Nachrichten aus Rußland. ‒ Warschau ruhig.) Schweidnitz. (Das 22. Regiment abgezogen.) Posen. (Deputation wegen Steinäcker nach Berlin.) München. (Verbot der demokratischen Vereine.) Wien. (Die absolutistischen Blätter über die Adresse nach Frankfurt. ‒ Danksagung d. befreiten Studenten. ‒ Fischhoff u. Dobblhof. ‒ Deutschkatholicismus. ‒ Gräuelscenen in Galizien. ‒ Reichstagssitzung. ‒ Erzwungene Abreise der Cibini.) Hamburg. (Die angebliche Revolution in Petersburg.)</p> <p><hi rendition="#g">Polen.</hi> Krakau. (Soldatenbrutalitäten.)</p> <p><hi rendition="#g">Dänemark.</hi> Kopenhagen. (Note.)</p> <p><hi rendition="#g">Italien.</hi> Kontribution in Mailand. ‒ Auftritt in Venedig. Turin. (L'Opinione über das Verhalten Frankreichs Italien gegenüber. ‒ Rücksichtslosigkeit gegen die sizilianische Deputation. ‒ Der ministerielle Protest gegen den Waffenstillstand. ‒ Neues Ministerium. ‒ Niederreißung der Zwingburg in Genua) Livorno. (Das neue toskanische Ministerium.) Florenz. (Früchte der englischen Vermittlung.) Forli. (Begeisterung im Kirchenstaat.) Ancona. (Rüstungen.) Rom. (Neuer Abgesandter an das neap. Parlament. ‒ Soglia.) Neapel. (Antwortadresse. ‒ Expedition gegen Sizilien.)</p> <p><hi rendition="#g">Französische Republik.</hi> Paris. (Journalschau. ‒ Vermischtes. ‒ Nationalversammlung.)</p> <p><hi rendition="#g">Belgien.</hi> Antwerpen. (Affaire Risquons Tout.)</p> <p><hi rendition="#g">Großbritannien.</hi> London. (Unterhaussitzung. ‒ Resultat des Pennyporto's. ‒ Die chartistischen Verhaftungen.) Dublin. (Martin, jun., verurtheilt. ‒ O'Doherty. ‒ O'Gorman. ‒ Neue Verhaftungen.)</p> <p><hi rendition="#g">Egypten.</hi> (Die Cholera. ‒ Flucht Ibrahim's nach Rhodus).</p> <p><hi rendition="#g">Amerika.</hi> Hayti. (Unruhen. ‒ Plünderung der Stadt Jeremie). Porto-Rico. (Sklavenverschwörung unterdrückt. ‒ In Neugranada Komplott zwischen Flores und Mosquera. ‒ Paez's Partei im Besitz des Maracaibo-Sees). Mexiko. (Paredes geschlagen. ‒ Zustand des Landes. ‒ Handelsnachrichten). Vereinigte Staaten von Nordamerika. (Der Vorschlag im Senat wegen Ankauf des Territorialrechts).</p> <p><hi rendition="#g">Ostindien und China.</hi> (Mooltan. ‒ Moolraj. ‒ Lieutenant Edwards. ‒ Der Punjaub. ‒ Handelsnachrichten). China. (Piraten).</p> <p><hi rendition="#g">Australien.</hi> (Zustand der Kolonie Neusüdwales).</p> </div> <div n="1"> <head>[Französische Republik]</head> <div xml:id="ar084b_001" type="jArticle"> <p>(Schluß der Pariser Nachrichten.)</p> <p>‒ Eine Ordonnanz des Polizeipräfekten macht dem willkürlichen Ausschreien von Journalen und Druckschriften an jedem beliebigen Orte, ein Ende. In Zukunft werden die Verkäufer gehörig klassifizirt, einregistrirt und an bestimmte feste Plätze logirt, „damit sie“, heißt es in der Ordonnanz, „die freie Cirkulation des Publikums nicht hemmen.“</p> <p>‒ Proudhons „Repräsentant des Volks“ ist abermals konfiszirt worden. Sein Gerant, Hr. Vasbenter, wird in ein einer Masse von Prozessen vor dem Gericht sich über Angriffe auf das Eigenthum und über Aufhetzung zum Bürgerkriege etc., deren sein Blatt angeklagt ist, zu rechtfertigen haben. Proudhon selbst sagt in einem neuesten Artikel sehr humoristisch:</p> <p>„Der 24. Febr. versetzte uns mit einem Sprunge zum 10. August 1792. Dann hatten wir Schlag auf Schlag unseren 31. Mai, unseren 9. Thermidor, unseren 2. Prairial, unseren 18. Brümaire. Ducoux's neueste Verordnung gegen die Journalverkäufer versetzt uns bis 1834. Es bleiben uns also bis zum 24. Febr. 1848 noch vierzehn Jahre übrig. Bei der Dampfkraft, mit der wir marschiren, dürfen diese 14 Jahre kaum länger als 14 Tage dauern.“</p> <p><hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 21. August. Große militärische Rüstungen überall. Die Excekutivgewalt scheint wirklich einen monarchischen Staatsstreich zu fürchten. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung um 1 1/2 Uhr.</p> <p>D'rouhyn de Lhuis vor der Tagesordnung: „Ihr Ausschuß des Auswärtigen, sagt er, beschäftigte sich mit Prüfung einer Petition der Mailänder Bürgerwehr, worin um sofortige, bewaffnete Intervention Frankreichs in Italien gebeten wird. Als Berichterstatter jenes Ausschusses erkläre ich Ihnen, daß der Bericht bereit liegt. Möge die Versammlung einen Tag zur Berathung anberaumen.</p> <p>Jules Favre beantragt dieselbe auf morgen.</p> <p>Buchez wünscht, dieselbe sofort zu beginnen.</p> <p>Cavaignoc: Die Regierung ist bereit. Sie nimmt jedoch Anstand, jetzt schon in Buchezschen Sinne in eine öffentliche Zergliederung ihrer Pläne einzutreten. Ich werde indessen auf alle Fragen antworten.</p> <p>Larochejaquelin: Ich sehe dasjenige Glied der vorigen Regierung nicht auf seinem Platze, dessen Politik angegriffen werden könnte. (nämlich Lamartine) Ich stimme daher für morgen.</p> <p>Drouhyn de Lhuis: Bürger Buchez verlangt eine Thesis über allgemeine Prinzipien, ich glaube man solle sich nur auf die vorliegende Frage beschränken.</p> <p>Es wird abgestimmt und sofort in die Diskussion eingetreten.</p> <p>Drouhyn die Lhuis trägt vor, daß eine Deputation von 30 Delegirten im Namen der gesammten Mailänder Bürgerwehr sofortige und bewaffnete Intervention Frankreichs verlange. Der Ausschuß habe zunächst geprüft, ob die Sprache der vorigen Exekutivkommission mit den Gesinnungen der Nationalversammlung im Einklange gewesen? Er habe dann gehört, daß Frankreich und England freundschaftlich mediatisiren würden und den General Cavaignac aufgefordert, ihm Aufschlüsse zu geben. Derselbe habe aber Diskretion vorgeschützt und nur ausweichend geantwortet. Ueber beide Punkte sei also der Ausschuß im Unklaren. Es bleibe ihm nichts übrig, als die Ueberweisung der Petition an den Conseilpräsidenten vorzuschlagen.</p> <p>Cavaignac: Die italische Frage ist eine der delikatesten in diesem Augenblick. Sie haben die Befreiung Italiens als Grundsatz ausgesprochen und ich würde nicht die Staatsgewalt übernommen haben, wenn ich diesen Grundsatz nicht vollständig theilte. Die Befreiung Italiens ist mein unaufhörlicher Gedanke. Aber die Erhaltung des Friedens ist es nicht weniger. Sie war die vorzüglichste Richtschnur meines Handelns Der Friede schien mir für Befestigung der Republik unerläßlich. Darum keine frühere Intervention in Italien. Zudem hatte man dieselbe nicht verlangt, ja man hatte sogar dieselbe zurückgestoßen (l'intervention n'était pas demandée bien plus elle était repoussée.) In dieser Lage wandten wir uns an England, stellten ihm die Pflichten vor, die Frankreich in Italien zu erfüllen habe und schlugen ihm vor, sich mit uns zur Erhaltung des Generalfriedens zu verständigen. England konnte bei diesem Antrage nicht taub bleiben, es verband sich zur Mediation mit uns, mittelst welcher wir die Angelegenheiten Italiens zu regeln und den Weltfrieden zu erhalten gedenken. Weitere Ausschlüsse kann ich vorläufig nicht geben. Ich weiß, schloß Cavaignac seinen vagen Vortrag, daß man in einem so empfindlichen Lande wie dem unsrigen oft mehr Muth besitzen muß, ihm den Frieden zu rathen als den Krieg. Ich stehe dafür daß Frankreich nur einen ehrenwerthen und würdigen Frieden behalten wird. Müssten wir eines Tags das Schwert ziehen, so werde ich es ihnen vorher anzeigen. Jedenfalls werde ich aber, bei welcher Veranlassuung es auch sei, der Hinreißung von Leidenschaft widerstehen.</p> <p>De Paysegier liest eine lange Philippika gegen die von der alten und neuen Executivgewalt befolgte Politik in Bezug auf Italien, und trägt auf Vorlage des diplomatischen Notenwechsels an.</p> <p>Jules Favre findet die Erklärungen Cavaignac's ungenügend. Der Sturz Karl Alberts beflecke die Ehre Frankreichs, der Republik (!?!); die italienische Freiheit sei wieder unter das östreichische Joch zurückgedrängt. Darum darf sich wohl der Ausschuß des Auswärtigen, welcher das Recht hat, die Direktion der auswärtigen Politik zu überwachen....</p> <p>Cavaignac hastig: Dieses Recht hat der Ausschuß nicht!</p> <p>Favre: Wenn die Ausschußglieder dieses Recht nicht haben, warum setzte man den Ausschuß überhaupt ein?</p> <p>Marrast: Der Ausschuß wurde geschaffen, um die ihnen zu machenden Vorlagen und Anträge zu prüfen und für nichts Anderes. (Ah, Ah! Ja, Ja!)</p> <p>Favre sucht zu beweisen, daß die Ausschüsse einen integrirenden Theil der Nationalversammlung, der einzig Souverainin bilden, der nichts abgeschlagen werden dürfe. Die Korrespondenzen müßten also vorgelegt werden.</p> <p>Cavaignac bestreitet gar nicht, daß der Versammlung die diplomatische Corresponz vorgelegt werden müsse, wenn sie darauf bestehe; nur sehe er Gefahr darin.</p> <p>Larochejaquelin unterstützt den Conseilpräsidenten.</p> <p>Sarrans ebenfalls, und die Versammlung schreitet zur Tagesordnung, nämlich der Creton'schen Interpellation rücksichtlich der Rechenschaftsberichten, der Ausgaben der Executiv-Commission.</p> <p>‒ (Nach vier Uhr) Die Interpellationen Cretons riefen einen fürchterlichen Sturm hervor. Es kam fast zu einer amerikanischen Raufferei.</p> <p>Creton beschwerte sich, daß dem Finanzausschuß noch keine Rechnung abgelegt worden sei über die Verwendung der Fonds, welche der vorigen Executivkommission votirt worden. Der Finanzminister habe nur vage Beläge beigebracht, damit könne sich das Land nicht begnügen. Es stelle sich jetzt immer mehr heraus, daß der äußere und innere Bürgerkrieg durch Besoldung von Emmissären, Reg.-Kommissarien u. Klubvorständen angefacht worden sei, dieß habe den Staatsschatz geleert. (Furchtbares Geschrei. C. Thomas reißt den Redner halb von der Bühne.)</p> <p>Ledru Rollin, mit erzwungener Ruhe. Er sei glücklich eine neue Gelegenheit zu finden, die Staatsverwaltung, deren Mitglied er gewesen, gegen die heftigen Vorwürfe zu rechtfertigen, die von allen Seiten gegen sie geschleudert würden. Er tritt in eine Rechtfertigung und spezielle Erörterung der Ausgaben ein. Der Unterbrechungen waren unzählige. Ah, rief der Redner der Rechten zu, Ihr habt noch nicht genug Elemente zu Zwietracht in den drei Bänden, Ihr müßt noch neue suchen! (Tumult.)</p> <p>Creton drängt sich zur Bühne und will antworten, aber die Versammlung trommelt ihn herunter. Andere versuchen zu sprechen, aber es geht ihnen nicht viel besser.</p> <p>Goudchaux trat beschwichtigend dazwischen und es gelang ihm, die ganze Debatte bis zur Rechenschaftslegung des Finanzausschusses durch Gouin zu beseitigen.</p> <p>Nachdem dieses Gewitter vorüber, nahm die Versammlung ihre abgebrochene Tagesordnung, die berüchtigten Concordats amiables wieder auf.</p> <p>Goudchaux, Finanzminister, erklärt, daß sich das Kabinet für den Gesetzgebungs-Ausschuß-Entwurf entscheide. (Sensation.)</p> <p>Jules Favre drückt seine Verwunderung aus über diesen plötzlichen Gesinnungswechsel des Kabinets. Am Freitage habe sich Herr Goudchaux, ihm gegenüber, für den Entwurf des Handelsausschusses erklärt und heute erkläre er, die Partei des Gesetzgebungsausschusses zu ergreifen. Dieser Umschwung gab zu neuem Lärm Veranlassung. Die Versammlung vertagte jedoch die Debatte um 6 Uhr auf morgen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar084b_002" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 19. August.</head> <p>Ueber die chartistischen Verhaftungen in London und Lancashire sagt der „Northern Star“: Wie sehr auch unsere Leser über diese neuen Ereignisse erstaunt sein mögen, wir sind's wo möglich noch mehr als sie. Wir fragen uns vergebens, was diese bewaffneten Meetings bedeuten, welche so ganz mit der allgemeinen Verfahrungsweise der Führer der Chartisten in Widerspruch stehen. Bis jetzt weiß uns Niemand über jene Demonstrationen ‒ der Schwäche, nicht der Stärke ‒ Auskunft zu geben. Nur eine Thatsache haben wir hervorzuheben, daß nämlich die Regierung in London und die Behörden in Lancashire durch <hi rendition="#g">Denunciationen</hi> von den Plänen der verhafteten Personen, welcher Art diese Pläne auch immer gewesen sein mögen, unterrichtet worden sind. Wir zweifeln nicht im Mindesten, daß, wenn komplottirt worden, dies das Werk von Schurken gewesen ist, die zu eigenen selbstsüchtigen Zwecken ehrliche, aber unvorsichtige Leute verführt und ins Unglück gestürzt haben. Wir wollen vorläufig, bis wir unsere Beweise haben, die Regierung nicht dahin anklagen, daß sie selbst die geheimen Meetings und die geheime Bewaffnung veranlaßt. Allem, wir sind moralisch überzeugt, daß die Whigminister durch Verräther, welche sie in das Chartistenlager einzuschmuggeln gewußt, fortwährend von jedem Vorgange unterrichtet waren und daß die Spione und geheimen Agenten (Detectives) zu ungesetzlichen Worten und Handlungen anstachelten. Letztere ärnten dafür, daß sie das Vertrauen unüberlegter Personen gemißbraucht, den schnödesten Sündenlohn. Man weiß aus Zeitungen, daß die Regierung über die kürzlich aus New York abgereisten „Sympathisirer“ im Voraus vollständig unterrichtet war, daß sie ihre Namen, das Schiff welches sie führte, nebst allen übrigen Details genau kannte und daß sie natürlich auch sofort nach ihrer Ankunft in Irland festgenommen wurden. Dies könnte für das Volk eine hinreichende Warnung sein und ihm zeigen, welches grenzenlose Spionirsystem ausgeübt wird. Wir ersuchen das Volk inständig, sich nicht selbst in die Gewalt seiner Feinde zu liefern.</p> </div> <div xml:id="ar084b_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 21. Aug.</head> <p>Unter den kürzlich im Druck erschienenen Parlamentsberichten befindet sich auch einer über die Ergebnisse des Penny-Porto's. Diese Postreform ist nicht blos deshalb unter die wichtigen Reformen unseres Jahrhunderts zu rechnen, weil durch sie das Porto von Edinburg bis London von 13 1/2 auf 1 Penny herab- und ein Bewohner der Orkney-Inseln in Stand gesetzt wurde, mit einem andern in Penzance zu dem nämlichen Preise zu correspondiren, wie zwei Londoner in den entgegengesetzten Theilen der Hauptstadt: nicht deshalb allein, sondern weil diese Reform die Leichtigkeit der Communication ungeheuer vermehrte und in kommercieller wie in jeder andern Beziehung eine friedliche Umwälzung vollzog. Unbestreitbare, statistische Beweise liegen vor und zeigen, in welcher Ausdehnung nach und nach das Publikum von einer der wichtigsten Staatseinrichtungen freiwillig Gebrauch gemacht, sobald letzterer mit seinen Mitteln nicht mehr, wie früher, im schneidenden Widerspruch stand. Wir lassen hier einige der interessantesten Nachweise folgen. Zuerst einen vierwöchentlichen Vergleich, der seit dem 5. Dezember 1839 (Anfang der Postreform) durch das Generalpostamt zu London beförderten Briefe.</p> <p>In den vier Wochen: </p> <table> <row> <cell rows="1" cols="1"/> <cell rows="1" cols="1"/> <cell rows="1" cols="1">unfrankirte Briefe.</cell> <cell rows="1" cols="1">frankirte Briefe.</cell> <cell rows="1" cols="1">gestempelte Couverts.</cell> <cell rows="1" cols="1">insgesammt.</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 4 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1840</cell> <cell rows="1" cols="1">1,596,434</cell> <cell rows="1" cols="1">505,847</cell> <cell rows="1" cols="1">keine</cell> <cell rows="1" cols="1">2,102,281</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 2 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1841</cell> <cell rows="1" cols="1">333,433</cell> <cell rows="1" cols="1">1,974,684</cell> <cell rows="1" cols="1">2,047,120</cell> <cell rows="1" cols="1"> 4,355,237</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 1 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1842</cell> <cell rows="1" cols="1">411,335</cell> <cell rows="1" cols="1">2,188,679</cell> <cell rows="1" cols="1">2,607,265</cell> <cell rows="1" cols="1"> 5,207,297</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 28 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1843</cell> <cell rows="1" cols="1">312,839</cell> <cell rows="1" cols="1">2,431,231</cell> <cell rows="1" cols="1">2,972,828</cell> <cell rows="1" cols="1"> 5,716,898</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 27 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1844</cell> <cell rows="1" cols="1">433,270</cell> <cell rows="1" cols="1">2,544,270</cell> <cell rows="1" cols="1">3,079,418</cell> <cell rows="1" cols="1"> 6,037,526</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 25 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1845</cell> <cell rows="1" cols="1">501,519</cell> <cell rows="1" cols="1">2,613,848</cell> <cell rows="1" cols="1">3,681,926</cell> <cell rows="1" cols="1"> 6,800,293</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 24 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1846</cell> <cell rows="1" cols="1">551,461</cell> <cell rows="1" cols="1">2,899,306</cell> <cell rows="1" cols="1">4,435,966</cell> <cell rows="1" cols="1"> 7,886,733</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 23 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1847</cell> <cell rows="1" cols="1">448,838</cell> <cell rows="1" cols="1">3,057,257</cell> <cell rows="1" cols="1">4,905,674</cell> <cell rows="1" cols="1"> 8,411,769</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1">bis 22 Jan.</cell> <cell rows="1" cols="1">1848</cell> <cell rows="1" cols="1">453,286</cell> <cell rows="1" cols="1">3,092,570</cell> <cell rows="1" cols="1">4,990,576</cell> <cell rows="1" cols="1"> 8,536,432 </cell> </row> </table> <p>Hierbei übersehe man nicht, daß 1840 das Porto noch immer 4 Pence betrug.</p> <p>Ehe die Herabsetzung des Porto's stattfand, belief sich die Anzahl der Briefe, die binnen der letzten 4 Wochen vor dem 5. Dezember 1839 vom Londoner Generalpostamt befördert wurden auf 1,622,147; dagegen während 4 Wochen des Jahres 1848 auf 8,536,432.</p> <p>Wir kommen jetzt zu einem Vergleich der Briefbeförderung in ganz Großbritannien und Irland, wie sich dieselbe vor der Portoherabsetzung zu der diesjährigen verhalten hat. Es wurden nämlich in <hi rendition="#g">Einer</hi> Woche, Ende Nov. 1839, im Ganzen 1,585,973, und in dem nämlichen Zeitraum 1848 nicht weniger als 6,382,941 Briefe abgetragen. Die Zunahme in England betrug 400 Proz., in Irland 374 Proz., in Schottland 421 Proz.</p> </div> <div xml:id="ar084b_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 21. August.</head> <p>Das Unterhaus beginnt heute seine Sitzung um 12 Uhr, und fährt in Berathung des Budgets fort.</p> </div> <div xml:id="ar084b_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 20. August.</head> <p>Der Bruder des verurtheilten Martin stand heute vor Gericht, weil er den Obmann der schuldigsprechenden Jury in seiner Behausung aufgesucht und herausgefordert hatte. Martin jun. hatte bereits schriftlich seine Uebereilung enschuldigt und wiederholte dasselbe mündlich. Er wurde zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. O'Doherty ist wie bereits mitgetheilt, abermals vor die Jury gestellt unter wenig veränderter Anklage. Die Verhandlungen begannen am 18. und wurden gestern fortgesetzt. Die Jury zog sich zur Berathung zurück. Um 5 Uhr Abends ließ der Gerichtshof fragen, ob sie übereingekommen. Antwort: Nein. Es werden Befehle zur sorgfältigen Absperrung gegeben. Der Ober-Sheriff führt an, daß zwei Geschworne über bedeutendes Unwohlsein klagen. Ein Arzt wird zur Untersuchung abgeordnet; er stattet Bericht ab, der das Unwohlsein bekräftigt und die Jury ‒ muß entlassen werden. So ist der Regierung ihr Versuch gegen O'Doherty abermals fehlgeschlagen. Die Whigpartei ist ergrimmt und die Times wird dieserhalb bald wieder einen saubern Artikel zusammenfabriziren.</p> <p>Man spricht davon, daß Lord Hardinge bald nach England mit dem Bedauern zurückkehren wird, daß er nicht einen Augenblick die Rolle eines irischen Cavaignac habe spielen können. In Betreff O'Gorman's heißt es jetzt, daß er als alte Frau verkleidet auf einem Auswandererschiff entkommen sei, die Polizei hält dies aber für eine Finte und glaubt ihn bald in ihren Fängen zu sehen. Es sind abermals 2 Amerikaner, angeblich wegen Theilnahme an der irischen Rebellion, verhaftet worden. Nach dem Cork Examiner soll man sich nun auch Shea Lalor's bemächtigt haben. Ein Transport Gefangener sind von hier wegen Mangel an Raum ‒ nicht nach Schottland, wie einige Blätter fabelten, sondern ‒ nach Belfast gebracht worden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Dänemark.</head> <div xml:id="ar084b_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>14</author></bibl> Kopenhagen, 20. Aug.</head> <p>Der Minister des Auswärtigen hat an alle dänischen Gesandten im Auslande folgende Cirkularnote geschickt:</p> <p>Mein Herr! Es ist Ihnen bekannt, daß die Uebereinkunft wegen eines Waffenstillstandes, die am 6. Juli d. J. zwischen Dänemark auf der einen und Preußen im Namen Deutschlands auf der andern Seite, nicht hat in Wirksamkeit treten können wegen der Weigerung des preußischen Generals Wrangel dies Dokument zu unterzeichnen, obwohl sein Hof es kurz vorher angenommen hatte. Die deutsche periodische Presse und der Minister der Centralmacht ‒ dieser letztere in einer Sitzung der Nationalversammlung in Frankfurt ‒ hat diese Weigerung in einer Weise entschuldigt, als ob es Dänemark wäre, das nicht mit der Centralgewalt habe in Unterhandlung treten wollen. Die Thatsache ist die; daß Dänemark nicht geneigt gewesen ist, einzugehen auf Veränderungen in einer einmal abgeschlossenen Uebereinkunft und namentlich auf die Veränderungen, die vom General Wrangel vorgeschlagen waren. Die dänische Regierung war ebensowenig geneigt, der Centralgewalt das Recht zuzugestehen, nach Gutdünken und ohne Entschädigung in diesem Akte Veränderungen vorzunehmen. Ein solches Recht würde sie sogar Anstand genommen haben einer befreundeten Macht, z B. Oestreich (!) zuzugestehen. Es wäre in Wahrheit wenig gerecht, zu behaupten, daß Dänemark einen mehr oder minder wesentlichen Vortheil fahren lassen sollte, der ihm durch die einmal abgeschlossene Uebereinkunft zustand, ohne dagegen Zugeständnisse zu erhalten, welche es als Equivalent betrachten kann.</p> <p>Dänemark wünscht in Preußens Ehrgefühl und Macht eine genügende Garantie für die Erfüllung der Verpflichtungen zu sehen, die dies bei dieser Gelegenheit übernommen hat. Es kann gewiß nicht die Sache der dänischen Regierung sein, ausfindig zu machen, wie Preußen sich schließlich mit den andern Mächten abfinden will, in deren Namen es zuerst die Absicht kundgab, mit uns in Unterhandlung zu treten.</p> <p>Die zwischen den Generalen Wrangel und Hedemann beim Abbruch der Unterhandlungen ausgewechselten Noten, welche sie in Abschrift beigelegt finden, werden als beweisende Aktenstücke dienen und die in meinem gegenwärtigen Schreiben enthaltenen Bemerkungen erläutern ‒ Bemerkungen, die ich Sie, mein H. bitte, gütigst zur Kenntniß der Regierung zu bringen, bei der Sie akkreditirt sind.</p> <p>Ich habe die Ehre etc. etc.</p> <p>Die beigelegten Aktenstücke sind:</p> <p><hi rendition="#g">Hedemann</hi> an <hi rendition="#g">Wrangel,</hi> Veile, 24. Juli 1848.</p> <p>Hr. General! Am 12. d. hatte ich die Ehre Ew. Exc davon zu unterrichten, daß ich vom König, meinem Allerh. Herrn, beauftragt war, im Verein mit Ew. Exc. einen Waffenstillstand zu unterzeichnen, der unter Schwedens Leitung auf einer von beiden Theilen angenommenen Grundlage abgeschlossen wurde. Diese Grundlage war angenommen und bestätigt von Sr. dänischen Maj. auf der einen, und von S. M. dem König von Preußen auf der andern Seite, wie der Berliner Hof durch einen außerordentlichen Gesandten Sr. Maj. dem Könige von Schweden und Norwegen mitgetheilt hat. Ich hatte auch vollkommen Grund zu vermuthen, daß der Waffenstillstand zu den angenommenen Bedingungen unterzeichnet werden würde</p> <p>Aber bei den vorläufigen Konferenzen, welche zu Bellevue bei Kolding stattfanden, fanden der Hr. General für gut mit Bedingungen herauszukommen, die nur wenig mit den in Malmö angenommen übereinstimmten, und die statt derjenigen, welche einen oder den andern Vortheil für Dänemark enthalten konnten, andere von unendlich weniger günstiger Natur enthielten. Ich glaubte indeß nicht auf mich nehmen zu dürfen, die Unterhandlungen abzubrechen, obgleich sie auf eine so verwunderliche Weise verschoben wurden, und unterrichtete deshalb meine Regierung davon. Diese bevollmächtigte mich, mit Hrn. de Reedtz Ew. Exc. mehrere Modifikationen vorzuschlagen *)Diese Modifikationen betrafen die Bewachung der Hospitäler, die Zeit, welche gestattet sein sollte das occupirte Terrän zu räumen, u.s.w. in der Hoffnung, ein Uebereinkommen zu Stande zu bringen. Aber in den Konferenzen vom 19. d. Mts. sprachen die Herren Graf Pourtales, Graf d'Oriola und Graf Münster, welche im Namen Ew. Exc. handelten, in Gegenwart der Gesandten von Großbritannien und von Schweden und Norwegen, ungefähr dieselben Bedingungen aus, mit einigen Aenderungen, welche sie in den Augen der dänischen Regierung nicht annehmbarer machten. Endlich bestehen Ew. Exc. darauf, dies Arrangement einer neuen Ratifikation zu unterwerfen, deren Verweigerung genügend sein sollte, Alles zu Nichte zu machen, worüber man einig geworden war.</p> <p>Die Regierung des Königs hat Alles gethan, was in Ihrer Macht stand, den Feindseligkeiten auf ehrenvolle Weise ein Ende zu machen, aber sie würde sich nie entschließen können, S. Maj. des Königs von Preußen Verpflichtung gegenüber von Schweden für Nichts bedeutend anzusehen oder zu denken, daß der Souverän, der dem Beschluß der deutschen Nationalversammlung vorgegriffen, und den gegenwärtigen Krieg begonnen hat, nicht mehr Herr sei über sein Aufhören, und das noch trotz der ihm übertragenen Vollmacht.</p> <p>Wenn Ew. Exc. anders urtheilen sollten, so verbleibt es Ihnen, die Verantwortung dafür zu übernehmen und auf's Neue an die Entscheidung der Waffen zu appelliren; ich muß indeß meinerseits Ihnen anzeigen, daß ich noch bereit bin, sofort, noch im Laufe des Tages, vor Ablauf der Waffenruhe, den Waffenstillstand nach den in Malmö angenommenen Bedingungen zu unterzeichnen.</p> <p>Ich habe die Ehre etc. etc.</p> <p> <hi rendition="#g">Hedemann.</hi> </p> <p><hi rendition="#g">Wrangel</hi> an <hi rendition="#g">Hedemann:</hi> Hadersleben, 24. Juli 1848.</p> <p>Herr General! Da ich aus dem Briefe, den Ew. Exc. mir die Ehre gethan haben zu schreiben, ersehe, daß es Ihre Absicht ist, die begonnenen Unterhandlungen abzubrechen, indem Sie nicht nur alle die Modifikationen verwerfen, welche ich geglaubt habe in dem ursprünglichen Malmöer Entwurf vorschlagen zu müssen, sondern auch die Klausel, wonach die Ratifikation des Waffenstillstand's Sr. kaiserl. Hoh. dem Reichsverweser vorbehalten wird, so habe ich die Ehre Ew. Exc. anzuzeigen, daß der Herr Graf Pourtales mein Hauptquartier heute verläßt und daß die Feindseligkeiten heute Abend um 10 Uhr wieder anfangen werden.</p> <p>Empfangen Sie General etc. etc.</p> <p><hi rendition="#g">Wrangel,</hi> General der Kavallerie.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Amerika.</head> <div xml:id="ar084b_007" type="jArticle"> <p>In Southampton traf der Great Western mit Nachrichten aus Vera Cruz ein, vom 16. Juli; Havanna 27. Juli. Bermuda 5. August. New-Orleans 21. Juli. Die Propositionen Lord John Russell's in Betreff der Zuckergesetze hatten früher große Sensation in den Kolonieen erregt; die neuesten Berichte über diesen Punkt brachten aber die größte Niedergeschlagenheit hervor und manche Pflanzer erklären, daß sie die Bearbeitung ihrer Ländereien dran geben wollen. Die wichtigste mexikanische Nachricht besteht darin, daß Paredes von den Truppen des Gouvernements entschieden geschlagen worden ist. Das Land war im Allgemeinen noch keineswegs wieder in gehöriger Ordnung, da eine Menge Abenteurer der amerikanischen Armee von einem Ort zum andern zo </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431/0001]
Beilage zu Nr. 84 der Neuen Rh. Ztg. Donnerstag 24. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Geiger und Schapper.) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Berlin. (Die Vorfälle in Charlottenburg. ‒ Vereinbarer. ‒ Instruktion der Schutzmänner.) Breslau. (Keine Nachrichten aus Rußland. ‒ Warschau ruhig.) Schweidnitz. (Das 22. Regiment abgezogen.) Posen. (Deputation wegen Steinäcker nach Berlin.) München. (Verbot der demokratischen Vereine.) Wien. (Die absolutistischen Blätter über die Adresse nach Frankfurt. ‒ Danksagung d. befreiten Studenten. ‒ Fischhoff u. Dobblhof. ‒ Deutschkatholicismus. ‒ Gräuelscenen in Galizien. ‒ Reichstagssitzung. ‒ Erzwungene Abreise der Cibini.) Hamburg. (Die angebliche Revolution in Petersburg.)
Polen. Krakau. (Soldatenbrutalitäten.)
Dänemark. Kopenhagen. (Note.)
Italien. Kontribution in Mailand. ‒ Auftritt in Venedig. Turin. (L'Opinione über das Verhalten Frankreichs Italien gegenüber. ‒ Rücksichtslosigkeit gegen die sizilianische Deputation. ‒ Der ministerielle Protest gegen den Waffenstillstand. ‒ Neues Ministerium. ‒ Niederreißung der Zwingburg in Genua) Livorno. (Das neue toskanische Ministerium.) Florenz. (Früchte der englischen Vermittlung.) Forli. (Begeisterung im Kirchenstaat.) Ancona. (Rüstungen.) Rom. (Neuer Abgesandter an das neap. Parlament. ‒ Soglia.) Neapel. (Antwortadresse. ‒ Expedition gegen Sizilien.)
Französische Republik. Paris. (Journalschau. ‒ Vermischtes. ‒ Nationalversammlung.)
Belgien. Antwerpen. (Affaire Risquons Tout.)
Großbritannien. London. (Unterhaussitzung. ‒ Resultat des Pennyporto's. ‒ Die chartistischen Verhaftungen.) Dublin. (Martin, jun., verurtheilt. ‒ O'Doherty. ‒ O'Gorman. ‒ Neue Verhaftungen.)
Egypten. (Die Cholera. ‒ Flucht Ibrahim's nach Rhodus).
Amerika. Hayti. (Unruhen. ‒ Plünderung der Stadt Jeremie). Porto-Rico. (Sklavenverschwörung unterdrückt. ‒ In Neugranada Komplott zwischen Flores und Mosquera. ‒ Paez's Partei im Besitz des Maracaibo-Sees). Mexiko. (Paredes geschlagen. ‒ Zustand des Landes. ‒ Handelsnachrichten). Vereinigte Staaten von Nordamerika. (Der Vorschlag im Senat wegen Ankauf des Territorialrechts).
Ostindien und China. (Mooltan. ‒ Moolraj. ‒ Lieutenant Edwards. ‒ Der Punjaub. ‒ Handelsnachrichten). China. (Piraten).
Australien. (Zustand der Kolonie Neusüdwales).
[Französische Republik] (Schluß der Pariser Nachrichten.)
‒ Eine Ordonnanz des Polizeipräfekten macht dem willkürlichen Ausschreien von Journalen und Druckschriften an jedem beliebigen Orte, ein Ende. In Zukunft werden die Verkäufer gehörig klassifizirt, einregistrirt und an bestimmte feste Plätze logirt, „damit sie“, heißt es in der Ordonnanz, „die freie Cirkulation des Publikums nicht hemmen.“
‒ Proudhons „Repräsentant des Volks“ ist abermals konfiszirt worden. Sein Gerant, Hr. Vasbenter, wird in ein einer Masse von Prozessen vor dem Gericht sich über Angriffe auf das Eigenthum und über Aufhetzung zum Bürgerkriege etc., deren sein Blatt angeklagt ist, zu rechtfertigen haben. Proudhon selbst sagt in einem neuesten Artikel sehr humoristisch:
„Der 24. Febr. versetzte uns mit einem Sprunge zum 10. August 1792. Dann hatten wir Schlag auf Schlag unseren 31. Mai, unseren 9. Thermidor, unseren 2. Prairial, unseren 18. Brümaire. Ducoux's neueste Verordnung gegen die Journalverkäufer versetzt uns bis 1834. Es bleiben uns also bis zum 24. Febr. 1848 noch vierzehn Jahre übrig. Bei der Dampfkraft, mit der wir marschiren, dürfen diese 14 Jahre kaum länger als 14 Tage dauern.“
Nationalversammlung. Sitzung vom 21. August. Große militärische Rüstungen überall. Die Excekutivgewalt scheint wirklich einen monarchischen Staatsstreich zu fürchten. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung um 1 1/2 Uhr.
D'rouhyn de Lhuis vor der Tagesordnung: „Ihr Ausschuß des Auswärtigen, sagt er, beschäftigte sich mit Prüfung einer Petition der Mailänder Bürgerwehr, worin um sofortige, bewaffnete Intervention Frankreichs in Italien gebeten wird. Als Berichterstatter jenes Ausschusses erkläre ich Ihnen, daß der Bericht bereit liegt. Möge die Versammlung einen Tag zur Berathung anberaumen.
Jules Favre beantragt dieselbe auf morgen.
Buchez wünscht, dieselbe sofort zu beginnen.
Cavaignoc: Die Regierung ist bereit. Sie nimmt jedoch Anstand, jetzt schon in Buchezschen Sinne in eine öffentliche Zergliederung ihrer Pläne einzutreten. Ich werde indessen auf alle Fragen antworten.
Larochejaquelin: Ich sehe dasjenige Glied der vorigen Regierung nicht auf seinem Platze, dessen Politik angegriffen werden könnte. (nämlich Lamartine) Ich stimme daher für morgen.
Drouhyn de Lhuis: Bürger Buchez verlangt eine Thesis über allgemeine Prinzipien, ich glaube man solle sich nur auf die vorliegende Frage beschränken.
Es wird abgestimmt und sofort in die Diskussion eingetreten.
Drouhyn die Lhuis trägt vor, daß eine Deputation von 30 Delegirten im Namen der gesammten Mailänder Bürgerwehr sofortige und bewaffnete Intervention Frankreichs verlange. Der Ausschuß habe zunächst geprüft, ob die Sprache der vorigen Exekutivkommission mit den Gesinnungen der Nationalversammlung im Einklange gewesen? Er habe dann gehört, daß Frankreich und England freundschaftlich mediatisiren würden und den General Cavaignac aufgefordert, ihm Aufschlüsse zu geben. Derselbe habe aber Diskretion vorgeschützt und nur ausweichend geantwortet. Ueber beide Punkte sei also der Ausschuß im Unklaren. Es bleibe ihm nichts übrig, als die Ueberweisung der Petition an den Conseilpräsidenten vorzuschlagen.
Cavaignac: Die italische Frage ist eine der delikatesten in diesem Augenblick. Sie haben die Befreiung Italiens als Grundsatz ausgesprochen und ich würde nicht die Staatsgewalt übernommen haben, wenn ich diesen Grundsatz nicht vollständig theilte. Die Befreiung Italiens ist mein unaufhörlicher Gedanke. Aber die Erhaltung des Friedens ist es nicht weniger. Sie war die vorzüglichste Richtschnur meines Handelns Der Friede schien mir für Befestigung der Republik unerläßlich. Darum keine frühere Intervention in Italien. Zudem hatte man dieselbe nicht verlangt, ja man hatte sogar dieselbe zurückgestoßen (l'intervention n'était pas demandée bien plus elle était repoussée.) In dieser Lage wandten wir uns an England, stellten ihm die Pflichten vor, die Frankreich in Italien zu erfüllen habe und schlugen ihm vor, sich mit uns zur Erhaltung des Generalfriedens zu verständigen. England konnte bei diesem Antrage nicht taub bleiben, es verband sich zur Mediation mit uns, mittelst welcher wir die Angelegenheiten Italiens zu regeln und den Weltfrieden zu erhalten gedenken. Weitere Ausschlüsse kann ich vorläufig nicht geben. Ich weiß, schloß Cavaignac seinen vagen Vortrag, daß man in einem so empfindlichen Lande wie dem unsrigen oft mehr Muth besitzen muß, ihm den Frieden zu rathen als den Krieg. Ich stehe dafür daß Frankreich nur einen ehrenwerthen und würdigen Frieden behalten wird. Müssten wir eines Tags das Schwert ziehen, so werde ich es ihnen vorher anzeigen. Jedenfalls werde ich aber, bei welcher Veranlassuung es auch sei, der Hinreißung von Leidenschaft widerstehen.
De Paysegier liest eine lange Philippika gegen die von der alten und neuen Executivgewalt befolgte Politik in Bezug auf Italien, und trägt auf Vorlage des diplomatischen Notenwechsels an.
Jules Favre findet die Erklärungen Cavaignac's ungenügend. Der Sturz Karl Alberts beflecke die Ehre Frankreichs, der Republik (!?!); die italienische Freiheit sei wieder unter das östreichische Joch zurückgedrängt. Darum darf sich wohl der Ausschuß des Auswärtigen, welcher das Recht hat, die Direktion der auswärtigen Politik zu überwachen....
Cavaignac hastig: Dieses Recht hat der Ausschuß nicht!
Favre: Wenn die Ausschußglieder dieses Recht nicht haben, warum setzte man den Ausschuß überhaupt ein?
Marrast: Der Ausschuß wurde geschaffen, um die ihnen zu machenden Vorlagen und Anträge zu prüfen und für nichts Anderes. (Ah, Ah! Ja, Ja!)
Favre sucht zu beweisen, daß die Ausschüsse einen integrirenden Theil der Nationalversammlung, der einzig Souverainin bilden, der nichts abgeschlagen werden dürfe. Die Korrespondenzen müßten also vorgelegt werden.
Cavaignac bestreitet gar nicht, daß der Versammlung die diplomatische Corresponz vorgelegt werden müsse, wenn sie darauf bestehe; nur sehe er Gefahr darin.
Larochejaquelin unterstützt den Conseilpräsidenten.
Sarrans ebenfalls, und die Versammlung schreitet zur Tagesordnung, nämlich der Creton'schen Interpellation rücksichtlich der Rechenschaftsberichten, der Ausgaben der Executiv-Commission.
‒ (Nach vier Uhr) Die Interpellationen Cretons riefen einen fürchterlichen Sturm hervor. Es kam fast zu einer amerikanischen Raufferei.
Creton beschwerte sich, daß dem Finanzausschuß noch keine Rechnung abgelegt worden sei über die Verwendung der Fonds, welche der vorigen Executivkommission votirt worden. Der Finanzminister habe nur vage Beläge beigebracht, damit könne sich das Land nicht begnügen. Es stelle sich jetzt immer mehr heraus, daß der äußere und innere Bürgerkrieg durch Besoldung von Emmissären, Reg.-Kommissarien u. Klubvorständen angefacht worden sei, dieß habe den Staatsschatz geleert. (Furchtbares Geschrei. C. Thomas reißt den Redner halb von der Bühne.)
Ledru Rollin, mit erzwungener Ruhe. Er sei glücklich eine neue Gelegenheit zu finden, die Staatsverwaltung, deren Mitglied er gewesen, gegen die heftigen Vorwürfe zu rechtfertigen, die von allen Seiten gegen sie geschleudert würden. Er tritt in eine Rechtfertigung und spezielle Erörterung der Ausgaben ein. Der Unterbrechungen waren unzählige. Ah, rief der Redner der Rechten zu, Ihr habt noch nicht genug Elemente zu Zwietracht in den drei Bänden, Ihr müßt noch neue suchen! (Tumult.)
Creton drängt sich zur Bühne und will antworten, aber die Versammlung trommelt ihn herunter. Andere versuchen zu sprechen, aber es geht ihnen nicht viel besser.
Goudchaux trat beschwichtigend dazwischen und es gelang ihm, die ganze Debatte bis zur Rechenschaftslegung des Finanzausschusses durch Gouin zu beseitigen.
Nachdem dieses Gewitter vorüber, nahm die Versammlung ihre abgebrochene Tagesordnung, die berüchtigten Concordats amiables wieder auf.
Goudchaux, Finanzminister, erklärt, daß sich das Kabinet für den Gesetzgebungs-Ausschuß-Entwurf entscheide. (Sensation.)
Jules Favre drückt seine Verwunderung aus über diesen plötzlichen Gesinnungswechsel des Kabinets. Am Freitage habe sich Herr Goudchaux, ihm gegenüber, für den Entwurf des Handelsausschusses erklärt und heute erkläre er, die Partei des Gesetzgebungsausschusses zu ergreifen. Dieser Umschwung gab zu neuem Lärm Veranlassung. Die Versammlung vertagte jedoch die Debatte um 6 Uhr auf morgen.
Großbritannien. * London, 19. August. Ueber die chartistischen Verhaftungen in London und Lancashire sagt der „Northern Star“: Wie sehr auch unsere Leser über diese neuen Ereignisse erstaunt sein mögen, wir sind's wo möglich noch mehr als sie. Wir fragen uns vergebens, was diese bewaffneten Meetings bedeuten, welche so ganz mit der allgemeinen Verfahrungsweise der Führer der Chartisten in Widerspruch stehen. Bis jetzt weiß uns Niemand über jene Demonstrationen ‒ der Schwäche, nicht der Stärke ‒ Auskunft zu geben. Nur eine Thatsache haben wir hervorzuheben, daß nämlich die Regierung in London und die Behörden in Lancashire durch Denunciationen von den Plänen der verhafteten Personen, welcher Art diese Pläne auch immer gewesen sein mögen, unterrichtet worden sind. Wir zweifeln nicht im Mindesten, daß, wenn komplottirt worden, dies das Werk von Schurken gewesen ist, die zu eigenen selbstsüchtigen Zwecken ehrliche, aber unvorsichtige Leute verführt und ins Unglück gestürzt haben. Wir wollen vorläufig, bis wir unsere Beweise haben, die Regierung nicht dahin anklagen, daß sie selbst die geheimen Meetings und die geheime Bewaffnung veranlaßt. Allem, wir sind moralisch überzeugt, daß die Whigminister durch Verräther, welche sie in das Chartistenlager einzuschmuggeln gewußt, fortwährend von jedem Vorgange unterrichtet waren und daß die Spione und geheimen Agenten (Detectives) zu ungesetzlichen Worten und Handlungen anstachelten. Letztere ärnten dafür, daß sie das Vertrauen unüberlegter Personen gemißbraucht, den schnödesten Sündenlohn. Man weiß aus Zeitungen, daß die Regierung über die kürzlich aus New York abgereisten „Sympathisirer“ im Voraus vollständig unterrichtet war, daß sie ihre Namen, das Schiff welches sie führte, nebst allen übrigen Details genau kannte und daß sie natürlich auch sofort nach ihrer Ankunft in Irland festgenommen wurden. Dies könnte für das Volk eine hinreichende Warnung sein und ihm zeigen, welches grenzenlose Spionirsystem ausgeübt wird. Wir ersuchen das Volk inständig, sich nicht selbst in die Gewalt seiner Feinde zu liefern.
* London, 21. Aug. Unter den kürzlich im Druck erschienenen Parlamentsberichten befindet sich auch einer über die Ergebnisse des Penny-Porto's. Diese Postreform ist nicht blos deshalb unter die wichtigen Reformen unseres Jahrhunderts zu rechnen, weil durch sie das Porto von Edinburg bis London von 13 1/2 auf 1 Penny herab- und ein Bewohner der Orkney-Inseln in Stand gesetzt wurde, mit einem andern in Penzance zu dem nämlichen Preise zu correspondiren, wie zwei Londoner in den entgegengesetzten Theilen der Hauptstadt: nicht deshalb allein, sondern weil diese Reform die Leichtigkeit der Communication ungeheuer vermehrte und in kommercieller wie in jeder andern Beziehung eine friedliche Umwälzung vollzog. Unbestreitbare, statistische Beweise liegen vor und zeigen, in welcher Ausdehnung nach und nach das Publikum von einer der wichtigsten Staatseinrichtungen freiwillig Gebrauch gemacht, sobald letzterer mit seinen Mitteln nicht mehr, wie früher, im schneidenden Widerspruch stand. Wir lassen hier einige der interessantesten Nachweise folgen. Zuerst einen vierwöchentlichen Vergleich, der seit dem 5. Dezember 1839 (Anfang der Postreform) durch das Generalpostamt zu London beförderten Briefe.
In den vier Wochen:
unfrankirte Briefe. frankirte Briefe. gestempelte Couverts. insgesammt.
bis 4 Jan. 1840 1,596,434 505,847 keine 2,102,281
bis 2 Jan. 1841 333,433 1,974,684 2,047,120 4,355,237
bis 1 Jan. 1842 411,335 2,188,679 2,607,265 5,207,297
bis 28 Jan. 1843 312,839 2,431,231 2,972,828 5,716,898
bis 27 Jan. 1844 433,270 2,544,270 3,079,418 6,037,526
bis 25 Jan. 1845 501,519 2,613,848 3,681,926 6,800,293
bis 24 Jan. 1846 551,461 2,899,306 4,435,966 7,886,733
bis 23 Jan. 1847 448,838 3,057,257 4,905,674 8,411,769
bis 22 Jan. 1848 453,286 3,092,570 4,990,576 8,536,432
Hierbei übersehe man nicht, daß 1840 das Porto noch immer 4 Pence betrug.
Ehe die Herabsetzung des Porto's stattfand, belief sich die Anzahl der Briefe, die binnen der letzten 4 Wochen vor dem 5. Dezember 1839 vom Londoner Generalpostamt befördert wurden auf 1,622,147; dagegen während 4 Wochen des Jahres 1848 auf 8,536,432.
Wir kommen jetzt zu einem Vergleich der Briefbeförderung in ganz Großbritannien und Irland, wie sich dieselbe vor der Portoherabsetzung zu der diesjährigen verhalten hat. Es wurden nämlich in Einer Woche, Ende Nov. 1839, im Ganzen 1,585,973, und in dem nämlichen Zeitraum 1848 nicht weniger als 6,382,941 Briefe abgetragen. Die Zunahme in England betrug 400 Proz., in Irland 374 Proz., in Schottland 421 Proz.
* London, 21. August. Das Unterhaus beginnt heute seine Sitzung um 12 Uhr, und fährt in Berathung des Budgets fort.
* Dublin, 20. August. Der Bruder des verurtheilten Martin stand heute vor Gericht, weil er den Obmann der schuldigsprechenden Jury in seiner Behausung aufgesucht und herausgefordert hatte. Martin jun. hatte bereits schriftlich seine Uebereilung enschuldigt und wiederholte dasselbe mündlich. Er wurde zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. O'Doherty ist wie bereits mitgetheilt, abermals vor die Jury gestellt unter wenig veränderter Anklage. Die Verhandlungen begannen am 18. und wurden gestern fortgesetzt. Die Jury zog sich zur Berathung zurück. Um 5 Uhr Abends ließ der Gerichtshof fragen, ob sie übereingekommen. Antwort: Nein. Es werden Befehle zur sorgfältigen Absperrung gegeben. Der Ober-Sheriff führt an, daß zwei Geschworne über bedeutendes Unwohlsein klagen. Ein Arzt wird zur Untersuchung abgeordnet; er stattet Bericht ab, der das Unwohlsein bekräftigt und die Jury ‒ muß entlassen werden. So ist der Regierung ihr Versuch gegen O'Doherty abermals fehlgeschlagen. Die Whigpartei ist ergrimmt und die Times wird dieserhalb bald wieder einen saubern Artikel zusammenfabriziren.
Man spricht davon, daß Lord Hardinge bald nach England mit dem Bedauern zurückkehren wird, daß er nicht einen Augenblick die Rolle eines irischen Cavaignac habe spielen können. In Betreff O'Gorman's heißt es jetzt, daß er als alte Frau verkleidet auf einem Auswandererschiff entkommen sei, die Polizei hält dies aber für eine Finte und glaubt ihn bald in ihren Fängen zu sehen. Es sind abermals 2 Amerikaner, angeblich wegen Theilnahme an der irischen Rebellion, verhaftet worden. Nach dem Cork Examiner soll man sich nun auch Shea Lalor's bemächtigt haben. Ein Transport Gefangener sind von hier wegen Mangel an Raum ‒ nicht nach Schottland, wie einige Blätter fabelten, sondern ‒ nach Belfast gebracht worden.
Dänemark. 14 Kopenhagen, 20. Aug. Der Minister des Auswärtigen hat an alle dänischen Gesandten im Auslande folgende Cirkularnote geschickt:
Mein Herr! Es ist Ihnen bekannt, daß die Uebereinkunft wegen eines Waffenstillstandes, die am 6. Juli d. J. zwischen Dänemark auf der einen und Preußen im Namen Deutschlands auf der andern Seite, nicht hat in Wirksamkeit treten können wegen der Weigerung des preußischen Generals Wrangel dies Dokument zu unterzeichnen, obwohl sein Hof es kurz vorher angenommen hatte. Die deutsche periodische Presse und der Minister der Centralmacht ‒ dieser letztere in einer Sitzung der Nationalversammlung in Frankfurt ‒ hat diese Weigerung in einer Weise entschuldigt, als ob es Dänemark wäre, das nicht mit der Centralgewalt habe in Unterhandlung treten wollen. Die Thatsache ist die; daß Dänemark nicht geneigt gewesen ist, einzugehen auf Veränderungen in einer einmal abgeschlossenen Uebereinkunft und namentlich auf die Veränderungen, die vom General Wrangel vorgeschlagen waren. Die dänische Regierung war ebensowenig geneigt, der Centralgewalt das Recht zuzugestehen, nach Gutdünken und ohne Entschädigung in diesem Akte Veränderungen vorzunehmen. Ein solches Recht würde sie sogar Anstand genommen haben einer befreundeten Macht, z B. Oestreich (!) zuzugestehen. Es wäre in Wahrheit wenig gerecht, zu behaupten, daß Dänemark einen mehr oder minder wesentlichen Vortheil fahren lassen sollte, der ihm durch die einmal abgeschlossene Uebereinkunft zustand, ohne dagegen Zugeständnisse zu erhalten, welche es als Equivalent betrachten kann.
Dänemark wünscht in Preußens Ehrgefühl und Macht eine genügende Garantie für die Erfüllung der Verpflichtungen zu sehen, die dies bei dieser Gelegenheit übernommen hat. Es kann gewiß nicht die Sache der dänischen Regierung sein, ausfindig zu machen, wie Preußen sich schließlich mit den andern Mächten abfinden will, in deren Namen es zuerst die Absicht kundgab, mit uns in Unterhandlung zu treten.
Die zwischen den Generalen Wrangel und Hedemann beim Abbruch der Unterhandlungen ausgewechselten Noten, welche sie in Abschrift beigelegt finden, werden als beweisende Aktenstücke dienen und die in meinem gegenwärtigen Schreiben enthaltenen Bemerkungen erläutern ‒ Bemerkungen, die ich Sie, mein H. bitte, gütigst zur Kenntniß der Regierung zu bringen, bei der Sie akkreditirt sind.
Ich habe die Ehre etc. etc.
Die beigelegten Aktenstücke sind:
Hedemann an Wrangel, Veile, 24. Juli 1848.
Hr. General! Am 12. d. hatte ich die Ehre Ew. Exc davon zu unterrichten, daß ich vom König, meinem Allerh. Herrn, beauftragt war, im Verein mit Ew. Exc. einen Waffenstillstand zu unterzeichnen, der unter Schwedens Leitung auf einer von beiden Theilen angenommenen Grundlage abgeschlossen wurde. Diese Grundlage war angenommen und bestätigt von Sr. dänischen Maj. auf der einen, und von S. M. dem König von Preußen auf der andern Seite, wie der Berliner Hof durch einen außerordentlichen Gesandten Sr. Maj. dem Könige von Schweden und Norwegen mitgetheilt hat. Ich hatte auch vollkommen Grund zu vermuthen, daß der Waffenstillstand zu den angenommenen Bedingungen unterzeichnet werden würde
Aber bei den vorläufigen Konferenzen, welche zu Bellevue bei Kolding stattfanden, fanden der Hr. General für gut mit Bedingungen herauszukommen, die nur wenig mit den in Malmö angenommen übereinstimmten, und die statt derjenigen, welche einen oder den andern Vortheil für Dänemark enthalten konnten, andere von unendlich weniger günstiger Natur enthielten. Ich glaubte indeß nicht auf mich nehmen zu dürfen, die Unterhandlungen abzubrechen, obgleich sie auf eine so verwunderliche Weise verschoben wurden, und unterrichtete deshalb meine Regierung davon. Diese bevollmächtigte mich, mit Hrn. de Reedtz Ew. Exc. mehrere Modifikationen vorzuschlagen *)Diese Modifikationen betrafen die Bewachung der Hospitäler, die Zeit, welche gestattet sein sollte das occupirte Terrän zu räumen, u.s.w. in der Hoffnung, ein Uebereinkommen zu Stande zu bringen. Aber in den Konferenzen vom 19. d. Mts. sprachen die Herren Graf Pourtales, Graf d'Oriola und Graf Münster, welche im Namen Ew. Exc. handelten, in Gegenwart der Gesandten von Großbritannien und von Schweden und Norwegen, ungefähr dieselben Bedingungen aus, mit einigen Aenderungen, welche sie in den Augen der dänischen Regierung nicht annehmbarer machten. Endlich bestehen Ew. Exc. darauf, dies Arrangement einer neuen Ratifikation zu unterwerfen, deren Verweigerung genügend sein sollte, Alles zu Nichte zu machen, worüber man einig geworden war.
Die Regierung des Königs hat Alles gethan, was in Ihrer Macht stand, den Feindseligkeiten auf ehrenvolle Weise ein Ende zu machen, aber sie würde sich nie entschließen können, S. Maj. des Königs von Preußen Verpflichtung gegenüber von Schweden für Nichts bedeutend anzusehen oder zu denken, daß der Souverän, der dem Beschluß der deutschen Nationalversammlung vorgegriffen, und den gegenwärtigen Krieg begonnen hat, nicht mehr Herr sei über sein Aufhören, und das noch trotz der ihm übertragenen Vollmacht.
Wenn Ew. Exc. anders urtheilen sollten, so verbleibt es Ihnen, die Verantwortung dafür zu übernehmen und auf's Neue an die Entscheidung der Waffen zu appelliren; ich muß indeß meinerseits Ihnen anzeigen, daß ich noch bereit bin, sofort, noch im Laufe des Tages, vor Ablauf der Waffenruhe, den Waffenstillstand nach den in Malmö angenommenen Bedingungen zu unterzeichnen.
Ich habe die Ehre etc. etc.
Hedemann.
Wrangel an Hedemann: Hadersleben, 24. Juli 1848.
Herr General! Da ich aus dem Briefe, den Ew. Exc. mir die Ehre gethan haben zu schreiben, ersehe, daß es Ihre Absicht ist, die begonnenen Unterhandlungen abzubrechen, indem Sie nicht nur alle die Modifikationen verwerfen, welche ich geglaubt habe in dem ursprünglichen Malmöer Entwurf vorschlagen zu müssen, sondern auch die Klausel, wonach die Ratifikation des Waffenstillstand's Sr. kaiserl. Hoh. dem Reichsverweser vorbehalten wird, so habe ich die Ehre Ew. Exc. anzuzeigen, daß der Herr Graf Pourtales mein Hauptquartier heute verläßt und daß die Feindseligkeiten heute Abend um 10 Uhr wieder anfangen werden.
Empfangen Sie General etc. etc.
Wrangel, General der Kavallerie.
Amerika. In Southampton traf der Great Western mit Nachrichten aus Vera Cruz ein, vom 16. Juli; Havanna 27. Juli. Bermuda 5. August. New-Orleans 21. Juli. Die Propositionen Lord John Russell's in Betreff der Zuckergesetze hatten früher große Sensation in den Kolonieen erregt; die neuesten Berichte über diesen Punkt brachten aber die größte Niedergeschlagenheit hervor und manche Pflanzer erklären, daß sie die Bearbeitung ihrer Ländereien dran geben wollen. Die wichtigste mexikanische Nachricht besteht darin, daß Paredes von den Truppen des Gouvernements entschieden geschlagen worden ist. Das Land war im Allgemeinen noch keineswegs wieder in gehöriger Ordnung, da eine Menge Abenteurer der amerikanischen Armee von einem Ort zum andern zo
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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