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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 71. Köln, 10. August 1848.

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daß gegen 3/4 auf 10 Uhr der Exceß als behoben zu betrachten war.

Die Bürgerwehr war auf ihren Allarmplätzen angetreten. Jetzt ließ, warum, leuchtet nicht ein, der Kommandant noch Generalmarsch schlagen und nach kurzer Zeit, als der Straßen-Exceß vollständig beruhigt war und das Volk nur noch in Gruppen auf dem Markte zusammenstand, erschien unter Sturmschrittschlag die 11. Kompagnie des 22. Infanterie-Regiments. Nachdem dieselbe auf der Peterstraße scharf geladen, darauf die nordöstliche Seite des Rathhauses passirt, und durch einen Aufmarsch eine schräge Front nach dem Paradeplatz zu genommen hatte, gab dieselbe, ohne irgend eine Aufforderung zum Auseinandergehen, Feuer. Mannschaften von der auf dieser Marktseite aufgestellten Bürger-Kompagnie und neugierige Zuschauern wurden von den Kugeln niedergeworfen und die Häuser der nordwestlichgelegenen Marktseite betroffen, so daß die Kugeln in Fenster und Thüren eindrangen.

32 Personen, unter welchen eine schwangere Frau, die tödtlich in den Leib getroffen, sind verwundet, 8 davon bereits gestorben.

Hierdurch widerlegt sich die Anführung in dem Eingangs bezeichneten Correspondenz-Artikel: daß die Aufforderung der Kommandantur an die Polizeibehörde und an den Bürgermeister ohne Erfolg geblieben, und dieser den Kommandanten aufgefordert Truppen zur Wiederherstellung der Ruhe ausrücken zu lassen. Eben so geht daraus hervor, daß das Signal zum Zusammentritt der Bürgerwehr nicht durch das Läuten der Glocken, sondern durch das fortwährende Schlagen der Uhr am Rathsthurm gegeben, und daß dieses Zeichen dem Kommandanten bereits am 8. Mai c. bekannt gemacht worden ist. Wenn also die Truppen von diesem Signal wirklich keine Kenntniß gehabt haben, so liegt die Schuld nur allein an dem Kommandanten.

Ob Insulten oder Steinwürfe auf das anrückende Militär, ob die Verwundung eines Offiziers durch einen Bajonettstich, so wie ob das Fallen von Schüssen aus einem Hause stattgefunden, muß die eingeleitete Untersuchung näher ergeben. Viele Augenzeugen versichern, daß sie von Alledem nichts gesehen und gehört haben.

Schweidnitz, den 4. August 1848.

Der Magistrat und die Stadtverordneten.

* Apenrade, 6. Aug.

Eine dänische Fregatte kam gestern auf unsere Rhede mit Parlamentairflagge. Ein Parlamentair wurde abgeschickt; man fuhr ihm jedoch entgegen und nahm die Depesche ab, ohne ihn landen zu lassen. Die Depesche, nach Einigen an einen hiesigen Kaufmann, nach Andern an die Stadtobrigkeit adressirt, wurde von Wrangel unerbrochen zurückgeschickt. Der Zweck der Anwesenheit der Fregatte war offenbar, unsere Batterien zu rekognosciren. - Einige Bataillone Preußen sind wieder nach Norden abmarschirt. - Feierlichkeiten zu Ehren des Reichsverwesers haben bis jetzt, 4 Uhr Nachmittags im hiesigen Hauptquartier nicht stattgefunden.

Luxemburg, 3. August.

Vom 1. d. ab erscheinen die Luxemburger Zeitungen ohne Stempel; ein Duodezstaat gibt also ein Beispiel, welches hoffentlich in dem großen Deutschland baldige und allgemeine Nachahmung finden wird.

Italien.
Frankfurt, 7. Aug., 5 Uhr Abends.
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*
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* Verona, 2. Aug.
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* Verona, 4. Aug.
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* Rom, 29. Juli.
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Schweiz.
4 Zürich, 6. August.

Alle Kantone, welche sich bis jetzt durch ihre Großen Räthe für die Annahme der neuen Bundesverfassung ausgesprochen haben, haben dieses nie gethan, ohne ihre Großmuth erklecklich zu rühmen, ihre Uneigennützigkeit, mit welcher sie dem gemeinsamen Wohl der Eidgenossenschaft so erhebliche Opfer brächten, sowohl materielle, als auch in Bezug auf die Kantonalsouverainität. Letzteres hätte allenfalls einige Bedeutung für die Herren, die an der Regierung sitzen und deren Schimmer natürlich etwas erbleicht, wenn die Selbstherrlichkeit der Kantone auch nur ein weniges beschränkt wird. Materielle Opfer aber wollen alle Kantone ohne Ausnahme gebracht haben, wenn sie die neue Bundesverfassung annehmen, alle ohne Ausnahme; und gerade in materieller Beziehung hat man es der neuen Verfassung so vielfach nachgerühmt, wie Handel, Gewerbe und Industrie durch das freie Niederlassungsrecht, Centralisation der Posten und Zölle, erleichterten Verkehr u. s. w. gewinnen würden. Daß dieses im Allgemeinen für die Schweiz der Fall sein werde, gibt man zwar auch jetzt noch unbedingt zu, denn es liegt zu sehr auf der flachen Hand; für sich selber aber will jeder Kanton durchaus dabei im Nachtheil sein. Man muß die Schweizer kennen. Für's erste glauben es sehr Viele wirklich selber, daß sie Einbußen erleiden, denn, wie ihr Blick überhaupt immer nur auf das Nächste

(Siehe den Verfolg in der Beilage).

Zuruf des demokratisch-sozialen Vereins zu Kassel an die Demokraten Badens und Würtembergs.

Die konstitutionelle Monarchie beginnt ihre Lorbeeren zu sammeln. Minister, welche das Volk geboren, auf seinen Schultern emporgetragen hat, heben die Hand auf gegen die Volkssouverainität und stempeln sich zu Vatermördern. Die Zeiten der Ausnahmegesetze, der Demagogenriecherei, der Hochverrathsprozesse nehmen bereits wieder ihren Anfang. Unter nichtigen Vorwänden, unter Vorwänden, welche an die Brutalität des deutschen Bundes erinnern, hat man Eure Vereine aufgelöset.

Eure Minister sind vorschneller selbst als der alte Bund, vorschneller als die alte Polizei. Drei Monate sind erst verflossen, seit die Revolution über Deutschland zieht, und nach drei Monaten wird schon wieder die Grundlage aller Freiheit, die freie Vereinigung, mit Füßen getreten. Die Reaktion geht mit Riesenschritten.

Mitbürger! Freunde! Keinen Schritt zurück! Der Gewalt gegenüber Fuß an Fuß! Das Band ist zerschnitten, die Form gebrochen, aber der Geist wird mächtig bleiben. Der Geist der Wahrheit und des offenen Männerwortes wird den Sieg davon tragen. Das deutsche Volk wird nicht elend genug sein, seine Revolution und seine Ehre zu verrathen.

Brüder, unsern Handschlag! unsern Brudergruß!

Der demokratisch-soziale Verein.

In dessen Namen: Das Comite.

Zur Warnung für Alle welche Lust haben sollten mit der Eisenbahn von Mülheim nach Köln zu fahren.

Vorgestern (Sonntag) Abend begab sich eine Gesellschaft von vier Herren, zwei Damen und zwei Kindern nach der Mülheimer Station, um mit dem letzten Bahnzuge der um 7 Uhr 57 Minuten dort vorbeikommen soll, nach Köln zu fahren. Das Bureau war noch nicht einmal geöffnet als sie eintrafen. Die blieben im Wartesaal und nahmen rechtzeitig ihre Billets zur zweiten Klasse. Der Zug kommt, etwa 10 Minuten zu spät an. Die ganze im Wartesaal befindliche Menschenmenge - stürzt durch die jetzt erst geöffnete Thür in den Bahnhof. Unsre Gesellschaft fragt nach der zweiten Klasse und wird ans Ende des ziemlich langen Zuges gewiesen. Sie eilt an einer Reihe Güter- und Gepäckwagen vorbei, findet aber nur einen Wagen dritter Klasse und wird vom Schaffner nach der Spitze des Zuges zurückverwiesen, ohne daß dieser irgend eine Bemerkung dabei macht. Die Gesellschaft eilt also zurück; aber kaum an den Güterwagen vorbei, sieht sie zu ihrem Erstaunen den Zug sich in Bewegung setzen. Ein Schaffner spedirt drei Herren und ein Kind eiligst in einen schon dahinrollenden Wagen, die übrigen bleiben zurück. Sie beschweren sich, man antwortet das sei schlimm, aber der Zug halte in Mülheim nur Eine Minute! Man erbietet sich das Fahrgeld zurückzuzahlen; da aber die Billets der beiden Damen in Händen des einen, auf dem Zuge befindlichen Herrn ist, so wird nur das Billet des einen Herrn ausgezahlt. Dieser verlangt das Beschwerdebuch; das Beschwerdebuch ist nirgends zu finden. Sie gehen nach Mülheim zurück und müssen einen Wagen nehmen um nur noch denselben Abend nach Köln zurückzukommen.

Es ist im Interesse des Publikums zu erfahren, daß der Zug nur Eine Minute in Mülheim hält - und gestern hielt er nicht einmal eine Minute! daß er weiter fährt ohne Rücksicht darauf ob Alles aus- und eingestiegen ist; daß bei dieser unerhörten Eile auf einer sonst so schläfrigen Bahn die Passagiere und namentlich ältere Personen und Kinder ihr Leben oder ihre Glieder riskiren wenn sie mit dem Zuge noch fortkommen wollen; daß die Schaffner genöthigt werden, die Reisenden mit Verletzung alles Anstandes und ohne Rücksicht darauf wohin sie fallen, in die Wagen zu stoßen.

Schreiber dieses ist in den verschiedensten Ländern Europas auf Eisenbahnen gefahren, die theilweise doppelt so rasch gehen wie die löbliche Köln-Mindener; aber ein ähnliches Verfahren ist ihm nirgends vorgekommen. Wenn die löbliche Direktion den Zug nicht so lange in Mülheim halten lassen kann als die Reisenden zum Ein- und Aussteigen nöthig haben, so lasse sie ihn lieber ganz vorbeifahren. Da weiß das Publikum wenigstens woran es ist.

Die Redaktion nimmt diese Reklamation um so lieber auf, als sie alle ihre Kräfte aufbieten wird, daß nicht an die Stelle der gestürzten Büreaukratie des Staats, eine Büreaukratie des Geldsacks trete, die das Publikum noch viel ärger plackt und chikanirt, weil sie nirgends zu vermeiden ist, und sich aller Kommunikationsmittel, Eisenbahnen, Dampfschiffe, Omnibus, Droschken etc. bemächtigt.

Die Redaktion hat noch andere Nachrichten über die löbliche Köln-Mindener Eisenbahn erhalten. Sie ist bereit dies rühmliche Institut einmal in seiner ganzen Glorie aufzudecken, und ersucht daher Jedermann der ihr darüber Mittheilungen und Reklamationen machen oder Dokumente übergeben kann, dies baldigst zu thun.

Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an das polnische Volk.

Polnische Brüder!

Die befreiende Bewegung, nach der Ihr Euch mehr als irgend ein anderes Volk gesehnt, die Ihr mit aller Kraft vorbereitet habt, ist über das alte Europa hereingebrochen und hat in ihren Anfängen für Euch keine Gabe, als die Wiederholung der alten Täuschung. Weder die Throne, noch den Druck der verhaßten Fremdherrschaft hat der erste Sturm von Euch gerissen.

Als das Wiener Volk der Regierung seine Souverainetät mit der Waffe bewies, als man zu Berlin in Euren aus dem Kerker befreiten Landsleuten das wiedererstandene Polen begrüßte, - damals glaubtet Ihr wohl, die Knechtschaft sei für immer gebrochen. Sie würde es auch sein, wenn das Volk mächtig wie in den ersten Tagen geblieben wäre. Aber es hat sich mitten im Siege vor der eigenen Kraft gefürchtet und ein großes Stück des alten Joches wieder auf sich genommen; es hat die Beamten, die Werkzeuge des alten Bedrückungssystems, in voller Wirksamkeit gelassen und sich zum gläubigen Schüler ihrer Lehren gemacht.

Wir haben den Gang der Regierung verfolgt, von den weitesten Zusagen bis zu den Brandmarkungen in Posen; wir kennen das ganze falsche Spiel, das man mit Euch getrieben, in Preußen so gut wie in Oesterreich. Vom schwankenden Throne aus hat man Euch zugerufen: "Wir sind nicht mehr Eure Herren; Euer Recht, das Recht der freien Organisation, soll fortan gelten." Und weiter? Mit jedem neuen Tage, mit jedem Zuwachs an Macht, hat man das verheißene Recht stückweis geschmälert. Statt Euch zu schützen gegen das drohende Rußland, verbot man Euch die Waffen, und als man Euch, nachdem Ihr den langgehegten Glauben an ein freies Polen fast verwirklicht gesehen, durch die Verweigerung jeder Freiheit zur Verzweiflung getrieben, da schickte man Euch, zu den Beamten, die ihrer Stellung bereitwillig jede Menschlichkeit opfern, auch noch ein Heer brutalisirter Soldaten. So löste sich auch für Euch das Räthsel der Fürstenworte: aus der Reorganisation ward eine neue Theilung, aus dem Recht der Selbstregierung der Besitz eines verwüsteten Bodens. Nicht aus Angst vor dem Verlust eines Stücken Landes, nicht aus Liebe zu den Unterthanen hat man die Geschütze gegen Euch gebraucht, sondern aus Furcht vor der Demokratie. Ein Volk von geknechteten Russen war den Fürsten ein erwünschterer Nachbar, als freie Männer.

Die östreichische Regierung, anfänglich mehr als die preußische unter dem Einflusse des Volkes, und in ihrer Macht mehr gebunden, vermochte nicht aggressiv gegen Euch zu verfahren. Aber die Worte, welche Euch durch östreichische Vermittelung auf ein vereinigtes polnisches Reich Hoffnung machten, verhallten bald; in Krakau und Lemberg lehrte man Euch die wahre Meinung des Kabinets kennen. Rußland allein vermochte weder Euch zu täuschen, noch Eure Lage zu verschlimmern; die Thätigkeit der früheren Jahre hatte die Bedrückung bis auf das äußerste Maß vollendet. Ihm blieb nur übrig, den Druck im Innern zu erhalten, und die Erhebung des Großherzogthums, die es wohl voraussah, für seinen Theil unschädlich zu machen.

In diesem Kampfe standet Ihr verlassen, verlassen trotz der angelobten Sympathie der Völker. Fürchtet nicht, daß wir diese Phrase nachsprechen diese leere Sympathie, von der zu hören Ihr müde seid. Frankreich hat Euch damit betrogen und Deutschland nicht minder. Unsere Beamten haben es verstanden, die Theilnahme zu tödten, sie in Haß umzuwandeln; und die deutsch-nationale Partei ruft das Volk gegen Euch zum Schutz seiner Gränzen.

Was diese Partei vor wenigen Tagen nur hoffte, wofür sie im Bunde mit der servilen Presse Propaganda machte, heut sieht sie es verwirklicht, legalisirt durch den Beschluß der Frankfurter National-Versammlung. Also Polen ist zum vierten Male getheilt; Polen für immer vernichtet: so dekretirt die Macht und Weisheit jener Volksvertreter. Die Fürsten mögen sich freuen, ihre Politik, um deren Untergang sie trauerten, ist gerettet; Hunderte von Volksvertretern haben sie adoptirt. Was kümmert jene Männer das Versprechen des Vorparlaments, was die Gerechtigkeit? Haben sie es doch zur Genüge bewiesen, wie fern sie der Demokratie stehen; statt eine Versammlung der aufgehenden Freiheit zu sein, wie sie es sollten, sind sie nur eine Versammlung des Verfalls. Sie mögen ihre neue Herrschaft mit dem Glauben antreten, daß die vierzig Millionen sie stützen, aber wir versprechen Euch, gegen Polen wird Deutschland kein einiges sein. Wir hoffen, das deutsche Volk wird noch beweisen, daß die Abstimmung der Herren in Frankfurt nicht sein Ausdruck ist; aber träte es dennoch jenen Beschlüssen bei, nun so erklären wir feierlich, daß wir nicht zu jener Majorität gehören. Hört unsern erneuten Protest, und wenn Polen trotz der "Unmöglichkeit zu bestehen" als Volk aufersteht, dann mag es nicht vergessen, daß nur das alte Deutschland sein Tyrann sein wollte.

Wir protestiren gegen das Frankfurter Parlament, für uns, für Euch; wir wollen Euer Recht geltend machen, das uns so viel gilt, wie das unsrige. Wir erkennen keinen Völkerhandel an, der die Einzelnen nach älterem oder jüngerem historischen Recht vertheilt, wir fordern für Feststellung der Gränzen den Entscheid der Bevölkerung. So kann die Territorialfrage zwischen uns keine Frage des Streites werden, wenn Ihr den gleichen Grundsatz aufrecht erhaltet.

Ihr habt bis jetzt in diesem Sinne gehandelt und habt dem Gedanken der Eroberung selbst da widerstanden, als man Euch fast zwang, die Hülfe Eures gewaltigsten Feindes anzurufen. Ihr unterließt diesen verzweifelten Schritt, der einen Krieg der Racen unmittelbar im Gefolge gehabt hätte, nur weil Ihr nicht unter dem Schild eines Despoten Euer Recht verfolgen wollt.

Wie Ihr der Damm waret gegen ein solches Ueberfluthen des slavischen Stammes, so vertrauen wir Euch, werdet Ihr auch ferner einem russischen Panslavismus gegenübertreten, in dem wir kein Streben sehen, als den rohen Drang zu erobern und zu herrschen. Glauben aber die Slaven, daß die Zukunft der Geschichte nur in ihnen liege, daß sie das wahre, weil frischere und unverbrauchte, Element für die That sind, so mögen sie immerhin die Rolle übernehmen, wenn das müde Europa an Uebercivilisation abstirbt. Für jetzt fühlen wir noch die Kraft, neben jedem freien Volke frei zu leben; jetzt könnte ein siegreiches Slaventhum unser Land nur verwüsten, nicht verjüngen.

An Euch, die Ihr die Slaven unter das Banner der Freiheit ruft, gehen unsere Worte; Ihr mögt sie mit der Idee der Freiheit zu allen verwandten Stämmen tragen.

Deutschland steht, wie Ihr, im Beginn eines großen Kampfes. Der Feind ist für uns Beide der gleiche: die Diplomatie. Ein Feind und Ein Interesse, das ist die Grundlage des Bundes, den wir Euch bieten. Nicht die Deutschen, nicht die Franzosen sind Eure Genossen, wohl aber die Demokraten, als welche wir Euch auch begrüßen.

Wir nehmen den Gedanken eines Völkerkongresses freudig auf, denn auch wir wollen eine Solidarität der freien Völker und erwarten mit Sehnsucht den Tag, an welchem ihre Abgesandten die große Förderation beschließen werden. In dem Sinne möget auch Ihr Euch mit den übrigen Slaven zu einem allgemeinen Bunde vereinigen.

Erhebt Euch, wie Ihr nicht anders könnt, als Nation, aber erhebt Euch im Namen der Humanität, im Namen der Demokratie, und wir werden mit Euch sein. -

Berlin, 1. August 1848.

Fröbel. Rau. Kriege. Meyen. Hexamer.

(Hierzu eine Beilage.)

Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

daß gegen 3/4 auf 10 Uhr der Exceß als behoben zu betrachten war.

Die Bürgerwehr war auf ihren Allarmplätzen angetreten. Jetzt ließ, warum, leuchtet nicht ein, der Kommandant noch Generalmarsch schlagen und nach kurzer Zeit, als der Straßen-Exceß vollständig beruhigt war und das Volk nur noch in Gruppen auf dem Markte zusammenstand, erschien unter Sturmschrittschlag die 11. Kompagnie des 22. Infanterie-Regiments. Nachdem dieselbe auf der Peterstraße scharf geladen, darauf die nordöstliche Seite des Rathhauses passirt, und durch einen Aufmarsch eine schräge Front nach dem Paradeplatz zu genommen hatte, gab dieselbe, ohne irgend eine Aufforderung zum Auseinandergehen, Feuer. Mannschaften von der auf dieser Marktseite aufgestellten Bürger-Kompagnie und neugierige Zuschauern wurden von den Kugeln niedergeworfen und die Häuser der nordwestlichgelegenen Marktseite betroffen, so daß die Kugeln in Fenster und Thüren eindrangen.

32 Personen, unter welchen eine schwangere Frau, die tödtlich in den Leib getroffen, sind verwundet, 8 davon bereits gestorben.

Hierdurch widerlegt sich die Anführung in dem Eingangs bezeichneten Correspondenz-Artikel: daß die Aufforderung der Kommandantur an die Polizeibehörde und an den Bürgermeister ohne Erfolg geblieben, und dieser den Kommandanten aufgefordert Truppen zur Wiederherstellung der Ruhe ausrücken zu lassen. Eben so geht daraus hervor, daß das Signal zum Zusammentritt der Bürgerwehr nicht durch das Läuten der Glocken, sondern durch das fortwährende Schlagen der Uhr am Rathsthurm gegeben, und daß dieses Zeichen dem Kommandanten bereits am 8. Mai c. bekannt gemacht worden ist. Wenn also die Truppen von diesem Signal wirklich keine Kenntniß gehabt haben, so liegt die Schuld nur allein an dem Kommandanten.

Ob Insulten oder Steinwürfe auf das anrückende Militär, ob die Verwundung eines Offiziers durch einen Bajonettstich, so wie ob das Fallen von Schüssen aus einem Hause stattgefunden, muß die eingeleitete Untersuchung näher ergeben. Viele Augenzeugen versichern, daß sie von Alledem nichts gesehen und gehört haben.

Schweidnitz, den 4. August 1848.

Der Magistrat und die Stadtverordneten.

* Apenrade, 6. Aug.

Eine dänische Fregatte kam gestern auf unsere Rhede mit Parlamentairflagge. Ein Parlamentair wurde abgeschickt; man fuhr ihm jedoch entgegen und nahm die Depesche ab, ohne ihn landen zu lassen. Die Depesche, nach Einigen an einen hiesigen Kaufmann, nach Andern an die Stadtobrigkeit adressirt, wurde von Wrangel unerbrochen zurückgeschickt. Der Zweck der Anwesenheit der Fregatte war offenbar, unsere Batterien zu rekognosciren. ‒ Einige Bataillone Preußen sind wieder nach Norden abmarschirt. ‒ Feierlichkeiten zu Ehren des Reichsverwesers haben bis jetzt, 4 Uhr Nachmittags im hiesigen Hauptquartier nicht stattgefunden.

Luxemburg, 3. August.

Vom 1. d. ab erscheinen die Luxemburger Zeitungen ohne Stempel; ein Duodezstaat gibt also ein Beispiel, welches hoffentlich in dem großen Deutschland baldige und allgemeine Nachahmung finden wird.

Italien.
Frankfurt, 7. Aug., 5 Uhr Abends.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
*
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* Verona, 2. Aug.
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* Verona, 4. Aug.
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* Rom, 29. Juli.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Schweiz.
4 Zürich, 6. August.

Alle Kantone, welche sich bis jetzt durch ihre Großen Räthe für die Annahme der neuen Bundesverfassung ausgesprochen haben, haben dieses nie gethan, ohne ihre Großmuth erklecklich zu rühmen, ihre Uneigennützigkeit, mit welcher sie dem gemeinsamen Wohl der Eidgenossenschaft so erhebliche Opfer brächten, sowohl materielle, als auch in Bezug auf die Kantonalsouverainität. Letzteres hätte allenfalls einige Bedeutung für die Herren, die an der Regierung sitzen und deren Schimmer natürlich etwas erbleicht, wenn die Selbstherrlichkeit der Kantone auch nur ein weniges beschränkt wird. Materielle Opfer aber wollen alle Kantone ohne Ausnahme gebracht haben, wenn sie die neue Bundesverfassung annehmen, alle ohne Ausnahme; und gerade in materieller Beziehung hat man es der neuen Verfassung so vielfach nachgerühmt, wie Handel, Gewerbe und Industrie durch das freie Niederlassungsrecht, Centralisation der Posten und Zölle, erleichterten Verkehr u. s. w. gewinnen würden. Daß dieses im Allgemeinen für die Schweiz der Fall sein werde, gibt man zwar auch jetzt noch unbedingt zu, denn es liegt zu sehr auf der flachen Hand; für sich selber aber will jeder Kanton durchaus dabei im Nachtheil sein. Man muß die Schweizer kennen. Für's erste glauben es sehr Viele wirklich selber, daß sie Einbußen erleiden, denn, wie ihr Blick überhaupt immer nur auf das Nächste

(Siehe den Verfolg in der Beilage).

Zuruf des demokratisch-sozialen Vereins zu Kassel an die Demokraten Badens und Würtembergs.

Die konstitutionelle Monarchie beginnt ihre Lorbeeren zu sammeln. Minister, welche das Volk geboren, auf seinen Schultern emporgetragen hat, heben die Hand auf gegen die Volkssouverainität und stempeln sich zu Vatermördern. Die Zeiten der Ausnahmegesetze, der Demagogenriecherei, der Hochverrathsprozesse nehmen bereits wieder ihren Anfang. Unter nichtigen Vorwänden, unter Vorwänden, welche an die Brutalität des deutschen Bundes erinnern, hat man Eure Vereine aufgelöset.

Eure Minister sind vorschneller selbst als der alte Bund, vorschneller als die alte Polizei. Drei Monate sind erst verflossen, seit die Revolution über Deutschland zieht, und nach drei Monaten wird schon wieder die Grundlage aller Freiheit, die freie Vereinigung, mit Füßen getreten. Die Reaktion geht mit Riesenschritten.

Mitbürger! Freunde! Keinen Schritt zurück! Der Gewalt gegenüber Fuß an Fuß! Das Band ist zerschnitten, die Form gebrochen, aber der Geist wird mächtig bleiben. Der Geist der Wahrheit und des offenen Männerwortes wird den Sieg davon tragen. Das deutsche Volk wird nicht elend genug sein, seine Revolution und seine Ehre zu verrathen.

Brüder, unsern Handschlag! unsern Brudergruß!

Der demokratisch-soziale Verein.

In dessen Namen: Das Comite.

Zur Warnung für Alle welche Lust haben sollten mit der Eisenbahn von Mülheim nach Köln zu fahren.

Vorgestern (Sonntag) Abend begab sich eine Gesellschaft von vier Herren, zwei Damen und zwei Kindern nach der Mülheimer Station, um mit dem letzten Bahnzuge der um 7 Uhr 57 Minuten dort vorbeikommen soll, nach Köln zu fahren. Das Bureau war noch nicht einmal geöffnet als sie eintrafen. Die blieben im Wartesaal und nahmen rechtzeitig ihre Billets zur zweiten Klasse. Der Zug kommt, etwa 10 Minuten zu spät an. Die ganze im Wartesaal befindliche Menschenmenge ‒ stürzt durch die jetzt erst geöffnete Thür in den Bahnhof. Unsre Gesellschaft fragt nach der zweiten Klasse und wird ans Ende des ziemlich langen Zuges gewiesen. Sie eilt an einer Reihe Güter- und Gepäckwagen vorbei, findet aber nur einen Wagen dritter Klasse und wird vom Schaffner nach der Spitze des Zuges zurückverwiesen, ohne daß dieser irgend eine Bemerkung dabei macht. Die Gesellschaft eilt also zurück; aber kaum an den Güterwagen vorbei, sieht sie zu ihrem Erstaunen den Zug sich in Bewegung setzen. Ein Schaffner spedirt drei Herren und ein Kind eiligst in einen schon dahinrollenden Wagen, die übrigen bleiben zurück. Sie beschweren sich, man antwortet das sei schlimm, aber der Zug halte in Mülheim nur Eine Minute! Man erbietet sich das Fahrgeld zurückzuzahlen; da aber die Billets der beiden Damen in Händen des einen, auf dem Zuge befindlichen Herrn ist, so wird nur das Billet des einen Herrn ausgezahlt. Dieser verlangt das Beschwerdebuch; das Beschwerdebuch ist nirgends zu finden. Sie gehen nach Mülheim zurück und müssen einen Wagen nehmen um nur noch denselben Abend nach Köln zurückzukommen.

Es ist im Interesse des Publikums zu erfahren, daß der Zug nur Eine Minute in Mülheim hält ‒ und gestern hielt er nicht einmal eine Minute! daß er weiter fährt ohne Rücksicht darauf ob Alles aus- und eingestiegen ist; daß bei dieser unerhörten Eile auf einer sonst so schläfrigen Bahn die Passagiere und namentlich ältere Personen und Kinder ihr Leben oder ihre Glieder riskiren wenn sie mit dem Zuge noch fortkommen wollen; daß die Schaffner genöthigt werden, die Reisenden mit Verletzung alles Anstandes und ohne Rücksicht darauf wohin sie fallen, in die Wagen zu stoßen.

Schreiber dieses ist in den verschiedensten Ländern Europas auf Eisenbahnen gefahren, die theilweise doppelt so rasch gehen wie die löbliche Köln-Mindener; aber ein ähnliches Verfahren ist ihm nirgends vorgekommen. Wenn die löbliche Direktion den Zug nicht so lange in Mülheim halten lassen kann als die Reisenden zum Ein- und Aussteigen nöthig haben, so lasse sie ihn lieber ganz vorbeifahren. Da weiß das Publikum wenigstens woran es ist.

Die Redaktion nimmt diese Reklamation um so lieber auf, als sie alle ihre Kräfte aufbieten wird, daß nicht an die Stelle der gestürzten Büreaukratie des Staats, eine Büreaukratie des Geldsacks trete, die das Publikum noch viel ärger plackt und chikanirt, weil sie nirgends zu vermeiden ist, und sich aller Kommunikationsmittel, Eisenbahnen, Dampfschiffe, Omnibus, Droschken etc. bemächtigt.

Die Redaktion hat noch andere Nachrichten über die löbliche Köln-Mindener Eisenbahn erhalten. Sie ist bereit dies rühmliche Institut einmal in seiner ganzen Glorie aufzudecken, und ersucht daher Jedermann der ihr darüber Mittheilungen und Reklamationen machen oder Dokumente übergeben kann, dies baldigst zu thun.

Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an das polnische Volk.

Polnische Brüder!

Die befreiende Bewegung, nach der Ihr Euch mehr als irgend ein anderes Volk gesehnt, die Ihr mit aller Kraft vorbereitet habt, ist über das alte Europa hereingebrochen und hat in ihren Anfängen für Euch keine Gabe, als die Wiederholung der alten Täuschung. Weder die Throne, noch den Druck der verhaßten Fremdherrschaft hat der erste Sturm von Euch gerissen.

Als das Wiener Volk der Regierung seine Souverainetät mit der Waffe bewies, als man zu Berlin in Euren aus dem Kerker befreiten Landsleuten das wiedererstandene Polen begrüßte, ‒ damals glaubtet Ihr wohl, die Knechtschaft sei für immer gebrochen. Sie würde es auch sein, wenn das Volk mächtig wie in den ersten Tagen geblieben wäre. Aber es hat sich mitten im Siege vor der eigenen Kraft gefürchtet und ein großes Stück des alten Joches wieder auf sich genommen; es hat die Beamten, die Werkzeuge des alten Bedrückungssystems, in voller Wirksamkeit gelassen und sich zum gläubigen Schüler ihrer Lehren gemacht.

Wir haben den Gang der Regierung verfolgt, von den weitesten Zusagen bis zu den Brandmarkungen in Posen; wir kennen das ganze falsche Spiel, das man mit Euch getrieben, in Preußen so gut wie in Oesterreich. Vom schwankenden Throne aus hat man Euch zugerufen: „Wir sind nicht mehr Eure Herren; Euer Recht, das Recht der freien Organisation, soll fortan gelten.“ Und weiter? Mit jedem neuen Tage, mit jedem Zuwachs an Macht, hat man das verheißene Recht stückweis geschmälert. Statt Euch zu schützen gegen das drohende Rußland, verbot man Euch die Waffen, und als man Euch, nachdem Ihr den langgehegten Glauben an ein freies Polen fast verwirklicht gesehen, durch die Verweigerung jeder Freiheit zur Verzweiflung getrieben, da schickte man Euch, zu den Beamten, die ihrer Stellung bereitwillig jede Menschlichkeit opfern, auch noch ein Heer brutalisirter Soldaten. So löste sich auch für Euch das Räthsel der Fürstenworte: aus der Reorganisation ward eine neue Theilung, aus dem Recht der Selbstregierung der Besitz eines verwüsteten Bodens. Nicht aus Angst vor dem Verlust eines Stücken Landes, nicht aus Liebe zu den Unterthanen hat man die Geschütze gegen Euch gebraucht, sondern aus Furcht vor der Demokratie. Ein Volk von geknechteten Russen war den Fürsten ein erwünschterer Nachbar, als freie Männer.

Die östreichische Regierung, anfänglich mehr als die preußische unter dem Einflusse des Volkes, und in ihrer Macht mehr gebunden, vermochte nicht aggressiv gegen Euch zu verfahren. Aber die Worte, welche Euch durch östreichische Vermittelung auf ein vereinigtes polnisches Reich Hoffnung machten, verhallten bald; in Krakau und Lemberg lehrte man Euch die wahre Meinung des Kabinets kennen. Rußland allein vermochte weder Euch zu täuschen, noch Eure Lage zu verschlimmern; die Thätigkeit der früheren Jahre hatte die Bedrückung bis auf das äußerste Maß vollendet. Ihm blieb nur übrig, den Druck im Innern zu erhalten, und die Erhebung des Großherzogthums, die es wohl voraussah, für seinen Theil unschädlich zu machen.

In diesem Kampfe standet Ihr verlassen, verlassen trotz der angelobten Sympathie der Völker. Fürchtet nicht, daß wir diese Phrase nachsprechen diese leere Sympathie, von der zu hören Ihr müde seid. Frankreich hat Euch damit betrogen und Deutschland nicht minder. Unsere Beamten haben es verstanden, die Theilnahme zu tödten, sie in Haß umzuwandeln; und die deutsch-nationale Partei ruft das Volk gegen Euch zum Schutz seiner Gränzen.

Was diese Partei vor wenigen Tagen nur hoffte, wofür sie im Bunde mit der servilen Presse Propaganda machte, heut sieht sie es verwirklicht, legalisirt durch den Beschluß der Frankfurter National-Versammlung. Also Polen ist zum vierten Male getheilt; Polen für immer vernichtet: so dekretirt die Macht und Weisheit jener Volksvertreter. Die Fürsten mögen sich freuen, ihre Politik, um deren Untergang sie trauerten, ist gerettet; Hunderte von Volksvertretern haben sie adoptirt. Was kümmert jene Männer das Versprechen des Vorparlaments, was die Gerechtigkeit? Haben sie es doch zur Genüge bewiesen, wie fern sie der Demokratie stehen; statt eine Versammlung der aufgehenden Freiheit zu sein, wie sie es sollten, sind sie nur eine Versammlung des Verfalls. Sie mögen ihre neue Herrschaft mit dem Glauben antreten, daß die vierzig Millionen sie stützen, aber wir versprechen Euch, gegen Polen wird Deutschland kein einiges sein. Wir hoffen, das deutsche Volk wird noch beweisen, daß die Abstimmung der Herren in Frankfurt nicht sein Ausdruck ist; aber träte es dennoch jenen Beschlüssen bei, nun so erklären wir feierlich, daß wir nicht zu jener Majorität gehören. Hört unsern erneuten Protest, und wenn Polen trotz der „Unmöglichkeit zu bestehen“ als Volk aufersteht, dann mag es nicht vergessen, daß nur das alte Deutschland sein Tyrann sein wollte.

Wir protestiren gegen das Frankfurter Parlament, für uns, für Euch; wir wollen Euer Recht geltend machen, das uns so viel gilt, wie das unsrige. Wir erkennen keinen Völkerhandel an, der die Einzelnen nach älterem oder jüngerem historischen Recht vertheilt, wir fordern für Feststellung der Gränzen den Entscheid der Bevölkerung. So kann die Territorialfrage zwischen uns keine Frage des Streites werden, wenn Ihr den gleichen Grundsatz aufrecht erhaltet.

Ihr habt bis jetzt in diesem Sinne gehandelt und habt dem Gedanken der Eroberung selbst da widerstanden, als man Euch fast zwang, die Hülfe Eures gewaltigsten Feindes anzurufen. Ihr unterließt diesen verzweifelten Schritt, der einen Krieg der Racen unmittelbar im Gefolge gehabt hätte, nur weil Ihr nicht unter dem Schild eines Despoten Euer Recht verfolgen wollt.

Wie Ihr der Damm waret gegen ein solches Ueberfluthen des slavischen Stammes, so vertrauen wir Euch, werdet Ihr auch ferner einem russischen Panslavismus gegenübertreten, in dem wir kein Streben sehen, als den rohen Drang zu erobern und zu herrschen. Glauben aber die Slaven, daß die Zukunft der Geschichte nur in ihnen liege, daß sie das wahre, weil frischere und unverbrauchte, Element für die That sind, so mögen sie immerhin die Rolle übernehmen, wenn das müde Europa an Uebercivilisation abstirbt. Für jetzt fühlen wir noch die Kraft, neben jedem freien Volke frei zu leben; jetzt könnte ein siegreiches Slaventhum unser Land nur verwüsten, nicht verjüngen.

An Euch, die Ihr die Slaven unter das Banner der Freiheit ruft, gehen unsere Worte; Ihr mögt sie mit der Idee der Freiheit zu allen verwandten Stämmen tragen.

Deutschland steht, wie Ihr, im Beginn eines großen Kampfes. Der Feind ist für uns Beide der gleiche: die Diplomatie. Ein Feind und Ein Interesse, das ist die Grundlage des Bundes, den wir Euch bieten. Nicht die Deutschen, nicht die Franzosen sind Eure Genossen, wohl aber die Demokraten, als welche wir Euch auch begrüßen.

Wir nehmen den Gedanken eines Völkerkongresses freudig auf, denn auch wir wollen eine Solidarität der freien Völker und erwarten mit Sehnsucht den Tag, an welchem ihre Abgesandten die große Förderation beschließen werden. In dem Sinne möget auch Ihr Euch mit den übrigen Slaven zu einem allgemeinen Bunde vereinigen.

Erhebt Euch, wie Ihr nicht anders könnt, als Nation, aber erhebt Euch im Namen der Humanität, im Namen der Demokratie, und wir werden mit Euch sein. ‒

Berlin, 1. August 1848.

Fröbel. Rau. Kriege. Meyen. Hexamer.

(Hierzu eine Beilage.)

Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

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          <p><pb facs="#f0004" n="0360"/>
daß gegen 3/4                         auf 10 Uhr der Exceß als <hi rendition="#g">behoben</hi> zu betrachten                         war.</p>
          <p>Die Bürgerwehr war auf ihren Allarmplätzen angetreten. Jetzt ließ, warum,                         leuchtet nicht ein, der Kommandant noch Generalmarsch schlagen und nach                         kurzer Zeit, als der Straßen-Exceß vollständig beruhigt war und das Volk nur                         noch in Gruppen auf dem Markte zusammenstand, erschien unter                         Sturmschrittschlag die 11. Kompagnie des 22. Infanterie-Regiments. Nachdem                         dieselbe auf der Peterstraße scharf geladen, darauf die nordöstliche Seite                         des Rathhauses passirt, und durch einen Aufmarsch eine schräge Front nach                         dem Paradeplatz zu genommen hatte, gab dieselbe, <hi rendition="#g">ohne                             irgend eine Aufforderung zum Auseinandergehen,</hi> Feuer. Mannschaften                         von der auf dieser Marktseite aufgestellten Bürger-Kompagnie und neugierige                         Zuschauern wurden von den Kugeln niedergeworfen und die Häuser der                         nordwestlichgelegenen Marktseite betroffen, so daß die Kugeln in Fenster und                         Thüren eindrangen.</p>
          <p>32 Personen, unter welchen eine schwangere Frau, die tödtlich in den Leib                         getroffen, sind verwundet, 8 davon bereits gestorben.</p>
          <p>Hierdurch widerlegt sich die Anführung in dem Eingangs bezeichneten                         Correspondenz-Artikel: daß die Aufforderung der Kommandantur an die                         Polizeibehörde und an den Bürgermeister ohne Erfolg geblieben, und dieser                         den Kommandanten aufgefordert Truppen zur Wiederherstellung der Ruhe                         ausrücken zu lassen. Eben so geht daraus hervor, daß das Signal zum                         Zusammentritt der Bürgerwehr nicht durch das Läuten der Glocken, sondern                         durch das fortwährende Schlagen der Uhr am Rathsthurm gegeben, und daß                         dieses Zeichen dem Kommandanten bereits am 8. Mai c. bekannt gemacht worden                         ist. Wenn also die Truppen von diesem Signal wirklich keine Kenntniß gehabt                         haben, so liegt die Schuld nur allein an dem Kommandanten.</p>
          <p>Ob Insulten oder Steinwürfe auf das anrückende Militär, ob die Verwundung                         eines Offiziers durch einen Bajonettstich, so wie ob das Fallen von Schüssen                         aus einem Hause stattgefunden, muß die eingeleitete Untersuchung näher                         ergeben. Viele Augenzeugen versichern, daß sie von Alledem nichts gesehen                         und gehört haben.</p>
          <p>Schweidnitz, den 4. August 1848.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Der Magistrat und die Stadtverordneten.</hi> </p>
        </div>
        <div xml:id="ar071_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Apenrade, 6. Aug.</head>
          <p>Eine dänische Fregatte kam gestern auf unsere Rhede mit Parlamentairflagge.                         Ein Parlamentair wurde abgeschickt; man fuhr ihm jedoch entgegen und nahm                         die Depesche ab, ohne ihn landen zu lassen. Die Depesche, nach Einigen an                         einen hiesigen Kaufmann, nach Andern an die Stadtobrigkeit adressirt, wurde                         von Wrangel unerbrochen zurückgeschickt. Der Zweck der Anwesenheit der                         Fregatte war offenbar, unsere Batterien zu rekognosciren. &#x2012; Einige                         Bataillone Preußen sind wieder nach Norden abmarschirt. &#x2012; Feierlichkeiten zu                         Ehren des Reichsverwesers haben bis jetzt, 4 Uhr Nachmittags im hiesigen                         Hauptquartier <hi rendition="#g">nicht stattgefunden.</hi> </p>
        </div>
        <div xml:id="ar071_018" type="jArticle">
          <head>Luxemburg, 3. August.</head>
          <p>Vom 1. d. ab erscheinen die Luxemburger Zeitungen ohne Stempel; ein                         Duodezstaat gibt also ein Beispiel, welches hoffentlich in dem großen                         Deutschland baldige und allgemeine Nachahmung finden wird.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar071_019_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 566.</bibl>                </note>
          <head>Frankfurt, 7. Aug., 5 Uhr Abends.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar071_020_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 566.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar071_021_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 566.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Verona, 2. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar071_022_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 566.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Verona, 4. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar071_023_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 10. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 566.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 29. Juli.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar071_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>4</author></bibl> Zürich, 6. August.</head>
          <p>Alle Kantone, welche sich bis jetzt durch ihre Großen Räthe für die Annahme                         der neuen Bundesverfassung ausgesprochen haben, haben dieses nie gethan,                         ohne ihre Großmuth erklecklich zu rühmen, ihre Uneigennützigkeit, mit                         welcher sie dem gemeinsamen Wohl der Eidgenossenschaft so erhebliche Opfer                         brächten, sowohl materielle, als auch in Bezug auf die                         Kantonalsouverainität. Letzteres hätte allenfalls einige Bedeutung für die                         Herren, die an der Regierung sitzen und deren Schimmer natürlich etwas                         erbleicht, wenn die Selbstherrlichkeit der Kantone auch nur ein weniges                         beschränkt wird. Materielle Opfer aber wollen alle Kantone ohne Ausnahme                         gebracht haben, wenn sie die neue Bundesverfassung annehmen, alle ohne                         Ausnahme; und gerade in materieller Beziehung hat man es der neuen                         Verfassung so vielfach nachgerühmt, wie Handel, Gewerbe und Industrie durch                         das freie Niederlassungsrecht, Centralisation der Posten und Zölle,                         erleichterten Verkehr u. s. w. gewinnen würden. Daß dieses <hi rendition="#g">im Allgemeinen für die Schweiz</hi> der Fall sein werde,                         gibt man zwar auch jetzt noch unbedingt zu, denn es liegt zu sehr auf der                         flachen Hand; für sich selber aber will jeder Kanton durchaus dabei im                         Nachtheil sein. Man muß die Schweizer kennen. Für's erste glauben es sehr                         Viele wirklich selber, daß sie Einbußen erleiden, denn, wie ihr Blick                         überhaupt immer nur auf das Nächste</p>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">(Siehe den Verfolg in der                             Beilage).</hi> </ref>
          </p>
        </div>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar071_025" type="jArticle">
          <p>Zuruf des demokratisch-sozialen Vereins zu Kassel an die Demokraten Badens                         und Würtembergs.</p>
          <p>Die konstitutionelle Monarchie beginnt ihre Lorbeeren zu sammeln. Minister,                         welche das Volk geboren, auf seinen Schultern emporgetragen hat, heben die                         Hand auf gegen die Volkssouverainität und stempeln sich zu Vatermördern. Die                         Zeiten der Ausnahmegesetze, der Demagogenriecherei, der Hochverrathsprozesse                         nehmen bereits wieder ihren Anfang. Unter nichtigen Vorwänden, unter                         Vorwänden, welche an die Brutalität des deutschen Bundes erinnern, hat man                         Eure Vereine aufgelöset.</p>
          <p>Eure Minister sind vorschneller selbst als der alte Bund, vorschneller als                         die alte Polizei. Drei Monate sind erst verflossen, seit die Revolution über                         Deutschland zieht, und nach drei Monaten wird schon wieder die Grundlage                         aller Freiheit, die freie Vereinigung, mit Füßen getreten. Die Reaktion geht                         mit Riesenschritten.</p>
          <p>Mitbürger! Freunde! Keinen Schritt zurück! Der Gewalt gegenüber Fuß an Fuß!                         Das Band ist zerschnitten, die Form gebrochen, aber der Geist wird mächtig                         bleiben. Der Geist der Wahrheit und des offenen Männerwortes wird den Sieg                         davon tragen. Das deutsche Volk wird nicht elend genug sein, seine                         Revolution und seine Ehre zu verrathen.</p>
          <p>Brüder, unsern Handschlag! unsern Brudergruß!</p>
          <p> <hi rendition="#g">Der demokratisch-soziale Verein.</hi> </p>
          <p>In dessen Namen: <hi rendition="#g">Das Comite.</hi> </p>
        </div>
        <div xml:id="ar071_026" type="jArticle">
          <p> <hi rendition="#b">Zur Warnung für Alle welche Lust haben sollten mit der                             Eisenbahn von Mülheim nach Köln zu fahren.</hi> </p>
          <p>Vorgestern (Sonntag) Abend begab sich eine Gesellschaft von vier Herren, zwei                         Damen und zwei Kindern nach der Mülheimer Station, um mit dem letzten                         Bahnzuge der um 7 Uhr 57 Minuten dort vorbeikommen soll, nach Köln zu                         fahren. Das Bureau war noch nicht einmal geöffnet als sie eintrafen. Die                         blieben im Wartesaal und nahmen rechtzeitig ihre Billets zur zweiten Klasse.                         Der Zug kommt, etwa 10 Minuten zu spät an. Die ganze im Wartesaal                         befindliche Menschenmenge &#x2012; stürzt durch die <hi rendition="#g">jetzt                             erst</hi> geöffnete Thür in den Bahnhof. Unsre Gesellschaft fragt nach                         der zweiten Klasse und wird ans Ende des ziemlich langen Zuges gewiesen. Sie                         eilt an einer Reihe Güter- und Gepäckwagen vorbei, findet aber nur einen                         Wagen dritter Klasse und wird vom Schaffner nach der Spitze des Zuges                         zurückverwiesen, ohne daß dieser irgend eine Bemerkung dabei macht. Die                         Gesellschaft eilt also zurück; aber kaum an den Güterwagen vorbei, sieht sie                         zu ihrem Erstaunen den Zug sich in Bewegung setzen. Ein Schaffner spedirt                         drei Herren und ein Kind eiligst in einen schon dahinrollenden Wagen, die                         übrigen bleiben zurück. Sie beschweren sich, man antwortet das sei schlimm,                         aber der Zug halte in Mülheim <hi rendition="#g">nur Eine Minute!</hi> Man                         erbietet sich das Fahrgeld zurückzuzahlen; da aber die Billets der beiden                         Damen in Händen des einen, auf dem Zuge befindlichen Herrn ist, so wird nur                         das Billet des einen Herrn ausgezahlt. Dieser verlangt das Beschwerdebuch;                         das Beschwerdebuch ist nirgends zu finden. Sie gehen nach Mülheim zurück und                         müssen einen Wagen nehmen um nur noch denselben Abend nach Köln                         zurückzukommen.</p>
          <p>Es ist im Interesse des Publikums zu erfahren, daß der Zug nur Eine Minute in                         Mülheim hält &#x2012; und gestern hielt er nicht einmal eine Minute! daß er weiter                         fährt ohne Rücksicht darauf ob Alles aus- und eingestiegen ist; daß bei                         dieser unerhörten Eile auf einer sonst so schläfrigen Bahn die Passagiere                         und namentlich ältere Personen und Kinder ihr Leben oder ihre Glieder                         riskiren wenn sie mit dem Zuge noch fortkommen wollen; daß die Schaffner                         genöthigt werden, die Reisenden mit Verletzung alles Anstandes und ohne                         Rücksicht darauf wohin sie fallen, in die Wagen zu <hi rendition="#g">stoßen.</hi> </p>
          <p>Schreiber dieses ist in den verschiedensten Ländern Europas auf Eisenbahnen                         gefahren, die theilweise doppelt so rasch gehen wie die löbliche                         Köln-Mindener; aber ein ähnliches Verfahren ist ihm nirgends vorgekommen.                         Wenn die löbliche Direktion den Zug nicht so lange in Mülheim halten lassen                         kann als die Reisenden zum Ein- und Aussteigen nöthig haben, so lasse sie                         ihn lieber ganz vorbeifahren. Da weiß das Publikum wenigstens woran es                         ist.</p>
          <div n="3">
            <p>Die Redaktion nimmt diese Reklamation um so lieber auf, als sie alle ihre                             Kräfte aufbieten wird, daß nicht an die Stelle der gestürzten                             Büreaukratie des Staats, eine <hi rendition="#g">Büreaukratie des                                 Geldsacks</hi> trete, die das Publikum noch viel ärger plackt und                             chikanirt, weil sie nirgends zu vermeiden ist, und sich aller                             Kommunikationsmittel, Eisenbahnen, Dampfschiffe, Omnibus, Droschken etc.                             bemächtigt.</p>
            <p>Die Redaktion hat noch andere Nachrichten über die löbliche Köln-Mindener                             Eisenbahn erhalten. Sie ist bereit dies rühmliche Institut einmal in                             seiner ganzen Glorie aufzudecken, und ersucht daher Jedermann der ihr                             darüber Mittheilungen und Reklamationen machen oder Dokumente übergeben                             kann, dies baldigst zu thun.</p>
          </div>
        </div>
        <div xml:id="ar071_027" type="jArticle">
          <p> <hi rendition="#b">Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an das                             polnische Volk.</hi> </p>
          <p> <hi rendition="#g">Polnische Brüder!</hi> </p>
          <p>Die befreiende Bewegung, nach der Ihr Euch mehr als irgend ein anderes Volk                         gesehnt, die Ihr mit aller Kraft vorbereitet habt, ist über das alte Europa                         hereingebrochen und hat in ihren Anfängen für Euch keine Gabe, als die                         Wiederholung der alten Täuschung. Weder die Throne, noch den Druck der                         verhaßten Fremdherrschaft hat der erste Sturm von Euch gerissen.</p>
          <p>Als das Wiener Volk der Regierung seine Souverainetät mit der Waffe bewies,                         als man zu Berlin in Euren aus dem Kerker befreiten Landsleuten das                         wiedererstandene Polen begrüßte, &#x2012; damals glaubtet Ihr wohl, die                         Knechtschaft sei für immer gebrochen. Sie würde es auch sein, wenn das Volk                         mächtig wie in den ersten Tagen geblieben wäre. Aber es hat sich mitten im                         Siege vor der eigenen Kraft gefürchtet und ein großes Stück des alten Joches                         wieder auf sich genommen; es hat die Beamten, die Werkzeuge des alten                         Bedrückungssystems, in voller Wirksamkeit gelassen und sich zum gläubigen                         Schüler ihrer Lehren gemacht.</p>
          <p>Wir haben den Gang der Regierung verfolgt, von den weitesten Zusagen bis zu                         den Brandmarkungen in Posen; wir kennen das ganze falsche Spiel, das man mit                         Euch getrieben, in Preußen so gut wie in Oesterreich. Vom schwankenden                         Throne aus hat man Euch zugerufen: &#x201E;Wir sind nicht mehr Eure Herren; Euer                         Recht, das Recht der freien Organisation, soll fortan gelten.&#x201C; Und weiter?                         Mit jedem neuen Tage, mit jedem Zuwachs an Macht, hat man das verheißene                         Recht stückweis geschmälert. Statt Euch zu schützen gegen das drohende                         Rußland, verbot man Euch die Waffen, und als man Euch, nachdem Ihr den                         langgehegten Glauben an ein freies Polen fast verwirklicht gesehen, durch                         die Verweigerung jeder Freiheit zur Verzweiflung getrieben, da schickte man                         Euch, zu den Beamten, die ihrer Stellung bereitwillig jede Menschlichkeit                         opfern, auch noch ein Heer brutalisirter Soldaten. So löste sich auch für                         Euch das Räthsel der Fürstenworte: aus der Reorganisation ward eine neue                         Theilung, aus dem Recht der Selbstregierung der Besitz eines verwüsteten                         Bodens. Nicht aus Angst vor dem Verlust eines Stücken Landes, nicht aus                         Liebe zu den Unterthanen hat man die Geschütze gegen Euch gebraucht, sondern                         aus Furcht vor der Demokratie. Ein Volk von geknechteten Russen war den                         Fürsten ein erwünschterer Nachbar, als freie Männer.</p>
          <p>Die östreichische Regierung, anfänglich mehr als die preußische unter dem                         Einflusse des Volkes, und in ihrer Macht mehr gebunden, vermochte nicht                         aggressiv gegen Euch zu verfahren. Aber die Worte, welche Euch durch                         östreichische Vermittelung auf ein vereinigtes polnisches Reich Hoffnung                         machten, verhallten bald; in Krakau und Lemberg lehrte man Euch die wahre                         Meinung des Kabinets kennen. Rußland allein vermochte weder Euch zu                         täuschen, noch Eure Lage zu verschlimmern; die Thätigkeit der früheren Jahre                         hatte die Bedrückung bis auf das äußerste Maß vollendet. Ihm blieb nur                         übrig, den Druck im Innern zu erhalten, und die Erhebung des                         Großherzogthums, die es wohl voraussah, für seinen Theil unschädlich zu                         machen.</p>
          <p>In diesem Kampfe standet Ihr verlassen, verlassen trotz der angelobten                         Sympathie der Völker. Fürchtet nicht, daß wir diese Phrase nachsprechen                         diese leere Sympathie, von der zu hören Ihr müde seid. Frankreich hat Euch                         damit betrogen und Deutschland nicht minder. Unsere Beamten haben es                         verstanden, die Theilnahme zu tödten, sie in Haß umzuwandeln; und die                         deutsch-nationale Partei ruft das Volk gegen Euch zum Schutz seiner                         Gränzen.</p>
          <p>Was diese Partei vor wenigen Tagen nur hoffte, wofür sie im Bunde mit der                         servilen Presse Propaganda machte, heut sieht sie es verwirklicht,                         legalisirt durch den Beschluß der Frankfurter National-Versammlung. Also                         Polen ist zum vierten Male getheilt; Polen für immer vernichtet: so                         dekretirt die Macht und Weisheit jener Volksvertreter. Die Fürsten mögen                         sich freuen, ihre Politik, um deren Untergang sie trauerten, ist gerettet;                         Hunderte von Volksvertretern haben sie adoptirt. Was kümmert jene Männer das                         Versprechen des Vorparlaments, was die Gerechtigkeit? Haben sie es doch zur                         Genüge bewiesen, wie fern sie der Demokratie stehen; statt eine Versammlung                         der aufgehenden Freiheit zu sein, wie sie es sollten, sind sie nur eine                         Versammlung des Verfalls. Sie mögen ihre neue Herrschaft mit dem Glauben                         antreten, daß die vierzig Millionen sie stützen, aber wir versprechen Euch,                         gegen Polen wird Deutschland kein einiges sein. Wir hoffen, das deutsche                         Volk wird noch beweisen, daß die Abstimmung der Herren in Frankfurt nicht                         sein Ausdruck ist; aber träte es dennoch jenen Beschlüssen bei, nun so                         erklären wir feierlich, daß wir nicht zu jener Majorität gehören. Hört                         unsern erneuten Protest, und wenn Polen trotz der &#x201E;Unmöglichkeit zu                         bestehen&#x201C; als Volk aufersteht, dann mag es nicht vergessen, daß nur das alte                         Deutschland sein Tyrann sein wollte.</p>
          <p>Wir protestiren gegen das Frankfurter Parlament, für uns, für Euch; wir                         wollen Euer Recht geltend machen, das uns so viel gilt, wie das unsrige. Wir                         erkennen keinen Völkerhandel an, der die Einzelnen nach älterem oder                         jüngerem historischen Recht vertheilt, wir fordern für Feststellung der                         Gränzen den Entscheid der Bevölkerung. So kann die Territorialfrage zwischen                         uns keine Frage des Streites werden, wenn Ihr den gleichen Grundsatz                         aufrecht erhaltet.</p>
          <p>Ihr habt bis jetzt in diesem Sinne gehandelt und habt dem Gedanken der                         Eroberung selbst da widerstanden, als man Euch fast zwang, die Hülfe Eures                         gewaltigsten Feindes anzurufen. Ihr unterließt diesen verzweifelten Schritt,                         der einen Krieg der Racen unmittelbar im Gefolge gehabt hätte, nur weil Ihr                         nicht unter dem Schild eines Despoten Euer Recht verfolgen wollt.</p>
          <p>Wie Ihr der Damm waret gegen ein solches Ueberfluthen des slavischen Stammes,                         so vertrauen wir Euch, werdet Ihr auch ferner einem russischen Panslavismus                         gegenübertreten, in dem wir kein Streben sehen, als den rohen Drang zu                         erobern und zu herrschen. Glauben aber die Slaven, daß die Zukunft der                         Geschichte nur in ihnen liege, daß sie das wahre, weil frischere und                         unverbrauchte, Element für die That sind, so mögen sie immerhin die Rolle                         übernehmen, wenn das müde Europa an Uebercivilisation abstirbt. Für jetzt                         fühlen wir noch die Kraft, neben jedem freien Volke frei zu leben; jetzt                         könnte ein siegreiches Slaventhum unser Land nur verwüsten, nicht                         verjüngen.</p>
          <p>An Euch, die Ihr die Slaven unter das Banner der Freiheit ruft, gehen unsere                         Worte; Ihr mögt sie mit der Idee der Freiheit zu allen verwandten Stämmen                         tragen.</p>
          <p>Deutschland steht, wie Ihr, im Beginn eines großen Kampfes. Der Feind ist für                         uns Beide der gleiche: die Diplomatie. Ein Feind und Ein Interesse, das ist                         die Grundlage des Bundes, den wir Euch bieten. Nicht die Deutschen, nicht                         die Franzosen sind Eure Genossen, wohl aber die Demokraten, als welche wir                         Euch auch begrüßen.</p>
          <p>Wir nehmen den Gedanken eines Völkerkongresses freudig auf, denn auch wir                         wollen eine Solidarität der freien Völker und erwarten mit Sehnsucht den                         Tag, an welchem ihre Abgesandten die große Förderation beschließen werden.                         In dem Sinne möget auch Ihr Euch mit den übrigen Slaven zu einem allgemeinen                         Bunde vereinigen.</p>
          <p>Erhebt Euch, wie Ihr nicht anders könnt, als Nation, aber erhebt Euch im                         Namen der Humanität, im Namen der Demokratie, und wir werden mit Euch sein.                         &#x2012;</p>
          <p>Berlin, 1. August 1848.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Fröbel. Rau. Kriege. Meyen. Hexamer.</hi> </p>
          <p>
            <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref>
          </p>
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        <p>Der Gerant, <hi rendition="#g">Korff.</hi><lb/>
Druck von <hi rendition="#g">W.                         Clouth,</hi> St. Agatha Nro. 12.</p>
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</TEI>
[0360/0004] daß gegen 3/4 auf 10 Uhr der Exceß als behoben zu betrachten war. Die Bürgerwehr war auf ihren Allarmplätzen angetreten. Jetzt ließ, warum, leuchtet nicht ein, der Kommandant noch Generalmarsch schlagen und nach kurzer Zeit, als der Straßen-Exceß vollständig beruhigt war und das Volk nur noch in Gruppen auf dem Markte zusammenstand, erschien unter Sturmschrittschlag die 11. Kompagnie des 22. Infanterie-Regiments. Nachdem dieselbe auf der Peterstraße scharf geladen, darauf die nordöstliche Seite des Rathhauses passirt, und durch einen Aufmarsch eine schräge Front nach dem Paradeplatz zu genommen hatte, gab dieselbe, ohne irgend eine Aufforderung zum Auseinandergehen, Feuer. Mannschaften von der auf dieser Marktseite aufgestellten Bürger-Kompagnie und neugierige Zuschauern wurden von den Kugeln niedergeworfen und die Häuser der nordwestlichgelegenen Marktseite betroffen, so daß die Kugeln in Fenster und Thüren eindrangen. 32 Personen, unter welchen eine schwangere Frau, die tödtlich in den Leib getroffen, sind verwundet, 8 davon bereits gestorben. Hierdurch widerlegt sich die Anführung in dem Eingangs bezeichneten Correspondenz-Artikel: daß die Aufforderung der Kommandantur an die Polizeibehörde und an den Bürgermeister ohne Erfolg geblieben, und dieser den Kommandanten aufgefordert Truppen zur Wiederherstellung der Ruhe ausrücken zu lassen. Eben so geht daraus hervor, daß das Signal zum Zusammentritt der Bürgerwehr nicht durch das Läuten der Glocken, sondern durch das fortwährende Schlagen der Uhr am Rathsthurm gegeben, und daß dieses Zeichen dem Kommandanten bereits am 8. Mai c. bekannt gemacht worden ist. Wenn also die Truppen von diesem Signal wirklich keine Kenntniß gehabt haben, so liegt die Schuld nur allein an dem Kommandanten. Ob Insulten oder Steinwürfe auf das anrückende Militär, ob die Verwundung eines Offiziers durch einen Bajonettstich, so wie ob das Fallen von Schüssen aus einem Hause stattgefunden, muß die eingeleitete Untersuchung näher ergeben. Viele Augenzeugen versichern, daß sie von Alledem nichts gesehen und gehört haben. Schweidnitz, den 4. August 1848. Der Magistrat und die Stadtverordneten. * Apenrade, 6. Aug. Eine dänische Fregatte kam gestern auf unsere Rhede mit Parlamentairflagge. Ein Parlamentair wurde abgeschickt; man fuhr ihm jedoch entgegen und nahm die Depesche ab, ohne ihn landen zu lassen. Die Depesche, nach Einigen an einen hiesigen Kaufmann, nach Andern an die Stadtobrigkeit adressirt, wurde von Wrangel unerbrochen zurückgeschickt. Der Zweck der Anwesenheit der Fregatte war offenbar, unsere Batterien zu rekognosciren. ‒ Einige Bataillone Preußen sind wieder nach Norden abmarschirt. ‒ Feierlichkeiten zu Ehren des Reichsverwesers haben bis jetzt, 4 Uhr Nachmittags im hiesigen Hauptquartier nicht stattgefunden. Luxemburg, 3. August. Vom 1. d. ab erscheinen die Luxemburger Zeitungen ohne Stempel; ein Duodezstaat gibt also ein Beispiel, welches hoffentlich in dem großen Deutschland baldige und allgemeine Nachahmung finden wird. Italien. Frankfurt, 7. Aug., 5 Uhr Abends. _ * _ * Verona, 2. Aug. _ * Verona, 4. Aug. _ * Rom, 29. Juli. _ Schweiz. 4 Zürich, 6. August. Alle Kantone, welche sich bis jetzt durch ihre Großen Räthe für die Annahme der neuen Bundesverfassung ausgesprochen haben, haben dieses nie gethan, ohne ihre Großmuth erklecklich zu rühmen, ihre Uneigennützigkeit, mit welcher sie dem gemeinsamen Wohl der Eidgenossenschaft so erhebliche Opfer brächten, sowohl materielle, als auch in Bezug auf die Kantonalsouverainität. Letzteres hätte allenfalls einige Bedeutung für die Herren, die an der Regierung sitzen und deren Schimmer natürlich etwas erbleicht, wenn die Selbstherrlichkeit der Kantone auch nur ein weniges beschränkt wird. Materielle Opfer aber wollen alle Kantone ohne Ausnahme gebracht haben, wenn sie die neue Bundesverfassung annehmen, alle ohne Ausnahme; und gerade in materieller Beziehung hat man es der neuen Verfassung so vielfach nachgerühmt, wie Handel, Gewerbe und Industrie durch das freie Niederlassungsrecht, Centralisation der Posten und Zölle, erleichterten Verkehr u. s. w. gewinnen würden. Daß dieses im Allgemeinen für die Schweiz der Fall sein werde, gibt man zwar auch jetzt noch unbedingt zu, denn es liegt zu sehr auf der flachen Hand; für sich selber aber will jeder Kanton durchaus dabei im Nachtheil sein. Man muß die Schweizer kennen. Für's erste glauben es sehr Viele wirklich selber, daß sie Einbußen erleiden, denn, wie ihr Blick überhaupt immer nur auf das Nächste (Siehe den Verfolg in der Beilage). Zuruf des demokratisch-sozialen Vereins zu Kassel an die Demokraten Badens und Würtembergs. Die konstitutionelle Monarchie beginnt ihre Lorbeeren zu sammeln. Minister, welche das Volk geboren, auf seinen Schultern emporgetragen hat, heben die Hand auf gegen die Volkssouverainität und stempeln sich zu Vatermördern. Die Zeiten der Ausnahmegesetze, der Demagogenriecherei, der Hochverrathsprozesse nehmen bereits wieder ihren Anfang. Unter nichtigen Vorwänden, unter Vorwänden, welche an die Brutalität des deutschen Bundes erinnern, hat man Eure Vereine aufgelöset. Eure Minister sind vorschneller selbst als der alte Bund, vorschneller als die alte Polizei. Drei Monate sind erst verflossen, seit die Revolution über Deutschland zieht, und nach drei Monaten wird schon wieder die Grundlage aller Freiheit, die freie Vereinigung, mit Füßen getreten. Die Reaktion geht mit Riesenschritten. Mitbürger! Freunde! Keinen Schritt zurück! Der Gewalt gegenüber Fuß an Fuß! Das Band ist zerschnitten, die Form gebrochen, aber der Geist wird mächtig bleiben. Der Geist der Wahrheit und des offenen Männerwortes wird den Sieg davon tragen. Das deutsche Volk wird nicht elend genug sein, seine Revolution und seine Ehre zu verrathen. Brüder, unsern Handschlag! unsern Brudergruß! Der demokratisch-soziale Verein. In dessen Namen: Das Comite. Zur Warnung für Alle welche Lust haben sollten mit der Eisenbahn von Mülheim nach Köln zu fahren. Vorgestern (Sonntag) Abend begab sich eine Gesellschaft von vier Herren, zwei Damen und zwei Kindern nach der Mülheimer Station, um mit dem letzten Bahnzuge der um 7 Uhr 57 Minuten dort vorbeikommen soll, nach Köln zu fahren. Das Bureau war noch nicht einmal geöffnet als sie eintrafen. Die blieben im Wartesaal und nahmen rechtzeitig ihre Billets zur zweiten Klasse. Der Zug kommt, etwa 10 Minuten zu spät an. Die ganze im Wartesaal befindliche Menschenmenge ‒ stürzt durch die jetzt erst geöffnete Thür in den Bahnhof. Unsre Gesellschaft fragt nach der zweiten Klasse und wird ans Ende des ziemlich langen Zuges gewiesen. Sie eilt an einer Reihe Güter- und Gepäckwagen vorbei, findet aber nur einen Wagen dritter Klasse und wird vom Schaffner nach der Spitze des Zuges zurückverwiesen, ohne daß dieser irgend eine Bemerkung dabei macht. Die Gesellschaft eilt also zurück; aber kaum an den Güterwagen vorbei, sieht sie zu ihrem Erstaunen den Zug sich in Bewegung setzen. Ein Schaffner spedirt drei Herren und ein Kind eiligst in einen schon dahinrollenden Wagen, die übrigen bleiben zurück. Sie beschweren sich, man antwortet das sei schlimm, aber der Zug halte in Mülheim nur Eine Minute! Man erbietet sich das Fahrgeld zurückzuzahlen; da aber die Billets der beiden Damen in Händen des einen, auf dem Zuge befindlichen Herrn ist, so wird nur das Billet des einen Herrn ausgezahlt. Dieser verlangt das Beschwerdebuch; das Beschwerdebuch ist nirgends zu finden. Sie gehen nach Mülheim zurück und müssen einen Wagen nehmen um nur noch denselben Abend nach Köln zurückzukommen. Es ist im Interesse des Publikums zu erfahren, daß der Zug nur Eine Minute in Mülheim hält ‒ und gestern hielt er nicht einmal eine Minute! daß er weiter fährt ohne Rücksicht darauf ob Alles aus- und eingestiegen ist; daß bei dieser unerhörten Eile auf einer sonst so schläfrigen Bahn die Passagiere und namentlich ältere Personen und Kinder ihr Leben oder ihre Glieder riskiren wenn sie mit dem Zuge noch fortkommen wollen; daß die Schaffner genöthigt werden, die Reisenden mit Verletzung alles Anstandes und ohne Rücksicht darauf wohin sie fallen, in die Wagen zu stoßen. Schreiber dieses ist in den verschiedensten Ländern Europas auf Eisenbahnen gefahren, die theilweise doppelt so rasch gehen wie die löbliche Köln-Mindener; aber ein ähnliches Verfahren ist ihm nirgends vorgekommen. Wenn die löbliche Direktion den Zug nicht so lange in Mülheim halten lassen kann als die Reisenden zum Ein- und Aussteigen nöthig haben, so lasse sie ihn lieber ganz vorbeifahren. Da weiß das Publikum wenigstens woran es ist. Die Redaktion nimmt diese Reklamation um so lieber auf, als sie alle ihre Kräfte aufbieten wird, daß nicht an die Stelle der gestürzten Büreaukratie des Staats, eine Büreaukratie des Geldsacks trete, die das Publikum noch viel ärger plackt und chikanirt, weil sie nirgends zu vermeiden ist, und sich aller Kommunikationsmittel, Eisenbahnen, Dampfschiffe, Omnibus, Droschken etc. bemächtigt. Die Redaktion hat noch andere Nachrichten über die löbliche Köln-Mindener Eisenbahn erhalten. Sie ist bereit dies rühmliche Institut einmal in seiner ganzen Glorie aufzudecken, und ersucht daher Jedermann der ihr darüber Mittheilungen und Reklamationen machen oder Dokumente übergeben kann, dies baldigst zu thun. Der Central-Ausschuß der Demokraten Deutschlands an das polnische Volk. Polnische Brüder! Die befreiende Bewegung, nach der Ihr Euch mehr als irgend ein anderes Volk gesehnt, die Ihr mit aller Kraft vorbereitet habt, ist über das alte Europa hereingebrochen und hat in ihren Anfängen für Euch keine Gabe, als die Wiederholung der alten Täuschung. Weder die Throne, noch den Druck der verhaßten Fremdherrschaft hat der erste Sturm von Euch gerissen. Als das Wiener Volk der Regierung seine Souverainetät mit der Waffe bewies, als man zu Berlin in Euren aus dem Kerker befreiten Landsleuten das wiedererstandene Polen begrüßte, ‒ damals glaubtet Ihr wohl, die Knechtschaft sei für immer gebrochen. Sie würde es auch sein, wenn das Volk mächtig wie in den ersten Tagen geblieben wäre. Aber es hat sich mitten im Siege vor der eigenen Kraft gefürchtet und ein großes Stück des alten Joches wieder auf sich genommen; es hat die Beamten, die Werkzeuge des alten Bedrückungssystems, in voller Wirksamkeit gelassen und sich zum gläubigen Schüler ihrer Lehren gemacht. Wir haben den Gang der Regierung verfolgt, von den weitesten Zusagen bis zu den Brandmarkungen in Posen; wir kennen das ganze falsche Spiel, das man mit Euch getrieben, in Preußen so gut wie in Oesterreich. Vom schwankenden Throne aus hat man Euch zugerufen: „Wir sind nicht mehr Eure Herren; Euer Recht, das Recht der freien Organisation, soll fortan gelten.“ Und weiter? Mit jedem neuen Tage, mit jedem Zuwachs an Macht, hat man das verheißene Recht stückweis geschmälert. Statt Euch zu schützen gegen das drohende Rußland, verbot man Euch die Waffen, und als man Euch, nachdem Ihr den langgehegten Glauben an ein freies Polen fast verwirklicht gesehen, durch die Verweigerung jeder Freiheit zur Verzweiflung getrieben, da schickte man Euch, zu den Beamten, die ihrer Stellung bereitwillig jede Menschlichkeit opfern, auch noch ein Heer brutalisirter Soldaten. So löste sich auch für Euch das Räthsel der Fürstenworte: aus der Reorganisation ward eine neue Theilung, aus dem Recht der Selbstregierung der Besitz eines verwüsteten Bodens. Nicht aus Angst vor dem Verlust eines Stücken Landes, nicht aus Liebe zu den Unterthanen hat man die Geschütze gegen Euch gebraucht, sondern aus Furcht vor der Demokratie. Ein Volk von geknechteten Russen war den Fürsten ein erwünschterer Nachbar, als freie Männer. Die östreichische Regierung, anfänglich mehr als die preußische unter dem Einflusse des Volkes, und in ihrer Macht mehr gebunden, vermochte nicht aggressiv gegen Euch zu verfahren. Aber die Worte, welche Euch durch östreichische Vermittelung auf ein vereinigtes polnisches Reich Hoffnung machten, verhallten bald; in Krakau und Lemberg lehrte man Euch die wahre Meinung des Kabinets kennen. Rußland allein vermochte weder Euch zu täuschen, noch Eure Lage zu verschlimmern; die Thätigkeit der früheren Jahre hatte die Bedrückung bis auf das äußerste Maß vollendet. Ihm blieb nur übrig, den Druck im Innern zu erhalten, und die Erhebung des Großherzogthums, die es wohl voraussah, für seinen Theil unschädlich zu machen. In diesem Kampfe standet Ihr verlassen, verlassen trotz der angelobten Sympathie der Völker. Fürchtet nicht, daß wir diese Phrase nachsprechen diese leere Sympathie, von der zu hören Ihr müde seid. Frankreich hat Euch damit betrogen und Deutschland nicht minder. Unsere Beamten haben es verstanden, die Theilnahme zu tödten, sie in Haß umzuwandeln; und die deutsch-nationale Partei ruft das Volk gegen Euch zum Schutz seiner Gränzen. Was diese Partei vor wenigen Tagen nur hoffte, wofür sie im Bunde mit der servilen Presse Propaganda machte, heut sieht sie es verwirklicht, legalisirt durch den Beschluß der Frankfurter National-Versammlung. Also Polen ist zum vierten Male getheilt; Polen für immer vernichtet: so dekretirt die Macht und Weisheit jener Volksvertreter. Die Fürsten mögen sich freuen, ihre Politik, um deren Untergang sie trauerten, ist gerettet; Hunderte von Volksvertretern haben sie adoptirt. Was kümmert jene Männer das Versprechen des Vorparlaments, was die Gerechtigkeit? Haben sie es doch zur Genüge bewiesen, wie fern sie der Demokratie stehen; statt eine Versammlung der aufgehenden Freiheit zu sein, wie sie es sollten, sind sie nur eine Versammlung des Verfalls. Sie mögen ihre neue Herrschaft mit dem Glauben antreten, daß die vierzig Millionen sie stützen, aber wir versprechen Euch, gegen Polen wird Deutschland kein einiges sein. Wir hoffen, das deutsche Volk wird noch beweisen, daß die Abstimmung der Herren in Frankfurt nicht sein Ausdruck ist; aber träte es dennoch jenen Beschlüssen bei, nun so erklären wir feierlich, daß wir nicht zu jener Majorität gehören. Hört unsern erneuten Protest, und wenn Polen trotz der „Unmöglichkeit zu bestehen“ als Volk aufersteht, dann mag es nicht vergessen, daß nur das alte Deutschland sein Tyrann sein wollte. Wir protestiren gegen das Frankfurter Parlament, für uns, für Euch; wir wollen Euer Recht geltend machen, das uns so viel gilt, wie das unsrige. Wir erkennen keinen Völkerhandel an, der die Einzelnen nach älterem oder jüngerem historischen Recht vertheilt, wir fordern für Feststellung der Gränzen den Entscheid der Bevölkerung. So kann die Territorialfrage zwischen uns keine Frage des Streites werden, wenn Ihr den gleichen Grundsatz aufrecht erhaltet. Ihr habt bis jetzt in diesem Sinne gehandelt und habt dem Gedanken der Eroberung selbst da widerstanden, als man Euch fast zwang, die Hülfe Eures gewaltigsten Feindes anzurufen. Ihr unterließt diesen verzweifelten Schritt, der einen Krieg der Racen unmittelbar im Gefolge gehabt hätte, nur weil Ihr nicht unter dem Schild eines Despoten Euer Recht verfolgen wollt. Wie Ihr der Damm waret gegen ein solches Ueberfluthen des slavischen Stammes, so vertrauen wir Euch, werdet Ihr auch ferner einem russischen Panslavismus gegenübertreten, in dem wir kein Streben sehen, als den rohen Drang zu erobern und zu herrschen. Glauben aber die Slaven, daß die Zukunft der Geschichte nur in ihnen liege, daß sie das wahre, weil frischere und unverbrauchte, Element für die That sind, so mögen sie immerhin die Rolle übernehmen, wenn das müde Europa an Uebercivilisation abstirbt. Für jetzt fühlen wir noch die Kraft, neben jedem freien Volke frei zu leben; jetzt könnte ein siegreiches Slaventhum unser Land nur verwüsten, nicht verjüngen. An Euch, die Ihr die Slaven unter das Banner der Freiheit ruft, gehen unsere Worte; Ihr mögt sie mit der Idee der Freiheit zu allen verwandten Stämmen tragen. Deutschland steht, wie Ihr, im Beginn eines großen Kampfes. Der Feind ist für uns Beide der gleiche: die Diplomatie. Ein Feind und Ein Interesse, das ist die Grundlage des Bundes, den wir Euch bieten. Nicht die Deutschen, nicht die Franzosen sind Eure Genossen, wohl aber die Demokraten, als welche wir Euch auch begrüßen. Wir nehmen den Gedanken eines Völkerkongresses freudig auf, denn auch wir wollen eine Solidarität der freien Völker und erwarten mit Sehnsucht den Tag, an welchem ihre Abgesandten die große Förderation beschließen werden. In dem Sinne möget auch Ihr Euch mit den übrigen Slaven zu einem allgemeinen Bunde vereinigen. Erhebt Euch, wie Ihr nicht anders könnt, als Nation, aber erhebt Euch im Namen der Humanität, im Namen der Demokratie, und wir werden mit Euch sein. ‒ Berlin, 1. August 1848. Fröbel. Rau. Kriege. Meyen. Hexamer. (Hierzu eine Beilage.) Der Gerant, Korff. Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 71. Köln, 10. August 1848, S. 0360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz071_1848/4>, abgerufen am 21.11.2024.