Neue Rheinische Zeitung. Nr. 70. Köln, 9. August 1848. Beilage.Beilage zu Nr. 70 der Neuen Rh. Zeitg. Mittwoch 9. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Polendebatte zu Frankfurt). Berlin. (Der Kommissionsentwurf der Verfassungsurkunde. - Der 6. August). Schweidnitz. (Erneuerung der blutigen Auftritte. Feierliche Bestattung der am 31. Juli Gefallenen). Stettin. (Demonstration bezüglich des 6. August). Aus dem Mecklenburg'schen. (Der Großherzog und seine Unterthanen). Wien. (Das neue Ministerium. - Sitzung des konst. Reichstags vom 3. August. - Prov. Central-Comite für die Arbeiter-Angelegenheiten). Rendsburg. (Die verfassunggebende Versammlung zum 15. August einberufen). Apenrade. (Die Schweden sollen von Fühnen nach Schweden zurückgekehrt sein). Von der russisch-preußischen Gränze. (Russische Belohnung für jeden ausgelieferten Deserteur). Italien. (Zwei Bülletins Radetzky's. Ein Bülletin der Mailänder Regierung). Mailand. (Die Piemontesen in Codogno. Gioberti, Griffini Diktator in Brescia. Aufregung in Florenz. Entlassung der Minister. - Die österreichische Avantgarde bald vor den Thoren erwartet). Turin. (Verstärkungen nach der Lombardei. Karl Albert in Pizzighetone. Zustand in Mailand. Ein Korps Lombarden nach Brescia. Der Exherzog von Modena. Karl Alberts Artilleriepark gerettet). Livorno. (Die Citadelle von Messina in sizilischen Händen). Venedig. (Aufforderung Weldens an die prov. Regierung. Antwort). Rom. (Ein geistlicher Sonderbundspublizist erdolcht). Neapel. (Die freiwillige Anleihe. Die Insurrektion im Süden. Interpellation des Justizministers). Französische Republik. Paris. (Wiedererscheinen des Geldes. Proletarier und Bourgeois. Verhaftungen. Schriftsetzer Hartmann. Die Insurgenten. Cavaignac. Bouchard's Bericht. - "National- u. "Debats" über die italische Angelegenheit. - Vermischtes. Großbritannien. London. (J. Harney über Irland und die englische Preßbande). Ungarn. Pesth. (Die Südslaven von der Kamarilla unterstützt). Fünfkirchen. (Der Stuhlrichter Vrajacsis). [Französische Republik] [Fortsetzung] war gegen Proudhon gerichtet, der auf dem Schauplatz der Insurgenten erblickt wurde und zu seiner Entschuldigung gesagt haben soll, er wollte sich des herrlichen Schauspieles einer Cannonade erfreuen; ferner soll Proudhon die Insurrektion gebilligt, aber sie nicht als zeitgemäß erklärt haben. Dieser letzte Anklage wird durch den anwesenden Repräsentanten, der als Zeuge im Berichte angeführt war, sofort ein eklatantes dementi gegeben. Nun folgen noch 2 Kapitel: Die Ramifikationen in den Departements, und dann das Resüme. Das Resüme enthält die Zusammenfassung der Formen, in denen der feindliche Gedanke in den verschiedenen Daten erscheint: 17. März: Manifestation. Paris, 6. August. Der National öffnet endlich den Mund und sagt: "Obgleich nur sehr unangenehme Nachrichten aus Italien zugehen, verlieren wir jedoch noch nicht die Hoffnung, die Unabhängigkeit jenes Landes auch ohne die bewaffnete Dazwischenkunft Frankreichs, aus dem Kampfe hervorgehen zu sehen. Wir kennen, welch schmerzliches Gefühl in der Brust eines Volkes durch die Ueberzeugung hervorgerufen wird, sich nicht ohne äußere Hülfe und wäre sie selbst die eines Freunde, befreien zu können; wir wünschen daher nichts inniger, als daß Italien sich seine Freiheit selbst geben möge. Jetzt hat Frankreich sein Auge auf die Lombardei gerichtet. Die Niederlage der sardinischen Armee schafft uns neue Pflichten. Unsere Regierung wird sie zu erfüllen wissen. Wenn das republikanische Frankreich, stark durch seine Uneigennützigkeit, spricht, so hat es ein Recht, gehört zu werden. Oestreich möge einsehen, daß, je weiter wir den Zeitpunkt des Einrückens unserer Truppen in Italien hinausschoben, wir desto energischer auftreten würden, wenn man uns nöthigt, das Schwert aus der Scheide zu ziehen. Die Unabhängigkeit Italiens ist nunmehr eine ausgemachte Sache. Oestreich thäte weise daran, sie als solche zu betrachten. Die Vermittelung, welche Frankreich anbietet, kann eine einsichtsvolle Regierung nicht zurückstoßen, um im Angesichte Europa's eine schwere Verantwortlichkeit auf sich zu laden. Wer bürgt dafür, wie weit die Wege gehen, wenn einmal der erste Kanonenschuß abgefeuert! Es gibt Opfer, zu welchen das Interesse ebenso räth, als die Gerechtigkeit. Italien ist für Oestreich auf ewig verloren. Warum wollte es sich mit aller Gewalt gegen diese unvermeidliche Thatsache stemmen und durch einen unnützen Widerstand dasjenige auf's Spiel setzen, was ihm noch bleibt, aber ihm leicht entschlüpfen könnte, wenn es noch Zeit ist!" - Das Journal des Debats zeigt ebenfalls an, daß Frankreich und England übereingekommen, die italienische Frage gemeinschaftlich vermitteln. - Die Division Magnan, die bisher in St. Maur bei Paris lagerte, wird ungefähr sechs Tage brauchen, um die Alpen zu erreichen. Dieselbe Division legte bekanntlich 120 französische Meilen, die sie von Paris trennten, in 7 Tagen zu Fuß zurück, als sie von Cavaignac zur Hülfe gegen die "Räuber" gerufen wurde. Diesmal braucht sie die Eisenbahnen, soweit sie reichen und wird daher keine volle sieben Tage brauchen. - Heute verläßt die Kriegsfregatte Ulloa mit einer ersten Ladung von 600 Räubern die Rhede von Havre, um sie in unwirthbare Eilande überzuschiffen. Diese 600 Insurgenten wurden in voriger Nacht aus den Forts Jory, Vanves und Aubervilliers unter starker Bedeckung geholt und auf den Rouener Bahnhof (rue St. Lazare) gebracht, von wo sie mittels eines Spezialzugs bis Havre geschafft werden. Genoudes "Gazette de France" ist gestern wegen fünf aufrührerischer Artikel mit Beschlag belegt worden. Genoude selbst ist nicht verhaftet. - Das "Atelier," ein unter Corbons Protektorat, des Vize-Präsidenten der Nationalversammlung, angeblich von Proletariern redigirtes Wochenblatt, zeigt an, daß es in Folge des Kautionsgesetzes nur monatlich erscheinen werde. Großbritannien. 24 London, 5. Aug. "Irland und die englische Preßbande" ist die Zuschrift betitelt, welche J. Harney in dieser Woche an die Arbeiter Englands richtet. Er bekennt frei, daß er nicht länger den wüthenden Haß der Iren gegen Alles, was Englisch ist oder klingt, verdammen kann, er daß vollständig begreift, wie Zunge und Feder so vieler talentvoller Irländer seit Jahren durch diese Wuth inspirirt worden. Sonst habe man noch sagen können zu den Iren: seht, das ist die aristokratische Regierung dieses Landes, die Euch unterdrückt; diese allein ist's, welche verhindert, daß Ihr zu Euerm Rechte gelangt. Jetzt aber zeigt es sich im Gegentheil, daß eine ganze Klasse, die herrschende, nicht Gift und Galle, nicht Hohn und Spott genug hat, um dem Iren das Blut in die Wangen zu treiben. Dies zeigt sich besonders seit der neuesten irischen Bewegung, zumal nach der Suspension der Habeas-Corpus-Akte für Irland. "Die Burgeoisie", sagt Harney, "von Natur selbstsüchtig, unwissend und feig, und folglich Freundin der "Ordnung" unter jeder Bedingung, diese Bourgeoisie, die wenn Ernst von Cumberland oder Nicolaus in diesem Lande herrschte, vor solchen Herrschern niederknien würde: diese Bourgeoisie ist in allen ihren Abstufungen vom bittersten Haß gegen Irland erfüllt. Redet mit ihnen über den Gegenstand und Ihr werdet bei der Shopocracy (Krämerwelt) vom Juwelenhändler bis zum Schnupftabackkrämer, von der Börse und dem Comtoir des Großhändlers bis zum kleinsten Ladentische nur Ein Gefühl vorherrschend finden, das der Rache gegen Irland. Ihre Idee von Heilmitteln drückt Capitän Maxwell mit seinen "wenigen Fässern Pulver und einigen Tau-Enden" vollkommen aus. Es giebt Ausnahmen, diese sind aber gleich den weißen Krähen . . . . Der Beweis von dem Hasse oder der Gleichgültigkeit der Mittelkasse und eines großen Theils der Arbeiter ergiebt sich aus dem Charakter der von gedachten Klassen unterstützten oder geduldeten Journalen. Die Lieblingsblätter der Bourgeoisie: Times, Chronicle, Herald und Daily News, sind allesammt unermüdliche Verläumder und Feinde des irischen Volkes. Die scheinradikalen: Morning Advertiser und Sun sind ebenso anti-irisch. Unter den Wochenblättern werden besonders: Spectator, Examiner, Atlas, John Bull und Britannia von den "höhern" und mittlern Klassen gelesen. Die Leser von: Dispatch, Sunday Times, Bell's Life, Douglas Jerrold etc. gehören der mittlern und arbeitenden Klasse an. Weiter unten stehen die wohlfeilen Greenacre-Journale, die fast nur von Arbeitern gelesen werden. Alle diese Wochenblätter, ob sie sich nun zu Whigs, Tories oder Radikalen zählen, wetteifern mit Times und Chronicle im Schimpfen, Lästern und Karrikiren des irischen Volkes. . . . . Der "Northern Star" ist das einzige Journal, welches bisher unter allen Umständen die Rechte des irischen Volkes vertheidigt hat. . . . . Die gewaltthätige Unterdrückung der "Nation" und des "Irisch Felon", die muthwillige Vernichtung des Eigenthums beider Journale, in Verbindung mit der verächtlichen aber grausamen Verfolgung der Setzer und Drucker dieser Journale und der armen Geschöpfe, welche vom Verkauf derselben ihr Leben fristeten: das Alles hat bei diesen Journalen nicht Ein Wort des Tadels oder der Verdammung hervorgerufen. Man denke sich dabei den Ausbruch tugendhafter Entrüstung, mit welcher Times, Chronicle etc. solche Handlungen besprochen hätten, wären sie auf Nikolaus's statt auf Clarendon's Befehl und in Warschau, statt in der Hauptstadt von "Irland" verübt worden! Niemand konnte überrascht sein, daß diese Blätter die Regierung zur Verfolgung S. O'Briens und seiner Anhänger durch Feuer und Schwert aufhetzten: allein sie hätten sich wenigstens der Lügen und Verläumdungen enthalten können, durch welche sie auch den Charakter ihrer Schlachtopfer zu vernichten und auf ihren Namen Haß und Schande zu häufen suchten. Brave Männer sind hochherzig, wenn auch im persönlichen Kampf mit ihren Feinden. Allein diese erkauften Wichte der gedachten Preßbande, die lügen, weil man sie dafür bezahlt, sind jedes ehrenhaften Gefühls, jeder Rücksicht auf Wahrheit und Unpartheilichkeit baar und ledig." Ungarn. Pesth, 2. Aug. Unsere Feinde werden öffentlich von der Camarilla unterstützt. Rajasich soll dem Jellasics aus der griechischen Kirchenkasse 100,000 Gulden Münze zur Deckung der Kriegskosten übermacht haben. (Die Opposition.) Fünfkirchen, 28. Juli. Der Stuhlrichter in Daruvar, Vrajacsics, war früher ein unbeachteter Barbiergeselle, nun ist er aber der größte und erster Empörer und Aufwiegler in ganz Slavovonien; dieser Gehülfe der Innsbrucker, war schon früher der Erste, und ist es auch gegenwärtig, der das slavonische Landvolk zur Revolutionsfahne geworben hat. Auf Anordnung und unter eigner Anführung des Vrajasics, wurde der ungarisch gesinnte Wirth im Bade zu Daruvar schuldlos schrecklich mißhandelt, daß Kastell des ungarisch gesinnten Grundherrn Jankovics mit Sturm genommen, daselbst Alles sowie in der ganzen Umgegend geplündert. (Die Opposition.) Amtliche Nachrichten. Monats-Uebersicht der preußischen Bank. Gemäß §. 99 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846. Aktiva. 1) Geprägtes Geld und Barren 11,460,000 Rthlr. 2) Kassen-Anweisungen u. Darlehns-Kassensch. 2,649,300 Rthlr. 3) Wechsel-Bestände 12,071,500 Rthlr. 4) Lombard-Bestände 13,853,200 Rthlr. 5) Staats-Papiere, verschiedene Forderungen und Aktiva 13,106,900 Rthlr. Passiva. 6) Banknoten im Umlauf 14,791,900 Rthlr. 7) Depositen-Kapitalien 19,905,500 Rthlr. 8) Darlehn des Staats in Kassen-Anweisungen (nach Rückzahlung von 4,900,000 Rthlr., ctr. §. 29 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846) 1,100,000 Rthlr. 9) Guthaben der Staatskassen, Institute und Privat-Personen, mit Einschluß des Giro-Verkehrs 4,856,200 Rthlr. Berlin, den 31. Juli 1848. Königl. preuß. Haupt-Bank-Direktorium. (gez.) v. Lamprecht. Witt. Reichenbach. Meyen. Schmidt. Woywod. Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Pr. Wo war die Gräfin? A. Die Gräfin war in Düsseldorf und hatte dort von der Frau Wachter von dem Schenkungsakt zu Gunsten der Meyendorf gehört. Die Gräfin ging hierauf nach Aachen, besuchte in Begleitung des Pastors Bockum den Grafen und machte diesem Vorhaltungen wegen der Schenkung, sowie daß sie gehört habe, der Akt sei simulirt. Der Graf versprach einen Revers auszustellen, daß das letztere wahr sei; versöhnte sich mit der Gräfin und versprach das eheliche Leben wieder fortzusetzen. Gleich darauf wechselte der Graf aber seine Wohnung, augenscheinlich, damit die Gräfin ihn nicht finden könne, und weigerte sich dann die Gräfin bei sich aufzunehmen und die Ehe wiederherzustellen. Pr. Haben Sie versucht dem Grafen nahe zu kommen? A. Ja, ich habe ihn auf der Straße angesprochen. Nach dem Cassettendiebstahl schickte ich dem Grafen einen Brief durch Hoppe. Letzterem ist aber beim Grafen die Thüre gewiesen worden. Durch Geschäfte veranlaßt, reiste ich nach Heidelberg, von wo aus ich dem Grafen schrieb, um über die Behandlung des Hoppe Aufklärung zu erhalten. Pr. Haben Sie den Grafen zu sich eingeladen oder haben Sie erwartet, daß er Sie besuchen würde? A. Der Graf ließ mir sagen, er wolle mich besuchen. Pr. Hoppe spricht von einem Vergiftungsversuch durch Cigarren und Champagner. A. Ich werde später hierauf zurückkommen; doch bemerke ich jetzt schon, daß die Kammerjungfer Majunke damals nicht in Aachen war und doch dieser Vorfall bezeugt. Pr. Haben Sie eine Pistole getragen. A. Ich trug ein kleines Terzerol. Pr. Jä Ihnen diese Pistole nicht einmal im Kursale zur Erde gefallen. A. Ja, sie ging aber nicht los - sie war nicht geladen. Pr. Haben Sie versucht in's Haus von Colin, wo der Graf wohnte, zu kommen? A. Ich wollte in diesem Hause miethen, aber der Graf wohnte noch nicht da. Pr. Haben Sie in Aachen einen Brief des Grafen an Fr. v. Meyendorf von der Post entwenden lassen? A. Nein, Paul Kurz hat das aus eigenem Vorwitz gethan. Pr. Haben Sie Hoppe beauftragt, die Bekanntschaft von Postbeamten zu suchen, sich nach ihren Vermögensverhältnissen zu erkundigen und Geldversprechungen zu machen? A. Nein. Pr. Es ist ein Brief in Aachen entwendet worden. A. Hierüber habe ich gesprochen; ich habe blos den Kurz beauftragt, sich auf der Post zu erkundigen, ob dort Briefe aus Düsseldorf an die Meyendorf angekommen seien, weil ich vermuthete, daß diese vom Grafen herrührten. P. Kurz hat aber aus eigenem Antrieb den Brief genommen. Pr. Sie konnten doch aus der Existenz dieser Briefe nicht auf den Inhalt schließen. Die Meyendorf konnte von ihrem früheren Aufenthalte am Rhein her mit andern Leuten in Briefwechsel stehen und der Inhalt der Briefe unverfänglich sein. A. Der Inhalt der Briefe war wahrscheinlich nicht unverfänglich, schon seit 1832 bestand ein Verhältniß zwischen dem Grafen und der Meyendorf. Pr. Kurz und Hoppe sprechen gegen Sie. A. Ich habe den Gegenbeweis geliefert, Hoppes Aussage widerspricht sich überall. Pr. Es wurde aber ein Brief der Post entzogen, und dieser Brief enthält Data, welche zu folgenden Schritten veranlaßten: Sie sollen Mendelssohn nach Düsseldorf und dann mit Fr. Kurz nach Uckerath geschickt haben. A. Diesen Brief habe ich der Gräfin allerdings ausgehändigt; ich habe aber keinen Auftrag zu dieser Reise gegeben. Pr. Es soll auf dieser Reise der Versuch zur Bestechung eines Postboten gemacht sein. A. Ich weiß nichts davon; ich war damals in Aachen. D. Pr. verliest den Brief des Pollmann. A. Dieser Brief ist schon im Prozeß gegen Mendelssohn auffallend gedeutet worden; ich habe nie mit Pollmann verkehrt und bin nie unter falschem Namen gereist. Die Fremdenbücher beweisen das. Pr. Es folgt dann ein Brief an "eine getreue Seele", aus Deutz datirt. A. Dieser Brief ist nicht von mir, er scheint von Oppenheim zu sein. Pr. Die Gräfin und Mendelssohn sollen am 9. Juli bei Rener gewesen sein, am 3. August war Mendelssohn zugleich mit dem Grafen bei Disch. A. Seit dem 28. Juli habe ich Aachen nicht verlassen und doch sagt Hoppe, ich hätte damals ein Attentat auf des Grafen Koffer gemacht. St.-Pr. Hoppe spricht von einem frühern Vorfalle. Pr. Haben Sie damals Mendelssohn und Kurz beauftragt, einen Brief zu stehlen und ein Koffer der Meyendorf gegen ein anderes zu vertauschen? A. Nein, diese Geschichten sind sämmtlich nach derselben Schablone zugeschnitten. Pr. Haben Sie versucht, den Fowinkel zum Diebstahl einer Schatulle des Grafen zu verleiten? A. Nein. Pr. Haben Sie dem Fowinkel geschrieben und 30 Thlr. geschickt? A. Ja. Fowinkel hatte seine Stelle beim Grafen verloren und wurde von der Gräfin unterstützt. Pr. Hier ist ein Brief, der dasselbe Siegel trägt wie der erste, den Sie nicht anerkennen wollen. A. Das Siegel beweist nichts dem Datum gegenüber, es gibt viele solcher Siegel, mein Siegel kann mißbraucht sein. Pr. Ein Brief vom 3. März 1847 an Fowinkel mit 15 Thlr. räth diesem an, einen Paß nach Oestreich zu nehmen, vorher aber vom Bürgermeister eine Bescheinigung über die Abreise zu erwirken, um sofort gerichtlich vernommen zu werden. A. Ja, Fowinkel wollte in seine Heimath reisen und deshalb wollte ich seine Wissenschaft in perpetuam memoriam konstatiren. Im gemeinen Rechte ist dies zulässig. (Nachmittags.) Verth. Es finden Machinationen zu Gunsten des Grafen statt. Klotz und Asbach haben in der Voruntersuchung gesagt, Lassalle habe versucht, sie zu bestechen. Beide, welche jetzt nicht als Zeugen geladen sind und in der Sitzung anwesend waren, sagen jetzt, derjenige, den sie für Lassalle gehalten, sei nicht der Angeklagte. Die Aussage Löhes, der als Zeuge geladen ist, hängt mit der dieser Beiden zusammen und ist schon deshalb die Vernehmung derselben erforderlich. St.-Pr. Man scheint die Aussage des Zeugen Löhe zu fürchten. Ich habe denselben nur laden lassen, um zu konstatiren, wovon er einen zu den Akten gegebenen Brief erhalten. Die Vernehmung von Klotz und Asbach ist daher überflüssig. Verth. Ferner bezeugt der Sohn des Gastwirths Kux aus Neuß, daß die beiden Zeugen Goedsche und Meyer, deren Verschwinden ich heute morgen beim Aufrufe erwähnte, vorgestern nach Neuß gereist sind und dort mit Stockum, dem Hauptagenten des Grafen, konferirt haben. Ich beantrage, daß vermöge der diskretionären Gewalt des Präsidenten, Klotz, Asbach und Kux vorgeladen werden. Beilage zu Nr. 70 der Neuen Rh. Zeitg. Mittwoch 9. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Polendebatte zu Frankfurt). Berlin. (Der Kommissionsentwurf der Verfassungsurkunde. ‒ Der 6. August). Schweidnitz. (Erneuerung der blutigen Auftritte. Feierliche Bestattung der am 31. Juli Gefallenen). Stettin. (Demonstration bezüglich des 6. August). Aus dem Mecklenburg'schen. (Der Großherzog und seine Unterthanen). Wien. (Das neue Ministerium. ‒ Sitzung des konst. Reichstags vom 3. August. ‒ Prov. Central-Comite für die Arbeiter-Angelegenheiten). Rendsburg. (Die verfassunggebende Versammlung zum 15. August einberufen). Apenrade. (Die Schweden sollen von Fühnen nach Schweden zurückgekehrt sein). Von der russisch-preußischen Gränze. (Russische Belohnung für jeden ausgelieferten Deserteur). Italien. (Zwei Bülletins Radetzky's. Ein Bülletin der Mailänder Regierung). Mailand. (Die Piemontesen in Codogno. Gioberti, Griffini Diktator in Brescia. Aufregung in Florenz. Entlassung der Minister. ‒ Die österreichische Avantgarde bald vor den Thoren erwartet). Turin. (Verstärkungen nach der Lombardei. Karl Albert in Pizzighetone. Zustand in Mailand. Ein Korps Lombarden nach Brescia. Der Exherzog von Modena. Karl Alberts Artilleriepark gerettet). Livorno. (Die Citadelle von Messina in sizilischen Händen). Venedig. (Aufforderung Weldens an die prov. Regierung. Antwort). Rom. (Ein geistlicher Sonderbundspublizist erdolcht). Neapel. (Die freiwillige Anleihe. Die Insurrektion im Süden. Interpellation des Justizministers). Französische Republik. Paris. (Wiedererscheinen des Geldes. Proletarier und Bourgeois. Verhaftungen. Schriftsetzer Hartmann. Die Insurgenten. Cavaignac. Bouchard's Bericht. ‒ „National- u. „Debats“ über die italische Angelegenheit. ‒ Vermischtes. Großbritannien. London. (J. Harney über Irland und die englische Preßbande). Ungarn. Pesth. (Die Südslaven von der Kamarilla unterstützt). Fünfkirchen. (Der Stuhlrichter Vrájácsis). [Französische Republik] [Fortsetzung] war gegen Proudhon gerichtet, der auf dem Schauplatz der Insurgenten erblickt wurde und zu seiner Entschuldigung gesagt haben soll, er wollte sich des herrlichen Schauspieles einer Cannonade erfreuen; ferner soll Proudhon die Insurrektion gebilligt, aber sie nicht als zeitgemäß erklärt haben. Dieser letzte Anklage wird durch den anwesenden Repräsentanten, der als Zeuge im Berichte angeführt war, sofort ein eklatantes dementi gegeben. Nun folgen noch 2 Kapitel: Die Ramifikationen in den Departements, und dann das Resüme. Das Resüme enthält die Zusammenfassung der Formen, in denen der feindliche Gedanke in den verschiedenen Daten erscheint: 17. März: Manifestation. Paris, 6. August. Der National öffnet endlich den Mund und sagt: „Obgleich nur sehr unangenehme Nachrichten aus Italien zugehen, verlieren wir jedoch noch nicht die Hoffnung, die Unabhängigkeit jenes Landes auch ohne die bewaffnete Dazwischenkunft Frankreichs, aus dem Kampfe hervorgehen zu sehen. Wir kennen, welch schmerzliches Gefühl in der Brust eines Volkes durch die Ueberzeugung hervorgerufen wird, sich nicht ohne äußere Hülfe und wäre sie selbst die eines Freunde, befreien zu können; wir wünschen daher nichts inniger, als daß Italien sich seine Freiheit selbst geben möge. Jetzt hat Frankreich sein Auge auf die Lombardei gerichtet. Die Niederlage der sardinischen Armee schafft uns neue Pflichten. Unsere Regierung wird sie zu erfüllen wissen. Wenn das republikanische Frankreich, stark durch seine Uneigennützigkeit, spricht, so hat es ein Recht, gehört zu werden. Oestreich möge einsehen, daß, je weiter wir den Zeitpunkt des Einrückens unserer Truppen in Italien hinausschoben, wir desto energischer auftreten würden, wenn man uns nöthigt, das Schwert aus der Scheide zu ziehen. Die Unabhängigkeit Italiens ist nunmehr eine ausgemachte Sache. Oestreich thäte weise daran, sie als solche zu betrachten. Die Vermittelung, welche Frankreich anbietet, kann eine einsichtsvolle Regierung nicht zurückstoßen, um im Angesichte Europa's eine schwere Verantwortlichkeit auf sich zu laden. Wer bürgt dafür, wie weit die Wege gehen, wenn einmal der erste Kanonenschuß abgefeuert! Es gibt Opfer, zu welchen das Interesse ebenso räth, als die Gerechtigkeit. Italien ist für Oestreich auf ewig verloren. Warum wollte es sich mit aller Gewalt gegen diese unvermeidliche Thatsache stemmen und durch einen unnützen Widerstand dasjenige auf's Spiel setzen, was ihm noch bleibt, aber ihm leicht entschlüpfen könnte, wenn es noch Zeit ist!“ ‒ Das Journal des Debats zeigt ebenfalls an, daß Frankreich und England übereingekommen, die italienische Frage gemeinschaftlich vermitteln. ‒ Die Division Magnan, die bisher in St. Maur bei Paris lagerte, wird ungefähr sechs Tage brauchen, um die Alpen zu erreichen. Dieselbe Division legte bekanntlich 120 französische Meilen, die sie von Paris trennten, in 7 Tagen zu Fuß zurück, als sie von Cavaignac zur Hülfe gegen die „Räuber“ gerufen wurde. Diesmal braucht sie die Eisenbahnen, soweit sie reichen und wird daher keine volle sieben Tage brauchen. ‒ Heute verläßt die Kriegsfregatte Ulloa mit einer ersten Ladung von 600 Räubern die Rhede von Havre, um sie in unwirthbare Eilande überzuschiffen. Diese 600 Insurgenten wurden in voriger Nacht aus den Forts Jory, Vanves und Aubervilliers unter starker Bedeckung geholt und auf den Rouener Bahnhof (rue St. Lazare) gebracht, von wo sie mittels eines Spezialzugs bis Havre geschafft werden. Genoudes „Gazette de France“ ist gestern wegen fünf aufrührerischer Artikel mit Beschlag belegt worden. Genoude selbst ist nicht verhaftet. ‒ Das „Atelier,“ ein unter Corbons Protektorat, des Vize-Präsidenten der Nationalversammlung, angeblich von Proletariern redigirtes Wochenblatt, zeigt an, daß es in Folge des Kautionsgesetzes nur monatlich erscheinen werde. Großbritannien. 24 London, 5. Aug. „Irland und die englische Preßbande“ ist die Zuschrift betitelt, welche J. Harney in dieser Woche an die Arbeiter Englands richtet. Er bekennt frei, daß er nicht länger den wüthenden Haß der Iren gegen Alles, was Englisch ist oder klingt, verdammen kann, er daß vollständig begreift, wie Zunge und Feder so vieler talentvoller Irländer seit Jahren durch diese Wuth inspirirt worden. Sonst habe man noch sagen können zu den Iren: seht, das ist die aristokratische Regierung dieses Landes, die Euch unterdrückt; diese allein ist's, welche verhindert, daß Ihr zu Euerm Rechte gelangt. Jetzt aber zeigt es sich im Gegentheil, daß eine ganze Klasse, die herrschende, nicht Gift und Galle, nicht Hohn und Spott genug hat, um dem Iren das Blut in die Wangen zu treiben. Dies zeigt sich besonders seit der neuesten irischen Bewegung, zumal nach der Suspension der Habeas-Corpus-Akte für Irland. „Die Burgeoisie“, sagt Harney, „von Natur selbstsüchtig, unwissend und feig, und folglich Freundin der „Ordnung“ unter jeder Bedingung, diese Bourgeoisie, die wenn Ernst von Cumberland oder Nicolaus in diesem Lande herrschte, vor solchen Herrschern niederknien würde: diese Bourgeoisie ist in allen ihren Abstufungen vom bittersten Haß gegen Irland erfüllt. Redet mit ihnen über den Gegenstand und Ihr werdet bei der Shopocracy (Krämerwelt) vom Juwelenhändler bis zum Schnupftabackkrämer, von der Börse und dem Comtoir des Großhändlers bis zum kleinsten Ladentische nur Ein Gefühl vorherrschend finden, das der Rache gegen Irland. Ihre Idee von Heilmitteln drückt Capitän Maxwell mit seinen „wenigen Fässern Pulver und einigen Tau-Enden“ vollkommen aus. Es giebt Ausnahmen, diese sind aber gleich den weißen Krähen . . . . Der Beweis von dem Hasse oder der Gleichgültigkeit der Mittelkasse und eines großen Theils der Arbeiter ergiebt sich aus dem Charakter der von gedachten Klassen unterstützten oder geduldeten Journalen. Die Lieblingsblätter der Bourgeoisie: Times, Chronicle, Herald und Daily News, sind allesammt unermüdliche Verläumder und Feinde des irischen Volkes. Die scheinradikalen: Morning Advertiser und Sun sind ebenso anti-irisch. Unter den Wochenblättern werden besonders: Spectator, Examiner, Atlas, John Bull und Britannia von den „höhern“ und mittlern Klassen gelesen. Die Leser von: Dispatch, Sunday Times, Bell's Life, Douglas Jerrold etc. gehören der mittlern und arbeitenden Klasse an. Weiter unten stehen die wohlfeilen Greenacre-Journale, die fast nur von Arbeitern gelesen werden. Alle diese Wochenblätter, ob sie sich nun zu Whigs, Tories oder Radikalen zählen, wetteifern mit Times und Chronicle im Schimpfen, Lästern und Karrikiren des irischen Volkes. . . . . Der „Northern Star“ ist das einzige Journal, welches bisher unter allen Umständen die Rechte des irischen Volkes vertheidigt hat. . . . . Die gewaltthätige Unterdrückung der „Nation“ und des „Irisch Felon“, die muthwillige Vernichtung des Eigenthums beider Journale, in Verbindung mit der verächtlichen aber grausamen Verfolgung der Setzer und Drucker dieser Journale und der armen Geschöpfe, welche vom Verkauf derselben ihr Leben fristeten: das Alles hat bei diesen Journalen nicht Ein Wort des Tadels oder der Verdammung hervorgerufen. Man denke sich dabei den Ausbruch tugendhafter Entrüstung, mit welcher Times, Chronicle etc. solche Handlungen besprochen hätten, wären sie auf Nikolaus's statt auf Clarendon's Befehl und in Warschau, statt in der Hauptstadt von „Irland“ verübt worden! Niemand konnte überrascht sein, daß diese Blätter die Regierung zur Verfolgung S. O'Briens und seiner Anhänger durch Feuer und Schwert aufhetzten: allein sie hätten sich wenigstens der Lügen und Verläumdungen enthalten können, durch welche sie auch den Charakter ihrer Schlachtopfer zu vernichten und auf ihren Namen Haß und Schande zu häufen suchten. Brave Männer sind hochherzig, wenn auch im persönlichen Kampf mit ihren Feinden. Allein diese erkauften Wichte der gedachten Preßbande, die lügen, weil man sie dafür bezahlt, sind jedes ehrenhaften Gefühls, jeder Rücksicht auf Wahrheit und Unpartheilichkeit baar und ledig.“ Ungarn. Pesth, 2. Aug. Unsere Feinde werden öffentlich von der Camarilla unterstützt. Rajasich soll dem Jellasics aus der griechischen Kirchenkasse 100,000 Gulden Münze zur Deckung der Kriegskosten übermacht haben. (Die Opposition.) Fünfkirchen, 28. Juli. Der Stuhlrichter in Daruvár, Vrájácsics, war früher ein unbeachteter Barbiergeselle, nun ist er aber der größte und erster Empörer und Aufwiegler in ganz Slavovonien; dieser Gehülfe der Innsbrucker, war schon früher der Erste, und ist es auch gegenwärtig, der das slavonische Landvolk zur Revolutionsfahne geworben hat. Auf Anordnung und unter eigner Anführung des Vrájásics, wurde der ungarisch gesinnte Wirth im Bade zu Daruvár schuldlos schrecklich mißhandelt, daß Kastell des ungarisch gesinnten Grundherrn Jánkovics mit Sturm genommen, daselbst Alles sowie in der ganzen Umgegend geplündert. (Die Opposition.) Amtliche Nachrichten. Monats-Uebersicht der preußischen Bank. Gemäß §. 99 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846. Aktiva. 1) Geprägtes Geld und Barren 11,460,000 Rthlr. 2) Kassen-Anweisungen u. Darlehns-Kassensch. 2,649,300 Rthlr. 3) Wechsel-Bestände 12,071,500 Rthlr. 4) Lombard-Bestände 13,853,200 Rthlr. 5) Staats-Papiere, verschiedene Forderungen und Aktiva 13,106,900 Rthlr. Passiva. 6) Banknoten im Umlauf 14,791,900 Rthlr. 7) Depositen-Kapitalien 19,905,500 Rthlr. 8) Darlehn des Staats in Kassen-Anweisungen (nach Rückzahlung von 4,900,000 Rthlr., ctr. §. 29 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846) 1,100,000 Rthlr. 9) Guthaben der Staatskassen, Institute und Privat-Personen, mit Einschluß des Giro-Verkehrs 4,856,200 Rthlr. Berlin, den 31. Juli 1848. Königl. preuß. Haupt-Bank-Direktorium. (gez.) v. Lamprecht. Witt. Reichenbach. Meyen. Schmidt. Woywod. Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Pr. Wo war die Gräfin? A. Die Gräfin war in Düsseldorf und hatte dort von der Frau Wachter von dem Schenkungsakt zu Gunsten der Meyendorf gehört. Die Gräfin ging hierauf nach Aachen, besuchte in Begleitung des Pastors Bockum den Grafen und machte diesem Vorhaltungen wegen der Schenkung, sowie daß sie gehört habe, der Akt sei simulirt. Der Graf versprach einen Revers auszustellen, daß das letztere wahr sei; versöhnte sich mit der Gräfin und versprach das eheliche Leben wieder fortzusetzen. Gleich darauf wechselte der Graf aber seine Wohnung, augenscheinlich, damit die Gräfin ihn nicht finden könne, und weigerte sich dann die Gräfin bei sich aufzunehmen und die Ehe wiederherzustellen. Pr. Haben Sie versucht dem Grafen nahe zu kommen? A. Ja, ich habe ihn auf der Straße angesprochen. Nach dem Cassettendiebstahl schickte ich dem Grafen einen Brief durch Hoppe. Letzterem ist aber beim Grafen die Thüre gewiesen worden. Durch Geschäfte veranlaßt, reiste ich nach Heidelberg, von wo aus ich dem Grafen schrieb, um über die Behandlung des Hoppe Aufklärung zu erhalten. Pr. Haben Sie den Grafen zu sich eingeladen oder haben Sie erwartet, daß er Sie besuchen würde? A. Der Graf ließ mir sagen, er wolle mich besuchen. Pr. Hoppe spricht von einem Vergiftungsversuch durch Cigarren und Champagner. A. Ich werde später hierauf zurückkommen; doch bemerke ich jetzt schon, daß die Kammerjungfer Majunke damals nicht in Aachen war und doch dieser Vorfall bezeugt. Pr. Haben Sie eine Pistole getragen. A. Ich trug ein kleines Terzerol. Pr. Jä Ihnen diese Pistole nicht einmal im Kursale zur Erde gefallen. A. Ja, sie ging aber nicht los ‒ sie war nicht geladen. Pr. Haben Sie versucht in's Haus von Colin, wo der Graf wohnte, zu kommen? A. Ich wollte in diesem Hause miethen, aber der Graf wohnte noch nicht da. Pr. Haben Sie in Aachen einen Brief des Grafen an Fr. v. Meyendorf von der Post entwenden lassen? A. Nein, Paul Kurz hat das aus eigenem Vorwitz gethan. Pr. Haben Sie Hoppe beauftragt, die Bekanntschaft von Postbeamten zu suchen, sich nach ihren Vermögensverhältnissen zu erkundigen und Geldversprechungen zu machen? A. Nein. Pr. Es ist ein Brief in Aachen entwendet worden. A. Hierüber habe ich gesprochen; ich habe blos den Kurz beauftragt, sich auf der Post zu erkundigen, ob dort Briefe aus Düsseldorf an die Meyendorf angekommen seien, weil ich vermuthete, daß diese vom Grafen herrührten. P. Kurz hat aber aus eigenem Antrieb den Brief genommen. Pr. Sie konnten doch aus der Existenz dieser Briefe nicht auf den Inhalt schließen. Die Meyendorf konnte von ihrem früheren Aufenthalte am Rhein her mit andern Leuten in Briefwechsel stehen und der Inhalt der Briefe unverfänglich sein. A. Der Inhalt der Briefe war wahrscheinlich nicht unverfänglich, schon seit 1832 bestand ein Verhältniß zwischen dem Grafen und der Meyendorf. Pr. Kurz und Hoppe sprechen gegen Sie. A. Ich habe den Gegenbeweis geliefert, Hoppes Aussage widerspricht sich überall. Pr. Es wurde aber ein Brief der Post entzogen, und dieser Brief enthält Data, welche zu folgenden Schritten veranlaßten: Sie sollen Mendelssohn nach Düsseldorf und dann mit Fr. Kurz nach Uckerath geschickt haben. A. Diesen Brief habe ich der Gräfin allerdings ausgehändigt; ich habe aber keinen Auftrag zu dieser Reise gegeben. Pr. Es soll auf dieser Reise der Versuch zur Bestechung eines Postboten gemacht sein. A. Ich weiß nichts davon; ich war damals in Aachen. D. Pr. verliest den Brief des Pollmann. A. Dieser Brief ist schon im Prozeß gegen Mendelssohn auffallend gedeutet worden; ich habe nie mit Pollmann verkehrt und bin nie unter falschem Namen gereist. Die Fremdenbücher beweisen das. Pr. Es folgt dann ein Brief an „eine getreue Seele“, aus Deutz datirt. A. Dieser Brief ist nicht von mir, er scheint von Oppenheim zu sein. Pr. Die Gräfin und Mendelssohn sollen am 9. Juli bei Rener gewesen sein, am 3. August war Mendelssohn zugleich mit dem Grafen bei Disch. A. Seit dem 28. Juli habe ich Aachen nicht verlassen und doch sagt Hoppe, ich hätte damals ein Attentat auf des Grafen Koffer gemacht. St.-Pr. Hoppe spricht von einem frühern Vorfalle. Pr. Haben Sie damals Mendelssohn und Kurz beauftragt, einen Brief zu stehlen und ein Koffer der Meyendorf gegen ein anderes zu vertauschen? A. Nein, diese Geschichten sind sämmtlich nach derselben Schablone zugeschnitten. Pr. Haben Sie versucht, den Fowinkel zum Diebstahl einer Schatulle des Grafen zu verleiten? A. Nein. Pr. Haben Sie dem Fowinkel geschrieben und 30 Thlr. geschickt? A. Ja. Fowinkel hatte seine Stelle beim Grafen verloren und wurde von der Gräfin unterstützt. Pr. Hier ist ein Brief, der dasselbe Siegel trägt wie der erste, den Sie nicht anerkennen wollen. A. Das Siegel beweist nichts dem Datum gegenüber, es gibt viele solcher Siegel, mein Siegel kann mißbraucht sein. Pr. Ein Brief vom 3. März 1847 an Fowinkel mit 15 Thlr. räth diesem an, einen Paß nach Oestreich zu nehmen, vorher aber vom Bürgermeister eine Bescheinigung über die Abreise zu erwirken, um sofort gerichtlich vernommen zu werden. A. Ja, Fowinkel wollte in seine Heimath reisen und deshalb wollte ich seine Wissenschaft in perpetuam memoriam konstatiren. Im gemeinen Rechte ist dies zulässig. (Nachmittags.) Verth. Es finden Machinationen zu Gunsten des Grafen statt. Klotz und Asbach haben in der Voruntersuchung gesagt, Lassalle habe versucht, sie zu bestechen. Beide, welche jetzt nicht als Zeugen geladen sind und in der Sitzung anwesend waren, sagen jetzt, derjenige, den sie für Lassalle gehalten, sei nicht der Angeklagte. Die Aussage Löhes, der als Zeuge geladen ist, hängt mit der dieser Beiden zusammen und ist schon deshalb die Vernehmung derselben erforderlich. St.-Pr. Man scheint die Aussage des Zeugen Löhe zu fürchten. Ich habe denselben nur laden lassen, um zu konstatiren, wovon er einen zu den Akten gegebenen Brief erhalten. Die Vernehmung von Klotz und Asbach ist daher überflüssig. Verth. Ferner bezeugt der Sohn des Gastwirths Kux aus Neuß, daß die beiden Zeugen Goedsche und Meyer, deren Verschwinden ich heute morgen beim Aufrufe erwähnte, vorgestern nach Neuß gereist sind und dort mit Stockum, dem Hauptagenten des Grafen, konferirt haben. Ich beantrage, daß vermöge der diskretionären Gewalt des Präsidenten, Klotz, Asbach und Kux vorgeladen werden. <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0355"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 70 der Neuen Rh. Zeitg. </titlePart> <docImprint> <docDate>Mittwoch 9. August 1848.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="contents" n="1"> <head>Uebersicht.</head> <p><hi rendition="#g">Deutschland.</hi> Köln. (Die Polendebatte zu Frankfurt). Berlin. (Der Kommissionsentwurf der Verfassungsurkunde. ‒ Der 6. August). Schweidnitz. (Erneuerung der blutigen Auftritte. Feierliche Bestattung der am 31. Juli Gefallenen). Stettin. (Demonstration bezüglich des 6. August). Aus dem Mecklenburg'schen. (Der Großherzog und seine Unterthanen). Wien. (Das neue Ministerium. ‒ Sitzung des konst. Reichstags vom 3. August. ‒ Prov. Central-Comite für die Arbeiter-Angelegenheiten). Rendsburg. (Die verfassunggebende Versammlung zum 15. August einberufen). Apenrade. (Die Schweden sollen von Fühnen nach Schweden zurückgekehrt sein). Von der russisch-preußischen Gränze. (Russische Belohnung für jeden ausgelieferten Deserteur).</p> <p><hi rendition="#g">Italien.</hi> (Zwei Bülletins Radetzky's. Ein Bülletin der Mailänder Regierung). Mailand. (Die Piemontesen in Codogno. Gioberti, Griffini Diktator in Brescia. Aufregung in Florenz. Entlassung der Minister. ‒ Die österreichische Avantgarde bald vor den Thoren erwartet). Turin. (Verstärkungen nach der Lombardei. Karl Albert in Pizzighetone. Zustand in Mailand. Ein Korps Lombarden nach Brescia. Der Exherzog von Modena. Karl Alberts Artilleriepark gerettet). Livorno. (Die Citadelle von Messina in sizilischen Händen). Venedig. (Aufforderung Weldens an die prov. Regierung. Antwort). Rom. (Ein geistlicher Sonderbundspublizist erdolcht). Neapel. (Die freiwillige Anleihe. Die Insurrektion im Süden. Interpellation des Justizministers).</p> <p><hi rendition="#g">Französische Republik.</hi> Paris. (Wiedererscheinen des Geldes. Proletarier und Bourgeois. Verhaftungen. Schriftsetzer Hartmann. Die Insurgenten. Cavaignac. Bouchard's Bericht. ‒ „National- u. „Debats“ über die italische Angelegenheit. ‒ Vermischtes.</p> <p><hi rendition="#g">Großbritannien.</hi> London. (J. Harney über Irland und die englische Preßbande).</p> <p><hi rendition="#g">Ungarn.</hi> Pesth. (Die Südslaven von der Kamarilla unterstützt). Fünfkirchen. (Der Stuhlrichter Vrájácsis).</p> </div> <div n="1"> <head>[Französische Republik]</head> <div xml:id="ar070b_001" type="jArticle"> <p> <ref type="link">[Fortsetzung]</ref> </p> <p>war gegen Proudhon gerichtet, der auf dem Schauplatz der Insurgenten erblickt wurde und zu seiner Entschuldigung gesagt haben soll, er wollte sich des herrlichen Schauspieles einer Cannonade erfreuen; ferner soll Proudhon die Insurrektion gebilligt, aber sie nicht als zeitgemäß erklärt haben. Dieser letzte Anklage wird durch den anwesenden Repräsentanten, der als Zeuge im Berichte angeführt war, sofort ein eklatantes dementi gegeben.</p> <p>Nun folgen noch 2 Kapitel: Die Ramifikationen in den Departements, und dann das Resüme. Das Resüme enthält die Zusammenfassung der Formen, in denen der feindliche Gedanke in den verschiedenen Daten erscheint: <hi rendition="#et">17. März: Manifestation.<lb/> 16. April: Komplot.<lb/> 15. Mai: Attentat.<lb/> 23. Juni: Bürgerkrieg,</hi> und wo bleibt der 24. Februar?</p> </div> <div xml:id="ar070b_002" type="jArticle"> <head>Paris, 6. August.</head> <p>Der <hi rendition="#g">National</hi> öffnet endlich den Mund und sagt: „Obgleich nur sehr unangenehme Nachrichten aus Italien zugehen, verlieren wir jedoch noch nicht die Hoffnung, die Unabhängigkeit jenes Landes auch ohne die bewaffnete Dazwischenkunft Frankreichs, aus dem Kampfe hervorgehen zu sehen. Wir kennen, welch schmerzliches Gefühl in der Brust eines Volkes durch die Ueberzeugung hervorgerufen wird, sich nicht ohne äußere Hülfe und wäre sie selbst die eines Freunde, befreien zu können; wir wünschen daher nichts inniger, als daß Italien sich seine Freiheit selbst geben möge. Jetzt hat Frankreich sein Auge auf die Lombardei gerichtet. Die Niederlage der sardinischen Armee schafft uns neue Pflichten. Unsere Regierung wird sie zu erfüllen wissen. Wenn das republikanische Frankreich, stark durch seine Uneigennützigkeit, spricht, so hat es ein Recht, gehört zu werden. Oestreich möge einsehen, daß, je weiter wir den Zeitpunkt des Einrückens unserer Truppen in Italien hinausschoben, wir desto energischer auftreten würden, wenn man uns nöthigt, das Schwert aus der Scheide zu ziehen. Die Unabhängigkeit Italiens ist nunmehr eine ausgemachte Sache. Oestreich thäte weise daran, sie als solche zu betrachten. Die Vermittelung, welche Frankreich anbietet, kann eine einsichtsvolle Regierung nicht zurückstoßen, um im Angesichte Europa's eine schwere Verantwortlichkeit auf sich zu laden. Wer bürgt dafür, wie weit die Wege gehen, wenn einmal der erste Kanonenschuß abgefeuert! Es gibt Opfer, zu welchen das Interesse ebenso räth, als die Gerechtigkeit. Italien ist für Oestreich auf ewig verloren. Warum wollte es sich mit aller Gewalt gegen diese unvermeidliche Thatsache stemmen und durch einen unnützen Widerstand dasjenige auf's Spiel setzen, <hi rendition="#g">was ihm noch bleibt,</hi> aber ihm leicht entschlüpfen könnte, wenn es noch Zeit ist!“</p> <p>‒ Das Journal des Debats zeigt ebenfalls an, daß Frankreich und England übereingekommen, die italienische Frage gemeinschaftlich <hi rendition="#g">vermitteln.</hi> </p> <p>‒ Die Division Magnan, die bisher in St. Maur bei Paris lagerte, wird ungefähr sechs Tage brauchen, um die Alpen zu erreichen. Dieselbe Division legte bekanntlich 120 französische Meilen, die sie von Paris trennten, in 7 Tagen <hi rendition="#g">zu Fuß</hi> zurück, als sie von Cavaignac zur Hülfe gegen die „Räuber“ gerufen wurde. Diesmal braucht sie die Eisenbahnen, soweit sie reichen und wird daher keine volle sieben Tage brauchen.</p> <p>‒ Heute verläßt die Kriegsfregatte Ulloa mit einer ersten Ladung von 600 <hi rendition="#g">Räubern</hi> die Rhede von Havre, um sie in unwirthbare Eilande überzuschiffen. Diese 600 Insurgenten wurden in voriger Nacht aus den Forts Jory, Vanves und Aubervilliers unter starker Bedeckung geholt und auf den Rouener Bahnhof (rue St. Lazare) gebracht, von wo sie mittels eines Spezialzugs bis Havre geschafft werden.</p> <p>Genoudes „Gazette de France“ ist gestern wegen fünf aufrührerischer Artikel mit Beschlag belegt worden. Genoude selbst ist nicht verhaftet.</p> <p>‒ Das „Atelier,“ ein unter Corbons Protektorat, des Vize-Präsidenten der Nationalversammlung, angeblich von Proletariern redigirtes Wochenblatt, zeigt an, daß es in Folge des Kautionsgesetzes nur monatlich erscheinen werde.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar070b_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>24</author></bibl> London, 5. Aug.</head> <p>„Irland und die englische Preßbande“ ist die Zuschrift betitelt, welche <hi rendition="#g">J. Harney</hi> in dieser Woche an die Arbeiter Englands richtet. Er bekennt frei, daß er nicht länger den wüthenden Haß der Iren gegen Alles, was Englisch ist oder klingt, verdammen kann, er daß vollständig begreift, wie Zunge und Feder so vieler talentvoller Irländer seit Jahren durch diese Wuth inspirirt worden. Sonst habe man noch sagen können zu den Iren: seht, das ist die aristokratische Regierung dieses Landes, die Euch unterdrückt; diese allein ist's, welche verhindert, daß Ihr zu Euerm Rechte gelangt. Jetzt aber zeigt es sich im Gegentheil, daß eine ganze Klasse, die herrschende, nicht Gift und Galle, nicht Hohn und Spott genug hat, um dem Iren das Blut in die Wangen zu treiben. Dies zeigt sich besonders seit der neuesten irischen Bewegung, zumal nach der Suspension der Habeas-Corpus-Akte für Irland. „Die Burgeoisie“, sagt Harney, „von Natur selbstsüchtig, unwissend und feig, und folglich Freundin der „Ordnung“ unter jeder Bedingung, diese Bourgeoisie, die wenn <hi rendition="#g">Ernst</hi> von Cumberland oder Nicolaus in diesem Lande herrschte, vor solchen Herrschern niederknien würde: diese Bourgeoisie ist in allen ihren Abstufungen vom bittersten Haß gegen Irland erfüllt. Redet mit ihnen über den Gegenstand und Ihr werdet bei der Shopocracy (Krämerwelt) vom Juwelenhändler bis zum Schnupftabackkrämer, von der Börse und dem Comtoir des Großhändlers bis zum kleinsten Ladentische nur Ein Gefühl vorherrschend finden, das der Rache gegen Irland. Ihre Idee von Heilmitteln drückt Capitän Maxwell mit seinen „wenigen Fässern Pulver und einigen Tau-Enden“ vollkommen aus. Es giebt Ausnahmen, diese sind aber gleich den weißen Krähen . . . . Der Beweis von dem Hasse oder der Gleichgültigkeit der Mittelkasse und eines großen Theils der Arbeiter ergiebt sich aus dem Charakter der von gedachten Klassen unterstützten oder geduldeten Journalen.</p> <p>Die Lieblingsblätter der Bourgeoisie: Times, Chronicle, Herald und Daily News, sind allesammt unermüdliche Verläumder und Feinde des irischen Volkes. Die scheinradikalen: Morning Advertiser und Sun sind ebenso anti-irisch. Unter den Wochenblättern werden besonders: Spectator, Examiner, Atlas, John Bull und Britannia von den „höhern“ und mittlern Klassen gelesen. Die Leser von: Dispatch, Sunday Times, Bell's Life, Douglas Jerrold etc. gehören der mittlern und arbeitenden Klasse an. Weiter unten stehen die wohlfeilen Greenacre-Journale, die fast nur von Arbeitern gelesen werden. Alle diese Wochenblätter, ob sie sich nun zu Whigs, Tories oder Radikalen zählen, wetteifern mit Times und Chronicle im Schimpfen, Lästern und Karrikiren des irischen Volkes. . . . .</p> <p>Der „Northern Star“ ist das einzige Journal, welches bisher unter allen Umständen die Rechte des irischen Volkes vertheidigt hat. . . . .</p> <p>Die gewaltthätige Unterdrückung der „Nation“ und des „Irisch Felon“, die muthwillige Vernichtung des Eigenthums beider Journale, in Verbindung mit der verächtlichen aber grausamen Verfolgung der Setzer und Drucker dieser Journale und der armen Geschöpfe, welche vom Verkauf derselben ihr Leben fristeten: das Alles hat bei diesen Journalen nicht Ein Wort des Tadels oder der Verdammung hervorgerufen. Man denke sich dabei den Ausbruch tugendhafter Entrüstung, mit welcher Times, Chronicle etc. solche Handlungen besprochen hätten, wären sie auf Nikolaus's statt auf Clarendon's Befehl und in Warschau, statt in der Hauptstadt von „Irland“ verübt worden! Niemand konnte überrascht sein, daß diese Blätter die Regierung zur Verfolgung S. O'Briens und seiner Anhänger durch Feuer und Schwert aufhetzten: allein sie hätten sich wenigstens der Lügen und Verläumdungen enthalten können, durch welche sie auch den Charakter ihrer Schlachtopfer zu vernichten und auf ihren Namen Haß und Schande zu häufen suchten. Brave Männer sind hochherzig, wenn auch im persönlichen Kampf mit ihren Feinden. Allein diese erkauften Wichte der gedachten Preßbande, die lügen, weil man sie dafür bezahlt, sind jedes ehrenhaften Gefühls, jeder Rücksicht auf Wahrheit und Unpartheilichkeit baar und ledig.“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar070b_004" type="jArticle"> <head>Pesth, 2. Aug.</head> <p>Unsere Feinde werden öffentlich von der Camarilla unterstützt. Rajasich soll dem Jellasics aus der griechischen Kirchenkasse 100,000 Gulden Münze zur Deckung der Kriegskosten übermacht haben.</p> <p>(Die Opposition.)</p> </div> <div xml:id="ar070b_005" type="jArticle"> <head>Fünfkirchen, 28. Juli.</head> <p>Der Stuhlrichter in Daruvár, Vrájácsics, war früher ein unbeachteter Barbiergeselle, nun ist er aber der größte und erster Empörer und Aufwiegler in ganz Slavovonien; dieser Gehülfe der Innsbrucker, war schon früher der Erste, und ist es auch gegenwärtig, der das slavonische Landvolk zur Revolutionsfahne geworben hat. Auf Anordnung und unter eigner Anführung des Vrájásics, wurde der ungarisch gesinnte Wirth im Bade zu Daruvár schuldlos schrecklich mißhandelt, daß Kastell des ungarisch gesinnten Grundherrn Jánkovics mit Sturm genommen, daselbst Alles sowie in der ganzen Umgegend geplündert.</p> <p>(Die Opposition.)</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Amtliche Nachrichten.</head> <div xml:id="ar070b_007" type="jArticle"> <p><hi rendition="#g">Monats-Uebersicht der preußischen Bank.</hi> Gemäß §. 99 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846.</p> <list> <item> <list> <head> <hi rendition="#g">Aktiva.</hi> </head> <item>1) Geprägtes Geld und Barren 11,460,000 Rthlr.</item> <item>2) Kassen-Anweisungen u. Darlehns-Kassensch. 2,649,300 Rthlr.</item> <item>3) Wechsel-Bestände 12,071,500 Rthlr.</item> <item>4) Lombard-Bestände 13,853,200 Rthlr.</item> <item>5) Staats-Papiere, verschiedene Forderungen und Aktiva 13,106,900 Rthlr.</item> </list> </item> <item> <list> <head> <hi rendition="#g">Passiva.</hi> </head> <item>6) Banknoten im Umlauf 14,791,900 Rthlr.</item> <item>7) Depositen-Kapitalien 19,905,500 Rthlr.</item> <item>8) Darlehn des Staats in Kassen-Anweisungen (nach Rückzahlung von 4,900,000 Rthlr., ctr. §. 29 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846) 1,100,000 Rthlr.</item> <item>9) Guthaben der Staatskassen, Institute und Privat-Personen, mit Einschluß des Giro-Verkehrs 4,856,200 Rthlr.</item> </list> </item> </list> <p>Berlin, den 31. Juli 1848.</p> <p>Königl. preuß. Haupt-Bank-Direktorium.</p> <p>(gez.) <hi rendition="#g">v. Lamprecht. Witt. Reichenbach. Meyen. Schmidt. Woywod.</hi> </p> </div> </div> <div n="1"> <head>Handels-Nachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div n="1"> <head>[Gerichtsprotokoll]</head> <div xml:id="ar070b_006" type="jArticle"> <head>Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.</head> <p> <ref type="link">(Fortsetzung.)</ref> </p> <p>Pr. Wo war die Gräfin?</p> <p>A. Die Gräfin war in Düsseldorf und hatte dort von der Frau Wachter von dem Schenkungsakt zu Gunsten der Meyendorf gehört. Die Gräfin ging hierauf nach Aachen, besuchte in Begleitung des Pastors Bockum den Grafen und machte diesem Vorhaltungen wegen der Schenkung, sowie daß sie gehört habe, der Akt sei simulirt. Der Graf versprach einen Revers auszustellen, daß das letztere wahr sei; versöhnte sich mit der Gräfin und versprach das eheliche Leben wieder fortzusetzen. Gleich darauf wechselte der Graf aber seine Wohnung, augenscheinlich, damit die Gräfin ihn nicht finden könne, und weigerte sich dann die Gräfin bei sich aufzunehmen und die Ehe wiederherzustellen.</p> <p>Pr. Haben Sie versucht dem Grafen nahe zu kommen?</p> <p>A. Ja, ich habe ihn auf der Straße angesprochen. Nach dem Cassettendiebstahl schickte ich dem Grafen einen Brief durch Hoppe. Letzterem ist aber beim Grafen die Thüre gewiesen worden. Durch Geschäfte veranlaßt, reiste ich nach Heidelberg, von wo aus ich dem Grafen schrieb, um über die Behandlung des Hoppe Aufklärung zu erhalten.</p> <p>Pr. Haben Sie den Grafen zu sich eingeladen oder haben Sie erwartet, daß er Sie besuchen würde?</p> <p>A. Der Graf ließ mir sagen, er wolle mich besuchen.</p> <p>Pr. Hoppe spricht von einem Vergiftungsversuch durch Cigarren und Champagner.</p> <p>A. Ich werde später hierauf zurückkommen; doch bemerke ich jetzt schon, daß die Kammerjungfer Majunke damals nicht in Aachen war und doch dieser Vorfall bezeugt.</p> <p>Pr. Haben Sie eine Pistole getragen.</p> <p>A. Ich trug ein kleines Terzerol.</p> <p>Pr. Jä Ihnen diese Pistole nicht einmal im Kursale zur Erde gefallen.</p> <p>A. Ja, sie ging aber nicht los ‒ sie war nicht geladen.</p> <p>Pr. Haben Sie versucht in's Haus von Colin, wo der Graf wohnte, zu kommen?</p> <p>A. Ich wollte in diesem Hause miethen, aber der Graf wohnte noch nicht da.</p> <p>Pr. Haben Sie in Aachen einen Brief des Grafen an Fr. v. Meyendorf von der Post entwenden lassen?</p> <p>A. Nein, Paul Kurz hat das aus eigenem Vorwitz gethan.</p> <p>Pr. Haben Sie Hoppe beauftragt, die Bekanntschaft von Postbeamten zu suchen, sich nach ihren Vermögensverhältnissen zu erkundigen und Geldversprechungen zu machen?</p> <p>A. Nein.</p> <p>Pr. Es ist ein Brief in Aachen entwendet worden.</p> <p>A. Hierüber habe ich gesprochen; ich habe blos den Kurz beauftragt, sich auf der Post zu erkundigen, ob dort Briefe aus Düsseldorf an die Meyendorf angekommen seien, weil ich vermuthete, daß diese vom Grafen herrührten. P. Kurz hat aber aus eigenem Antrieb den Brief genommen.</p> <p>Pr. Sie konnten doch aus der Existenz dieser Briefe nicht auf den Inhalt schließen. Die Meyendorf konnte von ihrem früheren Aufenthalte am Rhein her mit andern Leuten in Briefwechsel stehen und der Inhalt der Briefe unverfänglich sein.</p> <p>A. Der Inhalt der Briefe war wahrscheinlich nicht unverfänglich, schon seit 1832 bestand ein Verhältniß zwischen dem Grafen und der Meyendorf.</p> <p>Pr. Kurz und Hoppe sprechen gegen Sie.</p> <p>A. Ich habe den Gegenbeweis geliefert, Hoppes Aussage widerspricht sich überall.</p> <p>Pr. Es wurde aber ein Brief der Post entzogen, und dieser Brief enthält Data, welche zu folgenden Schritten veranlaßten: Sie sollen Mendelssohn nach Düsseldorf und dann mit Fr. Kurz nach Uckerath geschickt haben.</p> <p>A. Diesen Brief habe ich der Gräfin allerdings ausgehändigt; ich habe aber keinen Auftrag zu dieser Reise gegeben.</p> <p>Pr. Es soll auf dieser Reise der Versuch zur Bestechung eines Postboten gemacht sein.</p> <p>A. Ich weiß nichts davon; ich war damals in Aachen.</p> <p>D. Pr. verliest den Brief des Pollmann.</p> <p>A. Dieser Brief ist schon im Prozeß gegen Mendelssohn auffallend gedeutet worden; ich habe nie mit Pollmann verkehrt und bin nie unter falschem Namen gereist. Die Fremdenbücher beweisen das.</p> <p>Pr. Es folgt dann ein Brief an „eine getreue Seele“, aus Deutz datirt.</p> <p>A. Dieser Brief ist nicht von mir, er scheint von Oppenheim zu sein.</p> <p>Pr. Die Gräfin und Mendelssohn sollen am 9. Juli bei Rener gewesen sein, am 3. August war Mendelssohn zugleich mit dem Grafen bei Disch.</p> <p>A. Seit dem 28. Juli habe ich Aachen nicht verlassen und doch sagt Hoppe, ich hätte damals ein Attentat auf des Grafen Koffer gemacht.</p> <p>St.-Pr. Hoppe spricht von einem frühern Vorfalle.</p> <p>Pr. Haben Sie damals Mendelssohn und Kurz beauftragt, einen Brief zu stehlen und ein Koffer der Meyendorf gegen ein anderes zu vertauschen?</p> <p>A. Nein, diese Geschichten sind sämmtlich nach derselben Schablone zugeschnitten.</p> <p>Pr. Haben Sie versucht, den Fowinkel zum Diebstahl einer Schatulle des Grafen zu verleiten?</p> <p>A. Nein.</p> <p>Pr. Haben Sie dem Fowinkel geschrieben und 30 Thlr. geschickt?</p> <p>A. Ja. Fowinkel hatte seine Stelle beim Grafen verloren und wurde von der Gräfin unterstützt.</p> <p>Pr. Hier ist ein Brief, der dasselbe Siegel trägt wie der erste, den Sie nicht anerkennen wollen.</p> <p>A. Das Siegel beweist nichts dem Datum gegenüber, es gibt viele solcher Siegel, mein Siegel kann mißbraucht sein.</p> <p>Pr. Ein Brief vom 3. März 1847 an Fowinkel mit 15 Thlr. räth diesem an, einen Paß nach Oestreich zu nehmen, vorher aber vom Bürgermeister eine Bescheinigung über die Abreise zu erwirken, um sofort gerichtlich vernommen zu werden.</p> <p>A. Ja, Fowinkel wollte in seine Heimath reisen und deshalb wollte ich seine Wissenschaft in perpetuam memoriam konstatiren. Im <hi rendition="#g">gemeinen Rechte</hi> ist dies zulässig.</p> <p> <hi rendition="#g">(Nachmittags.)</hi> </p> <p>Verth. Es finden Machinationen zu Gunsten des Grafen statt. Klotz und Asbach haben in der Voruntersuchung gesagt, Lassalle habe versucht, sie zu bestechen. Beide, welche jetzt nicht als Zeugen geladen sind und in der Sitzung anwesend waren, sagen jetzt, derjenige, den sie für Lassalle gehalten, sei nicht der Angeklagte. Die Aussage Löhes, der als Zeuge geladen ist, hängt mit der dieser Beiden zusammen und ist schon deshalb die Vernehmung derselben erforderlich.</p> <p>St.-Pr. Man scheint die Aussage des Zeugen Löhe zu fürchten. Ich habe denselben nur laden lassen, um zu konstatiren, wovon er einen zu den Akten gegebenen Brief erhalten. Die Vernehmung von Klotz und Asbach ist daher überflüssig.</p> <p>Verth. Ferner bezeugt der Sohn des Gastwirths Kux aus Neuß, daß die beiden Zeugen Goedsche und Meyer, deren Verschwinden ich heute morgen beim Aufrufe erwähnte, vorgestern nach Neuß gereist sind und dort mit Stockum, dem Hauptagenten des Grafen, konferirt haben. Ich beantrage, daß vermöge der diskretionären Gewalt des Präsidenten, Klotz, Asbach und Kux vorgeladen werden.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0355/0001]
Beilage zu Nr. 70 der Neuen Rh. Zeitg. Mittwoch 9. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Polendebatte zu Frankfurt). Berlin. (Der Kommissionsentwurf der Verfassungsurkunde. ‒ Der 6. August). Schweidnitz. (Erneuerung der blutigen Auftritte. Feierliche Bestattung der am 31. Juli Gefallenen). Stettin. (Demonstration bezüglich des 6. August). Aus dem Mecklenburg'schen. (Der Großherzog und seine Unterthanen). Wien. (Das neue Ministerium. ‒ Sitzung des konst. Reichstags vom 3. August. ‒ Prov. Central-Comite für die Arbeiter-Angelegenheiten). Rendsburg. (Die verfassunggebende Versammlung zum 15. August einberufen). Apenrade. (Die Schweden sollen von Fühnen nach Schweden zurückgekehrt sein). Von der russisch-preußischen Gränze. (Russische Belohnung für jeden ausgelieferten Deserteur).
Italien. (Zwei Bülletins Radetzky's. Ein Bülletin der Mailänder Regierung). Mailand. (Die Piemontesen in Codogno. Gioberti, Griffini Diktator in Brescia. Aufregung in Florenz. Entlassung der Minister. ‒ Die österreichische Avantgarde bald vor den Thoren erwartet). Turin. (Verstärkungen nach der Lombardei. Karl Albert in Pizzighetone. Zustand in Mailand. Ein Korps Lombarden nach Brescia. Der Exherzog von Modena. Karl Alberts Artilleriepark gerettet). Livorno. (Die Citadelle von Messina in sizilischen Händen). Venedig. (Aufforderung Weldens an die prov. Regierung. Antwort). Rom. (Ein geistlicher Sonderbundspublizist erdolcht). Neapel. (Die freiwillige Anleihe. Die Insurrektion im Süden. Interpellation des Justizministers).
Französische Republik. Paris. (Wiedererscheinen des Geldes. Proletarier und Bourgeois. Verhaftungen. Schriftsetzer Hartmann. Die Insurgenten. Cavaignac. Bouchard's Bericht. ‒ „National- u. „Debats“ über die italische Angelegenheit. ‒ Vermischtes.
Großbritannien. London. (J. Harney über Irland und die englische Preßbande).
Ungarn. Pesth. (Die Südslaven von der Kamarilla unterstützt). Fünfkirchen. (Der Stuhlrichter Vrájácsis).
[Französische Republik] [Fortsetzung]
war gegen Proudhon gerichtet, der auf dem Schauplatz der Insurgenten erblickt wurde und zu seiner Entschuldigung gesagt haben soll, er wollte sich des herrlichen Schauspieles einer Cannonade erfreuen; ferner soll Proudhon die Insurrektion gebilligt, aber sie nicht als zeitgemäß erklärt haben. Dieser letzte Anklage wird durch den anwesenden Repräsentanten, der als Zeuge im Berichte angeführt war, sofort ein eklatantes dementi gegeben.
Nun folgen noch 2 Kapitel: Die Ramifikationen in den Departements, und dann das Resüme. Das Resüme enthält die Zusammenfassung der Formen, in denen der feindliche Gedanke in den verschiedenen Daten erscheint: 17. März: Manifestation.
16. April: Komplot.
15. Mai: Attentat.
23. Juni: Bürgerkrieg, und wo bleibt der 24. Februar?
Paris, 6. August. Der National öffnet endlich den Mund und sagt: „Obgleich nur sehr unangenehme Nachrichten aus Italien zugehen, verlieren wir jedoch noch nicht die Hoffnung, die Unabhängigkeit jenes Landes auch ohne die bewaffnete Dazwischenkunft Frankreichs, aus dem Kampfe hervorgehen zu sehen. Wir kennen, welch schmerzliches Gefühl in der Brust eines Volkes durch die Ueberzeugung hervorgerufen wird, sich nicht ohne äußere Hülfe und wäre sie selbst die eines Freunde, befreien zu können; wir wünschen daher nichts inniger, als daß Italien sich seine Freiheit selbst geben möge. Jetzt hat Frankreich sein Auge auf die Lombardei gerichtet. Die Niederlage der sardinischen Armee schafft uns neue Pflichten. Unsere Regierung wird sie zu erfüllen wissen. Wenn das republikanische Frankreich, stark durch seine Uneigennützigkeit, spricht, so hat es ein Recht, gehört zu werden. Oestreich möge einsehen, daß, je weiter wir den Zeitpunkt des Einrückens unserer Truppen in Italien hinausschoben, wir desto energischer auftreten würden, wenn man uns nöthigt, das Schwert aus der Scheide zu ziehen. Die Unabhängigkeit Italiens ist nunmehr eine ausgemachte Sache. Oestreich thäte weise daran, sie als solche zu betrachten. Die Vermittelung, welche Frankreich anbietet, kann eine einsichtsvolle Regierung nicht zurückstoßen, um im Angesichte Europa's eine schwere Verantwortlichkeit auf sich zu laden. Wer bürgt dafür, wie weit die Wege gehen, wenn einmal der erste Kanonenschuß abgefeuert! Es gibt Opfer, zu welchen das Interesse ebenso räth, als die Gerechtigkeit. Italien ist für Oestreich auf ewig verloren. Warum wollte es sich mit aller Gewalt gegen diese unvermeidliche Thatsache stemmen und durch einen unnützen Widerstand dasjenige auf's Spiel setzen, was ihm noch bleibt, aber ihm leicht entschlüpfen könnte, wenn es noch Zeit ist!“
‒ Das Journal des Debats zeigt ebenfalls an, daß Frankreich und England übereingekommen, die italienische Frage gemeinschaftlich vermitteln.
‒ Die Division Magnan, die bisher in St. Maur bei Paris lagerte, wird ungefähr sechs Tage brauchen, um die Alpen zu erreichen. Dieselbe Division legte bekanntlich 120 französische Meilen, die sie von Paris trennten, in 7 Tagen zu Fuß zurück, als sie von Cavaignac zur Hülfe gegen die „Räuber“ gerufen wurde. Diesmal braucht sie die Eisenbahnen, soweit sie reichen und wird daher keine volle sieben Tage brauchen.
‒ Heute verläßt die Kriegsfregatte Ulloa mit einer ersten Ladung von 600 Räubern die Rhede von Havre, um sie in unwirthbare Eilande überzuschiffen. Diese 600 Insurgenten wurden in voriger Nacht aus den Forts Jory, Vanves und Aubervilliers unter starker Bedeckung geholt und auf den Rouener Bahnhof (rue St. Lazare) gebracht, von wo sie mittels eines Spezialzugs bis Havre geschafft werden.
Genoudes „Gazette de France“ ist gestern wegen fünf aufrührerischer Artikel mit Beschlag belegt worden. Genoude selbst ist nicht verhaftet.
‒ Das „Atelier,“ ein unter Corbons Protektorat, des Vize-Präsidenten der Nationalversammlung, angeblich von Proletariern redigirtes Wochenblatt, zeigt an, daß es in Folge des Kautionsgesetzes nur monatlich erscheinen werde.
Großbritannien. 24 London, 5. Aug. „Irland und die englische Preßbande“ ist die Zuschrift betitelt, welche J. Harney in dieser Woche an die Arbeiter Englands richtet. Er bekennt frei, daß er nicht länger den wüthenden Haß der Iren gegen Alles, was Englisch ist oder klingt, verdammen kann, er daß vollständig begreift, wie Zunge und Feder so vieler talentvoller Irländer seit Jahren durch diese Wuth inspirirt worden. Sonst habe man noch sagen können zu den Iren: seht, das ist die aristokratische Regierung dieses Landes, die Euch unterdrückt; diese allein ist's, welche verhindert, daß Ihr zu Euerm Rechte gelangt. Jetzt aber zeigt es sich im Gegentheil, daß eine ganze Klasse, die herrschende, nicht Gift und Galle, nicht Hohn und Spott genug hat, um dem Iren das Blut in die Wangen zu treiben. Dies zeigt sich besonders seit der neuesten irischen Bewegung, zumal nach der Suspension der Habeas-Corpus-Akte für Irland. „Die Burgeoisie“, sagt Harney, „von Natur selbstsüchtig, unwissend und feig, und folglich Freundin der „Ordnung“ unter jeder Bedingung, diese Bourgeoisie, die wenn Ernst von Cumberland oder Nicolaus in diesem Lande herrschte, vor solchen Herrschern niederknien würde: diese Bourgeoisie ist in allen ihren Abstufungen vom bittersten Haß gegen Irland erfüllt. Redet mit ihnen über den Gegenstand und Ihr werdet bei der Shopocracy (Krämerwelt) vom Juwelenhändler bis zum Schnupftabackkrämer, von der Börse und dem Comtoir des Großhändlers bis zum kleinsten Ladentische nur Ein Gefühl vorherrschend finden, das der Rache gegen Irland. Ihre Idee von Heilmitteln drückt Capitän Maxwell mit seinen „wenigen Fässern Pulver und einigen Tau-Enden“ vollkommen aus. Es giebt Ausnahmen, diese sind aber gleich den weißen Krähen . . . . Der Beweis von dem Hasse oder der Gleichgültigkeit der Mittelkasse und eines großen Theils der Arbeiter ergiebt sich aus dem Charakter der von gedachten Klassen unterstützten oder geduldeten Journalen.
Die Lieblingsblätter der Bourgeoisie: Times, Chronicle, Herald und Daily News, sind allesammt unermüdliche Verläumder und Feinde des irischen Volkes. Die scheinradikalen: Morning Advertiser und Sun sind ebenso anti-irisch. Unter den Wochenblättern werden besonders: Spectator, Examiner, Atlas, John Bull und Britannia von den „höhern“ und mittlern Klassen gelesen. Die Leser von: Dispatch, Sunday Times, Bell's Life, Douglas Jerrold etc. gehören der mittlern und arbeitenden Klasse an. Weiter unten stehen die wohlfeilen Greenacre-Journale, die fast nur von Arbeitern gelesen werden. Alle diese Wochenblätter, ob sie sich nun zu Whigs, Tories oder Radikalen zählen, wetteifern mit Times und Chronicle im Schimpfen, Lästern und Karrikiren des irischen Volkes. . . . .
Der „Northern Star“ ist das einzige Journal, welches bisher unter allen Umständen die Rechte des irischen Volkes vertheidigt hat. . . . .
Die gewaltthätige Unterdrückung der „Nation“ und des „Irisch Felon“, die muthwillige Vernichtung des Eigenthums beider Journale, in Verbindung mit der verächtlichen aber grausamen Verfolgung der Setzer und Drucker dieser Journale und der armen Geschöpfe, welche vom Verkauf derselben ihr Leben fristeten: das Alles hat bei diesen Journalen nicht Ein Wort des Tadels oder der Verdammung hervorgerufen. Man denke sich dabei den Ausbruch tugendhafter Entrüstung, mit welcher Times, Chronicle etc. solche Handlungen besprochen hätten, wären sie auf Nikolaus's statt auf Clarendon's Befehl und in Warschau, statt in der Hauptstadt von „Irland“ verübt worden! Niemand konnte überrascht sein, daß diese Blätter die Regierung zur Verfolgung S. O'Briens und seiner Anhänger durch Feuer und Schwert aufhetzten: allein sie hätten sich wenigstens der Lügen und Verläumdungen enthalten können, durch welche sie auch den Charakter ihrer Schlachtopfer zu vernichten und auf ihren Namen Haß und Schande zu häufen suchten. Brave Männer sind hochherzig, wenn auch im persönlichen Kampf mit ihren Feinden. Allein diese erkauften Wichte der gedachten Preßbande, die lügen, weil man sie dafür bezahlt, sind jedes ehrenhaften Gefühls, jeder Rücksicht auf Wahrheit und Unpartheilichkeit baar und ledig.“
Ungarn. Pesth, 2. Aug. Unsere Feinde werden öffentlich von der Camarilla unterstützt. Rajasich soll dem Jellasics aus der griechischen Kirchenkasse 100,000 Gulden Münze zur Deckung der Kriegskosten übermacht haben.
(Die Opposition.)
Fünfkirchen, 28. Juli. Der Stuhlrichter in Daruvár, Vrájácsics, war früher ein unbeachteter Barbiergeselle, nun ist er aber der größte und erster Empörer und Aufwiegler in ganz Slavovonien; dieser Gehülfe der Innsbrucker, war schon früher der Erste, und ist es auch gegenwärtig, der das slavonische Landvolk zur Revolutionsfahne geworben hat. Auf Anordnung und unter eigner Anführung des Vrájásics, wurde der ungarisch gesinnte Wirth im Bade zu Daruvár schuldlos schrecklich mißhandelt, daß Kastell des ungarisch gesinnten Grundherrn Jánkovics mit Sturm genommen, daselbst Alles sowie in der ganzen Umgegend geplündert.
(Die Opposition.)
Amtliche Nachrichten. Monats-Uebersicht der preußischen Bank. Gemäß §. 99 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846.
Aktiva. 1) Geprägtes Geld und Barren 11,460,000 Rthlr.
2) Kassen-Anweisungen u. Darlehns-Kassensch. 2,649,300 Rthlr.
3) Wechsel-Bestände 12,071,500 Rthlr.
4) Lombard-Bestände 13,853,200 Rthlr.
5) Staats-Papiere, verschiedene Forderungen und Aktiva 13,106,900 Rthlr.
Passiva. 6) Banknoten im Umlauf 14,791,900 Rthlr.
7) Depositen-Kapitalien 19,905,500 Rthlr.
8) Darlehn des Staats in Kassen-Anweisungen (nach Rückzahlung von 4,900,000 Rthlr., ctr. §. 29 der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846) 1,100,000 Rthlr.
9) Guthaben der Staatskassen, Institute und Privat-Personen, mit Einschluß des Giro-Verkehrs 4,856,200 Rthlr.
Berlin, den 31. Juli 1848.
Königl. preuß. Haupt-Bank-Direktorium.
(gez.) v. Lamprecht. Witt. Reichenbach. Meyen. Schmidt. Woywod.
Handels-Nachrichten. _ [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.)
Pr. Wo war die Gräfin?
A. Die Gräfin war in Düsseldorf und hatte dort von der Frau Wachter von dem Schenkungsakt zu Gunsten der Meyendorf gehört. Die Gräfin ging hierauf nach Aachen, besuchte in Begleitung des Pastors Bockum den Grafen und machte diesem Vorhaltungen wegen der Schenkung, sowie daß sie gehört habe, der Akt sei simulirt. Der Graf versprach einen Revers auszustellen, daß das letztere wahr sei; versöhnte sich mit der Gräfin und versprach das eheliche Leben wieder fortzusetzen. Gleich darauf wechselte der Graf aber seine Wohnung, augenscheinlich, damit die Gräfin ihn nicht finden könne, und weigerte sich dann die Gräfin bei sich aufzunehmen und die Ehe wiederherzustellen.
Pr. Haben Sie versucht dem Grafen nahe zu kommen?
A. Ja, ich habe ihn auf der Straße angesprochen. Nach dem Cassettendiebstahl schickte ich dem Grafen einen Brief durch Hoppe. Letzterem ist aber beim Grafen die Thüre gewiesen worden. Durch Geschäfte veranlaßt, reiste ich nach Heidelberg, von wo aus ich dem Grafen schrieb, um über die Behandlung des Hoppe Aufklärung zu erhalten.
Pr. Haben Sie den Grafen zu sich eingeladen oder haben Sie erwartet, daß er Sie besuchen würde?
A. Der Graf ließ mir sagen, er wolle mich besuchen.
Pr. Hoppe spricht von einem Vergiftungsversuch durch Cigarren und Champagner.
A. Ich werde später hierauf zurückkommen; doch bemerke ich jetzt schon, daß die Kammerjungfer Majunke damals nicht in Aachen war und doch dieser Vorfall bezeugt.
Pr. Haben Sie eine Pistole getragen.
A. Ich trug ein kleines Terzerol.
Pr. Jä Ihnen diese Pistole nicht einmal im Kursale zur Erde gefallen.
A. Ja, sie ging aber nicht los ‒ sie war nicht geladen.
Pr. Haben Sie versucht in's Haus von Colin, wo der Graf wohnte, zu kommen?
A. Ich wollte in diesem Hause miethen, aber der Graf wohnte noch nicht da.
Pr. Haben Sie in Aachen einen Brief des Grafen an Fr. v. Meyendorf von der Post entwenden lassen?
A. Nein, Paul Kurz hat das aus eigenem Vorwitz gethan.
Pr. Haben Sie Hoppe beauftragt, die Bekanntschaft von Postbeamten zu suchen, sich nach ihren Vermögensverhältnissen zu erkundigen und Geldversprechungen zu machen?
A. Nein.
Pr. Es ist ein Brief in Aachen entwendet worden.
A. Hierüber habe ich gesprochen; ich habe blos den Kurz beauftragt, sich auf der Post zu erkundigen, ob dort Briefe aus Düsseldorf an die Meyendorf angekommen seien, weil ich vermuthete, daß diese vom Grafen herrührten. P. Kurz hat aber aus eigenem Antrieb den Brief genommen.
Pr. Sie konnten doch aus der Existenz dieser Briefe nicht auf den Inhalt schließen. Die Meyendorf konnte von ihrem früheren Aufenthalte am Rhein her mit andern Leuten in Briefwechsel stehen und der Inhalt der Briefe unverfänglich sein.
A. Der Inhalt der Briefe war wahrscheinlich nicht unverfänglich, schon seit 1832 bestand ein Verhältniß zwischen dem Grafen und der Meyendorf.
Pr. Kurz und Hoppe sprechen gegen Sie.
A. Ich habe den Gegenbeweis geliefert, Hoppes Aussage widerspricht sich überall.
Pr. Es wurde aber ein Brief der Post entzogen, und dieser Brief enthält Data, welche zu folgenden Schritten veranlaßten: Sie sollen Mendelssohn nach Düsseldorf und dann mit Fr. Kurz nach Uckerath geschickt haben.
A. Diesen Brief habe ich der Gräfin allerdings ausgehändigt; ich habe aber keinen Auftrag zu dieser Reise gegeben.
Pr. Es soll auf dieser Reise der Versuch zur Bestechung eines Postboten gemacht sein.
A. Ich weiß nichts davon; ich war damals in Aachen.
D. Pr. verliest den Brief des Pollmann.
A. Dieser Brief ist schon im Prozeß gegen Mendelssohn auffallend gedeutet worden; ich habe nie mit Pollmann verkehrt und bin nie unter falschem Namen gereist. Die Fremdenbücher beweisen das.
Pr. Es folgt dann ein Brief an „eine getreue Seele“, aus Deutz datirt.
A. Dieser Brief ist nicht von mir, er scheint von Oppenheim zu sein.
Pr. Die Gräfin und Mendelssohn sollen am 9. Juli bei Rener gewesen sein, am 3. August war Mendelssohn zugleich mit dem Grafen bei Disch.
A. Seit dem 28. Juli habe ich Aachen nicht verlassen und doch sagt Hoppe, ich hätte damals ein Attentat auf des Grafen Koffer gemacht.
St.-Pr. Hoppe spricht von einem frühern Vorfalle.
Pr. Haben Sie damals Mendelssohn und Kurz beauftragt, einen Brief zu stehlen und ein Koffer der Meyendorf gegen ein anderes zu vertauschen?
A. Nein, diese Geschichten sind sämmtlich nach derselben Schablone zugeschnitten.
Pr. Haben Sie versucht, den Fowinkel zum Diebstahl einer Schatulle des Grafen zu verleiten?
A. Nein.
Pr. Haben Sie dem Fowinkel geschrieben und 30 Thlr. geschickt?
A. Ja. Fowinkel hatte seine Stelle beim Grafen verloren und wurde von der Gräfin unterstützt.
Pr. Hier ist ein Brief, der dasselbe Siegel trägt wie der erste, den Sie nicht anerkennen wollen.
A. Das Siegel beweist nichts dem Datum gegenüber, es gibt viele solcher Siegel, mein Siegel kann mißbraucht sein.
Pr. Ein Brief vom 3. März 1847 an Fowinkel mit 15 Thlr. räth diesem an, einen Paß nach Oestreich zu nehmen, vorher aber vom Bürgermeister eine Bescheinigung über die Abreise zu erwirken, um sofort gerichtlich vernommen zu werden.
A. Ja, Fowinkel wollte in seine Heimath reisen und deshalb wollte ich seine Wissenschaft in perpetuam memoriam konstatiren. Im gemeinen Rechte ist dies zulässig.
(Nachmittags.)
Verth. Es finden Machinationen zu Gunsten des Grafen statt. Klotz und Asbach haben in der Voruntersuchung gesagt, Lassalle habe versucht, sie zu bestechen. Beide, welche jetzt nicht als Zeugen geladen sind und in der Sitzung anwesend waren, sagen jetzt, derjenige, den sie für Lassalle gehalten, sei nicht der Angeklagte. Die Aussage Löhes, der als Zeuge geladen ist, hängt mit der dieser Beiden zusammen und ist schon deshalb die Vernehmung derselben erforderlich.
St.-Pr. Man scheint die Aussage des Zeugen Löhe zu fürchten. Ich habe denselben nur laden lassen, um zu konstatiren, wovon er einen zu den Akten gegebenen Brief erhalten. Die Vernehmung von Klotz und Asbach ist daher überflüssig.
Verth. Ferner bezeugt der Sohn des Gastwirths Kux aus Neuß, daß die beiden Zeugen Goedsche und Meyer, deren Verschwinden ich heute morgen beim Aufrufe erwähnte, vorgestern nach Neuß gereist sind und dort mit Stockum, dem Hauptagenten des Grafen, konferirt haben. Ich beantrage, daß vermöge der diskretionären Gewalt des Präsidenten, Klotz, Asbach und Kux vorgeladen werden.
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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