Neue Rheinische Zeitung. Nr. 48. Köln, 18. Juli 1848.ob den des Deutschen unkundigen Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der Wahlen gebildet. Dalmatiner Gränze, 5. Juli. Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken. Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000 Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein. Ein Originalschreiben aus Jassy vom 3. Abends meldet: Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt. Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens herrscht noch Ruhe in der Stadt. (Wien. Z.)Italien.
Ein ernstes Gefecht hat bei Bardolino Statt gefunden. Das Resultat ist noch nicht bekannt. Bardolino ist in der Nähe von Peschiera, am Ufer des Garda-Sees. (Avvenire dell'Italia.)Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 6. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Bozzolo, 4. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 7. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 10. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 10. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27 Neapel, 4. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Ungarn.
Pesth, 8. Juli. Eine eben eingetroffene Estafette brachte die Nachricht von einem Treffen, welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Insurgenten bei den sogenannten römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek geliefert, und in welchem die Ungarn gesiegt. Die genauern Details fehlen noch. In Neusaltz, welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant der Festung, F. M. L. Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das Kriegsrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, wenn noch einmal die Sturmglocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes gegeben wird. Neben diesen Vortheilen der Ungarn ist aber ein ganzes Bataillon Illyrier aus der Festung Peterwardein zu den Insurgenten übergelaufen. Diese haben auch die Ortschaft O.-Moldova genommen. - Vom Militärkommando in Siebenbürgen sind unserm Kriegsministerium Nachrichten vom 3. über die Revolution in der Walachei und der Moldau zugekommen. Die Häupter der Bewegung in der Walachei haben die Walachen in Siebenbürgen um ein Hülfskorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfalls gegen die Magyaren beistehen wollen. In Folge dessen herrscht eine große Gährung unter den siebenbürgischen Wallachen. (Bresl. Ztg.)Donaufürstenthümer.
Von der Moldauer Gränze, 6. Juli. Eben eingehenden Nachrichten aus Jassy vom 4. zufolge haben am 3. d. 10,000 Mann Russen den Pruth passirt und sind in vier Kolonnen in der Moldau eingerückt. Fürst Stourdza hat sich bei ihrem Vorrücken über den Pruth von Jassy nicht entfernt. Es heißt, daß aus Silistria 4000 Mann türkische Truppen in das Fürstenthum der Walachei einrücken werden. Durch dieses Einrücken wird die Wahl eines neuen Hospodars von Bucharest vermuthlich hintertrieben werden und dem Fürsten Bibesko vielleicht der Weg zur Rückkehr angebahnt. Allein es geht aber auch daraus hervor, daß Rußland im Einverständniß mit der Pforte intervenirt. (Bresl. Z.)Französische Republik.
* Paris, 15. Juni. Das Finanzcomite beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf, daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden - von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler und Verbrechen die Krone verloren. Hr. Thiers übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840 gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von 1882 den Grundsatz auf: "Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert." Hr. Thiers hätte blos noch hinzufügen müssen: "laßt uns schleunig Louis Philippe wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert." Er erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle Privatgüter zurückgeben werde. - Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse aufgenommen werden: "Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die Barrikaden gestellt werden sollten, - nie hat die Phantasie eines Rasenden wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden, um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu beruhigen. "Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der "Constitutionnel" z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr. für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger selbst in Schutz nehmen müssen." - Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst angetreten. - Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Heron. - Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet werden. - Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen sehen. - Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: "Ein Epicier von der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde sehen wollen. - De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall Bugeaud. - Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St. Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die Mitglieder sind Amepre und Victor Hugo. - Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden. 12 Paris, 15. Juli. Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig vorübergegangen! "Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben," antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das "Wir," das man jetzt einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der "guten" sowohl wie der "bösen" Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses "Wir" der Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts, die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an. Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, "die ernste honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken." Also alle Journale, die nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die "infame" sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die Abonnenten seine "ernste, honette und aufgeklärte" Politik nicht mehr lesen wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden hätten? Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u. Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen. Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes spenden können. "Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen könnte uns verderblich werden!" Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders. Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde a vous! Wie die 3 und 4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde. Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der Republikaner, "des Vorabends," der im Palais National seine Sitzungen hielt und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich. "Die Leute von Einfluß," wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu vereinigen. Sie geben sich den Titel der "Conciliateurs," der Versöhner, während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten. "Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: "passez au large"! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu erhalten!" Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist. Straßburg, 14. Juli. In der heutigen Nr. des "Republicain Alsacien" erlassen die hiesigen Arbeiter folgende Erklärung: "Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation "demokratisch-socialistisch und republikanisch", und eine Protestation gegen jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die Gegenwart oder Zukunft." Th. Hiller, Präsident. Großbritannien.
27 London, 15. Juli. Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor, hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen: "Irländer, Landsleute! Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller, daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt? In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen, damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung fortsetzen. Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht. Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation giebt. Was ich als Folgen der "Knebelungs-Bill" voraussagte, ist Alles eingetroffen. ob den des Deutschen unkundigen Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der Wahlen gebildet. Dalmatiner Gränze, 5. Juli. Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken. Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000 Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein. Ein Originalschreiben aus Jassy vom 3. Abends meldet: Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt. Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens herrscht noch Ruhe in der Stadt. (Wien. Z.)Italien.
Ein ernstes Gefecht hat bei Bardolino Statt gefunden. Das Resultat ist noch nicht bekannt. Bardolino ist in der Nähe von Peschiera, am Ufer des Garda-Sees. (Avvenire dell'Italia.)Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 6. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Bozzolo, 4. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Rom, 7. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 10. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Turin, 10. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27 Neapel, 4. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Ungarn.
Pesth, 8. Juli. Eine eben eingetroffene Estafette brachte die Nachricht von einem Treffen, welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Insurgenten bei den sogenannten römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek geliefert, und in welchem die Ungarn gesiegt. Die genauern Details fehlen noch. In Neusaltz, welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant der Festung, F. M. L. Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das Kriegsrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, wenn noch einmal die Sturmglocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes gegeben wird. Neben diesen Vortheilen der Ungarn ist aber ein ganzes Bataillon Illyrier aus der Festung Peterwardein zu den Insurgenten übergelaufen. Diese haben auch die Ortschaft O.-Moldova genommen. ‒ Vom Militärkommando in Siebenbürgen sind unserm Kriegsministerium Nachrichten vom 3. über die Revolution in der Walachei und der Moldau zugekommen. Die Häupter der Bewegung in der Walachei haben die Walachen in Siebenbürgen um ein Hülfskorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfalls gegen die Magyaren beistehen wollen. In Folge dessen herrscht eine große Gährung unter den siebenbürgischen Wallachen. (Bresl. Ztg.)Donaufürstenthümer.
Von der Moldauer Gränze, 6. Juli. Eben eingehenden Nachrichten aus Jassy vom 4. zufolge haben am 3. d. 10,000 Mann Russen den Pruth passirt und sind in vier Kolonnen in der Moldau eingerückt. Fürst Stourdza hat sich bei ihrem Vorrücken über den Pruth von Jassy nicht entfernt. Es heißt, daß aus Silistria 4000 Mann türkische Truppen in das Fürstenthum der Walachei einrücken werden. Durch dieses Einrücken wird die Wahl eines neuen Hospodars von Bucharest vermuthlich hintertrieben werden und dem Fürsten Bibesko vielleicht der Weg zur Rückkehr angebahnt. Allein es geht aber auch daraus hervor, daß Rußland im Einverständniß mit der Pforte intervenirt. (Bresl. Z.)Französische Republik.
* Paris, 15. Juni. Das Finanzcomité beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf, daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden ‒ von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler und Verbrechen die Krone verloren. Hr. Thiers übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840 gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von 1882 den Grundsatz auf: „Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert.“ Hr. Thiers hätte blos noch hinzufügen müssen: „laßt uns schleunig Louis Philippe wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert.“ Er erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle Privatgüter zurückgeben werde. ‒ Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse aufgenommen werden: „Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die Barrikaden gestellt werden sollten, ‒ nie hat die Phantasie eines Rasenden wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden, um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu beruhigen. „Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der „Constitutionnel“ z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr. für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger selbst in Schutz nehmen müssen.“ ‒ Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst angetreten. ‒ Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Héron. ‒ Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet werden. ‒ Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen sehen. ‒ Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: „Ein Epicier von der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde sehen wollen. ‒ De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall Bugeaud. ‒ Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St. Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die Mitglieder sind Amèpre und Victor Hugo. ‒ Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden. 12 Paris, 15. Juli. Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig vorübergegangen! „Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben,“ antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das „Wir,“ das man jetzt einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der „guten“ sowohl wie der „bösen“ Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses „Wir“ der Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts, die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an. Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, „die ernste honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken.“ Also alle Journale, die nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die „infame“ sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die Abonnenten seine „ernste, honette und aufgeklärte“ Politik nicht mehr lesen wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden hätten? Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u. Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen. Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes spenden können. „Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen könnte uns verderblich werden!“ Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders. Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde à vous! Wie die 3 und 4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde. Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der Republikaner, „des Vorabends,“ der im Palais National seine Sitzungen hielt und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich. „Die Leute von Einfluß,“ wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu vereinigen. Sie geben sich den Titel der „Conciliateurs,“ der Versöhner, während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten. „Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: „passez au large“! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu erhalten!“ Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist. Straßburg, 14. Juli. In der heutigen Nr. des „Republicain Alsacien“ erlassen die hiesigen Arbeiter folgende Erklärung: „Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation „demokratisch-socialistisch und republikanisch“, und eine Protestation gegen jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die Gegenwart oder Zukunft.“ Th. Hiller, Präsident. Großbritannien.
27 London, 15. Juli. Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor, hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen: „Irländer, Landsleute! Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller, daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt? In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen, damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung fortsetzen. Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht. Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation giebt. Was ich als Folgen der „Knebelungs-Bill“ voraussagte, ist Alles eingetroffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar048_018" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0239"/> ob den des Deutschen unkundigen Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der Wahlen gebildet.</p> </div> <div xml:id="ar048_019" type="jArticle"> <head>Dalmatiner Gränze, 5. Juli.</head> <p>Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken.</p> <p>Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000 Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein.</p> <p>Ein Originalschreiben aus <hi rendition="#g">Jassy</hi> vom 3. Abends meldet: Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt. Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens herrscht noch Ruhe in der Stadt.</p> <bibl>(Wien. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar048_020" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head>Roverbello, 4. Juli.</head> <p>Ein ernstes Gefecht hat bei Bardolino Statt gefunden. Das Resultat ist noch nicht bekannt. Bardolino ist in der Nähe von Peschiera, am Ufer des Garda-Sees.</p> <bibl>(Avvenire dell'Italia.)</bibl> </div> <div xml:id="ar048_020_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head>Roverbello, 4. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar048_021_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 6. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar048_022_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head>Venedig.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar048_023_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Bozzolo, 4. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar048_024_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 7. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar048_025_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 10. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar048_026_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 10. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar048_027_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note> <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 4. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar048_028" type="jArticle"> <head>Pesth, 8. Juli.</head> <p>Eine eben eingetroffene Estafette brachte die Nachricht von einem Treffen, welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Insurgenten bei den sogenannten römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek geliefert, und in welchem die Ungarn gesiegt. Die genauern Details fehlen noch. In Neusaltz, welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant der Festung, F. M. L. Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das Kriegsrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, wenn noch einmal die Sturmglocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes gegeben wird. Neben diesen Vortheilen der Ungarn ist aber ein ganzes Bataillon Illyrier aus der Festung Peterwardein zu den Insurgenten übergelaufen. Diese haben auch die Ortschaft O.-Moldova genommen. ‒ Vom Militärkommando in Siebenbürgen sind unserm Kriegsministerium Nachrichten vom 3. über die Revolution in der Walachei und der Moldau zugekommen. Die Häupter der Bewegung in der Walachei haben die Walachen in Siebenbürgen um ein Hülfskorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfalls gegen die Magyaren beistehen wollen. In Folge dessen herrscht eine große Gährung unter den siebenbürgischen Wallachen.</p> <bibl>(Bresl. Ztg.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Donaufürstenthümer.</head> <div xml:id="ar048_029" type="jArticle"> <head>Von der Moldauer Gränze, 6. Juli.</head> <p>Eben eingehenden Nachrichten aus Jassy vom 4. zufolge haben am 3. d. 10,000 Mann Russen den Pruth passirt und sind in vier Kolonnen in der Moldau eingerückt. Fürst Stourdza hat sich bei ihrem Vorrücken über den Pruth von Jassy nicht entfernt. Es heißt, daß aus Silistria 4000 Mann türkische Truppen in das Fürstenthum der Walachei einrücken werden. Durch dieses Einrücken wird die Wahl eines neuen Hospodars von Bucharest vermuthlich hintertrieben werden und dem Fürsten Bibesko vielleicht der Weg zur Rückkehr angebahnt. Allein es geht aber auch daraus hervor, daß Rußland im Einverständniß mit der Pforte intervenirt.</p> <bibl>(Bresl. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar048_030" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 15. Juni.</head> <p>Das Finanzcomité beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf, daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden ‒ von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler und Verbrechen die Krone verloren. Hr. <hi rendition="#g">Thiers</hi> übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840 gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von 1882 den Grundsatz auf: „Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert.“ Hr. Thiers hätte blos noch hinzufügen müssen: „laßt uns schleunig Louis Philippe wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert.“ Er erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle Privatgüter zurückgeben werde.</p> <p>‒ Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse aufgenommen werden: „Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die Barrikaden gestellt werden sollten, ‒ nie hat die Phantasie eines Rasenden wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden, um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu beruhigen.</p> <p>„Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der „Constitutionnel“ z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr. für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger selbst in Schutz nehmen müssen.“</p> <p>‒ Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst angetreten. ‒ Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Héron.</p> <p>‒ Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet werden.</p> <p>‒ Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen sehen.</p> <p>‒ Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: „Ein Epicier von der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde sehen wollen.</p> <p>‒ De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall Bugeaud.</p> <p>‒ Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St. Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die Mitglieder sind Amèpre und Victor Hugo.</p> <p>‒ Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden.</p> </div> <div xml:id="ar048_031" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 15. Juli.</head> <p>Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig vorübergegangen! „Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben,“ antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das „Wir,“ das man jetzt einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der „guten“ sowohl wie der „bösen“ Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses „Wir“ der Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts, die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an. Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, „die ernste honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken.“ Also alle Journale, die nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die „infame“ sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die Abonnenten seine „ernste, honette und aufgeklärte“ Politik nicht mehr lesen wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden hätten?</p> <p>Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u. Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen.</p> <p>Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes spenden können. „Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen könnte uns verderblich werden!“ Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders. Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde à vous! Wie die 3 und 4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde.</p> <p>Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der Republikaner, „des Vorabends,“ der im Palais National seine Sitzungen hielt und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich. „Die Leute von Einfluß,“ wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu vereinigen. Sie geben sich den Titel der „Conciliateurs,“ der Versöhner, während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten.</p> <p>„Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: „passez au large“! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu erhalten!“ Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist.</p> </div> <div xml:id="ar048_032" type="jArticle"> <head>Straßburg, 14. Juli.</head> <p>In der heutigen Nr. des „Republicain Alsacien“ erlassen die hiesigen Arbeiter folgende Erklärung:</p> <p>„Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation „demokratisch-socialistisch und republikanisch“, und eine Protestation gegen jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die Gegenwart oder Zukunft.“</p> <p>Th. Hiller, Präsident.<lb/> K. Weißenbach, Vice-Präsident.<lb/> G. Cartier, Spitzer, Arbulot, F. Wilhelm, Sekretarien.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar048_033" type="jArticle"> <head><bibl><author>27</author></bibl> London, 15. Juli.</head> <p>Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor, hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen:</p> <p>„Irländer, Landsleute!</p> <p>Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller, daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt?</p> <p>In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen, damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung fortsetzen.</p> <p>Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht. Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation giebt. Was ich als Folgen der „Knebelungs-Bill“ voraussagte, ist Alles eingetroffen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0239/0003]
ob den des Deutschen unkundigen Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der Wahlen gebildet.
Dalmatiner Gränze, 5. Juli. Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken.
Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000 Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein.
Ein Originalschreiben aus Jassy vom 3. Abends meldet: Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt. Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens herrscht noch Ruhe in der Stadt.
(Wien. Z.) Italien. Roverbello, 4. Juli. Ein ernstes Gefecht hat bei Bardolino Statt gefunden. Das Resultat ist noch nicht bekannt. Bardolino ist in der Nähe von Peschiera, am Ufer des Garda-Sees.
(Avvenire dell'Italia.) Roverbello, 4. Juli. _ * Florenz, 6. Juli. _ Venedig. _ * Bozzolo, 4. Juli. _ * Rom, 7. Juli. _ * Turin, 10. Juli. _ * Turin, 10. Juli. _ 27 Neapel, 4. Juli. _ Ungarn. Pesth, 8. Juli. Eine eben eingetroffene Estafette brachte die Nachricht von einem Treffen, welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Insurgenten bei den sogenannten römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek geliefert, und in welchem die Ungarn gesiegt. Die genauern Details fehlen noch. In Neusaltz, welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant der Festung, F. M. L. Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das Kriegsrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, wenn noch einmal die Sturmglocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes gegeben wird. Neben diesen Vortheilen der Ungarn ist aber ein ganzes Bataillon Illyrier aus der Festung Peterwardein zu den Insurgenten übergelaufen. Diese haben auch die Ortschaft O.-Moldova genommen. ‒ Vom Militärkommando in Siebenbürgen sind unserm Kriegsministerium Nachrichten vom 3. über die Revolution in der Walachei und der Moldau zugekommen. Die Häupter der Bewegung in der Walachei haben die Walachen in Siebenbürgen um ein Hülfskorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfalls gegen die Magyaren beistehen wollen. In Folge dessen herrscht eine große Gährung unter den siebenbürgischen Wallachen.
(Bresl. Ztg.) Donaufürstenthümer. Von der Moldauer Gränze, 6. Juli. Eben eingehenden Nachrichten aus Jassy vom 4. zufolge haben am 3. d. 10,000 Mann Russen den Pruth passirt und sind in vier Kolonnen in der Moldau eingerückt. Fürst Stourdza hat sich bei ihrem Vorrücken über den Pruth von Jassy nicht entfernt. Es heißt, daß aus Silistria 4000 Mann türkische Truppen in das Fürstenthum der Walachei einrücken werden. Durch dieses Einrücken wird die Wahl eines neuen Hospodars von Bucharest vermuthlich hintertrieben werden und dem Fürsten Bibesko vielleicht der Weg zur Rückkehr angebahnt. Allein es geht aber auch daraus hervor, daß Rußland im Einverständniß mit der Pforte intervenirt.
(Bresl. Z.) Französische Republik. * Paris, 15. Juni. Das Finanzcomité beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf, daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden ‒ von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler und Verbrechen die Krone verloren. Hr. Thiers übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840 gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von 1882 den Grundsatz auf: „Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert.“ Hr. Thiers hätte blos noch hinzufügen müssen: „laßt uns schleunig Louis Philippe wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert.“ Er erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle Privatgüter zurückgeben werde.
‒ Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse aufgenommen werden: „Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die Barrikaden gestellt werden sollten, ‒ nie hat die Phantasie eines Rasenden wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden, um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu beruhigen.
„Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der „Constitutionnel“ z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr. für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger selbst in Schutz nehmen müssen.“
‒ Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst angetreten. ‒ Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Héron.
‒ Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet werden.
‒ Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen sehen.
‒ Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: „Ein Epicier von der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde sehen wollen.
‒ De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall Bugeaud.
‒ Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St. Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die Mitglieder sind Amèpre und Victor Hugo.
‒ Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden.
12 Paris, 15. Juli. Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig vorübergegangen! „Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben,“ antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das „Wir,“ das man jetzt einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der „guten“ sowohl wie der „bösen“ Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses „Wir“ der Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts, die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an. Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, „die ernste honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken.“ Also alle Journale, die nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die „infame“ sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die Abonnenten seine „ernste, honette und aufgeklärte“ Politik nicht mehr lesen wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden hätten?
Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u. Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen.
Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes spenden können. „Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen könnte uns verderblich werden!“ Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders. Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde à vous! Wie die 3 und 4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde.
Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der Republikaner, „des Vorabends,“ der im Palais National seine Sitzungen hielt und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich. „Die Leute von Einfluß,“ wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu vereinigen. Sie geben sich den Titel der „Conciliateurs,“ der Versöhner, während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten.
„Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: „passez au large“! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu erhalten!“ Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist.
Straßburg, 14. Juli. In der heutigen Nr. des „Republicain Alsacien“ erlassen die hiesigen Arbeiter folgende Erklärung:
„Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation „demokratisch-socialistisch und republikanisch“, und eine Protestation gegen jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die Gegenwart oder Zukunft.“
Th. Hiller, Präsident.
K. Weißenbach, Vice-Präsident.
G. Cartier, Spitzer, Arbulot, F. Wilhelm, Sekretarien.
Großbritannien. 27 London, 15. Juli. Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor, hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen:
„Irländer, Landsleute!
Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller, daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt?
In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen, damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung fortsetzen.
Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht. Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation giebt. Was ich als Folgen der „Knebelungs-Bill“ voraussagte, ist Alles eingetroffen.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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