Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 46. Köln, 16. Juli 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

besonderen Zwecken zu dienen; die gleiche Berechtigung aller zur höchsten Humanität ist ein Gesetz Gottes, das keines von ihnen ungestraft zu verletzen wagen darf. Leider aber scheint dieses Gesetz in unseren Tagen auch von den gebildetsten Völkern noch nicht nach Gebühr erkannt und gewürdigt zu werden; Ansprüche von Obrigkeit, von Bevormundung, die man den Individuen gegenüber willig fahren ließ; erhebt man noch immer einzelnen Völkern gegenüber; man strebt nach Herrschaft im Namen der Freiheit, und weiß diese von jener nicht zu trennen. So versagt der freie Britte dem Irländer die volle nationale Ebenbürtigkeit, so droht der Deutsche manchem slawischen Stamme mit Zwang, wenn er sich weigert, zum Bau von Deutschlands politischer Größe beizutragen, so scheut der Magyare sich nicht, das Recht der Nationalität in Ungarn für seine Race ausschließlich in Anspruch zu nehmen. Wir Slawen verdammen solche Anmaßungen unbedingt und weisen sie um so entschiedener von uns, je heuchlerischer sie sich unter der Maske der Freiheit verbergen. Doch treu unserm natürlichen Sinne, dem Rachegefühl für vergangene Unbill unzugänglich, bieten wir allen Nachbarvölkern die brüderliche Hand, welche wie wir bereit sind, die vollkommen gleiche Berechtigung aller Nationalitäten, unabhängig von deren politischer Macht und Größe anzuerkennen und thatsächlich zu schützen.

Eben so verdammen und verabscheuen wir offen jene Politik, welche sich anmaßt Länder und Völker als einen der Herrschermacht preisgegebenen Stoff zu behandeln, nach Willkür und Laune zu nehmen, zu tauschen, zu vertheilen ohne Rücksicht auf Stamm, Sprache, Sitten und Neigungen der Völker, ohne Beachtung ihres natürlichen Zusammenhangs, ihrer berechtigten Selbstständigkeit. Die rohe Waffengewalt allein entschied das Loos der Ueberwundenen, oft gar nicht zum Kampfe Gelangten, von denen man in der Regel nichts wollte als Soldaten und Geld zur Verstärkung der Zwingmacht, und allenfalls erheuchelte Bezeugungen von Anhänglichkeit für den Zwingherrn.

Von dem Grundsatze ausgehend, daß die gewaltige Geistesfluth der Gegenwart neue politische Schöpfungen bedinge, daß ein Wiederaufbau des Staates, wo nicht in neuen Grenzen, doch auf neuen Grundlagen Statt finden müsse, haben wir dem Kaiser von Oesterreich, unter dessen konstitutioneller Regierung wir der Mehrzahl nach leben, den Vorschlag gemacht, den Kaiserstaat in einen Bund gleichberechtigter Nationen umzugestalten, welcher den abweichenden Bedürfnissen der letztern, so wie der Einheit der Monarchie gleiche Rechnung tragen soll. Wir erblicken in einem solchen Bunde das Heil nicht nur für uns allein, sondern auch für Freiheit, Civilisation und Humanität überhaupt, und hoffen auf des aufgeklärten Europa's freiwilligen Beistand zu dessen Verwirklichung. Auf jeden Fall sind wir entschlossen, unsere Nationalität in Oesterreich mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln, jene volle staatliche Anerkennung und Stellung zu erringen, welche das deutsche und magyarische Element bereits inne haben, und rechnen dabei auf diejenige Unterstützung, welche dem guten Rechte in jeder wahrhaft freien Brust warm entgegen strömt.

Den Feinden unserer Nationalität ist es gelungen, Europa mit dem Gespenst des politischen Panslawismus zu erschrecken, der angeblich alle Errungenschaften der Freiheit, der Bildung und Humanität zu vernichten droht. Wir kennen die Zauberformel, welche allein dieses Gespenst zu bannen vermag, und wollen sie im Interesse der Freiheit, Bildung und Humanität den zum Theil durch eigenes Schuldbewußtsein geängstigten Völkern nicht vorenthalten: sie heißt Gerechtigkeit, Gerechtigkeit gegen das Slawenvolk überhaupt und gegen die gedrückten Zweige desselben insbesondere. Der Deutsche rühmt von sich, daß er mehr als andere Völker fähig und geneigt sei, die Eigenthümlichkeiten aller fremden Nationalitäten unbefangen aufzufassen und zu würdigen: wir wünschen und verlangen, wenn er vom Slawen spricht, daß er aufhöre, diese Worte fortan noch Lügen zu strafen. Wir erheben laut die Stimme für unsere unglücklichen Brüder, die Polen, welche durch die schmählichen Künste der Gewalt um ihre Selbststständigkeit gebracht worden sind: wir fordern die Kabinette auf, diese alte Sünde, den Fluch, der erblich auf ihrer Politik lastet, endlich zu sühnen, und rechnen dabei auf die Sympathien von ganz Europa. Wir protestiren gegen das willkürliche Zerreißen von Ländern, wie es heutzutage im Großh. Posen durchgeführt werden will, und erwarten von der preußischen und sächsischen Regierung, daß sie von der bisher planmäßig betriebenen Entnationalisirung der in Schlesien, der Lausitz, Ost- und Westpreußen lebenden Slawen fortan abstehe; wir fordern das ungarische Ministerium auf, die empörenden Gewaltmaßregeln, die es gegen die Serben, Kroaten, Slowaken und Russinen getroffen, schleunigst abzuschaffen, und dahin zu wirken, daß ihnen die ihnen gebührenden Nationalrechte in vollem Maße baldigst gewährt werden, wir hoffen, daß eine herzlose Politik unsere slawischen Brüder in der Türkei nicht lange mehr hindern wird, ihre Nationalität auch staatlich zu entwickeln und naturgemäß geltend zu machen. Wenn wir hier einen feierlichen Protest gegen unwürdige Akte einlegen, so geschieht es, weil wir zugleich den wohlthätigen Wirkungen der Freiheit vertrauen. Die Freiheit muß und wird die bisher herrschenden Völker gerechter machen und zu der Einsicht bringen, daß Unrecht und Willkühr nicht jenem Schande bringt, der sie erleiden muß, sondern dem, der sie übt.

Wir, die wir die Jüngsten, doch nicht die Schwächern, auf Europas politischer Bühne wieder erschienen, wir tragen sofort auf die Beschickung eines allgemeinen europäischen Völker-Congresses zur Ausgleichung aller internationalen Fragen an; denn wir sind überzeugt, daß sich freie Völker leichter untereinander verstehen, als bezahlte Diplomaten. Möchte doch dieser Vorschlag bei Zeiten beachtet werden, ehe die Reaktions-Politik einzelner Höfe es wieder dahin bringt, daß die durch Neid und Haß aufgestachelten Völker sich untereinander zerfleischen.

Im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderschaft aller Völker."

* Prag, 10. Juli.

Wegen der gestern gemeldeten Verhaftung des Redakteurs Hawljcek erschienen heute 2 amtliche Bekanntmachungen; die eine vom Bürgermeister Wanka unterzeichnet, worin derselbe zur Widerlegung unwahrer Gerüchte mittheilt, daß gedachte Verhaftung ganz und gar ohne sein Wissen und Mitwirkung erfolgt, und ihm sogar erst 10 Stunden später bekannt geworden ist. Die zweite Kundmachung geht vom Landespräsidium, von dem berüchtigten "Leo Graf Thun" aus, worin letzterer erklärt, "daß künftige Arretirungen - mit Ausnahme besonders beinzüchtigter, gefährlicher Individuen - auf Belangen des k. k. Militär-General-Kommando durch die Magistratsbehörde werden vorgenommen werden."

Endlich eine Bekanntmachung von dem nämlichen "Graf Thun", worin der Grund von Hawljcek's Verhaftung dahin angegeben wird: er habe in seinem Journal behauptet, jene Nationalgarden, welche aus der Provinz während der Junitage den Pragern zu Hülfe gezogen, hätten nur ihre Schuldigkeit gethan.

Dazu bemerkt das "konstitutionelle Blatt aus Böhmen":

Wir fragen den Herrn Landespräsidenten, wie diese Verhaftung durch das Platzkommando mit dem Berichte zusammenstimmt, welchen er unterm 1. Juli an das Ministerium abstattete und in welchem er sagt, daß "die Presse keinen andern Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen sei." Ist das Preßgesetz, wie Hr. Graf Thun dem Ministerium am 1. Juli meldete, in Kraft, dann kann und darf, wer ein Preßvergehen begeht, nur vor das ordentliche Preßgericht - und zwar nicht durch das Platzkommando - gezogen werden; ist aber das Preßgesetz nicht in Kraft, dann soll Graf Thun nicht ans Ministerium berichten, "daß die Presse keinen andern Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen sei."

Prag, 10. Juli.

Die Wahlen für den Reichstag sind vollendet, Strobach, Rieger, Palacky, Borrosch zu Prags Deputirten ernannt. Charakteristisch ist es, daß sie alle gegen den Anschluß an Deutschland aufgetreten sind, daß sich also der Stand der Parteien auch durch unsere Pfingstwoche nicht verändert hat. Wäre der Kampf in derselben ein nationaler, der Sieg ein Sieg der deutschen Sache gewesen, wie die ausländischen Zeitungen ohne Ausnahme berichten, das Resultat der Wahlen hätte ein anderes werden müssen. Pillersdorffs Abdankung verursacht in allen Kreisen die größte Aufregung, da man sie als Vorzeichen heftiger, Stürme betrachtet. Das Gerücht spricht bereits von Truppenzusammenziehungen bei Wien, Arbeiterbewegungen u. s. w. Mit großer Spannung erwarten wir neuere Nachrichten. Trojan's Verhaftung, die wir vorgestern gemeldet, hat sich als eine Unwahrheit herausgestellt.

(C. B. a. B.)
17 Prag, 10. Juli.

Es ist doch etwas Herrliches, die Konstitution im Belagerungszustande! Wir haben das Associationsrecht, aber es dürfen keine Versammlungen ohne Erlaubniß der Militärbehörde gehalten werden. Wir haben Volksbewaffnung, aber für vielleicht 12-13000 waffenfähige Bürger sind nur 150 Gewehre auf dem Rathhause, die abwechselnd von den Nationalgardisten zum Dienste gebraucht werden! Wir haben Preßfreiheit und jeden Tag steckt man einen Redakteur ein. In der Nacht vom 7. auf den 8. wurde der Redakteur der Narodni Nowini, Karl Hawlitschek, verhaftet, heute hat man dem Redakteur des Abendblattes, Libinski, eine Sommerwohnung auf dem Hradschin eingeräumt. Wenn das so fort geht, so wird der General Windischgrätz bald einige seiner Fourire zur Redaktion der Prager Journale detachiren können. Vom erstern ist es jedoch zweifelhaft ob er wegen Preßvergehen verhaftet ist, indem eine am selben Tage erlassene Bekanntmachung des Grafen Thun aussagt, daß Preßvergehen nicht anders als nach dem Preßgesetze bestraft würden. Hawlitschek ist ein Ultratscheche, der seinen Traum eines slawischen Reichs selbst auf Kosten einer russischen Intervention verwirklicht sehen möchte. Zudem weiß man auch, daß er an einem Slawenkongresse in Agram Theil genommen hat. Die Lage unserer Stadt wird immer drückender, die Nahrungslosigkeit immer größer und wer weiß, was geschehen würde, wenn die Kanonen vom Hradschin herab nicht ihre drohenden Mündungen zeigten. Die Wahlen für den Wiener Reichstag sind gänzlich im Sinne der tschechischen Partei ausgefallen, der ehemalige Bürgermeister Strobach, Palacky, Rieger und der Buchhändler Borrosch, der zwar ein Deutscher ist, aber keine Energie besitzt und sich von seinen Kollegen stimmen lassen wird; sie werden ersehen haben, daß es die vier Männer der provisorischen Regierung sind, welche die Prager nach Wien schicken.

P. S. So eben vernehmen wir durch Reisende, welche mit dem Nachmittagszuge aus Wien gekommen, daß Pillersdorff wieder Minister, der Sicherheitsausschuß aufgelöst und die ganze Stadt voll Militär sei.

Ungarn.
Pesth, 7. Juli.

In den häufigen Ministerialkonferenzen mit den Deputirten hat das Ministerium die bereitwillige Unterstützung des Unterhauses schon zugesichert erhalten, und es kann demnach seine Anstalten ungehindert treffen. - Die von dem Erzherzog Johann vorgeschlagene Vermittlungsweise zwischen Ungarn und den Illyriern, daß nämlich einer unserer Minister und der Ban Jellachich sich nach Wien zur Unterhandlung begeben, ward von unserm Ministerium verworfen, indem es in keinem Falle mit dem "hochverrätherischen" Jellachich, sondern nur mit den gesetzmäßig gewählten Deputirten der Illyrier unterhandeln will. Noch entschiedenere Abweisung hat der ebenfalls vom Erzherzog Johann gestellte Vorschlag der Vereinigung des ungarischen Finanzministeriums mit dem allgemeinen östreichischen gefunden.

- Zum Präsidenten des Oberhauses ist der Judex Curiae Georg v. Malaith und zum Vicepräsidenten Baron v. Perenyi vom König ernannt worden. - Der Handelsminister hat die Einfuhr von fabrizirtem Taback, von Zucker und Syrup nach Ungarn mit bedeutenden Zöllen belegt.

(D. A. Z.)
Pesth, 7. Juli.

Die Ungarn sollen die Stadt Varasd genommen haben. Dagegen erlitten sie bei dem Dorfe St. Mihaly eine Schlappe. Die in 3 Lagern konzentrirten ungarischen Truppen zählen 52,000 M. Außerdem werden jetzt noch neue Freiwilligencorps bis 40,000 Mann organisirt.

Die Versammlung in Lugos hat die beiden Bischöfe von Temesvar und Versecz, als an der Insurrektion betheiligt, für abgesetzt erklärt, zugleich aber auch die kirchliche Trennung der Walachen von den Raitzen (Serbianern) ausgesprochen. Dadurch ist eine bleibende Spaltung im feindlichen Lager entstanden.

(Bresl. Z.)
Polen.
Warschau, 8. Juli.

Zehn Meilen von hier, an der Gränze zwischen Litthauen und Polen, in der Gegend von Kowno hat sich die Cholera gezeigt, jedoch nur sporadisch und in einem noch milden Charakter. Weiter ist sie bisher in unserer Gegend nicht vorgedrungen.

Rußland.
Petersburg, 1. Juli.

Am 29. Juni befanden sich hierselbst 1029 Cholerakranke, in den folgenden 24 Stunden kamen 749 hinzu; davon genasen 41, starben 356, verblieben in der Behandlung auf den 30. 1356 Personen. Am 1. Juli waren 1651 Kranke, im Laufe des Tages erkrankten 813, starben 456, genasen 61, auf den 2. Juli verblieben 1954 Kranke.

(B. Z. H.)
Schweiz
*** Zürich, 10. Juli.

Der erste September ist als Termin festgesetzt, bis zu welchem die Resultate der Abstimmung in den Kantonen über die Bundesverfassung eingegeben werden sollen. Obgleich selbst diejenigen, welche an der neuen Bundesverfassung vieles auszusetzen haben, es höchst wünschenswerth finden, daß sie angenommen werde, so scheint man doch des Erfolges noch gar nicht gewiß zu sein; manche Kantone halten sich durch die Centralisation der Posten und Zölle, die Urkantone auch durch die Glaubensfreiheit und das freie Niederlassungsrecht, in ihren materiellen Interessen für verletzt, und in diesem Punkte versteht der Schweizer gar keinen Spaß. Er ist zwar ein großer Freund der "Freiheit", aber Geld darf sie ihn nicht kosten. Wollte Jemand den Kantonen, welche durch die Centralisation der Zölle ihre Einnahme verlieren, vorrechnen, daß sie bei dem dadurch erleichterten und also vermehrten Handelsverkehr auch einige Vortheile haben würden, nun, so würde man über diesen Jemand vielleicht bloß den praktischen Kopf schütteln; wollte er ihnen aber vorhalten, ein einiges, starkes und fest verbundenes Vaterland sei doch auch etwas Schönes, wofür man schon ein Uebriges thun könne, so würde man ihn geradezu für einen Narren halten. "Ein einiges freies Vaterland, stark wie unsere Berge", das sind Redensarten, die bei einem Schützen- oder Sängerfeste am Platze sind, aber nicht da, wo es sich um das Zahlen handelt. Ich rede hier natürlich nur von der großen Masse. Um nun über Annahme oder Verwerfung der Bundesverfassung möglichst bald einigermaßen Gewißheit zu erhalten, wird sich in Bern und Zürich noch in diesem Monat der Großrath versammeln, um einen definitiven Beschluß über das Bundesgesetz zu fassen, d. h. um sie dem Volke abzurathen oder zu empfehlen, worauf sodann die entscheidende Abstimmung des Volkes erfolgt. Man hofft, daß manche kleineren Kantone sich durch den Vorgang von Zürich und Bern bestimmen lassen werden, daher fand auch im Berner Gr. Rath der Vorschlag Stämpfli's, sich nicht zu übereilen und den Termin noch weiter hinauszuschieben, keinen Anklang. Von Wichtigkeit ist es jedenfalls, daß die beiden größten Kantone sich zuerst und möglichst bald über das Bundesprojekt aussprechen. Hr. Stämpfli scheint aber, wie auch Hr. Stockmar, die Hoffnung auf einen Verfassungsrath noch immer nicht aufgegeben zu haben, und im Berner Regierungsrathe haben die beiden Herren es auch mit 5 Stimmen gegen 4 (unter diesen letztern Funk und Ochsenbein) durchgesetzt, daß der Regierungsrath bei dem Gr. Rath auf Verwerfung des Bundesprojektes antragen wird. Ob die Mehrheit des Gr. Rathes für Verwerfung oder für Annahme des Bundesprojektes ist läßt sich noch nicht sagen; in den Abstimmungen am 9. und 10. Mai über die lombardischen Werbungen in der Schweiz, über das Ochsenbeinsche Votum in der Sardinischen Frage (Ablehnen des gebotenen Bündnisses) sprach sich allerdings eine Mehrheit des Gr. Rathes für Ochsenbein aus, und es ist gerade nicht unwahrscheinlich, daß dieses auch jetzt der Fall sein wird, zumal da die Dringlichkeit der Sache hinzukömmt. Ein Verf.-Rath würde die ganze Angelegenheit wieder weit hinausschieben, und es ist gar nicht zu hoffen, wenn ein solcher Verf.-Rath konsequent nach Principien, ohne Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse, verfahren wollte, daß die daraus hervorgehende Verfassung jemals vom Schweizer-Volk angenommen werden würde. Hat das jetzige Bundesprojekt auch wesentliche Mängel, so ist doch eine künftige Revision desselben nicht gar zu sehr erschwert; wenn 50,000 Bürger es verlangen, so muß im Volke darüber abgestimmt werden, ob es eine Revision der Bundesverfassung will.

- Die Regierung von Hannover hat einen Züricher Bürger ausgewiesen, weil er als Schweizer im dortigen Lande nicht arbeiten dürfe." Auf wiederholte Reklamation des Vororts erfolgte keine Antwort, worauf die Regierung von Zürich den Beschluß faßte, daß sämmtliche Hannoveraner, welche sich ohne Niederlassungsbewilligung im Kanton Zürich aufhalten, innerhalb 14 Tagen den Kanton zu verlassen haben. Die davon betroffenen 24 an der Zahl, kommen dadurch meistens in eine sehr unangenehme Lage. Der deutsche Nationalverein in Zürich hat sowohl an die zweite Kammer in Hannover eine Petition, die Regierung zu einer Erklärung aufzufordern und etwaige, eine solche Ausweisung begründende Gesetze abzuschaffen, als auch an die Nationalversammlung eine energische Aufforderung gerichtet, die Regierung von Hannover anzuweisen, sich solcher Handlungen, welche die Lage der Deutschen in der Schweiz im höchsten Grade prekär machen, zu enthalten und für den vorliegenden Fall Genugthuung zu geben. Bei der zärtlichen Vorliebe, welche die Nationalversammlung für die Deutschen in Posen zeigt, wird sie auch die Deutschen in der Schweiz nicht vergessen; zumal da es hier nicht nöthig ist, eine schwer gereizte Bevölkerung mit Shrapnells zusammen zu schießen, sondern nur eine Regierung anzuweisen, durch brutale Handlungen nicht die Existenz ihrer Staatsangehörigen im Auslande muthwillig auf's Spiel zu setzen, und verrostete Gesetze, welche den freien Verkehr beschränken, nicht mehr in Anwendung zu bringen. Wir werden in der Schweiz zwar nicht, wie die Deutschen in Posen, mit "Mord und Plünderung bedroht, indessen eine Ausweisung ist auch nichts Angenehmes. Die Züricher Regierung ist vom Nationalverein ersucht worden, die Ausführung der Maßregel, deren Gerechtigkeit er vollkommen anerkennt, bis nach erfolgter Antwort zu suspendiren, ich zweifle jedoch, daß sie dem Gesuche willfahren wird, da man keinen festen Termin angeben kann. Also weil eine Hannöversche Regierung es in ihrer Weisheit für unzulässig oder staatsgefährlich hält, daß ein Schweizer Handwerksbursch in Hannover arbeitet, müssen 24 deutsche Bürger Zürich verlassen und meistens eine Existenz aufgeben, die sie sich anderwärts natürlich nicht sogleich wieder begründen können. Es ist überhaupt eine Schmach, daß solche Gesetze, welche z. B. Handwerkern das Reisen in der Schweiz, Studenten den Besuch schweizerischer Universitäten verbieten, in einigen Bundesstaaten noch immer aufrecht erhalten und nicht ohne Weiteres in die Rumpelkammer geworfen werden.

Neuenburg, 8. Juli.

Die Kommission, welche mit Prüfung der Rechnungen des abgesetzten Staatsraths beauftragt war, hat einstimmig den Beschluß gefaßt, daß die Mitglieder der gedachten Ex-Behörde die Summe von 53,573 fr. zu ersetzen, haben für die im Jahre 1832 nach Bern geschickte Munition und für Reisekosten nach Berlin im letzten Februar.

Muttenz, 8. Juli.

Die Reaktion streut geflissentlich in verschiedenen Blättern die Nachricht aus, als werde von mir an einzelnen Punkten Deutschlands und der Schweiz Mannschaft angeworben, ja die Frechheit geht so weit, sogar das Handgeld zu benennen, was bezahlt werde. Diese völlig erlogenen, öfters wiederholten Nachrichten haben nun offenbar keinen andern Zweck als: 1) Damit die militärischen das Volk aussaugenden Besatzungen deutscher Länder durch Aussprengung unwahrer Thatsachen vor dem Volke zu rechtfertigen und zugleich die reaktionären Maßregeln gegen das Volk der republikanischen Partei aufzubürden. 2) Einzelne lästige Leute durch falsche Vorspiegelungen zu bestimmen, sich von den Orten, wo man sie gerne los wäre, fort und nach der Schweiz zu begeben. 3) Die Schweiz aber durch Aufhalsung solcher Gäste zu bestimmen, das Asylrecht zu verkümmern. Revolutionen werden nicht außen angeworben und in ein Volk hineingetragen, sie müssen sich aus einem Volke selbst als politisches Gesetz, als Nothwendigkeit entwickeln. - Ebenso erlogen, als jene vorgeblichen Werbungen sind die Nachrichten von dem Besitze großer Summen, welche mir zur Verfügung gestellt worden seien. Es gehört eine eigenthümliche Unverschämtheit dazu, solche grobe Lügen auszustreuen und sie dem Volke glauben machen zu wollen. Muttenz, den 8. Juli 1848. Hecker.

Italien.
* Florenz, 6. Juli.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.

besonderen Zwecken zu dienen; die gleiche Berechtigung aller zur höchsten Humanität ist ein Gesetz Gottes, das keines von ihnen ungestraft zu verletzen wagen darf. Leider aber scheint dieses Gesetz in unseren Tagen auch von den gebildetsten Völkern noch nicht nach Gebühr erkannt und gewürdigt zu werden; Ansprüche von Obrigkeit, von Bevormundung, die man den Individuen gegenüber willig fahren ließ; erhebt man noch immer einzelnen Völkern gegenüber; man strebt nach Herrschaft im Namen der Freiheit, und weiß diese von jener nicht zu trennen. So versagt der freie Britte dem Irländer die volle nationale Ebenbürtigkeit, so droht der Deutsche manchem slawischen Stamme mit Zwang, wenn er sich weigert, zum Bau von Deutschlands politischer Größe beizutragen, so scheut der Magyare sich nicht, das Recht der Nationalität in Ungarn für seine Race ausschließlich in Anspruch zu nehmen. Wir Slawen verdammen solche Anmaßungen unbedingt und weisen sie um so entschiedener von uns, je heuchlerischer sie sich unter der Maske der Freiheit verbergen. Doch treu unserm natürlichen Sinne, dem Rachegefühl für vergangene Unbill unzugänglich, bieten wir allen Nachbarvölkern die brüderliche Hand, welche wie wir bereit sind, die vollkommen gleiche Berechtigung aller Nationalitäten, unabhängig von deren politischer Macht und Größe anzuerkennen und thatsächlich zu schützen.

Eben so verdammen und verabscheuen wir offen jene Politik, welche sich anmaßt Länder und Völker als einen der Herrschermacht preisgegebenen Stoff zu behandeln, nach Willkür und Laune zu nehmen, zu tauschen, zu vertheilen ohne Rücksicht auf Stamm, Sprache, Sitten und Neigungen der Völker, ohne Beachtung ihres natürlichen Zusammenhangs, ihrer berechtigten Selbstständigkeit. Die rohe Waffengewalt allein entschied das Loos der Ueberwundenen, oft gar nicht zum Kampfe Gelangten, von denen man in der Regel nichts wollte als Soldaten und Geld zur Verstärkung der Zwingmacht, und allenfalls erheuchelte Bezeugungen von Anhänglichkeit für den Zwingherrn.

Von dem Grundsatze ausgehend, daß die gewaltige Geistesfluth der Gegenwart neue politische Schöpfungen bedinge, daß ein Wiederaufbau des Staates, wo nicht in neuen Grenzen, doch auf neuen Grundlagen Statt finden müsse, haben wir dem Kaiser von Oesterreich, unter dessen konstitutioneller Regierung wir der Mehrzahl nach leben, den Vorschlag gemacht, den Kaiserstaat in einen Bund gleichberechtigter Nationen umzugestalten, welcher den abweichenden Bedürfnissen der letztern, so wie der Einheit der Monarchie gleiche Rechnung tragen soll. Wir erblicken in einem solchen Bunde das Heil nicht nur für uns allein, sondern auch für Freiheit, Civilisation und Humanität überhaupt, und hoffen auf des aufgeklärten Europa's freiwilligen Beistand zu dessen Verwirklichung. Auf jeden Fall sind wir entschlossen, unsere Nationalität in Oesterreich mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln, jene volle staatliche Anerkennung und Stellung zu erringen, welche das deutsche und magyarische Element bereits inne haben, und rechnen dabei auf diejenige Unterstützung, welche dem guten Rechte in jeder wahrhaft freien Brust warm entgegen strömt.

Den Feinden unserer Nationalität ist es gelungen, Europa mit dem Gespenst des politischen Panslawismus zu erschrecken, der angeblich alle Errungenschaften der Freiheit, der Bildung und Humanität zu vernichten droht. Wir kennen die Zauberformel, welche allein dieses Gespenst zu bannen vermag, und wollen sie im Interesse der Freiheit, Bildung und Humanität den zum Theil durch eigenes Schuldbewußtsein geängstigten Völkern nicht vorenthalten: sie heißt Gerechtigkeit, Gerechtigkeit gegen das Slawenvolk überhaupt und gegen die gedrückten Zweige desselben insbesondere. Der Deutsche rühmt von sich, daß er mehr als andere Völker fähig und geneigt sei, die Eigenthümlichkeiten aller fremden Nationalitäten unbefangen aufzufassen und zu würdigen: wir wünschen und verlangen, wenn er vom Slawen spricht, daß er aufhöre, diese Worte fortan noch Lügen zu strafen. Wir erheben laut die Stimme für unsere unglücklichen Brüder, die Polen, welche durch die schmählichen Künste der Gewalt um ihre Selbststständigkeit gebracht worden sind: wir fordern die Kabinette auf, diese alte Sünde, den Fluch, der erblich auf ihrer Politik lastet, endlich zu sühnen, und rechnen dabei auf die Sympathien von ganz Europa. Wir protestiren gegen das willkürliche Zerreißen von Ländern, wie es heutzutage im Großh. Posen durchgeführt werden will, und erwarten von der preußischen und sächsischen Regierung, daß sie von der bisher planmäßig betriebenen Entnationalisirung der in Schlesien, der Lausitz, Ost- und Westpreußen lebenden Slawen fortan abstehe; wir fordern das ungarische Ministerium auf, die empörenden Gewaltmaßregeln, die es gegen die Serben, Kroaten, Slowaken und Russinen getroffen, schleunigst abzuschaffen, und dahin zu wirken, daß ihnen die ihnen gebührenden Nationalrechte in vollem Maße baldigst gewährt werden, wir hoffen, daß eine herzlose Politik unsere slawischen Brüder in der Türkei nicht lange mehr hindern wird, ihre Nationalität auch staatlich zu entwickeln und naturgemäß geltend zu machen. Wenn wir hier einen feierlichen Protest gegen unwürdige Akte einlegen, so geschieht es, weil wir zugleich den wohlthätigen Wirkungen der Freiheit vertrauen. Die Freiheit muß und wird die bisher herrschenden Völker gerechter machen und zu der Einsicht bringen, daß Unrecht und Willkühr nicht jenem Schande bringt, der sie erleiden muß, sondern dem, der sie übt.

Wir, die wir die Jüngsten, doch nicht die Schwächern, auf Europas politischer Bühne wieder erschienen, wir tragen sofort auf die Beschickung eines allgemeinen europäischen Völker-Congresses zur Ausgleichung aller internationalen Fragen an; denn wir sind überzeugt, daß sich freie Völker leichter untereinander verstehen, als bezahlte Diplomaten. Möchte doch dieser Vorschlag bei Zeiten beachtet werden, ehe die Reaktions-Politik einzelner Höfe es wieder dahin bringt, daß die durch Neid und Haß aufgestachelten Völker sich untereinander zerfleischen.

Im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderschaft aller Völker.“

* Prag, 10. Juli.

Wegen der gestern gemeldeten Verhaftung des Redakteurs Hawljcek erschienen heute 2 amtliche Bekanntmachungen; die eine vom Bürgermeister Wanka unterzeichnet, worin derselbe zur Widerlegung unwahrer Gerüchte mittheilt, daß gedachte Verhaftung ganz und gar ohne sein Wissen und Mitwirkung erfolgt, und ihm sogar erst 10 Stunden später bekannt geworden ist. Die zweite Kundmachung geht vom Landespräsidium, von dem berüchtigten „Leo Graf Thun“ aus, worin letzterer erklärt, „daß künftige Arretirungen ‒ mit Ausnahme besonders beinzüchtigter, gefährlicher Individuen ‒ auf Belangen des k. k. Militär-General-Kommando durch die Magistratsbehörde werden vorgenommen werden.“

Endlich eine Bekanntmachung von dem nämlichen „Graf Thun“, worin der Grund von Hawljcek's Verhaftung dahin angegeben wird: er habe in seinem Journal behauptet, jene Nationalgarden, welche aus der Provinz während der Junitage den Pragern zu Hülfe gezogen, hätten nur ihre Schuldigkeit gethan.

Dazu bemerkt das „konstitutionelle Blatt aus Böhmen“:

Wir fragen den Herrn Landespräsidenten, wie diese Verhaftung durch das Platzkommando mit dem Berichte zusammenstimmt, welchen er unterm 1. Juli an das Ministerium abstattete und in welchem er sagt, daß „die Presse keinen andern Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen sei.“ Ist das Preßgesetz, wie Hr. Graf Thun dem Ministerium am 1. Juli meldete, in Kraft, dann kann und darf, wer ein Preßvergehen begeht, nur vor das ordentliche Preßgericht ‒ und zwar nicht durch das Platzkommando ‒ gezogen werden; ist aber das Preßgesetz nicht in Kraft, dann soll Graf Thun nicht ans Ministerium berichten, „daß die Presse keinen andern Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen sei.“

Prag, 10. Juli.

Die Wahlen für den Reichstag sind vollendet, Strobach, Rieger, Palacky, Borrosch zu Prags Deputirten ernannt. Charakteristisch ist es, daß sie alle gegen den Anschluß an Deutschland aufgetreten sind, daß sich also der Stand der Parteien auch durch unsere Pfingstwoche nicht verändert hat. Wäre der Kampf in derselben ein nationaler, der Sieg ein Sieg der deutschen Sache gewesen, wie die ausländischen Zeitungen ohne Ausnahme berichten, das Resultat der Wahlen hätte ein anderes werden müssen. Pillersdorffs Abdankung verursacht in allen Kreisen die größte Aufregung, da man sie als Vorzeichen heftiger, Stürme betrachtet. Das Gerücht spricht bereits von Truppenzusammenziehungen bei Wien, Arbeiterbewegungen u. s. w. Mit großer Spannung erwarten wir neuere Nachrichten. Trojan's Verhaftung, die wir vorgestern gemeldet, hat sich als eine Unwahrheit herausgestellt.

(C. B. a. B.)
17 Prag, 10. Juli.

Es ist doch etwas Herrliches, die Konstitution im Belagerungszustande! Wir haben das Associationsrecht, aber es dürfen keine Versammlungen ohne Erlaubniß der Militärbehörde gehalten werden. Wir haben Volksbewaffnung, aber für vielleicht 12-13000 waffenfähige Bürger sind nur 150 Gewehre auf dem Rathhause, die abwechselnd von den Nationalgardisten zum Dienste gebraucht werden! Wir haben Preßfreiheit und jeden Tag steckt man einen Redakteur ein. In der Nacht vom 7. auf den 8. wurde der Redakteur der Narodni Nowini, Karl Hawlitschek, verhaftet, heute hat man dem Redakteur des Abendblattes, Libinski, eine Sommerwohnung auf dem Hradschin eingeräumt. Wenn das so fort geht, so wird der General Windischgrätz bald einige seiner Fourire zur Redaktion der Prager Journale detachiren können. Vom erstern ist es jedoch zweifelhaft ob er wegen Preßvergehen verhaftet ist, indem eine am selben Tage erlassene Bekanntmachung des Grafen Thun aussagt, daß Preßvergehen nicht anders als nach dem Preßgesetze bestraft würden. Hawlitschek ist ein Ultratscheche, der seinen Traum eines slawischen Reichs selbst auf Kosten einer russischen Intervention verwirklicht sehen möchte. Zudem weiß man auch, daß er an einem Slawenkongresse in Agram Theil genommen hat. Die Lage unserer Stadt wird immer drückender, die Nahrungslosigkeit immer größer und wer weiß, was geschehen würde, wenn die Kanonen vom Hradschin herab nicht ihre drohenden Mündungen zeigten. Die Wahlen für den Wiener Reichstag sind gänzlich im Sinne der tschechischen Partei ausgefallen, der ehemalige Bürgermeister Strobach, Palacky, Rieger und der Buchhändler Borrosch, der zwar ein Deutscher ist, aber keine Energie besitzt und sich von seinen Kollegen stimmen lassen wird; sie werden ersehen haben, daß es die vier Männer der provisorischen Regierung sind, welche die Prager nach Wien schicken.

P. S. So eben vernehmen wir durch Reisende, welche mit dem Nachmittagszuge aus Wien gekommen, daß Pillersdorff wieder Minister, der Sicherheitsausschuß aufgelöst und die ganze Stadt voll Militär sei.

Ungarn.
Pesth, 7. Juli.

In den häufigen Ministerialkonferenzen mit den Deputirten hat das Ministerium die bereitwillige Unterstützung des Unterhauses schon zugesichert erhalten, und es kann demnach seine Anstalten ungehindert treffen. ‒ Die von dem Erzherzog Johann vorgeschlagene Vermittlungsweise zwischen Ungarn und den Illyriern, daß nämlich einer unserer Minister und der Ban Jellachich sich nach Wien zur Unterhandlung begeben, ward von unserm Ministerium verworfen, indem es in keinem Falle mit dem „hochverrätherischen“ Jellachich, sondern nur mit den gesetzmäßig gewählten Deputirten der Illyrier unterhandeln will. Noch entschiedenere Abweisung hat der ebenfalls vom Erzherzog Johann gestellte Vorschlag der Vereinigung des ungarischen Finanzministeriums mit dem allgemeinen östreichischen gefunden.

‒ Zum Präsidenten des Oberhauses ist der Judex Curiae Georg v. Malaith und zum Vicepräsidenten Baron v. Perenyi vom König ernannt worden. ‒ Der Handelsminister hat die Einfuhr von fabrizirtem Taback, von Zucker und Syrup nach Ungarn mit bedeutenden Zöllen belegt.

(D. A. Z.)
Pesth, 7. Juli.

Die Ungarn sollen die Stadt Varasd genommen haben. Dagegen erlitten sie bei dem Dorfe St. Mihaly eine Schlappe. Die in 3 Lagern konzentrirten ungarischen Truppen zählen 52,000 M. Außerdem werden jetzt noch neue Freiwilligencorps bis 40,000 Mann organisirt.

Die Versammlung in Lugos hat die beiden Bischöfe von Temesvar und Versecz, als an der Insurrektion betheiligt, für abgesetzt erklärt, zugleich aber auch die kirchliche Trennung der Walachen von den Raitzen (Serbianern) ausgesprochen. Dadurch ist eine bleibende Spaltung im feindlichen Lager entstanden.

(Bresl. Z.)
Polen.
Warschau, 8. Juli.

Zehn Meilen von hier, an der Gränze zwischen Litthauen und Polen, in der Gegend von Kowno hat sich die Cholera gezeigt, jedoch nur sporadisch und in einem noch milden Charakter. Weiter ist sie bisher in unserer Gegend nicht vorgedrungen.

Rußland.
Petersburg, 1. Juli.

Am 29. Juni befanden sich hierselbst 1029 Cholerakranke, in den folgenden 24 Stunden kamen 749 hinzu; davon genasen 41, starben 356, verblieben in der Behandlung auf den 30. 1356 Personen. Am 1. Juli waren 1651 Kranke, im Laufe des Tages erkrankten 813, starben 456, genasen 61, auf den 2. Juli verblieben 1954 Kranke.

(B. Z. H.)
Schweiz
*** Zürich, 10. Juli.

Der erste September ist als Termin festgesetzt, bis zu welchem die Resultate der Abstimmung in den Kantonen über die Bundesverfassung eingegeben werden sollen. Obgleich selbst diejenigen, welche an der neuen Bundesverfassung vieles auszusetzen haben, es höchst wünschenswerth finden, daß sie angenommen werde, so scheint man doch des Erfolges noch gar nicht gewiß zu sein; manche Kantone halten sich durch die Centralisation der Posten und Zölle, die Urkantone auch durch die Glaubensfreiheit und das freie Niederlassungsrecht, in ihren materiellen Interessen für verletzt, und in diesem Punkte versteht der Schweizer gar keinen Spaß. Er ist zwar ein großer Freund der „Freiheit“, aber Geld darf sie ihn nicht kosten. Wollte Jemand den Kantonen, welche durch die Centralisation der Zölle ihre Einnahme verlieren, vorrechnen, daß sie bei dem dadurch erleichterten und also vermehrten Handelsverkehr auch einige Vortheile haben würden, nun, so würde man über diesen Jemand vielleicht bloß den praktischen Kopf schütteln; wollte er ihnen aber vorhalten, ein einiges, starkes und fest verbundenes Vaterland sei doch auch etwas Schönes, wofür man schon ein Uebriges thun könne, so würde man ihn geradezu für einen Narren halten. „Ein einiges freies Vaterland, stark wie unsere Berge“, das sind Redensarten, die bei einem Schützen- oder Sängerfeste am Platze sind, aber nicht da, wo es sich um das Zahlen handelt. Ich rede hier natürlich nur von der großen Masse. Um nun über Annahme oder Verwerfung der Bundesverfassung möglichst bald einigermaßen Gewißheit zu erhalten, wird sich in Bern und Zürich noch in diesem Monat der Großrath versammeln, um einen definitiven Beschluß über das Bundesgesetz zu fassen, d. h. um sie dem Volke abzurathen oder zu empfehlen, worauf sodann die entscheidende Abstimmung des Volkes erfolgt. Man hofft, daß manche kleineren Kantone sich durch den Vorgang von Zürich und Bern bestimmen lassen werden, daher fand auch im Berner Gr. Rath der Vorschlag Stämpfli's, sich nicht zu übereilen und den Termin noch weiter hinauszuschieben, keinen Anklang. Von Wichtigkeit ist es jedenfalls, daß die beiden größten Kantone sich zuerst und möglichst bald über das Bundesprojekt aussprechen. Hr. Stämpfli scheint aber, wie auch Hr. Stockmar, die Hoffnung auf einen Verfassungsrath noch immer nicht aufgegeben zu haben, und im Berner Regierungsrathe haben die beiden Herren es auch mit 5 Stimmen gegen 4 (unter diesen letztern Funk und Ochsenbein) durchgesetzt, daß der Regierungsrath bei dem Gr. Rath auf Verwerfung des Bundesprojektes antragen wird. Ob die Mehrheit des Gr. Rathes für Verwerfung oder für Annahme des Bundesprojektes ist läßt sich noch nicht sagen; in den Abstimmungen am 9. und 10. Mai über die lombardischen Werbungen in der Schweiz, über das Ochsenbeinsche Votum in der Sardinischen Frage (Ablehnen des gebotenen Bündnisses) sprach sich allerdings eine Mehrheit des Gr. Rathes für Ochsenbein aus, und es ist gerade nicht unwahrscheinlich, daß dieses auch jetzt der Fall sein wird, zumal da die Dringlichkeit der Sache hinzukömmt. Ein Verf.-Rath würde die ganze Angelegenheit wieder weit hinausschieben, und es ist gar nicht zu hoffen, wenn ein solcher Verf.-Rath konsequent nach Principien, ohne Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse, verfahren wollte, daß die daraus hervorgehende Verfassung jemals vom Schweizer-Volk angenommen werden würde. Hat das jetzige Bundesprojekt auch wesentliche Mängel, so ist doch eine künftige Revision desselben nicht gar zu sehr erschwert; wenn 50,000 Bürger es verlangen, so muß im Volke darüber abgestimmt werden, ob es eine Revision der Bundesverfassung will.

‒ Die Regierung von Hannover hat einen Züricher Bürger ausgewiesen, weil er als Schweizer im dortigen Lande nicht arbeiten dürfe.“ Auf wiederholte Reklamation des Vororts erfolgte keine Antwort, worauf die Regierung von Zürich den Beschluß faßte, daß sämmtliche Hannoveraner, welche sich ohne Niederlassungsbewilligung im Kanton Zürich aufhalten, innerhalb 14 Tagen den Kanton zu verlassen haben. Die davon betroffenen 24 an der Zahl, kommen dadurch meistens in eine sehr unangenehme Lage. Der deutsche Nationalverein in Zürich hat sowohl an die zweite Kammer in Hannover eine Petition, die Regierung zu einer Erklärung aufzufordern und etwaige, eine solche Ausweisung begründende Gesetze abzuschaffen, als auch an die Nationalversammlung eine energische Aufforderung gerichtet, die Regierung von Hannover anzuweisen, sich solcher Handlungen, welche die Lage der Deutschen in der Schweiz im höchsten Grade prekär machen, zu enthalten und für den vorliegenden Fall Genugthuung zu geben. Bei der zärtlichen Vorliebe, welche die Nationalversammlung für die Deutschen in Posen zeigt, wird sie auch die Deutschen in der Schweiz nicht vergessen; zumal da es hier nicht nöthig ist, eine schwer gereizte Bevölkerung mit Shrapnells zusammen zu schießen, sondern nur eine Regierung anzuweisen, durch brutale Handlungen nicht die Existenz ihrer Staatsangehörigen im Auslande muthwillig auf's Spiel zu setzen, und verrostete Gesetze, welche den freien Verkehr beschränken, nicht mehr in Anwendung zu bringen. Wir werden in der Schweiz zwar nicht, wie die Deutschen in Posen, mit „Mord und Plünderung bedroht, indessen eine Ausweisung ist auch nichts Angenehmes. Die Züricher Regierung ist vom Nationalverein ersucht worden, die Ausführung der Maßregel, deren Gerechtigkeit er vollkommen anerkennt, bis nach erfolgter Antwort zu suspendiren, ich zweifle jedoch, daß sie dem Gesuche willfahren wird, da man keinen festen Termin angeben kann. Also weil eine Hannöversche Regierung es in ihrer Weisheit für unzulässig oder staatsgefährlich hält, daß ein Schweizer Handwerksbursch in Hannover arbeitet, müssen 24 deutsche Bürger Zürich verlassen und meistens eine Existenz aufgeben, die sie sich anderwärts natürlich nicht sogleich wieder begründen können. Es ist überhaupt eine Schmach, daß solche Gesetze, welche z. B. Handwerkern das Reisen in der Schweiz, Studenten den Besuch schweizerischer Universitäten verbieten, in einigen Bundesstaaten noch immer aufrecht erhalten und nicht ohne Weiteres in die Rumpelkammer geworfen werden.

Neuenburg, 8. Juli.

Die Kommission, welche mit Prüfung der Rechnungen des abgesetzten Staatsraths beauftragt war, hat einstimmig den Beschluß gefaßt, daß die Mitglieder der gedachten Ex-Behörde die Summe von 53,573 fr. zu ersetzen, haben für die im Jahre 1832 nach Bern geschickte Munition und für Reisekosten nach Berlin im letzten Februar.

Muttenz, 8. Juli.

Die Reaktion streut geflissentlich in verschiedenen Blättern die Nachricht aus, als werde von mir an einzelnen Punkten Deutschlands und der Schweiz Mannschaft angeworben, ja die Frechheit geht so weit, sogar das Handgeld zu benennen, was bezahlt werde. Diese völlig erlogenen, öfters wiederholten Nachrichten haben nun offenbar keinen andern Zweck als: 1) Damit die militärischen das Volk aussaugenden Besatzungen deutscher Länder durch Aussprengung unwahrer Thatsachen vor dem Volke zu rechtfertigen und zugleich die reaktionären Maßregeln gegen das Volk der republikanischen Partei aufzubürden. 2) Einzelne lästige Leute durch falsche Vorspiegelungen zu bestimmen, sich von den Orten, wo man sie gerne los wäre, fort und nach der Schweiz zu begeben. 3) Die Schweiz aber durch Aufhalsung solcher Gäste zu bestimmen, das Asylrecht zu verkümmern. Revolutionen werden nicht außen angeworben und in ein Volk hineingetragen, sie müssen sich aus einem Volke selbst als politisches Gesetz, als Nothwendigkeit entwickeln. ‒ Ebenso erlogen, als jene vorgeblichen Werbungen sind die Nachrichten von dem Besitze großer Summen, welche mir zur Verfügung gestellt worden seien. Es gehört eine eigenthümliche Unverschämtheit dazu, solche grobe Lügen auszustreuen und sie dem Volke glauben machen zu wollen. Muttenz, den 8. Juli 1848. Hecker.

Italien.
* Florenz, 6. Juli.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar046_017" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="0229"/>
besonderen Zwecken zu dienen; die                         gleiche Berechtigung aller zur höchsten Humanität ist ein Gesetz Gottes, das                         keines von ihnen ungestraft zu verletzen wagen darf. Leider aber scheint                         dieses Gesetz in unseren Tagen auch von den gebildetsten Völkern noch nicht                         nach Gebühr erkannt und gewürdigt zu werden; Ansprüche von Obrigkeit, von                         Bevormundung, die man den Individuen gegenüber willig fahren ließ; erhebt                         man noch immer einzelnen Völkern gegenüber; man strebt nach Herrschaft im                         Namen der Freiheit, und weiß diese von jener nicht zu trennen. So versagt                         der freie Britte dem Irländer die volle nationale Ebenbürtigkeit, so droht                         der Deutsche manchem slawischen Stamme mit Zwang, wenn er sich weigert, zum                         Bau von Deutschlands politischer Größe beizutragen, so scheut der Magyare                         sich nicht, das Recht der Nationalität in Ungarn für seine Race                         ausschließlich in Anspruch zu nehmen. Wir Slawen verdammen solche Anmaßungen                         unbedingt und weisen sie um so entschiedener von uns, je heuchlerischer sie                         sich unter der Maske der Freiheit verbergen. Doch treu unserm natürlichen                         Sinne, dem Rachegefühl für vergangene Unbill unzugänglich, bieten wir allen                         Nachbarvölkern die brüderliche Hand, welche wie wir bereit sind, die                         vollkommen gleiche Berechtigung aller Nationalitäten, unabhängig von deren                         politischer Macht und Größe anzuerkennen und thatsächlich zu schützen.</p>
          <p>Eben so verdammen und verabscheuen wir offen jene Politik, welche sich anmaßt                         Länder und Völker als einen der Herrschermacht preisgegebenen Stoff zu                         behandeln, nach Willkür und Laune zu nehmen, zu tauschen, zu vertheilen ohne                         Rücksicht auf Stamm, Sprache, Sitten und Neigungen der Völker, ohne                         Beachtung ihres natürlichen Zusammenhangs, ihrer berechtigten                         Selbstständigkeit. Die rohe Waffengewalt allein entschied das Loos der                         Ueberwundenen, oft gar nicht zum Kampfe Gelangten, von denen man in der                         Regel nichts wollte als Soldaten und Geld zur Verstärkung der Zwingmacht,                         und allenfalls erheuchelte Bezeugungen von Anhänglichkeit für den                         Zwingherrn.</p>
          <p>Von dem Grundsatze ausgehend, daß die gewaltige Geistesfluth der Gegenwart                         neue politische Schöpfungen bedinge, daß ein Wiederaufbau des Staates, wo                         nicht in neuen Grenzen, doch auf neuen Grundlagen Statt finden müsse, haben                         wir dem Kaiser von Oesterreich, unter dessen konstitutioneller Regierung wir                         der Mehrzahl nach leben, den Vorschlag gemacht, den Kaiserstaat in einen                         Bund gleichberechtigter Nationen umzugestalten, welcher den abweichenden                         Bedürfnissen der letztern, so wie der Einheit der Monarchie gleiche Rechnung                         tragen soll. Wir erblicken in einem solchen Bunde das Heil nicht nur für uns                         allein, sondern auch für Freiheit, Civilisation und Humanität überhaupt, und                         hoffen auf des aufgeklärten Europa's freiwilligen Beistand zu dessen                         Verwirklichung. Auf jeden Fall sind wir entschlossen, unsere Nationalität in                         Oesterreich mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln, jene volle staatliche                         Anerkennung und Stellung zu erringen, welche das deutsche und magyarische                         Element bereits inne haben, und rechnen dabei auf diejenige Unterstützung,                         welche dem guten Rechte in jeder wahrhaft freien Brust warm entgegen                         strömt.</p>
          <p>Den Feinden unserer Nationalität ist es gelungen, Europa mit dem Gespenst des                         politischen Panslawismus zu erschrecken, der angeblich alle Errungenschaften                         der Freiheit, der Bildung und Humanität zu vernichten droht. Wir kennen die                         Zauberformel, welche allein dieses Gespenst zu bannen vermag, und wollen sie                         im Interesse der Freiheit, Bildung und Humanität den zum Theil durch eigenes                         Schuldbewußtsein geängstigten Völkern nicht vorenthalten: sie heißt                         Gerechtigkeit, Gerechtigkeit gegen das Slawenvolk überhaupt und gegen die                         gedrückten Zweige desselben insbesondere. Der Deutsche rühmt von sich, daß                         er mehr als andere Völker fähig und geneigt sei, die Eigenthümlichkeiten                         aller fremden Nationalitäten unbefangen aufzufassen und zu würdigen: wir                         wünschen und verlangen, wenn er vom Slawen spricht, daß er aufhöre, diese                         Worte fortan noch Lügen zu strafen. Wir erheben laut die Stimme für unsere                         unglücklichen Brüder, die Polen, welche durch die schmählichen Künste der                         Gewalt um ihre Selbststständigkeit gebracht worden sind: wir fordern die                         Kabinette auf, diese alte Sünde, den Fluch, der erblich auf ihrer Politik                         lastet, endlich zu sühnen, und rechnen dabei auf die Sympathien von ganz                         Europa. Wir protestiren gegen das willkürliche Zerreißen von Ländern, wie es                         heutzutage im Großh. Posen durchgeführt werden will, und erwarten von der                         preußischen und sächsischen Regierung, daß sie von der bisher planmäßig                         betriebenen Entnationalisirung der in Schlesien, der Lausitz, Ost- und                         Westpreußen lebenden Slawen fortan abstehe; wir fordern das ungarische                         Ministerium auf, die empörenden Gewaltmaßregeln, die es gegen die Serben,                         Kroaten, Slowaken und Russinen getroffen, schleunigst abzuschaffen, und                         dahin zu wirken, daß ihnen die ihnen gebührenden Nationalrechte in vollem                         Maße baldigst gewährt werden, wir hoffen, daß eine herzlose Politik unsere                         slawischen Brüder in der Türkei nicht lange mehr hindern wird, ihre                         Nationalität auch staatlich zu entwickeln und naturgemäß geltend zu machen.                         Wenn wir hier einen feierlichen Protest gegen unwürdige Akte einlegen, so                         geschieht es, weil wir zugleich den wohlthätigen Wirkungen der Freiheit                         vertrauen. Die Freiheit muß und wird die bisher herrschenden Völker                         gerechter machen und zu der Einsicht bringen, daß Unrecht und Willkühr nicht                         jenem Schande bringt, der sie erleiden muß, sondern dem, der sie übt.</p>
          <p>Wir, die wir die Jüngsten, doch nicht die Schwächern, auf Europas politischer                         Bühne wieder erschienen, wir tragen sofort auf die Beschickung eines                         allgemeinen europäischen Völker-Congresses zur Ausgleichung aller                         internationalen Fragen an; denn wir sind überzeugt, daß sich freie Völker                         leichter untereinander verstehen, als bezahlte Diplomaten. Möchte doch                         dieser Vorschlag bei Zeiten beachtet werden, ehe die Reaktions-Politik                         einzelner Höfe es wieder dahin bringt, daß die durch Neid und Haß                         aufgestachelten Völker sich untereinander zerfleischen.</p>
          <p>Im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderschaft aller Völker.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar046_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Prag, 10. Juli.</head>
          <p>Wegen der gestern gemeldeten Verhaftung des Redakteurs Hawljcek erschienen                         heute 2 amtliche Bekanntmachungen; die eine vom Bürgermeister Wanka                         unterzeichnet, worin derselbe zur Widerlegung unwahrer Gerüchte mittheilt,                         daß gedachte Verhaftung ganz und gar ohne sein Wissen und Mitwirkung                         erfolgt, und ihm sogar erst 10 Stunden später bekannt geworden ist. Die                         zweite Kundmachung geht vom Landespräsidium, von dem berüchtigten &#x201E;Leo Graf                         Thun&#x201C; aus, worin letzterer erklärt, &#x201E;daß künftige Arretirungen &#x2012; mit                         Ausnahme besonders beinzüchtigter, gefährlicher Individuen &#x2012; auf Belangen                         des k. k. Militär-General-Kommando durch die Magistratsbehörde werden                         vorgenommen werden.&#x201C;</p>
          <p>Endlich eine Bekanntmachung von dem nämlichen &#x201E;Graf Thun&#x201C;, worin der Grund                         von Hawljcek's Verhaftung dahin angegeben wird: er habe in seinem Journal                         behauptet, jene Nationalgarden, welche aus der Provinz während der Junitage                         den Pragern zu Hülfe gezogen, hätten nur ihre Schuldigkeit gethan.</p>
          <p>Dazu bemerkt das &#x201E;konstitutionelle Blatt aus Böhmen&#x201C;:</p>
          <p>Wir fragen den Herrn Landespräsidenten, wie diese Verhaftung durch das                         Platzkommando mit dem Berichte zusammenstimmt, welchen er unterm 1. Juli an                         das Ministerium abstattete und in welchem er sagt, daß &#x201E;die Presse keinen                         andern Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen                         sei.&#x201C; Ist das Preßgesetz, wie Hr. Graf Thun dem Ministerium am 1. Juli                         meldete, in Kraft, dann kann und darf, wer ein Preßvergehen begeht, nur vor                         das ordentliche Preßgericht &#x2012; und zwar nicht durch das Platzkommando &#x2012;                         gezogen werden; ist aber das Preßgesetz nicht in Kraft, dann soll Graf Thun                         nicht ans Ministerium berichten, &#x201E;daß die Presse keinen andern                         Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen                         sei.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar046_021" type="jArticle">
          <head>Prag, 10. Juli.</head>
          <p>Die Wahlen für den Reichstag sind vollendet, Strobach, Rieger, Palacky,                         Borrosch zu Prags Deputirten ernannt. Charakteristisch ist es, daß sie alle                         gegen den Anschluß an Deutschland aufgetreten sind, daß sich also der Stand                         der Parteien auch durch unsere Pfingstwoche nicht verändert hat. Wäre der                         Kampf in derselben ein nationaler, der Sieg ein Sieg der deutschen Sache                         gewesen, wie die ausländischen Zeitungen ohne Ausnahme berichten, das                         Resultat der Wahlen hätte ein anderes werden müssen. Pillersdorffs Abdankung                         verursacht in allen Kreisen die größte Aufregung, da man sie als Vorzeichen                         heftiger, Stürme betrachtet. Das Gerücht spricht bereits von                         Truppenzusammenziehungen bei Wien, Arbeiterbewegungen u. s. w. Mit großer                         Spannung erwarten wir neuere Nachrichten. Trojan's Verhaftung, die wir                         vorgestern gemeldet, hat sich als eine Unwahrheit herausgestellt.</p>
          <bibl>(C. B. a. B.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar046_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Prag, 10. Juli.</head>
          <p>Es ist doch etwas Herrliches, die Konstitution im Belagerungszustande! Wir                         haben das Associationsrecht, aber es dürfen keine Versammlungen ohne                         Erlaubniß der Militärbehörde gehalten werden. Wir haben Volksbewaffnung,                         aber für vielleicht 12-13000 waffenfähige Bürger sind nur 150 Gewehre auf                         dem Rathhause, die abwechselnd von den Nationalgardisten zum Dienste                         gebraucht werden! Wir haben Preßfreiheit und jeden Tag steckt man einen                         Redakteur ein. In der Nacht vom 7. auf den 8. wurde der Redakteur der                         Narodni Nowini, Karl Hawlitschek, verhaftet, heute hat man dem Redakteur des                         Abendblattes, Libinski, eine Sommerwohnung auf dem Hradschin eingeräumt.                         Wenn das so fort geht, so wird der General Windischgrätz bald einige seiner                         Fourire zur Redaktion der Prager Journale detachiren können. Vom erstern ist                         es jedoch zweifelhaft ob er wegen Preßvergehen verhaftet ist, indem eine am                         selben Tage erlassene Bekanntmachung des Grafen Thun aussagt, daß                         Preßvergehen nicht anders als nach dem Preßgesetze bestraft würden.                         Hawlitschek ist ein Ultratscheche, der seinen Traum eines slawischen Reichs                         selbst auf Kosten einer russischen Intervention verwirklicht sehen möchte.                         Zudem weiß man auch, daß er an einem Slawenkongresse in Agram Theil genommen                         hat. Die Lage unserer Stadt wird immer drückender, die Nahrungslosigkeit                         immer größer und wer weiß, was geschehen würde, wenn die Kanonen vom                         Hradschin herab nicht ihre drohenden Mündungen zeigten. Die Wahlen für den                         Wiener Reichstag sind gänzlich im Sinne der tschechischen Partei                         ausgefallen, der ehemalige Bürgermeister Strobach, Palacky, Rieger und der                         Buchhändler Borrosch, der zwar ein Deutscher ist, aber keine Energie besitzt                         und sich von seinen Kollegen stimmen lassen wird; sie werden ersehen haben,                         daß es die vier Männer der provisorischen Regierung sind, welche die Prager                         nach Wien schicken.</p>
          <p>P. S. So eben vernehmen wir durch Reisende, welche mit dem Nachmittagszuge                         aus Wien gekommen, daß Pillersdorff wieder Minister, der Sicherheitsausschuß                         aufgelöst und die ganze Stadt voll Militär sei.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar046_023" type="jArticle">
          <head>Pesth, 7. Juli.</head>
          <p>In den häufigen Ministerialkonferenzen mit den Deputirten hat das Ministerium                         die bereitwillige Unterstützung des Unterhauses schon zugesichert erhalten,                         und es kann demnach seine Anstalten ungehindert treffen. &#x2012; Die von dem                         Erzherzog Johann vorgeschlagene Vermittlungsweise zwischen Ungarn und den                         Illyriern, daß nämlich einer unserer Minister und der Ban Jellachich sich                         nach Wien zur Unterhandlung begeben, ward von unserm Ministerium verworfen,                         indem es in keinem Falle mit dem &#x201E;hochverrätherischen&#x201C; Jellachich, sondern                         nur mit den gesetzmäßig gewählten Deputirten der Illyrier unterhandeln will.                         Noch entschiedenere Abweisung hat der ebenfalls vom Erzherzog Johann                         gestellte Vorschlag der Vereinigung des ungarischen Finanzministeriums mit                         dem allgemeinen östreichischen gefunden.</p>
          <p>&#x2012; Zum Präsidenten des Oberhauses ist der Judex Curiae Georg v. Malaith und                         zum Vicepräsidenten Baron v. Perenyi vom König ernannt worden. &#x2012; Der                         Handelsminister hat die Einfuhr von fabrizirtem Taback, von Zucker und Syrup                         nach Ungarn mit bedeutenden Zöllen belegt.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar046_024" type="jArticle">
          <head>Pesth, 7. Juli.</head>
          <p>Die Ungarn sollen die Stadt Varasd genommen haben. Dagegen erlitten sie bei                         dem Dorfe St. Mihaly eine Schlappe. Die in 3 Lagern konzentrirten                         ungarischen Truppen zählen 52,000 M. Außerdem werden jetzt noch neue                         Freiwilligencorps bis 40,000 Mann organisirt.</p>
          <p>Die Versammlung in Lugos hat die beiden Bischöfe von Temesvar und Versecz,                         als an der Insurrektion betheiligt, für abgesetzt erklärt, zugleich aber                         auch die kirchliche Trennung der Walachen von den Raitzen (Serbianern)                         ausgesprochen. Dadurch ist eine bleibende Spaltung im feindlichen Lager                         entstanden.</p>
          <bibl>(Bresl. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar046_025" type="jArticle">
          <head>Warschau, 8. Juli.</head>
          <p>Zehn Meilen von hier, an der Gränze zwischen Litthauen und Polen, in der                         Gegend von Kowno hat sich die Cholera gezeigt, jedoch nur sporadisch und in                         einem noch milden Charakter. Weiter ist sie bisher in unserer Gegend nicht                         vorgedrungen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Rußland.</head>
        <div xml:id="ar046_026" type="jArticle">
          <head>Petersburg, 1. Juli.</head>
          <p>Am 29. Juni befanden sich hierselbst 1029 Cholerakranke, in den folgenden 24                         Stunden kamen 749 hinzu; davon genasen 41, starben 356, verblieben in der                         Behandlung auf den 30. 1356 Personen. Am 1. Juli waren 1651 Kranke, im Laufe                         des Tages erkrankten 813, starben 456, genasen 61, auf den 2. Juli                         verblieben 1954 Kranke.</p>
          <bibl>(B. Z. H.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz</head>
        <div xml:id="ar046_027" type="jArticle">
          <head><bibl><author>***</author></bibl> Zürich, 10. Juli.</head>
          <p>Der erste September ist als Termin festgesetzt, bis zu welchem die Resultate                         der Abstimmung in den Kantonen über die Bundesverfassung eingegeben werden                         sollen. Obgleich selbst diejenigen, welche an der neuen Bundesverfassung                         vieles auszusetzen haben, es höchst wünschenswerth finden, daß sie                         angenommen werde, so scheint man doch des Erfolges noch gar nicht gewiß zu                         sein; manche Kantone halten sich durch die Centralisation der Posten und                         Zölle, die Urkantone auch durch die Glaubensfreiheit und das freie                         Niederlassungsrecht, in ihren materiellen Interessen für verletzt, und in                         diesem Punkte versteht der Schweizer gar keinen Spaß. Er ist zwar ein großer                         Freund der &#x201E;Freiheit&#x201C;, aber Geld darf sie ihn nicht kosten. Wollte Jemand                         den Kantonen, welche durch die Centralisation der Zölle ihre Einnahme                         verlieren, vorrechnen, daß sie bei dem dadurch erleichterten und also                         vermehrten Handelsverkehr auch einige Vortheile haben würden, nun, so würde                         man über diesen Jemand vielleicht bloß den praktischen Kopf schütteln;                         wollte er ihnen aber vorhalten, ein einiges, starkes und fest verbundenes                         Vaterland sei doch auch etwas Schönes, wofür man schon ein Uebriges thun                         könne, so würde man ihn geradezu für einen Narren halten. &#x201E;Ein einiges                         freies Vaterland, stark wie unsere Berge&#x201C;, das sind Redensarten, die bei                         einem Schützen- oder Sängerfeste am Platze sind, aber nicht da, wo es sich                         um das Zahlen handelt. Ich rede hier natürlich nur von der großen Masse. Um                         nun über Annahme oder Verwerfung der Bundesverfassung möglichst bald                         einigermaßen Gewißheit zu erhalten, wird sich in Bern und Zürich noch in                         diesem Monat der Großrath versammeln, um einen definitiven Beschluß über das                         Bundesgesetz zu fassen, d. h. um sie dem Volke abzurathen oder zu empfehlen,                         worauf sodann die entscheidende Abstimmung des Volkes erfolgt. Man hofft,                         daß manche kleineren Kantone sich durch den Vorgang von Zürich und Bern                         bestimmen lassen werden, daher fand auch im Berner Gr. Rath der Vorschlag                         Stämpfli's, sich nicht zu übereilen und den Termin noch weiter                         hinauszuschieben, keinen Anklang. Von Wichtigkeit ist es jedenfalls, daß die                         beiden größten Kantone sich zuerst und möglichst bald über das Bundesprojekt                         aussprechen. Hr. Stämpfli scheint aber, wie auch Hr. Stockmar, die Hoffnung                         auf einen Verfassungsrath noch immer nicht aufgegeben zu haben, und im                         Berner Regierungsrathe haben die beiden Herren es auch mit 5 Stimmen gegen 4                         (unter diesen letztern Funk und Ochsenbein) durchgesetzt, daß der                         Regierungsrath bei dem Gr. Rath auf Verwerfung des Bundesprojektes antragen                         wird. Ob die Mehrheit des Gr. Rathes für Verwerfung oder für Annahme des                         Bundesprojektes ist läßt sich noch nicht sagen; in den Abstimmungen am 9.                         und 10. Mai über die lombardischen Werbungen in der Schweiz, über das                         Ochsenbeinsche Votum in der Sardinischen Frage (Ablehnen des gebotenen                         Bündnisses) sprach sich allerdings eine Mehrheit des Gr. Rathes für                         Ochsenbein aus, und es ist gerade nicht unwahrscheinlich, daß dieses auch                         jetzt der Fall sein wird, zumal da die Dringlichkeit der Sache hinzukömmt.                         Ein Verf.-Rath würde die ganze Angelegenheit wieder weit hinausschieben, und                         es ist gar nicht zu hoffen, wenn ein solcher Verf.-Rath konsequent nach                         Principien, ohne Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse, verfahren                         wollte, daß die daraus hervorgehende Verfassung jemals vom Schweizer-Volk                         angenommen werden würde. Hat das jetzige Bundesprojekt auch wesentliche                         Mängel, so ist doch eine künftige Revision desselben nicht gar zu sehr                         erschwert; wenn 50,000 Bürger es verlangen, so muß im Volke darüber                         abgestimmt werden, ob es eine Revision der Bundesverfassung will.</p>
          <p>&#x2012; Die Regierung von Hannover hat einen Züricher Bürger ausgewiesen, weil er <hi rendition="#g">als Schweizer</hi> im dortigen Lande nicht arbeiten                         dürfe.&#x201C; Auf wiederholte Reklamation des Vororts erfolgte keine Antwort,                         worauf die Regierung von Zürich den Beschluß faßte, daß sämmtliche                         Hannoveraner, welche sich ohne Niederlassungsbewilligung im Kanton Zürich                         aufhalten, innerhalb 14 Tagen den Kanton zu verlassen haben. Die davon                         betroffenen 24 an der Zahl, kommen dadurch meistens in eine sehr unangenehme                         Lage. Der deutsche Nationalverein in Zürich hat sowohl an die zweite Kammer                         in Hannover eine Petition, die Regierung zu einer Erklärung aufzufordern und                         etwaige, eine solche Ausweisung begründende Gesetze abzuschaffen, als auch                         an die Nationalversammlung eine energische Aufforderung gerichtet, die                         Regierung von Hannover anzuweisen, sich solcher Handlungen, welche die Lage                         der Deutschen in der Schweiz im höchsten Grade prekär machen, zu enthalten                         und für den vorliegenden Fall Genugthuung zu geben. Bei der zärtlichen                         Vorliebe, welche die Nationalversammlung für die Deutschen in Posen zeigt,                         wird sie auch die Deutschen in der Schweiz nicht vergessen; zumal da es hier                         nicht nöthig ist, eine schwer gereizte Bevölkerung mit Shrapnells zusammen                         zu schießen, sondern nur eine Regierung anzuweisen, durch brutale Handlungen                         nicht die Existenz ihrer Staatsangehörigen im Auslande muthwillig auf's                         Spiel zu setzen, und verrostete Gesetze, welche den freien Verkehr                         beschränken, nicht mehr in Anwendung zu bringen. Wir werden in der Schweiz                         zwar nicht, wie die Deutschen in Posen, mit &#x201E;Mord und Plünderung bedroht,                         indessen eine Ausweisung ist auch nichts Angenehmes. Die Züricher Regierung                         ist vom Nationalverein ersucht worden, die Ausführung der Maßregel, deren                         Gerechtigkeit er vollkommen anerkennt, bis nach erfolgter Antwort zu                         suspendiren, ich zweifle jedoch, daß sie dem Gesuche willfahren wird, da man                         keinen festen Termin angeben kann. Also weil eine Hannöversche Regierung es                         in ihrer Weisheit für unzulässig oder staatsgefährlich hält, daß ein                         Schweizer Handwerksbursch in Hannover arbeitet, müssen 24 deutsche Bürger                         Zürich verlassen und meistens eine Existenz aufgeben, die sie sich                         anderwärts natürlich nicht sogleich wieder begründen können. Es ist                         überhaupt eine Schmach, daß solche Gesetze, welche z. B. Handwerkern das                         Reisen in der Schweiz, Studenten den Besuch schweizerischer Universitäten                         verbieten, in einigen Bundesstaaten noch immer aufrecht erhalten und nicht                         ohne Weiteres in die Rumpelkammer geworfen werden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar046_028" type="jArticle">
          <head>Neuenburg, 8. Juli.</head>
          <p>Die Kommission, welche mit Prüfung der Rechnungen des abgesetzten Staatsraths                         beauftragt war, hat einstimmig den Beschluß gefaßt, daß die Mitglieder der                         gedachten Ex-Behörde die Summe von 53,573 fr. zu ersetzen, haben für die im                         Jahre 1832 nach Bern geschickte Munition und für Reisekosten nach Berlin im                         letzten Februar.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar046_029" type="jArticle">
          <head>Muttenz, 8. Juli.</head>
          <p>Die Reaktion streut geflissentlich in verschiedenen Blättern die Nachricht                         aus, als werde von mir an einzelnen Punkten Deutschlands und der Schweiz                         Mannschaft angeworben, ja die Frechheit geht so weit, sogar das Handgeld zu                         benennen, was bezahlt werde. Diese völlig erlogenen, öfters wiederholten                         Nachrichten haben nun offenbar keinen andern Zweck als: 1) Damit die                         militärischen das Volk aussaugenden Besatzungen deutscher Länder durch                         Aussprengung unwahrer Thatsachen vor dem Volke zu rechtfertigen und zugleich                         die reaktionären Maßregeln gegen das Volk der republikanischen Partei                         aufzubürden. 2) Einzelne lästige Leute durch falsche Vorspiegelungen zu                         bestimmen, sich von den Orten, wo man sie gerne los wäre, fort und nach der                         Schweiz zu begeben. 3) Die Schweiz aber durch Aufhalsung solcher Gäste zu                         bestimmen, das Asylrecht zu verkümmern. Revolutionen werden nicht außen                         angeworben und in ein Volk hineingetragen, sie müssen sich aus einem Volke                         selbst als politisches Gesetz, als Nothwendigkeit entwickeln. &#x2012; Ebenso                         erlogen, als jene vorgeblichen Werbungen sind die Nachrichten von dem                         Besitze großer Summen, welche mir zur Verfügung gestellt worden seien. Es                         gehört eine eigenthümliche Unverschämtheit dazu, solche grobe Lügen                         auszustreuen und sie dem Volke glauben machen zu wollen. Muttenz, den 8.                         Juli 1848. <hi rendition="#g">Hecker.</hi></p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar046_030_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 16. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 335.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 6. Juli.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0229/0003] besonderen Zwecken zu dienen; die gleiche Berechtigung aller zur höchsten Humanität ist ein Gesetz Gottes, das keines von ihnen ungestraft zu verletzen wagen darf. Leider aber scheint dieses Gesetz in unseren Tagen auch von den gebildetsten Völkern noch nicht nach Gebühr erkannt und gewürdigt zu werden; Ansprüche von Obrigkeit, von Bevormundung, die man den Individuen gegenüber willig fahren ließ; erhebt man noch immer einzelnen Völkern gegenüber; man strebt nach Herrschaft im Namen der Freiheit, und weiß diese von jener nicht zu trennen. So versagt der freie Britte dem Irländer die volle nationale Ebenbürtigkeit, so droht der Deutsche manchem slawischen Stamme mit Zwang, wenn er sich weigert, zum Bau von Deutschlands politischer Größe beizutragen, so scheut der Magyare sich nicht, das Recht der Nationalität in Ungarn für seine Race ausschließlich in Anspruch zu nehmen. Wir Slawen verdammen solche Anmaßungen unbedingt und weisen sie um so entschiedener von uns, je heuchlerischer sie sich unter der Maske der Freiheit verbergen. Doch treu unserm natürlichen Sinne, dem Rachegefühl für vergangene Unbill unzugänglich, bieten wir allen Nachbarvölkern die brüderliche Hand, welche wie wir bereit sind, die vollkommen gleiche Berechtigung aller Nationalitäten, unabhängig von deren politischer Macht und Größe anzuerkennen und thatsächlich zu schützen. Eben so verdammen und verabscheuen wir offen jene Politik, welche sich anmaßt Länder und Völker als einen der Herrschermacht preisgegebenen Stoff zu behandeln, nach Willkür und Laune zu nehmen, zu tauschen, zu vertheilen ohne Rücksicht auf Stamm, Sprache, Sitten und Neigungen der Völker, ohne Beachtung ihres natürlichen Zusammenhangs, ihrer berechtigten Selbstständigkeit. Die rohe Waffengewalt allein entschied das Loos der Ueberwundenen, oft gar nicht zum Kampfe Gelangten, von denen man in der Regel nichts wollte als Soldaten und Geld zur Verstärkung der Zwingmacht, und allenfalls erheuchelte Bezeugungen von Anhänglichkeit für den Zwingherrn. Von dem Grundsatze ausgehend, daß die gewaltige Geistesfluth der Gegenwart neue politische Schöpfungen bedinge, daß ein Wiederaufbau des Staates, wo nicht in neuen Grenzen, doch auf neuen Grundlagen Statt finden müsse, haben wir dem Kaiser von Oesterreich, unter dessen konstitutioneller Regierung wir der Mehrzahl nach leben, den Vorschlag gemacht, den Kaiserstaat in einen Bund gleichberechtigter Nationen umzugestalten, welcher den abweichenden Bedürfnissen der letztern, so wie der Einheit der Monarchie gleiche Rechnung tragen soll. Wir erblicken in einem solchen Bunde das Heil nicht nur für uns allein, sondern auch für Freiheit, Civilisation und Humanität überhaupt, und hoffen auf des aufgeklärten Europa's freiwilligen Beistand zu dessen Verwirklichung. Auf jeden Fall sind wir entschlossen, unsere Nationalität in Oesterreich mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln, jene volle staatliche Anerkennung und Stellung zu erringen, welche das deutsche und magyarische Element bereits inne haben, und rechnen dabei auf diejenige Unterstützung, welche dem guten Rechte in jeder wahrhaft freien Brust warm entgegen strömt. Den Feinden unserer Nationalität ist es gelungen, Europa mit dem Gespenst des politischen Panslawismus zu erschrecken, der angeblich alle Errungenschaften der Freiheit, der Bildung und Humanität zu vernichten droht. Wir kennen die Zauberformel, welche allein dieses Gespenst zu bannen vermag, und wollen sie im Interesse der Freiheit, Bildung und Humanität den zum Theil durch eigenes Schuldbewußtsein geängstigten Völkern nicht vorenthalten: sie heißt Gerechtigkeit, Gerechtigkeit gegen das Slawenvolk überhaupt und gegen die gedrückten Zweige desselben insbesondere. Der Deutsche rühmt von sich, daß er mehr als andere Völker fähig und geneigt sei, die Eigenthümlichkeiten aller fremden Nationalitäten unbefangen aufzufassen und zu würdigen: wir wünschen und verlangen, wenn er vom Slawen spricht, daß er aufhöre, diese Worte fortan noch Lügen zu strafen. Wir erheben laut die Stimme für unsere unglücklichen Brüder, die Polen, welche durch die schmählichen Künste der Gewalt um ihre Selbststständigkeit gebracht worden sind: wir fordern die Kabinette auf, diese alte Sünde, den Fluch, der erblich auf ihrer Politik lastet, endlich zu sühnen, und rechnen dabei auf die Sympathien von ganz Europa. Wir protestiren gegen das willkürliche Zerreißen von Ländern, wie es heutzutage im Großh. Posen durchgeführt werden will, und erwarten von der preußischen und sächsischen Regierung, daß sie von der bisher planmäßig betriebenen Entnationalisirung der in Schlesien, der Lausitz, Ost- und Westpreußen lebenden Slawen fortan abstehe; wir fordern das ungarische Ministerium auf, die empörenden Gewaltmaßregeln, die es gegen die Serben, Kroaten, Slowaken und Russinen getroffen, schleunigst abzuschaffen, und dahin zu wirken, daß ihnen die ihnen gebührenden Nationalrechte in vollem Maße baldigst gewährt werden, wir hoffen, daß eine herzlose Politik unsere slawischen Brüder in der Türkei nicht lange mehr hindern wird, ihre Nationalität auch staatlich zu entwickeln und naturgemäß geltend zu machen. Wenn wir hier einen feierlichen Protest gegen unwürdige Akte einlegen, so geschieht es, weil wir zugleich den wohlthätigen Wirkungen der Freiheit vertrauen. Die Freiheit muß und wird die bisher herrschenden Völker gerechter machen und zu der Einsicht bringen, daß Unrecht und Willkühr nicht jenem Schande bringt, der sie erleiden muß, sondern dem, der sie übt. Wir, die wir die Jüngsten, doch nicht die Schwächern, auf Europas politischer Bühne wieder erschienen, wir tragen sofort auf die Beschickung eines allgemeinen europäischen Völker-Congresses zur Ausgleichung aller internationalen Fragen an; denn wir sind überzeugt, daß sich freie Völker leichter untereinander verstehen, als bezahlte Diplomaten. Möchte doch dieser Vorschlag bei Zeiten beachtet werden, ehe die Reaktions-Politik einzelner Höfe es wieder dahin bringt, daß die durch Neid und Haß aufgestachelten Völker sich untereinander zerfleischen. Im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderschaft aller Völker.“ * Prag, 10. Juli. Wegen der gestern gemeldeten Verhaftung des Redakteurs Hawljcek erschienen heute 2 amtliche Bekanntmachungen; die eine vom Bürgermeister Wanka unterzeichnet, worin derselbe zur Widerlegung unwahrer Gerüchte mittheilt, daß gedachte Verhaftung ganz und gar ohne sein Wissen und Mitwirkung erfolgt, und ihm sogar erst 10 Stunden später bekannt geworden ist. Die zweite Kundmachung geht vom Landespräsidium, von dem berüchtigten „Leo Graf Thun“ aus, worin letzterer erklärt, „daß künftige Arretirungen ‒ mit Ausnahme besonders beinzüchtigter, gefährlicher Individuen ‒ auf Belangen des k. k. Militär-General-Kommando durch die Magistratsbehörde werden vorgenommen werden.“ Endlich eine Bekanntmachung von dem nämlichen „Graf Thun“, worin der Grund von Hawljcek's Verhaftung dahin angegeben wird: er habe in seinem Journal behauptet, jene Nationalgarden, welche aus der Provinz während der Junitage den Pragern zu Hülfe gezogen, hätten nur ihre Schuldigkeit gethan. Dazu bemerkt das „konstitutionelle Blatt aus Böhmen“: Wir fragen den Herrn Landespräsidenten, wie diese Verhaftung durch das Platzkommando mit dem Berichte zusammenstimmt, welchen er unterm 1. Juli an das Ministerium abstattete und in welchem er sagt, daß „die Presse keinen andern Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen sei.“ Ist das Preßgesetz, wie Hr. Graf Thun dem Ministerium am 1. Juli meldete, in Kraft, dann kann und darf, wer ein Preßvergehen begeht, nur vor das ordentliche Preßgericht ‒ und zwar nicht durch das Platzkommando ‒ gezogen werden; ist aber das Preßgesetz nicht in Kraft, dann soll Graf Thun nicht ans Ministerium berichten, „daß die Presse keinen andern Beschränkungen als jenen des provisorischen Preßgesetzes unterworfen sei.“ Prag, 10. Juli. Die Wahlen für den Reichstag sind vollendet, Strobach, Rieger, Palacky, Borrosch zu Prags Deputirten ernannt. Charakteristisch ist es, daß sie alle gegen den Anschluß an Deutschland aufgetreten sind, daß sich also der Stand der Parteien auch durch unsere Pfingstwoche nicht verändert hat. Wäre der Kampf in derselben ein nationaler, der Sieg ein Sieg der deutschen Sache gewesen, wie die ausländischen Zeitungen ohne Ausnahme berichten, das Resultat der Wahlen hätte ein anderes werden müssen. Pillersdorffs Abdankung verursacht in allen Kreisen die größte Aufregung, da man sie als Vorzeichen heftiger, Stürme betrachtet. Das Gerücht spricht bereits von Truppenzusammenziehungen bei Wien, Arbeiterbewegungen u. s. w. Mit großer Spannung erwarten wir neuere Nachrichten. Trojan's Verhaftung, die wir vorgestern gemeldet, hat sich als eine Unwahrheit herausgestellt. (C. B. a. B.) 17 Prag, 10. Juli. Es ist doch etwas Herrliches, die Konstitution im Belagerungszustande! Wir haben das Associationsrecht, aber es dürfen keine Versammlungen ohne Erlaubniß der Militärbehörde gehalten werden. Wir haben Volksbewaffnung, aber für vielleicht 12-13000 waffenfähige Bürger sind nur 150 Gewehre auf dem Rathhause, die abwechselnd von den Nationalgardisten zum Dienste gebraucht werden! Wir haben Preßfreiheit und jeden Tag steckt man einen Redakteur ein. In der Nacht vom 7. auf den 8. wurde der Redakteur der Narodni Nowini, Karl Hawlitschek, verhaftet, heute hat man dem Redakteur des Abendblattes, Libinski, eine Sommerwohnung auf dem Hradschin eingeräumt. Wenn das so fort geht, so wird der General Windischgrätz bald einige seiner Fourire zur Redaktion der Prager Journale detachiren können. Vom erstern ist es jedoch zweifelhaft ob er wegen Preßvergehen verhaftet ist, indem eine am selben Tage erlassene Bekanntmachung des Grafen Thun aussagt, daß Preßvergehen nicht anders als nach dem Preßgesetze bestraft würden. Hawlitschek ist ein Ultratscheche, der seinen Traum eines slawischen Reichs selbst auf Kosten einer russischen Intervention verwirklicht sehen möchte. Zudem weiß man auch, daß er an einem Slawenkongresse in Agram Theil genommen hat. Die Lage unserer Stadt wird immer drückender, die Nahrungslosigkeit immer größer und wer weiß, was geschehen würde, wenn die Kanonen vom Hradschin herab nicht ihre drohenden Mündungen zeigten. Die Wahlen für den Wiener Reichstag sind gänzlich im Sinne der tschechischen Partei ausgefallen, der ehemalige Bürgermeister Strobach, Palacky, Rieger und der Buchhändler Borrosch, der zwar ein Deutscher ist, aber keine Energie besitzt und sich von seinen Kollegen stimmen lassen wird; sie werden ersehen haben, daß es die vier Männer der provisorischen Regierung sind, welche die Prager nach Wien schicken. P. S. So eben vernehmen wir durch Reisende, welche mit dem Nachmittagszuge aus Wien gekommen, daß Pillersdorff wieder Minister, der Sicherheitsausschuß aufgelöst und die ganze Stadt voll Militär sei. Ungarn. Pesth, 7. Juli. In den häufigen Ministerialkonferenzen mit den Deputirten hat das Ministerium die bereitwillige Unterstützung des Unterhauses schon zugesichert erhalten, und es kann demnach seine Anstalten ungehindert treffen. ‒ Die von dem Erzherzog Johann vorgeschlagene Vermittlungsweise zwischen Ungarn und den Illyriern, daß nämlich einer unserer Minister und der Ban Jellachich sich nach Wien zur Unterhandlung begeben, ward von unserm Ministerium verworfen, indem es in keinem Falle mit dem „hochverrätherischen“ Jellachich, sondern nur mit den gesetzmäßig gewählten Deputirten der Illyrier unterhandeln will. Noch entschiedenere Abweisung hat der ebenfalls vom Erzherzog Johann gestellte Vorschlag der Vereinigung des ungarischen Finanzministeriums mit dem allgemeinen östreichischen gefunden. ‒ Zum Präsidenten des Oberhauses ist der Judex Curiae Georg v. Malaith und zum Vicepräsidenten Baron v. Perenyi vom König ernannt worden. ‒ Der Handelsminister hat die Einfuhr von fabrizirtem Taback, von Zucker und Syrup nach Ungarn mit bedeutenden Zöllen belegt. (D. A. Z.) Pesth, 7. Juli. Die Ungarn sollen die Stadt Varasd genommen haben. Dagegen erlitten sie bei dem Dorfe St. Mihaly eine Schlappe. Die in 3 Lagern konzentrirten ungarischen Truppen zählen 52,000 M. Außerdem werden jetzt noch neue Freiwilligencorps bis 40,000 Mann organisirt. Die Versammlung in Lugos hat die beiden Bischöfe von Temesvar und Versecz, als an der Insurrektion betheiligt, für abgesetzt erklärt, zugleich aber auch die kirchliche Trennung der Walachen von den Raitzen (Serbianern) ausgesprochen. Dadurch ist eine bleibende Spaltung im feindlichen Lager entstanden. (Bresl. Z.) Polen. Warschau, 8. Juli. Zehn Meilen von hier, an der Gränze zwischen Litthauen und Polen, in der Gegend von Kowno hat sich die Cholera gezeigt, jedoch nur sporadisch und in einem noch milden Charakter. Weiter ist sie bisher in unserer Gegend nicht vorgedrungen. Rußland. Petersburg, 1. Juli. Am 29. Juni befanden sich hierselbst 1029 Cholerakranke, in den folgenden 24 Stunden kamen 749 hinzu; davon genasen 41, starben 356, verblieben in der Behandlung auf den 30. 1356 Personen. Am 1. Juli waren 1651 Kranke, im Laufe des Tages erkrankten 813, starben 456, genasen 61, auf den 2. Juli verblieben 1954 Kranke. (B. Z. H.) Schweiz *** Zürich, 10. Juli. Der erste September ist als Termin festgesetzt, bis zu welchem die Resultate der Abstimmung in den Kantonen über die Bundesverfassung eingegeben werden sollen. Obgleich selbst diejenigen, welche an der neuen Bundesverfassung vieles auszusetzen haben, es höchst wünschenswerth finden, daß sie angenommen werde, so scheint man doch des Erfolges noch gar nicht gewiß zu sein; manche Kantone halten sich durch die Centralisation der Posten und Zölle, die Urkantone auch durch die Glaubensfreiheit und das freie Niederlassungsrecht, in ihren materiellen Interessen für verletzt, und in diesem Punkte versteht der Schweizer gar keinen Spaß. Er ist zwar ein großer Freund der „Freiheit“, aber Geld darf sie ihn nicht kosten. Wollte Jemand den Kantonen, welche durch die Centralisation der Zölle ihre Einnahme verlieren, vorrechnen, daß sie bei dem dadurch erleichterten und also vermehrten Handelsverkehr auch einige Vortheile haben würden, nun, so würde man über diesen Jemand vielleicht bloß den praktischen Kopf schütteln; wollte er ihnen aber vorhalten, ein einiges, starkes und fest verbundenes Vaterland sei doch auch etwas Schönes, wofür man schon ein Uebriges thun könne, so würde man ihn geradezu für einen Narren halten. „Ein einiges freies Vaterland, stark wie unsere Berge“, das sind Redensarten, die bei einem Schützen- oder Sängerfeste am Platze sind, aber nicht da, wo es sich um das Zahlen handelt. Ich rede hier natürlich nur von der großen Masse. Um nun über Annahme oder Verwerfung der Bundesverfassung möglichst bald einigermaßen Gewißheit zu erhalten, wird sich in Bern und Zürich noch in diesem Monat der Großrath versammeln, um einen definitiven Beschluß über das Bundesgesetz zu fassen, d. h. um sie dem Volke abzurathen oder zu empfehlen, worauf sodann die entscheidende Abstimmung des Volkes erfolgt. Man hofft, daß manche kleineren Kantone sich durch den Vorgang von Zürich und Bern bestimmen lassen werden, daher fand auch im Berner Gr. Rath der Vorschlag Stämpfli's, sich nicht zu übereilen und den Termin noch weiter hinauszuschieben, keinen Anklang. Von Wichtigkeit ist es jedenfalls, daß die beiden größten Kantone sich zuerst und möglichst bald über das Bundesprojekt aussprechen. Hr. Stämpfli scheint aber, wie auch Hr. Stockmar, die Hoffnung auf einen Verfassungsrath noch immer nicht aufgegeben zu haben, und im Berner Regierungsrathe haben die beiden Herren es auch mit 5 Stimmen gegen 4 (unter diesen letztern Funk und Ochsenbein) durchgesetzt, daß der Regierungsrath bei dem Gr. Rath auf Verwerfung des Bundesprojektes antragen wird. Ob die Mehrheit des Gr. Rathes für Verwerfung oder für Annahme des Bundesprojektes ist läßt sich noch nicht sagen; in den Abstimmungen am 9. und 10. Mai über die lombardischen Werbungen in der Schweiz, über das Ochsenbeinsche Votum in der Sardinischen Frage (Ablehnen des gebotenen Bündnisses) sprach sich allerdings eine Mehrheit des Gr. Rathes für Ochsenbein aus, und es ist gerade nicht unwahrscheinlich, daß dieses auch jetzt der Fall sein wird, zumal da die Dringlichkeit der Sache hinzukömmt. Ein Verf.-Rath würde die ganze Angelegenheit wieder weit hinausschieben, und es ist gar nicht zu hoffen, wenn ein solcher Verf.-Rath konsequent nach Principien, ohne Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse, verfahren wollte, daß die daraus hervorgehende Verfassung jemals vom Schweizer-Volk angenommen werden würde. Hat das jetzige Bundesprojekt auch wesentliche Mängel, so ist doch eine künftige Revision desselben nicht gar zu sehr erschwert; wenn 50,000 Bürger es verlangen, so muß im Volke darüber abgestimmt werden, ob es eine Revision der Bundesverfassung will. ‒ Die Regierung von Hannover hat einen Züricher Bürger ausgewiesen, weil er als Schweizer im dortigen Lande nicht arbeiten dürfe.“ Auf wiederholte Reklamation des Vororts erfolgte keine Antwort, worauf die Regierung von Zürich den Beschluß faßte, daß sämmtliche Hannoveraner, welche sich ohne Niederlassungsbewilligung im Kanton Zürich aufhalten, innerhalb 14 Tagen den Kanton zu verlassen haben. Die davon betroffenen 24 an der Zahl, kommen dadurch meistens in eine sehr unangenehme Lage. Der deutsche Nationalverein in Zürich hat sowohl an die zweite Kammer in Hannover eine Petition, die Regierung zu einer Erklärung aufzufordern und etwaige, eine solche Ausweisung begründende Gesetze abzuschaffen, als auch an die Nationalversammlung eine energische Aufforderung gerichtet, die Regierung von Hannover anzuweisen, sich solcher Handlungen, welche die Lage der Deutschen in der Schweiz im höchsten Grade prekär machen, zu enthalten und für den vorliegenden Fall Genugthuung zu geben. Bei der zärtlichen Vorliebe, welche die Nationalversammlung für die Deutschen in Posen zeigt, wird sie auch die Deutschen in der Schweiz nicht vergessen; zumal da es hier nicht nöthig ist, eine schwer gereizte Bevölkerung mit Shrapnells zusammen zu schießen, sondern nur eine Regierung anzuweisen, durch brutale Handlungen nicht die Existenz ihrer Staatsangehörigen im Auslande muthwillig auf's Spiel zu setzen, und verrostete Gesetze, welche den freien Verkehr beschränken, nicht mehr in Anwendung zu bringen. Wir werden in der Schweiz zwar nicht, wie die Deutschen in Posen, mit „Mord und Plünderung bedroht, indessen eine Ausweisung ist auch nichts Angenehmes. Die Züricher Regierung ist vom Nationalverein ersucht worden, die Ausführung der Maßregel, deren Gerechtigkeit er vollkommen anerkennt, bis nach erfolgter Antwort zu suspendiren, ich zweifle jedoch, daß sie dem Gesuche willfahren wird, da man keinen festen Termin angeben kann. Also weil eine Hannöversche Regierung es in ihrer Weisheit für unzulässig oder staatsgefährlich hält, daß ein Schweizer Handwerksbursch in Hannover arbeitet, müssen 24 deutsche Bürger Zürich verlassen und meistens eine Existenz aufgeben, die sie sich anderwärts natürlich nicht sogleich wieder begründen können. Es ist überhaupt eine Schmach, daß solche Gesetze, welche z. B. Handwerkern das Reisen in der Schweiz, Studenten den Besuch schweizerischer Universitäten verbieten, in einigen Bundesstaaten noch immer aufrecht erhalten und nicht ohne Weiteres in die Rumpelkammer geworfen werden. Neuenburg, 8. Juli. Die Kommission, welche mit Prüfung der Rechnungen des abgesetzten Staatsraths beauftragt war, hat einstimmig den Beschluß gefaßt, daß die Mitglieder der gedachten Ex-Behörde die Summe von 53,573 fr. zu ersetzen, haben für die im Jahre 1832 nach Bern geschickte Munition und für Reisekosten nach Berlin im letzten Februar. Muttenz, 8. Juli. Die Reaktion streut geflissentlich in verschiedenen Blättern die Nachricht aus, als werde von mir an einzelnen Punkten Deutschlands und der Schweiz Mannschaft angeworben, ja die Frechheit geht so weit, sogar das Handgeld zu benennen, was bezahlt werde. Diese völlig erlogenen, öfters wiederholten Nachrichten haben nun offenbar keinen andern Zweck als: 1) Damit die militärischen das Volk aussaugenden Besatzungen deutscher Länder durch Aussprengung unwahrer Thatsachen vor dem Volke zu rechtfertigen und zugleich die reaktionären Maßregeln gegen das Volk der republikanischen Partei aufzubürden. 2) Einzelne lästige Leute durch falsche Vorspiegelungen zu bestimmen, sich von den Orten, wo man sie gerne los wäre, fort und nach der Schweiz zu begeben. 3) Die Schweiz aber durch Aufhalsung solcher Gäste zu bestimmen, das Asylrecht zu verkümmern. Revolutionen werden nicht außen angeworben und in ein Volk hineingetragen, sie müssen sich aus einem Volke selbst als politisches Gesetz, als Nothwendigkeit entwickeln. ‒ Ebenso erlogen, als jene vorgeblichen Werbungen sind die Nachrichten von dem Besitze großer Summen, welche mir zur Verfügung gestellt worden seien. Es gehört eine eigenthümliche Unverschämtheit dazu, solche grobe Lügen auszustreuen und sie dem Volke glauben machen zu wollen. Muttenz, den 8. Juli 1848. Hecker. Italien. * Florenz, 6. Juli. _

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz046_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz046_1848/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 46. Köln, 16. Juli 1848, S. 0229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz046_1848/3>, abgerufen am 23.11.2024.