nur durch ihre nähere oder weitere Entfernung erlangen. Herschel hat auf diese Weise den Himmel gefegt und--?
die Zahl der Sterne hat ihm zum Senkloth gedient, die Tiefe des Himmels auszumessen.
Die Sternenmenge nimmt auf merkwürdige Weise ab, wenn man sich von der Milchstraße entfernt. Diese scheint die Folge der Projection zu sein und die sternlosen Räume sind denn die Pole der Milchstraße - nemlich: das Haupthaar der Berenice nahe beim Arctur und im südlichen Himmel nahe bei der Bildhauerwerkstatt. fFür die Annahme daß die Milchstraße nur durch die Projection entsteht spricht: daß in wirklichen Sternhaufen Sterne von gleicher Größe bei einander sind, so daß man immer einen innern Grund für die Zusammenhäufung findet; bei der Milchstraße aber finden sich Sterne von allen Größen beisammen. Die Zählungen am Himmelsraume haben es wahrscheinlich gemacht, daß die große Axe unsers Sternhimmels 800 Siriusweiten, die kleinern 140-150 lang sei. Herschel hat die Frage zu beantworten gesucht, ob wir auf einer Sterninsel vom leeren Raum um- geben, uns befinden, oder ob unser Sternsystem mit an- dern, ähnlichen zusammenhänge.fFrüher glaubte er das erstere, und meinte selbst hinter der Milchstraße den reinen Himmel gesehen zu haben, später aber glaubte er bei den Polen nähere Nebelflecke zu entdecken. Nach die- sen Untersuchungen die nur Wahrscheinlichkeit bieten, liegt unser Sternsystem zwischen Adler und Sirius und
nur durch ihre nähere oder weitere Entfernung erlangen. Herschel hat auf diese Weise den Himmel gefegt und—?
die Zahl der Sterne hat ihm zum Senkloth gedient, die Tiefe des Himmels auszumessen.
Die Sternenmenge nimmt auf merkwürdige Weise ab, wenn man sich von der Milchstraße entfernt. Diese scheint die Folge der Projection zu sein und die sternlosen Räume sind denn die Pole der Milchstraße – nemlich: das Haupthaar der Berenice nahe beim A⎡rctur und im südlichen Himmel nahe bei der Bildhauerwerkstatt. fFür die Annahme daß die Milchstraße nur durch die Projection entsteht spricht: daß in wirklichen Sternhaufen Sterne von gleicher Größe bei einander sind, so daß man immer einen innern Grund für die Zusammenhäufung findet; bei der Milchstraße aber finden sich Sterne von allen Größen beisammen. Die Zählungen am Himmelsraume haben es wahrscheinlich gemacht, daß die große Axe unsers Sternhimmels 800 Siriusweiten, die kleinern 140–150 lang sei. Herschel hat die Frage zu beantworten gesucht, ob wir auf einer Sterninsel vom leeren Raum um- geben, uns befinden, oder ob unser Sternsÿstem mit an- dern, ähnlichen zusammenhänge.fFrüher glaubte er das erstere, und meinte selbst hinter der Milchstraße den reinen Himmel gesehen zu haben, später aber glaubte er bei den Polen nähere Nebelflecke zu entdecken. Nach die- sen Untersuchungen die nur Wahrscheinlichkeit bieten, liegt unser Sternsÿstem zwischen Adler und Sirius und
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nur durch ihre nähere oder weitere Entfernung erlangen.
Herschel hat auf diese Weise den Himmel gefegt und
die Zahl der Sterne hat ihm zum Senkloth gedient, die Tiefe
des Himmels auszumessen.
—?
Die Sternenmenge nimmt auf merkwürdige Weise
ab, wenn man sich von der Milchstraße entfernt. Diese
scheint die Folge der Projection zu sein und die sternlosen
Räume sind denn die Pole der Milchstraße – nemlich:
das Haupthaar der Berenice nahe beim Arctur und im
südlichen Himmel nahe bei der Bildhauerwerkstatt. Für
die Annahme daß die Milchstraße nur durch die Projection
entsteht spricht: daß in wirklichen Sternhaufen Sterne
von gleicher Größe bei einander sind, so daß man immer
einen innern Grund für die Zusammenhäufung findet;
bei der Milchstraße aber finden sich Sterne von allen
Größen beisammen. Die Zählungen am Himmelsraume
haben es wahrscheinlich gemacht, daß die große Axe unsers
Sternhimmels 800 Siriusweiten, die kleinern 140–150
lang sei. Herschel hat die Frage zu beantworten gesucht,
ob wir auf einer Sterninsel vom leeren Raum um-
geben, uns befinden, oder ob unser Sternsÿstem mit an-
dern, ähnlichen zusammenhänge. Früher glaubte er das
erstere, und meinte selbst hinter der Milchstraße den
reinen Himmel gesehen zu haben, später aber glaubte er
bei den Polen nähere Nebelflecke zu entdecken. Nach die-
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liegt unser Sternsÿstem zwischen Adler und Sirius und
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Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [71]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/77>, abgerufen am 16.02.2025.
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