Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

alle andern lange geschlitzte Augen haben; deann das wirkliche
Krokodill wie es als Gaviale im Ganges vorkömmt; eine son-
189
derbare Flügeleidexe, die einen eigenen Finger hat, der mit
dem Flügel verbunden ist, Pterodactyles genannt, worüber
zwischen Cuvier [u.]und Sömmering ein langer Streit geführt
ward. Deann die ganze Reihe der Cetaceen, wallfischartige Thiere,
warmblütige Bewohner des Meers; Seekühe, wie man sie in
den antillischen Meeren findet, Lamantius Lamantins genannt.

Ueber der Kreide fangen die Säugethiere des Landes an;
ungeheure Rhinocerosähnliche, wie das Anapltlotherion, Valaco-
therion
Palaiotherion
?
; der kolossale Tapir, den man lange für ein bloß ame-
rikanisches Thier hielt, bis man kürzlich in Malacca einen gefunden
hat, den man zwar für eine neue species ansehen muß, der
aber mit dem amerikanischen viel Aehnlichkeit hat. Merkwürdig
genug ist nie ein Auerochsen-Fossil gefunden. Man hat in neuern
W.
Zeiten erwiesen, daß unser Rindvieh nicht vom Auerochsen abstammt,
sondern daß der Urstamm sich in Amerika findet; e. Einen höheren
Elephanten; ein Rhinoceros; neue Species vom Nilpferd etc: Einen
solchen ungeheuren Elephanten hat man im nördlichen Asien ent-
deckt. Schon 1771 fand man daselbst foßssile Elephantenknochen mit
Stücken Fleisch daran; aber die wichtigste Entdeckung machte Adams
ein in rußischen Diensten stehender Physiker auf seiner Reise
in Sibirien 1799. Er fand eine grossße Eismaßsse mit einzelnen
Knochen [u.]und Fleisch: es brauchte 5-6 Jahr ehe das Thier ganz vom
Eise frei wurde; unterdessen zehrten Hunde [u.]und Wölfe in großer
Menge davon, endlich 1804 meldeten die Jakuten an Adams, daß
das Thier frei sei [u.]und nun wurden endlich die Reste nach Petersburg

alle andern lange geschlitzte Augen haben; deann das wirkliche
Krokodill wie es als Gaviale im Ganges vorkömmt; eine son-
189
derbare Flügeleidexe, die einen eigenen Finger hat, der mit
dem Flügel verbunden ist, Pterodactyles genannt, worüber
zwischen Cuvier [u.]und Sömmering ein langer Streit geführt
ward. Deann die ganze Reihe der Cetaceen, wallfischartige Thiere,
warmblütige Bewohner des Meers; Seekühe, wie man sie in
den antillischen Meeren findet, Lamantius Lamantins genannt.

Ueber der Kreide fangen die Säugethiere des Landes an;
ungeheure Rhinocerosähnliche, wie das Anapltlotherion, Valaco-
therion
Palaiotherion
?
; der kolossale Tapir, den man lange für ein bloß ame-
rikanisches Thier hielt, bis man kürzlich in Malacca einen gefunden
hat, den man zwar für eine neue species ansehen muß, der
aber mit dem amerikanischen viel Aehnlichkeit hat. Merkwürdig
genug ist nie ein Auerochsen-Fossil gefunden. Man hat in neuern
W.
Zeiten erwiesen, daß unser Rindvieh nicht vom Auerochsen abstam̃t,
sondern daß der Urstamm sich in Amerika findet; e. Einen höheren
Elephanten; ein Rhinoceros; neue Species vom Nilpferd etc: Einen
solchen ungeheuren Elephanten hat man im nördlichen Asien ent-
deckt. Schon 1771 fand man daselbst foßssile Elephantenknochen mit
Stücken Fleisch daran; aber die wichtigste Entdeckung machte Adams
ein in rußischen Diensten stehender Phÿsiker auf seiner Reise
in Sibirien 1799. Er fand eine grossße Eismaßsse mit einzelnen
Knochen [u.]und Fleisch: es brauchte 5–6 Jahr ehe das Thier ganz vom
Eise frei wurde; unterdessen zehrten Hunde [u.]und Wölfe in großer
Menge davon, endlich 1804 meldeten die Jakuten an Adams, daß
das Thier frei sei [u.]und nun wurden endlich die Reste nach Petersburg

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="36">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0192" n="[186]"/>
alle andern lange geschlitzte Augen haben; d<subst><del rendition="#ow">e</del><add place="across">a</add></subst>nn das wirkliche<lb/>
Krokodill wie es als <hi rendition="#u" hand="#pencil"><hi rendition="#aq">Gaviale</hi></hi><note resp="#BF" type="editorial">In Anonym 1934 geändert zu: Gaviala.</note> im <hi rendition="#aq">Ganges</hi> vorkömmt; eine son-<lb/><note place="left" hand="#pencil">189<lb/></note>derbare Flügeleidexe, die einen eigenen Finger hat, der mit<lb/>
dem Flügel verbunden ist, <hi rendition="#aq">Pterodactyles</hi> genannt, worüber<lb/>
zwischen <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118677578 http://d-nb.info/gnd/118677578">Cuvier</persName></hi> <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118805193 http://d-nb.info/gnd/118805193">Sömmering</persName></hi> ein langer Streit geführt<lb/>
ward. D<subst><del rendition="#ow">e</del><add place="across">a</add></subst>nn die ganze Reihe der <hi rendition="#aq">Cetaceen</hi>, wallfischartige Thiere,<lb/>
warmblütige Bewohner des Meers; Seekühe, wie man sie in<lb/>
den antillischen Meeren findet, <hi rendition="#aq">Lamantius</hi><add place="superlinear" hand="#pencil"> Lamantins</add> genannt.</p><lb/>
              <p>Ueber der Kreide fangen die Säugethiere des Landes an;<lb/>
ungeheure Rhinocerosähnliche, wie das <hi rendition="#aq">Anap<subst><del rendition="#s" hand="#pencil"><subst><del rendition="#ow">l</del><add place="across">t</add></subst></del><add place="superlinear" hand="#pencil">l</add></subst>otherion</hi>, <subst><del rendition="#s" hand="#pencil"><hi rendition="#aq">Vala<unclear reason="illegible" cert="low" resp="#BF">c</unclear>o-<lb/>
therion</hi></del><add place="left" hand="#pencil">Palaiotherion<lb/><metamark>?</metamark></add></subst>; der kolossale <hi rendition="#aq">Tapir</hi>, den man lange für ein bloß ame-<lb/>
rikanisches Thier hielt, bis man kürzlich in <hi rendition="#aq">Malacca</hi> einen gefunden<lb/>
hat, den man zwar für eine neue <hi rendition="#aq">species</hi> ansehen muß, der<lb/>
aber mit dem amerikanischen viel Aehnlichkeit hat. Merkwürdig<lb/>
genug ist nie ein Auerochsen-Fossil gefunden. Man hat in neuern<lb/><note place="left" hand="#pencil">W.<lb/></note>Zeiten erwiesen, daß unser Rindvieh nicht vom Auerochsen abstam&#x0303;t,<lb/>
sondern daß der Urstamm sich in Amerika findet<subst><del rendition="#ow">; e</del><add place="across">. E</add></subst>inen höheren<lb/>
Elephanten; ein Rhinoceros; neue <hi rendition="#aq">Species</hi> vom Nilpferd <hi rendition="#aq">etc</hi>: Einen<lb/>
solchen ungeheuren Elephanten hat man im nördlichen Asien ent-<lb/>
deckt. Schon 1771 fand man daselbst fo<subst><del rendition="#ow">ß</del><add place="across">ss</add></subst>ile Elephantenknochen mit<lb/>
Stücken Fleisch daran; aber die wichtigste Entdeckung machte <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-12017507X http://d-nb.info/gnd/12017507X">Adams</persName></hi><lb/>
ein in rußischen Diensten stehender Phÿsiker auf seiner Reise<lb/>
in Sibirien 1799. Er fand eine gro<subst><del rendition="#ow">ss</del><add place="across">ß</add></subst>e Eisma<subst><del rendition="#ow">ß</del><add place="across">ss</add></subst>e mit einzelnen<lb/>
Knochen <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> Fleisch: es brauchte 5&#x2013;6 Jahr ehe das Thier ganz vom<lb/>
Eise frei wurde; unterdessen zehrten Hunde <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> Wölfe in großer<lb/>
Menge davon, endlich 1804 meldeten die Jakuten an <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-12017507X http://d-nb.info/gnd/12017507X">Adams</persName>, daß<lb/>
das Thier frei sei <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> nun wurden endlich die Reste nach Petersburg<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[186]/0192] alle andern lange geschlitzte Augen haben; dann das wirkliche Krokodill wie es als Gaviale im Ganges vorkömmt; eine son- derbare Flügeleidexe, die einen eigenen Finger hat, der mit dem Flügel verbunden ist, Pterodactyles genannt, worüber zwischen Cuvier und Sömmering ein langer Streit geführt ward. Dann die ganze Reihe der Cetaceen, wallfischartige Thiere, warmblütige Bewohner des Meers; Seekühe, wie man sie in den antillischen Meeren findet, Lamantius Lamantins genannt. 189 Ueber der Kreide fangen die Säugethiere des Landes an; ungeheure Rhinocerosähnliche, wie das Anaplotherion, Palaiotherion ?; der kolossale Tapir, den man lange für ein bloß ame- rikanisches Thier hielt, bis man kürzlich in Malacca einen gefunden hat, den man zwar für eine neue species ansehen muß, der aber mit dem amerikanischen viel Aehnlichkeit hat. Merkwürdig genug ist nie ein Auerochsen-Fossil gefunden. Man hat in neuern Zeiten erwiesen, daß unser Rindvieh nicht vom Auerochsen abstam̃t, sondern daß der Urstamm sich in Amerika findet. Einen höheren Elephanten; ein Rhinoceros; neue Species vom Nilpferd etc: Einen solchen ungeheuren Elephanten hat man im nördlichen Asien ent- deckt. Schon 1771 fand man daselbst fossile Elephantenknochen mit Stücken Fleisch daran; aber die wichtigste Entdeckung machte Adams ein in rußischen Diensten stehender Phÿsiker auf seiner Reise in Sibirien 1799. Er fand eine große Eismasse mit einzelnen Knochen und Fleisch: es brauchte 5–6 Jahr ehe das Thier ganz vom Eise frei wurde; unterdessen zehrten Hunde und Wölfe in großer Menge davon, endlich 1804 meldeten die Jakuten an Adams, daß das Thier frei sei und nun wurden endlich die Reste nach Petersburg W.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Kustoden: nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/192
Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [186]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/192>, abgerufen am 21.11.2024.