Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

1302 einen heftigen Ausbruch gehabt hat. Höchst merkwürdig
ist die Entstehung des mexikanischen Vulkans Xorullo 1759.
Er liegt in einer schönen Hochebene wo Basalt und Trachyt
in der Nähe sind, also auf vulkanische Mächte hindeuten.
Früher waren hier reiche Indigo- und Caffee

Kaffee
-Pflanzungen
deren Pfleger in leichten Schilfhütten wohnten. Sie hörten
zuerst einen unterirdischen Donner; sahen, daß die Erde
sich in Klüfte spaltete aus welchen Bimsstein und andere
leichte Materien hervorgeschleudert wurden (wie Plinius
vom Vesuv erzählt) dazu gesellte sich ein Aschenregen. Die
Bewohner flohen auf den nahgelegenen Hügel von Aguasaco
W.
von wo auch ich das Phaenomen betrachtet habe. Ich maß von
hier aus in der Ebene eine Erhebung von 280-300 Fuß, wie
eine Blase mit einer Spalte; worauf sich der Krater von
Xorullo und mit ihm 2 andere Vulkane erhoben hatten.3 ?

Zugleich war ein großer Lavaausbruch erfolgt. Das merk-
würdigste aber ist, daß auf dieser vulkanischen Fläche sich
3-4000 kleine Kegel befinden, von 5-6 Fuß Höhe, von den
Einwohnern fornitos (Oefen) genannt, welche immerfort
rauchen: daher glaubt man in der Ferne die Gegend sei be-
baut und der Rauch steige aus den Hütten der Dörfer.
[Nicht immer haben die Vulkane, wenn sie zum reifern
Alter gelangt sind, dieselbe Thätigkeit, sondern die Erscheinungen
sind sehr ungleich. In dem Krater des Stromboli sind ununter-
brochen Eruptionen und die Auswürfe von Flammen und glü-
henden Steinen, welche man vom Meer aus sehen kann, folgen
sich beinahe regelmäßig von 6-7 Minuten. Da man nun schon

1302 einen heftigen Ausbruch gehabt hat. Höchst merkwürdig
ist die Entstehung des mexikanischen Vulkans Xorullo 1759.
Er liegt in einer schönen Hochebene wo Basalt und Trachÿt
in der Nähe sind, also auf vulkanische Mächte hindeuten.
Früher waren hier reiche Indigo- und Caffee

Kaffee
-Pflanzungen
deren Pfleger in leichten Schilfhütten wohnten. Sie hörten
zuerst einen unterirdischen Donner; sahen, daß die Erde
sich in Klüfte spaltete aus welchen Bimsstein und andere
leichte Materien hervorgeschleudert wurden (wie Plinius
vom Vesuv erzählt) dazu gesellte sich ein Aschenregen. Die
Bewohner flohen auf den nahgelegenen Hügel von Aguasaco
W.
von wo auch ich das Phaenomen betrachtet habe. Ich maß von
hier aus in der Ebene eine Erhebung von 280–300 Fuß, wie
eine Blase mit einer Spalte; worauf sich der Krater von
Xorullo und mit ihm 2 andere Vulkane erhoben hatten.3 ?

Zugleich war ein großer Lavaausbruch erfolgt. Das merk-
würdigste aber ist, daß auf dieser vulkanischen Fläche sich
3–4000 kleine Kegel befinden, von 5–6 Fuß Höhe, von den
Einwohnern fornitos (Oefen) genannt, welche immerfort
rauchen: daher glaubt man in der Ferne die Gegend sei be-
baut und der Rauch steige aus den Hütten der Dörfer.
[Nicht immer haben die Vulkane, wenn sie zum reifern
Alter gelangt sind, dieselbe Thätigkeit, sondern die Erscheinungen
sind sehr ungleich. In dem Krater des Stromboli sind ununter-
brochen Eruptionen und die Auswürfe von Flammen und glü-
henden Steinen, welche man vom Meer aus sehen kann, folgen
sich beinahe regelmäßig von 6–7 Minuten. Da man nun schon

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="34">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0177" n="[171]"/>
1302 einen heftigen Ausbruch gehabt hat. Höchst merkwürdig<lb/>
ist die Entstehung des mexikanischen Vulkans <hi rendition="#aq">Xorullo</hi> 1759.<lb/>
Er liegt in einer schönen Hochebene wo Basalt und Trachÿt<lb/>
in der Nähe sind, also auf vulkanische Mächte hindeuten.<lb/>
Früher waren hier reiche Indigo- und Caffee<note place="mTop" hand="#pencil"><metamark/>Kaffee<lb/></note>-Pflanzungen<lb/>
deren Pfleger in leichten Schilfhütten wohnten. Sie hörten<lb/>
zuerst einen unterirdischen Donner; sahen, daß die Erde<lb/>
sich in Klüfte spaltete aus welchen <choice><orig>Bimstein</orig><reg resp="#CT">Bimsstein</reg></choice> und andere<lb/>
leichte Materien hervorgeschleudert wurden (wie <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118595091 http://d-nb.info/gnd/118595091">Plinius</persName></hi><lb/>
vom <hi rendition="#aq">Vesuv</hi> erzählt) dazu gesellte sich ein Aschenregen. Die<lb/>
Bewohner flohen auf den nahgelegenen Hügel von <hi rendition="#aq">Aguasaco</hi><lb/><note place="left" hand="#pencil">W.<lb/></note>von wo auch ich das Phaenomen betrachtet habe. Ich maß von<lb/>
hier aus in der Ebene eine Erhebung von 280&#x2013;300 Fuß, wie<lb/>
eine Blase mit einer Spalte; worauf sich der Krater von<lb/><hi rendition="#aq">Xorullo</hi> und mit ihm <hi rendition="#u" hand="#pencil">2</hi> andere Vulkane erhoben hatten.<note place="right" hand="#pencil">3 <metamark>?</metamark><lb/></note><lb/>
Zugleich war ein großer Lavaausbruch erfolgt. Das merk-<lb/>
würdigste aber ist, daß auf dieser vulkanischen Fläche sich<lb/>
3&#x2013;4000 kleine Kegel befinden, von 5&#x2013;6 Fuß Höhe, von den<lb/>
Einwohnern <hi rendition="#aq">fornitos</hi> (<choice><orig>Oefen<add place="superlinear" hand="#pencil"> Oefen</add></orig><reg resp="#CT">Oefen</reg></choice>) genannt, welche immerfort<lb/>
rauchen: daher glaubt man in der Ferne die Gegend sei be-<lb/>
baut und der Rauch steige aus den Hütten der Dörfer.<lb/><add place="intralinear" hand="#pencil">[</add>Nicht immer haben die Vulkane, wenn sie zum reifern<lb/>
Alter gelangt sind, dieselbe Thätigkeit, sondern die Erscheinungen<lb/>
sind sehr ungleich. In dem Krater des <hi rendition="#aq">Stromboli</hi> sind ununter-<lb/>
brochen Eruptionen und die Auswürfe von Flammen und glü-<lb/>
henden Steinen, welche man vom Meer aus sehen kann, folgen<lb/>
sich beinahe regelmäßig von 6&#x2013;7 Minuten. Da man nun schon<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[171]/0177] 1302 einen heftigen Ausbruch gehabt hat. Höchst merkwürdig ist die Entstehung des mexikanischen Vulkans Xorullo 1759. Er liegt in einer schönen Hochebene wo Basalt und Trachÿt in der Nähe sind, also auf vulkanische Mächte hindeuten. Früher waren hier reiche Indigo- und CaffeeKaffee -Pflanzungen deren Pfleger in leichten Schilfhütten wohnten. Sie hörten zuerst einen unterirdischen Donner; sahen, daß die Erde sich in Klüfte spaltete aus welchen Bimstein und andere leichte Materien hervorgeschleudert wurden (wie Plinius vom Vesuv erzählt) dazu gesellte sich ein Aschenregen. Die Bewohner flohen auf den nahgelegenen Hügel von Aguasaco von wo auch ich das Phaenomen betrachtet habe. Ich maß von hier aus in der Ebene eine Erhebung von 280–300 Fuß, wie eine Blase mit einer Spalte; worauf sich der Krater von Xorullo und mit ihm 2 andere Vulkane erhoben hatten. Zugleich war ein großer Lavaausbruch erfolgt. Das merk- würdigste aber ist, daß auf dieser vulkanischen Fläche sich 3–4000 kleine Kegel befinden, von 5–6 Fuß Höhe, von den Einwohnern fornitos (Oefen Oefen) genannt, welche immerfort rauchen: daher glaubt man in der Ferne die Gegend sei be- baut und der Rauch steige aus den Hütten der Dörfer. [Nicht immer haben die Vulkane, wenn sie zum reifern Alter gelangt sind, dieselbe Thätigkeit, sondern die Erscheinungen sind sehr ungleich. In dem Krater des Stromboli sind ununter- brochen Eruptionen und die Auswürfe von Flammen und glü- henden Steinen, welche man vom Meer aus sehen kann, folgen sich beinahe regelmäßig von 6–7 Minuten. Da man nun schon W. 3 ?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Kustoden: nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/177
Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [171]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/177>, abgerufen am 28.03.2024.