[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]Die Amerikaner bilden nach Blumenbach den Uebergang zwischen den Mongo- Außer den ebengenannten Winkel
Die Amerikaner bilden nach Blumenbach den Uebergang zwischen den Mongo- Außer den ebengenannten Winkel
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="10"> <pb facs="#f0093" n="45r"/> <p>Die Amerikaner bilden nach <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116208503 http://d-nb.info/gnd/116208503">Blumenbach</persName></hi> den Uebergang zwischen den Mongo-<lb/> len und Negern, scheinen aber doch vielmehr einen ganz abgeschlossenen Völker-<lb/> stamm darzustellen. Die Stirn ist niedrig und schräg zurückweichend, die Gesichts-<lb/> züge sind stark, die Backenknochen hervorstehend. Das Haar ist schwarz und<lb/> starr, die Farbe heller oder dunkler kupferroth. – Wenn im Allgemeinen<lb/> die Fluth der Völker von Osten gegen Westen statt gefunden hat, so muß dage-<lb/> gen in Amerika die Verbreitung von Norden nach Süden angenommen wer-<lb/> den. Von <hi rendition="#aq">Anahuak</hi>, dem jetzigen <hi rendition="#aq">Mexico</hi>, kann man der Ausbreitung<lb/> des alten <choice><orig><hi rendition="#aq">Gila</hi> Stammes</orig><reg resp="#CT"><hi rendition="#aq">Gila</hi>-Stammes</reg></choice> folgen, den<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 133: "der".</note> Gleichheit der Sprache, der Gesichtsbildung und<lb/> der religiösen Ansichten charakterisiren. Südlicher als der See von <hi rendition="#aq">Nicaragua</hi><lb/> verlieren sich diese Spuren, und kein geschichtliches <hi rendition="#aq">Factum</hi> erklärt uns den<lb/> Zusammenhang der Bevölkerung von <choice><orig>Nord</orig><reg resp="#CT">Nord-</reg></choice> und <choice><orig>SüdAmerika</orig><reg resp="#CT">Süd-Amerika</reg></choice><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 133: "Südamerika".</note>.</p><lb/> <p>Außer den ebengenannten<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 133: "obengenannten".</note> Merkmalen, dem Knochenbau, dem Dermoïdal-<lb/> system, den Haaren <choice><orig>p p</orig><reg resp="#CT">pp.</reg></choice><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 133: "p. p.".</note> hat man den Unterschied der Menschenstämme auch<lb/> nach der sogenannten <hi rendition="#aq">Gesichtslinie</hi> zu bestimmen versucht. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119291827 http://d-nb.info/gnd/119291827">Camper</persName></hi> hat zuerst auf<lb/> die Verschiedenartigkeit der Winkel aufmerksam gemacht, welche 2 Linien bilden<lb/> deren eine man sich durch die Höhlen des Ohrs, bis auf den Boden der Nase,<lb/> und die andere von den Hervorragungen des Stirnbeins, bis auf den am<lb/> meisten hervortretenden Theil des Kinnbackenknochens, gezogen denkt. – In<lb/> diesem Winkel soll nicht nur der Unterschied der Thiere, sondern auch der ver-<lb/> schiedenen Nationen bestehen, und die Natur sich desselben bedient haben, um<lb/> durch alle Verschiedenheit der Thierbildung, stufenweise bis zum Schönen, der<lb/> schönsten Menschenbildung aufzusteigen. Die Vögel beschreiben den kleinsten<lb/> <fw type="catch" place="bottom">Winkel</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [45r/0093]
Die Amerikaner bilden nach Blumenbach den Uebergang zwischen den Mongo-
len und Negern, scheinen aber doch vielmehr einen ganz abgeschlossenen Völker-
stamm darzustellen. Die Stirn ist niedrig und schräg zurückweichend, die Gesichts-
züge sind stark, die Backenknochen hervorstehend. Das Haar ist schwarz und
starr, die Farbe heller oder dunkler kupferroth. – Wenn im Allgemeinen
die Fluth der Völker von Osten gegen Westen statt gefunden hat, so muß dage-
gen in Amerika die Verbreitung von Norden nach Süden angenommen wer-
den. Von Anahuak, dem jetzigen Mexico, kann man der Ausbreitung
des alten Gila Stammes folgen, den Gleichheit der Sprache, der Gesichtsbildung und
der religiösen Ansichten charakterisiren. Südlicher als der See von Nicaragua
verlieren sich diese Spuren, und kein geschichtliches Factum erklärt uns den
Zusammenhang der Bevölkerung von Nord und SüdAmerika.
Außer den ebengenannten Merkmalen, dem Knochenbau, dem Dermoïdal-
system, den Haaren p p hat man den Unterschied der Menschenstämme auch
nach der sogenannten Gesichtslinie zu bestimmen versucht. Camper hat zuerst auf
die Verschiedenartigkeit der Winkel aufmerksam gemacht, welche 2 Linien bilden
deren eine man sich durch die Höhlen des Ohrs, bis auf den Boden der Nase,
und die andere von den Hervorragungen des Stirnbeins, bis auf den am
meisten hervortretenden Theil des Kinnbackenknochens, gezogen denkt. – In
diesem Winkel soll nicht nur der Unterschied der Thiere, sondern auch der ver-
schiedenen Nationen bestehen, und die Natur sich desselben bedient haben, um
durch alle Verschiedenheit der Thierbildung, stufenweise bis zum Schönen, der
schönsten Menschenbildung aufzusteigen. Die Vögel beschreiben den kleinsten
Winkel
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Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
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Hidden Kosmos: Reconstructing A. v. Humboldt’s »Kosmos-Lectures« (Leitung Prof. Dr. Christian Kassung): Finanzierung der Bild- und Volltextdigitalisierung
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert. Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen. Abweichungen von den DTA-Richtlinien:
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