[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]an der Küste des Eismeers, nahe der Mündung der Lena, mitten zwischen Eis- Ein ebenfalls sehr merkwürdiges, nicht mehr lebendes Säuge-Thier, ist das in Para- Ameisen-
an der Küste des Eismeers, nahe der Mündung der Lena, mitten zwischen Eis- Ein ebenfalls sehr merkwürdiges, nicht mehr lebendes ⎡ Säuge-Thier, ist das in Para- Ameisen-
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="5"> <p><pb facs="#f0046" n="21v"/> an der Küste des Eismeers, nahe der Mündung der <hi rendition="#aq">Lena</hi>, mitten zwischen Eis-<lb/> schollen, einen unförmlichen Block, den er nicht genauer erkennen konnte.<lb/> Im folgenden Jahre sah er die Masse etwas freier liegen, und gegen Ende<lb/> des Sommers war eine ganze Seite eines Thiers, mit einem Stoßzahne<lb/> ganz deutlich aus dem Eise<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 83: "Eis".</note> hervorgetreten. Erst nach dem 5<hi rendition="#sup #u">ten</hi> Jahre, ward<lb/> die Masse an die Küste auf eine Sandbank geworfen. Der Fischer nahm<lb/> dem Thiere die Stoßzähne ab, und verkaufte sie. Erst 2 Jahr<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 83: "Jahre".</note> später, also<lb/> 7 Jahr<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 83: "Jahre".</note> nach der Entdeckung, wurde der Engländer <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-12017507X http://d-nb.info/gnd/12017507X">Adams</persName></hi>, welcher den Gra-<lb/> fen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117549061 http://d-nb.info/gnd/117549061">Golofkin</persName></hi> auf einer Reise nach <hi rendition="#aq">China</hi> <metamark>?</metamark> begleitete, in <hi rendition="#aq">Jakutzk</hi> da-<lb/> von unterrichtet, und begab sich an Ort und Stelle. Er fand das Thier schon sehr ver-<lb/> stümmelt. Die <hi rendition="#aq">Jakuten</hi> in der Nachbarschaft, hatten das Fleisch in Stücke ge-<lb/> schnitten, um ihre Hunde damit zu füttern. Wilde Thiere hatten auch davon<lb/> gefressen; indessen fand sich doch das Skelett noch ganz. Ein wohlerhaltenes<lb/> Ohr zeigte einen Haarbüschel; man konnte den Augapfel noch unterschei-<lb/> den. Die Haut war mit schwarzen, steifen 18 Zoll langen Haaren, und mit<lb/> zarteren Haaren, oder einer Wolle von röthlicher Farbe bedeckt. – Im<lb/> feuchten Boden fand man mehr als 30℔ jener steifen und zarten Haare,<lb/> welche die Eisbären verscharrt hatten. Der <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118501852 http://d-nb.info/gnd/118501852">Kaiser von Rußland</persName> kaufte<lb/> dies wunderbare Denkmal einer älteren Schöpfung, und ließ es in der<lb/> Sammlung der <hi rendition="#aq">Academie</hi> in <hi rendition="#aq">Petersburg</hi> niederlegen.</p><lb/> <p>Ein ebenfalls sehr merkwürdiges, nicht mehr lebendes <add place="superlinear"><metamark/><choice><orig> Säuge</orig><reg resp="#CT"> Säuge-</reg></choice></add>Thier, ist das in <hi rendition="#aq">Para-<lb/> guai</hi> gefundene <hi rendition="#aq">Megatherion</hi>, ein Riesenfaulthier, 12′ lang, und 6′ hoch,<lb/> dessen Zehen mit ungemein langen Krallen bewaffnet sind, wie sie die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ameisen-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21v/0046]
an der Küste des Eismeers, nahe der Mündung der Lena, mitten zwischen Eis-
schollen, einen unförmlichen Block, den er nicht genauer erkennen konnte.
Im folgenden Jahre sah er die Masse etwas freier liegen, und gegen Ende
des Sommers war eine ganze Seite eines Thiers, mit einem Stoßzahne
ganz deutlich aus dem Eise hervorgetreten. Erst nach dem 5ten Jahre, ward
die Masse an die Küste auf eine Sandbank geworfen. Der Fischer nahm
dem Thiere die Stoßzähne ab, und verkaufte sie. Erst 2 Jahr später, also
7 Jahr nach der Entdeckung, wurde der Engländer Adams, welcher den Gra-
fen Golofkin auf einer Reise nach China ? begleitete, in Jakutzk da-
von unterrichtet, und begab sich an Ort und Stelle. Er fand das Thier schon sehr ver-
stümmelt. Die Jakuten in der Nachbarschaft, hatten das Fleisch in Stücke ge-
schnitten, um ihre Hunde damit zu füttern. Wilde Thiere hatten auch davon
gefressen; indessen fand sich doch das Skelett noch ganz. Ein wohlerhaltenes
Ohr zeigte einen Haarbüschel; man konnte den Augapfel noch unterschei-
den. Die Haut war mit schwarzen, steifen 18 Zoll langen Haaren, und mit
zarteren Haaren, oder einer Wolle von röthlicher Farbe bedeckt. – Im
feuchten Boden fand man mehr als 30℔ jener steifen und zarten Haare,
welche die Eisbären verscharrt hatten. Der Kaiser von Rußland kaufte
dies wunderbare Denkmal einer älteren Schöpfung, und ließ es in der
Sammlung der Academie in Petersburg niederlegen.
Ein ebenfalls sehr merkwürdiges, nicht mehr lebendes SäugeThier, ist das in Para-
guai gefundene Megatherion, ein Riesenfaulthier, 12′ lang, und 6′ hoch,
dessen Zehen mit ungemein langen Krallen bewaffnet sind, wie sie die
Ameisen-
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Zitationshilfe: | [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 21v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/46>, abgerufen am 17.02.2025. |