Schon die Alten beschäftigten sich mit den mannigfaltigsten Hypothesen über die Veranlaßung der augenscheinlichen Veränderungen auf der Erdoberfläche. Bei der Frage über den ehemaligen flüssigen Zustand der Erde, theilten sich die Meinungen, wie bei uns, und schon bei den Griechen schieden sich Neptunisten von den Vulkanisten. Lange ist die mit den theologischen Theorien überein- stimmendere Ansicht die herschende gewesen, daß die Urgebirge vom Wasser durchdrungen, und in demselben aufgelöst gewesen seyen, und erst spät hat man Granit und Porphir, wie jetzt angenommen wird, für Producte des Feuers erkannt. - Ein Engländer, Profeßor Dudley in Oxford, hat kürzlich auf eine ergötzlich, geistreiche Weise einen geologischen Thermometer zusam- mengestellt, auf dem Gradweise angegeben ist, wie sich almälig die Meinung der Gelehrten für die vulkanische Hypothese erwärmt hat. - Seit Buffon und der Protogeaea des großen Leibnitz haben genauere Untersuchungen ein helle- res Licht über die Lagerungsverhältnisse der Gebirgsmassen verbreitet. - Die Krystallographie, eine neue Wissenschaft kommt uns zu Hülfe, um die sich der schätzbare Mineralog Hauy in Paris,Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 68: Komma fehlt. große Verdienste erworben hat, und die hier mittenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 68: "hiermitten". unter uns, Herr Profeßor Weiss gewissermaßen begründet hat. -
Wir müssen hierbei auf eine chemische und mechanische Heterogenität in den Bestandtheilen der Erde aufmerksam machen, und demnächst bemerken, wie die constanten Associationen der Gesteine eine Gebirgsart bilden, welche man mit derselben Mischung in allen Theilen der Erde wiederfindet. Die auf diese Weise verschiedenen und ähnlichen Gebirgsarten bilden Gruppen, welche man For-
mationen
Dinge veränderten.
Schon die Alten beschäftigten sich mit den mannigfaltigsten Hypothesen über die Veranlaßung der augenscheinlichen Veränderungen auf der Erdoberfläche. Bei der Frage über den ehemaligen flüssigen Zustand der Erde, theilten sich die Meinungen, wie bei uns, und schon bei den Griechen schieden sich Neptunisten von den Vulkanisten. Lange ist die mit den theologischen Theorien überein- stimmendere Ansicht die herschende gewesen, daß die Urgebirge vom Wasser durchdrungen, und in demselben aufgelöst gewesen seyen, und erst spät hat man Granit und Porphir, wie jetzt angenommen wird, für Producte des Feuers erkannt. – Ein Engländer, Profeßor Dudley in Oxford, hat kürzlich auf eine ergötzlich, geistreiche Weise einen geologischen Thermometer zusam- mengestellt, auf dem Gradweise angegeben ist, wie sich almälig die Meinung der Gelehrten für die vulkanische Hypothese erwärmt hat. – Seit Buffon und der Protogeæa des großen Leibnitz haben genauere Untersuchungen ein helle- res Licht über die Lagerungsverhältnisse der Gebirgsmassen verbreitet. – Die Krystallographie, eine neue Wissenschaft kommt uns zu Hülfe, um die sich der schätzbare Mineralog Hauy in Paris,Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 68: Komma fehlt. große Verdienste erworben hat, und die hier mittenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 68: "hiermitten". unter uns, Herr Profeßor Weiss gewissermaßen begründet hat. –
Wir müssen hierbei auf eine chemische und mechanische Heterogenität in den Bestandtheilen der Erde aufmerksam machen, und demnächst bemerken, wie die constanten Associationen der Gesteine eine Gebirgsart bilden, welche man mit derselben Mischung in allen Theilen der Erde wiederfindet. Die auf diese Weise verschiedenen und ähnlichen Gebirgsarten bilden Gruppen, welche man For-
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Schon die Alten beschäftigten sich mit den mannigfaltigsten Hypothesen über
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Bei der Frage über den ehemaligen flüssigen Zustand der Erde, theilten sich die
Meinungen, wie bei uns, und schon bei den Griechen schieden sich Neptunisten
von den Vulkanisten. Lange ist die mit den theologischen Theorien überein-
stimmendere Ansicht die herschende gewesen, daß die Urgebirge vom Wasser
durchdrungen, und in demselben aufgelöst gewesen seyen, und erst spät hat
man Granit und Porphir, wie jetzt angenommen wird, für Producte des
Feuers erkannt. – Ein Engländer, Profeßor Dudley in Oxford, hat kürzlich
auf eine ergötzlich, geistreiche Weise einen geologischen Thermometer zusam-
mengestellt, auf dem Gradweise angegeben ist, wie sich almälig die Meinung
der Gelehrten für die vulkanische Hypothese erwärmt hat. – Seit Buffon
und der Protogæa des großen Leibnitz haben genauere Untersuchungen ein helle-
res Licht über die Lagerungsverhältnisse der Gebirgsmassen verbreitet. – Die
Krystallographie, eine neue Wissenschaft kommt uns zu Hülfe, um die sich der
schätzbare Mineralog Hauy in Paris, große Verdienste erworben hat, und die hier
mitten unter uns, Herr Profeßor Weiss gewissermaßen begründet hat. –
Wir müssen hierbei auf eine chemische und mechanische Heterogenität in den
Bestandtheilen der Erde aufmerksam machen, und demnächst bemerken, wie
die constanten Associationen der Gesteine eine Gebirgsart bilden, welche man
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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 13v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/30>, abgerufen am 22.07.2024.
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