nicht mehr zu den Hypothesen gehört, veranlaßt uns zu interressanten Schlüssen über den Zustand des Erdkerns. - Man hat Zweifel erhoben gegen die Beobachtung der in den Bergwerken beider Erdtheile mit zunehmender Tiefe sich konstant vermehrendenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 64: "vermehrende". Wärme. Man hat sie herleiten wollen von niedersinkenden, sich verdichtenden und also Wärme entbindenden Luftschichten, man hat sie der Menschen Nähe, der Wirkung des bergmännischen Geleuchtes zuschreiben wollen. Aber abgesehen davon, daß die geringe Erwärmung welche die Gegenwart der Menschen und der Grubenlichte (die sich genau berechnen läßt) hervorbringt, nicht in Verhältniß steht, mit dem Grade der zunehmenden Wärme, so haben neuerlichst die Versuche des geistreichen Physikers Arago alle Zweifel auf das Vollkommenste gehoben. Tief erbohrte Quellwasser (sogenannte artesische Brunnen) sind wärmer befunden worden, je größer die Tiefe ist, aus der die Wasser aufsteigen. In Artois hat man die aus einer Tiefe von 2-300' über den Wasserspiegel emporquellenden Gewässer 4-5° wärmer gefun- den. - Hier ist jeder Verdacht einer äußernHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 65: "äußeren". Einwirkung entfernt; die Wasser bringen die Wärme mit sich, welche sie durch lange Berührung mit den Gestein-Massen in verschiedener Tiefe erhalten haben.
La Place hat berechnet, daß mit der Tiefe von 30 metres (etwa 100 Fuß) die Wärme um 1° Reaum. zunimmt, und dem gemäß in einer Tiefe von 30-40 Meilen selbst Gußeisen schmelzen müßte. - Die neueren Ansichten der Phy- siker und Geognosten, und zwar der beobachtenden, nicht leer hypothesirenden Geognosten scheinen somit den alten Mythus vom Piriphlegeton, und von Hephästos allverbreiteter Werkstätte ins Leben zurückgerufen zu haben.
nicht mehr zu den Hypothesen gehört, veranlaßt uns zu interressanten Schlüssen über den Zustand des Erdkerns. – Man hat Zweifel erhoben gegen die Beobachtung der in den Bergwerken beider Erdtheile mit zunehmender Tiefe sich konstant vermehrendenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 64: "vermehrende". Wärme. Man hat sie herleiten wollen von niedersinkenden, sich verdichtenden und also Wärme entbindenden Luftschichten, man hat sie der Menschen Nähe, der Wirkung des bergmännischen Geleuchtes zuschreiben wollen. Aber abgesehen davon, daß die geringe Erwärmung welche die Gegenwart der Menschen und der Grubenlichte (die sich genau berechnen läßt) hervorbringt, nicht in Verhältniß steht, mit dem Grade der zunehmenden Wärme, so haben neuerlichst die Versuche des geistreichen Physikers Arago alle Zweifel auf das Vollkommenste gehoben. Tief erbohrte Quellwasser (sogenannte artesische Brunnen) sind wärmer befunden worden, je größer die Tiefe ist, aus der die Wasser aufsteigen. In Artois hat man die aus einer Tiefe von 2–300′ über den Wasserspiegel emporquellenden Gewässer 4–5° wärmer gefun- den. – Hier ist jeder Verdacht einer äußernHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 65: "äußeren". Einwirkung entfernt; die Wasser bringen die Wärme mit sich, welche sie durch lange Berührung mit den Gestein-Massen in verschiedener Tiefe erhalten haben.
La Place hat berechnet, daß mit der Tiefe von 30 métres (etwa 100 Fuß) die Wärme um 1° Reaum. zunimmt, und dem gemäß in einer Tiefe von 30–40 Meilen selbst Gußeisen schmelzen müßte. – Die neueren Ansichten der Phy- siker und Geognosten, und zwar der beobachtenden, nicht leer hypothesirenden Geognosten scheinen somit den alten Mythus vom Piriphlegeton, und von Hephästos allverbreiteter Werkstätte ins Leben zurückgerufen zu haben.
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[12v/0028]
nicht mehr zu den Hypothesen gehört, veranlaßt uns zu interressanten Schlüssen
über den Zustand des Erdkerns. – Man hat Zweifel erhoben gegen die Beobachtung
der in den Bergwerken beider Erdtheile mit zunehmender Tiefe sich konstant
vermehrenden Wärme. Man hat sie herleiten wollen von niedersinkenden,
sich verdichtenden und also Wärme entbindenden Luftschichten, man hat sie der
Menschen Nähe, der Wirkung des bergmännischen Geleuchtes zuschreiben wollen.
Aber abgesehen davon, daß die geringe Erwärmung welche die Gegenwart der
Menschen und der Grubenlichte (die sich genau berechnen läßt) hervorbringt,
nicht in Verhältniß steht, mit dem Grade der zunehmenden Wärme, so haben
neuerlichst die Versuche des geistreichen Physikers Arago alle Zweifel auf das
Vollkommenste gehoben. Tief erbohrte Quellwasser (sogenannte artesische
Brunnen) sind wärmer befunden worden, je größer die Tiefe ist, aus der
die Wasser aufsteigen. In Artois hat man die aus einer Tiefe von 2–300′
über den Wasserspiegel emporquellenden Gewässer 4–5° wärmer gefun-
den. – Hier ist jeder Verdacht einer äußern Einwirkung entfernt; die
Wasser bringen die Wärme mit sich, welche sie durch lange Berührung mit den
Gestein-Massen in verschiedener Tiefe erhalten haben.
La Place hat berechnet, daß mit der Tiefe von 30 métres (etwa 100 Fuß) die
Wärme um 1° Reaum. zunimmt, und dem gemäß in einer Tiefe von 30–40
Meilen selbst Gußeisen schmelzen müßte. – Die neueren Ansichten der Phy-
siker und Geognosten, und zwar der beobachtenden, nicht leer hypothesirenden
Geognosten scheinen somit den alten Mythus vom Piriphlegeton, und von Hephästos
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Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 12v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/28>, abgerufen am 17.02.2025.
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