[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]ren habe. Indem ich nunmehr das Naturgemälde beendige, das ich aufzustellen bemüht gewesen, Eine mehr aestethische Behandlung Wenn ich angeben soll, was in mir zuerst die Sehnsucht nach erweiterter Weltan- Wenn wir bei den Alten wahrnehmen, daß sie weniger den Einfluß beachtet bung
ren habe. Indem ich nunmehr das Naturgemälde beendige, das ich aufzustellen bemüht gewesen, Eine mehr aestethische Behandlung Wenn ich angeben soll, was in mir zuerst die Sehnsucht nach erweiterter Weltan- Wenn wir bei den Alten wahrnehmen, daß sie weniger den Einfluß beachtet bung
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="16"> <p><pb facs="#f0163" n="80r"/> ren habe.</p><lb/> <p>Indem ich nunmehr das Naturgemälde beendige, das ich aufzustellen bemüht gewesen,<lb/> bleibt es mir nur übrig zu danken für die Theilnahme, welche mein Bestreben das<lb/> Bild eines <choice><orig>NaturGanzen</orig><reg resp="#CT">Natur-Ganzen</reg></choice><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 210: "Natur Ganzen".</note> zu entwerfen, gefunden hat. Doch will ich diese Versam-<lb/> lung nicht ermüden mit der Schilderung eines Gefühls, das zu seiner Dauer keiner<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 210: "keine".</note><lb/> Erneuerung bedarf, und jetzt nur noch hinzufügen, welche Ursachen in der neue-<lb/> sten Zeit dem Studium der Natur so fördernd gewesen sind, und wodurch die Lie-<lb/> be zur Betrachtung der Natur so lebhaft erregt worden ist.</p><lb/> <p>Eine mehr aestethische Behandlung<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 210: "Beschreibung".</note> der Naturwissenschaften überhaupt mag da-<lb/> zu beigetragen haben; der Anblick der schönen Pflanzenformen in den botanischen<lb/> Gärten, die in so manchen ausgezeichneten Exemplaren ein Bild der Tropengewächse<lb/> geben; <choice><abbr>u.</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> endlich die Art wie in neuerer<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 210: "unserer".</note> Zeit die Landschaftmalerei die Pflanzen-<lb/> Physiognomik<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 210: "Pflanzen=Physiognomik".</note> darstellend, die Ansicht uns fremdartiger Naturscenen versinnlicht.</p><lb/> <p>Wenn ich angeben soll, was in mir zuerst die Sehnsucht nach erweiterter Weltan-<lb/> sicht erweckt, und mich zur Unternehmung großer Reisen angetrieben hat, so war<lb/> es: <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534416 http://d-nb.info/gnd/118534416">Georg Forster</persName></hi>s Schilderung der Südseeinseln, der Anblick des großen Drachen-<lb/> baumes in dem hiesigen botanischen Garten, <choice><abbr>u.</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-123488893 http://d-nb.info/gnd/123488893">Hodges</persName></hi> vortreffliche Zeichnungen,<lb/> welche ich bei meiner frühesten Reise nach England zu sehen Gelegenheit hatte.</p><lb/> <p>Wenn wir bei den Alten wahrnehmen, daß sie weniger den Einfluß beachtet<lb/> haben, den der Anblick der unbelebten Natur auf den Menschen ausübt, so kom̃t<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 211: "kommt".</note> dies<lb/> wohl daher, daß der Mensch <choice><abbr>u.</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> das Studium seiner Kräfte <choice><abbr>u.</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> Leidenschaften, ihnen<lb/> das Höchste <choice><abbr>u.</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> Einzige schien. Nicht daß bei ihnen Beispiele fehlten, wie Einzelne beson-<lb/> ders von der Natur angeregt worden sind. So hat uns <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118595091 http://d-nb.info/gnd/118595091">Plinius</persName></hi> eine schöne Beschrei-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">bung</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [80r/0163]
ren habe.
Indem ich nunmehr das Naturgemälde beendige, das ich aufzustellen bemüht gewesen,
bleibt es mir nur übrig zu danken für die Theilnahme, welche mein Bestreben das
Bild eines NaturGanzen zu entwerfen, gefunden hat. Doch will ich diese Versam-
lung nicht ermüden mit der Schilderung eines Gefühls, das zu seiner Dauer keiner
Erneuerung bedarf, und jetzt nur noch hinzufügen, welche Ursachen in der neue-
sten Zeit dem Studium der Natur so fördernd gewesen sind, und wodurch die Lie-
be zur Betrachtung der Natur so lebhaft erregt worden ist.
Eine mehr aestethische Behandlung der Naturwissenschaften überhaupt mag da-
zu beigetragen haben; der Anblick der schönen Pflanzenformen in den botanischen
Gärten, die in so manchen ausgezeichneten Exemplaren ein Bild der Tropengewächse
geben; u. endlich die Art wie in neuerer Zeit die Landschaftmalerei die Pflanzen-
Physiognomik darstellend, die Ansicht uns fremdartiger Naturscenen versinnlicht.
Wenn ich angeben soll, was in mir zuerst die Sehnsucht nach erweiterter Weltan-
sicht erweckt, und mich zur Unternehmung großer Reisen angetrieben hat, so war
es: Georg Forsters Schilderung der Südseeinseln, der Anblick des großen Drachen-
baumes in dem hiesigen botanischen Garten, u. Hodges vortreffliche Zeichnungen,
welche ich bei meiner frühesten Reise nach England zu sehen Gelegenheit hatte.
Wenn wir bei den Alten wahrnehmen, daß sie weniger den Einfluß beachtet
haben, den der Anblick der unbelebten Natur auf den Menschen ausübt, so kom̃t dies
wohl daher, daß der Mensch u. das Studium seiner Kräfte u. Leidenschaften, ihnen
das Höchste u. Einzige schien. Nicht daß bei ihnen Beispiele fehlten, wie Einzelne beson-
ders von der Natur angeregt worden sind. So hat uns Plinius eine schöne Beschrei-
bung
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Zitationshilfe: | [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 80r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/163>, abgerufen am 22.07.2024. |