Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Wenn man sich alle Planeten in eine Kugel geballt denkt, so hat die Sonne doch
560 mal mehr Masse, und 824 mal mehr Volumen. Ihr Durchmesser beträgt 1093/4
Durchmesser der Erde. - Da die mittlere Entfernung des Mondes von der Erde 51,000
Meilen ist: so könnte er seinen Umlauf beinahe 2 mal innerhalb des Sonnen-
körpers vollenden. - Obgleich dergleichen numerische Spielereien eben
nicht nach meinem Geschmacke sind, so dienen sie doch oft dazu eine Sache zu ver-
sinnlichen. Ich will daher noch anführen, daß eine Kanonenkugel, welche mit
einer Wurfkraft von 1500' in der Sekunde abgeschossen wird, von Berlin bis
Wien 9 Minuten brauchen würde, von der Erde bis zum Monde 9 Tage, und
bis zur Sonne etwas über 9 Jahr.

Wir wissen durch die Fernröhre weniger von der Sonne als vom Monde;
nicht wegen der größern Entfernung, sondern wegen der leuchtenden At-
mosphäre welche den Sonnenkörper umgiebt. - Die merkwürdigste Erscheinung
auf der Sonne sind die Sonnenflecken. Man bemerkt sie zuerst an dem öst-
lichen Rande, sieht, wie sie von Osten nach Westen sich bewegen, und nach 13
Tagen verschwinden. Daraus hat man die Rotation der Sonne sehr genau
auf 25,12 Tage berechnet. - Es ist möglich diese Flecken mit bloßen Au-
gen zu sehen. In Peru, wo ein Nebelartiger Dunst, die garnna oft 3-4 Mona-
te lang die Sonne verdeckt, wie bei uns der Heerrauch im Jahre 1783, wa-
ren den Einwohnern die Sonnenflecke schon im 16ten Jahrhundert bekannt, wie Acosta
in seiner Reise anführt. Die älteste Erwähnung dieser Flecken findet sich in
den chinesischen Annalen, 321 nach Christi Geburt - Arabische Schriftsteller bemerken,
daß 626 nach dem Tode Mohamed's die halbe Sonnenscheibe verfinstert worden.

Wenn man sich alle Planeten in eine Kugel geballt denkt, so hat die Sonne doch
560 mal mehr Masse, und 824 mal mehr Volumen. Ihr Durchmesser beträgt 109¾
Durchmesser der Erde. – Da die mittlere Entfernung des Mondes von der Erde 51,000
Meilen ist: so könnte er seinen Umlauf beinahe 2 mal innerhalb des Sonnen-
körpers vollenden. – Obgleich dergleichen numerische Spielereien eben
nicht nach meinem Geschmacke sind, so dienen sie doch oft dazu eine Sache zu ver-
sinnlichen. Ich will daher noch anführen, daß eine Kanonenkugel, welche mit
einer Wurfkraft von 1500′ in der Sekunde abgeschossen wird, von Berlin bis
Wien 9 Minuten brauchen würde, von der Erde bis zum Monde 9 Tage, und
bis zur Sonne etwas über 9 Jahr.

Wir wissen durch die Fernröhre weniger von der Sonne als vom Monde;
nicht wegen der größern Entfernung, sondern wegen der leuchtenden At-
mosphäre welche den Sonnenkörper umgiebt. – Die merkwürdigste Erscheinung
auf der Sonne sind die Sonnenflecken. Man bemerkt sie zuerst an dem öst-
lichen Rande, sieht, wie sie von Osten nach Westen sich bewegen, und nach 13
Tagen verschwinden. Daraus hat man die Rotation der Sonne sehr genau
auf 25,12 Tage berechnet. – Es ist möglich diese Flecken mit bloßen Au-
gen zu sehen. In Peru, wo ein Nebelartiger Dunst, die garña oft 3–4 Mona-
te lang die Sonne verdeckt, wie bei uns der Heerrauch im Jahre 1783, wa-
ren den Einwohnern die Sonnenflecke schon im 16ten Jahrhundert bekannt, wie Acosta
in seiner Reise anführt. Die älteste Erwähnung dieser Flecken findet sich in
den chinesischen Annalen, 321 nach Christi Geburt – Arabische Schriftsteller bemerken,
daß 626 nach dem Tode Mohamed’s die halbe Sonnenscheibe verfinstert worden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="16">
        <pb facs="#f0160" n="78v"/>
        <p>Wenn man sich alle Planeten in eine Kugel geballt denkt, so hat die Sonne doch<lb/>
560 mal mehr Masse, und 824 mal mehr <hi rendition="#aq">Volumen</hi>. Ihr Durchmesser beträgt 109¾<lb/><choice><abbr>Durchm.</abbr><expan resp="#CT">Durchmesser</expan></choice> der Erde. &#x2013; Da die mittlere Entfernung des Mondes von der Erde 51,000<lb/>
Meilen ist: so könnte er seinen Umlauf beinahe 2 mal innerhalb des Sonnen-<lb/>
körpers vollenden. &#x2013; Obgleich dergleichen numerische Spielereien eben<lb/>
nicht nach meinem Geschmacke sind, so dienen sie doch oft dazu eine Sache zu ver-<lb/>
sinnlichen. Ich will daher noch anführen, daß eine Kanonenkugel, welche mit<lb/>
einer Wurfkraft von 1500&#x2032; in der <choice><abbr>Sek.</abbr><expan resp="#CT">Sekunde</expan></choice> abgeschossen wird, von <hi rendition="#aq">Berlin</hi> bis<lb/><hi rendition="#aq">Wien</hi> 9 Minuten brauchen würde, von der Erde bis zum Monde<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 207: "Mond".</note> 9 Tage, und<lb/>
bis zur Sonne etwas über 9 Jahr<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 207: "Jahre".</note>.</p><lb/>
        <p>Wir wissen durch die Fernröhre weniger von der Sonne als vom Monde;<lb/>
nicht wegen der größern Entfernung, sondern wegen der leuchtenden At-<lb/>
mosphäre welche den Sonnenkörper umgiebt. &#x2013; Die merkwürdigste Erscheinung<lb/>
auf der Sonne sind die Sonnenflecken. Man bemerkt sie zuerst an dem öst-<lb/>
lichen Rande, sieht, wie sie von Osten nach Westen sich bewegen, und nach 13<lb/>
Tagen verschwinden. Daraus hat man die Rotation der Sonne sehr genau<lb/>
auf 25,12 Tage berechnet. &#x2013; Es ist möglich diese Flecken mit bloßen Au-<lb/>
gen zu sehen. In <hi rendition="#aq">Peru</hi>, wo ein Nebelartiger Dunst, die <hi rendition="#aq">garña</hi> oft 3&#x2013;4 Mona-<lb/>
te lang die Sonne verdeckt, wie bei uns der Heerrauch im Jahre 1783, wa-<lb/>
ren den Einwohnern die Sonnenflecke schon im 16<choice><abbr><hi rendition="#sup #u">t&#xFFFC;</hi></abbr><expan resp="#CT"><hi rendition="#sup #u">ten</hi></expan></choice> <choice><abbr>Jahrh.</abbr><expan resp="#CT">Jahrhundert</expan></choice><note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 208: "Jahrhundert".</note> bekannt, wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-12116117X http://d-nb.info/gnd/12116117X">Acosta</persName></hi><lb/>
in seiner Reise anführt. Die älteste Erwähnung dieser Flecken findet sich in<lb/>
den chinesischen Annalen, 321 nach <choice><abbr>Chr.</abbr><expan resp="#BF">Christi</expan></choice> <choice><abbr>Geb.</abbr><expan resp="#BF">Geburt</expan></choice> &#x2013; Arabische Schriftsteller bemerken,<lb/>
daß 626 nach dem Tode <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118583158 http://d-nb.info/gnd/118583158">Mohamed</persName>&#x2019;s die halbe Sonnenscheibe verfinstert worden.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78v/0160] Wenn man sich alle Planeten in eine Kugel geballt denkt, so hat die Sonne doch 560 mal mehr Masse, und 824 mal mehr Volumen. Ihr Durchmesser beträgt 109¾ Durchm. der Erde. – Da die mittlere Entfernung des Mondes von der Erde 51,000 Meilen ist: so könnte er seinen Umlauf beinahe 2 mal innerhalb des Sonnen- körpers vollenden. – Obgleich dergleichen numerische Spielereien eben nicht nach meinem Geschmacke sind, so dienen sie doch oft dazu eine Sache zu ver- sinnlichen. Ich will daher noch anführen, daß eine Kanonenkugel, welche mit einer Wurfkraft von 1500′ in der Sek. abgeschossen wird, von Berlin bis Wien 9 Minuten brauchen würde, von der Erde bis zum Monde 9 Tage, und bis zur Sonne etwas über 9 Jahr. Wir wissen durch die Fernröhre weniger von der Sonne als vom Monde; nicht wegen der größern Entfernung, sondern wegen der leuchtenden At- mosphäre welche den Sonnenkörper umgiebt. – Die merkwürdigste Erscheinung auf der Sonne sind die Sonnenflecken. Man bemerkt sie zuerst an dem öst- lichen Rande, sieht, wie sie von Osten nach Westen sich bewegen, und nach 13 Tagen verschwinden. Daraus hat man die Rotation der Sonne sehr genau auf 25,12 Tage berechnet. – Es ist möglich diese Flecken mit bloßen Au- gen zu sehen. In Peru, wo ein Nebelartiger Dunst, die garña oft 3–4 Mona- te lang die Sonne verdeckt, wie bei uns der Heerrauch im Jahre 1783, wa- ren den Einwohnern die Sonnenflecke schon im 16t Jahrh. bekannt, wie Acosta in seiner Reise anführt. Die älteste Erwähnung dieser Flecken findet sich in den chinesischen Annalen, 321 nach Chr. Geb. – Arabische Schriftsteller bemerken, daß 626 nach dem Tode Mohamed’s die halbe Sonnenscheibe verfinstert worden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/160
Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 78v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/160>, abgerufen am 25.11.2024.