schiedene Klassen zu trennen sey. Er nimmt an, daß es eine schöne, weiße Menschenrace gebe, der höhern Intelligenz fähig, und eine 2te häßliche, böse, dunkelgefärbte, stumpfsinnige, die er sogar die unvollkomnere nennt, und zu ewiger Sclaverei mit Recht verdammt glaubt.
Noch tiefer hat man die Würde der menschlichen Natur entadelt, indem man auf der Stufenleiter der Humanität sogar den UebergangHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "Übergang". gesucht hat, der un- ser Geschlecht an die Thiere knüpft, und den man in der Verwandschaft des gefabelten Orang-Utang, mit dem Waldneger, von diesem zum Buschhottentot- ten, und zum Papua von Neu-Guinea, gefunden zu haben wähnte.
Die beiden Affenarten bei denen man diese geträumte Verwandschaft am auffallendsten glaubte, sind der Orang-Utang von Borneo, und der Schimpanse oder Jocko aus AfricaHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "Afrika".. - Von dem Orang-Utang sind nur sehrHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "sehr" fehlt. selten lebende Exemplare nach Europa gekommen. Ein Affe dieser Art, den ich in Paris gesehen habe, war ein kleines nur 34 Zoll hohes, sanftes, häßliches Thier, mit einem dik- ken Wulst um den Mund, aber mit schöner, fast europäischer Stirn. Ob den Affen überhaupt mehr Intelligenz zuzuschreiben sey, als den Hunden, ist noch zwei- felhaft, und wenn dem Affen in einiger Beziehung größere Geschicklichkeit zuge- sprochen werden muß, so beruht dies hauptsächlich auf der günstigeren Bildung seiner Hände. - Ich will hier eines Beispiels anscheinender Ueberlegung erwähnen, das ich an eben jenem Thiere bemerkt habe. Der Affe war krank, und eine Flasche mit Arzney auf dem Tische vorHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 144: "war". ihm umgefallen, und dadurch in eine rollende Be- wegung gerathen. Der Affe legte seinen Daumen dagegen, und hielt ihn so lange fest, bis die Oscillation der Flasche aufgehört hatte. - Allerdings eine zweckmäßi-
ge
schiedene Klassen zu trennen sey. Er nimmt an, daß es eine schöne, weiße Menschenrace gebe, der höhern Intelligenz fähig, und eine 2te häßliche, böse, dunkelgefärbte, stumpfsinnige, die er sogar die unvollkomnere nennt, und zu ewiger Sclaverei mit Recht verdammt glaubt.
Noch tiefer hat man die Würde der menschlichen Natur entadelt, indem man auf der Stufenleiter der Humanität sogar den UebergangHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "Übergang". gesucht hat, der un- ser Geschlecht an die Thiere knüpft, und den man in der Verwandschaft des gefabelten Orang-Utang, mit dem Waldneger, von diesem zum Buschhottentot- ten, und zum Papua von Neu-Guinea, gefunden zu haben wähnte.
Die beiden Affenarten bei denen man diese geträumte Verwandschaft am auffallendsten glaubte, sind der Orang-Utang von Borneo, und der Schimpanse oder Jocko aus AfricaHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "Afrika".. – Von dem Orang-Utang sind nur sehrHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "sehr" fehlt. selten lebende Exemplare nach Europa gekommen. Ein Affe dieser Art, den ich in Paris gesehen habe, war ein kleines nur 34 Zoll hohes, sanftes, häßliches Thier, mit einem dik- ken Wulst um den Mund, aber mit schöner, fast europäischer Stirn. Ob den Affen überhaupt mehr Intelligenz zuzuschreiben sey, als den Hunden, ist noch zwei- felhaft, und wenn dem Affen in einiger Beziehung größere Geschicklichkeit zuge- sprochen werden muß, so beruht dies hauptsächlich auf der günstigeren Bildung seiner Hände. – Ich will hier eines Beispiels anscheinender Ueberlegung erwähnen, das ich an eben jenem Thiere bemerkt habe. Der Affe war krank, und eine Flasche mit Arzney auf dem Tische vorHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 144: "war". ihm umgefallen, und dadurch in eine rollende Be- wegung gerathen. Der Affe legte seinen Daumen dagegen, und hielt ihn so lange fest, bis die Oscillation der Flasche aufgehört hatte. – Allerdings eine zweckmäßi-
ge
<TEI><text><body><divtype="session"n="11"><p><pbfacs="#f0102"n="49v"/>
schiedene Klassen zu trennen sey. Er nimmt an, daß es eine schöne, weiße<lb/>
Menschenrace gebe, der höhern Intelligenz fähig, und eine 2<hirendition="#sup #u">te</hi> häßliche, böse,<lb/>
dunkelgefärbte, stumpfsinnige, die er sogar die unvollkomnere nennt, und<lb/>
zu ewiger Sclaverei mit Recht verdammt glaubt.</p><lb/><p>Noch tiefer hat man die Würde der menschlichen Natur entadelt, indem man<lb/>
auf der Stufenleiter der Humanität sogar den Uebergang<noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "Übergang".</note> gesucht hat, der un-<lb/>
ser Geschlecht an die Thiere knüpft, und den man in der Verwandschaft des<lb/>
gefabelten <hirendition="#aq">Orang-Utang</hi>, mit dem Waldneger, von diesem zum Buschhottentot-<lb/>
ten, und zum <hirendition="#aq">Papua</hi> von <hirendition="#aq">Neu-Guinea</hi>, gefunden zu haben wähnte.</p><lb/><p>Die beiden Affenarten bei denen man diese geträumte Verwandschaft am<lb/>
auffallendsten glaubte, sind der <hirendition="#aq">Orang-Utang</hi> von <hirendition="#aq">Borneo</hi>, und der <hirendition="#aq">Schimpanse</hi><lb/>
oder <hirendition="#aq">Jocko</hi> aus Africa<noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "Afrika".</note>. – Von dem <hirendition="#aq">Orang-Utang</hi> sind nur sehr<noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 143: "sehr" fehlt.</note> selten lebende<lb/>
Exemplare nach Europa gekommen. Ein Affe dieser Art, den ich in <hirendition="#aq">Paris</hi> gesehen<lb/>
habe, war ein kleines nur 34 Zoll hohes, sanftes, häßliches Thier, mit einem dik-<lb/>
ken Wulst um den Mund, aber mit schöner, fast europäischer Stirn. Ob den<lb/>
Affen überhaupt mehr Intelligenz zuzuschreiben sey, als den Hunden, ist noch zwei-<lb/>
felhaft, und wenn dem Affen in einiger Beziehung größere Geschicklichkeit zuge-<lb/>
sprochen werden muß, so beruht dies hauptsächlich auf der günstigeren Bildung seiner<lb/>
Hände. – Ich will hier eines Beispiels anscheinender Ueberlegung erwähnen,<lb/>
das ich an eben jenem Thiere bemerkt habe. Der Affe war krank, und eine Flasche<lb/>
mit Arzney auf dem Tische vor<noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 144: "war".</note> ihm umgefallen, und dadurch in eine rollende Be-<lb/>
wegung gerathen. Der Affe legte seinen Daumen dagegen, und hielt ihn so lange<lb/>
fest, bis die Oscillation der Flasche aufgehört hatte. – Allerdings eine zweckmäßi-<lb/><fwtype="catch"place="bottom">ge</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[49v/0102]
schiedene Klassen zu trennen sey. Er nimmt an, daß es eine schöne, weiße
Menschenrace gebe, der höhern Intelligenz fähig, und eine 2te häßliche, böse,
dunkelgefärbte, stumpfsinnige, die er sogar die unvollkomnere nennt, und
zu ewiger Sclaverei mit Recht verdammt glaubt.
Noch tiefer hat man die Würde der menschlichen Natur entadelt, indem man
auf der Stufenleiter der Humanität sogar den Uebergang gesucht hat, der un-
ser Geschlecht an die Thiere knüpft, und den man in der Verwandschaft des
gefabelten Orang-Utang, mit dem Waldneger, von diesem zum Buschhottentot-
ten, und zum Papua von Neu-Guinea, gefunden zu haben wähnte.
Die beiden Affenarten bei denen man diese geträumte Verwandschaft am
auffallendsten glaubte, sind der Orang-Utang von Borneo, und der Schimpanse
oder Jocko aus Africa. – Von dem Orang-Utang sind nur sehr selten lebende
Exemplare nach Europa gekommen. Ein Affe dieser Art, den ich in Paris gesehen
habe, war ein kleines nur 34 Zoll hohes, sanftes, häßliches Thier, mit einem dik-
ken Wulst um den Mund, aber mit schöner, fast europäischer Stirn. Ob den
Affen überhaupt mehr Intelligenz zuzuschreiben sey, als den Hunden, ist noch zwei-
felhaft, und wenn dem Affen in einiger Beziehung größere Geschicklichkeit zuge-
sprochen werden muß, so beruht dies hauptsächlich auf der günstigeren Bildung seiner
Hände. – Ich will hier eines Beispiels anscheinender Ueberlegung erwähnen,
das ich an eben jenem Thiere bemerkt habe. Der Affe war krank, und eine Flasche
mit Arzney auf dem Tische vor ihm umgefallen, und dadurch in eine rollende Be-
wegung gerathen. Der Affe legte seinen Daumen dagegen, und hielt ihn so lange
fest, bis die Oscillation der Flasche aufgehört hatte. – Allerdings eine zweckmäßi-
ge
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß
dem DTA-Basisformat
kodiert.
Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an
der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.
[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 49v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/102>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.