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Morgenblatt für gebildete Leser. Nr. 31. Stuttgart/Tübingen, 3. August 1856.

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[Beginn Spaltensatz] Je dichter, träger, schwerer ein Stoff ist, um so we-
niger besitzt er die Fähigkeit, sich selbst und Anderes
zu bewegen, um so mehr bedarf er, um in Bewegung
zu kommen, eines von einer minder materiellen Sub-
stanz ausgehenden Jmpulses. So empfängt die dem
Begriff der Materie in höherem Grade entsprechende
Knochensubstanz im thierischen Körper ihre Bewegung
von der schon minder materiellen Muskelsubstanz; die
Muskelsubstanz von der noch minder materiellen Ner-
vensubstanz, und die Nervensubstanz von Substanzen,
die schon so nahe an das Jmmaterielle grenzen, daß
sie sich chemisch und physikalisch nicht mehr mit aus-
reichender Sicherheit bestimmen lassen. Fragen wir aber
gar, woher diese Substanzen ihre Bewegung erhalten,
so gerathen wir völlig in's immaterielle, geistige Gebiet
hinein, d. h. wir müssen zuletzt auf eine Substanz kom-
men, welche den Grund der Bewegung in sich selbst
trägt, welche als der active Pol der als ursprünglich
zu denkenden Selbstbewegung betrachtet werden muß;
eine solche Substanz aber ist eben eine vorherrschend
active, mithin immaterielle, geistige.

Dasselbe zeigt sich in der elementaren Natur. Das
Wasser besitzt mehr bewegende Kraft als die dem Begriff
der Materie mehr entsprechende feste Erdmasse, die Luft
mehr als das Wasser, die Wärme mehr als die Luft.
Jn der Wärme haben wir aber bereits eine Substanz,
[Spaltenumbruch] in welcher die Materialisten selbst keine Materie mehr
zu entdecken vermögen, und welche sie daher als eine
bloße Kraft betrachten. Der Begriff Kraft tritt also
stets da am reinsten und entschiedensten in den Vor-
dergrund, wo der Begriff der Materie in den Hinter-
grund tritt. Kraft und Stoff stehen also nicht in pro-
portionalem, sondern in umgekehrtem Verhältniß; es
besteht also nicht zwischen ihnen das Verhältniß von
Substanz und Accidenz, von Ding und Eigenschaft,
sondern das Verhältniß zweier entgegegensetzten Größen,
die, wenn und wo sie mit einander in Verbindung
treten, gegenseitig sich nicht mehren und stärken, son-
dern mindern und schwächen, dergestalt, daß die Ma-
terie durch die Mischung mit einer immateriellen Sub-
stanz oder Kraft an Materialität, dagegen die Kraft
durch Verbindung mit der Materie an Leichtigkeit der
Kraftentfaltung, an Selbstbeweglichkeit verliert. Sie
wirken also nicht mit einander, sondern gegen ein-
ander, erhalten aber gerade hiedurch das Gleichgewicht
der beiden Factoren inmitten der Bewegung aufrecht
und zeigen, daß das universale Seyn auch in seiner
Differenzirung und Entzweiung zu einem subjektiven
und objektiven, activen und passiven, geistigen und
materiellen Seyn dennoch seine Einheit und Jdentität
behauptet.

[Ende Spaltensatz]

( Schluß folgt. )





Ausflug in die nordwestlichen Gebirge von Toscana.
[Beginn Spaltensatz]
Das Limathal.

Schon früh am folgenden Morgen verließen wir
San Marcello, um, dem Laufe der Lima folgend, den
berühmten Bädern von Lucca zuzuwandern. Der Him-
mel war mit einem leichten Flor bedeckt, die Luft mild
und ruhig, und in der ganzen Natur um uns her
herrschte das tiefe Schweigen eines italienischen Hoch-
sommertages. Wir wanderten zuerst abwärts auf der
neuen Straße nach Pescia hin, welche da, wo sie, sich
südlich wendend, den Gebirgspaß übersteigt, noch in
den letzten Jahren durch mehr als Einen Raubanfall
berüchtigt geworden ist. Wir verfolgten sie längs des
blumigen und waldigen Berghangs bis zu der hohen,
[Spaltenumbruch] kühn gesprengten Steinbrücke von Popiglio, die zu der
gleichnamigen Feste am rechten Limaufer führt. Ein
wenig betretener, oft kaum erkennbarer Pfad zieht sich
von hier aus im Thale aufwärts, vielleicht vor uns
von kaum irgend einem Wanderer außer den Bewoh-
nern der nahen Dörfer und Mühlen betreten. Jn der
That hatte uns in Florenz niemand über die Beschaf-
fenheit des von uns nach Jnghirami's trefflicher Karte
von Toscana gewählten Weges Auskunft geben können.
Und doch kann man ohne Uebertreibung behaupten, daß
kein Thal Toscanas, ja vielleicht kaum ein einziges der
ganzen hesperischen Halbinsel sich an großartiger land-
schaftlicher Schönheit und stetem Wechsel der Scenerie
mit dem Thale der Lima vergleichen läßt.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Je dichter, träger, schwerer ein Stoff ist, um so we-
niger besitzt er die Fähigkeit, sich selbst und Anderes
zu bewegen, um so mehr bedarf er, um in Bewegung
zu kommen, eines von einer minder materiellen Sub-
stanz ausgehenden Jmpulses. So empfängt die dem
Begriff der Materie in höherem Grade entsprechende
Knochensubstanz im thierischen Körper ihre Bewegung
von der schon minder materiellen Muskelsubstanz; die
Muskelsubstanz von der noch minder materiellen Ner-
vensubstanz, und die Nervensubstanz von Substanzen,
die schon so nahe an das Jmmaterielle grenzen, daß
sie sich chemisch und physikalisch nicht mehr mit aus-
reichender Sicherheit bestimmen lassen. Fragen wir aber
gar, woher diese Substanzen ihre Bewegung erhalten,
so gerathen wir völlig in's immaterielle, geistige Gebiet
hinein, d. h. wir müssen zuletzt auf eine Substanz kom-
men, welche den Grund der Bewegung in sich selbst
trägt, welche als der active Pol der als ursprünglich
zu denkenden Selbstbewegung betrachtet werden muß;
eine solche Substanz aber ist eben eine vorherrschend
active, mithin immaterielle, geistige.

Dasselbe zeigt sich in der elementaren Natur. Das
Wasser besitzt mehr bewegende Kraft als die dem Begriff
der Materie mehr entsprechende feste Erdmasse, die Luft
mehr als das Wasser, die Wärme mehr als die Luft.
Jn der Wärme haben wir aber bereits eine Substanz,
[Spaltenumbruch] in welcher die Materialisten selbst keine Materie mehr
zu entdecken vermögen, und welche sie daher als eine
bloße Kraft betrachten. Der Begriff Kraft tritt also
stets da am reinsten und entschiedensten in den Vor-
dergrund, wo der Begriff der Materie in den Hinter-
grund tritt. Kraft und Stoff stehen also nicht in pro-
portionalem, sondern in umgekehrtem Verhältniß; es
besteht also nicht zwischen ihnen das Verhältniß von
Substanz und Accidenz, von Ding und Eigenschaft,
sondern das Verhältniß zweier entgegegensetzten Größen,
die, wenn und wo sie mit einander in Verbindung
treten, gegenseitig sich nicht mehren und stärken, son-
dern mindern und schwächen, dergestalt, daß die Ma-
terie durch die Mischung mit einer immateriellen Sub-
stanz oder Kraft an Materialität, dagegen die Kraft
durch Verbindung mit der Materie an Leichtigkeit der
Kraftentfaltung, an Selbstbeweglichkeit verliert. Sie
wirken also nicht mit einander, sondern gegen ein-
ander, erhalten aber gerade hiedurch das Gleichgewicht
der beiden Factoren inmitten der Bewegung aufrecht
und zeigen, daß das universale Seyn auch in seiner
Differenzirung und Entzweiung zu einem subjektiven
und objektiven, activen und passiven, geistigen und
materiellen Seyn dennoch seine Einheit und Jdentität
behauptet.

[Ende Spaltensatz]

( Schluß folgt. )





Ausflug in die nordwestlichen Gebirge von Toscana.
[Beginn Spaltensatz]
Das Limathal.

Schon früh am folgenden Morgen verließen wir
San Marcello, um, dem Laufe der Lima folgend, den
berühmten Bädern von Lucca zuzuwandern. Der Him-
mel war mit einem leichten Flor bedeckt, die Luft mild
und ruhig, und in der ganzen Natur um uns her
herrschte das tiefe Schweigen eines italienischen Hoch-
sommertages. Wir wanderten zuerst abwärts auf der
neuen Straße nach Pescia hin, welche da, wo sie, sich
südlich wendend, den Gebirgspaß übersteigt, noch in
den letzten Jahren durch mehr als Einen Raubanfall
berüchtigt geworden ist. Wir verfolgten sie längs des
blumigen und waldigen Berghangs bis zu der hohen,
[Spaltenumbruch] kühn gesprengten Steinbrücke von Popiglio, die zu der
gleichnamigen Feste am rechten Limaufer führt. Ein
wenig betretener, oft kaum erkennbarer Pfad zieht sich
von hier aus im Thale aufwärts, vielleicht vor uns
von kaum irgend einem Wanderer außer den Bewoh-
nern der nahen Dörfer und Mühlen betreten. Jn der
That hatte uns in Florenz niemand über die Beschaf-
fenheit des von uns nach Jnghirami's trefflicher Karte
von Toscana gewählten Weges Auskunft geben können.
Und doch kann man ohne Uebertreibung behaupten, daß
kein Thal Toscanas, ja vielleicht kaum ein einziges der
ganzen hesperischen Halbinsel sich an großartiger land-
schaftlicher Schönheit und stetem Wechsel der Scenerie
mit dem Thale der Lima vergleichen läßt.

[Ende Spaltensatz]
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[729/0009] 729 Je dichter, träger, schwerer ein Stoff ist, um so we- niger besitzt er die Fähigkeit, sich selbst und Anderes zu bewegen, um so mehr bedarf er, um in Bewegung zu kommen, eines von einer minder materiellen Sub- stanz ausgehenden Jmpulses. So empfängt die dem Begriff der Materie in höherem Grade entsprechende Knochensubstanz im thierischen Körper ihre Bewegung von der schon minder materiellen Muskelsubstanz; die Muskelsubstanz von der noch minder materiellen Ner- vensubstanz, und die Nervensubstanz von Substanzen, die schon so nahe an das Jmmaterielle grenzen, daß sie sich chemisch und physikalisch nicht mehr mit aus- reichender Sicherheit bestimmen lassen. Fragen wir aber gar, woher diese Substanzen ihre Bewegung erhalten, so gerathen wir völlig in's immaterielle, geistige Gebiet hinein, d. h. wir müssen zuletzt auf eine Substanz kom- men, welche den Grund der Bewegung in sich selbst trägt, welche als der active Pol der als ursprünglich zu denkenden Selbstbewegung betrachtet werden muß; eine solche Substanz aber ist eben eine vorherrschend active, mithin immaterielle, geistige. Dasselbe zeigt sich in der elementaren Natur. Das Wasser besitzt mehr bewegende Kraft als die dem Begriff der Materie mehr entsprechende feste Erdmasse, die Luft mehr als das Wasser, die Wärme mehr als die Luft. Jn der Wärme haben wir aber bereits eine Substanz, in welcher die Materialisten selbst keine Materie mehr zu entdecken vermögen, und welche sie daher als eine bloße Kraft betrachten. Der Begriff Kraft tritt also stets da am reinsten und entschiedensten in den Vor- dergrund, wo der Begriff der Materie in den Hinter- grund tritt. Kraft und Stoff stehen also nicht in pro- portionalem, sondern in umgekehrtem Verhältniß; es besteht also nicht zwischen ihnen das Verhältniß von Substanz und Accidenz, von Ding und Eigenschaft, sondern das Verhältniß zweier entgegegensetzten Größen, die, wenn und wo sie mit einander in Verbindung treten, gegenseitig sich nicht mehren und stärken, son- dern mindern und schwächen, dergestalt, daß die Ma- terie durch die Mischung mit einer immateriellen Sub- stanz oder Kraft an Materialität, dagegen die Kraft durch Verbindung mit der Materie an Leichtigkeit der Kraftentfaltung, an Selbstbeweglichkeit verliert. Sie wirken also nicht mit einander, sondern gegen ein- ander, erhalten aber gerade hiedurch das Gleichgewicht der beiden Factoren inmitten der Bewegung aufrecht und zeigen, daß das universale Seyn auch in seiner Differenzirung und Entzweiung zu einem subjektiven und objektiven, activen und passiven, geistigen und materiellen Seyn dennoch seine Einheit und Jdentität behauptet. ( Schluß folgt. ) Ausflug in die nordwestlichen Gebirge von Toscana. Das Limathal. Schon früh am folgenden Morgen verließen wir San Marcello, um, dem Laufe der Lima folgend, den berühmten Bädern von Lucca zuzuwandern. Der Him- mel war mit einem leichten Flor bedeckt, die Luft mild und ruhig, und in der ganzen Natur um uns her herrschte das tiefe Schweigen eines italienischen Hoch- sommertages. Wir wanderten zuerst abwärts auf der neuen Straße nach Pescia hin, welche da, wo sie, sich südlich wendend, den Gebirgspaß übersteigt, noch in den letzten Jahren durch mehr als Einen Raubanfall berüchtigt geworden ist. Wir verfolgten sie längs des blumigen und waldigen Berghangs bis zu der hohen, kühn gesprengten Steinbrücke von Popiglio, die zu der gleichnamigen Feste am rechten Limaufer führt. Ein wenig betretener, oft kaum erkennbarer Pfad zieht sich von hier aus im Thale aufwärts, vielleicht vor uns von kaum irgend einem Wanderer außer den Bewoh- nern der nahen Dörfer und Mühlen betreten. Jn der That hatte uns in Florenz niemand über die Beschaf- fenheit des von uns nach Jnghirami's trefflicher Karte von Toscana gewählten Weges Auskunft geben können. Und doch kann man ohne Uebertreibung behaupten, daß kein Thal Toscanas, ja vielleicht kaum ein einziges der ganzen hesperischen Halbinsel sich an großartiger land- schaftlicher Schönheit und stetem Wechsel der Scenerie mit dem Thale der Lima vergleichen läßt.

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Zitationshilfe: Morgenblatt für gebildete Leser. Nr. 31. Stuttgart/Tübingen, 3. August 1856, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_morgenblatt31_1856/9>, abgerufen am 14.06.2024.