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Marburger Zeitung. Nr. 74, Marburg, 20.06.1907.

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Nr. 74, 20. Juni 1907. Marburger Zeitung.

[Spaltenumbruch] frappiert vor diesem Welträtsel dasteht und beinahe
den Eindruck gewinnt, daß "Lona" mit den Ge-
walten der unsichtbaren Welt in Verbindung steht
und von diesen mit übernatürlichen Gaben aus-
gestattet ist. -- Diese Ausstellung birgt auch noch
andere Sehenswürdigkeiten in sich; so einen 4
Meter langen Haifisch, Seeungeheuer und andere
Tier-Abnormitäten. Der Besuch ist umso empfehlens-
werter, als sich nicht sobald die Gelegenheit findet,
solche Kuriositäten zu sehen. -- Der Inhaber
dieser Ausstellung ist Herr Ferdinand Mestek de
Podskal,
der auf diesem Gebiete bereits reiche
Erfahrungen gesammelt und große Routine besitzt.
Direktor Mestek hat mit seinen Schaustellungen in
allen europäischen Großstädten die schönsten Erfolge
erzielt und dafür das lebhafteste Interesse wach-
zurufen verstanden.

Malschule-Ausstellung.

Im ebenerdigen
Konzertsaale des Kasinos findet vom 23. bis 25.
d. M. eine Ausstellung der Malschule von Emilie
Becker statt. Die Ausstellung, zu deren Besichtigung
das Publikum freundlich geladen ist, wird von
9 Uhr bis 6 Uhr geöffnet sein.

Studienreise.

Eine Anzahl von Hörern
der technischen Hochschule in Graz (geodätischer
Kurs), die in den letzten Tagen eine sich auch auf
Untersteier erstreckende Studienreise unternahmen,
kamen unter der Führung des Professors Rudolf
Thallmayer auch nach Marburg, wo sie, ge-
leitet vom Herrn Direktor Zweifler und den
Fachlehrern, die hiesige Landes-Wein- und Obstbau-
anstalt eingehend besichtigten.

Das "Geisterhäusl"

am Kalvarienberge,
welches schon durch geraume Zeit baufällig war,
ist vor einigen Tagen vollends niedergerissen worden.

Maschinelle Holzbearbeitung

in gewerb-
lichen Betrieben betitelt sich ein vom Direktor des
steiermärkischen Gewerbeförderungsinstitutes Graz,
Herrn Oberinspektor A. Springer, verfaßtes,
im Verlage von Franz Deuticke Wien soeben er-
schienenes Buch, welches in sechs Abteilungen, die
Kraftmaschinen, die Kraftübertragung, die Werkzeuge,
die Arbeitsmaschinen, die Unfallverhütung und die
Holztrocknung enthält. Das mit zahlreichen bild-
lichen Darstellungen versehene Buch ist einerseits
ein Hilfsbuch für fachliche Lehranstalten, andererseits
verhilft es den Gewerbetreibenden selbst zu einer
gründlichen Kenntnis der Holzbearbeitung mittels
Maschinen, so daß dieses treffliche Werk allen Holz-
gewerbetreibenden nur bestens empfohlen werden kann.

Wolkenbruch und Überschwemmungen.

Über den Wolkenbruch in der Gegend von Pöltschach,
der u. a. auch die Bahn beschädigte, haben wir
schon in der letzten Samstag-Nummer kurz berichtet.
Unterm 15. d. wird hiezu noch aus Pöltschach der
"Tagespost" geschrieben: Gestern war für unseren
Ort ein Tag des Schreckens. Ein Wolkenbruch im
Bella-Graben hat durch seine furchtbare Wasser-
menge in ganz kurzer Zeit die schönen Garten-
anlagen vernichtet, die meisten Brücken und alle
Stege zerstört, alle am Bache liegenden Mühlen
und Sägen stark beschädigt. Durch die vielen ange-
schwemmten Objekte, meist Wagen, Holz, entwurzelte
Bäume und dergleichen konnte das Wasser nicht
abfließen. Im Nu war Pöltschach unter Wasser
und es entstand eine Überschwemmung, die unseren
Ort wohl noch nie getroffen. In den niederliegenden
Häusern drang das Wasser durch die Fenster ein,
mit Schreien und Weinen sind die Bewohner auf
die Anhöhen geflüchtet. Ein Pensionist, Herr Ambrosch
mußte samt seinem alten Vater durchs Fenster her-
ausgeholt werden. Gemauerte Stallungen sind durch
Wasseranprall eingedrückt und vernichtet worden;
die Bezirksstraße wurde durch anderthalb Meter
breite Einrisse zerstört. Der Verkehr stockte voll-
kommen und alles suchte nur zu retteu, was noch
zu retten möglich war. Die Feuerwehr von Höll-
dorf wurde vom Unglücke verständigt und hat Hilfe
geleistet, wofür ihr der beste Dank gebührt. Die
Gendarmerie hat durch die ganze Nacht Wache ge-
[Spaltenumbruch] halten, damit kein Menschenleben in Gefahr komme.
Beim Pfarrhause ist das Wasser bis zum Fenster
gestiegen und hat die starke Hofmauer in der Länge
von fünf Meter vollkommen zerstört und dem Erd-
boden gleichgemacht. Die Felder, Wiesen und Äcker
sind nicht zu erkennen, denn das Wasser hat die
Kulturpflanzen samt der Erde hinweggeschwemmt.
Der Schaden wird auf mehr als 100.000 K. ge-
schätzt; leider ist gegen Wasserschaden niemand ver-
sichert, daher die betroffenen Parteien einen un-
ermeßlich großen Schaden erleiden. An dieser Stelle
wäre wohl zu erwähnen, daß man mit der Ab-
stockung von Schutzwaldungen Einhalt tun sollte,
sonst haben wir ähnliches Unglück öfter zu erwarten.

Laudwirtschaftlicher Verein Rothwein.

Wir erhalten folgende Zuschrift: "Löbliche Redaktion!
Bezugnehmend auf den in der letzten Nummer
Ihres Blattes enthaltenen Bericht über die Ver-
sammlung des landwirtschaftlichen Vereines Roth-
wein und insbesondere bezüglich des in derselben
Nummer gebrachten Leitartikels beehre ich mich zur
Richtigstellung zu bemerken: Herr k. k. Bezirks-
tierarzt Koroschetz erklärte gelegentlich seiner sehr
dankenswerten Ausführungen über das auch in
Steiermark konstatierte Vorkommen des Scheiden-
katarrhs bei Rindern, daß er sich diesbezüglich mit
einer Anfrage an die k. k. Statthalterei gewendet
hatte, und ihm darauf mitgeteilt wurde, daß
eventuelle weitere Weisungen ihm zugehen würden.
Dies der klare Sachverhalt und hat der genannte
Funktionär keinesfalls eine Äußerung getan, welche
etwa als eine Kritik dieses Vorgehens der Behörde
gedeutet werden könnte. Eine solche Auffassung
wäre eine total irrige und waren daher besonders
die im Leitartikel bezogenen Schlußfolgerungen keines-
wegs angebracht. Wäre die Zeit nicht schon so vorge-
schritten gewesen, so hätte ich Anlaß genommen, den
Landwirten mitzuteilen, daß man in Deutschland, wo die
Krankheit bereits sei zehn Jahren bekannt und man
der Natur und der Bekämpfung der Seuche jahre-
lange eingehende Studien gewidmet hat, von
veterinärpolizeilichen Maßregeln gegen dieselbe ganz
abgekommen ist, was auch aus einer Resolution
des im Jahre 1906 in Breslau versammelten
Veterinärrates hervorgeht. Jahrelange Erfahrungen
haben in Deutschland gelehrt, daß bei der Natur
dieser Erkrankung behördliche Maßregeln so weit-
greifende und den ganzen Wirtschaftsbetrieb derart
lähmende sein müßten, daß durch dieselben noch
größere wirtschaftliche Schädigungen
eintreten würden, als durch die Seuche
selbst.
Das einzige wirksame Mittel kann nur darin
erblickt werden, was Herr Koroschetz unseren Land-
wirten empfahl: Kennenlernen der Krankheit, dem-
gemäße äußerste Vorsicht beim Ankaufe und mög-
lichste Isolierung der befallenen Kuh bis zu ihrer
Wiederherstellung. Ritter von Roßmanit,
Obmann des landwirtschaftl. Vereines Rothwein.

8000 Kronen an unsere Hausfrauen
ausbezahlt.

Zum ersten Male wurde eine so
große Summe an Hausfrauen für Kochrezepte aus-
[Spaltenumbruch] bezahlt und zwar durch die Nährmittelwerke "Ceres",
welche als erste in Österreich diese Preiskonkurrenz
erdacht und in der vornehmsten Weise ausgeführt
hat. Die ersten Preise von je 1000 K. wurden
vorläufig noch nicht verteilt, es ist jedoch möglich,
daß sie bei der noch laufenden Preiskoukurrenz von
5000 K. zur Auszahlung gelangen. Es sind dem-
nach noch 7000 K. zu verdienen, und zwar für
Speisen aller Arten, nicht nur für Mehlspeisen allein.
Die Liste der Preisgewinner aus unserer Gegend
haben wir im heutigen Inseratenteile veröffentlicht.




Letzte Nachrichten.
Zur Präsidentenwahl.

Wie die Blätter melden,
tritt der "Deutschnationale Verband" da-
für ein, daß der klerikal-christlichsoziale
Abg. Dr. Weiskirchner zum Präsidenten des
Abgeordnetenhauses gewählt werde.




Aus dem Gerichtssaale.
Gestohlene Straßenschranken als
Brennholz.

Der zweimal wegen Diebstahl vor-
bestrafte Winzer Anton Skok hat im heurigen
Winter in wiederholten Angriffen von der Bezirks-
straße in Groß-Warnitza bei Pettau 35 Meter
Eichenschranken im Werte von 35 K. entwendet und
dadurch das Verbrechen des Diebstahles und die
Übertretung gegen öffentliche Einrichtungen begangen.
Das Kreisgericht verurteilte ihn hiefür zu drei
Monaten schweren Kerker, sein Eheweib Theresia
Skok wegen Mitschuld am Diebstahle, weil sie die
von ihrem Manne gestohlenen Schranken in Kennt-
nis ihrer Herkunft als Brennholz verwendete, zu
einem Monate Kerker.

Fundverheimlichung.

Der 59jährige ver-
witwete Besitzer Johann Zavratnik aus
Steinberg hat am 27. Februar d. J. die Geldtasche
des Gasthauspächters Franz Kokl in Luttenberg
gefunden und den Fund verheimlichen wollen. Von
dem Inhalte von 450 K. hatte er 110 K. für sich
verbraucht und behauptet, nur 340 K. gefunden zu
haben. Das Urteil lautet auf 2 Monate Kerker.




(Zum Einlassen von Parquetten)

eignet sich vorzüglich Keil's Wachspasta. Diese Pasta
wird mittels Tuchlappens in den Boden eingerieben
und hierauf leicht überbürstet. Die Parquetten er-
halten hiedurch große Glätte und dauerhaften Glanz.
Dosen zu 45 kr. sind in der Drogerie Max
Wolfram
in Marburg, Herrengasse 33, erhältlich.




Wohlbehagen und körperliche Frische,
Arbeits- und Schaffensfreude

ist vielen lediglich infolge von Appetit- und Verdauungs-
schwäche versagt. In solchen Fällen tut Rohitscher
"Tempelquelle" (ledig oder mit Wein, Kognak, Milch,
Fruchtsäften) unzweifelhaft die besten Dienste.




Beobachtungen an der Wetterwarte der Landes-Onst- und Weinbauschule in Marburg
von Montag, den 10. Juni bis einschließlich Sonntag, den 16. Juni 1907.



Tag Luftdruck-Tagsm.
(0° red. Baromet.)
Temperatur u. Celstus Bewölkung,
Tagesmittel
Rel. Feuchtigkeit:
in Prozenten
Niederschläge m / m Bemer-
kungen
7 Uhr früh2 Uhr mittags9 Uhr abendsTagesmittelMaximumMinimum
in der
Luft
am
Boden
in der
Luft
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Montag735.714.023.917.718.524.432.810.56.4365--
Dienstag736.516.125.917.819.926.835.212.18.8668--
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[irrelevantes Material]

Nr. 74, 20. Juni 1907. Marburger Zeitung.

[Spaltenumbruch] frappiert vor dieſem Welträtſel daſteht und beinahe
den Eindruck gewinnt, daß „Lona“ mit den Ge-
walten der unſichtbaren Welt in Verbindung ſteht
und von dieſen mit übernatürlichen Gaben aus-
geſtattet iſt. — Dieſe Ausſtellung birgt auch noch
andere Sehenswürdigkeiten in ſich; ſo einen 4
Meter langen Haifiſch, Seeungeheuer und andere
Tier-Abnormitäten. Der Beſuch iſt umſo empfehlens-
werter, als ſich nicht ſobald die Gelegenheit findet,
ſolche Kurioſitäten zu ſehen. — Der Inhaber
dieſer Ausſtellung iſt Herr Ferdinand Meſtek de
Podskal,
der auf dieſem Gebiete bereits reiche
Erfahrungen geſammelt und große Routine beſitzt.
Direktor Meſtek hat mit ſeinen Schauſtellungen in
allen europäiſchen Großſtädten die ſchönſten Erfolge
erzielt und dafür das lebhafteſte Intereſſe wach-
zurufen verſtanden.

Malſchule-Ausſtellung.

Im ebenerdigen
Konzertſaale des Kaſinos findet vom 23. bis 25.
d. M. eine Ausſtellung der Malſchule von Emilie
Becker ſtatt. Die Ausſtellung, zu deren Beſichtigung
das Publikum freundlich geladen iſt, wird von
9 Uhr bis 6 Uhr geöffnet ſein.

Studienreiſe.

Eine Anzahl von Hörern
der techniſchen Hochſchule in Graz (geodätiſcher
Kurs), die in den letzten Tagen eine ſich auch auf
Unterſteier erſtreckende Studienreiſe unternahmen,
kamen unter der Führung des Profeſſors Rudolf
Thallmayer auch nach Marburg, wo ſie, ge-
leitet vom Herrn Direktor Zweifler und den
Fachlehrern, die hieſige Landes-Wein- und Obſtbau-
anſtalt eingehend beſichtigten.

Das „Geiſterhäusl“

am Kalvarienberge,
welches ſchon durch geraume Zeit baufällig war,
iſt vor einigen Tagen vollends niedergeriſſen worden.

Maſchinelle Holzbearbeitung

in gewerb-
lichen Betrieben betitelt ſich ein vom Direktor des
ſteiermärkiſchen Gewerbeförderungsinſtitutes Graz,
Herrn Oberinſpektor A. Springer, verfaßtes,
im Verlage von Franz Deuticke Wien ſoeben er-
ſchienenes Buch, welches in ſechs Abteilungen, die
Kraftmaſchinen, die Kraftübertragung, die Werkzeuge,
die Arbeitsmaſchinen, die Unfallverhütung und die
Holztrocknung enthält. Das mit zahlreichen bild-
lichen Darſtellungen verſehene Buch iſt einerſeits
ein Hilfsbuch für fachliche Lehranſtalten, andererſeits
verhilft es den Gewerbetreibenden ſelbſt zu einer
gründlichen Kenntnis der Holzbearbeitung mittels
Maſchinen, ſo daß dieſes treffliche Werk allen Holz-
gewerbetreibenden nur beſtens empfohlen werden kann.

Wolkenbruch und Überſchwemmungen.

Über den Wolkenbruch in der Gegend von Pöltſchach,
der u. a. auch die Bahn beſchädigte, haben wir
ſchon in der letzten Samstag-Nummer kurz berichtet.
Unterm 15. d. wird hiezu noch aus Pöltſchach der
„Tagespoſt“ geſchrieben: Geſtern war für unſeren
Ort ein Tag des Schreckens. Ein Wolkenbruch im
Bella-Graben hat durch ſeine furchtbare Waſſer-
menge in ganz kurzer Zeit die ſchönen Garten-
anlagen vernichtet, die meiſten Brücken und alle
Stege zerſtört, alle am Bache liegenden Mühlen
und Sägen ſtark beſchädigt. Durch die vielen ange-
ſchwemmten Objekte, meiſt Wagen, Holz, entwurzelte
Bäume und dergleichen konnte das Waſſer nicht
abfließen. Im Nu war Pöltſchach unter Waſſer
und es entſtand eine Überſchwemmung, die unſeren
Ort wohl noch nie getroffen. In den niederliegenden
Häuſern drang das Waſſer durch die Fenſter ein,
mit Schreien und Weinen ſind die Bewohner auf
die Anhöhen geflüchtet. Ein Penſioniſt, Herr Ambroſch
mußte ſamt ſeinem alten Vater durchs Fenſter her-
ausgeholt werden. Gemauerte Stallungen ſind durch
Waſſeranprall eingedrückt und vernichtet worden;
die Bezirksſtraße wurde durch anderthalb Meter
breite Einriſſe zerſtört. Der Verkehr ſtockte voll-
kommen und alles ſuchte nur zu retteu, was noch
zu retten möglich war. Die Feuerwehr von Höll-
dorf wurde vom Unglücke verſtändigt und hat Hilfe
geleiſtet, wofür ihr der beſte Dank gebührt. Die
Gendarmerie hat durch die ganze Nacht Wache ge-
[Spaltenumbruch] halten, damit kein Menſchenleben in Gefahr komme.
Beim Pfarrhauſe iſt das Waſſer bis zum Fenſter
geſtiegen und hat die ſtarke Hofmauer in der Länge
von fünf Meter vollkommen zerſtört und dem Erd-
boden gleichgemacht. Die Felder, Wieſen und Äcker
ſind nicht zu erkennen, denn das Waſſer hat die
Kulturpflanzen ſamt der Erde hinweggeſchwemmt.
Der Schaden wird auf mehr als 100.000 K. ge-
ſchätzt; leider iſt gegen Waſſerſchaden niemand ver-
ſichert, daher die betroffenen Parteien einen un-
ermeßlich großen Schaden erleiden. An dieſer Stelle
wäre wohl zu erwähnen, daß man mit der Ab-
ſtockung von Schutzwaldungen Einhalt tun ſollte,
ſonſt haben wir ähnliches Unglück öfter zu erwarten.

Laudwirtſchaftlicher Verein Rothwein.

Wir erhalten folgende Zuſchrift: „Löbliche Redaktion!
Bezugnehmend auf den in der letzten Nummer
Ihres Blattes enthaltenen Bericht über die Ver-
ſammlung des landwirtſchaftlichen Vereines Roth-
wein und insbeſondere bezüglich des in derſelben
Nummer gebrachten Leitartikels beehre ich mich zur
Richtigſtellung zu bemerken: Herr k. k. Bezirks-
tierarzt Koroſchetz erklärte gelegentlich ſeiner ſehr
dankenswerten Ausführungen über das auch in
Steiermark konſtatierte Vorkommen des Scheiden-
katarrhs bei Rindern, daß er ſich diesbezüglich mit
einer Anfrage an die k. k. Statthalterei gewendet
hatte, und ihm darauf mitgeteilt wurde, daß
eventuelle weitere Weiſungen ihm zugehen würden.
Dies der klare Sachverhalt und hat der genannte
Funktionär keinesfalls eine Äußerung getan, welche
etwa als eine Kritik dieſes Vorgehens der Behörde
gedeutet werden könnte. Eine ſolche Auffaſſung
wäre eine total irrige und waren daher beſonders
die im Leitartikel bezogenen Schlußfolgerungen keines-
wegs angebracht. Wäre die Zeit nicht ſchon ſo vorge-
ſchritten geweſen, ſo hätte ich Anlaß genommen, den
Landwirten mitzuteilen, daß man in Deutſchland, wo die
Krankheit bereits ſei zehn Jahren bekannt und man
der Natur und der Bekämpfung der Seuche jahre-
lange eingehende Studien gewidmet hat, von
veterinärpolizeilichen Maßregeln gegen dieſelbe ganz
abgekommen iſt, was auch aus einer Reſolution
des im Jahre 1906 in Breslau verſammelten
Veterinärrates hervorgeht. Jahrelange Erfahrungen
haben in Deutſchland gelehrt, daß bei der Natur
dieſer Erkrankung behördliche Maßregeln ſo weit-
greifende und den ganzen Wirtſchaftsbetrieb derart
lähmende ſein müßten, daß durch dieſelben noch
größere wirtſchaftliche Schädigungen
eintreten würden, als durch die Seuche
ſelbſt.
Das einzige wirkſame Mittel kann nur darin
erblickt werden, was Herr Koroſchetz unſeren Land-
wirten empfahl: Kennenlernen der Krankheit, dem-
gemäße äußerſte Vorſicht beim Ankaufe und mög-
lichſte Iſolierung der befallenen Kuh bis zu ihrer
Wiederherſtellung. Ritter von Roßmanit,
Obmann des landwirtſchaftl. Vereines Rothwein.

8000 Kronen an unſere Hausfrauen
ausbezahlt.

Zum erſten Male wurde eine ſo
große Summe an Hausfrauen für Kochrezepte aus-
[Spaltenumbruch] bezahlt und zwar durch die Nährmittelwerke „Ceres“,
welche als erſte in Öſterreich dieſe Preiskonkurrenz
erdacht und in der vornehmſten Weiſe ausgeführt
hat. Die erſten Preiſe von je 1000 K. wurden
vorläufig noch nicht verteilt, es iſt jedoch möglich,
daß ſie bei der noch laufenden Preiskoukurrenz von
5000 K. zur Auszahlung gelangen. Es ſind dem-
nach noch 7000 K. zu verdienen, und zwar für
Speiſen aller Arten, nicht nur für Mehlſpeiſen allein.
Die Liſte der Preisgewinner aus unſerer Gegend
haben wir im heutigen Inſeratenteile veröffentlicht.




Letzte Nachrichten.
Zur Präſidentenwahl.

Wie die Blätter melden,
tritt der „Deutſchnationale Verband“ da-
für ein, daß der klerikal-chriſtlichſoziale
Abg. Dr. Weiskirchner zum Präſidenten des
Abgeordnetenhauſes gewählt werde.




Aus dem Gerichtsſaale.
Geſtohlene Straßenſchranken als
Brennholz.

Der zweimal wegen Diebſtahl vor-
beſtrafte Winzer Anton Skok hat im heurigen
Winter in wiederholten Angriffen von der Bezirks-
ſtraße in Groß-Warnitza bei Pettau 35 Meter
Eichenſchranken im Werte von 35 K. entwendet und
dadurch das Verbrechen des Diebſtahles und die
Übertretung gegen öffentliche Einrichtungen begangen.
Das Kreisgericht verurteilte ihn hiefür zu drei
Monaten ſchweren Kerker, ſein Eheweib Thereſia
Skok wegen Mitſchuld am Diebſtahle, weil ſie die
von ihrem Manne geſtohlenen Schranken in Kennt-
nis ihrer Herkunft als Brennholz verwendete, zu
einem Monate Kerker.

Fundverheimlichung.

Der 59jährige ver-
witwete Beſitzer Johann Zavratnik aus
Steinberg hat am 27. Februar d. J. die Geldtaſche
des Gaſthauspächters Franz Kokl in Luttenberg
gefunden und den Fund verheimlichen wollen. Von
dem Inhalte von 450 K. hatte er 110 K. für ſich
verbraucht und behauptet, nur 340 K. gefunden zu
haben. Das Urteil lautet auf 2 Monate Kerker.




(Zum Einlaſſen von Parquetten)

eignet ſich vorzüglich Keil’s Wachspaſta. Dieſe Paſta
wird mittels Tuchlappens in den Boden eingerieben
und hierauf leicht überbürſtet. Die Parquetten er-
halten hiedurch große Glätte und dauerhaften Glanz.
Doſen zu 45 kr. ſind in der Drogerie Max
Wolfram
in Marburg, Herrengaſſe 33, erhältlich.




Wohlbehagen und körperliche Friſche,
Arbeits- und Schaffensfreude

iſt vielen lediglich infolge von Appetit- und Verdauungs-
ſchwäche verſagt. In ſolchen Fällen tut Rohitſcher
„Tempelquelle“ (ledig oder mit Wein, Kognak, Milch,
Fruchtſäften) unzweifelhaft die beſten Dienſte.




Beobachtungen an der Wetterwarte der Landes-Onſt- und Weinbauſchule in Marburg
von Montag, den 10. Juni bis einſchließlich Sonntag, den 16. Juni 1907.



Tag Luftdruck-Tagsm.
(0° red. Baromet.)
Temperatur u. Celſtus Bewölkung,
Tagesmittel
Rel. Feuchtigkeit:
in Prozenten
Niederſchläge m / m Bemer-
kungen
7 Uhr früh2 Uhr mittags9 Uhr abendsTagesmittelMaximumMinimum
in der
Luft
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Boden
in der
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Boden
Montag735.714.023.917.718.524.432.810.56.4365
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Sonntag738.917.523.715.819.024.031.115.413.46789.3abends Regen



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ein Hilfsbuch für fachliche Lehran&#x017F;talten, anderer&#x017F;eits<lb/>
verhilft es den Gewerbetreibenden &#x017F;elb&#x017F;t zu einer<lb/>
gründlichen Kenntnis der Holzbearbeitung mittels<lb/>
Ma&#x017F;chinen, &#x017F;o daß die&#x017F;es treffliche Werk allen Holz-<lb/>
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&#x017F;chon in der letzten Samstag-Nummer kurz berichtet.<lb/>
Unterm 15. d. wird hiezu noch aus Pölt&#x017F;chach der<lb/>
&#x201E;Tagespo&#x017F;t&#x201C; ge&#x017F;chrieben: Ge&#x017F;tern war für un&#x017F;eren<lb/>
Ort ein Tag des Schreckens. Ein Wolkenbruch im<lb/>
Bella-Graben hat durch &#x017F;eine furchtbare Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
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Stege zer&#x017F;tört, alle am Bache liegenden Mühlen<lb/>
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&#x017F;chwemmten Objekte, mei&#x017F;t Wagen, Holz, entwurzelte<lb/>
Bäume und dergleichen konnte das Wa&#x017F;&#x017F;er nicht<lb/>
abfließen. Im Nu war Pölt&#x017F;chach unter Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
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Häu&#x017F;ern drang das Wa&#x017F;&#x017F;er durch die Fen&#x017F;ter ein,<lb/>
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die Anhöhen geflüchtet. Ein Pen&#x017F;ioni&#x017F;t, Herr Ambro&#x017F;ch<lb/>
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ausgeholt werden. Gemauerte Stallungen &#x017F;ind durch<lb/>
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zu retten möglich war. Die Feuerwehr von Höll-<lb/>
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gelei&#x017F;tet, wofür ihr der be&#x017F;te Dank gebührt. Die<lb/>
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Beim Pfarrhau&#x017F;e i&#x017F;t das Wa&#x017F;&#x017F;er bis zum Fen&#x017F;ter<lb/>
ge&#x017F;tiegen und hat die &#x017F;tarke Hofmauer in der Länge<lb/>
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&#x017F;ind nicht zu erkennen, denn das Wa&#x017F;&#x017F;er hat die<lb/>
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Der Schaden wird auf mehr als 100.000 K. ge-<lb/>
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&#x017F;on&#x017F;t haben wir ähnliches Unglück öfter zu erwarten.</p>
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&#x017F;ammlung des landwirt&#x017F;chaftlichen Vereines Roth-<lb/>
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Nummer gebrachten Leitartikels beehre ich mich zur<lb/>
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Funktionär keinesfalls eine Äußerung getan, welche<lb/>
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gedeutet werden könnte. Eine &#x017F;olche Auffa&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
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Die Li&#x017F;te der Preisgewinner aus un&#x017F;erer Gegend<lb/>
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[5/0005] Nr. 74, 20. Juni 1907. Marburger Zeitung. frappiert vor dieſem Welträtſel daſteht und beinahe den Eindruck gewinnt, daß „Lona“ mit den Ge- walten der unſichtbaren Welt in Verbindung ſteht und von dieſen mit übernatürlichen Gaben aus- geſtattet iſt. — Dieſe Ausſtellung birgt auch noch andere Sehenswürdigkeiten in ſich; ſo einen 4 Meter langen Haifiſch, Seeungeheuer und andere Tier-Abnormitäten. Der Beſuch iſt umſo empfehlens- werter, als ſich nicht ſobald die Gelegenheit findet, ſolche Kurioſitäten zu ſehen. — Der Inhaber dieſer Ausſtellung iſt Herr Ferdinand Meſtek de Podskal, der auf dieſem Gebiete bereits reiche Erfahrungen geſammelt und große Routine beſitzt. Direktor Meſtek hat mit ſeinen Schauſtellungen in allen europäiſchen Großſtädten die ſchönſten Erfolge erzielt und dafür das lebhafteſte Intereſſe wach- zurufen verſtanden. Malſchule-Ausſtellung. Im ebenerdigen Konzertſaale des Kaſinos findet vom 23. bis 25. d. M. eine Ausſtellung der Malſchule von Emilie Becker ſtatt. Die Ausſtellung, zu deren Beſichtigung das Publikum freundlich geladen iſt, wird von 9 Uhr bis 6 Uhr geöffnet ſein. Studienreiſe. Eine Anzahl von Hörern der techniſchen Hochſchule in Graz (geodätiſcher Kurs), die in den letzten Tagen eine ſich auch auf Unterſteier erſtreckende Studienreiſe unternahmen, kamen unter der Führung des Profeſſors Rudolf Thallmayer auch nach Marburg, wo ſie, ge- leitet vom Herrn Direktor Zweifler und den Fachlehrern, die hieſige Landes-Wein- und Obſtbau- anſtalt eingehend beſichtigten. Das „Geiſterhäusl“ am Kalvarienberge, welches ſchon durch geraume Zeit baufällig war, iſt vor einigen Tagen vollends niedergeriſſen worden. Maſchinelle Holzbearbeitung in gewerb- lichen Betrieben betitelt ſich ein vom Direktor des ſteiermärkiſchen Gewerbeförderungsinſtitutes Graz, Herrn Oberinſpektor A. Springer, verfaßtes, im Verlage von Franz Deuticke Wien ſoeben er- ſchienenes Buch, welches in ſechs Abteilungen, die Kraftmaſchinen, die Kraftübertragung, die Werkzeuge, die Arbeitsmaſchinen, die Unfallverhütung und die Holztrocknung enthält. Das mit zahlreichen bild- lichen Darſtellungen verſehene Buch iſt einerſeits ein Hilfsbuch für fachliche Lehranſtalten, andererſeits verhilft es den Gewerbetreibenden ſelbſt zu einer gründlichen Kenntnis der Holzbearbeitung mittels Maſchinen, ſo daß dieſes treffliche Werk allen Holz- gewerbetreibenden nur beſtens empfohlen werden kann. Wolkenbruch und Überſchwemmungen. Über den Wolkenbruch in der Gegend von Pöltſchach, der u. a. auch die Bahn beſchädigte, haben wir ſchon in der letzten Samstag-Nummer kurz berichtet. Unterm 15. d. wird hiezu noch aus Pöltſchach der „Tagespoſt“ geſchrieben: Geſtern war für unſeren Ort ein Tag des Schreckens. Ein Wolkenbruch im Bella-Graben hat durch ſeine furchtbare Waſſer- menge in ganz kurzer Zeit die ſchönen Garten- anlagen vernichtet, die meiſten Brücken und alle Stege zerſtört, alle am Bache liegenden Mühlen und Sägen ſtark beſchädigt. Durch die vielen ange- ſchwemmten Objekte, meiſt Wagen, Holz, entwurzelte Bäume und dergleichen konnte das Waſſer nicht abfließen. Im Nu war Pöltſchach unter Waſſer und es entſtand eine Überſchwemmung, die unſeren Ort wohl noch nie getroffen. In den niederliegenden Häuſern drang das Waſſer durch die Fenſter ein, mit Schreien und Weinen ſind die Bewohner auf die Anhöhen geflüchtet. Ein Penſioniſt, Herr Ambroſch mußte ſamt ſeinem alten Vater durchs Fenſter her- ausgeholt werden. Gemauerte Stallungen ſind durch Waſſeranprall eingedrückt und vernichtet worden; die Bezirksſtraße wurde durch anderthalb Meter breite Einriſſe zerſtört. Der Verkehr ſtockte voll- kommen und alles ſuchte nur zu retteu, was noch zu retten möglich war. Die Feuerwehr von Höll- dorf wurde vom Unglücke verſtändigt und hat Hilfe geleiſtet, wofür ihr der beſte Dank gebührt. Die Gendarmerie hat durch die ganze Nacht Wache ge- halten, damit kein Menſchenleben in Gefahr komme. Beim Pfarrhauſe iſt das Waſſer bis zum Fenſter geſtiegen und hat die ſtarke Hofmauer in der Länge von fünf Meter vollkommen zerſtört und dem Erd- boden gleichgemacht. Die Felder, Wieſen und Äcker ſind nicht zu erkennen, denn das Waſſer hat die Kulturpflanzen ſamt der Erde hinweggeſchwemmt. Der Schaden wird auf mehr als 100.000 K. ge- ſchätzt; leider iſt gegen Waſſerſchaden niemand ver- ſichert, daher die betroffenen Parteien einen un- ermeßlich großen Schaden erleiden. An dieſer Stelle wäre wohl zu erwähnen, daß man mit der Ab- ſtockung von Schutzwaldungen Einhalt tun ſollte, ſonſt haben wir ähnliches Unglück öfter zu erwarten. Laudwirtſchaftlicher Verein Rothwein. Wir erhalten folgende Zuſchrift: „Löbliche Redaktion! Bezugnehmend auf den in der letzten Nummer Ihres Blattes enthaltenen Bericht über die Ver- ſammlung des landwirtſchaftlichen Vereines Roth- wein und insbeſondere bezüglich des in derſelben Nummer gebrachten Leitartikels beehre ich mich zur Richtigſtellung zu bemerken: Herr k. k. Bezirks- tierarzt Koroſchetz erklärte gelegentlich ſeiner ſehr dankenswerten Ausführungen über das auch in Steiermark konſtatierte Vorkommen des Scheiden- katarrhs bei Rindern, daß er ſich diesbezüglich mit einer Anfrage an die k. k. Statthalterei gewendet hatte, und ihm darauf mitgeteilt wurde, daß eventuelle weitere Weiſungen ihm zugehen würden. Dies der klare Sachverhalt und hat der genannte Funktionär keinesfalls eine Äußerung getan, welche etwa als eine Kritik dieſes Vorgehens der Behörde gedeutet werden könnte. Eine ſolche Auffaſſung wäre eine total irrige und waren daher beſonders die im Leitartikel bezogenen Schlußfolgerungen keines- wegs angebracht. Wäre die Zeit nicht ſchon ſo vorge- ſchritten geweſen, ſo hätte ich Anlaß genommen, den Landwirten mitzuteilen, daß man in Deutſchland, wo die Krankheit bereits ſei zehn Jahren bekannt und man der Natur und der Bekämpfung der Seuche jahre- lange eingehende Studien gewidmet hat, von veterinärpolizeilichen Maßregeln gegen dieſelbe ganz abgekommen iſt, was auch aus einer Reſolution des im Jahre 1906 in Breslau verſammelten Veterinärrates hervorgeht. Jahrelange Erfahrungen haben in Deutſchland gelehrt, daß bei der Natur dieſer Erkrankung behördliche Maßregeln ſo weit- greifende und den ganzen Wirtſchaftsbetrieb derart lähmende ſein müßten, daß durch dieſelben noch größere wirtſchaftliche Schädigungen eintreten würden, als durch die Seuche ſelbſt. Das einzige wirkſame Mittel kann nur darin erblickt werden, was Herr Koroſchetz unſeren Land- wirten empfahl: Kennenlernen der Krankheit, dem- gemäße äußerſte Vorſicht beim Ankaufe und mög- lichſte Iſolierung der befallenen Kuh bis zu ihrer Wiederherſtellung. Ritter von Roßmanit, Obmann des landwirtſchaftl. Vereines Rothwein. 8000 Kronen an unſere Hausfrauen ausbezahlt. Zum erſten Male wurde eine ſo große Summe an Hausfrauen für Kochrezepte aus- bezahlt und zwar durch die Nährmittelwerke „Ceres“, welche als erſte in Öſterreich dieſe Preiskonkurrenz erdacht und in der vornehmſten Weiſe ausgeführt hat. Die erſten Preiſe von je 1000 K. wurden vorläufig noch nicht verteilt, es iſt jedoch möglich, daß ſie bei der noch laufenden Preiskoukurrenz von 5000 K. zur Auszahlung gelangen. Es ſind dem- nach noch 7000 K. zu verdienen, und zwar für Speiſen aller Arten, nicht nur für Mehlſpeiſen allein. Die Liſte der Preisgewinner aus unſerer Gegend haben wir im heutigen Inſeratenteile veröffentlicht. Letzte Nachrichten. Zur Präſidentenwahl. Wien, 20. Juni. Wie die Blätter melden, tritt der „Deutſchnationale Verband“ da- für ein, daß der klerikal-chriſtlichſoziale Abg. Dr. Weiskirchner zum Präſidenten des Abgeordnetenhauſes gewählt werde. Aus dem Gerichtsſaale. Geſtohlene Straßenſchranken als Brennholz. Der zweimal wegen Diebſtahl vor- beſtrafte Winzer Anton Skok hat im heurigen Winter in wiederholten Angriffen von der Bezirks- ſtraße in Groß-Warnitza bei Pettau 35 Meter Eichenſchranken im Werte von 35 K. entwendet und dadurch das Verbrechen des Diebſtahles und die Übertretung gegen öffentliche Einrichtungen begangen. Das Kreisgericht verurteilte ihn hiefür zu drei Monaten ſchweren Kerker, ſein Eheweib Thereſia Skok wegen Mitſchuld am Diebſtahle, weil ſie die von ihrem Manne geſtohlenen Schranken in Kennt- nis ihrer Herkunft als Brennholz verwendete, zu einem Monate Kerker. Fundverheimlichung. Der 59jährige ver- witwete Beſitzer Johann Zavratnik aus Steinberg hat am 27. Februar d. J. die Geldtaſche des Gaſthauspächters Franz Kokl in Luttenberg gefunden und den Fund verheimlichen wollen. Von dem Inhalte von 450 K. hatte er 110 K. für ſich verbraucht und behauptet, nur 340 K. gefunden zu haben. Das Urteil lautet auf 2 Monate Kerker. (Zum Einlaſſen von Parquetten) eignet ſich vorzüglich Keil’s Wachspaſta. Dieſe Paſta wird mittels Tuchlappens in den Boden eingerieben und hierauf leicht überbürſtet. Die Parquetten er- halten hiedurch große Glätte und dauerhaften Glanz. Doſen zu 45 kr. ſind in der Drogerie Max Wolfram in Marburg, Herrengaſſe 33, erhältlich. Wohlbehagen und körperliche Friſche, Arbeits- und Schaffensfreude iſt vielen lediglich infolge von Appetit- und Verdauungs- ſchwäche verſagt. In ſolchen Fällen tut Rohitſcher „Tempelquelle“ (ledig oder mit Wein, Kognak, Milch, Fruchtſäften) unzweifelhaft die beſten Dienſte. Beobachtungen an der Wetterwarte der Landes-Onſt- und Weinbauſchule in Marburg von Montag, den 10. Juni bis einſchließlich Sonntag, den 16. Juni 1907. Tag Luftdruck-Tagsm. (0° red. Baromet.) Temperatur u. Celſtus Bewölkung, Tagesmittel Rel. Feuchtigkeit: in Prozenten Niederſchläge m / m Bemer- kungen 7 Uhr früh 2 Uhr mittags 9 Uhr abends Tagesmittel Maximum Minimum in der Luft am Boden in der Luft am Boden Montag 735.7 14.0 23.9 17.7 18.5 24.4 32.8 10.5 6.4 3 65 — Dienstag 736.5 16.1 25.9 17.8 19.9 26.8 35.2 12.1 8.8 6 68 — Mittwoch 735.7 17.9 26.9 19.9 21.6 27.5 36.7 16.6 14.2 1 68 — Donnerst. 733.9 18.6 28.3 20.1 22.3 28.5 37.5 16.3 12.5 2 63 — Freitag 36.7 19.2 24.2 17.5 20.3 24.5 34.0 15.5 12.1 9 75 23.7 abends Regen Samstag 739.8 16.6 22.3 19.9 19.6 23.1 31.1 15.1 13.5 7 74 — Sonntag 738.9 17.5 23.7 15.8 19.0 24.0 31.1 15.4 13.4 6 78 9.3 abends Regen _

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 74, Marburg, 20.06.1907, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger74_1907/5>, abgerufen am 03.12.2024.