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Marburger Zeitung. Nr. 66, Marburg, 04.06.1901.

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Nr. 66, 4. Juni 1901. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] Die Musik besorgt die vollständige Südbahnwerk-
stättenmusikkapelle unter Max Schönherrs per-
sönlicher Leitung. Wir werden kaum fehlgehen,
wenn wir annehmen, dass der Besuch dieser Lieder-
tafel gleich den früheren eine ganz bedeutende Be-
sucherzahl aufweisen wird, sind doch die Leistungen
dieses Elitevereines weit und breit auf das Vor-
theilhafteste bekannt.

(Parkmusik.)

Vom Juni angefangen spielt
die Südbahnwerkstätten-Musikkapelle bis auf weiteres
jeden Mittwoch von halb 7 bis 8 Uhr abends im
Stadtpark.

(Programm)

für das morgen stattfindende
Stadtpark-Concert: 1. "Die Post von Washington",
amerikanischer Marsch von Sousa. 2. Ouverture zur
Oper: "Domino nero" von Rossini. 3. "Wiener
Humor", Walzer von Raab. 4. Intermezzo aus
der Oper: Cavalleria rusticana" von Mascagni.
5. "Gruß an Wien", Polka von Rosenkranz.
6. Balletmusik aus der Oper: "Die Königin von
Saba" von Gounod. 7. Vucovich-Marsch von
Dr. Gruber.

(Das Sommerfest),

welches am Sonntag
vom völkischen Turnverein "Jahn" und dem deutsch-
nationalen Gehilfenverein in der Kreuzhof-Wirtschaft
abgehalten wurde, war von beiläufig 1000 Personen
besucht, trotzdem manche Kreise geradezu ostentativ
durch ihre Abwesenheit glänzten. Nachmittags fand
eine längere Turnübung auf der Wiese statt und
wurden die strammen Jünger Jahns mit lauten Heil-
rufen für ihre wirklich gediegenen Leistungen be-
lohnt. Auf dem Festplatze fanden verschiedene Unter-
haltungen statt. Ein eigenes Kasperltheater zog viele,
inssondere die Jugend an, der Schießstand bot
manchen willkommene Zerstreuung, auf der Wiese
unterhielt sich das junge Volk mit Hahnenschlagen,
die brave Südbahnwerstättenkapelle unter Max
Schönherrs vortrefflicher Leitung bot und nur Gutes,
ein Glückshafen, Coriandoliwerfen u. s. w. trugen
gleichfalls das ihrige zur Unterhaltung bei. Man
vergnügte sich recht gut und als die Abenddämmerung
angebrochen war, traten die Turner zu einem Fackel-
reigen an, der eines eigenthümlichen Reizes nicht
entbehrte. Mit brennenden Fackeln wurden ver-
schiedene turnerische Uebungen und Aufmärsche aus-
geführt, am schönsten war jedoch die Schlussfigur
der lebenden Pyramide bei bengalischer Beleuchtung.
Während der Aufstellung wurde die "Wacht am
Rhein" angestimmt, von der Kapelle begleitet und
von hunderten Kehlen mitgesungen. Während ein
Theil der Besucher den Heimweg antrat, blieben die
übrigen noch längere Zeit beisammen. Die volle
Mondesscheibe breitete über die menschenleere Wiese
ein magisches Licht, unten das Rauschen der stark
angeschwollenen Drau, in deren Fluten sich die Ufer
spiegeln, ganz Marburg erscheint in deutlichem Lichte
vor uns, die Natur athmet Kraft und Leben, wie
solches durch die strammen Turner verkörpert ist.
Allmählich wird es einsam und anstatt des lebhaften
Treibens herrscht auf der ganzen Stätte ein feierliches
Schweigen.

(Casinogarten.)

Herr Sauer, der nach
schwerer Krankheit wieder hergestellt ist, hat heuer
den Garten vor dem Casino ganz neu herrichten
und schön ausstatten lassen. Man kann sagen, dass
sich der Garten auf dem schönsten Punkte der
inneren Stadt befindet. Dies und die anerkannt
vorzügliche Küche, sowie gute Getränke, werden da-
zu beitragen, dass der Garten durch zahlreiche
Gäste belebt sein wird.

(Allerlei.)

Da ich kein Schablonenmensch
bin, schreibe ich "Allerlei" nicht nur am Samstag,
sondern dann, wann es möglich und so, wie mir
die Feder gewachsen ist. Es ist gewiss keine Tu-
gend, jemandem 1000 Kronen in die Schuhe zu
schieben, wenn man sie nicht erhalten hat. Leider
kann ich die Behauptung aufstellen, dass ich über
eine so große Summe nie verfügte, weil ich erstens
keine 500 fl. Pension und eine Anwartschaft auf
400 fl. besitze und zweitens mir von einem in den
Schoß gefallenen Vorschusse die Mitgliedschaft und
sonstige Sachen abgezogen wurden. Ich fürchte
nur jetzt, dass mich der Steuerinspector wegen
allzugroßer Creditfähigkeit packen wird. Heute, in der
[Spaltenumbruch] Zeit des Fortschrittes ist es freilich leicht Redacteur
zu sein; neulich bin ich zu 10 Kronen verurtheilt
worden und bekam sofort einen Check. Die Post-
und sonstigen Sparcassen sind mir, um philosophisch
zu reden, ein "Ding an sich", aber so unbekannt,
wie die Borneo-Untermenschen bei Barnum, kein
Wunder daher, dass ich eine Freude hatte, als ich
einen "Check" bekam, zumal bei mir in Provi-
sionen verteufelt wenig herausschaut. Bei näherer
Betrachtung fand ich zu meiner nichts weniger als
angenehmen Ueberraschung, dass der zu 10 Kronen
verurtheilte Freund Partisch dem Steueramte 10
Kronen und 12 Heller zu bezahlen habe und
froh sein möge, dass ihm für die gütige Verstän-
digung bloß 12 Heller angerechnet worden sind.
Ich bin zwar ein großer Menschen- und Armen-
freund, aber solche Opfer bringe ich nur gezwun-
gen. Bist du nicht willig, brauch ich -- Execution.
Wenn jemand glaubt, dass damit eine Bettelei ge-
meint ist, so entgegne ich, dass ich im beabsich-
tigten Falle an der ersten und einzigen Stelle, die
einen Kopf hat, der "Südsteirischen", annonciert
und deshalb Aussicht auf Erfolg gehabt hätte,
weil man dies dort gewöhnt und stets bereit ist,
der Domcapitel-Literatur unter die Arme zu greifen.
Der Uebergang vom Domcapitel zum Storch scheint
zwar heterogen, immerhin ist letzterer jetzt gastspiel-
weise nach Rom gegangen. Seitdem Professor
Schenk mit seiner Wissenschaft in Pension gegangen
wurde, steht es auch den ungeborenen Menschlein
frei, sich das Geschlecht zu wählen, und das Erst-
geborene des italienischen Königspaares entschloss
sich, Prinzessin zu werden. Ueber derlei intime Vor-
gänge berichten die übrigen Blätter mit einer
Gründlichkeit, dass jeder Backfisch mit Leichtigkeit
den Hebammencurs absolvieren könnte. Es gibt
nicht Räthselhaftes mehr, nicht einmal dann, wenn
man daran glaubt. In der Schillerstraße wird ein
Bau errichtet, und die Einplankung hat Gucklöcher
wie bei den Auslagen von Ilgers Sohn, Seiler
und den meisten Goldmenschen. Natürlich fiel mir
dies auf und auf meine Frage ward mir mitgetheilt,
dass die löbliche Concurrenz das Gerücht aus-
sprengte, der Baumeister baue zwar nicht auf Sand,
doch auf Kugelsteinen vulgo Katzenköpfen, denen
unsere Hühneraugen leider nur zu oft begegnen.
Um den anonymen Freund ad absurdum zu führen,
sind die Gucklöcher da und steht es jedermann frei,
ohne Entree das Fortschreiten der Arbeiten zu beob-
achten. Katzenköpfe und Heuwagen reimen sich zwar
selten, aber in Ermangelung eines besseren Ueber-
ganges müssen sie herhalten. Wer kennt ihn nicht,
diesen berückenden Duft des getrockneten Grases,
ansonsten Heu benamset. Eine prächtige Fuhre dieser
geschätzten Futterart stand auf einem Platze. Nacht
war es, doch schon reichte sie dem Tage die Hand
zum Gruße, als eine lustige Gesellschaft vorüber-
kam. Angeblich wegen Nichtausweichens wurde be-
schlossen, die Fuhre umzuwerfen. Ho Ruck, puff,
da lag sie und in einem langen Bogen flog auch
[Spaltenumbruch] der oben schlafende Knecht auf den Rasen. Um das
Umwerfen hat sich insbesondere ein Grundbesitzer
verdient gemacht, der hiezu seine ganze Kraft lieh.
Als er später nach Hause kam, meldete ihm der
Knecht: Gnä Herr, a Paar Haderlumpen hab'n
unsern Heuwagen umgeworfen. Was der Heu-
wagenbesitzer für ein Gesicht gemacht hat, weiß ich
nicht, wahrscheinlich so ähnlich wie der hirnlose
Zipf bei Barnum, mit welchem ohne Reclame
schließt der an dieser Drahrerei nicht betheiligt ge-
wesene

(Notariat in Frohnleiten.)

Der Ju-
stizminister hat den Notar Friedrich Klauß in
Schladming nach Frohnleiten versetzt.

(In die Brust geschossen.)

Der 15jährige
Anton Strohschneider, Kärntnerstraße 101
hantierte mit einem 7millimetrigen Revolver, ein
Schuss gieng los und traf Frau Vogel in die
Brust. Das Projectil drang ober dem Herzen in die
Brust ein und hatte eine schwere Verletzung zur
Folge, doch ist zu hoffen, dass die verletzte Frau,
am Leben erhalten bleiben wird. Dieselbe befindet
sich im allg. Krankenhause.

(Wetterschießen.)

Bei den letzten Ge-
wittern wurde im Allgemeinen fleißig geschossen und
es hat nur wenig gehagelt. Am rechten Drauufer
ist im Pickerer Gebiete eine Gruppe von 15 Stationen.
Es wurde jedoch nur bei den Stationen: Graf
Meran, R. v. Rosmanit, Dr. Reiser, J. Krainer,
Stark und Stampfl sehr fleißig geschossen, und
obwohl einige sehr drohende Gewitterbildungen waren,
hagelte es doch nicht. Die Wetterschießstation Robitsch
Landesausschuss, Pachernig, dessen Schwager, dann
Viktringhof und Rath Franz gaben heuer noch keinen
Schuss gegen Gewitter ab.

(Postalisches.)

Vom 3. Juni l. J. ange-
fangen, wird die zwischen den Postämtern Maria-
Neustift
und Pettau täglich einmal verkehrende
Fußbotenpost in eine Postbotenfahrt umgewandelt.
Diese Postbotenfahrt wird nach folgender Cours-
ordnung verkehren: ab Maria-Neustift 6 Uhr
45 Min. an Pettau 8 Uhr 45 Min., ab Pettau
11 Uhr 30 Min. an Maria-Neustift 1 Uhr 30 Min.




Der Krieg in Südafrika.

Die letzten Nachrichten
aus Südafrika riefen hier Bestürzung hervor. Man
glaubt nicht recht. dass Dickson die Angriffe De-
lareys zurückgeschlagen habe. Man glaubt Kitcheners
Nachrichten umsoweniger, als er wieder 30.000
Berittene verlangt. Man glaubt, Delarey habe
Dickson mit schweren englischen Verlusten auf
Wentersdorp zurückgeworfen. Zwischen Kitchener
und dem Colonialamte ist eine große Spannung
eingetreten, da Kitchener den Buren billige Bedin-
gungen gewähren wolle, Chamberlain und Milner
jedoch unbedingt dagegen seien.




Beobachtungen
an der meteorologischen Station der Landes-Obst- und Weinbauschule in Marburg

vom Samstag, den 25. bis einschließlich Freitag, den 31. Mai 1901

Tag Luftdruck-Tages-
mittel (auf 0° re-
ducierter Baro-
meterstand)
Temperatur u. Celstus Bewölkung,
Tagesmittel
Relative
Feuchtigkeit in
Procenten
Windrichtung
7 Uhr früh2 Uhr mittags9 Uhr abendsTagesmittelMaximumMinimum7 Uhr früh2 Uhr mittags9 Uhr abends
in der
Luft
am
Boden
in der
Luft
am
Boden
Samstag438.012.720.815.416.312.110.122.029.0791W1 E2 SW1
Sonntag735.714.419.616.416.814.211.720.727.21087--SE2 NE1
Montag736.014.418.015.115.814.012.220.626.6788--W3 --
Dienstag736.614.920 415.817.012.510.123.332.2584NW2 NE1 --
Mittwoch735.813.323.616.617.812 810.424.232.0581W2 NE3 W1
Donnerst.736.514.524.216.618.413 610.825.232.2181NW1 E1 --
Freitag738.115.425.418.019.614.011.226.832.0--75NW2 SE1 --
Niederschläge: Samstag 4.0 Regen. Sonntag 0.9 Regen. Montag 3.8 Regen. Dienstag 12.2 Regen. Mittwoch 4.6 Regen.



[irrelevantes Material]

Nr. 66, 4. Juni 1901. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] Die Muſik beſorgt die vollſtändige Südbahnwerk-
ſtättenmuſikkapelle unter Max Schönherrs per-
ſönlicher Leitung. Wir werden kaum fehlgehen,
wenn wir annehmen, daſs der Beſuch dieſer Lieder-
tafel gleich den früheren eine ganz bedeutende Be-
ſucherzahl aufweiſen wird, ſind doch die Leiſtungen
dieſes Elitevereines weit und breit auf das Vor-
theilhafteſte bekannt.

(Parkmuſik.)

Vom Juni angefangen ſpielt
die Südbahnwerkſtätten-Muſikkapelle bis auf weiteres
jeden Mittwoch von halb 7 bis 8 Uhr abends im
Stadtpark.

(Programm)

für das morgen ſtattfindende
Stadtpark-Concert: 1. „Die Poſt von Waſhington“,
amerikaniſcher Marſch von Souſa. 2. Ouverture zur
Oper: „Domino nero“ von Roſſini. 3. „Wiener
Humor“, Walzer von Raab. 4. Intermezzo aus
der Oper: Cavalleria rusticana“ von Mascagni.
5. „Gruß an Wien“, Polka von Roſenkranz.
6. Balletmuſik aus der Oper: „Die Königin von
Saba“ von Gounod. 7. Vucovich-Marſch von
Dr. Gruber.

(Das Sommerfeſt),

welches am Sonntag
vom völkiſchen Turnverein „Jahn“ und dem deutſch-
nationalen Gehilfenverein in der Kreuzhof-Wirtſchaft
abgehalten wurde, war von beiläufig 1000 Perſonen
beſucht, trotzdem manche Kreiſe geradezu oſtentativ
durch ihre Abweſenheit glänzten. Nachmittags fand
eine längere Turnübung auf der Wieſe ſtatt und
wurden die ſtrammen Jünger Jahns mit lauten Heil-
rufen für ihre wirklich gediegenen Leiſtungen be-
lohnt. Auf dem Feſtplatze fanden verſchiedene Unter-
haltungen ſtatt. Ein eigenes Kaſperltheater zog viele,
insſondere die Jugend an, der Schießſtand bot
manchen willkommene Zerſtreuung, auf der Wieſe
unterhielt ſich das junge Volk mit Hahnenſchlagen,
die brave Südbahnwerſtättenkapelle unter Max
Schönherrs vortrefflicher Leitung bot und nur Gutes,
ein Glückshafen, Coriandoliwerfen u. ſ. w. trugen
gleichfalls das ihrige zur Unterhaltung bei. Man
vergnügte ſich recht gut und als die Abenddämmerung
angebrochen war, traten die Turner zu einem Fackel-
reigen an, der eines eigenthümlichen Reizes nicht
entbehrte. Mit brennenden Fackeln wurden ver-
ſchiedene turneriſche Uebungen und Aufmärſche aus-
geführt, am ſchönſten war jedoch die Schluſsfigur
der lebenden Pyramide bei bengaliſcher Beleuchtung.
Während der Aufſtellung wurde die „Wacht am
Rhein“ angeſtimmt, von der Kapelle begleitet und
von hunderten Kehlen mitgeſungen. Während ein
Theil der Beſucher den Heimweg antrat, blieben die
übrigen noch längere Zeit beiſammen. Die volle
Mondesſcheibe breitete über die menſchenleere Wieſe
ein magiſches Licht, unten das Rauſchen der ſtark
angeſchwollenen Drau, in deren Fluten ſich die Ufer
ſpiegeln, ganz Marburg erſcheint in deutlichem Lichte
vor uns, die Natur athmet Kraft und Leben, wie
ſolches durch die ſtrammen Turner verkörpert iſt.
Allmählich wird es einſam und anſtatt des lebhaften
Treibens herrſcht auf der ganzen Stätte ein feierliches
Schweigen.

(Caſinogarten.)

Herr Sauer, der nach
ſchwerer Krankheit wieder hergeſtellt iſt, hat heuer
den Garten vor dem Caſino ganz neu herrichten
und ſchön ausſtatten laſſen. Man kann ſagen, daſs
ſich der Garten auf dem ſchönſten Punkte der
inneren Stadt befindet. Dies und die anerkannt
vorzügliche Küche, ſowie gute Getränke, werden da-
zu beitragen, daſs der Garten durch zahlreiche
Gäſte belebt ſein wird.

(Allerlei.)

Da ich kein Schablonenmenſch
bin, ſchreibe ich „Allerlei“ nicht nur am Samstag,
ſondern dann, wann es möglich und ſo, wie mir
die Feder gewachſen iſt. Es iſt gewiſs keine Tu-
gend, jemandem 1000 Kronen in die Schuhe zu
ſchieben, wenn man ſie nicht erhalten hat. Leider
kann ich die Behauptung aufſtellen, daſs ich über
eine ſo große Summe nie verfügte, weil ich erſtens
keine 500 fl. Penſion und eine Anwartſchaft auf
400 fl. beſitze und zweitens mir von einem in den
Schoß gefallenen Vorſchuſſe die Mitgliedſchaft und
ſonſtige Sachen abgezogen wurden. Ich fürchte
nur jetzt, daſs mich der Steuerinſpector wegen
allzugroßer Creditfähigkeit packen wird. Heute, in der
[Spaltenumbruch] Zeit des Fortſchrittes iſt es freilich leicht Redacteur
zu ſein; neulich bin ich zu 10 Kronen verurtheilt
worden und bekam ſofort einen Check. Die Poſt-
und ſonſtigen Sparcaſſen ſind mir, um philoſophiſch
zu reden, ein „Ding an ſich“, aber ſo unbekannt,
wie die Borneo-Untermenſchen bei Barnum, kein
Wunder daher, daſs ich eine Freude hatte, als ich
einen „Check“ bekam, zumal bei mir in Provi-
ſionen verteufelt wenig herausſchaut. Bei näherer
Betrachtung fand ich zu meiner nichts weniger als
angenehmen Ueberraſchung, daſs der zu 10 Kronen
verurtheilte Freund Partiſch dem Steueramte 10
Kronen und 12 Heller zu bezahlen habe und
froh ſein möge, daſs ihm für die gütige Verſtän-
digung bloß 12 Heller angerechnet worden ſind.
Ich bin zwar ein großer Menſchen- und Armen-
freund, aber ſolche Opfer bringe ich nur gezwun-
gen. Biſt du nicht willig, brauch ich — Execution.
Wenn jemand glaubt, daſs damit eine Bettelei ge-
meint iſt, ſo entgegne ich, daſs ich im beabſich-
tigten Falle an der erſten und einzigen Stelle, die
einen Kopf hat, der „Südſteiriſchen“, annonciert
und deshalb Ausſicht auf Erfolg gehabt hätte,
weil man dies dort gewöhnt und ſtets bereit iſt,
der Domcapitel-Literatur unter die Arme zu greifen.
Der Uebergang vom Domcapitel zum Storch ſcheint
zwar heterogen, immerhin iſt letzterer jetzt gaſtſpiel-
weiſe nach Rom gegangen. Seitdem Profeſſor
Schenk mit ſeiner Wiſſenſchaft in Penſion gegangen
wurde, ſteht es auch den ungeborenen Menſchlein
frei, ſich das Geſchlecht zu wählen, und das Erſt-
geborene des italieniſchen Königspaares entſchloſs
ſich, Prinzeſſin zu werden. Ueber derlei intime Vor-
gänge berichten die übrigen Blätter mit einer
Gründlichkeit, daſs jeder Backfiſch mit Leichtigkeit
den Hebammencurs abſolvieren könnte. Es gibt
nicht Räthſelhaftes mehr, nicht einmal dann, wenn
man daran glaubt. In der Schillerſtraße wird ein
Bau errichtet, und die Einplankung hat Gucklöcher
wie bei den Auslagen von Ilgers Sohn, Seiler
und den meiſten Goldmenſchen. Natürlich fiel mir
dies auf und auf meine Frage ward mir mitgetheilt,
daſs die löbliche Concurrenz das Gerücht aus-
ſprengte, der Baumeiſter baue zwar nicht auf Sand,
doch auf Kugelſteinen vulgo Katzenköpfen, denen
unſere Hühneraugen leider nur zu oft begegnen.
Um den anonymen Freund ad absurdum zu führen,
ſind die Gucklöcher da und ſteht es jedermann frei,
ohne Entree das Fortſchreiten der Arbeiten zu beob-
achten. Katzenköpfe und Heuwagen reimen ſich zwar
ſelten, aber in Ermangelung eines beſſeren Ueber-
ganges müſſen ſie herhalten. Wer kennt ihn nicht,
dieſen berückenden Duft des getrockneten Graſes,
anſonſten Heu benamſet. Eine prächtige Fuhre dieſer
geſchätzten Futterart ſtand auf einem Platze. Nacht
war es, doch ſchon reichte ſie dem Tage die Hand
zum Gruße, als eine luſtige Geſellſchaft vorüber-
kam. Angeblich wegen Nichtausweichens wurde be-
ſchloſſen, die Fuhre umzuwerfen. Ho Ruck, puff,
da lag ſie und in einem langen Bogen flog auch
[Spaltenumbruch] der oben ſchlafende Knecht auf den Raſen. Um das
Umwerfen hat ſich insbeſondere ein Grundbeſitzer
verdient gemacht, der hiezu ſeine ganze Kraft lieh.
Als er ſpäter nach Hauſe kam, meldete ihm der
Knecht: Gnä Herr, a Paar Haderlumpen hab’n
unſern Heuwagen umgeworfen. Was der Heu-
wagenbeſitzer für ein Geſicht gemacht hat, weiß ich
nicht, wahrſcheinlich ſo ähnlich wie der hirnloſe
Zipf bei Barnum, mit welchem ohne Reclame
ſchließt der an dieſer Drahrerei nicht betheiligt ge-
weſene

(Notariat in Frohnleiten.)

Der Ju-
ſtizminiſter hat den Notar Friedrich Klauß in
Schladming nach Frohnleiten verſetzt.

(In die Bruſt geſchoſſen.)

Der 15jährige
Anton Strohſchneider, Kärntnerſtraße 101
hantierte mit einem 7millimetrigen Revolver, ein
Schuſs gieng los und traf Frau Vogel in die
Bruſt. Das Projectil drang ober dem Herzen in die
Bruſt ein und hatte eine ſchwere Verletzung zur
Folge, doch iſt zu hoffen, daſs die verletzte Frau,
am Leben erhalten bleiben wird. Dieſelbe befindet
ſich im allg. Krankenhauſe.

(Wetterſchießen.)

Bei den letzten Ge-
wittern wurde im Allgemeinen fleißig geſchoſſen und
es hat nur wenig gehagelt. Am rechten Drauufer
iſt im Pickerer Gebiete eine Gruppe von 15 Stationen.
Es wurde jedoch nur bei den Stationen: Graf
Meran, R. v. Rosmanit, Dr. Reiſer, J. Krainer,
Stark und Stampfl ſehr fleißig geſchoſſen, und
obwohl einige ſehr drohende Gewitterbildungen waren,
hagelte es doch nicht. Die Wetterſchießſtation Robitſch
Landesausſchuſs, Pachernig, deſſen Schwager, dann
Viktringhof und Rath Franz gaben heuer noch keinen
Schuſs gegen Gewitter ab.

(Poſtaliſches.)

Vom 3. Juni l. J. ange-
fangen, wird die zwiſchen den Poſtämtern Maria-
Neuſtift
und Pettau täglich einmal verkehrende
Fußbotenpoſt in eine Poſtbotenfahrt umgewandelt.
Dieſe Poſtbotenfahrt wird nach folgender Cours-
ordnung verkehren: ab Maria-Neuſtift 6 Uhr
45 Min. an Pettau 8 Uhr 45 Min., ab Pettau
11 Uhr 30 Min. an Maria-Neuſtift 1 Uhr 30 Min.




Der Krieg in Südafrika.

Die letzten Nachrichten
aus Südafrika riefen hier Beſtürzung hervor. Man
glaubt nicht recht. daſs Dickſon die Angriffe De-
lareys zurückgeſchlagen habe. Man glaubt Kitcheners
Nachrichten umſoweniger, als er wieder 30.000
Berittene verlangt. Man glaubt, Delarey habe
Dickſon mit ſchweren engliſchen Verluſten auf
Wentersdorp zurückgeworfen. Zwiſchen Kitchener
und dem Colonialamte iſt eine große Spannung
eingetreten, da Kitchener den Buren billige Bedin-
gungen gewähren wolle, Chamberlain und Milner
jedoch unbedingt dagegen ſeien.




Beobachtungen
an der meteorologiſchen Station der Landes-Obſt- und Weinbauſchule in Marburg

vom Samstag, den 25. bis einſchließlich Freitag, den 31. Mai 1901

Tag Luftdruck-Tages-
mittel (auf 0° re-
ducierter Baro-
meterſtand)
Temperatur u. Celſtus Bewölkung,
Tagesmittel
Relative
Feuchtigkeit in
Procenten
Windrichtung
7 Uhr früh2 Uhr mittags9 Uhr abendsTagesmittelMaximumMinimum7 Uhr früh2 Uhr mittags9 Uhr abends
in der
Luft
am
Boden
in der
Luft
am
Boden
Samstag438.012.720.815.416.312.110.122.029.0791W1 E2 SW1
Sonntag735.714.419.616.416.814.211.720.727.21087SE2 NE1
Montag736.014.418.015.115.814.012.220.626.6788W3
Dienstag736.614.920 415.817.012.510.123.332.2584NW2 NE1
Mittwoch735.813.323.616.617.812 810.424.232.0581W2 NE3 W1
Donnerst.736.514.524.216.618.413 610.825.232.2181NW1 E1
Freitag738.115.425.418.019.614.011.226.832.075NW2 SE1
Niederſchläge: Samstag 4.0 Regen. Sonntag 0.9 Regen. Montag 3.8 Regen. Dienstag 12.2 Regen. Mittwoch 4.6 Regen.



[irrelevantes Material]
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vor uns, die Natur athmet Kraft und Leben, wie<lb/>
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Viktringhof und Rath Franz gaben heuer noch keinen<lb/>
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[5/0005] Nr. 66, 4. Juni 1901. Marburger Zeitung Die Muſik beſorgt die vollſtändige Südbahnwerk- ſtättenmuſikkapelle unter Max Schönherrs per- ſönlicher Leitung. Wir werden kaum fehlgehen, wenn wir annehmen, daſs der Beſuch dieſer Lieder- tafel gleich den früheren eine ganz bedeutende Be- ſucherzahl aufweiſen wird, ſind doch die Leiſtungen dieſes Elitevereines weit und breit auf das Vor- theilhafteſte bekannt. (Parkmuſik.) Vom Juni angefangen ſpielt die Südbahnwerkſtätten-Muſikkapelle bis auf weiteres jeden Mittwoch von halb 7 bis 8 Uhr abends im Stadtpark. (Programm) für das morgen ſtattfindende Stadtpark-Concert: 1. „Die Poſt von Waſhington“, amerikaniſcher Marſch von Souſa. 2. Ouverture zur Oper: „Domino nero“ von Roſſini. 3. „Wiener Humor“, Walzer von Raab. 4. Intermezzo aus der Oper: Cavalleria rusticana“ von Mascagni. 5. „Gruß an Wien“, Polka von Roſenkranz. 6. Balletmuſik aus der Oper: „Die Königin von Saba“ von Gounod. 7. Vucovich-Marſch von Dr. Gruber. (Das Sommerfeſt), welches am Sonntag vom völkiſchen Turnverein „Jahn“ und dem deutſch- nationalen Gehilfenverein in der Kreuzhof-Wirtſchaft abgehalten wurde, war von beiläufig 1000 Perſonen beſucht, trotzdem manche Kreiſe geradezu oſtentativ durch ihre Abweſenheit glänzten. Nachmittags fand eine längere Turnübung auf der Wieſe ſtatt und wurden die ſtrammen Jünger Jahns mit lauten Heil- rufen für ihre wirklich gediegenen Leiſtungen be- lohnt. Auf dem Feſtplatze fanden verſchiedene Unter- haltungen ſtatt. Ein eigenes Kaſperltheater zog viele, insſondere die Jugend an, der Schießſtand bot manchen willkommene Zerſtreuung, auf der Wieſe unterhielt ſich das junge Volk mit Hahnenſchlagen, die brave Südbahnwerſtättenkapelle unter Max Schönherrs vortrefflicher Leitung bot und nur Gutes, ein Glückshafen, Coriandoliwerfen u. ſ. w. trugen gleichfalls das ihrige zur Unterhaltung bei. Man vergnügte ſich recht gut und als die Abenddämmerung angebrochen war, traten die Turner zu einem Fackel- reigen an, der eines eigenthümlichen Reizes nicht entbehrte. Mit brennenden Fackeln wurden ver- ſchiedene turneriſche Uebungen und Aufmärſche aus- geführt, am ſchönſten war jedoch die Schluſsfigur der lebenden Pyramide bei bengaliſcher Beleuchtung. Während der Aufſtellung wurde die „Wacht am Rhein“ angeſtimmt, von der Kapelle begleitet und von hunderten Kehlen mitgeſungen. Während ein Theil der Beſucher den Heimweg antrat, blieben die übrigen noch längere Zeit beiſammen. Die volle Mondesſcheibe breitete über die menſchenleere Wieſe ein magiſches Licht, unten das Rauſchen der ſtark angeſchwollenen Drau, in deren Fluten ſich die Ufer ſpiegeln, ganz Marburg erſcheint in deutlichem Lichte vor uns, die Natur athmet Kraft und Leben, wie ſolches durch die ſtrammen Turner verkörpert iſt. Allmählich wird es einſam und anſtatt des lebhaften Treibens herrſcht auf der ganzen Stätte ein feierliches Schweigen. (Caſinogarten.) Herr Sauer, der nach ſchwerer Krankheit wieder hergeſtellt iſt, hat heuer den Garten vor dem Caſino ganz neu herrichten und ſchön ausſtatten laſſen. Man kann ſagen, daſs ſich der Garten auf dem ſchönſten Punkte der inneren Stadt befindet. Dies und die anerkannt vorzügliche Küche, ſowie gute Getränke, werden da- zu beitragen, daſs der Garten durch zahlreiche Gäſte belebt ſein wird. (Allerlei.) Da ich kein Schablonenmenſch bin, ſchreibe ich „Allerlei“ nicht nur am Samstag, ſondern dann, wann es möglich und ſo, wie mir die Feder gewachſen iſt. Es iſt gewiſs keine Tu- gend, jemandem 1000 Kronen in die Schuhe zu ſchieben, wenn man ſie nicht erhalten hat. Leider kann ich die Behauptung aufſtellen, daſs ich über eine ſo große Summe nie verfügte, weil ich erſtens keine 500 fl. Penſion und eine Anwartſchaft auf 400 fl. beſitze und zweitens mir von einem in den Schoß gefallenen Vorſchuſſe die Mitgliedſchaft und ſonſtige Sachen abgezogen wurden. Ich fürchte nur jetzt, daſs mich der Steuerinſpector wegen allzugroßer Creditfähigkeit packen wird. Heute, in der Zeit des Fortſchrittes iſt es freilich leicht Redacteur zu ſein; neulich bin ich zu 10 Kronen verurtheilt worden und bekam ſofort einen Check. Die Poſt- und ſonſtigen Sparcaſſen ſind mir, um philoſophiſch zu reden, ein „Ding an ſich“, aber ſo unbekannt, wie die Borneo-Untermenſchen bei Barnum, kein Wunder daher, daſs ich eine Freude hatte, als ich einen „Check“ bekam, zumal bei mir in Provi- ſionen verteufelt wenig herausſchaut. Bei näherer Betrachtung fand ich zu meiner nichts weniger als angenehmen Ueberraſchung, daſs der zu 10 Kronen verurtheilte Freund Partiſch dem Steueramte 10 Kronen und 12 Heller zu bezahlen habe und froh ſein möge, daſs ihm für die gütige Verſtän- digung bloß 12 Heller angerechnet worden ſind. Ich bin zwar ein großer Menſchen- und Armen- freund, aber ſolche Opfer bringe ich nur gezwun- gen. Biſt du nicht willig, brauch ich — Execution. Wenn jemand glaubt, daſs damit eine Bettelei ge- meint iſt, ſo entgegne ich, daſs ich im beabſich- tigten Falle an der erſten und einzigen Stelle, die einen Kopf hat, der „Südſteiriſchen“, annonciert und deshalb Ausſicht auf Erfolg gehabt hätte, weil man dies dort gewöhnt und ſtets bereit iſt, der Domcapitel-Literatur unter die Arme zu greifen. Der Uebergang vom Domcapitel zum Storch ſcheint zwar heterogen, immerhin iſt letzterer jetzt gaſtſpiel- weiſe nach Rom gegangen. Seitdem Profeſſor Schenk mit ſeiner Wiſſenſchaft in Penſion gegangen wurde, ſteht es auch den ungeborenen Menſchlein frei, ſich das Geſchlecht zu wählen, und das Erſt- geborene des italieniſchen Königspaares entſchloſs ſich, Prinzeſſin zu werden. Ueber derlei intime Vor- gänge berichten die übrigen Blätter mit einer Gründlichkeit, daſs jeder Backfiſch mit Leichtigkeit den Hebammencurs abſolvieren könnte. Es gibt nicht Räthſelhaftes mehr, nicht einmal dann, wenn man daran glaubt. In der Schillerſtraße wird ein Bau errichtet, und die Einplankung hat Gucklöcher wie bei den Auslagen von Ilgers Sohn, Seiler und den meiſten Goldmenſchen. Natürlich fiel mir dies auf und auf meine Frage ward mir mitgetheilt, daſs die löbliche Concurrenz das Gerücht aus- ſprengte, der Baumeiſter baue zwar nicht auf Sand, doch auf Kugelſteinen vulgo Katzenköpfen, denen unſere Hühneraugen leider nur zu oft begegnen. Um den anonymen Freund ad absurdum zu führen, ſind die Gucklöcher da und ſteht es jedermann frei, ohne Entree das Fortſchreiten der Arbeiten zu beob- achten. Katzenköpfe und Heuwagen reimen ſich zwar ſelten, aber in Ermangelung eines beſſeren Ueber- ganges müſſen ſie herhalten. Wer kennt ihn nicht, dieſen berückenden Duft des getrockneten Graſes, anſonſten Heu benamſet. Eine prächtige Fuhre dieſer geſchätzten Futterart ſtand auf einem Platze. Nacht war es, doch ſchon reichte ſie dem Tage die Hand zum Gruße, als eine luſtige Geſellſchaft vorüber- kam. Angeblich wegen Nichtausweichens wurde be- ſchloſſen, die Fuhre umzuwerfen. Ho Ruck, puff, da lag ſie und in einem langen Bogen flog auch der oben ſchlafende Knecht auf den Raſen. Um das Umwerfen hat ſich insbeſondere ein Grundbeſitzer verdient gemacht, der hiezu ſeine ganze Kraft lieh. Als er ſpäter nach Hauſe kam, meldete ihm der Knecht: Gnä Herr, a Paar Haderlumpen hab’n unſern Heuwagen umgeworfen. Was der Heu- wagenbeſitzer für ein Geſicht gemacht hat, weiß ich nicht, wahrſcheinlich ſo ähnlich wie der hirnloſe Zipf bei Barnum, mit welchem ohne Reclame ſchließt der an dieſer Drahrerei nicht betheiligt ge- weſene -sch. (Notariat in Frohnleiten.) Der Ju- ſtizminiſter hat den Notar Friedrich Klauß in Schladming nach Frohnleiten verſetzt. (In die Bruſt geſchoſſen.) Der 15jährige Anton Strohſchneider, Kärntnerſtraße 101 hantierte mit einem 7millimetrigen Revolver, ein Schuſs gieng los und traf Frau Vogel in die Bruſt. Das Projectil drang ober dem Herzen in die Bruſt ein und hatte eine ſchwere Verletzung zur Folge, doch iſt zu hoffen, daſs die verletzte Frau, am Leben erhalten bleiben wird. Dieſelbe befindet ſich im allg. Krankenhauſe. (Wetterſchießen.) Bei den letzten Ge- wittern wurde im Allgemeinen fleißig geſchoſſen und es hat nur wenig gehagelt. Am rechten Drauufer iſt im Pickerer Gebiete eine Gruppe von 15 Stationen. Es wurde jedoch nur bei den Stationen: Graf Meran, R. v. Rosmanit, Dr. Reiſer, J. Krainer, Stark und Stampfl ſehr fleißig geſchoſſen, und obwohl einige ſehr drohende Gewitterbildungen waren, hagelte es doch nicht. Die Wetterſchießſtation Robitſch Landesausſchuſs, Pachernig, deſſen Schwager, dann Viktringhof und Rath Franz gaben heuer noch keinen Schuſs gegen Gewitter ab. (Poſtaliſches.) Vom 3. Juni l. J. ange- fangen, wird die zwiſchen den Poſtämtern Maria- Neuſtift und Pettau täglich einmal verkehrende Fußbotenpoſt in eine Poſtbotenfahrt umgewandelt. Dieſe Poſtbotenfahrt wird nach folgender Cours- ordnung verkehren: ab Maria-Neuſtift 6 Uhr 45 Min. an Pettau 8 Uhr 45 Min., ab Pettau 11 Uhr 30 Min. an Maria-Neuſtift 1 Uhr 30 Min. Der Krieg in Südafrika. London, 3. Juni. Die letzten Nachrichten aus Südafrika riefen hier Beſtürzung hervor. Man glaubt nicht recht. daſs Dickſon die Angriffe De- lareys zurückgeſchlagen habe. Man glaubt Kitcheners Nachrichten umſoweniger, als er wieder 30.000 Berittene verlangt. Man glaubt, Delarey habe Dickſon mit ſchweren engliſchen Verluſten auf Wentersdorp zurückgeworfen. Zwiſchen Kitchener und dem Colonialamte iſt eine große Spannung eingetreten, da Kitchener den Buren billige Bedin- gungen gewähren wolle, Chamberlain und Milner jedoch unbedingt dagegen ſeien. Beobachtungen an der meteorologiſchen Station der Landes-Obſt- und Weinbauſchule in Marburg vom Samstag, den 25. bis einſchließlich Freitag, den 31. Mai 1901 Tag Luftdruck-Tages- mittel (auf 0° re- ducierter Baro- meterſtand) Temperatur u. Celſtus Bewölkung, Tagesmittel Relative Feuchtigkeit in Procenten Windrichtung 7 Uhr früh 2 Uhr mittags 9 Uhr abends Tagesmittel Maximum Minimum 7 Uhr früh 2 Uhr mittags 9 Uhr abends in der Luft am Boden in der Luft am Boden Samstag 438.0 12.7 20.8 15.4 16.3 12.1 10.1 22.0 29.0 7 91 W1 E2 SW1 Sonntag 735.7 14.4 19.6 16.4 16.8 14.2 11.7 20.7 27.2 10 87 — SE2 NE1 Montag 736.0 14.4 18.0 15.1 15.8 14.0 12.2 20.6 26.6 7 88 — W3 — Dienstag 736.6 14.9 20 4 15.8 17.0 12.5 10.1 23.3 32.2 5 84 NW2 NE1 — Mittwoch 735.8 13.3 23.6 16.6 17.8 12 8 10.4 24.2 32.0 5 81 W2 NE3 W1 Donnerst. 736.5 14.5 24.2 16.6 18.4 13 6 10.8 25.2 32.2 1 81 NW1 E1 — Freitag 738.1 15.4 25.4 18.0 19.6 14.0 11.2 26.8 32.0 — 75 NW2 SE1 — Niederſchläge: Samstag 4.0 Regen. Sonntag 0.9 Regen. Montag 3.8 Regen. Dienstag 12.2 Regen. Mittwoch 4.6 Regen. _

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 66, Marburg, 04.06.1901, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger66_1901/5>, abgerufen am 13.10.2024.