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Marburger Zeitung. Nr. 58, Marburg, 14.05.1903.

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Nr, 58, 14. Mai 1903. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] wär's mit einer Steuer für politische Advokaten
wie Schustersitz und Genossen oder mit einer Steuer
für windische politische Hetzpfaffen?

"Abzug Schwarz-Gelb"!

Bei den Kroaten, die durch ihre zügellose
Plünderungsgier noch aus dem 30- und 7jäh-
rigen Kriege sich auch draußen im Deutschen Reiche
einen gewissen Namen gemacht haben, geht es in
der letzten Zeit wirklich erbaulich zu. Diese ganze
interessante Nation befindet sich seit einiger Zeit im
vollen Aufruhr und gestohlen wird und geplündert,
daß jedes pauslavistische Herz daran seine reine
Freude haben kann. Zuerst richtete sich die Revolution
gegen die Madjaren, gegen die madjarischen
Beamten, Aufschriften und gegen den
Banus. Zu Tausenden ziehen die kroatischen
Bauern im Lande umher, stürmen Schlösser,
Hotels, mißhandeln die wehrlosen Besitzer und die
Taschen der Kroaten füllen sich an mit allerlei
wertvollen Dinge, in deren Besitz sie auf recht billige
Weise gelangt sind. So sieht bei den diversen sla-
vischen Natiönchen der "nationale Kampf" aus!
Es wird gegenwärtig gestohlen und geplündert
von Agram bis Saloniki; man sieht förmlich den
"wirtschaftlichen Aufschwung" der slavischen Natiön-
chen des Südens aus den Taschen anderer Völker
emporsteigen. Wohl wurde bereits Militär nach
Kroatien gesendet, um den Herren Dieben und
Plünderern ordentlich auf die Finger zu klopfen;
schon fielen, wie uns aus Kroatien mitgeteilt wird,
die ersten Schüsse aus den Armeegewehren, aber
der Trieb zum Diebstahl und Gewalttätigkeit ist dort
derart stark entwickelt, daß an die Absendung
weiterer Truppen gedacht wird. In den letzten
Tagen hat die Revolution in Kroatien -- und
um eine tatsächliche Revolution der Kroaten handelt
es sich -- plötzlich einen anderen Charakter be-
kommen, als den bloß ungarnfeindlichen. Wie uns
aus Agram mitgeteilt wird, zogen dort vorgestern
gewaltige Bauernscharen umher, schreiend und
brüllend: "Abzug Schwarzgelb!" Die kroatische
Revolution nimmt also einen bereits ausgesprochen
antiösterreichischen Charakter an, was auf den Pa-
triotismus der teuren Slaven ein grelles Licht
wirft. Unter dem Signal "Abzug Schwarzgelb!" wird
man jetzt die öffentliche Gebäude und Kassen stürmen
und erbrechen und des Pandurenhäuptlings Trenk
wüste, plündernde Soldateska feiert wieder ihre
Auferstehung. Hoffentlich wird unser Militär bei
diesen Schnapphähnen dort unten bald Ordnung
machen! Wenn bei uns Deutschen eine rein poli-
tische Demonstration stattfindet, läßt man gleich die
-- Bosniaken los ...

Ausland.
Eine ausgiebige Verrechnung der
Engländer.

Das englische Schatzamt hat vor wenigen
Tagen eine Zusammenstellung veröffentlicht, aus
der sich die Kosten des Krieges in Süd-Afrika und
der Teilnahme an der Expedition nach China er-
sehen lassen. Diese Kosten verteilen sich auf vier
Finanzjahre. Für den südafrikanischen Krieg be-
laufen sie sich auf 5064 Millionen Kronen und
für die Wirren in China auf 144 Mill. Kronen.
Von dieser Summe wurden über 1600 Millionen
Kronen durch Staatseinkünfte gedeckt, während der
Rest durch Anleihen aufgebracht werden mußte.
Sir Michael Hicks-Beach hatte im Jahre 1899
erklärt, daß man nach einer gründlichen Berech-
nung zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß der
Krieg in Süd-Afrika einen Kostenaufwand von --
240 Millionen Kronen erfordern werde. In der
englischen Presse macht man jedoch nicht das
Finanzministerium, sondern das Kriegsministerium
für die ungenaue Rechnung verantwortlich, indem
man behauptet, daß die falschen Schlüsse über die
Kriegskosten aus den Angaben des Kriegsministe-
riums gezogen worden seien. -- Die Kriegskosten
kamen für die Engländer also mehr als 21mal so
hoch, als sie glaubten. Ja, die Buren!




Der schwarze Freitag und die Krise
von 1873.

In diesen Tagen, nämlich am 9. Mai, jährte
sich zum 30. Male die Erinnerung an den "schwarzen
Freitag", an dem der 73er Krach in Wien
seinen Ausgangspunkt nahm, um sich von da in
langsamem Fortschritt fast über die ganze Welt
auszubreiten. Es war die größte und ausgebreitetste
Geld- und Börsenkrise, die es je gegeben hat. Das
[Spaltenumbruch] Gründungsfieber grassierte damals allgemein,
allerdings in Oesterreich und Deutschland, wo die
Milliarden-Entschädigung stimulierte, am bedeu-
tendsten. In 21/2 Jahren waren in den zivilisierten
Staaten nicht weniger als 30 Milliarden Mark in
Anspruch genommen worden, eine Summe, welche
die Ersparnisse der Bevölkerung bei weitem über-
stieg. In Oesterreich allein waren in den Jahren
1867--1873 nicht weniger als 1005 Aktiengesell-
schaften mit einem Nominale von 4 Milliarden
Gulden konzessioniert worden, die freilich nicht alle
ins Leben traten. In Oesterreich waren es haupt-
sächlich die Maklerbanken und die Baubanken, welche
am unsolidesten vorgingen, und deren Aktien Gegen-
stand einer wüsten Spekulation bildeten. Doch war
die Aglotage allgemein, namentlich in Oesterreich
beteiligten sich die höchsten Klassen der Bevölkerung
am Gründungswesen und alle Klassen am Börsen-
spiel. Und, wie Lasker z. Zt. sagte: "Wenn die
Dilettanten eingreifen, machen sie es in der Regel
noch viel schlimmer als die berufsmäßigen Schwindler."
Die Zahl der Wiener Börsenbesucher war von
900--1000 im Jahre 1867 auf 3300--3600 im
Jahre 1873 gestiegen.

Schon im Herbst 1872 hatte man in Wien
ernstlich mit einem Zusammenbruch der Agiotage
gerechnet, aber die Hoffnung auf den Geldstrom,
den die Weltausstellung mit sich bringen sollte,
hielt die Gemüter aufrecht. Genau aber an dem
Tage,
an dem die Weltausstellung faktisch
eröffnet wurde, brach die Börse zusammen.
Ungefähr drei Wochen vorher begannen die Kurse
langsam zurückzugehen, schon am 7. Mai erfolgte
eine große Deroute, und am 8. Mai gab es
90--100 Insolvenzen. Aber noch am Morgen des
9. Mai gaben die Blätter der Hoffnung Ausdruck,
daß es gelingen werde, dem massenhaften Ausgebot
der Effekten, den Exekutionen durch die Banken
und dem stündlichen Kursfall Einhalt zu tun. Im
schneidenden Widerspruch hiezu kam es infolge der
Insolvenzerklärung einer großen Kommissionsfirma
und eines Großspekulanten zum definitiven Krach.
Die Kurse schienen ins Bodenlose zu sinken. Mil-
lionen
drohten in Nichts zu zerrinnen. Die
Verzweiflung und Wut der Börsenbesucher
entlud sich in tumultuarischen Ausbrüchen gegen den
"Schranken", die Vertreter der Banken und Kom-
missionsfirmen, gegen die Repräsentanten der Grün-
der, welche die jetzt wertlos gewordenen Aktien im
Publikum angebracht hatten. Das Arrangement
wurde auf eine Stunde sistiert, das Geschäft über-
haupt ausgesetzt. Eine Hilfsaktion wurde ins Werk
gesetzt, an der die österreichische Regierung sich
eifrigst beteiligte, diese trat sogar mit 3 Millionen
Gulden einem Garantiekonsortium bei und suspen-
dierte die Bankakte, ohne daß die Bank es verlangt
hätte. All das nützte indes wenig, bis man erkannte,
daß die Ueberkapitalisierung sich auf keinem anderen
Wege gut machen ließ, als durch Liquidationen,
Kapitalsreduktionen und Fusionen. Die Summe der
erlittenen Kursverluste wird auf 607 Mill.
Gulden
beziffert, wovon 366 Mill. Gulden aus
Bank-, 135 Mill. Gulden auf Industrie- und
105 Mill. Gulden auf Transportwerte entfielen.
Selbstmorde waren damals an der Tagesordnung,
auch der Feldzeugmeister v. Gablenz befand sich
unter den Opfern der Krise.




Tagesneuigkeiten.
(Das ist zu viel des Guten!)

Aus
Wilhelmshaven wird unter dem 11. d. ge-
meldet: Der Matrose Kohler ist wegen Ermordung
eines Kameraden vom Oberkriegsgericht zum Tode,
Versetzung
in die zweite Klasse des Sol-
datenstandes, Entfernung aus der Marine
und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehren-
rechte,
ferner wegen schweren Diebstahls und
Fahnenflucht zu 61/4 Jahren Zuchthaus ver-
urteilt worden. -- Ein wirklich recht gelungenes
Urteil!

(Die Seeschlange ist da!)

Sie hat sich
in diesem Jahre früher als je gezeigt und zwar --
in den Spalten eines Pariser Blattes, nämlich des
"Matin." Diesem wird von seinem "Spezialbericht-
erstatter" aus Le Havre gemeldet: Der Kapitän
Torgensen, der Führer des norwegischen Drei-
masters "Emil Stang", der von Mobile in Le
Havre angekommen ist, berichtet, daß er am 20.
April gegen ein Uhr nachmittags eine ungeheuere
Seeschlange bemerkt hat, die aus den Fluten
emportauchte. Die Schlange befand sich drei oder
vier Faden vom "Emil Stang"" entfernt. Sie maß
[Spaltenumbruch] acht bis neun Meter in der Länge und war etwa
fünfzig Zentimeter dick; ihre Farbe war braun.
Das Ungeheuer rückte auf der Oberfläche des
Wassers durch kleine Bewegungen vor. Als der
Kapitän sein Schiff darauf lenkte, tauchte diese
Schlange plötzlich unter und verschwand. Schade!
Die zoologischen Museen müssen sich also trotz der
augenscheinlichen Tapferkeit des norwegischen See-
bären immer noch gedulden, bis ein solches Pracht-
exemplar einmal wirklich gefangen wird ...

(Zwei getötete Radfahrer.)

Man
schreibt dem Alldeutschen Tagblatt unterm 9. d.:
Die schlechte Gewohnheit mancher Radfahrer, ein-
ander ausstechen zu wollen, brachte gestern zwei
unbekannten Radfahrern den Tod. Die beiden fuhren
auf der zwischen Waldsassen und Mittereich über
den Kondrauer Berg führenden Straße in rasender
Eile hinab. Plötzlich prallten sie mit ihren Rädern
mit solcher Wucht zusammen, daß beide Radler auf
die Straße geschleudert wurden. Die beiden Rad-
fahrer erlitten solche Verletzungen, daß der eine
sofort tot blieb, der andere nach einigen Stunden
den Geist aufgab. Da die getöteten Radfahrer
keinerlei Papiere bei sich trugen, konnte ihre Iden-
tität noch nicht festgestellt werden.

(Die Bluttat eines Offiziers.)

Wie
aus Pilsen gemeldet wird, fuhr am 9. d. nach-
mittags unter dem Kommando des Leutnants der
ersten Batterie des 22. Div.-Art.-Reg. Richard
Burger ein bespanntes Geschütz über eine vom
Bahnwächter Josef Konkl nächst Bory gepachtete
Hutweide. Als der Wächter bat, dies zu unterlassen,
fuhr ihn der Offizier an und rief ihm im barschen
Tone zu: "Marsch!" Als ihm darauf Konkl ent-
gegnete: "Herr Leutnant, ich bin kein Soldat und
lasse mich nicht kommandieren!", wandte sich der
Offizier, der keinen Säbel trug, einem neben ihm
stehenden Leutnant zu, riß diesem den Säbel aus
der Scheide und versetzte Konkl mehrere Hiebe
über die Brust und die linke Hand. Der Akt dieser
brutalen Roheit hat in der Bevölkerung die denkbar
größte Erbitterung erregt.

(Großartige Bauernhochzeit.)

Aus
Regen (im bayrischen Wald) wird den "Münchner
N. N." berichtet: Bei dem Mahle, welches hier
gelegentlich der Hochzeitsfeier des Realitätenbesitzers
Josef Pfeffer von Poschetzried mit der Metzger-
meisterstochter Josefa Haushofer von hier stattfand,
wurden 25 Zentner Fleisch, 1250 Knödel und zirka
35 Hektoliter Bier vertilgt.

(Die Unzuverlässigkeit unserer
Sinneswahrnehmungen.)

Unsere Sinnes-
organe dienen dazu, uns die Kenntnis der Außen-
welt zu erschließen, indessen ist ihre Zuverlässigkeit
bei weitem nicht so groß, wie man gemeinhin an-
zunehmen pflegt. Daß die Funktion der Sinnes-
organe überhaupt nur bis zu einer gewissen Grenze
geht, können wir tagtäglich erfahren, aber es gibt
Fälle, wo dieselben tadellos funktionieren, dennoch
aber Vorgänge der Außenwelt gar nicht oder nur
unvollkommen wahrgenommen werden. Die Ablen-
kung der Aufmerksamkeit und die Gewöhnung kom-
men hier als Ursache oft in Frage. Wir hören
z. B. das Ticken der Uhr nicht, wenn wir be-
schäftigt sind, ebenso merken wir den Lärm der
Straßenbahn nicht mehr, während dagegen ein
leichtes ungewohntes Geräusch viel eher von uns
wahrgenommen wird. Wir suchen einen Schlüssel,
haben ihn unmittelbar vor uns liegen, können ihn
sehen, aber trotzdem suchen wir weiter. Derartige
Fälle lassen sich Dutzende aufzählen. Die Taschen-
spieler und Schausteller wissen daraus Nutzen zu
ziehen und ganz besonders dadurch, daß sie mit
ihrem Geplauder unser Hörorgan fesseln, die Auf-
merksamkeit unserer Augen zu schwächen, so daß
wir die offenkundigsten Manipulationen nicht wahr-
zunehmen vermögen. So wie hier offenbare Sinnes-
täuschungen vorliegen, so kommen diese im ge-
wöhnlichen Leben sehr häufig vor und sie gewinnen
an Bedeutung, wenn es sich um ernste Fälle, um
Aussagen vor Gericht u. ä. handelt, von denen
unter Umständen ein Menschenschicksal abhängt. In
einem hochinteressanten Aufsatze von Dr. Albert
Moll unter obigem Titel, den wir in der "Gar-
tenlaube"
finden, sind mehrere derartige Fälle
aufgeführt und wir bringen als ein treffendes Bei-
spiel das nachstehende Vorkommnis zum Abdrucke:
Zwei Knaben begegneten einem Wachtposten. Als
sie einige Schritte von ihm entfernt waren, wird
der eine Knabe plötzlich durch einen Schuß in den
Kopf getötet. Der andere Knabe drehte sich nun
schleunigst um und lief weg. Die genaue Unter-
suchung aller Verhältnisse ergab als sicher, daß

Nr, 58, 14. Mai 1903. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] wär’s mit einer Steuer für politiſche Advokaten
wie Schuſterſitz und Genoſſen oder mit einer Steuer
für windiſche politiſche Hetzpfaffen?

„Abzug Schwarz-Gelb“!

Bei den Kroaten, die durch ihre zügelloſe
Plünderungsgier noch aus dem 30- und 7jäh-
rigen Kriege ſich auch draußen im Deutſchen Reiche
einen gewiſſen Namen gemacht haben, geht es in
der letzten Zeit wirklich erbaulich zu. Dieſe ganze
intereſſante Nation befindet ſich ſeit einiger Zeit im
vollen Aufruhr und geſtohlen wird und geplündert,
daß jedes pauſlaviſtiſche Herz daran ſeine reine
Freude haben kann. Zuerſt richtete ſich die Revolution
gegen die Madjaren, gegen die madjariſchen
Beamten, Aufſchriften und gegen den
Banus. Zu Tauſenden ziehen die kroatiſchen
Bauern im Lande umher, ſtürmen Schlöſſer,
Hotels, mißhandeln die wehrloſen Beſitzer und die
Taſchen der Kroaten füllen ſich an mit allerlei
wertvollen Dinge, in deren Beſitz ſie auf recht billige
Weiſe gelangt ſind. So ſieht bei den diverſen ſla-
viſchen Natiönchen der „nationale Kampf“ aus!
Es wird gegenwärtig geſtohlen und geplündert
von Agram bis Saloniki; man ſieht förmlich den
„wirtſchaftlichen Aufſchwung“ der ſlaviſchen Natiön-
chen des Südens aus den Taſchen anderer Völker
emporſteigen. Wohl wurde bereits Militär nach
Kroatien geſendet, um den Herren Dieben und
Plünderern ordentlich auf die Finger zu klopfen;
ſchon fielen, wie uns aus Kroatien mitgeteilt wird,
die erſten Schüſſe aus den Armeegewehren, aber
der Trieb zum Diebſtahl und Gewalttätigkeit iſt dort
derart ſtark entwickelt, daß an die Abſendung
weiterer Truppen gedacht wird. In den letzten
Tagen hat die Revolution in Kroatien — und
um eine tatſächliche Revolution der Kroaten handelt
es ſich — plötzlich einen anderen Charakter be-
kommen, als den bloß ungarnfeindlichen. Wie uns
aus Agram mitgeteilt wird, zogen dort vorgeſtern
gewaltige Bauernſcharen umher, ſchreiend und
brüllend: „Abzug Schwarzgelb!“ Die kroatiſche
Revolution nimmt alſo einen bereits ausgeſprochen
antiöſterreichiſchen Charakter an, was auf den Pa-
triotismus der teuren Slaven ein grelles Licht
wirft. Unter dem Signal „Abzug Schwarzgelb!“ wird
man jetzt die öffentliche Gebäude und Kaſſen ſtürmen
und erbrechen und des Pandurenhäuptlings Trenk
wüſte, plündernde Soldateska feiert wieder ihre
Auferſtehung. Hoffentlich wird unſer Militär bei
dieſen Schnapphähnen dort unten bald Ordnung
machen! Wenn bei uns Deutſchen eine rein poli-
tiſche Demonſtration ſtattfindet, läßt man gleich die
— Bosniaken los ...

Ausland.
Eine ausgiebige Verrechnung der
Engländer.

Das engliſche Schatzamt hat vor wenigen
Tagen eine Zuſammenſtellung veröffentlicht, aus
der ſich die Koſten des Krieges in Süd-Afrika und
der Teilnahme an der Expedition nach China er-
ſehen laſſen. Dieſe Koſten verteilen ſich auf vier
Finanzjahre. Für den ſüdafrikaniſchen Krieg be-
laufen ſie ſich auf 5064 Millionen Kronen und
für die Wirren in China auf 144 Mill. Kronen.
Von dieſer Summe wurden über 1600 Millionen
Kronen durch Staatseinkünfte gedeckt, während der
Reſt durch Anleihen aufgebracht werden mußte.
Sir Michael Hicks-Beach hatte im Jahre 1899
erklärt, daß man nach einer gründlichen Berech-
nung zu der Ueberzeugung gekommen ſei, daß der
Krieg in Süd-Afrika einen Koſtenaufwand von —
240 Millionen Kronen erfordern werde. In der
engliſchen Preſſe macht man jedoch nicht das
Finanzminiſterium, ſondern das Kriegsminiſterium
für die ungenaue Rechnung verantwortlich, indem
man behauptet, daß die falſchen Schlüſſe über die
Kriegskoſten aus den Angaben des Kriegsminiſte-
riums gezogen worden ſeien. — Die Kriegskoſten
kamen für die Engländer alſo mehr als 21mal ſo
hoch, als ſie glaubten. Ja, die Buren!




Der ſchwarze Freitag und die Kriſe
von 1873.

In dieſen Tagen, nämlich am 9. Mai, jährte
ſich zum 30. Male die Erinnerung an den „ſchwarzen
Freitag“, an dem der 73er Krach in Wien
ſeinen Ausgangspunkt nahm, um ſich von da in
langſamem Fortſchritt faſt über die ganze Welt
auszubreiten. Es war die größte und ausgebreitetſte
Geld- und Börſenkriſe, die es je gegeben hat. Das
[Spaltenumbruch] Gründungsfieber graſſierte damals allgemein,
allerdings in Oeſterreich und Deutſchland, wo die
Milliarden-Entſchädigung ſtimulierte, am bedeu-
tendſten. In 2½ Jahren waren in den ziviliſierten
Staaten nicht weniger als 30 Milliarden Mark in
Anſpruch genommen worden, eine Summe, welche
die Erſparniſſe der Bevölkerung bei weitem über-
ſtieg. In Oeſterreich allein waren in den Jahren
1867—1873 nicht weniger als 1005 Aktiengeſell-
ſchaften mit einem Nominale von 4 Milliarden
Gulden konzeſſioniert worden, die freilich nicht alle
ins Leben traten. In Oeſterreich waren es haupt-
ſächlich die Maklerbanken und die Baubanken, welche
am unſolideſten vorgingen, und deren Aktien Gegen-
ſtand einer wüſten Spekulation bildeten. Doch war
die Aglotage allgemein, namentlich in Oeſterreich
beteiligten ſich die höchſten Klaſſen der Bevölkerung
am Gründungsweſen und alle Klaſſen am Börſen-
ſpiel. Und, wie Lasker z. Zt. ſagte: „Wenn die
Dilettanten eingreifen, machen ſie es in der Regel
noch viel ſchlimmer als die berufsmäßigen Schwindler.“
Die Zahl der Wiener Börſenbeſucher war von
900—1000 im Jahre 1867 auf 3300—3600 im
Jahre 1873 geſtiegen.

Schon im Herbſt 1872 hatte man in Wien
ernſtlich mit einem Zuſammenbruch der Agiotage
gerechnet, aber die Hoffnung auf den Geldſtrom,
den die Weltausſtellung mit ſich bringen ſollte,
hielt die Gemüter aufrecht. Genau aber an dem
Tage,
an dem die Weltausſtellung faktiſch
eröffnet wurde, brach die Börſe zuſammen.
Ungefähr drei Wochen vorher begannen die Kurſe
langſam zurückzugehen, ſchon am 7. Mai erfolgte
eine große Deroute, und am 8. Mai gab es
90—100 Inſolvenzen. Aber noch am Morgen des
9. Mai gaben die Blätter der Hoffnung Ausdruck,
daß es gelingen werde, dem maſſenhaften Ausgebot
der Effekten, den Exekutionen durch die Banken
und dem ſtündlichen Kursfall Einhalt zu tun. Im
ſchneidenden Widerſpruch hiezu kam es infolge der
Inſolvenzerklärung einer großen Kommiſſionsfirma
und eines Großſpekulanten zum definitiven Krach.
Die Kurſe ſchienen ins Bodenloſe zu ſinken. Mil-
lionen
drohten in Nichts zu zerrinnen. Die
Verzweiflung und Wut der Börſenbeſucher
entlud ſich in tumultuariſchen Ausbrüchen gegen den
„Schranken“, die Vertreter der Banken und Kom-
miſſionsfirmen, gegen die Repräſentanten der Grün-
der, welche die jetzt wertlos gewordenen Aktien im
Publikum angebracht hatten. Das Arrangement
wurde auf eine Stunde ſiſtiert, das Geſchäft über-
haupt ausgeſetzt. Eine Hilfsaktion wurde ins Werk
geſetzt, an der die öſterreichiſche Regierung ſich
eifrigſt beteiligte, dieſe trat ſogar mit 3 Millionen
Gulden einem Garantiekonſortium bei und ſuspen-
dierte die Bankakte, ohne daß die Bank es verlangt
hätte. All das nützte indes wenig, bis man erkannte,
daß die Ueberkapitaliſierung ſich auf keinem anderen
Wege gut machen ließ, als durch Liquidationen,
Kapitalsreduktionen und Fuſionen. Die Summe der
erlittenen Kursverluſte wird auf 607 Mill.
Gulden
beziffert, wovon 366 Mill. Gulden auſ
Bank-, 135 Mill. Gulden auf Induſtrie- und
105 Mill. Gulden auf Transportwerte entfielen.
Selbſtmorde waren damals an der Tagesordnung,
auch der Feldzeugmeiſter v. Gablenz befand ſich
unter den Opfern der Kriſe.




Tagesneuigkeiten.
(Das iſt zu viel des Guten!)

Aus
Wilhelmshaven wird unter dem 11. d. ge-
meldet: Der Matroſe Kohler iſt wegen Ermordung
eines Kameraden vom Oberkriegsgericht zum Tode,
Verſetzung
in die zweite Klaſſe des Sol-
datenſtandes, Entfernung aus der Marine
und dauerndem Verluſt der bürgerlichen Ehren-
rechte,
ferner wegen ſchweren Diebſtahls und
Fahnenflucht zu 6¼ Jahren Zuchthaus ver-
urteilt worden. — Ein wirklich recht gelungenes
Urteil!

(Die Seeſchlange iſt da!)

Sie hat ſich
in dieſem Jahre früher als je gezeigt und zwar —
in den Spalten eines Pariſer Blattes, nämlich des
„Matin.“ Dieſem wird von ſeinem „Spezialbericht-
erſtatter“ aus Le Havre gemeldet: Der Kapitän
Torgenſen, der Führer des norwegiſchen Drei-
maſters „Emil Stang“, der von Mobile in Le
Havre angekommen iſt, berichtet, daß er am 20.
April gegen ein Uhr nachmittags eine ungeheuere
Seeſchlange bemerkt hat, die aus den Fluten
emportauchte. Die Schlange befand ſich drei oder
vier Faden vom „Emil Stang““ entfernt. Sie maß
[Spaltenumbruch] acht bis neun Meter in der Länge und war etwa
fünfzig Zentimeter dick; ihre Farbe war braun.
Das Ungeheuer rückte auf der Oberfläche des
Waſſers durch kleine Bewegungen vor. Als der
Kapitän ſein Schiff darauf lenkte, tauchte dieſe
Schlange plötzlich unter und verſchwand. Schade!
Die zoologiſchen Muſeen müſſen ſich alſo trotz der
augenſcheinlichen Tapferkeit des norwegiſchen See-
bären immer noch gedulden, bis ein ſolches Pracht-
exemplar einmal wirklich gefangen wird ...

(Zwei getötete Radfahrer.)

Man
ſchreibt dem Alldeutſchen Tagblatt unterm 9. d.:
Die ſchlechte Gewohnheit mancher Radfahrer, ein-
ander ausſtechen zu wollen, brachte geſtern zwei
unbekannten Radfahrern den Tod. Die beiden fuhren
auf der zwiſchen Waldſaſſen und Mittereich über
den Kondrauer Berg führenden Straße in raſender
Eile hinab. Plötzlich prallten ſie mit ihren Rädern
mit ſolcher Wucht zuſammen, daß beide Radler auf
die Straße geſchleudert wurden. Die beiden Rad-
fahrer erlitten ſolche Verletzungen, daß der eine
ſofort tot blieb, der andere nach einigen Stunden
den Geiſt aufgab. Da die getöteten Radfahrer
keinerlei Papiere bei ſich trugen, konnte ihre Iden-
tität noch nicht feſtgeſtellt werden.

(Die Bluttat eines Offiziers.)

Wie
aus Pilſen gemeldet wird, fuhr am 9. d. nach-
mittags unter dem Kommando des Leutnants der
erſten Batterie des 22. Div.-Art.-Reg. Richard
Burger ein beſpanntes Geſchütz über eine vom
Bahnwächter Joſef Konkl nächſt Bory gepachtete
Hutweide. Als der Wächter bat, dies zu unterlaſſen,
fuhr ihn der Offizier an und rief ihm im barſchen
Tone zu: „Marſch!“ Als ihm darauf Konkl ent-
gegnete: „Herr Leutnant, ich bin kein Soldat und
laſſe mich nicht kommandieren!“, wandte ſich der
Offizier, der keinen Säbel trug, einem neben ihm
ſtehenden Leutnant zu, riß dieſem den Säbel aus
der Scheide und verſetzte Konkl mehrere Hiebe
über die Bruſt und die linke Hand. Der Akt dieſer
brutalen Roheit hat in der Bevölkerung die denkbar
größte Erbitterung erregt.

(Großartige Bauernhochzeit.)

Aus
Regen (im bayriſchen Wald) wird den „Münchner
N. N.“ berichtet: Bei dem Mahle, welches hier
gelegentlich der Hochzeitsfeier des Realitätenbeſitzers
Joſef Pfeffer von Poſchetzried mit der Metzger-
meiſterstochter Joſefa Haushofer von hier ſtattfand,
wurden 25 Zentner Fleiſch, 1250 Knödel und zirka
35 Hektoliter Bier vertilgt.

(Die Unzuverläſſigkeit unſerer
Sinneswahrnehmungen.)

Unſere Sinnes-
organe dienen dazu, uns die Kenntnis der Außen-
welt zu erſchließen, indeſſen iſt ihre Zuverläſſigkeit
bei weitem nicht ſo groß, wie man gemeinhin an-
zunehmen pflegt. Daß die Funktion der Sinnes-
organe überhaupt nur bis zu einer gewiſſen Grenze
geht, können wir tagtäglich erfahren, aber es gibt
Fälle, wo dieſelben tadellos funktionieren, dennoch
aber Vorgänge der Außenwelt gar nicht oder nur
unvollkommen wahrgenommen werden. Die Ablen-
kung der Aufmerkſamkeit und die Gewöhnung kom-
men hier als Urſache oft in Frage. Wir hören
z. B. das Ticken der Uhr nicht, wenn wir be-
ſchäftigt ſind, ebenſo merken wir den Lärm der
Straßenbahn nicht mehr, während dagegen ein
leichtes ungewohntes Geräuſch viel eher von uns
wahrgenommen wird. Wir ſuchen einen Schlüſſel,
haben ihn unmittelbar vor uns liegen, können ihn
ſehen, aber trotzdem ſuchen wir weiter. Derartige
Fälle laſſen ſich Dutzende aufzählen. Die Taſchen-
ſpieler und Schauſteller wiſſen daraus Nutzen zu
ziehen und ganz beſonders dadurch, daß ſie mit
ihrem Geplauder unſer Hörorgan feſſeln, die Auf-
merkſamkeit unſerer Augen zu ſchwächen, ſo daß
wir die offenkundigſten Manipulationen nicht wahr-
zunehmen vermögen. So wie hier offenbare Sinnes-
täuſchungen vorliegen, ſo kommen dieſe im ge-
wöhnlichen Leben ſehr häufig vor und ſie gewinnen
an Bedeutung, wenn es ſich um ernſte Fälle, um
Ausſagen vor Gericht u. ä. handelt, von denen
unter Umſtänden ein Menſchenſchickſal abhängt. In
einem hochintereſſanten Aufſatze von Dr. Albert
Moll unter obigem Titel, den wir in der „Gar-
tenlaube“
finden, ſind mehrere derartige Fälle
aufgeführt und wir bringen als ein treffendes Bei-
ſpiel das nachſtehende Vorkommnis zum Abdrucke:
Zwei Knaben begegneten einem Wachtpoſten. Als
ſie einige Schritte von ihm entfernt waren, wird
der eine Knabe plötzlich durch einen Schuß in den
Kopf getötet. Der andere Knabe drehte ſich nun
ſchleunigſt um und lief weg. Die genaue Unter-
ſuchung aller Verhältniſſe ergab als ſicher, daß

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[3/0003] Nr, 58, 14. Mai 1903. Marburger Zeitung wär’s mit einer Steuer für politiſche Advokaten wie Schuſterſitz und Genoſſen oder mit einer Steuer für windiſche politiſche Hetzpfaffen? „Abzug Schwarz-Gelb“! Bei den Kroaten, die durch ihre zügelloſe Plünderungsgier noch aus dem 30- und 7jäh- rigen Kriege ſich auch draußen im Deutſchen Reiche einen gewiſſen Namen gemacht haben, geht es in der letzten Zeit wirklich erbaulich zu. Dieſe ganze intereſſante Nation befindet ſich ſeit einiger Zeit im vollen Aufruhr und geſtohlen wird und geplündert, daß jedes pauſlaviſtiſche Herz daran ſeine reine Freude haben kann. Zuerſt richtete ſich die Revolution gegen die Madjaren, gegen die madjariſchen Beamten, Aufſchriften und gegen den Banus. Zu Tauſenden ziehen die kroatiſchen Bauern im Lande umher, ſtürmen Schlöſſer, Hotels, mißhandeln die wehrloſen Beſitzer und die Taſchen der Kroaten füllen ſich an mit allerlei wertvollen Dinge, in deren Beſitz ſie auf recht billige Weiſe gelangt ſind. So ſieht bei den diverſen ſla- viſchen Natiönchen der „nationale Kampf“ aus! Es wird gegenwärtig geſtohlen und geplündert von Agram bis Saloniki; man ſieht förmlich den „wirtſchaftlichen Aufſchwung“ der ſlaviſchen Natiön- chen des Südens aus den Taſchen anderer Völker emporſteigen. Wohl wurde bereits Militär nach Kroatien geſendet, um den Herren Dieben und Plünderern ordentlich auf die Finger zu klopfen; ſchon fielen, wie uns aus Kroatien mitgeteilt wird, die erſten Schüſſe aus den Armeegewehren, aber der Trieb zum Diebſtahl und Gewalttätigkeit iſt dort derart ſtark entwickelt, daß an die Abſendung weiterer Truppen gedacht wird. In den letzten Tagen hat die Revolution in Kroatien — und um eine tatſächliche Revolution der Kroaten handelt es ſich — plötzlich einen anderen Charakter be- kommen, als den bloß ungarnfeindlichen. Wie uns aus Agram mitgeteilt wird, zogen dort vorgeſtern gewaltige Bauernſcharen umher, ſchreiend und brüllend: „Abzug Schwarzgelb!“ Die kroatiſche Revolution nimmt alſo einen bereits ausgeſprochen antiöſterreichiſchen Charakter an, was auf den Pa- triotismus der teuren Slaven ein grelles Licht wirft. Unter dem Signal „Abzug Schwarzgelb!“ wird man jetzt die öffentliche Gebäude und Kaſſen ſtürmen und erbrechen und des Pandurenhäuptlings Trenk wüſte, plündernde Soldateska feiert wieder ihre Auferſtehung. Hoffentlich wird unſer Militär bei dieſen Schnapphähnen dort unten bald Ordnung machen! Wenn bei uns Deutſchen eine rein poli- tiſche Demonſtration ſtattfindet, läßt man gleich die — Bosniaken los ... Ausland. Eine ausgiebige Verrechnung der Engländer. Das engliſche Schatzamt hat vor wenigen Tagen eine Zuſammenſtellung veröffentlicht, aus der ſich die Koſten des Krieges in Süd-Afrika und der Teilnahme an der Expedition nach China er- ſehen laſſen. Dieſe Koſten verteilen ſich auf vier Finanzjahre. Für den ſüdafrikaniſchen Krieg be- laufen ſie ſich auf 5064 Millionen Kronen und für die Wirren in China auf 144 Mill. Kronen. Von dieſer Summe wurden über 1600 Millionen Kronen durch Staatseinkünfte gedeckt, während der Reſt durch Anleihen aufgebracht werden mußte. Sir Michael Hicks-Beach hatte im Jahre 1899 erklärt, daß man nach einer gründlichen Berech- nung zu der Ueberzeugung gekommen ſei, daß der Krieg in Süd-Afrika einen Koſtenaufwand von — 240 Millionen Kronen erfordern werde. In der engliſchen Preſſe macht man jedoch nicht das Finanzminiſterium, ſondern das Kriegsminiſterium für die ungenaue Rechnung verantwortlich, indem man behauptet, daß die falſchen Schlüſſe über die Kriegskoſten aus den Angaben des Kriegsminiſte- riums gezogen worden ſeien. — Die Kriegskoſten kamen für die Engländer alſo mehr als 21mal ſo hoch, als ſie glaubten. Ja, die Buren! Der ſchwarze Freitag und die Kriſe von 1873. In dieſen Tagen, nämlich am 9. Mai, jährte ſich zum 30. Male die Erinnerung an den „ſchwarzen Freitag“, an dem der 73er Krach in Wien ſeinen Ausgangspunkt nahm, um ſich von da in langſamem Fortſchritt faſt über die ganze Welt auszubreiten. Es war die größte und ausgebreitetſte Geld- und Börſenkriſe, die es je gegeben hat. Das Gründungsfieber graſſierte damals allgemein, allerdings in Oeſterreich und Deutſchland, wo die Milliarden-Entſchädigung ſtimulierte, am bedeu- tendſten. In 2½ Jahren waren in den ziviliſierten Staaten nicht weniger als 30 Milliarden Mark in Anſpruch genommen worden, eine Summe, welche die Erſparniſſe der Bevölkerung bei weitem über- ſtieg. In Oeſterreich allein waren in den Jahren 1867—1873 nicht weniger als 1005 Aktiengeſell- ſchaften mit einem Nominale von 4 Milliarden Gulden konzeſſioniert worden, die freilich nicht alle ins Leben traten. In Oeſterreich waren es haupt- ſächlich die Maklerbanken und die Baubanken, welche am unſolideſten vorgingen, und deren Aktien Gegen- ſtand einer wüſten Spekulation bildeten. Doch war die Aglotage allgemein, namentlich in Oeſterreich beteiligten ſich die höchſten Klaſſen der Bevölkerung am Gründungsweſen und alle Klaſſen am Börſen- ſpiel. Und, wie Lasker z. Zt. ſagte: „Wenn die Dilettanten eingreifen, machen ſie es in der Regel noch viel ſchlimmer als die berufsmäßigen Schwindler.“ Die Zahl der Wiener Börſenbeſucher war von 900—1000 im Jahre 1867 auf 3300—3600 im Jahre 1873 geſtiegen. Schon im Herbſt 1872 hatte man in Wien ernſtlich mit einem Zuſammenbruch der Agiotage gerechnet, aber die Hoffnung auf den Geldſtrom, den die Weltausſtellung mit ſich bringen ſollte, hielt die Gemüter aufrecht. Genau aber an dem Tage, an dem die Weltausſtellung faktiſch eröffnet wurde, brach die Börſe zuſammen. Ungefähr drei Wochen vorher begannen die Kurſe langſam zurückzugehen, ſchon am 7. Mai erfolgte eine große Deroute, und am 8. Mai gab es 90—100 Inſolvenzen. Aber noch am Morgen des 9. Mai gaben die Blätter der Hoffnung Ausdruck, daß es gelingen werde, dem maſſenhaften Ausgebot der Effekten, den Exekutionen durch die Banken und dem ſtündlichen Kursfall Einhalt zu tun. Im ſchneidenden Widerſpruch hiezu kam es infolge der Inſolvenzerklärung einer großen Kommiſſionsfirma und eines Großſpekulanten zum definitiven Krach. Die Kurſe ſchienen ins Bodenloſe zu ſinken. Mil- lionen drohten in Nichts zu zerrinnen. Die Verzweiflung und Wut der Börſenbeſucher entlud ſich in tumultuariſchen Ausbrüchen gegen den „Schranken“, die Vertreter der Banken und Kom- miſſionsfirmen, gegen die Repräſentanten der Grün- der, welche die jetzt wertlos gewordenen Aktien im Publikum angebracht hatten. Das Arrangement wurde auf eine Stunde ſiſtiert, das Geſchäft über- haupt ausgeſetzt. Eine Hilfsaktion wurde ins Werk geſetzt, an der die öſterreichiſche Regierung ſich eifrigſt beteiligte, dieſe trat ſogar mit 3 Millionen Gulden einem Garantiekonſortium bei und ſuspen- dierte die Bankakte, ohne daß die Bank es verlangt hätte. All das nützte indes wenig, bis man erkannte, daß die Ueberkapitaliſierung ſich auf keinem anderen Wege gut machen ließ, als durch Liquidationen, Kapitalsreduktionen und Fuſionen. Die Summe der erlittenen Kursverluſte wird auf 607 Mill. Gulden beziffert, wovon 366 Mill. Gulden auſ Bank-, 135 Mill. Gulden auf Induſtrie- und 105 Mill. Gulden auf Transportwerte entfielen. Selbſtmorde waren damals an der Tagesordnung, auch der Feldzeugmeiſter v. Gablenz befand ſich unter den Opfern der Kriſe. Tagesneuigkeiten. (Das iſt zu viel des Guten!) Aus Wilhelmshaven wird unter dem 11. d. ge- meldet: Der Matroſe Kohler iſt wegen Ermordung eines Kameraden vom Oberkriegsgericht zum Tode, Verſetzung in die zweite Klaſſe des Sol- datenſtandes, Entfernung aus der Marine und dauerndem Verluſt der bürgerlichen Ehren- rechte, ferner wegen ſchweren Diebſtahls und Fahnenflucht zu 6¼ Jahren Zuchthaus ver- urteilt worden. — Ein wirklich recht gelungenes Urteil! (Die Seeſchlange iſt da!) Sie hat ſich in dieſem Jahre früher als je gezeigt und zwar — in den Spalten eines Pariſer Blattes, nämlich des „Matin.“ Dieſem wird von ſeinem „Spezialbericht- erſtatter“ aus Le Havre gemeldet: Der Kapitän Torgenſen, der Führer des norwegiſchen Drei- maſters „Emil Stang“, der von Mobile in Le Havre angekommen iſt, berichtet, daß er am 20. April gegen ein Uhr nachmittags eine ungeheuere Seeſchlange bemerkt hat, die aus den Fluten emportauchte. Die Schlange befand ſich drei oder vier Faden vom „Emil Stang““ entfernt. Sie maß acht bis neun Meter in der Länge und war etwa fünfzig Zentimeter dick; ihre Farbe war braun. Das Ungeheuer rückte auf der Oberfläche des Waſſers durch kleine Bewegungen vor. Als der Kapitän ſein Schiff darauf lenkte, tauchte dieſe Schlange plötzlich unter und verſchwand. Schade! Die zoologiſchen Muſeen müſſen ſich alſo trotz der augenſcheinlichen Tapferkeit des norwegiſchen See- bären immer noch gedulden, bis ein ſolches Pracht- exemplar einmal wirklich gefangen wird ... (Zwei getötete Radfahrer.) Man ſchreibt dem Alldeutſchen Tagblatt unterm 9. d.: Die ſchlechte Gewohnheit mancher Radfahrer, ein- ander ausſtechen zu wollen, brachte geſtern zwei unbekannten Radfahrern den Tod. Die beiden fuhren auf der zwiſchen Waldſaſſen und Mittereich über den Kondrauer Berg führenden Straße in raſender Eile hinab. Plötzlich prallten ſie mit ihren Rädern mit ſolcher Wucht zuſammen, daß beide Radler auf die Straße geſchleudert wurden. Die beiden Rad- fahrer erlitten ſolche Verletzungen, daß der eine ſofort tot blieb, der andere nach einigen Stunden den Geiſt aufgab. Da die getöteten Radfahrer keinerlei Papiere bei ſich trugen, konnte ihre Iden- tität noch nicht feſtgeſtellt werden. (Die Bluttat eines Offiziers.) Wie aus Pilſen gemeldet wird, fuhr am 9. d. nach- mittags unter dem Kommando des Leutnants der erſten Batterie des 22. Div.-Art.-Reg. Richard Burger ein beſpanntes Geſchütz über eine vom Bahnwächter Joſef Konkl nächſt Bory gepachtete Hutweide. Als der Wächter bat, dies zu unterlaſſen, fuhr ihn der Offizier an und rief ihm im barſchen Tone zu: „Marſch!“ Als ihm darauf Konkl ent- gegnete: „Herr Leutnant, ich bin kein Soldat und laſſe mich nicht kommandieren!“, wandte ſich der Offizier, der keinen Säbel trug, einem neben ihm ſtehenden Leutnant zu, riß dieſem den Säbel aus der Scheide und verſetzte Konkl mehrere Hiebe über die Bruſt und die linke Hand. Der Akt dieſer brutalen Roheit hat in der Bevölkerung die denkbar größte Erbitterung erregt. (Großartige Bauernhochzeit.) Aus Regen (im bayriſchen Wald) wird den „Münchner N. N.“ berichtet: Bei dem Mahle, welches hier gelegentlich der Hochzeitsfeier des Realitätenbeſitzers Joſef Pfeffer von Poſchetzried mit der Metzger- meiſterstochter Joſefa Haushofer von hier ſtattfand, wurden 25 Zentner Fleiſch, 1250 Knödel und zirka 35 Hektoliter Bier vertilgt. (Die Unzuverläſſigkeit unſerer Sinneswahrnehmungen.) Unſere Sinnes- organe dienen dazu, uns die Kenntnis der Außen- welt zu erſchließen, indeſſen iſt ihre Zuverläſſigkeit bei weitem nicht ſo groß, wie man gemeinhin an- zunehmen pflegt. Daß die Funktion der Sinnes- organe überhaupt nur bis zu einer gewiſſen Grenze geht, können wir tagtäglich erfahren, aber es gibt Fälle, wo dieſelben tadellos funktionieren, dennoch aber Vorgänge der Außenwelt gar nicht oder nur unvollkommen wahrgenommen werden. Die Ablen- kung der Aufmerkſamkeit und die Gewöhnung kom- men hier als Urſache oft in Frage. Wir hören z. B. das Ticken der Uhr nicht, wenn wir be- ſchäftigt ſind, ebenſo merken wir den Lärm der Straßenbahn nicht mehr, während dagegen ein leichtes ungewohntes Geräuſch viel eher von uns wahrgenommen wird. Wir ſuchen einen Schlüſſel, haben ihn unmittelbar vor uns liegen, können ihn ſehen, aber trotzdem ſuchen wir weiter. Derartige Fälle laſſen ſich Dutzende aufzählen. Die Taſchen- ſpieler und Schauſteller wiſſen daraus Nutzen zu ziehen und ganz beſonders dadurch, daß ſie mit ihrem Geplauder unſer Hörorgan feſſeln, die Auf- merkſamkeit unſerer Augen zu ſchwächen, ſo daß wir die offenkundigſten Manipulationen nicht wahr- zunehmen vermögen. So wie hier offenbare Sinnes- täuſchungen vorliegen, ſo kommen dieſe im ge- wöhnlichen Leben ſehr häufig vor und ſie gewinnen an Bedeutung, wenn es ſich um ernſte Fälle, um Ausſagen vor Gericht u. ä. handelt, von denen unter Umſtänden ein Menſchenſchickſal abhängt. In einem hochintereſſanten Aufſatze von Dr. Albert Moll unter obigem Titel, den wir in der „Gar- tenlaube“ finden, ſind mehrere derartige Fälle aufgeführt und wir bringen als ein treffendes Bei- ſpiel das nachſtehende Vorkommnis zum Abdrucke: Zwei Knaben begegneten einem Wachtpoſten. Als ſie einige Schritte von ihm entfernt waren, wird der eine Knabe plötzlich durch einen Schuß in den Kopf getötet. Der andere Knabe drehte ſich nun ſchleunigſt um und lief weg. Die genaue Unter- ſuchung aller Verhältniſſe ergab als ſicher, daß

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 58, Marburg, 14.05.1903, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger58_1903/3>, abgerufen am 28.03.2024.