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Marburger Zeitung. Nr. 26, Marburg, 02.03.1909.

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Nr. 26, 2. März 1909. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] auch die hiesige Freiwillige Feuerwehr. Möge er in
Frieden ruhen.

Heringsschmaus.

Zu dem von den Schutz-
vereinsortsgruppen am Aschermittwoch veranstalteten
Heringsschmause wäre noch nachzutragen, daß Frau
Kolletnig und Frl. Straub durch Spenden
von prachtvollen Handarbeiten, die veräußert wurden,
den Ortsgruppen zu einem schönen Reingewinne
verhalfen, der größtenteils der neuen Südmarkbücherei
zugewendet werden wird, wofür ihnen an dieser
Stelle herzlichst gedankt wird.

Politischer Amtstag.

Donnerstag den
4. d. M. findet im Rathause der nächste politische
Amtstag statt.

Wählerversammlung.

Samstag abends
wurde im Hotel Neuhold eine zahlreich besuchte
Wählerversammlung abgehalten, bei der Reichsrats-
abgeordneter Richard Marckhl seinen Tätigkeits-
bericht mitteilte. Zum Vorsitzenden der Versammlung
wurde Herr Bürgermeister Stiger, zum Schrift-
führer Herr Rechtsanwalt Dr. Lothar Mühleisen
gewählt. In einer eineinhalbstündigen, von Beifall
oft unterbrochenen Rede erörterte der Redner zuerst
die letzte Session und die Ursachen der Schließung
derselben, beleuchtete in eingehender Weise das Treiben
der tschechischen Abgeordneten im Parlamente, die
Zustände der Prager Postverhältnisse, das rücksichts-
lose Vorgehen der Sozialdemokraten, sowie die be-
kannte Hribarhetze. Schließlich brachte er einen aus-
führlichen Bericht über seine Tätigkeit, die allgemein
dankbarst zur Kenntnis genommen wurde. Nicht
endenwollender Beifall und Heilrufe folgten seinen
beredten Worten. Herr Bürgermeister Stiger
dankte dem Herrn Abgeordneten für seine lichtvollen
Ausführungen, bat ihn, auch fernerhin seinen Wählern
treu zur Seite zu stehen, worauf Herr Notar Doktor
Hermann Wiesthaler folgende Entschließung be-
antragte: "Die heute hier versammelten Wähler
von Windisch-Feistritz danken dem Herrn Abgeordneten
für seine lichtvollen Ausführungen und für seine
Tätigkeit für den Bezirk Windisch-Feistritz und bitten
ihn, auch in Hinkunft rücksichtslos wie bisher vor-
zugehen." Dieser Antrag wurde angenommen. Hier-
auf folgten Wünsche und Anfragen der Wähler an
den Herrn Abgeordneten. Herr Bürgermeister Stiger
bat Herrn Abg. Marckhl um seinen Beistand, daß
Windisch-Feistritz Stadt alleinige Viehverladestation
werde, weiters wegen Anhaltung eines Nachmittags-
Eilzuges, dann daß die hiesigen Schulen in die erste
Ortsklasse mit Rücksicht der herrschenden Teuerung
versetzt werden. Herr Notariatsbeamte Weutz richtete
an Herrn Abg. Marckhl die Bitte, für die Ver-
besserung des neuen Privatbeamten-Pensionsgesetzes,
das soviele Mängel aufweist, mit allen Kräften ein-
zutreten. Ebenso richtete Herr Gastwirt Katz an
denselben die Bitte, für eine Verbesserung hinsichtlich
des Verkaufes von Rauchrequisiten bei Wirten ein-
zutreten. Herr Marckhl gab den Bittstellern zufrieden-
stellende Antworten, worauf vom Vorsitzenden die
Versammlung geschlossen wurde. Nun trat das Ge-
mütliche in seine Rechte, zu dem auch die Sängerriege
des Deutschen Turnvereines das Ihrige beitrug.




Pettauer Nachrichten.
Hauptversammlung der evangelischen
Predigtstation.

Am Freitag den 5. d. M. findet
die diesjährige Hauptversammlung der evangelischen
Predigtstation in der Gastwirtschaft Roschker statt.
Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolles der
letzten Hauptversammlung. 2. Rechenschaftsbericht.
3. Neuwahl. 4. Allfälliges. Die Glaubensgenossen
werden hiezu höflichst eingeladen.

Vom Postdienste.

Der Postassistent Hugo
Ferlinz in Pettau wurde nach Marburg übersetzt.




Schaubühne.
Hoffmanns Erzählungen.

Benefiz-
vorstellung für Herrn Kapellmeister Pauly. Es
ist verständlich, daß Herr Pauly zu seinem Ehren-
abende diese Oper gewählt hat, deren Aufführung
in jeder Hinsicht als ein Glanzpunkt bezeichnet
werden muß. Er hat als musikalischer Leiter des
köstlich schönen Werkes einen vollen Erfolg errungen
-- die zahlreichen Hervorrufe und die Ehrengaben
an seinem Benefizabende bewiesen einen weit über
das Konventionelle hinausgehenden Beifall -- und
kann befriedigt auf die mühevolle und verhältnis-
mäßig undankbare Arbeit zurückblicken, aus unzu-
länglichen Mitteln eine Welt von Schönheit auf-
gebaut und mit Geschmack und Feingefühl vorgeführt
[Spaltenumbruch] zu haben. Es wäre nur billig gewesen, als Benefiz-
abend einen günstigeren Tag, den ersten oder zweiten,
anzusetzen. Die Vorstellung wies eine Neubesetzung
auf, da Frl. Sonja Herma die Antonia sang. Im
Spiel faßte sie die Gestalt etwas energischer auf
als Frl. Brier, die mehr verzweifelnde Ergebung
hervorkehrte, während bei Frl. Herma ein gewisses
Kämpfen gegen das Schicksal durchblickt. Ihre
Stimme konnte in der Rolle ihre volle Kraft und
satte, reiche Färbung zeigen, die bezaubernd wirkt --
nur die höchsten Töne, von b an ungefähr, befriedigen
nicht ganz, die nimmt Frl. Brier müheloser. Die
übrige Aufführung zeigte in einigem ein kleines
Nachlassen und zu viel Humor an unrechter
Stelle. lt.

"Der Bettelstudent",

Operette von Karl
Millöcker. Herrn Linnbrunners Benefiz brachte eine
der besten Operetten auf die Bühne, die immer
wieder neu und eigen anmutet. Dank ihren Schlag
auf Schlag folgenden Melodien, ihrer witzigen
Handlung und gelungenen Gestalten, von denen der
Benefiziant eine der gelungensten drastisch und gut
gesehen darstellte. Das polternde Auftreten, die un-
schädliche Großmäuligkeit und nicht gerade scharfe
Intelligenz des harmlosen Eisenfressers Ollendorf
zeichnete Herr Linnbrunner mit sicheren Strichen, so
daß er auch ohne Benefizstimmung einen durch-
schlagenden Erfolg gehabt hätte, den wir ihm umso
mehr gönnen, als er sich nicht nur durch drastisch-
komisches Spiel und stets gelungene Maske, sondern
auch in allen -- auch nebensächlichen -- Partien
durch gewissenhafte Rollenbesetzung und musikalische
Verläßlichkeit auszeichnet. Laura und Bronislawa
waren durch Frl. Brier und Parla gut vertreten,
die vornehme Blasiertheit der ersteren war ebenso
sicher getroffen, wie die temperamentvolle Ungeber-
digkeit der letzteren. Zu dem musikalisch Besten des
Abends ist das Duett Frl. Briers und Herrn Me-
deottis im zweiten Aufzuge zu zählen, wodurch ein
belangloses kleines Ausrutschen, das Frl. Brier im
ersten Akte passiert war, reichlich wettgemacht wurde.
Herr Medeotti war auf derselben Höhe, wie in den
letzten Vorstellungen, auch Herr Waldner bewährte
sich als Sänger, nur muß er der Mimik noch etwas
Sorgfalt zuwenden, besonders einen ruhigeren Blick
zu erlangen suchen. Herr Moser spielte den Enterich
mit unaufdringlichem Humor und echtfärbigem Dia-
lekt, auch Frau Viktor, sowie Herr Friedrich waren
am rechten Orte. An zu heftigem Studium krankte
die Aufführung nicht, doch führte Herrn Püringers
Aufmerksamkeit und Sicherheit den Abend in Ehren
zu Ende. Der Chor sei lieber nicht erwähnt. lt.

"Maria Stuart."

Trauerspiel in fünf
Akten von Friedrich Schiller. Die unglückliche
Königin von Schottland, die Schiller mit dem ganzen
Zauber der Weiblichkeit ausgestattet hat, so daß uns
selbst ihr Vergehen im milderen Licht erscheint, fand
in dem Gaste, der letzten Sonntag unsere Bühne
beehrte, in Frau Anna Führing (Baronin v. Strantz)
vom königl. Schauspielhaus in Berlin eine Dar-
stellerin von jener schlichten Größe, die das Kenn-
zeichen der Klassizität ist. Schon die hohe, edle
Gestalt hatte etwas Königliches an sich; dazu noch
das tiefe, voll- und wohltönende Organ, das selbst
im Affekt seine Klangschönheit bewahrt, das Maß-
volle in Geberde und Bewegung, das wie im
Rhythmus die klare und seelenvolle Verssprache be-
gleitete, das alles zusammen machte einen Eindruck,
so tief und erhebend, wie es eben nur echte Kunst
zu tun vermag. Frau Anna Führing ist würdig,
den großen Heldinnen des deutschen Schauspiels bei-
gezählt zu werden. Aber auch unsere Schauspieler
wiesen Leistungen auf, die uns zu voller Aner-
kennung nötigen. Man sah das Bestreben, alles
Können einzusetzen, um nicht von dem Gaste ins
Dunkel gedrückt zu werden. Fräulein Braun hat
sich in ihrer Königin Elisabeth selbst übertroffen.
Wir haben uns mit der Künstlerin früher scharf
auseinandersetzen müssen und stellen gerade deswegen
mit Freuden fest, daß ihre Leistungen in letzter Zeit
immer bessere geworden sind und daß wir mit ihrer
letzten Leistung sogar sehr zufrieden sind. Auch Herrn
Fleischer müssen wir nach seiner Darstellung des
Grafen Leicester das Zeugnis ausstellen, daß er,
was wir schon bezweifelt haben, auch historische
Rollen spielen kann, wenn er will. Delgleichen ver-
dienen auch Herr Egerer (Lord Burleigh), Herr
Hanus (Mortimer), Frau Hansi Viktor (Kennedy)
mit Ehren genannt werden. Warum uns die Regie
den letzten Halbakt geschenkt hat, ist uns nicht klar.
Wenn er auch nicht unbedingt notwendig ist, so
bringt er doch manche Abschlüsse, die die poetische
Gerechtigkeit erheischt.


[Spaltenumbruch]
Marburger Nachrichten.
Todesfälle.

Sonntag den 28. Februar um
1/45 Uhr morgens starb in Graz Herr Rechtsanwalt
Dr. Karl Gustav Kummer im 52. Lebensjahre.
Die entseelte Hülle des Verblichenen wird Dienstag
den 2. d. in Graz eingesegnet und nach Marburg
überführt, woselbst Mittwoch den 3. d. um halb 4
Uhr nachmittags vom Südbahnhofe aus das Leichen-
begängnis nach dem städtischen Friedhofe und dort
die Beisetzung in die Familiengruft stattfindet. --
Am 28. Februar sind hier die Frauen Ursula
Turnschek, 57 Jahre alt, Südbahn-Anstreichers-
gattin und Ursula Zehntner, 65 Jahre alt,
Büchsenmachersgattin, gestorben. Die Bestattung
fand heute statt. -- Am 1. März verschied nach
kurzem schweren Leiden zu Gegental bei Hohen-
mauten der Realitätenbesitzer und Holzhändler Herr
Johann Ferk im 68. Lebensjahre. Die Leiche
wird Mittwoch den 3. März um halb 3 Uhr nach-
mittags im Trauerhause eingesegnet und auf dem
Friedhofe zu Hohenmauten bestattet.

Marburger Männergesangverein.

Die
Herren ausübenden Mitglieder werden aufmerksam
gemacht, daß heute 2. März abends für das am
2. April stattfindende Konzert geprobt wird. Bei
dem Umstande, daß sämtliche Nummern der Vortrags-
ordnung sehr schwierig sind und ein eingehendes
Studium erheischen, wird ein vollzähliges Er-
scheinen erbeten.

Die Affäre Gründorf-Malik.

In der
gestrigen "Grazer Montagszeitung" lesen wir: Wie
uns aus Wien telephoniert wird, erhielt in Ange-
legenheit der seinerzeit gegen den Major a. D. Herrn
Gründorf v. Zebegenyi eingebrachten Inter-
pellation der Abg. Malik in den letzten Tagen
eine Zuschrift des Kriegsministeriums, worin er er-
sucht wurde, zur Mitteilung näherer Daten am 3.
März im Kriegsministerium zu erscheinen, um ent-
weder mündlich oder schriftlich die erforderlichen
Aussagen zu machen. Gegen den Major a. D. Herrn
v. Gründorf ist nämlich vom Kriegsministerium das
ehrenrätliche Verfahren eingeleitet worden. Der Abg.
Malik wird der an ihn gerichteten Einladang per-
sönlich Folge leisten.

Bund der Kaufleute.

Bei der Freitag im
Hotel "Erzherzog Johann" stattgefundenen Ver-
sammlung wurde hinsichtlich der Pensionsversicherung
eine Einigung erzielt. Herr kais. Rat Pfrimer
und Herr Himmler hatten da Gelegenheit, öfter
anregend in die Debatte einzugreifen und verdienen
die zwei Herren den Dank nicht nur von der Kauf-
mannschaft, sonder auch dessen Personal. Die Er-
richtung einer Krankenkasse für den weniger gut
situierten Kaufmann wurde auf das freudigste be-
grüßt und einstimmig beschlossen, diesbezüglich mit
anderen Organisationen in Verbindung zu treten
und bei Gelegenheit mit Vorschlägen wieder vor die
Versammlung zu treten. Der Vorschlag, bei dem
hiesigen Hauptpostamte, wo bisher nur ein Post-
sparkasseschalter dem Publikum zur Verfügung stand,
der aber den heutigen Verhältnissen nicht mehr
genügt, auf zwei auszudehnen, wurde einstimmig
angenommen und werden die nötigen Schritte ein-
geleitet. Gleichzeitig wurde an den Herrn Handels-
kammerrat Pfrimer die Bitte gerichtet, auch die
Verhältnisse beim Zollwesen zu beleuchten. Es wurde
darauf hingewiesen, daß vor 11 Uhr überhaupt kein
Parteienverkehr stattfinde, bei Einlangen größerer
Sendungen es vorkommt, daß die Privatparteien
gar nicht abgefertigt werden können, weil angeblich
die Post zuerst in Betracht kommt, also eine Zoll-
abfertigung an dem gleichen Tage nicht mehr möglich
sei. Da speziell im Winter auch kein Warteraum zur
Verfügung steht, kann sich die Partei wohl aus-
frieren und nach langem Zuwarten unverrichteter
Dinge nach Hause gehen. Man sollte glauben, daß
der Steuerträger zuerst auf Abfertigung Anspruch
hat, dem ist aber bis jetzt nicht so. Es würde sich
doch empfehlen und den Gang der Geschäste dort
bedeutend erleichtern, wenn für die Post ein eigener
Beamter eingeteilt wüde; während der sonstigen
Amtsstunden sollte es jedermann freistehen, seine
Angelegenheiten zu regeln. Das Unzeitgemäße und
Rückschrittliche dieser Zustände müsse öffentlich an-
genagelt werden und so oft vor die Öffentlichkeit
gezerrt werden, bis Ordnung geschaffen ist; wir
verlangen nichts unmögliches, aber die Zeiten des
sich immer Duckens sind vorüber. Nach Erledigung
der Tagesordnung ergriff Herr Haber das Wort.
Er bat die älteren Herren, sie möchten so wie heute
stets die Versammlungen besuchen um dadurch dem

Nr. 26, 2. März 1909. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] auch die hieſige Freiwillige Feuerwehr. Möge er in
Frieden ruhen.

Heringsſchmaus.

Zu dem von den Schutz-
vereinsortsgruppen am Aſchermittwoch veranſtalteten
Heringsſchmauſe wäre noch nachzutragen, daß Frau
Kolletnig und Frl. Straub durch Spenden
von prachtvollen Handarbeiten, die veräußert wurden,
den Ortsgruppen zu einem ſchönen Reingewinne
verhalfen, der größtenteils der neuen Südmarkbücherei
zugewendet werden wird, wofür ihnen an dieſer
Stelle herzlichſt gedankt wird.

Politiſcher Amtstag.

Donnerstag den
4. d. M. findet im Rathauſe der nächſte politiſche
Amtstag ſtatt.

Wählerverſammlung.

Samstag abends
wurde im Hotel Neuhold eine zahlreich beſuchte
Wählerverſammlung abgehalten, bei der Reichsrats-
abgeordneter Richard Marckhl ſeinen Tätigkeits-
bericht mitteilte. Zum Vorſitzenden der Verſammlung
wurde Herr Bürgermeiſter Stiger, zum Schrift-
führer Herr Rechtsanwalt Dr. Lothar Mühleiſen
gewählt. In einer eineinhalbſtündigen, von Beifall
oft unterbrochenen Rede erörterte der Redner zuerſt
die letzte Seſſion und die Urſachen der Schließung
derſelben, beleuchtete in eingehender Weiſe das Treiben
der tſchechiſchen Abgeordneten im Parlamente, die
Zuſtände der Prager Poſtverhältniſſe, das rückſichts-
loſe Vorgehen der Sozialdemokraten, ſowie die be-
kannte Hribarhetze. Schließlich brachte er einen aus-
führlichen Bericht über ſeine Tätigkeit, die allgemein
dankbarſt zur Kenntnis genommen wurde. Nicht
endenwollender Beifall und Heilrufe folgten ſeinen
beredten Worten. Herr Bürgermeiſter Stiger
dankte dem Herrn Abgeordneten für ſeine lichtvollen
Ausführungen, bat ihn, auch fernerhin ſeinen Wählern
treu zur Seite zu ſtehen, worauf Herr Notar Doktor
Hermann Wiesthaler folgende Entſchließung be-
antragte: „Die heute hier verſammelten Wähler
von Windiſch-Feiſtritz danken dem Herrn Abgeordneten
für ſeine lichtvollen Ausführungen und für ſeine
Tätigkeit für den Bezirk Windiſch-Feiſtritz und bitten
ihn, auch in Hinkunft rückſichtslos wie bisher vor-
zugehen.“ Dieſer Antrag wurde angenommen. Hier-
auf folgten Wünſche und Anfragen der Wähler an
den Herrn Abgeordneten. Herr Bürgermeiſter Stiger
bat Herrn Abg. Marckhl um ſeinen Beiſtand, daß
Windiſch-Feiſtritz Stadt alleinige Viehverladeſtation
werde, weiters wegen Anhaltung eines Nachmittags-
Eilzuges, dann daß die hieſigen Schulen in die erſte
Ortsklaſſe mit Rückſicht der herrſchenden Teuerung
verſetzt werden. Herr Notariatsbeamte Weutz richtete
an Herrn Abg. Marckhl die Bitte, für die Ver-
beſſerung des neuen Privatbeamten-Penſionsgeſetzes,
das ſoviele Mängel aufweiſt, mit allen Kräften ein-
zutreten. Ebenſo richtete Herr Gaſtwirt Katz an
denſelben die Bitte, für eine Verbeſſerung hinſichtlich
des Verkaufes von Rauchrequiſiten bei Wirten ein-
zutreten. Herr Marckhl gab den Bittſtellern zufrieden-
ſtellende Antworten, worauf vom Vorſitzenden die
Verſammlung geſchloſſen wurde. Nun trat das Ge-
mütliche in ſeine Rechte, zu dem auch die Sängerriege
des Deutſchen Turnvereines das Ihrige beitrug.




Pettauer Nachrichten.
Hauptverſammlung der evangeliſchen
Predigtſtation.

Am Freitag den 5. d. M. findet
die diesjährige Hauptverſammlung der evangeliſchen
Predigtſtation in der Gaſtwirtſchaft Roſchker ſtatt.
Tagesordnung: 1. Verleſung des Protokolles der
letzten Hauptverſammlung. 2. Rechenſchaftsbericht.
3. Neuwahl. 4. Allfälliges. Die Glaubensgenoſſen
werden hiezu höflichſt eingeladen.

Vom Poſtdienſte.

Der Poſtaſſiſtent Hugo
Ferlinz in Pettau wurde nach Marburg überſetzt.




Schaubühne.
Hoffmanns Erzählungen.

Benefiz-
vorſtellung für Herrn Kapellmeiſter Pauly. Es
iſt verſtändlich, daß Herr Pauly zu ſeinem Ehren-
abende dieſe Oper gewählt hat, deren Aufführung
in jeder Hinſicht als ein Glanzpunkt bezeichnet
werden muß. Er hat als muſikaliſcher Leiter des
köſtlich ſchönen Werkes einen vollen Erfolg errungen
— die zahlreichen Hervorrufe und die Ehrengaben
an ſeinem Benefizabende bewieſen einen weit über
das Konventionelle hinausgehenden Beifall — und
kann befriedigt auf die mühevolle und verhältnis-
mäßig undankbare Arbeit zurückblicken, aus unzu-
länglichen Mitteln eine Welt von Schönheit auf-
gebaut und mit Geſchmack und Feingefühl vorgeführt
[Spaltenumbruch] zu haben. Es wäre nur billig geweſen, als Benefiz-
abend einen günſtigeren Tag, den erſten oder zweiten,
anzuſetzen. Die Vorſtellung wies eine Neubeſetzung
auf, da Frl. Sonja Herma die Antonia ſang. Im
Spiel faßte ſie die Geſtalt etwas energiſcher auf
als Frl. Briér, die mehr verzweifelnde Ergebung
hervorkehrte, während bei Frl. Herma ein gewiſſes
Kämpfen gegen das Schickſal durchblickt. Ihre
Stimme konnte in der Rolle ihre volle Kraft und
ſatte, reiche Färbung zeigen, die bezaubernd wirkt —
nur die höchſten Töne, von b an ungefähr, befriedigen
nicht ganz, die nimmt Frl. Briér müheloſer. Die
übrige Aufführung zeigte in einigem ein kleines
Nachlaſſen und zu viel Humor an unrechter
Stelle. lt.

„Der Bettelſtudent“,

Operette von Karl
Millöcker. Herrn Linnbrunners Benefiz brachte eine
der beſten Operetten auf die Bühne, die immer
wieder neu und eigen anmutet. Dank ihren Schlag
auf Schlag folgenden Melodien, ihrer witzigen
Handlung und gelungenen Geſtalten, von denen der
Benefiziant eine der gelungenſten draſtiſch und gut
geſehen darſtellte. Das polternde Auftreten, die un-
ſchädliche Großmäuligkeit und nicht gerade ſcharfe
Intelligenz des harmloſen Eiſenfreſſers Ollendorf
zeichnete Herr Linnbrunner mit ſicheren Strichen, ſo
daß er auch ohne Benefizſtimmung einen durch-
ſchlagenden Erfolg gehabt hätte, den wir ihm umſo
mehr gönnen, als er ſich nicht nur durch draſtiſch-
komiſches Spiel und ſtets gelungene Maske, ſondern
auch in allen — auch nebenſächlichen — Partien
durch gewiſſenhafte Rollenbeſetzung und muſikaliſche
Verläßlichkeit auszeichnet. Laura und Bronislawa
waren durch Frl. Briér und Parla gut vertreten,
die vornehme Blaſiertheit der erſteren war ebenſo
ſicher getroffen, wie die temperamentvolle Ungeber-
digkeit der letzteren. Zu dem muſikaliſch Beſten des
Abends iſt das Duett Frl. Briérs und Herrn Me-
deottis im zweiten Aufzuge zu zählen, wodurch ein
belangloſes kleines Ausrutſchen, das Frl. Briér im
erſten Akte paſſiert war, reichlich wettgemacht wurde.
Herr Medeotti war auf derſelben Höhe, wie in den
letzten Vorſtellungen, auch Herr Waldner bewährte
ſich als Sänger, nur muß er der Mimik noch etwas
Sorgfalt zuwenden, beſonders einen ruhigeren Blick
zu erlangen ſuchen. Herr Moſer ſpielte den Enterich
mit unaufdringlichem Humor und echtfärbigem Dia-
lekt, auch Frau Viktor, ſowie Herr Friedrich waren
am rechten Orte. An zu heftigem Studium krankte
die Aufführung nicht, doch führte Herrn Püringers
Aufmerkſamkeit und Sicherheit den Abend in Ehren
zu Ende. Der Chor ſei lieber nicht erwähnt. lt.

„Maria Stuart.“

Trauerſpiel in fünf
Akten von Friedrich Schiller. Die unglückliche
Königin von Schottland, die Schiller mit dem ganzen
Zauber der Weiblichkeit ausgeſtattet hat, ſo daß uns
ſelbſt ihr Vergehen im milderen Licht erſcheint, fand
in dem Gaſte, der letzten Sonntag unſere Bühne
beehrte, in Frau Anna Führing (Baronin v. Strantz)
vom königl. Schauſpielhaus in Berlin eine Dar-
ſtellerin von jener ſchlichten Größe, die das Kenn-
zeichen der Klaſſizität iſt. Schon die hohe, edle
Geſtalt hatte etwas Königliches an ſich; dazu noch
das tiefe, voll- und wohltönende Organ, das ſelbſt
im Affekt ſeine Klangſchönheit bewahrt, das Maß-
volle in Geberde und Bewegung, das wie im
Rhythmus die klare und ſeelenvolle Versſprache be-
gleitete, das alles zuſammen machte einen Eindruck,
ſo tief und erhebend, wie es eben nur echte Kunſt
zu tun vermag. Frau Anna Führing iſt würdig,
den großen Heldinnen des deutſchen Schauſpiels bei-
gezählt zu werden. Aber auch unſere Schauſpieler
wieſen Leiſtungen auf, die uns zu voller Aner-
kennung nötigen. Man ſah das Beſtreben, alles
Können einzuſetzen, um nicht von dem Gaſte ins
Dunkel gedrückt zu werden. Fräulein Braun hat
ſich in ihrer Königin Eliſabeth ſelbſt übertroffen.
Wir haben uns mit der Künſtlerin früher ſcharf
auseinanderſetzen müſſen und ſtellen gerade deswegen
mit Freuden feſt, daß ihre Leiſtungen in letzter Zeit
immer beſſere geworden ſind und daß wir mit ihrer
letzten Leiſtung ſogar ſehr zufrieden ſind. Auch Herrn
Fleiſcher müſſen wir nach ſeiner Darſtellung des
Grafen Leiceſter das Zeugnis ausſtellen, daß er,
was wir ſchon bezweifelt haben, auch hiſtoriſche
Rollen ſpielen kann, wenn er will. Delgleichen ver-
dienen auch Herr Egerer (Lord Burleigh), Herr
Hanus (Mortimer), Frau Hanſi Viktor (Kennedy)
mit Ehren genannt werden. Warum uns die Regie
den letzten Halbakt geſchenkt hat, iſt uns nicht klar.
Wenn er auch nicht unbedingt notwendig iſt, ſo
bringt er doch manche Abſchlüſſe, die die poetiſche
Gerechtigkeit erheiſcht.


[Spaltenumbruch]
Marburger Nachrichten.
Todesfälle.

Sonntag den 28. Februar um
¼5 Uhr morgens ſtarb in Graz Herr Rechtsanwalt
Dr. Karl Guſtav Kummer im 52. Lebensjahre.
Die entſeelte Hülle des Verblichenen wird Dienstag
den 2. d. in Graz eingeſegnet und nach Marburg
überführt, woſelbſt Mittwoch den 3. d. um halb 4
Uhr nachmittags vom Südbahnhofe aus das Leichen-
begängnis nach dem ſtädtiſchen Friedhofe und dort
die Beiſetzung in die Familiengruft ſtattfindet. —
Am 28. Februar ſind hier die Frauen Urſula
Turnſchek, 57 Jahre alt, Südbahn-Anſtreichers-
gattin und Urſula Zehntner, 65 Jahre alt,
Büchſenmachersgattin, geſtorben. Die Beſtattung
fand heute ſtatt. — Am 1. März verſchied nach
kurzem ſchweren Leiden zu Gegental bei Hohen-
mauten der Realitätenbeſitzer und Holzhändler Herr
Johann Ferk im 68. Lebensjahre. Die Leiche
wird Mittwoch den 3. März um halb 3 Uhr nach-
mittags im Trauerhauſe eingeſegnet und auf dem
Friedhofe zu Hohenmauten beſtattet.

Marburger Männergeſangverein.

Die
Herren ausübenden Mitglieder werden aufmerkſam
gemacht, daß heute 2. März abends für das am
2. April ſtattfindende Konzert geprobt wird. Bei
dem Umſtande, daß ſämtliche Nummern der Vortrags-
ordnung ſehr ſchwierig ſind und ein eingehendes
Studium erheiſchen, wird ein vollzähliges Er-
ſcheinen erbeten.

Die Affäre Gründorf-Malik.

In der
geſtrigen „Grazer Montagszeitung“ leſen wir: Wie
uns aus Wien telephoniert wird, erhielt in Ange-
legenheit der ſeinerzeit gegen den Major a. D. Herrn
Gründorf v. Zebegenyi eingebrachten Inter-
pellation der Abg. Malik in den letzten Tagen
eine Zuſchrift des Kriegsminiſteriums, worin er er-
ſucht wurde, zur Mitteilung näherer Daten am 3.
März im Kriegsminiſterium zu erſcheinen, um ent-
weder mündlich oder ſchriftlich die erforderlichen
Ausſagen zu machen. Gegen den Major a. D. Herrn
v. Gründorf iſt nämlich vom Kriegsminiſterium das
ehrenrätliche Verfahren eingeleitet worden. Der Abg.
Malik wird der an ihn gerichteten Einladang per-
ſönlich Folge leiſten.

Bund der Kaufleute.

Bei der Freitag im
Hotel „Erzherzog Johann“ ſtattgefundenen Ver-
ſammlung wurde hinſichtlich der Penſionsverſicherung
eine Einigung erzielt. Herr kaiſ. Rat Pfrimer
und Herr Himmler hatten da Gelegenheit, öfter
anregend in die Debatte einzugreifen und verdienen
die zwei Herren den Dank nicht nur von der Kauf-
mannſchaft, ſonder auch deſſen Perſonal. Die Er-
richtung einer Krankenkaſſe für den weniger gut
ſituierten Kaufmann wurde auf das freudigſte be-
grüßt und einſtimmig beſchloſſen, diesbezüglich mit
anderen Organiſationen in Verbindung zu treten
und bei Gelegenheit mit Vorſchlägen wieder vor die
Verſammlung zu treten. Der Vorſchlag, bei dem
hieſigen Hauptpoſtamte, wo bisher nur ein Poſt-
ſparkaſſeſchalter dem Publikum zur Verfügung ſtand,
der aber den heutigen Verhältniſſen nicht mehr
genügt, auf zwei auszudehnen, wurde einſtimmig
angenommen und werden die nötigen Schritte ein-
geleitet. Gleichzeitig wurde an den Herrn Handels-
kammerrat Pfrimer die Bitte gerichtet, auch die
Verhältniſſe beim Zollweſen zu beleuchten. Es wurde
darauf hingewieſen, daß vor 11 Uhr überhaupt kein
Parteienverkehr ſtattfinde, bei Einlangen größerer
Sendungen es vorkommt, daß die Privatparteien
gar nicht abgefertigt werden können, weil angeblich
die Poſt zuerſt in Betracht kommt, alſo eine Zoll-
abfertigung an dem gleichen Tage nicht mehr möglich
ſei. Da ſpeziell im Winter auch kein Warteraum zur
Verfügung ſteht, kann ſich die Partei wohl aus-
frieren und nach langem Zuwarten unverrichteter
Dinge nach Hauſe gehen. Man ſollte glauben, daß
der Steuerträger zuerſt auf Abfertigung Anſpruch
hat, dem iſt aber bis jetzt nicht ſo. Es würde ſich
doch empfehlen und den Gang der Geſchäſte dort
bedeutend erleichtern, wenn für die Poſt ein eigener
Beamter eingeteilt wüde; während der ſonſtigen
Amtsſtunden ſollte es jedermann freiſtehen, ſeine
Angelegenheiten zu regeln. Das Unzeitgemäße und
Rückſchrittliche dieſer Zuſtände müſſe öffentlich an-
genagelt werden und ſo oft vor die Öffentlichkeit
gezerrt werden, bis Ordnung geſchaffen iſt; wir
verlangen nichts unmögliches, aber die Zeiten des
ſich immer Duckens ſind vorüber. Nach Erledigung
der Tagesordnung ergriff Herr Haber das Wort.
Er bat die älteren Herren, ſie möchten ſo wie heute
ſtets die Verſammlungen beſuchen um dadurch dem

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[3/0003] Nr. 26, 2. März 1909. Marburger Zeitung auch die hieſige Freiwillige Feuerwehr. Möge er in Frieden ruhen. Heringsſchmaus. Zu dem von den Schutz- vereinsortsgruppen am Aſchermittwoch veranſtalteten Heringsſchmauſe wäre noch nachzutragen, daß Frau Kolletnig und Frl. Straub durch Spenden von prachtvollen Handarbeiten, die veräußert wurden, den Ortsgruppen zu einem ſchönen Reingewinne verhalfen, der größtenteils der neuen Südmarkbücherei zugewendet werden wird, wofür ihnen an dieſer Stelle herzlichſt gedankt wird. Politiſcher Amtstag. Donnerstag den 4. d. M. findet im Rathauſe der nächſte politiſche Amtstag ſtatt. Wählerverſammlung. Samstag abends wurde im Hotel Neuhold eine zahlreich beſuchte Wählerverſammlung abgehalten, bei der Reichsrats- abgeordneter Richard Marckhl ſeinen Tätigkeits- bericht mitteilte. Zum Vorſitzenden der Verſammlung wurde Herr Bürgermeiſter Stiger, zum Schrift- führer Herr Rechtsanwalt Dr. Lothar Mühleiſen gewählt. In einer eineinhalbſtündigen, von Beifall oft unterbrochenen Rede erörterte der Redner zuerſt die letzte Seſſion und die Urſachen der Schließung derſelben, beleuchtete in eingehender Weiſe das Treiben der tſchechiſchen Abgeordneten im Parlamente, die Zuſtände der Prager Poſtverhältniſſe, das rückſichts- loſe Vorgehen der Sozialdemokraten, ſowie die be- kannte Hribarhetze. Schließlich brachte er einen aus- führlichen Bericht über ſeine Tätigkeit, die allgemein dankbarſt zur Kenntnis genommen wurde. Nicht endenwollender Beifall und Heilrufe folgten ſeinen beredten Worten. Herr Bürgermeiſter Stiger dankte dem Herrn Abgeordneten für ſeine lichtvollen Ausführungen, bat ihn, auch fernerhin ſeinen Wählern treu zur Seite zu ſtehen, worauf Herr Notar Doktor Hermann Wiesthaler folgende Entſchließung be- antragte: „Die heute hier verſammelten Wähler von Windiſch-Feiſtritz danken dem Herrn Abgeordneten für ſeine lichtvollen Ausführungen und für ſeine Tätigkeit für den Bezirk Windiſch-Feiſtritz und bitten ihn, auch in Hinkunft rückſichtslos wie bisher vor- zugehen.“ Dieſer Antrag wurde angenommen. Hier- auf folgten Wünſche und Anfragen der Wähler an den Herrn Abgeordneten. Herr Bürgermeiſter Stiger bat Herrn Abg. Marckhl um ſeinen Beiſtand, daß Windiſch-Feiſtritz Stadt alleinige Viehverladeſtation werde, weiters wegen Anhaltung eines Nachmittags- Eilzuges, dann daß die hieſigen Schulen in die erſte Ortsklaſſe mit Rückſicht der herrſchenden Teuerung verſetzt werden. Herr Notariatsbeamte Weutz richtete an Herrn Abg. Marckhl die Bitte, für die Ver- beſſerung des neuen Privatbeamten-Penſionsgeſetzes, das ſoviele Mängel aufweiſt, mit allen Kräften ein- zutreten. Ebenſo richtete Herr Gaſtwirt Katz an denſelben die Bitte, für eine Verbeſſerung hinſichtlich des Verkaufes von Rauchrequiſiten bei Wirten ein- zutreten. Herr Marckhl gab den Bittſtellern zufrieden- ſtellende Antworten, worauf vom Vorſitzenden die Verſammlung geſchloſſen wurde. Nun trat das Ge- mütliche in ſeine Rechte, zu dem auch die Sängerriege des Deutſchen Turnvereines das Ihrige beitrug. Pettauer Nachrichten. Hauptverſammlung der evangeliſchen Predigtſtation. Am Freitag den 5. d. M. findet die diesjährige Hauptverſammlung der evangeliſchen Predigtſtation in der Gaſtwirtſchaft Roſchker ſtatt. Tagesordnung: 1. Verleſung des Protokolles der letzten Hauptverſammlung. 2. Rechenſchaftsbericht. 3. Neuwahl. 4. Allfälliges. Die Glaubensgenoſſen werden hiezu höflichſt eingeladen. Vom Poſtdienſte. Der Poſtaſſiſtent Hugo Ferlinz in Pettau wurde nach Marburg überſetzt. Schaubühne. Hoffmanns Erzählungen. Benefiz- vorſtellung für Herrn Kapellmeiſter Pauly. Es iſt verſtändlich, daß Herr Pauly zu ſeinem Ehren- abende dieſe Oper gewählt hat, deren Aufführung in jeder Hinſicht als ein Glanzpunkt bezeichnet werden muß. Er hat als muſikaliſcher Leiter des köſtlich ſchönen Werkes einen vollen Erfolg errungen — die zahlreichen Hervorrufe und die Ehrengaben an ſeinem Benefizabende bewieſen einen weit über das Konventionelle hinausgehenden Beifall — und kann befriedigt auf die mühevolle und verhältnis- mäßig undankbare Arbeit zurückblicken, aus unzu- länglichen Mitteln eine Welt von Schönheit auf- gebaut und mit Geſchmack und Feingefühl vorgeführt zu haben. Es wäre nur billig geweſen, als Benefiz- abend einen günſtigeren Tag, den erſten oder zweiten, anzuſetzen. Die Vorſtellung wies eine Neubeſetzung auf, da Frl. Sonja Herma die Antonia ſang. Im Spiel faßte ſie die Geſtalt etwas energiſcher auf als Frl. Briér, die mehr verzweifelnde Ergebung hervorkehrte, während bei Frl. Herma ein gewiſſes Kämpfen gegen das Schickſal durchblickt. Ihre Stimme konnte in der Rolle ihre volle Kraft und ſatte, reiche Färbung zeigen, die bezaubernd wirkt — nur die höchſten Töne, von b an ungefähr, befriedigen nicht ganz, die nimmt Frl. Briér müheloſer. Die übrige Aufführung zeigte in einigem ein kleines Nachlaſſen und zu viel Humor an unrechter Stelle. lt. „Der Bettelſtudent“, Operette von Karl Millöcker. Herrn Linnbrunners Benefiz brachte eine der beſten Operetten auf die Bühne, die immer wieder neu und eigen anmutet. Dank ihren Schlag auf Schlag folgenden Melodien, ihrer witzigen Handlung und gelungenen Geſtalten, von denen der Benefiziant eine der gelungenſten draſtiſch und gut geſehen darſtellte. Das polternde Auftreten, die un- ſchädliche Großmäuligkeit und nicht gerade ſcharfe Intelligenz des harmloſen Eiſenfreſſers Ollendorf zeichnete Herr Linnbrunner mit ſicheren Strichen, ſo daß er auch ohne Benefizſtimmung einen durch- ſchlagenden Erfolg gehabt hätte, den wir ihm umſo mehr gönnen, als er ſich nicht nur durch draſtiſch- komiſches Spiel und ſtets gelungene Maske, ſondern auch in allen — auch nebenſächlichen — Partien durch gewiſſenhafte Rollenbeſetzung und muſikaliſche Verläßlichkeit auszeichnet. Laura und Bronislawa waren durch Frl. Briér und Parla gut vertreten, die vornehme Blaſiertheit der erſteren war ebenſo ſicher getroffen, wie die temperamentvolle Ungeber- digkeit der letzteren. Zu dem muſikaliſch Beſten des Abends iſt das Duett Frl. Briérs und Herrn Me- deottis im zweiten Aufzuge zu zählen, wodurch ein belangloſes kleines Ausrutſchen, das Frl. Briér im erſten Akte paſſiert war, reichlich wettgemacht wurde. Herr Medeotti war auf derſelben Höhe, wie in den letzten Vorſtellungen, auch Herr Waldner bewährte ſich als Sänger, nur muß er der Mimik noch etwas Sorgfalt zuwenden, beſonders einen ruhigeren Blick zu erlangen ſuchen. Herr Moſer ſpielte den Enterich mit unaufdringlichem Humor und echtfärbigem Dia- lekt, auch Frau Viktor, ſowie Herr Friedrich waren am rechten Orte. An zu heftigem Studium krankte die Aufführung nicht, doch führte Herrn Püringers Aufmerkſamkeit und Sicherheit den Abend in Ehren zu Ende. Der Chor ſei lieber nicht erwähnt. lt. „Maria Stuart.“ Trauerſpiel in fünf Akten von Friedrich Schiller. Die unglückliche Königin von Schottland, die Schiller mit dem ganzen Zauber der Weiblichkeit ausgeſtattet hat, ſo daß uns ſelbſt ihr Vergehen im milderen Licht erſcheint, fand in dem Gaſte, der letzten Sonntag unſere Bühne beehrte, in Frau Anna Führing (Baronin v. Strantz) vom königl. Schauſpielhaus in Berlin eine Dar- ſtellerin von jener ſchlichten Größe, die das Kenn- zeichen der Klaſſizität iſt. Schon die hohe, edle Geſtalt hatte etwas Königliches an ſich; dazu noch das tiefe, voll- und wohltönende Organ, das ſelbſt im Affekt ſeine Klangſchönheit bewahrt, das Maß- volle in Geberde und Bewegung, das wie im Rhythmus die klare und ſeelenvolle Versſprache be- gleitete, das alles zuſammen machte einen Eindruck, ſo tief und erhebend, wie es eben nur echte Kunſt zu tun vermag. Frau Anna Führing iſt würdig, den großen Heldinnen des deutſchen Schauſpiels bei- gezählt zu werden. Aber auch unſere Schauſpieler wieſen Leiſtungen auf, die uns zu voller Aner- kennung nötigen. Man ſah das Beſtreben, alles Können einzuſetzen, um nicht von dem Gaſte ins Dunkel gedrückt zu werden. Fräulein Braun hat ſich in ihrer Königin Eliſabeth ſelbſt übertroffen. Wir haben uns mit der Künſtlerin früher ſcharf auseinanderſetzen müſſen und ſtellen gerade deswegen mit Freuden feſt, daß ihre Leiſtungen in letzter Zeit immer beſſere geworden ſind und daß wir mit ihrer letzten Leiſtung ſogar ſehr zufrieden ſind. Auch Herrn Fleiſcher müſſen wir nach ſeiner Darſtellung des Grafen Leiceſter das Zeugnis ausſtellen, daß er, was wir ſchon bezweifelt haben, auch hiſtoriſche Rollen ſpielen kann, wenn er will. Delgleichen ver- dienen auch Herr Egerer (Lord Burleigh), Herr Hanus (Mortimer), Frau Hanſi Viktor (Kennedy) mit Ehren genannt werden. Warum uns die Regie den letzten Halbakt geſchenkt hat, iſt uns nicht klar. Wenn er auch nicht unbedingt notwendig iſt, ſo bringt er doch manche Abſchlüſſe, die die poetiſche Gerechtigkeit erheiſcht. ln. Marburger Nachrichten. Todesfälle. Sonntag den 28. Februar um ¼5 Uhr morgens ſtarb in Graz Herr Rechtsanwalt Dr. Karl Guſtav Kummer im 52. Lebensjahre. Die entſeelte Hülle des Verblichenen wird Dienstag den 2. d. in Graz eingeſegnet und nach Marburg überführt, woſelbſt Mittwoch den 3. d. um halb 4 Uhr nachmittags vom Südbahnhofe aus das Leichen- begängnis nach dem ſtädtiſchen Friedhofe und dort die Beiſetzung in die Familiengruft ſtattfindet. — Am 28. Februar ſind hier die Frauen Urſula Turnſchek, 57 Jahre alt, Südbahn-Anſtreichers- gattin und Urſula Zehntner, 65 Jahre alt, Büchſenmachersgattin, geſtorben. Die Beſtattung fand heute ſtatt. — Am 1. März verſchied nach kurzem ſchweren Leiden zu Gegental bei Hohen- mauten der Realitätenbeſitzer und Holzhändler Herr Johann Ferk im 68. Lebensjahre. Die Leiche wird Mittwoch den 3. März um halb 3 Uhr nach- mittags im Trauerhauſe eingeſegnet und auf dem Friedhofe zu Hohenmauten beſtattet. Marburger Männergeſangverein. Die Herren ausübenden Mitglieder werden aufmerkſam gemacht, daß heute 2. März abends für das am 2. April ſtattfindende Konzert geprobt wird. Bei dem Umſtande, daß ſämtliche Nummern der Vortrags- ordnung ſehr ſchwierig ſind und ein eingehendes Studium erheiſchen, wird ein vollzähliges Er- ſcheinen erbeten. Die Affäre Gründorf-Malik. In der geſtrigen „Grazer Montagszeitung“ leſen wir: Wie uns aus Wien telephoniert wird, erhielt in Ange- legenheit der ſeinerzeit gegen den Major a. D. Herrn Gründorf v. Zebegenyi eingebrachten Inter- pellation der Abg. Malik in den letzten Tagen eine Zuſchrift des Kriegsminiſteriums, worin er er- ſucht wurde, zur Mitteilung näherer Daten am 3. März im Kriegsminiſterium zu erſcheinen, um ent- weder mündlich oder ſchriftlich die erforderlichen Ausſagen zu machen. Gegen den Major a. D. Herrn v. Gründorf iſt nämlich vom Kriegsminiſterium das ehrenrätliche Verfahren eingeleitet worden. Der Abg. Malik wird der an ihn gerichteten Einladang per- ſönlich Folge leiſten. Bund der Kaufleute. Bei der Freitag im Hotel „Erzherzog Johann“ ſtattgefundenen Ver- ſammlung wurde hinſichtlich der Penſionsverſicherung eine Einigung erzielt. Herr kaiſ. Rat Pfrimer und Herr Himmler hatten da Gelegenheit, öfter anregend in die Debatte einzugreifen und verdienen die zwei Herren den Dank nicht nur von der Kauf- mannſchaft, ſonder auch deſſen Perſonal. Die Er- richtung einer Krankenkaſſe für den weniger gut ſituierten Kaufmann wurde auf das freudigſte be- grüßt und einſtimmig beſchloſſen, diesbezüglich mit anderen Organiſationen in Verbindung zu treten und bei Gelegenheit mit Vorſchlägen wieder vor die Verſammlung zu treten. Der Vorſchlag, bei dem hieſigen Hauptpoſtamte, wo bisher nur ein Poſt- ſparkaſſeſchalter dem Publikum zur Verfügung ſtand, der aber den heutigen Verhältniſſen nicht mehr genügt, auf zwei auszudehnen, wurde einſtimmig angenommen und werden die nötigen Schritte ein- geleitet. Gleichzeitig wurde an den Herrn Handels- kammerrat Pfrimer die Bitte gerichtet, auch die Verhältniſſe beim Zollweſen zu beleuchten. Es wurde darauf hingewieſen, daß vor 11 Uhr überhaupt kein Parteienverkehr ſtattfinde, bei Einlangen größerer Sendungen es vorkommt, daß die Privatparteien gar nicht abgefertigt werden können, weil angeblich die Poſt zuerſt in Betracht kommt, alſo eine Zoll- abfertigung an dem gleichen Tage nicht mehr möglich ſei. Da ſpeziell im Winter auch kein Warteraum zur Verfügung ſteht, kann ſich die Partei wohl aus- frieren und nach langem Zuwarten unverrichteter Dinge nach Hauſe gehen. Man ſollte glauben, daß der Steuerträger zuerſt auf Abfertigung Anſpruch hat, dem iſt aber bis jetzt nicht ſo. Es würde ſich doch empfehlen und den Gang der Geſchäſte dort bedeutend erleichtern, wenn für die Poſt ein eigener Beamter eingeteilt wüde; während der ſonſtigen Amtsſtunden ſollte es jedermann freiſtehen, ſeine Angelegenheiten zu regeln. Das Unzeitgemäße und Rückſchrittliche dieſer Zuſtände müſſe öffentlich an- genagelt werden und ſo oft vor die Öffentlichkeit gezerrt werden, bis Ordnung geſchaffen iſt; wir verlangen nichts unmögliches, aber die Zeiten des ſich immer Duckens ſind vorüber. Nach Erledigung der Tagesordnung ergriff Herr Haber das Wort. Er bat die älteren Herren, ſie möchten ſo wie heute ſtets die Verſammlungen beſuchen um dadurch dem

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grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 26, Marburg, 02.03.1909, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger26_1909/3>, abgerufen am 04.05.2024.