Marburger Zeitung. Nr. 148, Marburg, 10.12.1912.Nr. 148, 10. Dezember 1912 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] welcher bis früh 4 Uhr anhielt. -- Die Julfeter nahm den schönsten Verlauf und zeigte neuerdings die Beliebtheit des Turnvereines in allen Kreisen. Der Spar- und Vorschußverein der deutschen Angestellten in Marburg hiett Siebzehn deutsche Vereinigungen Marburgs haben sich über Anregung durch den Spende. Anstatt eines Kranzes für die ver- Verruf der Musikvereinsschule in Graz. Der österreichische Musikpädagogische Ver- [Spaltenumbruch] Einbrnchsdiebstahl. In der Zeit vom Praktisch, gut, billig! Strapaz-Tisch- Aus dem Gerichtssaale. Den Schwiegervater schwer verletzt. Am 20. Oktober d. J. abends, als der Aus- Verdorbene Fleisch und Selchwareu. Vor dem Kreisgerichte waren heute angeklagt des [irrelevantes Material]
Nr. 148, 10. Dezember 1912 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] welcher bis früh 4 Uhr anhielt. — Die Julfeter nahm den ſchönſten Verlauf und zeigte neuerdings die Beliebtheit des Turnvereines in allen Kreiſen. Der Spar- und Vorſchußverein der deutſchen Angeſtellten in Marburg hiett Siebzehn deutſche Vereinigungen Marburgs haben ſich über Anregung durch den Spende. Anſtatt eines Kranzes für die ver- Verruf der Muſikvereinsſchule in Graz. Der öſterreichiſche Muſikpädagogiſche Ver- [Spaltenumbruch] Einbrnchsdiebſtahl. In der Zeit vom Praktiſch, gut, billig! Strapaz-Tiſch- Aus dem Gerichtsſaale. Den Schwiegervater ſchwer verletzt. Am 20. Oktober d. J. abends, als der Aus- Verdorbene Fleiſch und Selchwareu. Vor dem Kreisgerichte waren heute angeklagt des [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nr. 148, 10. Dezember 1912 Marburger Zeitung</hi></fw><lb/><cb/> welcher bis früh 4 Uhr anhielt. — Die Julfeter<lb/> nahm den ſchönſten Verlauf und zeigte neuerdings<lb/> die Beliebtheit des Turnvereines in allen Kreiſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Spar- und Vorſchußverein der<lb/> deutſchen Angeſtellten in Marburg</hi> </head> <p>hiett<lb/> geſtern abends im Kaſino ſeine Hauptverſammlung<lb/> ab. Der Obmann Lehrer <hi rendition="#g">Ruß</hi> ſtellte in ſeinem<lb/> Rechenſchaftsbericht ein allmähliches Wachſen und<lb/> Erſtarken des Vereines feſt. Eine größere Anzahl<lb/> neuer Mitglieder wurde gewonnen. Der billige<lb/> Kredit, der den Mitgliedern gewährt wird, wurde<lb/> reichlich in Anſpruch genommen. Auch die Zahl<lb/> der Spareinleger hat bedeutend zugenommen; ſicher-<lb/> lich ein Beweis dafür, daß man dem jungen Spar-<lb/> verein Vertrauen entgegenbringt. Den jetzigen Ver-<lb/> hältniſſen auf dem Geldmarkte Rechnung tragend,<lb/> wurde beſchloſſen, den Spareinlagen-Zinsfuß ab<lb/> 1. Jänner 1913 auf 5 Proz. zu erhöhen. Vor-<lb/> ſchüſſe werden zum bisherigen Zinsfuß weiter ge-<lb/> währt. Zur Deckung der Verwaltungsauslagen<lb/> ſollen von nun ab die Darlehensnehmer einen<lb/> kleinen Beitrag leiſten. Bei der hierauf erfolgten<lb/> Neuwahl wurden Lehrer <hi rendition="#g">Ruß</hi> als Obmann und<lb/> Finanzkommiſſär Dr. <hi rendition="#g">Resner</hi> als Vorſitzender<lb/> des Aufſichtsrates wiedergewählt. 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Nun flüchtete Jautſcher zur Nachbarin<lb/> Braiſchko, aber auch dahin verfolgte ihn Slana<lb/> und verſetzte ihm wiederum mehrere Fauſtſchläge<lb/> auf den Kopf, ſo daß Jautſcher zahlreiche Ver-<lb/> letzungen erlitt, darunter eine ſchwere, den Bruch<lb/> der 10. rechten Rippe. Slana, der heute des<lb/> Verbrechens der ſchweren körperlichen Beſchädigung<lb/> angeklagt war, verantwortete ſich mit Volltrunkenheit.<lb/> Der Gerichtshof verurteilte ihn zu ſechs Wochen<lb/> Kerker.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verdorbene Fleiſch und Selchwareu.</hi> </head><lb/> <p>Vor dem Kreisgerichte waren heute angeklagt des<lb/> Vergehens gegen das Lebensmittelgeſetz der Fleiſch-<lb/> hauer und Gaſtwirt Michael <hi rendition="#g">Raſteiger</hi> in<lb/> Windiſch-Feiſtritz, deſſen Gattin Antonia Raſteiger<lb/> uns die 18jährige Tochter der beiden, Anna Raſteiger.<lb/> Es wird ihnen folgendes zur Laſt gelegt. Am<lb/> 13. Auguſt d. J. kaufte der Einjährig-Freiwillige<lb/> Hermann v. <hi rendition="#g">Webern</hi> beim Fleiſchhauer Raſteiger<lb/> ein Stück Selchfleiſch, das ſich als verdorben und<lb/> ungenießbar erwies. Bei der ſofort von der k. k.<lb/> Bezirkshauptmannſchaft Marburg angeordneten, am<lb/> 14. Auguſt durchgeführten amtlichen Kommiſſion im<lb/> Geſchäfte Raſteigers wurden in einer neben dem<lb/> Eiskeller befindlichen Vorkammer Stücke geſelchten<lb/> Fleiſches und Würſte aufbewahrt gefunden, welche<lb/> ſich als vollkommen verdorben und genußunfähig<lb/> darſtellten. Die Unterſuchung der beſchlagnahmten<lb/> Fleiſch- und Wurſtwaren durch die k. k. Lebens-<lb/> mittelunterſuchungsanſtalt in Graz ergab, daß ſämt-<lb/> liche Fleiſchwaren hochgradig verdorben und geeignet<lb/> ſind, die menſchliche Geſundheit zu beſchädigen.<lb/> Gelegentlich einer am 28. Auguſt vom k. k. 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Nr. 148, 10. Dezember 1912 Marburger Zeitung
welcher bis früh 4 Uhr anhielt. — Die Julfeter
nahm den ſchönſten Verlauf und zeigte neuerdings
die Beliebtheit des Turnvereines in allen Kreiſen.
Der Spar- und Vorſchußverein der
deutſchen Angeſtellten in Marburg hiett
geſtern abends im Kaſino ſeine Hauptverſammlung
ab. Der Obmann Lehrer Ruß ſtellte in ſeinem
Rechenſchaftsbericht ein allmähliches Wachſen und
Erſtarken des Vereines feſt. Eine größere Anzahl
neuer Mitglieder wurde gewonnen. Der billige
Kredit, der den Mitgliedern gewährt wird, wurde
reichlich in Anſpruch genommen. Auch die Zahl
der Spareinleger hat bedeutend zugenommen; ſicher-
lich ein Beweis dafür, daß man dem jungen Spar-
verein Vertrauen entgegenbringt. Den jetzigen Ver-
hältniſſen auf dem Geldmarkte Rechnung tragend,
wurde beſchloſſen, den Spareinlagen-Zinsfuß ab
1. Jänner 1913 auf 5 Proz. zu erhöhen. Vor-
ſchüſſe werden zum bisherigen Zinsfuß weiter ge-
währt. Zur Deckung der Verwaltungsauslagen
ſollen von nun ab die Darlehensnehmer einen
kleinen Beitrag leiſten. Bei der hierauf erfolgten
Neuwahl wurden Lehrer Ruß als Obmann und
Finanzkommiſſär Dr. Resner als Vorſitzender
des Aufſichtsrates wiedergewählt. Für die von
Marburg weggezogenen Mitglieder des Aufſichts-
rates Reinhofer und Kahler wurden Poſt-
offizial Leopold Wurzinger und Stadtrats-
konzipiſt Dr. Emil Url gewählt. Der Vorſitzende
dankte den ausgeſchiedenen Vorſtands- und Auf-
ſichtsrats-Mitgliedern für ihre dem Vereine ge-
widmete Tätigkeit. Herzlicher Dank wurde auch dem
treuen Berater und Förderer des Vereines Herrn
Johann Voit ausgeſprochen.
Siebzehn deutſche Vereinigungen
Marburgs haben ſich über Anregung durch den
Deutſchen Verein zuſammengeſchloſſen, um eine
allgemeine Marburger Julfeier zu
veranſtalten, die am nächſten Samstag den 14. d.
in den Götz-Prachtſälen ſtattfinden wird und bei
welcher unſer Reichsratsabgeordneter Herr Heinrich
Waſtian die Julrede halten wird. Muſikvorträge
der Südbahnwerkſtättenkapelle, turneriſche Vor-
führungen, Lieder (geſungen von Herrn Techt,
Mitglied des Männergeſangsvereines), ein reich-
ausgeſtatteter Glückshafen uſw. werden die Feſtes-
freude erhöhen. Zum Schluſſe ein Tanzkränzchen.
Zu dieſer allgemeinen Marburger Julfeier ſoll jeder
und jede Deutſche Marburgs erſcheinen; alle ſind
herzlichſt eingeladen zu dieſer Manifeſtation der
Gemeinſamkeit. Beginn 8 Uhr abends.
Spende. Anſtatt eines Kranzes für die ver-
ſtorbene Hotelterswitwe Frau Wels ſpendete Herr
Jakob Schappel 10 Kronen für die freiwillige
Rettungsabteilung.
Verruf der Muſikvereinsſchule in
Graz. Der öſterreichiſche Muſikpädagogiſche Ver-
and, die Organiſation der qualifizierten Muſik-
lehrerſchaft Öſterreichs, der ſowohl die ſtaatlichen
wie die privaten Muſiklehrer und ſämtliche Direktoren
der öſterreich. Konſervatorien, Landes- und ſtädtiſchen
Muſikſchulen angehören, hat gemeinſam mit ſeinen
Bruderverbänden in Deutſchland und in der Schweiz
über die Muſikſchule des Steiermärkiſchen Muſik-
vereines in Graz wegen der an dieſer Anſtalt ſeit
jeher herrſchenden unwürdigen ſozialen Verhält-
niſſe der angeſtellten Lehrer die Sperre verhängt.
Die Lehrer dieſer Schule ſind durchwegs ohne
Vertrag und Penſionsanſpruch angeſtellt. So
z. B. mußten mehrere Lehrkräfte mit einem Jahres-
gehalte von 6 bis 700 Kronen 25 bis 30 Jahre
in proviſoriſcher Stellung dienen und wurden
nach dieſer Dienſtzeit einfach entlaſſen. Die Ver-
bände der organiſierten Muſiklehrerſchaft hoffen
durch dieſen, von der Notwehr veranlaßten Schritt
die Aufmerkſamkeit des Publikums und der maß-
gebenden Behörden auf die des geſetzlichen Schutzes
entbehrende Lage der Muſiklehrerſchaft zu lenken.
Einbrnchsdiebſtahl. In der Zeit vom
3. bis 8. Dezember wurde in das unbewohnte
Haus der Baronin Berta von Than in Poberſch,
welche gegenwärtig in Wien wohnt, eingebrochen
und daraus Wäſche, neun bis zehn Gläſer Einge-
ſottenes und andere Gegenſtände entwendet. Der
Verdacht, den Diebſtahl begangen zu haben, fiel
auf den in Poberſch wohnhaften Taglöhner Joſef
Florjancic, welcher von der Gendarmerie ver-
haftet und dem Kreisgericht Marburg eingeliefert
wurde. Einige der geſtohlenen Sachen im Werte
von etwa 70 Kronen wurden bei Florjancic vor-
gefunden.
Praktiſch, gut, billig! Strapaz-Tiſch-
decken mit Original perſiſchen Muſtern bordeaux
oder oliv, 150 × 150 cm a K. 4·50. Bettdecken
150 × 200 cm a K. 6·—. Satin-Spezialtiſchdecken
mit modernen Muſtern, Ton in Ton, 150 × 150
cm a K. 5·80. Bettdecken 150 × 200 cm a Kronen
7 60. Beliebteſte Weihnachtsgeſchenke. Teppichhaus-
Möbelhaus S. Schein, k. u. k. Hof- und Kammer-
lieferant, Wien I., Bauernmarkt 10, 12 und 14.
Verſand nur per Nachnahme mit ausdrücklicher Be-
rufung auf die Marburger Zeitung.
Aus dem Gerichtsſaale.
Den Schwiegervater ſchwer verletzt.
Am 20. Oktober d. J. abends, als der Aus-
zügler Peter Jautſcher in Windiſch-Radersdorf
wie ſchon öfters vorher ſeiner verheirateten Tochter
Thereſia Slana über die ſchlechte Wirtſchaft
im Hauſe Vorwürfe machte, kam der Ehegatte
ſeiner Tochter, der 28 jährige Franz Slana, nach
Hauſe, frug, was es wieder gebe und ging, als
ſein Schwiegervater ſloweniſch erwiderte: „Was
willſt Du, verfluchter Kroate!?“ ſofort auf dieſen
los, warf ihn auf das Bett und hieb mit der
Fauſt auf deſſen Kopf ein. Der Schwiegervater
floh, wurde aber von dem Schwiegerſohne vor
dem Hauſe eingeholt, zu Boden geworfen und
abermals mit Fauſtſchlägen und einem Fußtritte
mißhandelt. Nun flüchtete Jautſcher zur Nachbarin
Braiſchko, aber auch dahin verfolgte ihn Slana
und verſetzte ihm wiederum mehrere Fauſtſchläge
auf den Kopf, ſo daß Jautſcher zahlreiche Ver-
letzungen erlitt, darunter eine ſchwere, den Bruch
der 10. rechten Rippe. Slana, der heute des
Verbrechens der ſchweren körperlichen Beſchädigung
angeklagt war, verantwortete ſich mit Volltrunkenheit.
Der Gerichtshof verurteilte ihn zu ſechs Wochen
Kerker.
Verdorbene Fleiſch und Selchwareu.
Vor dem Kreisgerichte waren heute angeklagt des
Vergehens gegen das Lebensmittelgeſetz der Fleiſch-
hauer und Gaſtwirt Michael Raſteiger in
Windiſch-Feiſtritz, deſſen Gattin Antonia Raſteiger
uns die 18jährige Tochter der beiden, Anna Raſteiger.
Es wird ihnen folgendes zur Laſt gelegt. Am
13. Auguſt d. J. kaufte der Einjährig-Freiwillige
Hermann v. Webern beim Fleiſchhauer Raſteiger
ein Stück Selchfleiſch, das ſich als verdorben und
ungenießbar erwies. Bei der ſofort von der k. k.
Bezirkshauptmannſchaft Marburg angeordneten, am
14. Auguſt durchgeführten amtlichen Kommiſſion im
Geſchäfte Raſteigers wurden in einer neben dem
Eiskeller befindlichen Vorkammer Stücke geſelchten
Fleiſches und Würſte aufbewahrt gefunden, welche
ſich als vollkommen verdorben und genußunfähig
darſtellten. Die Unterſuchung der beſchlagnahmten
Fleiſch- und Wurſtwaren durch die k. k. Lebens-
mittelunterſuchungsanſtalt in Graz ergab, daß ſämt-
liche Fleiſchwaren hochgradig verdorben und geeignet
ſind, die menſchliche Geſundheit zu beſchädigen.
Gelegentlich einer am 28. Auguſt vom k. k. Amts-
tterarzte König in Windiſch-Feiſtritz anläßlich einer
Rinderſchau durchgeführten Inſpektion ſämtlicher
Fleiſchausſchrottungslokalitäten wurden im Eiskeller
des Raſteiger neben friſchem Fleiſch auch Fleiſch-
ſtücke gefunden, die ſich im Zuſtande weit vorge-
ſchrittener Fäulnis befanden, verdorben und in hohem
Grade geſundheitsſchädlich waren. Ein Stück Leber
und der Kopf eines Lammes verbreiteten einen
Geſtank wie ein Kadaver, der ſich in Verweſung
befindet. Amtstierarzt König vernichtete damals
etwa 20 Kilo Fleiſchwaren. An dem Verkauſe und
der Verwertung des Fleiſches waren ſämtliche An-
geklagte beteiligt. Raſteiger beſitzt auch ein Gaſt-
haus, in deſſen Küche ein Teil des Fleiſches ver-
braucht wurde. In dieſer Richtung beſtätigt u. a.
die geweſene Köchin bei Raſteiger, Anna Sturm,
daß wiederholt faules Fleiſch nach Abreiben mit
einer Bürſte und kaltem Waſſer den Gäſten vor-
geſetzt wurde. Die Angeklagten verantworten ſich
dahin, daß das in der Kammer befindliche Fleiſch
nicht zum Verkaufe und zur Verwendung in der
Küche beſtimmt ſei, ſondern daß das verdorbene
Fleiſch für die Hunde und Schweine aufgehoben
wurde oder nur zufällig in der Kammer geblieben
iſt. Dieſe Verantwortung wird von einer Reihe von
Zeugen, geweſenen Bedienſteten des Raſteiger, als
unrichtig bezeichnet. Dieſe beſtätigen alle, daß auch
das Fleiſch aus der Vorkammer ausgeſchrottet
wurde. Hinſichtlich des vom Amtstierarzte im
Eiskeller beanſtändeten Fleiſches kann, wie
die Anklage beſagte, kein Zweifel beſtehen,
daß es zum Verkäufen beſtimmt war. Das Beweis-
verfahren ergab aber, daß die Frau und die Toch-
ter Raſteigers für die unter Anklage geſtellten
Tatſachen nicht verantwortlich gemacht werden
können, weshalb beide freigeſprochen wurden;
Michael Raſteiger aber wurde ſchuldig geſprochen
und zu drei Wochen ſtrengen Arreſt verurteilt.
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