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Marburger Zeitung. Nr. 148, Marburg, 10.12.1907.

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Nr. 148, 10. Dezember 1907 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] eines heimischen Vereines in so geringem Maße zu
unterstützen. Der Männergesangverein verfügt über
volle, in angenehmster Harmonie zusammenklingende
Stimmen, wodurch die exakten Darbietungen bald
wie im sanften Säuseln, bald wie im Waldes-
rauschen zum Ausdruck kommen konnten. Alle be-
geisterte Anerkennung der Bemühungen der beiden
Sangwarte, der Herren Rudolf Wagner und
Franz Schönherr war eine redlich verdiente.
Unter der Leitung des Herrn Wagner wurden in
der ersten Abteilung zu Gehör gebracht: der Männer-
vollgesang mit Flügelbegleitung das "Lied der Städte"
von Max Bruch und die Ballade für Männervoll-
gesang "Die Ablösung" von Hermann Hutter, in
der letzten Abteilung der Schultz'sche Männervoll-
gesang mit Flügelbegleitung "Waldharfen." Der
Tenor-Einzelgesang des Herrn Karl Glaser kam
wie immer so recht zur Geltung. In der dritten
Abteilung leitete Herr Franz Schönherr die
Symphonie-Ode für Männervollgesang von J. L.
Nicode "Das Meer", den Vollgesang von Jüngst
"Wie ging das Lied?" und den von Kremser "Das
Volkslied", welch' beide letzten sich durch sehr an-
sprechende Melodien auszeichnen. Einen unstreitig
größeren Beifall errang sich Herr Musikdirektor
Alfred Klietmann als Künstler auf der Geige.
Seine Darbietungen lösten einen stets gesteigerten
Beifall aus, der ihn schließlich mit einer Zugabe
danken ließ. Den Vorträgen der Edvard Grieg'schen
Sonate in F-Dur, sowie der "Legende" von
Wieniawski und "Hejre Kati" von Hubay lauschte
das Publikum mit gespanntester Aufmerksamkeit.
Eine bekanntlich nicht dankbare Aufgabe, die Über-
nahme der Flügelbegleitung zu den Gesangs- und
Geigenvorträgen, fiel wie gewöhnlich Herrn Lehrer
Köle zu, der sie auch in bekannt vorzüglicher Weise
löste; das Bewußtsein, Anteil an dem herrlichen
Gelingen der Veranstaltung zu haben, möge ihn mit
Befriedigung erfüllen.

Der Verband der deutschen Hochschüler
Marburgs

spendete der deutschen Volksschule in
Wind.-Feistritz 20 Kronen zur Anschaffung eines
Harmoniums.

Tiroler Bund.

Morgen, Mittwoch, den
11. d. zwanglose Zusammenkunft der in Marburg
anwesenden Tiroler uvd Tirolerfreuude in Werhonigs
"Alldeutscher Weinstube"; eventuell Besprechung be-
hufs Gründung einer Ortsgruppe des Tiroler Volks-
bundes. Beginn 8 bis halb 9 Uhr.

Konzert Slezak.

Wie uns mitgeteilt wird,
findet dieses Konzert bestimmt am Sonntag, den
15. d. M., halb 8 Uhr abends im großen Kasino-
saale statt. Wir werden ersucht, nochmals bekannt-
zugeben, daß die Vormerkung auf Sitze für die be-
stimmte Annahme der Karten bindend ist. Karten-
verkauf in der Musikalienhandlung des Herrn Josef
Höfer, Burggasse 2.

Verein Frauenhilfe.

Von heute an finden
die Vereinskurse aus Französisch, Italienisch, Eng-
lisch, Schnittzeichnen und Brandmalen in den neuen,
von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Vereins-
lokalitäten statt u. zw. Elisabethstraße 16 (Museum),
2. Stock, rechts, zur gewohnten Stunde. Die litera-
rischen Vorträge und der orthographische Kurs ver-
bleiben am Gymnasium, die letzten Stunden des
1. Frisierkurses im Hutsalon Hollicek. Der 2. Frisier-
kurs beginnt anfangs Jänner und findet dann auch
im Vereinszimmer statt. Anmeldungen zu demselben,
wie auch zu einem 2. englischen Kurse werden
bereits entgegengenommen. Auch eine Kandidatin
in den Pflegerinnenkurs kann zum Jänner-Termin
noch aufgenommen werden. Sprechstunden Sonntag
9--10, Mittwoch 5--6 im Vereinszimmer.

Öffentliche Handwerkerversammlung.

Übermorgen, Donnerstag, den 12. d. findet in der
Gambrinushalle die in der Versammlung vom 3. d.
beschlossene, für jeden Gewerbetreibenden frei zu-
gängliche Versammlung des deutschen Handwerker-
vereines statt, in welcher die Verlegung des
derzeitigen Unterrichtsbeginnes an der gewerblichen
Fortbildungsschule besprochen werden soll. Da der
Gegenstand jeden einzelnen Gewerbetreibenden und
Handwerker betrifft, so wird auf eine äußerst zahl-
reiche Beteiligung an der Versammlung gerechnet.

Umban des Hauptbahnhofes.

Wie das
"Eisenbahnblatt" vernimmt, hat die Verwaltung der
Südbahngesellschaft dem Eisenbahnministerium dieser
Tage das Detailprojekt für den programmgemäß in
Aussicht genommenen Umbau des Hauptbahnhofes
in Marburg vorgelegt. Das Projekt, das eine sehr
namhafte Umgestaltung und Vergrößerung der bis-
herigen Bahnhofanlagen in Marburg vorsieht, wird
geprüft und sodann den vorgeschriebenen kommissio-
[Spaltenumbruch] nellen Amtshandlungen unterzogen werden, so daß
an die Inangriffnahme des Baues jedenfalls im
Laufe des Jahres 1908 geschritten werden wird.

Todesfall.

Am 9. d. ist hier der k. u. k.
Oberst i. R. Herr Johann Tusch im 73. Lebens-
jahre gestorben. Er war Mitglied der Elisabeth
Theresien-Militärstiftung und Besitzer mehrerer
Auszeichnungen. Die Bestattung erfolgt Mittwoch
um halb 3 Uhr vom Hause Nr. 6 der Ferdinand-
straße aus.

Panorama International.

Die Wochen-
serie "Schweiz, Interlaken, Lauterbrunnen, Grindel-
wald" führt uns in die großartig romantische
Hochgebirgswelt der Schweiz. Die prachtvollen Ge-
birgs- und Gletscherßenerien dieses weltbekannten
Reisezieles so vieler Tausender alljährlich, wie die
großartig hochinteressanten Gebirgslandschaften mit
den berühmten Hotels werden gewiß das Interesse
jedermanns erwecken. Die Reinheit und wunderbare
Plastik der schönen einzelnen Bilder verdienen vollste
Anerkennung.

Unseren Standeskollegen zur Auf-
klärung.

Unter dieser Spitzmarke erhalten wir
nachstehende Ausführungen mit dem Ersuchen um
Veröffentlichung: In der am 3. Dezember im Hotel
"Mohr" vom Deutschen Handwerkerverein -- zwecks
Gründung einer Spar- und Darlehenskasse -- ein-
berufenen Versammlung fand es der Obmann Herr
Franz Kral für geboten, Einzelheiten von der am
30. November stattgefundenen Schulausschußsitzung
der gewerblichen Fortbildungsschule zur Sprache zu
bringen und endete seine Ausführungen mit der
hübschen Schlußfolgerung, daß die Gefertigten
förmlich eine Schande des Gewerbestandes bilden,
weil, man lese und staune, wir es wagten, eine
selbständige Meinung zu vertreten. Obschon nun die
erfolgten Ausführungen förmlich den Anreiz zu
einer heiteren Erwiderung bieten, so wollen wir
uns doch bemühen, dem Ernste der Sache wegen
klar und deutlich anzuführen, welches Verbrechen
wir eigentlich begangen haben und was uns -- bei
unserer Abwesenheit -- zu stürmischen Entrüstungs-
rufen verhalf. Der Wunsch der Verlegung der ehe-
mals bestandenen Unterrichtsstunden von 7 bis
9 Uhr abends war ein allgemeiner und durchaus
wohlbegründeter, weil man nach der bereits überall
durchgeführten zehnstündigen Arbeitszeit der Gehilfen-
schaft, auch zur Erkenntnis gelangen mußte, daß
man füglich von einem Knaben, der sich ja doch
noch im körperlichen Entwicklungsstadium befindet,
aus Billigkeitsgründen nicht fordern kann, daß er
nach zehnstündiger Arbeitszeit noch weitere zwei
Stunden mit der nötigen Aufmerksamkeit den Unter-
richt verfolge. Abgesehen von diesem allein schon
ausschlaggebenden Moment, haben aber die späten
Unterrichtsstunden eine ganze Reihe von Klagen ge-
zeitigt, die durch den jugendlichen Übermut beim
nächtlichen Zuhausegehen durch allerlei Unzukömm-
lichkeiten hervorgerufen wurden, wofür sich keine
Abhilfe fand, zumal man vom Lehrherrn doch nicht
auch noch verlangen kann, daß er seine Lehrlinge
(z. B. wie Mädchen durch Gouvernanten) von der
Schule abholen lassen soll. Anderseits gelangten
aber auch zahlreiche Klagen an den Schulausschuß
und zwar namentlich von solchen Lehrherren, welche
ihre Lehrlinge zu verköstigen haben. Es ist auch für
jeden Haushalt unangenehm, wenn das Essen ein-
mal für diese, einmal für jene Stunde bestimmt
wird oder wenn gar das Nachtmahl für verschiedene
Stunden geteilt hergerichtet werden muß. Aus diesen
und noch anderen Gründen hat das k. k. Unterrichts-
ministerium die vor vier Jahren vom, Schulausschuß
reiflich überdachte Verlegung der Unterrichtsstunden
von 7 bis 9 Uhr auf 5 bis 7 Uhr genehmigt und
die k. k. Statthalterei hat sie mit Erlaß vom
18. März 1903, Z. 7809, bestätigt. Was ist nun
geschehen? Zunächst konstatieren wir aus den amt-
lichen Ausweisen, daß seit dieser Zeit der Besuch
an dieser Schule von 60 auf 85 sich erhöht hat.
Die mannigfachen Klagen der Herren Lehrer, daß
die Lehrlinge während der Unterrichtszeit sogar
schlafen usw., haben aufgehört und nach den über-
einstimmenden Erfahrungen des Lehrkörpers sind
die Unterrichtserfolge gegen frühere Jahre wesentlich
bessere, was den aufmerksamen regelmäßigen Be-
obachtern der ausgestellten Arbeiten wohl nicht ent-
gangen sein dürfte. Weiters müssen wir aber auch
konstatieren, daß die Gewerbetreibenden durch die
erfolgte Verlegung der Unterrichtsstunden von der
Arbeitsleistung der Lehrlinge faktisch nur zwei
Stunden pro Woche verlieren, da der Lehrherr seine
Lehrlinge im allgemeinen doch nicht länger als bis
6 Uhr abends zur Arbeit verhalten kann. Zudem
[Spaltenumbruch] ist aber wohl auch bekannt, daß der Unterricht nicht
das ganze Jahr, sondern nur acht Monat währte,
und ist die Behauptung des Herrn Kral, daß durch
den Entfall dieser zwei wöchentlichen Stunden die
manuelle Fertigkeit der Lehrlinge eine Einbuße er-
leidet, vollständig haltlos. Herr Zollenstein führte
bei dieser Sitzung den ihm unangenehmen Umstand
ins Treffen, daß er oftmals dringend um 6 Uhr
Stiefeln zur Postaufgabe bringen muß. Nun wird
der Gehilfe gerade um 5 Uhr (und das an einem
Tag, wo gerade der Lehrling in die Schule muß)
mit seiner Arbeit fertig. Der Gehilfe putzt nun keine
Schuhe! Wer aber soll nun die Schuhe putzen, was
doch auch zur Vollendung des Erzeugnisses gehöre!!?
Ein anderer Herr bekämpfte "diese den Gewerbe-
stand so drückende Stundeneinteilung" mit dem
Bemerk: "Was macht denn z. B. ein Schmied,
wenn ihm sein Bub nicht den Blasbalg zieht und
schon um 5 Uhr in die Schule muß? Der kann
ja einfach nicht mehr weiter arbeiten." Schuhe
putzen, Blasbalg ziehen usw. sind untergeordnete
Arbeiten, die allerdings jeder Lehrling bei Beginn
seiner Lehrzeit üben muß; den Inhalt seiner Lehr-
zeit können aber derartige Arbeiten ebensowenig
bilden, als von deren ausschließlicher Verrichtung
durch Lehrlinge die Existenz des Meisters abhängig
ist. Die Zeiten sind ernster geworden. Das heutige
Erwerbsleben stellt nicht nur an den Meister, son-
dern auch an den Gehilfen erhöhte Anforderungen
und jeder gewissenhafte Meister läßt es sich ange-
legen sein, daß sein Lehrling sich außer der manu-
ellen Fertigkeit auch wenigstens die notwendigsten
theoretischen Kenntnisse seines Faches aneignet, da-
mit er sich dann als Gehilfe in der Welt leichter
fortbringen kann. Und nun sehe man sich einmal
unser Lehrlingsmaterial an. Viele vom Lande in
die Stadt gekommene Lehrlinge sind nicht einmal
der deutschen Sprache mächtig, abgesehen auch von
den noch vorkommenden Analphabeten. Da wird es
wohl jedem objektiv Denkenden klar werden, daß
gerade dem Schulunterricht eine erhöhte Aufmerk-
samkeit zuzuwenden ist. Daß aber die dermaligen
Unterrichtsstunden manchen Gewerben, insbesondere
den Schlossern, nicht passen, sei ohneweiters zuge-
geben. Bei den so vielen Branchen ist es aber einer
Schule allein unmöglich, für jede Branche eine
eigene Stundeneinteilung zu treffen. Deshalb waren
auch die früheren Einsprachen und Gesuche des
Gewerbevereines erfolglos und wurde das letzte
Gesuch dieses Vereines von der Statthalterei mit
dem Bemerk abgewiesen, daß man auch an allen
anderen Orten die dermaligen gewerblichen Unter-
richtsstunden auf eine frühere Zeit verlegen wird.
Für große Genossenschaften wird es ohnedies nur
eine Zeitfrage sein, daß sie für ihre Lehrlinge ört-
liche Fachschulen errichten. Greifen wir beispiels-
weise nur das Schlosser- und Mechanikergewerbe
heraus. Laut Erhebungen der Schulleitung haben
die Herren Mechaniker Franz Neger 10, die
Schlossermeister Polatschek 7, Baizer 6, Riegler 6,
Karl Pirch 5, Sirak 7, Kerth 7, Kotbauer 4,
Jagoditsch 5, Sinkowitsch 5, Swetlitsch 4 und
Schell 5 Lehrlinge. (Meister, die weniger Lehrlinge
halten, sind hier nicht angeführt.) -- Bei einer so
großen Lehrlingszahl einer einzigen Genossenschaft
kann an die Errichtung einer eigenen Fachschule --
mit selbstgewählten Unterrichtsstunden -- geschritten
werden und ist in solchen Fällen die Genossenschaft
sicher, von den in Betracht kommenden Behörden
und Körperschaften subventioniert zu werden. Hier
sei z. B. auf unsere Gastwirtgenossenschaft mit dem
rührigen Vorstand (Herren Sauer und Roschanz)
verwiesen, welche sich keine Mühe verdrießen ließen
und für schreibe neun Lehrlinge eine Fach-
schule errichtet haben, weil den Genossenschafts-
mitgliedern die Unterrichtsstunden von 5 bis 7 Uhr
abends nicht konvenierten und sie diese Stunden
in der Zeit von 3 bis 5 Uhr nachmittags abge-
halten wissen wollten. Es würde zu weit führen,
wollten wir an dieser Stelle alle Argumente an-
führen, die gegen eine weitere Verlegung der Unter-
richtsstunden in der Fortbildungsschule sprechen.
Stets und immer werden wir uns aber gegen alle
Angriffe wider den Fortschritt stemmen und meinen
schließlich, daß auch bei uns die ehrliche Überzeu-
gung einer guten Sache, unbedeutender Vorteile
willen, nicht in der erfolgten Form geschmäht
werden darf.



Vom Herrn Oberinspektor Werkstättenchef C.
Walenta erhielten wir folgende Zuschrift: "Sehr
geehrte Redaktion: Mit Bezug auf den in Ihrer
Zeitung Nr. 147 vom 7. Dezember 1907 unter

Nr. 148, 10. Dezember 1907 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] eines heimiſchen Vereines in ſo geringem Maße zu
unterſtützen. Der Männergeſangverein verfügt über
volle, in angenehmſter Harmonie zuſammenklingende
Stimmen, wodurch die exakten Darbietungen bald
wie im ſanften Säuſeln, bald wie im Waldes-
rauſchen zum Ausdruck kommen konnten. Alle be-
geiſterte Anerkennung der Bemühungen der beiden
Sangwarte, der Herren Rudolf Wagner und
Franz Schönherr war eine redlich verdiente.
Unter der Leitung des Herrn Wagner wurden in
der erſten Abteilung zu Gehör gebracht: der Männer-
vollgeſang mit Flügelbegleitung das „Lied der Städte“
von Max Bruch und die Ballade für Männervoll-
geſang „Die Ablöſung“ von Hermann Hutter, in
der letzten Abteilung der Schultz’ſche Männervoll-
geſang mit Flügelbegleitung „Waldharfen.“ Der
Tenor-Einzelgeſang des Herrn Karl Glaſer kam
wie immer ſo recht zur Geltung. In der dritten
Abteilung leitete Herr Franz Schönherr die
Symphonie-Ode für Männervollgeſang von J. L.
Nicode „Das Meer“, den Vollgeſang von Jüngſt
„Wie ging das Lied?“ und den von Kremſer „Das
Volkslied“, welch’ beide letzten ſich durch ſehr an-
ſprechende Melodien auszeichnen. Einen unſtreitig
größeren Beifall errang ſich Herr Muſikdirektor
Alfred Klietmann als Künſtler auf der Geige.
Seine Darbietungen löſten einen ſtets geſteigerten
Beifall aus, der ihn ſchließlich mit einer Zugabe
danken ließ. Den Vorträgen der Edvard Grieg’ſchen
Sonate in F-Dur, ſowie der „Legende“ von
Wieniawski und „Hejre Kati“ von Hubay lauſchte
das Publikum mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit.
Eine bekanntlich nicht dankbare Aufgabe, die Über-
nahme der Flügelbegleitung zu den Geſangs- und
Geigenvorträgen, fiel wie gewöhnlich Herrn Lehrer
Köle zu, der ſie auch in bekannt vorzüglicher Weiſe
löſte; das Bewußtſein, Anteil an dem herrlichen
Gelingen der Veranſtaltung zu haben, möge ihn mit
Befriedigung erfüllen.

Der Verband der deutſchen Hochſchüler
Marburgs

ſpendete der deutſchen Volksſchule in
Wind.-Feiſtritz 20 Kronen zur Anſchaffung eines
Harmoniums.

Tiroler Bund.

Morgen, Mittwoch, den
11. d. zwangloſe Zuſammenkunft der in Marburg
anweſenden Tiroler uvd Tirolerfreuude in Werhonigs
„Alldeutſcher Weinſtube“; eventuell Beſprechung be-
hufs Gründung einer Ortsgruppe des Tiroler Volks-
bundes. Beginn 8 bis halb 9 Uhr.

Konzert Slezak.

Wie uns mitgeteilt wird,
findet dieſes Konzert beſtimmt am Sonntag, den
15. d. M., halb 8 Uhr abends im großen Kaſino-
ſaale ſtatt. Wir werden erſucht, nochmals bekannt-
zugeben, daß die Vormerkung auf Sitze für die be-
ſtimmte Annahme der Karten bindend iſt. Karten-
verkauf in der Muſikalienhandlung des Herrn Joſef
Höfer, Burggaſſe 2.

Verein Frauenhilfe.

Von heute an finden
die Vereinskurſe aus Franzöſiſch, Italieniſch, Eng-
liſch, Schnittzeichnen und Brandmalen in den neuen,
von der Gemeinde zur Verfügung geſtellten Vereins-
lokalitäten ſtatt u. zw. Eliſabethſtraße 16 (Muſeum),
2. Stock, rechts, zur gewohnten Stunde. Die litera-
riſchen Vorträge und der orthographiſche Kurs ver-
bleiben am Gymnaſium, die letzten Stunden des
1. Friſierkurſes im Hutſalon Holliček. Der 2. Friſier-
kurs beginnt anfangs Jänner und findet dann auch
im Vereinszimmer ſtatt. Anmeldungen zu demſelben,
wie auch zu einem 2. engliſchen Kurſe werden
bereits entgegengenommen. Auch eine Kandidatin
in den Pflegerinnenkurs kann zum Jänner-Termin
noch aufgenommen werden. Sprechſtunden Sonntag
9—10, Mittwoch 5—6 im Vereinszimmer.

Öffentliche Handwerkerverſammlung.

Übermorgen, Donnerstag, den 12. d. findet in der
Gambrinushalle die in der Verſammlung vom 3. d.
beſchloſſene, für jeden Gewerbetreibenden frei zu-
gängliche Verſammlung des deutſchen Handwerker-
vereines ſtatt, in welcher die Verlegung des
derzeitigen Unterrichtsbeginnes an der gewerblichen
Fortbildungsſchule beſprochen werden ſoll. Da der
Gegenſtand jeden einzelnen Gewerbetreibenden und
Handwerker betrifft, ſo wird auf eine äußerſt zahl-
reiche Beteiligung an der Verſammlung gerechnet.

Umban des Hauptbahnhofes.

Wie das
„Eiſenbahnblatt“ vernimmt, hat die Verwaltung der
Südbahngeſellſchaft dem Eiſenbahnminiſterium dieſer
Tage das Detailprojekt für den programmgemäß in
Ausſicht genommenen Umbau des Hauptbahnhofes
in Marburg vorgelegt. Das Projekt, das eine ſehr
namhafte Umgeſtaltung und Vergrößerung der bis-
herigen Bahnhofanlagen in Marburg vorſieht, wird
geprüft und ſodann den vorgeſchriebenen kommiſſio-
[Spaltenumbruch] nellen Amtshandlungen unterzogen werden, ſo daß
an die Inangriffnahme des Baues jedenfalls im
Laufe des Jahres 1908 geſchritten werden wird.

Todesfall.

Am 9. d. iſt hier der k. u. k.
Oberſt i. R. Herr Johann Tuſch im 73. Lebens-
jahre geſtorben. Er war Mitglied der Eliſabeth
Thereſien-Militärſtiftung und Beſitzer mehrerer
Auszeichnungen. Die Beſtattung erfolgt Mittwoch
um halb 3 Uhr vom Hauſe Nr. 6 der Ferdinand-
ſtraße aus.

Panorama International.

Die Wochen-
ſerie „Schweiz, Interlaken, Lauterbrunnen, Grindel-
wald“ führt uns in die großartig romantiſche
Hochgebirgswelt der Schweiz. Die prachtvollen Ge-
birgs- und Gletſcherſzenerien dieſes weltbekannten
Reiſezieles ſo vieler Tauſender alljährlich, wie die
großartig hochintereſſanten Gebirgslandſchaften mit
den berühmten Hotels werden gewiß das Intereſſe
jedermanns erwecken. Die Reinheit und wunderbare
Plaſtik der ſchönen einzelnen Bilder verdienen vollſte
Anerkennung.

Unſeren Standeskollegen zur Auf-
klärung.

Unter dieſer Spitzmarke erhalten wir
nachſtehende Ausführungen mit dem Erſuchen um
Veröffentlichung: In der am 3. Dezember im Hotel
„Mohr“ vom Deutſchen Handwerkerverein — zwecks
Gründung einer Spar- und Darlehenskaſſe — ein-
berufenen Verſammlung fand es der Obmann Herr
Franz Kral für geboten, Einzelheiten von der am
30. November ſtattgefundenen Schulausſchußſitzung
der gewerblichen Fortbildungsſchule zur Sprache zu
bringen und endete ſeine Ausführungen mit der
hübſchen Schlußfolgerung, daß die Gefertigten
förmlich eine Schande des Gewerbeſtandes bilden,
weil, man leſe und ſtaune, wir es wagten, eine
ſelbſtändige Meinung zu vertreten. Obſchon nun die
erfolgten Ausführungen förmlich den Anreiz zu
einer heiteren Erwiderung bieten, ſo wollen wir
uns doch bemühen, dem Ernſte der Sache wegen
klar und deutlich anzuführen, welches Verbrechen
wir eigentlich begangen haben und was uns — bei
unſerer Abweſenheit — zu ſtürmiſchen Entrüſtungs-
rufen verhalf. Der Wunſch der Verlegung der ehe-
mals beſtandenen Unterrichtsſtunden von 7 bis
9 Uhr abends war ein allgemeiner und durchaus
wohlbegründeter, weil man nach der bereits überall
durchgeführten zehnſtündigen Arbeitszeit der Gehilfen-
ſchaft, auch zur Erkenntnis gelangen mußte, daß
man füglich von einem Knaben, der ſich ja doch
noch im körperlichen Entwicklungsſtadium befindet,
aus Billigkeitsgründen nicht fordern kann, daß er
nach zehnſtündiger Arbeitszeit noch weitere zwei
Stunden mit der nötigen Aufmerkſamkeit den Unter-
richt verfolge. Abgeſehen von dieſem allein ſchon
ausſchlaggebenden Moment, haben aber die ſpäten
Unterrichtsſtunden eine ganze Reihe von Klagen ge-
zeitigt, die durch den jugendlichen Übermut beim
nächtlichen Zuhauſegehen durch allerlei Unzukömm-
lichkeiten hervorgerufen wurden, wofür ſich keine
Abhilfe fand, zumal man vom Lehrherrn doch nicht
auch noch verlangen kann, daß er ſeine Lehrlinge
(z. B. wie Mädchen durch Gouvernanten) von der
Schule abholen laſſen ſoll. Anderſeits gelangten
aber auch zahlreiche Klagen an den Schulausſchuß
und zwar namentlich von ſolchen Lehrherren, welche
ihre Lehrlinge zu verköſtigen haben. Es iſt auch für
jeden Haushalt unangenehm, wenn das Eſſen ein-
mal für dieſe, einmal für jene Stunde beſtimmt
wird oder wenn gar das Nachtmahl für verſchiedene
Stunden geteilt hergerichtet werden muß. Aus dieſen
und noch anderen Gründen hat das k. k. Unterrichts-
miniſterium die vor vier Jahren vom, Schulausſchuß
reiflich überdachte Verlegung der Unterrichtsſtunden
von 7 bis 9 Uhr auf 5 bis 7 Uhr genehmigt und
die k. k. Statthalterei hat ſie mit Erlaß vom
18. März 1903, Z. 7809, beſtätigt. Was iſt nun
geſchehen? Zunächſt konſtatieren wir aus den amt-
lichen Ausweiſen, daß ſeit dieſer Zeit der Beſuch
an dieſer Schule von 60 auf 85 ſich erhöht hat.
Die mannigfachen Klagen der Herren Lehrer, daß
die Lehrlinge während der Unterrichtszeit ſogar
ſchlafen uſw., haben aufgehört und nach den über-
einſtimmenden Erfahrungen des Lehrkörpers ſind
die Unterrichtserfolge gegen frühere Jahre weſentlich
beſſere, was den aufmerkſamen regelmäßigen Be-
obachtern der ausgeſtellten Arbeiten wohl nicht ent-
gangen ſein dürfte. Weiters müſſen wir aber auch
konſtatieren, daß die Gewerbetreibenden durch die
erfolgte Verlegung der Unterrichtsſtunden von der
Arbeitsleiſtung der Lehrlinge faktiſch nur zwei
Stunden pro Woche verlieren, da der Lehrherr ſeine
Lehrlinge im allgemeinen doch nicht länger als bis
6 Uhr abends zur Arbeit verhalten kann. Zudem
[Spaltenumbruch] iſt aber wohl auch bekannt, daß der Unterricht nicht
das ganze Jahr, ſondern nur acht Monat währte,
und iſt die Behauptung des Herrn Kral, daß durch
den Entfall dieſer zwei wöchentlichen Stunden die
manuelle Fertigkeit der Lehrlinge eine Einbuße er-
leidet, vollſtändig haltlos. Herr Zollenſtein führte
bei dieſer Sitzung den ihm unangenehmen Umſtand
ins Treffen, daß er oftmals dringend um 6 Uhr
Stiefeln zur Poſtaufgabe bringen muß. Nun wird
der Gehilfe gerade um 5 Uhr (und das an einem
Tag, wo gerade der Lehrling in die Schule muß)
mit ſeiner Arbeit fertig. Der Gehilfe putzt nun keine
Schuhe! Wer aber ſoll nun die Schuhe putzen, was
doch auch zur Vollendung des Erzeugniſſes gehöre!!?
Ein anderer Herr bekämpfte „dieſe den Gewerbe-
ſtand ſo drückende Stundeneinteilung“ mit dem
Bemerk: „Was macht denn z. B. ein Schmied,
wenn ihm ſein Bub nicht den Blasbalg zieht und
ſchon um 5 Uhr in die Schule muß? Der kann
ja einfach nicht mehr weiter arbeiten.“ Schuhe
putzen, Blasbalg ziehen uſw. ſind untergeordnete
Arbeiten, die allerdings jeder Lehrling bei Beginn
ſeiner Lehrzeit üben muß; den Inhalt ſeiner Lehr-
zeit können aber derartige Arbeiten ebenſowenig
bilden, als von deren ausſchließlicher Verrichtung
durch Lehrlinge die Exiſtenz des Meiſters abhängig
iſt. Die Zeiten ſind ernſter geworden. Das heutige
Erwerbsleben ſtellt nicht nur an den Meiſter, ſon-
dern auch an den Gehilfen erhöhte Anforderungen
und jeder gewiſſenhafte Meiſter läßt es ſich ange-
legen ſein, daß ſein Lehrling ſich außer der manu-
ellen Fertigkeit auch wenigſtens die notwendigſten
theoretiſchen Kenntniſſe ſeines Faches aneignet, da-
mit er ſich dann als Gehilfe in der Welt leichter
fortbringen kann. Und nun ſehe man ſich einmal
unſer Lehrlingsmaterial an. Viele vom Lande in
die Stadt gekommene Lehrlinge ſind nicht einmal
der deutſchen Sprache mächtig, abgeſehen auch von
den noch vorkommenden Analphabeten. Da wird es
wohl jedem objektiv Denkenden klar werden, daß
gerade dem Schulunterricht eine erhöhte Aufmerk-
ſamkeit zuzuwenden iſt. Daß aber die dermaligen
Unterrichtsſtunden manchen Gewerben, insbeſondere
den Schloſſern, nicht paſſen, ſei ohneweiters zuge-
geben. Bei den ſo vielen Branchen iſt es aber einer
Schule allein unmöglich, für jede Branche eine
eigene Stundeneinteilung zu treffen. Deshalb waren
auch die früheren Einſprachen und Geſuche des
Gewerbevereines erfolglos und wurde das letzte
Geſuch dieſes Vereines von der Statthalterei mit
dem Bemerk abgewieſen, daß man auch an allen
anderen Orten die dermaligen gewerblichen Unter-
richtsſtunden auf eine frühere Zeit verlegen wird.
Für große Genoſſenſchaften wird es ohnedies nur
eine Zeitfrage ſein, daß ſie für ihre Lehrlinge ört-
liche Fachſchulen errichten. Greifen wir beiſpiels-
weiſe nur das Schloſſer- und Mechanikergewerbe
heraus. Laut Erhebungen der Schulleitung haben
die Herren Mechaniker Franz Neger 10, die
Schloſſermeiſter Polatſchek 7, Baizer 6, Riegler 6,
Karl Pirch 5, Sirak 7, Kerth 7, Kotbauer 4,
Jagoditſch 5, Sinkowitſch 5, Swetlitſch 4 und
Schell 5 Lehrlinge. (Meiſter, die weniger Lehrlinge
halten, ſind hier nicht angeführt.) — Bei einer ſo
großen Lehrlingszahl einer einzigen Genoſſenſchaft
kann an die Errichtung einer eigenen Fachſchule —
mit ſelbſtgewählten Unterrichtsſtunden — geſchritten
werden und iſt in ſolchen Fällen die Genoſſenſchaft
ſicher, von den in Betracht kommenden Behörden
und Körperſchaften ſubventioniert zu werden. Hier
ſei z. B. auf unſere Gaſtwirtgenoſſenſchaft mit dem
rührigen Vorſtand (Herren Sauer und Roſchanz)
verwieſen, welche ſich keine Mühe verdrießen ließen
und für ſchreibe neun Lehrlinge eine Fach-
ſchule errichtet haben, weil den Genoſſenſchafts-
mitgliedern die Unterrichtsſtunden von 5 bis 7 Uhr
abends nicht konvenierten und ſie dieſe Stunden
in der Zeit von 3 bis 5 Uhr nachmittags abge-
halten wiſſen wollten. Es würde zu weit führen,
wollten wir an dieſer Stelle alle Argumente an-
führen, die gegen eine weitere Verlegung der Unter-
richtsſtunden in der Fortbildungsſchule ſprechen.
Stets und immer werden wir uns aber gegen alle
Angriffe wider den Fortſchritt ſtemmen und meinen
ſchließlich, daß auch bei uns die ehrliche Überzeu-
gung einer guten Sache, unbedeutender Vorteile
willen, nicht in der erfolgten Form geſchmäht
werden darf.



Vom Herrn Oberinſpektor Werkſtättenchef C.
Walenta erhielten wir folgende Zuſchrift: „Sehr
geehrte Redaktion: Mit Bezug auf den in Ihrer
Zeitung Nr. 147 vom 7. Dezember 1907 unter

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[3/0003] Nr. 148, 10. Dezember 1907 Marburger Zeitung eines heimiſchen Vereines in ſo geringem Maße zu unterſtützen. Der Männergeſangverein verfügt über volle, in angenehmſter Harmonie zuſammenklingende Stimmen, wodurch die exakten Darbietungen bald wie im ſanften Säuſeln, bald wie im Waldes- rauſchen zum Ausdruck kommen konnten. Alle be- geiſterte Anerkennung der Bemühungen der beiden Sangwarte, der Herren Rudolf Wagner und Franz Schönherr war eine redlich verdiente. Unter der Leitung des Herrn Wagner wurden in der erſten Abteilung zu Gehör gebracht: der Männer- vollgeſang mit Flügelbegleitung das „Lied der Städte“ von Max Bruch und die Ballade für Männervoll- geſang „Die Ablöſung“ von Hermann Hutter, in der letzten Abteilung der Schultz’ſche Männervoll- geſang mit Flügelbegleitung „Waldharfen.“ Der Tenor-Einzelgeſang des Herrn Karl Glaſer kam wie immer ſo recht zur Geltung. In der dritten Abteilung leitete Herr Franz Schönherr die Symphonie-Ode für Männervollgeſang von J. L. Nicode „Das Meer“, den Vollgeſang von Jüngſt „Wie ging das Lied?“ und den von Kremſer „Das Volkslied“, welch’ beide letzten ſich durch ſehr an- ſprechende Melodien auszeichnen. Einen unſtreitig größeren Beifall errang ſich Herr Muſikdirektor Alfred Klietmann als Künſtler auf der Geige. Seine Darbietungen löſten einen ſtets geſteigerten Beifall aus, der ihn ſchließlich mit einer Zugabe danken ließ. Den Vorträgen der Edvard Grieg’ſchen Sonate in F-Dur, ſowie der „Legende“ von Wieniawski und „Hejre Kati“ von Hubay lauſchte das Publikum mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit. Eine bekanntlich nicht dankbare Aufgabe, die Über- nahme der Flügelbegleitung zu den Geſangs- und Geigenvorträgen, fiel wie gewöhnlich Herrn Lehrer Köle zu, der ſie auch in bekannt vorzüglicher Weiſe löſte; das Bewußtſein, Anteil an dem herrlichen Gelingen der Veranſtaltung zu haben, möge ihn mit Befriedigung erfüllen. Der Verband der deutſchen Hochſchüler Marburgs ſpendete der deutſchen Volksſchule in Wind.-Feiſtritz 20 Kronen zur Anſchaffung eines Harmoniums. Tiroler Bund. Morgen, Mittwoch, den 11. d. zwangloſe Zuſammenkunft der in Marburg anweſenden Tiroler uvd Tirolerfreuude in Werhonigs „Alldeutſcher Weinſtube“; eventuell Beſprechung be- hufs Gründung einer Ortsgruppe des Tiroler Volks- bundes. Beginn 8 bis halb 9 Uhr. Konzert Slezak. Wie uns mitgeteilt wird, findet dieſes Konzert beſtimmt am Sonntag, den 15. d. M., halb 8 Uhr abends im großen Kaſino- ſaale ſtatt. Wir werden erſucht, nochmals bekannt- zugeben, daß die Vormerkung auf Sitze für die be- ſtimmte Annahme der Karten bindend iſt. Karten- verkauf in der Muſikalienhandlung des Herrn Joſef Höfer, Burggaſſe 2. Verein Frauenhilfe. Von heute an finden die Vereinskurſe aus Franzöſiſch, Italieniſch, Eng- liſch, Schnittzeichnen und Brandmalen in den neuen, von der Gemeinde zur Verfügung geſtellten Vereins- lokalitäten ſtatt u. zw. Eliſabethſtraße 16 (Muſeum), 2. Stock, rechts, zur gewohnten Stunde. Die litera- riſchen Vorträge und der orthographiſche Kurs ver- bleiben am Gymnaſium, die letzten Stunden des 1. Friſierkurſes im Hutſalon Holliček. Der 2. Friſier- kurs beginnt anfangs Jänner und findet dann auch im Vereinszimmer ſtatt. Anmeldungen zu demſelben, wie auch zu einem 2. engliſchen Kurſe werden bereits entgegengenommen. Auch eine Kandidatin in den Pflegerinnenkurs kann zum Jänner-Termin noch aufgenommen werden. Sprechſtunden Sonntag 9—10, Mittwoch 5—6 im Vereinszimmer. Öffentliche Handwerkerverſammlung. Übermorgen, Donnerstag, den 12. d. findet in der Gambrinushalle die in der Verſammlung vom 3. d. beſchloſſene, für jeden Gewerbetreibenden frei zu- gängliche Verſammlung des deutſchen Handwerker- vereines ſtatt, in welcher die Verlegung des derzeitigen Unterrichtsbeginnes an der gewerblichen Fortbildungsſchule beſprochen werden ſoll. Da der Gegenſtand jeden einzelnen Gewerbetreibenden und Handwerker betrifft, ſo wird auf eine äußerſt zahl- reiche Beteiligung an der Verſammlung gerechnet. Umban des Hauptbahnhofes. Wie das „Eiſenbahnblatt“ vernimmt, hat die Verwaltung der Südbahngeſellſchaft dem Eiſenbahnminiſterium dieſer Tage das Detailprojekt für den programmgemäß in Ausſicht genommenen Umbau des Hauptbahnhofes in Marburg vorgelegt. Das Projekt, das eine ſehr namhafte Umgeſtaltung und Vergrößerung der bis- herigen Bahnhofanlagen in Marburg vorſieht, wird geprüft und ſodann den vorgeſchriebenen kommiſſio- nellen Amtshandlungen unterzogen werden, ſo daß an die Inangriffnahme des Baues jedenfalls im Laufe des Jahres 1908 geſchritten werden wird. Todesfall. Am 9. d. iſt hier der k. u. k. Oberſt i. R. Herr Johann Tuſch im 73. Lebens- jahre geſtorben. Er war Mitglied der Eliſabeth Thereſien-Militärſtiftung und Beſitzer mehrerer Auszeichnungen. Die Beſtattung erfolgt Mittwoch um halb 3 Uhr vom Hauſe Nr. 6 der Ferdinand- ſtraße aus. Panorama International. Die Wochen- ſerie „Schweiz, Interlaken, Lauterbrunnen, Grindel- wald“ führt uns in die großartig romantiſche Hochgebirgswelt der Schweiz. Die prachtvollen Ge- birgs- und Gletſcherſzenerien dieſes weltbekannten Reiſezieles ſo vieler Tauſender alljährlich, wie die großartig hochintereſſanten Gebirgslandſchaften mit den berühmten Hotels werden gewiß das Intereſſe jedermanns erwecken. Die Reinheit und wunderbare Plaſtik der ſchönen einzelnen Bilder verdienen vollſte Anerkennung. Unſeren Standeskollegen zur Auf- klärung. Unter dieſer Spitzmarke erhalten wir nachſtehende Ausführungen mit dem Erſuchen um Veröffentlichung: In der am 3. Dezember im Hotel „Mohr“ vom Deutſchen Handwerkerverein — zwecks Gründung einer Spar- und Darlehenskaſſe — ein- berufenen Verſammlung fand es der Obmann Herr Franz Kral für geboten, Einzelheiten von der am 30. November ſtattgefundenen Schulausſchußſitzung der gewerblichen Fortbildungsſchule zur Sprache zu bringen und endete ſeine Ausführungen mit der hübſchen Schlußfolgerung, daß die Gefertigten förmlich eine Schande des Gewerbeſtandes bilden, weil, man leſe und ſtaune, wir es wagten, eine ſelbſtändige Meinung zu vertreten. Obſchon nun die erfolgten Ausführungen förmlich den Anreiz zu einer heiteren Erwiderung bieten, ſo wollen wir uns doch bemühen, dem Ernſte der Sache wegen klar und deutlich anzuführen, welches Verbrechen wir eigentlich begangen haben und was uns — bei unſerer Abweſenheit — zu ſtürmiſchen Entrüſtungs- rufen verhalf. Der Wunſch der Verlegung der ehe- mals beſtandenen Unterrichtsſtunden von 7 bis 9 Uhr abends war ein allgemeiner und durchaus wohlbegründeter, weil man nach der bereits überall durchgeführten zehnſtündigen Arbeitszeit der Gehilfen- ſchaft, auch zur Erkenntnis gelangen mußte, daß man füglich von einem Knaben, der ſich ja doch noch im körperlichen Entwicklungsſtadium befindet, aus Billigkeitsgründen nicht fordern kann, daß er nach zehnſtündiger Arbeitszeit noch weitere zwei Stunden mit der nötigen Aufmerkſamkeit den Unter- richt verfolge. Abgeſehen von dieſem allein ſchon ausſchlaggebenden Moment, haben aber die ſpäten Unterrichtsſtunden eine ganze Reihe von Klagen ge- zeitigt, die durch den jugendlichen Übermut beim nächtlichen Zuhauſegehen durch allerlei Unzukömm- lichkeiten hervorgerufen wurden, wofür ſich keine Abhilfe fand, zumal man vom Lehrherrn doch nicht auch noch verlangen kann, daß er ſeine Lehrlinge (z. B. wie Mädchen durch Gouvernanten) von der Schule abholen laſſen ſoll. Anderſeits gelangten aber auch zahlreiche Klagen an den Schulausſchuß und zwar namentlich von ſolchen Lehrherren, welche ihre Lehrlinge zu verköſtigen haben. Es iſt auch für jeden Haushalt unangenehm, wenn das Eſſen ein- mal für dieſe, einmal für jene Stunde beſtimmt wird oder wenn gar das Nachtmahl für verſchiedene Stunden geteilt hergerichtet werden muß. Aus dieſen und noch anderen Gründen hat das k. k. Unterrichts- miniſterium die vor vier Jahren vom, Schulausſchuß reiflich überdachte Verlegung der Unterrichtsſtunden von 7 bis 9 Uhr auf 5 bis 7 Uhr genehmigt und die k. k. Statthalterei hat ſie mit Erlaß vom 18. März 1903, Z. 7809, beſtätigt. Was iſt nun geſchehen? Zunächſt konſtatieren wir aus den amt- lichen Ausweiſen, daß ſeit dieſer Zeit der Beſuch an dieſer Schule von 60 auf 85 ſich erhöht hat. Die mannigfachen Klagen der Herren Lehrer, daß die Lehrlinge während der Unterrichtszeit ſogar ſchlafen uſw., haben aufgehört und nach den über- einſtimmenden Erfahrungen des Lehrkörpers ſind die Unterrichtserfolge gegen frühere Jahre weſentlich beſſere, was den aufmerkſamen regelmäßigen Be- obachtern der ausgeſtellten Arbeiten wohl nicht ent- gangen ſein dürfte. Weiters müſſen wir aber auch konſtatieren, daß die Gewerbetreibenden durch die erfolgte Verlegung der Unterrichtsſtunden von der Arbeitsleiſtung der Lehrlinge faktiſch nur zwei Stunden pro Woche verlieren, da der Lehrherr ſeine Lehrlinge im allgemeinen doch nicht länger als bis 6 Uhr abends zur Arbeit verhalten kann. Zudem iſt aber wohl auch bekannt, daß der Unterricht nicht das ganze Jahr, ſondern nur acht Monat währte, und iſt die Behauptung des Herrn Kral, daß durch den Entfall dieſer zwei wöchentlichen Stunden die manuelle Fertigkeit der Lehrlinge eine Einbuße er- leidet, vollſtändig haltlos. Herr Zollenſtein führte bei dieſer Sitzung den ihm unangenehmen Umſtand ins Treffen, daß er oftmals dringend um 6 Uhr Stiefeln zur Poſtaufgabe bringen muß. Nun wird der Gehilfe gerade um 5 Uhr (und das an einem Tag, wo gerade der Lehrling in die Schule muß) mit ſeiner Arbeit fertig. Der Gehilfe putzt nun keine Schuhe! Wer aber ſoll nun die Schuhe putzen, was doch auch zur Vollendung des Erzeugniſſes gehöre!!? Ein anderer Herr bekämpfte „dieſe den Gewerbe- ſtand ſo drückende Stundeneinteilung“ mit dem Bemerk: „Was macht denn z. B. ein Schmied, wenn ihm ſein Bub nicht den Blasbalg zieht und ſchon um 5 Uhr in die Schule muß? Der kann ja einfach nicht mehr weiter arbeiten.“ Schuhe putzen, Blasbalg ziehen uſw. ſind untergeordnete Arbeiten, die allerdings jeder Lehrling bei Beginn ſeiner Lehrzeit üben muß; den Inhalt ſeiner Lehr- zeit können aber derartige Arbeiten ebenſowenig bilden, als von deren ausſchließlicher Verrichtung durch Lehrlinge die Exiſtenz des Meiſters abhängig iſt. Die Zeiten ſind ernſter geworden. Das heutige Erwerbsleben ſtellt nicht nur an den Meiſter, ſon- dern auch an den Gehilfen erhöhte Anforderungen und jeder gewiſſenhafte Meiſter läßt es ſich ange- legen ſein, daß ſein Lehrling ſich außer der manu- ellen Fertigkeit auch wenigſtens die notwendigſten theoretiſchen Kenntniſſe ſeines Faches aneignet, da- mit er ſich dann als Gehilfe in der Welt leichter fortbringen kann. Und nun ſehe man ſich einmal unſer Lehrlingsmaterial an. Viele vom Lande in die Stadt gekommene Lehrlinge ſind nicht einmal der deutſchen Sprache mächtig, abgeſehen auch von den noch vorkommenden Analphabeten. Da wird es wohl jedem objektiv Denkenden klar werden, daß gerade dem Schulunterricht eine erhöhte Aufmerk- ſamkeit zuzuwenden iſt. Daß aber die dermaligen Unterrichtsſtunden manchen Gewerben, insbeſondere den Schloſſern, nicht paſſen, ſei ohneweiters zuge- geben. Bei den ſo vielen Branchen iſt es aber einer Schule allein unmöglich, für jede Branche eine eigene Stundeneinteilung zu treffen. Deshalb waren auch die früheren Einſprachen und Geſuche des Gewerbevereines erfolglos und wurde das letzte Geſuch dieſes Vereines von der Statthalterei mit dem Bemerk abgewieſen, daß man auch an allen anderen Orten die dermaligen gewerblichen Unter- richtsſtunden auf eine frühere Zeit verlegen wird. Für große Genoſſenſchaften wird es ohnedies nur eine Zeitfrage ſein, daß ſie für ihre Lehrlinge ört- liche Fachſchulen errichten. Greifen wir beiſpiels- weiſe nur das Schloſſer- und Mechanikergewerbe heraus. Laut Erhebungen der Schulleitung haben die Herren Mechaniker Franz Neger 10, die Schloſſermeiſter Polatſchek 7, Baizer 6, Riegler 6, Karl Pirch 5, Sirak 7, Kerth 7, Kotbauer 4, Jagoditſch 5, Sinkowitſch 5, Swetlitſch 4 und Schell 5 Lehrlinge. (Meiſter, die weniger Lehrlinge halten, ſind hier nicht angeführt.) — Bei einer ſo großen Lehrlingszahl einer einzigen Genoſſenſchaft kann an die Errichtung einer eigenen Fachſchule — mit ſelbſtgewählten Unterrichtsſtunden — geſchritten werden und iſt in ſolchen Fällen die Genoſſenſchaft ſicher, von den in Betracht kommenden Behörden und Körperſchaften ſubventioniert zu werden. Hier ſei z. B. auf unſere Gaſtwirtgenoſſenſchaft mit dem rührigen Vorſtand (Herren Sauer und Roſchanz) verwieſen, welche ſich keine Mühe verdrießen ließen und für ſchreibe neun Lehrlinge eine Fach- ſchule errichtet haben, weil den Genoſſenſchafts- mitgliedern die Unterrichtsſtunden von 5 bis 7 Uhr abends nicht konvenierten und ſie dieſe Stunden in der Zeit von 3 bis 5 Uhr nachmittags abge- halten wiſſen wollten. Es würde zu weit führen, wollten wir an dieſer Stelle alle Argumente an- führen, die gegen eine weitere Verlegung der Unter- richtsſtunden in der Fortbildungsſchule ſprechen. Stets und immer werden wir uns aber gegen alle Angriffe wider den Fortſchritt ſtemmen und meinen ſchließlich, daß auch bei uns die ehrliche Überzeu- gung einer guten Sache, unbedeutender Vorteile willen, nicht in der erfolgten Form geſchmäht werden darf. Marburg, den 9. Dezember 1907. J. F. Peyer, J. Leeb. Vom Herrn Oberinſpektor Werkſtättenchef C. Walenta erhielten wir folgende Zuſchrift: „Sehr geehrte Redaktion: Mit Bezug auf den in Ihrer Zeitung Nr. 147 vom 7. Dezember 1907 unter

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 148, Marburg, 10.12.1907, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger148_1907/3>, abgerufen am 23.04.2024.