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Marburger Zeitung. Nr. 135, Marburg, 12.11.1901.

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Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

nämlich gemeldet: Das Organ der socialistischen
Partei Congresspolens, "Robotnik", geheim gedruckt,
meldet, in Warschau sei der Arbeiter Strzelecki
auf der Straße ermordet worden, nachdem er
die Angelegenheiten der Arbeiterpartei den russischen
Behörden verrathen hatte. Die Thäter haben
sich geflüchtet.

-- Die Entscheidung über den geplanten
Generalstreik der französischen Berg-
leute
ist bis nach dem 25. November vertagt
worden.

-- Der alte Li-Hung-Chang, der be-
kannteste Staatsmann Chinas, ist in Peking am
Mittwoch abends 11 Uhr gestorben. Li-Hung-
Chang war in der letzten Zeit schon öfters schwer
krank gesagt worden, er hatte sich aber immer wieder
erholt, nunmehr hat aber der "große Chinse" der
Zeitlichkeit doch seinen Tribut zollen müssen; wie
es scheint, hat das Magengeschwür, an dem er litt,
seinen Tod herbeigesührt. Li-Hung-Chang war es
durch scharfen Verstand, außerordentliche Schlauheit
und ungemeine Zähigkeit gelungen, sich aus niederen
Kreisen zu einer der ersten und angesehensten Stel-
lungen im chinesischen Reiche emporzuarbeiten und
hiebei zugleich ein ungeheures Vermögen zu er-
werben. Als er vor einer Reihe von Jahren Europa
besuchte, wurde er mit Auszeichnungen und Ehrungen
geradezu überhäuft. Der letzte wesentliche Dienst,
welchen Li-Hung-Chang seinem Vaterlande leistete,
bestand in der Leitung der Friedensverhandlungen
und in dem Abschlusse des Friedensvertrages mit
den Mächten.

-- Die japanische Regierung will
andere Ersparnismaßregeln ergreifen, nachdem der
Versuch, Bonds in Amerika zu verkaufen, fehlge-
schlagen ist.

-- Den Vereinigten Staaten ist vom
Präsidenten der Panamacanal-Gesellschaft, Huetin,
der Antrag unterbreitet worden, sie möchten den
Panama-Canal erwerben.




Tagesneuigkeiten.
(Wackere Bozner!)

Geradezu unbegreif-
licherweise hat die Curvorstehung von Gries bei
Bozen durch Vermittlung des britischen General-
consulates in Wien an das Auswärtige Amt in
London die Einladung gerichtet, reconvalescente
Officiere der südafrikanischen Armee im Curorte
Gries unterzubringen. Mit Recht hob damals schon
die "Ostd. Rosch." hervor, dass bis dahin der
"Politik" Kitcheners, der die Frauen und Kinder
an die ungesunde Küste sandte, gegen 5000 Buren-
kinder erlegen seien, und dass keiner der Officiere
an einer solchen "Kriegführung" hätte theilnehmen
brauchen. -- Nun wird aber diese "Einladung"
von der englischen Presse als eine -- Sympathie-
Kundgebung für England ausgeschrottet, so dass,
wie wir der "Boz. Ztg." entnehmen, von den Boz-
nern ein Kundgebung verfasst wurde, die bereits
300 Unterschriften trägt und welche sich auf das
Energischeste dagegen verwahrt, dass der Schritt
der Curverwaltung, welcher nur von Geschäfts-
interessen eingegeben ist, mit den Gefühlen der Be-




[Spaltenumbruch]

"Nein, bitte, meinetwegen keine Lampen mehr!
Ich liebe das Dämmerlicht."

"So! Nun denn fahren Sie bitte fort, Herr
More, Sie sprechen über die Gesellschaft bei Burks,
wenn ich nicht irre."

"Ja, ich war gerade bei Frau Burks Perrücke",
sagt Lorrenz lustig, "sie rutschte den Abend beständig
nach links, was sehr hübsch zu Frau Burks Er-
zählung, dass sie seit ihrem siebzehnten Jahre kein
Haar verloren habe, paßte. Aber Carrie", setzt er
mit leichtem Gähnen hinzu, "ich finde, es wird spät."

"Ja, wenn Du es findest, so gehe zu Bett,
lieber Lorenz", antwortet sie, noch mit ihren Wein-
trauben beschäftigt.

"Soll das eine Entlassung sein?" fragt
Lorenz, indem er vom Tische springt. Er wird sehr
roth. Der Gedanke kommt ihm plötzlich, dass diese
Bewegung zwischen den beiden verabredet sei und
er die ganze Zeit ihnen ihm Wege gestanden habe.
Sein Herz klopft zum Ersticken, doch nein, so ist
es nicht. Er sagt schnell Gute Nacht, verbeugt sich
kurz vor Trefurt und verlässt das Zimmer, ob-
gleich Carrie ihm nachruft: "nicht so eilig, Lorenz,
ich gehe auch mit" -- --

Die beiden Berlobten sind wieder allein.
Carrie hält ihm ihre weiße schlanke Hand hin
und sagt "Gute Nacht!"

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

völkerung, "welche wie das ganze deutsche Volk von
dem größten Abscheu gegen die aller Mensch-
lichkeit und dem Völkerrechte hohnsprechende Krieg-
führung gegen das wackere, für seine Freiheit
kämpfende Burenvolk erfüllt", übereinstimme. Diese
Kundgebung wird die englische Gesandtschaft in
Wien über die wahre Gesinnung der Bozner wohl
genügend aufkläern.

(Verbrennungstod einer Frau.)

Die
Gattin des Apothekers Otto Löschner in Banjaluka
ist das Opfer eines entsetzlichen Unfalles geworden.
Durch Explosion einer Zündhölzchenschachtel geriethen
ihre Kleider in Brand, und ehe noch jemand zu
Hilfe eilen konnte, war Frau Löschner in Flammen
gehüllt. Bis dieselben gelöscht worden waren, hatte
Frau Löschner bereits fürchterliche Brandwunden
erlitten, denen sie kurze Zeit darauf erlag.

(Ueber die Hochzeit eines Hundert-
jährigen)

berichtet der "Corriere della Sera":
In Alatri verheiratete sich dieser Tage der Notar
und Stadtrath Angelo Antonio Alviti, nach nur
kurzem Witwenstande, im Alter von 100 Jahren
mit einer -- 26jährigen Dame Namens Pasqua
Pulcini. Die Mutter des glücklichen "jungen" Ehe-
mannes ist weit über 100 Jahre alt geworden und
fertigte im Alter von 105 Jahren mit eigenen Händen
seidene Unterbeinkleider an, die sie dem Papste
Pius IX. schenkte.

(Vor der Hochzeit im Duell er-
schossen.)

In Insterburg wurde Lieutenant
Blaskowitz im Duell erschossen. In Trunkenheit
hatte er den Lieutenant Hildebrand thätlich attaquiert
und war infolge dessen gefordert worden. Tags-
darauf fuhr er zu seiner Braut, ohne sich auf die
Affaire noch besinnen zu können. Von den Hoch-
zeitsvorbereitungen rief ihn ein Telegramm nach
Insterburg zum Duell zurück. Ee erhielt einen Bauch-
schuss und starb eines qualvollen Todes.

(Eine Prinzessin im Elend.)

Donna
Elvira von Bourbon, die Tochter des Don Carlos,
ist auf ihren Kreuz- und Querzügen mit ihrem
Gatten in Barcelona angelangt und befindet sich
dort krank und in den dürftigsten Verhältnissen. Es
ist der Maler Folchi, von dem sich die damals
27 Jahre alte Prinzessin vor drei Jahren hat ent-
führen lassen und der dem Altersunterschied nach
ihr Vater sein könnte. Don Carlos hat seine Tochter
nach diesem Schritt vollständig verstoßen.

(Der Fürst ist da!)

Vaduz schwimmt in
Wonne und ist von oben bis unten rothblau be-
flaggt. Vaduz ist nämlich die im Oberrheinthale,
oberhalb des Bodensees gelegene, 1139 Einwohner
zählende Hauptstadt des 9434 Einwohner und
159 Quadratkilometer Oberfläche zählenden Fürsten-
thums Liechtenstein, welches vor allen Staaten der
Welt den Vorzug hat, trotz seiner constitutionell-
monarchischen Verfassung keine Staatsschulden zu
besitzen. Die Ursache der wonnigen Beflaggung ist,
dass der regierende Fürst Johann zu mehrtägigem
Besuche in Vaduz eingetroffen ist. Wenn man erwägt,
dass der 1840 geborene und 1881 regierender Herr
gewordene Fürst Johann erst zweimal in seiner
Haupt- und Residenzstadt, sowie überhaupt in seinem
Fürstenthume gewesen ist, so wird man, meint die
"Straßb. Post", die Freude der Vaduzer "voll und
ganz" begreifen können. Von 1866 an befindet sich
das Fürstenthum im Kriegszustande gegen Preußen,
dessen Tilgung im Nikolsburger Frieden offenbar
ganz vergessen worden war.

(Ein Denkmal Dewets im -- Deutsch-
reiche.)

In Schierstein am Rhein gelangt am
17. d. die Büste des Burengenerals Christian
Dewet
zur Enthüllung, was wohl die erste der-
artige Huldigung für den berühmten Burenführer
auf deutschem Boden ist.

(Ein Ehrendomherr.)

Endlich sieht sich
das "Vaterland" selbst veranlasst, gegen einen "Hoch-
würden" aufzutreten. Der römische Geistliche und
wukliche "Ehrendomherr" P. Antonius Petrus von
Pohoski sammelte mit einem von seinem Bischofe
ausgestellten Bettelbriefe Gelder für ein Seminar
in Terni, ließ dieselben aber in der eigenen Tasche
verschwinden. Natürlich nennt das "Vaterland" den
Gauner nur einen -- "unglücklichen Priester". O,
ihr Heuchler!

(Unschuldig.)

Aus Großwardein wird der
folgende erschütternde Vorfall gemeldet: Das
16jährige Dienstmädchen Elisabeth Pethes war be-
schuldigt worden, ihrem Dienstgeber eine goldene
Vorstecknadel entwendet zu haben. Sie wurde zur
Polizei stellig gemacht und einem Verhör unterzogen.
Das Mädchen konnte den Verdacht, den Diebstahl
begangen zu haben, nicht ertragen und vergiftete
[Spaltenumbruch] sich. Sterbend sagte sie: "Ich habe niemals ge-
stohlen!" Thatsächlich kam ihre Unschuld später
zu Tage.

(Einer von der "betriebsamen"
Rasse.)

Der Kleiderhändler Julius Marcus in
Berlin lässt auf der Straße Anreißzettel vertheilen,
an deren Kopf man liest: "Telegramm!!
Dewet mit seiner ganzen Armee ge-
fangen."
Darunter preist Marcus seine -- "enorme
billigen Hosen" an.

(Englands "Beutecorps").

Im Londoner
"Natal Mercury" vom 27. September l. J. war
folgende Anzeige zu lesen:

Waldons Späher.
Hauptquartier: Platrand, Transvaal.

Einige junge Leute für obiges Corps gesucht.

Maximumdienstzeit drei Monate. 75 Percent aller
gemachten Beute wird zwischen Officiere
und Leute vertheilt.
Pferde stellt die Re-
gierung. Guter Profit sicher. Baldige Be-
werbung nöthig. Volle Einzelnheiten von
W. M. H. Waldon
O. C. Waldons Scouts
22. September 1901. Platrand.

Obige Anzeige ist -- wie die "M. N. N." sehr
zutreffend bemerken -- um so pikanter, als der
Kriegsminister auf die Anfrage, ob es wahr sei,
dass es in Südafrika sogenannte "Beutecorps" gebe,
am 3. October officiell antwortete: Es gibt keine
solchen Corps; Kitchener habe das auf eine Anfrage
ausdrücklich bestätigt.

(Der Kaiser Nikolaus von Rußland)

reiste gewöhnlich incognito, von einem einzigen
General begleitet und mit Benutzung der Extrapost.
Auf einer solchen Reise erfuhren sie auf einer Station,
dass nun ein schlechter Weg beginne und der Post-
wagen vor drei Stunden die nächste Station nicht
erreichen könne; durch den dazwischen liegenden
Wald aber sei der Weg fester und angenehmer und
werde gewöhnlich von den Reisenden in weit kürzerer
Zeit zu Fuß zurückgelegt. Der Kaiser und der General
wollten dasselbe thun und traten den Fußpfad an,
der sie durch einen Buchenwald bis an ein Wasser
führte. Die Pfütze war breit und schien tief und
gefährlich -- wie sollten sie nun hinüberkommen?
Zufällig kam ein Bauer desselben Weges heran;
der Kaiser beschwerte sich, dass keine Brücke da sei,
so auch der Bauer. "Ist also kein Uebergang hier?"
"Nein." "Nichts? und wie kommst Du hinüber?"
"Ah, was mich betrifft, ich gehe jedesmal durch das
Wasser." "Selbst mit einer Last?" "O ja, auch
mitunter." "Zehn Rubel sind Dein, wenn Du mich
auf das andere Ufer bringst." Der Bauer willigte
ein, nahm den Kaiser auf den Rücken und trug
ihn hinüber. "Nun bringe mir meinen Gefährten
zu mir herüber, gleichfalls für zehn Rubel." Der
Bauer gehorchte, lud den General auf, war jedoch
kaum in der Hälfte des Wassers angelangt, als ihm
der Kaiser zurief: "Fünfzig Rubel bekommst Du,
wenn Du ihn abwirfst." Augenblicklich lag der
General im Wasser. "Hundert Rubel, wenn Du
mich weiter trägst", rief der General. Der Bauer
machte einige Schritte mit ihm, als es vom Ufer
wieder tönte: "Zweihundert Rubel, wenn Du ihn
abwirfst." Der Bauer befand sich in neuer Ver-
legenheit. "Fünfhundert Rubel, wenn Du mich ans
jenseitige Ufer bringst." "Achthundert Rubel", hieß
es neuerdings vom Ufer, "wenn Du ihn nicht herein-
bringst." Der Bauer ließ den General los; dieser
schlang die Arme um seinen Hals: "Tausend Rubel,
und nun zum Teufel! ans Ufer!" Der General
langte am Ufer an; der Bauer begleitete die Herren
zur Station, wo er seinen Lohn empfieng. Nachdem
die Herren gefrühstückt hatten, trug der General
unter die kaiserlichen Auslagen die Posten ein: "Für
das Frühstück 10 Rubel; für das Uebertragen Seiner
Majestät über das Wasser 10 Rubel; für das Ueber-
tragen des Generals unter allerhöchst vertheuerten
Umständen -- 1000 Rubel."




Eigen-Berichte.

Der hiesige Besitzerssohn Alois
Strafella wurde dem k. k. Bezirksgerichte ein-
geliefert, weil er sich des Verbrechens nach § 125
St.-G. schuldig gemacht hat.

Am 22. October hatte
die Keuschlerin Gertraud Galun aus Stacheldorf
Brot gebacken und hiebei einen großen Hefen mit
siedendem Wasser auf eine Bank gestellt. Ihr ander-
halb Jahre alter Sohn Josef kam hinzu, ergriff

Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

nämlich gemeldet: Das Organ der ſocialiſtiſchen
Partei Congreſspolens, „Robotnik“, geheim gedruckt,
meldet, in Warſchau ſei der Arbeiter Strzelecki
auf der Straße ermordet worden, nachdem er
die Angelegenheiten der Arbeiterpartei den ruſſiſchen
Behörden verrathen hatte. Die Thäter haben
ſich geflüchtet.

— Die Entſcheidung über den geplanten
Generalſtreik der franzöſiſchen Berg-
leute
iſt bis nach dem 25. November vertagt
worden.

— Der alte Li-Hung-Chang, der be-
kannteſte Staatsmann Chinas, iſt in Peking am
Mittwoch abends 11 Uhr geſtorben. Li-Hung-
Chang war in der letzten Zeit ſchon öfters ſchwer
krank geſagt worden, er hatte ſich aber immer wieder
erholt, nunmehr hat aber der „große Chinſe“ der
Zeitlichkeit doch ſeinen Tribut zollen müſſen; wie
es ſcheint, hat das Magengeſchwür, an dem er litt,
ſeinen Tod herbeigeſührt. Li-Hung-Chang war es
durch ſcharfen Verſtand, außerordentliche Schlauheit
und ungemeine Zähigkeit gelungen, ſich aus niederen
Kreiſen zu einer der erſten und angeſehenſten Stel-
lungen im chineſiſchen Reiche emporzuarbeiten und
hiebei zugleich ein ungeheures Vermögen zu er-
werben. Als er vor einer Reihe von Jahren Europa
beſuchte, wurde er mit Auszeichnungen und Ehrungen
geradezu überhäuft. Der letzte weſentliche Dienſt,
welchen Li-Hung-Chang ſeinem Vaterlande leiſtete,
beſtand in der Leitung der Friedensverhandlungen
und in dem Abſchluſſe des Friedensvertrages mit
den Mächten.

— Die japaniſche Regierung will
andere Erſparnismaßregeln ergreifen, nachdem der
Verſuch, Bonds in Amerika zu verkaufen, fehlge-
ſchlagen iſt.

— Den Vereinigten Staaten iſt vom
Präſidenten der Panamacanal-Geſellſchaft, Huetin,
der Antrag unterbreitet worden, ſie möchten den
Panama-Canal erwerben.




Tagesneuigkeiten.
(Wackere Bozner!)

Geradezu unbegreif-
licherweiſe hat die Curvorſtehung von Gries bei
Bozen durch Vermittlung des britiſchen General-
conſulates in Wien an das Auswärtige Amt in
London die Einladung gerichtet, reconvalescente
Officiere der ſüdafrikaniſchen Armee im Curorte
Gries unterzubringen. Mit Recht hob damals ſchon
die „Oſtd. Roſch.“ hervor, daſs bis dahin der
„Politik“ Kitcheners, der die Frauen und Kinder
an die ungeſunde Küſte ſandte, gegen 5000 Buren-
kinder erlegen ſeien, und daſs keiner der Officiere
an einer ſolchen „Kriegführung“ hätte theilnehmen
brauchen. — Nun wird aber dieſe „Einladung“
von der engliſchen Preſſe als eine — Sympathie-
Kundgebung für England ausgeſchrottet, ſo daſs,
wie wir der „Boz. Ztg.“ entnehmen, von den Boz-
nern ein Kundgebung verfaſst wurde, die bereits
300 Unterſchriften trägt und welche ſich auf das
Energiſcheſte dagegen verwahrt, daſs der Schritt
der Curverwaltung, welcher nur von Geſchäfts-
intereſſen eingegeben iſt, mit den Gefühlen der Be-




[Spaltenumbruch]

„Nein, bitte, meinetwegen keine Lampen mehr!
Ich liebe das Dämmerlicht.“

„So! Nun denn fahren Sie bitte fort, Herr
More, Sie ſprechen über die Geſellſchaft bei Burks,
wenn ich nicht irre.“

„Ja, ich war gerade bei Frau Burks Perrücke“,
ſagt Lorrenz luſtig, „ſie rutſchte den Abend beſtändig
nach links, was ſehr hübſch zu Frau Burks Er-
zählung, daſs ſie ſeit ihrem ſiebzehnten Jahre kein
Haar verloren habe, paßte. Aber Carrie“, ſetzt er
mit leichtem Gähnen hinzu, „ich finde, es wird ſpät.“

„Ja, wenn Du es findeſt, ſo gehe zu Bett,
lieber Lorenz“, antwortet ſie, noch mit ihren Wein-
trauben beſchäftigt.

„Soll das eine Entlaſſung ſein?“ fragt
Lorenz, indem er vom Tiſche ſpringt. Er wird ſehr
roth. Der Gedanke kommt ihm plötzlich, daſs dieſe
Bewegung zwiſchen den beiden verabredet ſei und
er die ganze Zeit ihnen ihm Wege geſtanden habe.
Sein Herz klopft zum Erſticken, doch nein, ſo iſt
es nicht. Er ſagt ſchnell Gute Nacht, verbeugt ſich
kurz vor Trefurt und verläſst das Zimmer, ob-
gleich Carrie ihm nachruft: „nicht ſo eilig, Lorenz,
ich gehe auch mit“ — —

Die beiden Berlobten ſind wieder allein.
Carrie hält ihm ihre weiße ſchlanke Hand hin
und ſagt „Gute Nacht!“

(Fortſetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

völkerung, „welche wie das ganze deutſche Volk von
dem größten Abſcheu gegen die aller Menſch-
lichkeit und dem Völkerrechte hohnſprechende Krieg-
führung gegen das wackere, für ſeine Freiheit
kämpfende Burenvolk erfüllt“, übereinſtimme. Dieſe
Kundgebung wird die engliſche Geſandtſchaft in
Wien über die wahre Geſinnung der Bozner wohl
genügend aufkläern.

(Verbrennungstod einer Frau.)

Die
Gattin des Apothekers Otto Löſchner in Banjaluka
iſt das Opfer eines entſetzlichen Unfalles geworden.
Durch Exploſion einer Zündhölzchenſchachtel geriethen
ihre Kleider in Brand, und ehe noch jemand zu
Hilfe eilen konnte, war Frau Löſchner in Flammen
gehüllt. Bis dieſelben gelöſcht worden waren, hatte
Frau Löſchner bereits fürchterliche Brandwunden
erlitten, denen ſie kurze Zeit darauf erlag.

(Ueber die Hochzeit eines Hundert-
jährigen)

berichtet der „Corriere della Sera“:
In Alatri verheiratete ſich dieſer Tage der Notar
und Stadtrath Angelo Antonio Alviti, nach nur
kurzem Witwenſtande, im Alter von 100 Jahren
mit einer — 26jährigen Dame Namens Pasqua
Pulcini. Die Mutter des glücklichen „jungen“ Ehe-
mannes iſt weit über 100 Jahre alt geworden und
fertigte im Alter von 105 Jahren mit eigenen Händen
ſeidene Unterbeinkleider an, die ſie dem Papſte
Pius IX. ſchenkte.

(Vor der Hochzeit im Duell er-
ſchoſſen.)

In Inſterburg wurde Lieutenant
Blaskowitz im Duell erſchoſſen. In Trunkenheit
hatte er den Lieutenant Hildebrand thätlich attaquiert
und war infolge deſſen gefordert worden. Tags-
darauf fuhr er zu ſeiner Braut, ohne ſich auf die
Affaire noch beſinnen zu können. Von den Hoch-
zeitsvorbereitungen rief ihn ein Telegramm nach
Inſterburg zum Duell zurück. Ee erhielt einen Bauch-
ſchuſs und ſtarb eines qualvollen Todes.

(Eine Prinzeſſin im Elend.)

Donna
Elvira von Bourbon, die Tochter des Don Carlos,
iſt auf ihren Kreuz- und Querzügen mit ihrem
Gatten in Barcelona angelangt und befindet ſich
dort krank und in den dürftigſten Verhältniſſen. Es
iſt der Maler Folchi, von dem ſich die damals
27 Jahre alte Prinzeſſin vor drei Jahren hat ent-
führen laſſen und der dem Altersunterſchied nach
ihr Vater ſein könnte. Don Carlos hat ſeine Tochter
nach dieſem Schritt vollſtändig verſtoßen.

(Der Fürſt iſt da!)

Vaduz ſchwimmt in
Wonne und iſt von oben bis unten rothblau be-
flaggt. Vaduz iſt nämlich die im Oberrheinthale,
oberhalb des Bodenſees gelegene, 1139 Einwohner
zählende Hauptſtadt des 9434 Einwohner und
159 Quadratkilometer Oberfläche zählenden Fürſten-
thums Liechtenſtein, welches vor allen Staaten der
Welt den Vorzug hat, trotz ſeiner conſtitutionell-
monarchiſchen Verfaſſung keine Staatsſchulden zu
beſitzen. Die Urſache der wonnigen Beflaggung iſt,
daſs der regierende Fürſt Johann zu mehrtägigem
Beſuche in Vaduz eingetroffen iſt. Wenn man erwägt,
daſs der 1840 geborene und 1881 regierender Herr
gewordene Fürſt Johann erſt zweimal in ſeiner
Haupt- und Reſidenzſtadt, ſowie überhaupt in ſeinem
Fürſtenthume geweſen iſt, ſo wird man, meint die
„Straßb. Poſt“, die Freude der Vaduzer „voll und
ganz“ begreifen können. Von 1866 an befindet ſich
das Fürſtenthum im Kriegszuſtande gegen Preußen,
deſſen Tilgung im Nikolsburger Frieden offenbar
ganz vergeſſen worden war.

(Ein Denkmal Dewets im — Deutſch-
reiche.)

In Schierſtein am Rhein gelangt am
17. d. die Büſte des Burengenerals Chriſtian
Dewet
zur Enthüllung, was wohl die erſte der-
artige Huldigung für den berühmten Burenführer
auf deutſchem Boden iſt.

(Ein Ehrendomherr.)

Endlich ſieht ſich
das „Vaterland“ ſelbſt veranlaſst, gegen einen „Hoch-
würden“ aufzutreten. Der römiſche Geiſtliche und
wukliche „Ehrendomherr“ P. Antonius Petrus von
Pohoski ſammelte mit einem von ſeinem Biſchofe
ausgeſtellten Bettelbriefe Gelder für ein Seminar
in Terni, ließ dieſelben aber in der eigenen Taſche
verſchwinden. Natürlich nennt das „Vaterland“ den
Gauner nur einen — „unglücklichen Prieſter“. O,
ihr Heuchler!

(Unſchuldig.)

Aus Großwardein wird der
folgende erſchütternde Vorfall gemeldet: Das
16jährige Dienſtmädchen Eliſabeth Pethes war be-
ſchuldigt worden, ihrem Dienſtgeber eine goldene
Vorſtecknadel entwendet zu haben. Sie wurde zur
Polizei ſtellig gemacht und einem Verhör unterzogen.
Das Mädchen konnte den Verdacht, den Diebſtahl
begangen zu haben, nicht ertragen und vergiftete
[Spaltenumbruch] ſich. Sterbend ſagte ſie: „Ich habe niemals ge-
ſtohlen!“ Thatſächlich kam ihre Unſchuld ſpäter
zu Tage.

(Einer von der „betriebſamen“
Raſſe.)

Der Kleiderhändler Julius Marcus in
Berlin läſst auf der Straße Anreißzettel vertheilen,
an deren Kopf man liest: „Telegramm!!
Dewet mit ſeiner ganzen Armee ge-
fangen.“
Darunter preist Marcus ſeine — „enorme
billigen Hoſen“ an.

(Englands „Beutecorps“).

Im Londoner
„Natal Mercury“ vom 27. September l. J. war
folgende Anzeige zu leſen:

Waldons Späher.
Hauptquartier: Platrand, Transvaal.

Einige junge Leute für obiges Corps geſucht.

Maximumdienſtzeit drei Monate. 75 Percent aller
gemachten Beute wird zwiſchen Officiere
und Leute vertheilt.
Pferde ſtellt die Re-
gierung. Guter Profit ſicher. Baldige Be-
werbung nöthig. Volle Einzelnheiten von
W. M. H. Waldon
O. C. Waldons Scouts
22. September 1901. Platrand.

Obige Anzeige iſt — wie die „M. N. N.“ ſehr
zutreffend bemerken — um ſo pikanter, als der
Kriegsminiſter auf die Anfrage, ob es wahr ſei,
daſs es in Südafrika ſogenannte „Beutecorps“ gebe,
am 3. October officiell antwortete: Es gibt keine
ſolchen Corps; Kitchener habe das auf eine Anfrage
ausdrücklich beſtätigt.

(Der Kaiſer Nikolaus von Rußland)

reiste gewöhnlich incognito, von einem einzigen
General begleitet und mit Benutzung der Extrapoſt.
Auf einer ſolchen Reiſe erfuhren ſie auf einer Station,
daſs nun ein ſchlechter Weg beginne und der Poſt-
wagen vor drei Stunden die nächſte Station nicht
erreichen könne; durch den dazwiſchen liegenden
Wald aber ſei der Weg feſter und angenehmer und
werde gewöhnlich von den Reiſenden in weit kürzerer
Zeit zu Fuß zurückgelegt. Der Kaiſer und der General
wollten dasſelbe thun und traten den Fußpfad an,
der ſie durch einen Buchenwald bis an ein Waſſer
führte. Die Pfütze war breit und ſchien tief und
gefährlich — wie ſollten ſie nun hinüberkommen?
Zufällig kam ein Bauer desſelben Weges heran;
der Kaiſer beſchwerte ſich, daſs keine Brücke da ſei,
ſo auch der Bauer. „Iſt alſo kein Uebergang hier?“
„Nein.“ „Nichts? und wie kommſt Du hinüber?“
„Ah, was mich betrifft, ich gehe jedesmal durch das
Waſſer.“ „Selbſt mit einer Laſt?“ „O ja, auch
mitunter.“ „Zehn Rubel ſind Dein, wenn Du mich
auf das andere Ufer bringſt.“ Der Bauer willigte
ein, nahm den Kaiſer auf den Rücken und trug
ihn hinüber. „Nun bringe mir meinen Gefährten
zu mir herüber, gleichfalls für zehn Rubel.“ Der
Bauer gehorchte, lud den General auf, war jedoch
kaum in der Hälfte des Waſſers angelangt, als ihm
der Kaiſer zurief: „Fünfzig Rubel bekommſt Du,
wenn Du ihn abwirfſt.“ Augenblicklich lag der
General im Waſſer. „Hundert Rubel, wenn Du
mich weiter trägſt“, rief der General. Der Bauer
machte einige Schritte mit ihm, als es vom Ufer
wieder tönte: „Zweihundert Rubel, wenn Du ihn
abwirfſt.“ Der Bauer befand ſich in neuer Ver-
legenheit. „Fünfhundert Rubel, wenn Du mich ans
jenſeitige Ufer bringſt.“ „Achthundert Rubel“, hieß
es neuerdings vom Ufer, „wenn Du ihn nicht herein-
bringſt.“ Der Bauer ließ den General los; dieſer
ſchlang die Arme um ſeinen Hals: „Tauſend Rubel,
und nun zum Teufel! ans Ufer!“ Der General
langte am Ufer an; der Bauer begleitete die Herren
zur Station, wo er ſeinen Lohn empfieng. Nachdem
die Herren gefrühſtückt hatten, trug der General
unter die kaiſerlichen Auslagen die Poſten ein: „Für
das Frühſtück 10 Rubel; für das Uebertragen Seiner
Majeſtät über das Waſſer 10 Rubel; für das Ueber-
tragen des Generals unter allerhöchſt vertheuerten
Umſtänden — 1000 Rubel.“




Eigen-Berichte.

Der hieſige Beſitzersſohn Alois
Strafella wurde dem k. k. Bezirksgerichte ein-
geliefert, weil er ſich des Verbrechens nach § 125
St.-G. ſchuldig gemacht hat.

Am 22. October hatte
die Keuſchlerin Gertraud Galun aus Stacheldorf
Brot gebacken und hiebei einen großen Hefen mit
ſiedendem Waſſer auf eine Bank geſtellt. Ihr ander-
halb Jahre alter Sohn Joſef kam hinzu, ergriff

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[3/0003] Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung nämlich gemeldet: Das Organ der ſocialiſtiſchen Partei Congreſspolens, „Robotnik“, geheim gedruckt, meldet, in Warſchau ſei der Arbeiter Strzelecki auf der Straße ermordet worden, nachdem er die Angelegenheiten der Arbeiterpartei den ruſſiſchen Behörden verrathen hatte. Die Thäter haben ſich geflüchtet. — Die Entſcheidung über den geplanten Generalſtreik der franzöſiſchen Berg- leute iſt bis nach dem 25. November vertagt worden. — Der alte Li-Hung-Chang, der be- kannteſte Staatsmann Chinas, iſt in Peking am Mittwoch abends 11 Uhr geſtorben. Li-Hung- Chang war in der letzten Zeit ſchon öfters ſchwer krank geſagt worden, er hatte ſich aber immer wieder erholt, nunmehr hat aber der „große Chinſe“ der Zeitlichkeit doch ſeinen Tribut zollen müſſen; wie es ſcheint, hat das Magengeſchwür, an dem er litt, ſeinen Tod herbeigeſührt. Li-Hung-Chang war es durch ſcharfen Verſtand, außerordentliche Schlauheit und ungemeine Zähigkeit gelungen, ſich aus niederen Kreiſen zu einer der erſten und angeſehenſten Stel- lungen im chineſiſchen Reiche emporzuarbeiten und hiebei zugleich ein ungeheures Vermögen zu er- werben. Als er vor einer Reihe von Jahren Europa beſuchte, wurde er mit Auszeichnungen und Ehrungen geradezu überhäuft. Der letzte weſentliche Dienſt, welchen Li-Hung-Chang ſeinem Vaterlande leiſtete, beſtand in der Leitung der Friedensverhandlungen und in dem Abſchluſſe des Friedensvertrages mit den Mächten. — Die japaniſche Regierung will andere Erſparnismaßregeln ergreifen, nachdem der Verſuch, Bonds in Amerika zu verkaufen, fehlge- ſchlagen iſt. — Den Vereinigten Staaten iſt vom Präſidenten der Panamacanal-Geſellſchaft, Huetin, der Antrag unterbreitet worden, ſie möchten den Panama-Canal erwerben. Tagesneuigkeiten. (Wackere Bozner!) Geradezu unbegreif- licherweiſe hat die Curvorſtehung von Gries bei Bozen durch Vermittlung des britiſchen General- conſulates in Wien an das Auswärtige Amt in London die Einladung gerichtet, reconvalescente Officiere der ſüdafrikaniſchen Armee im Curorte Gries unterzubringen. Mit Recht hob damals ſchon die „Oſtd. Roſch.“ hervor, daſs bis dahin der „Politik“ Kitcheners, der die Frauen und Kinder an die ungeſunde Küſte ſandte, gegen 5000 Buren- kinder erlegen ſeien, und daſs keiner der Officiere an einer ſolchen „Kriegführung“ hätte theilnehmen brauchen. — Nun wird aber dieſe „Einladung“ von der engliſchen Preſſe als eine — Sympathie- Kundgebung für England ausgeſchrottet, ſo daſs, wie wir der „Boz. Ztg.“ entnehmen, von den Boz- nern ein Kundgebung verfaſst wurde, die bereits 300 Unterſchriften trägt und welche ſich auf das Energiſcheſte dagegen verwahrt, daſs der Schritt der Curverwaltung, welcher nur von Geſchäfts- intereſſen eingegeben iſt, mit den Gefühlen der Be- „Nein, bitte, meinetwegen keine Lampen mehr! Ich liebe das Dämmerlicht.“ „So! Nun denn fahren Sie bitte fort, Herr More, Sie ſprechen über die Geſellſchaft bei Burks, wenn ich nicht irre.“ „Ja, ich war gerade bei Frau Burks Perrücke“, ſagt Lorrenz luſtig, „ſie rutſchte den Abend beſtändig nach links, was ſehr hübſch zu Frau Burks Er- zählung, daſs ſie ſeit ihrem ſiebzehnten Jahre kein Haar verloren habe, paßte. Aber Carrie“, ſetzt er mit leichtem Gähnen hinzu, „ich finde, es wird ſpät.“ „Ja, wenn Du es findeſt, ſo gehe zu Bett, lieber Lorenz“, antwortet ſie, noch mit ihren Wein- trauben beſchäftigt. „Soll das eine Entlaſſung ſein?“ fragt Lorenz, indem er vom Tiſche ſpringt. Er wird ſehr roth. Der Gedanke kommt ihm plötzlich, daſs dieſe Bewegung zwiſchen den beiden verabredet ſei und er die ganze Zeit ihnen ihm Wege geſtanden habe. Sein Herz klopft zum Erſticken, doch nein, ſo iſt es nicht. Er ſagt ſchnell Gute Nacht, verbeugt ſich kurz vor Trefurt und verläſst das Zimmer, ob- gleich Carrie ihm nachruft: „nicht ſo eilig, Lorenz, ich gehe auch mit“ — — Die beiden Berlobten ſind wieder allein. Carrie hält ihm ihre weiße ſchlanke Hand hin und ſagt „Gute Nacht!“ (Fortſetzung folgt.) völkerung, „welche wie das ganze deutſche Volk von dem größten Abſcheu gegen die aller Menſch- lichkeit und dem Völkerrechte hohnſprechende Krieg- führung gegen das wackere, für ſeine Freiheit kämpfende Burenvolk erfüllt“, übereinſtimme. Dieſe Kundgebung wird die engliſche Geſandtſchaft in Wien über die wahre Geſinnung der Bozner wohl genügend aufkläern. (Verbrennungstod einer Frau.) Die Gattin des Apothekers Otto Löſchner in Banjaluka iſt das Opfer eines entſetzlichen Unfalles geworden. Durch Exploſion einer Zündhölzchenſchachtel geriethen ihre Kleider in Brand, und ehe noch jemand zu Hilfe eilen konnte, war Frau Löſchner in Flammen gehüllt. Bis dieſelben gelöſcht worden waren, hatte Frau Löſchner bereits fürchterliche Brandwunden erlitten, denen ſie kurze Zeit darauf erlag. (Ueber die Hochzeit eines Hundert- jährigen) berichtet der „Corriere della Sera“: In Alatri verheiratete ſich dieſer Tage der Notar und Stadtrath Angelo Antonio Alviti, nach nur kurzem Witwenſtande, im Alter von 100 Jahren mit einer — 26jährigen Dame Namens Pasqua Pulcini. Die Mutter des glücklichen „jungen“ Ehe- mannes iſt weit über 100 Jahre alt geworden und fertigte im Alter von 105 Jahren mit eigenen Händen ſeidene Unterbeinkleider an, die ſie dem Papſte Pius IX. ſchenkte. (Vor der Hochzeit im Duell er- ſchoſſen.) In Inſterburg wurde Lieutenant Blaskowitz im Duell erſchoſſen. In Trunkenheit hatte er den Lieutenant Hildebrand thätlich attaquiert und war infolge deſſen gefordert worden. Tags- darauf fuhr er zu ſeiner Braut, ohne ſich auf die Affaire noch beſinnen zu können. Von den Hoch- zeitsvorbereitungen rief ihn ein Telegramm nach Inſterburg zum Duell zurück. Ee erhielt einen Bauch- ſchuſs und ſtarb eines qualvollen Todes. (Eine Prinzeſſin im Elend.) Donna Elvira von Bourbon, die Tochter des Don Carlos, iſt auf ihren Kreuz- und Querzügen mit ihrem Gatten in Barcelona angelangt und befindet ſich dort krank und in den dürftigſten Verhältniſſen. Es iſt der Maler Folchi, von dem ſich die damals 27 Jahre alte Prinzeſſin vor drei Jahren hat ent- führen laſſen und der dem Altersunterſchied nach ihr Vater ſein könnte. Don Carlos hat ſeine Tochter nach dieſem Schritt vollſtändig verſtoßen. (Der Fürſt iſt da!) Vaduz ſchwimmt in Wonne und iſt von oben bis unten rothblau be- flaggt. Vaduz iſt nämlich die im Oberrheinthale, oberhalb des Bodenſees gelegene, 1139 Einwohner zählende Hauptſtadt des 9434 Einwohner und 159 Quadratkilometer Oberfläche zählenden Fürſten- thums Liechtenſtein, welches vor allen Staaten der Welt den Vorzug hat, trotz ſeiner conſtitutionell- monarchiſchen Verfaſſung keine Staatsſchulden zu beſitzen. Die Urſache der wonnigen Beflaggung iſt, daſs der regierende Fürſt Johann zu mehrtägigem Beſuche in Vaduz eingetroffen iſt. Wenn man erwägt, daſs der 1840 geborene und 1881 regierender Herr gewordene Fürſt Johann erſt zweimal in ſeiner Haupt- und Reſidenzſtadt, ſowie überhaupt in ſeinem Fürſtenthume geweſen iſt, ſo wird man, meint die „Straßb. Poſt“, die Freude der Vaduzer „voll und ganz“ begreifen können. Von 1866 an befindet ſich das Fürſtenthum im Kriegszuſtande gegen Preußen, deſſen Tilgung im Nikolsburger Frieden offenbar ganz vergeſſen worden war. (Ein Denkmal Dewets im — Deutſch- reiche.) In Schierſtein am Rhein gelangt am 17. d. die Büſte des Burengenerals Chriſtian Dewet zur Enthüllung, was wohl die erſte der- artige Huldigung für den berühmten Burenführer auf deutſchem Boden iſt. (Ein Ehrendomherr.) Endlich ſieht ſich das „Vaterland“ ſelbſt veranlaſst, gegen einen „Hoch- würden“ aufzutreten. Der römiſche Geiſtliche und wukliche „Ehrendomherr“ P. Antonius Petrus von Pohoski ſammelte mit einem von ſeinem Biſchofe ausgeſtellten Bettelbriefe Gelder für ein Seminar in Terni, ließ dieſelben aber in der eigenen Taſche verſchwinden. Natürlich nennt das „Vaterland“ den Gauner nur einen — „unglücklichen Prieſter“. O, ihr Heuchler! (Unſchuldig.) Aus Großwardein wird der folgende erſchütternde Vorfall gemeldet: Das 16jährige Dienſtmädchen Eliſabeth Pethes war be- ſchuldigt worden, ihrem Dienſtgeber eine goldene Vorſtecknadel entwendet zu haben. Sie wurde zur Polizei ſtellig gemacht und einem Verhör unterzogen. Das Mädchen konnte den Verdacht, den Diebſtahl begangen zu haben, nicht ertragen und vergiftete ſich. Sterbend ſagte ſie: „Ich habe niemals ge- ſtohlen!“ Thatſächlich kam ihre Unſchuld ſpäter zu Tage. (Einer von der „betriebſamen“ Raſſe.) Der Kleiderhändler Julius Marcus in Berlin läſst auf der Straße Anreißzettel vertheilen, an deren Kopf man liest: „Telegramm!! Dewet mit ſeiner ganzen Armee ge- fangen.“ Darunter preist Marcus ſeine — „enorme billigen Hoſen“ an. (Englands „Beutecorps“). Im Londoner „Natal Mercury“ vom 27. September l. J. war folgende Anzeige zu leſen: Waldons Späher. Hauptquartier: Platrand, Transvaal. Einige junge Leute für obiges Corps geſucht. Maximumdienſtzeit drei Monate. 75 Percent aller gemachten Beute wird zwiſchen Officiere und Leute vertheilt. Pferde ſtellt die Re- gierung. Guter Profit ſicher. Baldige Be- werbung nöthig. Volle Einzelnheiten von W. M. H. Waldon O. C. Waldons Scouts 22. September 1901. Platrand. Obige Anzeige iſt — wie die „M. N. N.“ ſehr zutreffend bemerken — um ſo pikanter, als der Kriegsminiſter auf die Anfrage, ob es wahr ſei, daſs es in Südafrika ſogenannte „Beutecorps“ gebe, am 3. October officiell antwortete: Es gibt keine ſolchen Corps; Kitchener habe das auf eine Anfrage ausdrücklich beſtätigt. (Der Kaiſer Nikolaus von Rußland) reiste gewöhnlich incognito, von einem einzigen General begleitet und mit Benutzung der Extrapoſt. Auf einer ſolchen Reiſe erfuhren ſie auf einer Station, daſs nun ein ſchlechter Weg beginne und der Poſt- wagen vor drei Stunden die nächſte Station nicht erreichen könne; durch den dazwiſchen liegenden Wald aber ſei der Weg feſter und angenehmer und werde gewöhnlich von den Reiſenden in weit kürzerer Zeit zu Fuß zurückgelegt. Der Kaiſer und der General wollten dasſelbe thun und traten den Fußpfad an, der ſie durch einen Buchenwald bis an ein Waſſer führte. Die Pfütze war breit und ſchien tief und gefährlich — wie ſollten ſie nun hinüberkommen? Zufällig kam ein Bauer desſelben Weges heran; der Kaiſer beſchwerte ſich, daſs keine Brücke da ſei, ſo auch der Bauer. „Iſt alſo kein Uebergang hier?“ „Nein.“ „Nichts? und wie kommſt Du hinüber?“ „Ah, was mich betrifft, ich gehe jedesmal durch das Waſſer.“ „Selbſt mit einer Laſt?“ „O ja, auch mitunter.“ „Zehn Rubel ſind Dein, wenn Du mich auf das andere Ufer bringſt.“ Der Bauer willigte ein, nahm den Kaiſer auf den Rücken und trug ihn hinüber. „Nun bringe mir meinen Gefährten zu mir herüber, gleichfalls für zehn Rubel.“ Der Bauer gehorchte, lud den General auf, war jedoch kaum in der Hälfte des Waſſers angelangt, als ihm der Kaiſer zurief: „Fünfzig Rubel bekommſt Du, wenn Du ihn abwirfſt.“ Augenblicklich lag der General im Waſſer. „Hundert Rubel, wenn Du mich weiter trägſt“, rief der General. Der Bauer machte einige Schritte mit ihm, als es vom Ufer wieder tönte: „Zweihundert Rubel, wenn Du ihn abwirfſt.“ Der Bauer befand ſich in neuer Ver- legenheit. „Fünfhundert Rubel, wenn Du mich ans jenſeitige Ufer bringſt.“ „Achthundert Rubel“, hieß es neuerdings vom Ufer, „wenn Du ihn nicht herein- bringſt.“ Der Bauer ließ den General los; dieſer ſchlang die Arme um ſeinen Hals: „Tauſend Rubel, und nun zum Teufel! ans Ufer!“ Der General langte am Ufer an; der Bauer begleitete die Herren zur Station, wo er ſeinen Lohn empfieng. Nachdem die Herren gefrühſtückt hatten, trug der General unter die kaiſerlichen Auslagen die Poſten ein: „Für das Frühſtück 10 Rubel; für das Uebertragen Seiner Majeſtät über das Waſſer 10 Rubel; für das Ueber- tragen des Generals unter allerhöchſt vertheuerten Umſtänden — 1000 Rubel.“ Eigen-Berichte. St. Marxen bei Pettau, 11. November. (Verhaftet.) Der hieſige Beſitzersſohn Alois Strafella wurde dem k. k. Bezirksgerichte ein- geliefert, weil er ſich des Verbrechens nach § 125 St.-G. ſchuldig gemacht hat. Monsberg bei Pettau, 11. November. (Verbrühtes Kind.) Am 22. October hatte die Keuſchlerin Gertraud Galun aus Stacheldorf Brot gebacken und hiebei einen großen Hefen mit ſiedendem Waſſer auf eine Bank geſtellt. Ihr ander- halb Jahre alter Sohn Joſef kam hinzu, ergriff

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 135, Marburg, 12.11.1901, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger135_1901/3>, abgerufen am 18.04.2024.