Marburger Zeitung. Nr. 124, Marburg, 16.10.1906.Marburger Zeitung. Nr. 124, 16. Oktober 1906. [Spaltenumbruch] gemachten Vorschläge als genehmigt ansehen. K. k. Bezirksgericht St. Leonhard in Steiermark, am 11. Oktober 1906. Dr. Kronvogel." -- Der Aktion des Herrn Dr. Kronvogel, der für das wirtschaft- liche Gemeinwohl stets einen scharf erfassenden Blick gezeigt hat, gehören selbstredend unsere vollsten Sympathien. Reichsratsabgeordneter Wastian hat diesem Gegenstande, wie aus einer von ihm kürzlich an den Handelsminister gerichteten Interpellation hervorgeht, ebenfalls die vollste Aufmerksamkeit ge- schenkt. Das Zusammenwirken von Gemeinden, Be- zirksvertretungen und hervorragenden Männern ist gewiß geeignet, auch in dem genannten Gebiete eine segensreiche Verbindung herzustellen. Wir wünschen dem Unternehmen des Herrn Gerichtsvorstehers von St. Leonhard den besten Erfolg. Vom Theater. Heute wird das Zugstück Die Südbahnwerkstättenkapelle veran- Konzert. Wie wir seinerzeit berichtet haben, Wanderversammlungen des Landwirt- schaftlichen Vereines Rothwein. Am nächsten Ein Finanzprozeß wegen des Gutes Ehrenhausen. Im Jahre 1904 kaufte der Fürst- Steiermärkischer Obstbau-Verein. Um Die Marburger Lehrlingsarbeiten- Ausstellung setzte mit einem glänzenden Erfolge Marburger Zeitung. Nr. 124, 16. Oktober 1906. [Spaltenumbruch] gemachten Vorſchläge als genehmigt anſehen. K. k. Bezirksgericht St. Leonhard in Steiermark, am 11. Oktober 1906. Dr. Kronvogel.“ — Der Aktion des Herrn Dr. Kronvogel, der für das wirtſchaft- liche Gemeinwohl ſtets einen ſcharf erfaſſenden Blick gezeigt hat, gehören ſelbſtredend unſere vollſten Sympathien. Reichsratsabgeordneter Waſtian hat dieſem Gegenſtande, wie aus einer von ihm kürzlich an den Handelsminiſter gerichteten Interpellation hervorgeht, ebenfalls die vollſte Aufmerkſamkeit ge- ſchenkt. Das Zuſammenwirken von Gemeinden, Be- zirksvertretungen und hervorragenden Männern iſt gewiß geeignet, auch in dem genannten Gebiete eine ſegensreiche Verbindung herzuſtellen. Wir wünſchen dem Unternehmen des Herrn Gerichtsvorſtehers von St. Leonhard den beſten Erfolg. Vom Theater. Heute wird das Zugſtück Die Südbahnwerkſtättenkapelle veran- Konzert. Wie wir ſeinerzeit berichtet haben, Wanderverſammlungen des Landwirt- ſchaftlichen Vereines Rothwein. Am nächſten Ein Finanzprozeß wegen des Gutes Ehrenhauſen. Im Jahre 1904 kaufte der Fürſt- Steiermärkiſcher Obſtbau-Verein. Um Die Marburger Lehrlingsarbeiten- Ausſtellung ſetzte mit einem glänzenden Erfolge <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header">Marburger Zeitung. Nr. 124, 16. Oktober 1906.</fw><lb/><cb/> gemachten Vorſchläge als genehmigt anſehen. K. k.<lb/> Bezirksgericht St. Leonhard in Steiermark, am<lb/> 11. Oktober 1906. Dr. Kronvogel.“ — Der Aktion<lb/> des Herrn Dr. Kronvogel, der für das wirtſchaft-<lb/> liche Gemeinwohl ſtets einen ſcharf erfaſſenden Blick<lb/> gezeigt hat, gehören ſelbſtredend unſere vollſten<lb/> Sympathien. Reichsratsabgeordneter <hi rendition="#g">Waſtian</hi> hat<lb/> dieſem Gegenſtande, wie aus einer von ihm kürzlich<lb/> an den Handelsminiſter gerichteten Interpellation<lb/> hervorgeht, ebenfalls die vollſte Aufmerkſamkeit ge-<lb/> ſchenkt. Das Zuſammenwirken von Gemeinden, Be-<lb/> zirksvertretungen und hervorragenden Männern iſt<lb/> gewiß geeignet, auch in dem genannten Gebiete eine<lb/> ſegensreiche Verbindung herzuſtellen. Wir wünſchen<lb/> dem Unternehmen des Herrn Gerichtsvorſtehers von<lb/> St. Leonhard den beſten Erfolg.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Theater.</hi> </head> <p>Heute wird das Zugſtück<lb/> der vorigen Saiſon, „<hi rendition="#g">Der Privatdozent</hi>“,<lb/> ein Stück aus dem akademiſchen Leben in vier<lb/> Akten von Profeſſor Ferdinand Wittenbauer wieder<lb/> dem Spielplan einverleibt. Privatdozent Obermayer,<lb/> Franz Schramm; Profeſſor Prutz, Joſef Richter;<lb/> Frau Profeſſor Lendenberg, Frau Direktor, Guſti<lb/> Richter; Frau Profeſſor Bärtling, Lina Demmel.<lb/> Dies ſind die Vertreter der vorjährigen Aufführungen.<lb/> Alle übrigen Rollen ſind neu beſetzt. Mittwoch, den<lb/> 17. d. geht Audran’s reizende Operette „<hi rendition="#g">Die<lb/> Puppe</hi>“ in Szene. Frl. Bertha Deutz ſingt die<lb/> Titelpartie, Herr Grobetti die des Lancelot.<lb/> Donnertag, den 18. d. wird zum erſtenmale bei<lb/> gewöhnlichen Preiſen die Zugoperette <hi rendition="#g">„Die luſtige<lb/> Witwe“</hi> von Franz Lehar gegeben. Es iſt dies<lb/> die fünfte Aufführung des beliebten muſikaliſchen<lb/> Werkes. Für Samstag, den 20. d. wird die popu-<lb/> läre Operettennovität <hi rendition="#g">„Wien bei Nacht“</hi> von<lb/> Joſef Helmesberger vorbereitet, die im Wiener<lb/> Sommertheater zahlloſe Aufführungen erlebte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Südbahnwerkſtättenkapelle</hi> </head> <p>veran-<lb/> ſtaltet am Sonntag, den 20. d. im Kaſinokonzert-<lb/> ſaal ein großes Konzert, bei welchem die in Graz<lb/> bei der Herbſtmeſſe aufgeführten Muſikſtücke teilweiſe<lb/> zum Vortrag gebracht werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Konzert.</hi> </head> <p>Wie wir ſeinerzeit berichtet haben,<lb/> gibt in dieſer Herbſtſaiſon der bekannte Konzert- und<lb/> Oratorienſänger Dr. Ferry <hi rendition="#g">Lulek</hi> nach dreijähriger<lb/> Pauſe eine Reihe von Konzerten in Oſterreich. Das<lb/> Konzert für Marburg wurde auf den 5. November<lb/> anberaumt. Dr. Lulek, welcher erſt kürzlich für ſeine<lb/> ausgezeichneten künſtleriſchen Leiſtungen die Palmen<lb/> der franzöſiſchen Akademie erhielt, iſt nach ſeiner<lb/> öſterreichiſchen Tournee bis Juli 1908 für Belgien,<lb/> Frankreich und England verpflichtet. Die Preſſe ſtellt<lb/> die Darbietungen des Künſtlers auf dem Gebiete<lb/> des modernen Liedergeſanges als geradezu unüber-<lb/> trefflich hin. Dr. Lulek hat die Abſicht, in den<lb/> diesjährigen Konzerten lediglich Werke von Brahms,<lb/> Wolf, Richard Strauß und Hans Hermann zu<lb/> Gehör zu bringen. Kartenverkauf in der Muſikalien-<lb/> handlung des Herrn Joſef <hi rendition="#g">Höfer,</hi> Schulgaſſe 2.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wanderverſammlungen des Landwirt-<lb/> ſchaftlichen Vereines Rothwein.</hi> </head> <p>Am nächſten<lb/> Sonntag veranſtaltet der Landw. Verein für Roth-<lb/> wein und Umgebung zwei Wanderverſammlungen:<lb/> um 10 Uhr vormittags in <hi rendition="#g">Schleinitz</hi> im Gaſt-<lb/> hauſe des Herrn Max Wregg, um halb 3 Uhr<lb/> nachmittags in Hötzl’s Gaſthaus in <hi rendition="#g">Pößnitz.</hi> Die<lb/> Tagesordnung iſt für beide Verſammlungen die<lb/> gleiche. 1. Beſprechung über Zweck und Ziele unſeres<lb/> Vereines mit beſonderer Berückſichtigung der land-<lb/> wirtſchaftlichen Tierzucht. 2. Anträge. Der Verein<lb/> rechnet auf zahlreichen Beſuch.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Finanzprozeß wegen des Gutes<lb/> Ehrenhauſen.</hi> </head> <p>Im Jahre 1904 kaufte der Fürſt-<lb/> erzbiſchof Dr. Theodor <hi rendition="#g">Kohn</hi> das dem Baron<lb/><hi rendition="#g">Salvi</hi> und deſſen Gemahlin je zur Hälfte gehörige<lb/> Gut Ehrenhauſen in Steiermark. Der Kaufpreis<lb/> ſollte urſprünglich 200.000 K. bar, ſowie weiters<lb/> eine jährliche Leibrente von 12.000 K. für die beiden<lb/> Verkäufer, ſo lange dieſelben leben, und im Todes-<lb/> fall des einen von 6000 K. für den Überlebenden<lb/> betragen. Zwei Tage vor dem in Ausſicht ge-<lb/> nommenen Vertragsabſchluß ſtarb die Baronin Salvi<lb/> und ſchloß ſohin deren Gatte, Baron Salvi, welchem<lb/> kraft Erbvertrages die zweite Hälfte des Gutes an-<lb/> gefallen war, den Vertrag allein ab, indem ſtatt der<lb/> Rente von 12.000 K. für beide Gatten eine ſolche<lb/> von 7200 K. für den Baron Salvi allein beſtimmt<lb/> wurde. Für dieſe Rente wurde an erſter Stelle<lb/> das Pfandrecht auf dem verkauften Gute als Kauf-<lb/> ſchillingsreſt einverleibt. Derartige im Kaufvertrage<lb/> vorbehaltene Pfandrechtseinverleibungen ob der<lb/> verkauften Realität für Kaufſchillingsreſte ſind nach<lb/> dem Geſetze gebührenfrei nach Tarifpoſt 45. Nichts-<lb/><cb/> deſtoweniger trug das Steueramt dem Baron Salvi<lb/> die Zahlung der Einverleibungsgebühr vom zehn-<lb/> fachen Betrage der Leibrente, das iſt von 72.000 K.<lb/> auf. Die Finanzlandesdirektion in Graz ermäßigte<lb/> dieſe Gebühr auf die Häfte mit der Motivierung,<lb/> daß der Baron Salvi zur Zeit der Vertrags-<lb/> ſertigung noch nicht <hi rendition="#g">grundbücherlicher</hi> Eigen-<lb/> tümer der ihm von ſeiner verſtorbenen Gemahlin<lb/> zugekommenen Hälfte der Realität geweſen ſei, daher<lb/> bei dieſer Häfte nicht die Rede davon ſein könne,<lb/> daß der <hi rendition="#g">Eigentümer</hi> derſelben beim Verkaufe<lb/> für ſich einen Vorbehalt gemacht habe. Das Finanz-<lb/> miniſterium aber ging noch weiter und bemaß die<lb/> Gebühr vom ganzen Betrage per 72.000 K., indem<lb/> es rückſichtlich der einen Hälfte die Motivierung der<lb/> Grazer Finanzlandesdirektion beſtätigte. Die andere<lb/> Hälfte aber wurde deswegen bemeſſen, weil das<lb/> Pfandrecht für die <hi rendition="#g">ganze</hi> Rente auf der <hi rendition="#g">ganzen</hi><lb/> Realität, mithin auch auf der Hälfte, deren grund-<lb/> bücherlicher Eigentümer Baron Salvi zur Zeit der<lb/> Vertragsfertigung noch nicht geweſen war, einver-<lb/> leibt wurde, ſo daß nicht geſagt werden könne, daß<lb/> der Verkäufer das vorbehaltene Pfandrecht bloß auf<lb/> ſeiner Realität ſichergeſtellt habe, vielmehr dieſe<lb/> Sicherſtellung auch auf einer anderen Realität er-<lb/> folgt ſei, mithin die geſetzliche Vorausſetzung für die<lb/> Gebührenfreiheit nicht vorliegt. Baron Salvi erſtattete<lb/> wider dieſe Entſcheidung durch ſeinen Vertreter, den<lb/> Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Alois Klemperer<lb/> die Beſchwerde an den Verwaltungsgerichtshof,<lb/> welcher die angefochtene Entſcheidung als im Geſetze<lb/> nicht begründet <hi rendition="#g">aufgehoben</hi> hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Steiermärkiſcher Obſtbau-Verein.</hi> </head> <p>Um<lb/> den Vereinsmitgliedern Gelegenheit zu geben, ihre<lb/> Kenntniſſe im Obſtbau zu erweitern und ſie zum<lb/> Fortſchritte in dieſem wichtigen Kulturzweige anzu-<lb/> eifern, veranſtaltete die Vereinsleitung eine zwei-<lb/> tägige Exkurſion, welche am 7. und 8. d. unter-<lb/> nommen wurde. Das Ziel war die Landeswinzer-<lb/> ſchule in <hi rendition="#g">Silberberg</hi> bei Leibnitz, die Landes-<lb/> Obſt- und Weinbauſchule, die Obſtausſtellung und<lb/> die Kellerei- und Obſtverwertungsgenoſſenſchaft in<lb/><hi rendition="#g">Marburg.</hi> Auf die Einladung ſeitens der Vereins-<lb/> leitung hatten ſich zirka 30 Vereinsmitglieder einge-<lb/> funden, welche unter Führung des erſten Obmann-<lb/> ſtellvertreters Herrn Direktors Dr. <hi rendition="#g">Hotter</hi> die<lb/> Exkurſion am 7. d. antraten. Das zuerſt zur Be-<lb/> ſichtigung in Ausſicht genommene Objekt war die<lb/> Landes-Winzerſchule in Silberberg, wo die Teil-<lb/> nehmer an dem Ausfluge um halb 3 Uhr nach-<lb/> mittags eintrafen und vom Landes-Wein- und Obſt-<lb/> baudirektor Herrn Anton <hi rendition="#g">Stiegler</hi> freundlichſt<lb/> begrüßt wurden. Derſelbe erklärte dann den Zweck<lb/> der Anſtalt, welcher vorwiegend die praktiſche Aus-<lb/> bildung der Schüler im Wein- und Obſtbaubetriebe<lb/> ſei, worauf die Beſichtigung ſämtlicher Anſtalts-<lb/> und Wirtſchaftslokale mit ihren Einrichtungen er-<lb/> folgte, die durchwegs als ſehr zweckmäßig bezeichnet<lb/> werden müſſen. Dann ging es ins Freie, wo ſich<lb/> auf dem unteren Teile der Lehne die Zwergobſt-<lb/> anlagen befinden, welche eine ziemlich große Anzahl<lb/> von Äpfel- und Birnbäumen in Pyramiden-, Buſch-,<lb/> ſenkrechter und wagrechter Kordonform enthalten und<lb/> welche ſich zum weitgrößten Teile ſchon im trag-<lb/> baren Zuſtande befinden. Herr Direktor Stiegler<lb/> gab überall Aufklärung über Erziehung und Pflege<lb/> der Bäume und über den Wert der Sorten. Wenn<lb/> es den Exkurſionsteilnehmern auch in erſter Linie<lb/> um die Obſtkulturen zu tun war, ſo hatten dieſelben<lb/> doch auch ein großes Intereſſe für die Rebanlagen,<lb/> denn ein großer Teil derſelben betreibt nicht nur<lb/> Obſt-, ſondern auch Weinbau. Was in Silberberg<lb/> mit ſeiner ſteilen Lage und dem felſigen Boden ge-<lb/> ſchaffen wurde, erregte allgemeine Bewunderung und<lb/> Anerkennung. Jedes Stückchen Grund iſt zweck-<lb/> mäßig ausgenützt, ja ſelbſt die Terraſſenmauern<lb/> werden in ſehr ſinnreicher Art zur Rebenzucht be-<lb/> nützt. — Nach Beſichtigung der Anlagen, welche<lb/> den ganzen Nachmittag in Anſpruch nahm, lud<lb/> Herr Direktor Stiegler die Exkurſionsteilnehmer zu<lb/> einer Stärkung und gedachte des Referenten für<lb/> Landeskulturanlegenheiten, Herrn Franz Grafen von<lb/><hi rendition="#g">Attems,</hi> unter deſſen Oberleitung dieſe für den<lb/> Obſt- und Weinbau Steiermarks ſo wichtige Anſtalt<lb/> geſchaffen wurde und brachte demſelben ein Hoch,<lb/> in welches alle Anweſenden begeiſtert einſtimmten.<lb/> Der Vereinsobmann-Stellvertreter Herr Direktor<lb/> Dr. Hotter gedachte der Verdienſte des Herrn Di-<lb/> rektors Stiegler. Der 2. Obmannſtellvertreter, Herr<lb/> Harter, erhob unter Dankesworten ſein Glas auf<lb/> die Landesvertretung ꝛc. Am nächſten Tage erfolgte<lb/> mit dem Frühzuge die Abfahrt nach Marburg, wo<lb/> die Zahl der Teilnehmer noch durch einige unter-<lb/> ſteiriſche Vereinsmitglieder vermehrt wurde. In der<lb/><cb/> Landes-Obſt- und Weinbauſchule wurden die Ange-<lb/> kommenen vom Herrn Direktor <hi rendition="#g">Zweifler</hi> und<lb/> Herrn Fachlehrer <hi rendition="#g">Brüders</hi> empfangen und begrüßt.<lb/> Herr Direktor Zweifler übernahm nun die Führung<lb/> durch die Rebanlagen, überall erklärend und belehrend<lb/> und auf die beſonderen Zwecke der verſchiedenen<lb/> Abteilungen aufmerkſam machend. Da Herr Direktor<lb/> Zweifler dienſtlich verhindert war, die Exkurſion<lb/> weiter zu führen, übernahm Herr Fachlehrer Brüders<lb/> die Führung in den Obſtanlagen, welche außer einer<lb/> größeren Anzahl von Hochſtämmen ſehr ſchöne Buſch-,<lb/> Spalier- und Kordonbäume enthalten, die, obwohl<lb/> zum großen Teil noch jung, ſich aber doch ſchon<lb/> in voller Tragbarkeit befinden. Von den edlen<lb/> Birnſorten gedeihen beſonders gut: Gute von<lb/> Avranches, Herzogin von Angouleme, Winterdechants-<lb/> birne. In den unterirdiſch angebrachten Obſtauf-<lb/> bewahrungsräumen ſind die edlen Obſtſorten alle<lb/> einfach nebeneinander auf Hürden aufgelegt. Be-<lb/> ſonderes Intereſſe boten weiters die Preß- und<lb/> Dörräume mit ihren Einrichtungen, ſowie die<lb/> Kellereien. Auch die Schweine- und Rinderſtallungen,<lb/> letztere nach Schweizer Muſter eingerichtet, wurden<lb/> beſichtigt. Unterdeſſen war die Zeit ſo weit vor-<lb/> gerückt, daß an den Aufbruch gedacht werden mußte,<lb/> um auch die übrigen Punkte des aufgeſtellten Pro-<lb/> grammes erledigen zu können. Auch an dieſer Landes-<lb/> anſtalt wurden die Ausflügler zu einem Imbiß ge-<lb/> laden, welchen ſich dieſelben nebſt dem dabei kre-<lb/> denzten Marburger trefflich ſchmecken ließen. Auch<lb/> bei dieſer Gelegenheit wurde ſeitens der Herren<lb/> Dr. Hotter, Harter und Stocker der Landesvertretung,<lb/> insbeſondere des Herrn Landeskulturreferenten und<lb/> der Anſtaltsleitung in dankbarer Weiſe gedacht für<lb/> die Schaffung, Erhaltung und Pflege dieſer Muſter-<lb/> ſtätte für Obſt- und Weinbau. Herr Fachlehrer<lb/> Brüders erhob ſein Glas auf das weitere Gedeihen<lb/> des ſteiermärkiſchen Obſtbauvereines. Hierauf erfolgte<lb/> die Beſichtigung der Obſtausſtellung in der Stadt.<lb/> Nachmittags wurde unter der freundlichen Führung<lb/> der betreffenden Vorſtände, der Herren Freiherr<lb/> von <hi rendition="#g">Twickl</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Rodler</hi> die Einrichtungen<lb/> der Kellerei- und Obſtverwertungs-Genoſſenſchaft<lb/> beſichtigt, welche Anſtalten den Beſuchern ebenfalls<lb/> viel Intereſſantes und Lehrreiches boten. So wurde<lb/> die Zeit von anderthalb Tagen möglichſt ausgenützt<lb/> zur Vervollſtändigung der Kenntniſſe auf dem Ge-<lb/> biete des Obſt- und Weinbaues und gewiß werden<lb/> die gemachten Beobachtungen auf alle Teilnehmer<lb/> anſpornend wirken zum Fortſchritte auf dem Ge-<lb/> biete der beiden für das Land ſo wichtigen Pro-<lb/> duktionszweige.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Marburger Lehrlingsarbeiten-<lb/> Ausſtellung</hi> </head> <p>ſetzte mit einem glänzenden Erfolge<lb/> ein, auf den der Deutſche Handwerkerverein ſowie<lb/> jene Meiſter und Meiſterinnen, deren Lehrlinge und<lb/> Lehrmädchen die Ausſtellung beſchickten, wahrhaft<lb/> ſtolz ſein können. Zur vorgeſtrigen Eröffnung der<lb/> in Götz’ Brauhausſaal untergebrachten Ausſtellung<lb/> hatte ſich ein unerwartet zahlreiches Publikum ein-<lb/> gefunden; der ganze große Saal war gedrängt<lb/> voll und außen ſtanden noch zahlreiche Beſucher,<lb/> die geraume Zeit keinen Einlaß mehr fanden, da<lb/> bereits alles überfüllt war. Gemeinderat Herr<lb/><hi rendition="#g">Kral,</hi> Obmann des Deutſchen Handwerkervereines,<lb/> begrüßte die Erſchienenen, beſonders Herrn Bürger-<lb/> meiſter Dr. <hi rendition="#g">Schmiderer,</hi> Reichsrats- und Land-<lb/> tagsabg. <hi rendition="#g">Waſtian,</hi> Statthaltereirat Grafen Marius<lb/><hi rendition="#g">Attems,</hi> den Vertreteter des Handelsminiſteriums<lb/> Genoſſenſchaftsinſtruktor Dr. <hi rendition="#g">Hornung,</hi> die Mit-<lb/> glieder des Ehrenausſchuſſes, des Gemeinderates<lb/> und die Vertreter veſchiedener Vereine, der Schulen,<lb/> worauf Bürgermeiſter Dr. <hi rendition="#g">Schmiderer</hi> das<lb/> Wort ergriff. Redner erinnerte an die landwirt-<lb/> ſchaftliche Ausſtellung, die im gleichen Raume vor<lb/> einigen Tagen ſtattfand und verwies dann auf die<lb/> heutige, die ganz anderen Berufszweigen gilt.<lb/> Dr. Schmiderer ſchilderte den Wert ſolcher Aus-<lb/> ſtellungen für den Kampf ums Daſein, die Lern-<lb/> erfolge, die bei ihnen erzielt werden und den jugend-<lb/> lichen Arbeitern wie den Meiſtern zu gute kommen,<lb/> da ſie den Eifer anſpornen und die Tätigkeit. In<lb/> der Lehrlingsarbeit präge ſich der Geiſt ſeines<lb/> Meiſters aus. Redner preiſt den gewerblichen Zu-<lb/> ſammenhalt, das ſtete Streben nach Vervoll-<lb/> kommnung, dankt dem Ausſtellungsausſchuß<lb/> und allen Ausſtellungsförderern im Namen der<lb/> Stadtgemeinde Marburg, ſchloß mit einem Hoch<lb/> auf den Kaiſer und erklärte die Ausſtellung als<lb/> eröffnet. Es erfolgte nun der Rundgang. Des<lb/> Staunens über die Schönheiten der ausgeſtellten<lb/> Arbeiten, die noch bedeutend an Wert gewinnen,<lb/> wenn man ſich vor Augen hält, daß dies alles<lb/> Lehrlingsarbeit iſt, wollte kein Ende nehmen. Faſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung. Nr. 124, 16. Oktober 1906.
gemachten Vorſchläge als genehmigt anſehen. K. k.
Bezirksgericht St. Leonhard in Steiermark, am
11. Oktober 1906. Dr. Kronvogel.“ — Der Aktion
des Herrn Dr. Kronvogel, der für das wirtſchaft-
liche Gemeinwohl ſtets einen ſcharf erfaſſenden Blick
gezeigt hat, gehören ſelbſtredend unſere vollſten
Sympathien. Reichsratsabgeordneter Waſtian hat
dieſem Gegenſtande, wie aus einer von ihm kürzlich
an den Handelsminiſter gerichteten Interpellation
hervorgeht, ebenfalls die vollſte Aufmerkſamkeit ge-
ſchenkt. Das Zuſammenwirken von Gemeinden, Be-
zirksvertretungen und hervorragenden Männern iſt
gewiß geeignet, auch in dem genannten Gebiete eine
ſegensreiche Verbindung herzuſtellen. Wir wünſchen
dem Unternehmen des Herrn Gerichtsvorſtehers von
St. Leonhard den beſten Erfolg.
Vom Theater. Heute wird das Zugſtück
der vorigen Saiſon, „Der Privatdozent“,
ein Stück aus dem akademiſchen Leben in vier
Akten von Profeſſor Ferdinand Wittenbauer wieder
dem Spielplan einverleibt. Privatdozent Obermayer,
Franz Schramm; Profeſſor Prutz, Joſef Richter;
Frau Profeſſor Lendenberg, Frau Direktor, Guſti
Richter; Frau Profeſſor Bärtling, Lina Demmel.
Dies ſind die Vertreter der vorjährigen Aufführungen.
Alle übrigen Rollen ſind neu beſetzt. Mittwoch, den
17. d. geht Audran’s reizende Operette „Die
Puppe“ in Szene. Frl. Bertha Deutz ſingt die
Titelpartie, Herr Grobetti die des Lancelot.
Donnertag, den 18. d. wird zum erſtenmale bei
gewöhnlichen Preiſen die Zugoperette „Die luſtige
Witwe“ von Franz Lehar gegeben. Es iſt dies
die fünfte Aufführung des beliebten muſikaliſchen
Werkes. Für Samstag, den 20. d. wird die popu-
läre Operettennovität „Wien bei Nacht“ von
Joſef Helmesberger vorbereitet, die im Wiener
Sommertheater zahlloſe Aufführungen erlebte.
Die Südbahnwerkſtättenkapelle veran-
ſtaltet am Sonntag, den 20. d. im Kaſinokonzert-
ſaal ein großes Konzert, bei welchem die in Graz
bei der Herbſtmeſſe aufgeführten Muſikſtücke teilweiſe
zum Vortrag gebracht werden.
Konzert. Wie wir ſeinerzeit berichtet haben,
gibt in dieſer Herbſtſaiſon der bekannte Konzert- und
Oratorienſänger Dr. Ferry Lulek nach dreijähriger
Pauſe eine Reihe von Konzerten in Oſterreich. Das
Konzert für Marburg wurde auf den 5. November
anberaumt. Dr. Lulek, welcher erſt kürzlich für ſeine
ausgezeichneten künſtleriſchen Leiſtungen die Palmen
der franzöſiſchen Akademie erhielt, iſt nach ſeiner
öſterreichiſchen Tournee bis Juli 1908 für Belgien,
Frankreich und England verpflichtet. Die Preſſe ſtellt
die Darbietungen des Künſtlers auf dem Gebiete
des modernen Liedergeſanges als geradezu unüber-
trefflich hin. Dr. Lulek hat die Abſicht, in den
diesjährigen Konzerten lediglich Werke von Brahms,
Wolf, Richard Strauß und Hans Hermann zu
Gehör zu bringen. Kartenverkauf in der Muſikalien-
handlung des Herrn Joſef Höfer, Schulgaſſe 2.
Wanderverſammlungen des Landwirt-
ſchaftlichen Vereines Rothwein. Am nächſten
Sonntag veranſtaltet der Landw. Verein für Roth-
wein und Umgebung zwei Wanderverſammlungen:
um 10 Uhr vormittags in Schleinitz im Gaſt-
hauſe des Herrn Max Wregg, um halb 3 Uhr
nachmittags in Hötzl’s Gaſthaus in Pößnitz. Die
Tagesordnung iſt für beide Verſammlungen die
gleiche. 1. Beſprechung über Zweck und Ziele unſeres
Vereines mit beſonderer Berückſichtigung der land-
wirtſchaftlichen Tierzucht. 2. Anträge. Der Verein
rechnet auf zahlreichen Beſuch.
Ein Finanzprozeß wegen des Gutes
Ehrenhauſen. Im Jahre 1904 kaufte der Fürſt-
erzbiſchof Dr. Theodor Kohn das dem Baron
Salvi und deſſen Gemahlin je zur Hälfte gehörige
Gut Ehrenhauſen in Steiermark. Der Kaufpreis
ſollte urſprünglich 200.000 K. bar, ſowie weiters
eine jährliche Leibrente von 12.000 K. für die beiden
Verkäufer, ſo lange dieſelben leben, und im Todes-
fall des einen von 6000 K. für den Überlebenden
betragen. Zwei Tage vor dem in Ausſicht ge-
nommenen Vertragsabſchluß ſtarb die Baronin Salvi
und ſchloß ſohin deren Gatte, Baron Salvi, welchem
kraft Erbvertrages die zweite Hälfte des Gutes an-
gefallen war, den Vertrag allein ab, indem ſtatt der
Rente von 12.000 K. für beide Gatten eine ſolche
von 7200 K. für den Baron Salvi allein beſtimmt
wurde. Für dieſe Rente wurde an erſter Stelle
das Pfandrecht auf dem verkauften Gute als Kauf-
ſchillingsreſt einverleibt. Derartige im Kaufvertrage
vorbehaltene Pfandrechtseinverleibungen ob der
verkauften Realität für Kaufſchillingsreſte ſind nach
dem Geſetze gebührenfrei nach Tarifpoſt 45. Nichts-
deſtoweniger trug das Steueramt dem Baron Salvi
die Zahlung der Einverleibungsgebühr vom zehn-
fachen Betrage der Leibrente, das iſt von 72.000 K.
auf. Die Finanzlandesdirektion in Graz ermäßigte
dieſe Gebühr auf die Häfte mit der Motivierung,
daß der Baron Salvi zur Zeit der Vertrags-
ſertigung noch nicht grundbücherlicher Eigen-
tümer der ihm von ſeiner verſtorbenen Gemahlin
zugekommenen Hälfte der Realität geweſen ſei, daher
bei dieſer Häfte nicht die Rede davon ſein könne,
daß der Eigentümer derſelben beim Verkaufe
für ſich einen Vorbehalt gemacht habe. Das Finanz-
miniſterium aber ging noch weiter und bemaß die
Gebühr vom ganzen Betrage per 72.000 K., indem
es rückſichtlich der einen Hälfte die Motivierung der
Grazer Finanzlandesdirektion beſtätigte. Die andere
Hälfte aber wurde deswegen bemeſſen, weil das
Pfandrecht für die ganze Rente auf der ganzen
Realität, mithin auch auf der Hälfte, deren grund-
bücherlicher Eigentümer Baron Salvi zur Zeit der
Vertragsfertigung noch nicht geweſen war, einver-
leibt wurde, ſo daß nicht geſagt werden könne, daß
der Verkäufer das vorbehaltene Pfandrecht bloß auf
ſeiner Realität ſichergeſtellt habe, vielmehr dieſe
Sicherſtellung auch auf einer anderen Realität er-
folgt ſei, mithin die geſetzliche Vorausſetzung für die
Gebührenfreiheit nicht vorliegt. Baron Salvi erſtattete
wider dieſe Entſcheidung durch ſeinen Vertreter, den
Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Alois Klemperer
die Beſchwerde an den Verwaltungsgerichtshof,
welcher die angefochtene Entſcheidung als im Geſetze
nicht begründet aufgehoben hat.
Steiermärkiſcher Obſtbau-Verein. Um
den Vereinsmitgliedern Gelegenheit zu geben, ihre
Kenntniſſe im Obſtbau zu erweitern und ſie zum
Fortſchritte in dieſem wichtigen Kulturzweige anzu-
eifern, veranſtaltete die Vereinsleitung eine zwei-
tägige Exkurſion, welche am 7. und 8. d. unter-
nommen wurde. Das Ziel war die Landeswinzer-
ſchule in Silberberg bei Leibnitz, die Landes-
Obſt- und Weinbauſchule, die Obſtausſtellung und
die Kellerei- und Obſtverwertungsgenoſſenſchaft in
Marburg. Auf die Einladung ſeitens der Vereins-
leitung hatten ſich zirka 30 Vereinsmitglieder einge-
funden, welche unter Führung des erſten Obmann-
ſtellvertreters Herrn Direktors Dr. Hotter die
Exkurſion am 7. d. antraten. Das zuerſt zur Be-
ſichtigung in Ausſicht genommene Objekt war die
Landes-Winzerſchule in Silberberg, wo die Teil-
nehmer an dem Ausfluge um halb 3 Uhr nach-
mittags eintrafen und vom Landes-Wein- und Obſt-
baudirektor Herrn Anton Stiegler freundlichſt
begrüßt wurden. Derſelbe erklärte dann den Zweck
der Anſtalt, welcher vorwiegend die praktiſche Aus-
bildung der Schüler im Wein- und Obſtbaubetriebe
ſei, worauf die Beſichtigung ſämtlicher Anſtalts-
und Wirtſchaftslokale mit ihren Einrichtungen er-
folgte, die durchwegs als ſehr zweckmäßig bezeichnet
werden müſſen. Dann ging es ins Freie, wo ſich
auf dem unteren Teile der Lehne die Zwergobſt-
anlagen befinden, welche eine ziemlich große Anzahl
von Äpfel- und Birnbäumen in Pyramiden-, Buſch-,
ſenkrechter und wagrechter Kordonform enthalten und
welche ſich zum weitgrößten Teile ſchon im trag-
baren Zuſtande befinden. Herr Direktor Stiegler
gab überall Aufklärung über Erziehung und Pflege
der Bäume und über den Wert der Sorten. Wenn
es den Exkurſionsteilnehmern auch in erſter Linie
um die Obſtkulturen zu tun war, ſo hatten dieſelben
doch auch ein großes Intereſſe für die Rebanlagen,
denn ein großer Teil derſelben betreibt nicht nur
Obſt-, ſondern auch Weinbau. Was in Silberberg
mit ſeiner ſteilen Lage und dem felſigen Boden ge-
ſchaffen wurde, erregte allgemeine Bewunderung und
Anerkennung. Jedes Stückchen Grund iſt zweck-
mäßig ausgenützt, ja ſelbſt die Terraſſenmauern
werden in ſehr ſinnreicher Art zur Rebenzucht be-
nützt. — Nach Beſichtigung der Anlagen, welche
den ganzen Nachmittag in Anſpruch nahm, lud
Herr Direktor Stiegler die Exkurſionsteilnehmer zu
einer Stärkung und gedachte des Referenten für
Landeskulturanlegenheiten, Herrn Franz Grafen von
Attems, unter deſſen Oberleitung dieſe für den
Obſt- und Weinbau Steiermarks ſo wichtige Anſtalt
geſchaffen wurde und brachte demſelben ein Hoch,
in welches alle Anweſenden begeiſtert einſtimmten.
Der Vereinsobmann-Stellvertreter Herr Direktor
Dr. Hotter gedachte der Verdienſte des Herrn Di-
rektors Stiegler. Der 2. Obmannſtellvertreter, Herr
Harter, erhob unter Dankesworten ſein Glas auf
die Landesvertretung ꝛc. Am nächſten Tage erfolgte
mit dem Frühzuge die Abfahrt nach Marburg, wo
die Zahl der Teilnehmer noch durch einige unter-
ſteiriſche Vereinsmitglieder vermehrt wurde. In der
Landes-Obſt- und Weinbauſchule wurden die Ange-
kommenen vom Herrn Direktor Zweifler und
Herrn Fachlehrer Brüders empfangen und begrüßt.
Herr Direktor Zweifler übernahm nun die Führung
durch die Rebanlagen, überall erklärend und belehrend
und auf die beſonderen Zwecke der verſchiedenen
Abteilungen aufmerkſam machend. Da Herr Direktor
Zweifler dienſtlich verhindert war, die Exkurſion
weiter zu führen, übernahm Herr Fachlehrer Brüders
die Führung in den Obſtanlagen, welche außer einer
größeren Anzahl von Hochſtämmen ſehr ſchöne Buſch-,
Spalier- und Kordonbäume enthalten, die, obwohl
zum großen Teil noch jung, ſich aber doch ſchon
in voller Tragbarkeit befinden. Von den edlen
Birnſorten gedeihen beſonders gut: Gute von
Avranches, Herzogin von Angouleme, Winterdechants-
birne. In den unterirdiſch angebrachten Obſtauf-
bewahrungsräumen ſind die edlen Obſtſorten alle
einfach nebeneinander auf Hürden aufgelegt. Be-
ſonderes Intereſſe boten weiters die Preß- und
Dörräume mit ihren Einrichtungen, ſowie die
Kellereien. Auch die Schweine- und Rinderſtallungen,
letztere nach Schweizer Muſter eingerichtet, wurden
beſichtigt. Unterdeſſen war die Zeit ſo weit vor-
gerückt, daß an den Aufbruch gedacht werden mußte,
um auch die übrigen Punkte des aufgeſtellten Pro-
grammes erledigen zu können. Auch an dieſer Landes-
anſtalt wurden die Ausflügler zu einem Imbiß ge-
laden, welchen ſich dieſelben nebſt dem dabei kre-
denzten Marburger trefflich ſchmecken ließen. Auch
bei dieſer Gelegenheit wurde ſeitens der Herren
Dr. Hotter, Harter und Stocker der Landesvertretung,
insbeſondere des Herrn Landeskulturreferenten und
der Anſtaltsleitung in dankbarer Weiſe gedacht für
die Schaffung, Erhaltung und Pflege dieſer Muſter-
ſtätte für Obſt- und Weinbau. Herr Fachlehrer
Brüders erhob ſein Glas auf das weitere Gedeihen
des ſteiermärkiſchen Obſtbauvereines. Hierauf erfolgte
die Beſichtigung der Obſtausſtellung in der Stadt.
Nachmittags wurde unter der freundlichen Führung
der betreffenden Vorſtände, der Herren Freiherr
von Twickl und Dr. Rodler die Einrichtungen
der Kellerei- und Obſtverwertungs-Genoſſenſchaft
beſichtigt, welche Anſtalten den Beſuchern ebenfalls
viel Intereſſantes und Lehrreiches boten. So wurde
die Zeit von anderthalb Tagen möglichſt ausgenützt
zur Vervollſtändigung der Kenntniſſe auf dem Ge-
biete des Obſt- und Weinbaues und gewiß werden
die gemachten Beobachtungen auf alle Teilnehmer
anſpornend wirken zum Fortſchritte auf dem Ge-
biete der beiden für das Land ſo wichtigen Pro-
duktionszweige.
Die Marburger Lehrlingsarbeiten-
Ausſtellung ſetzte mit einem glänzenden Erfolge
ein, auf den der Deutſche Handwerkerverein ſowie
jene Meiſter und Meiſterinnen, deren Lehrlinge und
Lehrmädchen die Ausſtellung beſchickten, wahrhaft
ſtolz ſein können. Zur vorgeſtrigen Eröffnung der
in Götz’ Brauhausſaal untergebrachten Ausſtellung
hatte ſich ein unerwartet zahlreiches Publikum ein-
gefunden; der ganze große Saal war gedrängt
voll und außen ſtanden noch zahlreiche Beſucher,
die geraume Zeit keinen Einlaß mehr fanden, da
bereits alles überfüllt war. Gemeinderat Herr
Kral, Obmann des Deutſchen Handwerkervereines,
begrüßte die Erſchienenen, beſonders Herrn Bürger-
meiſter Dr. Schmiderer, Reichsrats- und Land-
tagsabg. Waſtian, Statthaltereirat Grafen Marius
Attems, den Vertreteter des Handelsminiſteriums
Genoſſenſchaftsinſtruktor Dr. Hornung, die Mit-
glieder des Ehrenausſchuſſes, des Gemeinderates
und die Vertreter veſchiedener Vereine, der Schulen,
worauf Bürgermeiſter Dr. Schmiderer das
Wort ergriff. Redner erinnerte an die landwirt-
ſchaftliche Ausſtellung, die im gleichen Raume vor
einigen Tagen ſtattfand und verwies dann auf die
heutige, die ganz anderen Berufszweigen gilt.
Dr. Schmiderer ſchilderte den Wert ſolcher Aus-
ſtellungen für den Kampf ums Daſein, die Lern-
erfolge, die bei ihnen erzielt werden und den jugend-
lichen Arbeitern wie den Meiſtern zu gute kommen,
da ſie den Eifer anſpornen und die Tätigkeit. In
der Lehrlingsarbeit präge ſich der Geiſt ſeines
Meiſters aus. Redner preiſt den gewerblichen Zu-
ſammenhalt, das ſtete Streben nach Vervoll-
kommnung, dankt dem Ausſtellungsausſchuß
und allen Ausſtellungsförderern im Namen der
Stadtgemeinde Marburg, ſchloß mit einem Hoch
auf den Kaiſer und erklärte die Ausſtellung als
eröffnet. Es erfolgte nun der Rundgang. Des
Staunens über die Schönheiten der ausgeſtellten
Arbeiten, die noch bedeutend an Wert gewinnen,
wenn man ſich vor Augen hält, daß dies alles
Lehrlingsarbeit iſt, wollte kein Ende nehmen. Faſt
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