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Marburger Zeitung. Nr. 123, Marburg, 14.10.1909.

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Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909

[Spaltenumbruch] die Erstaufführung des Lustspieles "Glück bei
Frauen" von Engel und Horst vor, das am Bürger-
theater in Wien im Vorjahre ununterbrochen den
Spielplan beherrschte.

Südmark-Lotterie.

Wenn auch der Bezug
der Lose durch die Ortsgruppen im allgemeinen
recht zufriedenstellend ist, so ist damit allein der
Erfolg wohl noch nicht gegeben. Jetzt handelt es
sich darum, dafür zu sorgen, daß die von den Orts-
gruppen bestellten Lose tatsächlich alle abgesetzt
werden. Das ist für die einzelnen Ortsgruppen in
den meisten Fällen eine geringe Arbeit, verbürgt aber
in der Arbeit aller Ortsgruppen den erwünschten
vollen Erfolg der Lotterie. Die Lotterieleitung sieht
sich mit Rücksicht darauf, daß einzelne Ortsgruppen
diesmal nicht mit jenem Eifer wie im Vorjahre
für die Lotterie einzusetzen scheinen, gedrängt, noch-
mals an alle Ortsgruppenleitungen die Bitte zu
richten, in der Arbeit für die Südmark-Lotterie
nicht zu erlahmen. Es muß dabei immer darauf
verwiesen werden, daß tatsächlich keine der bestehenden
Effektenlotterien auch nur annähernd so gut und so
reich an Treffern ausgestattet ist, wie eben die
Südmark-Lotterie. Sie ist auch, wie mit Genug-
tuung bei der letzten behördlichen Revision in der
Kanzlei festgestellt wurde, nach jeder Richtung hin
in der Durchführung einwandfrei und klaglos. Das
muß hervorgehoben werden, weil nur allzuleicht
unter dem Eindrucke der Erfahrungen, die bei anderen
Effektenlotterien von Gewinnern gemacht wurden,
auch die Südmark-Lotterie Schaden leiden könnte.
Mögen so alle Ortsgruppen und Südmarkfreunde
ihre Pflicht tun, in den wenigen Tagen, die noch
bis zur Ziehung am 11. November für die Arbeit
gegeben sind.

Deutscher Gemeindewahlsieg in Zirk-
nitz.

Aus St. Egydi W.-B. wird dem Grazer
Wochenblatte geschrieben: Eine freudige Nachricht!
Unsere schwerbedrohte Nachbargemeinde Zirknitz ist
durch die am 7. d. M. vollzogene Gemeindeausschuß-
wahl in deutschen Händen. Zwar kein vollständiger
Sieg; unter acht Ausschüssen sind zwei Wenden,
die aber natürlich nicht zur Geltung kommen. Von
den zwei Wahlkörpern ist der erste ganz in unseren
Händen, im zweiten drangen zwei Gegner durch.
Und traurig, es sagen zu müssen, auch hier ist nur
deutsche Fahrlässigkeit Schuld an dem Eindringen
der zwei Wenden. Nur drei Stimmen fehlten und
der Sieg wäre vollkommen gewesen. -- Gewählt
wurden die Herren Kröll, Schalhammer, Dr. Ven-
ningerholz und Hempel im ersten, Flucher, Bau-
mann (Wende), Prinz (Wende) und Reppnik im
zweiten Wahlkörper. Wir können feststellen, daß der
Erfolg dieser Wahl die erste Frucht der zielbewußten
Südmarkarbeit in Zirknitz ist. Heil und tiefen Dank
dem wackeren Vereine! Nun frisch drauf und dran
an die Wiedergewinnung unseres vielumstrittenen
Egydi, sie soll die schönste Frucht der Arbeit sein!

Der steirische Wein.

Man ersucht uns
um Aufnahme folgender Zeilen: Zur bevorstehenden
Weinerntezeit wurde allseitig die landwirtschaftliche
Versammlung vom 10. Oktober im Hotel "Stadt
Wien" freudig begrüßt und sehr gut besucht. Der
zeitgemäße, sehr lehrreiche Vortrag des Herrn
Direktor E. Schmid über die Krankheiten, Be-
handlung eventuell Zuckerung der leichteren Wein-
möste fand dankbare Anerkennung; auch die An-
regung des Herrn Dr. Leonhard d. Ä. über
den Verkauf und die Verwertung der Produkte
durch Errichtung von Weinlagerhäusern, wie solche
bereits in Innsbruck mit Erfolg bestehen und den
einzelnen Produzenten nützlicher als die Genossen-
schaften sind, so auch die Anträge des Herrn
Girstmayr, betreff der Herabsetzung der zu hohen
Verzehrungssteuer auf Wein, welche in Graz 14 K.,
in Klagenfurt sogar 18 K. per Hektoliter beträgt,
dann Erweiterung der Landhaus-Kellerei-Gastwirt-
schaft fanden ungeteilten reichen Beifall. Leider
konnte wegen vorgerückter Stunde der sehr wichtige
Punkt über die notwendige Hebung des steirischen
Weinhandels und dessen Konsum im eigenen Lande
nicht mehr zur Sprache kommen, obwohl gerade
dieser Punkt endlich ernstliche Erwägung verdient.
Bei dem Umstande, daß durch die Neuanlagen,
deren Produkte bedeutend weniger Säure auch in
minderen Jahrgängen aufweisen als die Weine alter
gemischter Anlagen, kann der steirische Wein umso
leichter in die Konkurrenz von allen Tiroler, Istrianer,
Dalmatiner, Österreicher und auch vielen ungarischen
Spezialitäten, besonders in Weißweinsorten, gestellt
werden, als diese viel haltbarer und erfrischender
in der Qualität sind. Trotz dieser Vorzüge findet
man in den meisten größeren Restaurants die
[Spaltenumbruch] Weinkarten voll mit lauter fremdländischen
Weinsorten verzeichnet, wobei der edle steirische
Tropfen kaum eine sehr stiefmütterliche Aufnahme
gefunden hat, was jedenfalls auf Mangel nötiger
Reklame oder Unkenntnis der Konsumenten zurück-
zuführen ist. Weiters wird seit einigen Jahren von
vielen Ärzten jedem Kranken bei jeder Gelegenheit,
ob in krankem oder gesundem Zustande das Wein-
trinken verboten, obwohl Beweise genug vorhanden
sind, daß sehr viele Leidende gerade dem mäßigen
Genuß eines guten steirischen Weines ihre Gesund-
heit und hohes Alter zu verdanken haben. Solche
Zustände veranlassen dann viele Konsumenten, vom
Genusse des Weines abzusehen, wodurch der Wein-
konsum bedeutend zurückgedrängt wird, hingegen aber
andere, weniger kräftige Getränke in Anspruch ge-
nommen werden.

Bürgermeisterwahl in Arnfels.

Aus
Arnfels, 11. Oktober, schreibt man uns: "Bei
der heute stattgehobten Wahl wurde an Stelle des
zurückgetretenen Bürgermeisters August Stroh-
maier
der Kaufmann Emmerich Grabner ge-
wählt. Die freigewordene Stelle des dritten Ge-
meinderates erhielt der gräflich Schönborn-Buch-
heimsche Gutsverwalter Karl Schatt."

Panorama International.

Viel Sehens-
wertes bietet die in dieser Woche ausgestellte inter-
essante Serie "Die Truppenmanöver in der Schweiz
1908 und der herrliche Besuch von Basel".
Wir sehen von Basel das Gesamtpanorama, die
Rheinbrücke, den Marktplatz mit dem schönen Rat-
haus, die Totalansicht der Kathedrale, den Altar,
die schöne Orgel der Kirche, den Marktplatz und
andere reizende Punkte. Weiters können wir das
hochinterssante Truppenmanöver verfolgen, die ver-
schiedenenen Gefechtsßenen, die neuen Schnellfeuer-
geschütze im Gefecht, die fremdländischen Offiziere,
Kavallerie ins Gefecht rückend, schußbereite Artillerie,
Szenen im Lager, defilierende Radfahrerkompapnie
und vieles andere.

Zum Raubmorde an dem Gaischützen
Ploj,

über den wir vorgestern kurz berichteten, sei
noch folgendes nachgetragen: In der Nacht vom
6. auf den 7. Oktober wurde ein Einbruch in das
Gemischtwarengeschäft des Josef Farkas in Sankt
Georgen an der Stainz versucht. Die Diebe er-
brachen das große Auslagefenster und entwendeten
daraus alles. Als sie in das Geschäftslokal eindringen
wollten, wurden sie vom erwachten Kaufmann, dem
Postmeister und Dr. Kreft durch Flintenschüsse
verscheucht. Die Diebe ergriffen die Flucht in der
Richtung gegen Selluschen und warfen einige ge-
stohlene Sachen weg. Dieser Tat dringend ver-
dächtig erscheint auch der Drescher Reiser aus
Selluschen, der von der Gendarmerie verhaftet
wurde; seine Spießgesellen Franz und Andreas
Neubauer aus Sagoretz bei Pettau aber gingen
den nächsten Tag in der Richtung nach Eichmaut-
dorf, in der Absicht, den erstbesten Menschen, dem
sie auf der Straße begegnen, zu ermorden und zu
berauben, um sich dadurch Geldmittel zu verschaffen.
Im Gasthaus Hanzekovic in Eichmautdorf an-
gelangt, erkundigten sie sich, ob der Gastwirt
Majcen auf der Koliben zu Hause sei, wahrschein-
lich in der Absicht, im Falle der Abwesenheit
Majcens dessen Ehegattin in diesem einsam in der
Au gelegenen Gasthause zu berauben. Die genannten
zwei Strolche zogen dahin, fanden jedoch den Gast-
wirt Majcen beim Hause und suchten bald das
Weite. Nun begegneten sie gegen 11 Uhr vormittags
in der Au dem verheirateten Gaischütz Ploj des
Bäckermeisters Nedog aus Kapellen, welcher bereits
mit seinem leeren Korbe auf dem Heimwege war
und beschlossen rasch, diesen Gaischütz zu ermorden
und zu berauben. Der ältere, Andreas, befahl
dem jüngeren 18jährigen Franz, er müsse den
Gaischütz, sobald er ihn fasse, mit dem Messer er-
stechen. Franz schlitzte dem ohnehin ver-
krüppelten
Gatschütz den Bauch auf und
nach der Beraubung der geringen Barschaft von
einigen Kronen warfen ihn die Räuber samt dem
Rückentragkorbe in die Mur. Diese Tat bemerkte
von der Ferne ein Müller, der den Toten, da
er infolge des angeschnallten leeren Tragkorbes nicht
unterging, herausfischte. Nach der Beschreibung der
Leute, die die Räuber sahen, wurden sie von der
Gendarmerie aus Bad Radein verfolgt, der sich auch
die Nachbarposten St. Georgen an der Stainz und
Kreuzdorf anschlossen. Ein weggeworfener zerrissener
Brief, welchen der Gaischütz mithatte, führte die
Spur in die Richtung gegen Selluschen, wo sie
tatsächlich im Gasthause des Laßboschek den jüngeren
Räuber Franz Neubauer mit einem Revolver be-
[Spaltenumbruch] waffnet antrafen. In die Enge getrieben, gestand
er nach längerem Leugnen die gräßliche Tat und
erzählte, daß der Anstifter sein Bruder Andreas
sei. Nun ging die Suche nach diesem. Nach langem
Suchen wurde in Erfahrung gebracht, daß der
Räuber im Stalle der Gastwirtin Kreft in Sankt
Georgen a. d. St. sich versteckt hat; jedoch entkam
er vor dem Eintreffen der Gendarmerie und ver-
steckte sich im Wirtschaftsgebäude des Gastwirtes
Domainko in Jandorf. Der von einem Kranken-
besuche heimkehrende Dr. Kreft begegnete ihm nach
Mitternacht und erzählte es der eifrig nachforschen-
den Gendarmerie. Da die Hunde des Gastwirtes
Domainko beim Wirtschaftsgebäude auffallend
stark bellten, wurde das Gebäude von der Gendarmerie
umstellt. Gastwirt Domainko ging mit seinen zwei
Fleischerhunden auf die Tenne und schrie, der un-
angemeldete Gast solle sich melden, sonst werde ge-
schossen. In der Meinung, daß der Gastwirt allein
sei, rührte sich der Räuber hinter einem Haufen
Fisolenstöcken und wurde alsbald gefaßt. Bei ihm
fand man eine geladene Doppelpistole, Pulver, Hammer,
Stemmeisen, Messer und dergleichen.

Von der k. k. Bezirkshauptmannschaft

als Steuerbehörde Marburg wird hiemit bekannt-
gegeben, daß die Einreihung der Personaleinkommen-
steuerpflichtigen in die drei Wahlkörper zur Vor-
nahme der Wahlen für die ausscheidenden gewählten
Mitglieder und Mitgliederstellvertreter der Personal-
einkommensteuer-Schätzungskommission für die Ver-
anlagungsbezirke Marburg Stadt und Land voll-
zogen wurde. Den Personaleinkommensteuerpflichtigen
steht es frei, vom 15. Oktober 1909 an durch
acht Tage in die Wählerverzeichnisse täglich inner-
halb der Amtsstunden von 8 bis 12 vormittag und
von 2 bis 6 Uhr nachmittag im Amtszimmer 6
und 4 Bahnhofstraße 3, 2. Stock, behufs Einbrin-
gung von Beschwerden gegen die Einreihung in die
einzelnen Wahlkörper Einsicht zu nehmen. Nicht
amtsbekannte Personaleinkommensteuerpflichtige haben
sich als solche gehörig zu legitimieren. Allfällige
Beschwerden sind bei der gefertigten k. k. Bezirks-
hauptmannschaft einzubringen, stehen jedoch der
Fortsetzung der Amtshandlung, insbesondere der
Vornahme giltiger Wahlen, nicht im Wege.

Sanitäre Übelstände in Gams.

Ein
"Marburger Spaziergänger" schreibt uns: Auch
am Lande soll und muß das Sanitätsgesetz gehand-
habt werden. Gesetzliche Bestimmungen verlangen,
daß menschliche und tierische Abfälle entfernt werden
müssen. Leider werden diese Vorschriften nicht immer
eingehalten. Wenn man einen Spaziergang nach
dem idyllisch gelegenen Gams unternimmt und
den Gamserberg passiert, so strömt uns gleich beim
Bache ein ekelhafter Geruch entgegen; weiterschreitend
sehen wir auf der Straße ein Bächlein tiefbrauner
Flüssigkeit rinnen -- es ist Jauche. Durch Erkun-
digungen im Orte erfuhr ich nun, daß der Besitz,
von dem die Jauche über die Straße und auf ihr
weiterfließt, Eigentum der -- Marburger Schul-
schwestern
ist. Es scheint, als ob die zuständige
Behörde diesen sanitätswidrigen Zustand nicht sehen
würde, denn daß bei der Handhabung des Sanitäts-
gesetzes ein Unterschied gemacht wird zwischen "ge-
wöhnlichen" Menschen und den Schulschwestern,
kann doch nicht angenommen werden. Allerdings
meint man, daß wenn sich ein deutscher Besitzer
eine solche sanitätswidrige Handlung zuschulden
kommen ließe, er schon längst eindringlich die Kraft
des Gesetzes und seiner Exekutivorgane kennen ge-
lernt hätte; daß dies bei den slowenischklerikalen
Schulschwestern noch nicht der Fall war, ruft nach
schleuniger Abhilfe. Übrigens sei die Hoffnung aus-
gedrückt, daß die Schulschwestern infolge dieser Zeilen
freiwillig und in ihrem eigenen Interesse diesem
Übelstande abhelfen, was ganz leicht geschehen könnte
durch Anlegung einer wasserdichten Jauche- be-
ziehungsweise Düngergrube. -- Ein Marburger
Spaziergänger im Namen anderer, die nur ungerne
den Besuch des schönen Ortes Gams meiden würden.

Die bezeichnende Äußerung eines Wen-
denpriesters.

Überallhin werden Lose der Vierten
steiermärkischen Wohltätigkeitslotterie zum Ankaufe
versandt. Um den guten Zweck zu fördern, ging
kürzlich eine Persönlichkeit auch zu mehreren Fami-
lien im steirischen Drautale mit der Bitte, Wohl-
tätigkeitslose abzunehmen. Bei einer Familie wurde
nun dem Menschenfreunde gesagt, er möge nächster
Tage wieder kommen, man müsse erst den Herrn --
Kaplan um seine Wohlmeinung hinsichtlich des An-
kaufes dieser Wohltätigkeitslose befragen. Die der
Familie durch den ("natürlich" slowenischen)
Kaplan erteilte Antwort lautete wörtlich also: "Die

Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909

[Spaltenumbruch] die Erſtaufführung des Luſtſpieles „Glück bei
Frauen“ von Engel und Horſt vor, das am Bürger-
theater in Wien im Vorjahre ununterbrochen den
Spielplan beherrſchte.

Südmark-Lotterie.

Wenn auch der Bezug
der Loſe durch die Ortsgruppen im allgemeinen
recht zufriedenſtellend iſt, ſo iſt damit allein der
Erfolg wohl noch nicht gegeben. Jetzt handelt es
ſich darum, dafür zu ſorgen, daß die von den Orts-
gruppen beſtellten Loſe tatſächlich alle abgeſetzt
werden. Das iſt für die einzelnen Ortsgruppen in
den meiſten Fällen eine geringe Arbeit, verbürgt aber
in der Arbeit aller Ortsgruppen den erwünſchten
vollen Erfolg der Lotterie. Die Lotterieleitung ſieht
ſich mit Rückſicht darauf, daß einzelne Ortsgruppen
diesmal nicht mit jenem Eifer wie im Vorjahre
für die Lotterie einzuſetzen ſcheinen, gedrängt, noch-
mals an alle Ortsgruppenleitungen die Bitte zu
richten, in der Arbeit für die Südmark-Lotterie
nicht zu erlahmen. Es muß dabei immer darauf
verwieſen werden, daß tatſächlich keine der beſtehenden
Effektenlotterien auch nur annähernd ſo gut und ſo
reich an Treffern ausgeſtattet iſt, wie eben die
Südmark-Lotterie. Sie iſt auch, wie mit Genug-
tuung bei der letzten behördlichen Reviſion in der
Kanzlei feſtgeſtellt wurde, nach jeder Richtung hin
in der Durchführung einwandfrei und klaglos. Das
muß hervorgehoben werden, weil nur allzuleicht
unter dem Eindrucke der Erfahrungen, die bei anderen
Effektenlotterien von Gewinnern gemacht wurden,
auch die Südmark-Lotterie Schaden leiden könnte.
Mögen ſo alle Ortsgruppen und Südmarkfreunde
ihre Pflicht tun, in den wenigen Tagen, die noch
bis zur Ziehung am 11. November für die Arbeit
gegeben ſind.

Deutſcher Gemeindewahlſieg in Zirk-
nitz.

Aus St. Egydi W.-B. wird dem Grazer
Wochenblatte geſchrieben: Eine freudige Nachricht!
Unſere ſchwerbedrohte Nachbargemeinde Zirknitz iſt
durch die am 7. d. M. vollzogene Gemeindeausſchuß-
wahl in deutſchen Händen. Zwar kein vollſtändiger
Sieg; unter acht Ausſchüſſen ſind zwei Wenden,
die aber natürlich nicht zur Geltung kommen. Von
den zwei Wahlkörpern iſt der erſte ganz in unſeren
Händen, im zweiten drangen zwei Gegner durch.
Und traurig, es ſagen zu müſſen, auch hier iſt nur
deutſche Fahrläſſigkeit Schuld an dem Eindringen
der zwei Wenden. Nur drei Stimmen fehlten und
der Sieg wäre vollkommen geweſen. — Gewählt
wurden die Herren Kröll, Schalhammer, Dr. Ven-
ningerholz und Hempel im erſten, Flucher, Bau-
mann (Wende), Prinz (Wende) und Reppnik im
zweiten Wahlkörper. Wir können feſtſtellen, daß der
Erfolg dieſer Wahl die erſte Frucht der zielbewußten
Südmarkarbeit in Zirknitz iſt. Heil und tiefen Dank
dem wackeren Vereine! Nun friſch drauf und dran
an die Wiedergewinnung unſeres vielumſtrittenen
Egydi, ſie ſoll die ſchönſte Frucht der Arbeit ſein!

Der ſteiriſche Wein.

Man erſucht uns
um Aufnahme folgender Zeilen: Zur bevorſtehenden
Weinerntezeit wurde allſeitig die landwirtſchaftliche
Verſammlung vom 10. Oktober im Hotel „Stadt
Wien“ freudig begrüßt und ſehr gut beſucht. Der
zeitgemäße, ſehr lehrreiche Vortrag des Herrn
Direktor E. Schmid über die Krankheiten, Be-
handlung eventuell Zuckerung der leichteren Wein-
möſte fand dankbare Anerkennung; auch die An-
regung des Herrn Dr. Leonhard d. Ä. über
den Verkauf und die Verwertung der Produkte
durch Errichtung von Weinlagerhäuſern, wie ſolche
bereits in Innsbruck mit Erfolg beſtehen und den
einzelnen Produzenten nützlicher als die Genoſſen-
ſchaften ſind, ſo auch die Anträge des Herrn
Girſtmayr, betreff der Herabſetzung der zu hohen
Verzehrungsſteuer auf Wein, welche in Graz 14 K.,
in Klagenfurt ſogar 18 K. per Hektoliter beträgt,
dann Erweiterung der Landhaus-Kellerei-Gaſtwirt-
ſchaft fanden ungeteilten reichen Beifall. Leider
konnte wegen vorgerückter Stunde der ſehr wichtige
Punkt über die notwendige Hebung des ſteiriſchen
Weinhandels und deſſen Konſum im eigenen Lande
nicht mehr zur Sprache kommen, obwohl gerade
dieſer Punkt endlich ernſtliche Erwägung verdient.
Bei dem Umſtande, daß durch die Neuanlagen,
deren Produkte bedeutend weniger Säure auch in
minderen Jahrgängen aufweiſen als die Weine alter
gemiſchter Anlagen, kann der ſteiriſche Wein umſo
leichter in die Konkurrenz von allen Tiroler, Iſtrianer,
Dalmatiner, Öſterreicher und auch vielen ungariſchen
Spezialitäten, beſonders in Weißweinſorten, geſtellt
werden, als dieſe viel haltbarer und erfriſchender
in der Qualität ſind. Trotz dieſer Vorzüge findet
man in den meiſten größeren Reſtaurants die
[Spaltenumbruch] Weinkarten voll mit lauter fremdländiſchen
Weinſorten verzeichnet, wobei der edle ſteiriſche
Tropfen kaum eine ſehr ſtiefmütterliche Aufnahme
gefunden hat, was jedenfalls auf Mangel nötiger
Reklame oder Unkenntnis der Konſumenten zurück-
zuführen iſt. Weiters wird ſeit einigen Jahren von
vielen Ärzten jedem Kranken bei jeder Gelegenheit,
ob in krankem oder geſundem Zuſtande das Wein-
trinken verboten, obwohl Beweiſe genug vorhanden
ſind, daß ſehr viele Leidende gerade dem mäßigen
Genuß eines guten ſteiriſchen Weines ihre Geſund-
heit und hohes Alter zu verdanken haben. Solche
Zuſtände veranlaſſen dann viele Konſumenten, vom
Genuſſe des Weines abzuſehen, wodurch der Wein-
konſum bedeutend zurückgedrängt wird, hingegen aber
andere, weniger kräftige Getränke in Anſpruch ge-
nommen werden.

Bürgermeiſterwahl in Arnfels.

Aus
Arnfels, 11. Oktober, ſchreibt man uns: „Bei
der heute ſtattgehobten Wahl wurde an Stelle des
zurückgetretenen Bürgermeiſters Auguſt Stroh-
maier
der Kaufmann Emmerich Grabner ge-
wählt. Die freigewordene Stelle des dritten Ge-
meinderates erhielt der gräflich Schönborn-Buch-
heimſche Gutsverwalter Karl Schatt.

Panorama International.

Viel Sehens-
wertes bietet die in dieſer Woche ausgeſtellte inter-
eſſante Serie „Die Truppenmanöver in der Schweiz
1908 und der herrliche Beſuch von Baſel“.
Wir ſehen von Baſel das Geſamtpanorama, die
Rheinbrücke, den Marktplatz mit dem ſchönen Rat-
haus, die Totalanſicht der Kathedrale, den Altar,
die ſchöne Orgel der Kirche, den Marktplatz und
andere reizende Punkte. Weiters können wir das
hochinterſſante Truppenmanöver verfolgen, die ver-
ſchiedenenen Gefechtsſzenen, die neuen Schnellfeuer-
geſchütze im Gefecht, die fremdländiſchen Offiziere,
Kavallerie ins Gefecht rückend, ſchußbereite Artillerie,
Szenen im Lager, defilierende Radfahrerkompapnie
und vieles andere.

Zum Raubmorde an dem Gaiſchützen
Ploj,

über den wir vorgeſtern kurz berichteten, ſei
noch folgendes nachgetragen: In der Nacht vom
6. auf den 7. Oktober wurde ein Einbruch in das
Gemiſchtwarengeſchäft des Joſef Farkas in Sankt
Georgen an der Stainz verſucht. Die Diebe er-
brachen das große Auslagefenſter und entwendeten
daraus alles. Als ſie in das Geſchäftslokal eindringen
wollten, wurden ſie vom erwachten Kaufmann, dem
Poſtmeiſter und Dr. Kreft durch Flintenſchüſſe
verſcheucht. Die Diebe ergriffen die Flucht in der
Richtung gegen Selluſchen und warfen einige ge-
ſtohlene Sachen weg. Dieſer Tat dringend ver-
dächtig erſcheint auch der Dreſcher Reiſer aus
Selluſchen, der von der Gendarmerie verhaftet
wurde; ſeine Spießgeſellen Franz und Andreas
Neubauer aus Sagoretz bei Pettau aber gingen
den nächſten Tag in der Richtung nach Eichmaut-
dorf, in der Abſicht, den erſtbeſten Menſchen, dem
ſie auf der Straße begegnen, zu ermorden und zu
berauben, um ſich dadurch Geldmittel zu verſchaffen.
Im Gaſthaus Hanzekovic in Eichmautdorf an-
gelangt, erkundigten ſie ſich, ob der Gaſtwirt
Majcen auf der Koliben zu Hauſe ſei, wahrſchein-
lich in der Abſicht, im Falle der Abweſenheit
Majcens deſſen Ehegattin in dieſem einſam in der
Au gelegenen Gaſthauſe zu berauben. Die genannten
zwei Strolche zogen dahin, fanden jedoch den Gaſt-
wirt Majcen beim Hauſe und ſuchten bald das
Weite. Nun begegneten ſie gegen 11 Uhr vormittags
in der Au dem verheirateten Gaiſchütz Ploj des
Bäckermeiſters Nedog aus Kapellen, welcher bereits
mit ſeinem leeren Korbe auf dem Heimwege war
und beſchloſſen raſch, dieſen Gaiſchütz zu ermorden
und zu berauben. Der ältere, Andreas, befahl
dem jüngeren 18jährigen Franz, er müſſe den
Gaiſchütz, ſobald er ihn faſſe, mit dem Meſſer er-
ſtechen. Franz ſchlitzte dem ohnehin ver-
krüppelten
Gatſchütz den Bauch auf und
nach der Beraubung der geringen Barſchaft von
einigen Kronen warfen ihn die Räuber ſamt dem
Rückentragkorbe in die Mur. Dieſe Tat bemerkte
von der Ferne ein Müller, der den Toten, da
er infolge des angeſchnallten leeren Tragkorbes nicht
unterging, herausfiſchte. Nach der Beſchreibung der
Leute, die die Räuber ſahen, wurden ſie von der
Gendarmerie aus Bad Radein verfolgt, der ſich auch
die Nachbarpoſten St. Georgen an der Stainz und
Kreuzdorf anſchloſſen. Ein weggeworfener zerriſſener
Brief, welchen der Gaiſchütz mithatte, führte die
Spur in die Richtung gegen Selluſchen, wo ſie
tatſächlich im Gaſthauſe des Laßboſchek den jüngeren
Räuber Franz Neubauer mit einem Revolver be-
[Spaltenumbruch] waffnet antrafen. In die Enge getrieben, geſtand
er nach längerem Leugnen die gräßliche Tat und
erzählte, daß der Anſtifter ſein Bruder Andreas
ſei. Nun ging die Suche nach dieſem. Nach langem
Suchen wurde in Erfahrung gebracht, daß der
Räuber im Stalle der Gaſtwirtin Kreft in Sankt
Georgen a. d. St. ſich verſteckt hat; jedoch entkam
er vor dem Eintreffen der Gendarmerie und ver-
ſteckte ſich im Wirtſchaftsgebäude des Gaſtwirtes
Domainko in Jandorf. Der von einem Kranken-
beſuche heimkehrende Dr. Kreft begegnete ihm nach
Mitternacht und erzählte es der eifrig nachforſchen-
den Gendarmerie. Da die Hunde des Gaſtwirtes
Domainko beim Wirtſchaftsgebäude auffallend
ſtark bellten, wurde das Gebäude von der Gendarmerie
umſtellt. Gaſtwirt Domainko ging mit ſeinen zwei
Fleiſcherhunden auf die Tenne und ſchrie, der un-
angemeldete Gaſt ſolle ſich melden, ſonſt werde ge-
ſchoſſen. In der Meinung, daß der Gaſtwirt allein
ſei, rührte ſich der Räuber hinter einem Haufen
Fiſolenſtöcken und wurde alsbald gefaßt. Bei ihm
fand man eine geladene Doppelpiſtole, Pulver, Hammer,
Stemmeiſen, Meſſer und dergleichen.

Von der k. k. Bezirkshauptmannſchaft

als Steuerbehörde Marburg wird hiemit bekannt-
gegeben, daß die Einreihung der Perſonaleinkommen-
ſteuerpflichtigen in die drei Wahlkörper zur Vor-
nahme der Wahlen für die ausſcheidenden gewählten
Mitglieder und Mitgliederſtellvertreter der Perſonal-
einkommenſteuer-Schätzungskommiſſion für die Ver-
anlagungsbezirke Marburg Stadt und Land voll-
zogen wurde. Den Perſonaleinkommenſteuerpflichtigen
ſteht es frei, vom 15. Oktober 1909 an durch
acht Tage in die Wählerverzeichniſſe täglich inner-
halb der Amtsſtunden von 8 bis 12 vormittag und
von 2 bis 6 Uhr nachmittag im Amtszimmer 6
und 4 Bahnhofſtraße 3, 2. Stock, behufs Einbrin-
gung von Beſchwerden gegen die Einreihung in die
einzelnen Wahlkörper Einſicht zu nehmen. Nicht
amtsbekannte Perſonaleinkommenſteuerpflichtige haben
ſich als ſolche gehörig zu legitimieren. Allfällige
Beſchwerden ſind bei der gefertigten k. k. Bezirks-
hauptmannſchaft einzubringen, ſtehen jedoch der
Fortſetzung der Amtshandlung, insbeſondere der
Vornahme giltiger Wahlen, nicht im Wege.

Sanitäre Übelſtände in Gams.

Ein
„Marburger Spaziergänger“ ſchreibt uns: Auch
am Lande ſoll und muß das Sanitätsgeſetz gehand-
habt werden. Geſetzliche Beſtimmungen verlangen,
daß menſchliche und tieriſche Abfälle entfernt werden
müſſen. Leider werden dieſe Vorſchriften nicht immer
eingehalten. Wenn man einen Spaziergang nach
dem idylliſch gelegenen Gams unternimmt und
den Gamſerberg paſſiert, ſo ſtrömt uns gleich beim
Bache ein ekelhafter Geruch entgegen; weiterſchreitend
ſehen wir auf der Straße ein Bächlein tiefbrauner
Flüſſigkeit rinnen — es iſt Jauche. Durch Erkun-
digungen im Orte erfuhr ich nun, daß der Beſitz,
von dem die Jauche über die Straße und auf ihr
weiterfließt, Eigentum der — Marburger Schul-
ſchweſtern
iſt. Es ſcheint, als ob die zuſtändige
Behörde dieſen ſanitätswidrigen Zuſtand nicht ſehen
würde, denn daß bei der Handhabung des Sanitäts-
geſetzes ein Unterſchied gemacht wird zwiſchen „ge-
wöhnlichen“ Menſchen und den Schulſchweſtern,
kann doch nicht angenommen werden. Allerdings
meint man, daß wenn ſich ein deutſcher Beſitzer
eine ſolche ſanitätswidrige Handlung zuſchulden
kommen ließe, er ſchon längſt eindringlich die Kraft
des Geſetzes und ſeiner Exekutivorgane kennen ge-
lernt hätte; daß dies bei den ſloweniſchklerikalen
Schulſchweſtern noch nicht der Fall war, ruft nach
ſchleuniger Abhilfe. Übrigens ſei die Hoffnung aus-
gedrückt, daß die Schulſchweſtern infolge dieſer Zeilen
freiwillig und in ihrem eigenen Intereſſe dieſem
Übelſtande abhelfen, was ganz leicht geſchehen könnte
durch Anlegung einer waſſerdichten Jauche- be-
ziehungsweiſe Düngergrube. — Ein Marburger
Spaziergänger im Namen anderer, die nur ungerne
den Beſuch des ſchönen Ortes Gams meiden würden.

Die bezeichnende Äußerung eines Wen-
denprieſters.

Überallhin werden Loſe der Vierten
ſteiermärkiſchen Wohltätigkeitslotterie zum Ankaufe
verſandt. Um den guten Zweck zu fördern, ging
kürzlich eine Perſönlichkeit auch zu mehreren Fami-
lien im ſteiriſchen Drautale mit der Bitte, Wohl-
tätigkeitsloſe abzunehmen. Bei einer Familie wurde
nun dem Menſchenfreunde geſagt, er möge nächſter
Tage wieder kommen, man müſſe erſt den Herrn —
Kaplan um ſeine Wohlmeinung hinſichtlich des An-
kaufes dieſer Wohltätigkeitsloſe befragen. Die der
Familie durch den („natürlich“ ſloweniſchen)
Kaplan erteilte Antwort lautete wörtlich alſo: „Die

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Südmarkarbeit in Zirknitz i&#x017F;t. Heil und tiefen Dank<lb/>
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[4/0004] Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909 die Erſtaufführung des Luſtſpieles „Glück bei Frauen“ von Engel und Horſt vor, das am Bürger- theater in Wien im Vorjahre ununterbrochen den Spielplan beherrſchte. Südmark-Lotterie. Wenn auch der Bezug der Loſe durch die Ortsgruppen im allgemeinen recht zufriedenſtellend iſt, ſo iſt damit allein der Erfolg wohl noch nicht gegeben. Jetzt handelt es ſich darum, dafür zu ſorgen, daß die von den Orts- gruppen beſtellten Loſe tatſächlich alle abgeſetzt werden. Das iſt für die einzelnen Ortsgruppen in den meiſten Fällen eine geringe Arbeit, verbürgt aber in der Arbeit aller Ortsgruppen den erwünſchten vollen Erfolg der Lotterie. Die Lotterieleitung ſieht ſich mit Rückſicht darauf, daß einzelne Ortsgruppen diesmal nicht mit jenem Eifer wie im Vorjahre für die Lotterie einzuſetzen ſcheinen, gedrängt, noch- mals an alle Ortsgruppenleitungen die Bitte zu richten, in der Arbeit für die Südmark-Lotterie nicht zu erlahmen. Es muß dabei immer darauf verwieſen werden, daß tatſächlich keine der beſtehenden Effektenlotterien auch nur annähernd ſo gut und ſo reich an Treffern ausgeſtattet iſt, wie eben die Südmark-Lotterie. Sie iſt auch, wie mit Genug- tuung bei der letzten behördlichen Reviſion in der Kanzlei feſtgeſtellt wurde, nach jeder Richtung hin in der Durchführung einwandfrei und klaglos. Das muß hervorgehoben werden, weil nur allzuleicht unter dem Eindrucke der Erfahrungen, die bei anderen Effektenlotterien von Gewinnern gemacht wurden, auch die Südmark-Lotterie Schaden leiden könnte. Mögen ſo alle Ortsgruppen und Südmarkfreunde ihre Pflicht tun, in den wenigen Tagen, die noch bis zur Ziehung am 11. November für die Arbeit gegeben ſind. Deutſcher Gemeindewahlſieg in Zirk- nitz. Aus St. Egydi W.-B. wird dem Grazer Wochenblatte geſchrieben: Eine freudige Nachricht! Unſere ſchwerbedrohte Nachbargemeinde Zirknitz iſt durch die am 7. d. M. vollzogene Gemeindeausſchuß- wahl in deutſchen Händen. Zwar kein vollſtändiger Sieg; unter acht Ausſchüſſen ſind zwei Wenden, die aber natürlich nicht zur Geltung kommen. Von den zwei Wahlkörpern iſt der erſte ganz in unſeren Händen, im zweiten drangen zwei Gegner durch. Und traurig, es ſagen zu müſſen, auch hier iſt nur deutſche Fahrläſſigkeit Schuld an dem Eindringen der zwei Wenden. Nur drei Stimmen fehlten und der Sieg wäre vollkommen geweſen. — Gewählt wurden die Herren Kröll, Schalhammer, Dr. Ven- ningerholz und Hempel im erſten, Flucher, Bau- mann (Wende), Prinz (Wende) und Reppnik im zweiten Wahlkörper. Wir können feſtſtellen, daß der Erfolg dieſer Wahl die erſte Frucht der zielbewußten Südmarkarbeit in Zirknitz iſt. Heil und tiefen Dank dem wackeren Vereine! Nun friſch drauf und dran an die Wiedergewinnung unſeres vielumſtrittenen Egydi, ſie ſoll die ſchönſte Frucht der Arbeit ſein! Der ſteiriſche Wein. Man erſucht uns um Aufnahme folgender Zeilen: Zur bevorſtehenden Weinerntezeit wurde allſeitig die landwirtſchaftliche Verſammlung vom 10. Oktober im Hotel „Stadt Wien“ freudig begrüßt und ſehr gut beſucht. Der zeitgemäße, ſehr lehrreiche Vortrag des Herrn Direktor E. Schmid über die Krankheiten, Be- handlung eventuell Zuckerung der leichteren Wein- möſte fand dankbare Anerkennung; auch die An- regung des Herrn Dr. Leonhard d. Ä. über den Verkauf und die Verwertung der Produkte durch Errichtung von Weinlagerhäuſern, wie ſolche bereits in Innsbruck mit Erfolg beſtehen und den einzelnen Produzenten nützlicher als die Genoſſen- ſchaften ſind, ſo auch die Anträge des Herrn Girſtmayr, betreff der Herabſetzung der zu hohen Verzehrungsſteuer auf Wein, welche in Graz 14 K., in Klagenfurt ſogar 18 K. per Hektoliter beträgt, dann Erweiterung der Landhaus-Kellerei-Gaſtwirt- ſchaft fanden ungeteilten reichen Beifall. Leider konnte wegen vorgerückter Stunde der ſehr wichtige Punkt über die notwendige Hebung des ſteiriſchen Weinhandels und deſſen Konſum im eigenen Lande nicht mehr zur Sprache kommen, obwohl gerade dieſer Punkt endlich ernſtliche Erwägung verdient. Bei dem Umſtande, daß durch die Neuanlagen, deren Produkte bedeutend weniger Säure auch in minderen Jahrgängen aufweiſen als die Weine alter gemiſchter Anlagen, kann der ſteiriſche Wein umſo leichter in die Konkurrenz von allen Tiroler, Iſtrianer, Dalmatiner, Öſterreicher und auch vielen ungariſchen Spezialitäten, beſonders in Weißweinſorten, geſtellt werden, als dieſe viel haltbarer und erfriſchender in der Qualität ſind. Trotz dieſer Vorzüge findet man in den meiſten größeren Reſtaurants die Weinkarten voll mit lauter fremdländiſchen Weinſorten verzeichnet, wobei der edle ſteiriſche Tropfen kaum eine ſehr ſtiefmütterliche Aufnahme gefunden hat, was jedenfalls auf Mangel nötiger Reklame oder Unkenntnis der Konſumenten zurück- zuführen iſt. Weiters wird ſeit einigen Jahren von vielen Ärzten jedem Kranken bei jeder Gelegenheit, ob in krankem oder geſundem Zuſtande das Wein- trinken verboten, obwohl Beweiſe genug vorhanden ſind, daß ſehr viele Leidende gerade dem mäßigen Genuß eines guten ſteiriſchen Weines ihre Geſund- heit und hohes Alter zu verdanken haben. Solche Zuſtände veranlaſſen dann viele Konſumenten, vom Genuſſe des Weines abzuſehen, wodurch der Wein- konſum bedeutend zurückgedrängt wird, hingegen aber andere, weniger kräftige Getränke in Anſpruch ge- nommen werden. Ein Weinproduzent. Bürgermeiſterwahl in Arnfels. Aus Arnfels, 11. Oktober, ſchreibt man uns: „Bei der heute ſtattgehobten Wahl wurde an Stelle des zurückgetretenen Bürgermeiſters Auguſt Stroh- maier der Kaufmann Emmerich Grabner ge- wählt. Die freigewordene Stelle des dritten Ge- meinderates erhielt der gräflich Schönborn-Buch- heimſche Gutsverwalter Karl Schatt.“ Panorama International. Viel Sehens- wertes bietet die in dieſer Woche ausgeſtellte inter- eſſante Serie „Die Truppenmanöver in der Schweiz 1908 und der herrliche Beſuch von Baſel“. Wir ſehen von Baſel das Geſamtpanorama, die Rheinbrücke, den Marktplatz mit dem ſchönen Rat- haus, die Totalanſicht der Kathedrale, den Altar, die ſchöne Orgel der Kirche, den Marktplatz und andere reizende Punkte. Weiters können wir das hochinterſſante Truppenmanöver verfolgen, die ver- ſchiedenenen Gefechtsſzenen, die neuen Schnellfeuer- geſchütze im Gefecht, die fremdländiſchen Offiziere, Kavallerie ins Gefecht rückend, ſchußbereite Artillerie, Szenen im Lager, defilierende Radfahrerkompapnie und vieles andere. Zum Raubmorde an dem Gaiſchützen Ploj, über den wir vorgeſtern kurz berichteten, ſei noch folgendes nachgetragen: In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober wurde ein Einbruch in das Gemiſchtwarengeſchäft des Joſef Farkas in Sankt Georgen an der Stainz verſucht. Die Diebe er- brachen das große Auslagefenſter und entwendeten daraus alles. Als ſie in das Geſchäftslokal eindringen wollten, wurden ſie vom erwachten Kaufmann, dem Poſtmeiſter und Dr. Kreft durch Flintenſchüſſe verſcheucht. Die Diebe ergriffen die Flucht in der Richtung gegen Selluſchen und warfen einige ge- ſtohlene Sachen weg. Dieſer Tat dringend ver- dächtig erſcheint auch der Dreſcher Reiſer aus Selluſchen, der von der Gendarmerie verhaftet wurde; ſeine Spießgeſellen Franz und Andreas Neubauer aus Sagoretz bei Pettau aber gingen den nächſten Tag in der Richtung nach Eichmaut- dorf, in der Abſicht, den erſtbeſten Menſchen, dem ſie auf der Straße begegnen, zu ermorden und zu berauben, um ſich dadurch Geldmittel zu verſchaffen. Im Gaſthaus Hanzekovic in Eichmautdorf an- gelangt, erkundigten ſie ſich, ob der Gaſtwirt Majcen auf der Koliben zu Hauſe ſei, wahrſchein- lich in der Abſicht, im Falle der Abweſenheit Majcens deſſen Ehegattin in dieſem einſam in der Au gelegenen Gaſthauſe zu berauben. Die genannten zwei Strolche zogen dahin, fanden jedoch den Gaſt- wirt Majcen beim Hauſe und ſuchten bald das Weite. Nun begegneten ſie gegen 11 Uhr vormittags in der Au dem verheirateten Gaiſchütz Ploj des Bäckermeiſters Nedog aus Kapellen, welcher bereits mit ſeinem leeren Korbe auf dem Heimwege war und beſchloſſen raſch, dieſen Gaiſchütz zu ermorden und zu berauben. Der ältere, Andreas, befahl dem jüngeren 18jährigen Franz, er müſſe den Gaiſchütz, ſobald er ihn faſſe, mit dem Meſſer er- ſtechen. Franz ſchlitzte dem ohnehin ver- krüppelten Gatſchütz den Bauch auf und nach der Beraubung der geringen Barſchaft von einigen Kronen warfen ihn die Räuber ſamt dem Rückentragkorbe in die Mur. Dieſe Tat bemerkte von der Ferne ein Müller, der den Toten, da er infolge des angeſchnallten leeren Tragkorbes nicht unterging, herausfiſchte. Nach der Beſchreibung der Leute, die die Räuber ſahen, wurden ſie von der Gendarmerie aus Bad Radein verfolgt, der ſich auch die Nachbarpoſten St. Georgen an der Stainz und Kreuzdorf anſchloſſen. Ein weggeworfener zerriſſener Brief, welchen der Gaiſchütz mithatte, führte die Spur in die Richtung gegen Selluſchen, wo ſie tatſächlich im Gaſthauſe des Laßboſchek den jüngeren Räuber Franz Neubauer mit einem Revolver be- waffnet antrafen. In die Enge getrieben, geſtand er nach längerem Leugnen die gräßliche Tat und erzählte, daß der Anſtifter ſein Bruder Andreas ſei. Nun ging die Suche nach dieſem. Nach langem Suchen wurde in Erfahrung gebracht, daß der Räuber im Stalle der Gaſtwirtin Kreft in Sankt Georgen a. d. St. ſich verſteckt hat; jedoch entkam er vor dem Eintreffen der Gendarmerie und ver- ſteckte ſich im Wirtſchaftsgebäude des Gaſtwirtes Domainko in Jandorf. Der von einem Kranken- beſuche heimkehrende Dr. Kreft begegnete ihm nach Mitternacht und erzählte es der eifrig nachforſchen- den Gendarmerie. Da die Hunde des Gaſtwirtes Domainko beim Wirtſchaftsgebäude auffallend ſtark bellten, wurde das Gebäude von der Gendarmerie umſtellt. Gaſtwirt Domainko ging mit ſeinen zwei Fleiſcherhunden auf die Tenne und ſchrie, der un- angemeldete Gaſt ſolle ſich melden, ſonſt werde ge- ſchoſſen. In der Meinung, daß der Gaſtwirt allein ſei, rührte ſich der Räuber hinter einem Haufen Fiſolenſtöcken und wurde alsbald gefaßt. Bei ihm fand man eine geladene Doppelpiſtole, Pulver, Hammer, Stemmeiſen, Meſſer und dergleichen. Von der k. k. Bezirkshauptmannſchaft als Steuerbehörde Marburg wird hiemit bekannt- gegeben, daß die Einreihung der Perſonaleinkommen- ſteuerpflichtigen in die drei Wahlkörper zur Vor- nahme der Wahlen für die ausſcheidenden gewählten Mitglieder und Mitgliederſtellvertreter der Perſonal- einkommenſteuer-Schätzungskommiſſion für die Ver- anlagungsbezirke Marburg Stadt und Land voll- zogen wurde. Den Perſonaleinkommenſteuerpflichtigen ſteht es frei, vom 15. Oktober 1909 an durch acht Tage in die Wählerverzeichniſſe täglich inner- halb der Amtsſtunden von 8 bis 12 vormittag und von 2 bis 6 Uhr nachmittag im Amtszimmer 6 und 4 Bahnhofſtraße 3, 2. Stock, behufs Einbrin- gung von Beſchwerden gegen die Einreihung in die einzelnen Wahlkörper Einſicht zu nehmen. Nicht amtsbekannte Perſonaleinkommenſteuerpflichtige haben ſich als ſolche gehörig zu legitimieren. Allfällige Beſchwerden ſind bei der gefertigten k. k. Bezirks- hauptmannſchaft einzubringen, ſtehen jedoch der Fortſetzung der Amtshandlung, insbeſondere der Vornahme giltiger Wahlen, nicht im Wege. Sanitäre Übelſtände in Gams. Ein „Marburger Spaziergänger“ ſchreibt uns: Auch am Lande ſoll und muß das Sanitätsgeſetz gehand- habt werden. Geſetzliche Beſtimmungen verlangen, daß menſchliche und tieriſche Abfälle entfernt werden müſſen. Leider werden dieſe Vorſchriften nicht immer eingehalten. Wenn man einen Spaziergang nach dem idylliſch gelegenen Gams unternimmt und den Gamſerberg paſſiert, ſo ſtrömt uns gleich beim Bache ein ekelhafter Geruch entgegen; weiterſchreitend ſehen wir auf der Straße ein Bächlein tiefbrauner Flüſſigkeit rinnen — es iſt Jauche. Durch Erkun- digungen im Orte erfuhr ich nun, daß der Beſitz, von dem die Jauche über die Straße und auf ihr weiterfließt, Eigentum der — Marburger Schul- ſchweſtern iſt. Es ſcheint, als ob die zuſtändige Behörde dieſen ſanitätswidrigen Zuſtand nicht ſehen würde, denn daß bei der Handhabung des Sanitäts- geſetzes ein Unterſchied gemacht wird zwiſchen „ge- wöhnlichen“ Menſchen und den Schulſchweſtern, kann doch nicht angenommen werden. Allerdings meint man, daß wenn ſich ein deutſcher Beſitzer eine ſolche ſanitätswidrige Handlung zuſchulden kommen ließe, er ſchon längſt eindringlich die Kraft des Geſetzes und ſeiner Exekutivorgane kennen ge- lernt hätte; daß dies bei den ſloweniſchklerikalen Schulſchweſtern noch nicht der Fall war, ruft nach ſchleuniger Abhilfe. Übrigens ſei die Hoffnung aus- gedrückt, daß die Schulſchweſtern infolge dieſer Zeilen freiwillig und in ihrem eigenen Intereſſe dieſem Übelſtande abhelfen, was ganz leicht geſchehen könnte durch Anlegung einer waſſerdichten Jauche- be- ziehungsweiſe Düngergrube. — Ein Marburger Spaziergänger im Namen anderer, die nur ungerne den Beſuch des ſchönen Ortes Gams meiden würden. Die bezeichnende Äußerung eines Wen- denprieſters. Überallhin werden Loſe der Vierten ſteiermärkiſchen Wohltätigkeitslotterie zum Ankaufe verſandt. Um den guten Zweck zu fördern, ging kürzlich eine Perſönlichkeit auch zu mehreren Fami- lien im ſteiriſchen Drautale mit der Bitte, Wohl- tätigkeitsloſe abzunehmen. Bei einer Familie wurde nun dem Menſchenfreunde geſagt, er möge nächſter Tage wieder kommen, man müſſe erſt den Herrn — Kaplan um ſeine Wohlmeinung hinſichtlich des An- kaufes dieſer Wohltätigkeitsloſe befragen. Die der Familie durch den („natürlich“ ſloweniſchen) Kaplan erteilte Antwort lautete wörtlich alſo: „Die

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 123, Marburg, 14.10.1909, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger123_1909/4>, abgerufen am 26.04.2024.